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DuPontâ„¢ Technische Kunststoffe Allgemeine Konstruktionsprinzipien

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DuPont<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Kunststoffe</strong><br />

<strong>Allgemeine</strong> <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> – Modul I<br />

® Marke von E.I. du Pont de Nemours and Company


<strong>Allgemeine</strong> <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> für technische <strong>Kunststoffe</strong><br />

Inhalt<br />

1 <strong>Allgemeine</strong>s Seite<br />

Festlegung der Anforderungen für eine Anwendung ..... 3<br />

Konstruktions-Checkliste ............................................... 4<br />

Von der Konstruktion zum Prototyp............................... 5<br />

Computersimulationen ................................................... 5<br />

Erprobung der Konstruktion........................................... 6<br />

Erstellung aussagekräftiger Spezifikationen .................. 6<br />

2 Spritzgießen<br />

Verfahren und Ausrüstung.............................................. 7<br />

Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen ... 8<br />

3 Kriterien für das Spritzgießen<br />

Einheitliche Wanddicke.................................................. 11<br />

Konstruktionshinweise ................................................... 11<br />

Konizität und Auswerferstifte ........................................ 12<br />

Ausrundungen und Rundungshalbmesser ...................... 12<br />

Gewindeaugen ................................................................ 13<br />

Rippen ............................................................................ 13<br />

Löcher und Auskernungen ............................................. 13<br />

Gewinde.......................................................................... 15<br />

Hinterschneidungen........................................................ 16<br />

Umspritzte Einlegeteile .................................................. 17<br />

Toleranzen ...................................................................... 18<br />

Schwindung und Verzug................................................. 19<br />

4 Berechnungsgleichungen für tragende Konstruktionen<br />

Kurzzeitbelastungen ....................................................... 21<br />

Modul für isotrope Materialien ...................................... 22<br />

Orthotrope Materialien ................................................... 23<br />

Andere Beanspruchungen............................................... 23<br />

Dauerbelastungen ........................................................... 24<br />

Rippen und Verstärkungen ............................................. 27<br />

Berechnungsgleichungen für tragende<br />

Konstruktionen ............................................................... 33<br />

5 Konstruktionsbeispiele<br />

Neue Radkonstruktionen ................................................ 45<br />

Stuhlsitze – neu durchdacht............................................ 48<br />

Schubkarrenrahmen – eine mögliche Konstruktion ....... 48<br />

6 Federn und flexible Scharniere<br />

Konstruktion von flexiblen Scharnieren......................... 50<br />

7 Lager<br />

Härte und Oberflächengüte der Welle ............................ 51<br />

Lageroberfläche.............................................................. 51<br />

Genauigkeit .................................................................... 52<br />

Lagerspiel ....................................................................... 53<br />

Schmierung..................................................................... 53<br />

Schutz gegen Eindringen von Schmutz.......................... 53<br />

Thermische Bedingungen............................................... 54<br />

Berechnung von Lagern ................................................. 54<br />

Anwendungsbeispiele..................................................... 56<br />

Richtlinien für die Erprobung von Lagern ..................... 57<br />

8 Zahnräder<br />

Zahnradkonstruktion ...................................................... 59<br />

Konstruieren für statische Drehmomentbeanspruchung . 61<br />

Zahnradabmessungen ..................................................... 61<br />

Genauigkeit und Toleranzgrenzen.................................. 63<br />

Zahnspiel und Achsabstände .......................................... 64<br />

Materialpaarungen.......................................................... 65<br />

Schmierung..................................................................... 66<br />

Erprobung spanend bearbeiteter Prototypen .................. 66<br />

Testen von Prototypen .................................................... 66<br />

Konstruktion schrägverzahnter Zahnräder ..................... 66<br />

Konstruktion von Schneckenrädern ............................... 67<br />

8 Zahnräder (Fortsetzung) Seite<br />

Materialpaarungen.......................................................... 70<br />

Kegelradkonstruktion ..................................................... 70<br />

Rundungshalbmesser...................................................... 70<br />

Befestigungsmethoden ................................................... 70<br />

Beispiele für kombinierte Funktionen............................ 71<br />

Wann DELRIN ® und wann ZYTEL ® ? ..................................... 73<br />

9 Verbindungstechniken – Kategorie I<br />

Mechanische Befestigungen......................................... 75<br />

Schraubverbindungen................................................... 78<br />

Preßverbindungen......................................................... 81<br />

Schnappverbindungen .................................................. 83<br />

Nabenverbindungen...................................................... 87<br />

10 Verbindungstechniken – Kategorie II<br />

ROTATIONSSCHWEISSEN ....................................... 91<br />

Praktisch anwendbare Methoden.................................. 91<br />

Drehzapfenschweißen................................................... 91<br />

Schweißen mittels Schwungmasse-Werkzeugen .......... 94<br />

Schwungmasse-Schweißmaschinen ............................. 96<br />

Mitnahme- und Haltevorrichtungen ............................. 98<br />

Schweißnahtprofile....................................................... 101<br />

Berechnung von Schwungmasse-Werkzeugen<br />

und Maschinen ............................................................. 102<br />

Graphische Bestimmung der Schweißgrößen .............. 103<br />

Qualitätskontrolle geschweißter Teile .......................... 104<br />

Schweißen von Teilen mit Doppelnähten..................... 106<br />

Das Verschweißen gefüllter<br />

und verschiedenartiger <strong>Kunststoffe</strong>.............................. 107<br />

Rotationsschweißen...................................................... 107<br />

ULTRASCHALLSCHWEISSEN................................. 111<br />

Das Ultraschall-Schweißverfahren ............................... 111<br />

Schweißgeräte............................................................... 112<br />

Konstruktive Überlegungen.......................................... 115<br />

Maßgebliche Faktoren .................................................. 119<br />

Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung........................ 120<br />

Schweißergebnisse ....................................................... 121<br />

Andere Ultraschall-Verbindungstechniken................... 123<br />

Sicherheit...................................................................... 125<br />

VIBRATIONSSCHWEISSEN ..................................... 126<br />

Grundprinzip ................................................................ 126<br />

Definition des Bewegungszentrums............................. 126<br />

Typische Vorrichtungen ................................................ 127<br />

Schweißbedingungen.................................................... 128<br />

Auslegung von Schweißnähten .................................... 129<br />

Testergebnisse bei winkelverschweißten<br />

Stumpfnähten................................................................ 130<br />

Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

von der Schweißfläche ................................................. 130<br />

Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

vom spezifischen Schweißdruck .................................. 131<br />

Anwendungsbeispiele................................................... 131<br />

Vergleich mit anderen Schweißtechniken .................... 132<br />

Konstruktive Erwägungen............................................ 133<br />

HEIZELEMENTSCHWEISSEN ................................. 135<br />

TRANSMISSION-LASERSTRAHLSCHWEISSEN.. 138<br />

NIETEN........................................................................ 142<br />

11 Bearbeitungs-, Zerspanungs- und Fertigungstechniken<br />

Bearbeitung von HYTREL ® ............................................ 145<br />

Bearbeitung und Zerspanung von DELRIN ® .................. 146<br />

Oberflächenbearbeitung von DELRIN ® .......................... 148<br />

Vergüten von DELRIN ® .................................................. 148<br />

Bearbeiten und Zerspanen von ZYTEL ® ........................ 149<br />

Oberflächenbearbeitung von ZYTEL ® .......................... 151<br />

Vergüten von ZYTEL ® .................................................. 152<br />

1


1 – <strong>Allgemeine</strong>s<br />

Einführung<br />

Dieses Handbuch ist in Verbindung mit den Produktdaten für<br />

spezielle technische thermoplastische <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />

zu verwenden – DELRIN ® Polyacetale, ZYTEL ® Polyamide,<br />

einschl. glasfaserverstärkte Typen, MINLON ® thermoplastische<br />

Konstruktionswerkstoffe sowie CRASTIN ® (PBT) und RYNITE ®<br />

(PET) thermoplastische Polyester. Konstrukteure, die mit der<br />

Auslegung von Kunststoffteilen weniger vertraut sind, sollten<br />

besonders die Eigenschaften von <strong>Kunststoffe</strong>n beachten,<br />

durch die sie sich von Metallen unterscheiden: vor allem gilt<br />

dies für den Einfluß der Umgebungsbedingungen und von<br />

Dauerbelastungen.<br />

Eigenschaften und Kenndaten von <strong>Kunststoffe</strong>n werden durch<br />

physikalische Versuche unter Laborbedingungen ermittelt und<br />

in ähnlicher Weise wie bei metallischen Werkstoffen dargestellt.<br />

Probestäbe werden in hochpolierten Werkzeugen unter<br />

optimalen Bedingungen spritzgegossen und unter Norm-<br />

Bedingungen bei genau festgelegten Zug- und Feuchtigkeitswerten,<br />

Temperaturen usw. getestet. Die angegebenen Werte<br />

sind als typisch anzusehen. Dabei ist aber zu beachten, daß<br />

das neu konstruierte Kunststoffteil nicht unter exakt den<br />

gleichen Spritzgießbedingungen hergestellt und den gleichen<br />

Beanspruchungen ausgesetzt sein wird.<br />

Folgende Faktoren beeinflussen die Festigkeit, Zähigkeit<br />

und Gebrauchstauglichkeit eines Kunststoffteils:<br />

• Teiledicke und Geometrie,<br />

• Wert und Dauer der Belastung,<br />

• Richtung der Glasfaserorientierung,<br />

• Fließnähte,<br />

• Oberflächenfehler,<br />

• Spritzparameter.<br />

Ferner muß der Einfluß von Wärme, Feuchtigkeit, Sonnenlicht,<br />

Chemikalien und Spannungen berücksichtigt werden.<br />

Beim Konstruieren mit <strong>Kunststoffe</strong>n ist daher ein umfassendes<br />

Verständnis der Anwendung, die Verwertung möglichst anwendungsnaher<br />

Vergleichsinformationen, die Herstellung von<br />

Prototypen und Tests unter Betriebsbedingungen von größter<br />

Wichtigkeit.<br />

Dieses Handbuch soll Konstrukteuren die erforderlichen Informationen<br />

vermitteln, um den Einfluß der Umgebung, der Verarbeitung<br />

und der Betriebsbedingungen zu berücksichtigen,<br />

damit er mit den optimalen Materialien in kürzester Zeit zu<br />

einer effektiven, funktionellen Konstruktion gelangt.<br />

® Marke von E.I. du Pont de Nemours and Company<br />

Diese Informationen ermöglichen die Konstruktion von Teilen<br />

mit einem minimalen Gewicht, wobei gleichzeitig ein Höchstmaß<br />

an Demontage- und Recyclingmöglichkeiten geboten<br />

wird, so daß der Umwelteinfluß reduziert werden kann.<br />

Eine gute Konstruktion reduziert Verarbeitungs- und Montagekosten,<br />

Produktionsabfälle in Form von Ausschußteilen,<br />

Angüssen und Verteilern. Da ein vorzeitiges Versagen des<br />

hergestellten Gerätes vermieden wird, vermindern sich auch<br />

Abfälle an Endprodukten.<br />

Festlegung der Anforderungen<br />

für eine Anwendung<br />

Der wichtigste Schritt bei der Konstruktion eines Kunststoffteils<br />

besteht darin, die Umgebung, in der das Teil arbeiten<br />

soll, richtig und vollständig zu definieren. Eigenschaften von<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n werden in der Regel durch Temperaturänderungen,<br />

Chemikalien und aufgebrachte Spannungen wesentlich<br />

verändert. Diese Umgebungseinflüsse müssen sowohl unter<br />

dem Gesichtspunkt kurzfristiger als auch langfristiger Belastungen,<br />

natürlich je nach der Art der Anwendung, definiert<br />

werden. Die Dauer von Spannungs- und Umgebungsbelastungen<br />

beeinträchtigt entscheidend die Eigenschaften und<br />

somit das Verhalten des Kunststoffteils. Muß ein Konstruktionsteil<br />

unter schwankenden Betriebstemperaturen arbeiten,<br />

genügt es nicht, die Maximaltemperatur zu definieren, der es<br />

ausgesetzt sein wird. Zusätzlich muß auch berechnet werden,<br />

wie lange das Teil während der zu erwartenden Lebensdauer<br />

dieser Temperatur ausgesetzt sein wird. Gleiches gilt für die<br />

Beanspruchung durch Belastung. Wenn das Teil wechselnden<br />

Beanspruchungen ausgesetzt ist, sind ferner auch Dauer<br />

und Häufigkeit dieser Beanspruchungen von großer Bedeutung.<br />

Kunststoffmaterialien neigen unter Belastung zum<br />

Kriechen, und zwar um so mehr, je höher die Temperatur ist.<br />

Bei periodischer Belastung kommt es innerhalb bestimmter<br />

Grenzen zu einer verminderten Rückstellung des Kunststoffteils,<br />

die von der Höhe und Dauer der Belastung, der Dauer<br />

der vollständigen oder teilweisen Entlastung und der jeweils<br />

dabei herrschenden Temperatur abhängig ist. Der Einfluß von<br />

Chemikalien, Gleitmitteln usw. ist ebenfalls zeit- und lastabhängig.<br />

Einige Materialien werden im unbelasteten Zustand<br />

nicht beeinträchtigt, bilden aber Spannungsrisse, wenn sie<br />

Chemikalien längere Zeit mit und ohne Belastung ausgesetzt<br />

werden. DELRIN ® Polyacetale, ZYTEL ® Polyamide, MINLON ®<br />

thermoplastische Konstruktionswerkstoffe und RYNITE ®<br />

thermoplastische Polyester sind hiergegen besonders beständig.<br />

Die nachstehende Prüfliste kann als Leitfaden benutzt<br />

werden.<br />

3


Konstruktions-Checkliste<br />

Teilebezeichnung<br />

Firma<br />

Druck-Nr.<br />

Projekt-Nr.<br />

A. TEILEFUNKTION<br />

B. BETRIEBSBEDINGUNGEN<br />

Betriebstemperatur<br />

Einsatzleben (Std.)<br />

Belastung (N, Drehzahl usw. – ausführliche<br />

Beschreibung auf der Rückseite)<br />

in Betrieb, Std.<br />

Belastungsdauer<br />

außer Betrieb, Std.<br />

Sonstiges (Schlag, Stoß, Überlastung usw.)<br />

NORMAL MAX. MIN.<br />

C. UMGEBUNG Chemikalien Feuchtigkeit<br />

Umgebungstemperatur, wenn außer Betrieb Sonnenlicht direkt indirekt<br />

Vorschriften für Abfallentsorgung Produktion Einsatz<br />

D. KONSTRUKTIONSANFORDERUNGEN<br />

Sicherheitsfaktor Max. Biegung<br />

Toleranzen Verbindungstechnik<br />

Oberfläche/Dekoration Instanz/Code-Zulassungen<br />

Demontage nach Einsatzleben Recyclingfähigkeit<br />

E. LEISTUNGSTESTS – Falls es bereits ein Lastenheft für das Teil bzw. Gerät gibt, fügen Sie bitte eine Kopie bei.<br />

Falls nicht, beschreiben Sie alle bekannten Anforderungen, die oben nicht abgedeckt sind.<br />

