DuPontâ„¢ Technische Kunststoffe Allgemeine Konstruktionsprinzipien
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DuPont<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Kunststoffe</strong><br />
<strong>Allgemeine</strong> <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> – Modul I<br />
® Marke von E.I. du Pont de Nemours and Company
<strong>Allgemeine</strong> <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> für technische <strong>Kunststoffe</strong><br />
Inhalt<br />
1 <strong>Allgemeine</strong>s Seite<br />
Festlegung der Anforderungen für eine Anwendung ..... 3<br />
Konstruktions-Checkliste ............................................... 4<br />
Von der Konstruktion zum Prototyp............................... 5<br />
Computersimulationen ................................................... 5<br />
Erprobung der Konstruktion........................................... 6<br />
Erstellung aussagekräftiger Spezifikationen .................. 6<br />
2 Spritzgießen<br />
Verfahren und Ausrüstung.............................................. 7<br />
Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen ... 8<br />
3 Kriterien für das Spritzgießen<br />
Einheitliche Wanddicke.................................................. 11<br />
Konstruktionshinweise ................................................... 11<br />
Konizität und Auswerferstifte ........................................ 12<br />
Ausrundungen und Rundungshalbmesser ...................... 12<br />
Gewindeaugen ................................................................ 13<br />
Rippen ............................................................................ 13<br />
Löcher und Auskernungen ............................................. 13<br />
Gewinde.......................................................................... 15<br />
Hinterschneidungen........................................................ 16<br />
Umspritzte Einlegeteile .................................................. 17<br />
Toleranzen ...................................................................... 18<br />
Schwindung und Verzug................................................. 19<br />
4 Berechnungsgleichungen für tragende Konstruktionen<br />
Kurzzeitbelastungen ....................................................... 21<br />
Modul für isotrope Materialien ...................................... 22<br />
Orthotrope Materialien ................................................... 23<br />
Andere Beanspruchungen............................................... 23<br />
Dauerbelastungen ........................................................... 24<br />
Rippen und Verstärkungen ............................................. 27<br />
Berechnungsgleichungen für tragende<br />
Konstruktionen ............................................................... 33<br />
5 Konstruktionsbeispiele<br />
Neue Radkonstruktionen ................................................ 45<br />
Stuhlsitze – neu durchdacht............................................ 48<br />
Schubkarrenrahmen – eine mögliche Konstruktion ....... 48<br />
6 Federn und flexible Scharniere<br />
Konstruktion von flexiblen Scharnieren......................... 50<br />
7 Lager<br />
Härte und Oberflächengüte der Welle ............................ 51<br />
Lageroberfläche.............................................................. 51<br />
Genauigkeit .................................................................... 52<br />
Lagerspiel ....................................................................... 53<br />
Schmierung..................................................................... 53<br />
Schutz gegen Eindringen von Schmutz.......................... 53<br />
Thermische Bedingungen............................................... 54<br />
Berechnung von Lagern ................................................. 54<br />
Anwendungsbeispiele..................................................... 56<br />
Richtlinien für die Erprobung von Lagern ..................... 57<br />
8 Zahnräder<br />
Zahnradkonstruktion ...................................................... 59<br />
Konstruieren für statische Drehmomentbeanspruchung . 61<br />
Zahnradabmessungen ..................................................... 61<br />
Genauigkeit und Toleranzgrenzen.................................. 63<br />
Zahnspiel und Achsabstände .......................................... 64<br />
Materialpaarungen.......................................................... 65<br />
Schmierung..................................................................... 66<br />
Erprobung spanend bearbeiteter Prototypen .................. 66<br />
Testen von Prototypen .................................................... 66<br />
Konstruktion schrägverzahnter Zahnräder ..................... 66<br />
Konstruktion von Schneckenrädern ............................... 67<br />
8 Zahnräder (Fortsetzung) Seite<br />
Materialpaarungen.......................................................... 70<br />
Kegelradkonstruktion ..................................................... 70<br />
Rundungshalbmesser...................................................... 70<br />
Befestigungsmethoden ................................................... 70<br />
Beispiele für kombinierte Funktionen............................ 71<br />
Wann DELRIN ® und wann ZYTEL ® ? ..................................... 73<br />
9 Verbindungstechniken – Kategorie I<br />
Mechanische Befestigungen......................................... 75<br />
Schraubverbindungen................................................... 78<br />
Preßverbindungen......................................................... 81<br />
Schnappverbindungen .................................................. 83<br />
Nabenverbindungen...................................................... 87<br />
10 Verbindungstechniken – Kategorie II<br />
ROTATIONSSCHWEISSEN ....................................... 91<br />
Praktisch anwendbare Methoden.................................. 91<br />
Drehzapfenschweißen................................................... 91<br />
Schweißen mittels Schwungmasse-Werkzeugen .......... 94<br />
Schwungmasse-Schweißmaschinen ............................. 96<br />
Mitnahme- und Haltevorrichtungen ............................. 98<br />
Schweißnahtprofile....................................................... 101<br />
Berechnung von Schwungmasse-Werkzeugen<br />
und Maschinen ............................................................. 102<br />
Graphische Bestimmung der Schweißgrößen .............. 103<br />
Qualitätskontrolle geschweißter Teile .......................... 104<br />
Schweißen von Teilen mit Doppelnähten..................... 106<br />
Das Verschweißen gefüllter<br />
und verschiedenartiger <strong>Kunststoffe</strong>.............................. 107<br />
Rotationsschweißen...................................................... 107<br />
ULTRASCHALLSCHWEISSEN................................. 111<br />
Das Ultraschall-Schweißverfahren ............................... 111<br />
Schweißgeräte............................................................... 112<br />
Konstruktive Überlegungen.......................................... 115<br />
Maßgebliche Faktoren .................................................. 119<br />
Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung........................ 120<br />
Schweißergebnisse ....................................................... 121<br />
Andere Ultraschall-Verbindungstechniken................... 123<br />
Sicherheit...................................................................... 125<br />
VIBRATIONSSCHWEISSEN ..................................... 126<br />
Grundprinzip ................................................................ 126<br />
Definition des Bewegungszentrums............................. 126<br />
Typische Vorrichtungen ................................................ 127<br />
Schweißbedingungen.................................................... 128<br />
Auslegung von Schweißnähten .................................... 129<br />
Testergebnisse bei winkelverschweißten<br />
Stumpfnähten................................................................ 130<br />
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
von der Schweißfläche ................................................. 130<br />
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
vom spezifischen Schweißdruck .................................. 131<br />
Anwendungsbeispiele................................................... 131<br />
Vergleich mit anderen Schweißtechniken .................... 132<br />
Konstruktive Erwägungen............................................ 133<br />
HEIZELEMENTSCHWEISSEN ................................. 135<br />
TRANSMISSION-LASERSTRAHLSCHWEISSEN.. 138<br />
NIETEN........................................................................ 142<br />
11 Bearbeitungs-, Zerspanungs- und Fertigungstechniken<br />
Bearbeitung von HYTREL ® ............................................ 145<br />
Bearbeitung und Zerspanung von DELRIN ® .................. 146<br />
Oberflächenbearbeitung von DELRIN ® .......................... 148<br />
Vergüten von DELRIN ® .................................................. 148<br />
Bearbeiten und Zerspanen von ZYTEL ® ........................ 149<br />
Oberflächenbearbeitung von ZYTEL ® .......................... 151<br />
Vergüten von ZYTEL ® .................................................. 152<br />
1
1 – <strong>Allgemeine</strong>s<br />
Einführung<br />
Dieses Handbuch ist in Verbindung mit den Produktdaten für<br />
spezielle technische thermoplastische <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />
zu verwenden – DELRIN ® Polyacetale, ZYTEL ® Polyamide,<br />
einschl. glasfaserverstärkte Typen, MINLON ® thermoplastische<br />
Konstruktionswerkstoffe sowie CRASTIN ® (PBT) und RYNITE ®<br />
(PET) thermoplastische Polyester. Konstrukteure, die mit der<br />
Auslegung von Kunststoffteilen weniger vertraut sind, sollten<br />
besonders die Eigenschaften von <strong>Kunststoffe</strong>n beachten,<br />
durch die sie sich von Metallen unterscheiden: vor allem gilt<br />
dies für den Einfluß der Umgebungsbedingungen und von<br />
Dauerbelastungen.<br />
Eigenschaften und Kenndaten von <strong>Kunststoffe</strong>n werden durch<br />
physikalische Versuche unter Laborbedingungen ermittelt und<br />
in ähnlicher Weise wie bei metallischen Werkstoffen dargestellt.<br />
Probestäbe werden in hochpolierten Werkzeugen unter<br />
optimalen Bedingungen spritzgegossen und unter Norm-<br />
Bedingungen bei genau festgelegten Zug- und Feuchtigkeitswerten,<br />
Temperaturen usw. getestet. Die angegebenen Werte<br />
sind als typisch anzusehen. Dabei ist aber zu beachten, daß<br />
das neu konstruierte Kunststoffteil nicht unter exakt den<br />
gleichen Spritzgießbedingungen hergestellt und den gleichen<br />
Beanspruchungen ausgesetzt sein wird.<br />
Folgende Faktoren beeinflussen die Festigkeit, Zähigkeit<br />
und Gebrauchstauglichkeit eines Kunststoffteils:<br />
• Teiledicke und Geometrie,<br />
• Wert und Dauer der Belastung,<br />
• Richtung der Glasfaserorientierung,<br />
• Fließnähte,<br />
• Oberflächenfehler,<br />
• Spritzparameter.<br />
Ferner muß der Einfluß von Wärme, Feuchtigkeit, Sonnenlicht,<br />
Chemikalien und Spannungen berücksichtigt werden.<br />
Beim Konstruieren mit <strong>Kunststoffe</strong>n ist daher ein umfassendes<br />
Verständnis der Anwendung, die Verwertung möglichst anwendungsnaher<br />
Vergleichsinformationen, die Herstellung von<br />
Prototypen und Tests unter Betriebsbedingungen von größter<br />
Wichtigkeit.<br />
Dieses Handbuch soll Konstrukteuren die erforderlichen Informationen<br />
vermitteln, um den Einfluß der Umgebung, der Verarbeitung<br />
und der Betriebsbedingungen zu berücksichtigen,<br />
damit er mit den optimalen Materialien in kürzester Zeit zu<br />
einer effektiven, funktionellen Konstruktion gelangt.<br />
® Marke von E.I. du Pont de Nemours and Company<br />
Diese Informationen ermöglichen die Konstruktion von Teilen<br />
mit einem minimalen Gewicht, wobei gleichzeitig ein Höchstmaß<br />
an Demontage- und Recyclingmöglichkeiten geboten<br />
wird, so daß der Umwelteinfluß reduziert werden kann.<br />
Eine gute Konstruktion reduziert Verarbeitungs- und Montagekosten,<br />
Produktionsabfälle in Form von Ausschußteilen,<br />
Angüssen und Verteilern. Da ein vorzeitiges Versagen des<br />
hergestellten Gerätes vermieden wird, vermindern sich auch<br />
Abfälle an Endprodukten.<br />
Festlegung der Anforderungen<br />
für eine Anwendung<br />
Der wichtigste Schritt bei der Konstruktion eines Kunststoffteils<br />
besteht darin, die Umgebung, in der das Teil arbeiten<br />
soll, richtig und vollständig zu definieren. Eigenschaften von<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n werden in der Regel durch Temperaturänderungen,<br />
Chemikalien und aufgebrachte Spannungen wesentlich<br />
verändert. Diese Umgebungseinflüsse müssen sowohl unter<br />
dem Gesichtspunkt kurzfristiger als auch langfristiger Belastungen,<br />
natürlich je nach der Art der Anwendung, definiert<br />
werden. Die Dauer von Spannungs- und Umgebungsbelastungen<br />
beeinträchtigt entscheidend die Eigenschaften und<br />
somit das Verhalten des Kunststoffteils. Muß ein Konstruktionsteil<br />
unter schwankenden Betriebstemperaturen arbeiten,<br />
genügt es nicht, die Maximaltemperatur zu definieren, der es<br />
ausgesetzt sein wird. Zusätzlich muß auch berechnet werden,<br />
wie lange das Teil während der zu erwartenden Lebensdauer<br />
dieser Temperatur ausgesetzt sein wird. Gleiches gilt für die<br />
Beanspruchung durch Belastung. Wenn das Teil wechselnden<br />
Beanspruchungen ausgesetzt ist, sind ferner auch Dauer<br />
und Häufigkeit dieser Beanspruchungen von großer Bedeutung.<br />
Kunststoffmaterialien neigen unter Belastung zum<br />
Kriechen, und zwar um so mehr, je höher die Temperatur ist.<br />
Bei periodischer Belastung kommt es innerhalb bestimmter<br />
Grenzen zu einer verminderten Rückstellung des Kunststoffteils,<br />
die von der Höhe und Dauer der Belastung, der Dauer<br />
der vollständigen oder teilweisen Entlastung und der jeweils<br />
dabei herrschenden Temperatur abhängig ist. Der Einfluß von<br />
Chemikalien, Gleitmitteln usw. ist ebenfalls zeit- und lastabhängig.<br />
Einige Materialien werden im unbelasteten Zustand<br />
nicht beeinträchtigt, bilden aber Spannungsrisse, wenn sie<br />
Chemikalien längere Zeit mit und ohne Belastung ausgesetzt<br />
werden. DELRIN ® Polyacetale, ZYTEL ® Polyamide, MINLON ®<br />
thermoplastische Konstruktionswerkstoffe und RYNITE ®<br />
thermoplastische Polyester sind hiergegen besonders beständig.<br />
Die nachstehende Prüfliste kann als Leitfaden benutzt<br />
werden.<br />
3
Konstruktions-Checkliste<br />
Teilebezeichnung<br />
Firma<br />
Druck-Nr.<br />
Projekt-Nr.<br />
A. TEILEFUNKTION<br />
B. BETRIEBSBEDINGUNGEN<br />
Betriebstemperatur<br />
Einsatzleben (Std.)<br />
Belastung (N, Drehzahl usw. – ausführliche<br />
Beschreibung auf der Rückseite)<br />
in Betrieb, Std.<br />
Belastungsdauer<br />
außer Betrieb, Std.<br />
Sonstiges (Schlag, Stoß, Überlastung usw.)<br />
NORMAL MAX. MIN.<br />
C. UMGEBUNG Chemikalien Feuchtigkeit<br />
Umgebungstemperatur, wenn außer Betrieb Sonnenlicht direkt indirekt<br />
Vorschriften für Abfallentsorgung Produktion Einsatz<br />
D. KONSTRUKTIONSANFORDERUNGEN<br />
Sicherheitsfaktor Max. Biegung<br />
Toleranzen Verbindungstechnik<br />
Oberfläche/Dekoration Instanz/Code-Zulassungen<br />
Demontage nach Einsatzleben Recyclingfähigkeit<br />
E. LEISTUNGSTESTS – Falls es bereits ein Lastenheft für das Teil bzw. Gerät gibt, fügen Sie bitte eine Kopie bei.<br />
Falls nicht, beschreiben Sie alle bekannten Anforderungen, die oben nicht abgedeckt sind.<br />
F. ZULASSUNGEN Vorschrift Einstufung<br />
Nahrungsmittel, Automobile, Militär, Luft- und Raumfahrt, Elektrogeräte<br />
G. SONSTIGES<br />
Geben Sie hier und auf der Rückseite alle zusätzlichen Informationen an, die ein völliges Verständnis der Teilefunktion,<br />
der Einsatzbedingungen, der mechanischen und Umgebungsbelastungen sowie der fehlerhaften Benutzung erlauben,<br />
der das Teil widerstehen muß. Ergänzen Sie außerdem alle Hinweise, die obige Informationen verdeutlichen.<br />
4
Von der Konstruktion zum Prototyp<br />
Um ein Bauteil von der Konstruktionsphase bis zur Marktreife<br />
zu bringen, ist es in der Regel erforderlich, Prototypen<br />
für Versuche und Modifikationen anzufertigen. Die bevorzugte<br />
Methode für die Herstellung von Prototypen besteht<br />
darin, daß das Fertigungsverfahren der kommerziellen Produktion<br />
so genau wie möglich simuliert wird. Da die meisten<br />
Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n im Spritzgießverfahren<br />
hergestellt werden, empfiehlt es sich, auch die Prototypen<br />
mit einem Einfach-Werkzeug oder Versuchswerkzeug zu<br />
spritzen. Für dieses Vorgehen gibt es wichtige Gründe,<br />
die jedem Konstrukteur verständlich werden müssen.<br />
Nachstehend werden die unterschiedlichen Methoden zur<br />
Herstellung von Prototypen mit ihren jeweiligen Vor- und<br />
Nachteilen beschrieben.<br />
Spanende Bearbeitung von Prototypen<br />
Wird eine geringe Anzahl von Prototypen benötigt und liegt<br />
eine einfache Geometrie des Bauteils vor, wird diese<br />
Methode häufiger verwendet. Sie ist aber nur als ein erster<br />
tastender Entwurf anzusehen. Die spanende Bearbeitung<br />
komplexer Formen kann sehr teuer werden, vor allem dann,<br />
wenn mehr als ein Prototyp benötigt wird. Spanend bearbeitete<br />
Teile können dazu dienen, eine ausgereiftere Konstruktion<br />
zu entwickeln, und sollten nur in begrenztem Rahmen<br />
für Tests herangezogen werden. Aus nachstehend aufgeführten<br />
Gründen dürfen sie niemals zur endgültigen Auswertung<br />
für die Markteinführung benutzt werden:<br />
– Die durch maschinelle Bearbeitung hervorgerufenen<br />
Riefen können Eigenschaften wie Festigkeit, Zähigkeit<br />
und Dehnung gegenüber denen eines Spritzgießteils<br />
verschlechtern.<br />
– Festigkeit und Steifigkeit können wegen des höheren<br />
Kristallinitätsgrades von Stäben oder Platten höher sein<br />
als bei einem Spritzgießteil.<br />
– Oberflächenmerkmale wie Markierungen von Ausdrückstiften,<br />
Angußmarkierungen und die für Spritzgießteile<br />
typische «amorphe» Oberflächenstruktur entfallen bei<br />
spanend bearbeiteten Teilen.<br />
– Der Einfluß von Bindenähten in Spritzgießteilen kann<br />
nicht untersucht werden.<br />
– Die Dimensionsstabilität kann infolge sehr unterschiedlicher<br />
innerer Spannungen irreführen.<br />
– Lunker, wie sie in Stäben oder Platten häufig vorkommen,<br />
können die Festigkeit des Teils beeinträchtigen. Aus dem<br />
gleichen Grunde kann der Einfluß von Lunkern, die gelegentlich<br />
in dickeren Querschnitten von Spritzgießteilen<br />
anzutreffen sind, nicht beurteilt werden.<br />
– Es steht nur eine begrenzte Auswahl von <strong>Kunststoffe</strong>n in<br />
Form von Stäben oder Platten zur Verfügung.<br />
Druckgußwerkzeug<br />
Wenn ein Druckgußwerkzeug vorhanden ist, läßt es sich in<br />
der Regel für das Spritzgießen von Prototypen modifizieren.<br />
Die Verwendung eines solchen Werkzeugs kann die Anfertigung<br />
eines Prototypen-Werkzeugs erübrigen und eine Reihe<br />
preiswerter Teile für erste Versuche liefern.<br />
Der Wert dieser Methode ist jedoch begrenzt, weil das Werkzeug<br />
für Metalldruckguß und nicht für <strong>Kunststoffe</strong> ausgelegt<br />
ist. Die Wandungen und Rippen werden folglich nicht kunststoffgerecht<br />
ausgelegt sein, die Anschnitte sind in der Regel<br />
zu groß und zum Spritzgießen von Kunststoff nicht optimal<br />
angeordnet. Außerdem ist eine Kühlung des Druckgußwerkzeuges<br />
für die zu produzierenden Kunststoffteile nicht<br />
möglich. Der Markteinführung sollten daher unbedingt Testreihen<br />
mit Spritzgießteilen vorausgehen, deren Konstruktion<br />
auf das Material der Wahl abgestimmt ist.<br />
Prototypen-Werkzeug<br />
Mit Prototypen-Werkzeugen aus leicht zu bearbeitenden<br />
oder preiswerten Materialien wie Aluminium, Messing usw.<br />
lassen sich Teile herstellen, die als nichtfunktionelle Prototypen<br />
dienen können. Da die richtigen Spritzgießbedingungen,<br />
die das Material und die Teilegeometrie verlangen, in den<br />
meisten Fällen nicht angewandt werden können (insbesondere<br />
Werkzeugtemperatur und Druck), können solche<br />
preiswerten Formwerkzeuge keine Teile produzieren, die<br />
eine Beurteilung unter Betriebsbedingungen gestatten.<br />
Vorläufiges Produktionswerkzeug<br />
Der beste Ansatz für die konstruktive Entwicklung von Präzisionsspritzgießteilen<br />
ist die Anfertigung eines vorläufigen<br />
Produktionswerkzeuges aus Stahl. Dabei kann es sich um ein<br />
Einfach-Werkzeug oder um ein einzelnes Formnest in einem<br />
Mehrfach-Werkzeugrahmen handeln. Die Formhöhlung wird<br />
spanend herausgearbeitet, aber nicht gehärtet, so daß kleinere<br />
Änderungen noch möglich sind. Das Werkzeug weist<br />
die gleiche Kühlung auf wie das Produktionswerkzeug, so<br />
daß sich eventuelle Verzugs- und Schwindungsprobleme<br />
untersuchen lassen. Mit den richtigen Auswerferstiften kann<br />
das Werkzeug mit einem fertigungstypischen Zyklus gefahren<br />
werden, so daß sich realistische Zykluszeiten ermitteln<br />
lassen. Vor allem aber können diese Teile unter realen und<br />
simulierten Betriebsbedingungen auf ihre Festigkeit, Schlagzähigkeit,<br />
Abriebfestigkeit und sonstigen physikalischen<br />
Eigenschaften untersucht werden.<br />
Computersimulationen<br />
Häufig lassen sich Prototypenkosten durch Computersimulationen<br />
beträchtlich reduzieren. Da computergenerierte<br />
Modelle bereits für die Werkzeugherstellung erforderlich<br />
sind, können diese ebenfalls verwendet werden, um Finite-<br />
Element-Modelle abzuleiten, die wiederum einsetzbar sind<br />
für:<br />
– die Simulation des Spritzgießverfahrens; die Informationen<br />
über den erforderlichen Einspritzdruck, die Schließkraft,<br />
Schmelzetemperaturen im Formnest, Positionierung von<br />
Bindenähten, Lufteinschlüssen usw liefert.<br />
– Simulation des Bauteilverhaltens unter mechanischen<br />
Belastungen; die Informationen über Verformungen und<br />
Spannungen im Teil ergibt.<br />
Am sinnvollsten ist es, Simulationen in einer frühen Phase<br />
des Konstruktionsprozesses durchzuführen, um kostenaufwendige<br />
Fehler zu vermeiden und die Zahl der erforderlichen<br />
Prototypen auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
5
Erprobung der Konstruktion<br />
Jede Konstruktion sollte bereits in der Entwicklungsphase<br />
sorgfältig geprüft werden. Je früher Fehler oder konstruktive<br />
Schwachstellen aufgedeckt werden, desto mehr Einsparungen<br />
an Zeit, Arbeit und Material sind möglich.<br />
– Am aussagekräftigsten ist eine Erprobung des Prototyps<br />
unter realen Betriebsbedingungen. Dabei treffen alle<br />
Anforderungen an das Leistungsverhalten zusammen und<br />
erlauben eine umfassende Beurteilung der Konstruktion.<br />
– Auch simulierte Anwendungsversuche können durchgeführt<br />
werden. Der Wert solcher Tests hängt davon ab, wie<br />
genau die Betriebsbedingungen simuliert werden können.<br />
So sollte ein Kfz.-Motorteil zum Beispiel Temperatur-,<br />
Vibrations- und Kohlenwasserstoffbeständigkeitstests<br />
unterzogen werden; Kofferbeschläge sollten auf Abrieb<br />
und Schlagzähigkeit, ein elektronisches Bauteil auf elektrische<br />
und thermische Isolation getestet werden.<br />
– Probeläufe sind unentbehrlich. Langfristige Probeläufe<br />
oder Betriebsversuche zur Beurteilung des wichtigen Zeitfaktors<br />
unter Last oder Wärme sind jedoch manchmal<br />
unpraktikabel oder unwirtschaftlich. Wenn geraffte Testprogramme<br />
Voraussagen über das Langzeitverhalten<br />
anhand kurzfristiger «erschwerter» Tests machen sollen,<br />
ist Vorsicht geboten. Nicht immer ist das Verhalten zwischen<br />
Langzeittests und kurzfristigen, beschleunigten Testverfahren<br />
bekannt. Sollten Sie beschleunigte Testverfahren<br />
erwägen, ziehen Sie stets Ihren Du Pont Repräsentanten<br />
vorher zu Rate.<br />
6<br />
Erstellung aussagekräftiger Spezifikationen<br />
Spezifikationen sollen herstellungsbedingte Abweichungen<br />
fertiger Produkte in funktionellen, ästhetischen und wirtschaftlichen<br />
Anforderungen eingrenzen. Die Bauteile müssen<br />
den vorgeschriebenen Spezifikationen und Anforderungen<br />
entsprechen.<br />
Der Konstrukteur sollte folgende Angaben in seine Spezifikationen<br />
aufnehmen:<br />
– Handelsname des Materials und Typenbezeichnung<br />
(z.B. ZYTEL ® 101, Polyamid 66).<br />
– Oberflächenbeschaffenheit.<br />
– Lage der Trennebene.<br />
– Zulässiger Grat.<br />
– Zulässige Anguß- und Bindenahtmarkierungen (möglichst<br />
weit von kritischen Spannungspunkten entfernt).<br />
– Bereiche, in denen Lunker unzulässig sind.<br />
– Zulässiger Verzug.<br />
– Toleranzen.<br />
– Farbe.<br />
– Dekorative Erfordernisse.<br />
– Leistungsanforderungen.<br />
Weitere Informationen finden Sie in der «Konstruktions-<br />
Kontrolliste» auf Seite 4.
2 – Spritzgießen<br />
Verfahren und Ausrüstung<br />
Da die meisten Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n im Spritzgießverfahren<br />
hergestellt werden, ist es für den Konstrukteur<br />
sehr wichtig, das Verfahren, seine Möglichkeiten und seine<br />
Grenzen zu kennen.<br />
Das Verfahren ist im Grunde recht einfach. Thermoplastische<br />
<strong>Kunststoffe</strong> wie DELRIN ® Polyacetale, RYNITE ® thermoplastische<br />
Polyester oder ZYTEL ® Polyamide, die in Granulatform<br />
erhältlich sind, werden – soweit erforderlich – getrocknet,<br />
geschmolzen und unter Druck in ein Werkzeug gespritzt,<br />
in dem der Kunststoff abkühlen kann. Danach wird das<br />
Werkzeug geöffnet und die Teile werden ausgedrückt. Nach<br />
Schließung des Werkzeuges beginnt der Zyklus von neuem.<br />
Abb. 2.01 ist eine schematische Darstellung einer Spritzgießmaschine.<br />
Abb. 2.02 stellt eine schematische Schnittzeichnung des<br />
Plastifizierzylinders und des Werkzeugs dar.<br />
Feed Hopper<br />
Einfülltrichter<br />
Werkzeug Mould Aufschmelz- Melting<br />
zylinder Cylinder<br />
Abb. 2.01 Spritzgiessmaschine<br />
Die Spritzgießmaschine<br />
Aufgabe der Plastifizier- und Spritzeinheit ist es, den Kunststoff<br />
zu schmelzen und in das Werkzeug zu spritzen.<br />
Die Einspritzgeschwindigkeit und der im Werkzeug erzielte<br />
Druck werden durch das Hydrauliksystem der Maschine<br />
geregelt. Die Einspritzdrücke reichen von 35 bis 140 MPa.<br />
Die verwendeten Schmelzetemperaturen variieren von nur<br />
etwa 205° C für DELRIN ® Polyacetale bis zu rund 300° C<br />
für einige der glasfaserverstärkten ZYTEL ® Polyamide und<br />
RYNITE ® thermoplastischen Polyester.<br />
Verarbeitungsbedingungen, Methoden und Konstruktionsmaterialien<br />
zum Spritzgießen technischer <strong>Kunststoffe</strong> von<br />
Du Pont sind in den Leitfäden zum Spritzgießen dargestellt,<br />
die für DELRIN ® Polyacetale, MINLON ® thermoplastische<br />
Konstruktionswerkstoffe, RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />
und ZYTEL ® Polyamide erhältlich sind.<br />
Aufspann- Machine<br />
platte Platen<br />
Werkzeug<br />
Mould<br />
Aufspann- Machine<br />
platte Platen<br />
Abb. 2.02 Plastifizierzylinder und Werkzeug<br />
Plastifying Plastifizierzylinder<br />
Cylinder<br />
Einfülltrichter Feed<br />
Hopper<br />
Das Werkzeug<br />
Die Werkzeugkonstruktion ist entscheidend für die Qualität<br />
und Wirtschaftlichkeit eines Spritzgießteils. Aussehen,<br />
Festigkeit, Zähigkeit, Größe, Form und Herstellungskosten<br />
hängen sämtlich von der Güte des Werkzeugs ab. Wichtigste<br />
Kriterien für technische <strong>Kunststoffe</strong> sind:<br />
– Richtige Auslegung auf Festigkeit, um dem hohen<br />
Betriebsdruck standzuhalten.<br />
– Richtige Auswahl der Werkzeugmaterialien, vor allem,<br />
wenn verstärkte <strong>Kunststoffe</strong> verarbeitet werden.<br />
– Korrekt ausgelegte Fließwege, damit der Kunststoff alle<br />
Stellen der Formhöhlung korrekt ausfüllt.<br />
– Richtige Entlüftung, damit die Luft, die der Kunststoff<br />
beim Eindringen in das Werkzeug vor sich hertreibt,<br />
schnellstens abgeleitet wird.<br />
– Sorgfältige Auslegung der Kühlung, um das Abkühlen<br />
und das Erstarren der Spritzgießteile zu regeln.<br />
– Einfaches und gleichförmiges Auswerfen der Spritzgießteile.<br />
Bei der Konstruktion von Spritzgießteilen ist der in den<br />
folgenden Kapiteln näher erörterte Einfluß zu beachten,<br />
den Lage und Größe der Anschnitte auf Fließverhalten,<br />
Schwindung, Verzug, Abkühlung, Entlüftung usw. haben.<br />
Ihr Du Pont Repräsentant stellt Ihnen gern weitere Informationen<br />
und Anregungen für die Werkzeugkonstruktion und<br />
Verarbeitung zur Verfügung.<br />
Der gesamte Verarbeitungszyklus kann in nur zwei Sekunden<br />
beendet sein, aber auch bis zu mehreren Minuten dauern.<br />
Bei jeder Öffnung des Werkzeugs können ein einziges<br />
oder aber mehrere Dutzend Teile zugleich ausgeworfen werden.<br />
Die Zykluszeit kann durch die Wärmeabfuhrleistung<br />
des Werkzeugs begrenzt sein, sofern sich nicht schon die<br />
Zyklus- oder Aufschmelzleistung der Maschine begrenzend<br />
auswirkt.<br />
Fehlersuche<br />
Falls Formteile die Anforderungen nicht erfüllen, müssen<br />
die Gründe ermittelt werden. Tabelle 2 zeigt eine Liste von<br />
grundlegenden Lösungen bei allgemeinen Verarbeitungsproblemen.<br />
Für weiter Einzelheiten setzen Sie sich mit dem<br />
technischen Service von DuPont in Verbindung.<br />
7
Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />
Fehler Abhilfe<br />
Unzureichende 1. Dosierhub vergrößern.<br />
Füllung. 2. Einspritzdruck erhöhen.<br />
Schlechte<br />
3. Maximale Verfahrgeschwin-<br />
Oberflächenqualität<br />
digkeit.<br />
4. Materialpolster reduzieren.<br />
5. Materialtemperatur durch<br />
Erhöhen der Zylindertemperatur<br />
steigern.<br />
6. Werkzeugtemperatur steigern.<br />
7. Gesamtzyklus verlängern.<br />
8. Überprüfen des Füllvolumens<br />
gegenüber der Nennkapazität der<br />
Maschine; falls das Füllvolumen<br />
75% der Nennkapazität (Styrol)<br />
überschreitet, setzen Sie eine<br />
Maschine mit größerer Kapazität<br />
ein.<br />
9. Anguß, Verteiler oder Anschnitte<br />
vergrößern.<br />
Gratbildung 1. Materialtemperatur durch<br />
Senken der Zylindertemperatur<br />
reduzieren.<br />
2. Einspritzdruck reduzieren.<br />
3. Gesamtzyklus verkürzen.<br />
4. Kolbenvorlaufzeit reduzieren.<br />
5. Formschließung prüfen (mögliches<br />
Fremdmaterial zwischen<br />
den Werkzeughälften).<br />
6. Formentlüftung verbessern.<br />
7. Pressplatten auf Parallelität<br />
prüfen.<br />
8. Werkzeug auf größere<br />
(Spann-)Platte bringen.<br />
8<br />
Fehler Abhilfe<br />
Material tropft aus 1. Düsentemperatur reduzieren.<br />
der Düse 2. Materialtemperatur durch<br />
Senken der Zylindertemperatur<br />
reduzieren.<br />
3. Restdruck in Zylinder senken<br />
durch:<br />
a. Reduzieren der Kolbenvorlaufzeit<br />
und/oder des<br />
Staudrucks;<br />
b. Erhöhen der «Entspannungszeit»<br />
(falls Presse über diese<br />
Regelung verfügt).<br />
4. Verkürzen der Düsenöffnungszeit.<br />
5. Düse mit positiver Rückstromsperre<br />
verwenden.<br />
Erstarrtes Material 1. Düsentemperatur erhöhen.<br />
in der Düse 2. Zykluszeit verkürzen.<br />
3. Einspritzdruck erhöhen.<br />
4. Werkzeugtemperatur erhöhen.<br />
5. Düse mit größerer Öffnung<br />
verwenden.<br />
Verfärbung 1. Heizzylinder reinigen.<br />
2. Materialtemperatur durch Senken<br />
der Zylindertemperatur<br />
reduzieren.<br />
3. Düsentemperatur reduzieren.<br />
4. Gesamtzyklus verkürzen.<br />
5. Trichter und Einzugszone auf<br />
Verunreinigungen überprüfen.<br />
6. Zylinder und Kolben oder<br />
Schneckensitz auf zu großes<br />
Spiel überprüfen.<br />
7. Zusätzliche Entlüftungsöffnungen<br />
im Werkzeug vorsehen.<br />
8. Werkzeug auf Pressen mit kleinerem<br />
Füllvolumen bringen.
Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />
Fehler Abhilfe<br />
Verbrannte Flecken 1 Kolbengeschwindigkeit senken.<br />
2. Einspritzdruck senken.<br />
3. Entlüftung in Formhöhlung<br />
verbessern.<br />
4. Lage des Anschnitts ändern,<br />
um Fließweg zu verbessern.<br />
Spröde Teile 1. Material vortrocknen.<br />
2. Schmelzentemperatur und/oder<br />
Verweilzeit senken.<br />
3. Werkzeugtemperatur steigern.<br />
4. Anteil an Mahlgut verringern.<br />
Festkleben in 1. Einspritzdruck senken.<br />
Formhöhlungen 2. Kolbenvorlaufzeit und Kompaktierzeit/-druck<br />
senken.<br />
3. Formschließzeit erhöhen.<br />
4. Werkzeugtemperatur senken.<br />
5. Zylinder- und Düsentemperatur<br />
senken.<br />
6. Werkzeug auf Hinterschneidungen<br />
und/oder unzureichende<br />
Konizität überprüfen.<br />
7. Externe Schmiermittel<br />
verwenden.<br />
Festkleben in 1. Einspritzdruck senken.<br />
Angußbuchse 2. Kolbenvorlaufzeit und<br />
Kompaktierzeit/-druck senken.<br />
3. Formschließzeit erhöhen.<br />
4. Werkzeugtemperatur an Angußbuchse<br />
erhöhen.<br />
5. Düsentemperatur erhöhen.<br />
6. Größen und Ausrichtung von<br />
Löchern in Düse und Angußbuchsen<br />
prüfen (Loch in Angußbuchse<br />
muß größer sein).<br />
7. Effizienteren Angußabreißer<br />
verwenden.<br />
Fehler Abhilfe<br />
Bindenähte ohne 1. Einspritzdruck erhöhen.<br />
ausreichende 2. Kompaktierzeit/-druck<br />
Festigkeit<br />
3. Werkzeugtemperatur erhöhen.<br />
4. Materialtemperatur erhöhen.<br />
5. Entlüftung der Formhöhlung im<br />
Bindenahtbereich.<br />
6. Ausflußkanal dicht neben dem<br />
Bindenahtbereich vorsehen.<br />
7. Lage des Anschnitts ändern, um<br />
Fließweg zu verbessern.<br />
Einfallstellen und/ 1. Einspritzdruck erhöhen.<br />
oder Lunker 2. Kompaktierzeit/-druck erhöhen.<br />
3. Maximale Verfahrgeschwindigkeit<br />
einsetzen.<br />
4. Werkzeugtemperatur erhöhen<br />
(Einfallstellen).<br />
5. Werkzeugtemperatur senken<br />
(Lunker).<br />
6. Materialpolster reduzieren.<br />
7. Anguß, Verteiler oder Anschnitte<br />
vergrößern.<br />
8. Anschnitte näher an dickwandigen<br />
Sektionen anordnen.<br />
Verzug/verformte 1. Werkzeugtemperatur erhöhen,<br />
Teile gleichmäßig?<br />
2. Anschnitt und Verteiler<br />
vergrößern.<br />
3. Einfüllgeschwindigkeit steigern.<br />
4. Einspritzdruck und Kompaktierzeit/-druck<br />
erhöhen.<br />
5. Fließweg prüfen und Anschnittlage<br />
ändern und/oder Teilekonstruktion<br />
verbessern.<br />
9
Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />
Fehler Abhilfe<br />
Schlechte 1. Gleichmäßige Zykluszeiten<br />
Dimensionskontrolle einstellen.<br />
2. Gleichmäßige Dosierung und<br />
Materialkissen von Zyklus zu<br />
Zyklus.<br />
3. Form so schnell wie möglich<br />
füllen.<br />
4. Hydraulik- und Elektrosysteme<br />
der Maschine auf fehlerhafte<br />
Leistungen überprüfen.<br />
5. Anschnitt vergrößern.<br />
6. Formhöhlungen strömungsgünstig<br />
auslegen.<br />
7. Anzahl an Formhöhlungen<br />
reduzieren.<br />
10
3 – Kriterien für das Spritzgießen<br />
Einheitliche Wanddicke<br />
Bei der Konstruktion von Kunststoffteilen ist eine einheitliche<br />
Wanddicke von ausschlaggebender Bedeutung. Ungleichförmige<br />
Wanddicken können zu großen Verzugs- und Maßhaltigkeitsproblemen<br />
führen. Wird höhere Festigkeit oder Steifigkeit<br />
gefordert, ist es wirtschaftlicher, Rippen vorzusehen, als<br />
die Wanddicke zu vergrößern. Kommt es bei einem Teil auf<br />
eine einwandfreie Oberflächenbeschaffenheit an, sollten Rippen<br />
weitgehend vermieden werden, da Einfallstellen auf der<br />
Außenfläche unvermeidlich sind. Kann bei einem solchen Teil<br />
auf Rippen nicht verzichtet werden, lassen sich Einfallstellen<br />
häufig durch konstruktive Details verbergen, zum Beispiel<br />
durch eine Gegenrippe, eine strukturierte Oberfläche usw.<br />
Selbst wenn einheitliche Wandstärken angestrebt werden,<br />
können unbeabsichtigte größere Querschnitte auftreten, die<br />
nicht nur Einfallstellen, sondern auch Lunker und ungleichmäßige<br />
Schwindung zur Folge haben. So kann zum Beispiel<br />
ein einfaches L-Profil (Abb. 3.01) mit einer scharfen Außenkante<br />
und einer ordnungsgemäß ausgerundeten Innenkante<br />
wegen der größeren Wandstärke im Kantenbereich zu Problemen<br />
führen. Um eine einheitliche Wanddicke zu erzielen, sollte<br />
eine Außenrundung wie in Abb. 3.02 verwendet werden.<br />
Durch Verarbeitung<br />
Moulded in stresses<br />
eingebrachte Eigenspannungen<br />
Warpage<br />
VerzugSinks<br />
Einfallstellen Voids<br />
LunkerWider<br />
tolerances<br />
grössere Toleranzen<br />
Einfallstelle Sink Mark<br />
unterschiedliche<br />
Schwindung<br />
Differencial<br />
Shrinkage<br />
Einfallstelle<br />
Sink Mark<br />
ungünstig günstig ungünstig<br />
Einzug Draw-In<br />
Abb. 3.01 Auswirkungen ungleicher Wanddicken auf Spritzgußteil<br />
Abb. 3.02 Wandstärke im Kantenberreich<br />
Konstruktionshinweise<br />
Andere Methoden, gleichförmige Wanddicken zu konstruieren,<br />
werden in den Abbildungen 3.03 und 3.04 gezeigt.<br />
Natürlich stehen dem Konstrukteur mehrere Möglichkeiten<br />
offen, auftretenden Problemen aus dem Wege zu gehen.<br />
Auch durch Auskernen lassen sich einheitliche Wanddicken<br />
erzielen. Abb. 3.04 zeigt, wie eine Konstruktion durch Auskernen<br />
verbessert werden kann. Wenn sich unterschiedliche<br />
Wanddicken nicht vermeiden lassen, sollte der Konstrukteur<br />
einen allmählichen Übergang von einer Wanddicke zur<br />
anderen vorsehen.<br />
Abrupte Änderungen der Wanddicken führen immer zu<br />
erhöhten Spannungen. Darüberhinaus sollte das Werkzeug<br />
nach Möglichkeit im Bereich des größten Querschnitts<br />
angebunden sein, um eine einwandfreie Füllung zu gewährleisten<br />
(Abb. 3.05).<br />
Als allgemeine Regel sollte die geringste Wanddicke<br />
verwendet werden, bei der das Teil sich noch einwandfrei<br />
verhält. Dünne Wandungen erstarren schneller als dicke.<br />
Abb. 3.06 zeigt den Einfluß der Wanddicke auf die Produktionsgeschwindigkeit.<br />
Rippen Gewindeaugen<br />
Gute Auslegungen Nein<br />
Weniger gute Auslegungen Ja<br />
Abb. 3.03 Abmessungen von Rippen<br />
A<br />
A A–A<br />
Abb. 3.04 Auslegung auf einheitliche Wanddicke<br />
11
Anschnitt<br />
1,5 t<br />
Relative Fertigungskosten<br />
Cycle Cost Factor<br />
8<br />
4<br />
1<br />
schlecht<br />
Auskernung<br />
scharfe Ecke<br />
DELRIN® 100,500,900<br />
besser<br />
Abb. 3.05 Übergang zwischen unterschiedlichen Wanddicken<br />
1 6<br />
Wanddicke Part Thickness des Teils (mm) in mm<br />
Konizität und Auswerferstifte<br />
3 t<br />
gut<br />
Toleranzbereich<br />
Fine Tolerance<br />
«Präzision»<br />
Toleranzbereich<br />
«Standard»<br />
Normal Tolerance<br />
Anschnitt<br />
Abb. 3.06 Relative Fertigungskosten als Funktion der Teiledicke<br />
Die Konizität ist entscheidend für das Entformen der Teile<br />
aus dem Werkzeug. Wird eine minimale Konizität erwünscht,<br />
kann ein Polieren der Entformungsschräge dazu beitragen,<br />
das Ausdrücken der Teile aus dem Werkzeug zu erleichtern.<br />
Die nachstehende Tabelle kann als Richtlinie verwendet<br />
werden.<br />
Tabelle 3.01 Winkel der Konizität*<br />
Flache Konizität Tiefe Konizität<br />
(weniger als (mehr als<br />
25 mm tief) 25 mm tief)<br />
CRASTIN ® PBT 0 – 1 ⁄4° 1 ⁄2°<br />
DELRIN ® 0 – 1 ⁄4° 1 ⁄2°<br />
ZYTEL ® 0 – 1 ⁄8° 1 ⁄4° – 1 ⁄2°<br />
Verstärkte Polyamide 1 ⁄4° – 1 ⁄2° 1 ⁄2° – 1°<br />
Verstärktes PBT<br />
1 ⁄2°<br />
1 ⁄2° – 1°<br />
RYNITE ® PET<br />
1 ⁄2°<br />
1 ⁄2° – 1°<br />
* Für hochglänzende strukturierte Oberflächen Konizität um 1° pro 0,025 mm Strukturtiefe<br />
erhöhen.<br />
12<br />
Werden zur Zwangsentformung Auswerferstifte verwendet,<br />
ist deren richtige Anordnung wichtig, da sie die Teile beim<br />
Ausdrücken beschädigen können. Auch muß die Stiftfläche<br />
groß genug sein, um ein Durchstoßen, Beschädigen oder<br />
Markieren der Teile zu verhindern. In einigen Fällen kann es<br />
erforderlich sein, die Auswerferstifte durch Abstreifplatten<br />
oder -ringe zu ergänzen oder zu ersetzen.<br />
Ausrundungen und Rundungshalbmesser<br />
Scharfe Ecken und Einkerbungen sind wohl die häufigsten<br />
Ursachen für das Versagen von Kunststoffteilen. Dies ist auf<br />
eine abrupte Spannungszunahme in den scharfen Ecken<br />
zurückzuführen und hängt von der spezifischen Geometrie<br />
des Teils und der Schärfe der Ecke oder der Einkerbung ab.<br />
Die meisten <strong>Kunststoffe</strong> sind kerbempfindlich, und die<br />
höhere Spannung im Bereich der Einkerbung, auch «Kerbspannung»<br />
genannt, führt zur Rißbildung. Um sicherzustellen,<br />
daß eine bestimmte Zone einer Konstruktion innerhalb<br />
sicherer Spannungsgrenzen liegt, können die Spannungskonzentrationsfaktoren<br />
für alle Eckbereiche berechnet werden.<br />
Formeln für spezifische Profile finden sich in den Nachschlagewerken<br />
zur Spannungsanalyse. Abb. 3.07 zeigt ein<br />
Beispiel für die Spannungsfaktoren, die an der Ecke eines<br />
Kragträgers wirksam werden.<br />
Aus dieser Kurve läßt sich die Faustregel für das Maß der<br />
Ausrundung ableiten: der Rundungshalbmesser sollte der<br />
halben Wanddicke des Teils entsprechen. Wie die Kurve<br />
zeigt, läßt sich die Spannung durch Verwendung eines<br />
größeren Halbmessers nur noch unwesentlich senken.<br />
In spritzgießtechnischer Hinsicht ermöglichen glatte Ausrundungen<br />
im Gegensatz zu scharfen Ecken strömungsgünstige<br />
Fließwege im Werkzeug und erleichtern das Ausdrücken<br />
der Teile. Ausrundungen verlängern auch die Lebensdauer<br />
des Werkzeugs, weil sie Auswaschungen im Werkzeug verringern.<br />
Der empfohlene Mindesthalbmesser für Ecken ist<br />
0,5 mm und läßt sich in aller Regel auch dort verwirklichen,<br />
wo eine scharfe Kante erforderlich ist (Abb. 3.08).<br />
Spannungskonzentrationsfaktor<br />
Stress-Concentration Factor<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0<br />
P = Beaufschlagte Last<br />
P = Applied Load<br />
R = Ausrundungshalbmesser<br />
Fillet Radius<br />
T = Teildicke Thickness<br />
Üblicher Usual Wert<br />
0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
R/T<br />
Abb. 3.07 Spannungskonzentrierende Faktoren bei einer<br />
freitragenden Struktur<br />
R<br />
P<br />
T
Rundung Radii der on Exterior Außenecken Rundung Radii der on Interior Innenecken<br />
of Corner<br />
of Corner<br />
Abb. 3.08 Verwendung von Außen- und Innenrundungen<br />
Gewindeaugen<br />
Gewindeaugen werden als Montagehilfe oder zur Verstärkung<br />
von Löchern eingesetzt. Abb. 3.09 zeigt ein Konstruktionsbeispiel.<br />
In der Regel sollte der Außendurchmesser eines Gewindeauges<br />
2 bis 3mal so groß sein wie der Lochdurchmesser, um<br />
eine ausreichende Festigkeit zu gewährleisten. Für die Konstruktion<br />
von Gewindeaugen gelten die gleichen Grundsätze<br />
wie für Rippen, d.h. dicke Querschnitte sollten vermieden<br />
werden, um die Bildung von Lunkern und Einfallstellen<br />
sowie verlängerte Zykluszeiten zu vermeiden.<br />
Eine weniger gute Auslegung von Gewindeaugen kann zu<br />
Einfallstellen (oder sogar Lunkern) führen, siehe Abb. 3.10.<br />
Bindenähte in Gewindeaugen sollten vermieden werden.<br />
Abb. 3.09 Gute Auslegung eines Gewindeauges<br />
Rippen<br />
Einfallstellen<br />
Einfallstelle<br />
Verstärkungsrippen sind ein wirksames Hilfsmittel, um die<br />
Steifigkeit und Festigkeit von Spritzgußteilen zu erhöhen.<br />
Der richtige Einsatz von Rippen kann Material und Gewicht<br />
einsparen, die Spritzzyklen verkürzen und dicke Querschnittbereiche<br />
vermeiden helfen, die beim Spritzgießen zu Problemen<br />
führen könnten. Wenn Einfallstellen auf der einer Rippe<br />
gegenüberliegenden Seite nicht akzeptabel sind, können sie<br />
durch strukturierte Oberflächen oder andere geeignete Unterbrechungen<br />
im Bereich der Einfallstelle kaschiert werden.<br />
Rippen sollten nur verwendet werden, wenn der Konstrukteur<br />
überzeugt ist, daß die tragende Funktion des Teils dadurch<br />
wesentlich verbessert werden kann. Der Begriff «wesentlich»<br />
ist hier hervorzuheben, weil Rippen allzu häufig als zusätzlicher<br />
Sicherheitsfaktor vorgesehen werden, aber nur Verzug<br />
und Spannungskonzentration bewirken. Es ist besser, im<br />
Zweifelsfall beim Entwurf erst einmal auf Rippen zu verzichten;<br />
sie lassen sich nachträglich immer noch problemlos<br />
vorsehen, wenn Tests mit Prototypen dies aufzeigen.<br />
Konstruktion mit Rippen siehe Kap. 4.<br />
Löcher und Auskernungen<br />
Einfallstelle<br />
Abb. 3.10 Weniger gute Auslegung eines Gewindeauges<br />
Löcher in Spritzgußteilen lassen sich auf einfache Weise durch<br />
Lochstifte erzeugen, die in die Formhöhlung hineinragen.<br />
Durchgängige Löcher lassen sich leichter spritzen als Sacklöcher,<br />
weil der Lochstift an beiden Enden abgestützt werden<br />
kann. Sacklöcher, die durch an nur einem Ende befestigte<br />
Lochstifte erzeugt werden, können exzentrisch ausfallen, wenn<br />
der Lochstift durch den Druck der einströmenden Schmelze<br />
in die Formhöhlung bewegt wird. Deshalb ist die Tiefe eines<br />
Sacklochs im allgemeinen auf das Doppelte des Lochstiftdurchmessers<br />
begrenzt. Um eine größere Lochtiefe zu erzielen,<br />
kann ein stufenförmiger Lochstift verwendet werden, oder<br />
eine Wandung wird mit einer Gegenbohrung versehen, um die<br />
Länge des freitragenden Lochstiftes zu verringern (Abb. 3.11).<br />
Löcher, deren Achse senkrecht zur Öffnungsrichtung des<br />
Werkzeugs verläuft, erfordern einziehbare Lochstifte oder<br />
zweigeteilte Werkzeuge. Bei einigen Konstruktionen läßt<br />
sich dies umgehen, indem man Löcher in senkrecht zur<br />
Trennebene verlaufenden Wandungen plaziert und Stufen<br />
oder extreme Konizitäten in der Wandung vorsieht (Abb. 3.12).<br />
Lochstifte sollten poliert und mit einer Entformungsschräge<br />
versehen werden, um das Ausdrücken zu erleichtern.<br />
13
Werden Bindenähte, die durch das Fließen der Schmelze um<br />
Lochstifte herum verursacht werden, aus Gründen der Festigkeit<br />
oder des Aussehens nicht zugelassen, können die<br />
Löcher – wie in Abb. 3.13 dargestellt – angesenkt oder teilweise<br />
ausgekernt werden, um ein anschließendes Bohren zu<br />
erleichtern.<br />
Die nachstehende Anleitung, die sich auf Abb. 3.14 bezieht,<br />
kann dazu beitragen, Rißbildung oder ein Ausreißen des<br />
Kunststoffteils zu vermeiden.<br />
d = Durchmesser<br />
b ≥ d<br />
c ≥ d<br />
D ≥ d<br />
t = Wanddicke<br />
Für ein Sackloch sollte die Dicke des Bodens nicht weniger<br />
als 1 ⁄ 6 des Lochdurchmessers betragen, um ein Ausbauchen<br />
zu vermeiden (Abb. 3.15A). Abb. 3.15B zeigt eine bessere<br />
Konstruktion, bei der die Wanddicke überall gleich ist und<br />
scharfe Ecken, an denen sich eine Spannungskonzentration<br />
bilden könnte, vermieden werden.<br />
Fig. 3.11 Stufenförmiges Lochstift, Gegenbohrung<br />
14<br />
Stufenförmiges Loch<br />
Gegenbohrung<br />
Querschnitt A–A<br />
Fig. 3.12 Löcher senkrecht zur Trennebene<br />
Anschnitt<br />
A<br />
Fig. 3.13 Bohrlöcher<br />
Loch senkrecht zur<br />
Öffnungsrichtung<br />
Auskernung<br />
Formhöhlung<br />
Kunststoffteil<br />
Kunststoffteil<br />
Bindenähte<br />
A B<br />
Bohrlöcher<br />
gespritzte<br />
Ansenkung<br />
QuerschnittA-A<br />
Werkzeug<br />
Querschnitt<br />
A<br />
A<br />
Kunststoffteil<br />
parallel zur Konizität<br />
gespritzte Ansenkung<br />
Ansenkung<br />
Ansenkung<br />
Kunststoffteil<br />
Hinterschneidung<br />
senkrecht zur Konizität<br />
gespritzte<br />
Ansenkung<br />
2/3 D D
Lochkonstruktion<br />
Fig. 3.14 Lochkonstruktion<br />
D<br />
Fig. 3.15 Sacklöcher<br />
Gewinde<br />
1/6 D<br />
Min.<br />
d<br />
Soweit erforderlich, lassen sich beim Spritzgießen auch<br />
Außen- und Innengewinde automatisch in das Teil einbringen,<br />
so daß sich ein späteres Nachschneiden des Gewindes<br />
erübrigt.<br />
Außengewinde<br />
Teile mit Außengewinden lassen sich auf zweierlei Weise<br />
spritzgießen. Die preiswerteste Methode besteht darin, die<br />
Trennebene mitten durch das Gewinde verlaufen zu lassen,<br />
siehe Abb. 3.16. Dabei sollte jedoch beachtet werden, daß es<br />
im allgemeinen nicht möglich ist, eine Hinterschneidung in<br />
der Trennebene zu vermeiden. Dies führt beim Ausdrücken<br />
meist zu einer Verformung des Gewindes. Wenn dies nicht<br />
hingenommen werden kann oder die Gewindeachse in der<br />
Richtung der Werkzeugöffnung verläuft, besteht die Alternative<br />
darin, das Werkzeug mit einer externen, gewindelösenden<br />
Vorrichtung zu versehen.<br />
Innengewinde<br />
Teile mit Innengewinden werden gespritzt, indem man automatische<br />
gewindelösende Vorrichtungen oder zusammenfaltbare<br />
Backeneinsätze verwendet. Eine dritte Methode besteht<br />
darin, manuell eingelegte Gewindeeinsätze zu verwenden,<br />
die zusammen mit dem Teil aus dem Werkzeug ausgedrückt<br />
und später ausgeschraubt werden.<br />
c<br />
b<br />
A<br />
Querschnitt A–A<br />
A B<br />
D<br />
d<br />
t<br />
A<br />
C<br />
t<br />
Abstreifgewinde<br />
Werden mit Gewinde versehene Teile vom Werkzeug abgestreift,<br />
muß das Gewinde ein Walzen- oder Rundgewinde<br />
sein. Die normale Konfiguration ist in Abb. 3.17 dargestellt;<br />
dabei ist R = 0,33 Steigung. Die Erfordernisse für Abstreifgewinde<br />
entsprechen weitgehend denen für Hinterschneidungen.<br />
Mit Gewinden versehene Teile, bei denen das Verhältnis<br />
von Durchmesser zur Wanddicke größer als 20: 1 ist,<br />
lassen sich normalerweise aus einem Werkzeug abstreifen.<br />
Abb. 3.18 und 3.19 zeigen Methoden der Zwangsentformung.<br />
Negativ-Werkzeug<br />
Female tool<br />
Steigung Pitch<br />
geöffnetes<br />
Werkzeug<br />
Abstreifplatte<br />
Stripper<br />
oder -buchse plate or<br />
sleeve<br />
Auswerferrichtung<br />
R<br />
Clearance between stripper<br />
and apex of thread = 1 Abstand zwischen Abstreifer und<br />
Scheitelpunkt des Gewindes /2 R=<br />
1/2 R<br />
Auswerferstift<br />
gespritztes<br />
Außengewinde<br />
Abb. 3.16 Spritzgießen von Außengewinden ohne seitliche<br />
Auskernung<br />
feststehendes<br />
Positiv-Werkzeug<br />
Fixed threaded<br />
male core<br />
(Stempel) mit<br />
Gewinde<br />
Gangtiefe Depth of thread = R = R<br />
Quelle: Injection-Mould Design Fundamentals, A. B. Glanville and E. N. Denton<br />
Machinery Publishing Co., London 1965<br />
Abb. 3.17 Abstreifen walzenförmiger Gewinde<br />
Fall 2: Spritzgußteil mit Außengewinde; Werkzeug<br />
geöffnet, Teil in der Negativ-Formhöhlung<br />
negative Formhöhlung<br />
Spritzgußteil<br />
feststehender Lochstift<br />
Abb. 3.18 Auswerfen gerundeter Hinterschneidungen in Form eines<br />
Außengewindes<br />
15
Einfluß des Kriechens<br />
Werden durch Gewinde miteinander verbundene Teile aus<br />
Metall und Kunststoff konstruiert, empfiehlt es sich, das<br />
Metallteil außen und das Kunststoffteil innen anzuordnen, das<br />
heißt, das Außengewinde sollte sich am Kunststoffteil befinden.<br />
Bei einer aus Metall und Kunststoff zusammengefügten<br />
Konstruktion müssen jedoch die sehr unterschiedlichen linearen<br />
Wärmeausdehnungs-koeffizienten von Metall und Kunststoff<br />
sorgfältig beachtet werden. Temperaturspannungen, die<br />
sich aus diesem Unterschied ergeben, führen nach einer längeren<br />
Zeitspanne zum Kriechen oder zur Spannungsrelaxation<br />
des Kunststoffteils, besonders wenn die Konstruktion schwankenden<br />
oder hohen Einsatztemperaturen ausgesetzt ist. Muß<br />
das Kunststoffteil außen liegen, wird oft eine Verstärkungsmuffe<br />
aus Metall erforderlich sein, vgl. Abb. 3.22.<br />
Hinterschneidungen<br />
Hinterschneidungen werden unter Verwendung mehrteiliger<br />
Werkzeuge oder zusammenfaltbarer Kerne gebildet.<br />
16<br />
Fall 1: Spritzgußteil mit Innengewinde; Werkzeug geöffnet,<br />
Teil auf dem Lochstift<br />
Negativwerkzeug<br />
Spritzteil gleitender Auswurfring<br />
Lochstift<br />
Auswerfrichtung<br />
Abb. 3.19 Auswerfen gerundeter Hinterschneidungen in Form<br />
eines Innengewindes<br />
gut<br />
1 mm<br />
Abb. 3.20 Korrekte Gewindeenden<br />
1 mm<br />
schlecht<br />
1 mm<br />
1 mm<br />
Abb. 3.21 Empfohlener Endabstand von Gewinden<br />
1 mm<br />
Metallverstärkung<br />
Nein Ja<br />
Abb. 3.22 Metall-Kunststfoff Verbindungen<br />
Innere Hinterschneidungen lassen sich spritzen, indem man<br />
zwei getrennte Lochstifte wie in Abb. 3.23 A verwendet.<br />
Dies ist eine sehr praktische Methode, bei der aber darauf<br />
geachtet werden muß, daß sich an der Berührungsstelle der<br />
beiden Stifte kein Grat bildet.<br />
Abb. 3.23B zeigt eine andere Methode, bei der die Hinterschneidung<br />
durch eine benachbarte Wandung erfolgt.<br />
Exzentrisch geformte Ausdrückstifte können für Hinterschneidungen<br />
oder Löcher in Innenwänden eingesetzt<br />
werden (Abb. 3.23C).<br />
Hinterschneidung<br />
A B<br />
Lochstifte-<br />
Trennebene<br />
Formhöhlung<br />
Spritzgußteil<br />
exzentrischer<br />
Auswerferstift<br />
Auswerferplatte<br />
Stempel<br />
Kunststoffteil<br />
Kunststoffteil<br />
Abb. 3.23 Methoden für Hinterschneidungen<br />
Die vorstehenden Methoden machen eine Zwangsentformung<br />
überflüssig und umgehen so die damit verbundene<br />
Begrenzung der Hinterschneidungstiefe.<br />
Hinterschneidungen lassen sich auch herstellen, indem das<br />
Formteil im Werkzeug über den Hinterschnitt zwangsentformt<br />
wird. Dabei muß das Werkzeug so konstruiert sein,<br />
daß beim Abziehvorgang die erforderliche Auslenkung für<br />
die Hinterschneidung vorhanden ist.<br />
Für zwangsentformte Hinterschneidungen gelten für spezifische<br />
<strong>Kunststoffe</strong> ganz bestimmte Richtlinien:<br />
C<br />
– DELRIN ® Polyacetale – Die Teile lassen sich aus der Formhöhlung<br />
abstreifen, wenn die Hinterschneidungen weniger<br />
als 5% des Durchmessers betragen und abgeschrägt sind.<br />
Im allgemeinen eignet sich für hinterschnittene Bohrungen<br />
nur die Kreisform. Andere Formen wie Rechtecke beinhalten<br />
hohe Spannungskonzentrationen in den Ecken, die<br />
ein erfolgreiches Abstreifen verhindern.<br />
Ja<br />
Formhöhlung<br />
Auswerferteil<br />
Spritzgußteil,<br />
entformt<br />
Bewegung<br />
des Auswerferstiftes
Ein zusammenfaltbarer Kern oder andere vorstehend<br />
beschriebene Methoden sollten verwendet werden, um<br />
einwandfreie Teile mit Hinterschneidungen von mehr als<br />
5% zu erzielen.<br />
– ZYTEL ® Polyamide – Teile aus ZYTEL ® mit Hinterschneidungen<br />
von 6% bis 10% lassen sich im allgemeinen noch<br />
aus der Formhöhlung abstreifen. Abb. 3.24 zeigt, wie die<br />
zulässige Hinterschneidung zu berechnen ist. Sie ist von<br />
der Wanddicke und dem Durchmesser abhängig. Die Hinterschneidung<br />
sollte abgeschrägt sein, um das Ausdrücken<br />
aus dem Werkzeug zu erleichtern und eine Überbeanspruchung<br />
des Teils zu vermeiden.<br />
% Hinterschneidung<br />
=<br />
(A – B) · 100<br />
B<br />
% Hinterschneidung<br />
=<br />
(A – B) · 100<br />
C<br />
B<br />
A<br />
C<br />
B<br />
A<br />
– Verstärkte <strong>Kunststoffe</strong> – Obwohl für Hinterschneidungen<br />
bei glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n faltbare Kerne oder<br />
mehrteilige Werkzeuge empfohlen werden, um beim Entformen<br />
hohe Spannungen weitgehend zu vermeiden, lassen<br />
sich sorgfältig konstruierte Hinterschneidungen auch<br />
zwangsentformen. Die Hinterschneidung sollte gerundet<br />
sein und beim Entformen aus einem 40° C heißen Werkzeug<br />
nicht mehr als 1% betragen. Erfolgt dagegen die<br />
Zwangsentformung aus einem 90° C heißen Werkzeug,<br />
darf die Hinterschneidung auf 2% vergrößert werden.<br />
Umspritzte Einlegeteile<br />
Innenseite<br />
des<br />
Spritzgußteils<br />
Außenseite<br />
des<br />
Spritzgußteils<br />
Abb. 3.24 Zulässige Hinterschneidungen für ZYTEL ®<br />
Bei einer Reihe von Konstruktionen lassen sich durch zusätzliche<br />
Rippen, Gewindeaugen oder Einlegeteile manche Probleme<br />
lösen; zugleich können dadurch aber auch neue Probleme<br />
entstehen. Rippen können die erforderliche Steifigkeit<br />
bewirken, aber Verzug zur Folge haben. Gewindeaugen dienen<br />
zwar als geeignete Befestigung für selbstschneidende<br />
Schrauben, rufen aber in vielen Fällen Einfallstellen an der<br />
Oberfläche hervor. Gewindeenthaltende Einlegeteile hingegen<br />
bewirken, daß das Teil viele Male montiert und wieder demontiert<br />
werden kann, ohne das Gewinde zu beeinträchtigen.<br />
Angesichts dieser möglichen Probleme ist zu fragen, wann<br />
Einlegeteile verwendet werden sollten. Die Antwort ist die<br />
gleiche wie für Rippen und Gewindeaugen: Einlegeteile sollten<br />
verwendet werden, wenn eine funktionelle Notwendigkeit<br />
dafür besteht und das verbesserte Verhalten des Produktes<br />
die zusätzlichen Kosten rechtfertigt.<br />
B<br />
A<br />
C<br />
B<br />
A<br />
Es gibt vier Hauptgründe für die Verwendung von Einlegeteilen<br />
aus Metall:<br />
– um Gewinde zu erhalten, die unter Dauerlast einsetzbar<br />
sind oder eine häufige Demontage des Teils ermöglichen;<br />
– um enge Toleranzen bei Innengewinden einzuhalten;<br />
– um eine dauerhafte Verbindung zweier hochbelasteter tragender<br />
Teile zu ermöglichen, z.B. eines Zahnrades mit<br />
einer Welle;<br />
– um ein elektrisch leitendes Teil herzustellen.<br />
Sobald feststeht, daß Einlegeteile erforderlich sind, sollten<br />
alternative Methoden zu ihrer Befestigung erwogen werden.<br />
Statt Einlegeteile zu umspritzen, sollte man prüfen, ob sie<br />
mit Preßpassungen, Schnappsitzen oder Ultraschall-Schweißverfahren<br />
befestigt werden können. Ausschlaggebend sind die<br />
Gesamtherstellungskosten.<br />
In jedem Falle sollten aber – über die bereits erwähnten Nachteile<br />
hinaus – weitere mögliche Nachteile von Einlegeteilen<br />
berücksichtigt werden:<br />
– Einlegeteile können «schwimmen», sich verlagern und das<br />
Werkzeug beschädigen.<br />
– Die Beschickung mit Einlegeteilen ist oft schwierig und<br />
kann den Spritzzyklus verlängern.<br />
– Einlegeteile können eine Vorheizung erforderlich machen.<br />
– Einlegeteile in Ausschußware lassen sich nur schwer<br />
wiedergewinnen.<br />
Der am häufigsten beklagte Nachteil von Einlegeteilen sind<br />
spannungsbedingte Risse im umgebenden Kunststoff. Das<br />
Ausmaß der Spannung läßt sich anhand eines Spannungs/<br />
Dehnungsdiagramms für das jeweilige Material ermitteln.<br />
Um die Umfangsspannung abzuschätzen, geht man davon<br />
aus, daß die Spannung in dem Material, in dem sich das Einlegeteil<br />
befindet, gleich der Formschwindung ist. Multiplizieren<br />
Sie nun die Formschwindung mit dem entsprechenden<br />
Biege-E-Modul des Materials (Schwindung mal E-Modul<br />
gleich Spannung). Ein kurzer Vergleich der Schwindungswerte<br />
von Polyamiden und Acetalhomopolymer kann die<br />
Dinge jedoch besser verdeutlichen.<br />
Polyamid, das einen Schwindungsnennwert von 0,015 mm/mm*<br />
aufweist, ist Acetalhomopolymer mit einem Schwindungsnennwert<br />
von 0,020 mm/mm* deutlich überlegen. Daher stellen mit<br />
ZYTEL ® Polyamid umspritzte Einlegeteile keine so großen<br />
Probleme in bezug auf Rißbildung dar.<br />
Der höhere Schwindungswert für Acetalhomopolymer ergibt<br />
eine Spannung von etwa 52 MPa, die etwa 75 Prozent der<br />
Bruchfestigkeit des Materials entspricht. Die Dicke des<br />
Wulstmaterials, das ein Einlegeteil umgibt, muß ausreichend<br />
bemessen sein, um dieser Spannung standzuhalten. Mit<br />
zunehmender Dicke nimmt auch die Formschwindung zu.<br />
Wenn die Lebensdauer des Teils 100000 Stunden beträgt, wird<br />
die Spannung von 52 MPa auf ungefähr 15 MPa sinken.<br />
* 3,2 mm Wanddicke = empfohlene Spritzparameter<br />
17
Dies würde normalerweise als unkritisch gelten können,<br />
wenn nicht (aus Daten über Kunststoffrohre gewonnene)<br />
Langzeit-Meßdaten für das Kriechverhalten darauf hindeuteten,<br />
daß eine konstante Spannung von 18 MPa über einen<br />
Zeitraum von 100000 Stunden zum Versagen des Acetalhomopolymerteils<br />
führt. Wird das Teil höheren Temperaturen,<br />
höherer Beanspruchung, spannungserhöhenden Faktoren oder<br />
einer belastenden Umgebung ausgesetzt, könnte es leicht zu<br />
Bruch gehen.<br />
Wegen der Möglichkeit eines solchen Langzeitversagens<br />
sollte der Konstruktor schlagzähe Acetaltypen in Betracht<br />
ziehen, wenn Kriterien wie Steifigkeit, geringe Reibung und<br />
federnde Eigenschaften Acetal als das beste Material für diese<br />
bestimmte Anwendung erscheinen lassen. Diese schlagzähen<br />
Typen weisen eine bessere Dehnung, geringere Formschwindung<br />
und eine bessere Beständigkeit gegen Spannungskonzentrationen<br />
auf, wie sie durch die scharfen Kanten von<br />
Einlegeteilen aus Metall hervorgerufen werden.<br />
Da glasfaser- und mineralverstärkte <strong>Kunststoffe</strong> eine geringere<br />
Formschwindung als ihre unverstärkten Grundmaterialien<br />
aufweisen, lassen sie sich in geeigneten Anwendungen<br />
mit Erfolg bei Einsatz von Einlegeteilen ersetzen. Ihre geringere<br />
Dehnung wird durch eine typische geringere Formschwindung<br />
im Bereich von 0,3 bis 1,0% aufgewogen.<br />
Obwohl Bindenähte von <strong>Kunststoffe</strong>n mit hohem Glasfaseroder<br />
Mineralanteil unter Umständen nur 60% der Festigkeit<br />
eines unverstärkten Materials aufweisen, kann eine zusätzliche<br />
Verrippung die Festigkeit der Bindenaht erheblich verbessern<br />
(siehe Abb. 3.25).<br />
Ein weiterer Aspekt, den der Konstrukteur bedenken sollte,<br />
ist die Verwendung nichtmetallischer Materialien ür das<br />
Einlegeteil. So sind bereits Filter aus Polyestergewebe als<br />
Einlegeteile in einem Rahmen aus glasfaserverstärktem<br />
Polyamid verwendet worden.<br />
18<br />
Der Durchmesser des Domes sollte dem<br />
Eineinhalbfachen des Durchmessers des<br />
Einlegeteils entsprechen.<br />
Eine Rippe an der Schweißlinie kann die<br />
Stützwirkung erhöhen.<br />
Ungenügende Tiefe<br />
unter dem Einlegeteil<br />
kann zu schwachen<br />
Bindenähten und<br />
Einfallstellen führen.<br />
Abb. 3.25 Einlegeleteil und Dom<br />
D<br />
t<br />
t<br />
1 ⁄6 D<br />
1,5 D<br />
D<br />
t<br />
Einzelteilkonstruktionen mit Einlegeteilen<br />
Bei der Konstruktion mit Einlegeteilen sind einige Besonderheiten<br />
zu beachten:<br />
– Einlegeteile sollten keine scharfen Ecken aufweisen.<br />
Sie sollten rund sein und gerundete Rändel haben. Eine<br />
Hinterschneidung sollte vorgesehen werden, um ein<br />
Ausreißen zu verhindern (siehe Abb. 3.25).<br />
– Das Einlegeteil sollte mindestens 0,4 mm in die Formhöhlung<br />
des Werkzeuges hineinragen.<br />
– Die Dicke des Materials unterhalb des Einlegeteils sollte<br />
mindestens ein Sechstel des Durchmessers des Einlegeteils<br />
betragen, um Einfallstellen weitgehend zu vermeiden.<br />
– Schlagzäh modifizierte Typen der verschiedenen <strong>Kunststoffe</strong><br />
sollten in Erwägung gezogen werden. Diese Typen<br />
bieten eine höhere Dehnung als die Standardtypen und<br />
sind beständiger gegen Rißbildung.<br />
– Einlegeteile sollten vor dem Spritzgießen vorgeheizt werden:<br />
95° C für Acetal, 120° C für Polyamid. Dieses Verfahren<br />
reduziert die Nachschwindung, dehnt das Einlegeteil<br />
vor und verbessert die Festigkeit der Fließnähte.<br />
– Ausgedehnte Testreihen unter Betriebsbedingungen sollten<br />
durchgeführt werden, um Probleme schon in der Prototyp-Phase<br />
der Produktentwicklung zu erkennen. Die<br />
Tests sollten auch Temperaturzyklen im Bereich der zu<br />
erwartenden Betriebstemperaturen umfassen.<br />
Vom Kostenstandpunkt aus gesehen – insbesondere bei vollautomatisch<br />
und in hohen Stückzahlen hergestellten Anwendungen<br />
– sind die Kosten für den Einsatz von Einlegeteilen<br />
mit denen anderer angewandter Montageverfahren vergleichbar.<br />
Um mit Einlegeteilen das beste Kosten/Leistungsverhältnis<br />
zu erzielen, kommt es entscheidend darauf an, daß<br />
der Konstrukteur weiß, mit welchen Problemen er möglicherweise<br />
zu rechnen hat. Einlegeteile sollten generell<br />
nur dort vorgeschrieben werden, wo sie eine notwendige<br />
Funktion erfüllen.<br />
Für die Berechnung der Ausreißkräfte von Metalleinsätzen<br />
siehe Kapitel 9, «Montagetechniken».<br />
Toleranzen<br />
Die bei der Verarbeitung erreichbare Toleranz entspricht:<br />
∆a = ± (0,1 + 0,0015 a) mm,<br />
mit a = Abmessung (mm)<br />
In dieser Gleichung bleiben Nachschwindung, Wärmedehnung<br />
und/oder Kriechen unberücksichtigt und der Einsatz<br />
von guten Verarbeitungstechniken wird vorausgesetzt. Wird<br />
eine hohe Genauigkeit gefordert, können 70% der obigen<br />
Toleranz erreicht werden. Bei einer etwas gröberen Verarbeitung<br />
sollten 140% gewählt werden.<br />
Bei hochpräziser Verarbeitung sind 40-50% von ∆a<br />
verwendbar.
