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Interview mit Dr.-Ing. Hermann Strub Transkription des Interviews ...

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Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Raumfahrt integriert wurde. War das<br />

aus Ihrer damaligen Sicht und aus Ihrer heutigen Sicht, falls diese sich unterscheidet,<br />

eine sinnvolle Reorganisation <strong>des</strong> Raumfahrtmanagements?<br />

20:25 HS: Sie war sinnvoll, aber sie war nur halbherzig. Sie ist nicht so durchgezogen<br />

worden, wie sie es hätte sein sollen, um wirklich erfolgreich sein zu können und das<br />

auszunutzen, was die dortigen Mitarbeiter konnten. Das Ministerium hätte sich<br />

zurückziehen müssen und sich sagen: Lasst doch diese Leute das machen, aber wir<br />

sagen ihnen, wo sie hin müssen und wie viel Geld dafür zur Verfügung steht. Das<br />

hat das Ministerium nicht richtig befolgt. Das war ich von Europa her ein bisschen<br />

anders gewohnt.<br />

20:59 HT: Sie erwähnten, dass Sie Beziehungen und gute Kontakte zur Industrie<br />

hatten. Für die Industrie war es ja auch ein Problem, dass das Management der<br />

Raumfahrtprojekte jetzt in der nationalen Forschungsanstalt angesiedelt war, die in<br />

diesem Sinne eine etwas unglückliche Rolle hatte und in Konkurrenz zur Industrie<br />

stand. Nahmen Sie diese kritische Stimmung so wahr und konnten Sie das<br />

moderieren?<br />

21:20 HS: Ich habe das wahrgenommen. Die Auflösung der GfW ist während meiner<br />

Zeit passiert. Sie wurde im Wesentlichen im Ministerium bearbeitet von Leuten, die<br />

nicht gerade zu den Freunden von Max Mayer zählten, auch in seiner juristischen<br />

Unterabteilung. Von oben gesehen, hat Hans-Hilger Haunschild das vielleicht auch<br />

stärker unterstützt. Ich muss Ihnen sagen, als Referatsleiter habe ich überhaupt nie<br />

Einfluss auf solche Dinge nehmen können. Aber ich habe ihn auch nicht gesucht. Mir<br />

war das manchmal suspekt, wie da alles ablief. Ich habe mich um die<br />

programmatischen und technologischen Fragen in meinem begrenzten Fachbereich<br />

gekümmert, und wenn ich einen Auftrag bekam, etwas zu schreiben, habe ich das<br />

eben geschrieben.<br />

22:15 HT: Nun war das in vielerlei Hinsicht eine spannende Zeit. Eine andere<br />

Spannung im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes kam durch das Post-Apollo-Programm dazu.<br />

Wir springen da<strong>mit</strong> zum Anfang der 70er Jahre und auch in eine veränderte politische<br />

Konstellation der Raumfahrt hinein. Wie hat sich das ausgewirkt?<br />

22:41 HS: Ich konnte nur das vollziehen, was von oben vorgegeben war. Fritz-Rudolf<br />

Güntsch hat sich um solche Sachen überhaupt nie tiefgehend gekümmert, und als<br />

Wolfgang Finke später kam, war das alles schon beschlossen. Ich habe an diesen<br />

Beschlüssen nie <strong>mit</strong>gewirkt, darf ich sagen. Wolfgang Finke war damals auch<br />

ziemlich unzufrieden darüber, dass alles schon beschlossen war. Ich hatte seinerzeit<br />

auf allgemeine Aufforderung hin zur Amtsaufnahme von Minister Horst Ehmke aus<br />

meiner Erfahrung einen Organisationsvorschlag gemacht, der darauf hinauslief, dass<br />

im Haus für neue Ideen und Ziele sogenannte „Mistbeete“ gegründet werden sollten.<br />

Er hat mich daraufhin gemeinsam <strong>mit</strong> Staatssekretär Hans-Hilger Haunschild<br />

kommen lassen und mich nach dieser Idee gefragt. Diese durfte ich ihm kurz<br />

erläutern. Das war das erste Mal, dass ich etwas anderes als Technik gemacht habe. Er<br />

war aufgeschlossen und sagte wörtlich, das sei eine tolle Idee. Wie es dann<br />

verwirklicht worden ist, oder ob andere das „zerrissen“ haben, weiß ich nicht mehr<br />

genau, aber es gab in jedem Fall eine Umorganisation <strong>des</strong> Ministeriums, die sogar<br />

mehrere folgende Minister überdauert hat. Jedenfalls hat das Wort „Mistbeet“ und<br />

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