© Stefanos Stoilas
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Auf der Brücke<br />
zwischen zwei Welten<br />
Griechische Gemeinde Haar<br />
von Olga Lantukhova & Johanna Panagiotou<br />
Kennen Sie den griechischen Neujahrsbrauch vom Aufschneiden der Vassilopita?<br />
In diesem großen, nach Orangen, Mandeln und Vanille duftenden festlichen Kuchen wird eine Münze<br />
eingebacken, die ihrem Finder, dem Glauben zufolge, Glück im kommenden neuen Jahr bringen<br />
soll. Die Tradition entsprang einer Legende von Taten des Heiligen Vassilios. Dank der Kraft seines<br />
Gebets befreite dieser ein Dorf von Räubern und gab den Dorfbewohnern ihre Habe zurück. Da<br />
aber alle Münzen zu einem Haufen zusammengeworfen wurden und niemand erkennen konnte,<br />
wem was gehörte, backte man sie in einen Kuchen ein, von dem jeder ein Stück bekam – auch diejenigen,<br />
die vorher nichts hatten. Und heutzutage, wenn eine große Familie oder eine Gemeinschaft<br />
zum Jahresbeginn eine Vassilopita teilt, erinnert diese an die Wichtigkeit der gegenseitigen Hilfe.<br />
Am Sonntag, den 1. Februar, wurde in der katholischen St.-<br />
Konrad-Kirche von der griechisch-orthodoxen Gemeinde<br />
Haar, deren Patrone die Zwölf Apostel sind, eine Vassilopita<br />
aufgeschnitten. Das Fest fand nach dem ersten griechisch-orthodoxen<br />
Gottesdienst in dieser Kirche statt.<br />
Ab diesem Tag gibt es den Gottesdienst einmal im Monat -<br />
so haben es der Erzpriester des Ökumenischen Patriarchats<br />
und Bischöflicher Vikar in Bayern der griechisch-orthodoxen<br />
Metropolie von Deutschland Apostolos Malamoussis, der Pfarrer<br />
von St. Konrad Markus Bittner und die Gemeinde vereinbart.<br />
Als „die Brücke zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren<br />
Welt“ bezeichnet der Pfarrer die Institution der Kirche; in Haar<br />
aber ist Gottes Haus auch zur Brücke zwischen den Welten von<br />
deutscher und griechischer Kultur geworden.<br />
Rund 170 Griechen, ein Zehntel der im Landkreis München lebenden<br />
1697 griechischen Staatsbürger, sind und fühlen sich<br />
in Haar zu Hause. Seit ihrer Entstehung im Herbst 2012 setzt<br />
sich die Gemeinde ständig für eine ausreichende und qualitative<br />
Integration der von der Finanzkrise vertriebenen Griechen<br />
an ihrem neuen Wohnort Bayern ein. Den Neuangekommenen<br />
werden Deutschkurse (vier für Kinder und zwei für Erwachsene)<br />
und Hilfe zur Vermittlung von Wohnungen und Arbeitsplätzen<br />
angeboten. Diese Hilfe erweist sich für einen gelungenen Neuanfang<br />
als entscheidend, und so sind in Haar gemeinsam schon<br />
mehrere Erfolgsgeschichten geschrieben und negative Vorurteile<br />
von „arbeitsunfähigen Griechen“ widerlegt worden.<br />
„Wer nicht anklopft, dem wird auch nicht aufgemacht“ – davon<br />
ist Vorsitzender Apostolos Kotsis fest überzeugt. Besondere<br />
Aufmerksamkeit verleiht er der Gestaltung eines wirksamen Dialogs<br />
zwischen Griechen und Deutschen; darauf verweist auch<br />
die Bezeichnung der Gemeinde als „Deutsch-Griechische Bürgerinitiative“.<br />
Jeden ersten Sonntag des Monats sind Griechen<br />
und griechenlandliebende Deutsche zu einem gemeinsamen<br />
Stammtisch eingeladen. Für griechische und deutsche Kinder<br />
werden gemeinsame Feste, etwa die Adventsfeier, veranstaltet.<br />
In den Sprachkursen der Gemeinde erwirbt auch eine deutsche<br />
Lerngruppe Griechisch. Weiterhin steht noch die „Organisation<br />
von griechischen Tanzkursen und Kochkursen auf dem Plan“, so<br />
der 2e Vorsitzende Perikles Vrettos.<br />
<strong>©</strong> JOPA <strong>©</strong> JOPA<br />
Griechische Gemeinde Haar - Der kreative Vorstand<br />
Gabriele Müller schneidet auf Anweisung von Erzpriester<br />
Apostolos Malamoussis die Vassilopita