Schwindung und Verzug<br />
Wird Kunststoffmaterial in eine Formhöhlung gespritzt,<br />
beginnt es abzukühlen und sein Volumen zu reduzieren. Ein<br />
Maß für diese Volumenabnahme ergibt sich durch die Differenz<br />
zwischen dem Volumen im aufgeschmolzenen und im<br />
festen Zustand. Da die Kühlraten im Formnest sehr hoch und<br />
ungleichmäßig sind, weist das erstarrte Material überdies<br />
Eigenspannungen auf. Diese Spannungen können nach dem<br />
Auswerfen des Teils aus dem Formnest nachlassen. Beschleunigt<br />
werden kann dieser Prozeß, indem das Teil temperiert<br />
wird.<br />
Die Schwindung kann mit folgender Gleichung definiert<br />
werden:<br />
S = (D – d) / D (× 100%)<br />
D = Abmessungen des Formnestes<br />
d = Abmessungen des Formteils<br />
Schwindung ist in der Regel nicht isotrop, sondern richtungsabhängig,<br />
vor allem bei glasfaserverstärkten Materialien. Zu<br />
unterscheiden ist:<br />
– Schwindung in Fließrichtung;<br />
– Schwindung quer zur Fließrichtung;<br />
– Schwindung in Abhängigkeit der Dicke.<br />
Die Summe dieser Schwindungen muß der Volumenminderung<br />
eines Materials entsprechen, die sich aus der Differenz<br />
zwischen Schmelze- und Festkörpervolumen oder aus pVT-<br />
Diagrammen ermitteln läßt.<br />
Abgesehen vom Material hängt die Schwindung zudem von<br />
den Verarbeitungsbedingungen (Spritzgeschwindigkeit, Nachdruck,<br />
Nachdruckzeit, Verteiler-/Anschnittabmessungen<br />
und Werkzeugtemperatur), von der Teilegeometrie (während<br />
des Einspritzens kann sich die Fließrichtung ändern) und<br />
der Wandstärke ab (dickwandigere Teile weisen in der Regel<br />
eine dickere mittlere Schicht mit geringerer Orientierung auf).<br />
Die durch Spannungsabbau nach dem Auswerfen erzeugte<br />
Schwindung nennt man Nachschwindung.<br />
Schwindung wird durch Eigenspannungen verursacht, die<br />
wiederum auf anisotrope Schwindungseigenschaften und<br />
ungleichmäßige Schwindungen zurückzuführen sind.<br />
Ein anisotropes Schwindungsverhalten wird hauptsächlich<br />
durch Verstärkungsmaterialien mit hohen Reckverhältnissen<br />
definiert (kurze Glasfasern: Verhältnis = 20), jedoch auch<br />
durch ein unterschiedliches elastisches Verhalten gestreckter<br />
Kristalle während des Füllvorgangs (Restspannungen).<br />
Gründe für ungleichmäßige Schwindungen:<br />
– anisotrope Schwindung;<br />
– ungleichmäßige Wandstärken;<br />
– ungleichmäßige Orientierung;<br />
– ungleichmäßige Werkzeugtemperaturen;<br />
– ungleichmäßiger Nachdruck (Nachdruckzeit).<br />
Computersimulationen wurden entwickelt, um Schwindung<br />
und Verzug vorauszusagen. Die Ergebnisse dieser Voraussagen<br />
werden immer zuverlässiger, vor allem für Teile aus<br />
glasfaserverstärkten Materialien, da heute ebenfalls Methoden<br />
verfügbar sind, die Schwindung in Abhängigkeit der<br />
Dicke mit einschließen. Hier spielt DuPont eine wichtige<br />
Rolle.<br />
Dennoch sollte man sich bewußt bleiben, daß es sehr schwierig<br />
ist, in allen Fällen gute Ergebnisse zu garantieren, da das<br />
anisotrope Schwindungsverhalten eines glasfaserverstärkten<br />
Materials beispielsweise durch die Schnecke und Düse einer<br />
Spritzgießmaschine sowie durch schmale Anschnitte leicht<br />
beeinflußt werden kann. An diesen Stellen sind beträchtliche<br />
Faserbrüche möglich, die anisotrope Eigenschaften beeinflussen.<br />
19
4 – Berechnungsgleichungen<br />
für tragende Konstruktionen<br />
Kurzzeitbelastungen<br />
Wird ein Kunststoffteil nur kurzfristig (10 bis 20 Minuten<br />
lang) und nicht über seine Elastizitätsgrenze hinaus beansprucht,<br />
lassen sich die klassischen Regeln der Mechanik,<br />
wie sie in Konstruktionshandbüchern zu finden und hier wiedergegeben<br />
sind, mit hinreichender Genauigkeit verwenden.<br />
Diese Formeln beruhen auf dem Hookeschen Gesetz, das<br />
besagt, daß das Teil innerhalb seines Elastizitätsbereiches<br />
nach der Belastung wieder seine ursprüngliche Form annimmt<br />
und die Spannung der Dehnung proportional ist.<br />
Zugbeanspruchung – kurzfristig<br />
Das Hookesche Gesetz lautet wie folgt:<br />
� = �<br />
E<br />
Es bedeuten:<br />
� = Dehnung (%/100) = �l<br />
l<br />
� = Spannung (MPa), definiert als � =<br />
� = Elastizitätsmodul (MPa)<br />
F = Gesamtkraft (N)<br />
A = Gesamtfläche (mm2 )<br />
l = Länge (mm)<br />
�l = Dehnung (mm)<br />
Biegebeanspruchung<br />
Bei der Biegebeanspruchung errechnet sich die maximale<br />
Spannung wie folgt:<br />
�b = My = M<br />
I Z<br />
Es bedeuten:<br />
�b = Biegespannung (MPa)<br />
M = Biegemoment (Nmm)<br />
I = axiales Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />
y = Randfaserabstand (mm)<br />
Z = Widerstandsmoment (mm3 I<br />
)<br />
y<br />
Die I- und -Werte für einige typische Querschnitte sind in<br />
Tabelle 4.01 aufgeführt.<br />
Träger<br />
Verschiedene Lastfälle für den Träger sind in Tabelle 4.02<br />
aufgeführt.<br />
F<br />
A<br />
Träger unter Torsionsbeanspruchung<br />
Wird ein Kunststoffteil auf Verdrehung beansprucht, ist das<br />
Versagenskriterium die Überschreitung der Scherfestigkeit.<br />
Die Grundformel für die Torsionsspannung lautet: � = MTr K<br />
Es bedeuten:<br />
� = Scherspannung (MPa)<br />
MT = Verdrehungsmoment (N · mm)<br />
r = Radius (mm)<br />
K = polares Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />
Formeln für Querschnitte unter Torsionsbeanspruchung sind<br />
in Tabelle 4.03 aufgeführt.<br />
Um den Verdrehungswinkel � eines Teils mit der Länge l zu<br />
bestimmen, wird die folgende Gleichung verwendet:<br />
� = MTl KG<br />
Es bedeuten:<br />
� = Verdrehungswinkel (Bogenmaß)<br />
K = polares Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />
l = Tragende Länge (mm)<br />
G = Schubmodul (MPa)<br />
Zur Berechnung des Schubmoduls G wird die folgende Gleichung<br />
verwendet:<br />
G =<br />
E<br />
2 (1+�)<br />
(für isotrope Materialien)<br />
Es bedeuten:<br />
E = Modul (MPa)<br />
� = Poissonsche Zahl, generell für <strong>Kunststoffe</strong>:<br />
E < 500: � = 0,45<br />
500 < E < 2500: � = 0,40<br />
E > 2500: � = 0,35<br />
Rohre und Druckgefäße<br />
Der Innendruck in einem Rohr, Schlauch oder Druckgefäß<br />
erzeugt drei Arten von Spannungen: Umfangs- bzw. Tangential-,<br />
Axial- und Radialspannung. Siehe Tabelle 4.04<br />
Knicken von Stäben, Ringen und Bögen<br />
Das Spannungsniveau eines kurzen Stabes unter Druckbelastung<br />
ergibt sich aus der Gleichung<br />
�c = F<br />
A<br />
Kurze Stäbe versagen durch das Überschreiten der Druckfestigkeit.<br />
Mit zunehmender Länge des Stabes verliert diese<br />
einfache Gleichung aber ihre Gültigkeit und der Stab neigt<br />
mehr und mehr zum Ausknicken. Um zu bestimmen, ob es<br />
zu einem Ausknicken kommen wird, soll ein dünner Stab<br />
mit der Länge l angenommen werden, der reibungsfreie<br />
gerundete Enden hat und mit der Kraft F belastet wird. Mit<br />
zunehmender Kraft F verkürzt sich der Stab entsprechend<br />
dem Hookeschen Gesetz.<br />
21
F kann erhöht werden, bis ein kritischer Wert F C erreicht<br />
wird. Jede über F C hinausgehende Beanspruchung läßt den<br />
Stab ausknicken. Die Gleichung für diesen Fall lautet<br />
F C = �2 Et I<br />
l 2<br />
und wird als das Eulersche Gesetz für Stäbe mit runden<br />
Enden bezeichnet.<br />
In dieser Formel sind:<br />
Et = Tangentenmodul bei Spannung Sc I = Trägheitsmoment des Querschnitts<br />
Ein Sicherheitsfaktor von 3 bis 4 sollte verwendet werden.<br />
Liegt der Wert für FC unterhalb der zulässigen Grenze für<br />
reine Kompromisse, sollte daher die Knickformel benutzt<br />
werden.<br />
Bei von gerundeten Enden abweichenden Bedingungen, wie<br />
sie für die meisten Kunststoffteile gelten, ändert sich auch<br />
die Grenzbeanspruchung FC. Vgl. Tabelle 4.05 für andere<br />
Randbedingungen bei belasteten Stäben.<br />
Flache Platten<br />
Eine weitere bei der Konstruktion von Kunststoffteilen anzutreffende<br />
Standardform ist die flache Platte. Ihre Analyse<br />
kann für die Konstruktion von Produkten wie Pumpengehäusen<br />
und Ventilen nützlich sein.<br />
Einige der gebräuchlichsten geometrischen Formen sind in<br />
Tabelle 4.06 dargestellt.<br />
Beliebige Strukturen<br />
Viele spritzgegossene Formteile haben eine Form, die sich<br />
nicht mit den Strukturen in den Tabellen 4.01 bis 4.06 vergleichen<br />
läßt.<br />
Verformungen und Spannungen in diesen Teilen lassen sich<br />
mit der Finite-Elemente-Technik analysieren.<br />
In bezug auf empfohlene Materialeigenschaften, zu verwendende<br />
Vernetzung, Belastungssimulation und Randbedingungen<br />
sowie Bewertung der Resultate kann der technische<br />
Kundendienst von DuPont Hilfestellung leisten.<br />
Äquivalenzspannung / zulässige Spannung<br />
Zug- und Biegespannungen wirken immer senkrecht (normal)<br />
zum Querschnitt, Scherspannungen hingegen parallel zum<br />
Querschnitt. An einer gegebenen Stelle wirken häufig mehrere<br />
Spannungsarten gleichzeitig. Um die «Gefahrenstufe»<br />
eines solchen mehraxigen Spannungszustandes in nur einer<br />
einzigen Zahl auszudrücken, werden Vergleichsspannungen<br />
verwendet. Eine bekannte Gleichung zur Berechnung der<br />
Vergleichsspannungen in isotropen Materialien ist das «Von<br />
Mises» Kriterium (zweidimensional):<br />
� eq, VonMises = �� x 2 + �y 2 – �x � y + 3� xy<br />
mit: � x, � y: Normalspannung<br />
22<br />
� xy: Scherspannung<br />
gemäß:<br />
σ x<br />
σ y<br />
τ xy<br />
«Tresca» ist ein weiteres bekanntes Kriterium:<br />
� eq, Tresca = � 1 – � 2<br />
mit: � 1 = maximale Hauptspannung<br />
� 2 = minimale Hauptspannung (≤ 0)<br />
Hauptspannungen sind normale Spannungen an einem gegebenen<br />
Ort, wobei die Querschnittsebene derart gedreht wird,<br />
daß die Scherspannung � xy = 0 ist, siehe Bild oben.<br />
Die Äquivalenzspannung sollte bei Konstruktionsbedingungen<br />
unterhalb der an Prüfkörpern gemessenen Streckgrenze<br />
liegen. Hierbei müssen von der Anwendung abhängige Sicherheitsfaktoren<br />
berücksichtigt werden:<br />
�eq ≤ �gesamt = �Zug/S mit: S = Sicherheitsfaktor (≥ 1).<br />
für statische Belastungen empfohlen: S = 1,5–2,0.<br />
τ xy<br />
σ y<br />
Spröde Materialien<br />
Für spröde Materialien (�B < 5%) sollten auch folgende<br />
Bedingungen erfüllt sein:<br />
�B E<br />
�eq ≤<br />
S × SCF<br />
wobei: �B = Bruchdehnung (%/100)<br />
E = Elastizitätsmodul<br />
S = Sicherheitsfaktor (≥ 1)<br />
SCF = Spannungskonzentrationsfaktor (≥ 1):<br />
normale Konstruktion = SCF = 3,0<br />
gut abgerundet = SCF = 2,0<br />
scharfe Kanten = SCF = 4,0 – 6,0<br />
Modul für isotrope Materialien<br />
Für die Analysen von Verformungen, Spannungen und zulässigen<br />
Belastungen ist der Elastizitätsmodul erforderlich.<br />
Werte für die meisten technischen <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />
sind im CAMPUS zu finden. Diese Datenbank kann kostenlos<br />
aus dem Internet heruntergeladen werden. Man sollte<br />
jedoch bedenken, daß die im CAMPUS angegebenen Werte<br />
gemäß ISO-Normen gemessen wurden und diese Normen<br />
nicht unbedingt mit den tatsächlichen Bedingungen vergleichbar<br />
sind, beispielsweise hinsichtlich der aufgebrachten Belastung,<br />
Belastungsdauer und Orientierung der Glasfasern im<br />
Fall von glasfaserverstärkten Materialien.<br />
σ x<br />
ϕ
Die folgenden Richtlinien sollten zu präziseren Resultaten<br />
bei Analysen mit isotropen Materialien führen:<br />
– Statische Analysen,<br />
Einsatz von Spannungs-Dehnungsdiagramm bei Betriebstemperatur<br />
– unverstärkte Materialien:<br />
Einsatz des scheinbaren Moduls bei 1% Dehnung;<br />
– verstärkte Materialien:<br />
Festlegung des scheinbaren Moduls bei 0,5% Dehnung,<br />
90% des scheinbaren Moduls für stark orientierte Fasern<br />
verwenden;<br />
80% des scheinbaren Moduls für gut orientierte Fasern<br />
verwenden;<br />
50% des scheinbaren Moduls für schlecht orientierte<br />
Fasern verwenden.<br />
Der scheinbare Modul wird durch die Steigung der Linie<br />
definiert, die den Ursprung des Spannungs-Dehnungsdiagramm<br />
mit einem Punkt bei einer gegebenen Dehnung<br />
verbindet:<br />
Eapp = σ0/ε0, siehe auch Abb. 4.01.<br />
Für Polyamide sind die Spannungs-Dehnungsdiagramme bei<br />
50 r.L. (konditioniert) auszuwählen.<br />
Korrekturen für das Kriechen sind erforderlich, wenn die<br />
Belastung länger als 0,5 Stunden andauert – siehe auch<br />
Kapitel «Dauerbelastungen». Dann ist anstelle des normalen<br />
Spannungs-Dehnungsdiagramms ein isochrones Spannungs-<br />
Dehnungsdiagramm bei gegebener Temperatur und für den<br />
entsprechenden Zeitraum zu verwenden.<br />
– Dynamische Analyse,<br />
Verwendung von Messungen des dynamisch-mechanischen<br />
Analysegeräts<br />
– unverstärkte Materialien:<br />
verwenden Sie den Wert bei Temperatur unter Einsatzbedingungen;<br />
– verstärkte Materialien:<br />
verwenden Sie 85% des Wertes bei Temperatur unter<br />
Einsatzbedingungen.<br />
Orthotrope Materialien<br />
Die Eigenschaften von glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n<br />
(Elastizitätsmodul, linearer Ausdehnungskoeffizient, Zugfestigkeit)<br />
sind in Fließrichtung und quer zur Fließrichtung<br />
extrem unterschiedlich. Eine Analyse mit orthotropen<br />
(anisotropen) Materialien ist in der Regel nur mit der Finite-<br />
Elemente-Technik möglich. Dieser Ansatz umfaßt eine<br />
Fließanalyse, um die Faserorientierung der Elemente zu<br />
berechnen. Zwar gibt es Gleichungen zur Berechnung der<br />
Äquivalenzspannungen in orthotropen Materialien, doch<br />
sind sie recht kompliziert. Ein einfacherer (aber immer noch<br />
ausreichender) Ansatz ist die Anpassung der zulässigen<br />
Spannung (� Zug / S), an den für die gegebene Orientierung<br />
gültigen Wert.<br />
Andere Beanspruchungen<br />
Ermüdungsfestigkeit<br />
Werden Werkstoffe zyklisch belastet, neigen sie bereits bei<br />
unterhalb ihrer Reißfestigkeit liegenden Spannungen zum<br />
Versagen. Diese Erscheinung wird als «Ermüdungsbruch»<br />
bezeichnet.<br />
Werte für die Ermüdungsfestigkeit (in Luft) für spritzgegossene<br />
Testproben sind in den Produkt-Datenblättern<br />
zu finden. Diese Werte wurden ermittelt, indem man Proben<br />
in einem «Sonntag»-Universalprüfgerät mit konstanter<br />
Frequenz von 1800 Zyklen in der Minute belastete und die<br />
jeweilige Anzahl der Zyklen bis zum Bruch ermittelte.<br />
Versuche haben gezeigt, daß die Frequenz die Zahl der Zyklen<br />
bis zum Bruch bei einer gegebenen Beanspruchung nicht<br />
beeinflußt, solange diese Frequenz unter 1800 Zyklen pro<br />
Minute liegt. Es ist jedoch davon aus-zugehen, daß die bei<br />
höheren Frequenzen auftretende Wärme zu einem rascheren<br />
Versagen führt.<br />
Schlagzähigkeit<br />
Die Anwendungsbereiche verschiedener Werkstoffe lassen<br />
sich in zwei Kategorien einteilen:<br />
– Anwendungen, bei denen das Teil im Laufe seiner<br />
Gebrauchsdauer nur wenigen Schlagbeanspruchungen<br />
standhalten muß,<br />
– Anwendungen, bei denen das Teil im Laufe seiner<br />
Gebrauchsdauer häufig wiederholten Schlagbeanspruchungen<br />
standhalten muß.<br />
Werkstoffe, die für eine hohe Schlagzähigkeit eingesetzt<br />
werden, unterscheiden sich erheblich in ihrer Fähigkeit,<br />
Dauerschlagbeanspruchungen zu widerstehen. Geht es um<br />
Anwendungen, bei denen mit wiederholten Schlagbeanspruchungen<br />
zu rechnen ist, sollte der Konstrukteur sorgfältig<br />
die technischen Daten studieren, bevor er sich für einen<br />
bestimmten Werkstoff entscheidet. DELRIN ® Polyacetale und<br />
ZYTEL ® Polyamide, die sich beide durch eine hervorragende<br />
Dauerschlagzähigkeit auszeichnen, enthalten die benötigten<br />
technischen Daten in den Produktbeschreibungen und Konstruktionshandbüchern.<br />
Die auftretende Schlagenergie muß entweder absorbiert oder<br />
weitergegeben werden, wenn ein Bauteil nicht mechanisch<br />
zerstört werden soll. Zwei konstruktive Ansätze zur Erhöhung<br />
der Schlagzähigkeit eines Bauteils sind möglich:<br />
– Vergrößerung der Lastaufnahmefläche, um die Spannung<br />
zu vermindern,<br />
– Umwandlung der Schlagenergie, indem das Teil so ausgelegt<br />
wird, daß es sich unter Belastung biegt.<br />
Wird ein Bauteil flexibel ausgelegt, wird das Volumen, das die<br />
Schlagenergie aufnehmen muß, erheblich vergrößert. Dadurch<br />
werden die inneren Kräfte, die dem Schlag widerstehen müssen,<br />
deutlich verringert. Es muß darauf hingewiesen werden,<br />
daß die konstruktive Auslegung auf Schlagzähigkeit in der<br />
Regel ein sehr komplexes und häufig empirisches Unterfangen<br />
ist. Da es spezielle Einstellungen technischer <strong>Kunststoffe</strong><br />
für schlagbeanspruchte Anwendungen gibt, sollte der Konstrukteur<br />
in der ersten Entwurfsphase von den Eigenschaften<br />
dieser Materialien ausgehen.<br />
23
Die endgültige Werkstoffauswahl wird durch Prototypen aus<br />
einem Prototypenwerkzeug getroffen, die unter realen Einsatzbedingungen<br />
gründlichst getestet worden sind.<br />
Thermische Expansion und Spannung<br />
Bei der Konstruktion mit thermoplastischen Werkstoffen darf<br />
der Einfluß thermischer Expansion nicht übersehen werden.<br />
Bei unverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n kann der Wärmeausdehnungskoeffizient<br />
sechs- bis achtmal höher sein als der Ausdehnungskoeffizient<br />
der meisten Metalle. Diese Eigenschaft ist bei<br />
gleichzeitigem Einsatz von Kunststoff und metallischen Werkstoffen<br />
zu berücksichtigen. Bei entsprechender Konstruktion,<br />
Wahl der erforderlichen Ausdehnungsmöglichkeiten, Passungen<br />
usw. sind diese Verbundkonstruktionen problemlos einsetzbar.<br />
Wird zum Beispiel ein regelmäßig geformter gerader Stab,<br />
dessen Enden nicht eingespannt sind, einer Temperaturänderung<br />
DT ausgesetzt, läßt sich die Änderung seiner<br />
Länge wie folgt berechnen:<br />
�L =�T × � × L<br />
Es bedeuten:<br />
�L =Längenänderung (mm)<br />
�T = Temperaturänderung (° C)<br />
� =Wärmeausdehnungskoeffizient (mm/mm° C)<br />
L = ursprüngliche Länge (mm)<br />
Sind die Enden eingespannt, errechnet sich die Spannung:<br />
� = �T × � × E<br />
Es bedeuten:<br />
� = Druckspannung (MPa)<br />
E = Elastizitätsmodul (MPa)<br />
Die thermischen Spannungen in einer an den Rändern<br />
beanspruchten Platte erhält man durch:<br />
� = �T × � × E / (1 – �)<br />
wobei: � = Poissonsche Zahl<br />
Wird ein Kunststoffteil von Metall umschlossen, ist zudem<br />
der Einfluß der Spannungsrelaxation besonders bei Temperaturwechsel<br />
zu berücksichtigen, da das steifere Metallteil den<br />
Kunststoff daran hindert, sich auszudehnen bzw. sich zusammenzuziehen.<br />
Dauerbelastungen<br />
Kunststoffmaterialien, die unter Belastung stehen, erleiden<br />
zuerst eine Anfangsverformung, die sofort bei Beginn der<br />
Belastung eintritt, und verformen sich bei fortdauernder<br />
Belastung mit geringerer Geschwindigkeit weiter. Diese<br />
zusätzliche, im Laufe der Zeit auftretende Verformung wird<br />
als «Kriechen» bezeichnet.<br />
24<br />
Kriechen, definiert als Dehnung (%) innerhalb einer bestimmten<br />
Zeit unter gleichbleibender Spannung, kann unter Zug-,<br />
Druck-, Biege- oder Scherbelastung auftreten. Abb. 4.01 zeigt<br />
dieses Verhalten in einem typischen Spannungs–Dehnungs-<br />
Diagramm.<br />
Stress Spannung (�), MPa (σ), MPa<br />
anfänglich initial apparant scheinbar Kriechen<br />
creep<br />
� o � o� o � o� t<br />
� o<br />
Strain Dehnung (�), % (�), %<br />
Kriechverhalten während der Zeit t – t o = � t – � o in (%). Der Kriechmodul<br />
E c (Pa) für Konstruktionen unter der Spannung � o in der Zeit t ergibt sich<br />
aus dem Anstieg der Geraden vom Koordinatenursprung zum Punkt � o � t.<br />
Abb. 4.01 Kriechverhalten<br />
Die Spannung, die erforderlich ist, um ein Kunststoffmaterial<br />
um einen bestimmten Betrag zu verformen, nimmt aufgrund<br />
dieses Kriechphänomens im Laufe der Zeit ab. Dieser Spannungsabbau<br />
im Laufe der Zeit wird als Relaxation bezeichnet.<br />
Relaxation wird als Abnahme der Spannung (MPa) innerhalb<br />
einer bestimmten Zeit definiert, in der die Dehnung<br />
konstant gehalten wird. Wie das «Kriechen» kann auch sie<br />
unter Zug-, Druck-, Biege- oder Scherbelastung auftreten.<br />
Abb. 4.02 zeigt die Relaxation anhand eines typischen<br />
Spannungs–Dehnungs-Diagramms.<br />
Spannung (σ), MPa<br />
� o<br />
� t<br />
� o<br />
� o� o<br />
� t� o<br />
Dehnung (�), %<br />
Relaxation während der Zeit t – t o = � o– � t. Der Relaxationsmodul T für<br />
Konstruktionen, die spannungskritisch sind (z.B. Preßpassungen) ergibt<br />
sich in der Zeit t aus dem Anstieg der Geraden vom Koordinatenursprung<br />
zum Punkt � t, � o.<br />
Abb. 4.02 Relaxation<br />
� t
Laborversuche an spritzgegossenen Probeteilen haben gezeigt,<br />
daß bei Spannungen, die kleiner als etwa 1 ⁄ 3 der Reißfestigkeit<br />
des Materials sind, die Kriech- und Relaxationsmodule für<br />
jede beliebige Temperatur und Belastungszeit für konstruktive<br />
Zwecke als gleich groß angenommen werden können.<br />
Darüberhinaus sind die Kriech- und Relaxationsmodule unter<br />
diesen Bedingungen auch für Zug, Druck und Biegung<br />
annähernd gleich.<br />
Nachstehend wird eine typische Problemstellung unter<br />
Verwendung von Kriechdaten, wie sie in den technischen<br />
Datenblättern zu finden sind, erörtert:<br />
Zylinder unter Druck<br />
Beispiel 1: Druckbehälter unter Dauerbelastung<br />
Wie schon erwähnt, kommt es für den Konstrukteur darauf an,<br />
die einsatzbedingten Anforderungen und äußere Einflüsse, die<br />
auf eine Konstruktion einwirken, zu spezifizieren. Erst dann<br />
kann die Geometrie des Teils festgelegt werden. Dies gilt insbesondere<br />
für Druckbehälter, bei denen die Sicherheit ein überaus<br />
kritischer Faktor ist. In diesem Beispiel soll die Wandstärke<br />
der Seitenwand eines Gasbehälters bestimmt werden,<br />
der folgenden Anforderungen genügen muß: (a) Innendruck<br />
0,7 MPa, (b) für die Dauer von 10 Jahren, (c) bei 65°C.<br />
Der Innenhalbmesser des Zylinders soll 9 mm, die Länge<br />
50 mm betragen. Da das Teil sehr lange Zeit unter Druck<br />
steht, wäre es nicht zu verantworten, sich auf kurzfristige<br />
Spannungs-Dehnungs-Werte zu verlassen; vielmehr sind<br />
Kriechdaten oder noch besser Langzeit-Berstdaten aus<br />
realen Druckzylinderversuchen heranzuziehen. Typische<br />
Daten dieser Art für Polyamide 66 sind der Abb. 4.03 zu<br />
entnehmen, in der die Umfangsspannung als Funktion der<br />
Zeit bis zum Versagen für verschiedene hohe Feuchtigkeitsgehalte<br />
bei 65° C dargestellt ist. ZYTEL ® 101 würde<br />
Umfangspannung (MPa)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1<br />
sich für diese Anwendung gut eignen, da es im stabilisierten<br />
Zustand bei 50% r.L. eine hohe Schlagzähigkeit aufweist<br />
und die höchste Dehnspannung aller unverstärkten<br />
Polyamide hat.<br />
Aus der Kurve läßt sich eine Umfangsspannung von 19 MPa<br />
bei 10 Jahren ablesen. Auf diese Spannung kann die Konstruktion<br />
ausgelegt werden. Die Formel für die Umfangsspannung<br />
eines Druckgefäßes lautet:<br />
t= Pr × F.S.<br />
�<br />
Es bedeuten:<br />
t = Wanddicke, mm<br />
P = Innendruck, MPa<br />
r = Innenradius, mm<br />
� = zulässige Umfangsspannung, MPa<br />
F.S. = Sicherheitsfaktor = 3 (z.B.)<br />
t = (0,7) (9) (3) = 1,0 mm<br />
19<br />
Die beste Form für Zylinderböden ist eine Halbkugel. Halbkugelförmige<br />
Böden stellen jedoch ein konstruktives Problem<br />
dar, wenn der Zylinder aufrecht stehen soll. Ein flacher<br />
Boden wäre ungünstig, weil er im Laufe der Zeit beulen oder<br />
zu Bruch gehen würde. Die beste Lösung besteht folglich<br />
darin, einen halbkugelförmigen Boden mit einer verlängerten<br />
Zylinderwand oder einem Standsaum vorzusehen, um<br />
ihm Stabilität und Standfestigkeit zu verleihen (Abb. 4.04).<br />
Für langzeitbelastete Kunststoffteile werden Belastungen,<br />
Durchbiegungen usw. anhand klassischer Konstruktionsformeln<br />
unter Verwendung der Daten aus den Spannungs-<br />
Dehnungsdiagrammen ermittelt. Der Elastizitätsmodul wird<br />
nicht verwendet, sondern an seiner Stelle der Kriechmodul<br />
in der Gleichung:<br />
10 100<br />
1000 10000 100000<br />
Zeit (Stunden)<br />
50% r.L.<br />
Gesättigt<br />
Abb. 4.03 Umfangsspannung als Funktion der Zeit bis zum Bruch, ZYTEL ® 101 bei 50% r.L. und bei Sättigung, 65°C<br />
1 Jahr<br />
25
E c =<br />
�<br />
� o + � c<br />
� = gegebene Spannung (MPa)<br />
� o = Anfangsdehnung (% / 100)<br />
� c = Kriechdehnung (% / 100)<br />
Die Dehnungen in der obigen Gleichung lassen sich<br />
häufig berechnet mit:<br />
�o + �c = � + � AtB = � (1+ AtB )<br />
Eo Eo Eo wobei: Eo = scheinbarer Modul bei Konstruktionsbedingungen<br />
(MPa)<br />
t = Zeit (h)<br />
A, B = Materialkonstanten<br />
26<br />
Dehnung (%)<br />
1,0 mm<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0,001<br />
20 mm<br />
Fig. 4.04 Konstruktion eines Druckgefäßes für Langzeitbelastung<br />
Zugbelastungen<br />
Beispiele für Langzeitbelastungen<br />
Zu bestimmen sind die Spannung und die Dehnung<br />
des in Abb. 4.05 dargestellten rohrförmigen Teils nach<br />
1000 Stunden.<br />
Material = ZYTEL ® 101, 23° C, 50% RH<br />
Zugbelastung = 1350 N<br />
Außendurchmesser = 25 mm<br />
Wanddicke = 1,3 mm<br />
Länge = 152 mm<br />
Spannung = F =<br />
A<br />
4 F<br />
(4) (1350)<br />
=<br />
= 14 MPa<br />
� (Do2 – Di2 ) � (252 – 22,42 )<br />
Eine bestimmte Form der Darstellung von Kriechdaten wird<br />
in Abb. 4.06 gezeigt.<br />
Aus Abb. 4.06 ergibt sich bei 14 MPa und 100 Stunden eine<br />
Dehnung von 3%. Somit ergibt sich eine Längenzunahme:<br />
�L = L × � = 152 × 0,03 = 4,56 mm.<br />
(Bei diesem Beispiel wurde davon ausgegangen, daß das<br />
Kriechen unter Zugbeanspruchung dem Kriechen unter Biegebeanspruchung<br />
entspricht, was nicht immer korrekt ist).<br />
F=1350 N<br />
Abb. 4.06 Kriechverhalten von ZYTEL ® 101 bei 23°C, 50% r.L., unter Biegebeanspruchung; (� t = � (1+ 0,65 t 0.2 ) / E o ;E o = 1550 MPa)<br />
1,3 mm<br />
25 mm<br />
Abb. 4.05 Beispiel der Kriechdehnung in einem rohrförmigen Teil<br />
0,01 0,1<br />
1,0 10<br />
100<br />
1000 10000<br />
Zeit (Stunden)<br />
152 mm<br />
14 MPa<br />
7 MPa<br />
3,5 MPa
Rippen und Verstärkungen<br />
Rippen können die Steifigkeit einfacher Träger erheblich<br />
erhöhen. Oft lassen sich dickwandige Bereiche mit deutlicher<br />
Materialersparnis durch dünnere Querschnitte (wie z.B.<br />
«T»-Profile) ersetzen. Es ist aber sicherzustellen, daß die für<br />
das jeweilige Material zulässigen Belastungen nicht überschritten<br />
werden.<br />
Der Konstrukteur muß bei der Verwendung von Rippen in<br />
Spritzgußteilen sehr sorgfältig vorgehen. Sie können zwar die<br />
erforderliche Steifigkeit verleihen, aber auch dazu führen, daß<br />
sich das Teil nach dem Spritzgießen verzieht. Deshalb sollten<br />
Rippen anfangs mit Vorsicht vorgeschrieben werden, da es<br />
leichter und einfacher ist, weitere Rippen in ein Werkzeug<br />
einzubringen, als sie nachträglich zu entfernen.<br />
Rippen und Verstärkungen sollten 1 ⁄ 2 bis 2 ⁄ 3 so dick sein wie<br />
die zu verstärkenden Wände. Hohe Rippen erfordern Entformungsschrägen<br />
von 1 ⁄ 4 bis 1 ⁄ 2°, um das Ausdrücken aus<br />
dem Werkzeug zu erleichtern (siehe Tabelle 3.01). Für die<br />
geringere Rippendicke sprechen zwei Gründe: erstens, um<br />
Einfallstellen in der Oberfläche zu verringern, die durch<br />
erhöhte Schwindung an der Verbindungsstelle von Rippe<br />
und Wandung hervorgerufen werden, und zweitens, um ein<br />
Verziehen des Teils zu vermeiden, das ebenfalls durch den<br />
größeren Querschnitt an der Rippenwurzel hervorgerufen<br />
werden kann. Abb. 4.07 veranschaulicht diesen Effekt.<br />
tB<br />
tA<br />
1,0<br />
0,9<br />
0,8<br />
Abb. 4.08 Berechnungsdiagramm für über Kreuz Verrippungen<br />
0,99 = VB<br />
VA<br />
tA x N<br />
W<br />
Die Dicke des jeweiligen Querschnitts läßt sich vergleichen,<br />
indem man im Bereich der Rippenwurzel einen einbeschriebenen<br />
Kreis zeichnet. Eine der Wanddicke entsprechende<br />
Rippendicke (T) ergibt bei einem Ausrundungshalbmesser<br />
von 0,5 T einen Kreis, dessen Durchmesser 1,5 T beträgt<br />
und damit um 50% größer ist als die Wanddicke. Eine stärkere<br />
Ausrundung über 0,5 T hinaus würde die Festigkeit der<br />
Ecke nur unwesentlich erhöhen, jedoch den Durchmesser<br />
des Kreises und damit die Gefahr der Lunkerbildung in<br />
diesem Bereich vergrößern.<br />
0,7<br />
0,6<br />
T<br />
tA<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0 0,05<br />
0,10<br />
0,15<br />
2,20<br />
0,20<br />
2,15<br />
2,10 2,05<br />
2,00 1,95<br />
0,90<br />
0,80<br />
1,50<br />
1,55<br />
1,60<br />
1,65<br />
0,70<br />
1,70<br />
1,75<br />
0,60<br />
1,80<br />
1,85<br />
1,90<br />
0,50<br />
0,98<br />
T<br />
0,97<br />
0,96<br />
0,95<br />
T<br />
T 1<br />
∅ = 1,5 T<br />
Abb. 4.07 Abmessungen von Rippen<br />
1,00<br />
1,40<br />
1,45<br />
r = 0,5 T<br />
r = 0,5 T<br />
27
Wird die Rippe jedoch dünner gestaltet als die angrenzende<br />
Wand (gestrichelte Konturen in Abb. 4.07) und steht die<br />
Ausrundung der Ecken im richtigen Verhältnis zur neuen<br />
Rippendicke T1 , lassen sich hohe Spannungskonzentrationen<br />
und Lunker in der Rippenwurzel vermeiden, ohne den<br />
Durchmesser des einbeschriebenen Kreises zu vergrößern.<br />
Das Verrippen ist eine sehr häufig angewandte Methode,<br />
die Steifigkeit von Bauteilen zu erhöhen und gleichzeitig<br />
Kosten und Gewicht zu sparen. Daher sind eine Reihe<br />
von vereinfachten Verfahren entwickelt worden, um die<br />
für eine benötigte Festigkeit erforderlichen Abmessungen<br />
und Abstände für Rippen festzulegen.<br />
Den meisten Gehäusen – Kassettengehäusen, Druckbehältern,<br />
Meßgerätekapseln und auch ganz einfachen Behältern<br />
– ist eine funktionelle Voraussetzung gemeinsam: sie müssen<br />
unter Belastung steif genug sein. Da die Steifigkeit<br />
dem Trägheitsmoment des Querschnitts der Gehäusewand<br />
direkt proportional ist, ist es in der Praxis einfach<br />
(wenn auch mathematisch bisweilen kompliziert), eine<br />
gleichförmig dicke Wand durch eine dünnere, verrippte<br />
Struktur mit gleicher Steifigkeit, aber weniger Gewicht<br />
zu ersetzen. Zur Vereinfachung einer solchen Analyse ist<br />
die Bestimmungskurve in Abb. 4.08 entwickelt worden,<br />
in der sich ablesen läßt, ob die Verrippung eines Bauteils<br />
sinnvoll ist oder nicht (Hintergrund siehe Tab. 4.01).<br />
Über Kreuz Verrippung<br />
Die Kurve der Abb. 4.08 beschreibt die Abmessungsverhältnisse<br />
zwischen einfachen und über Kreuz verrippten Platten<br />
(Abb. 4.09) mit identischen Trägheitsmomenten. Die Basislinie<br />
des Nomogramms zeigt Werte von 0 bis 0,2 für das<br />
Produkt aus – unverrippter – Wanddicke (tA) und der Zahl<br />
der Rippen pro mm (N), geteilt durch die Länge der Platte<br />
(W). Für das Diagramm wurde W mit einem festen Wert<br />
von 1 zugrundegelegt.<br />
Dabei ist zu beachten, daß die gleiche Dicke (tB) für Rippen<br />
und Wand zugrundegelegt wurde. Sollen zur Vermeidung<br />
von Einfallstellen dünnere Rippen verwendet werden, so lassen<br />
sich deren Abmessungen leicht berechnen. Sind z.B. die<br />
Rippen 2,5 mm dick und weisen einen Abstand von 25 mm<br />
t A<br />
28<br />
t B<br />
W = 1 W = 1<br />
Abb. 4.09 Entsprechende flache Platte und verrippte Struktur<br />
T<br />
auf, so ergeben 1,25 mm dicke Rippen mit einem Abstand<br />
von 12,5 mm voneinander die gleiche Steifigkeit. Die linke<br />
Ordinate gibt Werte von 0,3 bis 1,0 für das Verhältnis<br />
von verrippter (tB) zu unverrippter Wanddicke (tA) an.<br />
Die rechte Ordinate zeigt Werte von 1,0 bis 2,2 für das Verhältnis<br />
der gesamten Wanddicke einschließlich der Rippenhöhe<br />
(T) zur unverrippten Wanddicke (tA).<br />
Neben der Kurve sind in zur Interpolation geeigneten<br />
Abständen die Volumenverhältnisse von verrippten (VB) und unverrippten Platten (VA) angegeben. Für gegebene<br />
Werte T, tB und N läßt sich mit dieser Kurve die Volumeneinsparung<br />
gegenüber einer gleich steifen unverrippten<br />
Platte errechnen. Beispiele für die Anwendung des Diagramms<br />
werden in den folgenden Berechnungen gegeben.<br />
Beispiel 1 – Unterliegt die Geometrie der neuen, verrippten<br />
Wand keinen Beschränkungen, kann anhand der Kurve<br />
ermittelt werden, bei welchen Abmessungen die angestrebte<br />
Materialkostenersparnis erzielt werden kann.<br />
Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 4,5 mm<br />
Gefordert: Materialverringerung um 40%<br />
oder V B = 0,60<br />
V A<br />
Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />
(tA) (N) 0,135 ×1<br />
= 0,135, or N = = 0,03 Rippen/mm<br />
W 4,5<br />
oder etwa 3 Rippen<br />
pro 100 mm<br />
t B = 0,44, oder tB = (0,44) (4,5) = 2,0 mm<br />
t A<br />
T = 1,875, oder T = (1,875) (4,5) = rund 8,5 mm<br />
t A<br />
Beispiel 2 – Wenn das Fließvermögen des Kunststoffs<br />
die neu berechnete Wanddicke nach unten begrenzt, kann<br />
die Geometrie des Teils wie folgt berechnet werden:<br />
Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 2,5 mm<br />
Gefordert: Minimale Wanddicke (tB) = 1 mm<br />
or<br />
tB tA =<br />
1<br />
2,5<br />
= 0,4<br />
oder Fig. 4.08<br />
T<br />
tA = 1,95, or T = (1,95) (2,5) = 5 mm<br />
(t A) (N) = 0,125, or N = 0,125�1 = 0,05 Rippen pro mm<br />
W 2,5<br />
oder 1 Rippe pro 20 mm<br />
V B = 0,55<br />
V A<br />
Flache Platte Verripte Konstruktion
Die 1 mm dicke verrippte Wand hat somit eine Gesamthöhe<br />
von 5 mm, 0,05 Rippe pro mm (oder alle 20 mm eine Rippe)<br />
und führt zu einer Materialersparnis von 45 Prozent.<br />
Beispiel 3 – Aus Funktionsgründen darf die Gesamthöhe T<br />
einen bestimmten Wert nicht überschreiten.<br />
Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 6,5 mm<br />
Gefordert: Maximale Gesamthöhe der verrippten Wand<br />
(T) = 10,8 mm<br />
oder T = 10,8 = 1,66<br />
tA 6,5<br />
Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />
(tA) (N) 0,175�1<br />
= 0,175, oder N = = 0,027 Rippen pro mm<br />
W 6,5<br />
oder 1 Rippe pro 37 mm<br />
t B = 0,56, oder tB = (0,56) (6,5) = 3,65 mm<br />
t A<br />
V B = 0,76<br />
V A<br />
Die verrippte Konstruktion führt zu einer Materialersparnis<br />
von 24 Prozent. Sie hat 0,027 Rippen pro mm (oder alle<br />
37 mm eine Rippe) und eine Wanddicke von 3,65 mm. Wenn<br />
aus funktionellen oder ästhetischen Gründen dünnere Rippen<br />
verwendet werden sollen, läßt sich die gleiche Steifigkeit<br />
erzielen, sofern nur das Produkt aus Rippenzahl und Rippendicke<br />
gleich bleibt. Wenn hier beispielsweise die Dicke der<br />
Rippen auf 1,8 mm halbiert würde, sollte die Zahl der Rippen<br />
von einer auf zwei Rippen pro 37 mm verdoppelt werden.<br />
Beispiel 4 – Wenn aus Funktionsgründen die Anzahl der<br />
Rippen pro Längeneinheit festgelegt ist oder der Rippenabstand<br />
mit dem Raster des außen aufgebrachten Dekors übereinstimmen<br />
muß, lassen sich mit Hilfe des Diagramms die<br />
übrigen Abmaße sowie die größtmögliche Materialersparnis<br />
berechnen.<br />
Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 4,0 mm<br />
Gefordert: Rippen pro mm (N) = 0,04 Rippen pro mm<br />
oder 4 Rippen pro 100 mm<br />
Auf der Basis W somit:<br />
(tA) (N) (4,0) (0,04)<br />
= = 0,16<br />
W 1<br />
Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />
tB = 0,5, oder tB = 0,5 � 4,0 = 2,0 mm<br />
tA T = 1,75, oder T = 1,75 � 4,0 = ungefähr 7,0 mm<br />
t A<br />
V B = 0,68<br />
V A<br />
Daraus ergibt sich eine Konstruktion mit einer Gesamthöhe<br />
von 7,0 mm, einer Wanddicke von etwa 2,0 mm und einer<br />
Materialersparnis von 32 Prozent. (Eine weitere Lösung ist<br />
mit einem V B/V A -Wert von 0,90 möglich, erbringt aber nur<br />
eine Materialersparnis von 10 Prozent. Die Wahl hängt von<br />
der erwünschten Wanddicke und Gesamthöhe ab.)<br />
Parallel verlaufende Verrippungen<br />
Es sind Kurven erarbeitet worden, die anhand dimensionsunabhängiger<br />
Verhältniszahlen die Geometrie flacher Platten<br />
und parallel verrippter Strukturen gleicher Steifigkeit miteinander<br />
vergleichen. Die Dicke der unverrippten Platte wird<br />
zunächst für die gegebene Belastung rechnerisch ermittelt.<br />
Sind die Abmessungen des rechteckigen Querschnitts einer<br />
solchen Platte berechnet, teilt man dessen Länge in eine<br />
Reihe gleichgroßer, kleinerer Abschnitte auf, berechnet das<br />
Trägheitsmoment des einzelnen Abschnitts und vergleicht es<br />
mit dem eines verrippten Gegenstücks. Die Summe der<br />
Trägheitsmomente der kleineren Abschnitte entspricht dem<br />
Trägheitsmoment des ursprünglichen Querschnitts.<br />
Die Nomenklatur für den Querschnitt wird nachstehend<br />
erläutert:<br />
t = T–2H tan �<br />
A (area) = BW +<br />
H (T+t)<br />
2<br />
Wd = Dicke für Durchbiegung<br />
WS = Dicke für Spannung<br />
Um einen der kleineren Abschnitte der Gesamtstruktur<br />
zu definieren, wird der Ausdruck BEQ verwendet.<br />
BEQ = Gesamtlänge des Abschnitts = B<br />
Zahl der Rippen N<br />
Auf der Grundlage der Trägheitsmomentgleichungen für<br />
diese Abschnitte werden die Dickenverhältnisse bestimmt<br />
und als Kurve dargestellt. Diese Berechnungen beruhen<br />
auf einer Rippendicke von 60 Prozent der Wanddicke.<br />
Die Kurven in den Abbildungen 4.10 und 4.11 beruhen<br />
auf den Dickenverhältnissen für Durchbiegung (Wd / W)<br />
oder Spannung (WS / W).<br />
Die Abszissen geben das Verhältnis der Rippenhöhe zur<br />
Wanddicke (H/W) an. Die folgenden Problemstellungen<br />
und ihre schrittweise Lösung zeigen, wie die Verwendung<br />
dieser Kurven die Berechnung der Durchbiegung und der<br />
Spannung vereinfachen kann.<br />
Problem 1:<br />
Eine 4 mm dicke Kupferplatte (C), die an einem Ende fest<br />
eingespannt und einer gleichmäßigen Belastung von 320 N<br />
ausgesetzt ist, soll durch eine aus DELRIN ® Polyacetal<br />
gespritzte Platte ersetzt werden. Zu berechnen ist der<br />
entsprechende gerippte Querschnitt für die neue Platte,<br />
Abmessungen siehe Zeichnung unten.<br />
��<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�� � ��<br />
29
Biege-E-Modul für Kupfer<br />
EC = 105 000 MPa<br />
Biege-E-Modul für DELRIN ® Polyacetal<br />
ED = 3000 MPa<br />
Die Wanddicke für eine Platte aus DELRIN ® Polyacetal mit<br />
gleicher Steifigkeit wird berechnet, indem man die Produkte<br />
aus Modul und Trägheitsmoment der beiden Materialien<br />
gleichsetzt.<br />
EC × WC 3 = ED × Wd 3 ; oder: 105000 × 4 3 = 3000 × Wd 3<br />
also: Wd = 13 mm.<br />
Da eine Wanddicke von 13 mm für Kunststoffstrukturen im<br />
allgemeinen – vor allem aufgrund von Verarbeitungsproblemen<br />
– als nicht praktikabel gilt, ist eine Verrippung zu empfehlen.<br />
Deshalb soll eine realistischere Wanddicke von 3 mm<br />
vorgegeben und eine Platte mit 9 im gleichen Abstand voneinander<br />
angeordneten Rippen, Rippenhöhe, Biegung und<br />
Spannung berechnet werden.<br />
Wd = 13 = 4,33<br />
W 3<br />
BEQ = B = 100 = 11,1 BEQ = 11,1 N 9<br />
= 3,7<br />
W 3<br />
Aus dem Durchbiegungsdiagramm (Abb. 4.10) erhält man:<br />
H<br />
= 5,7<br />
W<br />
H = 5,7 × 3 = 17,1 mm<br />
Aus dem Spannungsdiagramm (Abb. 4.11) für H = 5,7<br />
W<br />
BEQ<br />
= 3,7 erhält man:<br />
W<br />
WS = 2,75 WS = 2,75 × 3 mm = 8,25 mm<br />
W<br />
Ermitteln des Trägheitsmoments und des Sektions-Moduls<br />
für die verrippte Fläche, das identisch mit dem der festen<br />
Kunststoffplatte ist:<br />
I = B<br />
Z =<br />
30<br />
= 100 × 133<br />
= 18 300 mm4 12 12<br />
WD 3<br />
= 100 × 8,252<br />
= 1130 mm3 6 6<br />
BWs 2<br />
250 mm<br />
320 N<br />
Maximale Durchbiegung am freien Ende:<br />
100 mm<br />
� max = FL3 320 × 250<br />
=<br />
3<br />
= 11,4 mm<br />
8 EI 8 × 3000 × 18300<br />
4 mm<br />
Maximale Spannung am freien Ende:<br />
� max = FL = 320 × 250 = 35,4 MPa<br />
2 Z 2 × 1130<br />
Da DELRIN ® Polyacetal eine Zugfestigkeit von 69 MPa<br />
aufweist, ergibt sich ein Sicherheitsfaktor von 2.<br />
Problem 2:<br />
Zu bestimmen sind die Durchbiegung und die Spannung für<br />
die abgebildete Struktur aus RYNITE ® 530 thermoplastischem<br />
Polyester, beidseitig eingespannt.<br />
Durch Einsetzen der bekannten Größen erhält man:<br />
BEQ = B = 60 = 15 BEQ = 15 = 5<br />
N 4 W 3<br />
H = 18 – 3 = 15<br />
H = 15 = 5<br />
W 3<br />
Aus den Diagrammen erhält man:<br />
Wd = 3,6 Wd = 3,6 × 3 = 10,8<br />
W<br />
WS = 2,25 WS = 2,25 × 3 = 6,75 mm<br />
W<br />
I =<br />
Z =<br />
BWd 3<br />
= 60 ×10,83<br />
12 12<br />
BWs 2<br />
667,2 N<br />
508 mm<br />
= 60 × 6,752<br />
6 6<br />
= 6300 mm 4<br />
= 455 mm 3<br />
� max = 5<br />
× FL3<br />
= 5 × 667,2 × 5083<br />
= 20 mm<br />
384 EI 384 × 9000 × 6300<br />
� max = FL = 667,2 × 508 = 93 MPa<br />
8 Z 8 × 455<br />
60<br />
1,8 mm<br />
3 mm<br />
Die Zugfestigkeit von RYNITE ® 530, beträgt 158 MPa gemessen<br />
an Prüfstäben. Die zulässige Spannung für komplexere<br />
Teile hängt von der örtlichen Glasfaserorientierung ab. Legt<br />
man hier eine gute Orientierung zugrunde, ist ein Reduktionsfaktor<br />
von 0,8 realistisch. Somit beträgt die zulässige Spannung<br />
= 0,8 × 158 = 126 MPa.<br />
Der anzuwendende Sicherheitsfaktor ist somit:<br />
S = 126 / 93 = 1,35.<br />
Anmerkung: Rippen mit einer Höhe, die das 5fache ihrer<br />
Dicke überschreitet und höheren Druckspannungen unterworfen<br />
sind, sollten auf die Gefahr des Durchknickens<br />
(Instabilität) geprüft werden.<br />
1°<br />
18 mm
Wall Verhältnis thickness der Wanddicken ratio<br />
Wd<br />
W<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
H<br />
Height Höhenverhältnis of rib ratio der Rippen<br />
W<br />
1°<br />
0,03R 0,5 W<br />
H<br />
0,6 W<br />
B<br />
B<br />
Abb. 4.10 Durchbiegungskurven<br />
Die in dem unten wiedergegebenen Diagramm enthaltenen, mit dem Computer berechneten Kurven für Rippendicken<br />
von 60 Prozent der Wanddicke sind als Hilfsmittel zur Berechnung der maximalen Durchbiegung einer verrippten Struktur gedacht.<br />
(Verwenden Sie für andere Rippendicken die Formeln in Tabellen 4.01 und 4.02)<br />
R<br />
0,6 W<br />
6<br />
W<br />
W d<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
0,62<br />
1,0<br />
1,25<br />
1,87<br />
2,5<br />
3,75<br />
5,0<br />
6,25<br />
7,5<br />
10,0<br />
12,5<br />
15,0<br />
20,0<br />
25<br />
37,5<br />
50<br />
75<br />
150<br />
BEQ<br />
W<br />
31
Abb. 4.11 Spannungskurven<br />
Die in dem unten wiedergegebenen Diagramm enthaltenen, mit dem Computer berechneten Kurven für Rippen-dicken von 60 Prozent<br />
der Wanddicke sind als Hilfsmittel zur Berechnung der maximalen Spannungstoleranzen einer verrippten Struktur gedacht.<br />
32<br />
Wall Verhältnis thickness der Wanddicken ratio<br />
Ws<br />
W<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
H<br />
W<br />
Height Höhenverhältnis of rib ratio der Rippen<br />
1°<br />
0,03R 0,5 W<br />
H<br />
0,6 W<br />
B<br />
B<br />
R<br />
0,6 W<br />
W<br />
Ws<br />
0,62<br />
1,0<br />
1,25<br />
1,87<br />
2,5<br />
3,75<br />
5,0<br />
6,25<br />
7,5<br />
10,0<br />
12,5<br />
15,0<br />
20,0<br />
25<br />
37<br />
50<br />
75<br />
150<br />
BEQ<br />
W
Berechnungsgleichungen für tragende Konstruktionen<br />
Tabelle 4.01 Querschnittsformen<br />
h<br />
y1<br />
y2<br />
b2<br />
h<br />
b<br />
H<br />
h<br />
y 1<br />
y 2<br />
d h<br />
H<br />
Querschnitt Fläche A<br />
b 2<br />
B b<br />
2<br />
B<br />
h<br />
b<br />
B<br />
b 2<br />
b<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
h<br />
�<br />
y 1<br />
y 2<br />
H<br />
H<br />
B 2<br />
h<br />
h<br />
B B<br />
B1<br />
2<br />
a<br />
b 2<br />
b<br />
B<br />
a<br />
B<br />
b 2<br />
d h h1 d1<br />
H<br />
B1<br />
2<br />
A = bh y 1 = y 2 =<br />
A = BH + bh<br />
B 2<br />
b y 1<br />
b<br />
y 1<br />
y 2<br />
y 2<br />
A = BH – bh<br />
A = bd1 + Bd<br />
+ a(H – d – d1)<br />
B B<br />
a<br />
b<br />
b 2<br />
h<br />
a 1 1<br />
d 1 1<br />
b<br />
y 1<br />
y 2<br />
d<br />
d<br />
y 1<br />
y 2<br />
A = Bh – b(H – d)<br />
H<br />
a 2<br />
A = a 2<br />
A = bd<br />
b<br />
d<br />
a 2<br />
H<br />
y<br />
y<br />
y1 = y2 = H<br />
2<br />
y 1 = y 2 = H<br />
2<br />
y 1 = y 2 = 1 a<br />
2<br />
h cos � + b sin �<br />
2<br />
y1 = H – y2 y2 =<br />
1aH2 + B1d2 + b1d1 (2H – d1)<br />
2 aH + B1d + b1d1<br />
y1 = H – y2 y2 = aH2 + bd2 2(aH + bd)<br />
y 1 = y 2 = 1 d<br />
2<br />
Randfaserabstände<br />
y1, y2<br />
Flächenträgheitsmomente<br />
I1 und I2<br />
an den Hauptachsen 1 und 2<br />
I 1 = bh (h 2 cos 2 � + b 2 sin 2 �)<br />
12<br />
I1 = BH3 + bh 3<br />
12<br />
I 1 = BH3 – bh 3<br />
12<br />
I 1 = 1 (By 3 – B 1 h 3 + by 3 – b 1 h 3 )<br />
3 2 1 1<br />
I 1 = 1 (By 3 – bh 3 + ay 3 )<br />
3 2 1<br />
I 1 = I 2 = I 3 = 1 a 4<br />
12<br />
I 1 = 1 bd 3<br />
12<br />
Trägheitsradius r1 und r2<br />
an den Hauptachsen 1 und 2<br />
r1 = � (h2 cos 2 � + b 2 sin 2 �)<br />
12<br />
r1 = � BH3 + bh 3<br />
12 (BH + bh)<br />
r 1 = � BH3 – bh 3<br />
12 (BH – bh)<br />
r1 =<br />
I<br />
� (Bd + bd1 ) + a(h + h1 )<br />
r1 =<br />
I � Bd + a(H – d)<br />
r 1 = r 2 = r 3 = 0.289a<br />
r 1 = 0.289d<br />
33
34<br />
d<br />
d<br />
Querschnitt Fläche A<br />
R<br />
R<br />
1 1<br />
b<br />
B<br />
b<br />
1 1<br />
y 1<br />
y 2<br />
R R0<br />
1<br />
R R0<br />
1<br />
y 1<br />
y 2<br />
2<br />
y1 R 1 y 1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
R 1 1<br />
��<br />
1<br />
R<br />
R<br />
R<br />
�<br />
2<br />
2<br />
2<br />
�<br />
y 1<br />
y 2<br />
y 1<br />
1<br />
y 2<br />
t<br />
(1)<br />
(2)<br />
Dünnwandig (3)<br />
t 2 y1 1<br />
R � �<br />
1<br />
y2 2<br />
(für dickwandige:<br />
siehe «Roark &<br />
Young»)<br />
A = 1 bd<br />
2<br />
A = 1 (B + b)d<br />
2<br />
y 1 = 2 d<br />
3<br />
y 2 = 1 d<br />
3<br />
y 1 = d<br />
y 2 = d<br />
A = � R 2 y 1 = y 2 = R<br />
A = � (R 2 – R 2 )<br />
0<br />
A = 1 � R 2<br />
2<br />
A = � R 2<br />
A = 1 R 2 (2�<br />
2<br />
– sin 2�)<br />
A = 2 � Rt<br />
A = � (2 R-t) t<br />
(1) Kreisförmiger Querschnitt<br />
(2) Dünnwandiger Kreisring<br />
(3) Dünnwandiger Kreisringsektor<br />
Randfaserabstände<br />
y1, y2<br />
2B + b<br />
3(B + b)<br />
B + 2b<br />
3(B + b)<br />
Flächenträgheitsmomente<br />
I1 und I2<br />
an den Hauptachsen 1 und 2<br />
I 1 = 1 bd 3<br />
36<br />
I1 = d3 (B 2 + 4Bb + b 2 )<br />
36(B + b)<br />
I = 1 � R 4<br />
4<br />
y1 = y2 – R I = 1 � (R 4 – R 4 ) 0<br />
4<br />
y 1 = 0.5756R<br />
y 2 = 0.4244R<br />
y 1 = R � 1 – 2 sin � �<br />
3�<br />
y 2 = 2R<br />
sin �<br />
3�<br />
y1 = R �1 –<br />
4 sin3 �<br />
6� – 3 sin 2�<br />
R<br />
4 sin<br />
�<br />
3 y<br />
�<br />
2 =<br />
– cos �<br />
6� – 3 sin 2� �<br />
�<br />
I 1 = 0.1098R 4<br />
I2 = 1 � R 4<br />
8<br />
I1 = 1 R4 � � + sin � cos �<br />
4<br />
I2 = 1 R 4 �� – sin � cos ��<br />
4<br />
I 1 = R4<br />
4<br />
�� + sin � cos �<br />
+ 2 sin 3 � cos �<br />
–<br />
I 2 = R4<br />
– 16 sin 2 � �<br />
9�<br />
16 sin6 �<br />
9(� – sin � cos � �<br />
�3� – 3 sin � cos �<br />
12<br />
– 2 sin 3 � cos ��<br />
Trägheitsradius r1 und r2<br />
an den Hauptachsen 1 und 2<br />
r 1 = 0.2358d<br />
r1 =<br />
d<br />
� 2(B2 + 4Bb + b2 )<br />
6(B + b)<br />
r = 1 R<br />
2<br />
r 1 = 0.2643R<br />
r2 = 1 R<br />
2<br />
y 1 = y 2 = R I = � R 3 t r = 0.707R<br />
y1 = R �1 – sin �� +<br />
t<br />
� 2<br />
y 2 = 2R � sin � – cos � � + t cos �<br />
� 2<br />
I1 =R3 t �� + sin � cos �<br />
– 2 sin2 3 � � + � Rt<br />
� 6<br />
I 2 =R 3 t (� – sin � cos �)<br />
r = � (R 2 + R 2 1 ) 0<br />
4<br />
r 1 =<br />
1 R � 1 + sin � cos � 16 sin2 �<br />
2 � 9� 2<br />
r2 = 1 R 1 –<br />
sin � cos �<br />
2 � �<br />
r 2 = 1 R � 1 + 2 sin3 � cos �<br />
2 � – sin � cos �<br />
–<br />
64 sin6 �<br />
9(2� – sin 2�) 2<br />
r 2 = 1 R � 1 – 2 sin3 � cos �<br />
2 3(� – sin � cos �)<br />
r 1 =<br />
R � � + sin � cos � – 2 sin2 �/�<br />
2�<br />
r 2 = R �<br />
� – sin � cos �<br />
2�
Tabelle 4.02 Berechnungsgleichungen für Querkraft- und Momentenverläufe; Biegelinien von Trägern; Auflagerreaktionen<br />
starrer Systeme<br />
Bezeichnungen: W = Kraft (N); w = Flächenbelastung (N/mm linear); M ist im Uhrzeigersinn positiv; V in Aufwärtsrichtung positiv; y in Aufwärtsrichtung<br />
positiv. Reaktionsmomente, einwirkende Momente und Belastungen sowie Auflagerkräfte sind positiv, wenn sie im dargestellten Sinn wirksam sind.<br />
Alle Kräfte sind in N, alle Momente in Nmm, alle Durchbiegungen und Abmessungen in mm angegeben. � ist in Bogenmaß angegeben und tan � = �,<br />
I = Flächenträgheitsmoment des Querschnitts (mm 4 ).<br />
Belastung,<br />
Einspannbedingung<br />
Freiträger,<br />
Endlast<br />
Y<br />
W x<br />
O y<br />
l<br />
B X<br />
A<br />
�<br />
Freiträger, beliebig<br />
angreifende<br />
Einzellast<br />
Y<br />
O<br />
A<br />
Y<br />
O<br />
A<br />
Y<br />
O<br />
M0<br />
A<br />
b a<br />
W<br />
B<br />
l<br />
W = wl<br />
l<br />
l<br />
C X<br />
Freiträger,<br />
gleichmässig verteilte<br />
Flächenlast<br />
Freiträger,<br />
Momentanlast<br />
Y<br />
A<br />
O<br />
M0<br />
B<br />
l<br />
a<br />
B X<br />
B X<br />
Freiträger, beliebig<br />
angreifende<br />
Momentanlast<br />
C X<br />
Beidsetig aufliegende<br />
Träger, mittig<br />
angreifende Einzellast<br />
Y<br />
A W<br />
l<br />
2 C<br />
O<br />
X<br />
l B<br />
Auflagerkräfte R1 und R2,<br />
Quekraft V<br />
R2 = + W<br />
V = – W<br />
R2 = + W<br />
(A bis B) V = 0<br />
(B bis C) V = – W<br />
R2 = + W<br />
V = – W x<br />
l<br />
R2 = 0<br />
V = 0<br />
R2 = 0<br />
V = 0<br />
R 1 = + 1 W<br />
2<br />
R2 = + 1 W<br />
2<br />
(A bis B) V = + 1 W<br />
2<br />
(B bis C) V = – 1 W<br />
2<br />
M = –Wx<br />
Biegemoment M<br />
und maximales<br />
Biegemoment<br />
Max M = –Wl bei B<br />
(A bis B) M = 0<br />
(B bis C) M = –W(x – b)<br />
Max M = –Wa bei C<br />
M = – 1 W x 2<br />
2 l<br />
Max M = – 1 Wl bei B<br />
2<br />
M = M 0<br />
Max M = M 0<br />
(A bis B)<br />
(A bis B) M = 0<br />
(B bis C) M = M0 Max M = M0 (B bis C)<br />
(A bis B) M = + 1 Wx<br />
2<br />
(B bis C) M = + 1 W (l – x)<br />
2<br />
Max M = + 1 Wl bei B<br />
4<br />
Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />
und Endneigung �<br />
y = 1 W (x 3 – 3l 2 x + 2l 3 )<br />
6 El<br />
3<br />
Max y = –<br />
1 Wl<br />
3 El<br />
2<br />
� = +<br />
1 Wl<br />
2 El<br />
bei A<br />
bei A<br />
(A bis B) y = – 1 W (–a 3 + 3a 2 l – 3a 2 x)<br />
6 El<br />
(B bis C) y = – 1 W �(x – b) 3 – 3a 2 (x – b) + 2a 3 �<br />
6 El<br />
Max y = – 1 W (3a 2 l – a 3 )<br />
6 El<br />
� = +<br />
1 Wa2<br />
2 El<br />
(A bis B)<br />
y = – 1 W (x 4 – 4l 3 x + 3l 4 )<br />
24 Ell<br />
Max y = –<br />
2<br />
� = +<br />
1 Wl<br />
6 El<br />
1 Wl 3<br />
8 El<br />
y = 1 M0 (l 2 – 2l x + x 2 )<br />
2 El<br />
2<br />
Max y = +<br />
1 M0l<br />
2 El<br />
� = – M0l<br />
El<br />
(A bis B)<br />
y = M0a � l – 1 a – x�<br />
El 2<br />
(B bis C)<br />
bei A<br />
bei A<br />
y = 1 M0 �(x – l + a) 2 – 2a (x – l + a) + a 2 �<br />
2 El<br />
Max y = M0a �l – 1 a� El 2<br />
� = – M0a<br />
El<br />
(A bis B)<br />
bei A<br />
(A bis B) y = – 1 W (3l 2 x – 4x 3 )<br />
48 El<br />
3<br />
Max y = –<br />
1 Wl<br />
48 El<br />
2<br />
� = –<br />
1 Wl<br />
16 E<br />
2<br />
� = +<br />
1 Wl<br />
16 El<br />
bei A<br />
bei B<br />
bei A<br />
bei C<br />
35
36<br />
Belastung,<br />
Einspannbedingung<br />
Beidseitig aufliegender<br />
Träger, gleichmäßig<br />
verteilte Flächenlast<br />
Y<br />
w<br />
A<br />
O<br />
Y<br />
A<br />
O<br />
W=wl<br />
l<br />
a b<br />
W<br />
B<br />
Y<br />
M0<br />
A<br />
O<br />
l<br />
l<br />
B<br />
X<br />
Beidseitig aufliegender<br />
Träger, beliebig<br />
angreifende Flächenlast<br />
C X<br />
Beidseitig aufliegender<br />
Träger, Momentanlast<br />
B X<br />
An einem Ende<br />
eingespannter, am<br />
anderen Ende<br />
aufliegender Träger.<br />
Momentanlast (4)<br />
Y<br />
A<br />
O<br />
l<br />
2<br />
W<br />
C M2<br />
X<br />
l B<br />
An einem Ende<br />
eingespannter, am<br />
anderen Ende<br />
aufliegender Träger<br />
beliebig angreifende<br />
Einzellast (4)<br />
Y b W a<br />
A<br />
O<br />
B<br />
C M2<br />
X<br />
l<br />
(4) M 2 = Reaktionsmoment<br />
Auflagerkräfte R1 und R2,<br />
Quekraft V<br />
R 1 = + 1 W<br />
2<br />
R 2 = + 1 W<br />
2<br />
V = 1 W � 1 – 2x �<br />
2 l<br />
R 1 = + W b<br />
l<br />
R 2 = + W a<br />
l<br />
(A bis B) V = + W b<br />
l<br />
(B bis C) V = – W a<br />
l<br />
R 1 = – M0<br />
l<br />
R 1 = + M0<br />
l<br />
V = R 1<br />
R1 = 5 W<br />
16<br />
R2 = 11 W<br />
16<br />
M2 = 3 Wl<br />
16<br />
(A bis B) V = + 5 W<br />
16<br />
(B bis C) V = – 11 W<br />
16<br />
R1 = 1 W �3a2l – a3 2 l � 3<br />
R2 = W – R1 M 2 = 1 W � a3 + 2al 2 – 3a 2 l<br />
(A bis B) V = + R1 (B bis C) V = R1 – W<br />
Biegemoment M<br />
und maximales<br />
Biegemoment<br />
M = 1 x2<br />
W �x –<br />
2 l<br />
Max M = + 1 Wl<br />
8<br />
bei x = 1 l<br />
2<br />
(A bis B) M = + W b x<br />
l<br />
(B bis C) M = + W a (l – x)<br />
l<br />
Max M = + W ab<br />
l<br />
M = M0 + R1x Max M = M0 bei A<br />
�<br />
bei B<br />
(A bis B)<br />
M = 5 Wx<br />
16<br />
(B bis C)<br />
M = W � 1 l – 11 x� 2 16<br />
Max +M = 5 Wl bei B<br />
32<br />
Max –M = – 3 Wl bei C<br />
16<br />
(A bis B) M = R1x (B bis C)<br />
M = R1x – W(x – l + a)<br />
Max + M = R1(l – a) bei B;<br />
höchst möglicher Wert<br />
= 0.174 Wl<br />
wenn a = 0.634l<br />
Max – M = – M2 bei C;<br />
höchst möglicher Wert<br />
= – 0.1927Wl<br />
wenn a = 0.4227l<br />
Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />
und Endneigung �<br />
y = – 1 Wx (l 3 – 2l x 2 + x 3 )<br />
24 Ell<br />
3<br />
Max y = –<br />
5 Wl<br />
bei x = 1 l<br />
384 El 2<br />
2<br />
2<br />
� = –<br />
1 Wl<br />
bei A; � = +<br />
1 Wl<br />
24 El 24 El<br />
(A bis B)y = – Wbx �2l (l – x) – b 2 – (l – x) 2 �<br />
6Ell<br />
(B bis C)y = – Wa (l – x) �2l b – b 2 – (l – x) 2 �<br />
6Ell<br />
Max y = – Wab (a + 2b) �3a (a + 2b)<br />
27Ell<br />
bei x = � 1 a (a + 2b) wenn a > b<br />
3<br />
� = – 1 W b3<br />
�bl –<br />
6 El l<br />
� = + 1 W b3<br />
�2bl + – 3b2� 6 El l<br />
(A bis B) y = 1 W (5x 3 – 3l 2 x)<br />
96 El<br />
�<br />
bei A<br />
y = – 1 M0 �3x2 – x3<br />
– 2l x�<br />
6 El l<br />
Max y = 0.0642<br />
M0l 2<br />
El<br />
bei C<br />
bei x = 0.422l<br />
� = –<br />
1 M0l<br />
bei A; � = +<br />
1 M0l<br />
3 El 6 El<br />
bei B<br />
bei B<br />
(B bis C) y = 1 W � 5x3 – 16 � x – l � 3<br />
– 3l 2 x�<br />
96 El 2<br />
Max y = – 0.00932<br />
2<br />
� = –<br />
1 Wl<br />
32 El<br />
Wl 3<br />
El<br />
bei A<br />
bei x = 0.4472l<br />
(A bis B) y = 1 �R1 (x3 – 3l 2x) + 3Wa2 (B bis C)<br />
6El<br />
x�<br />
y = 1 �R1 (x3 – 3l 2x) + W �3a2x – (x – b) 3�� 6El<br />
Wenn a < 0.586l, max y ist zwischen A und B bei:<br />
x = l �1 –<br />
2l<br />
3l – a<br />
Wenn a > 0.586l, max y ist bei: x = l (l 2 + b 2 )<br />
3l 2 – b 2<br />
Wenn a > 0.586l, max y ist bei B und x = – 0.0098<br />
max. höchst mögliche Durchbiegung<br />
� = 1 W �a3 – a2� 4 El l<br />
bei A<br />
Wl 3<br />
,<br />
El
Belastung,<br />
Einspannbedingung<br />
An einem Ende<br />
eingespannter, am<br />
anderen aufliegender<br />
Träger. Gleichmäßig<br />
verteilte Flächenlast<br />
Y<br />
w<br />
A<br />
O<br />
W = wl<br />
l<br />
B X<br />
M2<br />
An einem Ende<br />
eingespannter, am<br />
anderen Ende<br />
aufliegender Träger,<br />
Momentanlast<br />
Y<br />
M0<br />
A<br />
O<br />
B<br />
M2<br />
X<br />
l<br />
An einem Ende<br />
eingespannter, am<br />
anderen Ende<br />
aufliegender Träger.<br />
Beliebig angreifende<br />
Momentanlast<br />
Y<br />
A<br />
O<br />
a<br />
M0<br />
B<br />
C<br />
M2<br />
X<br />
l<br />
Beidseitig<br />
eingespannter<br />
