CD-EMPFEHLUNG DES MONATS Nur diesen Monat ... - Klassik.com
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NEUHEITEN NOTE 1 MUSIC OKTOBER 2012<br />
ALLES HORN!<br />
„Der Traum eines<br />
Nashorns“ – so nennt<br />
der norwegische<br />
Komponist Trygve<br />
Madsen (Jahrgang<br />
1940) eines seiner<br />
Stücke und deutet<br />
damit treffend ein Hauptcharakteristikum seiner<br />
Musik an: humoristisch, fantastisch und<br />
innovativ. Für Christoph Eß, den Solohornisten<br />
der Bamberger Symphoniker ist das<br />
Werk des Norwegers eine wahre Fundgrube,<br />
fi nden sich doch darunter zahlreiche Kompositionen<br />
für sein Instrument. Eß nimmt das<br />
zum Anlass, seine Debüt-<strong>CD</strong> bei GENUIN ganz<br />
dem norwegischen Querdenker zu widmen.<br />
Das Instrument wird dabei mit Sololiteratur,<br />
als Kammer- und als Konzertinstrument<br />
eingesetzt. So facettenreich und tänzerisch<br />
leicht klang wohl selten zuvor ein Horn. Ein<br />
Ohrenschmaus für Neugierige und ein Muss<br />
für Freunde des Instruments!<br />
�MADSEN: WERKE FÜR HORN<br />
Eß/Tewinkel/Bamberger Symphoniker/+<br />
GENUIN GEN 12252 (T01)/DDD, 2012<br />
LUXEMBURG MODERN<br />
Der gebürtige Luxemburger<br />
Georges<br />
Lentz (*1965) wird<br />
hier mit drei Orchesterkompositionen<br />
vorgestellt. Den<br />
Spektralisten nahe<br />
stehend, stehend ist er doch ein typisch postmoder-<br />
ner Komponist, denn es fi nden sich bei ihm<br />
statistische Elemente à la Xenakis genauso<br />
wie an Messiaen erinnernde Choräle oder<br />
gar die hochexpressive Akkordsequenzen der<br />
Neoromantiker. Die zahlreichen prominenten<br />
Musiker, die Kompositionen bei ihm bestellt<br />
haben, sprechen für die Qualität und die Attraktivität<br />
von Lentz. In der vorliegenden Aufnahme<br />
ist es die deutsche Bratschistin Tabea<br />
Zimmermann, die ihr einzigartiges Können in<br />
den Dienst seiner Musik stellt. Das Orchestre<br />
Philharmonique du Luxembourg unter Emilio<br />
Pomarico bricht ebenfalls eine Lanze für<br />
seinen Landsmann.<br />
�LENTZ: ORCHESTERWERKE<br />
GUYUHM/MONH/NGANGKAR<br />
Zimmermann/Pomarico/Orchestre Philharmonique<br />
du Luxembourg<br />
TIMPANI TIM 1C1184 (T01)/DDD, 2010<br />
SYMBIOSE<br />
Mittlerweile sechzehn<br />
Jahre gibt es<br />
das mit zahlreichen<br />
Kammermusikpreisen<br />
bedachte Duo<br />
Arp Frantz. Auch auf<br />
ihrer dritten GENU-<br />
IN-Einspielung überzeugen Julian Arp und<br />
Caspar Frantz erneut mit ihrer immer stilsicheren<br />
und dabei zugleich doch modernen<br />
Lesart. Wie sehr sich das Duo in der Musik<br />
Bachs und Kurtágs zu Hause fühlt, zeigt sich<br />
nicht nur durch ihr schwärmerisch virtuoses<br />
Zusammenspiel bei Bachs Gambensonaten,<br />
sondern auch durch ihre einfühlsame und<br />
behutsame Interpretation der stets kurzen,<br />
fast aphorismenhaften Kurtág-Stücke, die<br />
hier unaufdringlich zwischen die Sonaten<br />
Bachs platziert wurden. Musik von be(un)ruhigender<br />
Intensität, die tief berührt, weil hier<br />
Barockmusik und zeitgenössische Musik geradezu<br />
eine Symbiose einzugehen scheinen.<br />
�BACH & KURTÁG – WERKE FÜR<br />
VIOLONCELLO UND KLAVIER<br />
Duo Arp Frantz<br />
GENUIN GEN 12256 (T01)/DDD, 2012<br />
VERGESSEN<br />
Von allen Komponisten<br />
aus dem<br />
Dunstkreis von César<br />
