16.11.2012 Aufrufe

Timi geht essen - Supershit

Timi geht essen - Supershit

Timi geht essen - Supershit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stadtgespräch<br />

<strong>Timi</strong> <strong>geht</strong> <strong>essen</strong><br />

Es ist ein grauer Donnerstag morgen, neun Uhr zeigt die Armbanduhr.<br />

Mein Kopf fühlt sich schwer an und ich starre mit leerem Blick<br />

auf die Rechnung, die ich im Vorbeigehen auf meinem überladenen<br />

Schreibtisch gefunden habe. Unter den großen Lettern des selbsternannten<br />

„Modernisierers der bayerischen Küche“ prangt lässig<br />

und zugleich warnend der Rechnungsbetrag des gestrigen Abends:<br />

Knapp 600 Euro. Dieser Betrag kommt meist zustande, wenn man<br />

mit 15 Personen zum Essen <strong>geht</strong>; gestern waren wir zu fünft! Ob<br />

sich der Spaß gelohnt hat, ist mir noch nicht ganz klar.<br />

Einen Tag vorher klingelt gegen Mittag mein Handy, Stefan ist dran:<br />

„<strong>Timi</strong>, ich kenn ein Restaurant in München, da kann man Insekten<br />

<strong>essen</strong>. Das wär doch mal was für ´nen Artikel, oder?!“ Ja, klingt<br />