Träger. Mittenlast<br />
Y<br />
M1 A<br />
O<br />
l<br />
2<br />
W<br />
B<br />
C M2<br />
X<br />
l<br />
Auflagerkräfte R1 und R2,<br />
Reaktionsmomente<br />
M 1 und M 2, Quekraft V<br />
R 1 = 3 W<br />
8<br />
R 2 = 5 W<br />
8<br />
M 2 = 1 Wl<br />
8<br />
V = W � 3 – x �<br />
8 l<br />
R 1 = –<br />
R 2 = +<br />
3 M0<br />
2 l<br />
3 M0<br />
2 l<br />
M 2 = 1 M 0<br />
2<br />
V = –<br />
3 M0<br />
2 l<br />
R 1 = – 3 M0 � l 2 – a 2<br />
2 l l 2<br />
R 2 = + 3 M0 � l 2 – a 2<br />
2 l l 2<br />
�<br />
�<br />
M 2 = 1 M 0 � 1 – 3 a2 �<br />
2 l 2<br />
(A bis B) V = R 1<br />
(B bis C) V = R 1<br />
R 1 = 1 W<br />
2<br />
R 2 = 1 W<br />
2<br />
M 1 = 1 Wl<br />
8<br />
M2 = 1 Wl<br />
8<br />
(A bis B) V = + 1 W<br />
2<br />
(B bis C) V = – 1 W<br />
2<br />
Biegemoment M<br />
und maximale positive und negative<br />
Biegemoment<br />
M = W � 3 x –<br />
1 x2<br />
8 2 l<br />
Max + M = 9 Wl bei x = 3 l<br />
128 8<br />
Max – M = – 1 Wl bei B<br />
8<br />
M = 1 M 0 � 2 – 3 x �<br />
2 l<br />
Max + M = M0 bei A<br />
Max – M = 1 M0 2<br />
�<br />
bei B<br />
(A bis B) M = R1x (B bis C) M = R1x + M0 Max + M = M0 �1 – 3a(l 2 – a2 )<br />
2l �<br />
3<br />
bei B (rechts)<br />
Max – M = –M2 bei C<br />
(wenn a < 0.275 l )<br />
Max – M = R1a bei B (links)<br />
(wenn a > 0.275 l )<br />
(A bis B) M = 1 W (4x – l )<br />
8<br />
(B bis C) M = 1 W (3l – 4x)<br />
8<br />
Max + M = 1 Wl<br />
8<br />
bei B<br />
Max – M = – 1 Wl<br />
8<br />
bei A und C<br />
Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />
und Endneigung �<br />
y = – 1 W (3l x 3 – 2x 4 + l 3 x)<br />
48 Ell<br />
Max y = – 0.0054<br />
2<br />
� = –<br />
1 Wl<br />
24 El<br />
Wl 3<br />
El<br />
y = 1 M0 �2x2 – x3<br />
– xl<br />
4 El l �<br />
(A bis B) y = – 1 W (3l x 2 – 4x 3 )<br />
48 El<br />
3<br />
Max y = –<br />
1 W l<br />
192 El<br />
bei A<br />
bei x = 0.4215l<br />
2<br />
Max y = –<br />
1 M0l<br />
bei x = 1 l<br />
27 El 3<br />
� = – 1M0l<br />
4 El<br />
bei A<br />
(A bis B)<br />
y = M0 �l 2 – a2 (3l 2x – x3 ) – (l – a)x�<br />
El 4l 3<br />
(B bis C)<br />
y = M0 �l 2 – a2 (3l 2x – x3 ) – l x + 1 (x2 + a2 )�<br />
El 4l 3 2<br />
� = M0 �a – 1 l –<br />
3 a2<br />
El 4 4 l<br />
�<br />
bei B<br />
bei A<br />
37
38<br />
Belastung,<br />
Einspannbedingung<br />
Beidseitig eingespannter<br />
Träger.<br />
Beliebig angreifende<br />
Momentallast<br />
Y a b<br />
M1 A W<br />
O<br />
Y<br />
B<br />
l<br />
W = wl<br />
C M2<br />
X<br />
Beidseitig eingespannter<br />
Träger.<br />
Gleichmäßig verteilte<br />
Flächenlast<br />
M1 M2<br />
X<br />
O A<br />
B<br />
l<br />
Beidseitig eingespannter<br />
Träger.<br />
Beliebig angreifende<br />
Momentanlast<br />
Y a<br />
M1<br />
A<br />
O<br />
M0<br />
B<br />
l<br />
C<br />
M2<br />
X<br />
Auflagerkräfte R1 und R2,<br />
Reaktionsmomente<br />
M 1 und M 2, Quekraft V<br />
R1 = Wb2<br />
(3a + b)<br />
l 3<br />
R2 = Wa2<br />
(3b + a)<br />
l 3<br />
M 1 = W ab2<br />
l 2<br />
M2 = W a2b l 2<br />
(A bis B) V = R1 (B bis C) V = R1 – W<br />
R 1 = 1 W<br />
2<br />
R 2 = 1 W<br />
2<br />
M 1 = 1 Wl<br />
12<br />
M 2 = 1 Wl<br />
12<br />
V = 1 W � 1 – 2x �<br />
2 l<br />
R 1 = – 6 M 0 (al – a 2 )<br />
l 3<br />
R 2 = 6 M 0 (al – a 2 )<br />
l 3<br />
M 1 = – M 0 (4l a – 3a 2 – l 2 )<br />
l 2<br />
M 2 = M 0 (2l a – 3a 2 )<br />
l 2<br />
V = R 1<br />
Biegemoment M<br />
und maximale positive und negative<br />
Biegemoment<br />
(A bis B)<br />
M = – W ab2<br />
+ R<br />
l<br />
1x 2<br />
(B bis C)<br />
M = – W ab2<br />
+ R 1x – W (x – a)<br />
l 2<br />
Max + M = – W ab2<br />
+ R1 l 2<br />
M = 1 x2<br />
W �x – – 1 l<br />
2 l 6 �<br />
Max + M = 1 Wl bei x = 1 24<br />
l<br />
2<br />
Max – M = – 1 12<br />
Wl bei A und B<br />
(A bis B) M = – M 1 + R 1x<br />
bei B;<br />
höchstmöglicher Wert = 1 Wl<br />
8<br />
wenn a = 1 l<br />
2<br />
Max – M = – M1 wenn a < b;<br />
höchstmöglicher Wert = –0.1481 Wl<br />
wenn a = 1 l<br />
3<br />
Max – M = – M 2 wenn a > b;<br />
höchstmöglicher Wert = –0.1481 Wl<br />
wenn a = 2 l<br />
3<br />
(B bis C) M = – M 1 + R 1x + M 0<br />
Max + M = M0 �4 a 2<br />
– 9<br />
a<br />
+6 a3<br />
– 1<br />
l l �<br />
2 l 3<br />
gerade rechts von B<br />
Max + M = M0 �4 a – 9 +6<br />
l l 2 l 3<br />
gerade links von B<br />
a 2<br />
a 3<br />
�<br />
(A bis B)<br />
Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />
und Endneigung �<br />
y = 1 Wb2 x 2<br />
(3ax + bx – 3al )<br />
6 Ell 3<br />
(B bis C)<br />
y = 1 Wa2 (l – x) 2<br />
6 Ell<br />
�(3b + a) (l – x) – 3bl �<br />
3<br />
Max y = – 2 W a3 b 2<br />
3 El (3a + b) 2<br />
bei x = 2al<br />
3a + b<br />
Max y = – 2 W a2 b 3<br />
3 El (3b + a) 2<br />
bei x = l – 2bl<br />
3b + a<br />
y =<br />
1 Wx2<br />
(2l x – l 2 – x2 )<br />
24 Ell<br />
3<br />
Max y = –<br />
1 Wl<br />
bei x = 1 l<br />
384 EI 2<br />
(A bis B)<br />
y = – 1 (3M 1x 2 – R 1x 3 )<br />
6El<br />
(B bis C)<br />
wenn a > b<br />
wenn a < b<br />
y = 1 �(M 0 – M 1) (3x 2 – 6l x + 3l 2 )<br />
6El<br />
– R 1 (3l 2 x – x 3 – 2l 3 )�<br />
Max – y bei x = 2M1 1<br />
wenn a > l<br />
R1 3<br />
Max – y bei x = l – 2M2 2<br />
wenn a < l<br />
R2 3
Tabelle 4.03 Berechnungsgleichungen für Torsionsverformung und -spannung<br />
<strong>Allgemeine</strong> Formeln: � = M Tl , � = M T , Es bedeuten � = Torsionswinkel (rad); MT = Torsionsmoment (N · mm);<br />
KG Q<br />
l = Länge (mm); � = Schubspannung (MPa); G = Schubmodul (MPa); K (mm 4 ) sind Funktionen des Querschnitts.<br />
Form und Abmessungen der Querschnitte<br />
Massiver Kreisquerschnitt<br />
Massiver elliptischer Querschnitt<br />
Massiver quadratischer Querschnitt<br />
2r<br />
2 b<br />
Massiver rechteckiger Querschnitt<br />
Hohler konzentrischer Kreisquerschnitt<br />
t<br />
2a<br />
b<br />
r0<br />
r1<br />
a<br />
a<br />
(b ≥ a)<br />
Beidseitig offener dünnwandiger Querschnitt<br />
gleichmäßiger Dicke. U = Länge der Mittellinie<br />
(gestrichelt gezeichnet)<br />
K = 1 �r 4<br />
2<br />
K = �a3 b 3<br />
a 2 + b 2<br />
K = 0.1406a 4<br />
K = a 3 b� 1 – 0.28 a �<br />
Formel für K in � = M T l<br />
KG<br />
K = 1 � (r 4 – r 4 )<br />
2 1 0 Max � =<br />
K = 1 Ut 3<br />
2<br />
a4<br />
1 –<br />
3 b 12b4 ��<br />
Max � = 2M T am Rand<br />
� r 3<br />
Schubspannung<br />
Max � = 2M T an den Enden der<br />
� ab 2<br />
kleineren Achse<br />
Max � = M T am Mittelpunkt<br />
0.208a 3<br />
jeder Seite<br />
Max � = M T(1.8a + 3.0b) am Mittelpunkt jeder<br />
a 2 b 2<br />
längeren Seite<br />
2M T r 1 am äußeren Rand<br />
� (r 4 – r 4 )<br />
1 0<br />
Max � = M T(3U + 1.8t) ,längs beider von<br />
U 2 t 2<br />
den Enden entfernter Ränder (unter der Voraussetzung,<br />
daß t klein im Vergleich zu dem kleinsten<br />
Krümmungshalbmesser der Mittellinie ist)<br />
39
Tabelle 4.04 Berechnungsgleichungen für Spannungen und Verformungen in Druckgefäßen<br />
Bezeichnungen für dünnwandige Druckgefäße: p = gleichmäßiger Druck (MPa); σ 1 = axiale Membranspannung, positiv bei Zug (MPa);<br />
σ 2 = tangentiale Membranspannung, positiv bei Zug (MPa); τ s = Schubspannung (MPa); E = mittlerer Radius des Umfangs (mm);<br />
t = Wanddicke (mm); E = Elastizitätsmodul (MPa); v = Poissonsche Zahl.<br />
Bezeichnungen für dickwandige Druckgefäße: σ 1 = axiale Wandungsspannung, positiv, soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa);<br />
σ 2 = tangentiale Wandungsspannung, positiv, soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa); σ 3 = radiale Wandungsspannung, positiv,<br />
soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa); a = innerer Radius des Gefäßes (mm); b = äußerer Radius des Gefäßes (mm); r = Radius<br />
von der Achse bis zu dem Punkt, an dem die Spannung auftritt (mm); ∆a = Veränderung des inneren Radius infolge des Drucks; positiv<br />
bei Zunahme (mm); ∆b = Veränderung des äußeren Radius infolge des Drucks; positiv bei Zunahme (mm). Sonstige Bezeichnungen<br />
wie bei dünnwandigen Druckgefäßen.<br />
Zylindrisch<br />
40<br />
Form des Druckgefäßes<br />
Kugelförmig<br />
Ringkörper<br />
� 1<br />
t<br />
�2 �1 �2 �1 t<br />
t<br />
R<br />
R<br />
r a b<br />
O<br />
Art der Belastung<br />
Gleichmäßiger Innendruck<br />
(oder Außendruck) p, (MPa)<br />
Gleichmäßiger Innendruck<br />
(oder Außendruck) p, (MPa)<br />
Vollständiger Ringkörper<br />
unter gleichmäßigem<br />
Innendruck p, (MPa)<br />
� 1 = pR<br />
2t<br />
� 2 = pR<br />
t<br />
Radiale Verschiebung = R (� 2 – v� 1).<br />
E<br />
Äußerer Quetschdruck p� = t<br />
R<br />
Innerer Berstdruck p u = 2 � u<br />
Hier � u = max. Zugfestigkeit,<br />
t<br />
R<br />
�<br />
1 + 4 �y<br />
�<br />
�y<br />
�R� 2<br />
E t<br />
mit � y = Quetschgrenze des Materials. Diese Gleichung gilt für nichtelastischen<br />
Bruch und nur, wenn p�R > Proportionalitätsgrenze.<br />
t<br />
� 1 = � 2 = pR<br />
2t<br />
Radiale Verschiebung = � 1 (1 – v ) R<br />
E<br />
� 1 = pb � 1+a �<br />
t 2r<br />
Max � 1 = pb � 2a – b � bei 0<br />
t 2a – 2b<br />
� 2 = pR (überall gleich)<br />
2t<br />
Formeln<br />
Dünnwandige Druckgefäße – Membranspannungen � 1 (axial) und � 2 (tangential)<br />
Dickwandige Druckgefäße – Wandspannungen σ 1 (axial), σ 2 (tangential) und σ 3 (radial)
Zylindrisch<br />
Form des Druckgefäßes<br />
Kugelförmig<br />
σ2<br />
σ1<br />
σ2<br />
σ1<br />
a<br />
b<br />
r<br />
σ3<br />
a r<br />
σ3<br />
b<br />
Art der Belastung<br />
1. Gleichmäßig radialer<br />
Innendruck p, (MPa)<br />
(Längsdruck gleich null oder<br />
von aussen ausgeglichen)<br />
2. Gleichmäßiger radialer<br />
Außendruck p, (MPa)<br />
3. Gleichmäßig radialer<br />
Innendruck p, (MPa)<br />
in allen Richtungen<br />
Gleichmäßiger Innendruck<br />
p, (MPa)<br />
2. Gleichmäßiger Außendruck<br />
p, (MPa)<br />
� 1 = 0<br />
�2 = p a2 (b2 + r2 )<br />
Max �2 = p b2 + a2 an der Innenfläche<br />
r2 (b2 – a2 ) b2 – a2 � 3 = – p a2 (b 2 – r 2 ) Max �3 = – p an der Innenfläche<br />
r 2 (b 2 – a 2 )<br />
�a = p a � b2 + a2 + v � ;<br />
E b2 – a2 �b = p b � 2a2<br />
E b2 – a2 �<br />
Max � = p<br />
b 2<br />
b 2 – a 2<br />
Formeln<br />
Dickwandige Druckgefäße – Wandspannungen σ 1 (axial), σ 2 (tangential) und σ 3 (radial)<br />
� 1 = 0<br />
� 1 = � 2 = p a3 (b 3 + 2r 3 )<br />
�3 = – p a3 (b3 – r3 )<br />
r3 (b3 – a3 )<br />
an der Innenfläche<br />
�2 = – p a2 (b2 + r2 )<br />
Max �2 = – p 2b2<br />
an der Innenfläche<br />
r2 (b2 – a2 ) b2 – a2 � 3 = – p b2 (r 2 – a 2 ) Max �3 = – p an der Außenfläche<br />
r 2 (b 2 – a 2 )<br />
�a = – p a � 2b2 � ;<br />
E b2 – a2 �b = – p b � a2 + b 2<br />
– v�<br />
E b 2 – a 2<br />
a 2<br />
Max � 1 = max � 2 = p b3 + 2a 3<br />
an der Innenfläche<br />
2r3 (b3 – a3 ) 2(b3 – a3 )<br />
�a = p a � b3 + 2a3 (1 – v )+ v� ;<br />
E 2(b3 – a3 )<br />
�b = p b 3a<br />
�<br />
3<br />
(1 – v )�<br />
E 2(b3 – a3 )<br />
Max � = 1 max � 2 an der Innenfläche<br />
2<br />
�1 = p ,<br />
b<br />
�2 und �3 gleiche Werte wie im Fall 1.<br />
2 – a2 �a = p a �b2 + a2 – v<br />
a<br />
�<br />
2<br />
– 1 �� ;<br />
E b2 – a2 b2 – a2 �b = p b a � 2<br />
E b<br />
(2 – v)�<br />
2 – a2 Max � 3 = – p an der Innenfläche<br />
3b 3<br />
Druck bei Streckspannung py = 2�y a3<br />
�1 –<br />
3 b3 Max � = p an der Innenfläche<br />
4(b3 – a3 )<br />
�1 = �2 = – p b3 (a3 + 2r3 )<br />
Max �1 = – max �2 = – p<br />
an der Innenfläche<br />
2r3 (b3 – a3 ) 2(b3 – a3 )<br />
�<br />
3b 3<br />
�3 = – p b3 (r3 – a3 )<br />
Max �3 = – p an der Außenfläche<br />
r3 (b3 – a3 )<br />
�a = – p a 3b<br />
�<br />
3<br />
(1 – v )� ;<br />
E 2(b3 – a3 )<br />
�b = – p b � a3 + 2b3 (1 – v ) – v<br />
E 2(b �<br />
3 – a3 )<br />
41
Tabelle 4.05 Knicken von Stäben, Ringen und Bögen<br />
E = Elastizitätsmodul, I = Flächenträgheitsmoment des Querschnitts um die Mittenachse und senkrecht zur Knickebene. Alle Abmessungen in mm,<br />
alle Kräfte in N, alle Winkel in Bogenmaß.<br />
42<br />
Stabform,<br />
Art der Belastung und Abstützung<br />
Gerader Stab. Ein Ende freitragend, das<br />
andere eingespannt<br />
l l<br />
Gerader Stab.<br />
Beide Ende gelenkig gelagert<br />
l l<br />
Gerader Stab. Ein Ende eingespannt, das<br />
andere gelenkig gelagert und über dem<br />
eingespannten Ende horizontal fixiert<br />
0,7 0.7l l<br />
0,3 0.3l l<br />
Kreisförmiger Ring unter gleichmäßigem<br />
Radialdruck q N•m.<br />
r = mittlerer Radius des Rings<br />
r<br />
Kreisbogen unter gleichmäßigen Außendruck q.<br />
r = mittlerer Radius. Enden gelenkig gelagert<br />
q<br />
2�<br />
Kreisbogen unter gleichmäßigen Außendruck q.<br />
r = mittlerer Radius. Enden eingespanntt<br />
q<br />
2�<br />
q<br />
F<br />
F<br />
F<br />
F c = �2 El<br />
4l 2<br />
F c = �2 El<br />
l 2<br />
F c = �2 El<br />
(0.7l ) 2<br />
q c =<br />
3 El<br />
r 2<br />
qc = El � �2<br />
– 1<br />
r �<br />
3 �2 q c = El (k 2 – 1)<br />
r 3<br />
Formeln für die kritische Last F c, oder die kritische Flächenlast q c<br />
Dabei ist k von � abhängig und läßt sich näherungsweise durch die Gleichung: k tan � cot k� = 1 oder<br />
aus der nachstehende Tabelle ermitteln:<br />
� = 15° 30° 45° 60° 75° 90° 120° 180°<br />
k = 17.2 8.62 5.80 4.37 3.50 3.00 2.36 2.00
Tabelle 4.06 Berechnungsgleichungen für ebene Platten<br />
Bezeichnungen: W = gesamte wirksame Belastung (N); p = wirksame Flächeneinheitsbelastung (MPa); t = Dicke der Platte (mm);<br />
� = Spannung an der Plattenoberfläche (MPa); y = vertikale Durchbiegung der Platte gegenüber der ursprünglichen Position (mm);<br />
� = Neigung der Platte gegenüber der Horizontalen (Bogenmaß); E = Elastizitätsmodul; � = Poissonsche Zahl; r gibt die Distanz<br />
vom Mittelpunkt einer kreisförmigen Platte an. Andere Abmessungen und entsprechende Symbole sind bei den jeweiligen Abbildungen<br />
angegeben. � mit positiven Vorzeichen bedeutet Zug auf die obere und gleich starken Druck auf die untere Plattenfläche, bei<br />
negativem Vorzeichen umgekehrte Verhältnisse. y mit positivem Vorzeichen bedeutet Beulung nach oben, mit negativem Vorzeichen<br />
Beulung nach unten. Die für � verwendeten Indizes r, t und a oder b bezeichnen jeweils radiale Richtung, tangentiale Richtung und<br />
Richtung der Dimension a oder b. Alle Abmessungen in mm.<br />
Art der Belastung<br />
Seiten aufliegend<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
Y<br />
W = p�a 2<br />
Seiten eingespannt<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
W = p�a 2<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
b<br />
l<br />
a<br />
(b ≥ a)<br />
(Am r) �r = – 3W 8�t<br />
r2 � (3 + �)�<br />
1 – ��<br />
2 a2 �t = – 3W 8�t<br />
r2<br />
� (3 + �) – (1 + 3�) 2 a2 (Im Mittelpunkt) Max � r = � t = – 3W (3 +�)<br />
8�t 2<br />
(Am Rand) � =<br />
Max y = –<br />
3W (1 – �) (5 + �) a2<br />
16�Et3 (Am r) �r = 3W 8�t<br />
r2 � (3 + �) – (1 + �)�<br />
2 a2 �t = 3W 8�t<br />
r2 � (3 + �) – (1 + �)�<br />
2 a2 (Am Rand) Max � r =<br />
3W (1 – �) a<br />
2�Et 3<br />
(Im Mittelpunkt) � r = � r = –<br />
Plattenzentrum<br />
Randzentrum<br />
Max. y<br />
3W ; �t = � 3W<br />
4�t 2 4�t 2<br />
3W (1 + �)<br />
8�t 2<br />
Max y = – 3W (1 – �2 ) a 2<br />
16�Et 3<br />
� = 0<br />
Et 3 �<br />
0.142 a 4 p<br />
1+2.21 a3<br />
b 3<br />
�<br />
Formeln für Spannung und Beulung<br />
�<br />
Kreisförmig und massiv<br />
Ränder aufliegend Ränder eingespannt<br />
� =<br />
t 2 �<br />
0.75 a 2 p<br />
�<br />
a3<br />
1 + 1.61<br />
b3 � = 0.167 a2 p<br />
t 2<br />
(a=b)<br />
a<br />
0.50 a<br />
� =<br />
2 p<br />
t 2 a6 �1+0.623 b6 Et 3 �<br />
0.0284 a 4 p<br />
1+1.056 a5<br />
b 5<br />
�<br />
r 1<br />
�<br />
(0 ≤ r ≤ a)<br />
43
44<br />
Art der Belastung Formeln für Spannung und Beulung<br />
Seiten aufliegend<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
X<br />
OO<br />
�<br />
a<br />
1/3a<br />
a<br />
y<br />
Seiten aufliegend<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
Seiten eingespannt<br />
Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />
Oberfläche<br />
A C<br />
B<br />
C<br />
L<br />
Max � x = 0.1488 pa2<br />
pa 2<br />
Max �r = ß pa2<br />
Max �1 = ß1 Max y = � pa4<br />
t 2 t 2 Et 2<br />
(Werte für � = 0.3)<br />
� 45° 60° 90° 180°<br />
ß 0.102 0.147 0.240 0.522<br />
ß1 0.114 0.155 0.216 0.312<br />
� 0.0054 0.0105 0.0250 0.0870<br />
Max � = � r bei A = 0.42pa2<br />
t 2<br />
Max � t<br />
� r bei B = 0.36pa2<br />
t 2<br />
= 0.21pa2<br />
t 2<br />
t 2<br />
Max � y = 0.1554 pa2<br />
t 2<br />
Max y = pa4 (1 – � 2 )<br />
81Et 3<br />
bei y = 0, x = – 0.062a<br />
bei C<br />
gleichseitiges Dreieck, massiv<br />
bei y = 0, x = 0.129a (Werte für � = 0.3)<br />
Im Mittelpunkt O.<br />
kreisförmiges Teil, massiv<br />
massive, halbkreisförmige Platte
5 – Konstruktionsbeispiele<br />
Neue Radkonstruktionen<br />
Rotierende Kunststoffteile – Zahnräder, Radscheiben, Walzen,<br />
Nocken, Drehscheiben usw. – waren lange Zeit eine Hauptstütze<br />
der Industrie. Erst kürzlich hat man die konstruktiven<br />
Möglichkeiten von <strong>Kunststoffe</strong>n für größere rotierende Teile<br />
wie Fahrrad-, Motorrad- und sogar Automobilräder erkannt.<br />
Da die Art der Beanspruchung grundverschieden sein kann,<br />
erscheint es angebracht, einige der Gesichtspunkte zu erörtern,<br />
die bei der Konstruktion eines Rades aus Kunststoff berücksichtigt<br />
werden müssen – insbesondere im Bereich der Felge<br />
und der Radscheiben oder Speichen.<br />
Rad- und Speichenkonstruktion<br />
Vom Standpunkt des Spritzgießers aus gesehen müßte das<br />
ideale Rad eine überall gleichmäßige Wandstärke haben, um<br />
die Füllung zu erleichtern und eine gleichmäßige Abkühlung<br />
im Werkzeug zu gewährleisten. Anstelle von Speichen<br />
würde der Bereich zwischen Nabe und Felge aus einer massiven<br />
Radscheibe bestehen, um einen symmetrischen Fluß<br />
der Kunststoffschmelze zur Felge zu ermöglichen und Bindenähte<br />
an der Felge auszuschließen. In der Tat haben derartige<br />
Räder kommerzielle Anwendung gefunden, wenn auch<br />
mit leichten Veränderungen im Interesse einer verbesserten<br />
Struktur. Das Rad und die Radscheibe, die in Abb. 5.01<br />
gezeigt werden, sind ein typisches Beispiel einer solchen<br />
Konstruktion. Die Radscheibe aus DELRIN ® Polyacetal mit<br />
114 mm Durchmesser ersetzt ein Druckgußteil bei niedrigeren<br />
Kosten und geringerem Gewicht.<br />
Die Radscheibe ist zwar massiv; die axiale Stabilität wird<br />
aber vor allem durch die gewellte Oberfläche bewirkt.<br />
Diese Radscheibenform wurde gegenüber einer radialen<br />
Verrippung bevorzugt, weil sie die mit einer Verrippung<br />
verbundene größere Wandstärke (Abb. 5.02) und die darauf<br />
beruhende radial unterschiedliche Schwindung vermeidet;<br />
außerdem wird die Gefahr von Lufteinschlüssen während<br />
des Spritzgießens vermindert.<br />
Sind Speichen erforderlich – zum Beispiel, weil die Seitenwindlast<br />
kritisch oder eine minimale Oberfläche wünschenswert<br />
ist – sollte sorgfältig darauf geachtet werden, wieviele<br />
Speichen und welche Wanddicke vorgeschrieben werden und<br />
wie die Verbindungsstelle der Speiche mit der Felge und der<br />
Nabe ausgelegt wird. Je höher die Zahl der Speichen, desto<br />
besser. Wenn zum Beispiel fünf Speichen mit der zweifachen<br />
Wanddicke der Nabe und der Felge verwendet würden, könnten<br />
die unterschiedlichen Schwindungen die Felge unrund<br />
werden lassen. Hingegen würden zehn Speichen der gleichen<br />
Wanddicke sowohl die erforderliche Festigkeit als auch eine<br />
gleichmäßige Schwindung gewährleisten.<br />
Je kleiner im übrigen der Abstand der Speichen an der Felge<br />
ist, desto geringer ist die unterschiedliche Festigkeit der rotierenden<br />
Felge. Da die Verformung der Felge sich mit der dritten<br />
Potenz der Entfernung der Speichenstützpunkte verändert,<br />
reduziert eine Verdopplung der Speichen die Verformung<br />
eines gegebenen Felgenquerschnitts um den Faktor acht.<br />
Die Wanddicke der Speiche sollte zwischen Nabe und Felge<br />
konstant sein, um eine ausgeglichene Kühlung sicherzustellen.<br />
Die Speichenkanten sollten zur axialen Verstärkung<br />
zusätzlich verrippt werden, um eine minimale Änderung des<br />
Wandquerschnitts zu erzielen (Abb. 5.03).<br />
Speichen sollten in ihren Konturen der Nabe und der Felge<br />
angepaßt werden, um das Fließverhalten beim Spritzgießen<br />
zu verbessern und die Spannungskonzentration am Verbindungspunkt<br />
zu reduzieren. Das ist besonders an der Felge<br />
wichtig, weil eine solche Konturanpassung die Felge verstärkt<br />
und so deren Verformung unter Last verringert.<br />
Eine dreieckförmige Auskehlung verstärkt<br />
die Festigkeit einer Radscheibe<br />
aus DELRIN ® (vorn) und senkt ihre Kosten<br />
gegenüber verzinkten Radscheiben um<br />
90%.<br />
Abb. 5.01 Neue Radkonstruktionen<br />
Übliche Rippenkonstruktion<br />
mit erheblich<br />
vergrößerter Wanddicke<br />
an den Schnittpunkten.<br />
Versetzte Rippenanordnung<br />
mit geringfügig<br />
vergrößerter Wanddicke<br />
an den Schnittpunkten.<br />
Abb. 5.02 Radscheiben mit Verrippung<br />
Abb. 5.03 Speichenformen<br />
Axiale Stabilität wird bei diesem Rad<br />
aus Polyamid durch die gewellte<br />
Form der Radscheibe erzielt.<br />
Gewellte Rippenkonstruktion<br />
mit minimaler<br />
Veränderung der<br />
Wanddicke.<br />
empfehlenswert<br />
45
Felgenkonstruktion<br />
Die Anforderungen an die Felgenkonstruktion sind davon<br />
abhängig, ob ein Reifen vorhanden ist und ob dieser massiv<br />
oder luftgefüllt ist.<br />
Reifenlose Räder werden häufig in Förderanlagen verwendet,<br />
bei denen Vibration und Geräuschentwicklung unkritisch sind.<br />
Die Schlagzähigkeit ist bei solchen Anwendungen von größter<br />
Bedeutung und Felgen werden häufig mit Wandstärken<br />
bis zu 9,5 mm gespritzt. Der verlängerte Spritzzyklus kann<br />
die Herstellungskosten aber derart verteuern, daß es wirtschaftlicher<br />
wäre, ein Rad mit geringerer Wandstärke zu<br />
spritzen und – indem man das Rad als Einlegeteil benutzt –<br />
einen elastomeren Reifen um das Rad herum zu spritzen.<br />
Wenn luftgefüllte Reifen verwendet werden, steht die Felge<br />
unter konstantem Druck und der Einfluß des Kriechens auf<br />
die Geometrie der Felge muß berücksichtigt werden. Es läßt<br />
sich nachweisen, daß die äußere, auf die Felge einwirkende<br />
Kraft dem Produkt aus Reifeninnendruck und Radius des<br />
Reifenquerschnitts zuzüglich des unmittelbar auf die Felge<br />
selbst geübten Drucks entspricht.<br />
Bezogen auf Abb. 5.04A sind die Spannungen in den<br />
kritischen Querschnitten:<br />
FReifen = pr sin (45)<br />
FFelge = FReifen sin (45)<br />
Biegebeanspruchung:<br />
� B = 6 (F FELGE L + 1 /2 pL 2 ) / t 2<br />
Membranspannung:<br />
�M = FFELGE / t<br />
Für r = 16 mm, L = 18 mm, t = 8 mm und p = 0,5 MPa<br />
Dies ergibt:<br />
FFelge = 4 N<br />
46<br />
F Reifen<br />
F Felge<br />
L<br />
� B = 14,5 MPa<br />
� M = 0,5 MPa<br />
45°<br />
Abb. 5.04 Felgengeometrien<br />
r<br />
p<br />
p<br />
A B<br />
Innenrohr<br />
kritischer Querschnitt,<br />
Dicke t<br />
r<br />
p<br />
L<br />
Es hängt von der Konstruktionstemperatur ab, ob die Gesamtspannung<br />
von 15 MPa niedrig genug ist, um die Kriechdehnung<br />
zu begrenzen. Geringe Spannungen können mit einer<br />
niedrigen Felgenhöhe (Eigendruck unterworfen) erreicht<br />
werden, siehe Abb. 5.04B. Wie gezeigt wird, können radiale<br />
Rippen ergänzt werden, um die Felge für radiale Belastungen<br />
stärker zu versteifen.<br />
Druckgefäßdichtungen<br />
Dichtungen in Abdeckungen von Druckgefäßen sind sorgfältig<br />
anzuordnen, um das Kriechen auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Abb. 5.05 zeigt Beispiele einer falschen Anbringung<br />
(Kriechen erhöht den Druck auf die Dichtung und sie wird<br />
undicht). Eine korrekte Lösung zeigt Abb. 5.05B. Hier werden<br />
außerdem Metallbuchsen verwendet, so daß die Schließkräfte<br />
durch Kriechen nicht reduziert werden.<br />
Bei Endkappen mit einer Schnappverbindung sollte die<br />
Abdeckung so ausgelegt werden, daß der Druck nur auf<br />
den Innenzylinder wirkt, siehe Abb. 5.06.<br />
A<br />
Nein<br />
B<br />
Ja<br />
– Der O-Ring wird radial<br />
komprimiert. Zusätzliche<br />
Wege zur Reduzierung von<br />
Kriechen können sein:<br />
1. Flansche können mit<br />
Rippen verstärkt werden<br />
oder<br />
2. Metallringe werden rundherum<br />
unter den Schrauben<br />
angeordnet<br />
Abb. 5.05 Abdichtung einer verschraubten Abdeckung<br />
Druck<br />
Nein Ja<br />
Abb. 5.06 Abdichtung einer schnappverbundenen Abdeckung
Wirtschaftliche Konstruktionen<br />
im Vergleich zu den Kosten des Rohmaterials<br />
Eine der Hauptaufgaben des Konstrukteurs, der ein neues<br />
Produkt entwirft, besteht darin, die wirtschaftlichste Konstruktion<br />
zu entwickeln; häufig läßt er sich aber dazu verleiten,<br />
das Material mit dem niedrigsten Preis vorzuschreiben.<br />
Daß dies nicht der richtige Weg zu höherer Wirtschaftlichkeit<br />
ist, wird durch die nachstehenden Beispiele belegt:<br />
Radkonstruktion für ein Fahrrad<br />
Bei der Spezifikation eines Materials für das Rad eines Fahrrades<br />
geht es im allgemeinen zuerst darum, die richtige Kombination<br />
von Zähigkeit und Steifigkeit zu finden. Zu den<br />
Materialien, die als Ersatz für das bei dieser Anwendung seit<br />
Jahren bewährte glasfaserverstärkte ZYTEL ® ST in Betracht<br />
kommen und die physikalischen Anforderungen (unter<br />
Berücksichtigung einer ausreichenden Sicherheit) nahezu<br />
erfüllen, zugleich aber einen deutlich günstigeren Kunststoffpreis<br />
bieten, zählt ein (mit 20% Glasfasern verstärkter)<br />
Polypropylen-Typ (siehe Abb. 5.07).<br />
Abb. 5.07 Radfelge<br />
Polypropylen<br />
Das in Polypropylen konstruierte Rad würde zwar zusätzliche<br />
145 g Material erfordern, um den Anforderungen an die<br />
Steifigkeit zu genügen; dennoch ließen sich drastische Einsparungen<br />
erzielen, wenn man allein den Kunststoffpreis in<br />
Betracht ziehen würde:<br />
ZYTEL ® ST Polypropylen<br />
Radgewicht $ 0,91 kg $ 1,05 kg<br />
Kunststoffpreis (pro kg) $ 4.12 $ 1.76<br />
Kunststoffkosten pro Rad $ 3.73 $ 1.86<br />
NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />
ZYTEL® ST<br />
Aber auch andere Faktoren beeinflussen die Kosten. Bei<br />
Verwendung eines Einfach-Werkzeugs kann eine 4,9 Meganewton-Presse<br />
bei zwei Arbeitsschichten jährlich 250000<br />
Räder aus ZYTEL ® ST Polyamid produzieren. Wegen der längeren<br />
Zykluszeit von Polypropylen – 130 Sekunden gegenüber<br />
60 Sekunden für ein Rad aus Polyamid – wären zwei<br />
Einfach-Werkzeuge erforderlich, um die gleiche Menge<br />
produzieren zu können.<br />
Da auch das Materialvolumen höher ist, wären zwei Pressen<br />
mit je 5,8 Meganewton erforderlich.<br />
Der unmittelbare Investitionsaufwand würde sich somit mehr<br />
als verdoppeln, und wenn man noch amortisierte Zinsbelastung,<br />
längere Maschinenzeiten und höhere Arbeitskosten<br />
hinzurechnet, ergibt sich ein anderes Bild. (Dabei ist nicht<br />
einmal versucht worden, die zusätzlichen Kosten der Qualitätskontrolle<br />
einzubeziehen, die möglicherweise aufgrund<br />
von Problemen wegen der dickeren Wandungen zu erwarten<br />
sind.) Rechnet man die üblichen Vertriebskosten und die<br />
Investitionsrendite hinzu, sieht die Vergleichsrechnung eher<br />
wie folgt aus:<br />
ZYTEL ® ST Polypropylen<br />
Endverbraucherpreis pro Rad $ 6.01 $ 5.77<br />
Obwohl der Verkaufspreis des Polypropylenrades damit<br />
immer noch vier Prozent günstiger ist, kann dieser Vorteil<br />
bei weitem nicht die enorme Überlegenheit des Polyamidrades<br />
im Hinblick auf eine so bedeutsame Eigenschaft wie<br />
die Schlagzähigkeit aufwiegen. ZYTEL ® ST801 Polyamid<br />
weist eine Schlagzähigkeit nach Izod (1000 J/m bei Raumtemperatur<br />
und 50% r.L.) auf, die der von Polypropylen um<br />
das 20fache überlegen ist.<br />
Das «billigere» Rad würde bei Raumtemperatur zwar die<br />
gleiche Steifigkeit und die gleichen Sicherheitsfaktoren bieten;<br />
bei erhöhten Temperaturen könnte das Polypropylenrad<br />
jedoch nicht die Eigenschaften des Polyamidrades erreichen.<br />
Bei 65° C, einer im Südwesten der USA nicht ungewöhnlichen<br />
Radtemperatur, würde die Festigkeit und Steifigkeit<br />
des Polypropylenrades nur noch etwa 80 Prozent der<br />
entsprechenden Werte des Rades aus ZYTEL ® ST erreichen.<br />
Das gleiche würde für die Zeitstandfestigkeit gelten, die<br />
für die Funktion der Luftbereifung im Betriebszustand von<br />
entscheidender Bedeutung ist.<br />
Diese und andere Markt- und Herstellungsnachteile des<br />
Polypropylenrades wie zum Beispiel 16 Prozent mehr<br />
Gewicht und das klobige Aussehen lassen erkennen, daß<br />
ZYTEL ® ST in der Tat die klügere Wahl ist.<br />
47
Stuhlsitze – neu durchdacht<br />
Eine ähnliche Untersuchung wurde bei einem Produkt durchgeführt,<br />
das bereits in großen Massen aus einem «billigeren»<br />
Kunststoff hergestellt wird: dem typischen leichten Stuhl, wie<br />
er in Wartezimmern und öffentlichen Gebäuden anzutreffen<br />
ist. Hier wurde ein schlagzäh modifiziertes, glasfaserverstärktes<br />
Polyamid zum Preis von $ 3,95 pro kg unverstärktem Polypropylen,<br />
das $ 1,08 pro kg kostet, gegenübergestellt.<br />
Aus jedem der beiden Materialien wurde eine Sitzfläche unter<br />
Verwendung einer verstärkenden Rippenstruktur mit gleichen<br />
Sicherheitsfaktoren und Steifigkeitswerten und möglichst<br />
wenig Material konstruiert (siehe Abb. 5.08). Wiederum sind<br />
die Ergebnisse unter Berücksichtigung der typischen Kostenfaktoren<br />
bei einer Jahresproduktion von 250000 Einheiten<br />
nicht überraschend.<br />
Abb. 5.08 Stuhl-Sitzfläche<br />
48<br />
46,6 mm<br />
42 mm<br />
ZYTEL® 73G30L<br />
Polypropylen<br />
ZYTEL ®<br />
73G30L Polypropylen<br />
Gewicht der Sitzfläche $ 1,27 kg $ 2,29 kg<br />
Kunststoffkosten $ 5.01 $ 2.47<br />
Endverkaufspreis pro Sitz $ 7.21 $ 6.72<br />
NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />
3,3 mm<br />
1,7 mm<br />
10,2 mm<br />
5,1 mm<br />
22,1 mm<br />
24,4 mm<br />
Im Endverkaufspreis sind $ 0,36 Mehrkosten pro Teil enthalten,<br />
die bei Polypropylen durch die längere Zykluszeit<br />
(100 Sekunden gegenüber 35 Sekunden für die Sitzfläche<br />
aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® ) bedingt sind und die den<br />
Preisvorteil, der zunächst 19 Prozent auszumachen schien,<br />
auf 13% reduziert. Dieser Vorteil wird jedoch durch den<br />
Wegfall von Einlegeteilen aus Metall für die Stuhlbein- und<br />
Armlehnenbefestigung sowie die Versandkostenvorteile bei<br />
einem 44% leichteren Sitz mehr als aufgewogen.<br />
Noch bedeutsamer ist der Umstand, daß ein Sitz aus glasfaserverstärktem<br />
ZYTEL ® eine weit höhere Zeitstandfestigkeit aufweisen<br />
würde, vor allem, wenn die Stühle in Lagerräumen mit<br />
hohen Temperaturen gestapelt werden. Er würde sich auch<br />
durch eine viel höhere Schlagzähigkeit auszeichnen, ein im<br />
öffentlichen Bereich besonders wichtiges Kriterium.<br />
Schubkarrenrahmen –<br />
eine mögliche Konstruktion<br />
Während einige Schubkarrenhersteller bereits Produkte herstellen,<br />
die sich das geringe Gewicht und die Korrosionsbeständigkeit<br />
von Polyethylen hoher Dichte oder Polypropylen<br />
für die Transportwanne zunutze machen, hat – soweit<br />
uns bekannt – noch keiner einen Rahmen aus Kunststoff<br />
gebaut. Diese Analyse läßt eine mögliche Ursache hierfür<br />
ahnen: aus preiswertem Kunststoff wäre er erstens zu schwer<br />
und zweitens zu teuer!<br />
Polypropylen<br />
RYNITE® 530<br />
Abb. 5.09 Schubkarrenrahmen<br />
18,7 mm<br />
43,2 mm<br />
35,6 mm<br />
Polypropylen RYNITE® 530<br />
Auf der Grundlage gleicher Steifigkeit und gleicher Sicherheitsfaktoren<br />
wurden geeignete Rahmenquerschnitte (siehe<br />
Abb. 5.09) für RYNITE ® 530 thermoplastischen Polyester,<br />
ein mit 30% Glasfasern verstärktes Polyethylenterephthalat<br />
(PET) und für ebenfalls mit 30% Glasfasern verstärktes<br />
Polypropylen berechnet. Hier das Ergebnis:<br />
RYNITE ® 530 Polypropylen<br />
Rahmengewicht $ 8,16 kg $ 16,78 kg<br />
Kunststoffkosten (pro kg) $ 3.24 $ 1.83<br />
Kunststoffkosten $ 26.46 $ 30.71<br />
Endverkaufspreis pro Rahmen $ 36.86 $ 43.61<br />
NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />
7,6 mm<br />
Wiederum sind wegen des Materialvolumens und der Zykluszeit<br />
(65 Sekunden für RYNITE ® thermoplastischen Polyester<br />
gegenüber 120 Sekunden für Polypropylen) zwei Werkzeuge<br />
und zwei größere Maschinen erforderlich, um 250000 Polypropylenrahmen<br />
im Jahr herzustellen. Und wie bei den vorherigen<br />
Beispielen hält auch hier das Produkt aus dem preisgünstigeren<br />
Material einem Vergleich von Eigenschaften wie<br />
Festigkeit, Steifigkeit und Schlagzähigkeit bei erhöhten Temperaturen<br />
nicht stand. Das teure Material ist zugleich das<br />
wirtschaftlichere.<br />
Das Beispiel des Rades, des Stuhlsitzes und des Schubkarrenrahmens<br />
zeigt deutlich, daß eine Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />
einer Konstruktion auch Gesichtspunkte des Leistungsverhaltens,<br />
der Herstellung und des Vertriebs berücksichtigen<br />
muß, und daß das teurere Material nicht selten das wirtschaftlichere<br />
ist, vor allem, wenn das Produkt hoher Beanspruchung<br />
ausgesetzt ist.
6 – Federn und flexible Scharniere<br />
Federn aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont haben sich<br />
in zahlreichen Anwendungen bewährt, bei denen eine intermittierende<br />
Federwirkung erforderlich ist. Unter den unverstärkten<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n ist DELRIN ® Polyacetal dank seiner<br />
hohen Rückfederung das beste Material. Federn, die unter<br />
statischer Last oder Biegebeanspruchung stehen, sollten aus<br />
Federstahl konstruiert werden. <strong>Kunststoffe</strong> sind, von speziellen<br />
Verbundstrukturen abgesehen, wegen ihrer Neigung zum<br />
Kriechen und zur Spannungsrelaxation für unter Dauerlast<br />
arbeitende Federn weniger gut geeignet.<br />
Integrierte, leichte Federelemente lassen sich kostengünstig<br />
mit Spritzgußteilen aus DELRIN ® Polyacetal verwirklichen,<br />
indem man sich die Verarbeitungsfähigkeit und die besonderen<br />
Eigenschaften dieser Werkstoffe zunutze macht, die für<br />
Federanwendungen wichtig sind. Dazu gehören, von der<br />
Rückfederung abgesehen, ein hoher Elastizitätsmodul sowie<br />
Festigkeit, Ermüdungsfestigkeit und gute Beständigkeit gegen<br />
Feuchtigkeit, Lösungsmittel und Öl.<br />
Bei der Konstruktion von Federn aus DELRIN ® Polyacetal sind<br />
gewisse grundlegende Aspekte der Federungseigenschaften<br />
von DELRIN ® Polyacetalen zu beachten.<br />
– Der Einfluß der Temperatur und der chemischen Beschaffenheit<br />
der Umgebung auf die mechanischen Eigenschaften<br />
muß berücksichtigt werden.<br />
– Die zulässigen Spannungen für wiederholt betätigte Federn<br />
dürfen die Ermüdungsfestigkeit von DELRIN ® Polyacetal<br />
unter den gegebenen Einsatzbedingungen nicht übersteigen.<br />
– Scharfe Ecken sollten mit Hilfe großzügig bemessener<br />
Ausrundungen vermieden werden.<br />
Federn, deren Auslegung auf Formeln für Träger konstanter<br />
Festigkeit beruht, arbeiten bei gleichen Federungswerten und<br />
gleichem Teilegewicht auf niedrigerem Spannungsniveau als<br />
anders geformte Federn. Abb. 6.01 zeigt einen Vergleich zwischen<br />
verschiedenen Federformen, die die gleiche Federrate<br />
haben. Die obere Feder (A) hat einen einheitlichen rechteckigen<br />
Querschnitt und eine anfängliche Federrate, die sich aus<br />
der Ablenkungsformel für einen Freiträger (W/y = EI/L 3 )<br />
errechnet, wobei W die Last und y die Auslenkung des<br />
Federendes ist. Die anderen Federn wurden unter Verwendung<br />
von Formeln für Träger konstanter Festigkeit ausgelegt, um<br />
identische Federraten zu erhalten. Dies führt zu geringeren<br />
Spannungswerten und in einigen Fällen zu einer Gewichtsreduktion.<br />
Zum Beispiel erreicht die Spannung in der Feder<br />
(C) nur zwei Drittel der Spannung in der Feder (A) und das<br />
Gewicht wird um 25% reduziert. Diese Gewichtsreduktion<br />
kann auch als Beitrag zur Kostensenkung bedeutsam sein,<br />
wenn eine Massenproduktion geplant ist. Ein wichtiger<br />
Umstand, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die Tatsache,<br />
daß sich im Spritzgießverfahren durchaus konische<br />
Federn herstellen lassen. Durch Stanzen oder Umformen<br />
hergestellte Metallfedern mit den Formen (D) oder (E) würden<br />
einen unvertretbar hohen Kostenaufwand erfordern.<br />
Für eine spezielle Anwendung von <strong>Kunststoffe</strong>dern siehe<br />
«Montagetechniken», «Schnappverbindungen».<br />
Maximale Biegespannung, MPa<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
1<br />
b<br />
b<br />
b<br />
b+<br />
b+<br />
L<br />
B<br />
C<br />
Abb. 6.01 Biegespannung als Funktion des Federgewichts bei<br />
verschiedenen Federkonstruktionen (23°C)<br />
D<br />
A<br />
2 3 4 5 6 7<br />
Federgewicht, g<br />
h+<br />
h<br />
h+<br />
h<br />
h<br />
E<br />
49
Konstruktion von flexiblen Scharnieren<br />
Bei einer 180° Biegung: R = L<br />
�<br />
Dehnung in äußerster Faser: � =<br />
Spannung in äußerster Faser: � =<br />
50<br />
R<br />
l<br />
b<br />
L<br />
b l = b/2<br />
� = Poissonsche Zahl<br />
E = Elastizitätsmodul<br />
� y = Streckgrenze<br />
� e = elastische Festigkeit<br />
Abb. 6.02 Empfohlene Form von flexiblen Scharnieren<br />
� b<br />
2 L<br />
� b E<br />
2 L (1 – � 2 )<br />
Für das elastische Verhalten sollte folgendes erfüllt sein:<br />
b 2 �e < 2 (1 ��) (1)<br />
L � E<br />
Bei anderen Knickwinkeln als 180°, korrigieren Sie � in<br />
der obigen Gleichung.<br />
Flexible Scharniere, die für ein elastisches Verhalten konstruiert<br />
werden, weisen recht große Abmessungen auf,<br />
was sie weniger praktikabel macht.<br />
Ein bestimmtes Maß an Plastizität ist vor dem Bruch zulässig,<br />
wordurch sich die Gleichnung (1) wie folgt modifiziert:<br />
b 2 �y < 2 2 �y 2 ( 1 – � ) = (1 – � ) (2)<br />
L � E �
7 – Lager<br />
Lager und Buchsen aus ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ®<br />
Polyacetal haben sich in zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />
bewährt. ZYTEL ® ist unübertroffen für abriebintensive<br />
Umgebungen, wie sie in Zementfabriken und Werken<br />
herrschen, in denen Staub ein ständiges Problem ist. Lager<br />
aus ZYTEL ® werden unter den verschiedensten Umwelteinflüssen<br />
erfolgreich eingesetzt, unter anderem unter dem Einfluß<br />
verschiedener Öle, Fette, Chemikalien und Reagenzien,<br />
vielfach auch solchen, die andere Werkstoffe angreifen.<br />
Lager aus DELRIN ® Polyacetal bieten den einzigartigen Vorteil<br />
eines «ruckfreien» Laufs, d.h. der statische Reibungskoeffizient<br />
ist gleich dem dynamischen oder sogar geringer.<br />
Typische Anwendungen sind Kugelschalen für Kugelgelenke<br />
in Automobilen, Gehäuseteile von Küchengeräten, die<br />
gleichzeitig als Lager dienen, sowie integrierte Bauteile mit<br />
Zahnrad-, Feder- und Nockenfunktionen in Rechenmaschinen,<br />
Uhrenlagern usw. Die weite Verbreitung von DELRIN ®<br />
Polyacetal als Lagermaterial ist auf die Kombination von<br />
niedrigem Reibungskoeffizienten mit selbstschmierenden<br />
Eigenschaften, guten mechanischen Eigenschaften und<br />
Dimensionsstabilität in zahlreichen chemischen Umgebungen<br />
zurückzuführen.<br />
Das Leistungsverhalten eines Lagers hängt von einer Reihe<br />
von Faktoren ab:<br />
Härte und Oberflächengüte der Welle<br />
Wenn eine Welle aus Metall in einem Lager aus DELRIN ®<br />
Polyacetal oder ZYTEL ® Polyamid läuft, ist die Oberflächenhärte<br />
dieser Welle der wichtigste Faktor. Wenn eine Metallwelle<br />
in einem ungeschmierten Lager aus DELRIN ® Polyacetal<br />
oder ZYTEL ® Polyamid läuft, sollte das Metall so hart und glatt<br />
sein, wie dies mit den Anforderungen an die Lebensdauer und<br />
den Kosten des Lagers zu vereinbaren ist. Die übliche spitzenlos<br />
geschliffenen Stahlwellen sind brauchbar; eine höhere<br />
Härte und Oberflächengüte verlängert jedoch die Lebensdauer<br />
des Lagers.<br />
Das tatsächliche Abriebverhalten hängt von der Geschwindigkeit,<br />
der Belastung und der Art des Materials der Gleitflächen<br />
ab.<br />
Abrieb<br />
DELRIN®<br />
gegen weichen<br />
Stahl<br />
DELRIN®<br />
gegen gehärteten<br />
Stahl<br />
1 2 3<br />
1<br />
Weicher oder rostfreier Stahl sowie alle Nichteisenmetalle<br />
laufen nicht besonders gut in Kunststofflagern, auch nicht in<br />
solchen, die mit «selbstschmierenden» Füllstoffen versehen<br />
sind. Es ist nur eine Frage der Last, der Geschwindigkeit und<br />
der Zeit, bis der Abrieb rasch zunimmt und zu einem vorzeitigen<br />
Versagen führt. Die Härte der Welle wird um so wichtiger,<br />
je höher der PV-Wert und/oder je länger die geforderte<br />
Lebensdauer ist. Selbst eine hochpolierte Oberfläche kann<br />
das Abriebverhalten nicht verbessern, wenn die Härte unzureichend<br />
ist.<br />
Dennoch gibt es eine große Zahl von Lageranwendungen,<br />
die in Verbindung mit langsam laufenden weichen Metallwellen<br />
und geringer Belastung zufriedenstellend funktionieren,<br />
wie zum Beispiel Lager für Uhren und Zähler. DELRIN ®<br />
Polyacetal ist anderen <strong>Kunststoffe</strong>n als Reibpartner für weiche<br />
Metalle in der Regel überlegen. Wenn ein Lager ausfällt,<br />
ist es jedoch besonders wichtig, die Härte der darin laufenden<br />
Metallwerke sorgfältig zu überprüfen, da sie für das<br />
Versagen mitursächlich sein kann.<br />
Lageroberfläche<br />
Der Einfluß der Auflagefläche auf das Abriebverhalten ist<br />
für DELRIN ® Polyacetal und einige andere Materialien in<br />
Abb. 7.01 dargestellt. Ein Vergleich der Kurven 1, 2 und<br />
3 zeigt eine erhebliche Verbesserung des Abriebverhaltens<br />
mit zunehmender Härte des Materials. Den deutlichsten<br />
Unterschied zeigt Kurve 4, bei der DELRIN ® Polyacetal<br />
gegen ZYTEL ® 101 Polyamid läuft.<br />
Abrieb<br />
Zeit<br />
DELRIN®<br />
500<br />
DELRIN® gegen<br />
Wolframkarbid<br />
DELRIN®<br />
900F<br />
DELRIN® gegen gehärteten<br />
Stahl mit Spannuten<br />
Delrin gegen ZYTEL® 101<br />
5<br />
Zeit<br />
4<br />
DELRIN®<br />
500CL<br />
Abb. 7.02 Abriebverhalten von DELRIN ® 500 gegenüber weichem Stahl*<br />
* Druckringtest – ungeschmiert; P = 0,04 MPa, V = 0,95 m/s.<br />
Abb. 7.01 Abriebverhalten von DELRIN ® 500 gegenüber unterschiedlichen Reibpartnern* *Druckringtest – ungeschmiert–; P = 2 MPa, V = 50 mm/s; Kohlenstoffstahl AISI 1080<br />
51
Abb. 7.03 Typische Lager mit Nuten oder Löchern<br />
Abb. 7.04 Lager für kleine Lasten<br />
Die Abriebfestigkeit von DELRIN ® 500, DELRIN ® 900F und<br />
DELRIN ® 500CL als Reibpartner von weichem Stahl ist in<br />
Abb. 7.02 dargestellt. Vergleichbare Daten, die die Eignung<br />
von DELRIN ® Polyacetal als Reibpartner für Aluminium und<br />
Messing zeigen, liegen ebenfalls vor. Bei geringer Belastung<br />
und niedrigen Arbeitsgeschwindigkeiten wie in Uhren und<br />
manuell betätigten Fensterkurbeln lassen sich eloxiertes<br />
Aluminium und Hartmessing als Lageroberflächen zusammen<br />
mit DELRIN ® Polyacetal einsetzen.<br />
Das tatsächliche Abriebverhalten der einzelnen <strong>Kunststoffe</strong><br />
hängt von der Belastung, der Geschwindigkeit,<br />
der Lagerfläche, der Schmierung und dem Lagerspiel ab.<br />
Verschleißwerte sind in den jeweiligen Produktbeschreibungen<br />
aufgeführt.<br />
Die Lageroberfläche sollte stets mit Nuten oder Löchern versehen<br />
sein, damit Abrieb aufgenommen und so weit wie möglich<br />
von der Lauffläche entfernt werden kann. Dies läßt sich<br />
je nach den konstruktiven Möglichkeiten mit Hilfe axialer<br />
Schlitze oder auch einfach durch radiale Bohrungen erreichen.<br />
Durch umfangreiche Untersuchungen konnte nachgewiesen<br />
werden, daß die Erhaltung einer sauberen Lauffläche die<br />
Lebensdauer beträchtlich erhöht (vgl. Abb. 7.01, Kurve 5).<br />
Spannuten, wie sie in Abb. 7.03 dargestellt sind, stellen die<br />
nützlichste konstruktive Einzelverbesserung eines Lagers<br />
oder einer Buchse aus Kunststoff dar.<br />
52<br />
Da die Lebensdauer entscheidend davon abhängt, wie gut<br />
Abriebpartikel von der Lauffläche entfernt werden, empfiehlt<br />
sich die Beachtung folgender konstruktiver Faustregeln:<br />
1. Verwendung von mindestens drei Spannuten;<br />
2. Diese Spannuten sollten so tief wie technisch möglich<br />
ausgeführt werden;<br />
3. Die Breite der Spannut sollte ungefähr 10 Prozent des<br />
Wellendurchmessers betragen;<br />
4. Wenn die Wanddicke für Spannuten zu gering ist, sollten<br />
Bohrungen vorgesehen werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, daß die Druckbelastung auf<br />
das Lager gleichmäßig über die axiale Länge verteilt wird. In<br />
der in Abb. 7.04 gezeigten Konstruktion ist dies fragwürdig.<br />
Eine bessere Lösung wird in Abb. 7.05 gezeigt.<br />
Genauigkeit<br />
Ein bestimmter Faktor ist die geometrische Form der Lagerbohrung.<br />
Wie in Abb. 7.06 gezeigt wird, kann eine einfache<br />
Manschette, die in einen Metallrahmen gepreßt wird, ausreichende<br />
Genauigkeit bieten.<br />
Die meisten Kunststofflager sind jedoch Bestandteil einer<br />
größeren Baugruppe oder mit anderen Bauelementen kombiniert.<br />
Abb. 7.07 zeigt drei typische Beispiele, bei denen es<br />
schwierig oder sogar ganz unmöglich ist, eine vollkommen<br />
runde und/oder zylindrische Bohrung zu erzielen, weil die<br />
Geometrie des Teils eine gleichmäßige Formschwindung<br />
verhindert.<br />
Abb. 7.05 Lager für grössere Lasten<br />
Abb. 7.06 Eingepreßtes Gleitlager
Abb. 7.07 Typische Konstruktionen von Bauteilen mit integrierter<br />
Lagerfunktion<br />
Die Last wird daher nur von einem Teil der Lagerfläche aufgenommen,<br />
was einen örtlich erhöhten spezifischen Lagerdruck<br />
und sofortigen Anfangsverschleiß zur Folge hat. Bei<br />
Lagern mit hohem PV-Wert kann dies verheerende Wirkung<br />
haben, weil die Abriebpartikel beständig im Lager mitbewegt<br />
werden, den Abrieb erhöhen und so die Lebensdauer verkürzen.<br />
Bei Lagern mit niedrigem PV-Wert oder solchen, die nur<br />
gelegentlich arbeiten, kann dies bedeutungslos sein. Lager für<br />
höchste Anforderungen müssen hingegen in vielen Fällen spanend<br />
nachgearbeitet werden, um eine vollkommen runde und<br />
zylindrische Bohrung zu erhalten, die das Leistungsverhalten<br />
deutlich verbessert.<br />
Lagerspiel<br />
Kunststofflager erfordern im allgemeinen ein größeres Spiel<br />
als Metallager, vor allem wegen des weit höheren linearen<br />
Wärmeausdehnungskoeffizienten des Kunststoffmaterials.<br />
Der Konstrukteur muß ferner die Tatsache berücksichtigen,<br />
daß sich der Lagerdurchmesser nach Inbetriebnahme durch<br />
Nachschwindung weiter verringern kann, vor allem bei<br />
erhöhten Arbeitstemperaturen. Die Nachschwindung kann<br />
durch geeignete Spritzgießparameter auf ein Minimum reduziert<br />
werden. Der Konstrukteur sollte in seinen Spezifikationen<br />
eine Grenze für die Nachschwindung vorschreiben. Diese<br />
läßt sich im Rahmen der Qualitätskontrolle überprüfen, indem<br />
man das Teil ungefähr eine Stunde lang einer Temperatur<br />
aussetzt, die rund 28°C über der höchsten Arbeitstemperatur,<br />
höchstens jedoch 17° C unterhalb des Schmelzpunktes liegt.<br />
Nicht sorgfältig überprüftes und eingestelltes Spiel ist eine<br />
der häufigsten Ursachen für das Versagen von Lagern. Das<br />
Lagerspiel sollte 0,2 bis 0,4% des Wellendurchmessers keinesfalls<br />
unterschreiten im Fall DELRIN ® acetal angewendet.<br />
Für ZYTEL ® 101 sind diese Werte 0,3-0,5%.<br />
Wenn die Anwendung engere Lauf- oder Gleittoleranzen<br />
verlangt, haben sich zweigeteilte Lagereinsätze aus DELRIN ®<br />
Polyacetal oder ZYTEL ® Polyamid vielfach bewährt. Hier<br />
braucht der Einfluß der Umgebung auf die Dimensionen und<br />
damit auf das Lagerspiel nur bei der Wandstärke und weniger<br />
beim Umfang berücksichtigt zu werden.<br />
Schmierung<br />
Der Hauptgrund für die Verwendung von DELRIN ® Polyacetal<br />
und/oder ZYTEL ® Polyamid ist die Tatsache, daß sich mit<br />
diesen Werkstoffen Lager verwirklichen lassen, die ein gutes<br />
Abriebverhalten unter absoluten Trockenlaufbedingungen<br />
(beispielsweise in der Lebensmittelindustrie) oder mit einer<br />
einmaligen Anfangsschmierung (Lager für Untersetzungsgetriebe<br />
aller Art in geschlossenen Gehäusen, z.B. in Haushaltsgeräten)<br />
aufweisen.<br />
Dauergeschmierte Lager sind bei <strong>Kunststoffe</strong>rzeugnissen<br />
selten anzutreffen und sollen hier nicht besprochen werden.<br />
Eine Anfangsschmierung sollte stets vorgesehen werden.<br />
Sie erleichtert nicht nur das Einlaufen, sondern verlängert<br />
auch die Gesamtlebensdauer. Sofern nicht besondere Vorkehrungen<br />
zur Rückhaltung des Schmiermittels getroffen<br />
werden, ist die Wirkung des Schmiermittels zeitlich begrenzt;<br />
anschließend läuft das Lager praktisch trocken. Ein anfänglich<br />
geschmiertes Lager, bei dem das Schmiermittel nicht zurückgeführt<br />
werden kann, kann folglich keine höhere Last aufnehmen,<br />
wird aber länger halten und ein besseres Verschleißverhalten<br />
zeigen. Die Anfangsschmierung empfiehlt sich<br />
insbesondere bei Wellen aus weichen Metallen.<br />
Schutz gegen Eindringen von Schmutz<br />
Lager aus DELRIN ® Polyacetal, ZYTEL ® Polyamid und RYNITE ®<br />
thermoplastischem Polyester sind zwar weniger empfindlich<br />
gegen Fremdstoffe als Lager aus Metall, arbeiten aber besser,<br />
wenn sie gegen das Eindringen von Staub, Schmutz und Wasser<br />
geschützt werden. Der Vorteil einer Anfangsschmierung<br />
kann völlig zunichte gemacht werden, wenn Schmutzteilchen<br />
zwischen die Laufflächen geraten und mit dem Schmiermittel<br />
eine Art Schleifpaste bilden. Mit hohem PV-Wert arbeitende<br />
Lager sollten deshalb durch Filzringe oder Kautschukdichtungen<br />
geschützt werden, die nicht nur Schmutz fernhalten,<br />
sondern auch das Schmiermittel zurückhalten. Es ist ein weitverbreiteter<br />
Irrtum zu glauben, Kunststofflager würden durch<br />
Schmutz nicht beeinträchtigt. Abrieb von der Metallwelle und<br />
Schmutzpartikel können sich in das Kunststofflager einfressen<br />
und dessen Lebensdauer erheblich verkürzen.<br />
Es ist in der Praxis nicht immer möglich, ein Lager wirksam<br />
in der beschriebenen Weise zu schützen. Das bedeutet aber<br />
nicht zwingend, daß Kunststofflager in ungünstigen Umgebungen<br />
nicht eingesetzt werden könnten. Der Konstrukteur<br />
muß diese Probleme berücksichtigen und entsprechende<br />
Abstriche in bezug auf den Lagerdruck, die Geschwindigkeit<br />
und die Lebensdauer machen. Erfolgreiche Anwendungen<br />
dieser Art sind zum Beispiel in Transporteinrichtungen,<br />
Ketten und Lagern von Textilmaschinen zu finden.<br />
53
In Umgebungen, in denen sich Staub und Schmutz nicht<br />
vermeiden lassen, ist ZYTEL ® Polyamid das bevorzugte<br />
Material. Bei solchen Anwendungen kann es von Vorteil<br />
sein, auf eine Anfangsschmierung zu verzichten.<br />
Die Faktoren, die für das Verhalten und die Lebensdauer<br />
von Lagern aus DELRIN ® Polyacetal, ZYTEL ® Polyamid und<br />
RYNITE ® thermoplastischem Polyester von Bedeutung sind,<br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
– Oberflächenhärte und -güte der Metallwelle.<br />
– Geometrische Genauigkeit der Lagerbohrung.<br />
– Richtiges Lagerspiel.<br />
– Spannungen oder Bohrungen in der Lauffläche.<br />
– Anfangsschmierung.<br />
– Vorkehrungen zum Schutz des Lagers vor eindringendem<br />
Schmutz und zur Rückhaltung des Schmiermittels.<br />
Thermische Bedingungen<br />
Das Lagerspiel verändert sich mit der Temperatur und kann<br />
so die zulässige Belastung beeinflussen. Darüber hinaus<br />
erweicht Kunststoff bei höheren Temperaturen. Daher sollte<br />
die maximale Oberflächentemperatur, die durch Reibung<br />
und äußere Einwirkungen hervorgerufen wird, 70-80° C bei<br />
Lagern aus DELRIN ® und 80-100° C für solche aus ZYTEL ®<br />
nicht überschreiten, wenn eine gute Leistungsfähigkeit und<br />
eine lange Lebensdauer erwartet werden.<br />
Berechnung von Lagern<br />
Ein Kunststofflager, das einer langsam aber stetig zunehmenden<br />
Last und/oder Geschwindigkeit ausgesetzt wird, wird<br />
einen Punkt erreichen, an dem es wegen zu hoher Temperaturentwicklung<br />
versagt. Diese Grenze wird als maximaler<br />
PV-Wert bezeichnet und häufig herangezogen, um verschiedene<br />
Kunststoffmaterialien im Hinblick auf ihre Verschleißfestigkeit<br />
zu vergleichen. Die Oberflächentemperatur eines<br />
Lagers ist nicht nur von der Last, der Geschwindigkeit und<br />
dem Reibungskoeffizienten, sondern auch von der Wärmeabfuhr<br />
abhängig. Letztere hängt weitgehend von der Gesamtkonzeption<br />
des Prüfgerätes ab, für das es aber keine international<br />
gültigen Normen gibt. Es ist daher sinnlos, Werte<br />
54<br />
Geschwindigkeit, Velocity, m/min. m/min.<br />
200<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
*1 *2 *3 *4 *5<br />
miteinander vergleichen zu wollen, die nicht unter exakt<br />
gleichen Bedingungen ermittelt wurden. Aber selbst unter<br />
gleichen Bedingungen ermittelte Werte wären für den Konstrukteur<br />
keine große Hilfe, und zwar aus folgenden Gründen:<br />
– Ein Lager, das nahe an der so ermittelten PV-Grenze läuft,<br />
weist normalerweise einen so hohen Verschleiß auf, daß<br />
dieser Wert nur für sehr spezielle Fälle praktische Bedeutung<br />
haben kann.<br />
– Die unter spezifischen Laborbedingungen ermittelten<br />
PV-Werte von Kunststoffmaterialien können sich unter<br />
realen Anwendungsbedingungen aus den verschiedensten<br />
Gründen als falsch oder gar irreführend erweisen.<br />
– Viele sogenannte «spezielle Lagerwerkstoffe» mit entsprechenden<br />
Zusatzstoffen weisen höhere PV-Werte als das<br />
Grundmaterial auf. Dies ist allein darauf zurückzuführen,<br />
daß die Zusatzstoffe den Reibungskoeffizienten verringern,<br />
infolgedessen weniger Wärme entwickeln und es<br />
so ermöglichen, daß das Lager mit höheren PV-Werten<br />
laufen kann.<br />
Dieser Umstand bietet aber keine Gewähr für weniger<br />
Abrieb. Versuche haben gezeigt, daß die meisten ungefüllten<br />
Werkstoffe ein günstigeres Abriebverhalten aufweisen<br />
als die gleichen Materialien mit Zusatzstoffen. Das ist sehr<br />
wichtig, denn es ist ein weitverbreiteter Irrtum, ein niedriger<br />
Reibungskoeffizient sei gleichbedeutend mit höherer<br />
Abriebfestigkeit. DELRIN ® Polyacetal AF bildet eine Ausnahme,<br />
weil sowohl der niedrigere Reibungskoeffizient als<br />
auch der geringere Abrieb auf der Zugabe von TEFLON ® -<br />
Fasern beruhen. <strong>Kunststoffe</strong> mit Zusatzstoffen können für<br />
sehr spezielle Anwendungen, bei denen es vor allem auf<br />
einen niedrigen Reibungskoeffizienten ankommt, zu empfehlen<br />
sein. Ein Beispiel hierfür sind sehr stark belastete<br />
Lager, die jeweils nur kurze Zeit laufen und bei denen nur<br />
eine begrenzte Lebensdauer gefordert wird.<br />
Der Reibungskoeffizient eines Werkstoffs ist weniger eine<br />
Materialkonstante; er spiegelt vielmehr das Verhalten der<br />
Lageroberfläche unter einer bestimmten dynamischen Belastung<br />
wider. Die in Tabelle 7.01 angegebenen Reibungskoeffizienten<br />
ermöglichen einen Vergleich zwischen DELRIN ®<br />
Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid gegenüber Stahl usw. unter<br />
festgelegten Prüfbedingungen. Ein geringerer Reibungskoef-<br />
2<br />
0,01 0,1<br />
1<br />
10<br />
*6<br />
Bearing Lagerdruck, pressure, MPa<br />
MPa<br />
Abb. 7.08 PV-Diagramm für Lager *Siehe Tabelle 7.02 als Anleitung zur Auswahl der richtigen Kurve.
