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kommt, muss man aber erst mal<br />
durch die verlassenen Virginias. Auch<br />
wenn John Denver weder aus Denver<br />
noch aus West Virginia stammt, sondern<br />
aus freakin’ Roswell, N.M., hatte<br />
er mit seiner Country-Roads-Schnulze<br />
irgendwie recht. West Virginia ist<br />
saumäßig schön, wären da nicht die<br />
heruntergekommenen Bergbaustädte,<br />
die ein wahrhaft postapokalyptisches<br />
Flair versprühen. Aus Mangel<br />
an geöffneten Unterkünften mussten<br />
meine Begleiterin und ich nahe des<br />
Städtchens Grafton eine Nacht im<br />
Zelt verbringen. Es empfiehlt sich,<br />
in einem solchen Ambiente nicht an<br />
Filme wie The Texas Chainsaw Massacre<br />
oder The Hills Have Eyes zu<br />
denken. Grafton ist ein bisschen wie<br />
Gelsenkirchen, nur mit rostigen Pickup-Trucks<br />
und fast verlassen.<br />
Was zum Geier ist denn<br />
bitte Fußball?<br />
Lässt man die Virginias hinter sich,<br />
muss man aber erst mal noch durch<br />
ganz viel Zivilisation, bevor die große<br />
Einsamkeit beginnt. Die sogenannten<br />
Great Lake States wie Illinois, Indiana<br />
und Missouri haben wir recht schnell<br />
passiert – im Süden, wo die US-50<br />
sie kreuzt, bestehen die aus Stahlindustrie,<br />
Tankstellen und Sportbars.<br />
Rechtzeitig zum WM-Finale in Brasilien<br />
hat es uns in so ein Etablissement<br />
verschlagen: 20 Flachbildschirme,<br />
auf allen Sonntagnachmittags-Baseball.<br />
Wir mussten recht lieb bitten,<br />
damit uns die freundliche, aber leicht<br />
irritierte Bardame eine der Glotzen<br />
mit etwas so Unwichtigem wie der<br />
Fußball-WM bespielte. Keinen hat es<br />
interessiert. Wir wurden als Exoten<br />
freundlich belächelt. Auf dem Weg<br />
zum Tor des Westens – Kansas City<br />
– haben wir unseren Chevrolet eigentlich<br />
nur zum Schlafen verlassen.<br />
Sobald man aus den großen Städten<br />
raus ist, kann man in Amerika alles,<br />
wirklich alles, vom Auto aus machen.<br />
Nicht nur Drive-Thru-Fastfood-Restaurants<br />
liegen da am Wegesrand,<br />
auch Banken, Apotheken, Tierärzte,<br />
Supermärkte und Margarita-Bars<br />
kann man mit dem motorisierten Vehikel<br />
frequentieren.<br />
Der Hillbilly<br />
ist immer der Nachbar<br />
Das abrupte Ende der Zivilisation,<br />
heute wie vor hundert Jahren, ist Kansas<br />
City. An der Grenze zum gleichnamigen<br />
Bundesstaat gelegen, ist diese<br />
Stadt zwar noch in Missouri, aber die