F. ZULASSUNGEN Vorschrift Einstufung<br />

Nahrungsmittel, Automobile, Militär, Luft- und Raumfahrt, Elektrogeräte<br />

G. SONSTIGES<br />

Geben Sie hier und auf der Rückseite alle zusätzlichen Informationen an, die ein völliges Verständnis der Teilefunktion,<br />

der Einsatzbedingungen, der mechanischen und Umgebungsbelastungen sowie der fehlerhaften Benutzung erlauben,<br />

der das Teil widerstehen muß. Ergänzen Sie außerdem alle Hinweise, die obige Informationen verdeutlichen.<br />

4


Von der Konstruktion zum Prototyp<br />

Um ein Bauteil von der Konstruktionsphase bis zur Marktreife<br />

zu bringen, ist es in der Regel erforderlich, Prototypen<br />

für Versuche und Modifikationen anzufertigen. Die bevorzugte<br />

Methode für die Herstellung von Prototypen besteht<br />

darin, daß das Fertigungsverfahren der kommerziellen Produktion<br />

so genau wie möglich simuliert wird. Da die meisten<br />

Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n im Spritzgießverfahren<br />

hergestellt werden, empfiehlt es sich, auch die Prototypen<br />

mit einem Einfach-Werkzeug oder Versuchswerkzeug zu<br />

spritzen. Für dieses Vorgehen gibt es wichtige Gründe,<br />

die jedem Konstrukteur verständlich werden müssen.<br />

Nachstehend werden die unterschiedlichen Methoden zur<br />

Herstellung von Prototypen mit ihren jeweiligen Vor- und<br />

Nachteilen beschrieben.<br />

Spanende Bearbeitung von Prototypen<br />

Wird eine geringe Anzahl von Prototypen benötigt und liegt<br />

eine einfache Geometrie des Bauteils vor, wird diese<br />

Methode häufiger verwendet. Sie ist aber nur als ein erster<br />

tastender Entwurf anzusehen. Die spanende Bearbeitung<br />

komplexer Formen kann sehr teuer werden, vor allem dann,<br />

wenn mehr als ein Prototyp benötigt wird. Spanend bearbeitete<br />

Teile können dazu dienen, eine ausgereiftere Konstruktion<br />

zu entwickeln, und sollten nur in begrenztem Rahmen<br />

für Tests herangezogen werden. Aus nachstehend aufgeführten<br />

Gründen dürfen sie niemals zur endgültigen Auswertung<br />

für die Markteinführung benutzt werden:<br />

– Die durch maschinelle Bearbeitung hervorgerufenen<br />

Riefen können Eigenschaften wie Festigkeit, Zähigkeit<br />

und Dehnung gegenüber denen eines Spritzgießteils<br />

verschlechtern.<br />

– Festigkeit und Steifigkeit können wegen des höheren<br />

Kristallinitätsgrades von Stäben oder Platten höher sein<br />

als bei einem Spritzgießteil.<br />

– Oberflächenmerkmale wie Markierungen von Ausdrückstiften,<br />

Angußmarkierungen und die für Spritzgießteile<br />

typische «amorphe» Oberflächenstruktur entfallen bei<br />

spanend bearbeiteten Teilen.<br />

– Der Einfluß von Bindenähten in Spritzgießteilen kann<br />

nicht untersucht werden.<br />

– Die Dimensionsstabilität kann infolge sehr unterschiedlicher<br />

innerer Spannungen irreführen.<br />

– Lunker, wie sie in Stäben oder Platten häufig vorkommen,<br />

können die Festigkeit des Teils beeinträchtigen. Aus dem<br />

gleichen Grunde kann der Einfluß von Lunkern, die gelegentlich<br />

in dickeren Querschnitten von Spritzgießteilen<br />

anzutreffen sind, nicht beurteilt werden.<br />

– Es steht nur eine begrenzte Auswahl von <strong>Kunststoffe</strong>n in<br />

Form von Stäben oder Platten zur Verfügung.<br />

Druckgußwerkzeug<br />

Wenn ein Druckgußwerkzeug vorhanden ist, läßt es sich in<br />

der Regel für das Spritzgießen von Prototypen modifizieren.<br />

Die Verwendung eines solchen Werkzeugs kann die Anfertigung<br />

eines Prototypen-Werkzeugs erübrigen und eine Reihe<br />

preiswerter Teile für erste Versuche liefern.<br />

Der Wert dieser Methode ist jedoch begrenzt, weil das Werkzeug<br />

für Metalldruckguß und nicht für <strong>Kunststoffe</strong> ausgelegt<br />

ist. Die Wandungen und Rippen werden folglich nicht kunststoffgerecht<br />

ausgelegt sein, die Anschnitte sind in der Regel<br />

zu groß und zum Spritzgießen von Kunststoff nicht optimal<br />

angeordnet. Außerdem ist eine Kühlung des Druckgußwerkzeuges<br />

für die zu produzierenden Kunststoffteile nicht<br />

möglich. Der Markteinführung sollten daher unbedingt Testreihen<br />

mit Spritzgießteilen vorausgehen, deren Konstruktion<br />

auf das Material der Wahl abgestimmt ist.<br />

Prototypen-Werkzeug<br />

Mit Prototypen-Werkzeugen aus leicht zu bearbeitenden<br />

oder preiswerten Materialien wie Aluminium, Messing usw.<br />

lassen sich Teile herstellen, die als nichtfunktionelle Prototypen<br />

dienen können. Da die richtigen Spritzgießbedingungen,<br />

die das Material und die Teilegeometrie verlangen, in den<br />

meisten Fällen nicht angewandt werden können (insbesondere<br />

Werkzeugtemperatur und Druck), können solche<br />

preiswerten Formwerkzeuge keine Teile produzieren, die<br />

eine Beurteilung unter Betriebsbedingungen gestatten.<br />

Vorläufiges Produktionswerkzeug<br />

Der beste Ansatz für die konstruktive Entwicklung von Präzisionsspritzgießteilen<br />

ist die Anfertigung eines vorläufigen<br />

Produktionswerkzeuges aus Stahl. Dabei kann es sich um ein<br />

Einfach-Werkzeug oder um ein einzelnes Formnest in einem<br />

Mehrfach-Werkzeugrahmen handeln. Die Formhöhlung wird<br />

spanend herausgearbeitet, aber nicht gehärtet, so daß kleinere<br />

Änderungen noch möglich sind. Das Werkzeug weist<br />

die gleiche Kühlung auf wie das Produktionswerkzeug, so<br />

daß sich eventuelle Verzugs- und Schwindungsprobleme<br />

untersuchen lassen. Mit den richtigen Auswerferstiften kann<br />

das Werkzeug mit einem fertigungstypischen Zyklus gefahren<br />

werden, so daß sich realistische Zykluszeiten ermitteln<br />

lassen. Vor allem aber können diese Teile unter realen und<br />

simulierten Betriebsbedingungen auf ihre Festigkeit, Schlagzähigkeit,<br />

Abriebfestigkeit und sonstigen physikalischen<br />

Eigenschaften untersucht werden.<br />

Computersimulationen<br />

Häufig lassen sich Prototypenkosten durch Computersimulationen<br />

beträchtlich reduzieren. Da computergenerierte<br />

Modelle bereits für die Werkzeugherstellung erforderlich<br />

sind, können diese ebenfalls verwendet werden, um Finite-<br />

Element-Modelle abzuleiten, die wiederum einsetzbar sind<br />

für:<br />

– die Simulation des Spritzgießverfahrens; die Informationen<br />

über den erforderlichen Einspritzdruck, die Schließkraft,<br />

Schmelzetemperaturen im Formnest, Positionierung von<br />

Bindenähten, Lufteinschlüssen usw liefert.<br />

– Simulation des Bauteilverhaltens unter mechanischen<br />

Belastungen; die Informationen über Verformungen und<br />

Spannungen im Teil ergibt.<br />

Am sinnvollsten ist es, Simulationen in einer frühen Phase<br />

des Konstruktionsprozesses durchzuführen, um kostenaufwendige<br />

Fehler zu vermeiden und die Zahl der erforderlichen<br />

Prototypen auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

5


Erprobung der Konstruktion<br />

Jede Konstruktion sollte bereits in der Entwicklungsphase<br />

sorgfältig geprüft werden. Je früher Fehler oder konstruktive<br />

Schwachstellen aufgedeckt werden, desto mehr Einsparungen<br />

an Zeit, Arbeit und Material sind möglich.<br />

– Am aussagekräftigsten ist eine Erprobung des Prototyps<br />

unter realen Betriebsbedingungen. Dabei treffen alle<br />

Anforderungen an das Leistungsverhalten zusammen und<br />

erlauben eine umfassende Beurteilung der Konstruktion.<br />

– Auch simulierte Anwendungsversuche können durchgeführt<br />

werden. Der Wert solcher Tests hängt davon ab, wie<br />

genau die Betriebsbedingungen simuliert werden können.<br />

So sollte ein Kfz.-Motorteil zum Beispiel Temperatur-,<br />

Vibrations- und Kohlenwasserstoffbeständigkeitstests<br />

unterzogen werden; Kofferbeschläge sollten auf Abrieb<br />

und Schlagzähigkeit, ein elektronisches Bauteil auf elektrische<br />

und thermische Isolation getestet werden.<br />

– Probeläufe sind unentbehrlich. Langfristige Probeläufe<br />

oder Betriebsversuche zur Beurteilung des wichtigen Zeitfaktors<br />

unter Last oder Wärme sind jedoch manchmal<br />

unpraktikabel oder unwirtschaftlich. Wenn geraffte Testprogramme<br />

Voraussagen über das Langzeitverhalten<br />

anhand kurzfristiger «erschwerter» Tests machen sollen,<br />

ist Vorsicht geboten. Nicht immer ist das Verhalten zwischen<br />

Langzeittests und kurzfristigen, beschleunigten Testverfahren<br />

bekannt. Sollten Sie beschleunigte Testverfahren<br />

erwägen, ziehen Sie stets Ihren Du Pont Repräsentanten<br />

vorher zu Rate.<br />

6<br />

Erstellung aussagekräftiger Spezifikationen<br />

Spezifikationen sollen herstellungsbedingte Abweichungen<br />

fertiger Produkte in funktionellen, ästhetischen und wirtschaftlichen<br />

Anforderungen eingrenzen. Die Bauteile müssen<br />

den vorgeschriebenen Spezifikationen und Anforderungen<br />

entsprechen.<br />

Der Konstrukteur sollte folgende Angaben in seine Spezifikationen<br />

aufnehmen:<br />

– Handelsname des Materials und Typenbezeichnung<br />

(z.B. ZYTEL ® 101, Polyamid 66).<br />

– Oberflächenbeschaffenheit.<br />

– Lage der Trennebene.<br />

– Zulässiger Grat.<br />

– Zulässige Anguß- und Bindenahtmarkierungen (möglichst<br />

weit von kritischen Spannungspunkten entfernt).<br />

– Bereiche, in denen Lunker unzulässig sind.<br />

– Zulässiger Verzug.<br />

– Toleranzen.<br />

– Farbe.<br />

– Dekorative Erfordernisse.<br />

– Leistungsanforderungen.<br />

Weitere Informationen finden Sie in der «Konstruktions-<br />

Kontrolliste» auf Seite 4.