fizient bei Trockenlaufbedingungen kann für den Konstrukteur<br />
weniger Energieaufwand und größere Laufruhe bedeuten.<br />
Tabelle 7.01 zeigt auch die konstruktiven Möglichkeiten<br />
für einen «ruckfreien» Lauf mit DELRIN ® Polyacetal auf, dessen<br />
statischer Reibungskoeffizient unter dem dynamischen<br />
liegt, vor allem beim Lauf gegen eine Welle aus ZYTEL ®<br />
Polyamid.<br />
Das Diagramm in Abb. 7.08 enthält Angaben über vertretbare<br />
PV-Werte unter Berücksichtigung des Materials der jeweiligen<br />
Reibpartner und des Ausmaßes spanender Nacharbeit.<br />
Nicht berücksichtigt sind hingegen ungünstige Betriebsbedingungen<br />
wie höhere Temperaturen oder Verunreinigung<br />
durch Schmutz, Staub, Textilfaserpartikel oder andere<br />
abriebfördernde Materialien.<br />
Tabelle 7.02 zeigt, wie die richtige Kurve in Abb. 7.08 zu<br />
finden ist. Dieser Leitfaden geht von der Voraussetzung aus,<br />
daß Konstruktion, Lagerspiel, Genauigkeit der Bohrung, Verarbeitungsbedingunge<br />
und die Lastverteilung des Lagers einwandfrei<br />
sind.<br />
Tabelle 7.01 Reibungskoeffizienten*<br />
Statisch Dynamisch<br />
DELRIN ® Polyacetal gegen Stahl<br />
DELRIN ® 100, 500, 900 0,20 0,35<br />
DELRIN ® 500F, 900F – 0,20<br />
DELRIN ® 500CL 0,10 0,20<br />
DELRIN ® AF 0,08 0,14<br />
DELRIN ® gegen DELRIN ®<br />
DELRIN ® 500/DELRIN ® 500 0,30 0,40<br />
DELRIN ® gegen ZYTEL ®<br />
DELRIN ® 500/ZYTEL ® 101L<br />
ZYTEL<br />
0,10 0,20<br />
® gegen ZYTEL ®<br />
Max. 0,46 0,19<br />
Min.<br />
ZYTEL<br />
0,36 0,11<br />
® gegen Stahl<br />
Max. 0,74 0,43<br />
Min.<br />
RYNITE<br />
0,31 0,17<br />
® gegen RYNITE ®<br />
Max. 0,27<br />
Min.<br />
RYNITE<br />
0,17<br />
® gegen Stahl<br />
Max. 0,20<br />
Min. 0,17<br />
HYTREL ® 4056 gegen Stahl 0,32 0,29<br />
HYTREL ® 5556 gegen Stahl 0,22 0,18<br />
HYTREL ® 6346 gegen Stahl 0,30 0,21<br />
HYTREL ® 7246 gegen Stahl 0,23 0,16<br />
PC gegen Stahl 0,50 –<br />
ABS gegen Stahl 0,50 –<br />
PBT gegen Stahl 0,40 –<br />
PBT gegen PBT 0,40<br />
* Angaben über ZYTEL® Polyamid und DELRIN® Polyacetal ermittelt im Druckringtest – ungeschmiert, 23°C;<br />
Lagerdruck 2,1 MPa; Geschwindigkeit 3 m/min. Angaben über RYNITE® thermoplastichen Polyester ermittelt<br />
gemäß ASTM D1894.<br />
Tabelle 7.02 Parameter der Kurven in Abb. 7.08 für maximal zulässige<br />
PV-Werte<br />
Welle Bohrung<br />
gespritzt gefräst<br />
Gehärteter und geschliffener Stahl –<br />
galvanisch verchromt Rc >50, ZYTEL ® 3 4<br />
Edelstahl – Eloxiertes Aluminium<br />
Rc 30-35, DELRIN ® 2-3<br />
DELRIN ® gegen Stahl Rc >70, dry 5<br />
DELRIN ® gegen Stahl, Rc >70, lubricated,<br />
DELRIN ® AF 6<br />
Weicher Stahl – geschliffener Edelstahl 2 2-3<br />
Blankstahl, ungeschliffen 1-2 2<br />
NE-Metalle – Druckgußlegierungen 1 oder darunter –<br />
Definitionen<br />
Die Parameter Geschwindigkeit und Lagerdruck in Abb. 7.08<br />
werden wie folgt definiert (siehe auch Abb. 7.09):<br />
Lagerfläche unter Druck f = d × l (mm2 )<br />
Spezifischer Lagerdruck p = P<br />
d × l<br />
(MPa)<br />
Umfangsgeschwindigkeit v = d × n × � 1000<br />
(m/min)<br />
PV-Wert PV = p · v (MPa · m / min)<br />
d = Wellendurchmesser, mm<br />
l = Lagerlänge,mm<br />
v = Umfangsgeschwindigkeit, m/min<br />
P = Gesamtlast, N<br />
V<br />
Abb. 7.09 Definitionen<br />
d<br />
s<br />
Tabelle 7.03 Maximale Werte für PV ohne Schmierung<br />
Material MPa · m/min<br />
ZYTEL ® 101 6<br />
DELRIN ® 100/500 10<br />
DELRIN ® 500CL 15<br />
DELRIN ® 500AF 25<br />
HYTREL ® 5556/5526 2<br />
P<br />
l<br />
55
Anwendungsbeispiele<br />
Getriebelager<br />
Abb. 7.10 zeigt einige Lösungen, die in der Feinmechanik<br />
verwendet werden, besonders bei Getriebelagern. Bei hochleistungsfähigen<br />
technischen Antrieben wie Zeitschalter und<br />
Normaluhren werden die gehärteten und geerdeten Wellen<br />
in der Regel fest in der Platte gehalten, wie in Abb. 7.10A<br />
gezeigt wird. Sollte der Kern in bezug zum Durchmesser<br />
zu lang werden, kann die Bohrung, wie gezeigt, konisch<br />
geformt und mit einer zusätzlichen Buchse versehen werden.<br />
Diese Lösung ist nur dann zu verwenden, wenn die Nabe<br />
nicht verkürzt werden kann. Wenn Rad und Zapfen integriert<br />
gefertigt werden, sollten die Lagerbohrungen tiefgezogen<br />
oder zumindest feingestanzt werden (Abb. 7.10B).<br />
Abb. 7.10 Getriebelager<br />
Normal gestanzte Löcher haben eine rauhe Oberfläche und<br />
verursachen selbst bei niedrigen PV-Werten einen zu hohen<br />
Verschleiß am Zapfen. Wenn sich die Welle zusammen mit<br />
dem Getriebe dreht, kann sie eingespritzt oder eingepreßt<br />
werden, wie Abb. 7.10C zeigt.<br />
In diesem Fall sind die Platten mit zusätzlichen Lagerbuchsen<br />
zu versehen, siehe Abb. 7.11. Welche Auslegung für eine<br />
spezielle Anwendung vorzuziehen ist, hängt vor allem von<br />
wirtschaftlichen Faktoren, der erforderlichen Lebensdauer<br />
und der Gesamtkonstruktion der Vorrichtung ab.<br />
56<br />
A-A<br />
A<br />
A B C<br />
d<br />
d + 3%<br />
Abb. 7.11 Befestigen von Kunststofflagern<br />
1<br />
A<br />
d<br />
d + 3%<br />
3<br />
4<br />
2<br />
Pendellager<br />
Der Einsatz von <strong>Kunststoffe</strong>n als technische Werkstoffe<br />
erlaubt häufig die Integration mehrerer unterschiedlicher<br />
Funktionen in einem Teil, ohne daß höhere Kosten entstehen.<br />
Dem Konstrukteur steht eine große Vielfalt von neuen konstruktiven<br />
Möglichkeiten zur Verfügung, die ausgeklügelte<br />
und einfache Lösungen erlauben. Abbildungen 7.12-7.17<br />
zeigen einige wenige Beispiele, um dies zu verdeutlichen.<br />
Abb. 7.12: Befestigungsflansch eines kleinen Motors mit<br />
einer flexiblen Lageraufhängung. Das Lager richtet sich<br />
bis zu einem gewissen Grade selbst aus.<br />
Abb. 7.13: Selbsteinstellende Buchse mit Kühlschlitzen, direkt<br />
mit dem Befestigungsflansch schnappverbunden. Letzterer ist<br />
in dem Blechgehäuse mittels 3 Schnappköpfen befestigt.<br />
Abb. 7.12 Motorflansch mit flexibler Lageraufhängung<br />
Abb. 7.13 Selbsteinstellende Buchse<br />
Abb. 7.14 Kleines, elastisches Pendellager
Abb. 7.15 Pendel- und Radiallager<br />
Abb. 7.16 Pleuelkugellager mit Schnappverbindung<br />
Abb. 7.17 Pleuelkugellager mit geschweisstem Ring<br />
Abb. 7.14: Kleines, elastisches Pendellager, schnappverbunden<br />
mit Blech.<br />
Abb. 7.15: Pendel- und Radiallager. Zu beachten ist der Haken,<br />
der ein Drehen verhindert.<br />
Abb. 7.16: Pleuelkugellager aus DELRIN ® mit schnappverbundenem<br />
Sicherungsring. Die Kugel aus Polyamid stellt<br />
gute Lagereigenschaften bei niedrigem Verschleiß sicher,<br />
selbst bei vollkommen trockenem Lager.<br />
Abb. 7.17: Ähnliche Auslegung, doch mit rotationsgeschweißtem<br />
Sicherungsring für hohe Axialbelastungen.<br />
Um die Deutlichkeit der Abbildungen sicherzustellen, werden<br />
die axialen Nuten in diesen Beispielen nicht gezeigt. Natürlich<br />
sind sie in jedem Fall vorzusehen.<br />
Richtlinien für die Erprobung von Lagern<br />
Um Vergleichswerte für das Abriebverhalten verschiedener<br />
<strong>Kunststoffe</strong> zu erhalten, wird häufig ein Versuchswerkzeug<br />
hergestellt und dazu benutzt, ein bestimmtes Lager aus<br />
unterschiedlichen Werkstoffen zu spritzen. Dieses Verfahren<br />
hat jedoch bei Radiallagern zu falschen und irreführenden<br />
Ergebnissen geführt. Wegen der unterschiedlichen Schwindung<br />
der verschiedenartigen <strong>Kunststoffe</strong> sind nämlich die<br />
Genauigkeit der Bohrung und insbesondere das Lagerbeispiel<br />
alles andere als identisch und ergeben notwendigerweise<br />
Verschleißwerte, die nicht vergleichbar sind. Derartige<br />
Versuche sollten daher nur mit Axiallagern durchgeführt<br />
werden, bei denen das Lagerspiel ohne Belang ist.<br />
Auch hier ist jedoch zu beachten, daß unter Laborbedingungen<br />
erzielte Vergleichswerte in der tatsächlichen Anwendung<br />
durchaus nicht immer wiederholbar sind. Endgültige Klarheit<br />
läßt sich nur durch Versuche erzielen, die mit für die Produktion<br />
repräsentativen Spritzgußteilen unter Bedingungen durchgeführt<br />
werden, die den tatsächlichen Betriebsbedingungen<br />
so nahe wie möglich kommen.<br />
Beschleunigte Untersuchungen mit höheren PV-Werten sind<br />
sinnlos, weil die Oberflächentemperatur bei solchen Versuchen<br />
viel höher ist als unter realen Betriebsbedingungen und<br />
zu vorzeitigem Versagen führen kann. Andererseits kann ein<br />
Lager, das nur für gelegentlichen Kurzzeitbetrieb bestimmt<br />
ist, durchaus in einem kontinuierlichen Probelauf getestet<br />
werden, sofern die Temperatur sich innerhalb der Grenzenhält,<br />
die durch die vorgesehene Verwendung vorgegeben sind.<br />
Die Beachtung der vorstehenden Hinweise, sachgerechte<br />
Testanordnungen unter Betriebsbedingungen und geeignete<br />
Methoden der Qualitätskontrolle sind die besten Voraussetzungen<br />
für erfolgreiche Lagerkonstruktionen.<br />
Schlußbetrachtung<br />
Lageranwendungen aus Kunststoff werden durch den zulässigen<br />
Verschleiß mehr eingeschränkt als durch zulässige<br />
PV-Werte. Der Lagerbetrieb an der Grenze des zulässigen<br />
PV-Wertes zeigt in der Regel einen hohen Verschleiß, so daß<br />
nur eine kurze Lebensdauer erwartet werden kann. Bestimmte<br />
<strong>Kunststoffe</strong> lassen sich aufgrund ihres hohen Schmelzpunktes<br />
höher belasten, werden jedoch ebenso übermäßigen und<br />
unzulässigen Verschleiß in der Nähe maximaler PV-Werte<br />
aufweisen. Daher ist es ein Fehler, den in der Literatur<br />
genannten maximalen PV-Werten eine zu große Bedeutung<br />
beizumessen oder verschiedene <strong>Kunststoffe</strong> auf dieser Basis<br />
vergleichen zu wollen. Wie hier betont wird, ist ein Lager<br />
aus Kunststoff nur so gut, wie es konstruiert und gefertigt<br />
wird und es ist somit die Aufgabe des Konstrukteurs, alle<br />
Faktoren von Anfang an zu berücksichtigen, die den Verschleiß<br />
beeinflussen.<br />
Es sollte zudem nicht vergessen werden, daß der Einsatz von<br />
Kunststofflagern seine natürlichen Grenzen hat und daher<br />
keine Leistungen erwartet werden können, zu denen sie nicht<br />
fähig sind.<br />
57
8 – Zahnräder<br />
Einführung<br />
DELRIN ® Polyacetale und ZYTEL ® Polyamide haben sich weltweit<br />
in einer Vielzahl unterschiedlichster Getriebeanwendungen<br />
bewährt. Von allen thermoplastischen Zahnradwerkstoffen<br />
bieten sie den weitesten Temperatureinsatzbereich sowie<br />
die höchste Ermüdungsfestigkeit. Ihre fast universelle Verwendung<br />
in nichtmetallischen Getrieben wird hierdurch erklärt.<br />
Das Hauptmotiv für die Verwendung von Getrieben aus Kunststoff<br />
anstelle von Metall ist der große wirtschaftliche Vorteil,<br />
den das Spritzgießverfahren bietet.<br />
Darüberhinaus können Nocken, Lager, Sperrklinken, Federn,<br />
Getriebewellen und andere Getriebeteile als integrierte Teile<br />
in einem einzigen Spritzgießvorgang hergestellt werden. Hierbei<br />
erübrigen sich kostspielige Herstellungs- und Montageverfahren.<br />
Toleranzen für Kunststoffzahnräder sind häufig<br />
weniger kritisch als bei Metallzahnrädern, weil die dem<br />
Kunststoff eigentümliche Rückfederung es den Zähnen erlaubt,<br />
sich leichten Teilungs- und Profilfehlern anzupassen. Diese<br />
Rückfederung ist es auch, die ihnen die Fähigkeit verleiht,<br />
Stöße oder Schlagbeanspruchungen zu dämpfen. Die Verwendung<br />
von ZYTEL ® Polyamid für Kettenräder von Maschinen-Steuerketten<br />
ist ein hervorragendes Beispiel für den<br />
zuletzt genannten Vorteil. In diesem Fall wird die Lebensdauer<br />
der Steuerkette verlängert, weil Polyamid die Übertragung<br />
der Stoßbelastungen durch die Kraftstoffzündung<br />
etwas dämpft. ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ® Polyacetal<br />
haben geringe Reibungskoeffizienten und gute Verschleißeigenschaften.<br />
Dadurch können diese Werkstoffe ungeschmiert<br />
oder mit nur wenig Schmiermitteln eingesetzt<br />
werden. Sie können auch in Medien betrieben werden, die<br />
Metallzahnräder angreifen würden. Eine Zusammenfassung<br />
der Vorteile und Einsatzgrenzen von Kunststoffzahnrädern<br />
findet sich in Tabelle 8.01.<br />
Die Kenntnis der Verhaltenseigenschaften des Materials und<br />
die Verwertung der einschlägigen Informationen über die<br />
Konstruktion von Zahnrädern sind eine wichtige Voraussetzung<br />
für erfolgreiche Zahnradanwendungen aus DELRIN ®<br />
Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid.<br />
Tabelle 8.01 Vorteile und Grenzen von Kunststoffzahnrädern<br />
Zahnradkonstruktion<br />
Der entscheidende Gesichtspunkt bei der Zahnradkonstruktion<br />
ist die Berechnung der zulässigen Zahnbiegebeanspruchung.<br />
Die Herstellung von Zahnrad-Prototypen ist kostspielig<br />
und zeitaufwendig, so daß eine anfangs falsch eingeschätzte<br />
Zahnbiegebeanspruchung teuer werden kann. Für jedes gegebene<br />
Material hängt die zulässige Biegebeanspruchung von<br />
einer Reihe von Faktoren ab, darunter:<br />
– Gesamtlaufzeit während der Lebensdauer.<br />
– Kurzzeitbetrieb oder Dauerbetrieb.<br />
– Umgebungs-Temperatur, Feuchtigkeit, Lösungsmittel,<br />
Chemikalien usw.<br />
– Temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Änderung des<br />
Durchmessers und des Achsabstandes.<br />
– Teilkreisgeschwindigkeit.<br />
– Pitchteilung (Zahngröße) und Zahnform.<br />
– Genauigkeit der Zahnform, Schrägungswinkel, Teilkreisdurchmesser<br />
usw.<br />
– Materialpaarungen sowie Oberflächengüte und -härte.<br />
– Art der Schmierung (Reibungswärme).<br />
Die Wahl des korrekten Spannungsniveaus erfolgt am besten<br />
empirisch anhand ähnlicher bewährter Getriebeanwendungen.<br />
Abb. 8.01 zeigt eine Reihe erfolgreicher Getriebeanwendungen<br />
aus DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid in bezug<br />
auf Umfangsgeschwindigkeit und Zahnbiegebeanspruchung.<br />
Zu beachten ist, daß alle diese Anwendungen für Raumtemperatur<br />
und unter Innenraumbedingungen ausgelegt sind.<br />
Für ähnliche Anwendungen bei höheren Temperaturen ist die<br />
zulässige Spannung zu korrigieren, siehe Faktor C1 in Tabelle<br />
8.02. Da die Ermüdungsfestigkeit mit steigender Temperatur<br />
geringfügig abnimmt, muß dieser Effekt beachtet werden. Bei<br />
sehr hohen Temperaturen kann die Wärmealterung Bedeutung<br />
erlangen.<br />
Wenn geeignete Erfahrungswerte nicht zur Verfügung stehen,<br />
muß die zulässige Zahnbiegebeanspruchung sorgfältig anhand<br />
aller vorstehend aufgezählten Faktoren und der verfügbaren<br />
Testdaten des gewählten Zahnradmaterials ermittelt werden.<br />
Vorteile Grenzen<br />
Wirtschaftliches Spritzgießen Lastaufnahmevermögen<br />
Kombination von Funktionen Umgebungstemperatur<br />
Keine Nacharbeit oder Gratentfernung Höherer Wärmeausdehnungskoeffizient<br />
Gewichtsreduktion Geringere Dimensionsstabilität<br />
Betrieb ohne oder mit nur wenig Schmiermittel Herstellungsgenauigkeit<br />
Stoß- und Vibrationsdämpfung<br />
Niedrigerer Geräuschpegel<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
59
Vor einigen Jahren ließ DuPont eine umfangreiche Versuchsreihe<br />
mit Zahnrädern aus DELRIN ® Polyacetalen und ZYTEL ®<br />
Polyamiden durchführen, die zu den in den Tabellen 8.02<br />
und 8.03 zusammengefaßten Resultaten führten. Die Daten<br />
ermöglichen bei Umgebungsbedingungen eine Berechnung<br />
der zulässigen Zahnbiegebeanspruchung.<br />
Unabhängig davon, ob vergleichbare Erfahrungswerte vorhanden<br />
sind oder nicht, ist es unbedingt erforderlich, ein<br />
Versuchswerkzeug anzufertigen und Prototypen unter realen<br />
oder simulierten Betriebsbedingungen gründlich zu testen.<br />
Tabelle 8.02 Zulässige Ermüdungsfestigkeit für DELRIN ® und ZYTEL ® 101<br />
60<br />
�n = �1 [1–Cn log (n)] (MPa)<br />
wobei: �1 = Ermüdungsfestigkeit für 106 Zyklen,<br />
siehe Tabelle 8.03<br />
Cn = 0,20 für ZYTEL ® 101; = 0,22 für DELRIN ®<br />
n = Anzahl Zyklen in Millionen<br />
(industrielle Anwendunge: n ≥ 1000)<br />
�all = c1c2c3�n (MPa)<br />
wobei: c1 = 1–0,6 (T–20) / 80<br />
T = Temperatur in ° C<br />
c2 = Faktor für Stoßbelastung<br />
keine Stöße: c2 = 1,0<br />
schwere Stöße: c2 = 0,5<br />
c3 = Faktor für Geschwindigkeit = l / (l + v)<br />
v = Umfangsgeschwindigkeit, ≤ 5 (m /s)<br />
v = � d ω / 60000 (m /s)<br />
d = Pitchdurchmesser (mm)<br />
ω = Umdrehungsgeschwindigkeit (U/min)<br />
Umfangsgeschwindigkeit, Peripherical speed, m/s<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Handbohrmaschine 300 W<br />
Teppichreiniger (Kegelradgetriebe)<br />
Fleischwolf (1. Untersetzungsstufe)<br />
Handbohrmaschine 130 W<br />
Planetengetriebe (für<br />
Waschmaschinen und allgemeine<br />
industrielle Zwecke)<br />
Tabelle 8.03 Ermüdungsfestigkeit (σ 1) für Zahnradmaterialien<br />
von DuPont für 10 6 Zyklen (MPa)<br />
Schmierung<br />
Material dauernd anfänglich<br />
DELRIN ® 100 45 27<br />
DELRIN ® 500 36 18<br />
ZYTEL ® 101 36 18<br />
Sobald die zulässige Zahnbiegebeanspruchung ermittelt<br />
ist, kann der Konstrukteur die anderen Variablen festlegen.<br />
Hierbei ist ein Verständnis der für Zahnräder verwendeten<br />
Basisterminologie hilfreich. Die geläufigsten Begriffe sind:<br />
– Pitchdurchmesser (d) ist der am Teilkreis gemessene<br />
Durchmesser.<br />
– Diametral Pitch (Pd) ist die Zahl der Zähne pro mm Pitchdurchmesser,<br />
üblich in den USA.<br />
– Modul (M) ist der Pitchdurchmesser geteilt durch die<br />
Anzahl Zähne (z). Somit: M = d/z.<br />
Für Standard-Zahnräder:<br />
• Außendurchmesser = d + 2M;<br />
• Zahndicke = 0,5 π M;<br />
• Zahnhöhe = 2M + Spiel.<br />
– Ritzel ist das kleinere Rad eines Räderpaares.<br />
– Zahnrad ist das größere Rad eines Räderpaares.<br />
– Verhältnis ist Zahl der Zahnräder / Zahl der Ritzel.<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />
Zahnbiegebeanspruchung, Tooth stress (MPa) MPa<br />
Abb. 8.01 Geschwindigkeiten und Spannungen bei typischen Zahnradanwendungen<br />
Fleischwolf, 2. und 3. Untersetzungsstufe<br />
Planetengetriebe für<br />
Waschmaschinen<br />
Planetengetrieb
In einem Sammelgetriebe wird ein Drehmoment mittels<br />
einer Umfangskraft am Pitchdurchmesser in folgendem<br />
Verhältnis übertragen (siehe auch Abb. 8.02):<br />
F = 2000 T/d<br />
F = Umfangskraft (Tangentialkraft) (N)<br />
T = Drehmoment, T = 9550 P/w (N·m)<br />
d = Pitchdurchmesser (mm)<br />
P = übertragene Kraft (kW)<br />
ω = Umdrehungsgeschwindigkeit (U/min.)<br />
Falls sowohl das Zahnrad als auch das Ritzel eine größere<br />
Anzahl von Zähnen aufweist, ist ein Kontakt mehrerer Zähne<br />
während des Betriebs wahrscheinlich. Für einen leichten Gang<br />
mit minimaler Vibrationsentwicklung (Geräusch), sollte die<br />
Zahl der Zahnkontakte vom Drehwinkel unabhängig sein und<br />
auch der Übergang der Umfangskraft auf neue Verzahnungen<br />
sollte leichtgängig sein. Aus diesem Grund werden<br />
Zahnräder häufig mit einer leichten Schrägverzahnung<br />
ausgelegt.<br />
Für einen Satz normal geformter Zähne wurde die folgende<br />
Gleichung für die Biegespannungen im Zahn eines Stirnradgetriebes<br />
abgeleitet:<br />
σ = F / (y M f) (MPa)<br />
y = Zahnformfaktor, y = 0,25 z0,25 f = Zahnbreite (mm)<br />
z = Anzahl Zähne<br />
Die berechnete Biegebeanspruchung sollte immer niedriger<br />
sein als die zulässige Biegebeanspruchung gemäß Tabelle 8.02.<br />
� = F � �all<br />
yMf<br />
M<br />
Abb. 8.02 Zahnradkonstruktion<br />
f<br />
Vom rein funktionellen und technischen Standpunkt aus<br />
besteht kein Anlaß, einen größeren Zahn als erforderlich<br />
vorzusehen. Bei Zahnradkonstruktionen aus Kunststoff wird<br />
die Zahngröße häufig sogar kleiner als erforderlich gewählt,<br />
und zwar aus den folgenden Gründen:<br />
– Bei gleichem Durchmesser verteilen kleinere Zähne die<br />
Last auf eine größere Zahl von Zähnen.<br />
– Die Spritzgießtoleranzen sind weniger kritisch.<br />
– Geringere Empfindlichkeit gegenüber Temperaturänderungen,<br />
Nachschwindung und Dimensionsstabilität.<br />
– Grobe Zahnteilungen werden durch höhere Gleitgeschwindigkeiten<br />
und höheren Berührungsdruck begrenzt.<br />
F<br />
d<br />
Konstruieren<br />
für statische Drehmomentbeanspruchung<br />
In vielen Anwendungen muß das Getriebe für Drehmomente<br />
gegen Blockieren ausgelegt werden, die um einiges höher<br />
sind als normale Drehmomente. In einigen Fällen kann diese<br />
Blockierlast für die Zahnradkonstruktion ausschlaggebend<br />
sein. Um die statische Drehmomentbelastung zu ermitteln,<br />
die eine gegebene Getriebekonstruktion bewältigen kann,<br />
wird die Streckgrenze des Materials bei erwarteten Betriebstemperaturen<br />
unter Blockierlast verwendet. Nur ein kleiner<br />
Sicherheitsfaktor (S) 1,3 – 1,5) ist vorzusehen, wenn es sich<br />
um ZYTEL ® Polyamid oder DELRIN ® 100 handelt, da die<br />
elastische Erholung dieser Materialien eine Verteilung der<br />
Blockierlast über mehrere Zähne erlaubt.<br />
Einige Anwendungen, wie Fensterhebergetriebe für Autos,<br />
verwenden eine Schnecke aus Stahl und ein schrägverzahntes<br />
Rad aus Kunststoff (= Schneckengetriebe), bei dem die Zahndicke<br />
der Schnecke zu Gunsten der Zahndicke des Kunststoffrades<br />
reduziert wurde. In diesem Fall kann die Getriebefestigkeit<br />
durch die Scherfestigkeit des belasteten Zahns<br />
begrenzt werden, wie folgende Gleichung zeigt:<br />
Fmax =n f t τ (N)<br />
n = Anzahl Zähne in vollem Kontakt<br />
f = Zahnbreite (mm)<br />
t = Zahndicke (mm)<br />
τ = Scherfestigkeit = σ y / (1,7 S) (MPa)<br />
σy = Streckgrenze bei gegebener Temperatur (MPa)<br />
Auch hier ist ein angemessener Test des geformten Prototyps<br />
erforderlich.<br />
Zahnradabmessungen<br />
Sobald die grundlegenden Parameter der Zahnradauslegung<br />
festgelegt sind, kann die Konstruktion des Zahnrades abgeschlossen<br />
werden. In diesem Stadium ist es sehr wichtig,<br />
Zahnradproportionen zu wählen, die die Herstellung exakter<br />
Spritzgußteile mit minimaler Verzugsneigung infolge Nachschwindung<br />
oder Spannungsrelaxation erleichtern.<br />
Eine ideale Konstruktion in bezug auf die Formgebung zeigt<br />
Abb. 8.03. Wegen der mechanischen Festigkeit wird empfohlen,<br />
den Kranzbereich mit der doppelten Zahndicke «t»<br />
vorzusehen.<br />
h<br />
Nabe<br />
D<br />
t<br />
Steg<br />
Abb. 8.03 Empfohlene Zahnradproportionen<br />
2 t<br />
L<br />
1,5 t<br />
61
Abb. 8.04 Zahnrad mit seitlicher Radscheibe Abb. 8.06 Kegelrad mit Verrippung<br />
Die anderen Abschnitte hängen sowohl von funktionellen<br />
Erfordernissen als auch von der Lage des Anschnitts ab. Wenn<br />
der Nabenquerschnitt «h» aus bestimmten Gründen dicker<br />
als die Radscheibe sein soll, muß das Teil zentral angespritzt<br />
werden, um alle Abschnitte einwandfrei zu füllen, und die<br />
Radscheibe «w» entspräche 1,5 t.<br />
Wenn der Anschnitt im Zahnkranz oder in der Radscheibe<br />
liegen muß, sollte die Dicke der Radscheibe der Nabendicke<br />
entsprechen, da kein Querschnitt einer gegebenen Dicke ausreichend<br />
über einen dünneren gefüllt werden kann. Die maximale<br />
Wanddicke der Nabe sollte in der Regel 6 mm nicht übersteigen.<br />
Im Interesse möglichst geringer Rundlauffehler wird<br />
ein Zentralanschnitt empfohlen.<br />
Für Zahnräder, die Teil eines multifunktionalen Bauelements<br />
sind oder spezielle Anforderungen erfüllen müssen, wie sie<br />
in Abbildungen 8.20 bis–8.25 gezeigt werden, läßt sich die<br />
in Abb. 8.03 wiedergegebene ideale symmetrische Auslegung<br />
in der Praxis möglicherweise nicht verwirklichen. In diesem<br />
Fall muß das Bauelement so konstruiert werden, daß eine<br />
etwas geringere Genauigkeit der Zahnradabmessungen hingenommen<br />
werden kann.<br />
Im folgenden sollen anhand von Beispielen einige Zahnradformen<br />
erörtert werden, die spritzgieß- oder funktionstechnische<br />
Probleme zur Folge haben können:<br />
– Relativ breite Zahnräder mit einseitiger Radscheibe lassen<br />
sich nur schwer einwandfrei zylindrisch spritzen, insbesondere<br />
wenn der Kern nicht optimal temperiert wird.<br />
62<br />
Wenn die Arbeitstemperatur hoch ist, ist der von der Radscheibe<br />
am weitesten entfernte Teilkreisdurchmesser meistens<br />
kleiner als der Teilkreisdurchmesser an der Radscheibe<br />
selbst (Abb. 8.04).<br />
– Radiale Rippen, die den Zahnkranz zusätzlich abstützen<br />
sollen, verringern häufig die Genauigkeit und sollten nur<br />
vorgesehen werden, soweit sie wegen hoher Axialkräfte<br />
unbedingt erforderlich sind. Schrägverzahnte Räder<br />
werden häufig auf diese Weise ausgelegt, obwohl die<br />
auftretenden Axialkräfte vernachlässigt werden können<br />
(Abb. 8.05).<br />
– Bei hoch belasteten, großen Kegelzahnrädern kann die<br />
Axialbeanspruchung der Zahnkrone so groß sein, daß Rippen<br />
häufig nicht zu umgehen sind. Die Grundregeln für<br />
gute Rippenkonstruktionen gelten auch hier (Abb. 8.06)<br />
– Gleiches gilt für Schneckenradantriebe, die unter Blockierlast<br />
erhebliche Axialkräfte aufnehmen müssen und daher<br />
einer axialen Abstützung bedürfen.<br />
Bei Scheibenwischergetrieben hat man beispielsweise festgestellt,<br />
daß eine Verrippung notwendig sein kann, um zu<br />
verhindern, daß das Schneckenrad unter Blockierbedingungen<br />
von der Schnecke weggebogen wird (Abb. 8.07).<br />
– Zu beachten ist auch, daß sich jeder größere Durchbruch<br />
in der Radscheibe, vor allem dicht am Zahnkranz, im<br />
Abwälzdiagramm bemerkbar macht und bei schnell laufenden<br />
Getrieben zu verstärktem Abrieb und Laufgeräuschen<br />
führen kann (Abb. 8.08).<br />
Abb. 8.05 Auswirkungen radialer Rippen Abb. 8.07 Anlauf-Schneckenrad mit Verrippung<br />
f<br />
r
– Die Abbildungen 8.09 und 8.10 verdeutlichen, wie Konstruktion<br />
und Art des Anschnitts mitunter darüber entscheiden<br />
können, ob ein Zahnrad einwandfrei arbeitet oder nicht.<br />
In beiden Fällen handelt es sich um beinahe gleich gestaltete<br />
Zahnräder eines Scheibenwischergetriebes, die auf<br />
gerändelte Achsen aufgespritzt werden. Das Zahnrad in<br />
Abb. 8.09 wird zentral angespritzt und bereitet keinerlei<br />
Schwierigkeiten.<br />
– Das in Abb. 8.10 gezeigte Zahnrad wird durch drei Punktanschnitte<br />
in der Radscheibe gefüllt. Außerdem befinden<br />
sich dicht an der Radnabe drei Bohrungen für die Befestigung<br />
einer Metallscheibe. Die Folge ist eine ungenügende<br />
Füllung der Nabe und die drei Fließlinien bilden Schwachstellen,<br />
die den Spannungen, die durch das Metall-Einlegeteil<br />
und die scharfkantigen Ecken der gerändelten Welle<br />
entstehen, nicht standhalten können.<br />
hohe Schwindung<br />
geringe Schwindung<br />
Abb. 8.08 Rippen und Durchbrüche in spritzgegossenen Zahnrädern<br />
Anschnitt<br />
Abb. 8.09 Zahnrad mit Zentralanschnitt<br />
Drei<br />
Anschnitte<br />
Fließlinien<br />
Genauigkeit und Toleranzgrenzen<br />
Wie bereits erwähnt, erlauben Zahnräder aus Kunststoff<br />
aufgrund ihrer elastischen Erholung größere Toleranzen als<br />
Metallzahnräder. Diese Aussage sollte jedoch nicht zu sehr<br />
verallgemeinert werden. Ungenaue Zahnprofile, Unrundheit<br />
und schlechte Zahnflächen können bei Kunststoffzahnrädern<br />
durchaus für Geräuschbildung, übermäßigen Verschleiß und<br />
vorzeitiges Versagen verantwortlich sein. Andererseits wäre<br />
es sinnlos, Toleranzen vorzuschreiben, die nicht wirklich<br />
erforderlich sind oder bei hohen Produktionsausstößen nicht<br />
erreichbar wären.<br />
Das Hauptproblem bei der Herstellung präziser Zahnräder<br />
aus Kunststoff ist natürlich die Formschwindung. Die Formhöhlung<br />
muß nicht nur eine Schwindung des Durchmessers,<br />
sondern bei Präzisions-Zahnrädern auch den Einfluß der<br />
Schwindung auf das Zahnprofil berücksichtigen, was einen<br />
hochqualifizierten und erfahrenen Werkzeughersteller erfordert.<br />
Bei einer Formhöhlung, die Schwindungen korrekt kompensiert,<br />
müssen die Verarbeitungsbedingungen kontrolliert werden,<br />
um die Genauigkeit zu bewahren. Die Gesamtabweichung<br />
vom theoretischen Zahnprofil kann mit Spezialgeräten gemessen<br />
werden, wie sie die Uhrenindustrie verwendet. Ein übertriebenes<br />
Zahnprofil ist in Abb. 8.11-a dargestellt und zeigt<br />
die Messungen von Oberflächenmarkierungen durch ein<br />
Formnest sowie Unregelmäßigkeiten durch schlechte Verarbeitungsbedingungen.<br />
In der Praxis ist die herkömmlichste Methode zur Prüfung<br />
der Zahnradgenauigkeit ein Teilkreisabstands-Meßgerät,<br />
dargestellt in Abb. 8.11-b.<br />
Das Zahnrad aus Kunststoff greift in ein hochpräzises Lehrzahnrad<br />
aus Metall und erzeugt ein Diagramm der Abstandsabweichungen,<br />
wie Abb. 8.11-c zeigt.<br />
Anhand dieses Diagramms kann der Konstrukteur die Genauigkeit<br />
des Zahnrades und eine Klassifizierung gemäß AGMA<br />
oder DIN-Spezifikation vornehmen.<br />
AGMA Spezifikation Nr. 390.03 stuft Zahnräder in 16 Kategorien<br />
ein, wobei die Klasse 16 die höchste und die Klasse 1<br />
die geringste Präzision aufweist. Geformte Zahnräder liegen<br />
in der Regel zwischen den Klassen 6 und 10. Klasse 10<br />
erfordert ausgezeichnete Werkzeuge und Verarbeitungsbedingungen.<br />
In ähnlicher Weise stuft die DIN-Spezifikation Nr. 3967 Zahnräder<br />
in 12 Kategorien ein, wobei die Klasse 1 die höchste<br />
und die Klasse 12 die geringste Präzision aufweist. In den<br />
DIN-Kategorien liegen geformte Zahnräder in den Klassen 8<br />
bis 11.<br />
Profilfehler<br />
Abb. 8.10 Zahnrad mit Anschnitten in der Radscheibe Abb. 8.11-a Messung eines Zahnprofilfehlers<br />
63
Der in Abb. 8.11-c gezeigte Fehler kann teilweise durch eine<br />
inkorrekte Formhöhlung, Anschnittauslegung oder schlechte<br />
Verarbeitung bedingt sein.<br />
Falls mehrere Kurven eines Produktionslaufes wie in Abb.<br />
8.11-d übereinandergelegt werden, ergibt der Abstand «T»<br />
zwischen der höchsten und der niedrigsten Kurve die Verarbeitungstoleranz.<br />
Abb. 8.11-b Achsabstands-Meßgerät<br />
Abb. 8.11-c Diagramm Achsabstandsänderung<br />
Abb. 8.11-d Verarbeitungstoleranzen ermittelt durch Achsabstandsdiagramm<br />
Zahnspiel und Achsabstände<br />
Als Zahnspiel wird der in Abb. 8.11-e dargestellte tangentiale<br />
Flankenabstand zweier im Eingriff stehender Zähne bezeichnet.<br />
Abb. 8.12 zeigt den Bereich des empfohlenen Zahnspiels,<br />
das für erste Erprobungen eingestellt werden sollte.<br />
Wichtig ist, daß das korrekte Zahnspiel bei Arbeitstemperatur<br />
und unter realen Einsatzbedingungen gemessen und eingestellt<br />
wird. Viele Getriebe sind zwar richtig ausgelegt und<br />
gespritzt, versagen aber wegen eines ungeeigneten Zahnspiels<br />
unter Einsatzbedingungen.<br />
64<br />
T 1<br />
Sammelfehler<br />
Zahn-Zahn-Fehler<br />
eine Zahnumdrehung<br />
Unrundheit<br />
T<br />
Der Konstrukteur muß vor allem beachten, daß ein bei der<br />
Montage korrekt eingestelltes Zahnspiel sich unter Einsatzbedingungen<br />
im Laufe der Zeit aufgrund folgender Faktoren<br />
ändern kann:<br />
– Temperaturschwankungen<br />
– Nachschwindung.<br />
Wenn das Getriebegehäuse ebenfalls aus Kunststoff gespritzt<br />
ist, gelten auch insoweit die gleichen Überlegungen.<br />
Der Achsabstand kann sich verändern und das Zahnspiel<br />
beeinflussen; infolgedessen ist auch die Dimensionsstabilität<br />
des jeweiligen Gehäusematerials zu berücksichtigen.<br />
Ein erhöhtes Zahnspiel führt dazu, daß die Zahnräder nicht<br />
mehr am Teilkreisdurchmesser kämmen, was verstärkten<br />
Antrieb zur Folge hat. Zu geringes Zahnspiel kann die<br />
Lebensdauer verringern oder gar zum Klemmen und zur<br />
raschen Zerstörung führen.<br />
Häufig ist es einfacher, den Achsabstand erst festzulegen,<br />
nachdem die Zahnräder hergestellt und vermessen sind.<br />
Dabei ist jedoch zu beachten, daß diese Methode erhöhten<br />
Abrieb zur Folge haben kann, weil die Zahnräder möglicherweise<br />
nicht mehr exakt am theoretischen Teilkreisdurchmesser<br />
kämmen.<br />
Zahnspiel<br />
Abb. 8.11-e Messung des Zahnspiels<br />
Module, Modul, mm mm<br />
3<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,25<br />
1<br />
0,85<br />
0,05<br />
0,10 0,15<br />
Backlash, Zahnspiel, mm<br />
Abb. 8.12 Empfohlenes Zahnspiel für Zahnräder aus DELRIN ®<br />
und ZYTEL ®
Materialpaarungen<br />
Reibungskoeffizient und Abrieb von DELRIN ® Polyacetal<br />
gegen DELRIN ® sind nicht so günstig wie von DELRIN ® gegen<br />
gehärteten Stahl, siehe Tab. 7.01. Dennoch gibt es sehr viele<br />
kommerzielle Anwendungen, bei denen ganze Getriebe in<br />
DELRIN ® Polyacetal ausgeführt sind (insbesondere<br />
Hauthaltsgeräte und feinmechanische Reduziergetriebe für<br />
Uhren, Programmschalter und andere mechanische Geräte).<br />
– Wenn gepaarte Räder aus DELRIN ® Polyacetal gespritzt werden,<br />
wird die Abriebfestigkeit durch Verwendung unterschiedlicher<br />
Typen, z.B. DELRIN ® 100 gegen DELRIN ® 900F<br />
oder DELRIN ® 500CL, nicht erhöht.<br />
– In vielen Fällen läßt sich der Abrieb aber wesentlich vermindern,<br />
indem man DELRIN ® Polyacetal gegen ZYTEL ®<br />
Polyamid laufen läßt. Diese Kombination ist besonders<br />
günstig, wenn eine lange Lebensdauer gefordert wird, und<br />
bietet erhebliche Vorteile, wenn eine Anfangsschmierung<br />
nicht in Betracht kommt.<br />
Tabelle 8.04 Materialpaarungen für geradverzahnte Zahnräder aus DELRIN ®<br />
Antriebsrad Gegenrad<br />
– In allen Fällen, in denen zwei Zahnräder aus Kunststoff<br />
gegeneinander laufen, muß für eine Wärmeabfuhr gesorgt<br />
werden. Die Wärmeabfuhr ist von der Gesamtkonstruktion<br />
des Getriebes abhängig und erfordert besondere Beachtung,<br />
wenn beide Materialien gute Wärmeisolatoren sind.<br />
– Wenn Kunststoffzahnräder gegen Metall laufen, wird die<br />
Wärme weit besser abgeleitet, so daß höhere Leistungen<br />
übertragen werden können. Sehr oft wird das erste Ritzel<br />
eines Getriebes unmittelbar aus der schnell laufenden<br />
Motorwelle herausgearbeitet. Die durch die Welle übertragene<br />
Wärme der Lager und Motorwicklungen kann die<br />
Zahntemperatur jedoch über den erwarteten Wert hinaus<br />
erhöhen. Der Konstrukteur sollte sein Augenmerk daher<br />
insbesondere auf eine ausreichende Motorkühlung richten.<br />
– Zahnradpaarungen aus Kunststoff und Metall können besser<br />
und abriebärmer als Paarungen aus Kunststoff arbeiten.<br />
Dies gilt allerdings nur, wenn das Metallrad eine gehärtete<br />
Oberfläche hat.<br />
DELRIN ® 500 DELRIN ® 500 <strong>Allgemeine</strong> Anwendungen, mittlere Belastung, Geschwindigkeit und Lebensdauer, z.B. Uhr- und Zählwerke.<br />
DELRIN ® 100 DELRIN ® 100 Anwendungen mit erhöhten Anforderungen an Belastbarkeit, Ermüdungsfestigkeit und Schlagzähigkeit,<br />
z.B. Handbohrmaschinen, diverse Haushaltsgeräte, Scheibenwischergetriebe, Waschmaschinenantriebe<br />
(insbesondere für Reversierbetrieb). Zahnräder mit angespritzten Sperrklinken, Federn oder Kupplungen.<br />
DELRIN ® 500 DELRIN ® AF Kleingetriebe, bei denen es auf ruckfreien Lauf und geringen Leistungsverlust ankommt (z.B. Meßinstruweiche<br />
Metalle mente, miniaturisierte Untersetzungsgetriebe). Diese Werkstoffpaarung führt nicht notwendigerweise<br />
zu einem besseren Abriebverhalten.<br />
Gehärteter Stahl DELRIN ® 100 Hervorragend geeignet für hohe Geschwindigkeiten und Lasten, lange Lebensdauer, geringer Abrieb.<br />
(Oberflächen härte Eignet sich insbesondere für die erste Untersetzungsstufe schnell laufender Motoren, bei denen das<br />
etwa 50 RC) Ritzel aus der Motorwelle herausgearbeitet ist (z.B. Haushaltsgeräte, Bohrmaschinen und andere<br />
Elektrowerkzeuge).<br />
Weicher Stahl, DELRIN ® 500CL Als Gegenmaterial zu weichen Metallen zeigt DELRIN ® 500CL ein deutlich besseres Abriebverhalten<br />
Nichteisen-Metalle als alle anderen DELRIN ®-Typen. Außerdem beansprucht DELRIN ® 500CL die Metalloberfläche<br />
nur geringfügig. Für geringe Lasten, aber hohe Lebensdauer zu empfehlen (z.B. hochwertige Präzisionsgetriebe).<br />
Tabelle 8.05 Empfohlene Materialpaarungen für Zahnräder aus ZYTEL ® Polyamid<br />
Antriebsrad Gegenrad<br />
ZYTEL ® 101L ZYTEL ® 101L Weit verbreitet in Anwendungen für geringe bis mittlere Belastung.<br />
Gehärteter Stahl ZYTEL ® 101L Empfohlen für hohe Geschwindigkeiten und Lasten. Beste Geräusch- und Stoßabsorption. Geringster<br />
Abrieb.<br />
ZYTEL ® 101L DELRIN ® 100, Geringste Reibung und niedrigster Abrieb im Vergleich zu jedem der beiden Materialien gegen Stahl<br />
500, 900 oder gegen sich selbst. Für mittlere Belastung sehr zu empfehlen. Für das Antriebsrad kann jedes<br />
Material eingesetzt werden; dank seiner höheren Dimensionsstabilität ist DELRIN ® Polyacetal jedoch<br />
als Material für das größere Zahnrad prädestiniert.<br />
65
Schmierung<br />
Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine Anfangsschmierung nur<br />
zeitlich begrenzt wirksam ist. Bei Getrieben, die am Ende<br />
ihrer Lebensdauer demontiert wurden, zeigte sich, daß alles<br />
Fett an die Gehäuseinnenwände geschleudert wurde; die Zahnräder<br />
liefen dann völlig trocken. Die Anfangsschmierung läßt<br />
keine höheren Lasten zu; sie sollte als zusätzlicher Sicherheitsfaktor<br />
angesehen werden. Sie sollte jedoch stets vorgesehen<br />
werden, weil sie während der Einlaufphase eine große<br />
Hilfe darstellt.<br />
Bei Anwendungen, für die Schmiermittel nicht in Betracht<br />
kommen, bietet die Paarung von DELRIN ® Polyacetal mit<br />
ZYTEL ® Polyamid große Vorteile. Selbst unter Trockenlaufbedingungen<br />
arbeiten solche Getriebe ruhig und leise.<br />
Wenn eine kontinuierliche Schmierung von Zahnrädern aus<br />
DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid praktikabel und<br />
der Flankendruck auf die im Eingriff stehenden Zähne nicht<br />
allzu groß ist, kann der Abrieb vernachlässigt werden und die<br />
Lebensdauer hängt allein von der Ermüdungsfestigkeit ab.<br />
Erprobung spanend bearbeiteter Prototypen<br />
Obwohl man meinen könnte, das Leistungsverhalten eines<br />
neu entworfenen Zahnrades ließe sich am einfachsten anhand<br />
gefräster Prototypen testen, sind die Ergebnisse solcher Versuche<br />
mit größter Vorsicht zu interpretieren. Der Konstrukteur<br />
kann sich nicht darauf verlassen, daß das anschließend<br />
spritzgegossene Zahnrad das gleiche Verhalten zeigen wird.<br />
Deshalb lassen sich aus Versuchen mit spanend bearbeiteten<br />
Zahnrädern keine endgültigen Schlüsse ziehen. Die Anfertigung<br />
eines Versuchswerkzeugs ist der einzig sichere Weg,<br />
Prototypen einer Zahnradkonstruktion herzustellen. Dies<br />
gewährleistet nicht nur aussagekräftige Tests, sondern ermöglicht<br />
auch die Messung der Schwindung, des Zahnprofils, des<br />
Teilkreisdurchmessers und der Gesamtgenauigkeit.<br />
Es wird dringend empfohlen, die Zahnqualität mit einem<br />
Profilprojektor zu überprüfen, mit dessen Hilfe sich Abweichungen<br />
von der theoretischen Kurve feststellen lassen.<br />
Testen von Prototypen<br />
Die Bedeutung geeigneter Testmethoden für spritzgegossene<br />
Zahnrad-Prototypen ist bereits herausgestellt worden. Hierfür<br />
gelten die folgenden Richtlinien:<br />
Beschleunigte Tests mit höheren als den für eine bestimmte<br />
Anwendung erforderlichen Geschwindigkeiten sind wertlos.<br />
Temperaturen, die die normale Arbeitstemperatur übersteigen,<br />
können zu einem raschen Versagen führen, obwohl das<br />
Zahnrad unter normalen Betriebsbedingungen einwandfrei<br />
arbeiten würde. Die Versuchsbedingungen sollten stets so<br />
festgelegt werden, daß diese den realen Betriebsbedingungen<br />
möglichst nahekommen.<br />
66<br />
Die folgenden Beispiele erläutern die Notwendigkeit aussagekräftiger<br />
Tests unter Betriebsbedingungen.<br />
– Hochbelastete Zahnräder (z.B. in Haushaltsgeräten), die<br />
nur kurzzeitig in Betrieb sind, sollten nicht im Dauerbetrieb,<br />
sondern in Betriebszyklen getestet werden, die<br />
es dem Gerät erlauben, zwischen den Betriebsphasen auf<br />
Raumtemperatur abzukühlen.<br />
– Nur gelegentlich arbeitende, langsam laufende Zahnräder<br />
(wie z.B. für Rolladenantriebe) können im Dauerbetrieb<br />
getestet werden, aber nur mit der gleichen Geschwindigkeit<br />
und unter der Voraussetzung, daß der Temperaturanstieg<br />
an den Zahnoberflächen unerheblich bleibt.<br />
– Anwendungen wie z.B. Scheibenwischergetriebe erreichen<br />
ihre maximale Betriebstemperatur sehr schnell und arbeiten<br />
während des größten Teils ihrer Lebensdauer unter<br />
diesen Bedingungen. Sie sollten daher im Dauerbetrieb<br />
getestet werden.<br />
Wertvolle Schlüsse lassen sich häufig aus dem statischen<br />
Drehmoment ziehen, bei dem ein spritzgegossenes Zahnrad<br />
versagt. Wenn das zum Bruch führende Drehmoment das<br />
Acht- bis Zehnfache der Betriebslast beträgt, ist dies in der<br />
Regel ein Anhaltspunkt für eine lange Lebensdauer des Zahnrades.<br />
Kunststoffzahnräder arbeiten jedoch häufig dicht an<br />
der Ermüdungsgrenze und diese Faustregel sollte nicht als<br />
für alle Fälle gültig angesehen werden.<br />
In jedem Falle muß das Zahnspiel bei allen Versuchen überprüft<br />
werden. Wenn ein Zahnrad ausgefallen ist, läßt sich<br />
nachträglich kaum noch feststellen, ob dies ganz oder teilweise<br />
auf ein falsches Zahnspiel zurückzuführen ist.<br />
Konstruktion schrägverzahnter Zahnräder<br />
Schrägverzahnten Rädern ist nach Möglichkeit der Vorzug<br />
vor geradverzahnten zu geben. Von anderen Vorteilen abgesehen<br />
laufen sie ruhiger und erzeugen weniger Laufgeräusche.<br />
Allerdings erfordern sie nicht nur exakte Zahnprofile,<br />
sondern auch genaue Schrägungswinkel. Diese Forderung ist<br />
manchmal schwer zu erfüllen, vor allem, wenn das Kunststoffrad<br />
gegen ein Metallzahnrad laufen soll.<br />
Schrägverzahnte Räder erzeugen Axialkräfte, die berücksichtigt<br />
werden müssen. Es empfiehlt sich, den Schrägungswinkel<br />
nicht größer als 15° zu wählen. Verglichen mit einem<br />
geradverzahnten Rad weist das schrägverzahnte Rad bei<br />
gleichem Modul eine etwas höhere Zahnfestigkeit auf. Da<br />
kleine Schrägungswinkel die Regel darstellen, kann dieser<br />
Festigkeitsgewinn bei der Festlegung des Moduls vernachlässigt<br />
und lediglich als zusätzlicher Sicherheitsfaktor<br />
betrachtet werden.
Konstruktion von Schneckenrädern<br />
Die meisten spanend hergestellten Schneckenräder weisen<br />
eine gekehlte Form auf, die eine linienförmige Berührung<br />
mit der Schnecke bewirkt. Da sich solche Schneckenräder im<br />
Spritzgießverfahren nur schwer herstellen lassen, wird üblicherweise<br />
ein einfaches schrägverzahntes Zahnrad verwendet.<br />
Infolgedessen wird die Leistung nur punktförmig übertragen,<br />
was erhöhten Flankendruck, höhere Temperatur und<br />
erhöhten Abrieb zur Folge hat.<br />
Verschiedene Konstruktionen zielen darauf ab, den Abrieb<br />
zu verringern, die Leistungsübertragung zu erhöhen und die<br />
punktförmige Berührung in eine linienförmige zu verwandeln.<br />
Die folgenden Beispiele praktischer Anwendungen<br />
zeigen einige dieser Möglichkeiten auf:<br />
Abb. 8.13 zeigt ein aus einem Stück spritzgegossenes Schneckenrad<br />
aus DELRIN ® 100, das in einem von Hand angetriebenen<br />
Mechanismus gegen eine Schnecke aus ZYTEL ® 101L<br />
läuft. Die durch die Kehlung bedingte Hinterschneidung<br />
beträgt nur rund 4%, so daß sich das Rad problemlos aus der<br />
Form ausdrücken läßt. Dieses Verfahren, ein Schneckenrad<br />
aus einem Stück zu spritzen und auszuwerfen, wird bei zahlreichen<br />
Anwendungen eingesetzt, obwohl es Erfahrung und<br />
Geschick bei der Werkzeugherstellung voraussetzt. Zu beachten<br />
ist, daß diese siebengängige Schnecke nicht in einem<br />
Zweiplattenwerkzeug mit der Trennebene in der Achse<br />
gespritzt werden kann. Da der Steigungswinkel mit 31°<br />
größer ist als der Eingriffswinkel (20°), ergibt sich eine<br />
Hinterschneidung entlang der Trennebene. Die Schnecke<br />
muß daher aus dem Werkzeug herausgeschraubt werden.<br />
Abb. 8.14 zeigt ein Scheibenwischergetriebe, das auf andere<br />
Weise hergestellt wird. Wegen der Hinterschneidung von rund<br />
7% und der steifen Konstruktion scheidet ein Auswerfen aus.<br />
Das Werkzeug wird daher mit 9 Seitenzügen ausgestattet,<br />
die jeweils 6 Zähne ausformen. Mit diesem Verfahren lassen<br />
sich qualitativ hochwertige Schneckenräder herstellen, allerdings<br />
immer nur eines pro Werkzeug. Auch die Werkzeugkosten<br />
sind natürlich höher.<br />
Das Schneckenrad in Abb. 8.15 ist ebenfalls für ein Scheibenwischergetriebe<br />
bestimmt und stellt eine Mittellösung dar. Es<br />
besteht aus einem halbgekehlten und einem schrägverzahnten<br />
Teil. Der Eingriff erfolgt im Bogenabschnitt, während die<br />
Schrägverzahnung lediglich die Zahnfestigkeit und somit das<br />
Drehmoment im Blockierfall erhöht. Obwohl diese Lösung<br />
nicht ideal ist, bietet sie deutliche Vorteile gegenüber einem<br />
nur schrägverzahnten Stirnrad.<br />
Ein vollständig gekehltes Schneckenrad ist in Abb. 8.16<br />
in Gestalt eines zweigeteilten Schneckenrades abgebildet.<br />
Die beiden Hälften sind so konstruiert, daß sie im gleichen<br />
Werkzeug hergestellt und durch gegenüberliegende Zapfen und<br />
Bohrungen (siehe auch Abb. 8.17) zentriert und auf exakte<br />
Zahndeckung ausgerichtet werden können. So lassen sich auch<br />
mit einem Einfachwerkzeug vollständige Getriebeteile herstellen,<br />
die sich mit Schnappsitzen, durch Ultraschallschweißen<br />
oder Nieten montieren lassen. Bei entsprechendem Produktionsbedarf<br />
können später auch Mehrfachwerkzeuge eingesetzt<br />
werden.<br />
Abb. 8.13 Einteiliges Schneckenrad<br />
Abb. 8.15 Halbgekehltes Schneckenrad<br />
Abb. 8.16 Zweigeteiltes Schneckenrad<br />
9 Seitenzüge<br />
Abb. 8.14 Im Backenwerkzeug hergestelltes Schneckenrad<br />
67
Abb. 8.17 Schnappverbundenes Schneckenrad<br />
Die Breite der Schneckenräder kann so groß gewählt werden,<br />
wie es die Eingriffsverhältnisse zulassen. Diese Konstruktion<br />
kommt dem klassischen spanend hergestellten und voll gekehlten<br />
Metall-Schneckenrad am nächsten, wobei die Werkzeugkosten<br />
nicht höher als für das in Abb. 8.15 dargestellte<br />
Schneckenrad sind. Zweigeteilte Schneckenräder sind wegen<br />
der erheblichen Leistungsverbesserung insbesondere für<br />
größere Schneckendurchmesser zu empfehlen.<br />
Der Vorteil gekehlter Schneckenräder gegenüber schrägverzahnten<br />
Rädern beruht hauptsächlich darauf, daß die Last<br />
über einen größeren Bereich des Zahnes verteilt wird, was zu<br />
geringeren örtlichen Temperaturen und Biegebeanspruchungen<br />
führt. Versuche haben gezeigt, daß zweigeteilte Schneckenräder<br />
einfachen schrägverzahnten Stirnrädern um das Zweibis<br />
Vierfache überlegen sind.<br />
Ein Beispiel eines schnappverbundenen Schneckenrades wird<br />
in Abb. 8.17 gezeigt.<br />
Bei der Konstruktion dieser gekehlten Schneckenräder sollten<br />
jedoch auch einige Nachteile gegenüber schrägverzahnten<br />
Rädern berücksichtigt werden, nämlich:<br />
– Höhere Werkzeugkosten.<br />
– Schnecke und Schneckenrad müssen exakt positioniert<br />
werden. Schon geringer Versatz führt dazu, daß die Last<br />
nur von einem Teil der Zahnbreite übertragen wird, was<br />
zu erhöhtem Abrieb und frühzeitigem Versagen führt.<br />
– Das Schneckenrad ist besonders empfindlich gegenüber<br />
voneinander abweichenden Schrägungswinkeln.<br />
– Die Schnecke und das Schneckenrad müssen in einer<br />
bestimmten Reihenfolge montiert werden. Wenn die<br />
Schnecke beispielsweise bereits im Gehäuse montiert ist,<br />
kann ein gekehltes Rad nur noch in radialer Richtung eingebaut<br />
werden, während ein einfaches schrägverzahntes<br />
Rad (oder ein Zahnrad der in Abb. 8.13 gezeigten Art)<br />
auch noch von der Seite montiert werden kann.<br />
Schneckengetriebe ermöglichen hohe Untersetzungen mit nur<br />
zwei Bauteilen. Sie werden daher häufig in Verbindung mit<br />
schnell laufenden Motoren eingesetzt, wobei die Schnecke spanend<br />
oder durch Rollen in die Metallwelle eingearbeitet wird.<br />
68<br />
Varianten der gleichen Auslegung<br />
Da die Anforderungen der unterschiedlichen Anwendungen<br />
stark voneinander abweichen, sind Verhalten und Möglichkeiten<br />
von Schneckenrädern aus DELRIN ® Polyacetal und<br />
ZYTEL ® Polyamid weitgehend von der jeweiligen Anwendung<br />
abhängig.<br />
So kann beispielsweise ein Scheibenwischergetriebe wiederholt<br />
eine beträchtliche Zeit bei hohen Temperaturen arbeiten.<br />
Es kann darüberhinaus sehr starken statischen Drehmomenten<br />
ausgesetzt sein, wenn die Wischerblätter angefroren sind.<br />
Da dies bei niedrigen Temperaturen geschieht, ist der Durchmesser<br />
des Zahnrades aufgrund der thermischen Kontraktion<br />
geringer, so daß die Zähne näher an der Spitze belastet werden,<br />
was eine erhöhte Biegespannung bedeutet. Häufig gibt<br />
diese Situation für die Konstruktion eines Getriebes den<br />
Ausschlag.<br />
Das Getriebe eines elektrischen Fensterhebers arbeitet hingegen<br />
unter normalen Bedingungen jeweils nur für ein paar<br />
Sekunden lang, mit langen zwischenzeitlichen Unterbrechungen.<br />
Infolgedessen ist mit einem Temperaturanstieg nicht<br />
zu rechnen und das Zahnrad kann weit höhere Lasten aufnehmen.<br />
Da die gesamte Belastungsdauer im Vergleich zur<br />
Betriebszeit eines Scheibenwischergetriebes sehr kurz ist, ist<br />
auch der Abrieb wenig problematisch. Viele dieser elektrisch<br />
betriebenen Fensterheber sind aber erheblichen Drehmomenten<br />
ausgesetzt, wenn das Fenster geschlossen ist. Das Zahnrad<br />
muß daher fest genug sein, damit die Zähne nicht durch<br />
Kriechen beeinträchtigt werden, vor allem nicht bei Sommertemperaturen<br />
und geschlossenem Fahrzeug.<br />
Bei Haushaltsgeräten gelten wieder ganz andere Anforderungen.<br />
Die Betriebsdauer ist in der Regel auf dem Gerät angegeben<br />
und strikt auf jeweils ein paar Minuten beschränkt.<br />
Dadurch lassen sich kleinere, kurzzeitig überlastbare Motoren<br />
einsetzen, die sich aber sehr schnell aufheizen und die<br />
Wärme über die Motorwelle auf die Schnecke übertragen.<br />
Wenn das Gerät vorschriftsmäßig benutzt wird, hält die Temperatur<br />
sich in Grenzen. Wenn die Geräte jedoch länger oder<br />
in zu kurzen Abständen benutzt werden, können die Temperaturen<br />
einen Wert erreichen, bei dem mit hohem Abrieb und<br />
vorzeitigem Versagen gerechnet werden muß.
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, die zu erwartenden<br />
Betriebsbedingungen sorgfältig zu ermitteln und die Schnecke<br />
und das Schneckenrad entsprechend auszulegen und zu dimensionieren.<br />
Über die vorstehend erwähnten Beschränkungen hinaus sind<br />
auch weitere Faktoren sorgfältig zu beachten, nämlich:<br />
– Schnecken aus Metall, die unmittelbar in Motorwellen spanend<br />
eingearbeitet sind, haben üblicherweise sehr geringe<br />
Durchmesser. Sofern sie nicht an beiden Enden gelagert<br />
sind, können sie bei Überlastung und unter Blockierbedingungen<br />
durchbiegen und zu ungenauem Kämmen führen.<br />
– Unter den gleichen Bedingungen können sich unzureichend<br />
gelagerte Schneckenräder aus Kunststoff mit der gleichen<br />
Folge axial verformen.<br />
– Wenn die Schnecken in Motorwellen mit geringem Durchmesser<br />
eingearbeitet werden, ist die Zahngröße sehr<br />
begrenzt. Deshalb arbeiten viele Schneckengetriebe, insbesondere<br />
in Haushaltsgeräten, nur so lange zufriedenstellend,<br />
wie die Anfangsschmierung wirksam ist. Im Hinblick<br />
auf die relativ kurze Gesamtbetriebsdauer kann dies<br />
aber akzeptabel sein.<br />
Obwohl die Anfangsschmierung nur zeitlich begrenzt wirksam<br />
ist, wird sie für alle Schneckengetriebe dringend empfohlen,<br />
weil die Reibung das Hauptproblem darstellt. Überdies<br />
sollte nach Möglichkeiten dafür Sorge getragen werden,<br />
daß das Schmiermittel auf den Zahnflanken bleibt. Deshalb<br />
sollte ein Fett gewählt werden, das bei der Betriebstemperatur<br />
flüssig wird und auf die Zahnflanken zurückfließt. Wird<br />
das Zahnrad hohen Blockierlasten ausgesetzt, muß auch die<br />
Biegebeanspruchung und die Scherfestigkeit überprüft werden.<br />
Wie oben dargelegt, konzentriert sich Last auf einen<br />
sehr kleinen Bereich auf den Flanken des schrägverzahnten<br />
Rades, so daß sich die Last ungleichmäßig über die Zahnbreite<br />
verteilt. Infolgedessen sollte die Zahnbreite f zur<br />
Bestimmung der statischen Drehmomentbeanspruchung nicht<br />
mehr als ungefähr das Doppelte der Zahnhöhe betragen. Für<br />
Tabelle 8.06 Werkzeugpaarung für Schneckengetriebe<br />
Material der Schnecke Material des Mögliche Anwendungen<br />
Schneckenrades<br />
einen metrischen Modul von 1, f = 4 mm. Bei Raumtemperatur<br />
sollten Biegespannungen von rund 30 MPa nicht überschritten<br />
werden (für einen Sicherheitsfaktor von S = 1,5).<br />
Einige Hersteller fräsen Schneckenräder aus spritzgegossenen<br />
Rohlingen. Dies hat jedoch nur einen Sinn, wenn auch<br />
die Zähne bereits vorgeformt sind, weil andernfalls die Gefahr<br />
besteht, daß sich Lunker im Bereich des Zahnkranzes bilden.<br />
Viele Schneckenräder aus Kunststoff versagen, weil sich im<br />
hochbelasteten Fußbereich der Zähne winzige Lunker befinden,<br />
wenn der Zahnkranz ohne Aussparungen gespritzt wurde.<br />
(Das gleiche gilt auch für die Herstellung anderer Arten von<br />
Zahnrädern.)<br />
Die meisten Schneckengetriebe-Anwendungen bestehen aus<br />
einer eingängigen Schnecke mit einem schrägverzahnten<br />
Schneckenrad. Die Zähne des schrägverzahnten Schneckenrades<br />
sind schwächer als die Gänge der Schnecke, die Leistung<br />
wird daher durch das maximal übertragbare Drehmoment am<br />
Schneckenrad begrenzt. Ein großzügiger Sicherheitsfaktor<br />
(3 bis 5) sollte vorgesehen werden, um Spannungskonzentrationen<br />
zu berücksichtigen, die sich aus der theoretisch punktförmigen<br />
Berührung und der hohen Gleitgeschwindigkeit<br />
ergeben. Bei einer Schnecke aus ZYTEL ® Polyamid und einem<br />
Schneckenrad aus DELRIN ® Polyacetal ist die Wärmeabfuhr<br />
begrenzt, da beide Materialien keine guten Wärmeleiter<br />
sind. Daher wird empfohlen, eine Gleitgeschwindigkeit von<br />
0,125 m/s nicht zu überschreiten. Bei einer Stahlschnecke ist<br />
die Wärmeabfuhr wesentlich besser, so daß bei einer Anfangsschmierung<br />
Gleitgeschwindigkeiten bis zu 1,25 m/s zugelassen<br />
werden können. Mit Dauerschmierung oder bei Kurzzeitbetrieb<br />
sind Geschwindigkeiten bis zu 2,5 m/s möglich.<br />
Gleichung zur Ermittlung der Gleitgeschwindigkeit:<br />
0,001 π d ω<br />
v = (m/s)<br />
60 cos(α)<br />
d = Schneckenpitch-Durchmesser (mm)<br />
ω = Schneckengeschwindigkeit (U/m)<br />
α = Steigungswinkel (Abb. 8.18)<br />
Weicher Stahl (spanend DELRIN ® 500CL Ausgezeichnete Verschleißfestigkeit; geeignet für Kleingeräte (z.B. Haushaltsgeräte, Zählwerke, kleine,<br />
bearbeitet oder gerollt) hochpräzise mechanische Untersetzungen).<br />
Weicher und DELRIN ® 100 Geringere Verschleißfestigkeit, aber höhere Ermüdungsfestigkeit und Schlagzähigkeit, für hohe<br />
gehärteter Stahl Blockierlasten geeignet (z.B. Scheibenwischergetriebe, Fensterhebergetriebe, hoch belastete Haushaltsgeräte<br />
wie Fleischwölfe, bei denen mit hohen Schlagbelastungen zu rechnen ist). Schnecken<br />
aus gehärtetem Stahl sind weitaus abriebfester.<br />
Nichteisenmetalle DELRIN ® 500CL DELRIN ® 500CL hat sich als wesentlich abriebfester als alle anderen DELRIN ® -Polyacetaltypen<br />
(Messing, erwiesen, obwohl die Wärmeentwicklung nicht geringer ist. (Geeignet für Tachometer,<br />
Zinklegierungen) Zähler und andere feinmechanische Geräte.)<br />
ZYTEL ® 101L DELRIN ® 500 Hervorragend geeignet für handbetriebene oder kurzzeitig und langsam laufende Geräte<br />
(Polyamid 66) DELRIN ® 100 (z.B. Rolladenantrieb, Fensterheber in Kraftfahrzeugen, im Dauerbetrieb, aber langsam laufende<br />
Untersetzungsgetriebe geringer Beanspruchung wie Tachometer und Zähler). Sehr gute<br />
Trockenlaufeigenschaften.<br />
DELRIN ® 500 DELRIN ® 500 Sollte wegen geringer Abriebfestigkeit und hohem Reibungskoeffizienten vermieden werden.<br />
Dennoch weit verbreitet bei Anwendungen mit langsam laufenden Getrieben für minimale Belastung.<br />
69
Materialpaarungen<br />
Im allgemeinen haben alle Schnecken-Reduziergetriebe<br />
wegen der hohen Geschwindigkeit, die einen großen Teil<br />
der Antriebsleistung in Wärme umwandelt, einen schlechten<br />
Wirkungsgrad. Deshalb ist es wichtig, auf eine Materialpaarung<br />
mit geringem Abrieb und niedrigem Reibungskoeffizienten<br />
zu achten. Unter diesem Gesichtspunkt stellt eine<br />
Schnecke aus ZYTEL ® 101, die gegen ein Schneckenrad aus<br />
DELRIN ® Polyacetal läuft, eine gute Kombination dar. Wegen<br />
der geringen Wärmeabfuhr ist diese Lösung aber auf Anwendungen<br />
für geringe Belastungen beschränkt. Der in Abb. 8.18<br />
abgebildete Dosenöffner ist ein gutes Beispiel für eine<br />
kommerzielle Konstruktion, die diese Materialkombination<br />
verwendet.<br />
Die Motordrehzahl von 4000 U/min wird in einer ersten Stufe<br />
mit einem Ritzel und einem Innenzahnrad und sodann in<br />
einer zweiten Stufe durch ein Schneckengetriebe mit einer<br />
Schnecke aus ZYTEL ® 101 reduziert. Die Betriebsdauer ist<br />
so kurz, daß sich kein nennenswerter Temperaturstau bilden<br />
kann.<br />
Kegelradkonstruktion<br />
Die Formel für die Berechnung der Biegebeanspruchung in<br />
einem Stirnrad muß wie folgt korrigiert werden:<br />
σ = {r / (r-f)} F / (y M f)<br />
r = Pitchradius (r = 0,5 dmax, siehe Abb. 8.06)<br />
f = Zahnbreite<br />
Bei <strong>Kunststoffe</strong>n ist die Unterstützung des Kranzes äußerst<br />
wichtig und verstärkende Rippen sind fast immer erforderlich.<br />
Rundungshalbmesser<br />
Die meisten Zahnradmaterialien, auch DELRIN ® Polyacetal<br />
und ZYTEL ® Polyamid, sind kerbempfindlich. Deshalb kann<br />
die Bedeutung ausreichender Rundungshalbmesser nicht<br />
genug betont werden. Standard-Ausrundungen haben sich<br />
in den meisten Anwendungsfällen als ausreichend erwiesen.<br />
Versuche haben ergeben, daß eine voll ausgebildete Ausrundung<br />
die Lebensdauer von Zahnrädern aus DELRIN ® Polyacetal<br />
bei Dauerschmierung um etwa 20% verlängert. Voll<br />
ausgebildete Ausrundungen können sich auch als vorteilhaft<br />
erweisen, wenn Stöße oder hohe Schlagbelastungen auftreten.<br />
70<br />
α<br />
Schnecke aus ZYTEL® 101<br />
Abb. 8.18 Dosenöffner mit Schneckengetriebe<br />
d<br />
Schneckenrad<br />
aus DELRIN®<br />
A1<br />
Hier gibt es zwei alternative<br />
Lösungen. Die Wahl zwischen<br />
A1 und A2 hängt von der zu<br />
übertragenden Drehzahl ab.<br />
B2<br />
Befestigungsmethoden<br />
Der radial geschlitzte Federstift ist die beste Art, Kunststoffzahnräder<br />
auf Wellen zu befestigen. Sind die zu übertragenden<br />
Drehmomente sehr gering, kann auch Lösung A1 verwendet<br />
werden. Obwohl auch Federn und Klemmschrauben<br />
erfolgreich eingesetzt worden sind, sollten sie vermieden<br />
werden, weil sie eine unsymmetrische Geometrie der Nabe<br />
erfordern. Werden Klemmschrauben verwendet, müssen sie<br />
in eine Auskehlung in der Welle hineinragen.<br />
Preßpassungen können unter der Voraussetzung verwendet<br />
werden, daß das zu übertragende Drehmoment gering ist, da<br />
die Spannungsrelaxation des Kunststoffmaterials zum Rutschen<br />
führen kann. Ein Rändeln der Welle kann da Abhilfe<br />
schaffen. Auch Gewindestifte sollten selbst bei niedrigen<br />
Drehzahlen nicht verwendet werden. Kunststoff kann während<br />
B1<br />
A2<br />
Abb. 8.19 Alternativen für Gewindestifte
der Montage brechen oder im Einsatz kriechen, selbst wenn<br />
ein metallischer Gewindeeinsatz verwendet wird.<br />
Die Verwendung von umspritzten Einlegeteilen in Zahnrädern<br />
aus DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid hat sich<br />
bewährt. Das gebräuchlichste Einlegeteil dieser Art ist eine<br />
gerändelte Welle. Ringnuten im gerändelten Bereich können<br />
dazu dienen, eine axiale Bewegung bei Schrägzahn-,<br />
Schnecken- oder Kegelrädern zu verhindern. Gestanzte und<br />
spritzgegossene Einlegeteile aus Metall lassen sich ebenfalls<br />
mit Erfolg verwenden. Die schon erwähnten Maschinen-<br />
Steuerkettenräder verwenden ein Einlegeteil aus Aluminiumdruckguß<br />
mit unvollständig ausgebildeten Zähnen. Dieses<br />
Einlegeteil wird mit ZYTEL ® Polyamid umspritzt, um die<br />
Zähne auszuformen. Diese Kombination ist ein gutes Beispiel<br />
dafür, wie man sich die besten Eigenschaften beider Materialien<br />
zunutze machen kann, um ein dimensionsstabiles, kostengünstiges<br />
und verbessertes Steuer-Zahnrad zu erzielen. Auch<br />
Automatengewinde-Einlegeteile lassen sich verwenden. Wichtig<br />
ist aber, zum Umspritzen von Einlegeteilen aus Metall<br />
Werkstoffe mit ausreichender Dehnung auszuwählen, so daß<br />
die aus der Formschwindung resultierende Restspannung<br />
nicht zu Spannungsrissen rund um das Einlegeteil führt. In<br />
dieser Hinsicht sind sämtliche ZYTEL ® -Polyamidtypen geeignet.<br />
DELRIN ® Polyacetale weisen im allgemeinen eine geringere<br />
Dehnung als ZYTEL ® Polyamide und eine höhere Dauerstandfestigkeit<br />
auf, so daß bei <strong>Kunststoffe</strong>n wie DELRIN ® 500<br />
und 900 eine latente Rißbildung im Bereich von Einlegeteilen<br />
auftreten kann. DELRIN ® 100ST hat hingegen eine sehr hohe<br />
Dehnung und kann zur Verwendung mit Einlegeteilen empfohlen<br />
werden. Diese Teile können eingepreßt oder mit<br />
Ultraschall eingesetzt werden, um die Restspannung zu<br />
vermindern.<br />
Stanzteile werden in Form von Platten verwendet, die mit<br />
Schrauben oder Nieten oder durch Ultraschall-Stiftschweißen<br />
mit der Radscheibe des Zahnrades verbunden werden.<br />
Bei jeder Befestigungsmethode kommt es darauf an, spannungserhöhende<br />
Faktoren zu vermeiden. Ausrundungen<br />
an den Keilnuten, Einlegeteilen usw. sind äußerst wichtig.<br />
Abb. 8.20 Zahnrad mit angespritzten Sperrklinken<br />
Beispiele für kombinierte Funktionen<br />
Wie bereits erwähnt, bieten Kunststoffzahnräder erhebliche<br />
wirtschaftliche Vorteile gegenüber Metallzahnrädern, und<br />
die größten Kosteneinsparungen lassen sich dadurch erzielen,<br />
daß man eine nahezu unbegrenzte Zahl von Elementen<br />
und Funktionen in einem einzigen Teil vereinigen kann.<br />
– In diesem Beispiel (Abb. 8.20) ist ein Zahnrad aus DELRIN ®<br />
Polyacetal mit angespritzten Federn versehen, die auf ein<br />
Klinkenrad aus ZYTEL ® Polyamid einwirken, das seinerseits<br />
mit einem anderen Zahnrad verbunden ist. Es gibt<br />
eine Vielzahl verschiedener Typen von Sperrklinken aus<br />
DELRIN ® Polyacetal, die störungsfrei funktionieren, solange<br />
die Klinkenfedern nicht zu lange im ausgelenkten Zustand<br />
gehalten werden.<br />
– In vielen Fällen kommt es entscheidend darauf an, die<br />
Zähne vor Schlagbelastungen zu schützen. Dies läßt sich –<br />
wie in Abb. 8.21 dargestellt – erreichen, indem man Zahnkranz<br />
und Nabe durch richtig dimensionierte elastische<br />
Stege verbindet. Manchmal wird diese Lösung auch für<br />
Druckräder gewählt, um einen gleichbleibenden Abdruck<br />
trotz größerer Fertigungstoleranzen zu erzielen.<br />
Abb. 8.21 Radnabe mit schlagfesten Stegen<br />
Abb. 8.22 Spielfreier Antrieb<br />
71
Abb. 8.23 Spielfreier Antrieb<br />
Abb. 8.24 Zahnrad mit Drehmomentbegrenzung<br />
Abb. 8.25 Zahnrad mit Rutschkupplung<br />
72<br />
– Abb. 8.22 zeigt eine spielfreie Justiervorrichtung für eine<br />
Autouhr. Die Bewegung wird vom Ritzel über ein flexibles<br />
Zahnrad auf das Zahnsegment übertragen. Beim Zusammenbau<br />
wird das Zahnrad oval zusammengedrückt und<br />
bewirkt so eine gewisse Vorspannung auf das Ritzel und<br />
das Segment. Da das zu übertragende Drehmoment sehr<br />
gering ist, wird die exakte Funktion durch Spannungsrelaxation<br />
nicht in Frage gestellt.<br />
Darüberhinaus wird das ovale Zahnrad bei jeder Neujustierung<br />
des Mechanismus in eine andere Stellung gedreht, so<br />
daß die Vorspannung erhöht wird und der zuvor belastete<br />
Abschnitt sich erholen kann. Als weitere Besonderheit ist<br />
das Segment mit zwei Nocken versehen, die ein Überdrehen<br />
verhindern. Wenn einer dieser Nocken mit dem Zahnrad<br />
in Berührung kommt, kann das Ritzel ohne die Gefahr<br />
einer Beschädigung weitergedreht werden, weil das flexible<br />
Zahnrad über die Zähne des Ritzels gleiten kann.<br />
– Abb. 8.23 ist ein weiterer Konstruktionsvorschlag für eine<br />
spielfreie Bewegungsübertragung zwischen zwei Zahnrädern.<br />
Das Hauptzahnrad ist mit angespritzten Federn<br />
versehen, die in entsprechende Schlitze in das zweite<br />
Zahnrad eingreifen. Wenn die Zahnräder mit dem Ritzel<br />
zusammenmontiert sind, sind die beiden Zahnkränze ein<br />
wenig versetzt angeordnet, so daß die Federn gespannt<br />
sind und jedes Spiel unterdrücken. Auch hier verringert<br />
sich die Anpreßkraft durch Spannungsrelaxation. Dieses<br />
Konstruktionsprinzip eignet sich daher nur für geringe Drehmomente,<br />
wie sie in Uhren- und Meßgerätejustierungen<br />
auftreten.<br />
– Drehmomentbegrenzende Vorrichtungen sind häufig sehr<br />
nützlich für Kunststoffgetriebe, um eine Beschädigung der<br />
Zähne durch Überlastung (zum Beispiel bei Übertragung<br />
von hohen Drehmomenten wie in Fleischwölfen, Dosenöffnern<br />
und Handbohrmaschinen) zu vermeiden. Abb. 8.24<br />
zeigt eine von vielen möglichen Konstruktionen. Wichtig<br />
ist, daß die Federn nicht versehentlich im ausgelenkten<br />
Zustand bleiben.<br />
In dem dargestellten Beispiel wird dies durch drei drehbare<br />
Federn erreicht.<br />
– Für spezielle Anforderungen bietet sich auch die Möglichkeit,<br />
Zahnräder mit Ruschkupplungen zu kombinieren.<br />
Abb. 8.25 zeigt ein Zahnrad aus DELRIN ® Polyacetal, das<br />
mit einem Schnappsitz auf eine Welle aus ZYTEL ® 101 aufmontiert<br />
ist, deren unterteilte Nabe als Rutschkupplung für<br />
eine kleine Skalen-Einstellvorrichtung dient. Da das zu<br />
übertragende Drehmoment – wie in diesem Fall – sehr<br />
gering ist, kann eine Spannungsrelaxation der Federstege<br />
die perfekte Funktion für eine ausreichende Gebrauchsdauer<br />
nicht gefährden. Wenn hingegen ein konstantes Drehmoment<br />
für lange Zeit übertragen werden muß, wäre eine<br />
zusätzliche, um die Nabe gelegte Metallfeder erforderlich,<br />
um die Kraft konstant zu halten.
Wann DELRIN ® und wann ZYTEL ® ?<br />
ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ® Polyacetal sind Werkstoffe,<br />
die sich ausgezeichnet zur Herstellung von Zahnrädern eignen<br />
und weite Verbreitung in einer großen Zahl von Anwendungen<br />
gefunden haben. Es mag zunächst unklar erscheinen,<br />
welchem der beiden Materialien im Einzelfall der Vorzug zu<br />
geben ist, aber wenn man die spezifischen Anforderungen<br />
der Anwendung untersucht, wird die Wahl recht einfach.<br />
Obwohl die beiden Werkstoffe einander in mancherlei<br />
Hinsicht ähnlich sind, weisen sie deutlich unterschiedliche<br />
Eigenschaften auf, und diese Eigenschaften sind für die<br />
Auswahl entscheidend. Nachstehend einige Anhaltspunkte:<br />
ZYTEL ® Polyamid<br />
– Höchste Arbeitstemperatur<br />
– Höchste Schlag- und Stoßabsorption<br />
– Verwendung von Einlegeteilen<br />
– Höchste Abriebfestigkeit<br />
– Höhere Beständigkeit gegen schwache Säuren und Basen<br />
– Ruhigerer Lauf<br />
DELRIN ® Polyacetal<br />
– Beste Dimensionsstabilität<br />
– Angespritzte Federn<br />
– Guter Lauf gegen weiche Metalle<br />
– Geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />
– Beste Beständigkeit gegen Lösungsmittel<br />
– Gute Korrosionsbeständigkeit<br />
– Höhere Steifigkeit und Festigkeit in sehr feuchten Umgebungen<br />
Wie schon erwähnt, kommt es beim Lauf von DELRIN ®<br />
Polyacetal gegen ZYTEL ® Polyamid zu weniger Abrieb und<br />
geringerer Reibung, als wenn einer dieser beiden Werkstoffe<br />
gegen Stahl läuft (dies gilt aber unter Umständen dann nicht,<br />
wenn hohe Belastungen auftreten und die Wärmeabfuhr<br />
einen Begrenzungsfaktor darstellt).<br />
Einigen Konstrukteuren ist es gelungen, mit dieser Werkstoffpaarung<br />
neue, leistungsfähigere Getriebesysteme zu<br />
entwickeln.<br />
Werden die Eigenschaften von Delrin‚ Polyacetal benötigt,<br />
ist DELRIN ® 100 der bevorzugte Werkstoff für Zahnräder, da<br />
er eine höhere Zähigkeit und Bruchdehnung aufweist als<br />
DELRIN ® 500. DELRIN ® 100 hat die höchste Schmelzenviskosität<br />
und läßt sich in schwer zu füllenden Werkzeugen nicht<br />
immer verwenden. In solchen Fällen haben sich DELRIN ® 500<br />
und DELRIN ® 900 vielfach bewährt.<br />
Ist hingegen ZYTEL ® Polyamid das Material der Wahl, wird<br />
ZYTEL ® 101L am häufigsten verwendet. ZYTEL ® 103 HSL,<br />
eine wärmestabilisierte Version von ZYTEL ® 101L, sollte<br />
vorgeschrieben werden, wenn die Anforderungen an die<br />
Lebensdauer und die Arbeitstemperaturen hoch sind.<br />
Glasfaserverstärkte Typen der beiden Werkstoffe sollten nicht<br />
benutzt werden. Die Glasfasern wirken wie ein Schleifmittel<br />
und haben einen sehr starken Abrieb sowohl des Kunststoffzahnrades<br />
als auch des Gegenrades zur Folge. Lediglich Zahnräder<br />
für extrem kurzzeitigen Betrieb werden im Interesse<br />
höherer Steifigkeit, Festigkeit oder Dimensionsstabilität aus<br />
glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Dies setzt aber<br />
sehr umfangreiche Versuche voraus.<br />
Die Spritzgießparameter müssen äußerst sorgfältig eingestellt<br />
werden, und zwar nicht nur wie üblich im Interesse der<br />
Genauigkeit der Zahnräder, sondern auch, weil glasfaserverstärkte<br />
<strong>Kunststoffe</strong> auf Änderungen der Spritzgießbedingungen,<br />
insbesondere der Werkzeugtemperatur, mit stark unterschiedlicher<br />
Oberflächenbeschaffenheit reagieren. Es ist<br />
möglich, die Werkzeugtemperatur ohne Dimensionsänderung<br />
zu verändern, indem andere Verarbeitungsparameter zum<br />
Ausgleich entsprechend angepaßt werden. Daher sollten<br />
Spezifikationen für die Oberflächengüte aufgestellt werden,<br />
um sicherzustellen, daß die Oberfläche der Probezahnräder<br />
auch in der Produktion erzielt wird.<br />
73
9 – Verbindungstechniken – Kategorie I<br />
Schraub-, Press-, Schnappverbindungen<br />
Einführung<br />
Kunststoffteile können unter Verwendung einer Reihe von<br />
Montagetechniken zusammengefügt werden: Einige bilden<br />
eine lösbare (Kategorie I) und andere eine unlösbare Verbindung<br />
(Schweißen, Kategorie II).<br />
– Mechanische Befestigungen<br />
Die selbstschneidende Schraube schneidet oder formt beim<br />
Einsetzen ein Gewinde und macht somit spritzgegossene<br />
Innengewinde oder gesonderte Arbeitsgänge zum Schneiden<br />
eines Gewindes überflüssig.<br />
– Kunststoffgewinde<br />
Soweit erforderlich, lassen sich Außen- und Innengewinde<br />
beim Spritzgießen im Teil abformen, so daß sich ein späteres<br />
Nachschneiden des Gewindes erübrigt.<br />
– Preßpassungen<br />
Diese Technik bietet hochfeste Verbindungen zu geringen<br />
Kosten. Im allgemeinen sind die empfohlenen Untermaße<br />
zwischen Kunststoffteilen wegen des geringeren Elastizitätsmoduls<br />
größer als zwischen Metallteilen. Das größere<br />
Untermaß kann infolge des erweiterten Spielraums bei den<br />
Produktionstoleranzen zu einer Senkung der Herstellungskosten<br />
beitragen. Der Einfluß der Temperaturwechselbeanspruchung<br />
und der Spannungsrelaxation auf die Festigkeit<br />
der Verbindung muß sorgfältig überprüft werden.<br />
– Schnappverbindungen<br />
Schnappverbindungen stellen eine einfache, preiswerte und<br />
schnelle Methode der Montage von Kunststoffteilen dar.<br />
Im einfachsten Fall rastet eine Lippe auf dem einen Teil in<br />
eine gespritzte Hinterschneidung in dem anderen Teil ein.<br />
Dieses Montageverfahren eignet sich hervorragend für<br />
Thermoplaste wegen deren Biegsamkeit, hohen Dehnung<br />
und Fähigkeit, sich zu komplexen Formen spritzen zu<br />
lassen.<br />
– Rotationsschweißen (siehe Kap. 10)<br />
Durch Rotationsschweißen entstehen feste, dauerhafte und<br />
spannungsfreie Schweißverbindungen. Beim Rotationsschweißen<br />
werden die Berührungsflächen der miteinander<br />
zu verschweißenden Teile zusammengedrückt, während<br />
man sie mit hoher Geschwindigkeit gegeneinander rotieren<br />
läßt. Dadurch entsteht an den Berührungsflächen Reibungswärme.<br />
Sobald sich eine Schicht geschmolzenen<br />
Kunststoffs gebildet hat, wird die Rotation beendet und<br />
die Schweißstelle kann sich unter Druck verfestigen.<br />
– Ultraschallschweißen (siehe Kap. 10)<br />
Teile aus einander ähnlichen <strong>Kunststoffe</strong>n können durch<br />
Erzeugung von Reibungswärme beim Ultraschallschweißen<br />
miteinander verschmolzen werden. Diese schnelle Schweißtechnik<br />
– in der Regel weniger als zwei Sekunden – kann<br />
vollautomatisiert werden, um eine schnelle Produktion mit<br />
hohen Stückzahlen zu ermöglichen. Details wie die Konstruktion<br />
des Teils und der Verbindungen, Schweißvariable,<br />
Arretierung und Feuchtigkeitsgehalt müssen sehr genau<br />
beachtet werden.<br />
– Vibrationsschweißen (siehe Kap. 10)<br />
Vibrationsschweißen beruht auf dem Prinzip des Reibungsschweißens.<br />
Beim Vibrationsschweißen wird die zum<br />
Schmelzen des Kunststoffs erforderliche Wärme dadurch<br />
erzeugt, daß ein Teil gegen das andere gepreßt wird und<br />
beide Teile an der Verbindungsstelle gegeneinander vibrieren.<br />
Die durch die Reibung erzeugte Wärme schmilzt den<br />
Kunststoff an den Berührungsflächen. Die Vibration wird<br />
angehalten und das Teil automatisch ausgerichtet; der Druck<br />
wird aufrechterhalten, bis der Kunststoff sich verfestigt<br />
und die Teile miteinander verbindet. Die Festigkeit der<br />
Verbindung kommt der des Grundmaterials nahezu gleich.<br />
– Heizelementschweißen (siehe Kap. 10)<br />
Das Heizelementschweißen ist eine Technik zum Verbinden<br />
von thermoplastischen Formteilen. Asymmetrische<br />
Teile mit zerbrechlichen Innenbauteilen eignen sich für<br />
diese Technik.<br />
– Laserschweißen (siehe Kapitel 10)<br />
Zwei Kunststoffteile, von denen eines aus einem durchlässigen<br />
Material bestehen muß, werden mit Laserlicht<br />
verschweißt, das beide Materialien an der Berührungsfläche<br />
verschmilzt.<br />
– Kalt- oder Heißstauchen/Nieten (siehe Kap. 10)<br />
Diese nützliche, kostengünstige Technik schafft feste,<br />
dauerhafte mechanische Verbindungen. Das Stauchen<br />
erfolgt durch Kompressionsdruck auf das Ende eines<br />
Niets, während die Nietschaft umfaßt und festgehalten<br />
wird.<br />
– Kleben (siehe Kap. 10)<br />
Diese Technik wird benutzt, um <strong>Kunststoffe</strong> miteinander<br />
oder mit anderen Materialien zu verbinden. Sie eignet sich<br />
zur Verbindung großer oder komplexer Formen. Einzelheiten<br />
zur Methode und zur Technik sind in den einzelnen<br />
Produktabschnitten zu finden.<br />
Konstruktion von lösbaren Verbindungen<br />
Um die Umweltbelastung auf ein Minimum zu reduzieren,<br />
sollten Konstruktionen und Materialien ausgewählt werden,<br />
die den effizientesten Einsatz des Teils während seiner Lebensdauer<br />
erlauben. So kann das Teil oder einige seiner Komponenten<br />
wiederverwendet werden. Aus diesem Grund ist es<br />
äußerst wichtig, «lösbare Verbindungen zu konstruieren».<br />
In Kapitel 10 werden Informationen und Empfehlungen zu<br />
diesem Thema gegeben, die Konstrukteuren helfen sollten,<br />
optimalere Lösungen zu finden.<br />
Mechanische Befestigungen<br />
Selbstschneidende Schrauben<br />
Selbstschneidende Schrauben ermöglichen eine wirtschaftliche<br />
Montage von Kunststoffteilen. Verschiedenartige<br />
Werkstoffe lassen sich miteinander verbinden und wiederholt<br />
montieren und demontieren.<br />
75
Die Grundtypen selbstschneidender Schrauben sind gewindeformende<br />
und gewindeschneidende Ausführungen. Wie<br />
der Name besagt, verformen gewindeformende Schrauben<br />
das Material, in das sie hineingedreht werden, indem sie ein<br />
Gewinde in das Kunststoffteil einformen.<br />
Gewindeschneidende Schrauben bilden hingegen ein Gewinde,<br />
indem sie wie ein Maschinengewindebohrer physikalisch<br />
Material entfernen. Um entscheiden zu können, welche Art<br />
von selbstschneidenden Schrauben sich für eine Aufgabe am<br />
besten eignet, muß der Konstrukteur wissen, welcher Kunststoff<br />
verwendet werden soll und welchen Elastizitätsmodul<br />
er hat.<br />
Wenn der Biege-E-Modul unter 1500 MPa liegt, sind gewindeformende<br />
Schrauben geeignet, weil das Material verformt werden<br />
kann, ohne daß sich hohe Umfangsspannungen bilden.<br />
Wenn der Biege-E-Modul eines Kunststoffs zwischen 1500 und<br />
3000 MPa liegt, läßt sich nicht ohne weiteres sagen, welche Art<br />
selbstschneidender Schrauben am besten geeignet ist. Im allgemeinen<br />
sind die Spannungen, die durch eine gewindeformende<br />
Schraube hervorgerufen werden, zu hoch für diese Gruppe von<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n, so daß gewindeschneidende Schrauben verwendet<br />
werden sollten. <strong>Kunststoffe</strong> wie ZYTEL ® Polyamid und<br />
DELRIN ® Polyacetal lassen sich jedoch gut zusammen mit<br />
76<br />
A<br />
D<br />
D d<br />
D d<br />
D d<br />
H<br />
Typ AB<br />
Typ B<br />
Typ BP<br />
45° – 65°<br />
Typ U<br />
Typ T<br />
Abb. 9.01 Selbstschneidende Schraube<br />
L<br />
L<br />
S<br />
S<br />
L<br />
S<br />
S<br />
P D<br />
P<br />
P<br />
45° ±5°<br />
40° ±8°<br />
Dreikant<br />
Die von der Fa. Continental Screw Co.<br />
konstruierte (und von anderen Firmen in<br />
Lizenz hergestellte) Dreikant-Konstruktion<br />
stellt eine weitere Möglichkeit dar, große<br />
Kunststoffmengen aufzunehmen. Nach<br />
dem Eindrehen drängt der Kunststoff durch<br />
kaltes Fließen oder Relaxation in den<br />
Bereich zwischen den Flügeln zurück. Die<br />
Dreikant-Konstruktion bildet zudem beim<br />
Eindrehen einen längs der Schraube verlaufenden<br />
Luftkanal und vermeidet so den<br />
«Stößeleffekt», der bei einigen duktilen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n dazu führt, daß sich in dem<br />
Hohlraum unterhalb der Schraube beim<br />
Eindrehen Druck aufbaut und zur Zerstörung<br />
oder zu Rissen im Material führt.<br />
Spitzflanke<br />
Einige Sonderausführungen haben kleinere<br />
Flankenwinkel als die bei den meisten<br />
Standardschrauben üblichen 60°. Spitzenwinkel<br />
von 30° oder 45° ergeben spitzere<br />
Gewinde, die sich in duktile <strong>Kunststoffe</strong><br />
leichter eindrehen lassen, tiefere Gegengewinde<br />
bilden und die Spannung verringern.<br />
Kleinere Flankenwinkel erlauben<br />
in einigen Fällen kleinere Gewindeaugen.<br />
HI-LO-Doppelwendel<br />
Diese Doppelwendelkonstruktion der Fa.<br />
ELCO Industries mit zwei unterschiedlich<br />
hohen Gewindegängen vergrößert die<br />
Haltekraft, indem mehr Kunststoff zwischen<br />
den Gewindegängen eingeschlossen wird.<br />
Beispiel: EJOT-PT Schraube<br />
Abb. 9.02 Sonderausführeungen Selbstschneidende Schrauben<br />
gewindeformenden Schrauben einsetzen. Dennoch ist gewindeschneidenden<br />
Schrauben der Vorzug zu geben, es sei denn,<br />
daß eine häufige Montage und Demontage erforderlich ist.<br />
Die in Abb. 9.01 gezeigten gewindeformenden Schrauben<br />
«AB» und «B» sind schnellschraubende Typen mit grober<br />
Steigung.<br />
Die Schraube «BP» entspricht weitgehend der Schraube «B»,<br />
hat aber einen Spitzenwinkel von 45° und eine gewindefreie<br />
Ansatzspitze. Die Ansatzspitze trägt dazu bei, Aufnahmebohrungen<br />
bei der Montage zu zentrieren. Der Typ «U», mit<br />
stumpfem Ansatz, ist eine mehrgängige Gewindeschraube<br />
für Dauerbefestigung. Schrauben des Typs «U» werden nicht<br />
empfohlen, wenn damit zu rechnen ist, daß die Schraube<br />
später einmal wieder entfernt werden muß. Spezielle gewindeformende<br />
Schrauben wie die Dreikantschraube, die auf<br />
eine Verminderung des Radialdrucks ausgelegt sind, lassen<br />
sich häufig für diesen Elastizitätsmodulbereich verwenden,<br />
siehe Abb. 9.02.<br />
Schrauben mit nicht runden Querschnitten haben in der Regel<br />
leicht erhöhte Halte- und Ausreißkräfte<br />
Eine andere besondere Gewindeform, die Hi-Lo-Doppelwendelschraube,<br />
hat ein doppeltes Führungsgewinde mit hohen<br />
und niedrigen Gewindegängen. Ein spitzer Flankenwinkel von<br />
30° ermöglicht ein tieferes Eindringen in das Material und<br />
vermindert die Umfangsspannung, die von einer herkömmlichen<br />
Form mit einem Flankenwinkel von 60° hervorgerufen<br />
würde. Eine weitere konstruktive Besonderheit der Hi-Lo-<br />
Schraube besteht darin, daß sie einen kleineren Kerndurchmesser<br />
als herkömmliche Schrauben aufweist. Das erhöht die<br />
Materialmenge, die zwischen den einzelnen Gewindegängen<br />
eingeschlossen wird, und vergrößert den axialen Scherbereich.<br />
All dies trägt dazu bei, das Ausreißen zu erschweren und eine<br />
festere Verbindung zu schaffen. Diese Schraube kann entweder<br />
gewindeformend oder gewindeschneidend sein; die
gewindeschneidende Ausführung läßt sich sogar für Werkstoffe<br />
mit noch höherem Modul verwenden.Die dritte Gruppe<br />
von <strong>Kunststoffe</strong>n mit Biege-Elastizitätsmodulen im Bereich<br />
zwischen 3000 und 7000 MPa verdankt ihre Festigkeit verstärkenden<br />
Faserbeimischungen.<br />
Typisch für <strong>Kunststoffe</strong> dieser Kategorie sind das 13% glasfaserverstärkte<br />
ZYTEL ® Polyamid und die mineralverstärkten<br />
Mynlon thermoplastischen Konstruktionswerkstoffe. Diese<br />
<strong>Kunststoffe</strong> lassen sich am besten mit gewindeschneidenden<br />
Schrauben verbinden. In diesen steiferen Materialien erzielen<br />
gewindeschneidende Schrauben eine hohe Halte- und Anpreßkraft,<br />
ohne hohe Restspannungen hervorzurufen, die zum Versagen<br />
des Teils nach dem Verschrauben führen könnten.<br />
Die letzte Kunststoffgruppe mit Biege-Elastizitätsmodulen<br />
von mehr als 7000 MPa ist relativ spröde und neigt gelegentlich<br />
dazu, zwischen den Gewindegängen zu zerbröckeln, so<br />
daß ein Ausreißen schon bei geringeren als den erwarteten<br />
Zugkräften möglich ist. Zu den <strong>Kunststoffe</strong>n dieser höheren<br />
Modulkategorie gehören die mit 33% und 43% Glasfasern<br />
verstärkten ZYTEL ® Polyamide, verstärktes Polyesterterephtalat<br />
RYNITE ® PET, verstärktes Polybutylterephtalat CRASTIN ® PBT<br />
und das Hochleistungs-Polyamid ZYTEL ® HTN von DuPont.<br />
Für diese Materialien werden die feineren Gewinde der<br />
Schraube des Typs T empfohlen. Selbst bei Feingewindeschrauben<br />
führt ein Ausschrauben dazu, daß die meisten<br />
Gewindegänge im Kunststoff abscheren, was die erneute<br />
Verwendung einer Schraube gleicher Größe unmöglich macht.<br />
Wenn es bei dieser Gruppe von Werkstoffen erforderlich ist,<br />
Schrauben ausdrehen und erneut eindrehen zu können, empfiehlt<br />
es sich, Metalleinsätze zu verwenden oder den Durchmesser<br />
des Gewindeauges so großzügig zu bemessen, daß<br />
das Auge den nächstgrößeren Schraubentyp aufnehmen kann,<br />
(siehe Abb. 3.25). Die größeren Schraubendurchmesser<br />
lassen sich im Reparaturfall verwenden und ermöglichen<br />
größere Haltekräfte als die ursprüngliche Befestigung. Wenn<br />
Metalleinsätze verwendet werden, stehen fünf Arten zur Verfügung:<br />
durch Ultraschall eingebettete Einsätze, vorgewärmte<br />
Einsätze, umspritzte Einsätze, Expansionseinsätze oder massive<br />
Gewindebuchsen (Abb. 9.03). Die Einsätze werden<br />
A – Ultraschall<br />
B – Umspritzter Einsatz<br />
C – Expansionseinsatz<br />
D – Massive Gewindebuchse<br />
Abb. 9.03 Einsatzarten<br />
durch Rändel, Riefen oder Schlitze festgehalten und sind<br />
darauf ausgelegt, sowohl Axial- als auch Drehbewegungen<br />
zu verhindern.<br />
– Durch Ultraschall eingebettete Einsätze<br />
Diese Einsätze werden in den Kunststoff, der durch hochfrequente<br />
Ultraschallschwingungen plastifiziert wird, eingepreßt<br />
und durch die Erstarrung der Schmelze festgehalten.<br />
Diese Methode ist wegen der geringen Spannung nach<br />
Möglichkeit vorzuziehen.<br />
– Vorgewärmte Einsätze<br />
Der Einsatz wird auf 30-50° C über der Schmelzetemperatur<br />
erhitzt und in das leicht unterdimensionierte Loch<br />
gepreßt.<br />
– Umspritzte Einsätze<br />
Der Einsatz wird in das Werkzeug eingelegt und sollte so<br />
geformt sein, daß sich beim Abkühlen möglichst geringe<br />
Schrumpfspannungen bilden.<br />
– Expansionseinsätze<br />
Der Expansionseinsatz wird in die Bohrung eingeführt<br />
und sitzt fest, sobald er durch die eingedrehte Schraube<br />
gespreizt wird.<br />
– Massive Gewindebuchsen<br />
Bei diesen Buchsen handelt es sich im allgemeinen um<br />
zweiteilige Einsätze. Der Hauptteil wird in die vorbereitete<br />
Bohrung eingeschraubt und mit einem Ring arretiert.<br />
Empfohlene Auslegungen<br />
Wenn man Kunststoffteile für selbstschneidende Schrauben<br />
auslegt, sind eine Reihe von Faktoren zu beachten: (siehe<br />
auch Abb. 3.09 wegen Konstruktion)<br />
– Innendurchmesser des Gewindeauges<br />
Um ein möglichst hohes Verhältnis zwischen Überdrehund<br />
Eindrehmoment zu erzielen, sollte die Bohrung den<br />
gleichen Durchmesser haben wie der Flankendurchmesser<br />
der Schraube, (dh ≅ 0,8 Ds, Abb. 9.01-9.02).<br />
– Außendurchmesser des Gewindeauges<br />
In der Praxis hat sich ein Gewindeaugen-Außendurchmesser<br />
bewährt, der dem 2–2,5fachen des Schraubendurchmessers<br />
entspricht. Gewindeaugen mit zu geringer<br />
Wandstärke können reißen, während sich mit dickeren<br />
Gewindeaugen keine nennenswerte Steigerung des Überdrehmoments<br />
erzielen läßt.<br />
– Einfluß der Schraubenlänge<br />
Das Überdrehmoment nimmt mit zunehmender Einschraubtiefe<br />
rasch zu und flacht wieder ab, sobald die Einschraubtiefe<br />
etwa 2,5 mal so groß wie der Flankendurchmesser der<br />
Schraube ist.<br />
Ein praktischer Maßstab zur Ermittlung, ob sich ein Befestigungselement<br />
in der Herstellung verwirklichen läßt, ist<br />
das Verhältnis von Überdreh- zu Eindrehmoment. Für die<br />
Massenproduktion mit Maschinenwerkzeugen sollte dieses<br />
Verhältnis etwa 5 zu 1 betragen. Bei gut ausgebildeten<br />
Bedienungskräften, die mit gleichbleibenden Teilen und Handwerkzeugen<br />
arbeiten, kann ein Verhältnis von 2 zu 1 akzeptabel<br />
sein. In jedem Fall sind Schmiermittel zu meiden, weil<br />
sie dieses Verhältnis gravierend verschlechtern.<br />
77
Theoretische Gleichungen für das Überdrehmoment<br />
und die Ausreißkraft für selbstschneidende Schrauben<br />
Das Überdrehmoment kann wie folgt berechnet werden:<br />
T = F r f1 + f2 + p<br />
Tabelle 9.01 Ausreißverhalten bei verschiedenen Schraubenabmessungen und Materialien<br />
Ausreißkraft<br />
78<br />
2�r<br />
Es bedeuten:<br />
T = Drehmoment zur Entwicklung der Ausreißkraft,<br />
rp = Flankendurchmesser der Schraube, = Dp/2 p = Kehrwert der Anzahl der Gänge pro Längeneinheit,<br />
F = Ausreißkraft und<br />
f1 = Reibungskoeffizient Schraube-Kunststoff, Tabelle 7.01<br />
= Reibungskoeffizient Schraubenkopf- unteres Material<br />
f 2<br />
� �<br />
Ausreißkraft<br />
Der letztlich entscheidende Test für eine selbstschneidende<br />
Schraube ist die Ausreißkraft. Sie läßt sich durch folgende<br />
Gleichung errechnen:<br />
F = τ π DpL/S<br />
Es bedeuten:<br />
F = Ausreißkraft<br />
� = Scherspannung = σt<br />
√ 3<br />
σt = Zugspannung an der Streckgrenze,<br />
Dp = Flankendurchmesser<br />
L = Axiallänge der vollen Gewindeeinschraubtiefe<br />
S = Sicherheitsfaktor = 1.2 c1 c2 c1 = 1.0 für spezielle Schrauben<br />
c1 = 1.5 für normale Schrauben<br />
c2 = 10/εbr (� 1.0)<br />
εbr = Bruchdehnung (%)<br />
Schraube Nr. 6 7 8 10 12 14<br />
Ds mm 3,6 4 4,3 4,9 5,6 6,5<br />
ds mm 2,6 2,9 3,1 3,4 4,1 4,7<br />
Dh mm 8,9 10 10,8 12,2 14 16,2<br />
dh mm 2,9 3,3 3,5 4,1 4,7 5,5<br />
DELRIN ® 500 NC010 N 3100 3800 4500 5250 6500 9 000<br />
DELRIN ® 570 N 3050 3600 4250 4950 6000 8 300<br />
ZYTEL ® 101L NC010 N 2250 3250 3850 4300 5100 6 400<br />
ZYTEL ® 79G13L N 2200 3100 3400 3700 4400 5 900<br />
ZYTEL ® 70G30HSL N 2300 3200 3500 3900 4850 6 200<br />
MINLON ® 10B140 N 3200 3330 5370 5690 8710 10 220<br />
MINLON ® 11C140 N 2880 3200 3540 4510 5070 6 480<br />
RYNITE ® 530 N 3300 4100 4400 4900 * *<br />
RYNITE ® 545 N 4300 4470 4500 5660 6020 *<br />
RYNITE ® Ds ds Dh<br />
dh 555 N 2480 2940 2740 3780 4120 *<br />
* Nabenbruch unter der Schraube<br />
� �<br />
Die vorstehenden Angaben lassen sich vergleichen, indem<br />
man Prototyp-Tests mit Gewindeaugenplatten oder flachen<br />
Platten durchführt, die aus dem ausgewählten Kunststoff<br />
gespritz werden.<br />
Die Tabellen 9.01 und 9.02 enthalten numerische Werte für<br />
die Ausreißfestigkeit, das Überdrehmoment und die Abmessungen<br />
für Schrauben des Typs AB in verschiedenen Größen.<br />
Die Nomenklatur für selbstschneidende Schrauben ist<br />
beschrieben. Die Einschraubtiefe «L» ist das 2,5fache des<br />
Schraubendurchmessers.<br />
Anwendungsbeispiele von selbstschneidenden Schrauben<br />
sind gezeigt in Abb. 9.36–9.38.<br />
Ausreißkraft von Metalleinsätzen<br />
Für die Berechnung der Ausreißkraft von Metalleinsätzen<br />
kann die Formel für selbstschneidende Schrauben verwendet<br />
werden, allerdings mit einer wirksamen Länge von 0,3-0,5 L,<br />
siehe auch Abbildungen 9.03 a/b.<br />
Schraubverbindungen<br />
Einleitung<br />
Diese konventionelle Verbindungsmethode kann für Teile<br />
aus DELRIN ® Polyacetal und aus ZYTEL ® Polyamid oder<br />
für Teile aus anderen thermoplastischen <strong>Kunststoffe</strong>n angewandt<br />
werden.<br />
Mit Hilfe der Schraubverbindung können verschiedenartige<br />
Materialien verbunden werden, wobei das Gewinde der Teile<br />
aus Kunststoff spritzgegossen wird.