Franck ist Charles<br />
Bordes (1863-1909)<br />
wohl der am meisten<br />
zu Unrecht vergesse-<br />
ne ne. Als Organist und Chorleiter Cho an St. Gervais<br />
in Paris organisierte er Konzerte mit geistlicher<br />
Renaissancemusik und gründete 1894<br />
zusammen mit Vincent d’Indy und Alexandre<br />
Guilmant die Pariser Schola Cantorum. Sein<br />
früher Tod bedingte nicht nur ein schmales<br />
Œuvre, sondern auch das rasche Vergessen<br />
des Komponisten. Die <strong>CD</strong> vereinigt einige seiner<br />
schönsten Lieder, die sich allesamt durch<br />
eine persönliche Tonsprache auszeichnen, die<br />
ein wenig an Duparc oder Chausson mit einer<br />
kleinen Prise Poulenc erinnert. Sein nicht<br />
minder hörenswertes Klavierœuvre ergänzt<br />
die <strong>CD</strong> beim Entdeckerlabel TIMPANI sinnvoll.<br />
�BOR<strong>DES</strong>: LIEDER/DIE KLAVIERWERKE<br />
Marin-DNah egor/Bou/Duchable<br />
TIMPANI TIM 1C1196 (T01)/DDD, 2012<br />
GNOSTISCH<br />
Die Musikgeschichte kennt viele umfangreiche<br />
vokalsinfonische Werke, die auf den<br />
Evangelien des Neuen Testaments basieren.<br />
Die bekanntesten sind dabei ohne Zweifel<br />
die Passionen Bachs. In dieser Tradition steht<br />
auch das 2011 in Riga aufgeführte Oratorium<br />
Maria Magdalena des estnischen Komponisten<br />
Peeter Vähi, denn es vertont das Evangelium<br />
nach Maria Magdalena. Das erst 1896 in<br />
Ägypten auf einem Papyrus entdeckte Evangelium<br />
gehört zu den Apokryphen des Neuen<br />
Testaments, d.h. es ist eine der Schriften, die<br />
von der Kirche nicht in den biblischen Kanon<br />
übernommen wurden. Es handelt sich um eine<br />
gnostische Schrift, die auf etwa 160 n.Chr. datiert<br />
wird. Im Gegensatz zur konventionellen<br />
kirchlichen Tradition ist Maria Magdalena hier<br />
keine büßende Sünderin, sondern verkündet<br />
ihre philosophischen Betrachtungen zur Botschaft<br />
und Auferstehung Christi. Nach allgemeiner<br />
Forschungsmeinung war das Original<br />
der Schrift in griechischer Sprache verfasst.<br />
Leider ist das Evangelium lediglich fragmentarisch<br />
erhalten. Der bewahrte Textbestand<br />
des Werks ist in sahidisch, einem ausgestorbenen<br />
koptischen Dialekt verfasst und ist im<br />
Codex Berolinensis Gnosticus 8502 enthalten,<br />
der auf das 5. Jahrhundert datiert wird. Das<br />
Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen<br />
zwischen dem auferstandenen Jesus und<br />
seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält<br />
außerdem im zweiten Teil eine Vision Maria<br />
Magdalenas. Für seine Vertonung des Textes<br />
greift Vähi zwar auf das koptische Original<br />
zurück, vermeidet aber direkte Anleihen bei<br />
der koptischen Liturgie oder die Verwendung<br />
koptischer Instrumente. Die Tonsprache Vähis<br />
ist im besten Sinne eklektizistisch, was dem<br />
überwältigendem Erfolg bei der Uraufführung<br />
sicherlich zuträglich war, denn dadurch erreicht<br />
der Komponist eine Zugänglichkeit, die<br />
der gnostische Text eher nicht besitzt.<br />
�VÄHI: MARIA MAGDALENA<br />
Joost/Mixed Choir Latvija/Riga Dom Cathedral<br />
Boys Choir/Latvian National Symphony<br />
Orchestra/+<br />
ESTONIAN RECORD PRODUCTIONS ERP 5412<br />
(U01)/SA<strong>CD</strong> hybrid, DDD, 2011<br />
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