2 – Spritzgießen<br />

Verfahren und Ausrüstung<br />

Da die meisten Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n im Spritzgießverfahren<br />

hergestellt werden, ist es für den Konstrukteur<br />

sehr wichtig, das Verfahren, seine Möglichkeiten und seine<br />

Grenzen zu kennen.<br />

Das Verfahren ist im Grunde recht einfach. Thermoplastische<br />

<strong>Kunststoffe</strong> wie DELRIN ® Polyacetale, RYNITE ® thermoplastische<br />

Polyester oder ZYTEL ® Polyamide, die in Granulatform<br />

erhältlich sind, werden – soweit erforderlich – getrocknet,<br />

geschmolzen und unter Druck in ein Werkzeug gespritzt,<br />

in dem der Kunststoff abkühlen kann. Danach wird das<br />

Werkzeug geöffnet und die Teile werden ausgedrückt. Nach<br />

Schließung des Werkzeuges beginnt der Zyklus von neuem.<br />

Abb. 2.01 ist eine schematische Darstellung einer Spritzgießmaschine.<br />

Abb. 2.02 stellt eine schematische Schnittzeichnung des<br />

Plastifizierzylinders und des Werkzeugs dar.<br />

Feed Hopper<br />

Einfülltrichter<br />

Werkzeug Mould Aufschmelz- Melting<br />

zylinder Cylinder<br />

Abb. 2.01 Spritzgiessmaschine<br />

Die Spritzgießmaschine<br />

Aufgabe der Plastifizier- und Spritzeinheit ist es, den Kunststoff<br />

zu schmelzen und in das Werkzeug zu spritzen.<br />

Die Einspritzgeschwindigkeit und der im Werkzeug erzielte<br />

Druck werden durch das Hydrauliksystem der Maschine<br />

geregelt. Die Einspritzdrücke reichen von 35 bis 140 MPa.<br />

Die verwendeten Schmelzetemperaturen variieren von nur<br />

etwa 205° C für DELRIN ® Polyacetale bis zu rund 300° C<br />

für einige der glasfaserverstärkten ZYTEL ® Polyamide und<br />

RYNITE ® thermoplastischen Polyester.<br />

Verarbeitungsbedingungen, Methoden und Konstruktionsmaterialien<br />

zum Spritzgießen technischer <strong>Kunststoffe</strong> von<br />

Du Pont sind in den Leitfäden zum Spritzgießen dargestellt,<br />

die für DELRIN ® Polyacetale, MINLON ® thermoplastische<br />

Konstruktionswerkstoffe, RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />

und ZYTEL ® Polyamide erhältlich sind.<br />

Aufspann- Machine<br />

platte Platen<br />

Werkzeug<br />

Mould<br />

Aufspann- Machine<br />

platte Platen<br />

Abb. 2.02 Plastifizierzylinder und Werkzeug<br />

Plastifying Plastifizierzylinder<br />

Cylinder<br />

Einfülltrichter Feed<br />

Hopper<br />

Das Werkzeug<br />

Die Werkzeugkonstruktion ist entscheidend für die Qualität<br />

und Wirtschaftlichkeit eines Spritzgießteils. Aussehen,<br />

Festigkeit, Zähigkeit, Größe, Form und Herstellungskosten<br />

hängen sämtlich von der Güte des Werkzeugs ab. Wichtigste<br />

Kriterien für technische <strong>Kunststoffe</strong> sind:<br />

– Richtige Auslegung auf Festigkeit, um dem hohen<br />

Betriebsdruck standzuhalten.<br />

– Richtige Auswahl der Werkzeugmaterialien, vor allem,<br />

wenn verstärkte <strong>Kunststoffe</strong> verarbeitet werden.<br />

– Korrekt ausgelegte Fließwege, damit der Kunststoff alle<br />

Stellen der Formhöhlung korrekt ausfüllt.<br />

– Richtige Entlüftung, damit die Luft, die der Kunststoff<br />

beim Eindringen in das Werkzeug vor sich hertreibt,<br />

schnellstens abgeleitet wird.<br />

– Sorgfältige Auslegung der Kühlung, um das Abkühlen<br />

und das Erstarren der Spritzgießteile zu regeln.<br />

– Einfaches und gleichförmiges Auswerfen der Spritzgießteile.<br />

Bei der Konstruktion von Spritzgießteilen ist der in den<br />

folgenden Kapiteln näher erörterte Einfluß zu beachten,<br />

den Lage und Größe der Anschnitte auf Fließverhalten,<br />

Schwindung, Verzug, Abkühlung, Entlüftung usw. haben.<br />

Ihr Du Pont Repräsentant stellt Ihnen gern weitere Informationen<br />

und Anregungen für die Werkzeugkonstruktion und<br />

Verarbeitung zur Verfügung.<br />

Der gesamte Verarbeitungszyklus kann in nur zwei Sekunden<br />

beendet sein, aber auch bis zu mehreren Minuten dauern.<br />

Bei jeder Öffnung des Werkzeugs können ein einziges<br />

oder aber mehrere Dutzend Teile zugleich ausgeworfen werden.<br />

Die Zykluszeit kann durch die Wärmeabfuhrleistung<br />

des Werkzeugs begrenzt sein, sofern sich nicht schon die<br />

Zyklus- oder Aufschmelzleistung der Maschine begrenzend<br />

auswirkt.<br />

Fehlersuche<br />

Falls Formteile die Anforderungen nicht erfüllen, müssen<br />

die Gründe ermittelt werden. Tabelle 2 zeigt eine Liste von<br />

grundlegenden Lösungen bei allgemeinen Verarbeitungsproblemen.<br />

Für weiter Einzelheiten setzen Sie sich mit dem<br />

technischen Service von DuPont in Verbindung.<br />

7


Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />

Fehler Abhilfe<br />

Unzureichende 1. Dosierhub vergrößern.<br />

Füllung. 2. Einspritzdruck erhöhen.<br />

Schlechte<br />

3. Maximale Verfahrgeschwin-<br />

Oberflächenqualität<br />

digkeit.<br />

4. Materialpolster reduzieren.<br />

5. Materialtemperatur durch<br />

Erhöhen der Zylindertemperatur<br />

steigern.<br />

6. Werkzeugtemperatur steigern.<br />

7. Gesamtzyklus verlängern.<br />

8. Überprüfen des Füllvolumens<br />

gegenüber der Nennkapazität der<br />

Maschine; falls das Füllvolumen<br />

75% der Nennkapazität (Styrol)<br />

überschreitet, setzen Sie eine<br />

Maschine mit größerer Kapazität<br />

ein.<br />

9. Anguß, Verteiler oder Anschnitte<br />

vergrößern.<br />

Gratbildung 1. Materialtemperatur durch<br />

Senken der Zylindertemperatur<br />

reduzieren.<br />

2. Einspritzdruck reduzieren.<br />

3. Gesamtzyklus verkürzen.<br />

4. Kolbenvorlaufzeit reduzieren.<br />

5. Formschließung prüfen (mögliches<br />

Fremdmaterial zwischen<br />

den Werkzeughälften).<br />

6. Formentlüftung verbessern.<br />

7. Pressplatten auf Parallelität<br />

prüfen.<br />

8. Werkzeug auf größere<br />

(Spann-)Platte bringen.<br />

8<br />

Fehler Abhilfe<br />

Material tropft aus 1. Düsentemperatur reduzieren.<br />

der Düse 2. Materialtemperatur durch<br />

Senken der Zylindertemperatur<br />

reduzieren.<br />

3. Restdruck in Zylinder senken<br />

durch:<br />

a. Reduzieren der Kolbenvorlaufzeit<br />

und/oder des<br />

Staudrucks;<br />

b. Erhöhen der «Entspannungszeit»<br />

(falls Presse über diese<br />

Regelung verfügt).<br />

4. Verkürzen der Düsenöffnungszeit.<br />

5. Düse mit positiver Rückstromsperre<br />

verwenden.<br />

Erstarrtes Material 1. Düsentemperatur erhöhen.<br />

in der Düse 2. Zykluszeit verkürzen.<br />

3. Einspritzdruck erhöhen.<br />

4. Werkzeugtemperatur erhöhen.<br />

5. Düse mit größerer Öffnung<br />

verwenden.<br />

Verfärbung 1. Heizzylinder reinigen.<br />

2. Materialtemperatur durch Senken<br />

der Zylindertemperatur<br />

reduzieren.<br />

3. Düsentemperatur reduzieren.<br />

4. Gesamtzyklus verkürzen.<br />

5. Trichter und Einzugszone auf<br />

Verunreinigungen überprüfen.<br />

6. Zylinder und Kolben oder<br />

Schneckensitz auf zu großes<br />

Spiel überprüfen.<br />

7. Zusätzliche Entlüftungsöffnungen<br />

im Werkzeug vorsehen.<br />

8. Werkzeug auf Pressen mit kleinerem<br />

Füllvolumen bringen.


Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />

Fehler Abhilfe<br />

Verbrannte Flecken 1 Kolbengeschwindigkeit senken.<br />

2. Einspritzdruck senken.<br />

3. Entlüftung in Formhöhlung<br />

verbessern.<br />

4. Lage des Anschnitts ändern,<br />

um Fließweg zu verbessern.<br />

Spröde Teile 1. Material vortrocknen.<br />

2. Schmelzentemperatur und/oder<br />

Verweilzeit senken.<br />

3. Werkzeugtemperatur steigern.<br />

4. Anteil an Mahlgut verringern.<br />

Festkleben in 1. Einspritzdruck senken.<br />

Formhöhlungen 2. Kolbenvorlaufzeit und Kompaktierzeit/-druck<br />

senken.<br />

3. Formschließzeit erhöhen.<br />

4. Werkzeugtemperatur senken.<br />

5. Zylinder- und Düsentemperatur<br />

senken.<br />

6. Werkzeug auf Hinterschneidungen<br />

und/oder unzureichende<br />

Konizität überprüfen.<br />

7. Externe Schmiermittel<br />

verwenden.<br />

Festkleben in 1. Einspritzdruck senken.<br />

Angußbuchse 2. Kolbenvorlaufzeit und<br />

Kompaktierzeit/-druck senken.<br />

3. Formschließzeit erhöhen.<br />

4. Werkzeugtemperatur an Angußbuchse<br />

erhöhen.<br />

5. Düsentemperatur erhöhen.<br />

6. Größen und Ausrichtung von<br />

Löchern in Düse und Angußbuchsen<br />

prüfen (Loch in Angußbuchse<br />

muß größer sein).<br />

7. Effizienteren Angußabreißer<br />

verwenden.<br />

Fehler Abhilfe<br />

Bindenähte ohne 1. Einspritzdruck erhöhen.<br />

ausreichende 2. Kompaktierzeit/-druck<br />

Festigkeit<br />

3. Werkzeugtemperatur erhöhen.<br />

4. Materialtemperatur erhöhen.<br />

5. Entlüftung der Formhöhlung im<br />

Bindenahtbereich.<br />

6. Ausflußkanal dicht neben dem<br />

Bindenahtbereich vorsehen.<br />

7. Lage des Anschnitts ändern, um<br />

Fließweg zu verbessern.<br />

Einfallstellen und/ 1. Einspritzdruck erhöhen.<br />

oder Lunker 2. Kompaktierzeit/-druck erhöhen.<br />

3. Maximale Verfahrgeschwindigkeit<br />

einsetzen.<br />

4. Werkzeugtemperatur erhöhen<br />

(Einfallstellen).<br />

5. Werkzeugtemperatur senken<br />

(Lunker).<br />

6. Materialpolster reduzieren.<br />

7. Anguß, Verteiler oder Anschnitte<br />

vergrößern.<br />

8. Anschnitte näher an dickwandigen<br />

Sektionen anordnen.<br />

Verzug/verformte 1. Werkzeugtemperatur erhöhen,<br />

Teile gleichmäßig?<br />

2. Anschnitt und Verteiler<br />

vergrößern.<br />

3. Einfüllgeschwindigkeit steigern.<br />

4. Einspritzdruck und Kompaktierzeit/-druck<br />

erhöhen.<br />

5. Fließweg prüfen und Anschnittlage<br />

ändern und/oder Teilekonstruktion<br />

verbessern.<br />

9


Anleitung zur Fehlersuche bei Verarbeitungsproblemen<br />

Fehler Abhilfe<br />

Schlechte 1. Gleichmäßige Zykluszeiten<br />

Dimensionskontrolle einstellen.<br />

2. Gleichmäßige Dosierung und<br />

Materialkissen von Zyklus zu<br />

Zyklus.<br />

3. Form so schnell wie möglich<br />

füllen.<br />

4. Hydraulik- und Elektrosysteme<br />

der Maschine auf fehlerhafte<br />

Leistungen überprüfen.<br />

5. Anschnitt vergrößern.<br />

6. Formhöhlungen strömungsgünstig<br />

auslegen.<br />

7. Anzahl an Formhöhlungen<br />

reduzieren.<br />

10


3 – Kriterien für das Spritzgießen<br />

Einheitliche Wanddicke<br />

Bei der Konstruktion von Kunststoffteilen ist eine einheitliche<br />

Wanddicke von ausschlaggebender Bedeutung. Ungleichförmige<br />

Wanddicken können zu großen Verzugs- und Maßhaltigkeitsproblemen<br />

führen. Wird höhere Festigkeit oder Steifigkeit<br />

gefordert, ist es wirtschaftlicher, Rippen vorzusehen, als<br />

die Wanddicke zu vergrößern. Kommt es bei einem Teil auf<br />

eine einwandfreie Oberflächenbeschaffenheit an, sollten Rippen<br />

weitgehend vermieden werden, da Einfallstellen auf der<br />

Außenfläche unvermeidlich sind. Kann bei einem solchen Teil<br />

auf Rippen nicht verzichtet werden, lassen sich Einfallstellen<br />

häufig durch konstruktive Details verbergen, zum Beispiel<br />

durch eine Gegenrippe, eine strukturierte Oberfläche usw.<br />

Selbst wenn einheitliche Wandstärken angestrebt werden,<br />

können unbeabsichtigte größere Querschnitte auftreten, die<br />

nicht nur Einfallstellen, sondern auch Lunker und ungleichmäßige<br />

Schwindung zur Folge haben. So kann zum Beispiel<br />

ein einfaches L-Profil (Abb. 3.01) mit einer scharfen Außenkante<br />

und einer ordnungsgemäß ausgerundeten Innenkante<br />

wegen der größeren Wandstärke im Kantenbereich zu Problemen<br />

führen. Um eine einheitliche Wanddicke zu erzielen, sollte<br />

eine Außenrundung wie in Abb. 3.02 verwendet werden.<br />

Durch Verarbeitung<br />

Moulded in stresses<br />

eingebrachte Eigenspannungen<br />

Warpage<br />

VerzugSinks<br />

Einfallstellen Voids<br />

LunkerWider<br />

tolerances<br />

grössere Toleranzen<br />

Einfallstelle Sink Mark<br />

unterschiedliche<br />

Schwindung<br />

Differencial<br />

Shrinkage<br />

Einfallstelle<br />

Sink Mark<br />

ungünstig günstig ungünstig<br />

Einzug Draw-In<br />

Abb. 3.01 Auswirkungen ungleicher Wanddicken auf Spritzgußteil<br />

Abb. 3.02 Wandstärke im Kantenberreich<br />

Konstruktionshinweise<br />

Andere Methoden, gleichförmige Wanddicken zu konstruieren,<br />

werden in den Abbildungen 3.03 und 3.04 gezeigt.<br />

Natürlich stehen dem Konstrukteur mehrere Möglichkeiten<br />

offen, auftretenden Problemen aus dem Wege zu gehen.<br />

Auch durch Auskernen lassen sich einheitliche Wanddicken<br />

erzielen. Abb. 3.04 zeigt, wie eine Konstruktion durch Auskernen<br />

verbessert werden kann. Wenn sich unterschiedliche<br />

Wanddicken nicht vermeiden lassen, sollte der Konstrukteur<br />

einen allmählichen Übergang von einer Wanddicke zur<br />

anderen vorsehen.<br />

Abrupte Änderungen der Wanddicken führen immer zu<br />

erhöhten Spannungen. Darüberhinaus sollte das Werkzeug<br />

nach Möglichkeit im Bereich des größten Querschnitts<br />

angebunden sein, um eine einwandfreie Füllung zu gewährleisten<br />

(Abb. 3.05).<br />

Als allgemeine Regel sollte die geringste Wanddicke<br />

verwendet werden, bei der das Teil sich noch einwandfrei<br />

verhält. Dünne Wandungen erstarren schneller als dicke.<br />

Abb. 3.06 zeigt den Einfluß der Wanddicke auf die Produktionsgeschwindigkeit.<br />

Rippen Gewindeaugen<br />

Gute Auslegungen Nein<br />

Weniger gute Auslegungen Ja<br />

Abb. 3.03 Abmessungen von Rippen<br />

A<br />

A A–A<br />

Abb. 3.04 Auslegung auf einheitliche Wanddicke<br />

11


Anschnitt<br />

1,5 t<br />

Relative Fertigungskosten<br />

Cycle Cost Factor<br />

8<br />

4<br />

1<br />

schlecht<br />

Auskernung<br />

scharfe Ecke<br />

DELRIN® 100,500,900<br />

besser<br />

Abb. 3.05 Übergang zwischen unterschiedlichen Wanddicken<br />

1 6<br />

Wanddicke Part Thickness des Teils (mm) in mm<br />

Konizität und Auswerferstifte<br />

3 t<br />

gut<br />

Toleranzbereich<br />

Fine Tolerance<br />

«Präzision»<br />

Toleranzbereich<br />

«Standard»<br />

Normal Tolerance<br />

Anschnitt<br />

Abb. 3.06 Relative Fertigungskosten als Funktion der Teiledicke<br />

Die Konizität ist entscheidend für das Entformen der Teile<br />

aus dem Werkzeug. Wird eine minimale Konizität erwünscht,<br />

kann ein Polieren der Entformungsschräge dazu beitragen,<br />

das Ausdrücken der Teile aus dem Werkzeug zu erleichtern.<br />

Die nachstehende Tabelle kann als Richtlinie verwendet<br />

werden.<br />

Tabelle 3.01 Winkel der Konizität*<br />

Flache Konizität Tiefe Konizität<br />

(weniger als (mehr als<br />

25 mm tief) 25 mm tief)<br />

CRASTIN ® PBT 0 – 1 ⁄4° 1 ⁄2°<br />

DELRIN ® 0 – 1 ⁄4° 1 ⁄2°<br />

ZYTEL ® 0 – 1 ⁄8° 1 ⁄4° – 1 ⁄2°<br />

Verstärkte Polyamide 1 ⁄4° – 1 ⁄2° 1 ⁄2° – 1°<br />

Verstärktes PBT<br />

1 ⁄2°<br />

1 ⁄2° – 1°<br />

RYNITE ® PET<br />

1 ⁄2°<br />

1 ⁄2° – 1°<br />

* Für hochglänzende strukturierte Oberflächen Konizität um 1° pro 0,025 mm Strukturtiefe<br />

erhöhen.<br />

12<br />

Werden zur Zwangsentformung Auswerferstifte verwendet,<br />

ist deren richtige Anordnung wichtig, da sie die Teile beim<br />

Ausdrücken beschädigen können. Auch muß die Stiftfläche<br />

groß genug sein, um ein Durchstoßen, Beschädigen oder<br />

Markieren der Teile zu verhindern. In einigen Fällen kann es<br />

erforderlich sein, die Auswerferstifte durch Abstreifplatten<br />

oder -ringe zu ergänzen oder zu ersetzen.<br />

Ausrundungen und Rundungshalbmesser<br />

Scharfe Ecken und Einkerbungen sind wohl die häufigsten<br />

Ursachen für das Versagen von Kunststoffteilen. Dies ist auf<br />

eine abrupte Spannungszunahme in den scharfen Ecken<br />

zurückzuführen und hängt von der spezifischen Geometrie<br />

des Teils und der Schärfe der Ecke oder der Einkerbung ab.<br />

Die meisten <strong>Kunststoffe</strong> sind kerbempfindlich, und die<br />

höhere Spannung im Bereich der Einkerbung, auch «Kerbspannung»<br />

genannt, führt zur Rißbildung. Um sicherzustellen,<br />

daß eine bestimmte Zone einer Konstruktion innerhalb<br />

sicherer Spannungsgrenzen liegt, können die Spannungskonzentrationsfaktoren<br />

für alle Eckbereiche berechnet werden.<br />

Formeln für spezifische Profile finden sich in den Nachschlagewerken<br />

zur Spannungsanalyse. Abb. 3.07 zeigt ein<br />

Beispiel für die Spannungsfaktoren, die an der Ecke eines<br />

Kragträgers wirksam werden.<br />

Aus dieser Kurve läßt sich die Faustregel für das Maß der<br />

Ausrundung ableiten: der Rundungshalbmesser sollte der<br />

halben Wanddicke des Teils entsprechen. Wie die Kurve<br />

zeigt, läßt sich die Spannung durch Verwendung eines<br />

größeren Halbmessers nur noch unwesentlich senken.<br />

In spritzgießtechnischer Hinsicht ermöglichen glatte Ausrundungen<br />

im Gegensatz zu scharfen Ecken strömungsgünstige<br />

Fließwege im Werkzeug und erleichtern das Ausdrücken<br />

der Teile. Ausrundungen verlängern auch die Lebensdauer<br />

des Werkzeugs, weil sie Auswaschungen im Werkzeug verringern.<br />

Der empfohlene Mindesthalbmesser für Ecken ist<br />

0,5 mm und läßt sich in aller Regel auch dort verwirklichen,<br />

wo eine scharfe Kante erforderlich ist (Abb. 3.08).<br />

Spannungskonzentrationsfaktor<br />

Stress-Concentration Factor<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0<br />

P = Beaufschlagte Last<br />

P = Applied Load<br />

R = Ausrundungshalbmesser<br />

Fillet Radius<br />

T = Teildicke Thickness<br />

Üblicher Usual Wert<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

R/T<br />

Abb. 3.07 Spannungskonzentrierende Faktoren bei einer<br />

freitragenden Struktur<br />

R<br />

P<br />

T


Rundung Radii der on Exterior Außenecken Rundung Radii der on Interior Innenecken<br />