Tabelle 9.02 Überdrehverhalten bei verschiedenen Schraubenabmessungen und Materialien<br />
Überdrehmoment<br />
Schraube Nr. 6 7 8 10 12 14<br />
Ds mm<br />
ds mm<br />
3,6<br />
2,6<br />
4<br />
2,9<br />
4,3<br />
3,1<br />
4,9<br />
3,4<br />
5,6<br />
4,1<br />
6,5<br />
4,7<br />
Dh mm 8,9 10 10,8 12,2 14 16,2<br />
dh mm 2,9 3,3 3,5 4,1 4,7 5,5<br />
DELRIN ® 500 NC010 N.m 2,5 3,5 4,6 5,8 7,5 11,2<br />
DELRIN ® 570 N.m 2,5 3,5 4,7 6,2 8,2 12,0<br />
ZYTEL ® 101L NC010 N.m 1,6 2,5 3,6 5,0 7,0 10,0<br />
ZYTEL ® 70G13L N.m 2,0 3,0 4,0 5,3 6,9 8,5<br />
ZYTEL ® 70G30HSL N.m 2,5 3,5 4,8 6,3 8,0 10,0<br />
MINLON ® 10B140 N.m 2,4 3,5 4,8 6,4 10,2 13,8<br />
MINLON ® 11C140 N.m 2,5 3,0 4,3 6,0 7,3 11,3<br />
RYNITE ® 530 N.m 3,3 4,3 4,6 7,2 - -<br />
RYNITE ® Ds ds<br />
Dh dh<br />
545 N.m 4,7 5,1 5,3 8,6 10,4 11,8<br />
RYNITE ® 555 N.m 4,3 4,7 4,2 6,0 a)<br />
a) Bei diesen Grössen wurde «d h» um 10% vergrössert, um Nabenbruch an der Schweissnaht zu vermeiden<br />
C<br />
A<br />
B<br />
Abb. 9.04 Kunststoffschrauben<br />
a a<br />
p<br />
Sägegewinde<br />
a = Gewindesteigung, p<br />
�<br />
ri ro r<br />
R r I ro r<br />
Rundgewinde<br />
6,6 a)<br />
9,8 a)<br />
Grundsätzliches<br />
Bei der Konstruktion einer Schraubverbindung müssen<br />
scharfe Kanten vermieden werden. Der Gewindeanfang und<br />
Gewindeauslauf sollten ausgerundet sein, um den Kerbeinfluss<br />
zu verhindern. Siehe Abb. 9.04A.<br />
Falls beide Teile aus Kunststoff bestehen, sollte die Form des<br />
Gewindes in einen der zwei in Abb. 9.04B-9.04C gezeigten<br />
Typen geändert werden.<br />
Bestehen beide Teile aus Kunststoff, so sollte die Gewindeform<br />
einer der beiden untenstehenden Abbildungen 9.04B-<br />
9.04C entsprechen.<br />
Konstruktionswerkstoffe, wie z.B. DELRIN ® Polyacetal, können<br />
normalerweise eine höhere Druck- als Zugspannung aufnehmen,<br />
darum sollte für das Teil aus Kunststoff ein Außengewinde<br />
vorgesehen werden, wenn es mit einem Metallteil<br />
verschraubt wird, Abb. 9.05.<br />
Abb. 9.05 Bevorzugte Kunststoff-Metall-Verbindung<br />
für Schraubverbindungen<br />
Metallrohr<br />
79
Anwendungsbeispiele für Schraubverbindungen<br />
Beispiele für Schraubverbindungen, siehe Abb. 9.06-9.08.<br />
Abb. 9.06 Schraubverschluß<br />
Abb. 9.07 Schlauchkupplung<br />
Abb. 9.08 Kupplung<br />
80<br />
Auslegung von Kunststoffschrauben<br />
Theoretische Gleichungen zur Berechnung der Festigkeit<br />
von Schraubverbindungen aus Kunststoff.<br />
Drehkraft auf Schraubenkopf:<br />
M h = F r<br />
f1 R f2 p<br />
+ +<br />
r cos(�) 2�r<br />
= F r f a<br />
wobei:<br />
F = Axialkraft in Schraube [N]<br />
R = Radius der Schraubenkopf-Kontaktfläche<br />
r = Teilkreisradius des Gewindeganges, Abb. 9.04B<br />
f1 = Reibung zwischen Schraubenkopf und Teil<br />
f2 = Reibung zwischen Gewindegängen<br />
p = Gewindesteigung, Abb. 9.04B<br />
� = Abb. 9.04B<br />
Drehkraft im Gewinde:<br />
f2 p<br />
� + �<br />
MT = F r<br />
cos(�) 2�r<br />
= F r fb Spannungen in Schraubenschaft:<br />
axial: �ax = F / A<br />
Scherspannung: � = r MT / Ip<br />
Äquivalenzspannung: � = �� 2 ax + 3 � 2 ≤ �y<br />
wobei:<br />
A = � (ro 2 – ri 2 )<br />
Ip = � 4 4 (ro – ri )<br />
2<br />
ro = Außenradius von Schraubenkern, Abb. 9.04A<br />
ri = Innenradius von Hohlschraube, (voll: ri = 0)<br />
�y = Streckspannung bei 1% Dehnung<br />
Maximale Drehkraft auf Schraubenkopf:<br />
Mh, max = �y /� 1<br />
rfb<br />
� + 3 �<br />
r faA Ipfa<br />
Scherspannungen im Gewinde<br />
Wegen unterschiedlicher Festigkeiten von Bolzen und Mutter<br />
sind die Gewindekräfte über die Länge des Bolzens nicht<br />
gleich. Berechnungen mit der Finite Elementmethode zeigen,<br />
daß das erste Gewinde bis zu 50% der gesamten Axiallast<br />
aufnehmen kann.<br />
Um Reißen der Gewinde auszuschliessen, soll die Axialkraft<br />
deswegen beschränkt sein bis auf<br />
F ax ≤ 2 � r p �y<br />
�3<br />
� �<br />
� �<br />
2 2
Pressverbindungen<br />
Preßverbindungen stellen eine einfache, schnelle und kostengünstige<br />
Methode zur Montage von Teilen dar. Preßverbindungen<br />
lassen sich mit gleich- oder verschiedenartigen<br />
Materialien verwirklichen und können Schrauben, Metalleinsätze,<br />
Verklebungen und dergleichen überflüssig machen.<br />
Bei der Verwendung verschiedenartiger Materialien können<br />
unterschiedliche lineare Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
bei Temperaturänderungen das Untermaß verringern, indem<br />
sich die beiden Materialien durch Schwindung des einen<br />
oder Expansion des anderen Materials voneinander entfernen,<br />
oder thermische Spannungen zur Folge haben.<br />
Da <strong>Kunststoffe</strong> unter Dauerbelastung kriechen oder sich<br />
entspannen, ist zumindest mit einer gewissen Lockerung<br />
der Preßverbindung zu rechnen. Tests mit den zu erwartenden<br />
Temperaturzyklen sind daher unbedingt erforderlich.<br />
Zulässige Untermaße<br />
Die allgemeine Gleichung für dickwandige Zylinder wird<br />
verwendet, um das zulässige Untermaß zwischen einer Welle<br />
und einer Nabe zu bestimmen.<br />
I = �dDs [ W+νh l–νs<br />
+ (15)<br />
W E ] h Es<br />
und<br />
W =<br />
2 (Dh + Ds 2 )<br />
(Dh 2 – Ds 2 )<br />
Es bedeuten<br />
I = Untermaß (Durchmesserdifferenz), mm<br />
�d = Gegebene Streckspannung, MPa<br />
Dh = Außendurchmesser der Nabe, mm<br />
Ds = Durchmesser der Welle, mm<br />
Eh = Elastizitätsmodul der Nabe, MPa<br />
Es = Elastizitätsmodul der Welle, MPa<br />
νh = Poissonsche Zahl des Nabenmaterials<br />
νs = Poissonsche Zahl des Wellenmaterials<br />
W = Geometriefaktor<br />
Fall 1. Welle und Nabe aus dem gleichen Kunststoff.<br />
Eh = Es; νh = νs. Gleichung 15 läßt sich daher wie folgt<br />
vereinfachen:<br />
I = �dDs W + 1<br />
×<br />
W Eh<br />
(16)<br />
2·d<br />
Abb. 9.09 Höchstzulässiges Untermaß<br />
Höchstzulässiges Untermaß cm/cm<br />
des Wellendurchmessers<br />
10<br />
Abb. 9.10 Theoretisch zulässige Untermaße für Preßverbindungen<br />
Auf der Grundlage der Streckspannung und des Elastizitätsmoduls bei Raumtemperatur<br />
und durchschnittlichen Feuchtigkeitsbedingungen<br />
Fall 2. Welle aus Metall, Nabe aus Kunststoff. Wenn die<br />
Welle aus einem Metall mit hohem E-Modul oder einem<br />
anderen Material mit hohem E-Modul besteht (E größer<br />
als 50 × 10 3 MPa), kann der letzte Ausdruck in Gleichung<br />
15 vernachlässigt werden und die Gleichung vereinfacht<br />
sich wie folgt:<br />
I = � dD s × W + ν h<br />
W E h<br />
8<br />
6<br />
4<br />
d1<br />
d1<br />
d<br />
D<br />
% des Einsatzdurchmessers<br />
3<br />
1,5<br />
Die theoretischen Untermaßgrenzen für DELRIN ® Polyacetal<br />
und ZYTEL ® Polyamid sind in Abbildungen 9.09 und 9.10<br />
dargestellt.<br />
6<br />
5<br />
4<br />
Nabe aus DELRIN® 500<br />
Höchstzulässiges Untermaß<br />
2<br />
Welle aus DELRIN®<br />
Welle aus Stahl<br />
3<br />
Verhältnis D/d<br />
Nabe aus ZYTEL® 101<br />
Welle aus ZYTEL®<br />
Welle aus Stahl<br />
2<br />
1 2 3 4 5<br />
Verhältnis D/d<br />
4<br />
81
Preßverbindungen lassen sich einfacher herstellen, wenn<br />
man das Innenteil kühlt oder das Außenteil erwärmt, um<br />
das Untermaß unmittelbar vor der Montage zu verringern.<br />
Die temperaturbedingte Veränderung des Durchmessers läßt<br />
sich anhand des linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
der Materialien ermitteln.<br />
Somit gilt:<br />
D–Do = � (T–To) Do<br />
Es bedeuten:<br />
D = Durchmesser bei Temperatur T, mm<br />
Do = Durchmesser bei Anfangstemperatur To, mm<br />
� = Linearer Wärmeausdehnungskoeffizient (1/°K).<br />
Einfluß der Zeit auf die Festigkeit der Verbindung<br />
Wie bereits erwähnt, wird eine Preßverbindung mit der Zeit<br />
kriechen und/oder sich entspannen. Dies reduziert den Preßdruck<br />
und die Klemmkraft des Bauteils. Um dem entgegenzuwirken,<br />
sollte der Konstrukteur das Teil mit Rändeln oder<br />
Riefen versehen. Der Kunststoff wird dann dazu neigen, in<br />
die Riefen zu fließen und die Haltekraft der Verbindung zu<br />
erhalten.<br />
Die Ergebnisse von Versuchen mit einer Stahlwelle, die in<br />
eine Buchse aus DELRIN ® Polyacetal gepreßt wurde, sind in<br />
Abb. 9.11-9.13 dargestellt. Die Versuche wurden bei Raumtemperatur<br />
durchgeführt. Höhere Temperaturen würden<br />
die Spannungsrelaxation beschleunigen. Die Ausreißkraft<br />
ist auch von der Rauhigkeit der Wellenoberfläche abhängig.<br />
Abb. 9.11 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />
2% Untermaß<br />
Herstellung von Preßverbindungen<br />
Die erforderliche Kraft, um zwei Teile zusammenzupressen,<br />
läßt sich mit folgender Gleichung annähernd berechnen:<br />
F = � • f • P • Ds • L<br />
82<br />
Pull-out Ausreißkraft, Force, N N<br />
3000<br />
2000<br />
d = 10<br />
4<br />
3<br />
1000<br />
2<br />
1,5<br />
20<br />
0 1 10 100 103 104 105 0<br />
Time, Zeit, hh<br />
D<br />
2% Untermaß<br />
Verhältnis D/d = 1,5<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Abb. 9.12 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />
3% Untermaß<br />
Abb. 9.13 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />
4% und 5% Untermaß<br />
und<br />
Pull-out Ausreißkraft, Force, N N<br />
Pull-out Aureißkraft, Force, N N<br />
P = � d<br />
W<br />
3000<br />
2000<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1000 1,5<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
0 1<br />
0<br />
0 1 10<br />
wobei:<br />
F = Montagekraft<br />
f = Reibungskoeffizient<br />
P = Verbindungskraft<br />
Ds = Wellendurchmesser<br />
L = Länge der Preßfläche<br />
10 100 10 3 10 4 10 5<br />
1,5<br />
Time, Zeit, hh<br />
�d = Konstruktionsspannung<br />
W = Geometriefaktor (Gleichung 16)<br />
4<br />
3<br />
2<br />
100 10 3 10 4 10 5<br />
Time, Zeit, hh<br />
3% Untermaß<br />
Verhältnis D/d = 1,5<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Untermaß:<br />
4%<br />
5%<br />
Verhältnis D/d =1,5<br />
2<br />
3<br />
4
Der Reibungskoeffizient hängt von vielen Faktoren ab und<br />
variiert von Anwendung zu Anwendung. Koeffizienten aus<br />
Tabelle 7.01 können als Annäherungswerte für grobe Festigkeitsberechnungen<br />
verwendet werden. Ist eine höhere Genauigkeit<br />
gefordert, werden Tests mit Prototypen empfohlen.<br />
Torsionsfestigkeit<br />
Die Torsionsfestigkeit einer übermaßbedingten Verbindung<br />
erhält man mit der Gleichung:<br />
T = F Ds (N.mm)<br />
2<br />
Beispiele<br />
Beispiele von Preßverbindungen werden in den Abbildungen<br />
9.14–9.15 gegeben.<br />
In diesem Griff einer Bohrmaschinenkurbel werden drei Stifte<br />
mit einem Übermaß von 4% in die dazugehörigen Bohrungen<br />
gepreßt.<br />
Kugellager werden in die Keilriemenscheibe eingepreßt.<br />
Abb. 9.14 Griff für Bohrmaschinenkurbel<br />
5∅<br />
Abb. 9.15 Kugellager<br />
A<br />
A<br />
2<br />
3<br />
Preßverbindung 1% 4<br />
Schnappverbindungen<br />
Die drei gebräuchlichsten Arten von Schnappverbindungen<br />
sind:<br />
1. solche mit einer vollzylindrischen Hinterschneidung und<br />
entsprechender Gegenlippe (Abb. 9.16, Tab. 9.03),<br />
2. solche mit flexiblem freitragendem Schnapphaken<br />
(Abb. 9.17) und<br />
3. solche mit runder Hinterschneidung (Abb. 9.18).<br />
Ringschnappverbindungen können als spezielle zylindrische<br />
Schnappverbindungen betrachtet werden. Zylindrische<br />
Schnappverbindungen sind im allgemeinen fester, erfordern<br />
aber höhere Montagekräfte als Schnapphaken.<br />
d<br />
e<br />
Haltewinkel<br />
Fügewinkel<br />
Abb. 9.16 Zylindrische Schnappverbindung<br />
Haltewinkel<br />
Fügewinkel<br />
d D<br />
Tabelle 9.03 Abmessungen von zylindrischen Schnappverbindungen<br />
d D (max., mm) e (mm)<br />
mm DELRIN ® ZYTEL ® 101 DELRIN ® ZYTEL ® 101<br />
2 5 0,05<br />
3 8 0,07<br />
4 10 12 0,10–0,15 0,12<br />
5 11 13 0,12–0,18 0,16<br />
10 17 20 0,25–0,35 0,30<br />
15 22 26 0,35–0,50 0,45<br />
20 28 32 0,50–0,70 0,60<br />
25 33 38 0,65–0,90 0,75<br />
30 39 44 0,80–1,05 0,90<br />
35 46 50 0,90–1,20 1,05<br />
l<br />
2<br />
h � · l<br />
� 0,02<br />
t<br />
h<br />
30 - 45° 3/4 t<br />
Abb. 9.17 Freitragender Schnapphaken<br />
t<br />
83
Abb. 9.18 Kugelschnappverbindung<br />
Bei zylindrischen Schnappverbindungen wird häufig das mit<br />
einer Hinterschneidung versehene Teil zwangsentformt,<br />
indem es von einem Kern abgedrückt wird. Das setzt<br />
eine Deformation während des Ausdrückens und folglich<br />
Werkstoffe mit guten Rückformeigenschaften voraus.<br />
Beim Spritzen komplizierter Teile können Schnapphaken<br />
den Spritzgießvorgang vereinfachen.<br />
Auslegung von Schnappverbindungen mit Hinterschneidung<br />
Um einwandfreie Ergebnisse zu erzielen, muß die<br />
Konstruktion von Schnappverbindungen mit Hinterschneidung<br />
bestimmte Anforderungen erfüllen:<br />
– Einheitliche Wanddicke<br />
Es ist wichtig, die Wanddicke in allen Bereichen konstant<br />
zu halten. Alle spannungserhöhenden Faktoren sind nach<br />
Möglichkeit zu vermeiden.<br />
– Ungehinderte Bewegung und Verformung<br />
Die Schnappverbindung ist an einer Stelle vorzusehen, an<br />
der sich der Schnappsitz ungehindert dehnen kann.<br />
– Form<br />
Die ideale Geometrie für diese Art von Schnappsitzen ist<br />
der Kreisring. Je mehr die Form von einem Kreis abweicht,<br />
desto schwieriger werden das Entformen des Teils und seine<br />
Montage. Rechteckige Schnappsitze funktionieren nicht<br />
zufriedenstellend.<br />
– Angüsse – Fließnähte<br />
Das Entformen einer Hinterschneidung aus dem Werkzeug<br />
wird durch den Umstand erleichtert, daß der Kunststoff<br />
noch eine sehr hohe Temperatur aufweist, so daß sein Elastizitätsmodul<br />
geringer und die Dehnung größer ist. Bei<br />
der späteren Montage der Teile sind diese Voraussetzungen<br />
jedoch nicht mehr gegeben. Häufig reißt ein hinterschnittenes<br />
Teil bei der Montage, weil Fließnähte, Angußturbulenzen<br />
oder Lunker Schwachstellen bilden. Wenn<br />
Probleme mit Fließnähten auftreten und sich durch eine<br />
Änderung der Gesamtkonzeption oder Verlagerung des<br />
Anschnitts nicht vermeiden lassen, kann der belastete<br />
Querschnitt im Bereich der Fließnaht durch Rippen verstärkt<br />
werden.<br />
Erforderliche Montagekräfte<br />
Bei der Montage sind Teile mit zylindrischen Schnappverbindungen<br />
wegen des konstruktionsbedingten Untermaßes Spannungsbelastungen<br />
unterworfen. Das Ausmaß dieser Beanspruchung<br />
läßt sich nach dem gleichen Verfahren berechnen, das<br />
im vorhergehenden Kapitel für Preßverbindungen erläutert<br />
worden ist. Bei Schnappverbindungen sind wegen der nur<br />
vorübergehenden Belastung höhere Spannungswerte und niedrigere<br />
konstruktive Sicherheitsfaktoren zulässig.<br />
84<br />
d<br />
F<br />
e<br />
c<br />
D<br />
Die Kraft, die erforderlich ist, um Teile mit Schnappverbindungen<br />
zu montieren und zu demontieren, hängt von der Geometrie<br />
der Teile und dem Reibungskoeffizienten ab. Diese Kraft<br />
läßt sich willkürlich in zwei Elemente aufteilen: die Kraft,<br />
die anfänglich erforderlich ist, um die Nabe aufzuweiten, und<br />
die zur Überwindung der Reibung erforderliche Kraft.<br />
Während die kegelförmigen Kanten aneinander vorbeigleiten,<br />
tritt die höchste Spreizkraft an dem Punkt der maximalen<br />
Nabenausweitung auf und läßt sich annähernd wie folgt<br />
berechnen:<br />
Fe = [tan (�) + f ] �d � DsLh<br />
W<br />
Es bedeuten<br />
Fe = Spreizkraft, N<br />
f = Reibungskoeffizient (Tab. 7.01)<br />
� = Winkel der abgeschrägten Oberflächen<br />
�d = Durch Untermaß erzeugte Spannung, MPa<br />
Ds = Wellendurchmesser, mm<br />
W = Geometriefaktor (Preßverbindung Gleichung 16)<br />
Lh = Länge der gespreizten Nabe, mm<br />
Reibungskoeffizienten sind in Tabelle 7.01 angegeben.<br />
Die Formeln für das maximale Untermaß I und den Geometriefaktor<br />
W sind bei Pressverbindungen wiedergegeben.<br />
Für Blindnaben läßt sich die Länge der gespreizten Nabe Lh<br />
annähernd mit dem Doppelten des Wellendurchmessers<br />
angeben. Die Poissonsche Zahl ist der Produktbeschreibung<br />
zu entnehmen.<br />
Die zur Überwindung der Reibung erforderliche Kraft läßt<br />
sich näherungsweise wie folgt berechnen:<br />
Ff =<br />
Es bedeuten:<br />
�f �dDsLs<br />
W<br />
Ls = Länge der Untermaß-Gleitfläche<br />
Im allgemeinen ist die Reibung bei den meisten Bauteilen<br />
geringer als die zum Ausweiten der Nabe erforderliche<br />
Kraft. Der Wert von [γ + atan (f)] sollte unter 90° liegen,<br />
um die Teile verbinden zu können.<br />
Beispiele<br />
Empfohlene Abmessungen und Untermaße für die Schnappverbindung<br />
einer Stahlwelle mit einer Blindnabe aus ZYTEL ®<br />
Polyamid sind in Tabelle 9.03 angegeben. Die Terminologie<br />
ist in Abb. 9.16 erläutert. Ein Haltewinkel von 45° ist für die<br />
meisten Anwendungen ausreichend. Eine dauerhafte Verbindung<br />
läßt sich mit einem Haltewinkel von 90° erzielen; in<br />
diesem Falle muß die Nabe eine Durchgangsbohrung aufweisen.<br />
In der Praxis hat es sich bewährt, einen Spitzenwinkel<br />
von 30° am Wellenende vorzusehen, um die Einführung<br />
in die Nabe zu erleichtern.<br />
Die Zahnriemenscheibe in Abb. 9.19 ist keiner nennenswerten<br />
Axialbelastung ausgesetzt. Ein geschlitzter Schnappsitz<br />
reicht daher ohne weiteres aus. Er ermöglicht eine tiefere<br />
Riefe und damit eine höher belastbare Lagerschulter, was<br />
sich vorteilhaft auf den Verschleiß auswirkt.
Abb. 9.19 Zahnriemenscheibe<br />
Abb. 9.20 Bremsgriff<br />
Ein anderes Beispiel einer Schnappverbindung ist mit dem<br />
Bremsgriff in Abb. 9.20 aufgezeigt.<br />
Schnapphaken<br />
Bei der zweiten Art von Schnappbefestigungen handelt es<br />
sich um freitragende Schnapphaken, bei denen die Haltekraft<br />
vor allem eine Funktion der Biegesteifigkeit ist. Es handelt<br />
sich um spezielle Federkonstruktionen, die bei der Montage<br />
hohen Biegebeanspruchungen ausgesetzt werden. Im montierten<br />
Zustand sind diese Haken entweder vollständig entlastet,<br />
wenn sich die miteinander verbundenen Teile gegeneinander<br />
bewegen müssen, oder teilweise vorgespannt, wenn<br />
eine dichte Verbindung erforderlich ist. Ein typisches Merkmal<br />
dieser Schnappverbindungen ist eine Hinterschneidung<br />
von 90°, die stets durch Seitenzüge oder entsprechende Aussparungen<br />
im Spritzteil ausgeformt werden. Das geteilte<br />
Schneckenrad in Abb. 9.21 ist ein Beispiel für zwei identische<br />
(in der gleichen Formhöhlung spritzgegossene) Teile,<br />
die mit Hilfe von Schnapphaken verbunden und im Interesse<br />
höherer Steifigkeit zusammengepreßt werden. Zur Positionierung<br />
greifen zwei zylindrische Nocken in entsprechende<br />
Bohrungen des gegenüberliegenden Teils ein.<br />
Das gleiche Prinzip eignet sich insbesondere für nicht runde<br />
Gehäuse und Behälter aller Art. Ein Beispiel hierfür ist das<br />
Mikroschaltergehäuse in Abb. 9.22, bei dem eine Hinterschneidung<br />
in dem rechteckigen Gehäuse keine zufriedenstellende<br />
Lösung wäre.<br />
Abb. 9.21 Zweigeteiltes, durch Schnappsitz verbundenes<br />
Schneckenrad<br />
Abb. 9.22 Gehäuse eines Mikroschalters<br />
Ein ähnliches Prinzip wurde bei dem Lagerring mit eingeschnapptem<br />
Kugellager in Abb. 9.23 verwirklicht. Der Kern<br />
setzt sich aus sechs Segmenten zusammen. Auf jeder Seite<br />
sind drei Hinterschneidungen von 90° vorgesehen, die sich<br />
problemlos entformen lassen und starke Lagerschultern zur<br />
Übertragung hoher Axialkräfte darstellen.<br />
Abb. 9.23 Lagerring mit eingeschnapptem Kugellager<br />
85
Die Auslegung von freitragenden Schnapphaken<br />
Schnapphaken sollten so ausgelegt werden, daß die zulässigen<br />
Spannungen bei der Montage nicht überschritten werden.<br />
Gegen dieses Gebot wird bei der Schnappbefestigung von<br />
Teilen aus DELRIN ® Polyacetal in Blech häufig verstoßen.<br />
Zu kurze Schnapphaken können brechen (Abb. 9.24).<br />
Diese Gefahr wird bei der Schalterkonstruktion in Abb. 9.25<br />
vermieden; hier sind die Schnapphaken wesentlich länger<br />
und die Spannungen infolgedessen geringer.<br />
Abb. 9.24 Zu kurze Schnapphaken<br />
Abb. 9.25 Richtig dimensionierte Schnapphaken<br />
Schnapphaken sollten so ausgelegt werden, daß die Spannung<br />
über die gesamte Länge gleich ist. Dies läßt sich durch<br />
eine leichte Konizität oder eine zusätzliche Rippe erreichen<br />
(Abb. 9.17). Insbesondere ist darauf zu achten, daß scharfe<br />
Kanten und andere spannungserhöhende Faktoren vermieden<br />
werden.<br />
86<br />
Um die Spannungen in einem Schnapphaken zu überprüfen,<br />
sind die Gleichungen für Freiträger zu verwenden:<br />
Durchbiegung: h =<br />
Biegungskraft: F =<br />
Fl 3<br />
3 EI<br />
3 EI h<br />
l 3<br />
[mm]<br />
[N]<br />
Montagekraft: Fa = F (f + tan �) [N]<br />
(pro Schnapphaken)<br />
Biegespannung: σ = C Fl y [MPa] (elastich)<br />
I<br />
Dehnung: ε = 100 � wobei:<br />
[%]<br />
E<br />
F = Entformungskraft für Schnappverbindung<br />
mit Hinterschneidung h [N]<br />
l = effektive Länge der Schnapphaken[mm]<br />
E = Elastizitätsmodul [MPa]<br />
I = Trägheitsmoment des mittleren Querschnitts1) ,<br />
Tabelle 4.01 [mm4 ]<br />
f = Reibungskoeffizient<br />
γ = obere Winkel, [� + atan (f)]
Beispiele<br />
Für bestimmte Anwendungen kann der Bereich des Schnappsitzes<br />
mit Schlitzen versehen werden, wie dies in Abb. 9.26<br />
gezeigt wird. Dieses Prinzip ermöglicht weit stärkere Hinterschneidungen,<br />
allerdings in der Regel auf Kosten der Haltekraft.<br />
Für Teile, die häufig montiert und demontiert werden<br />
müssen, ist diese Lösung recht vorteilhaft. Sie wird beispielsweise<br />
mit Erfolg für die Schnappbefestigung eines Thermostatgehäuses<br />
auf einem Heizkörperventil verwendet<br />
(Abb. 9.27). Hier sichert ein Metallring den festen Sitz.<br />
Druckbelastete pneumatische und hydraulische Membranventile<br />
und ähnliche Druckbehälter erfordern manchmal<br />
höhere Haltekräfte für Schnappverbindungen. Dies läßt sich<br />
mit Hilfe einer überlappend einrastenden Hinterschneidung<br />
erreichen, wie sie in Abb. 9.28 gezeigt wird. Eine gewisse<br />
Zahl von Segmenten (üblicherweise 6 oder 8) wird mit 90°-<br />
Hinterschneidungen versehen, die sich dank entsprechender<br />
Schlitze ausdrücken lassen. In den Bereichen zwischen den<br />
Segmenten finden sich keine Hinterschneidungen. Mit dieser<br />
Konstruktion lassen sich sehr kräftige Schnappverbindungen<br />
verwirklichen, die nur in der erforderlichen Dehnung und<br />
der zur Montage notwendigen Kraft eine Begrenzung finden.<br />
Es kann auch ratsam sein, das äußere Teil vorzuheizen, um<br />
die Montage zu vereinfachen.<br />
Abb. 9.26 Schnappverbindung mit Schlitzen<br />
Abb. 9.27 Thermostatgehäuse mit Schnappverbindung<br />
Abb. 9.28 Membranventil mit Schnappverbindung<br />
Nabenverbindungen<br />
Beim Übertragen eines Drehmomentes von Welle zu Welle<br />
durch Zahnräder empfiehlt sich diese Verbindungsmethode.<br />
Sie wird auch angewandt, um eine mechanische Bewegung<br />
durch eine Nocke, ein Pumpenrad oder ein Lüfterrad zu übertragen.<br />
Die Verbindung wird durch eine Passfeder, durch<br />
Schrauben oder eine spezielle Formgebung der Welle hergestellt.<br />
Werden <strong>Kunststoffe</strong> eingesetzt, sollte man bei der Konstruktion<br />
der Nabenverbindung besonders sorgfältig vorgehen,<br />
damit Fehler vermieden werden. Rundungshalbmesser sind<br />
sehr wichtig. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen gute<br />
Konstruktionslösungen. Ihre Beachtung hilft, schon einmal<br />
gemachte Fehler zu vermeiden.<br />
Anwendungsbeispiele, siehe Abb. 9.29–9.35.<br />
Abb. 9.29 Lüftergebläse<br />
Abb. 9.30 Kettenrad<br />
87
Abb. 9.31 Zahnrad<br />
Abb. 9.32 Keilriemenscheibe Abb. 9.35 Vorschlag für eine Nabenverbindung<br />
Abb. 9.33 Kreiselpumpe<br />
88<br />
Abb. 9.34 Turbinenrad
Abb. 9.36 Waschmaschinenpumpe<br />
Abb. 9.37 Pumpen<br />
Abb. 9.38 Ausstellfenster-Antrieb<br />
89
10 – Verbindungstechniken – Kategorie II<br />
Schweißen, Kleben<br />
Rotationsschweißen<br />
Einleitung<br />
Für alle rotationssymmetrischen Teile aus thermoplastischen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n, die miteinander fest und dicht verbunden<br />
werden müssen, stellt die Rotationsschweißung das ideale<br />
Verfahren dar. Hat der Konstrukteur die Wahl zwischen<br />
einer Ultraschall- und einer Rotationsschweißung, so wird<br />
er sich ohne Zögern für die letztere Methode entschließen,<br />
wenn folgende eindeutige Vorteile berücksichtigt werden:<br />
– Die Investitionskosten sind für einen gleichen Ausstoß<br />
geringer. Es ist ohne besondere Schwierigkeiten möglich,<br />
eine Anlage ganz oder teilweise in der eigenen Werkstatt<br />
und unter weitgehender Verwendung von handelsüblichen<br />
Maschinenelementen herzustellen.<br />
– Das Verfahren beruht auf einfachen physikalischen Vorgängen,<br />
die jedermann versteht und beherrscht. Wenn<br />
das Werkzeug gut konstruiert und die Schweißbedingungen<br />
einmal richtig festgelegt sind, kann das Schweißergebnis<br />
durch Verändern einer einzigen Größe, nämlich der<br />
Geschwindigkeit, genau angepaßt werden.<br />
– Die Kosten für elektrische Kontrollausrüstung sind<br />
bescheiden, sogar für vollautomatisches Schweißen.<br />
– Konstruktiv besteht eine viel größere Freiheit in der Gestaltung<br />
der Teile. Ein Abbrechen vorstehender Nocken, Bolzen<br />
oder Rippen ist nicht zu befürchten. Ebenso werden<br />
umspritzte Metallteile nicht lose und vormontierte mechanische<br />
Elemente nicht beschädigt. Eine gewisse Symmetrie<br />
oder eine gleichmäßige Verteilung der Materialmasse ist<br />
im Gegensatz zur Ultraschallschweißung ebenfalls nicht<br />
erforderlich.<br />
Wenn die Position der beiden Teile zueinander eine Bedingung<br />
ist, muß auf Ultraschall- oder Vibrationsschweißen zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Es gibt allerdings in der Praxis immer wieder Teile, die<br />
diese Bedingung erfüllen müssen, nur weil die Konstruktion<br />
ungeschickt ausgelegt wurde. Der Konstrukteur sollte die<br />
Teile nach Möglichkeit so ausbilden, daß die Schweißnaht<br />
an eine Stelle gelegt werden kann, wo eine Positionierung<br />
der beiden zu verschweißenden Teile nicht notwendig ist.<br />
Grundprinzip<br />
Beim Rotationsschweißen wird, wie der Name besagt, mittels<br />
einer Drehbewegung und unter gleichzeitigem Andrücken die<br />
notwendige Schmelzwärme erzeugt. Deshalb ist das Verfahren<br />
naturgemäß nur für kreisrunde Teile anwendbar. Dabei ist es<br />
natürlich unwichtig, welche der beiden Hälften festgehalten<br />
wird und welche dreht. Bei Teilen ungleicher Längen ist es<br />
vorteilhaft, das kürzere Teil drehen zu lassen, um die bewegten<br />
Massen möglichst kurz zu halten.<br />
Für die Auswahl der nachfolgend eingehend beschriebenen<br />
Methoden und Einrichtungen sind im wesentlichen die geometrische<br />
Form des Teiles, die geplante Stückzahl und<br />
die Investitionsmöglichkeit ausschlaggebend. Auf Grund des<br />
verhältnismäßig geringen notwendigen Aufwandes an mechanischen<br />
Elementen werden die Einrichtungen gelegentlich im<br />
Selbstbau hergestellt. Dabei kann man jedoch häufig prinzipielle<br />
Fehler im Ablauf des Schweißvorgangs feststellen,<br />
die in diesem Aufsatz noch eingehend geschildert werden.<br />
Praktisch anwendbare Methoden<br />
Die der Praxis zur Verfügung stehenden Methoden können<br />
nach folgenden Gesichtspunkten grob in zwei Gruppen<br />
unterteilt werden:<br />
Drehzapfenschweißen<br />
Die Aufnahmevorrichtung für das rotierende Teil wird mit<br />
der Antriebsspindel während der Schweißzeit unter gleichzeitigem<br />
Andrücken der Teile eingekuppelt. Nach Ablauf<br />
der Schweißzeit wird ausgekuppelt, und der Druck noch<br />
eine dem Kunststoff entsprechende Zeit aufrecht erhalten.<br />
Schwungmasse-Schweißen<br />
Die zum Schweißen erforderliche Energie wird zuerst in<br />
einer auf die entsprechende Drehzahl beschleunigten Masse<br />
aufgespeichert, die gleichzeitig die Aufnahmevorrichtung<br />
mit dem einen Kunststoffteil trägt. Sodann werden die Teile<br />
unter hohem Druck zusammengefahren, wobei die kinetische<br />
Energie durch Reibung in Wärme umgewandelt und die<br />
Schwungmasse zum Stillstand gebracht wird. Dieses Verfahren<br />
hat sich in der Praxis am besten durchgesetzt und<br />
soll dementsprechend eingehend behandelt werden.<br />
Drehzapfenschweißen<br />
Drehzapfenschweißen mit der Drehmaschine<br />
Die wohl einfachste, aber auch umständlichste Schweißung<br />
dieser Gruppe läßt sich auf jeder Drehmaschine geeigneter<br />
Größe ausführen. Die prinzipielle Anordnung ist in Abb. 10.01<br />
dargestellt.<br />
Das eine der zu schweißenden Teile a wird in einer Vorrichtung<br />
b eingespannt. Dies kann ein normales Spannfutter,<br />
ein Schnellspannfutter, eine pneumatische Vorrichtung oder<br />
irgend eine andere geeignete Einrichtung sein.<br />
Wesentlich ist nur, daß das Teil sicher gehalten, zentriert und<br />
mitgedreht wird.<br />
Die federnde Spitze c im Reitstock muß den erforderlichen<br />
Anpressdruck aufbringen können und soll einen Federweg<br />
von 5-10 mm aufweisen. Im weiteren wird der Querschnitt d<br />
vorteilhaft mit einer Hebelbetätigung ausgerüstet.<br />
Um das Kunststoffteil a mittels des Anschlages e am Drehen<br />
hindern zu können, muß dieses mit einer vorstehenden Partie<br />
(Rippe, Nocken) versehen sein.<br />
91
Der Ablauf des Schweißvorganges spielt sich sodann folgendermaßen<br />
ab:<br />
– Nach Aufspannen des Teils a wird das Gegenstück a1 aufgesetzt<br />
und mit der federnden Spitze angedrückt.<br />
– Der Querschlitten d fährt nach vorne, wobei der Anschlag e<br />
unter eine vorstehende Partie dieses Teils a1 zu liegen<br />
kommt.<br />
– Die Spindel wird eingekuppelt oder der Motor eingeschaltet.<br />
– Nach Ablauf der Schweißzeit fährt der Querschlitten d<br />
zurück und gibt das Teil a1 frei, das nun sofort mitdreht.<br />
– Die Maschine wird abgestellt (oder die Spindel ausgekuppelt).<br />
– In Abhängigkeit der Erstarrungs-Eigenschaften des <strong>Kunststoffe</strong>s<br />
muß der Druck der Spitze noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />
bleiben, bevor die Teile herausgenommen werden<br />
können.<br />
Häufig wird dieser Ablauf in dem Sinne vereinfacht, daß am<br />
Ende der Schweißzeit der Anschlag e nicht weggefahren,<br />
sondern einfach ausgekuppelt oder der Motor abgeschaltet<br />
wird. Da jedoch die bewegten Massen der Maschine meist<br />
verhältnismäßig groß sind, geht die Drehzahl zu langsam<br />
zurück, wodurch das im Erstarren befindliche Material<br />
der Schweißnaht Scherbeanspruchungen ausgesetzt ist. Die<br />
Naht weist dann oft geringe Festigkeit auf oder ist überhaupt<br />
unbrauchbar.<br />
Allgemein kann man sagen, daß die Relativgeschwindigkeit<br />
der beiden Teile umso schneller auf Null zurückgehen muß,<br />
je enger der Temperaturbereich ist, in dem der Kunststoff<br />
vom flüssigen in den festen Zustand übergeht. Mit anderen<br />
Worten: Entweder muß das stehende Teil schnell beschleunigt<br />
oder das rotierende schnell abgebremst werden.<br />
Das Rotationsschweißen auf Drehmaschinen hat für die<br />
Serienfertigung wenig Bedeutung, wird aber gelegentlich für<br />
Nullserien und Handmuster angewendet. Das Aufschweißen<br />
von Endmuffen und Gewindenippeln auf lange Rohre läßt<br />
sich dagegen auf diese Weise recht gut ausführen. Dabei muß<br />
der Reitstock durch eine aufklappbare Vorrichtung ersetzt<br />
werden, die das Rohr klemmt und gleichzeitig ein federndes<br />
Andrücken erlaubt. Die Drehmaschine muß jedoch für diese<br />
Arbeitsweise mit einer Kupplung und einer Schnellbremse<br />
ausgerüstet sein, da ein Loslassen und Mitdrehen des Rohres<br />
nicht in Frage kommt.<br />
92<br />
b a a1 c<br />
Abb. 10.01 Drehzapfenschweißen mit einer Drehmaschine<br />
e<br />
d<br />
Drehzapfenschweißen auf Bohrmaschinen<br />
Mit besonders dafür gebauten Drehzapfenwerkzeugen<br />
können Teile bis etwa 60 mm Durchmesser auf Tischbohrmaschinen<br />
recht gut verschweißt werden. Die Methode ist<br />
vorzüglich geeignet für Nullserien, Handmuster oder Reparaturen.<br />
Dagegen würde eine Vollautomatisierung des Vorganges<br />
einen gewissen Aufwand erfordern, der das Verfahren<br />
dafür uninteressant macht. Die Erzielung regelmäßiger<br />
Schweißnähte erfordert einige Übung, da bei Handbetätigung<br />
die Schweißzeit und der Druck nur einigermaßen genau eingehalten<br />
werden können.<br />
Das in Abb. 10.02 gezeigte Werkzeug ist mit einer auswechselbaren<br />
Zahnkrone a versehen, deren Durchmesser dem<br />
Kunststoffteil entsprechen muß. Ein Satz von 3-4 Zahnkronen<br />
genügt, um Teile mit einem Durchmesser von etwa<br />
12-60 mm schweißen zu können.<br />
Abb. 10.02 Drehzapfenschweißen für Bohrmaschinen<br />
Der Federdruck der Spitze kann mittels der Rändelmutter b<br />
der Nahtoberfläche entsprechend eingestellt werden. Es ist<br />
sehr wichtig, den richtigen Spitzendruck durch Versuche zu<br />
ermitteln, da er für die Dichtigkeit und Festigkeit der Naht<br />
ausschlaggebend ist.<br />
Zum Schweißen wird die Bohrspindel langsam nach unten<br />
gefahren, bis die Zahnkrone nur noch wenige Millimeter<br />
über dem Teil steht (Abb. 10.03a). Sodann muß schlagartig<br />
eingekuppelt werden, damit das zu schweißende Teil unverzüglich<br />
mitgedreht wird, und die Zähne keine unsauberen<br />
Eindrücke hinterlassen. In dieser in Abb. 10.03b gezeigten<br />
Arbeitsstellung soll unter möglichst konstantem Druck so<br />
lange verharrt werden, bis ringsherum eine gleichmäßige<br />
Schweißbraue ausgetreten ist. Dann muß die Zahnkrone<br />
ebenso schnell wieder aus dem Eingriff gebracht werden<br />
(Abb. 10.03c), jedoch nur soweit, daß die Spitze noch auf<br />
das Teil drückt und zwar so lange, bis der Kunststoff genügend<br />
erstarrt ist.<br />
b<br />
a
a<br />
b<br />
c<br />
Abb. 10.03 Vorgang des Drehzapfenschweißens<br />
Die Spitze dient also ausschließlich dazu, den Nachdruck zu<br />
erzeugen. Die Kunststoffteile sollen jedoch mit Zentrierungen<br />
versehen sein, um eine bessere Werkzeugführung und einen<br />
guten Rundlauf zu erreichen.<br />
Um eine korrekte Schweißung zu erzielen, braucht man eine<br />
gewisse, vom Kunststoff abhängige Wärmemenge. Diese ist<br />
ein Produkt aus Druck, Geschwindigkeit und Zeit. Andererseits<br />
muß das Produkt aus Druck × Geschwindigkeit einen<br />
bestimmten Minimalwert aufweisen, da sonst an der Nahtoberfläche<br />
nur Abrieb und kein genügender Temperaturanstieg<br />
auftritt. Da auch der Reibwert einen Einfluß hat, lassen sich<br />
diese Größen nicht für alle <strong>Kunststoffe</strong> allgemein angeben,<br />
sondern müssen individuell bestimmt werden.<br />
Als erste Annahme für die Umfangsgeschwindigkeit bei<br />
DELRIN ® Acetalhomopolymer und ZYTEL ® PA66 kann man<br />
rund 3-5 m/s. wählen. Dann wird man den Druck so einstellen,<br />
daß eine Schweißzeit von 2-3 Sekunden das gewünschte<br />
Resultat ergibt.<br />
Voraussetzung für gute Ergebnisse sind natürlich korrekte<br />
Nahtprofile. (Vorschläge und Dimensionen siehe Abschnitt 8).<br />
Drehzapfenschweißen mit besonders dazu gebauten Maschinen<br />
Das oben beschriebene Verfahren läßt sich nicht ohne einen<br />
gewissen Aufwand automatisieren, weshalb es für die Großproduktion<br />
kaum mehr angewendet wird.<br />
Leicht abgeändert und mit besonders dazu konstruierten<br />
Maschinen (Abb. 10.04) kann man indessen einen einfacheren<br />
Funktionsablauf erreichen.<br />
b<br />
a<br />
c<br />
d<br />
e<br />
f<br />
Abb. 10.04 Prinzip einer Drehzapfenschweißmaschine<br />
Die Maschine ist mit einer vorzugsweise elektromagnetisch<br />
betätigten Kupplung a versehen, die ein schnelles Ein- und<br />
Auskuppeln der Arbeitsspindel b gestattet. Letztere ist in<br />
einem Rohr c gelagert, das seinerseits den pneumatischen<br />
Kolben d trägt.<br />
Das Antriebsteil e kann eine Zahnkrone oder wie weiter<br />
unten beschrieben, irgend eine andere dem Kunststoffteil<br />
angepaßte Mitnehmervorrichtung sein.<br />
Der Schweißvorgang geht folgendermaßen vor sich:<br />
– Einlegen beider Teile in die untere Aufnahme f.<br />
– Herunterfahren des druckluftbetätigten Kolbens mit der<br />
Arbeitsspindel.<br />
– Einschalten der Kupplung, wodurch das Drehen des oberen<br />
Kunststoffteils erfolgt.<br />
– Nach der durch ein Zeitrelais gesteuerten Schweißzeit<br />
schaltet die Kupplung aus, wogegen der Druck noch eine<br />
vom Kunststoff abhängige Zeit aufrechterhalten wird.<br />
– Hochfahren der Spindel und Auswerfen der geschweißten<br />
Teile (oder Weiterschalten des Rundtisches).<br />
93
Die Mitnahmevorrichtung kann für Teile, die sich dazu eignen,<br />
eine Zahnkrone (Abb. 10.16) sein. Es können indessen<br />
auch vorstehende Partien wie Rippen, Zäpfchen oder dergleichen<br />
zum Antreiben benützt werden, da die Spindel ja<br />
erst nach dem Eingreifen der Mitnahme eingekuppelt wird.<br />
Abb. 10.05 zeigt ein Teil, bei dem Mitnahme über 4 Rippen<br />
durch entsprechend angeordnete Klauen erfolgt. Bei dünnwandigen<br />
Teilen muß allerdings ein Rand a vorgesehen werden,<br />
der ringsherum einen gleichmäßigen Druck auf die Naht<br />
gewährleistet. Die Klauen dienen also nicht zum Aufdrücken,<br />
sondern nur zum Mitdrehen.<br />
Gelegentlich gibt es Teile, die sich nicht auf die beschriebene<br />
Art antreiben lassen. So müßte zum Beispiel die Abschlußkappe<br />
mit dem seitlichen Rohranschluß nach Abb. 10.06 von<br />
Hand vor dem Herunterfahren der Spindel in die obere Aufnahmevorrichtung<br />
gelegt werden, wodurch natürlich ein<br />
automatischer Betrieb unmöglich wird.<br />
94<br />
a<br />
Abb. 10.05 Antrieb durch vier Rippen<br />
Abb. 10.06 Antrieb mittels vorstehender Partien<br />
Abb. 10.07 Schweißmaschine mit unten angeordnetem Zylinder<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Spindel, wie<br />
Abb. 10.07 zeigt, fest einzubauen und die untere Aufnahmevorrichtung<br />
auf dem Druckluftzylinder anzuordnen. Der<br />
mechanische Aufwand wird dadurch geringer, jedoch läßt<br />
sich damit kein Drehtisch und somit kaum eine automatische<br />
Produktion kombinieren.<br />
Diese Verfahren haben im Gegensatz zur Schwungmassemethode<br />
den Nachteil, daß bei größeren Durchmessern und<br />
Nahtflächen erhebliche Motorleistungen notwendig sind.<br />
Schweißen mittels<br />
Schwungmasse-Werkzeugen<br />
Die weitaus einfachste Rotationsschweißmethode, die dementsprechend<br />
auch die größte Verbreitung gefunden hat, ist<br />
mittels Schwungmasse. Sie benötigt den geringsten Aufwand<br />
an mechanischen und elektrischen Elementen und erzeugt<br />
gleichmäßige und gute Verbindungen.<br />
Das Grundprinzip besteht darin, eine rotierende Masse auf<br />
die geeignete Drehzahl zu bringen und sodann auszukuppeln.<br />
Durch Herunterfahren der Spindel werden die Kunststoffteile<br />
zusammengepreßt und die gesamte in der Schwungmasse enthaltene<br />
kinetische Energie durch Reibung auf der Nahtoberfläche<br />
in Wärme umgesetzt.<br />
Die einfachste praktische Anwendung dieser Methode erfolgt<br />
mit besonders dazu konstruierten Werkzeugen, die auf normalen<br />
Bohrmaschinen zum Einsatz kommen können.<br />
Abb. 10.08 zeigt eine typische Vorrichtung dieser Art. Die<br />
Schwungmasse a ist auf der Antriebswelle b frei gelagert.
Die Mitnahme erfolgt also nur durch die Reibung der Kugellager<br />
und die Fettfüllung.<br />
Sobald die Schwungmasse die Drehzahl der Spindel erreicht<br />
hat, fährt letztere nach unten, wobei die Zahnkrone c in das<br />
obere Kunststoffteil d eingreift und es mitdreht.<br />
Durch den hohen Flächendruck auf den Nahtoberflächen<br />
wird die Schwungmasse schnell abgebremst und der Kunststoff<br />
erreicht den Schmelzpunkt. Auch hier muß der Druck<br />
dem Material entsprechend noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />
werden.<br />
Abb. 10.08 Schwungmasse-Werkzeug für Bohrmaschinen<br />
Da das Werkzeug nach Abb. 10.08 keine mechanische Kupplung<br />
besitzt, dauert es eine gewisse, vom Trägheitsmoment<br />
und der Spindeldrehzahl abhängige Zeit, bis die Schwungmasse<br />
zur nächsten Schweißung bereit ist. Bei größeren Werkzeugen<br />
oder Automaten würde der Zyklus deshalb zu lang.<br />
Vor allem bei Handbetrieb besteht auch die Gefahr, daß die<br />
nächste Schweißung vorgenommen wird, bevor die Schwungmasse<br />
die Enddrehzahl völlig erreicht hat, so daß die Nahtfestigkeit<br />
schlecht wird. Die in Abb. 10.08 gezeigten Werkzeuge<br />
werden deshalb nur etwa bis zu einer Größe von ∅ 60-80 mm<br />
eingesetzt.<br />
Da das Schweißen mittels Schwungmasse bei entsprechend<br />
hohen Drehzahlen auch für kleine Druckmesser geeignet ist,<br />
werden gelegentlich auch Kleinstwerkzeuge mit Durchmessern<br />
von 30-45 mm zum direkten Einspannen in Bohrfutter gebaut.<br />
Abb. 10.09 zeigt eine derartige Einrichtung zum Verschweißen<br />
von Verschlußzapfen. Da man dazu Drehzahlen von 8 bis<br />
10 000 U/min benötigt, ist unter Umständen ein Drehzapfenwerkzeug<br />
entsprechend Abb. 10.02 vorzuziehen.<br />
b<br />
c<br />
d<br />
a<br />
Abb. 10.09 Kleines schnellaufendes Schwungmasse-Werkzeug<br />
Abb. 10.10 Schwungmasse-Werkzeug mit Konuskupplung<br />
b<br />
d<br />
c<br />
a<br />
95
Werkzeuge mit Durchmessern von über 60-80 mm, die eine<br />
schnelle Schweißfolge gestatten müssen, werden vorteilhaft<br />
mit einer mechanischen Kupplung, etwa nach Abb. 10.10,<br />
versehen. Bei dieser Konstruktion ist die Schwungmasse a in<br />
bezug auf die Welle b axial verschiebbar. Im Leerlauf drücken<br />
die Federn c die Schwungmasse nach unten, wodurch letztere<br />
über die Konuskupplung d mit der Welle kraftschlüssig wird.<br />
Die Beschleunigung der Masse auf Betriebsdrehzahl erfolgt<br />
somit praktisch augenblicklich.<br />
Sobald die Zahnkrone beim Herunterfahren der Spindel auf<br />
das Kunststoffteil auftritt, verschiebt sich die Schwungmasse<br />
in bezug auf die Welle nach oben, wodurch ausgekuppelt<br />
wird (Abb. 10.10).<br />
Da jedoch der Spindeldruck erst dann vollständig übertragen<br />
wird, wenn die Kupplung den Endanschlag erreicht, tritt in<br />
der Mitnahme eine gewisse Verzögerung auf. Die Folge<br />
davon ist eine Tendenz zur Spanbildung an der Zahnkrone,<br />
vor allem wenn die Vorschubgeschwindigkeit der Spindel<br />
ungenügend ist.<br />
Selbstverständlich kann an Stelle der gehärteten und geschliffenen<br />
Konuskupplung eine Flachkupplung mit Belag verwendet<br />
werden (Abb. 10.13).<br />
Für das Arbeiten mit Schwungmassewerkzeugen auf Bohrmaschinen<br />
sind folgende Regeln zu beachten:<br />
– Das Herunterfahren der Spindel muß schlagartig erfolgen.<br />
Handelsübliche pneumatisch-hydraulische Vorschubeinheiten,<br />
wie sie an Bohrmaschinen angebaut werden, sind<br />
wegen der zu kleinen Geschwindigkeit ungeeignet.<br />
– Der Druck muß so groß sein, daß das Werkzeug nach<br />
1-2 Umdrehungen zum Stillstand kommt. Dies ist vor allem<br />
bei kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n, die ja einen eng begrenzten<br />
Schmelzpunkt aufweisen, wichtig (siehe allgemeine<br />
Schweißbedingungen).<br />
– Schwungmasse-Werkzeuge müssen absolut rund und vibrationsfrei<br />
drehen. Wenn sie mit einem Morsekonus versehen<br />
sind, ist es unerläßlich, denselben gegen Herausfallen zu<br />
sichern. Vorzugsweise sollen Morsekegel nicht mit Innengewinde<br />
und Sicherungsbolzen (Hohlspindel) verwendet<br />
werden. Schwungmasse-Werkzeuge, die sich lösen oder<br />
Wellenbruch erleiden, können zu tödlichen Geschossen<br />
werden.<br />
Abb. 10.11 Umgebaute Tischbohrmaschine<br />
96<br />
– Die Spindelbewegung muß in der unteren Endstellung<br />
mittels eines mechanischen Anschlages so begrenzt werden,<br />
daß die beiden Aufnahmevorrichtungen keinesfalls<br />
in Berührung kommen können, wenn keine Kunststoffteile<br />
eingelegt sind.<br />
Obwohl auch durch die Handbetätigung der Bohrmaschinen<br />
durchaus gleichmäßige Nähte erreicht werden können, ist<br />
schon für eine kleine Produktion ein Umbau auf pneumatischen<br />
Vorschub unbedingt zu empfehlen. Dies geschieht am<br />
einfachsten, indem man nach Abb. 10.11 die Kreuzarme<br />
durch ein Ritzel, das über eine Zahnstange betätigt wird,<br />
ersetzt. Weiterhin ist es vorteilhaft, die Maschine mit einer<br />
stufenlosen Drehzahlregulierung der Spindel zu versehen,<br />
damit ein gutes Resultat ohne Veränderung der Schwungmasse<br />
erreicht werden kann.<br />
Schwungmasse-Schweißmaschinen<br />
Schwungmasse-Schweißmaschinen können auf Grund des<br />
einfachen Prinzips schon mit recht bescheidenen Mitteln<br />
gebaut werden. Es sollen deshalb nachstehend vor allem<br />
Einrichtungen beschrieben werden, die nur die zur einwandfreien<br />
Funktion absolut notwendigen Elemente enthalten.<br />
Eine Maschine, die zur Verbindung eines bestimmten, immer<br />
gleichen Teils besonders eingesetzt wird, braucht im allgemeinen<br />
keine regulierbare Drehzahl. Falls eine Anpassung<br />
derselben unerläßlich ist, kann dies durch Verändern der<br />
Riemenscheiben erfolgen.<br />
Die in Abb. 10.12 gezeigte Maschine (Konstruktion DuPont,<br />
Genf), ist mit Ausnahme des Schweißkopfes aus handelsüblichen<br />
Einheiten zusammengebaut. Sie besteht im wesentlichen<br />
aus dem Druckluftzylinder a mit durchgehender Kolbenstange<br />
auf dem aufgesetzten Steuerventil b.<br />
d<br />
Abb. 10.12 Tisch-Rotationsschweißmaschine (Bauart DuPont)<br />
e<br />
f<br />
a<br />
c<br />
b
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
Abb. 10.13 Drehmasse mit Reibkupplung (Bauart DuPont)<br />
Das untere Ende der Kolbenstange trägt den Schweißkopf c<br />
(siehe Abb. 10.13), der vom Motor d über den Flachriemen e<br />
angetrieben wird. Des weitern ist noch eine Drucklufteinheit<br />
f mit Reduzierventil, Filter und Schmiergerät angebaut.<br />
Der Schweißkopf nach Abb. 10.13 besteht aus der kontinuierlich<br />
drehenden Riemenscheibe a, die den Kupplungsbelag b<br />
trägt. In der gezeichneten Stellung ist die Kolbenstange hochgefahren<br />
und die Drehbewegung wird über die Kupplung auf<br />
die Schwungmasse c übertragen.<br />
Beim Herunterfahren der Spindel kommt die Kupplung aus<br />
dem Eingriff, und die Zahnkrone kuppelt in den Deckel des<br />
als Beispiel gezeigten Schwimmers ein.<br />
Teile, die nicht durch eine Zahnkrone angetrieben werden<br />
können, sondern von Hand in die obere Aufnahme eingelegt<br />
werden (siehe Abb. 10.06), erfordern eine zusätzliche Einrichtung<br />
in der Steuerung. Der Kolben muß beim Hochfahren<br />
kurz vor dem Einkuppeln anhalten, um das Einlegen der<br />
Teile zu gestatten. Dieses Ziel kann auf verschiedene Weisen<br />
erreicht werden. Es gibt zum Beispiel handelsübliche Druckluftzylinder,<br />
die bereits mit entsprechenden Vorrichtungen<br />
versehen sind. Der Schaltimpuls wird vom durchfahrenden<br />
Kolben direkt in einem außen angeordneten Reed-Relais<br />
ausgelöst.<br />
Um die Teile bequem herausnehmen zu können, muß der<br />
Kolbenhub allgemein etwa 1,2 mal der totalen Länge der<br />
verschweißten Einheit entsprechen. Diese Forderung kann<br />
bei langen Teilen zu erheblichen Kolbenhüben führen, was<br />
unpraktisch und teuer ist. Ein typisches derartiges Beispiel<br />
stellt der in Abb. 10.14 gezeigte Druckkörper dar, für den<br />
in der normalen Bauweise ein Kolbenhub von 1,2 mal L<br />
notwendig wäre.<br />
Um dies zu vermeiden, kann man folgende Wege einschlagen:<br />
– Die untere Aufnahme a kann mittels einer Klemm- und<br />
Zentriervorrichtung mit wenigen Handgriffen gelöst und<br />
seitwärts weggezogen werden.<br />
– Man sieht zwei Aufnahmen a und b, welche auf einer drehbaren<br />
Grundplatte c um die Achse «X» 180° geschwenkt<br />
werden können. Die ausgefahrenen Teile wechselt man<br />
während des Schweißvorganges aus, was die Zykluszeit<br />
erheblich verkürzt.<br />
– Wenn die Produktion es rechtfertigt, kann natürlich auch<br />
ein Drehtisch vorgesehen werden, der zum Beispiel 3<br />
Schaltstellungen hat, die zum Schweißen, Auswerfen und<br />
Einlegen benützt werden.<br />
Auf Grund dieser Einrichtungen wird der Kolbenhub auf L1<br />
reduziert, so daß die Schwungmasse in der Schweißstellung<br />
viel näher an der Kolbenstangenführung liegt.<br />
Da der Schweißdruck verhältnismäßig hoch ist, werden der<br />
Kupplungsbelag und die Kugellager der Riemenscheibe in<br />
der oberen Stellung unnötig stark belastet. Es ist deshalb<br />
vorteilhaft, mit zwei verschiedenen Drücken zu arbeiten,<br />
was allerdings eine kompliziertere pneumatische Einrichtung<br />
erfordert. Man kann aber auch eine Spiralfeder über dem<br />
Kolben einbauen, so daß in der oberen Endstellung ein Teil<br />
der Kraft aufgehoben wird.<br />
L1<br />
c<br />
a<br />
Abb. 10.14 Schwenkbare Aufnahmevorrichtung<br />
L<br />
Auf jeden Fall muß die Kolbengeschwindigkeit kurz vor<br />
dem Einkuppeln stark gedämpft werden, um die Anfahrbeschleunigung<br />
der Masse zu reduzieren und den Kupplungsbelag<br />
zu schonen.<br />
An Maschinen, die mit einem Drehtisch ausgerüstet sind,<br />
werden die Teile ausgeworfen, nachdem sie unter der Spindel<br />
weggefahren sind. Der Kolbenhub kann in solchen Fällen,<br />
wie z.B. für den in Abb. 10.13 gezeigten Schwimmer,<br />
wesentlich kleiner gewählt werden.<br />
b<br />
X<br />
X<br />
97
Es besteht auch die Möglichkeit, den Druck mittels einer<br />
Membraneinheit, wie in Abb. 10.15 dargestellt, zu erzeugen.<br />
Die Gummimembrane ist unten mit einer Feder und oben mit<br />
Druckluft beaufschlagt. Die Feder muß genügend stark<br />
gewählt werden, um die Schwungmasse anzuheben und die<br />
Kupplung mit der erforderlichen Kraft anzudrücken. Für eine<br />
Produktionsmaschine wird die Welle vorteilhaft in Axial-<br />
Kugelbüchsen gelagert. Die dargestellte Einrichtung hat<br />
gegenüber einem normalen Zylinder den Vorteil geringerer<br />
Reibverluste und längerer Lebensdauer. Immerhin sind die spezifischen<br />
zulässigen Drücke auf die Membrane begrenzt, so<br />
daß mit größeren Durchmessern gerechnet werden muß, um<br />
einen bestimmten Schweißdruck zu erreichen. (Der Schweißkopf<br />
mit der Schwungmasse und dem Riemenantrieb entspricht<br />
Abb. 10.13.)<br />
Die Konstruktion mit Gummimembrane eignet sich für<br />
Hübe von max. 10-15 mm und spezifischen Drücken<br />
von 0,3-0,4 N/mm2 .<br />
Da, wie schon erwähnt, die Betriebsdrehzahl durch Anpassen<br />
der Motorriemenscheibe verändert werden kann, ist ein regelbarer<br />
Motor nicht unerläßlich. Immerhin gibt es in jeder Produktion<br />
Fälle, die zumindest eine begrenzte Anpassungsmöglichkeit<br />
der Drehzahl als wünschenswert erscheinen lassen.<br />
Die in der rotierenden Masse enthaltene kinetische Energie<br />
verändert sich mit dem Quadrat der Drehzahl und deshalb ist<br />
es wichtig, letztere möglichst genau konstant zu halten.<br />
Diese Bedingung ist nicht immer ohne weiteres erfüllt, da eine<br />
nennenswerte Motorleistung nur zum Beschleunigen der<br />
Masse notwendig ist. Sobald die Betriebsdrehzahl erreicht<br />
wird, muß nur noch die Reibung überwunden werden, wozu<br />
eine vernachläßigbar kleine Leistung genügt. Der Motor dreht<br />
dann nahezu im Leerlauf und kann sich in einem unstabilen<br />
Zustand befinden (z.B. seriegeschaltete Kollektormotoren).<br />
Abb. 10.15 Membran-Druckeinheit für kleine Hübe<br />
98<br />
Geeignete Antriebe für Rotationsschweißmaschinen dieser<br />
Bauart sind zum Beispiel:<br />
– Repulsionsmotoren, die auf dem Prinzip der Bürstenund<br />
damit der Feldverschiebung beruhen. In den meisten<br />
Fällen werden Einphasenmotoren von 0,5 PS bei ca.<br />
4000 U/min genügen.<br />
– Frequenzgesteuerte Drehstrom- oder Einphasen-Kurzschlußankermotoren.<br />
Die Steuereinheit muß eine lastunabhängige<br />
Regulierung gestatten, was nicht immer der Fall<br />
ist. Die maximale mögliche Drehzahl beträgt indessen nur<br />
etwa 2800 U/min.<br />
– Sehr gut geeignet sind auch Gleichstrom Nebenschlußmotoren<br />
mit Ankerspannungs-Regulierung. Der steuerseitige<br />
Aufwand ist recht gering, so daß die Gesamtkosten in<br />
erträglichem Rahmen bleiben.<br />
Die Drehzahlkonstanz ist auch ohne Tachodynamo ausreichend<br />
und der Regelbereich sehr groß.<br />
Schweißmaschinen, die für Versuchszwecke verwendet oder<br />
in der Produktion häufig auf Teile verschiedener Durchmesser<br />
umgerüstet werden müssen, sind unbedingt mit einem<br />
der erwähnten Antriebe auszurüsten.<br />
Maschinen, die ausschließlich zum Verbinden eines bestimmten<br />
Teils zum Einsatz kommen, brauchen, wie schon früher<br />
erwähnt, nicht unbedingt einen Regelantrieb, obwohl derselbe<br />
auch dort recht nützlich ist. Wird eine Maschine mit<br />
einem nicht regelbaren Antrieb ausgerüstet, so sieht man die<br />
Spindeldrehzahl vorteilhaft etwas zu hoch vor. Dadurch<br />
erreicht man einen gewissen Energieüberschuß und schweißt<br />
die Teile auch dann korrekt, wenn die Nahtprofile auf<br />
Grund zu großer Toleranzen schlecht aufeinander passen.<br />
Dabei wird natürlich eine größere Menge Schmelze erzeugt<br />
als tatsächlich erforderlich wäre.<br />
Gelegentlich werden auch Druckluft-Lamellenmotoren oder<br />
Turbinen als Antriebe verwendet. Diese sind jedoch in der<br />
Anschaffung und im Betrieb weniger wirtschaftlich als elektrische<br />
Motoren und rechtfertigen sich deshalb kaum.<br />
Mitnahme- und Haltevorrichtungen<br />
Mitnahme- und Haltevorrichtungen können in folgende<br />
Gruppen unterteilt werden:<br />
– Teile, die mit einer beim Herunterfahren der Spindel schon<br />
rotierenden Mitnahme in Eingriff gebracht werden.<br />
– Teile, die bei ruhender Spindel in die Mitnahme eingelegt<br />
werden müssen.<br />
Selbstverständlich ist die erste Lösung in bezug auf die Zykluszeit<br />
immer vorteilhafter und sollte deshalb, wo möglich, vorgezogen<br />
werden. Dazu geeignet sind folgende Einrichtungen:<br />
– Zahnkronen nach Abb. 10.16 greifen beim Herunterfahren<br />
der Spindel in den entsprechend ausgebildeten Rand des<br />
Kunststoffteils ein und drehen ihn mit. Bei richtiger Auslegung<br />
der Zähne und genügend hoher Vorschubgeschwindigkeit<br />
des Kolbens können die unvermeidlichen Eindrücke<br />
klein und sauber gehalten werden. Dazu ist allerdings eine<br />
absolut scharfe Schneidkante der Zähne unerläßlich.