super. Er will einen Tisch für fünf reservieren und stellt fest, dass es<br />

das Restaurant schon seit geraumer Zeit nicht mehr gibt. Egal, dann<br />

geh` ma halt woanders hin!<br />

Da heute München definitiv unser Ziel sein soll, entscheidet man<br />

sich für das vom RTL2-Fernsehkoch Martin Baudrexel geführte<br />

Restaurant „rubico“. Zehn Minuten nach gefallener Entscheidung<br />

klingelt mein Telefon abermals: „Stefan hier. Ich hab im Internet geschaut<br />

und das Rubico hat unglaublich schlechte Kritiken. Geh` ma<br />

zum Schuhbeck, der is auch nicht recht viel teurer!“ Diese Information<br />

war leider falsch.<br />

Ein paar Stunden später sitzen wir also im „SCHUHBECKs in den<br />

Südtiroler Stuben“ und blicken verzweifelt auf die Speisekarte: Es<br />

gibt nur Menüs. Der unglaublich freundliche und gut ausgebildete<br />

Kellner bietet uns einen Aperitiv an. Er merkt wohl, dass wir keine<br />

Ahnung haben, was wir bestellen sollen. Der Aperitiv ist in Ordnung<br />

und auch gleich weg. Es folgt ein intensiver Blick in die Speisekarte.<br />

Zwei DIN-A4 Seiten, mehr nicht. Auf der rechten Seite findet sich<br />

das Abendmenü mit sechs Gängen. Ellenlange Beschreibungen der<br />

Menüs laden mich nicht gerade zum sorgfältigen Durchlesen ein.<br />

Auf der linken Seite der Karte befindet sich das „Menü Ihrer Wahl“ -<br />

6 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />

Folge 38:<br />

Schuhbecks<br />

In den Südtiroler Stuben<br />

zum selbst zusammenstellen. Zirka zwanzig Gerichte, gegliedert in<br />

einzelne Gänge, kann man sich so zu 3-, 4-, 5-, oder 6-Gang Menüs<br />

zusammenstellen. Bei mir gibt´s das Billig-spar-3-Gang-Menü. Das<br />

billigste auf der Karte und trotzdem stattliche 78 Euro.<br />

Nun will nur noch der Wein ausgesucht werden. Der Sommelier steht<br />

frisch und fröhlich neben uns und erzählt uns allerlei Wissenswertes<br />

über die Weine. Es wird sich auf einen relativ lieblichen Weißwein<br />

geeinigt. Der Sommelier bestätigt wohlwollend unsere hoffentlich<br />

gute Wahl und wir dürfen eine Flasche „2008 Leiwener Klostergarten“<br />

vom Weingut Josef Rosch zum Schnäppchenpreis von 42 Euro<br />

bestellen. Die Dame darf testen und befindet den Wein (natürlich)<br />

für passend. Er schmeckt und riecht tatsächlich fantastisch und begleitet<br />

unser Essen wirklich wunderbar. Ganze Arbeit von unserem<br />

Sommelier!<br />

Wenn man hier die Blicke schweifen lässt, bemerkt man noch vor<br />

dem Innendesign das gleichmäßige Alter der Gäste. Ziemlich genau<br />

jeder Gast (außer uns) ist 56 Jahre alt und trägt einen dunklen Anzug<br />

mit lässig geöffnetem obersten Hemdknopf oder ein gestricktes<br />

Cocktailkleid von Escada. Die weiteren Einrichtungsgegenstände<br />

schwanken zwischen Stuckdecken-Romantik und Alpenflair inklusive<br />

Eckbankerl. Ein gewagter Mix, der leider nicht so gemütlich<br />

wirkt, wie er sein könnte.<br />

Sauber ist es. Das kann ich zweifelsfrei berichten. Auf den Toiletten<br />

liegen schwarze Handtücher aus und es gibt verschiedene Wässerchen<br />

und Cremes. Hier hängen auch fotostreckenmäßige Bilder vom<br />

jungen Alfons mit barbusigen, rothaarigen Schönheiten an den Wänden.<br />

Mamma Mia!<br />

Zurück in den Gastraum:<br />

Auf dem Tisch steht frisches Bauernbrot mit Käsecreme und<br />

da kommt auch schon der erste Gruß aus der Küche: Ich möchte<br />

nicht gelangweilt klingen - aber natürlich wird eine Fischkreation<br />

auf einem Häppchenlöffel serviert. Nix neues. Note für die Krea-<br />

tivität: 3,5! Der zweite „Gruß“ beschert uns den Gewinner des<br />

Abends. Eine nicht näher bezeichnete Selleriesuppe mit süßsauer<br />

eingelegten Nürnberger Bratwürsten und dem obligatorischen<br />

„Schäumchen“. Natürlich ganz im Sinne des letztjährigen Trends,<br />

in einer Tasse serviert. Geschmacklich ganz weit oben, auch wenn<br />

sich die Kreation seltsam anhören mag.<br />

Was dann kommt ist - und es tut mir leid, das sagen zu müssen -<br />

bitterböser Standard. Nur auf einem anderen Niveau eben. Vom<br />

Geschmack her wirklich ganz weit vorne, hier gibt es kein Problem.<br />

Die Zutaten sind wirklich erstklassig. Aber was mit den Zutaten<br />

angestellt wurde, kann man mit jedem besseren Kochbuch<br />

zuhause problemlos und einfach nachkochen.<br />

Mein erster Gang, der „FC Bayern Fitness-Salat mit Hummerkrabbe<br />

und verschiedenen gebratenen Meeresfrüchten“ ist wahrlich<br />

schmackhaft. Es wurden halt einfach glasig gebratene Meeresfrüchte<br />

auf einem Salat drapiert. Wie bereits gesagt: Das kann die<br />

Mama auch!<br />

Bei den folgenden Gängen offenbart sich das selbe Bild: Der<br />

„Rehrücken, in Gewürzen gebraten, auf glasierter Williams Birne<br />

mit Blaukraut und Wacholder-Pimentsauce“ ist perfekt rosa gebraten<br />

und wirklich zart. Aber Fleisch rosa zu braten und danach bei<br />

niedriger Temperatur zu Ende zu garen ist auch kein Hexenwerk<br />

und weitläufig bekannt. Von meiner Nachspeise „Schuhbecks Desserteller“<br />

kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich in Attenkirchen<br />

beim Italiener eine liebevollere Nachspeise bekomme.<br />

Benedikts „Böfflamott von der Ochsenschulter mit vielerlei Pfeffer,<br />

Meerettich-Koriander-Wirsing und bayerischen Pfifferlingen“<br />

Stadtgespräch<br />

sei allerdings noch hervorzuheben. Es ist wirklich unfassbar zart<br />

und saftig. Da ist schon etwas mehr Können und Kunst im Spiel.<br />

Zwei schnelle Pils für je drei fufzig und noch ein Gläschen Williams-Birnen-Schnaps<br />

für 10 Euro und ab <strong>geht</strong>`s nach Hause ins<br />

Bett. Is ja auch schon nach Mitternacht.<br />

Beim Verlassen des Restaurants erhalten die Damen noch eine Geschenktüte<br />

des Hauses in die Hand gedrückt und die Mäntel angelegt.<br />

In der Tüte befinden sich vier Werbezettel zu diversen Schuhbeck-Veranstaltungen<br />

und geschätzte 5 Gramm eines Schuhbeck<br />

Fischgewürzes. Eine nette Aufmerksamkeit, dennoch fühle ich<br />

mich wie am Fließband abgefertigt und habe ein seltsames Gefühl<br />

in der Magengegend.<br />

Ich weiß auch nicht so recht, was ich von all dem halten soll...<br />

Dass der Herr Schuhbeck nicht das Kochen neu erfinden kann, ist<br />

mir klar. Dennoch hätte ich persönlich ein wenig mehr erwartet.<br />

Mehr Liebe im Detail, mehr Kreativität, mehr Hingabe. Besonders<br />

für das Geld.<br />

Ob ich nochmal hingeh, weiß ich nicht. Ob ich einen Schuhbeck-<br />

Kochkurs besuche? Sicher nicht.<br />

Sonntags-<br />

Brunch<br />

Unser Brunch bietet Ihnen<br />

zahlreiche delikate Vor speisen,<br />

ausgewählte Haupt gerichte<br />

und eine Vielzahl an köstlichen<br />

Desserts. Nur 27,– €<br />

pro Person inkl. alkoholfreie<br />

Getränke, Rot-/Weißwein,<br />

Bier, Kaffee spezialitäten<br />

und 1 Glas Prosecco.<br />

Jeden Sonntag von 12 bis 15 Uhr.<br />

Kinder bis 6 Jahre brunchen<br />

gratis, Kinder von 7 bis 12 Jahren<br />

zum halben Preis. Natürlich<br />

parken unsere Brunch-Gäste<br />

kostenlos im Altstadt-Parkhaus.<br />

Und für Gruppen ab 10 Erwachsene<br />

gewähren wir 10% Rabatt<br />

auf die Gesamtrechnung.<br />

Das Restaurant „Die Molkerei“ im<br />

München Airport Marriott Hotel<br />

Alois-Steinecker-Str. 20,<br />

85354 Freising, Tel.: 08161/966-0<br />

Von hier von dort und anderen guten Dingen 7<br />

MAR-Anz-Sonntagsbrunch-hoch-2010-09-v01.indd 1 09.09.2010 13:54:04 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!