of Corner<br />

of Corner<br />

Abb. 3.08 Verwendung von Außen- und Innenrundungen<br />

Gewindeaugen<br />

Gewindeaugen werden als Montagehilfe oder zur Verstärkung<br />

von Löchern eingesetzt. Abb. 3.09 zeigt ein Konstruktionsbeispiel.<br />

In der Regel sollte der Außendurchmesser eines Gewindeauges<br />

2 bis 3mal so groß sein wie der Lochdurchmesser, um<br />

eine ausreichende Festigkeit zu gewährleisten. Für die Konstruktion<br />

von Gewindeaugen gelten die gleichen Grundsätze<br />

wie für Rippen, d.h. dicke Querschnitte sollten vermieden<br />

werden, um die Bildung von Lunkern und Einfallstellen<br />

sowie verlängerte Zykluszeiten zu vermeiden.<br />

Eine weniger gute Auslegung von Gewindeaugen kann zu<br />

Einfallstellen (oder sogar Lunkern) führen, siehe Abb. 3.10.<br />

Bindenähte in Gewindeaugen sollten vermieden werden.<br />

Abb. 3.09 Gute Auslegung eines Gewindeauges<br />

Rippen<br />

Einfallstellen<br />

Einfallstelle<br />

Verstärkungsrippen sind ein wirksames Hilfsmittel, um die<br />

Steifigkeit und Festigkeit von Spritzgußteilen zu erhöhen.<br />

Der richtige Einsatz von Rippen kann Material und Gewicht<br />

einsparen, die Spritzzyklen verkürzen und dicke Querschnittbereiche<br />

vermeiden helfen, die beim Spritzgießen zu Problemen<br />

führen könnten. Wenn Einfallstellen auf der einer Rippe<br />

gegenüberliegenden Seite nicht akzeptabel sind, können sie<br />

durch strukturierte Oberflächen oder andere geeignete Unterbrechungen<br />

im Bereich der Einfallstelle kaschiert werden.<br />

Rippen sollten nur verwendet werden, wenn der Konstrukteur<br />

überzeugt ist, daß die tragende Funktion des Teils dadurch<br />

wesentlich verbessert werden kann. Der Begriff «wesentlich»<br />

ist hier hervorzuheben, weil Rippen allzu häufig als zusätzlicher<br />

Sicherheitsfaktor vorgesehen werden, aber nur Verzug<br />

und Spannungskonzentration bewirken. Es ist besser, im<br />

Zweifelsfall beim Entwurf erst einmal auf Rippen zu verzichten;<br />

sie lassen sich nachträglich immer noch problemlos<br />

vorsehen, wenn Tests mit Prototypen dies aufzeigen.<br />

Konstruktion mit Rippen siehe Kap. 4.<br />

Löcher und Auskernungen<br />

Einfallstelle<br />

Abb. 3.10 Weniger gute Auslegung eines Gewindeauges<br />

Löcher in Spritzgußteilen lassen sich auf einfache Weise durch<br />

Lochstifte erzeugen, die in die Formhöhlung hineinragen.<br />

Durchgängige Löcher lassen sich leichter spritzen als Sacklöcher,<br />

weil der Lochstift an beiden Enden abgestützt werden<br />

kann. Sacklöcher, die durch an nur einem Ende befestigte<br />

Lochstifte erzeugt werden, können exzentrisch ausfallen, wenn<br />

der Lochstift durch den Druck der einströmenden Schmelze<br />

in die Formhöhlung bewegt wird. Deshalb ist die Tiefe eines<br />

Sacklochs im allgemeinen auf das Doppelte des Lochstiftdurchmessers<br />

begrenzt. Um eine größere Lochtiefe zu erzielen,<br />

kann ein stufenförmiger Lochstift verwendet werden, oder<br />

eine Wandung wird mit einer Gegenbohrung versehen, um die<br />

Länge des freitragenden Lochstiftes zu verringern (Abb. 3.11).<br />

Löcher, deren Achse senkrecht zur Öffnungsrichtung des<br />

Werkzeugs verläuft, erfordern einziehbare Lochstifte oder<br />

zweigeteilte Werkzeuge. Bei einigen Konstruktionen läßt<br />

sich dies umgehen, indem man Löcher in senkrecht zur<br />

Trennebene verlaufenden Wandungen plaziert und Stufen<br />

oder extreme Konizitäten in der Wandung vorsieht (Abb. 3.12).<br />

Lochstifte sollten poliert und mit einer Entformungsschräge<br />

versehen werden, um das Ausdrücken zu erleichtern.<br />

13


Werden Bindenähte, die durch das Fließen der Schmelze um<br />

Lochstifte herum verursacht werden, aus Gründen der Festigkeit<br />

oder des Aussehens nicht zugelassen, können die<br />

Löcher – wie in Abb. 3.13 dargestellt – angesenkt oder teilweise<br />

ausgekernt werden, um ein anschließendes Bohren zu<br />

erleichtern.<br />

Die nachstehende Anleitung, die sich auf Abb. 3.14 bezieht,<br />

kann dazu beitragen, Rißbildung oder ein Ausreißen des<br />

Kunststoffteils zu vermeiden.<br />

d = Durchmesser<br />

b ≥ d<br />

c ≥ d<br />

D ≥ d<br />

t = Wanddicke<br />

Für ein Sackloch sollte die Dicke des Bodens nicht weniger<br />

als 1 ⁄ 6 des Lochdurchmessers betragen, um ein Ausbauchen<br />

zu vermeiden (Abb. 3.15A). Abb. 3.15B zeigt eine bessere<br />

Konstruktion, bei der die Wanddicke überall gleich ist und<br />

scharfe Ecken, an denen sich eine Spannungskonzentration<br />

bilden könnte, vermieden werden.<br />

Fig. 3.11 Stufenförmiges Lochstift, Gegenbohrung<br />

14<br />

Stufenförmiges Loch<br />

Gegenbohrung<br />

Querschnitt A–A<br />

Fig. 3.12 Löcher senkrecht zur Trennebene<br />

Anschnitt<br />

A<br />

Fig. 3.13 Bohrlöcher<br />

Loch senkrecht zur<br />

Öffnungsrichtung<br />

Auskernung<br />

Formhöhlung<br />

Kunststoffteil<br />

Kunststoffteil<br />

Bindenähte<br />

A B<br />

Bohrlöcher<br />

gespritzte<br />

Ansenkung<br />

QuerschnittA-A<br />

Werkzeug<br />

Querschnitt<br />

A<br />

A<br />

Kunststoffteil<br />

parallel zur Konizität<br />

gespritzte Ansenkung<br />

Ansenkung<br />

Ansenkung<br />

Kunststoffteil<br />

Hinterschneidung<br />

senkrecht zur Konizität<br />

gespritzte<br />

Ansenkung<br />

2/3 D D


Lochkonstruktion<br />

Fig. 3.14 Lochkonstruktion<br />

D<br />

Fig. 3.15 Sacklöcher<br />

Gewinde<br />

1/6 D<br />

Min.<br />

d<br />

Soweit erforderlich, lassen sich beim Spritzgießen auch<br />

Außen- und Innengewinde automatisch in das Teil einbringen,<br />

so daß sich ein späteres Nachschneiden des Gewindes<br />

erübrigt.<br />

Außengewinde<br />

Teile mit Außengewinden lassen sich auf zweierlei Weise<br />

spritzgießen. Die preiswerteste Methode besteht darin, die<br />

Trennebene mitten durch das Gewinde verlaufen zu lassen,<br />

siehe Abb. 3.16. Dabei sollte jedoch beachtet werden, daß es<br />

im allgemeinen nicht möglich ist, eine Hinterschneidung in<br />

der Trennebene zu vermeiden. Dies führt beim Ausdrücken<br />

meist zu einer Verformung des Gewindes. Wenn dies nicht<br />

hingenommen werden kann oder die Gewindeachse in der<br />

Richtung der Werkzeugöffnung verläuft, besteht die Alternative<br />

darin, das Werkzeug mit einer externen, gewindelösenden<br />

Vorrichtung zu versehen.<br />

Innengewinde<br />

Teile mit Innengewinden werden gespritzt, indem man automatische<br />

gewindelösende Vorrichtungen oder zusammenfaltbare<br />

Backeneinsätze verwendet. Eine dritte Methode besteht<br />

darin, manuell eingelegte Gewindeeinsätze zu verwenden,<br />

die zusammen mit dem Teil aus dem Werkzeug ausgedrückt<br />

und später ausgeschraubt werden.<br />

c<br />

b<br />

A<br />

Querschnitt A–A<br />

A B<br />

D<br />

d<br />

t<br />

A<br />

C<br />

t<br />

Abstreifgewinde<br />

Werden mit Gewinde versehene Teile vom Werkzeug abgestreift,<br />

muß das Gewinde ein Walzen- oder Rundgewinde<br />

sein. Die normale Konfiguration ist in Abb. 3.17 dargestellt;<br />

dabei ist R = 0,33 Steigung. Die Erfordernisse für Abstreifgewinde<br />

entsprechen weitgehend denen für Hinterschneidungen.<br />

Mit Gewinden versehene Teile, bei denen das Verhältnis<br />

von Durchmesser zur Wanddicke größer als 20: 1 ist,<br />

lassen sich normalerweise aus einem Werkzeug abstreifen.<br />

Abb. 3.18 und 3.19 zeigen Methoden der Zwangsentformung.<br />

Negativ-Werkzeug<br />

Female tool<br />

Steigung Pitch<br />

geöffnetes<br />

Werkzeug<br />

Abstreifplatte<br />

Stripper<br />

oder -buchse plate or<br />

sleeve<br />

Auswerferrichtung<br />

R<br />

Clearance between stripper<br />

and apex of thread = 1 Abstand zwischen Abstreifer und<br />

Scheitelpunkt des Gewindes /2 R=<br />

1/2 R<br />

Auswerferstift<br />

gespritztes<br />

Außengewinde<br />

Abb. 3.16 Spritzgießen von Außengewinden ohne seitliche<br />

Auskernung<br />

feststehendes<br />

Positiv-Werkzeug<br />

Fixed threaded<br />

male core<br />

(Stempel) mit<br />

Gewinde<br />

Gangtiefe Depth of thread = R = R<br />

Quelle: Injection-Mould Design Fundamentals, A. B. Glanville and E. N. Denton<br />

Machinery Publishing Co., London 1965<br />

Abb. 3.17 Abstreifen walzenförmiger Gewinde<br />

Fall 2: Spritzgußteil mit Außengewinde; Werkzeug<br />

geöffnet, Teil in der Negativ-Formhöhlung<br />

negative Formhöhlung<br />

Spritzgußteil<br />

feststehender Lochstift<br />

Abb. 3.18 Auswerfen gerundeter Hinterschneidungen in Form eines<br />

Außengewindes<br />

15


Einfluß des Kriechens<br />

Werden durch Gewinde miteinander verbundene Teile aus<br />

Metall und Kunststoff konstruiert, empfiehlt es sich, das<br />

Metallteil außen und das Kunststoffteil innen anzuordnen, das<br />

heißt, das Außengewinde sollte sich am Kunststoffteil befinden.<br />

Bei einer aus Metall und Kunststoff zusammengefügten<br />

Konstruktion müssen jedoch die sehr unterschiedlichen linearen<br />

Wärmeausdehnungs-koeffizienten von Metall und Kunststoff<br />

sorgfältig beachtet werden. Temperaturspannungen, die<br />

sich aus diesem Unterschied ergeben, führen nach einer längeren<br />

Zeitspanne zum Kriechen oder zur Spannungsrelaxation<br />

des Kunststoffteils, besonders wenn die Konstruktion schwankenden<br />

oder hohen Einsatztemperaturen ausgesetzt ist. Muß<br />

das Kunststoffteil außen liegen, wird oft eine Verstärkungsmuffe<br />

aus Metall erforderlich sein, vgl. Abb. 3.22.<br />

Hinterschneidungen<br />

Hinterschneidungen werden unter Verwendung mehrteiliger<br />

Werkzeuge oder zusammenfaltbarer Kerne gebildet.<br />

16<br />

Fall 1: Spritzgußteil mit Innengewinde; Werkzeug geöffnet,<br />

Teil auf dem Lochstift<br />

Negativwerkzeug<br />

Spritzteil gleitender Auswurfring<br />

Lochstift<br />

Auswerfrichtung<br />

Abb. 3.19 Auswerfen gerundeter Hinterschneidungen in Form<br />

eines Innengewindes<br />

gut<br />

1 mm<br />

Abb. 3.20 Korrekte Gewindeenden<br />

1 mm<br />

schlecht<br />

1 mm<br />

1 mm<br />

Abb. 3.21 Empfohlener Endabstand von Gewinden<br />

1 mm<br />

Metallverstärkung<br />

Nein Ja<br />

Abb. 3.22 Metall-Kunststfoff Verbindungen<br />

Innere Hinterschneidungen lassen sich spritzen, indem man<br />

zwei getrennte Lochstifte wie in Abb. 3.23 A verwendet.<br />

Dies ist eine sehr praktische Methode, bei der aber darauf<br />

geachtet werden muß, daß sich an der Berührungsstelle der<br />

beiden Stifte kein Grat bildet.<br />

Abb. 3.23B zeigt eine andere Methode, bei der die Hinterschneidung<br />

durch eine benachbarte Wandung erfolgt.<br />

Exzentrisch geformte Ausdrückstifte können für Hinterschneidungen<br />

oder Löcher in Innenwänden eingesetzt<br />

werden (Abb. 3.23C).<br />

Hinterschneidung<br />

A B<br />

Lochstifte-<br />

Trennebene<br />

Formhöhlung<br />

Spritzgußteil<br />

exzentrischer<br />

Auswerferstift<br />

Auswerferplatte<br />

Stempel<br />

Kunststoffteil<br />

Kunststoffteil<br />

Abb. 3.23 Methoden für Hinterschneidungen<br />

Die vorstehenden Methoden machen eine Zwangsentformung<br />

überflüssig und umgehen so die damit verbundene<br />

Begrenzung der Hinterschneidungstiefe.<br />

Hinterschneidungen lassen sich auch herstellen, indem das<br />

Formteil im Werkzeug über den Hinterschnitt zwangsentformt<br />

wird. Dabei muß das Werkzeug so konstruiert sein,<br />

daß beim Abziehvorgang die erforderliche Auslenkung für<br />

die Hinterschneidung vorhanden ist.<br />

Für zwangsentformte Hinterschneidungen gelten für spezifische<br />

<strong>Kunststoffe</strong> ganz bestimmte Richtlinien:<br />

C<br />

– DELRIN ® Polyacetale – Die Teile lassen sich aus der Formhöhlung<br />

abstreifen, wenn die Hinterschneidungen weniger<br />

als 5% des Durchmessers betragen und abgeschrägt sind.<br />

Im allgemeinen eignet sich für hinterschnittene Bohrungen<br />

nur die Kreisform. Andere Formen wie Rechtecke beinhalten<br />

hohe Spannungskonzentrationen in den Ecken, die<br />

ein erfolgreiches Abstreifen verhindern.<br />

Ja<br />

Formhöhlung<br />

Auswerferteil<br />

Spritzgußteil,<br />

entformt<br />

Bewegung<br />

des Auswerferstiftes


Ein zusammenfaltbarer Kern oder andere vorstehend<br />

beschriebene Methoden sollten verwendet werden, um<br />

einwandfreie Teile mit Hinterschneidungen von mehr als<br />

5% zu erzielen.<br />

– ZYTEL ® Polyamide – Teile aus ZYTEL ® mit Hinterschneidungen<br />

von 6% bis 10% lassen sich im allgemeinen noch<br />

aus der Formhöhlung abstreifen. Abb. 3.24 zeigt, wie die<br />

zulässige Hinterschneidung zu berechnen ist. Sie ist von<br />

der Wanddicke und dem Durchmesser abhängig. Die Hinterschneidung<br />

sollte abgeschrägt sein, um das Ausdrücken<br />

aus dem Werkzeug zu erleichtern und eine Überbeanspruchung<br />

des Teils zu vermeiden.<br />

% Hinterschneidung<br />

=<br />

(A – B) · 100<br />

B<br />

% Hinterschneidung<br />

=<br />

(A – B) · 100<br />

C<br />

B<br />

A<br />

C<br />

B<br />

A<br />

– Verstärkte <strong>Kunststoffe</strong> – Obwohl für Hinterschneidungen<br />

bei glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n faltbare Kerne oder<br />

