Einführung ins Thema Geburt und Tod - Histomat

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Säuglingssterblichkeit in zwei Städten und zwei ländlichen Gebieten 43 Gebiet Zeitraum Säuglingssterblichkeit in % Stadt Leipzig 1751-1800 35 Stadt Wien 1752-1754 40 Amt Entlebuch (Kt. LU) 1760-1790 18 1820-1850 15 Haslen (Kt. AI) 1760-1800 31 1825-1834 37 Säuglings- und Kindersterblichkeit bei der Oberschicht und Unterschicht der Stadt Luzern am Ende des 18. Jahrhunderts 44 Alter (Jahre) Oberschicht (in %) Unterschicht (in %) 1 26 31 5 30 42 10 35 47 15 37 49 Säuglings- und Kindersterblichkeit bei verschiedenen Berufsgruppen 45 Geburtsjahrgänge 1750 bis 1799 1800 bis 1849 Alter (Jahre) 1 5 10 15 1 5 10 15 von 1000 Neugeborenen starben, bevor sie das Alter x erreichten Handwerker Wirte, Kaufleute usw. 199 336 377 390 231 328 352 366 Bauern Landarbeiter, Taglöhner 210 315 346 359 213 300 324 340 226 348 382 397 Sonstige Alle Berufsgruppen 43 Schlumbohm, Jürgen (Hrsg.): Kinderstuben. Wie Kinder zu Bauern, Bürgern, Aristokraten wurden 1700-1850, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 1983. 44 Schlumbohm, Kinderstuben, S. 34. 45 Schlumbohm, Kinderstuben, S. 35. 210 299 327 337 224 357 390 406 195 286 301 317 213 335 370 384 216 307 331 345
Quellenmaterial Geburt in der Neuzeit Kinder auf dem Land Die grosse Mehrheit der Landbevölkerung lebte in sehr prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, da blieb für die Eltern wenig Zeit, sich den Kindern zu widmen. Das Aufziehen der Kinder erfolgte nebenbei, entweder lag das Baby neben der arbeitenden Mutter oder es wurde von Geschwistern oder Angestellten versorgt. Kinder waren also immer mit dabei, bei der Arbeit, bei Gesprächen, bei Geselligkeiten. Welchen Stellenwert hatten die Kinder im Leben ihrer Eltern? Welche Motive gibt es für die Familiengründung? Wie wurden die Kinder umsorgt? Wie beurteilt der Pfarrer den Umgang der Eltern mit ihren Kindern? Wieso kommt er zu diesem Urteil? Diese Fragen sollen mit Hilfe der Quellen beantwortet werden. Quelle 1 „Die rohe Erziehung der Bauernkinder kann keinen andern als rohen Karakter bilden. Die Mütter sind gewohnt ihren Kindern ein auch zwey Jahre, und noch länger, die Brust zu reichen. Dadurch kommt es, dass die Stamina vita [d.i. Kettfäden des Lebens] vester ankleben. (…) Bis ins sechste Jahr geniesen die Bauernkinder beinahe keines Unterrichts, sondern sind (…) sich selbst überlassen. Die Eltern brauchen ihre Kinder, so bald es nur einigermassen ihre Kräfte zulassen, zu allerhand leichten Feldgeschäften. (…) In dem häusslichen Leben der Landleute zeichnet sich auch noch dieses vorzüglich aus: Dass Eltern und Kinder so untereinander leben, als wenn keine Subordination vorhanden wäre. Die Kinder dutzen ihre Eltern, und gehen mit ihnen als ihresgleichen um. “ 46 Quelle 2 „ (…) Gleich nach seiner Geburt hat dieser Zögling der Natur, alle die Vortheile, die zur Entwicklung eines Körpers gehören der bey zunehmenden Jahren allen Abwechslungen einer feuchten Luft und rauhen Witterung ausgesetzt seyn, und zu schweren Arbeiten ausgebildet werden soll. An dem Busen seiner Mutter empfängt er die stärkende Milch … So wie Wasser aus einer frischen Quelle mehr stärkt als das aus einem stillstehenden Teiche, so muss auch seine erste Nahrung zur Gesundheit und zum Wachsthum des Kindes ungemein zuträglich sein. Drey Jahre lang wird das Kind auf die Art unterhalten. Ob diese Erziehungsweise für Mutter und Kind gleich vortheilhaft sey, darüber mögen die Aerzte spekuliren. In Ansehung des Kindes ist der Vortheil entschieden, indem da die säugende Mutter sich allen Arbeiten unterzieht, des Kindes Gliedmaassen, Rückgrad und Nerven frühzeitig zu allerley Bewegungen gebogen und gestärkt werden ehe es laufen kann. Die Sorgfalt der Mutter fürs Kind wird durch diese anhaltende zärtliche Verbindung auch nicht wenig erhöht. (…)“ 47 46 Vernachlässigte Erziehung der Bauernkinder im Fürstentum Ansbach (1787), zitiert nach Schlumbohm, S. 77. 47 Über die Kindheit des Lippischen Landmanns. Stufenfolge der Arbeiten vom Kleinkind bis zum männlichen Alter (1789), zitiert nach Schlumbohm, S. 82.
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