G R A Z - Home - Kulturzentrum bei den Minoriten
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06<br />
A l E R I E N<br />
11 / Marta Deskur, Na Ziemi (Pilgrimage) 2007, lightbox, 35cm x 50cm, aus der Ausstellung: „GESTURES OF INFINITY. Religion und Emotion in einer globalisierten Welt“, <strong>Minoriten</strong> Galerien im Priesterseminar, 22. 09. -<br />
20. 10. 2007 (steirischer Herbst 2007) / Kuratoren: J. Rauchenberger/A. Kölbl; Sammlung für Gegenwartskunst des <strong>Kulturzentrum</strong>s <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong>, Graz<br />
12 / Zlatko Kopljar, K9, SW-Print, 2003/2009, aus der Ausstellung: „GESTURES OF INFINITY. Religion und Emotion in einer globalisierten Welt“, <strong>Minoriten</strong> Galerien im Priesterseminar, 22. 09 - 20. 10. 2007 (steirischer<br />
Herbst 2007) / Kuratoren: J. Rauchenberger/A. Kölbl, Geschenk des Künstlers an Johannes Rauchenberger anlässlich der Ausstellung „Zlatko Kopljar. lIGHT TOWER“, steirischer herbst 2009<br />
13 / Alois Neuhold, Gesteintes lei<strong>den</strong>sabdrucktuch, 2009, 40x25x5 cm, Acryl auf Karton, aus der Serie: „Denn meine Augen haben geschaut“, Bildserie in 4 Strophen, 2008/2009,<br />
aus der Ausstellung lICHTMESZ, <strong>Minoriten</strong> Galerien Graz, 02. 02 - 06. 03. 2009 / Kurator: J. Rauchenberger / Sammlung für Gegenwartskunst des <strong>Kulturzentrum</strong>s <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Minoriten</strong> in Graz<br />
die eigentlich die Dimensionen der Sakralität ausgemacht<br />
haben. Esther Stockers Rasterbilder,<br />
lotte lyons destabilisierende Objekte (Kunstpreisträgerin<br />
der Diözese Graz-Seckau 2007),<br />
Fritz Hartlauers Urzellenmotive, Wendelin<br />
Pressls Feld-Strukturen, Wilhelm Scherübls<br />
Schatten der Sonnenblume, Richard Frankenbergers<br />
lebensbeete, david oelz’s, serielle Plastilinsäulen,<br />
Gyula Fodors Planeten aus seiner<br />
„Noosphäre“ und Kurt Straznickys Vexierbilder<br />
in Kunstharz wären demnach mit der Brille einer<br />
anderen Form von Sakralität zu lesen, gerade deshalb,<br />
weil sie zu sein vorgeben, was sie eben zeigen:<br />
Aufgebrochene Raster, verschobene Raumformen,<br />
Zellen als Kreuze, Gitterstäbe im Pantheon, Silber<br />
aussparende Schattenbilder auf Glas, lebende (und<br />
nicht Tote) am Acker, Säulen aus Plastilin, einen<br />
Weinfassbo<strong>den</strong> als Planet, Spuren, Schatten und<br />
Negativitätsformen des Erinnerten. Es ist ein herber<br />
Verlust anzumel<strong>den</strong>, wenn Religion derzeit fast<br />
nur mehr auf der Projektionsfläche religiöser Führergestalten,<br />
der medialen (fundamentalistischen)<br />
Brechung und in ihrem hässlichsten Unterhemd,<br />
der sexuellen Verfehlung, thematisiert wird.<br />
Aber der Begriff der Autonomie, sofern man ihn<br />
vor allem frei von Fremdbestimmungen <strong>den</strong>kt (gibt<br />
es das?) inkludiert auch die Bedingungen zu reflektieren,<br />
unter <strong>den</strong>en ein Bild überhaupt ein Bild ist<br />
oder ein Bild zum Bild wird. Das ist gerade in einem<br />
Metier, das an Inhaltlichkeit interessiert sein sollte<br />
(was es unbestreitbar nicht immer ist), von einer<br />
besonderen Brisanz, weshalb Thematisierungen der<br />
Bildlichkeit ein wiederkehrendes Motiv der Ausstellungen<br />
des letzten Jahrzehnts gewesen sind. Macht<br />
es Sinn, nach einer Bedeutung zu suchen, dort, wo<br />
es vielleicht gar keine gibt? Könnte es nicht viel-<br />
mehr sein, dass ein Inhalt unbeabsichtigt hereinschneit,<br />
jenseits des Ehrgeizes gezielter Suche oder<br />
definierter Ziele? Ruth Schnells Wortfetzen aus<br />
traditionellen Bildern, die man nur sieht, wenn<br />
man wegsieht, eignen sich besonders gut nach<br />
Metaphern der Absichtslosigkeit zu suchen. Aber<br />
auch jene Grenze künstlerisch zu gestalten, wo die<br />
Materialisierung der Zeichen eben vor ihrer möglichen<br />
Gehaltfunktion zu zeigen ist, in allen nur<br />
er<strong>den</strong>klichen Elementarteilchen. So wie Joseph<br />
Marsteurers archivierbare Farb- und Pinselstriche,<br />
die aus einem genau bemessenen Archiv<br />
entstammen: sie treiben jene vorstellbare Grenze<br />
auf die Spitze. Christian Eders Schraffuren auf<br />
ovalen Formen, mit dem Spiel der Oberflächen,<br />
entstan<strong>den</strong> aus der Auseinandersetzung mit mittelalterlicher<br />
Tafelmalerei. Barbara Geyers Ordnungssysteme<br />
wer<strong>den</strong> vielmehr zu Membranen für<br />
die Imagination. Das Unsichtbare, das eine Medialisierung<br />
im Bereich des Sichtbaren erfährt, ist freilich<br />
in der Gestaltung des Bildlichen selbst ein mögliches<br />
Thema, so wie in Hanns Kunitzbergers<br />
scheinbar monochrom durchwehten Farbflächen,<br />
die aber – sieht man lange, sehr lange hin – ein<br />
Gesicht frei geben, ein „Bildnis“, wie seine monatelang<br />
gemalten Farbschichten auf leinwand lauten:<br />
Ihm geht es, wie Hans Belting über ihn geschrieben<br />
hat, um <strong>den</strong> Ort der Bilder. Dass Gesichter in der<br />
täglichen medialen Bildwahrnehmung der überbordung<br />
ihre künstlerische Entfaltung im Gegenlicht<br />
viel berührender entwickeln können, hat der<br />
französische Fotokünstler Eric Aupol in einem<br />
unserer Mehrspartenprojekte, „Schatten“ (2007),<br />
berührend gezeigt: In einem aufwändigen Ablichtungsverfahren<br />
mit der lochkamera lud er an <strong>den</strong>