mehrteilige Werkzeuge empfohlen werden, um beim Entformen<br />

hohe Spannungen weitgehend zu vermeiden, lassen<br />

sich sorgfältig konstruierte Hinterschneidungen auch<br />

zwangsentformen. Die Hinterschneidung sollte gerundet<br />

sein und beim Entformen aus einem 40° C heißen Werkzeug<br />

nicht mehr als 1% betragen. Erfolgt dagegen die<br />

Zwangsentformung aus einem 90° C heißen Werkzeug,<br />

darf die Hinterschneidung auf 2% vergrößert werden.<br />

Umspritzte Einlegeteile<br />

Innenseite<br />

des<br />

Spritzgußteils<br />

Außenseite<br />

des<br />

Spritzgußteils<br />

Abb. 3.24 Zulässige Hinterschneidungen für ZYTEL ®<br />

Bei einer Reihe von Konstruktionen lassen sich durch zusätzliche<br />

Rippen, Gewindeaugen oder Einlegeteile manche Probleme<br />

lösen; zugleich können dadurch aber auch neue Probleme<br />

entstehen. Rippen können die erforderliche Steifigkeit<br />

bewirken, aber Verzug zur Folge haben. Gewindeaugen dienen<br />

zwar als geeignete Befestigung für selbstschneidende<br />

Schrauben, rufen aber in vielen Fällen Einfallstellen an der<br />

Oberfläche hervor. Gewindeenthaltende Einlegeteile hingegen<br />

bewirken, daß das Teil viele Male montiert und wieder demontiert<br />

werden kann, ohne das Gewinde zu beeinträchtigen.<br />

Angesichts dieser möglichen Probleme ist zu fragen, wann<br />

Einlegeteile verwendet werden sollten. Die Antwort ist die<br />

gleiche wie für Rippen und Gewindeaugen: Einlegeteile sollten<br />

verwendet werden, wenn eine funktionelle Notwendigkeit<br />

dafür besteht und das verbesserte Verhalten des Produktes<br />

die zusätzlichen Kosten rechtfertigt.<br />

B<br />

A<br />

C<br />

B<br />

A<br />

Es gibt vier Hauptgründe für die Verwendung von Einlegeteilen<br />

aus Metall:<br />

– um Gewinde zu erhalten, die unter Dauerlast einsetzbar<br />

sind oder eine häufige Demontage des Teils ermöglichen;<br />

– um enge Toleranzen bei Innengewinden einzuhalten;<br />

– um eine dauerhafte Verbindung zweier hochbelasteter tragender<br />

Teile zu ermöglichen, z.B. eines Zahnrades mit<br />

einer Welle;<br />

– um ein elektrisch leitendes Teil herzustellen.<br />

Sobald feststeht, daß Einlegeteile erforderlich sind, sollten<br />

alternative Methoden zu ihrer Befestigung erwogen werden.<br />

Statt Einlegeteile zu umspritzen, sollte man prüfen, ob sie<br />

mit Preßpassungen, Schnappsitzen oder Ultraschall-Schweißverfahren<br />

befestigt werden können. Ausschlaggebend sind die<br />

Gesamtherstellungskosten.<br />

In jedem Falle sollten aber – über die bereits erwähnten Nachteile<br />

hinaus – weitere mögliche Nachteile von Einlegeteilen<br />

berücksichtigt werden:<br />

– Einlegeteile können «schwimmen», sich verlagern und das<br />

Werkzeug beschädigen.<br />

– Die Beschickung mit Einlegeteilen ist oft schwierig und<br />

kann den Spritzzyklus verlängern.<br />

– Einlegeteile können eine Vorheizung erforderlich machen.<br />

– Einlegeteile in Ausschußware lassen sich nur schwer<br />

wiedergewinnen.<br />

Der am häufigsten beklagte Nachteil von Einlegeteilen sind<br />

spannungsbedingte Risse im umgebenden Kunststoff. Das<br />

Ausmaß der Spannung läßt sich anhand eines Spannungs/<br />

Dehnungsdiagramms für das jeweilige Material ermitteln.<br />

Um die Umfangsspannung abzuschätzen, geht man davon<br />

aus, daß die Spannung in dem Material, in dem sich das Einlegeteil<br />

befindet, gleich der Formschwindung ist. Multiplizieren<br />

Sie nun die Formschwindung mit dem entsprechenden<br />

Biege-E-Modul des Materials (Schwindung mal E-Modul<br />

gleich Spannung). Ein kurzer Vergleich der Schwindungswerte<br />

von Polyamiden und Acetalhomopolymer kann die<br />

Dinge jedoch besser verdeutlichen.<br />

Polyamid, das einen Schwindungsnennwert von 0,015 mm/mm*<br />

aufweist, ist Acetalhomopolymer mit einem Schwindungsnennwert<br />

von 0,020 mm/mm* deutlich überlegen. Daher stellen mit<br />

ZYTEL ® Polyamid umspritzte Einlegeteile keine so großen<br />

Probleme in bezug auf Rißbildung dar.<br />

Der höhere Schwindungswert für Acetalhomopolymer ergibt<br />

eine Spannung von etwa 52 MPa, die etwa 75 Prozent der<br />

Bruchfestigkeit des Materials entspricht. Die Dicke des<br />

Wulstmaterials, das ein Einlegeteil umgibt, muß ausreichend<br />

bemessen sein, um dieser Spannung standzuhalten. Mit<br />

zunehmender Dicke nimmt auch die Formschwindung zu.<br />

Wenn die Lebensdauer des Teils 100000 Stunden beträgt, wird<br />

die Spannung von 52 MPa auf ungefähr 15 MPa sinken.<br />

* 3,2 mm Wanddicke = empfohlene Spritzparameter<br />

17


Dies würde normalerweise als unkritisch gelten können,<br />

wenn nicht (aus Daten über Kunststoffrohre gewonnene)<br />

Langzeit-Meßdaten für das Kriechverhalten darauf hindeuteten,<br />

daß eine konstante Spannung von 18 MPa über einen<br />

Zeitraum von 100000 Stunden zum Versagen des Acetalhomopolymerteils<br />

führt. Wird das Teil höheren Temperaturen,<br />

höherer Beanspruchung, spannungserhöhenden Faktoren oder<br />

einer belastenden Umgebung ausgesetzt, könnte es leicht zu<br />

Bruch gehen.<br />

Wegen der Möglichkeit eines solchen Langzeitversagens<br />

sollte der Konstruktor schlagzähe Acetaltypen in Betracht<br />

ziehen, wenn Kriterien wie Steifigkeit, geringe Reibung und<br />

federnde Eigenschaften Acetal als das beste Material für diese<br />

bestimmte Anwendung erscheinen lassen. Diese schlagzähen<br />

Typen weisen eine bessere Dehnung, geringere Formschwindung<br />

und eine bessere Beständigkeit gegen Spannungskonzentrationen<br />

auf, wie sie durch die scharfen Kanten von<br />

Einlegeteilen aus Metall hervorgerufen werden.<br />

Da glasfaser- und mineralverstärkte <strong>Kunststoffe</strong> eine geringere<br />

Formschwindung als ihre unverstärkten Grundmaterialien<br />

aufweisen, lassen sie sich in geeigneten Anwendungen<br />

mit Erfolg bei Einsatz von Einlegeteilen ersetzen. Ihre geringere<br />

Dehnung wird durch eine typische geringere Formschwindung<br />

im Bereich von 0,3 bis 1,0% aufgewogen.<br />

Obwohl Bindenähte von <strong>Kunststoffe</strong>n mit hohem Glasfaseroder<br />

Mineralanteil unter Umständen nur 60% der Festigkeit<br />

eines unverstärkten Materials aufweisen, kann eine zusätzliche<br />

Verrippung die Festigkeit der Bindenaht erheblich verbessern<br />

(siehe Abb. 3.25).<br />

Ein weiterer Aspekt, den der Konstrukteur bedenken sollte,<br />

ist die Verwendung nichtmetallischer Materialien ür das<br />

Einlegeteil. So sind bereits Filter aus Polyestergewebe als<br />

Einlegeteile in einem Rahmen aus glasfaserverstärktem<br />

Polyamid verwendet worden.<br />

18<br />

Der Durchmesser des Domes sollte dem<br />

Eineinhalbfachen des Durchmessers des<br />

Einlegeteils entsprechen.<br />

Eine Rippe an der Schweißlinie kann die<br />

Stützwirkung erhöhen.<br />

Ungenügende Tiefe<br />

unter dem Einlegeteil<br />

kann zu schwachen<br />

Bindenähten und<br />

Einfallstellen führen.<br />

Abb. 3.25 Einlegeleteil und Dom<br />

D<br />

t<br />

t<br />

1 ⁄6 D<br />

1,5 D<br />

D<br />

t<br />

Einzelteilkonstruktionen mit Einlegeteilen<br />

Bei der Konstruktion mit Einlegeteilen sind einige Besonderheiten<br />

zu beachten:<br />

– Einlegeteile sollten keine scharfen Ecken aufweisen.<br />

Sie sollten rund sein und gerundete Rändel haben. Eine<br />

Hinterschneidung sollte vorgesehen werden, um ein<br />

Ausreißen zu verhindern (siehe Abb. 3.25).<br />

– Das Einlegeteil sollte mindestens 0,4 mm in die Formhöhlung<br />

des Werkzeuges hineinragen.<br />

– Die Dicke des Materials unterhalb des Einlegeteils sollte<br />

mindestens ein Sechstel des Durchmessers des Einlegeteils<br />

betragen, um Einfallstellen weitgehend zu vermeiden.<br />

– Schlagzäh modifizierte Typen der verschiedenen <strong>Kunststoffe</strong><br />

sollten in Erwägung gezogen werden. Diese Typen<br />

bieten eine höhere Dehnung als die Standardtypen und<br />

sind beständiger gegen Rißbildung.<br />

– Einlegeteile sollten vor dem Spritzgießen vorgeheizt werden:<br />

95° C für Acetal, 120° C für Polyamid. Dieses Verfahren<br />

reduziert die Nachschwindung, dehnt das Einlegeteil<br />

vor und verbessert die Festigkeit der Fließnähte.<br />

– Ausgedehnte Testreihen unter Betriebsbedingungen sollten<br />

durchgeführt werden, um Probleme schon in der Prototyp-Phase<br />

der Produktentwicklung zu erkennen. Die<br />

Tests sollten auch Temperaturzyklen im Bereich der zu<br />

erwartenden Betriebstemperaturen umfassen.<br />

Vom Kostenstandpunkt aus gesehen – insbesondere bei vollautomatisch<br />

und in hohen Stückzahlen hergestellten Anwendungen<br />

– sind die Kosten für den Einsatz von Einlegeteilen<br />

mit denen anderer angewandter Montageverfahren vergleichbar.<br />

Um mit Einlegeteilen das beste Kosten/Leistungsverhältnis<br />

zu erzielen, kommt es entscheidend darauf an, daß<br />

der Konstrukteur weiß, mit welchen Problemen er möglicherweise<br />

zu rechnen hat. Einlegeteile sollten generell<br />

nur dort vorgeschrieben werden, wo sie eine notwendige<br />

Funktion erfüllen.<br />

Für die Berechnung der Ausreißkräfte von Metalleinsätzen<br />

siehe Kapitel 9, «Montagetechniken».<br />

Toleranzen<br />

Die bei der Verarbeitung erreichbare Toleranz entspricht:<br />

∆a = ± (0,1 + 0,0015 a) mm,<br />

mit a = Abmessung (mm)<br />

In dieser Gleichung bleiben Nachschwindung, Wärmedehnung<br />

und/oder Kriechen unberücksichtigt und der Einsatz<br />

von guten Verarbeitungstechniken wird vorausgesetzt. Wird<br />

eine hohe Genauigkeit gefordert, können 70% der obigen<br />

Toleranz erreicht werden. Bei einer etwas gröberen Verarbeitung<br />

sollten 140% gewählt werden.<br />

Bei hochpräziser Verarbeitung sind 40-50% von ∆a<br />

verwendbar.


Schwindung und Verzug<br />

Wird Kunststoffmaterial in eine Formhöhlung gespritzt,<br />

beginnt es abzukühlen und sein Volumen zu reduzieren. Ein<br />

Maß für diese Volumenabnahme ergibt sich durch die Differenz<br />

zwischen dem Volumen im aufgeschmolzenen und im<br />

festen Zustand. Da die Kühlraten im Formnest sehr hoch und<br />

ungleichmäßig sind, weist das erstarrte Material überdies<br />

Eigenspannungen auf. Diese Spannungen können nach dem<br />

Auswerfen des Teils aus dem Formnest nachlassen. Beschleunigt<br />

werden kann dieser Prozeß, indem das Teil temperiert<br />

wird.<br />

Die Schwindung kann mit folgender Gleichung definiert<br />

werden:<br />

S = (D – d) / D (× 100%)<br />

D = Abmessungen des Formnestes<br />

d = Abmessungen des Formteils<br />

Schwindung ist in der Regel nicht isotrop, sondern richtungsabhängig,<br />

vor allem bei glasfaserverstärkten Materialien. Zu<br />

unterscheiden ist:<br />

– Schwindung in Fließrichtung;<br />

– Schwindung quer zur Fließrichtung;<br />

– Schwindung in Abhängigkeit der Dicke.<br />

Die Summe dieser Schwindungen muß der Volumenminderung<br />

eines Materials entsprechen, die sich aus der Differenz<br />

zwischen Schmelze- und Festkörpervolumen oder aus pVT-<br />

Diagrammen ermitteln läßt.<br />

Abgesehen vom Material hängt die Schwindung zudem von<br />

den Verarbeitungsbedingungen (Spritzgeschwindigkeit, Nachdruck,<br />

Nachdruckzeit, Verteiler-/Anschnittabmessungen<br />

und Werkzeugtemperatur), von der Teilegeometrie (während<br />

des Einspritzens kann sich die Fließrichtung ändern) und<br />

der Wandstärke ab (dickwandigere Teile weisen in der Regel<br />

eine dickere mittlere Schicht mit geringerer Orientierung auf).<br />

Die durch Spannungsabbau nach dem Auswerfen erzeugte<br />

Schwindung nennt man Nachschwindung.<br />

Schwindung wird durch Eigenspannungen verursacht, die<br />

wiederum auf anisotrope Schwindungseigenschaften und<br />

ungleichmäßige Schwindungen zurückzuführen sind.<br />

Ein anisotropes Schwindungsverhalten wird hauptsächlich<br />

durch Verstärkungsmaterialien mit hohen Reckverhältnissen<br />

definiert (kurze Glasfasern: Verhältnis = 20), jedoch auch<br />

durch ein unterschiedliches elastisches Verhalten gestreckter<br />

Kristalle während des Füllvorgangs (Restspannungen).<br />

Gründe für ungleichmäßige Schwindungen:<br />

– anisotrope Schwindung;<br />

– ungleichmäßige Wandstärken;<br />

– ungleichmäßige Orientierung;<br />

– ungleichmäßige Werkzeugtemperaturen;<br />

– ungleichmäßiger Nachdruck (Nachdruckzeit).<br />

Computersimulationen wurden entwickelt, um Schwindung<br />

und Verzug vorauszusagen. Die Ergebnisse dieser Voraussagen<br />

werden immer zuverlässiger, vor allem für Teile aus<br />

glasfaserverstärkten Materialien, da heute ebenfalls Methoden<br />

verfügbar sind, die Schwindung in Abhängigkeit der<br />

Dicke mit einschließen. Hier spielt DuPont eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Dennoch sollte man sich bewußt bleiben, daß es sehr schwierig<br />