Abb. 10.16 Auswechselbare Antriebs-Zahnkrone<br />
Im allgemeinen werden die Zahnflanken nicht geschliffen,<br />
doch muß die Krone, vor allem an Produktionswerkzeugen,<br />
gehärtet sein.<br />
– Die in Abb. 10.17 vorgeschlagenen Dimensionen sind<br />
Richtwerte und müssen dem Durchmesser angepaßt werden.<br />
Bei sehr dünnwandigen Teilen ist die Zahndistanz<br />
eher zu verringern, um auch zwischen den Zähnen genügend<br />
Druck auf die Naht auszuüben.<br />
30°<br />
1-2<br />
Abb. 10.17 Bevorzugte Zahnform<br />
– Bei größeren oder komplizierten Mitnehmern ist es vorteilhaft,<br />
die Zahnkrone getrennt auszuführen, um sie gegebenenfalls<br />
auswechseln zu können.<br />
– Abb. 10.18 zeigt zwei typische Nahtprofile und die entsprechenden<br />
Zahnkronen bzw. Haltevorrichtungen.<br />
– Bei Nähten ohne Außenrand nach Abb. 10.18 muß die<br />
untere Aufnahme a nahe an die Naht reichen, um ein Aufweiten,<br />
vor allem bei dünnen Wänden, zu vermeiden. Das<br />
obere Kunststoffteil b wird vorteilhaft mit einem gerundeten<br />
Rand versehen, der das Eingreifen der Zähne c erleichtern<br />
soll. Bei Schwungmassewerkzeugen ist manchmal ein<br />
Außenring d erforderlich, um ein genaues Zentrieren zu<br />
gewährleisten. Dies kann der Fall sein, wenn das untere<br />
Kunststoffteil zuviel Spiel in der Haltevorrichtung aufweist,<br />
oder die Kolbenstangenführung zu ungenau ist.<br />
d<br />
b<br />
1-2 mm<br />
a<br />
c<br />
~ 4-8 ~ 3-6<br />
Abb. 10.18 Halte- und Mitnehmer-Vorrichtungen<br />
s<br />
– Das untere Kunststoffteil kann sinngemäß mit einer gleichen<br />
Zahnkrone (siehe Abb. 10.13 und 10.20) festgehalten<br />
werden. An dem in Abb. 10.19 gezeigten Venturirohr wird<br />
der seitliche Rohrstutzen zum Halten benutzt. Es ist klar,<br />
daß diese Lösung ein automatisches Einlegen erschwert<br />
oder gar unmöglich macht. Da der untere Rohrstutzen<br />
etwa 200 mm lang ist, wäre eine Automatisierung allerdings<br />
ohnehin zu aufwendig. Das in Abschnitt 6 betreffend<br />
des erforderlichen minimalen Kolbenhubes Gesagte<br />
kommt an diesem Beispiel besonders gut zum Ausdruck.<br />
Da die totale Länge der verschweißten Teile etwa 300 mm<br />
beträgt, müßte man mit einem Kolbenhub von 350 mm<br />
rechnen. Eine derartige Maschine wäre unpraktisch und<br />
aufwendig. Auch stellt die rotierende Schwungmasse an<br />
der langen, ausgefahrenen Kolbenstange eine Gefahr dar.<br />
Man könnte das Problem durch Verwendung eines Drehtisches<br />
umgehen, doch wäre auch diese Lösung aufgrund<br />
der großen Länge der Teile unpraktisch.<br />
Abb. 10.19 Pneumatische Klemmvorrichtung für langes Venturirohr<br />
– Die in Abb. 10.19 vorgeschlagene Anordnung besteht deshalb<br />
darin, daß die Aufnahme a nur die Hälfte des Teils<br />
umschließt, und daß Letzteres mittels einer pneumatischen<br />
Vorrichtung b angedrückt wird. Dadurch kann der Kolbenhub<br />
klein gehalten, und die Teile leicht eingelegt und herausgenommen<br />
werden. Auch gestattet diese Lösung, die<br />
Naht auf den ganzen Umfang zu stützen.<br />
– Oft kann die Zahnkrone nicht direkt über der Naht angeordnet<br />
werden. An dem in Abb. 10.20 gezeigten Schwimmer<br />
ist das z.B. aus technischen Gründen unmöglich. In<br />
solchen Fällen muß die Länge L, d.h. der Abstand von der<br />
Naht zur Zahnkrone, in einem vernünftigen Verhältnis zur<br />
Wandstärke stehen, damit das hohe Drehmoment und der<br />
Schweißdruck ohne nennenswerte Deformation aufgenommen<br />
werden können. Das gilt natürlich sinngemäß<br />
auch für das untere Kunststoffteil.<br />
– Die Auswahl der Nahtprofile und der Mitnahme- bzw.<br />
der Haltevorrichtung ist oft von der Wandstärke abhängig.<br />
a<br />
b<br />
99
Abb. 10.20 Antrieb und Aufnahme für Schwimmer ohne Außenrand<br />
Antreiben durch Zahnkupplung<br />
Anstelle einer Zahnkrone, die in den Kunststoff eingedrückt<br />
werden muß, um das Drehmoment zu übertragen, werden<br />
gelegentlich auch Zahnkupplungen verwendet. Das Prinzip<br />
besteht darin, daß am Kunststoffteil geeignete Zähne angespritzt<br />
werden. Dieselben können vorstehen, oder, wie in<br />
Abb. 10.21 gezeigt, versenkt angeordnet sein, wodurch sie<br />
weniger störend wirken.<br />
Die Mitnahmevorrichtung a weist gleiche aber entgegengesetzt<br />
gerichtete Zähne auf, die bei genügend großem Spindelvorschub<br />
in das Kunststoffteil eingreifen, ohne es zu beschädigen.<br />
Es ist vorteilhaft, innerhalb und außerhalb der Kupplung<br />
Ringflächen b vorzusehen, die den Schweißdruck auf das Teil<br />
ausüben, ohne daß die Zähne unten aufliegen. Letztere dienen<br />
also nur der Übertragung des Drehmomentes. Ihre Anzahl<br />
soll klein gehalten werden, um die Gefahr des Abschlagens<br />
der Zahnspitzen zu verringern.<br />
Die Zähne sollen nicht spitz ausgelegt werden, sondern eine<br />
kleine Fläche c von 0,3-0,5 mm aufweisen.<br />
Dieses Prinzip ist auch geeignet für zuvor beschriebene Drehzapfenwerkzeuge,<br />
die mit geringeren Geschwindigkeiten<br />
arbeiten als Drehmassewerkzeuge. Bei letzteren ist auf Grund<br />
der hohen Umfangsgeschwindigkeit ein sauberes Eingreifen<br />
der Zähne schwieriger.<br />
a<br />
100<br />
b<br />
-15°<br />
Abb. 10.21 Reibschweißteil mit integrierter Zahnkrone<br />
c<br />
L<br />
Antreiben durch Gießmassen<br />
In gewissen Fällen besteht auch die Möglichkeit, das Antreiben<br />
bzw. Festhalten der Teile durch Aufnahmen aus Elastomeren<br />
zu verwirklichen. Zu diesem Zweck wird die Gießmasse<br />
direkt in die Mitnehme- bzw. Haltevorrichtung gegossen,<br />
wobei ein Kunststoffteil das Gegenstück bildet und somit die<br />
entsprechende Oberflächenform direkt erzeugt.<br />
Da die übertragbaren Drehmomente begrenzt sind, wie übrigens<br />
auch der zulässige Flächendruck, ist diese Methode nur<br />
für Teile in Betracht zu ziehen, die verhältnismäßig große<br />
Auflageflächen bieten.<br />
Konische Teile, wie die in Abb. 10.22 dargestellten, sind für<br />
diese Lösung am besten geeignet, da bei gegebenem Schweißdruck<br />
ein höheres Übertragungsmoment erzielt wird.<br />
Wenn ein Schwungmassewerkzeug mit einer derartigen<br />
Mitnahme ausgerüstet ist und das Kunststoffteil vom<br />
ruhenden Zustand aus auf die erforderliche Schweißdrehzahl<br />
bringen muß, so entsteht naturgemäß ein gewisser Schlupf.<br />
Wenn dieser zu groß ist, kann an der Oberfläche ein unzulässiger<br />
Temperaturanstieg auftreten.<br />
Die Auswahl der korrekten Härte der Gießmasse ist deshalb<br />
von größter Wichtigkeit und muß experimentell bestimmt<br />
werden. Wie in Abb. 10.22 prinzipiell dargestellt, muß die<br />
Gießmasse a selbstverständlich mittels Bolzen, Hinterschnitten<br />
oder Ausfräsungen an den Metallteilen gut verankert<br />
werden. Die Aussparungen b wurden nachträglich bearbeitet,<br />
da ein Kontakt an diesen Stellen eher hinderlich ist.<br />
Die Herstellung von Gießmasse-Mitnahmen erfordert Erfahrung<br />
und entsprechende Einrichtungen. Auch sind die Gestehungskosten<br />
verhältnismäßig hoch, weshalb diese Lösung in<br />
der Praxis keine große Verbreitung gefunden hat.<br />
Bei Drehtischmaschinen, die mehrere gleiche Mitnahmevorrichtungen<br />
erfordern, kann dieses Verfahren indessen unter<br />
Umständen wirtschaftlich interessant werden.<br />
a<br />
a<br />
Abb. 10.22 Schweißvorrichtung mit Gießmasse-Mitnehmern<br />
b<br />
b
Schweißnahtprofile<br />
Um einwandfreie Resultate in bezug auf Dichtigkeit und<br />
mechanische Festigkeit zu gewährleisten, müssen die Nahtprofile<br />
gewisse Bedingungen erfüllen. Da die Festigkeit der<br />
Naht mindestens der allgemeinen Festigkeit der beiden verschweißten<br />
Teile entsprechen soll, muß die Schweißfläche<br />
etwa 2-2,5 mal dem Wandquerschnitt entsprechen.<br />
Am besten bewährt haben sich die seit vielen Jahren angewendeten<br />
V-Nähte, von denen zwei typische Beispiele in den<br />
Abbildungen 10.23 a und 10.23 b gezeigt werden.<br />
Das Profil in Abb. 10.23 a kommt für Teile mit gleichen<br />
Innendurchmessern zur Anwendung und ebenfalls für solche,<br />
die zum Antreiben bzw. Festhalten mit Außenschultern<br />
versehen werden können (z.B. zylindrische Gehäuse oder<br />
Druckbehälter, die wegen der großen Länge in der Mitte<br />
geteilt werden müssen). Das Profil in Abb. 10.23 b ist für<br />
aufgeschweißte Böden und Abschlußklappen besonders gut<br />
geeignet (z.B. Butangaspatronen für Feuerzeuge, Feuerlöscher,<br />
Aerosolflaschen).<br />
Die als Funktion der Wanddicke eingetragenen Dimensionen<br />
sind selbstverständlich als Vorschläge zu betrachten, die der<br />
Teilkonstruktion entsprechend angepaßt werden können.<br />
Immerhin darf die Schweißfläche nicht verkleinert werden.<br />
<strong>Kunststoffe</strong> mit hohem Reibwert neigen überdies bei zu kleinen<br />
Schrägungswinkeln zu Selbsthemmung, so daß die<br />
Zahnkrone das Teil nicht drehen kann und nur Material<br />
abfräst. Der Winkel von 15° darf deshalb nur in Sonderfällen<br />
unterschritten werden.<br />
Bei Nähten entsprechend Abb. 10.23 a soll zwischen den senkrecht<br />
zur Teilachse liegenden Flächen im ungeschweißten<br />
Zustand etwas Spiel vorhanden sein. Damit bezweckt man, den<br />
ganzen Anpressdruck zuerst auf die Schrägflächen zu leiten, da<br />
dieselben fast den ganzen Anteil an Festigkeit ausmachen.<br />
An diesen Nähten ist das Austreten einer Schweißbraue nicht<br />
zu vermeiden, was oft störend wirkt und eine Nacharbeit<br />
erfordert. Bei verschweißten Gehäusen, die bewegte mechanische<br />
Teile enthalten, kann das Abbröckeln der Schweißbraue<br />
im Inneren die Funktion gefährden und muß deshalb unbedingt<br />
verhindert werden.<br />
Die Abbildungen 10.24 a bis 10.24 d zeigen vier Vorschläge<br />
von Nahtformen, die mit Rillen zur Aufnahme der Schweißbraue<br />
ausgerüstet sind.<br />
Eine einfache Rille nach Abb. 10.24 a verdeckt zwar die<br />
Braue nicht, verhindert aber ein Vorstehen derselben über<br />
den Außendurchmesser, was in gewissen Fällen genügt.<br />
Oft wird auch eine überlappte Lippe mit einem kleinen<br />
Spalt entsprechend Abb. 10.24 b verwendet.<br />
Bei Abb. 10.24 c sind die Rillen so angeordnet, daß sie am<br />
Ende der Verschweißung abschließen.<br />
Abb. 10.24 d zeigt innen eine leicht überlappende Lippe, die<br />
die Rille völlig abschließt und jedes Austreten von Material<br />
verhindert. Die äußere Lippe liegt nach dem Verschweißen<br />
auf dem Gegenrand auf.<br />
Die Naht in Abb. 10.23 b kann, sofern die Abschlußkappe<br />
außen vorstehen darf, ebenfalls mit einem Rand versehen<br />
werden.<br />
t 0,1 t<br />
15°<br />
0,6 t<br />
t 0,6 t (min. 1 mm)<br />
0,4 t<br />
15°<br />
0,05 t<br />
0,6 t<br />
0,8 t 0,8 t<br />
1,8 t<br />
0,4 t<br />
a b<br />
Abb. 10.23 a. Nahtprofil mit Außenrand<br />
b. Nahtprofil ohne Außenrand<br />
Abb. 10.25 zeigt einen entsprechenden Vorschlag, wie er<br />
gelegentlich an Butangaspatronen verwendet wird. Im allgemeinen<br />
ist eine offene Rille ausreichend. Es besteht indessen<br />
auch die Möglichkeit, eine dünne Lippe mit einem Hinterschnitt<br />
entsprechend a vorzusehen, wodurch die Auffangrille<br />
vollständig abgedeckt wird. Diese Lösung kann selbstverständlich<br />
auch außen erwünscht sein. Sie erfordert indessen<br />
eine etwas kompliziertere Werkzeugauslegung zum Auswerfen<br />
und sollte deshalb auf die Fälle beschränkt bleiben, wo<br />
sie unerläßlich ist.<br />
1,8 t<br />
0,5 t<br />
5°<br />
a b<br />
c d<br />
15° 0,5 t<br />
Abb. 10.24 Nahtprofil mit Aufnahmerillen für die Schweißbraue<br />
t<br />
5°<br />
1,5 t 0,2 t<br />
30°<br />
101
Berechnung von Schwungmasse-<br />
Werkzeugen und Maschinen<br />
Um einen Kunststoff vom festen in den flüssigen Zustand zu<br />
bringen, ist eine gewisse, vom Material abhängige Wärmemenge<br />
notwendig. In der Praxis machen sich die Unterschiede<br />
innerhalb der technischen <strong>Kunststoffe</strong> indessen<br />
wenig bemerkbar, so daß sie in den nachfolgenden Betrachtungen<br />
vernachläßigt werden.<br />
Die zum Schmelzen erforderliche Wärme wird durch die in<br />
der rotierenden Masse enthaltene Energie erzeugt. Die beim<br />
Zusammenpressen der Nahtoberflächen entstehende Reibung<br />
bringt die Schwungmasse in weniger als einer Sekunde zum<br />
Stehen.<br />
Bei <strong>Kunststoffe</strong>n, die einen engbegrenzten Schmelzpunkt<br />
besitzen, wie z.B. DELRIN ® Acetalhomopolymer, sollte das<br />
Werkzeug nach dem Aufsetzen kaum mehr als 1-2 Umdrehungen<br />
ausführen. Ist der Anpreßdruck ungenügend, so<br />
dreht die Schwungmasse zu lange durch und schert das im<br />
Erstarren begriffene Material wieder ab. Dadurch entstehen<br />
abgeschwächte oder undichte Nähte.<br />
Für amorphe <strong>Kunststoffe</strong> ist diese Bedingung weniger wichtig,<br />
da sie langsamer erstarren. Man arbeitet indessen bei<br />
allen <strong>Kunststoffe</strong>n vorteilhaft mit höheren Anpreßdrücken<br />
als unbedingt notwendig, da die Qualität der Schweißnaht<br />
darunter nicht leidet.<br />
102<br />
0,8 T<br />
0,3 T<br />
Abb. 10.25 Nahtprofil mit Außen- und Innenabdeckung<br />
T<br />
a<br />
Um mit Schwungmasse-Werkzeugen gute Nähte zu erzielen,<br />
müssen folgende Größen betrachtet werden.<br />
– Umfangsgeschwindigkeit an der Schweißnaht<br />
Sofern dies technisch möglich ist, sollte sie nicht unter<br />
10 m/s liegen. Bei kleinen Teildurchmessern ist man indessen<br />
gelegentlich gezwungen, zwischen 5 und 10 m/s zu<br />
arbeiten, da sonst die Drehzahl zu hoch wird. Allgemein<br />
kann man indessen sagen, daß hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />
bessere Ergebnisse zeigen. Auch bezüglich der<br />
Abmessungen der Schwungmasse ist es von Interesse, mit<br />
möglichst hohen Drehzahlen zu arbeiten, da die Werkzeuge<br />
für ein gegebenes Teil kleiner werden.<br />
– Die Schwungmasse<br />
Da die in der Schwungmasse enthaltene Energie eine Funktion<br />
der Drehzahl und des Trägheitsmomentes ist, müssen<br />
beide Größen in Abhängigkeit zueinander festgelegt werden.<br />
Der Einfluß der Drehzahl erfolgt im Quadrat, so daß<br />
schon geringe Veränderungsmöglichkeiten derselben eine<br />
gute Anpassung an das gewünschte Resultat zulassen.<br />
Für technische <strong>Kunststoffe</strong> kann man allgemein annehmen,<br />
daß zum Verschweißen von 1 cm 2 projezierter Nahtoberfläche<br />
50 Nm Arbeit notwendig sind.<br />
Die Materialmenge, die geschmolzen werden muß, hängt<br />
indessen noch zusätzlich von der Genauigkeit ab, mit der<br />
die Nahtprofile aufeinander passen, also auch von den<br />
Spritztoleranzen. Es wäre deshalb müßig, zu genaue<br />
Berechnungen anzustellen, da man ohnehin meistens<br />
mit einer Anpassung der Drehzahl rechnen muß.<br />
– Der Anpreßdruck<br />
Wie schon weiter oben erwähnt, ist der Anpreßdruck so<br />
zu bemessen, daß das Werkzeug nach dem Aufsetzen nur<br />
noch etwa 1–2 Umdrehungen macht.<br />
Als Berechnungsgrundlage kann man annehmen, daß ein<br />
spezifischer Druck von 5 MPa auf die projezierte Nahtfläche<br />
erforderlich ist. Es genügt indessen nicht, den Kolbendurchmesser<br />
und den Luftdruck entsprechend festzulegen.<br />
Auch die Zufuhrleitungen und die Ventile müssen so<br />
dimensioniert sein, daß der Kolbenvorschub schlagartig<br />
erfolgt. Ist dies nicht der Fall, so fährt das Werkzeug zu<br />
langsam nach unten, und der Druck im Zylinder baut sich<br />
zu spät auf. Eine große Zahl fehlerhafter Schweißnähte in<br />
der Praxis sind auf diese Fehler zurückzuführen.<br />
– Der Nachdruck<br />
Das sich im flüssigen Zustand befindliche Material braucht<br />
eine gewisse Zeit zum Erstarren. Es ist deshalb unbedingt<br />
notwendig, den Druck entsprechend lange aufrechtzuerhalten.<br />
Die Zeitdauer hängt vom Kunststoff ab und wird<br />
am besten durch Versuche ermittelt. Für DELRIN ® liegt sie<br />
bei 0,5-1 Sekunde, während für amorphe <strong>Kunststoffe</strong><br />
etwas mehr Zeit benötigt wird.
Graphische Bestimmung<br />
der Schweißgrößen<br />
Das Nomogramm, Abb. 10.26, gestattet eine schnelle und<br />
einfache Festlegung der wichtigsten Daten und ist für alle<br />
technischen <strong>Kunststoffe</strong> durchaus geeignet.<br />
Zuerst bestimmt man den mittleren Nahtdurchmesser d in<br />
Abb. 10.27 sowie die projezierte Nahtfläche F.<br />
ø D (mm)<br />
120<br />
110<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
20<br />
10<br />
8<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
F (cm2 )<br />
4<br />
L (mm)<br />
30<br />
40<br />
506070<br />
80<br />
90 100<br />
120<br />
10000<br />
5000<br />
3000<br />
2000<br />
P (N)<br />
1000<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Abb. 10.26 Nomogramm zur Bestimmung der Schweißparameter<br />
2<br />
8000 t/min ød 25 mm<br />
7000 28<br />
6000 33<br />
5000 40<br />
4000 50<br />
3500 57<br />
3000 65<br />
2500 80<br />
2000 100<br />
1800 110<br />
1600 125<br />
1400 140<br />
1200 165<br />
1000 200<br />
3 1<br />
Beim eingezeichneten Beispiel beträgt die Fläche F etwa 3 cm2 und der mittlere Nahtdurchmesser d 60 mm. Man fährt also<br />
von der linken Skala von 3 cm2 ausgehend nach rechts bis zum<br />
Schnittpunkt mit der Durchmesserlinie 60 (Punkt 1) und von<br />
dort senkrecht nach oben. Dort wählt man dann einen Durchmesser<br />
und die dazugehörende<br />
Länge der Schwungmasse beliebig (Abb. 10.28). Immerhin<br />
sollte der Durchmesser größer sein als die Länge, um die<br />
Gesamthöhe des Werkzeuges klein zu halten.<br />
Im gezeigten Beispiel hat man einen Durchmesser von 84 mm<br />
gewählt, was eine Länge von 80 mm ergibt (Punkt 2).<br />
Dem Nomogramm ist eine Umfangsgeschwindigkeit von<br />
10 m/s zu Grunde gelegt, was für das gezeigte Beispiel<br />
von 60 mm ∅ eine Drehzahl von etwa 3200 U/min ergibt.<br />
Man kann indessen auch eine höhere Drehzahl, z.B. 4000,<br />
wählen, welche den Schnittpunkt 3 ergibt. Wenn man von<br />
diesem Punkt nach oben fährt, werden die Werkzeugabmessungen<br />
selbstverständlich kleiner. Im gezeigten Fall<br />
wurde auf Punkt 4 ein Durchmesser von 78 mm gewählt,<br />
zu dem eine Länge von 70 mm gehört.<br />
100<br />
Wenn man von der Fläche 3 cm2 horizontal auf die rechte<br />
Skala geht, findet man gleichzeitig den notwendigen<br />
Anpreßkraft, der im gezeigten Beispiel etwa 1500 N beträgt.<br />
Das Nomogramm berücksichtigt nur die Außenabmessungen<br />
des Werkzeuges und vernachläßigt die Bohrungen. Diese<br />
werden jedoch von der Aufnahmevorrichtung einigermaßen<br />
kompensiert, so daß die Werte trotzdem genügend genau<br />
sind.<br />
Ø d<br />
Abb. 10.27 Bestimmung des mittleren Nahtdurchmessers<br />
L<br />
Abb. 10.28 Schweißkopf-Abmessungen<br />
Ø d<br />
F F<br />
P<br />
Ø D<br />
103
Motorantriebsleistung<br />
Schwungmasse-Werkzeuge haben neben vielen anderen<br />
positiven Eigenarten auch den Vorteil, daß zum Antrieb<br />
nur geringe Leistungen benötigt werden.<br />
Da die totale Zykluszeit bei einer halb- oder vollautomatischen<br />
Anlage zwischen einer und zwei Sekunden liegt, hat<br />
der Motor genügend Zeit, die Schwungmasse auf die<br />
Betriebsdrehzahl zu beschleunigen. Die im Werkzeug enthaltene<br />
kinetische Energie wird während des Schweißvorganges<br />
in so kurzer Zeit in Wärme umgesetzt, daß dabei erhebliche<br />
Leistungen auftreten.<br />
Wenn z.B. die beiden auf dem Nomogramm (Abb. 10.26)<br />
aufgeführten Werkzeuge in 0,05 s abgebremst werden, geben<br />
sie während dieser Zeitdauer eine Leistung von etwa 3 kW<br />
ab. Wenn sie bis zur nächsten Schweißung eine Sekunde Zeit<br />
für die Wiederbeschleunigung haben, wäre dazu theoretisch<br />
nur eine Leistung von 150 W notwendig.<br />
Für die meisten in der Praxis anfallenden Teile genügen deshalb<br />
Motorleistungen von 0,5 kW.<br />
Wie schon bereits erwähnt, ist eine Anpassungsmöglichkeit<br />
der Drehzahl wünschenswert. Handelt es sich indessen um<br />
eine Produktionsanlage, auf der immer gleiche Teile verschweißt<br />
werden, so erfolgt die Anpassung der Drehzahl<br />
meistens durch Verändern der Riemenscheibendurchmesser.<br />
Qualitätskontrolle geschweißter Teile<br />
Um eine gleichmäßig gute Qualität zu erreichen, sollten die<br />
Nähte am Profilprojektor zuerst auf Paßgenauigkeit untersucht<br />
werden. Zu große Abweichungen der Profile sowie der<br />
Durchmesser (Spritzgußtoleranzen) können den Schweißvorgang<br />
erschweren und die Qualität vermindern. Korrekt dimensionierte<br />
Nähte und gewissenhaft verarbeitete Teile erübrigen<br />
ohne weiteres eine spätere systematische Kontrolle.<br />
Stimmen beispielsweise die Winkel der beiden Profile schlecht<br />
aufeinander, so entsteht nach Abb. 10.29 eine äußerst spitze<br />
Kerbe, die unter Belastung unzulässige Spannungsspitzen<br />
erzeugt, und damit die Festigkeit des ganzen Teils vermindert.<br />
Auch muß zuviel Material weggeschmolzen werden.<br />
Abb. 10.29 Profilfehler<br />
104<br />
Ausschlaggebend für die Beurteilung der Naht ist je nach der<br />
Anwendung die mechanische Festigkeit, die Dichtigkeit<br />
gegen flüssige oder gasförmige Stoffe oder beides zusammen.<br />
Die möglichen Prüfverfahren können wie folgt<br />
beschrieben werden:<br />
– Eine visuelle Kontrolle der Nähte ist nur sehr begrenzt<br />
möglich und gibt keine Auskunft betreffend der Festigkeit<br />
und der Dichtigkeit. Sie kann nur an Teilen erfolgen, an<br />
denen die Schweißbraue sichtbar ist. Wenn die Schweißbedingungen<br />
korrekt sind, muß am ganzen Nahtumfang<br />
eine kleine, gleichmäßige Braue austreten.<br />
Ist sie unregelmäßig, zu groß oder gar nicht vorhanden,<br />
so muß die Drehzahl korrigiert werden. Selbstverständlich<br />
hat man kein Interesse, mehr Kunststoff wegzuschmelzen<br />
als unbedingt erforderlich. Wenn indessen überhaupt kein<br />
Material austritt, hat man keine Gewähr, daß die Naht<br />
genügend gut verschweißt ist.<br />
Das Aussehen der Schweißbraue hängt nicht nur vom<br />
Kunststoff, sondern auch von der Viskosität und eventuellen<br />
Zusätzen ab. So ergibt z.B. DELRIN ® 100 eher eine faserige<br />
Braue, während DELRIN ® 500 einen verschmolzenen<br />
Schweißgrat zeigt. Des weiteren hat auch die Umfangsgeschwindigkeit<br />
einen Einfluß auf das Aussehen, so daß<br />
daraus keine Schlüsse in bezug auf die Qualität gezogen<br />
werden können.<br />
– Festigkeitsprüfungen der Nähte bis zu deren Zerstörung<br />
sind die einzige Möglichkeit, die Qualität der Schweißung<br />
richtig beurteilen und daraus endgültige Schlüsse ziehen<br />
zu können. Die weitaus meisten rotationsgeschweißten<br />
Teile sind geschlossene Behälter, die unter dauerndem<br />
oder kurzzeitigem Innen- oder Außendruck stehen (Feuerzeuge,<br />
Gaspatronen, Feuerlöscher). Daneben gibt es eine<br />
große Zahl Schwimmer, welche unbelastet sind und nur<br />
eine dichte Schweißung aufweisen müssen. Alle derartigen<br />
Teile wird man ungeachtet der im Betrieb tatsächlich<br />
auftretenden Spannungen am besten und einfachsten mittels<br />
langsam aber kontinuierlich ansteigendem Innendruck<br />
zum Bersten bringen. Eine derartige Anlage sollte die<br />
Möglichkeit bieten, die Teile während des Druckanstieges<br />
beobachten zu können.<br />
Aus sichtbaren, vor dem Bersten auftretenden Deformationen<br />
können sehr oft wertvolle Rückschlüsse auf eventuelle<br />
Konstruktionsfehler und daraus resultierende Schwachstellen<br />
gezogen werden.<br />
Nach dem Berstversuch sollen die Teile, vor allem aber<br />
die Schweißnähte, gründlich untersucht werden. Wenn die<br />
Naht korrekt dimensioniert und verschweißt ist, dürfen die<br />
Profilflächen nicht sichtbar sein. Die Brüche müssen quer<br />
durch die Naht oder an ihr entlang gehen. Im letzteren Fall<br />
läßt sich allerdings nicht feststellen, ob die Naht direkte<br />
Ursache des Bruches ist. Dies kann der Fall sein, wenn,<br />
wie z.B. in Abb. 10.29 gezeigt, eine starke Kerbwirkung<br />
vorhanden ist. Wenn es sich um Teile handelt, die im<br />
Betrieb unter dauerndem Innendruck stehen und Temperaturschwankungen<br />
ausgesetzt sind, so muß der Berstdruck<br />
8-10 mal dem Betriebsdruck entsprechen. Nur dann hat<br />
man Gewähr, daß sich das Teil über die ganze Lebensdauer<br />
den Erwartungen entsprechend verhält (z.B. Butangas-Feuerzeuge).
Da es sich immer um zylindrische Körper handelt, ist es sehr<br />
aufschlußreich, die Tangential-Bruchspannungen nachzurechnen<br />
und sie mit der tatsächlichen Zugfestigkeit des <strong>Kunststoffe</strong>s<br />
zu vergleichen. Ist das Verhältnis schlecht, so muß die<br />
Ursache nicht unbedingt in der Schweißnaht gesucht werden.<br />
Konstruktionsfehler, Orientierung beim Füllen dünner Wände,<br />
ungünstige Anordnung oder Dimensionierung des Anschnittes,<br />
Schweißlinien oder seitliches Ausweichen des Kerns und<br />
somit unregelmäßige Wanddicken können ebenfalls Gründe<br />
dafür sein.<br />
Bei glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n liegen die Verhältnisse<br />
etwas anders. Mit zunehmendem Glasgehalt erhöht sich<br />
einerseits die Festigkeit, andererseits wird der Anteil der<br />
schweißbaren Oberfläche wegen der vorhandenen Glasfasern<br />
kleiner. Somit wird das Verhältnis vom tatsächlichen zum<br />
theoretischen Berstdruck ungünstiger und die Schweißnaht<br />
kann in gewissen Fällen die schwächste Stelle werden.<br />
Wie wichtig schon die konstruktive Gestaltung rotationsverschweißter<br />
Druckbehälter ist, geht aus den folgenden zwei<br />
Beispielen hervor:<br />
Die beiden Patronen aus DELRIN ® 500 Acetalhomopolymer<br />
nach Abb. 10.30 wurden nach dem Verschweißen unter<br />
Innendruck geborsten und ergaben folgende Resultate:<br />
Patrone A riß in der Ebene X-X, ohne daß der zylindrische<br />
Teil oder die Schweißnaht beschädigt wurden. Dieser Bruch<br />
ist zweifellos auf den flachen Boden und die scharfe Innenkante,<br />
also einen Konstruktionsfehler, zurückzuführen.<br />
Der Berstdruck betrug nur 37% des theoretisch möglichen.<br />
X X<br />
A (schlecht) B (gut)<br />
Abb. 10.30 Schlecht und gut ausgelegte Druckkörper<br />
Patrone B barst zuerst in der Fließrichtung des Zylinders<br />
und anschließend der Naht entlang, ohne sie aufzureißen.<br />
Der Berstdruck betrug 80% des theoretisch errechneten,<br />
was als annehmbar betrachtet werden darf.<br />
Aus den Werten der mechanischen Nahtfestigkeit kann man<br />
allerdings keine Schlüsse in bezug auf die Dichtigkeit gegen<br />
Flüssigkeiten oder Gase ziehen.<br />
Druckbehälter und Schwimmer müssen deshalb noch zusätzlich<br />
mit dem entsprechenden Medium geprüft werden. Unter<br />
Innendruck stehende Gefäße wird man etwa mit dem halben<br />
Berstdruck belasten, um schwache Stellen sicher ermitteln<br />
zu können.<br />
X<br />
Schwimmer und andere geschlossene Behälter werden durch<br />
Eintauchen in heißes Wasser auf Blasenbildung an der Naht<br />
untersucht. Schneller und sicherer ist das Arbeiten mit<br />
Unterdruck, wozu ein einfaches Gerät, wie es gelegentlich<br />
zum Prüfen von wasserdichten Uhren verwendet wird,<br />
genügt.<br />
– Abb. 10.31 veranschaulicht ein solches Gerät und stellt<br />
einen entsprechenden Vorgang dar.<br />
Ein runder Glasbehälter a, dessen Größe den Teilen entsprechend<br />
gewählt wird, ist mit einem lose aufgelegten<br />
Deckel b über eine Weichgummidichtung verschlossen.<br />
Ein Sieb c hält die Prüflinge unter Wasser. Da das Wasserniveau<br />
bis nahe an den Gefäßrand reicht, muß nur ein<br />
geringes Luftvolumen abgesaugt werden, um einen ausreichenden<br />
Unterdruck zu erzeugen. Dazu genügt schon ein<br />
einziger Kolbenhub einer handbetätigten Pumpe. Vorzugsweise<br />
wird man das Gerät mit einem einstellbaren Ventil<br />
versehen, um den Unterdruck zu begrenzen und damit<br />
Blasenbildung durch Sieden zu vermeiden.<br />
c<br />
d<br />
Abb. 10.31 Vakuum-Dichtigkeitsprüfgerät<br />
Prüfung von Schweißnähten durch Mikrotomschnitte<br />
Wenn die konstruktive Auslegung und die Schweißung korrekt<br />
durchgeführt werden, sollten sich Mikrotomschnitte erübrigen.<br />
Sie erfordern nicht nur einen erheblichen Aufwand<br />
an Einrichtungen, sondern auch entsprechende Erfahrungen.<br />
Immerhin läßt sich damit gelegentlich die Ursache undichter<br />
Nähte feststellen, wie dies z.B. auf Abb. 10.32 der Fall ist.<br />
Man sieht hier deutlich, wie die V-Rille durch die Schweißpressung<br />
aufgedrückt und das Gegenprofil nicht bis auf den<br />
Grund geschweißt wurde. Der offen gebliebene Hohlraum<br />
mit der scharfen Ecke hat nicht nur eine Kerbwirkung, sondern<br />
erhöht auch die Gefahr der Undichtheit.<br />
Die Prüfung von Rotationsschweißnähten sollte nur zu Beginn<br />
einer Produktion und später nur noch in Form von Stichproben<br />
durchgeführt werden oder wenn die Gefahr besteht, daß sich<br />
in der Verarbeitung oder im Schweißvorgang etwas verändert<br />
hat. Die Ausschußquote bleibt bei richtigem Vorgehen klein<br />
und rechtfertigt deshalb nicht die systematische Prüfung aller<br />
Teile.<br />
b<br />
a<br />
105
Abb. 10.32 Dünnschnitt-Kontrolle<br />
Schweißen von Teilen mit Doppelnähten<br />
Das gleichzeitige Schweißen von zwei Nähten, wie dies z.B.<br />
für den Vergaserschwimmer nach Abb. 10.33 notwendig ist,<br />
erfordert besondere Maßnahmen und vermehrte Sorgfalt. Die<br />
Praxis hat gezeigt, daß keine guten Resultate erzielt werden<br />
können, wenn die beiden Hälften mittels Zahnkronen angetrieben<br />
bzw. gehalten werden. Es müssen deshalb auf jeden<br />
Fall Vertiefungen oder Rippen vorgesehen werden. Weiterhin<br />
ist es vorteilhaft, am Werkzeug die innere Auflagefläche<br />
gegenüber der äußeren in der Höhe einstellbar vorzusehen,<br />
um damit den Anpressdruck den Anforderungen entsprechend<br />
auf die beiden Nähte verteilen zu können.<br />
Die Schwungmasse und den Anpressdruck wird man in solchen<br />
Fällen für die Summe der Nahtoberflächen bemessen.<br />
Dagegen soll die Drehzahl dem kleineren Durchmesser entsprechend<br />
gewählt werden.<br />
Abb. 10.33 zeigt einen Doppelnaht-Schwimmer mit geeigneten,<br />
einstellbaren Aufnahmen und kleinen Rippen zum<br />
Antreiben bzw. Festhalten der Teile. Nach dem Schweißen<br />
fährt die Spindel nicht ganz nach oben, um ein Einlegen des<br />
Teils in das stehende Werkzeug zu ermöglichen.<br />
Erst danach wird eingekuppelt und die Schwungmasse auf<br />
Drehzahl gebracht.<br />
Es ist empfehlenswert, die Kunststoffteile so zu dimensionieren,<br />
daß man die innere Naht zuerst anfängt zu schweißen,<br />
d.h. wenn die äußere noch etwa 0,2-0,3 mm Luft aufweist<br />
(Abb. 10.34).<br />
Das Schweißen von doppelten Nähten wird umso schwieriger,<br />
je größer das Verhältnis der beiden Durchmesser ist. Obwohl<br />
man in der Praxis Teile mit einem Außendurchmesser von<br />
50 mm und einem Innendurchmesser von 10 mm noch verbinden<br />
konnte, sind das doch Ausnahmefälle.<br />
106<br />
Abb. 10.33 Doppelnaht-Schweißung mit Antriebs- bzw. Halterippen<br />
Abb. 10.34 Verzögerter Beginn der Außenhautschweißung<br />
Abb. 10.35 Umgehen der Doppelschweißung mittels eines dritten<br />
Teils (Zerlegung der Doppelnaht in zwei getrennte<br />
Schweißungen)
Man darf derartige Konstruktionen nur mit größter Vorsicht<br />
und nach entsprechender Beratung durch Fachleute ausführen.<br />
Wenn man den sicheren Weg beschreiten und kein Risiko<br />
eingehen will, wählt man besser eine Lösung entsprechend<br />
Abb. 10.35. Hier ist die Doppelnaht in zwei einfache Schweißungen<br />
getrennt, die nacheinander erfolgen und bei richtiger<br />
Anpassung keine Probleme darstellen. Da bei dieser Lösung<br />
die Teile normal mit Zahnkronen angetrieben werden können,<br />
lassen sie sich leichter in eine vollautomatische Anlage<br />
einfügen. Der Gesamtaufwand ist deshalb kaum größer als<br />
für eine Doppelnaht, dagegen sind keine langwierigen und<br />
kostspieligen Vorversuche notwendig<br />
.<br />
Das Verschweißen gefüllter<br />
und verschiedenartiger <strong>Kunststoffe</strong><br />
Gefüllte <strong>Kunststoffe</strong> lassen sich im allgemeinen ebenso gut<br />
rotationsschweißen wie ungefüllte. Wenn die Füllstoffe den<br />
Reibwert vermindern, muß unter Umständen der Schweißdruck<br />
erhöht werden, um die Abbremszeit der Schwungmasse<br />
kurz zu halten.<br />
Bei glasfasergefüllten Materialien wird die Nahtfestigkeit<br />
theoretisch kleiner, da die Glasfasern die tatsächlich verschweißte<br />
Fläche verringern. Diese Tatsache macht sich<br />
in der Praxis indessen selten bemerkbar, da der schwächste<br />
Punkt meistens ohnehin nicht in der Naht liegt. Falls erforderlich,<br />
kann das Nahtprofil etwas vergrößert werden.<br />
Glasfasern bewirken in allen <strong>Kunststoffe</strong>n eine erhebliche<br />
Verkleinerung der Bruchdehnung, so daß Spannungskonzentrationen<br />
verheerend wirken. Diesem Umstand wird in der<br />
Konstruktion viel zu wenig Rechnung getragen.<br />
Gelegentlich steht man auch vor dem Problem, <strong>Kunststoffe</strong><br />
verschiedener Gruppen und ungleicher Schmelzpunkte verschweißen<br />
zu müssen. Dies wird naturgemäß umso schwieriger,<br />
je weiter die Schmelzpunkte auseinander liegen. Man<br />
kann in solchen Fällen nicht mehr von einer eigentlichen<br />
Verschweißung sprechen, da es sich mehr um ein mechanisches<br />
Verhängen der Oberflächen handelt. Die Nahtfestigkeit<br />
genügt dann nur noch geringen Anforderungen. Es kann auch<br />
notwendig sein, spezielle Nahtprofile anzuwenden und mit<br />
sehr hohen Schweißdrücken arbeiten zu müssen.<br />
Die wenigen in der Praxis vorkommenden Verbindungen<br />
dieser Art betreffen indessen ausschließlich unbelastete<br />
Schweißnähte.<br />
Als typische Beispiele dieser Art kann man Ölstandsanzeiger<br />
und Schaugläser aus Polycarbonat erwähnen, die in Gehäuse<br />
aus DELRIN ® eingeschweißt werden.<br />
Nachfolgende Versuchsresultate sollen einige Anhaltspunkte<br />
über mögliche Verbindungen von DELRIN ® mit anderen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />
geben:<br />
Der in Abb. 10.13 gezeigte Schwimmer aus DELRIN ® erreicht<br />
einen Berstdruck von etwa 4 MPa.<br />
Wird eine Abschlußkappe aus einem anderen Material auf<br />
den Körper aus DELRIN ® geschweißt, so ergeben sich folgende<br />
Berstdrücke:<br />
ZYTEL ® 101 (Polyamid) 0,15–0,7 MPa<br />
PC 1,2 –1,9 MPa<br />
PMMA 2,2 –2,4 MPa<br />
ABS 1,2 –1,6 MPa<br />
Dabei ist zu beachten, daß bei allen erwähnten Verbindungen<br />
die Schweißnaht schwächer ist als die Materialfestigkeit.<br />
Rotationsschweißen von weichen<br />
Thermoplasten und Elastomeren<br />
Von wenigen Ausnahmen abgesehen (PTFE) hat ein Kunststoff<br />
einen umso höheren Reibwert, je weicher er ist.<br />
Das Rotationsschweißen wird deshalb aus drei Gründen mit<br />
zunehmender Weichheit schwieriger oder sogar unmöglich.<br />
– Der hohe Reibwert hat eine so starke Bremswirkung, daß<br />
die Schwungmasse nicht im Stande ist, durch Reibung<br />
Wärme zu erzeugen. Ein großer Teil der Energie wird<br />
durch die Deformation des Teils absorbiert, ohne daß<br />
genügend Relativbewegung auf den Schweißflächen stattfindet.<br />
Erhöht man die Energie, so riskiert man eher eine<br />
Beschädigung der Teile als eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />
Das Problem kann manchmal so gelöst werden, daß man<br />
Schmierstoff auf die Nahtfläche sprüht (z.B. Silikon-<br />
Formtrennmittel). Dadurch wird der Reibwert zuerst sehr<br />
klein und die Drehung findet normal statt. Auf Grund der<br />
hohen spezifischen Pressung wird der Schmierstoff jedoch<br />
sehr schnell weggedrückt, wodurch der Reibwert ansteigt<br />
und das Material zum Schmelzen kommt.<br />
– Bei weichen <strong>Kunststoffe</strong>n, die im Gegenteil einen sehr<br />
niedrigen Reibwert aufweisen (PTFE), müßte der spezifische<br />
Flächendruck sehr viel höher sein, um in kurzer Zeit<br />
genügend Reibwärme zu erzeugen. Die meisten Teile wären<br />
ohnehin nicht im Stande, den hohen Axialdruck ohne bleibende<br />
Deformation aufzunehmen. Für diese <strong>Kunststoffe</strong><br />
gibt es gegenwärtig noch kein sicheres Vorgehen, um<br />
befriedigende Rotationsschweißungen zu erzeugen.<br />
– Teile aus weichen <strong>Kunststoffe</strong>n können nur schwer in Aufnahmevorrichtungen<br />
festgehalten bzw. gedreht werden. Die<br />
Übertragung des hohen Drehmomentes wird deshalb ein<br />
oft unlösbares Problem, vor allem auch, weil kaum Zahnkronen<br />
verwendet werden können.<br />
Zusammenfassend kann man deshalb sagen, daß derartige<br />
Grenzfälle mit äußerster Vorsicht zu behandeln sind, und daß<br />
die Entwicklungen entsprechende Vorversuche unumgänglich<br />
machen.<br />
Beispiele handelsüblicher<br />
und experimenteller Schweißmaschinen<br />
Die in Abb. 10.36-10.38 gezeigten Maschinen sollen einige<br />
ausgewählte Beispiele aus der großen Zahl der in der Praxis<br />
verwendeten Schweißvorrichtungen illustrieren.<br />
107
Beispiele für handelsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine sowie<br />
für Versuchsmaschinen<br />
Abb. 10.36 Handelsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine<br />
108
Abb. 10.37 Tisch-Rotationsschweißmaschine<br />
In der Grundausführung, die das Bild zeigt, ist die Maschine mit einem Dreiphasen-Kurzschlußankermotor ausgerüstet.<br />
Die Schwungmasse mit der Aufnahmevorrichtung ist direkt auf der Kolbenstange gelagert und entspricht dem in Abb. 10.12/10.13<br />
gezeigten Prinzip. Die Maschine wird auch mit Drehtisch, regelbarer Drehzahl und vollautomatischer Zuführung verwendet.<br />
109
Abb. 10.38 Rotationsschweißmaschine<br />
110
Ultraschallschweißen<br />
Einführung<br />
Das Ultraschallschweißen ist ein schnelles und wirtschaftliches<br />
Verfahren zur Verbindung von Kunststoffteilen und<br />
eignet sich hervorragend zur Montage qualitativ hochwertiger,<br />
in großen Stückzahlen hergestellter Kunststoffartikel.<br />
Das Ultraschallschweißen ist ein relativ neues Verfahren, das<br />
sich bei amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n wie Polystyrol, die eine niedrige<br />
Erweichungstemperatur aufweisen, problemlos anwenden<br />
läßt. Beim Verschweißen von amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n mit<br />
höheren Erweichungstemperaturen, von kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />
und von <strong>Kunststoffe</strong>n mit geringer Steifheit erfordern<br />
die Konstruktion sowie die Montage sorgfältige Planung und<br />
Kontrolle.<br />
Dieser Beitrag soll die theoretischen Grundlagen und die<br />
praktischen Leitlinien für das Ultraschallschweißen von Teilen<br />
aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont darstellen.<br />
Das Ultraschall-Schweißverfahren<br />
Beim Ultraschallschweißen werden hochfrequente Schwingungen<br />
mit Hilfe eines vibrierenden Schweißwerkzeuges,<br />
der sogenannten «Sonotrode», auf zwei zu verschweißende<br />
Teile oder Werkstoffschichten übertragen. Die Verschweißung<br />
tritt infolge der Wärme ein, die an den Berührungsflächen<br />
der schwingenden Teile oder Schichten erzeugt wird.<br />
Die zum Ultraschallschweißen benötigte Geräteausrüstung<br />
besteht aus einer Haltevorrichtung zur Fixierung der Teile,<br />
einer Sonotrode, einem elektromechanischen Wandler zur<br />
Erregung der Sonotrode, einem Hochfrequenzgenerator und<br />
einer Zeitsteuerung.<br />
Wandler oder<br />
Konverter<br />
Sonotrode<br />
Kunststoffteile<br />
Haltevorrichtung<br />
Hochfrequenzgenerator<br />
Zeitsteuerung<br />
Abb. 10.41 Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />
Abb. 10.42 Typische Ultraschall-Schweißgeräte, b mit magnetostriktivem<br />
Wandler, a mit piezoelektrischem Wandler<br />
Das in Abb. 10.41 dargestellte Schweißgerät wird weiter unten<br />
noch im einzelnen beschrieben. Typische handelsübliche Ultraschallschweißgeräte<br />
sind in Abbildung 10.42 dargestellt.<br />
Die durch die Sonotrode auf die zu verschweißenden Teile<br />
übertragenen Schwingungen lassen sich als Wellen verschiedener<br />
Arten beschreiben:<br />
a. Längswellen breiten sich in jedem Material aus: in Gasen<br />
und Flüssigkeiten ebenso wie in festen Stoffen. Sie pflanzen<br />
sich in der Richtung der Achse der Schwingungsquelle<br />
fort. Identische Schwingungszustände (d.h. Schwingungsphasen)<br />
sind sowohl dimensional als auch longitudinal<br />
von der Wellenlänge abhängig. Beim Betrieb mechanischer<br />
Resonatoren spielt die Längswelle fast ausschließlich<br />
die Rolle eines immateriellen Energieträgers<br />
(Abb. 10.43a).<br />
b. Im Gegensatz zur Längswelle kann die Transversalwelle<br />
nur in festen Körpern erzeugt und weitergeleitet werden.<br />
Transversalwellen sind hochfrequente elektromagnetische<br />
Wellen, Licht usw. Scherspannungen sind erforderlich,<br />
um eine Transversalwelle zu erzeugen. Letztere bewegt<br />
sich in einer Richtung, die rechtwinklig zur Schwingungsquelle<br />
verläuft (Transversalschwingung). Diese Art von<br />
Wellen ist so weit wie möglich beim Ultraschallschweißen<br />
zu unterdrücken, da nur die Grenzflächenschicht der<br />
Sonotrode Schwingungen unterworfen ist und somit<br />
keine Energie auf die Berührungsflächen der Energieverbraucher<br />
übertragen wird (Abb. 10.43b).<br />
a<br />
b<br />
111
c. Zirkularwellen werden ausschlielich durch die Längserregung<br />
eines Teils hervorgerufen. Darüberhinaus setzt<br />
die Entstehung solcher Wellen im Anwendungsbereich<br />
von Ultraschall asymmetrische Massenverhältnisse voraus.<br />
In dem Bereich, mit dem wir uns befassen, bringt<br />
diese Wellenart erhebliche Probleme mit sich. Wie in<br />
Abb. 10.43c dargestellt, werden an der Oberfläche des<br />
benutzten Mediums Bereiche geschaffen, die hohen<br />
Druckbelastungen ausgesetzt sind; es treten auch Bereiche<br />
hoher Zugspannung auf, was bedeutet, daß partielle<br />
Kräfte hoher Intensität erzeugt werden.<br />
Übrigens werden bei der Übertragung der Ultraschallwellen<br />
vom Wandler zur Sonotrode durch diese Wellen reziproke<br />
Schwingungen vom piezoelektrischen Keramikinstrument<br />
zum Wandler hervorgerufen, die zur Zerstörung der Piezoelemente<br />
führen können.<br />
Bei der Konstruktion von Sonotroden sollten diese Gegebenheiten<br />
und die Unterdrückung zirkular polarisierter Wellen<br />
sorgfältig beachtet werden.<br />
Beim Schweißvorgang setzt die wirksame Verwendung der<br />
Ultraschallenergie voraus, daß eine bestimmte Menge örtlich<br />
begrenzter molekulärer Reibungswärme erzeugt wird, um<br />
absichtlich eine gewisse «Ermüdung» der Werkstoffschicht<br />
an der Nahtstelle oder Berührungsfläche zwischen den zu<br />
verschweißenden Kunststoffteilen hervorzurufen.<br />
Während des Schweißens wird in den zu verschweißenden Teilen<br />
durchgängig Wärme erzeugt. Abb. 10.44 illustriert einen<br />
Versuch, bei dem ein Stab von 10 × 10 mm Durchmesser und<br />
60 mm Länge mit einem flachen Block aus einem ähnlichen<br />
Kunststoff verschweißt wird. Zur Übertragung von Ultraschallschwingungen<br />
auf den Stab wird an dessen oberem Ende ein<br />
Ultraschall-Schweißwerkzeug angebracht.<br />
112<br />
Bewegungsrichtung<br />
der Partikel<br />
Schwingungsrichtung<br />
der<br />
Partikel<br />
B A B A B A<br />
(b)<br />
�<br />
(a)<br />
Fortpflanzungsrichtung<br />
der Wellen<br />
�<br />
Fortpflanzungsrichtung<br />
der Wellen<br />
Wellenlänge Bewegungsrichtung<br />
der Partikel<br />
�<br />
(c)<br />
Fortpflanzungsrichtung der Wellen<br />
Abb. 10.43 a. Längswelle – b. Transversalwelle – c. Zirkularwelle<br />
Der Block ruht auf einer festen Unterlage, die als Reflektor für<br />
die Schallwellen dient, die durch den Stab und den Block wandern.<br />
An verschiedenen Punkten entlang des Stabes werden<br />
Thermoelemente angebracht. Ultraschall-Schwingungen werden<br />
5 Sekunden lang zur Anwendung gebracht. Das Diagramm<br />
zeigt die zeitabhängige Temperaturänderung an den 5 Meßpunkten<br />
entlang des Stabes. Die höchsten Temperaturen sind<br />
an der Berührungsfläche zwischen Schweißwerkzeug und Stab<br />
sowie an der Berührungsfläche zwischen Stab und Block anzutreffen,<br />
sie treten jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten auf.<br />
Wenn an der Berührungsfläche zwischen den Teilen genügend<br />
Wärme erzeugt wird, kommt es zur Erweichung und zum<br />
Schmelzen der Kontaktflächen. Unter Druck entsteht eine<br />
Schweißnaht.<br />
Schweißgeräte<br />
Die zum Ultraschallschweißen erforderlichen Geräte sind im<br />
Vergleich zu der Ausrüstung, die für andere Schweißverfahren<br />
wie Reibschweißen oder Heizelementschweißen benötigt<br />
wird, relativ aufwendig und kompliziert. Zu einem kompletten<br />
System gehören ein elektrischer Hochfrequenzgenerator,<br />
Zeitsteuerungen, ein Wandler, der elektrische Energie in<br />
mechanische Schwingungen umsetzt, eine Sonotrode und<br />
eine – gegebenenfalls automatisierte – Haltevorrichtung<br />
für die zu verschweißenden Teile.<br />
a. Hochfrequenzgenerator<br />
Bei den meisten handelsüblichen Geräten erzeugt die Generatoreinheit<br />
eine Ausgangsfrequenz von 20 kHz mit einer<br />
durchschnittlichen Nennleistung, die zwischen einigen hundert<br />
und über tausend Watt liegen kann. In neuerer Zeit hergestellte<br />
Generatoren sind volltransistoriert, arbeiten mit<br />
niederigeren Spannungen als die früheren Röhrengeräte und<br />
weisen Impedanzen auf, die denen der gebräuchlichsten<br />
Wandler, die an den Generatorausgang angeschlossen werden,<br />
recht nahe kommen.<br />
b. Wandler<br />
Die zum Ultraschallschweißen verwendeten Wandler sind<br />
elektromechanische Vorrichtungen, die dazu dienen, hochfrequente<br />
elektrische Impulse entweder nach dem piezoelektrischen<br />
oder aber nach dem magnetostriktiven Prinzip in<br />
hochfrequente mechanische Schwingungen umzuwandeln.<br />
Piezoelektrische Werkstoffe ändern ihre Länge, wenn eine<br />
elektrische Spannung angelegt wird. Sie können eine Kraft<br />
auf alles ausüben, was sie daran zu hindern sucht, ihre<br />
Abmessungen zu verändern – so zum Beispiel die Trägheit<br />
einer an das piezoelektrische Material angrenzenden Masse.<br />
c. Sonotrode<br />
An den Ausgang des Wandlers wird eine Sonotrode angeschlossen.<br />
Diese Sonotrode hat zwei Funktionen:<br />
a. sie überträgt die Ultraschall-Schwingungen auf die zu<br />
verschweißenden Teile;<br />
b. sie erzeugt den Druck, der erforderlich ist, um eine<br />
Schweißnaht zu bilden, sobald die Berührungsflächen<br />
geschmolzen sind.
Sonotrode<br />
15 15 15 15<br />
Reflektor<br />
(a)<br />
N 1<br />
N 2<br />
N 3<br />
N 4<br />
N 5<br />
Temperature, Temperatur, °C °C<br />
200<br />
100<br />
0<br />
20<br />
t, s<br />
(b)<br />
Die Kunststoffteile stellen für den Wandler eine «Last» oder<br />
Impedanz dar. Die Sonotrode dient zur Anpassung des Wandlers<br />
an diese Last und wird deshalb manchmal auch als Impedanz-Anpassungstransformator<br />
bezeichnet. Die Anpassung<br />
erfolgt durch Vergrößerung der Amplitude (und damit auch<br />
der Geschwindigkeit) der vom Wandler erzeugten Schwingungen.<br />
Als Maß für die Verstärkung kann die Gesamtbewegung<br />
oder doppelte Amplitude des Wandlerausgangs beispielsweise<br />
ungefähr 0,013 mm betragen, während die für<br />
den Schweißbereich geeigneten Schwingungen von 0,05 bis<br />
0,15 mm reichen können. Die Verstärkung oder der «Gewinn»<br />
ist einer der für die Konstruktion von Sonotroden ausschlaggebenden<br />
Faktoren. Einige typische Sonotroden sind in<br />
Abb. 10.45 dargestellt.<br />
Sonotroden mit stufenförmigem, konischem, Exponential-,<br />
Katenoid- oder Fourier-Profil und relativer Angabe der<br />
Schwingungsamplitude (bzw. -geschwindigkeit) und der<br />
sich daraus ergebenden Spannungsverteilung entlang des<br />
Sonotrodenkörpers können an den «Spannungsbäuchen»,<br />
die an den Enden eines jeden Halbwellen-Elements auftreten,<br />
vgl. Abb. 10.46, kaskadenartig miteinander verbunden<br />
werden.<br />
Derart gekoppelte Sonotroden verstärken die Schwingungsamplitude<br />
der letzten in Serie geschalteten Sonotrode (oder<br />
schwächen sie ab, soweit erwünscht). Eine solche Anordnung<br />
ist in Abb. 10.47 dargestellt. Die mittlere, zwischen<br />
Wandler und Schweiß-Sonotroden angeordnete Sonotrode<br />
wird üblicherweise als Booster bezeichnet und stellt eine<br />
bequeme Methode dar, die Amplitude zu verändern, die<br />
eine wichtige Variable beim Ultraschallschweißen<br />
darstellt.<br />
p<br />
5<br />
2<br />
4<br />
3<br />
1<br />
10<br />
Schweißnaht<br />
Temperature, Temperatur, °C °C<br />
250<br />
200<br />
140<br />
100<br />
l, mm<br />
30 40 0 15 30 45 60<br />
Thermoelemente<br />
N 1 N 2 N 3 N 4 N 5<br />
(c)<br />
Sonotroden<br />
p<br />
Reflektor<br />
Abb. 10.44 Temperaturunterschiede entlang einem Kunststoffstab, der T-förmig durch Ultraschall mit einer Platte aus dem gleichen Werkstoff<br />
verschweißt wurde. a. Schematische Darstellung des Wandlers, der zu verschweißenden Stücke und der Thermoelemente.<br />
b. Temperaturänderung in Abhängigkeit von der Zeit an verschiedenen Punkten entlang des Stabes. c. Abgelesene Temperaturwerte<br />
bei anliegender maximaler Schweißtemperatur (gestrichelte Linie) und im Stab erzeugte Spitzentemperaturen (durchgezogene Linie).<br />
Bei der Kopplung von Sonotroden ist sorgfältig darauf zu achten,<br />
daß die Schweiß-Sonotrode beim Betrieb nicht überlastet<br />
wird, was zu ihrer Zerstörung infolge Ermüdung führt.<br />
Einige Sonotroden-Werkstoffe sind anderen darin überlegen,<br />
große Bewegungen ohne Zerstörung zu überstehen. Hochleistungs-Titanlegierungen<br />
stehen insoweit an erster Stelle.<br />
Andere geeignete Werkstoffe für Sonotroden sind Monel-<br />
Metall, Edelstahl und Aluminium. Sonotrodenwerkstoffe<br />
dürfen keine akustische Energie in Wärme umwandeln.<br />
Kupfer, Blei, Nickel und Gußeisen sind als Werkstoffe<br />
für Sonotroden ungeeignet. Die in Abb. 10.46 gezeigten<br />
Sonotrodenkonstruktionen eignen sich nur zum Schweißen<br />
kleinerer Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont.<br />
Abb. 10.45 Typische Sonotroden<br />
240<br />
113
Teile aus Werkstoffen wie Polystyrol mit einer Gesamtgröße,<br />
die größer ist als der Endbereich einer Sonotrode, können<br />
mit «Punkt»-Sonotroden verschweißt werden, wie sie in<br />
Abb. 10.45 gezeigt sind.<br />
Zum Verschweißen größerer Einzelteile aus technischen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont, deren Durchmesser 25 mm übersteigt,<br />
sollte die Form des Sonotrodenendes der Auslegung<br />
der Schweißverbindung entsprechen. Stab- und Hohlsonotroden,<br />
wie sie in Abb. 10.47 dargestellt sind, eignen sich zum<br />
Schweißen größerer rechteckiger bzw. kreisförmiger Stücke.<br />
Weitere Einzelheiten dieser wichtigen Beziehung zwischen<br />
der Konstruktion der Teile und der Gestaltung der Sonotrode<br />
werden im Abschnitt Konstruktive Überlegungen ausführlicher<br />
erörtert.<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Wandlereinheit<br />
Booster-<br />
Sonotrode<br />
Schweißsonotrode<br />
114<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
A<br />
N<br />
A<br />
N<br />
A<br />
A<br />
A<br />
Länge (mm)<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Profil<br />
Geschwindigkeit<br />
Spannung<br />
Abb. 10.46 Folgende Sonotrodenprofile dienen der Verstärkung der<br />
Wandlerausgangsleitung: a. stufenförmig. b. konisch.<br />
c. exponential. d. Katenoid. e. Fourier. Die Änderung der<br />
Partikelgeschwindigkeit und der Spannung entlang der<br />
Sonotrode ist unter dem jeweiligen Profil graphisch<br />
dargestellt.<br />
0<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
350<br />
400<br />
25 µm � 0 � 25 µm<br />
700 bars � � 700 bars<br />
Abb. 10.47 Konische oder stufenförmige Sonotroden können kaskadenförmig<br />
gekoppelt werden, um eine höhere Verstärkung<br />
zu erzielen. Die Abbildung zeigt die Meßwerte<br />
der Amplitude und der Spannung an verschiedenen<br />
Punkten entlang des Systems. Schwingungsknoten und<br />
Schwingungsbäuche treten jeweils an den mit N und A<br />
gekennzeichneten Punkten auf.<br />
d.<br />
e.<br />
�<br />
Die Breite oder der Durchmesser stabförmiger oder hohler<br />
Sonotroden ist in vielen Fällen auf Abmessungen beschränkt,<br />
die 1 /4 der Wellenlänge des Ultraschalls im Sonotrodenwerkstoff<br />
nicht übersteigen. Wenn die Breite einer Sonotrode diesen<br />
Grenzwert überschreitet, werden seitliche Schwingungskomponenten<br />
in der Sonotrode angeregt. Dadurch verringert sich<br />
der Wirkungsgrad der Sonotrode. Für Titan-Sonotroden mit<br />
Standard-Konstruktionen stellen Breiten von 65 bis 75 mm<br />
die Obergrenze dar. Größere Sonotroden können mit Einkerbungen<br />
hergestellt werden, durch die seitliche Abmessungen<br />
von mehr als 1 /4 der Wellenlänge unterbrochen werden.<br />
Große Teile können auch mit mehreren zusammengefaßten<br />
Sonotroden verschweißt werden. Eine Methode besteht<br />
darin, mehrere mit je einem Wandler versehene Sonotroden<br />
gleichzeitig aus einzelnen Generatoren oder der Reihe nach<br />
aus einem Generator zu speisen. Bei einer anderen Methode<br />
wird eine Gruppe von Sonotroden an einen einzigen Wandler<br />
angeschlossen, der, sobald er eingeschaltet wird, sämtliche<br />
Sonotroden gleichzeitig erregt.<br />
Wirksames Schweißen setzt voraus, daß die Sonotroden eine<br />
Resonanzfrequenz aufweisen, die der Nennfrequenz des<br />
Schweißgerätes von 20 kHz sehr nahe kommt. Deshalb stimmen<br />
die Hersteller von Schweißgeräten die Sonotroden<br />
elektronisch ab, indem sie minimale Veränderungen der Sonotrodenabmessungen<br />
vornehmen, um ein optimales Leistungsverhalten<br />
zu erzielen. Einfache stufenförmige Sonotroden aus<br />
Aluminium lassen sich zwar ohne Schwierigkeiten im Labor<br />
herstellen, um damit Prototypen von Schweißnähten auszuwerten;<br />
solche Sonotroden versagen aber rasch infolge Ermüdung,<br />
werden leicht schartig oder beschädigt und hinterlassen<br />
häufig Spuren auf den verschweißten Teilen. Deshalb sollten<br />
der Entwurf und die Anfertigung komplexer Sonotroden, oder<br />
Sonotroden aus speziellen Werkstoffen, solchen Geräteherstellern<br />
überlassen werden, die über die notwendigen Erfahrungen<br />
und Kenntnisse für die analytische und empirische Konstruktion<br />
von Sonotroden verfügen.<br />
d. Haltevorrichtung<br />
Haltevorrichtungen, mit denen die Teile ausgerichtet und<br />
während des Schweißens festgehalten werden, sind ein wichtiger<br />
Bestandteil des Schweißgerätes. Die Teile müssen zum<br />
Ende der Sonotrode so ausgerichtet und fixiert werden, daß<br />
während des Schweißvorganges ein gleichmäßiger Druck zwischen<br />
den Teilen aufrechterhalten wird. Wenn das untere der<br />
beiden zu verschweißenden Teile einfach auf den Schweißtisch<br />
gelegt wird, können beide Teile während des Schweißens<br />
unter der Sonotrode fortgleiten. Hochfrequente Schwingungen<br />
verringern die Wirkung von Reibungskräften, die die Teile<br />
unter normalen Umständen festhalten würden. Eine typische<br />
Haltevorrichtung ist in Abb. 10.48 dargestellt.<br />
Die am häufigsten verwendeten Haltevorrichtungen sind so<br />
ausgebildet, daß sie das untere der zu verschweißenden Teile<br />
aufnehmen und in der gewünschten Position sicher festhalten.<br />
Die Frage, ob ein Teil während des Schweißens so gut<br />
wie unbeweglich gehalten werden muß, ist bis heute noch<br />
nicht durch geeignete, kontrollierte Versuche geklärt worden.<br />
Einwandfreie Verschweißungen sind sowohl in Fällen<br />
beobachtet worden, in denen die Teile positioniert wurden,<br />
aber frei schwingen konnten, als auch in Fällen, in denen<br />
die Teile starr eingeklemmt waren.
Abb. 10.48 Haltevorrichtung<br />
Sonotrode<br />
Kunststoffteile<br />
Haltevorrichtung<br />
Luftdruck-Auswurfvorrichtung<br />
(beliebig)<br />
Die Haltevorrichtung sollte starr sein, so daß sich eine relative<br />
Bewegung zwischen dem Werkzeug und dem Amboß entwickelt<br />
und die Bewegungsenergie auf diese Weise auf das<br />
Kunststoffmaterial übertragen wird. Dies kann dadurch erreicht<br />
werden, daß man den Amboß kurz und massiv gestaltet oder<br />
aber auf ein Viertel der Wellenlänge abstimmt. Probleme können<br />
auftauchen, wenn der Anwender den Amboß ungewollt so<br />
bemißt, daß seine Länge der halben Wellenlänge entspricht, so<br />
daß er bei oder nahe bei 20 kHz in Resonanz gerät. Dies würde<br />
bewirken, daß der Amboß sich im Takt mit der Sonotrode<br />
bewegen kann und die dem Teil zugeführte Energie auf diese<br />
Weise entscheidend reduziert wird. Wenn seine Resonanzfrequenz<br />
geringfügig über oder unter 20 kHz liegt, treten unangenehme<br />
kreischende und heulende Geräusche auf, sobald<br />
die beiden Frequenzen sich zu überladen beginnen.<br />
Unterschiedliche Abflachungen oder Wandstärken einiger<br />
Formteile, die andernfalls eine gleichmäßige Verschweißung<br />
verhindern könnten, lassen sich durch Haltevorrichtungen<br />
ausgleichen, die mit elastomerem Material ausgekleidet sind.<br />
Gummistreifen oder gegossener und gehärteter Silikonkautschuk<br />
ermöglichen es, Teile in Haltevorrichtungen unter<br />
normalem statischem Druck auszurichten; unter hochfrequenten<br />
Schwingungen wirken sie jedoch wie starre Begrenzungen.<br />
Eine Gummiauskleidung kann auch dazu beitragen,<br />
unerwünschte Nebenschwingungen zu absorbieren, die häufig<br />
zur Rißbildung oder zum Schmelzen von Teilen an von<br />
der Schweißnaht entfernten Stellen führen. Eine andere<br />
bequeme Vorrichtung zur erstmaligen Ausrichtung der Teile<br />
und der Sonotrode ist ein einstellbarer Tisch, der in einer<br />
zum Ende der Sonotrode parallelen Fläche in zwei Achsen<br />
geneigt werden kann. Statt eines einstellbaren Tisches werden<br />
häufig dünne Unterlegeblöcke verwendet.<br />
Anwendungen mit hohen Produktionsmengen erfordern häufig<br />
die Verwendung automatisierter Geräte zur Handhabung<br />
und Fixierung der Teile. Für kleine Teile werden Rütteltrichter<br />
und Füllrinnen eingesetzt, um die Teile auf einen Karusselltisch<br />
zu befördern, der mit einer Vielzahl von Haltevorrichtungen<br />
zur Fixierung der Teile ausgestattet ist. Nicht<br />
selten werden mehrere Schweißvorgänge an verschiedenen,<br />
aufeinanderfolgenden Positionen des Karusselltisches<br />
ausgeführt.<br />
Konstruktive Überlegungen<br />
Die Konstruktion der Teile ist ein wichtiger Faktor, der häufig<br />
vernachlässigt wird, bis die Werkzeuge zusammengestellt<br />
und die ersten Schweißversuche mit Formteilen unternommen<br />
worden sind.<br />
a. Auslegung der Schweißnaht<br />
Der wohl kritischste Aspekt der Konstruktion von Teilen für<br />
das Ultraschallschweißen ist die Auslegung der Schweißnaht,<br />
insbesondere bei Werkstoffen mit kristalliner Struktur und<br />
hohem Schmelzpunkt, zu denen auch die technischen <strong>Kunststoffe</strong><br />
von Du Pont gehören. Für das Schweißen amorpher<br />
<strong>Kunststoffe</strong> ist die Nahtauslegung weniger kritisch. Es gibt<br />
zwei grundlegende Arten von Schweißnähten, die Schernaht<br />
und die Stumpfschweißnaht.<br />
Schernaht<br />
Die Schernaht ist die beim Ultraschallschweißen bevorzugte<br />
Verbindung. Sie wurde 1967 von Ingenieuren der Abteilung<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont in Genf entwickelt und<br />
wird seitdem weltweit mit großem Erfolg für die verschiedensten<br />
Anwendungen eingesetzt. Die Grundform einer Schernaht<br />
mit Standardabmessungen ist in den Abbildungen 10.49<br />
und 10.50 dargestellt, vor und nach dem Schweißvorgang.<br />
C E<br />
B<br />
A<br />
B<br />
D<br />
B<br />
Maß A: 0,2 bis 0,4 mm.<br />
Maß B: Dies ist die allgemeine Wanddicke.<br />
Maß C: 0,5 bis 0,8 mm. Diese Aussparung gewährleistet einen genau<br />
passenden Sitz des Deckels.<br />
Maß D: Diese Aussparung sollte vorgesehen werden, um einen guten<br />
Kontakt mit der Sonotrode zu erzielen.<br />
Maß E: Schweißtiefe. Sollte dem 1,25- bis 1,5fachen von B entsprechen,<br />
um maximale Festigkeit der Schweißnaht zu erzielen.<br />
Abb. 10.49 Abmessungen einer Schernaht<br />
Abb. 10.51 zeigt verschiedene Ausführungen dieser Nahtform.<br />
Wichtig ist, daß der anfängliche Kontakt auf einen kleinen<br />
Bereich beschränkt wird, der üblicherweise in einer Vertiefung<br />
oder Stufe eines der beiden zueinander auszurichtenden<br />
Teile besteht. Die Verschweißung erfolgt, indem zunächst<br />
die Berührungsflächen geschmolzen werden; in dem Maße,<br />
in dem die Teile dann aufeinander zugleiten, setzt sich der<br />
Schmelzvorgang entlang den vertikalen Wandungen fort.<br />
Der Schmiereffekt an den beiden Schmelzflächen verhindert<br />
Leck- und Hohlstellen, so daß dies die beste Schweißnaht für<br />
feste, hermetisch abschließende Verbindungen ist.<br />
115
C D<br />
Von allen Schweißnähten erfordert die Schernaht den<br />
geringsten Energieaufwand und die kürzeste Schweißzeit.<br />
Dies beruht auf der geringen anfänglichen Kontaktfläche<br />
und auf dem gleichmäßig fortschreitenden Schweißvorgang<br />
beim Schmelzen des Kunststoffs und dem Zusammengleiten<br />
der Teile. Die an der Nahtstelle erzeugte Wärme bleibt<br />
erhalten, solange die Schwingungen andauern, weil der<br />
geschmolzene Kunststoff während des Zusammengleitens<br />
und Verschmierens nicht mit Luft in Berührung kommt, die<br />
eine zu rasche Abkühlung bewirken würde.<br />
Abb. 10.52 stellt eine Kurve dar, die typische Schweißergebnisse<br />
bei Verwendung von Schernähten veranschaulicht. Sie<br />
stellt das Verhältnis von Schweißzeit und Schweißtiefe bzw.<br />
Festigkeit der Verschweißung dar. Schweißtiefe und Festigkeit<br />
sind einander direkt proportional.<br />
116<br />
Vor dem Schweißen Während des<br />
Schweißens<br />
B<br />
A<br />
B 1<br />
B 1 E<br />
Schweißgrat<br />
Haltevorrichtung<br />
Naht<br />
Abb. 10.50 Ablauf einer Schernahtschweißung<br />
Nach dem<br />
Schweißen<br />
Abb. 10.51 Verschiedene Ausführungen von Schernähten<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa MPa<br />
Depth Schweißtiefe, of weld, mm<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Abb. 10.52 Schernaht, typische Werte<br />
Schweißgrat<br />
0<br />
0 0,4 0,8<br />
1,2 1,6<br />
100<br />
50<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
0<br />
0 0,4 0,8<br />
1,2 1,6<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
Die Festigkeit der Schweißverbindung wird daher durch die<br />
Tiefe des eingetauchten Schweißteils bestimmt, die wiederum<br />
eine Funktion der Schweißzeit und der Konstruktion des Teiles<br />
ist. Die Schweißnähte können stärker als die angrenzenden<br />
Wandungen ausgebildet werden, indem man die Tiefe der<br />
Eintauchung mit der 1,25- bis 1,5fachen Wandstärke bemißt,<br />
um geringe Abweichungen der Formteile aufzufangen (siehe<br />
Maß E in Abb. 10.49).<br />
Verschiedene wichtige Aspekte der Schernaht müssen berücksichtigt<br />
werden: das obere Teil sollte so flach wie möglich<br />
sein, also nur einen Deckel darstellen. Die Wandungen des<br />
unteren Schweißteils müssen an der Schweißnaht durch eine<br />
enge Haltevorrichtung gestützt werden, um ein Ausdehnen<br />
durch den Schweißdruck zu verhindern.<br />
Nicht durchgängige oder qualitativ minderwertige Schweißnähte<br />
entstehen, wenn das obere Teil seitlich verrutscht oder<br />
vom unteren Teil abgleitet, der Rand des oberen Teils sich nach<br />
innen biegt oder die stufenförmige Kontaktfläche zu klein ist.<br />
Deshalb sollte die Passung zwischen den beiden Teilen vor<br />
dem Schweißen so eng wie möglich sein, ohne daß die Teile<br />
jedoch fest sitzen. Abgewandelte Auslegungen der Schweißnaht,<br />
wie sie in Abbildung 10.53 dargestellt sind, sollten für<br />
größere Teile wegen möglicher Maßabweichungen sowie für<br />
Teile, bei denen das Oberteil tief und flexibel ist, in Betracht<br />
gezogen werden. Die Sonotrode muß die Schweißnaht am<br />
Flansch berühren (Nahfeld-Methode).<br />
0,3 mm<br />
Stütze<br />
Abb. 10.53 Schernaht, Variante für große Teile<br />
Abb. 10.54 Schernähte mit Schweißgratspeichern
Bei der Auslegung der Schweißnaht sollte Vorsorge getroffen<br />
werden, daß der beim Schweißen verdrängte geschmolzene<br />
Werkstoff fließen kann. Wenn eine Gratbildung aus ästhetischen<br />
oder funktionellen Gründen vermieden werden muß,<br />
können Schweißgratspeicher in die Schweißnaht integriert<br />
werden, wie dies aus Abb. 10.54 ersichtlich ist.<br />
Stumpfschweißnaht<br />
Die zweite Grundform der Verbindung ist die Stumpfschweißnaht,<br />
die – mit Abwandlungen – in den Abbildungen 10.55,<br />
10.56 und 10.57 dargestellt ist. Von diesen weist die Nut-<br />
und Federverbindung die höchste mechanische Festigkeit<br />
auf. Obwohl die Stumpfschweißnaht recht einfach zu konstruieren<br />
ist, ist es außergewöhnlich schwierig, feste oder<br />
hermetisch schließende Schweißnähte in kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />
zu erzielen. Feste Verbindungen lassen sich dagegen<br />
mit amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n erzielen; bei komplexen Teilen<br />
kann es jedoch schwierig werden, hermetische Dichtungen<br />
zu erreichen.<br />
B A<br />
Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />
oder kleiner bei anderen Wandstärken.<br />
Maß B: <strong>Allgemeine</strong> Wanddicke.<br />
Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />
Deckels zu gewährleisten.<br />
Maß D: Spiel pro Seite 0,05 bis 0,15 mm.<br />
0,5 B<br />
B A 0,5 B<br />
A<br />
0,4 B<br />
B<br />
1,4 B<br />
0,6 B<br />
0,6 B<br />
0,6 B<br />
Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />
oder kleiner bei anderen Wandstärken.<br />
Maß B: <strong>Allgemeine</strong> Wanddicke.<br />
Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />
Deckels zu gewährleisten.<br />
B C<br />
Abb. 10.55 Stumpfschweißnaht mit Energieleiter<br />
Abb. 10.56 Nut- und Federverbindung<br />
1,5 B B C<br />
D<br />
10°<br />
90°<br />
10°<br />
60°<br />
Abb. 10.57 Verschiedene Ausführungen von Stumpfschweißnähten<br />
Das Hauptmerkmal der Stumpfschweißnaht ist eine V-förmige<br />
Schweißraupe auf einer der beiden Berührungsflächen, der<br />
sogenannte Energieleiter, welcher die Energie konzentriert<br />
und den anfänglichen Kontakt auf eine sehr kleine Fläche<br />
begrenzt, um eine rasche Erwärmung und ein rasches Schmelzen<br />
zu bewirken. Sobald der schmale Bereich weich zu werden<br />
und zu schmelzen beginnt, sinkt die Impedanz, und der<br />
weitere Schmelzvorgang erfolgt mit höherer Geschwindigkeit.<br />
Der Kunststoff im Energieleiter schmilzt zuerst und verteilt<br />
sich über die zu verschweißenden Flächen. Amorphe <strong>Kunststoffe</strong><br />
zeichnen sich durch einen weiten, nicht genau definierten<br />
Erweichungstemperaturbereich statt eines präzisen<br />
Schmelzpunktes aus. Wenn der Kunststoff fließt, behält die<br />
Schmelze genügend Wärme, um eine gute Verschweißung<br />
über die gesamte Breite der Schweißnaht hervorzurufen.<br />
DELRIN ® , ZYTEL ® , MINLON ® und RYNITE ® sind kristalline<br />
<strong>Kunststoffe</strong> ohne Erweichung vor dem Schmelzen und einem<br />
genau definierten Schmelzpunkt; sie verhalten sich anders<br />
als amorphe <strong>Kunststoffe</strong>. Wenn der Energieleiter schmilzt<br />
und über die Berührungsflächen fließt, kann die der Luft<br />
ausgesetzte Schmelze kristallisieren, bevor genügend Wärme<br />
erzeugt ist, um die volle Breite der Naht zu verschweißen. Es<br />
ist daher erforderlich, die gesamte Kontaktfläche zu schmelzen,<br />
bevor eine nennenswerte Festigkeit erzielt werden kann.<br />
(Im Falle von ZYTEL ® kann der Kontakt der erhitzten<br />
Schmelze mit der Luft zu oxidativem Abbau führen, der<br />
spröde Schweißverbindungen zur Folge hat.) Diese Phase<br />
des Schweißzyklus ist sehr lang, wie aus Abbildungen 10.58<br />
und 10.59 ersichtlich ist, in denen Kurven abgebildet sind,<br />
die typische Schweißsequenzen für Teile aus DELRIN ® und<br />
ZYTEL ® bei Verwendung der Grundform der Stumpfschweißnaht<br />
darstellen.<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />
MPa<br />
15<br />
12,5<br />
10<br />
7,5<br />
5<br />
2,5<br />
DELRIN® 500 und 900F<br />
DELRIN® 100<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />
Schweißzeit, s Weld time, s<br />
Abb. 10.58 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />
Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />
117
Die gestrichelten Linien geben die Schweißzeit an, bei der<br />
übermäßig viel Schweißgrat auftritt. Dieser Schweißgrat stellt<br />
einen einschränkenden Faktor für die meisten Anwendungen<br />
dar. Bei Überschreitung dieser Zeit fallen die Ergebnisse<br />
äußerst unterschiedlich aus, vor allem bei ZYTEL ® .<br />
b. Gestaltung der Teile<br />
Der Einfluß der allgemeinen Gestaltung der Teile auf das<br />
Ultraschallschweißen ist noch nicht abschließend geklärt.<br />
Einige allgemeingültige Regeln für die Konstruktion von<br />
Teilen und ihren Einfluß auf das Schweißergebnis lassen<br />
sich jedoch aufstellen.<br />
Die Festlegung der Berührungsfläche der Sonotrode auf das<br />
Teil ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Konstruktion der<br />
Teile. Einige hierfür maßgebliche Gesichtspunkte sind bereits<br />
bei den verschiedenen Schweißnahtformen erwähnt worden.<br />
Es gibt zwei Schweißmethoden, die Nahfeld- und die Fernfeldmethode,<br />
die in Abb. 10.60 veranschaulicht sind. Sie<br />
unterscheiden sich durch die Entfernung zwischen der Kontaktstelle<br />
der Sonotrode und der Schweißnaht. Die besten<br />
Ergebnisse werden bei allen <strong>Kunststoffe</strong>n mit der Nahfeldmethode<br />
erzielt. Deshalb sollten Teile nach Möglichkeit so<br />
konstruiert werden, daß die Sonotrode unmittelbar von oben<br />
und so nahe wie möglich an der Schweißnaht auftritt.<br />
118<br />
Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />
MPa<br />
12,5<br />
10<br />
7,5<br />
5<br />
2,5<br />
ZYTEL® 101 (trocken)<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />
Schweißzeit, Weld time, s<br />
Abb. 10.59 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />
Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />
Sonotrode<br />
Nahfeld Fernfeld<br />
Abb. 10.60 Nahfeld- und Fernfeldschweißverfahren<br />
Bei der Fernfeldmethode trifft die Sonotrode in einer größeren<br />
Entfernung von der Schweißnaht auf das obere Teil auf und<br />
überträgt über den Kunststoff die Schwingungen zur Schweißnaht.<br />
Steife, amorphe <strong>Kunststoffe</strong> übertragen die Ultraschallenergie<br />
sehr gut. Steife <strong>Kunststoffe</strong> wie DELRIN ® , ZYTEL ® ,<br />
MINLON ® und RYNITE ® weisen eine kristalline Struktur auf. Sie<br />
können Schwingungen ohne nennenswerte Wärmeerzeugung<br />
absorbieren statt sie weiterzuleiten. Es ist daher schwieriger,<br />
sie nach der Fernfeldmethode zu verschweißen.<br />
Weiche <strong>Kunststoffe</strong> wie zum Beispiel Polyethylen lassen<br />
sich nur mit der Nahfeldmethode verschweißen. Da sie einen<br />
hohen akustischen Dämpfungsfaktor aufweisen, schwächen<br />
sie die Ultraschallschwingungen beim Eintritt in den Werkstoff<br />
stark ab. Bei großer Entfernung der Schweißnaht zur<br />
Sonotrode gelangt die Energie nicht bis zur Schweißnaht.<br />
Der Kunststoff schmilzt stattdessen an der Berührungsfläche<br />
mit der Sonotrode.<br />
<strong>Kunststoffe</strong> sind schlechte Leiter für Scherwellen. Diese<br />
Tatsache erschwert bei verwickelter Geometrie des oberen<br />
Teils das Schweißen. Schwingungen werden insbesondere<br />
an Krümmungen, Abschrägungen und Unterbrechungen wie<br />
Löchern in der geometrischen Struktur zwischen der Sonotrode<br />
und der Schweißnaht abgeschwächt oder vernichtet.<br />
Solche Konstruktionen sollten vermieden werden.<br />
Um die Fortpflanzung der Schwingungen zu maximieren,<br />
sollten die Teile mit einer ebenen Kontaktfläche für die<br />
Sonotrode konstruiert werden. Diese Oberfläche sollte so<br />
breit wie möglich sein und im Bereich der Schweißnaht keine<br />
Unterbrechungen aufweisen. Unterbrechungen des Kontaktes<br />
der Sonotrode mit dem Teil könnten zu diskontinuierlicher<br />
Verschweißung führen.<br />
Für alle Teile, die mit Ultraschall geschweißt werden, sind<br />
Abrundungen an scharfen Kanten empfehlenswert. Da die<br />
gesamte Struktur der beiden miteinander zu verschweißenden<br />
Teile Schwingungen ausgesetzt ist, treten an scharfen<br />
Innenkanten sehr hohe Belastungen auf.<br />
Dies führt häufig zum Bruch oder zu sporadischem Schmelzen.<br />
Rundungsradien, die auch spritztechnisch und konstruktiv<br />
den allgemein anerkannten technischen Grundregeln entsprechen,<br />
werden empfohlen.<br />
Wegen durchgängiger Schwingungen ist beim Schweißen<br />
von Teilen mit frei abstehenden Profilen und großen Spannweiten<br />
Vorsicht geboten. Die Schwingungen können sich als<br />
stark genug erweisen, um zum Beispiel eine freitragende<br />
Feder, die aus der Wandung eines Teils herausragt, regelrecht<br />
aufzulösen. Maßnahmen wie mit Gummi ausgekleidete<br />
Haltevorrichtungen oder ein an der Sonotrode angebrachter<br />
Gummidämpfer lassen sich zur Verringerung solcher Schwingungen<br />
einsetzen. Dieses Phänomen kann aber auch nutzbringend<br />
angewandt werden: Versuche haben gezeigt, daß<br />
Formteile mit glatter Oberfläche sich rasch von Angüssen<br />
befreien lassen, wenn man die Angußverteiler mit Ultraschall<br />
beaufschlagt.
