G R A Z - Home - Kulturzentrum bei den Minoriten
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08<br />
17 / Marta Deskur, „Coronation“, Detail aus „<strong>Home</strong>“ (2004), aus der Ausstellung: „Not To Be Touched“ <strong>Minoriten</strong>-Galerien im Priesterseminar / Kuratoren: Adam Budak/Johannes Rauchenberger, 1.4.-12.5. 2006<br />
18 / Diözesanpreis 2003 für „Moderne Bil<strong>den</strong>de Kunst“ / Ausstellung „Wo alles wahr ist, auch das Gegenteil“, Objekt von Markus Wilfling / 15.10.2003 <strong>Minoriten</strong> / © Fotoatelier Gert Heide<br />
19 / Ruth Schnell, PlOP, 2004, MDF-Platte, Epoxydharz, orange, leuchtstab mit 32 weissen lED´s, Platine, Eprom mit 100 Wörtern, Transformator, 68x68cm / (Ausstellung: ANTECHAMBER - Vor der Scheidung,<br />
<strong>Minoriten</strong> Galerien Graz, 06. 10 - 07. 11. 2004, / Kuratoren: Johannes Rauchenberger/Alois Kölbl) / Sammlung für Gegenwartskunst des <strong>Kulturzentrum</strong>s <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong>, Graz<br />
derzeitigen der Schatten der Vergangenheit so<br />
groß wäre, dass er nicht bloß verdunkelt, sondern<br />
vielmehr „erleuchtet“, nicht bloß eine Last<br />
ist, sondern viel mehr „beflügelt“: „Die Werke der<br />
Vergangenheit sind nur in dem Maße vorhan<strong>den</strong><br />
und mächtig, als dass sie uns überschatten uns<br />
erleuchten, und statt eine Last zu sein, uns beflügeln“<br />
(Philippe Jaccottet).<br />
So bleibt abschließend ein Blick auf die Vergangenheit<br />
auch der Räume, in <strong>den</strong>en diese Ausstellungen<br />
gezeigt wur<strong>den</strong>. Dort Kunst zu zeigen war immer<br />
auch eine bildnerische Reflexion auf Geschichte<br />
und Gestalt der Räume: Der barocke Stiegenaufgang<br />
zum <strong>Minoriten</strong>saal (Klaus Schuster hat<br />
aus ihm schon vor fast 10 Jahren ein Schwimmbad<br />
gemacht, und Wilhelm Scherübls Schatten<br />
des lusters ist nur der Vorgriff auf das „Verschwin<strong>den</strong><br />
durch licht“), das ehem. Jesuitenkollegium/<br />
Priesterseminar (geblieben ist nicht nur Antony<br />
Gormleys „Critical Mass“ <strong>bei</strong> HIMMElSCHWER<br />
als Erinnerung für das Bildgedächtnis dieser Stadt,<br />
sondern auch noch ein Fetzen der Raummalerei<br />
Christian Serys), das Mausoleum Ferdinands II.<br />
(mit Anish Kapoor, Maaria Wirkkala oder<br />
Fritz Hartlauer) – in all diesen Orten wur<strong>den</strong><br />
mitunter famose Werke und Ausstellungen gezeigt,<br />
die einen gemeinsamen Nenner hatten: Kunst der<br />
Gegenwart wurde eingelassen, um einen tot gewor<strong>den</strong>en<br />
Raum zu beleben. Kunst „reagierte“ auf Geschichte,<br />
entstan<strong>den</strong> sind Interferenzen mit meist<br />
außer Gebrauch gestellten Räumen, (buchstäblich)<br />
verstaubtem Inhalt und längst vergangenem Anspruch<br />
von Macht und Herrschaft. Diese temporären<br />
Kunstinterventionen waren so lange möglich,<br />
als ihre liegenschaftsverwalter dies zuließen. All<br />
dies ist mittlerweile großteils Geschichte, bedingt<br />
durch die Korrektur inhaltlicher Ausrichtungen,<br />
durch ökonomischere Raumnutzungskonzepte<br />
oder durch überstan<strong>den</strong>e Restaurierungen: So<br />
manche Nischen der Wirkkraft zeitgenössischer<br />
Kunst im alten Gemäuer der Kirche sind somit geschlossen,<br />
verschlossen, restauratorisch leer gefegt<br />
oder mit Symbolfiguren neoliberaler Gegenwart<br />
(z.B. der Museums-Kassa unter dem IHS-Monogramm!)<br />
verbaut. Das entbindet freilich nicht von<br />
der Verantwortung, über ihre ästhetische leistung<br />
nachzu<strong>den</strong>ken. Denn sie sagt auch etwas über <strong>den</strong><br />
jeweiligen Zustand der Religion aus, ihrer entlarven<strong>den</strong>,<br />
produktiven oder poetischen Kraft. In<br />
<strong>den</strong> neu gestalteten Räumen des <strong>Kulturzentrum</strong>s<br />
<strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong> wird in dieser Ausstellung der<br />
RELIQTE der letzten 10 Jahre diese Geschichte<br />
in die Zukunft mitgenommen: RELIQUIEN funktionieren<br />
nämlich pars pro toto, nach dem Motto:<br />
eine/r für alle.<br />
Johannes Rauchenberger<br />
1 ENTGEGEN. ReligionGedächtnisKörper in Gegenwartskunst, Ausstellung<br />
anlässlich der II. Europäischen Ökumenischen Versammlung, Kulturhaus<br />
Graz, Priesterseminar und Kirchen der Grazer Innenstadt, 1997. (Kuratiert<br />
von J. Rauchenberger/A.Kölbl/E.Witschke).<br />
2 Ausstellung GOD & GOODS, SPIRITUAlITà E CONFUSIONE DI MASSA,<br />
20.4. - 28.9.2008: Villa Manin, Codroipo <strong>bei</strong> Udine<br />
3 GESTURES OF INFINITY. Vom Zuviel und Zuwenig von Religion und<br />
Emotion in einer globalisierten Welt (steirischer Herbst 2007), <strong>Minoriten</strong><br />
Galerien im Priesterseminar, 22.09.-20.10. 2007, Kuratoren: Johannes<br />
Rauchenberger, Alois Kölbl<br />
4 WIE DU MIR. Gegenbilder für transkulturelles Denken und Handeln“:<br />
<strong>Minoriten</strong> Galerien im Priesterseminar, steirischer herbst 2008, 04.10.-<br />
0911.2008, Kuratoren: Johannes Rauchenberger, Alois Kölbl, Roman<br />
Grabner, Kooperationsprojekt mit AAI und <br />
5 DIVINE HEROES - Sport und Kult, <strong>Minoriten</strong> Galerien im Priesterseminar,<br />
05. 06 - 30.8. 2004, Kuratoren: Alois Kölbl , Johannes Rauchenberger