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G R A Z - Home - Kulturzentrum bei den Minoriten

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8 / Klaus G. Gaida / ABENDMAHl, 2005, 140 x 180 cm, Naturfarben auf leinwand, auf Holzrahmen gespannt, Sammlung der Diözese Graz-Seckau, Ankauf durch Bischof Egon Kapellari, 2007 / Dauerleihgabe an die<br />

Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz<br />

9 / Fritz Ganser, Oder Silberfarben, 2003, Öl auf Holplatte 55x55 cm | Text: Gerhard Roth, landläufiger Tod / Sammlung für Gegenwartskunst des <strong>Kulturzentrum</strong>s <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong>, Graz / aus der Ausstellung: „Fritz<br />

Ganser: Sprachbilder“, <strong>Minoriten</strong> Galerien Graz, 3. Juni - 10. Juli 2009 / Kurator: J. Rauchenberger, Schenkung des Künstlers<br />

10 / Klaus Mosettig, „Scheinheiliger Kirchenfuzzi“, aus der Serie: „Denn so lässt man sich einfach nicht gehen“, 2008, 88x120 cm, Grafit, Ölkreide, Deckweiß aus Papier, auf der Rückseite signiert: „für Johannes<br />

Rauchenberger & die <strong>Minoriten</strong>-‘Galerien in Erinnerung an eine sowohl angenehme wie auch unkomplizierte Zusammenar<strong>bei</strong>t, Herzlichst Klaus Mosettig, 2008“; Ausstellung „Controlling“, <strong>Minoriten</strong> Galerien Graz,<br />

20.09.-27.10.2006, Sammlung für Gegenwartskunst des <strong>Kulturzentrum</strong>s <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong>, Graz<br />

schie<strong>den</strong> codierten Denkfiguren – Dreieck, Quadrat,<br />

Kreis (dies nur als Beispiel) – wie es die libanesische<br />

Künstlerin Taline Kechichian vorschlägt, ist<br />

letztlich wohl die einzige Alternative zum Gesetz<br />

des „… so ich dir.“ Hartwig Bischofs „westlichöstlicher<br />

Diwan“ (2010) versetzt auf der scheinbaren<br />

Oberfläche der Ornamentalität westliche<br />

und östliche Muster und lädt buchstäblich zum<br />

Verweilen ein. Das Ornament bildet auch die Brücke<br />

zur Bildlosigkeit Gottes, entsprungen aus dem<br />

Bilderverbot, das die jüdische und islamische Tradition<br />

stärker bestimmt als die christliche. AllAH –<br />

der Klang (die Frequenz), die Zeit und die Intensität<br />

der (computergenerierten) Sprache geben jene drei<br />

Koordinaten ab, die das Grazer Künstlerduo 0512<br />

zum Ausgangspunkt seiner plastischen Darstellung<br />

macht: Ein verblüffend neuer Versuch, der Bildlosigkeit<br />

Gottes unter globalisierten Bedingungen<br />

mit neuen medialen Mitteln näher zu kommen.<br />

Die Religionsdebatten hatten sich vor dieser Epoche<br />

der Blickverengung auf Fundamentalismus<br />

und Gewalt eher im Meer der Diffusion bewegt:<br />

Wohin hat sich die Energie und Bildwelt der Religion<br />

verlagert? Wohin ist sie diffundiert? In die<br />

Werbung? In <strong>den</strong> Markt? In <strong>den</strong> Sport? DIVINE<br />

HEROES 5 (2004) – hier vertreten mit dem japanischen<br />

Künstler Daisuke Nakajama – hat<br />

diesen Blick auf die religiöse Transformationsgestalt<br />

des Sports, seiner Hel<strong>den</strong>, seiner Gesten und<br />

seiner dogmatisch akzeptierten und exekutierten<br />

Regeln geworfen. Man kann das freilich auch Religionskritik<br />

von der anderen Seite her nennen: Die<br />

Demaskierung jener Strategien, die man zu Recht<br />

der Religion einst angekreidet hat, wäre somit auf<br />

all jene Bereiche zu übertragen, die strukturelle<br />

Ähnlichkeiten pflegen oder eine Ersatzkultur behaupten.<br />

Umgekehrt aber ist eine der schönsten<br />

Dimensionen der Religion, ihr utopischer Charakter,<br />

zu einer der best bespielten Spielflächen der<br />

Kunst gewor<strong>den</strong>. Klaus Schaflers bildschweres<br />

Belüftungsrohr aus einer Performance in Priština,<br />

das <strong>den</strong> Kopf des „Schneidersitzers“ überdeckt, ist<br />

das eindrücklichste Beispiel dieser Art gezeigter<br />

Kunst, die die Utopien an <strong>den</strong> Unorten von Städten<br />

und ländern im Weiter<strong>den</strong>ken der „Heterotopien“<br />

im Sinne Foucaults entwirft.<br />

Diffusion und Verschiebung aber sind nur eine<br />

Form der Transformationsgestalt von Religion. Die<br />

Verlagerung nicht so sehr des Zeichenhaushalts,<br />

wohl aber der Inhalte, mit <strong>den</strong>en sich Religionen<br />

beschäftigen, in die Säkularität ist in ihren besten<br />

Formen im Milieu wirklich autonomer Gegenwartskunst<br />

anzutreffen. Nur deshalb macht es letztlich<br />

Sinn, auf der Basis eines kirchlichen Kontextes die<br />

Schwelle der Sakralität in der Kunst zu überschreiten,<br />

ja sie vordergründig sogar auszublen<strong>den</strong>, und<br />

jenen Bereich anders zu <strong>den</strong>ken: nämlich Dimensionen<br />

der Religion vornehmlich im profanen Bereich<br />

zu erkun<strong>den</strong>. Denn Sakralkunst ist das, was <strong>bei</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Minoriten</strong> gezeigt wurde, eigentlich nie. Und <strong>den</strong>noch<br />

stelle ich die Behauptung auf, dass das Oszillieren<br />

zwischen <strong>bei</strong><strong>den</strong> Begriffen das eigentlich<br />

Spannende in unseren Ausstellungen war, ist und<br />

sein wird. Dem Verlust des sakralen Gefühls, dem<br />

sich ausgerechnet die Kirche immer mehr ausgesetzt<br />

sieht, steht ein gesteigertes Interesse an jenen<br />

Grenzmarkierungen, Transzen<strong>den</strong>zbekundungen,<br />

entgrenzen<strong>den</strong> Raumerfahrungen, die Sinne überwältigen<strong>den</strong><br />

ästhetischen Erfahrungen gegenüber,<br />

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