ist, in allen Fällen gute Ergebnisse zu garantieren, da das<br />

anisotrope Schwindungsverhalten eines glasfaserverstärkten<br />

Materials beispielsweise durch die Schnecke und Düse einer<br />

Spritzgießmaschine sowie durch schmale Anschnitte leicht<br />

beeinflußt werden kann. An diesen Stellen sind beträchtliche<br />

Faserbrüche möglich, die anisotrope Eigenschaften beeinflussen.<br />

19


4 – Berechnungsgleichungen<br />

für tragende Konstruktionen<br />

Kurzzeitbelastungen<br />

Wird ein Kunststoffteil nur kurzfristig (10 bis 20 Minuten<br />

lang) und nicht über seine Elastizitätsgrenze hinaus beansprucht,<br />

lassen sich die klassischen Regeln der Mechanik,<br />

wie sie in Konstruktionshandbüchern zu finden und hier wiedergegeben<br />

sind, mit hinreichender Genauigkeit verwenden.<br />

Diese Formeln beruhen auf dem Hookeschen Gesetz, das<br />

besagt, daß das Teil innerhalb seines Elastizitätsbereiches<br />

nach der Belastung wieder seine ursprüngliche Form annimmt<br />

und die Spannung der Dehnung proportional ist.<br />

Zugbeanspruchung – kurzfristig<br />

Das Hookesche Gesetz lautet wie folgt:<br />

� = �<br />

E<br />

Es bedeuten:<br />

� = Dehnung (%/100) = �l<br />

l<br />

� = Spannung (MPa), definiert als � =<br />

� = Elastizitätsmodul (MPa)<br />

F = Gesamtkraft (N)<br />

A = Gesamtfläche (mm2 )<br />

l = Länge (mm)<br />

�l = Dehnung (mm)<br />

Biegebeanspruchung<br />

Bei der Biegebeanspruchung errechnet sich die maximale<br />

Spannung wie folgt:<br />

�b = My = M<br />

I Z<br />

Es bedeuten:<br />

�b = Biegespannung (MPa)<br />

M = Biegemoment (Nmm)<br />

I = axiales Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />

y = Randfaserabstand (mm)<br />

Z = Widerstandsmoment (mm3 I<br />

)<br />

y<br />

Die I- und -Werte für einige typische Querschnitte sind in<br />

Tabelle 4.01 aufgeführt.<br />

Träger<br />

Verschiedene Lastfälle für den Träger sind in Tabelle 4.02<br />

aufgeführt.<br />

F<br />

A<br />

Träger unter Torsionsbeanspruchung<br />

Wird ein Kunststoffteil auf Verdrehung beansprucht, ist das<br />

Versagenskriterium die Überschreitung der Scherfestigkeit.<br />

Die Grundformel für die Torsionsspannung lautet: � = MTr K<br />

Es bedeuten:<br />

� = Scherspannung (MPa)<br />

MT = Verdrehungsmoment (N · mm)<br />

r = Radius (mm)<br />

K = polares Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />

Formeln für Querschnitte unter Torsionsbeanspruchung sind<br />

in Tabelle 4.03 aufgeführt.<br />

Um den Verdrehungswinkel � eines Teils mit der Länge l zu<br />

bestimmen, wird die folgende Gleichung verwendet:<br />

� = MTl KG<br />

Es bedeuten:<br />

� = Verdrehungswinkel (Bogenmaß)<br />

K = polares Flächenträgheitsmoment (mm4 )<br />

l = Tragende Länge (mm)<br />

G = Schubmodul (MPa)<br />

Zur Berechnung des Schubmoduls G wird die folgende Gleichung<br />

verwendet:<br />

G =<br />

E<br />

2 (1+�)<br />

(für isotrope Materialien)<br />

Es bedeuten:<br />

E = Modul (MPa)<br />

� = Poissonsche Zahl, generell für <strong>Kunststoffe</strong>:<br />

E < 500: � = 0,45<br />

500 < E < 2500: � = 0,40<br />

E > 2500: � = 0,35<br />

Rohre und Druckgefäße<br />

Der Innendruck in einem Rohr, Schlauch oder Druckgefäß<br />

erzeugt drei Arten von Spannungen: Umfangs- bzw. Tangential-,<br />

Axial- und Radialspannung. Siehe Tabelle 4.04<br />

Knicken von Stäben, Ringen und Bögen<br />

Das Spannungsniveau eines kurzen Stabes unter Druckbelastung<br />

ergibt sich aus der Gleichung<br />

�c = F<br />

A<br />

Kurze Stäbe versagen durch das Überschreiten der Druckfestigkeit.<br />

Mit zunehmender Länge des Stabes verliert diese<br />

einfache Gleichung aber ihre Gültigkeit und der Stab neigt<br />

mehr und mehr zum Ausknicken. Um zu bestimmen, ob es<br />

zu einem Ausknicken kommen wird, soll ein dünner Stab<br />

mit der Länge l angenommen werden, der reibungsfreie<br />

gerundete Enden hat und mit der Kraft F belastet wird. Mit<br />

zunehmender Kraft F verkürzt sich der Stab entsprechend<br />

dem Hookeschen Gesetz.<br />

21


F kann erhöht werden, bis ein kritischer Wert F C erreicht<br />

wird. Jede über F C hinausgehende Beanspruchung läßt den<br />

Stab ausknicken. Die Gleichung für diesen Fall lautet<br />

F C = �2 Et I<br />

l 2<br />

und wird als das Eulersche Gesetz für Stäbe mit runden<br />

Enden bezeichnet.<br />

In dieser Formel sind:<br />

Et = Tangentenmodul bei Spannung Sc I = Trägheitsmoment des Querschnitts<br />

Ein Sicherheitsfaktor von 3 bis 4 sollte verwendet werden.<br />

Liegt der Wert für FC unterhalb der zulässigen Grenze für<br />

reine Kompromisse, sollte daher die Knickformel benutzt<br />

werden.<br />

Bei von gerundeten Enden abweichenden Bedingungen, wie<br />

sie für die meisten Kunststoffteile gelten, ändert sich auch<br />

die Grenzbeanspruchung FC. Vgl. Tabelle 4.05 für andere<br />

Randbedingungen bei belasteten Stäben.<br />

Flache Platten<br />

Eine weitere bei der Konstruktion von Kunststoffteilen anzutreffende<br />

Standardform ist die flache Platte. Ihre Analyse<br />

kann für die Konstruktion von Produkten wie Pumpengehäusen<br />

und Ventilen nützlich sein.<br />

Einige der gebräuchlichsten geometrischen Formen sind in<br />

Tabelle 4.06 dargestellt.<br />

Beliebige Strukturen<br />

Viele spritzgegossene Formteile haben eine Form, die sich<br />

nicht mit den Strukturen in den Tabellen 4.01 bis 4.06 vergleichen<br />

läßt.<br />

Verformungen und Spannungen in diesen Teilen lassen sich<br />

mit der Finite-Elemente-Technik analysieren.<br />

In bezug auf empfohlene Materialeigenschaften, zu verwendende<br />

Vernetzung, Belastungssimulation und Randbedingungen<br />

sowie Bewertung der Resultate kann der technische<br />

Kundendienst von DuPont Hilfestellung leisten.<br />

Äquivalenzspannung / zulässige Spannung<br />

Zug- und Biegespannungen wirken immer senkrecht (normal)<br />

zum Querschnitt, Scherspannungen hingegen parallel zum<br />

Querschnitt. An einer gegebenen Stelle wirken häufig mehrere<br />

Spannungsarten gleichzeitig. Um die «Gefahrenstufe»<br />

eines solchen mehraxigen Spannungszustandes in nur einer<br />

einzigen Zahl auszudrücken, werden Vergleichsspannungen<br />

verwendet. Eine bekannte Gleichung zur Berechnung der<br />

Vergleichsspannungen in isotropen Materialien ist das «Von<br />

Mises» Kriterium (zweidimensional):<br />

� eq, VonMises = �� x 2 + �y 2 – �x � y + 3� xy<br />

mit: � x, � y: Normalspannung<br />

22<br />

� xy: Scherspannung<br />

gemäß:<br />

σ x<br />

σ y<br />

τ xy<br />

«Tresca» ist ein weiteres bekanntes Kriterium:<br />

� eq, Tresca = � 1 – � 2<br />

mit: � 1 = maximale Hauptspannung<br />

� 2 = minimale Hauptspannung (≤ 0)<br />

Hauptspannungen sind normale Spannungen an einem gegebenen<br />

Ort, wobei die Querschnittsebene derart gedreht wird,<br />

daß die Scherspannung � xy = 0 ist, siehe Bild oben.<br />

Die Äquivalenzspannung sollte bei Konstruktionsbedingungen<br />

unterhalb der an Prüfkörpern gemessenen Streckgrenze<br />

liegen. Hierbei müssen von der Anwendung abhängige Sicherheitsfaktoren<br />

berücksichtigt werden:<br />

�eq ≤ �gesamt = �Zug/S mit: S = Sicherheitsfaktor (≥ 1).<br />

für statische Belastungen empfohlen: S = 1,5–2,0.<br />

τ xy<br />

σ y<br />

Spröde Materialien<br />

Für spröde Materialien (�B < 5%) sollten auch folgende<br />

Bedingungen erfüllt sein:<br />

�B E<br />

�eq ≤<br />

S × SCF<br />

wobei: �B = Bruchdehnung (%/100)<br />

E = Elastizitätsmodul<br />

S = Sicherheitsfaktor (≥ 1)<br />

SCF = Spannungskonzentrationsfaktor (≥ 1):<br />

normale Konstruktion = SCF = 3,0<br />

gut abgerundet = SCF = 2,0<br />

scharfe Kanten = SCF = 4,0 – 6,0<br />

Modul für isotrope Materialien<br />

Für die Analysen von Verformungen, Spannungen und zulässigen<br />

Belastungen ist der Elastizitätsmodul erforderlich.<br />

Werte für die meisten technischen <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />

sind im CAMPUS zu finden. Diese Datenbank kann kostenlos<br />

aus dem Internet heruntergeladen werden. Man sollte<br />

jedoch bedenken, daß die im CAMPUS angegebenen Werte<br />

gemäß ISO-Normen gemessen wurden und diese Normen<br />

nicht unbedingt mit den tatsächlichen Bedingungen vergleichbar<br />

sind, beispielsweise hinsichtlich der aufgebrachten Belastung,<br />

Belastungsdauer und Orientierung der Glasfasern im<br />

Fall von glasfaserverstärkten Materialien.<br />

σ x<br />

ϕ


Die folgenden Richtlinien sollten zu präziseren Resultaten<br />

bei Analysen mit isotropen Materialien führen:<br />

– Statische Analysen,<br />

Einsatz von Spannungs-Dehnungsdiagramm bei Betriebstemperatur<br />

– unverstärkte Materialien:<br />

Einsatz des scheinbaren Moduls bei 1% Dehnung;<br />

– verstärkte Materialien:<br />

Festlegung des scheinbaren Moduls bei 0,5% Dehnung,<br />

90% des scheinbaren Moduls für stark orientierte Fasern<br />

verwenden;<br />

80% des scheinbaren Moduls für gut orientierte Fasern<br />

verwenden;<br />

50% des scheinbaren Moduls für schlecht orientierte<br />

Fasern verwenden.<br />

Der scheinbare Modul wird durch die Steigung der Linie<br />

definiert, die den Ursprung des Spannungs-Dehnungsdiagramm<br />

mit einem Punkt bei einer gegebenen Dehnung<br />

verbindet:<br />

Eapp = σ0/ε0, siehe auch Abb. 4.01.<br />

Für Polyamide sind die Spannungs-Dehnungsdiagramme bei<br />

50 r.L. (konditioniert) auszuwählen.<br />

Korrekturen für das Kriechen sind erforderlich, wenn die<br />

Belastung länger als 0,5 Stunden andauert – siehe auch<br />

Kapitel «Dauerbelastungen». Dann ist anstelle des normalen<br />

Spannungs-Dehnungsdiagramms ein isochrones Spannungs-<br />

Dehnungsdiagramm bei gegebener Temperatur und für den<br />

entsprechenden Zeitraum zu verwenden.<br />

– Dynamische Analyse,<br />

Verwendung von Messungen des dynamisch-mechanischen<br />

Analysegeräts<br />

– unverstärkte Materialien:<br />

verwenden Sie den Wert bei Temperatur unter Einsatzbedingungen;<br />

– verstärkte Materialien:<br />

verwenden Sie 85% des Wertes bei Temperatur unter<br />

Einsatzbedingungen.<br />

Orthotrope Materialien<br />

Die Eigenschaften von glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n<br />