Maßgebliche Faktoren<br />
für das Ultraschallschweißen<br />
Die wichtigsten Faktoren beim Ultraschallschweißen sind<br />
Schweißzeit, Haltezeit, Druck und Schwingungsamplitude.<br />
a. Schweißzeit<br />
Die Schweißzeit ist die Zeitspanne, während derer Schwingungen<br />
eingesetzt werden. Die richtige Schweißzeit ist für<br />
jede Anwendung durch praktische Versuche zu ermitteln.<br />
Es ist wichtig, ein Überschweißen zu vermeiden. Abgesehen<br />
vom Auftreten übermäßiger Schweißgrate, die eine Nachbearbeitung<br />
erforderlich machen können, können zu lange<br />
Schweißzeiten die Güte der Verschweißung beeinträchtigen<br />
und zu Leckstellen in Teilen führen, die einen hermetischen<br />
Abschluß benötigen. Zudem kann die Sonotrode die Oberfläche<br />
beschädigen. Auch können, wie schon in Abb. 10.44<br />
gezeigt, bei längeren Schweißzeiten andere vom Bereich der<br />
Schweißnaht entfernte Bereiche schmelzen oder brechen,<br />
vor allem im Bereich von Bohrungen, Schweißlinien und<br />
scharfen Kanten.<br />
b. Haltezeit<br />
Als Haltezeit wird die Zeitspanne nach dem Schweißen<br />
bezeichnet, während derer die Teile zusammengehalten<br />
werden, damit sie unter Druck, aber ohne Schwingungen<br />
erhärten können. Sie stellt bei den meisten Anwendungen<br />
keine kritische Größe dar ; 0,3 bis 0,5 Sekunden reichen für<br />
die meisten Anwendungen aus, es sei denn, daß eine innere<br />
Kraft die miteinander verschweißten Teile auseinanderzutreiben<br />
versucht, wie zum Beispiel bei einer Feder, die vor<br />
dem Schweißen zusammengedrückt wurde.<br />
c. Schwingungsamplitude<br />
Die physikalische Amplitude der auf die zu verschweißenden<br />
Teile übertragenen Schwingungen ist eine wichtige Prozeßvariable.<br />
Eine hohe – doppelte – Schwingungsamplitude von<br />
ca. 0,10 bis 0,15 mm ist erforderlich, um eine wirksame und<br />
rasche Energiezufuhr in technische <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />
zu bewirken. Da der zugrundeliegende Wandler seine Energie<br />
mit hohem Druck und geringer Amplitude abgibt, muß die<br />
Amplitude stufenweise erhöht werden, bevor sie zur Spitze<br />
der Sonotrode gelangt. Die Konstruktion der Sonotrode sieht<br />
in der Regel eine Amplitudentransformation vor, die sich daraus<br />
ergibt, daß sich das Profil der Sonotrode stufenförmig<br />
oder konisch bis zu einem schmalen Durchmesser verjüngt.<br />
Wenn die Geometrie der Teile eine große oder kompliziert<br />
geformte Sonotrodenspitze erfordert, ist es unter Umständen<br />
nicht möglich, solch eine Verstärkung in der Sonotrode selbst<br />
zu erzielen. In diesem Fall kann die Verstärkung bei den meisten<br />
handelsüblichen Systemen recht einfach durch Verwendung<br />
eines abgestimmten Zwischenstücks erreicht werden,<br />
das als Booster bezeichnet wird. Booster mit Verstärkungen<br />
bis zu 2,5: 1 sind im Handel erhältlich. Negative Booster bis<br />
zu 0,4: 1 für Sonotroden, deren Amplitude für eine gegebene<br />
Anwendung zu hoch ist, stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />
In der Regel werden Booster mit einem Verstärkungsfaktor<br />
von 2: 1 oder 2,5: 1 benötigt; eine Ausnahme bilden Teile,<br />
die so klein sind, daß sie die Verwendung von Sonotroden<br />
mit hoher Verstärkung gestatten.<br />
Eine Vergrößerung der Amplitude verbessert die Güte der<br />
Verschweißung von Teilen mit Schernähten. Auch bei<br />
Stumpfschweißnähten nimmt die Güte der Verschweißung<br />
mit steigender Amplitude zu; zugleich verringert sich die<br />
Schweißzeit.<br />
d. Druck<br />
Der Schweißdruck liefert die statische Kraft, die erforderlich<br />
ist, die Sonotrode mit den Kunststoffteilen mechanisch zu<br />
«koppeln», so daß die Schwingungen auf sie übertragen werden<br />
können. Die gleiche statische Kraft gewährleistet, daß<br />
die Teile unter Druck zusammengehalten werden, wenn der<br />
geschmolzene Werkstoff in der Schweißnaht während der<br />
Haltezeit erhärtet. Die Ermittlung des optimalen Drucks ist<br />
für eine gute Verschweißung von entscheidender Bedeutung.<br />
Ist der Druck zu gering, arbeitet das Gerät wenig effektiv, was<br />
unnötig lange Schweißzyklen zur Folge hat. Ist der Druck hingegen<br />
im Verhältnis zur Amplitude an der Sonotrodenspitze<br />
zu hoch, kann eine Überlastung auftreten, die die Sonotrode<br />
blockiert und die Schwingungen dämpft. Der kumulierte<br />
Amplitudengewinn, der durch den Booster und die Sonotrode<br />
erzielt wird, ist der Lastanpassung vergleichbar, die sich bei<br />
einem Kraftwagen aus dem Übersetzungsverhältnis zwischen<br />
Motor und Antriebsrädern ergibt. Beim Ultraschallschweißen<br />
wird geringer Druck bei einer hohen Amplitude und hoher<br />
Druck bei einer geringen Amplitude benötigt.<br />
Dies zeigt die Kurve in Abbildung 10.61. Sie stellt das Verhältnis<br />
von Schweißeffektivität und Schweißdruck für drei<br />
Amplitudenpegel dar, die durch die angegebenen Booster<br />
erzielt werden. Es gibt mehrere Methoden, die Schweißeffektivität<br />
zu messen; sie werden im nächsten Kapitel ausführlich<br />
behandelt. Über das Verhältnis von Amplitude und<br />
Druck hinaus wird ein weiterer sehr wichtiger Effekt verdeutlicht:<br />
mit zunehmender Amplitude verengt sich der Bereich<br />
geeigneten Drucks. Deshalb ist die Ermittlung des optimalen<br />
Drucks von allerhöchster Bedeutung, wenn hohe Amplituden<br />
eingesetzt werden.<br />
Schweißleistung<br />
Booster 2 : 1<br />
Booster 1,5 : 1<br />
Schweißdruck<br />
ohne Booster<br />
Abb. 10.61 Schweißleistung in Abhängigkeit von Amplitude<br />
und Druck<br />
119
Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung<br />
Eine einwandfreie Arbeitsweise des Schweißgerätes ist<br />
ausschlaggebend für den Erfolg des Ultraschallschweißens.<br />
Die folgenden Hinweise sollen als Leitfaden für den Einsatz<br />
von Ultraschall-Schweißgeräten in Verbindung mit technischen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont dienen.<br />
a. Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />
Installation der Sonotrode<br />
Der Wandler, die Sonotrode und (sofern erforderlich) der<br />
Booster müssen fest miteinander verschraubt werden, um eine<br />
wirksame Übertragung der Schwingungen vom Wandler auf<br />
die Teile sicherzustellen. Die Endflächen des Wandlerausgangs<br />
und der Sonotroden sind üblicherweise bis auf wenige Mikrons<br />
plangeschliffen. Um jedoch eine wirksame Kopplung sicherzustellen,<br />
wird schweres Silikonfett oder eine 0,05 bis 0,08 mm<br />
dünne Messing- oder Kupferunterlegscheibe zwischen den<br />
Sonotroden eingesetzt. Zum Festziehen der Sonotroden werden<br />
lange Schraubenschlüssel benutzt. Es ist sorgfältig darauf<br />
zu achten, daß beim Festziehen das Ausgangsende des Wandlers<br />
nicht verdreht wird. Ein solches Verdrehen könnte zum<br />
Abriß der Anschlußdrähte des Wandlers führen.<br />
Ist die Sonotrode installiert, muß der Hochfrequenzgenerator<br />
bei manchen Schweißgeräten von Hand abgestimmt werden.<br />
Durch geringfügige, aber wichtige Veränderungen der Generatorfrequenz<br />
wird eine genaue Abgleichung mit der Resonanzfrequenz<br />
der Sonotrode erzielt. Einige Schweißgeräte nehmen<br />
diesen Feinabgleich automatisch vor. Die Bedienungsanleitungen<br />
der jeweiligen Schweißgeräte sollten eine Beschreibung<br />
der erforderlichen Abgleichprozedur enthalten. Diese Abgleichung<br />
muß stets bei einer Auswechslung einer Sonotrode oder<br />
eines Boosters neu vorgenommen werden.<br />
Ist die Schwingungsamplitude einer Sonotrode unbekannt,<br />
kann sie relativ einfach entweder mit einem Mikroskop oder<br />
mit einer Skalenlehre ermittelt werden. Ein Booster sollte<br />
nicht verwendet werden, wenn allein die Amplitude der<br />
Sonotrode ermittelt werden soll. Ein Mikroskop mit einer<br />
Vergrößerung von 100× und einem geeichten Fadenkreuz im<br />
Okular eignet sich für optische Messungen. In der Vergrößerung<br />
sieht die geschliffene Oberfläche der Sonotrode wie<br />
eine Landschaft aus hellen und dunklen Höhen und Tälern<br />
aus. Schwingt die Sonotrode, verschwimmt eine solche Spitze<br />
zu einem Streifen. Die Länge dieses Streifens entspricht der<br />
doppelten Amplitude bzw. der Gesamtablenkung des Endes<br />
der Sonotrode nach oben und unten.<br />
Eine Maschinenschlosser-Skalenlehre kann ebenfalls Verwendung<br />
finden, um die einfache Amplitude bzw. die halbe Bewegung<br />
der Sonotrode zu messen. Die Skalenlehre wird so angebracht,<br />
daß eine ihrer Spitzen die untere Fläche der Sonotrode<br />
berührt, und zwar dergestalt, daß die Spitze sich in vertikaler<br />
Richtung bewegt. Bei stillstehender Sonotrode wird die Skalenlehre<br />
auf Null eingestellt. Wenn die Sonotrode schwingt,<br />
lenkt sie die Spitze der Skalenlehre nach unten ab. Da die<br />
Skalenlehre der schnellen Bewegung der Sonotrode nicht zu<br />
folgen vermag, verharrt ihre Spitze in dieser unteren Position<br />
und mißt auf diese Weise exakt die Halbwellenamplitude der<br />
Sonotrode. Diese Messungen werden vorgenommen, ohne<br />
daß die Sonotrode ein Teil verschweißt.<br />
120<br />
Obwohl die Schwingungsamplitude unter maximalem Schweißdruck<br />
etwas reduziert wird, stellt die «im Leerlauf» gemessene<br />
Amplitude immer noch ein brauchbares Maß für diesen wichtigen<br />
Schweißparameter dar.<br />
Ausrichtung des Teils und der Haltevorrichtung<br />
Die Teile, die Haltevorrichtung und die Sonotrode müssen<br />
so ausgerichtet sein, daß der Druck und die Schwingungen<br />
gleichförmig und reproduzierbar wirksam werden. Wie schon<br />
aus Abb. 10.41 ersichtlich, wird der Ultraschallwandler an<br />
einem Stativ befestigt. Das Wandleraggregat gleitet an der<br />
Stativsäule auf und ab und wird durch einen pneumatischen<br />
Zylinder bewegt. Wenn der Druck verringert wird, läßt sich<br />
die Wandlereinheit leicht von Hand heben und senken. Sobald<br />
die zu verschweissenden Teile sich in einer geeigneten Haltevorrichtung<br />
befinden, wird die Sonotrode von Hand heruntergezogen,<br />
während die Haltevorrichtung positioniert und arretiert<br />
wird.<br />
Die Ausrichtung der Teile und der Haltevorrichtung in einer<br />
zur Endfläche der Sonotrode parallelen Ebene kann auf<br />
verschiedene Weise erreicht werden. Eine Methode besteht<br />
darin, ein Blatt unbenutztes Kohlepapier mit der Schichtseite<br />
auf ein Blatt Schreibpapier und beide Blätter sodann zwischen<br />
die Sonotrode und die zu verschweissenden Teile zu<br />
legen. Die «Schweißzeit» wird auf den geringstmöglichen<br />
Wert eingestellt. Vibriert die Sonotrode gegen die Teile,<br />
bildet sich ein Abdruck auf dem Schreibpapier, dessen unterschiedliche<br />
Schwärzung die Druckunterschiede anzeigt.<br />
Diese Methode kann sowohl bei Scher- als auch bei Stumpfschweißnähten<br />
angewandt werden.<br />
Die Parallelausrichtung ist bei Schernähten weniger kritisch<br />
als bei Stumpfschweißnähten. Wegen der Tiefe der Schweißnaht<br />
beeinflussen kleinere Abweichungen weder die Festigkeit<br />
noch die Dichteigenschaften der Schweißnaht. Aus dem<br />
gleichen Grunde kann bei dieser Schweißnaht ein größeres<br />
Ausmaß konkaver oder konvexer Verformung der Teile<br />
hingenommen werden. Die Parallelausrichtung gewinnt<br />
jedoch an Bedeutung, je kritischer die Dimensionen der zu<br />
verschweißenden Teile sind.<br />
Für Stumpfschweißnähte kann eine andere Technik angewandt<br />
werden. Zunächst wird die Schweißzeit so eingestellt, daß<br />
das Schweißgerät an der Nahtstelle der Teile einen geringen<br />
Schweißgrat hervorruft. Die Haltevorrichtung wird dann<br />
anschließend so eingestellt oder mit Einlegekeilen versehen,<br />
daß ein gleichmäßiger Grat rund um die Schweißnaht entsteht.<br />
Alle Schweißmaschinen verfügen über eine Vorrichtung,<br />
mit der die Höhe der Wandlereinheit über dem Arbeitstisch<br />
variiert werden kann. Die Höhe ist so einzustellen, daß die<br />
Abwärtsbewegung der Wandlereinheit geringer ist als die<br />
mit der Schweißmaschine erreichbare maximale Höhendifferenz,<br />
da andernfalls während des Schweißvorgangs ein ungenügender<br />
oder fehlerhafter Druck auftreten würde.<br />
Bei einigen Schweißmaschinen ist ein Auslöseschalter zu<br />
betätigen, sobald die Sonotroden installiert und die Teile<br />
und die Haltevorrichtung ausgerichtet sind. Ein solcher<br />
Auslöseschalter schließt den Stromkreis, der dem Wandler<br />
Energie zuführt, und startet zugleich die Zeitsteuerung für<br />
die Schweißzeit.
Der Auslöseschalter ist so einzustellen, daß die Maschine kurz<br />
vor Berührung der Sonotrode mit den zu verschweißenden<br />
Teilen eingeschaltet wird. Versucht man die Maschine unter<br />
vollem Druck zu starten, könnte das System blockieren. Die<br />
meisten modernen Schweißmaschinen werden durch einen<br />
auf Druck reagierenden Schalter aktiviert, so daß die Höheneinstellung<br />
eines Auslöseschalters nicht mehr erforderlich ist.<br />
b. Optimierung des Schweißzyklus<br />
Amplitude, Schweißdruck und Schweißzeit sind für jede<br />
Anwendung einzustellen und zu optimieren. Jede Variable<br />
wird einzeln untersucht, indem mehrere Teile bei einer Reihe<br />
verschiedener Einstellungen geschweißt werden, wobei alle<br />
anderen Variablen konstant gehalten werden. Die Ergebnisse<br />
einer jeden Schweißung werden gemessen und aufgezeichnet<br />
und daraus der optimale Wert ermittelt.<br />
Es gibt mehrere Maßstäbe für die Schweißqualität oder<br />
Schweißeffektivität, die zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />
benutzt werden können. Dazu gehören Messungen<br />
der Schweißtiefe (bei Schernähten), physikalische Tests an<br />
geschweißten Teilen wie z.B. die Bruch- oder Reißfestigkeit<br />
sowie die Kontrolle der Belastung des Hochfrequenzgenerators<br />
oder der Einsatz von Leistungsmeßgeräten. Für welchen<br />
Maßstab man sich entscheidet, wird von den Anforderungen<br />
abhängen, die durch den Verwendungszweck der Teile vorgegeben<br />
sind.<br />
Kommt es auf größtmögliche Genauigkeit an, sollten physikalische<br />
Tests in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere<br />
für unter Druck stehende Behälter wie Tanks von<br />
Gasfeuerzeugen und Aerosolbehälter, bei denen Berstfestigkeitstests<br />
von ausschlaggebender Bedeutung sind. Diese<br />
Tests sind zeitaufwendig sowie arbeitsintensiv und sollten<br />
daher nur bei Bedarf durchgeführt werden.<br />
Die Tiefe der Schweißnaht (oder Differenzhöhe der verschweißten<br />
Teile) kann beim Schweißen von Schernähten<br />
gemessen werden. Dies ist eine weniger kostspielige und<br />
zeitaufwendige Methode, die hinreichend genau ist, um die<br />
Bedingungen zu optimieren. Zwischen Schweißtiefe und<br />
Festigkeit der Schweißung ist eine ausgezeichnete Korrelation<br />
festgestellt worden.<br />
Die meisten Hochfrequenzgeneratoren sind mit Leistungsmeßgeräten<br />
ausgestattet, die Aufschluß über die Effektivität<br />
der Schweißung geben können. Den Ausschlag dieses Meßgerätes<br />
während des Schweißens zu beobachten ist eine einfache<br />
Technik, die allerdings die geringste Genauigkeit liefert.<br />
Druck und Amplitude<br />
Der erste Schritt zur Optimierung der Bedingungen besteht<br />
darin, eine Kombination von Sonotrode und Booster oder<br />
Kopplungszwischenstück auszuwählen, die die erforderliche<br />
Amplitude (doppelte Amplitude) liefert. Es ist hilfreich, aber<br />
nicht unbedingt erforderlich, die spezifische Amplitude der<br />
Sonotrode oder der Sonotrodenkombination zu kennen.<br />
Um die optimalen Druck- und Amplitudenbedingungen zu<br />
ermitteln, sollte die Schweißzeit konstant gehalten werden. Für<br />
Schernähte wird eine relativ kurze Zeit (0,03 bis 0,6 Sekunden)<br />
empfohlen. Für Stumpfschweißnähte empfiehlt sich eine lange<br />
Schweißzeit. Die Haltezeit sollte ebenfalls konstant gehalten<br />
werden.<br />
Sie stellt eine unkritische Variable dar. Der gleiche Wert<br />
kann für alle Schweißungen während der Einstell- und der<br />
Produktionsphase benutzt werden.<br />
Eine Reihe von Teilen wird bei unterschiedlichen Schweißdruck-Einstellungen,<br />
zum Beispiel 0,15 - 0,20 - 0,25 - 0,30 -<br />
0,35 MPa verschweißt. Die Werte für die Schweißeffektivität<br />
(Leistungsmessung, Schweißtiefenmessung oder physikalische<br />
Testmethode) können wie aus Abb. 10.61 ersichtlich<br />
grafisch aufgezeichnet werden, um den optimalen Druck für<br />
die ausgewählte Amplitude zu ermitteln. Unter realen Bedingungen<br />
wird die grafische Darstellung keine Kurve ergeben,<br />
sondern ein schmales Band, das einen Streubereich der Werte<br />
darstellt. Der optimale Druck wird durch den höchsten und<br />
am schärfsten definierten Bereich der Werte bestimmt. Um<br />
den optimalen Druck noch genauer einzugrenzen, ist es empfehlenswert,<br />
weitere Probestücke im Bereich dieser Druckwerte<br />
zu verschweißen. Liegt der Spitzenwert zum Beispiel<br />
zwischen 0,15 und 0,25 MPa, sollten zusätzlich Proben bei<br />
0,18 und 0,22 MPa verschweißt werden.<br />
Die optimale Amplitude wird ermittelt, indem man die vorstehenden<br />
Schritte wiederholt und dabei Amplituden einsetzt,<br />
die größer bzw. geringer als die Ausgangsamplitude sind.<br />
Dies läßt sich am einfachsten durch Auswechseln der Booster<br />
erreichen. Bestehen zwischen den Spitzenwerten verschiedener<br />
Amplituden geringe oder keine Unterschiede (was der Fall<br />
sein kann, wenn bei Schernähten die Schweißtiefe gemessen<br />
wird), wählen Sie die höchste Amplitude.<br />
Schweißzeit<br />
Die richtige Schweißzeit ist die letzte Einstellung, die zu<br />
ermitteln ist. Unter Verwendung der ausgewählten Amplitude<br />
und des für diese Amplitude optimalen Drucks werden die<br />
Teile bei Schweißzeit-Einstellungen geschweißt, die höher<br />
bzw. niedriger als der ursprüngliche Wert sind, bis die erforderliche<br />
Schweißtiefe, Festigkeit der Schweißnaht oder das<br />
erwünschte Aussehen erzielt wird.<br />
Für die Auswahl der Schweißbedingungen ist häufig das Aussehen<br />
der Teile wichtig. In vielen Fällen läßt sich eine hohe<br />
Festigkeit aber nicht ohne die Bildung sichtbarer äußerer<br />
Schweißgrate erzielen, es sei denn, daß man Schweißgratspeicher<br />
in die Naht einkonstruiert (siehe den Abschnitt über die<br />
Auslegung von Schweißnähten). Bei manchen Anwendungen<br />
kann ein mechanisches Abgraten erforderlich werden.<br />
Das Verfahren zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />
läßt sich anhand von Erfahrungen mit früheren Schweißanwendungen<br />
erheblich verkürzen.<br />
Schweißergebnisse<br />
a. Einfluß von Materialeigenschaften<br />
Die Eigenschaften der <strong>Kunststoffe</strong> beeinflussen den Erfolg<br />
des Ultraschallschweißens. Eigenschaften, die für die Auswahl<br />
des Werkstoffs für eine bestimmte Anwendung den<br />
Ausschlag geben, erschweren häufig das Schweißen, wie<br />
zum Beispiel hohe Schmelztemperaturen oder Kristallinität.<br />
Die Steifheit des zu verschweißenden Materials ist eine<br />
wichtige Eigenschaft, die durch die Temperatur und Feuchtigkeit<br />
der Umgebung beeinflußt werden kann.<br />
121
Von noch größerer Bedeutung sind die Einflüße von Pigmenten,<br />
Formentrennmitteln, Glasfaserzusätzen und Verstärkungsmitteln.<br />
DELRIN ® Polyacetale<br />
DELRIN ® ist ein hochkristalliner Kunststoff mit einem hohen,<br />
scharf definierten Schmelzpunkt sowie hoher Festigkeit, Härte<br />
und Steifheit bei höheren Temperaturen. Von den beiden<br />
DELRIN ® -Einstellungen mit unterschiedlichen Fließeigenschaften<br />
lassen sich Teile aus DELRIN ® 500 leichter schweißen als<br />
Teile aus DELRIN ® 100, das eine höhere Viskosität der Schmelze<br />
aufweist. Der Unterschied ist bei der Schernaht sehr gering,<br />
bei der Stumpfschweißnaht aber ausgeprägter. DELRIN ® 570,<br />
eine glasfaserverstärkte Einstellung, eignet sich ebenfalls<br />
zum Ultraschallschweißen. Gleitmittel und Pigmente beeinträchtigen<br />
die Schweißung, wie nachstehend erörtert wird.<br />
Höhere Luftfeuchtigkeit scheint das Verschweißen von Teilen<br />
aus DELRIN ® hingegen nicht zu beeinträchtigen.<br />
ZYTEL ® Polyamide<br />
ZYTEL ® Polyamide sind ebenfalls kristalline <strong>Kunststoffe</strong> mit<br />
hohen Schmelzpunkten. Bei den verschiedenen Familien von<br />
ZYTEL ® <strong>Kunststoffe</strong>n sind unterschiedliche Schweißergebnisse<br />
beobachtet worden. Teile aus ZYTEL ® 101 und anderen<br />
6.6 Grundpolyamiden lassen sich ebenso einfach verschweißen<br />
wie Teile aus DELRIN ® . Eine zusätzliche Voraussetzung ist<br />
allerdings, daß sich die Teile in «spritztrockenem» Zustand<br />
befinden. Der Einfluß von Feuchtigkeit auf das Schweißen von<br />
Teilen aus ZYTEL ® wird nachstehend eingehender erörtert.<br />
Formteile aus ZYTEL ® 408 und anderen modifizierten 6.6 Polyamiden<br />
lassen sich ebenfalls mit Ultraschall verschweißen,<br />
allerdings etwas schwieriger als ZYTEL ® 101. Die etwas<br />
geringere Steifheit dieser <strong>Kunststoffe</strong> kann einige Probleme<br />
in Gestalt von Oberflächenbeschädigungen und Gratbildung<br />
unter der Sonotrode mit sich bringen.<br />
Infolge der geringen Steifheit auch in spritztrockenem Zustand<br />
lassen sich aus ZYTEL ® 151 und anderen aus 612 Polyamiden<br />
gespritzte Teile etwas schwieriger als ZYTEL ® 101 schweißen.<br />
Da diese <strong>Kunststoffe</strong> sich durch ihre sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />
auszeichnen, ist es – von besonders kritischen<br />
Anwendungen abgesehen – nicht erforderlich, die Teile vor<br />
dem Schweißen zu trocknen oder trocken zu halten.<br />
Teile aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® Polyamid können<br />
ebenfalls mit Ultraschall verschweißt werden; manchmal<br />
sogar einfacher als unverstärktes Material. Mit <strong>Kunststoffe</strong>n<br />
aus den ZYTEL ® -Serien 79G und 70G lassen sich beim<br />
Schweißen nur Festigkeiten erzielen, die denen des zugrundeliegenden<br />
unverstärkten Kunststoffs entsprechen, weil an<br />
der Schweißnaht keine Glasfaserverstärkung wirksam wird.<br />
Wenn die Festigkeit der Schweißnaht derjenigen des verstärkten<br />
Kunststoffs entsprechen muß, ist es daher erforderlich,<br />
den Nahtbereich im Verhältnis zur Wandstärke zu vergrößern.<br />
Dies läßt sich mit der Schernaht leicht erreichen.<br />
Von allen glasfaserverstärkten ZYTEL ® <strong>Kunststoffe</strong>n läßt sich<br />
ZYTEL ® 79G13 am schwierigsten verschweißen. Bei einem<br />
Glasfaseranteil von 13% können immer noch übermäßige<br />
Oberflächenbeschädigungen und Schweißgrate unter der<br />
Sonotrode auftreten.<br />
122<br />
MINLON ® thermoplastische Konstruktionswerkstoffe<br />
Die vorgehenden Anmerkungen zu glasfaserverstärktem<br />
ZYTEL ® gelten auch für MINLON ® , da die Grundmaterialien<br />
dieser <strong>Kunststoffe</strong> gleich sind. MINLON ® enthält 40% Mineralzusatz,<br />
der eine hervorragende Schweißgeschwindigkeit<br />
zuläßt (30 bis 50% schneller als DELRIN ® 500). Jedoch ist<br />
eine gewisse Empfindlichkeit der Spritzteile gegenüber<br />
scharfen Kanten, schlecht abgeschnittenen Angüssen und<br />
allen sonstigen Schwachstellen festzustellen, die unter Ultraschalleinwirkung<br />
brechen können, so daß der Konstruktion<br />
der Teile besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte,<br />
insbesondere bei MINLON ® 10B140.<br />
RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />
Dank seiner hohen Steifheit ist dieser glasfaserverstärkte<br />
Polyester leicht zu verschweißen. Es empfiehlt sich, stets<br />
eine stufenförmige Schweißnaht für diesen Kunststoff vorzusehen,<br />
der häufig für sehr anspruchsvolle Anwendungen<br />
(manchmal sogar bei hohen Temperaturen) verwendet wird.<br />
Eine Überschreitung der Schweißzeit kann zu verbranntem<br />
Werkstoff im Bereich der Sonotrode führen.<br />
Festigkeit der Schweißnaht, MPa<br />
Weld strength, MPa<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 1 10 100<br />
Verweilzeit, Exposure time, Std.<br />
h<br />
Abb. 10.62 Auswirkungen auf die Festigkeit der Verschweißung<br />
in Abhängigkeit von der Verweilzeit<br />
(vor dem Verschweißen) in Luft bei 23°C, 50% rel.<br />
Luftfeuchtigkeit, für ZYTEL ® 101 NC010 Polyamid.<br />
b. Einfluß von Feuchtigkeit auf ZYTEL ®<br />
Polyamide nehmen nach dem Spritzen etwas mehr Luftfeuchtigkeit<br />
auf als die meisten anderen <strong>Kunststoffe</strong>. Wenn während<br />
des Schweißens aus einander berührenden Flächen Feuchtigkeit<br />
austritt, verursacht sie eine schlechte Schweißqualität.<br />
Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollten Teile aus ZYTEL ®<br />
entweder unmittelbar nach dem Spritzgießen ultraschallgeschweißt<br />
oder vor dem Schweißen in spritztrockenem Zustand<br />
gehalten werden. Wenn ZYTEL ® einen oder zwei Tage lang<br />
50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 23° C ausgesetzt wird,<br />
genügt dies, die Güte der Verschweißung um 50% oder mehr<br />
zu senken, wie dies aus Abb. 10.62 hervorgeht. Werden die<br />
Teile mit längeren als normalen Schweißzeiten verschweißt,<br />
kann der Verlust an Schweißqualität ausgeglichen werden;<br />
häufig muß dann aber eine erhebliche Schweißgratbildung und<br />
Oberflächenzerstörung unter der Sonotrode hingenommen<br />
werden. Wie aus Abb. 10.44 ersichtlich, nähert sich beim<br />
Schweißen die Temperatur des Teils in der Nähe der Sonotrode<br />
derjenigen an der Schweißnaht, so daß eine Verlängerung der<br />
Schweißzyklen ernsthafte Probleme mit sich bringen kann.
Die Teile können über Zeitspannen von bis zu mehreren<br />
Wochen trocken gehalten werden, indem man sie unmittelbar<br />
nach dem Spritzgießen luftdicht in Polyethylensäcken verschließt.<br />
Für längere Zeiträume sind weitergehende Schutzmaßnahmen<br />
zu ergreifen wie die Verwendung von Glasgefäßen,<br />
Dosen oder heißsiegelbaren Säcken mit Feuchtigkeitssperre.<br />
Teile, die Feuchtigkeit aufgenommen haben, können<br />
vor dem Schweißen in einem Trockenofen getrocknet werden.<br />
Die entsprechenden Verfahren sind in den Konstruktions-<br />
und Verarbeitungsanleitungen für ZYTEL ® erläutert.<br />
c. Pigmente, Gleitmittel, Formentrennmittel<br />
Der Einfluß von Pigmentsystemen auf das Ultraschallschweißen<br />
kann beträchtlich sein. Die meisten Pigmente<br />
sind anorganische Compoundmassen, die typischerweise in<br />
Konzentrationen von 0,5% bis 2% verwendet werden. Bei<br />
Schweißgeräten, die auf Bedingungen eingestellt sind, welche<br />
qualitativ einwandfreie Schweißergebnisse bei unpigmentierten<br />
Teilen ergeben, kann die Güte der Verschweißung<br />
pigmentierter Teile deutlich geringer ausfallen. Schlechte<br />
Schweißqualität äußert sich in Schweißnähten durch geringere<br />
Festigkeit und größere Sprödigkeit.<br />
Die Mechanismen, durch die Pigmente das Schweißen<br />
beeinflussen, sind bis jetzt nicht entschlüsselt worden. Das<br />
Vorhandensein von Pigmenten scheint den Vorgang der Wärmeerzeugung<br />
an der Schweißnaht zu beeinträchtigen. Häufig<br />
läßt sich eine mindere Schweißqualität dadurch ausgleichen,<br />
daß pigmentierte Teile mit längeren Schweißzeiten verschweißt<br />
werden als den für nicht pigmentierte Teile ermittelten. Eine<br />
Verlängerung der Schweißzeiten um 50% oder mehr kann<br />
erforderlich werden. Diese längeren Schweißzeiten können<br />
jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie die Bildung übermäßiger<br />
Schweißgrate und Oberflächenbeschädigungen unter<br />
den Sonotroden zur Folge haben.<br />
Wird das Ultraschallschweißen zur Montage von Teilen eingesetzt,<br />
die aus pigmentiertem Werkstoff gespritzt werden<br />
müssen, empfehlen sich Probeschweißungen mit Prototyp-<br />
Spritzlingen, um festzustellen, ob die beabsichtigte Anwendung<br />
realisierbar ist. Bei zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />
sind Festigkeit und Zähigkeit der Schweißnaht<br />
unkritische Erfordernisse. Die Verwendung von Färbemittelsystemen,<br />
die das Ultraschallschweißen nicht nennenswert<br />
beeinflussen, bietet sich als Alternativlösung an.<br />
Die vorstehenden Hinweise gelten auch für das Verschweißen<br />
von Werkstoffen mit eingearbeiteten oder nachträglich zugefügten<br />
Gleitmitteln und Formentrennmitteln. Schon relativ<br />
geringfügige Mengen dieser Stoffe scheinen den Vorgang<br />
der Wärmeerzeugung an der Schweißnaht während des<br />
Schweißens zu beeinträchtigen.<br />
Metall- oder Kunststoffteil<br />
Kunststoffteil<br />
Abrundung 0,25<br />
D<br />
1,6 D<br />
Abb. 10.63 Ultraschall-Nieten<br />
Nietsonotrode<br />
Austauschbare Spitze<br />
0,5 D<br />
2 D<br />
0,5 D<br />
Obwohl eine Verlängerung der Schweißzeit diesen Einfluß bis<br />
zu einem gewissen Grade ausgleichen kann, können die oben<br />
angeführten Folgeerscheinungen problematisch werden. Wenn<br />
beim Spritzgießen ansonsten gleitmittelfreier Werkstoffe-Formentrenn-Sprays<br />
verwendet werden, sollten die Teile vor dem<br />
Verschweißen sorgfältig gereinigt werden.<br />
Andere Ultraschall-Verbindungstechniken<br />
a. Ultraschallnieten<br />
Ultraschallgeräte können auch zum Nieten oder Meißelnieten<br />
benutzt werden, um Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von<br />
DuPont mit Teilen aus andersartigen Werkstoffen, üblicherweise<br />
Metall, fest zu verbinden. Aus dem unteren Kunststoffteil<br />
ragt ein Stift durch eine Bohrung des zweiten Teils.<br />
Eine besonders geformte Sonotrode berührt die Spitze des<br />
Stiftes, schmilzt sie und formt einen nietenförmigen Kopf.<br />
Dies bewirkt eine feste Verbindung, weil keine elastische<br />
Erholung wie beim Kaltstauchen auftritt.<br />
Empfohlene Sonotroden- und Teilekonstruktionen sind in<br />
Abb. 10.63 dargestellt. Das Volumen des verdrängten<br />
Kunststoffs entspricht der Vertiefung in der Sonotrode.<br />
Zur Anpassung an spezifische Anwendungen sind zahlreiche<br />
Abwandlungen der Konstruktion möglich. Nach Möglichkeit<br />
sollten eine ringförmige Hinterschneidung an der<br />
Stiftwurzel und eine Abrundung am Loch des zu befestigenden<br />
Teiles vorgesehen werden. Dies erhöht die Festigkeit<br />
und Zähigkeit der genieteten Verbindung. Ein dünneres<br />
als das gezeigte Kopfprofil wird nicht empfohlen.<br />
b. Stiftschweißen<br />
Ultraschall-Stiftschweißen, eine Abwandlung der Schernahttechnik,<br />
eignet sich zur Verbindung von Kunststoffteilen an<br />
einem oder an mehreren Punkten.<br />
B<br />
C<br />
D<br />
Maß A: 0,25 bis 0,4 mm für D bis 13 mm.<br />
Maß B: Schweißtiefe B = 0,5 D für höchste Festigkeit (Schweißnaht fester<br />
als der Stift selbst).<br />
Maß C: 0,04 mm minimale Einführung.<br />
Maß D: Stiftdurchmesser.<br />
Abb. 10.64 Ultraschall-Stiftschweißen<br />
A<br />
Vor dem Schweißen Während des Schweißens Nach dem Schweißen<br />
Für viele Anwendungen, die eine dauerhafte Montage erfordern,<br />
ist eine durchgängige Schweißnaht nicht erforderlich.<br />
Häufig setzen die Größe und Komplexität der Teile enge<br />
Grenzen für die Anordnung der Befestigungspunkte oder die<br />
Position der Schweißnaht. Bei verschiedenartigen Werkstoffen<br />
wird diese Art der Verbindung üblicherweise entweder<br />
durch Kaltstauchen, Ultraschallnieten oder durch Verwendung<br />
von Metallnieten oder Schrauben bewerkstelligt.<br />
123
Bei Verwendung einander ähnlicher <strong>Kunststoffe</strong> kann das<br />
Ultraschall-Stiftschweißen diese Aufgabe einfacher und preisgünstiger<br />
erfüllen. Der Energiebedarf ist wegen der kleinen<br />
Schweißfläche gering und der Schweißzyklus ist kurz, fast<br />
immer weniger als eine halbe Sekunde.<br />
Zu den zahlreichen Anwendungen, die sich für das Ultraschall-<br />
Stiftschweißen eignen, zählen Uhrengehäuse, Kurzzeitmesser,<br />
elektromechanische Teile, elektrische Verbindungsstecker und<br />
Schaufelräder für Pumpen.<br />
Abb. 10.64 zeigt die Grundform der Stiftschweißverbindung<br />
vor, während und nach dem Schweißen. Die Schweißverbindung<br />
entsteht entlang des Stiftumfangs. Die Festigkeit der<br />
Schweißverbindung ist eine Funktion des Stiftdurchmessers<br />
und der Schweißtiefe. Maximale Zugfestigkeit wird erzielt,<br />
wenn die Schweißtiefe dem halben Durchmesser entspricht.<br />
In diesem Falle ist die Schweißverbindung stärker als der Stift.<br />
Das radiale Übermaß A muß gleichförmig sein und sollte bei<br />
Stiften mit einem Durchmesser von 13 mm oder weniger im<br />
allgemeinen 0,25 bis 0,4 mm betragen. Versuche haben ergeben,<br />
daß ein größeres Übermaß nicht die Festigkeit der Verbindung,<br />
wohl aber die Schweißzeit erhöht. So benötigen<br />
beispielsweise Stifte mit einem Durchmesser von 5 mm und<br />
0,4 mm Übermaß die vierfache Schweißzeit von Stiften mit<br />
0,25 mm Übermaß, die bis zur gleichen Tiefe geschweißt<br />
werden. Das Loch sollte genügend Abstand von der Kante<br />
haben, um ein Ausbrechen zu verhindern.<br />
An der Verbindungsstelle kann sich die Vertiefung am Ende<br />
des Stiftes oder an der Öffnung des Lochs befinden, wie dies<br />
bei mehreren der gezeigten Beispiele ersichtlich ist. Bei Verwendung<br />
der zweiten Alternative kann eine leichte Abschrägung<br />
vorgesehen werden, um eine rasche Ausrichtung zu<br />
ermöglichen.<br />
Um eine Spannungskonzentration während des Schweißens<br />
und beim späteren Gebrauch zu vermeiden, sollte am Fuße<br />
des Stiftes eine Abrundung mit großzügig bemessenem<br />
Radius vorgesehen werden.<br />
124<br />
A B<br />
vorher nachher vorher nachher<br />
Abb. 10.65 Stiftschweißungen – Verschiedene Ausführungen<br />
vorher<br />
nachher<br />
B<br />
A – Blindloch B – Doppelt abgestuft<br />
Abb. 10.66 Stiftschweißen – Varianten<br />
vorher<br />
nachher<br />
2 B<br />
Eine Hinterschneidung der Abrundung unterhalb der Oberfläche<br />
dient als Schweißgratspeicher, der einen sauber<br />
abschließenden Kontakt der Teile ermöglicht.<br />
Andere Einsatzmöglichkeiten des Stiftschweißens sind in<br />
Abb. 10.65 dargestellt. Ein drittes Teil aus einem andersartigen<br />
Werkstoff kann wie in Ansicht A dargestellt fixiert werden.<br />
Ansicht B zeigt getrennt gespritzte Nieten statt selbstschneidender<br />
Metallschrauben oder Nieten, die – anders als<br />
Metallbefestigungen – eine relativ spannungsfreie Montage<br />
ergeben.<br />
T<br />
0,4 mm<br />
T = Wanddicke<br />
vorher nachher vorher nachher<br />
0,25 mm<br />
Abb. 10.67 Stiftschweißen – Stopfen in dünnwandigen Teilen<br />
Abb. 10.66A zeigt eine Abwandlung, die Verwendung findet,<br />
falls es auf das Aussehen ankommt oder eine unterbrechungsfreie<br />
Oberfläche erforderlich ist. Der Stift wird in einen Wulst<br />
hineingeschweißt. Der Außendurchmesser des Wulstes sollte<br />
mindestens dem doppelten Stiftdurchmesser entsprechen. Wird<br />
der Stift in ein Blindloch hineingeschweißt, kann es erforderlich<br />
werden, für einen Luftauslaß zu sorgen. Hier bieten sich zwei<br />
Methoden an: ein Mittelloch durch den Stift oder ein kleiner,<br />
schmaler Schlitz in der Innenwand des Wulstes.<br />
Werden der beim Schweißen auftretenden relativen Bewegung<br />
der beiden miteinander zu verbindenden Teile Grenzen gesetzt,<br />
wie zum Beispiel beim Positionieren von Getrieben sowie<br />
anderen inneren Bauteilen, sollte eine doppelt abgestufte<br />
Stiftschweißung erwogen werden, wie sie in Abb. 10.66B<br />
dargestellt ist. Dies reduziert die Bewegung um 50%,<br />
während die Schweißfläche und die Festigkeit der Schweißverbindung<br />
unverändert bleiben.<br />
Diese Abwandlung ist auch sinnvoll, wenn Stopfen in dünne<br />
Wände von 1,5 mm hineingeschweißt werden, dargestellt in<br />
Abb. 10.67. Bei der einfachen Stiftverbindung reduziert die<br />
erforderliche Einführung die verfügbare Fläche und Festigkeit.<br />
Standard-Sonotroden ohne spezielle Ausgestaltung der Spitze<br />
(wie sie für das Ultraschallnieten benötigt werden) finden<br />
Verwendung. Im allgemeinen sind Sonotroden mit großer<br />
Amplitude oder Kombinationen aus Sonotrode und Booster<br />
erforderlich. Die besten Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn<br />
die Sonotrode das Teil unmittelbar über dem Stift und seitlich<br />
möglichst nahe an der Verbindungsstelle berührt. Werden<br />
mehrere Stifte eines einzelnen Teils verschweißt, genügt<br />
häufig die Verwendung einer einzigen Sonotrode. Weisen<br />
die Stifte aber größeren Abstand voneinander auf (mehr als<br />
75 mm zwischen den am weitesten auseinanderliegenden<br />
Stiften), so müssen in der Regel mehrere kleine, simultan<br />
erregte Sonotroden verwendet werden. Einige Schweißgeräte,<br />
die dazu in der Lage sind, sind bereits an früherer<br />
Stelle beschrieben worden.<br />
0,5 T<br />
0,2 mm<br />
0,4 mm
Sonotrode<br />
Einlegeteil aus<br />
Metall<br />
Kunststoff<br />
c. Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />
Metallteile können mit Ultraschall in Teile aus technischen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont eingesetzt werden und so umspritzte<br />
oder eingepreßte Einlegeteile ersetzen. Gegenüber umspritzten<br />
Einlegeteilen ergeben sich mehrere Vorteile:<br />
– Vermeidung von Verschleiß und Veränderung der Formen,<br />
– Vermeidung des Vorwärmens sowie der manuellen<br />
Zuführung der Einlegeteile,<br />
– verkürzte Taktzeiten beim Spritzgießen,<br />
– weniger kritische Maßtoleranzen der Einlegeteile,<br />
– erheblich reduzierte innere Spannungen.<br />
Wie in Abb. 10.68 gezeigt wird, können die Einlegeteile mit<br />
Ultraschall entweder in ein Spritzgußteil eingesetzt werden,<br />
oder das Spritzgußteil kann um das Einlegeteil herum montiert<br />
werden.<br />
Im Handel sind verschiedene Arten von Ultraschall-Einlegeteilen<br />
erhältlich, deren <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> einander<br />
sehr ähnlich sind.<br />
Der Druck und die Ultraschallschwingung des Einlegeteils<br />
schmelzen den Kunststoff an der Berührungsfläche zwischen<br />
Metall und Kunststoff und treiben das Einlegeteil in ein<br />
vorgeformtes oder vorgebohrtes Loch. Der geschmolzene<br />
Kunststoff fließt in eine oder mehrere Aussparungen des<br />
Einlegeteils. Nach Erhärtung des <strong>Kunststoffe</strong>s ist dadurch<br />
das Einlegeteil fixiert. Das Volumen des verdrängten Werkstoffs<br />
sollte dem Volumen der Aussparungen des Einlegeteils<br />
entsprechen oder geringfügig übersteigen. Die Einlegeteile<br />
sind mit Abflachungen, Kerben oder axialen Auszackungen<br />
versehen, um ein Verdrehen infolge auftretender Torsionskräfte<br />
zu verhindern.<br />
Sicherheit<br />
vorher<br />
Abb. 10.68 Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />
nachher<br />
Ultraschallschweißen ist ein unfallsicheres Verfahren.<br />
Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sollten jedoch getroffen<br />
werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.<br />
a. Ultraschall-Schweißmaschinen sollten mit Doppelbetätigungsschaltern<br />
ausgestattet sein, um sicherzustellen, daß<br />
die Hände der Bedienungskraft der Sonotrode fernbleiben.<br />
Abschalt- oder Sicherheits-Unterbrechungsschalter sollten<br />
ebenfalls installiert sein, um die Schweißmaschinen zu<br />
jedem beliebigen Zeitpunkt während des Schweißzyklus<br />
sowie ihrer Abwärtsbewegung anzuhalten.<br />
b. Schwingende Sonotroden sollten weder zusammengedrückt<br />
noch festgehalten werden; ebensowenig sollte<br />
die Einheit von Hand herabgesenkt werden, solange der<br />
pneumatische Zylinder aktiviert ist. Ersteres kann zu<br />
leichten Hautverbrennungen, letzteres zu schweren Verbrennungen<br />
sowie mechanischen Quetschungen führen.<br />
Abb. 10.69 Lärmschutzabdeckung<br />
c. Schweißgeräte arbeiten mit einer Frequenz von 20000<br />
Schwingungen pro Sekunde, also außerhalb des normalen<br />
Hörbereiches der meisten Menschen. Manche Menschen<br />
werden jedoch durch diese Frequenz und durch Schwingungen<br />
niedrigerer Frequenz, die sich im Stativ und in<br />
den zu verschweißenden Teilen bilden, geschädigt. Eine<br />
mit schalldämpfendem Material ausgekleidete Umhüllung,<br />
ähnlich der in Abb. 10.69 gezeigten, kann dazu beitragen,<br />
die Geräuschentwicklung und andere mögliche Auswirkungen<br />
der Schwing-ungen zu reduzieren. Die Umhüllung<br />
sollte umfassend sein und nicht nur aus einer Trennscheibe<br />
bestehen. Wo dies nicht möglich ist, sollten alle<br />
Bedienungspersonen und sonstigen in der Nähe der<br />
Schweißanlage arbeitenden Personen Ohrschützer tragen.<br />
Labortechniker, die nur gelegentlich mit Ultraschall-Schweißgeräten<br />
arbeiten, sollten Ohrschützer tragen, wenn sie die<br />
von der Schweißmaschine erzeugten Geräusche als unangenehm<br />
empfinden. Einige Sonotroden mit Formen, die sehr<br />
stark einer Glocke ähneln, können unter ungünstigen<br />
Betriebsbedingungen starke Schallwellen erzeugen. Diese<br />
Schwingungen können Übelkeit, Schwindel und sogar die<br />
Gefahr bleibender Gehörschäden verursachen.<br />
125
Vibrationsschweißen<br />
Einführung<br />
Das Vibrationsschweißen ist eine seit vielen Jahren bekannte<br />
Fügetechnik, die in einigen speziellen Bereichen eingesetzt<br />
wird. Du Pont hat jedoch diese Technik weiterentwickelt und<br />
so weit verbessert, daß sie mit einer breiten Palette an technischen<br />
Kunststoffmaterialien eingesetzt werden kann. Zudem<br />
war Du Pont das erste Unternehmen, das geeignete Prototypen<br />
der Maschinen hergestellt hat, um die Durchführbarkeit<br />
und Brauchbarkeit dieser Methode für das Verbinden<br />
von technischen Kunststoffteilen zu demonstrieren.<br />
Das Vibrationsschweißen ist eine einfache Technik und<br />
erfordert keine hochentwickelte mechanische oder elektrische<br />
Ausstattung. Der Schweißzyklus läßt sich in folgende<br />
Schritte unterteilen:<br />
1. Die beiden Teile werden in entsprechend geformten<br />
Haltevorrichtungen an der Maschine befestigt.<br />
2. Die Vorrichtungen laufen aufeinander zu, um die Verbindungsflächen<br />
unter ständigem Druck aufeinander<br />
zu bringen.<br />
3. Mit einem Getriebe oder einem Elektromagneten erzeugte<br />
Vibrationen werden auf die Haltevorrichtungen übertragen<br />
und über diese auf die Berührungsflächen. Die beiden<br />
Teile bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen und<br />
erzeugen so eine relative Geschwindigkeit an den Kontaktflächen.<br />
Aufgrund der Reibung steigt die Temperatur<br />
sofort an und erreicht in der Regel in weniger als einer<br />
Sekunde den Schmelzpunkt des <strong>Kunststoffe</strong>s.<br />
4. Nach einer vorgewählten Zeit bremst eine elektrische<br />
Kontrollvorrichtung die Vibrationen ab, während der<br />
Druck auf der Schweißfläche erhalten bleibt. Gleichzeitig<br />
werden die Teile korrekt ausgerichtet.<br />
5. Der Druck wird einige Sekunden aufrecht erhalten, damit<br />
die Schmelze erstarren kann. Dann öffnen sich die<br />
Vorrichtungen und die verschweißten Teile werden<br />
ausgeworfen.<br />
Grundprinzip<br />
Die verschiedenen Schweißtechniken für das Verbinden von<br />
Teilen aus thermoplastischem Material unterscheiden sich<br />
wesentlich in der Methode, wie Wärme an den Verbindungsflächen<br />
aufgebaut wird.<br />
Die gegenwärtig bekannten Verfahren lassen sich grundsätzlich<br />
in zwei Hauptgruppen unterteilen:<br />
1. Die zum Erreichen der Schmelzetemperatur erforderliche<br />
Wärme wird durch eine Fremdquelle zugeführt. Dies ist<br />
der Fall beim Heizelementschweißen, Induktionsschweißen<br />
und Heißluftschweißen.<br />
2. Die erforderliche Wärme wird direkt an den Verbindungsflächen<br />
durch Reibung erzeugt. Die bekanntesten<br />
Methoden, die mit diesem Verfahren arbeiten, sind das<br />
Rotations- und Ultraschallschweißen.<br />
126<br />
Sie bieten den offensichtlichen Vorteil, daß der geschmolzene<br />
Kunststoff nicht der Umgebungsluft ausgesetzt und so<br />
Zersetzung oder Oxydation verhindert wird, was für einige<br />
<strong>Kunststoffe</strong> unbedingt erforderlich ist. Das Rotationsschweißen<br />
ist jedoch auf kreisrunde Teile begrenzt, die<br />
außerdem keine Positionierung erfordern. Wenn die zwei<br />
Teile exakt aufeinander ausgerichtet werden müssen, wird<br />
das Rotationsschweißen sehr kostenaufwendig, da keine<br />
einfachen mechanischen Mittel verfügbar sind, um diese<br />
Anforderung zu erfüllen.<br />
Das Vibrationsschweißen gehört zu der zweiten Gruppe,<br />
da es Wärme durch Reibung der zwei Berührungsflächen<br />
erzeugt. Im Gegensatz zum Rotationsschweißverfahren<br />
ist das Vibrationsschweißen nicht auf kreisförmige Teile<br />
begrenzt. Es läßt sich für fast jede Form einsetzen, falls<br />
die Auslegung der Teile ein freies Vibrieren innerhalb<br />
einer gegebenen Amplitude erlaubt.<br />
Definition des Bewegungszentrums<br />
Das Zentrum, um das die zwei Teile vibrieren, kann folgendermaßen<br />
angeordnet werden:<br />
a. innerhalb der Schweißfläche;<br />
b. außerhalb der Schweißfläche;<br />
c. in einer unbegrenzten Distanz. In diesem Fall wird die<br />
Bewegung linear.<br />
Auf dieser Basis lassen sich zwei verschiedene Varianten<br />
definieren: Winkel- und Linearschweißen<br />
a. Bewegungszentrum innerhalb der Schweißfläche<br />
Alle Teile, die eine kreisrunde Schweißnaht aufweisen,<br />
würden logischerweise um ihr eigenes Zentrum vibrieren,<br />
wie in Abb. 10.71A gezeigt wird. Solche Teile können mit<br />
einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden, wie im<br />
Kapitel «kreisförmige Teile» beschrieben wird. Alle Teile,<br />
die keine kreisförmige Form haben, müssen natürlich eine<br />
flache Schweißfläche aufweisen. Hat die Schweißfläche<br />
eine unregelmäßige Form wie z.B. in Abb. 10.71B, kann<br />
das Teil immer noch um ein Innenzentrum schwingen.<br />
Letzteres würde jedoch an einer Stelle gewählt, die die<br />
geringstmögliche Differenz der Umfangsgeschwindigkeit<br />
erzeugt.<br />
Versuchsreihen ergaben, daß das Bewegungszentrum<br />
außerhalb der Schweißfläche angeordnet werden muß,<br />
wenn das Verhältnis von X/Y ~1,5 übersteigt.<br />
X = max. Abstand bis Bewegungszentrum<br />
Y = min. Abstand<br />
X<br />
A B<br />
Abb. 10.71 Schweißnahtprofile<br />
Y
Formteile mit einer rechteckigen Schweißfläche, ähnlich<br />
wie in Abb. 10.72A, können ebenso um ihr eigenes Zentrum<br />
vibrieren, falls das oben genannte Verhältnis ~1,5 bis<br />
1,0 nicht übersteigt.<br />
Bei einer Form, wie sie in Abb. 10.72B gezeigt wird,<br />
müßte das Bewegungszentrum außerhalb angeordnet<br />
werden, um ähnliche Schweißgeschwindigkeiten auf<br />
der gesamten Schweißfläche zu erhalten.<br />
b. Bewegungszentrum außerhalb der Schweißfläche<br />
Werden die oben beschriebenen Bedingungen nicht<br />
erfüllt, müssen die Teile weit genug vom Bewegungszentrum<br />
entfernt angeordnet werden, um ein Verhältnis von<br />
X/Y < 1,5 zu erhalten, wie in Abb. 10.73A gezeigt wird.<br />
Diese Anordnung erlaubt das gleichzeitige Schweißen<br />
von zwei oder mehreren Teilen. Es ist außerdem möglich,<br />
Teile mit unterschiedlichen Größen und Formen gleichzeitig<br />
zu verschweißen. Sie müssen jedoch symmetrisch<br />
in der Vibrationsvorrichtung angeordnet werden, um den<br />
gleichen Oberflächendruck auf alle Verbindungen zu<br />
erhalten, wie in Abb. 10.73B gezeigt wird.<br />
c. Linearschweißen<br />
Teile, die aufgrund ihrer Form oder Größe nicht in eine<br />
runde Vorrichtung passen, lassen sich linear verschweißen.<br />
Diese Methode eignet sich besonders für großvolumige,<br />
nichtrunde Teile mit einer Länge von über 100-150 mm.<br />
Es ist jedoch auch möglich, mehrere Teile gleichzeitig<br />
zu verschweißen, wenn sie sich an den Vibrationsplatten<br />
befestigen lassen.<br />
X<br />
X<br />
Y<br />
A B<br />
Y<br />
+<br />
Typische Vorrichtungen<br />
für das Erzeugen von Vibrationen<br />
Obwohl Vibrationen mit Wechselstrommagneten erzeugt<br />
werden können, wurden alle verfügbaren Maschinen bisher<br />
mit mechanischen Vibratoren ausgestattet.<br />
Abb. 10.74 zeigt schematisch die Funktion einer Linearschweißmaschine,<br />
wie sie von Du Pont zuerst optimiert wurde.<br />
Die Vibrationen werden von zwei Exzenterscheiben «a»<br />
erzeugt, die sich um das Zentrum «b» drehen und über Stangen<br />
«d» auf Vorrichtungen «c» übertragen werden. Die unteren<br />
Vorrichtungen gleiten in zwei Kugellagerschienen, die eine<br />
freie Bewegung in Längsrichtung erlauben. Die obere Vorrichtung<br />
wird von vier pneumatisch betätigten Hebeln «e»<br />
heruntergedrückt. Es ist äußerst wichtig, die Bewegungen<br />
der Hebel mechanisch zu synchronisieren, um eine perfekte<br />
Parallelität der zu schweißenden Teile zu erreichen.<br />
Am Ende des Schweißzyklusses wird die Bewegungsübertragung<br />
abgestellt, worauf beide Teile in ihre Endposition<br />
gebracht werden. Der Druck bleibt kurzfristig aufrecht erhalten,<br />
damit der geschmolzene Kunststoff erstarren kann.<br />
Das gleiche Grundprinzip gilt für eine Winkelschweißmaschine,<br />
Abb. 10.75. In diesem Fall werden Vibrationen auf<br />
obere und untere Vorrichtungen «a» übertragen, die sich auf<br />
Kugellagern drehen. Die obere Vorrichtung wird direkt auf<br />
der Kolbenstange «b» montiert, um den Druck zu liefern.<br />
Theoretisch könnte das gleiche Schweißergebnis mit einem<br />
feststehenden und einem vibrierenden Teil erreicht werden,<br />
das bei doppelter Frequenz vibriert.<br />
Abb. 10.72 Ermittlung des Bewegungszentrums Abb. 10.74 Prinzip der Linearschweißmaschine<br />
A B<br />
Abb. 10.73 Simultanschweißen von mehreren Teilen<br />
c<br />
e<br />
a<br />
Abb. 10.75 Prinzip der Winkelschweißmaschine<br />
b<br />
e<br />
d<br />
a<br />
b<br />
f<br />
127
Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß diese Methode aus verschiedenen<br />
Gründen unzufriedenstellend ist. Wie in Abb.<br />
10.74 und 10.75 veranschaulicht wird, heben sich die beträchtlichen<br />
Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte auf, wenn<br />
das Gewicht der oberen Vorrichtung mit Kunststoffteil dem<br />
Gewicht der unteren Vorrichtung mit Kunststoffteil entspricht.<br />
(Beim Winkelschweißen müssen die beiden Trägheitsmomente<br />
identisch sein, um gleiche und entgegengesetzte Trägheitskräfte<br />
zu erzielen).<br />
Falls nur ein Teil bei doppelter Frequenz vibriert, sind die<br />
Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte viermal höher<br />
und müßten über eine zusätzliche und regelbare Vorrichtung<br />
kompensiert werden. Das gesamte Getriebe würde somit<br />
weitaus schwerer und teurer für eine Maschine mit gleicher<br />
Kapazität. Außerdem haben Erfahrung gezeigt, daß sich eine<br />
gute und feste Verbindung leichter erhalten läßt, wenn beide<br />
Teile schwingen.<br />
Schweißbedingungen<br />
Um den Schmelzpunkt des Materials zu erreichen, müssen die<br />
zwei Teile zusammengepreßt werden und bei einer bestimmten<br />
Frequenz und Amplitude schwingen. Diese Bedingungen<br />
können als PV-Werte definiert werden, wobei «P» der spezifische<br />
Kontaktdruck in MPa und «V» die Flächengeschwindigkeit<br />
in m/s ist.<br />
Die zwei Exzenterscheiben erzeugen eine sinusförmige<br />
Geschwindigkeitskurve wie in Abb. 10.76. Da sie in entgegengesetzte<br />
Richtungen laufen, beträgt die maximale relative<br />
Geschwindigkeit des einen Teils gegenüber dem anderen<br />
Teil 2 W. Die resultierende relative Geschwindigkeit liegt<br />
somit beim 1,27fachen des maximalen Wertes «W».<br />
Beispiel: Eine Maschine, die Acetalpolymer schweißt, wie<br />
in Abb. 10.74 hat einen Exzenterabstand «f» von 3 mm<br />
und läuft bei einer Geschwindigkeit von 5000 U/min.<br />
Die Umfangsgeschwindigkeit ist somit wie folgt:<br />
V = f × � × n = 0,003 m × � × 5000 = 0,78 m /s<br />
60<br />
W W<br />
128<br />
Y = 0,635 W 2 Y = 1,27 W<br />
Y Y<br />
1 Umdrehung<br />
W = maximale Geschwindigkeit jedes Teils<br />
Y = Durchschnittsgeschwindigkeit jedes Teils<br />
Abb. 10.76 Geschwindigkeitskurven beim Vibrationsschweißen<br />
2 Y<br />
2 W<br />
Dies entspricht der maximalen Geschwindigkeit «W» in<br />
Abb. 10.76. Die durchschnittliche relative Geschwindigkeit<br />
eines Teils gegen das andere wäre dann:<br />
1,27 × 0,78 = 1 m / s<br />
Bei einem spezifischen Kontaktdruck von 3 MPa wird der<br />
resultierende PV-Wert:<br />
3 × 1 = 3 MPa × m/s<br />
Da die erzeugte Wärme außerdem eine Funktion des Reibungskoeffizienten<br />
ist, muß der obige PV-Wert auf das zu<br />
schweißende Material bezogen werden. Glasfaserverstärkte<br />
Polyamide wurden zum Beispiel erfolgreich bei einem PV-<br />
Wert von 1,3 verschweißt. Hieraus läßt sich folgern, daß bei<br />
einer Maschine, die verschiedene Materialien und Formteilgrößen<br />
verschweißen soll, Druck, Drehzahl und Amplitude<br />
verstellbar sein müssen. Sobald die optimalen Arbeitsbedingungen<br />
für ein gegebenes Teil festgelegt sind, dürfte die<br />
Maschine jedoch mit Ausnahme des Druckes keine weiteren<br />
Einstellungen erfordern.<br />
Die Schweißzeit ist das Produkt von Geschwindigkeit, Druck<br />
und Amplitude. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die<br />
Schweißnahtfestigkeit oberhalb eines bestimmten Druckes<br />
eher abnimmt – möglicherweise aufgrund von ausgequetschtem<br />
geschmolzenem Kunststoff. Auf der anderen Seite legen<br />
die resultierenden mechanischen Belastung des Getriebes<br />
Beschränkungen auf. So vervierfacht eine Verdopplung der<br />
Geschwindigkeit die Beschleunigungskräfte der vibrierenden<br />
Massen.<br />
Umfangreiche Tests haben ergeben, daß sich eine Frequenz<br />
von etwa 100 Hz für kleine und mittelgroße Teile sehr<br />
gut eignet, während größere, schwere Formteile bei einer<br />
Frequenz von 70-80 Hz verschweißt werden.<br />
So wurden auch große Teile wie Ansaugrohre erfolgreich,<br />
mit Frequenzen bis zu 250 Hz, verschweißt. Siehe auch<br />
Abb. 10.79D.<br />
Bei Linearmaschinen sollte der Abstand der beiden Exzenterscheiben<br />
(«f» in Abb. 10.74) so eingestellt werden, daß<br />
eine relative Bewegung von etwa 0,9 × Schweißnahtbreite<br />
erzielt wird, siehe Abb. 10.77.<br />
Der spezifische Oberflächendruck, der die höchste Schweißnahtfestigkeit<br />
ergibt, muß über Tests ermittelt werden. Als<br />
Faustregel gilt, daß eine Maschine einen Druck von 4 MPa<br />
auf die zu schweißende Fläche erzeugen muß.<br />
W<br />
� 0,9 W<br />
Abb. 10.77 Relative Bewegung – Schweißnahtbreite
a b c d e<br />
c<br />
Abb. 10.78 Schweißnahtprofile – runde Teile<br />
Auslegung von Schweißnähten<br />
a<br />
b<br />
a. Kreisförmige Teile<br />
Kreisförmige Teile sollten – wie beim Rotationsschweißen –<br />
immer mit einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden.<br />
Eine solche Auslegung erlaubt nicht nur eine perfekte Ausrichtung<br />
der beiden Hälften, sondern die Schweißfläche kann<br />
vergrößert werden und so die Festigkeit der Wandfläche<br />
erreichen. Während des Schweißbetriebes baut sich eine<br />
bestimmte Menge an Grat an beiden Seiten der Schweißnaht<br />
auf. Bei bestimmten Anwendungen muß dies vermieden<br />
werden, entweder aus ästhetischen Gründen oder weil er eine<br />
Fehlerquelle für innenliegende mechanische Teile darstellen<br />
kann. In solchen Fällen sollten Verbindungen mit Gratspeichern<br />
versehen werden.<br />
Um Vibrationen mit dem geringstmöglichen Verlust auf die<br />
Kontaktfläche zu übertragen, müssen die Kunststoffteile fest<br />
in den Haltevorrichtungen eingespannt werden. Es ist oft<br />
ratsam, die Schweißfläche mit 5 oder 8 Mitnehmerrippen zu<br />
versehen. Das gilt besonders bei dünnwandigen Behältern<br />
aus weichen Materialien.<br />
Eine typische Schweißnahtauslegung mit einem externen<br />
Gratspeicher und Mitnehmerrippen direkt auf der Schulter<br />
wird in Abb. 10.78a gezeigt. Einige grundsätzliche Anforderungen<br />
sind dabei zu beachten:<br />
– Vor dem Schweißen sollten die flachen Flächen durch<br />
einen Spalt «a» getrennt werden, der etwa das 0,1fache<br />
der Wandstärke beträgt.<br />
– Der Winkel «b» sollte mindestens 30° betragen, um einen<br />
selbsthemmenden Effekt zu verhindern.<br />
– Die Schweißnahtlänge «c–d» muß, abhängig von der<br />
gewünschten Festigkeit, mindestens das 2,5fache der<br />
Wandstärke betragen. Da einige <strong>Kunststoffe</strong> sich schwerer<br />
verschweißen lassen als andere, sollte dieser Wert entsprechend<br />
erhöht werden.<br />
Abbildungen 10.78b und 10.78c zeigen weitere mögliche<br />
Anordnungen für externe Gratspeicher.<br />
a<br />
d<br />
Bei Teilen, für die ästhetische Aspekte nicht so wichtig sind,<br />
reicht häufig eine einfache Rille aus, siehe Abb. 10.78d.<br />
Sie verdeckt zwar den Grat nicht, er verbleibt jedoch im<br />
Bereich des Außendurchmessers.<br />
Falls sowohl interne als auch externe Gratspeicher erforderlich<br />
sind, können sie wie in Abb. 10.78e ausgelegt werden.<br />
b. Nicht kreisförmige Teile<br />
Teile, die nicht kreisförmig sind, können mit flachen Schweißflächen<br />
auf Winkel- oder Linearmaschinen verschweißt werden,<br />
siehe Abb. 10.79A. Die Schweißnahtbreite «B» sollte<br />
mindestens das zweifache der Wandstärke betragen, abhängig<br />
von den Festigkeitsanforderungen und dem verwendeten<br />
Kunststoff. Die Festigkeit steigt aufgrund ungleichmäßiger<br />
Spannungsverteilung (siehe auch Abb. 10.81) über einem<br />
B/D-Verhältnis von 2,5-3,0 nicht beträchtlich .<br />
Quadratische und rechteckige Teile, besonders solche mit<br />
dünnen Wandstärken oder aus weichen <strong>Kunststoffe</strong>n, sind<br />
nicht steif genug, um Vibrationen ohne Verlust zu übertragen.<br />
Sie müssen daher eine Schweißnaht mit einer Rille um<br />
den gesamten Umfang aufweisen, Abb. 10.79B. Diese Rille<br />
paßt in eine Schweißraupe an der Vorrichtung «a», um zu<br />
verhindern, daß die Wände nach innen zusammenfallen. Es<br />
ist äußerst wichtig, die Verbindung an beiden Flächen «b»<br />
und «c» zu stützen, um eine perfekte Schweißdruckverteilung<br />
zu erzielen.<br />
Ein möglicher Weg zum Anbringen von Gratspeichern an<br />
Stumpfschweißnähten wird in Abb. 10.79C gezeigt. Der Spalt<br />
«a» muß angepaßt werden, damit sich die beiden Außenlippen<br />
nach dem Schweißen vollständig schließen. Die Auslegung<br />
reduziert die effektive Schweißfläche und kann breitere<br />
Schweißnähte für eine gegebene Festigkeit erfordern.<br />
Eine andere Auslegung der Schweißnähte mit Rillen ist in<br />
Abb. 10.79D dargestellt. Diese Schweißnaht wurde erfolgreich<br />
für einen vibrationsgeschweißten Deckel eines Ansaugrohrs<br />
mit einer Frequenz bis zu 280 Hz und einer Amplitude<br />
von 1,2 mm angewendet.<br />
129
Abb. 10.79 Schweißnahtauslegung, nicht kreisförmige Teile<br />
130<br />
��������<br />
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Deckel<br />
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Ansaugrohr<br />
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������<br />
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���<br />
�<br />
�<br />
Aufnahmevorrichtung<br />
Amplitude: 0,9 – 1,2 mm<br />
�������<br />
Zu entwickelnde<br />
Schweißtiefe<br />
�<br />
Frequenz: 240 – 280 Hz<br />
Testergebnisse<br />
bei winkelverschweißten Stumpfnähten<br />
Der in Abb. 10.80 rechteckig geschweißte Kasten wurde für<br />
umfangreiche Druckprüfungen aus verschiedenen<br />
DuPont Materialien verwendet. Der Berstdruck jedes Behälters<br />
wird von drei Hauptfaktoren beeinflußt:<br />
– Gesamtauslegung.<br />
– Verschweißbarkeit des Materials.<br />
– Schweißnahtauslegung.<br />
Die unten beschriebenen erzielten Resultate sollten daher<br />
sorgfältig auf Formteile mit unterschiedlichen Formen und<br />
Funktionen übertragen werden. Das gleiche Formteil wird<br />
ein sehr unterschiedliches Verhalten aufweisen, wenn es aus<br />
verschiedenen <strong>Kunststoffe</strong>n hergestellt wird. Während die<br />
Schweißnaht in einigen Fällen der schwächste Punkt sein<br />
kann, ist sie bei anderen technischen <strong>Kunststoffe</strong>n eventuell<br />
fester als das Teil selbst.<br />
Schweißnahtfestigkeit<br />
in Abhängigkeit von der Schweißfläche<br />
Abb. 10.81 zeigt die Zugfestigkeit als Funktion von der<br />
Schweißnahtbreite, die von dem in Abb. 10.80 gezeigten<br />
Behälter erhalten wurde. Ein linearer Festigkeitsanstieg kann<br />
bis zu einem B/D-Verhältnis von ca. 2,5 beobachtet werden.<br />
Oberhalb dieses Werts flacht die Kurve ab und eine Verbreiterung<br />
bleibt ohne Einfluß auf die Festigkeit.<br />
36<br />
45<br />
Abb. 10.80 Berstdruck Prüfteil<br />
Berstdruck<br />
BB<br />
D<br />
1 1,5 2 2,5 3<br />
Verhältnis B<br />
D<br />
Abb. 10.81 Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
von der Nahtgröße<br />
7 cm 2
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />
vom spezifischen Schweißdruck<br />
Wie bereits erwähnt, sollte der geeignete spezifische Schweißdruck<br />
für jeden Kunsstoff mit Versuchen ermittelt werden.<br />
Für DELRIN ® 500 ergab sich zum Beispiel ein Druck von etwa<br />
3,3 MPa, wie die Kurve in Abb. 10.82 zeigt. Es scheint, daß<br />
ein zu hoher Druck die Nahtfestigkeit ebenso reduziert wie ein<br />
zu niedriger Druck.<br />
Berstdruck<br />
2 3 4<br />
Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit vom spezifischem Schweißdruck<br />
Abb. 10.82 Spezifischer Schweißdruck<br />
Alle DELRIN ® Typen eignen sich für das Vibrationsschweißen.<br />
DELRIN ® 500P zeigt die besten Ergebnisse, wohingegen<br />
DELRIN ® 100 etwas schwächer ist. Schweißnähte in Teilen aus<br />
DELRIN ® 100 sind in der Regel der schwächste Bereich aufgrund<br />
der hohen Dehnung dieses <strong>Kunststoffe</strong>s. Dies galt auch<br />
für den Prüfbehälter in Abb. 10.80. Das gleiche Teil aus glasfaserverstärktem<br />
DELRIN ® bricht nicht an der Schweißnaht,<br />
sondern wegen seiner geringeren Dehnung an einer Ecke.<br />
Es muß außerdem beachtet werden, daß eingefärbte Einstellungen<br />
eine niedrigere Schweißnahtfestigkeit erzeugen als die<br />
gleichen ungefärbten Typen. Dies gilt für alle <strong>Kunststoffe</strong>.<br />
Pigmentanteile haben einen leichten negativen Einfluß auf<br />
die Eigenschaften. Obwohl die durchschnittlichen Festigkeitswerte<br />
von Typ zu Typ leicht variieren, ist es überraschend<br />
festzustellen, daß die obere Grenze bei 14 MPa Zugfestigkeit<br />
für die meisten Typen liegt.<br />
Das Vibrationsschweißen eignet sich außerdem für alle<br />
ZYTEL ® Polyamidtypen. Es erlaubt viele neue und attraktive<br />
Anwendungen, für die keine andere Fügetechnik in Frage<br />
käme. Besonders die Automobilindustrie braucht verschiedene<br />
eckige Behälter im Kühlkreislauf und für Emissionskontrollfilter.<br />
Der Wasseraufnahme muß vor dem Schweißen keine besondere<br />
Beachtung geschenkt werden, falls die Teile bei einer<br />
relativen Feuchtigkeit von maximal 50% gelagert werden.<br />
Stumpfnähte in Formteilen aus unverstärktem Polyamid sind<br />
in der Regel fester als das Teil selbst. Füllstoffe und Glasfasern<br />
reduzieren die Nahtfestigkeit je nach der Materialqualität.<br />
So bewirkt ein Glasfaseranteil von 30% eine Reduzierung<br />
der Festigkeit um 50%. Teile aus diesem Kunststoff<br />
müssen sorgfältig ausgelegt werden.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Abb. 10.83. Eine typische Auslegung einer Zentrifugalpumpe<br />
mit einem winkelverschweißten Spiralgehäuse aus<br />
DELRIN ® .<br />
Abb. 10.83 Zentrifugalpumpe<br />
Abb. 10.84. Ein Automobiltank aus ZYTEL ® Polyamid 66.<br />
Die Schweißnaht ist mit einem Gratspeicher versehen, um<br />
Nachbearbeitungs- und Entgratungsgänge zu vermeiden.<br />
Abb. 10.84 Automobiltank<br />
131
Abb. 10.85. Ein linearverschweißter Kraftstofftank eines<br />
Motorrades aus ZYTEL ® . Die Rille in der Schweißnaht sammelt<br />
den Grat und anschließend wird ein PVC-Profil über<br />
dem Flansch schnappverbunden. Dies ist eine Lösung, die<br />
die gesamte Schweißnaht effektiv verdeckt.<br />
Abb. 10.85 Motorradtank<br />
Abb. 10.86a. Ein winkelverschweißtes, rechteckig geformtes<br />
Kraftstoff-Filtergehäuse aus ZYTEL ® . Die Naht ist mit einer<br />
Fuge versehen, um die dünnen Wände in den Vorrichtungen<br />
zu halten und somit ein Zusammenfallen während des<br />
Schweißens zu verhindern.<br />
Abb. 10.86b. Ein winkelverschweißter Behälter aus ZYTEL ® .<br />
Verbindungen an Körper und Abdeckung müssen in der gegebenen<br />
Position orientiert werden. Eine klassische Reibungsschweißnaht<br />
mit einem externen Gratspeicher wurde für diese<br />
Vibrationsschweißtechnik verwendet.<br />
Abb. 10.87. Gummimembranbaugruppen können ebenso mit<br />
Winkelvibrationen verschweißt werden. Es müssen jedoch<br />
Vorkehrungen getroffen werden, die verhindern, daß das<br />
obere Teil direkt auf das Gummi Vibrationen überträgt. Dies<br />
kann mit einer sehr dünnen Unterlegscheibe aus Polyamid,<br />
mit Grafitpulver oder einem Öltropfen auf der Membrane<br />
erreicht werden.<br />
132<br />
a b<br />
Abb. 10.86 Winkelverschweißte Teile<br />
Bei dem hier gezeigten Magnetventil aus glasfaserverstärktem<br />
ZYTEL ® Polyamid liegt der Berstdruck bei 8-9 MPa.<br />
Ein bedeutender Vorteil gegenüber selbstschneidenden Schrauben<br />
liegt darin, daß ein verschweißter Körper bis zum Berstdruck<br />
dicht bleibt.<br />
Abb. 10.87 Membrangehäuse<br />
Vergleich mit anderen Schweißtechniken<br />
Das Vibrationsschweißen überschneidet sich in der Praxis<br />
nicht mit dem Ultraschallschweißverfahren, obwohl sie in<br />
einigen Fällen beide anwendbar sind. Das Magnetventil<br />
in Abb. 10.87 läßt sich zum Beispiel leicht ultraschallverschweißen.<br />
Die hohe Frequenz kann jedoch die dünne Metallfeder<br />
brechen. In diesem Fall wird das gesamte Gehäuse<br />
unbrauchbar. Manchmal verhindert eine komplexe Teilegeometrie,<br />
daß eine Sonotrode nicht nahe genug an die<br />
Schweißnaht kommt. Zudem erfordern gas- und luftdichte<br />
Ultraschallschweißnähte enge Toleranzen, die sich nicht<br />
immer erreichen lassen.<br />
Dünnwandige Behälter wie Taschenlampen können niemals<br />
mit einer Schweißnaht versehen werden, die groß genug ist,<br />
um den erforderlichen Berstdruck zu erreichen. Daher wäre<br />
es unklug, sie auf Vibrationsmaschinen zu verschweißen. Hier<br />
ist das Ultraschallverfahren zu bevorzugen.<br />
Das Vibrationsschweißen kann in vielen Anwendungen in<br />
Konkurrenz zum Heizelementschweißen stehen. Hier bietet<br />
es einige wichtige Vorteile:<br />
– sehr viel kürzerer Gesamtzyklus;<br />
– geringere Verzugsempfindlichkeit, da der relativ hohe<br />
Schweißdruck das Teil abflacht;<br />
– da der geschmolzene Kunststoff nicht der Umgebungsluft<br />
ausgesetzt wird, eignet sich das Verfahren für alle Kunststofftypen.<br />
Das Vibrationsschweißen steht nicht in Konkurrenz zum reinen<br />
Rotationsschweißen. Für alle kreisförmigen Teile, die<br />
keine festgelegte Positionierung erfordern, ist das Rotationsschweißen<br />
immer noch die günstigste und schnellste Fügetechnik.
Konstruktive Erwägungen<br />
für vibrationsverschweißte Teile<br />
Teile, die für ein Verbinden mit der Vibrationsschweißtechnik<br />
gedacht sind, müssen korrekt ausgelegt werden, um Fehler<br />
und Ausschüsse zu vermeiden. Es ist unbedingt erforderlich,<br />
daß die Verbindungsflächen aneinander anschliessen.<br />
Der erste Schritt ist die Wahl einer geeigneten Schweißnaht<br />
mit der erforderlichen Festigkeit und Dichte. In dieser<br />
Entwicklungsphase sollte entschieden werden, ob Gratspeicher<br />
oder Mittel zur Verdeckung oder zum Verstecken<br />
der Schweißnaht erforderlich sind.<br />
Wichtig ist es, den Schweißflansch um das Teil herum zu<br />
stützen, um einen gleichmäßigen Druck über der gesamten<br />
Schweißfläche aufrecht zu erhalten.<br />
Falls, wie in Abb. 10.88 gezeigt wird, die Vorrichtung diese<br />
Anforderung aufgrund einer Unterbrechung nicht erfüllen<br />
kann, sind Schwachstellen oder Leckstellen zu erwarten.<br />
Dünne Rippen sind jedoch zulässig, falls ihre Dicke etwa<br />
80% des Wandquerschnittes (Abb. 10.89) nicht überschreitet.<br />
Besondere Sorgfalt muß darauf verwendet werden, daß die<br />
Vibrationen von der Vorrichtung auf das Teil mit so wenig<br />
Energieverlust wie möglich übertragen werden müssen.<br />
Solcher Verlust kann von einem zu großem Spiel in der<br />
Vorrichtung herrühren oder weil das Teil zu weit von der<br />
Schweißnaht entfernt gehalten wird.<br />
Kreisförmige Teile ohne Vorsprünge, die ein festes Einspannen<br />
erlauben, müssen mit Rippen versehen werden, wie in<br />
Abb. 10.78a gezeigt wird.<br />
Bei Teilen mit relativ dünnen Wänden oder Teile aus weichen<br />
Materialien sollten Vibrationen auf das Formtteil so<br />
nahe wie möglich an der Schweißfläche übertragen werden.<br />
Bei nicht kreisförmigen Teilen ist dies häufig nur möglich<br />
mit einer Auslegung, die der in Abb. 10.79B ähnelt, ungeachtet<br />
ob es sich um eine Linear- oder Winkelschweißnaht<br />
handelt.<br />
Abb. 10.88 Schlechte Schweißnahtauslegung<br />
L = 0,8 T T<br />
Abb. 10.89 Rippen in vibrationsverschweißten Teilen<br />
Einige Materialien mit einem hohen Reibungskoeffizienten<br />
wie zum Beispiel Elastomere, erfordern eine anfängliche<br />
Oberflächenschmierung, bevor sie zufriedenstellend im<br />
Vibrationsschweißverfahren verschweißt werden können.<br />
Die während des Vibrationszyklusses erzeugte Menge an<br />
geschmolzenem Kunststoff steht in direkter Beziehung zur<br />
Flachheit der Oberfläche. Steife Teile, besonders aus glasfaserverstärkten<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n, flachen möglicherweise nicht<br />
vollständig durch den Schweißdruck ab und erfordern somit<br />
längere Vibrationszyklen, um eine gute Schweißnaht zu<br />
erhalten. Bei der Auslegung und Herstellung solcher Teile<br />
ist somit zu beachten, daß die gesamte Montagezeit teilweise<br />
von der Planheit der Schweißnaht abhängt, die wiederum mit<br />
einer entsprechenden Auslegung verbessert werden kann.<br />
Abb. 10.90a Vibrationsschweißmaschine<br />
133
Abb. 10.90b Kommerzielle Linear- und Winkelschweißmaschine<br />
Hersteller: Mecasonic SA, Zone industrielle,<br />
Rue de Foran, Ville-la-Grand, Case postale 218,<br />
74104 Annemasse Cédex, Frankreich.<br />
134<br />
Abb. 10.90c Kommerzielle Linearschweißmaschine.
Heizelementschweißen<br />
Einleitung<br />
Beim Heizelementschweißen werden Teile aus thermoplastischen<br />
<strong>Kunststoffe</strong>n miteinander verbunden. Diese Verbindungstechnik<br />
eignet sich für nicht-symmetrische Teile mit<br />
empfindlichen Einbaukomponenten, die man dem Vibrations-<br />
oder Ultraschallschweißen nicht aussetzen kann.<br />
Die Verbindung der Teile aus Thermoplasten wird dadurch<br />
bewirkt, daß man ihre Verbindungsflächen mit einem Heizelement<br />
in Berührung bringt, das mit TEFLON ® PTFE<br />
beschichtet und elektrisch aufgeheizt ist. Anschließend werden<br />
die Kontaktflächen zusammengepreßt. Beim Einsatz von<br />
speziell konstruierten Schweißmaschinen können die Verbindungsflächen<br />
auch durch Strahlung erwärmt werden.<br />
Schweißzyklus<br />
I II III<br />
IV V VI<br />
Abb. 10.91 Heizelement-Schweißzyklus<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die Abb. 10.91 zeigt einen typischen Schweißzyklus, bei<br />
dem ein elektrisch erwärmtes, mit TEFLON ® PTFE beschichtetes<br />
Heizelement zum Schmelzen der Verbindungsflächen<br />
benutzt wird.<br />
Konstruktion der Schweißnaht<br />
Beim Heizelementschweißen von Konstruktionswerkstoffen<br />
sollte die Schweißfläche «W» mindestens 2,5 × Wanddicke<br />
«T» betragen (Abb. 10.92a).<br />
Abb. 10.92b-c zeigen Möglichkeiten, durch Materialaufnahmerillen<br />
den entstehenden Grat zu verdecken. Spalt «a» muß<br />
so ausgebildet sein, daß sich die äußeren Lippen nach dem<br />
Schweißen vollständig schließen. Da diese Lösung die wirksame<br />
Schweißfläche reduziert, kann es nötig sein, breitere<br />
Kontaktflächen vorzusehen, um die Festigkeit einer einfachen<br />
Schweißnaht zu erreichen.<br />
a b<br />
W = 2,5 T<br />
T<br />
c d<br />
W = 3 T<br />
T<br />
0,5 T<br />
Abb. 10.92 Auslegung der Schweißnaht für Heizelementschweißen<br />
Dünnwandige Teile können eine Führungsaufnahme erforderlich<br />
machen, wie zum Beispiel «a» in Abb. 10.92d.<br />
So wird sichergestellt, daß ein gleichmäßiger Druck auf die<br />
ganze Schweißfläche wirkt.<br />
Man beachte in diesem Beispiel die durch Rippen verstärkte<br />
Schweißfläche und die Unterstützung durch die Aufnahme<br />
an den Punkten «b» und «c», die eine gute Schweißdruckverteilung<br />
bewirken.<br />
Konstruktionshinweise<br />
für das Heizelementschweißen<br />
Die Teile müssen so konstruiert sein, daß kein Ausschuß<br />
entsteht. Es ist unbedingt erforderlich, daß die Verbindungsflächen<br />
plan sind, deshalb sollten die Gestaltungsprinzipien<br />
für Konstruktionswerkstoffe strikt eingehalten werden.<br />
Gleichmäßige Wanddicken und ausgerundete Ecken sind<br />
absolut notwendig.<br />
b<br />
T<br />
3-3,5 T<br />
1,2 T<br />
c<br />
a<br />
3 T<br />
a<br />
135
Grenzen des Heizelementschweißens<br />
– Polyamide eignen sich nicht für das Heizelementschweißen,<br />
da die Schmelze während des Schweißvorganges oxidiert.<br />
Das oxidierte Material läßt sich nicht zufriedenstellend<br />
verschweißen.<br />
– Verglichen mit anderen Schweißverfahren, sind die<br />
Zyklen beim Heizelementschweißen lang (im Bereich<br />
von 30-45 s).<br />
– Es können Probleme dadurch auftreten, daß das Polymer<br />
an dem Heizelement haftet. Eine Beschichtung des Heizelementes<br />
mit TEFLON ® PTFE verringert dieses Problem<br />
erheblich.<br />
– Bei dieser Methode können nur Materialien mit ähnlicher<br />
Struktur verschweißt werden.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Anwendungsbeispiele für das Heizelementschweißen werden<br />
in Abb. 10.93 gezeigt.<br />
Abb. 10.93 a – Teile für Gaszähler<br />
136<br />
b – Abfluß<br />
c – Feuerzeug<br />
Heizelementschweißen von ZYTEL ®<br />
Zwei der Hauptprobleme beim Verschweißen von ZYTEL ®<br />
Polyamid 66 sind Oxidation und Kristallisationsgeschwindigkeit.<br />
Im Gegensatz zu den Schernähten beim Ultraschallverschweißen<br />
oder den Schweißnähten beim Vibrationsverfahren<br />
wird die Nahtfläche kalter Luft ausgesetzt, sobald die<br />
Heizelemente entfernt werden, um die beiden Teile miteinander<br />
zu verbinden. Während dieser Zeit weist der Kunststoff<br />
eine hohe Oxidationsneigung auf, wodurch sich die<br />
Schweißnahtfestigkeit verschlechtert.<br />
Doch bei sorgfältiger Beachtung gewisser Parameter lassen<br />
sich mit dem Heizelementverfahren Schweißnähte mit hoher<br />
Festigkeit erzielen – ausgehend von der Festigkeit des Grundmaterials.<br />
ZYTEL ® muß sich im spritztrockenen Zustand befinden. Ideal<br />
ist ein Verschweißen direkt nach dem Formgebungsprozeß,<br />
obwohl auch nach 48 Stunden noch akzeptable Ergebnisse<br />
erzielt werden. Falls dies nicht durchführbar ist, müssen die<br />
Teile auf einen Feuchtegehalt von unter 0,2% heruntergetrocknet<br />
werden. Die Feuchtigkeit beeinflußt die Schweißnahtqualität<br />
in großem Maße. Ein schaumartiger Schweißwulst<br />
deutet darauf hin, daß «feuchtes» Material verwendet<br />
wurde. Feuchtigkeit wird die Oxidationsneigung und Porösität<br />
der Schweißnaht erhöhen und so die Schweißnahtfestigkeit<br />
um bis zu 50% reduzieren.<br />
Füllstoffe im Kunststoff beeinträchtigen ebenso die Schweißnahtfestigkeit.<br />
Die stärkste Naht wird mit ungefärbtem, unverstärktem<br />
Polyamid erreicht. Da sich Glasfasern nicht verschweißen<br />
lassen und über die Naht legen, wird die Schweißnaht<br />
ähnlich schwach wie in einem Formteil: die Festigkeit<br />
wird um bis zu 50% reduziert. Die Nahtfestigkeit steht im<br />
umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Glasfaseranteil.<br />
Mehr Glasfasern = niedrigere Festigkeit. Ruß beeinträchtigt<br />
ebenso die Schweißnahtqualität.<br />
Heizplattentemperatur. Als allgemeine Richtlinie gilt eine<br />
Temperatureinstellung der Platte auf +20° C über der<br />
Schmelzentemperatur des zu schweißenden Kunststoffs.<br />
Bei ZYTEL ® PA66 mit einer Schmelzentemperatur von 262°C<br />
läge die Plattentemperatur bei etwa 285° C. Dabei ist auf<br />
TEFLON ® oder PTFE-Beschichtungen der Platten zuachten,
die ein Festkleben verhindern sollen, da sich die TEFLON ®<br />
Versiegelung bei dieser Temperatur aufzulösen beginnt.<br />
Bei einer Temperatur von 270-275° C beginnt TEFLON ® zu<br />
verdampfen und das PTFE-Band zeigt sichtbare Blasen. Um<br />
diese Problem zu vermeiden, sollte die Temperatur der Platte<br />
265-270°C betragen. Da sie somit unterhalb der –20°C-Regel<br />
liegt, ist eine längere Durchwärmzeit erforderlich, um die<br />
niedrigere Temperatur auszugleichen. Ein weiteres Schweißproblem<br />
bei hohen Temperaturen ist ein Verzug der Aluminiumplatte<br />
bei etwa 275° C. Hier sollten Aluminium-Bronze-<br />
Platten verwendet werden, die bis 500° C beständig sind.<br />
Die Einspannposition der beiden Teile ist äußerst wichtig. Falls<br />
der Halter aus Metall besteht und das Teil bis in Schweißnahtnähe<br />
umfaßt, wirkt er wie ein starker Wärmeabzug, da er<br />
die während der Durchwärmzeit im Teil aufgebaute Wärme<br />
entzieht. Eine schnelle Kühlung der Teile führt zu einer<br />
hohen Kristallisationsrate, die ein zufriedenstellendes Verschweißen<br />
der Teile verhindert. Eine langsame Kühlung ist<br />
generell von Vorteil. Dieses Problem kann mit nichtmetallischen<br />
Haltern gelöst werden.<br />
Abb. 10.94 Heizelement-Schweißmaschine.<br />
Andere Parameter<br />
Durchwärmzeit, abhängig vom Teil und von der Naht,<br />
normalerweise im Bereich von min. 15 Sekunden.<br />
Kühl-/Haltezeit, ähnlich wie Durchwärmzeit.<br />
Drücke während der Schweißphase von<br />
0,5 bis 2 MPa = 5 – 20 bar.<br />
Nahtauslegung, als Faustregel gilt:<br />
Nahtabmessung = 2,5 × Dicke. Tests ergaben, daß die<br />
Schweißnaht bei einer generellen Wandstärke von 2 mm<br />
5 mm dick sein sollte. Je nach Einsatzbedingungen des Teils,<br />
ist eine maximale Festigkeit unter Umständen nicht erforderlich.<br />
Für ein kleines Entlüftungsrohr zum Beispiel wäre keine<br />
so hohe Nahtfestigkeit erforderlich wie für eine Befestigungsschelle.<br />
So kann mit einer dünneren Schweißnaht gearbeitet<br />
werden, 1,5 bis 2 × T.<br />
Das Durchwärmen einer kleineren Oberfläche beschleunigt<br />
die Schweißzyklen.<br />
137
Transmissions-<br />
Laserstrahlschweißen<br />
Zwei Teile, von denen eines aus einem durchlässigen Material<br />
bestehen muß, werden mit Laserlicht verschweißt, wodurch<br />
beide Materialien an den Grenzflächen verschmolzen werden.<br />
Das Wort «LASER» ist ein Akronym und steht für:<br />
Light Amplification by the Stimulated Emission<br />
of Radiation<br />
(Lichtverstärkung durch angeregte Strahlungsemission)<br />
Das Laserkonzept wurde erstmals 1917 von Albert Einstein<br />
eingeführt, doch erst 1960 stellte Edward Teller den ersten<br />
Laser her. In nur 40 Jahren sind Laser zu einem Teil unseres<br />
alltäglichen Lebens geworden – in Druckern, CD-Playern,<br />
Barcode-Scannern, in der Chirurgie und in Kommunikationsgeräten.<br />
Ein Laser erzeugt und verstärkt einen intensiv gebündelten<br />
Strahl aus kohärentem Licht. Elektronen emittieren Strahlung<br />
und normalerweise streut ihr Licht zufällig in beliebige Richtungen.<br />
Das Ergebnis ist inkohärentes Licht – ein Fachbegriff<br />
für ein Gewimmel von Photonen, die sich in alle Richtungen<br />
zerstreuen. Der Trick bei der Erzeugung von kohärentem Licht<br />
liegt darin, die richtigen Atome mit den richtigen inneren<br />
Speichermechanismen zu finden und ein Umfeld zu erzeugen,<br />
in dem sie alle kooperieren, um ihr Licht zur richtigen<br />
Zeit in nur eine Richtung abzustrahlen.<br />
In dem Laser von Ed Teller werden Atome oder Moleküle<br />
eines Rubins in einem sogenannten Laser-Resonator erregt.<br />
Aufgrund von Spiegeln an beiden Enden des Resonators wird<br />
Energie hin und her reflektiert und bei jedem Durchgang aufgebaut,<br />
bis der Prozeß an einem bestimmten Punkt einen<br />
plötzlichen Ausbruch an kohärenter Strahlung erzeugt, da<br />
sich alle Atome in einer schnellen Kettenreaktion entladen<br />
= der Laserstrahl.<br />
Atome verschiedener Materialien erzeugen Laserstrahlen<br />
unterschiedlicher Wellenlängen. Lichtwellenlängen sind<br />
sehr klein und werden gewöhnlich in Nanometern gemessen,<br />
wobei 1 nm = 0,000001 mm ist.<br />
Sichtbare Strahlung (Licht) für das menschliche Auge hat<br />
eine Wellenlänge zwischen 300 nm und 780 nm.<br />
Verschiedene Lasertypen<br />
Einige der herkömmlichsten Laser sind unten aufgelistet:<br />
CO2 Kohlendioxidmoleküle, emittieren Infrarotlicht.<br />
Nd:YAG Neodymium: Yttrium Aluminium Garnet synthetischer<br />
Kristall.<br />
Diode Halbleiter.<br />
Excimer Gasgemisch, emittiert ultraviolettes Licht.<br />
Tabelle 10.01 Verschiedene Lasertypen<br />
CO2 Nd:YAG Diode Excimer<br />
Wellenlänge nm 10,600 1,060 800-1,000 150-350<br />
Leistung KW 45 4 4 1<br />
Effizienz % 10 3 30 1<br />
Ca. Preis $ 30,000* 60,000* 15,000* 120,000*<br />
(*pro 100 W)<br />
138<br />
Laser werden in der Industrie seit einiger Zeit für das Schneiden<br />
von Werkstoffen verwendet. Wenn er Stahl bei sehr hohen<br />
Temperaturen schmelzen kann, so schlußfolgerte man, müsse<br />
ein leistungsschwächerer Laser auch <strong>Kunststoffe</strong> schneiden<br />
können, ohne die gesamte Probe zu verdampfen. Dann wurde<br />
entdeckt, daß einige <strong>Kunststoffe</strong> in der Wellenlänge eines<br />
Laserlichts durchlässig erscheinen, während andere die<br />
Energie absorbieren und Hitze erzeugen.<br />
Angesichts dieses Konzepts wurde das Verfahren des Transmissions-Laserschweißens<br />
(TLW) entwickelt.<br />
durchlässiges oberes<br />
Material<br />
Fig. 10.95a Transmissions-Laserschweißkonzept<br />
gebündelter<br />
Laserstrahl<br />
Absorbierendes<br />
unteres Material<br />
Der Laserstrahl passiert das obere Material ohne Energieverluste<br />
oder Beschädigung des <strong>Kunststoffe</strong>s. Der Strahl wird<br />
dann vom unteren Material absorbiert und verursacht ein<br />
schnelles Aufheizen. Dieser thermische Effekt schmilzt das<br />
untere Material auf, welches wiederum das obere Material<br />
erwärmt und eine Schweißstelle erzeugt. Tabelle 10.01 zeigt,<br />
warum der Diodenlaser aufgrund seiner hohen Effizienz<br />
gegenüber anderen Lasertypen in der Industrie für diese<br />
Schweißtechnik bevorzugt wird.<br />
Vorteile des TLW<br />
– Hohe Schweißgeschwindigkeiten, 15 m/min. nachgewiesen.<br />
– Laserkosten sind heute gegenüber anderen Fügetechniken<br />
konkurrenzfähig.<br />
– Niedrige Laserenergie erforderlich,
Begrenzungen<br />
– Materialien mit unterschiedlichen Absorptionseigenschaften<br />
für Laserenergie sind erforderlich.<br />
– Enger Kontakt an der Naht erforderlich, kein Teileverzug,<br />
sehr geringe Fugenfüllfähigkeit.<br />
– Einschränkungen der Nahtauslegung, Laser muß die Naht<br />
sehen.<br />
– Füllstoffe können Probleme erzeugen, d.h. Mineralien,<br />
Glasfasern, Kohlenstoffe.<br />
Für TLW erforderliche Materialeigenschaften<br />
Das obere transparente Material muß eine gute Durchlässigkeit<br />
aufweisen, um ein wirksames Schweißen zu ermöglichen.<br />
Vorhandene Glasfasern, Füllstoffe usw. wirken wie kleine<br />
Reflektoren, die den Laserstrahl zerstreuen und so die Energie<br />
an der Grenzfläche reduzieren. Die meisten ungefärbten<br />
Typen (NC) von DuPont weisen mit wenigen Ausnahmen,<br />
z.B. ZENITE ® , eine ausreichende Durchlässigkeit für das<br />
Laserschweißen auf.<br />
Das untere absorbierende Material muß die Laserenergie<br />
aufnehmen, jedoch nicht zu schnell. Das einfachste Additiv<br />
für eine Absorption ist Kohlenstoff, daher absorbieren fast<br />
alle unseren schwarzen <strong>Kunststoffe</strong> die Laserenergie. Falls<br />
das Material zu viel Kohlenstoff enthält, verbrennt es eventuell<br />
zu schnell, bevor eine gute Schmelzzone erreicht werden<br />
kann. Zu wenig Kohlenstoff läßt den Laserstrahl das<br />
Material passieren, ohne eine ausreichende Hitze zu erzeugen,<br />
die ein Schmelzen an der Grenzfläche bewirkt. Eine<br />
sorgfältige Balance ist erforderlich.<br />
Materialfarben<br />
Erste Tests wurden mit ungefärbten <strong>Kunststoffe</strong>n (NC) auf<br />
einem mit Kohlenstoff gefärbten Kunststoff durchgeführt.<br />
In bestimmten Anwendungen ist diese Schwarz-Weiß-Optik<br />
akzeptabel, in anderen Segmenten ist eine völlig schwarze<br />
Baugruppe erforderlich – vor allem in Automobilanwendungen.<br />
Dies kann durch den Einsatz spezieller Pigmente erreicht<br />
werden. Sie sorgen dafür, daß die Transparenz des oberen<br />
Teils vom Laser aus betrachtet mit ihrem ungefärbten<br />
Zustand identisch ist, für das menschliche Auge jedoch<br />
absorbiert das Material das Licht und erscheint schwarz.<br />
100<br />
Transparenz,<br />
%<br />
0<br />
sichtbare Zone<br />
UV IR<br />
400 780<br />
Wellenlänge, nm<br />
800-950<br />
Abb. 10.05b Wellenlängenbereich, in dem ein schwarzes Material<br />
transparent wird<br />
Eigenschaften von Materialien von DuPont<br />
Tabelle 10.02 zeigt eine Reihe von NC-Typen von DuPont.<br />
Mit diesen Werten läßt sich bestimmen, ob ein Kunststoff<br />
im Laserverfahren verschweißt werden kann.<br />
Tabelle 10.02 Mittlere Infrarot-Analyse bei 940 nm Wellenlänge<br />
% Durchlässigkeit % Reflektion % Absorption<br />
DELRIN ® 500P 45,14 47,81 7,05<br />
HYTREL ® G4774 29,96 52,14 17,9<br />
HYTREL ® G5544 27,74 56,55 15,71<br />
HYTREL ® 4078W 34,7 42,8 22,5<br />
HYTREL ® 4556 33,32 45,53 21,15<br />
HYTREL ® 5556 28,38 53,92 17,7<br />
RYNITE ® 530 5 42 53<br />
RYNITE ® FR515 5,9 64,43 29,67<br />
CRASTIN ® SK605 8 59 33<br />
ZYTEL ® 101 80,61 9,64 9,75<br />
ZYTEL ® 73G30 48,28 12,72 39<br />
ZYTEL ® 70G33 36,8 23,68 39,52<br />
ZYTEL ® HTN51G35 19,15 29,48 51,37<br />
ZENITE ® 6330 0,65 76 23,35<br />
ZENITE ® 7130 0,13 69 30,87<br />
Zu sehen ist, daß ZENITE ® einen Großteil der Laserenergie<br />
reflektiert und daher nicht verschweißt werden kann. Auch<br />
RYNITE ® hat eine geringe Transparenz und erfordert hohe<br />
Laserenergien, um eine Schweißnaht zu erzeugen.<br />
Schweißnahtfestigkeit<br />
Die Schweißnahtfestigkeit kann auf vielfältigen Wegen<br />
gemessen werden. Häufig wird sie aufgrund einer Zugprüfung<br />
in «MPa» angegeben. Diese Einheit kann mit ISO-Daten für<br />
ungeschweißte Prüfstäbe verglichen werden und ist unabhängig<br />
von der Schweißnahtgröße. Dies ist dann übertragbar in<br />
einen Schweißfaktor, d.h. die Schweißnahtfestigkeit (MPa)<br />
geteilt durch die Festigkeit des Grundmaterials. Beträgt ein<br />
Schweißfaktor somit 1, bedeutet dies, daß die Schweißnahtfestigkeit<br />
identisch ist mit der Festigkeit des Grundmaterials.<br />
Dies ist eine wirksame Methode, um Materialien mit der gleichen<br />
Nahtgröße zu vergleichen.<br />
Mit dem Laserstrahlschweißverfahren kann die Nahtgröße<br />
durch eine Anpassung der Schweißzone leicht verändert<br />
werden, indem der Laserabstand zur Schweißnaht ganz einfach<br />
vergrößert oder verkleinert wird. Die maximale Festigkeit<br />
(gemessen in N) der Schweißnaht kann dann für einen<br />
gegebenen Materialtyp erhöht werden.<br />
Mit einer guten Nahtauslegung und guten Verarbeitungsparametern<br />
tritt ein Versagen häufig im Grundmaterial von der<br />
Naht entfernt auf.<br />
139
Typische Nahtauslegungen<br />
Abb. 10.95c Unterschiedliche Auslegung von Laser-Schweißnähten<br />
Maschinenlieferanten und Institute<br />
Verschiedene bekannte Hersteller von Fügeanlagen sind im<br />
TLW-Bereich tätig. Branson und Bielomatik aus Deutschland<br />
bieten kommerzielle Laserschweißanlagen an, zielen<br />
jedoch nicht auf den Ersatz von Vibrations-, Heizelementund<br />
Ultraschallschweißgeräten ab, sondern auf eine Erweiterung<br />
durch alternative Verfahren. Ihre Maschinen haben einen<br />
Leistungsbereich bis zu 50 W.<br />
Institute wie das TWI in Großbritannien und das Fraunhofer<br />
Institut in Deutschland verfügen ebenso über große Erfahrungen<br />
und haben Zugang zu leistungsfähigeren Lasern. Andere<br />
Maschinenhersteller sind Herfurth aus Großbritannien und<br />
Leister aus der Schweiz.<br />
140<br />
Eine Dioden-Lasermaschine von Leister ist in Meyrin installiert<br />
und weist folgende Merkmale auf:<br />
Lasertyp = Diode-Laser<br />
Wellenlänge λ = 940 nm<br />
Max. Leistung = 35 W<br />
Max. Lichtregeldurchmesser = ∅ 0,6 mm bis ∅ 3 mm<br />
Max. Geschwindigkeit = 150 mm/s<br />
Positioniergenauigkeit = 2 mm<br />
Ebenso verfügbar innerhalb der Organisation von DuPont ist<br />
ein 500 W Diodenlaser in Japan.
Abb. 10.95d Laserstrahlschweißmaschine<br />
141
Nieten<br />
Nietmaschinen<br />
Nieten ist eine vorteilhafte und kostengünstige Montagetechnik<br />
zur festen, dauerhaften mechanischen Verbindung von<br />
Teilen. Sie beruht auf der bleibenden Verformung oder Dehnung<br />
eines Niets, eines Zapfens oder eines ähnlichen Teils<br />
bei Raumtemperatur oder bei erhöhten Temperaturen.<br />
Stauchen erfolgt durch Druckbelastung des Endes eines Nietschafts,<br />
während der Teilkörper eingespannt und umschlossen<br />
wird. Ein Nietkopf wird durch Fließen des Kunststoffs<br />
gebildet, wenn die Druckbelastung die Streckspannung übersteigt.<br />
Die verwendete Ausrüstung reicht von einer einfachen Dornpresse<br />
und einem Handschraubstock bis zu einem Stanzwerkzeug<br />
mit einer automatischen Aufspannvorrichtung für komplexes<br />
Mehrfachstauchen. Beispiele für Werkzeuge zum<br />
Stauchen von Nieten sind in Abbildungen 10.96 und 10.97<br />
dargestellt. Wenn das Werkzeug mit den zu verbindenden<br />
Teilen in Kontakt gebracht wird, wird der Bereich um den<br />
vorstehenden Nietschaft mit einer federgespannten Schafthülse<br />
vorbelastet, um eine exakte Passung der Teile zu gewährleisten.<br />
Der Stauchstempel des Werkzeugs staucht dann<br />
das Ende des Nietschafts und schafft eine feste, dauerhafte<br />
mechanische Verbindung.<br />
Das Stauchen eignet sich für viele Anwendungen. Die nachstehenden<br />
Leitlinien sollten bei der Konstruktion berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die verschiedenen Stufen eines Nietvorganges werden in<br />
Abb. 10.98 gezeigt.<br />
Werkzeughub<br />
Stützplatte<br />
Stauchwerkzeug<br />
Abb. 10.96 Stauchwerkzeug<br />
142<br />
D<br />
d<br />
Stauchwerkzeug<br />
Pilot<br />
D>d<br />
Vorspannfeder<br />
Vorlast-<br />
Schafthülse<br />
Kunststoff-<br />
Formstück<br />
0,7 t<br />
0,2 t<br />
t<br />
0,7 t<br />
0,1 t<br />
90 °<br />
Abb. 10.97 Stauchwerkzeug<br />
1. Ausrichten des<br />
Werkzeuges<br />
Abb. 10.98 Nietvorgang<br />
Der Nietvorgang<br />
Ø 1,0 t<br />
Ø 1,4 t<br />
Ø 2,5 t<br />
Ø 1,5 t<br />
Ø t<br />
r 0,1 t<br />
Vorspannfeder<br />
Stauchwerkzeug<br />
Pilot-Schafthülse<br />
Die plastische Verformung wird durch Druck und nicht<br />
durch Schlag verursacht.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die empfohlene Werkzeugkraft<br />
und Federvorspannung für verschiedene Nietdurchmesser.<br />
t 2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm<br />
Federvor-<br />
Spannung<br />
20 kg 45 kg 80 kg 120 kg 200 kg 300 kg 500 kg<br />
Werkzeug- 40 kg<br />
kraft (min.)<br />
90 kg 160 kg 240 kg 400 kg 600 kg 1000 kg<br />
1,5 t<br />
2. Nieten 3. Geformter Kopf
Relaxation von Niet und Nietkopf<br />
Die Neigung eines geformten Nietkopfes, seine ursprüngliche<br />
Form wieder einzunehmen, hängt von den Relaxationseigenschaften<br />
des eingesetzten Materials und der Umgebungstemperatur<br />
ab.<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Abb. 10.99 zeigt Beispiele von genieteten Teilen.<br />
a – Turbinenrad<br />
Abb. 10.99 Anwendungsbeispiele für das Nieten<br />
Besondere Hinweise<br />
– Wird unmodifiziertes ZYTEL ® Polyamid genietet, so ist es<br />
ratsam, das Teil auf Gleichgewichtszustand bei 50% rel.<br />
Luftfeuchte zu konditionieren. Im spritztrockenen Zustand<br />
ist das Material zu spröde. Schlagfeste <strong>Kunststoffe</strong>, wie<br />
z.B. ZYTEL ® ST und ZYTEL ® 408 Polyamide, können in<br />
spritztrockenem Zustand genietet werden.<br />
– Beim Nieten auf Blech ist es notwendig, alle Bohrungen<br />
zu entgraten, um das Abscheren des Kopfes zu vermeiden.<br />
Um sicherzustellen, daß die Verbindung von Blech und<br />
Thermoplasten sich nicht löst, sollte in diesem Fall das<br />
Ultraschall-Nieten angewandt werden.<br />
b – Turbinenrad c – Gehäuse für Untersetzungsgetriebe<br />
143
Konstruieren von lösbaren Verbindungen<br />
Um die Recyclingfähigkeit von Kunststoffteilen zu verbessern,<br />
sollten Bauteile so konstruiert werden, daß eine<br />
Demontage möglich ist. In diesem Zusammenhang sind<br />
folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />
Verwenden Sie soweit wie möglich Standardmaterialien<br />
• Werden mehrere Materialien in einem Teil verwendet,<br />
nutzen Sie Verbindungsarten, die sich zu einem späteren<br />
Zeitpunkt leicht lösen lassen, siehe auch Tabelle 10.03.<br />
Tabelle 10.03 Verbindungstechniken für Kunststoffteile im Vergleich<br />
144<br />
• Eine Demontage sollte möglichst durch Roboter erfolgen<br />
können.<br />
Die Konstruktion sieht eine einfache Reinigung und<br />
Wiederverwertung des Teils vor.<br />
• Das Material ist durch eine Teilecodierung identifizierbar,<br />
beispielsweise >PA66-35GF< für PA66 mit 35% Glasfaserverstärkung.<br />
• Einsätze (andere Materialien) sind leicht entfernbar,<br />
beispielsweise durch «Ausbrechtechniken».<br />
Verbindungstechnik Materialpaarung Recyclingfähigkeit Lösbarkeit<br />
Schrauben beliebig gut gut, aber zeitaufwendig<br />
Schnapphaken beliebig sehr gut gut, wenn korrekt<br />
konstruiert<br />
Pressen beliebig gut mangelhaft bis befriedigend<br />
Schweißen Typen einer Serie sehr gut nicht lösbar (nicht immer<br />
anwendbar)<br />
Kleben beliebig mangelhaft mangelhaft<br />
Umspritzen beliebig befriedigend mangelhaft
11 – Bearbeitungs-, Zerspanungs- und Fertigungstechniken<br />
Sicherheitsvorkehrungen<br />
Es gelten die herkömmlichen Sicherheitsvorschriften für<br />
mechanische Arbeitsgänge. Im Gegensatz zu Metallen kann<br />
die maschinelle Bearbeitung, das Schneiden und die Oberflächenbehandlung<br />
von Kunststoffteilen allerdings ein örtliches<br />
Erhitzen des <strong>Kunststoffe</strong>s bis zu seinem Schmelzpunkt<br />
oder sogar bis zu seiner Zersetzung bewirken. Daher<br />
empfiehlt es sich, ähnliche Arbeitssicherheitsmaßnahmen<br />
zu ergreifen, wie sie bei der Herstellung von Kunststoffteilen<br />
gelten – insbesondere eine ausreichende Entlüftung des<br />
Arbeitsbereichs. Ausführlichere Informationen über den<br />
speziell verwendeten Kunststofftyp sind im entsprechenden<br />
Sicherheitsdatenblatt aufgeführt. In der Regel eignet sich der<br />
erzeugte Abfall aufgrund einer möglichen Verunreinigung<br />
nicht für die Aufbereitung.<br />
Bearbeitung von HYTREL ®<br />
Formteile aus dem elastischen thermoplastischen Polyester<br />
HYTREL ® werden in der Regel mit dem Spritzgieß-, Extrusionsoder<br />
Schmelzgießverfahren hergestellt. Prototypen oder kleine<br />
Produktionsmengen lassen sich jedoch aus Blöcken oder Stäben<br />
aus HYTREL ® maschinell bearbeiten. Zudem kann die Fertigung<br />
von komplizierten Formteilen manchmal durch Nachbearbeitungsgänge<br />
vereinfacht werden. Dieses Kapitel beschreibt<br />
einige Richtlinien für die Bearbeitung von HYTREL ® .<br />
<strong>Allgemeine</strong>s<br />
Jede Bearbeitungsart führt gewöhnlich zu einer matten Oberfläche<br />
der Teile aus HYTREL ® thermoplastischem Polyester.<br />
Diese Oberfläche beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der<br />
Teile nur dann, wenn die Gleitreibung einen entscheidenden<br />
Faktor darstellt.<br />
Da HYTREL ® ein Elastomer ist und ein starkes Rückstellverhalten<br />
aufweist, führen hohe Schnittkräfte zu lokalen Verformungen,<br />
die wiederum einen Teileverzug bewirken können.<br />
Daher sind gemäßigte Drücke und Schnittgeschwindigkeiten<br />
einzusetzen. Weichere Typen sollten mit geringerem Druck<br />
bearbeitet werden als härtere Typen*. Werkstücke sind einzuspannen<br />
oder zu stützen, um den Verzug auf ein Minimum<br />
zu reduzieren.<br />
HYTREL ® ist ein schlechter Wärmeleiter. Er nimmt nicht – wie<br />
Metalle – sofort Wärme von den Schneidwerkzeugen auf.<br />
Während der Bearbeitung erzeugte Reibungswärme kann die<br />
Schnittflächen aufschmelzen. Dies läßt sich durch ein Kühlen<br />
der Schnittfläche verhindern, entweder mit einem dünnen<br />
Hochdruckluftstrahl am Schneidwerkzeug oder durch Spülung<br />
der Fläche mit Wasser oder einer Wasser/Öl-Emulsion.<br />
Im folgenden einige Richtlinien für spezielle Bearbeitungsgänge.<br />
Selbst wenn es in den Richtlinien nicht ausdrücklich<br />
betont wird, bedenken Sie, daß ein Kühlen der Schnittfläche<br />
die Bearbeitungsergebnisse immer verbessern wird.<br />
* «Weiche Typen» oder «weiche <strong>Kunststoffe</strong>» beziehen sich generell auf Hytrel Typen mit einem<br />
Elastizitätsmodul von unter ca. 240 MPa, während «harte Typen» oder «harte <strong>Kunststoffe</strong>» sich<br />
auf die Typen beziehen, deren Elastizitätsmodul über diesem Wert liegt. Es gibt jedoch keine klare<br />
Trennungslinie. Die Bearbeitungsbedingungen werden graduell von Typ zu Typ abweichen.<br />
Drehen<br />
Standard-Hochleistungs-Stahlwerkzeuge können für die Drehbearbeitung<br />
verwendet werden. Die Werkzeuge sollten sehr<br />
scharf sein, um Reibungswärme zu minimieren. Ein Neigungswinkel<br />
an der Schnittkante von 10° ist empfehlenswert.<br />
Drehgeschwindigkeiten von 2,0 bis 2,5 m/s eignen sich am<br />
besten, wenn kein Kühlmittel verwendet wird. Grobe Schnitte<br />
können bei niedrigeren Geschwindigkeiten erfolgen, führen<br />
jedoch zu rauheren Oberflächen. Späne aus HYTREL ® lassen<br />
sich nicht zerkleinern. Sie bleiben ein durchgehender Strang.<br />
Bei der Bearbeitung von weichen <strong>Kunststoffe</strong>n mit hohen<br />
Drehzahlen können die Späne an der Oberfläche wegen der<br />
Reibungswärme kleben bleiben oder die Oberfläche beschädigen.<br />
Die Rohbearbeitung erzeugt dickere Stränge, die weniger<br />
zum Kleben an der Oberfläche neigen. Härtere <strong>Kunststoffe</strong><br />
lassen sich leichter schneiden und erzeugen gute Oberflächen.<br />
Feinabmessungen werden in der Regel mit Schmirgelleinen bis<br />
auf den gewünschten Durchmesser abgeschliffen. Abmessungen<br />
können bis 0,125 mm bei den weichen HYTREL ® Typen<br />
und bis 0,050 mm bei den härteren Typen erreicht werden.<br />
Lange Formteile mit großen Durchmessern lassen sich zufriedenstellend<br />
drehen, wenn das Zentrum gestützt wird, um ein<br />
Beulen zu verhindern.<br />
Fräsen<br />
HYTREL ® wurde erfolgreich mit einem scharfen Einblatt-<br />
Schlagfräser mit einem Rückspanwinkel von 10° und einem<br />
Fingerfräser gefräst. Ein 76 mm Schlagfräser und eine<br />
Arbeitsgeschwindigkeit von 10 m/s führt zu einer guten<br />
Fräsbearbeitung.<br />
Blöcke aus HYTREL ® müssen vor dem Fräsen gesichert werden.<br />
Spannen Sie sie mit leichtem Druck in einen Schraubstock<br />
oder kleben Sie das Werkstück mit doppelseitigem<br />
Klebeband am Arbeitstisch fest. Blöcke unter 9,5 mm Dicke<br />
sind schwer zu halten wegen des Verzugs.<br />
Bohren<br />
Teile aus HYTREL ® thermoplastischem Polyesterelastomer<br />
können mit Standard-Hochleistungs-Spiralbohrern bearbeitet<br />
werden. Bohrer mit einem Keilwinkel von 118° wurden<br />
zufriedenstellend eingesetzt, doch sollten kleinere Winkel<br />
die Bohrfähigkeit verbessern. Der Bohrer muß sehr scharf<br />
sein, um ein sauberes, glattes Loch zu erhalten.<br />
Mit den harten HYTREL ® Typen werden gute Resultate bei<br />
Bohrgeschwindigkeiten von 500 bis 3500 U/min. und<br />
Schnittgeschwindigkeiten von 0,13 bis 3,6 m/s erzielt.<br />
Die erforderliche Kraft für den Bohrervorschub nimmt mit<br />
steigender Drehzahl ab. Da die weicheren Typen elastischer<br />
sind, ergeben sie in der Regel eine schlechtere Oberflächenqualität.<br />
Ein Spülen mit einem Kühlmittel verbessert die<br />
Oberfläche. Doch wurde selbst bei den weichsten HYTREL ®<br />
Typen ohne Kühlmittel kein Schmelzen der Oberfläche bei<br />
Bohrgeschwindigkeiten von 5160 U/min. und Bohrergrößen<br />
von bis zu 25 mm Durchmesser beobachtet.<br />
145
Das Einhalten von Toleranzen kann schwierig sein. HYTREL ®<br />
verfügt über ein «elastisches Gedächtnis», wodurch es sich an<br />
Löchern, die gebohrt werden, zurückstellt. Folglich werden<br />
die endgültigen Lochabmessungen in der Regel etwas kleiner<br />
sein als die Bohrgröße, soweit kein Bohrerschlag stattfindet.<br />
Um exakte Abmessungen zu erhalten, verwenden Sie leicht<br />
überdimensionierte Bohrer oder schleifen Sie das Loch auf die<br />
entsprechende Größe. In Testbohrungen lagen endgültige<br />
Lochgrößen mit einem 12,7 mm Bohrdurchmesser zwischen<br />
12 mm – 5% Untermaß – bei niedrigen Drehzahlen und<br />
13 mm – 3% Übermaß – bei hohen Drehzahlen.<br />
Gewindeschneiden und -rollen<br />
Aufgrund der Neigung von HYTREL ® , sich in Löchern zurückzustellen<br />
(siehe Bohren), ist das Schneiden von Gewinden<br />
bei weicheren Typen unmöglich und bei den härteren Typen<br />
sehr schwierig. Konstruktionen, die ein Gewindeschneiden<br />
von HYTREL ® erfordern, sollten vermieden werden.<br />
Außengewinde lassen sich mit einem einschneidigen Werkzeug<br />
herstellen. Blockierung und Verzug sind jedoch häufige<br />
Begleiterscheinungen beim Gewindeschneiden von Teilen<br />
aus HYTREL ® .<br />
Bandsägen<br />
Die folgenden Sägeblatttypen wurden zufriedenstellend eingesetzt,<br />
um HYTREL ® thermoplastisches Polyesterelastomer<br />
zu sägen:<br />
– 1,6 Zähne pro cm, Räumerschränkung<br />
– 1,6 Zähne pro cm, breite Zahnlücken, Räumerschränkung<br />
– 4 Zähne pro cm, Räumerschränkung<br />
Schnittgeschwindigkeiten von 0,7 bis 30 m/s werden<br />
verwendet.<br />
Bearbeitungstabelle für HYTREL ® thermoplastisches Polyesterelastomer<br />
146<br />
Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist die Schnittleistung<br />
reduziert und mehr Kraft erforderlich. Hohe Geschwindigkeiten<br />
reduzieren die erforderliche Kraft zum Vorschub.<br />
Die optimale Schnittgeschwindigkeit mit einem Räumblatt<br />
mit 1,6-Zähnen beträgt etwa 18 m/s. Ein leichtes Schmelzen<br />
wurde mit einem 4-zahnigen Blatt bei 30 m/s beobachtet,<br />
was andeutet, daß feinere Zähne bei hohen Geschwindigkeiten<br />
höhere Reibungswärme erzeugen.<br />
Ein Spülen des Sägeblattes mit einem Kühlmittel erzeugt<br />
einen guten, sauberen Schnitt, da kaum oder gar keine<br />
Reibungswärme erzeugt wird. Wird eine Säge verwendet,<br />
die ohne Kühlmittel arbeitet, empfehlen sich Blätter mit<br />
einer breiten Zahnanordnung zur Reduzierung der Reibungswärme.<br />
Das Sägen kann verbessert werden, indem der Schnitt<br />
offen verkeilt wird, um ein Feststecken des Blattes zu<br />
verhindern.<br />
Bearbeitung und Zerspanung von DELRIN ®<br />
DELRIN ® läßt sich durch Sägen, Fräsen, Drehen, Bohren, Reiben,<br />
Hobeln und Gewindeschneiden und -rollen bearbeiten.<br />
Diese Vorgänge sind mit DELRIN ® leichter als mit den meisten<br />
bearbeitbaren Messing- oder Aluminiumlegierungen durchzuführen.<br />
Selten müssen Schneidöle, Wasser oder andere Schneidhilfen<br />
verwendet werden, außer beim üblichen Naßbandschleifen,<br />
wo ohnehin Wasser zugeführt wird. Die Bearbeitbarkeit ist<br />
im Langsamgang bei schnellem Vorschub sowie bei langsamem<br />
Vorschub und im Schnellgang unter Einsatz einfacher<br />
Schneidwerkzeuge hervorragend. In den meisten Fällen leisten<br />
Spänezerkleinerer an den Werkzeugen entsprechende<br />
Arbeit.<br />
HYTREL ® Empfohlene optimale Schnitt-<br />
Bearbeitungsart Typen Werkzeuge geschwindigkeit Vorschläge<br />
Bandsägen alle Typen 1,6 bis 1,4 Zähne/cm 18 m/s Schnitt verkeilen, um Feststecken zu verhindern.<br />
Blatt, Räumerschränkung Blatt mit Kühlmittel spülen.<br />
Drehen alle Typen (härtere Standard-Hochleistungs- 2,0 bis 2,5 m/s wenn Werkzeuge sollten sehr scharf sein. Schmirgeln<br />
Typen sind leichter Stahlwerkzeuge mit kein Kühlmittel mit Schmirgelleinen für Feinabmessungen.<br />
zu bearbeiten) Neigungswinkel von 10°<br />
an der Schneidkante<br />
verwendet wird.<br />
Fräsen alle Typen Einblatt-Schlag- 10 m/s Werkzeuge sollten sehr scharf sein.<br />
fräser mit 10°<br />
Rückspanwinkel<br />
Werkstücke für das Fräsen sichern.<br />
Bohren alle Typen (härtere Typen Standard-Hochleistungs- 0,13 bis 3,6 m/s Verwenden Sie leicht überdimensionierte Bohrer<br />
lassen sich leichter bohren) Spiralbohrer für härtere Typen oder schleifen Sie auf endgültige Größe.<br />
Verwenden Sie Kühlmittel für glattere Oberfläche.<br />
Gewindeschneiden nur härteste Typen – – Gewindeschneiden von HYTREL ® ist sehr schwierig,<br />
da der Kunststoff dazu neigt, sich in Löchern<br />
zurückzustellen, die geschnitten werden. Vermeiden<br />
Sie Konstruktionen, die ein Gewindeschneiden<br />
erfordern.
Sägen<br />
Zum Sägen von DELRIN ® lassen sich normale Elektrowerkzeuge<br />
wie Bandsägen, Schweifsägen und Tischsägen ohne jegliche<br />
Abänderung einsetzen. Im allgemeinen ist die Geschwindigkeit<br />
des Sägeblatts nicht besonders zu beachten; es ist allerdings<br />
wichtig, daß die Zähne der Sägeblätter eine leichte Schränkung<br />
haben. DELRIN ® ist ein thermoplastisches Material, und daher<br />
führt Reibungswärme dazu, daß es schmilzt, so daß beim Sägen<br />
ein gewisses Zahnspiel vonnöten ist.<br />
Bohren<br />
Normale Spiralbohrer eignen sich für die Arbeit mit DELRIN ® .<br />
Die große Ganghöhe und die hochglatten Fasen der sogenannten<br />
Kunststoffbohrer sind beim Bohren von DELRIN ® von<br />
großem Nutzen. Allerdings sind die Stirnkanten dieser<br />
Bohrer normalerweise flach geschliffen und sollten durch<br />
Änderung des Bohrerkeilwinkels so umgestaltet werden,<br />
daß sie eher zerspanen als schaben.<br />
Beim dung eines Kühlmittels wie Wasser oder Schneidöl<br />
zur Minderung der erzeugten Reibungswärme ratsam sein.<br />
Wenn keine Kühlmittel verwendet werden, sollte der Bohrer<br />
gelegentlich aus dem Loch herausgezogen werden, um die<br />
Späne zu entfernen und Überhitzung zu vermeiden. Löcher<br />
können auf Maß gebohrt werden, vorausgesetzt, die Bohrer<br />
werden kühl gehalten.<br />
Drehen<br />
DELRIN ® läßt sich auf jeder herkömmlichen metallverarbeitenden<br />
Drehbank drehen. Die Drehstähle sollten geschliffen<br />
sein, wie sie normalerweise für Arbeiten mit Automatenmessing<br />
vorgesehen werden. Ein Neigungswinkel an der<br />
Schneidekante und ein großer Spänezerkleinerer werden in<br />
den meisten Fällen zur Beseitigung von Fließspänen oder<br />
Behebung von Störungen von Nutzen sein. Wie bei anderen<br />
Materialien wird die beste Oberflächengestaltung mit einer<br />
hohen Geschwindigkeit und Feinvorschub erzielt.<br />
Abb. 11.01 Bohren Bearbeitungsbedingungen: Schnittgeschwindigkeit<br />
1500 U/min; Durchmesser 13 mm, Standard<br />
118° Spiralbohrer; mittlerer Vorschub.<br />
Kein Kühlmittel. Material: DELRIN ® 500.<br />
In einigen Fällen, in denen die Länge des zu drehenden Materials<br />
groß und der Durchmesser des Teils klein ist, wird man<br />
eine feststehende Lünette einsetzen müssen, um ein Schlagen<br />
des Materials zu verhindern. Bei hoher Drehgeschwindigkeit<br />
des Werkstücks muß der Lünette vermutlich ein Kühlmittel<br />
zugeführt werden, um die dadurch verursachte Reibungswärme<br />
abzuführen.<br />
Fräsen<br />
Für DELRIN ® lassen sich übliche Fräsmaschinen und Fräswerkzeuge<br />
einsetzen, vorausgesetzt, die Schneidkanten werden<br />
sehr scharf gehalten. Bei Verwendung von Schaftfräsern<br />
hat es sich als ratsam herausgestellt, einzelne Nutenfräser zu<br />
verwenden, die über einen größeren Spänedurchlaß verfügen<br />
und eine geringere Reibungswärme erzeugen.<br />
Hobeln<br />
DELRIN ® kann auf üblichen Hobelmaschinen ohne jegliche<br />
Änderung an der Maschine oder den Werkzeugen verarbeitet<br />
werden. Mit dieser Vorrichtung lassen sich hervorragende<br />
Ergebnisse erzielen.<br />
Reiben<br />
DELRIN ® kann sowohl mit Hand- als auch Rundahlen gerieben<br />
werden, um Löcher guter Ausführung und exakter Abmessungen<br />
zu erzielen. Spreizahlen sind im allgemeinen vorzuziehen.<br />
Aufgrund des Rückstellverhaltens von DELRIN ® neigen mit<br />
einer feststehenden Reibahle hergestellte Spanabhebungen zur<br />
Untergröße, wenn nicht mindestens 0,15 mm beim Nachreiben<br />
entfernt werden.<br />
Gewindeschneiden und -rollen<br />
Mit üblichen Einrichtungen lassen sich bei DELRIN ® Gewinde<br />
schneiden oder rollen. Auf automatischen oder halbautomatischen<br />
Geräten lassen sich selbstöffnende Gewindebacken mit<br />
Schnellstrehlern einsetzen. Die Verwendung eines Schmieroder<br />
Kühlmittels ist bisher noch nicht für notwendig erachtet<br />
worden, kann jedoch in einigen Fällen bei sehr schnellen<br />
Arbeiten von Nutzen sein. Unter Verwendung üblicher<br />
Einstahlwerkzeuge können auf einer Drehbank Gewinde<br />
in DELRIN ® geschnitten werden.<br />
Wie bei Metallen sollten mehrere aufeinanderfolgende<br />
Schnitte von 0,15 bis 0,25 mm durchgeführt werden.<br />
Die Fertigschnitte sollten aufgrund des Rückstellverhaltens<br />
von DELRIN ® nicht unter 0,15 mm betragen. Beim Gewindeschneiden<br />
großer Längen von Stangenmaterial ist es erforderlich,<br />
eine mitlaufende Lünette oder sonstige Halterung<br />
vorzusehen, um das Werkstück gegen den Stahl zu halten.<br />
Schneiden und Stanzen<br />
Kleine flache Teile wie Unterlegscheiben, Durchführungsdichtungen<br />
und Nicht-Präzisionszahnräder (bis zu 1,5 mm<br />
Dicke) lassen sich häufig wirtschaftlicher durch Stanzen<br />
oder Schneiden aus einer DELRIN ® -Platte herstellen. Übliche<br />
Stempel werden entweder in Hand- oder Elektrostanzpressen<br />
verwendet. Mit erstklassigen Stempeln können Teile bei<br />
hohen Geschwindigkeiten sauber aus DELRIN ® geschnitten<br />
oder gestanzt werden. Sollte Rißbildung auftreten, so läßt<br />
sich dies gewöhnlich durch Vorheizen der Platte vermeiden.<br />
147
Oberflächenbearbeitung von DELRIN ®<br />
Entgraten<br />
Obgleich es verschiedene Arten der Entgratung gibt, ist es<br />
besser, die Bildung von Graten von vornherein zu vermeiden.<br />
Dies wird am besten dadurch erzielt, daß die Schneidkanten<br />
an den Stählen immer scharf bleiben und für einen<br />
ausreichenden Spänedurchlaß gesorgt wird. Wenn nur einige<br />
wenige Teile gefertigt werden, ist es oftmals am einfachsten,<br />
die Grate mit Handwerkzeugen abzustechen oder abzukratzen.<br />
Wenn die Grate nicht zu groß sind, können sie ebenfalls<br />
mit Dampfstrahl- oder Hongeräten entfernt werden. Es ist<br />
darauf zu achten, daß nicht zu viel Material entfernt wird.<br />
Eine weitere Art der Entgratung von Teilen aus DELRIN ® ist<br />
die Verwendung handelsüblicher Putztrommeln. Die genaue<br />
Splitt-Schlamm-Zusammensetzung und der Trommelzyklus<br />
lassen sich am besten durch Experimentieren ermitteln.<br />
Feilen und Schleifen<br />
Eine Feilmaschine mit tiefen, einzelnen, geschnittenen, grob<br />
gebogenen Zähnen, gemeinhin als «Vixen»-Feile bekannt, ist<br />
bei DELRIN ® sehr wirkungsvoll. Diese Art Feile hat sehr scharfe<br />
Zähne und bewirkt einen Abschälvorgang, bei dem DELRIN ®<br />
glatt und sauber entfernt wird. Mit hohen Geschwindigkeiten<br />
arbeitende elektrisch betätigte Drehstahlsenker oder Schleifscheiben<br />
erbringen bei der Fertigbearbeitung von Teilen aus<br />
DELRIN ® gute Leistung. Übliche Flächenschleifer und spitzenlose<br />
Schleifmaschinen können ebenfalls zur Herstellung<br />
glatter Oberflächen aus DELRIN ® verwendet werden.<br />
Schmirgeln und Polieren<br />
DELRIN ® kann auf Band- oder Scheibenschleifmaschinen naß<br />
geschmirgelt werden. Nach dem Schmirgeln zu einer glatten<br />
Oberfläche kann diese durch Verwendung eines üblichen Poliergeräts<br />
hochglanzpoliert werden. Bei diesen Arbeiten ist darauf<br />
zu achten, daß zu schnelle Vorschübe vermieden werden, die<br />
leicht zu einer Überhitzung von DELRIN ® führen können.<br />
Der Poliervorgang besteht normalerweise aus drei Schritten:<br />
Schwabbeln, Polieren und Wischen.<br />
Das Schwabbeln erfolgt mit einer belüfteten Scheibe offener<br />
Bauart, die man aus Schichten von Musselinscheiben von<br />
abwechselnd 30 und 15 cm zusammensetzen kann. Auf diese<br />
Weise läßt sich eine Schwabbelscheibe von 10 bis 12 cm<br />
Dicke aufbauen. Die Schwabbelscheibe wird während des<br />
Schwabbelns ständig mit einem Schlamm aus Naturbims<br />
und Wasser beschichtet. Das Teil aus DELRIN ® wird leicht<br />
gegen die Scheibe gedrückt und in ständiger Bewegung<br />
gehalten, um Brand oder ungleichmäßiges Schwabbeln<br />
zu verhindern. Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollte<br />
die Drehzahl der Scheibe rund 1000 U/min betragen.<br />
Das Polieren wird in vergleichbarer Weise auf einer ähnlich<br />
aufgebauten Schwabbelscheibe durchgeführt. Der Unterschied<br />
liegt darin, daß die Scheibe trocken betrieben und ein Schleifmittel<br />
auf die Hälfte der Scheibenfläche aufgetragen wird.<br />
Die andere Hälfte bleibt unbehandelt.<br />
Das Teil aus DELRIN ® wird zunächst zum Polieren gegen<br />
die behandelte Hälfte der Scheibe gehalten und dann zu der<br />
nicht behandelten Seite geführt, um das Schleifmittel abzuwischen.<br />
Die optimale Drehzahl für die Polierscheibe liegt<br />
zwischen 1000 und 1500 U/min.<br />
148<br />
Vorsichtsmaßnahmen<br />
Kleine Schnitzel, Dreh- und andere Späne usw. müssen<br />
entfernt werden, damit sie sich nicht aufbauen können.<br />
Das Polyacetal DELRIN ® ist brennbar, und eine Anhäufung<br />
von Spänen könnte eine Brandgefahr darstellen.<br />
Vergüten von DELRIN ®<br />
Das Vergüten ist aufgrund der Kosten und der Schwierigkeit<br />
bei der Vorherbestimmung der Abmessungen im allgemeinen<br />
als Produktionsmaßnahme nicht erforderlich. Wenn Genauigkeits-Toleranzen<br />
verlangt werden, sollten die Teile in erhitzten<br />
Formen (90 bis 110° C) geformt werden, um sich so weit<br />
wie möglich der natürlichen Kristallinität zu nähern und das<br />
Schrumpfen nach dem Formen so gering wie möglich zu<br />
halten.<br />
Das Vergüten bietet sich als Prüfverfahren bei der Festlegung<br />
von Formbedingungen bei einer neuen Form an, um das<br />
Schrumpfen nach dem Formen und eingeformte Spannungen<br />
zu bewerten. Die Änderung in den Abmessungen des Teils<br />
während des Vergütens wird etwa die endgültige Änderung<br />
der betreffenden Teileabmessung darstellen, wenn das Teil<br />
seine natürliche Kristallinität erreicht.<br />
Die meisten Hersteller von Serienprofilen vergüten ihr Produkt<br />
zur Entspannung. Allerdings kann eine weitere Vergütung<br />
während des Bearbeitens von Teilen mit engen Toleranzen<br />
erforderlich sein, um eingearbeitete Spannungen insbesondere<br />
nach kräftiger spanabhebender Bearbeitung freizusetzen.<br />
Das Vergüten bearbeiteter Teile geht normalerweise einem<br />
abschließenden leichten Schlicht- oder Polierfräsen voraus.<br />
Luftvergüten<br />
Das Luftvergüten von DELRIN ® wird am besten in Luftumlauföfen<br />
durchgeführt, die in der Lage sind, eine gleichmäßige<br />
Lufttemperatur aufrechtzuerhalten, die auf ± 2° C<br />
regelbar ist.<br />
In Luft ist eine Verweilzeit von 1 Stunde bei 160°C erforderlich,<br />
um denselben Grad der Vergütung zu erreichen, wie er in<br />
30 Minuten in Öl bei 160°C erzielt wird, da die Wärmeübertragung<br />
in Luft langsamer erfolgt als in Öl. Die Vergütungszeit<br />
beträgt 30 Minuten für eine Teilewärme bis zu 160° ±2°C und<br />
danach weitere 5 Minuten pro 1 mm Wandstärke.<br />
Ölvergüten<br />
Empfohlene Öle sind «Primol» 342* und «Ondina» 33* oder<br />
andere raffinierte Vergütungsöle. Teile können bei einer<br />
«Teile»-Temperatur von 160° ±2° C vergütet werden. Die<br />
Vergütungszeit bei 160°C beträgt 5 Minuten pro 1 mm Wandstärke,<br />
nachdem die Teile die Temperatur des Vergütungsbads<br />
erreicht haben (15 bis 20 Minuten).<br />
Für gründliche Bewegung ist zu sorgen, um für eine gleichmäßige<br />
Badtemperatur zu sorgen und um ein Überhitzen<br />
des Öls an einzelnen Stellen zu vermeiden. Dieser letztere<br />
Umstand kann zur Verformung oder sogar zum Schmelzen<br />
der Teile führen. Die Teile sollten weder einander noch die<br />
Wände des Bads berühren.<br />
* Lieferanten von Vergütungsölen – Europa «Primol» 342 und «Primol» 355 (Esso) «Ondina» 33<br />
(Shell) White Oil N 15 (Chevron).
Kühlen<br />
Wenn vergütete Teile aus der Vergütungskammer kommen,<br />
sollten sie ungestört langsam bis auf Raumtemperatur abkühlen.<br />
Stapeln oder Aufschichten, was zu einer Verformung der<br />
Teile führen könnte, solange sie warm sind, ist zu unterlassen,<br />
bis die Teile nur noch handwarm sind.<br />
Bearbeiten und Zerspanen von ZYTEL ®<br />
ZYTEL ® läßt sich unter Anwendung von Techniken bearbeiten,<br />
wie sie normalerweise bei weichem Messing angewandt werden.<br />
Obgleich der Einsatz von Kühlmitteln wie Wasser oder<br />
löslichen Ölen höhere Schnittgeschwindigkeiten erlaubt, sind<br />
Kühlmittel im allgemeinen zur Herstellung von Arbeiten guter<br />
Qualität nicht erforderlich. Da ZYTEL ® nicht so starr ist wie<br />
Metall, muß das Material während der Bearbeitung gut abgestützt<br />
werden, um ein Verbiegen und sich daraus ergebende<br />
Ungenauigkeiten zu verhindern. Vor dem Überprüfen der<br />
Abmessungen sollten die Teile normalerweise auf Raumtemperatur<br />
gebracht werden.<br />
Werkzeugkonstruktion<br />
Für ZYTEL ® eingesetzte Schneidwerkzeuge müssen scharf sein<br />
und über einen ausreichenden Freiwinkel verfügen. Die Erfordernis<br />
scharfer Schneidkanten und der einfachen Beseitigung<br />
von Spänen kann nicht genügend betont werden. Stumpfe<br />
Werkzeuge oder Werkzeuge mit Kanten, die eher schaben als<br />
schneiden, führen zu übergroßer Wärme. Werkzeuge ohne<br />
ausreichenden Freiwinkel für die sofortige Beseitigung von<br />
Spänen führen zu einem Verkleben und Schmelzen der Späne.<br />
Wie bei Metallen können hartmetall- und diamantbestückte<br />
Werkzeuge bei der Bearbeitung von ZYTEL ® bei langen Produktionsdurchgängen<br />
von Vorteil sein.<br />
Sägen<br />
Zum Sägen von ZYTEL ® lassen sich normale Elektrowerkzeuge<br />
wie Bandsägen, Schweifsägen und Tischsägen ohne<br />
jegliche Abänderung einsetzen. Es ist allerdings wichtig, daß<br />
die Zähne bei allen Sägeblättern, Bändern und Kreissägen<br />
eine leichte «Schränkung» haben. Die sogenannten hohlgeschliffenen<br />
«Kunststoffsägen», bei denen die Zähne keine<br />
«Schränkung» haben, erbringen bei ZYTEL ® keine zufriedenstellende<br />
Leistung. Beim Sägen von ZYTEL ® wird mehr Reibungswärme<br />
entwickelt als bei den meisten anderen <strong>Kunststoffe</strong>n,<br />
so daß ein ausreichendes Zahnspiel vorzusehen ist,<br />
um ein Verkleben und Schmelzen zu verhindern.<br />
Obgleich sich ZYTEL ® ohne Kühlmittel sägen läßt, ermöglicht<br />
die Verwendung von Kühlmitteln höhere Schnittgeschwindigkeiten.<br />
Bohren<br />
ZYTEL ® läßt sich mit üblichen Spiralbohrern bohren. Der Spitzenwinkel<br />
sollte 118° betragen, während die Zuschärfungswinkel<br />
bei 10 bis 15° liegen sollten. Sogenannte «Kunststoffbohrer»<br />
oder «Messingbohrer» leisten bei ZYTEL ® keine<br />
zufriedenstellende Arbeit. Die Anstiegsflanke dieser Bohrer ist<br />
flach geschliffen, um eine «schabende» Wirkung zu erzielen.<br />
Bei ZYTEL ® führt dies zu Überhitzung und eventuellem Fest-<br />
Abb. 11.02 Sägen Bearbeitungsbedingungen:<br />
Sägegeschwindigkeit 1200 m pro Minute;<br />
Blatt 6 mm breit, 4 Zähne pro cm;<br />
kein Kühlmittel.<br />
Material: ZYTEL ® 101 – 35 mm dick.<br />
fressen. Allerdings können aufgrund der langen Ganghöhe<br />
und der hochglanzpolierten Fasen der «Kunststoffbohrer» die<br />
Späne sofort aus tiefen Löchern abfließen. Beim Bohren von<br />
ZYTEL ® ist dies eine sehr wünschenswerte Eigenschaft. Durch<br />
Veränderung des Bohrerzuschärfungswinkels, so daß er eher<br />
schneidet als schabt, arbeiten diese Bohrer bei ZYTEL ® sehr gut.<br />
Starke Vorschübe sollten entsprechend der gewünschten Ausführung<br />
gewählt werden, um übergroße Hitze zu vermeiden,<br />
die sich aus dem Schaben anstatt Schneiden ergeben würde.<br />
Beim Bohren von ZYTEL ® sind nach Möglichkeit Kühlmittel<br />
zu verwenden. Wenn keine Kühlmittel eingesetzt werden,<br />
ist der Bohrer häufig aus dem Loch herauszuziehen, um<br />
die Späne zu entfernen und eine Überhitzung zu vermeiden.<br />
Löcher können auf Maß gebohrt werden, vorausgesetzt, die<br />
Bohrer werden kühl gehalten.<br />
15°-20°<br />
Drehwerkzeug Stechdrehmeissel<br />
15°-20°<br />
0°-5° pos<br />
20°<br />
Schnitt A–A Schnitt B–B<br />
A<br />
A<br />
7°<br />
7°<br />
5°<br />
B<br />
B<br />
0°-5° pos<br />
20°-30°<br />
149
Abb. 11.03 Bohren Bearbeitungsbedingungen: Bohrergröße 10 mm ;<br />
Drehzahl 1000 U/min, kein Kühlmittel.<br />
Material: ZYTEL ® 101 – 35 mm dick.<br />
Reiben<br />
ZYTEL ® kann mit herkömmlichen Ahlen gerieben werden,<br />
um Löcher guter Ausführung und exakter Abmessungen<br />
zu erzielen. Spreizahlen sind vorzugsweise einzusetzen.<br />
Aufgrund des Rückstellverhaltens von ZYTEL ® neigen mit<br />
einer feststehenden Reibahle hergestellte Spanabhebungen<br />
zur Untergröße.<br />
Es ist schwierig, beim Reiben von ZYTEL ® weniger als<br />
0,05 mm zu entfernen. Obgleich die Ahle durch das Loch<br />
geht, wird kein Material entfernt, und das Loch behält<br />
seine ursprüngliche Größe, nachdem die Ahle wieder herausgenommen<br />
wurde. Beim Nachreiben sollten mindestens<br />
0,15 mm entfernt werden, wenn ein Loch exakter Größe<br />
herzustellen ist.<br />
Gewindeschneiden und -rollen<br />
Mit herkömmlichen Geräten können Gewinde in ZYTEL ®<br />
geschnitten oder gerollt werden. Obgleich ratsam, ist der<br />
Einsatz eines Schmier- oder Kühlmittels beim Gewindeschneiden<br />
oder -rollen in ZYTEL ® nicht immer erforderlich.<br />
Unter Verwendung herkömmlicher Einstahlwerkzeuge können<br />
auf einer Drehbank Gewinde in ZYTEL ® geschnitten werden.<br />
Wie bei Metallen sollten mehrere aufeinanderfolgende<br />
Schnitte von 0,15 bis 0,25 mm durchgeführt werden. Der<br />
abschließende Schnitt sollte wegen des Rückstellverhaltens<br />
des Materials nicht unter 0,15 mm liegen. Beim Gewindeschneiden<br />
großer Längen von Stangenmaterial ist es erforderlich,<br />
eine mitlaufende Lünette oder eine sonstige Stützvorrichtung<br />
zu verwenden, um das Werkzeug gegen den<br />
Stahl zu halten.<br />
Beim serienmäßigen Gewindeschneiden ist es oft ratsam,<br />
einen Gewindebohrer mit 0,15 mm Übergröße zu verwenden,<br />
sofern kein selbstsicherndes Gewinde gewünscht wird.<br />
150<br />
Abb. 11.04 Drehen Bearbeitungsbedingungen:<br />
Drehzahl der Drehbank 980 U/min;<br />
Schnittgeschwindigkeit 185 m/min;<br />
Vorschub 0,15 mm; Schnitt-Tiefe 2,5 mm ;<br />
kein Kühlmittel.<br />
Material: ZYTEL ® 101 – 60 mm Durchmesser.<br />
Drehen<br />
ZYTEL ® kann problemlos auf jeder üblichen oder automatischen<br />
Metalldrehbank gedreht werden. Besondere Vorsichtsmaßnahmen<br />
sind nicht zu beachten, obgleich wie bei anderen Bearbeitungsvorgängen<br />
die Werkzeuge sehr scharf sein sollten.<br />
Die Werkzeugspitzen sind wie für weiches Messing zu<br />
schleifen; mit einem Neigungswinkel an der Schneidekante,<br />
der für eine ungehinderte Entfernung des Fließspans sorgt,<br />
und mit einem großen Durchlaß, um ein Aufbauen der<br />
Fließspäne zu verhindern oder Störungen zu beseitigen.<br />
Spänezerkleinerer sind im allgemeinen bei ZYTEL ® wegen<br />
dessen Zähigkeit nicht wirksam. Wo gewünscht, kann ein<br />
Spänefänger als Hilfsmittel zum Abtragen der Drehspäne<br />
eingesetzt werden. Wie bei anderen Materialien wird die<br />
beste Ausführung mit hoher Drehzahl und Feinvorschub<br />
erzielt.<br />
Fräsen<br />
ZYTEL ® läßt sich problemlos unter Verwendung herkömmlicher<br />
Fräsmesser fräsen, vorausgesetzt, die Schneidkanten<br />
werden sehr scharf gehalten. Nach Möglichkeit sollte Gleichlauffräsen<br />
durchgeführt werden, um die Gratbildung bei<br />
ZYTEL ® so gering wie möglich zu halten. Schnittgeschwindigkeiten<br />
von über 300 m/min und starke Vorschübe von über<br />
230 mm/min wurden bereits erfolgreich realisiert.<br />
Schneiden und Stanzen<br />
Kleine flache Teile wie Unterlegscheiben, Durchführungsdichtungen<br />
und Nicht-Präzisionszahnräder bis zu 2 mm Dicke<br />
lassen sich häufig wirtschaftlicher durch Stanzen oder Schneiden<br />
aus einem extrudierten ZYTEL ® -Band als durch Spritzguß<br />
herstellen. Übliche Stempel werden entweder in Hand- oder
Abb. 11.05 Fräsen Bearbeitungsbedingungen:<br />
Schnittgeschwindigkeit 250 mm/min;<br />
100 mm Fräsmesser; 25 mm Spindel, Vorschub<br />
150 mm/min; Schnitt-Tiefe 2,5 mm;<br />
kein Kühlmittel. Material: ZYTEL ® 101.<br />
Elektrostanzpressen verwendet. Mit erstklassigen Stempeln<br />
können Teile bei hohen Geschwindigkeiten sauber aus ZYTEL ®<br />
geschnitten oder gestanzt werden. Sollte Rißbildung auftreten,<br />
so läßt sich dies gewöhnlich durch Vorheizen des Bandes oder<br />
durch Eintauchen in Wasser beheben, bis rund 2% Feuchtigkeit<br />
absorbiert wurden.<br />
Oberflächenbearbeitung von ZYTEL ®<br />
Entgraten<br />
Einige Bearbeitungsvorgänge neigen zur Gratbildung am Teil.<br />
Obgleich es verschiedene Arten der Entgratung gibt, ist es<br />
besser, die Bildung von Graten von vornherein zu vermeiden.<br />
Dies wird am besten dadurch erzielt, daß die Schneidkanten<br />
an den Stählen immer scharf bleiben und für einen<br />
ausreichenden Spänedurchlaß gesorgt wird.<br />
Wenn nur einige wenige Teile gefertigt werden, ist es oftmals<br />
am einfachsten, die Grate mit Handwerkzeugen abzustechen<br />
oder abzukratzen.<br />
Wenn die Grate nicht zu groß sind, lassen sie sich erfolgreich<br />
durch Sengen oder Schmelzen entfernen. Beim Sengen werden<br />
die Grate abgebrannt, indem man eine Alkoholflamme<br />
auf das Teil richtet. Die Grate können abgeschmolzen werden,<br />
indem heißes Stickstoffgas von 290° C kurz über die Oberfläche<br />
des Teils geführt wird. Das Teil sollte der Flamme oder<br />
dem Gas nur ganz kurz ausgesetzt werden, damit die Abmessungen<br />
des Teils nicht beeinträchtigt werden.<br />
Feine Grate lassen sich ebenfalls mit Dampfstrahl- oder<br />
Hongeräten entfernen. Bei kritischen Abmessungen sollte<br />
darauf geachtet werden, daß nicht zu viel Material entfernt<br />
wird. Handelsübliche Putztrommeln werden ebenfalls<br />
zum Entgraten von Teilen aus ZYTEL ® verwendet, aber der<br />
Trommelzyklus ist normalerweise viel länger als bei Metallteilen.<br />
Allerdings läßt sich die genaue Splitt-Schlamm-<br />
Zusammensetzung für ein bestimmtes Teil am besten durch<br />
Experimentieren ermitteln. Der Splitt-Volumengehalt ist<br />
normalerweise zweimal so groß wie das Volumen der Teile<br />
aus ZYTEL ® . Ein Reinigungsmittel wird ebenfalls der Wasser-<br />
Splitt-Mischung hinzugefügt, um zu verhindern, daß die<br />
Teile durch den Splitt verfärbt werden.<br />
Feilen und Schleifen<br />
Wegen der Zähigkeit und Abriebfestigkeit von ZYTEL ® -<br />
Polyamiden arbeiten herkömmliche Feilen nicht zufriedenstellend.<br />
Allerdings sind mit hohen Drehzahlen arbeitende<br />
motorbetriebene Drehstahlsenker effektiv. Schleifscheiben,<br />
die auf einer biegsamen Welle oder auf einem Handschnellschleifer<br />
eingesetzt werden, entfernen das Material von<br />
Teilen aus ZYTEL ® schnell und wirksam. Für diese Betriebsweise<br />
ist generell der Einsatz eines Kühlmittels ratsam.<br />
Eine Feilmaschine mit tiefen, einzelnen, geschnittenen, grob<br />
gebogenen Zähnen (gemeinhin als «Vixen»-Feile bekannt),<br />
wie sie für Aluminium und andere Weichmetalle eingesetzt<br />
wird, ist bei ZYTEL ® sehr effektiv. Diese Art Feile hat sehr<br />
scharfe Zähne und bewirkt einen Abschälvorgang, bei dem<br />
ZYTEL ® glatt und sauber entfernt wird.<br />
Schmirgeln und Polieren<br />
ZYTEL ® kann auf Band- oder Scheibenschleifmaschinen naß<br />
geschmirgelt werden. Nach dem Schmirgeln zu einer glatten<br />
Oberfläche kann diese durch Verwendung eines üblichen<br />
Poliergeräts hochglanzpoliert werden.<br />
Der Poliervorgang besteht normalerweise aus drei Schritten:<br />
Schwabbeln, Polieren und Wischen.<br />
Das Schwabbeln erfolgt mit einer belüfteten Scheibe offener<br />
Bauart, die man aus Schichten von Musselinscheiben von<br />
abwechselnd etwa 200 und 460 mm zusammensetzen kann.<br />
Auf diese Weise läßt sich eine Schwabbelscheibe von rund<br />
100 bis 130 mm Breite aufbauen. Die Schwabbelscheibe<br />
wird während des Schwabbelns ständig mit einem Schlamm<br />
aus Naturbims und Wasser beschichtet. Das Teil aus ZYTEL ®<br />
wird leicht gegen die Scheibe gedrückt und in ständiger<br />
Bewegung gehalten, um Brand oder ungleichmäßiges<br />
Schwabbeln zu verhindern. Die Drehzahl der Scheibe sollte<br />
rund 1000 bis 1200 U/min bei Scheiben von 300 bis 400 mm<br />
Durchmesser betragen. Es ist wichtig, die Scheibe langsam<br />
genug zu betreiben, damit sie eine gewisse Menge des<br />
Schlamms behält.<br />
Das Polieren wird in vergleichbarer Weise auf einer ähnlich<br />
aufgebauten Schwabbelscheibe durchgeführt. Der Unterschied<br />
liegt darin, daß die Scheibe trocken betrieben und ein Schleifmittel<br />
auf die Hälfte der Scheibenfläche aufgetragen wird.<br />
Die andere Hälfte bleibt unbehandelt.<br />
Das Teil aus ZYTEL ® wird zunächst zum Polieren gegen die<br />
behandelte Hälfte der Scheibe gehalten und dann zu der nicht<br />
behandelten Seite geführt, um das Schleifmittel abzuwischen.<br />
Die optimale Drehzahl für die Polierscheibe liegt zwischen<br />
1000 und 1500 U/min für eine Scheibe von 400 mm Durchmesser.<br />
151
Vergüten von ZYTEL ®<br />
Wenn ZYTEL ® vergütet werden muß, so sollte dies unter<br />
Abschluß von Luft vorzugsweise durch Eintauchen in eine<br />
entsprechende Flüssigkeit geschehen. Die Temperatur der<br />
Vergütungsflüssigkeit sollte mindestens 28° C über der Temperatur<br />
liegen, der der Gegenstand während des Gebrauchs<br />
ausgesetzt sein wird – oftmals wird eine Temperatur von<br />
150° C für allgemein übliches Vergüten angewandt. Dadurch<br />
wird eine Sicherheit gegen Maßänderung erzielt, die durch<br />
unkontrollierte Entspannung unterhalb dieser Temperatur<br />
verursacht würde. Die erforderliche Vergütungszeit beträgt<br />
normalerweise 5 Minuten pro 1 mm Querschnitt. Nach dem<br />
Entfernen aus dem Vergütungsbad sollte das Teil ohne jede<br />
Luftströmung langsam abkühlen; andernfalls könnten<br />
Oberflächenspannungen aufgebaut werden. Das Einlegen<br />
des erhitzten Teils in einen Pappbehälter ist ein einfaches<br />
Verfahren, um ein langsames gleichmäßiges Abkühlen zu<br />
gewährleisten.<br />
Die Wahl der Flüssigkeit, die als Wärmeübertragungsmittel<br />
einzusetzen ist, sollte auf folgenden Erwägungen beruhen:<br />
– Ihr Wärmebereich und ihre Stabilität müssen angemessen<br />
sein.<br />
– Sie darf ZYTEL ® nicht angreifen.<br />
– Sie darf keine schädlichen Gase oder Dämpfe abgeben.<br />
– Sie darf keine Brandgefahr darstellen.<br />
Hochsiedende Kohlenwasserstoffe wie Öle oder Wachse können<br />
als Wärmeübertragungsmittel verwendet werden, wenn<br />
gegen die auf der Oberfläche des Formteils verbliebene Ablage<br />
nichts einzuwenden ist, wie es der Fall bei den Teilen ist, die<br />
während des Einsatzes geschmiert werden. Empfohlene Öle<br />
sind «Ondine» 33 (Shell) und «Primol» 342 (Esso). Experimente<br />
haben ebenfalls gezeigt, daß Vergüten in einem Ofen<br />
unter Einsatz einer Stickstoffatmosphäre geeignet ist, obgleich<br />
dazu eine Spezialausrüstung benötigt wird.<br />
Das Vergütungsbad sollte elektrisch aufgeheizt und bis zur<br />
gewünschten Temperatur thermostatisch geregelt werden.<br />
Für optimale Wärmeregelung sollte Wärme sowohl durch<br />
die Seitenwände als auch durch den Boden des Gefäßes<br />
geleitet werden. Eine große Anzahl kleiner Teile wird am<br />
besten gehandhabt, indem man sie in einen Drahtkorb legt,<br />
der mit einem Deckel ausgestattet ist, um zu verhindern, daß<br />
die Teile schwimmen, und indem man den Korb für die<br />
erforderliche Zeit in das Bad eintaucht.<br />
Bei Einsätzen, in denen die maximale Temperatur 70° C oder<br />
darunter beträgt, kann eine brauchbare Entspannung durch<br />
Eintauchen in kochendes Wasser erzielt werden. Dieses Verfahren<br />
bietet darüber hinaus den Vorteil, daß das ZYTEL ®<br />
eine gewisse Feuchtigkeit absorbiert, wodurch die Feuchtigkeit<br />
des Teils teilweise geregelt wird. Zur Entspannung sind<br />
15 Minuten pro 3 mm Querschnitt ausreichend. Längere Zeiten<br />
sind erforderlich, wenn der Feuchtigkeitsgehalt des Teils<br />
ausgeglichen oder nahezu ausgeglichen werden soll.<br />
152<br />
Feuchtigkeitsregelung (Konditionieren)<br />
Das praktischste Verfahren zur Feuchtigkeitsregelung bei<br />
Einsatz in Luft, bei dem 2,5% Wasser zugesetzt werden<br />
müssen, ist ein einfaches Eintauchen in kochendes Wasser.<br />
Allerdings führt dieses Verfahren nicht zum wirklichen<br />
Ausgleich, da an der Oberfläche überschüßige Feuchtigkeit<br />
aufgenommen wird, die sich nur im Laufe der Zeit wieder<br />
verteilen kann.<br />
Ein Verfahrensvorschlag ist, rund 3 bis 4 Gewichtsprozent<br />
Wasser in die Teile hineinzubringen. Die überschüssige<br />
Menge wird im Laufe der Zeit von der Oberfläche verdunsten.<br />
Kochzeiten bis zu 3% Feuchtigkeit sind in Abb. 11.06<br />
dargestellt.<br />
Ein ausgezeichnetes Verfahren zur Vorbereitung einiger weniger<br />
Teile zu Prüfzwecken ist das Erhitzen in einer kochenden<br />
Lösung aus Kaliumacetat (1250 Gramm Kaliumacetat pro<br />
1 Liter Wasser). Ein abgedecktes Gefäß und ein Rücklaufkondensator<br />
sind zur Aufrechterhaltung der Lösungskonzentration<br />
zu verwenden. Dichte der Lösung 1,305 bis 1,310 bei 23° C.<br />
Maximal 2,5% Feuchtigkeit werden von ZYTEL ® absorbiert,<br />
ungeachtet dessen, wie lange die Behandlung fortgesetzt wird.<br />
Die erforderliche Zeit schwankt von 4 Stunden für eine Dicke<br />
von 2 mm bis zu 20 Stunden für eine Dicke von 3 mm.<br />
Das Konditionieren in kochendem Wasser ist ein gutes Verfahren<br />
zur Feuchtigkeitsregelung von Teilen, die in Wasser<br />
oder in wässrigen Lösungen eingesetzt werden sollen. Das<br />
Teil wird bewässert, bis die Sättigung im wesentlichen abgeschlossen<br />
ist, wie durch die Sättigungslinie in Abbildung 11.06<br />
dargestellt. Bei dickwandigen Profilen (3 mm oder darüber)<br />
ist es praktischer, den Feuchtigkeitsgehalt des Teils nur teilweise<br />
zu regeln, da die Absorption über 4 oder 5% hinaus<br />
sehr langsam wird.<br />
Thickness, Wanddicke, mm<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0,1<br />
1<br />
10 100 1000<br />
Time, Zeit, h<br />
bis 3% Feuchtigkeit<br />
bis zur Sättigung<br />
Abb. 11.06 Feuchtigkeitsregelung von ZYTEL ® 101<br />
(Eintauchzeit in kochendes Wasser)
Weitere Informationen über technische <strong>Kunststoffe</strong> erhalten Sie von : Internet location : http://plastics.dupont.com<br />
Belgique/België<br />
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Telefax (15) 44 14 09<br />
Bulgaria<br />
Siehe Biesterfeld Interowa GmbH & Co. KG<br />
unter Österreich.<br />
C˘eská Republika a Slovenská Republika<br />
Du Pont CZ, s.r.o.<br />
Pekarska 14/268<br />
CZ-15500 Praha 5 – Jinonice<br />
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Danmark<br />
Du Pont Danmark A/S<br />
Skjøtevej 26<br />
P.O. Box 3000<br />
DK-2770 Kastrup<br />
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DuPont Straße 1<br />
D-61343 Bad Homburg<br />
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Telefax (06172) 87 27 01<br />
Egypt<br />
Du Pont Products S.A.<br />
Bldg no. 6, Land #7, Block 1<br />
New Maadi<br />
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Telefax (3) 227 62 00<br />
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Du Pont de Nemours (France) S.A.<br />
137, rue de l’Université<br />
F-75334 Paris Cedex 07<br />
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Hellas<br />
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8, Zakythou Str.<br />
GR-15232 Halandri<br />
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Gadot<br />
Chemical Terminals (1985) Ltd.<br />
22, Shalom Aleichem Street<br />
IL-633 43 Tel Aviv<br />
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Telefax (3) 528 21 17<br />
Italia<br />
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Via Volta, 16<br />
I-20093 Cologno Monzese<br />
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40, boulevard d’Anfa – 10°<br />
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Turkish Branch Office<br />
Sakir Kesebir cad. Plaza 4<br />
No 36/7, Balmumcu<br />
TR-80700 Istanbul<br />
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3, Glazunova Street<br />
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South Africa<br />
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