(Elastizitätsmodul, linearer Ausdehnungskoeffizient, Zugfestigkeit)<br />

sind in Fließrichtung und quer zur Fließrichtung<br />

extrem unterschiedlich. Eine Analyse mit orthotropen<br />

(anisotropen) Materialien ist in der Regel nur mit der Finite-<br />

Elemente-Technik möglich. Dieser Ansatz umfaßt eine<br />

Fließanalyse, um die Faserorientierung der Elemente zu<br />

berechnen. Zwar gibt es Gleichungen zur Berechnung der<br />

Äquivalenzspannungen in orthotropen Materialien, doch<br />

sind sie recht kompliziert. Ein einfacherer (aber immer noch<br />

ausreichender) Ansatz ist die Anpassung der zulässigen<br />

Spannung (� Zug / S), an den für die gegebene Orientierung<br />

gültigen Wert.<br />

Andere Beanspruchungen<br />

Ermüdungsfestigkeit<br />

Werden Werkstoffe zyklisch belastet, neigen sie bereits bei<br />

unterhalb ihrer Reißfestigkeit liegenden Spannungen zum<br />

Versagen. Diese Erscheinung wird als «Ermüdungsbruch»<br />

bezeichnet.<br />

Werte für die Ermüdungsfestigkeit (in Luft) für spritzgegossene<br />

Testproben sind in den Produkt-Datenblättern<br />

zu finden. Diese Werte wurden ermittelt, indem man Proben<br />

in einem «Sonntag»-Universalprüfgerät mit konstanter<br />

Frequenz von 1800 Zyklen in der Minute belastete und die<br />

jeweilige Anzahl der Zyklen bis zum Bruch ermittelte.<br />

Versuche haben gezeigt, daß die Frequenz die Zahl der Zyklen<br />

bis zum Bruch bei einer gegebenen Beanspruchung nicht<br />

beeinflußt, solange diese Frequenz unter 1800 Zyklen pro<br />

Minute liegt. Es ist jedoch davon aus-zugehen, daß die bei<br />

höheren Frequenzen auftretende Wärme zu einem rascheren<br />

Versagen führt.<br />

Schlagzähigkeit<br />

Die Anwendungsbereiche verschiedener Werkstoffe lassen<br />

sich in zwei Kategorien einteilen:<br />

– Anwendungen, bei denen das Teil im Laufe seiner<br />

Gebrauchsdauer nur wenigen Schlagbeanspruchungen<br />

standhalten muß,<br />

– Anwendungen, bei denen das Teil im Laufe seiner<br />

Gebrauchsdauer häufig wiederholten Schlagbeanspruchungen<br />

standhalten muß.<br />

Werkstoffe, die für eine hohe Schlagzähigkeit eingesetzt<br />

werden, unterscheiden sich erheblich in ihrer Fähigkeit,<br />

Dauerschlagbeanspruchungen zu widerstehen. Geht es um<br />

Anwendungen, bei denen mit wiederholten Schlagbeanspruchungen<br />

zu rechnen ist, sollte der Konstrukteur sorgfältig<br />

die technischen Daten studieren, bevor er sich für einen<br />

bestimmten Werkstoff entscheidet. DELRIN ® Polyacetale und<br />

ZYTEL ® Polyamide, die sich beide durch eine hervorragende<br />

Dauerschlagzähigkeit auszeichnen, enthalten die benötigten<br />

technischen Daten in den Produktbeschreibungen und Konstruktionshandbüchern.<br />

Die auftretende Schlagenergie muß entweder absorbiert oder<br />

weitergegeben werden, wenn ein Bauteil nicht mechanisch<br />

zerstört werden soll. Zwei konstruktive Ansätze zur Erhöhung<br />

der Schlagzähigkeit eines Bauteils sind möglich:<br />

– Vergrößerung der Lastaufnahmefläche, um die Spannung<br />

zu vermindern,<br />

– Umwandlung der Schlagenergie, indem das Teil so ausgelegt<br />

wird, daß es sich unter Belastung biegt.<br />

Wird ein Bauteil flexibel ausgelegt, wird das Volumen, das die<br />

Schlagenergie aufnehmen muß, erheblich vergrößert. Dadurch<br />

werden die inneren Kräfte, die dem Schlag widerstehen müssen,<br />

deutlich verringert. Es muß darauf hingewiesen werden,<br />

daß die konstruktive Auslegung auf Schlagzähigkeit in der<br />

Regel ein sehr komplexes und häufig empirisches Unterfangen<br />

ist. Da es spezielle Einstellungen technischer <strong>Kunststoffe</strong><br />

für schlagbeanspruchte Anwendungen gibt, sollte der Konstrukteur<br />

in der ersten Entwurfsphase von den Eigenschaften<br />

dieser Materialien ausgehen.<br />

23


Die endgültige Werkstoffauswahl wird durch Prototypen aus<br />

einem Prototypenwerkzeug getroffen, die unter realen Einsatzbedingungen<br />

gründlichst getestet worden sind.<br />

Thermische Expansion und Spannung<br />

Bei der Konstruktion mit thermoplastischen Werkstoffen darf<br />

der Einfluß thermischer Expansion nicht übersehen werden.<br />

Bei unverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n kann der Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

sechs- bis achtmal höher sein als der Ausdehnungskoeffizient<br />

der meisten Metalle. Diese Eigenschaft ist bei<br />

gleichzeitigem Einsatz von Kunststoff und metallischen Werkstoffen<br />

zu berücksichtigen. Bei entsprechender Konstruktion,<br />

Wahl der erforderlichen Ausdehnungsmöglichkeiten, Passungen<br />

usw. sind diese Verbundkonstruktionen problemlos einsetzbar.<br />

Wird zum Beispiel ein regelmäßig geformter gerader Stab,<br />

dessen Enden nicht eingespannt sind, einer Temperaturänderung<br />

DT ausgesetzt, läßt sich die Änderung seiner<br />

Länge wie folgt berechnen:<br />

�L =�T × � × L<br />

Es bedeuten:<br />

�L =Längenänderung (mm)<br />

�T = Temperaturänderung (° C)<br />

� =Wärmeausdehnungskoeffizient (mm/mm° C)<br />

L = ursprüngliche Länge (mm)<br />

Sind die Enden eingespannt, errechnet sich die Spannung:<br />

� = �T × � × E<br />

Es bedeuten:<br />

� = Druckspannung (MPa)<br />

E = Elastizitätsmodul (MPa)<br />

Die thermischen Spannungen in einer an den Rändern<br />

beanspruchten Platte erhält man durch:<br />

� = �T × � × E / (1 – �)<br />

wobei: � = Poissonsche Zahl<br />

Wird ein Kunststoffteil von Metall umschlossen, ist zudem<br />

der Einfluß der Spannungsrelaxation besonders bei Temperaturwechsel<br />

zu berücksichtigen, da das steifere Metallteil den<br />

Kunststoff daran hindert, sich auszudehnen bzw. sich zusammenzuziehen.<br />

Dauerbelastungen<br />

Kunststoffmaterialien, die unter Belastung stehen, erleiden<br />

zuerst eine Anfangsverformung, die sofort bei Beginn der<br />

Belastung eintritt, und verformen sich bei fortdauernder<br />

Belastung mit geringerer Geschwindigkeit weiter. Diese<br />

zusätzliche, im Laufe der Zeit auftretende Verformung wird<br />

als «Kriechen» bezeichnet.<br />

24<br />

Kriechen, definiert als Dehnung (%) innerhalb einer bestimmten<br />

Zeit unter gleichbleibender Spannung, kann unter Zug-,<br />

Druck-, Biege- oder Scherbelastung auftreten. Abb. 4.01 zeigt<br />

dieses Verhalten in einem typischen Spannungs–Dehnungs-<br />

Diagramm.<br />

Stress Spannung (�), MPa (σ), MPa<br />

anfänglich initial apparant scheinbar Kriechen<br />

creep<br />

� o � o� o � o� t<br />

� o<br />

Strain Dehnung (�), % (�), %<br />

Kriechverhalten während der Zeit t – t o = � t – � o in (%). Der Kriechmodul<br />

E c (Pa) für Konstruktionen unter der Spannung � o in der Zeit t ergibt sich<br />

aus dem Anstieg der Geraden vom Koordinatenursprung zum Punkt � o � t.<br />

Abb. 4.01 Kriechverhalten<br />

Die Spannung, die erforderlich ist, um ein Kunststoffmaterial<br />

um einen bestimmten Betrag zu verformen, nimmt aufgrund<br />

dieses Kriechphänomens im Laufe der Zeit ab. Dieser Spannungsabbau<br />

im Laufe der Zeit wird als Relaxation bezeichnet.<br />

Relaxation wird als Abnahme der Spannung (MPa) innerhalb<br />

einer bestimmten Zeit definiert, in der die Dehnung<br />

konstant gehalten wird. Wie das «Kriechen» kann auch sie<br />

unter Zug-, Druck-, Biege- oder Scherbelastung auftreten.<br />

Abb. 4.02 zeigt die Relaxation anhand eines typischen<br />

Spannungs–Dehnungs-Diagramms.<br />

Spannung (σ), MPa<br />

� o<br />

� t<br />

� o<br />

� o� o<br />

� t� o<br />

Dehnung (�), %<br />

Relaxation während der Zeit t – t o = � o– � t. Der Relaxationsmodul T für<br />

Konstruktionen, die spannungskritisch sind (z.B. Preßpassungen) ergibt<br />

sich in der Zeit t aus dem Anstieg der Geraden vom Koordinatenursprung<br />

zum Punkt � t, � o.<br />

Abb. 4.02 Relaxation<br />

� t


Laborversuche an spritzgegossenen Probeteilen haben gezeigt,<br />

daß bei Spannungen, die kleiner als etwa 1 ⁄ 3 der Reißfestigkeit<br />

des Materials sind, die Kriech- und Relaxationsmodule für<br />

jede beliebige Temperatur und Belastungszeit für konstruktive<br />

Zwecke als gleich groß angenommen werden können.<br />

Darüberhinaus sind die Kriech- und Relaxationsmodule unter<br />

diesen Bedingungen auch für Zug, Druck und Biegung<br />

annähernd gleich.<br />

Nachstehend wird eine typische Problemstellung unter<br />

Verwendung von Kriechdaten, wie sie in den technischen<br />

Datenblättern zu finden sind, erörtert:<br />

Zylinder unter Druck<br />

Beispiel 1: Druckbehälter unter Dauerbelastung<br />

Wie schon erwähnt, kommt es für den Konstrukteur darauf an,<br />

die einsatzbedingten Anforderungen und äußere Einflüsse, die<br />

auf eine Konstruktion einwirken, zu spezifizieren. Erst dann<br />

kann die Geometrie des Teils festgelegt werden. Dies gilt insbesondere<br />

für Druckbehälter, bei denen die Sicherheit ein überaus<br />

kritischer Faktor ist. In diesem Beispiel soll die Wandstärke<br />

der Seitenwand eines Gasbehälters bestimmt werden,<br />

der folgenden Anforderungen genügen muß: (a) Innendruck<br />

0,7 MPa, (b) für die Dauer von 10 Jahren, (c) bei 65°C.<br />

Der Innenhalbmesser des Zylinders soll 9 mm, die Länge<br />

50 mm betragen. Da das Teil sehr lange Zeit unter Druck<br />

steht, wäre es nicht zu verantworten, sich auf kurzfristige<br />

Spannungs-Dehnungs-Werte zu verlassen; vielmehr sind<br />

Kriechdaten oder noch besser Langzeit-Berstdaten aus<br />

realen Druckzylinderversuchen heranzuziehen. Typische<br />

Daten dieser Art für Polyamide 66 sind der Abb. 4.03 zu<br />

entnehmen, in der die Umfangsspannung als Funktion der<br />

Zeit bis zum Versagen für verschiedene hohe Feuchtigkeitsgehalte<br />

bei 65° C dargestellt ist. ZYTEL ® 101 würde<br />

Umfangspannung (MPa)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1<br />

sich für diese Anwendung gut eignen, da es im stabilisierten<br />

Zustand bei 50% r.L. eine hohe Schlagzähigkeit aufweist<br />

und die höchste Dehnspannung aller unverstärkten<br />

Polyamide hat.<br />

Aus der Kurve läßt sich eine Umfangsspannung von 19 MPa<br />

bei 10 Jahren ablesen. Auf diese Spannung kann die Konstruktion<br />

ausgelegt werden. Die Formel für die Umfangsspannung<br />

eines Druckgefäßes lautet:<br />

t= Pr × F.S.<br />

�<br />

Es bedeuten:<br />

t = Wanddicke, mm<br />

P = Innendruck, MPa<br />

r = Innenradius, mm<br />

� = zulässige Umfangsspannung, MPa<br />

F.S. = Sicherheitsfaktor = 3 (z.B.)<br />

t = (0,7) (9) (3) = 1,0 mm<br />

19<br />

Die beste Form für Zylinderböden ist eine Halbkugel. Halbkugelförmige<br />

Böden stellen jedoch ein konstruktives Problem<br />

dar, wenn der Zylinder aufrecht stehen soll. Ein flacher<br />

Boden wäre ungünstig, weil er im Laufe der Zeit beulen oder<br />

zu Bruch gehen würde. Die beste Lösung besteht folglich<br />

darin, einen halbkugelförmigen Boden mit einer verlängerten<br />

Zylinderwand oder einem Standsaum vorzusehen, um<br />

ihm Stabilität und Standfestigkeit zu verleihen (Abb. 4.04).<br />

Für langzeitbelastete Kunststoffteile werden Belastungen,<br />

Durchbiegungen usw. anhand klassischer Konstruktionsformeln<br />

unter Verwendung der Daten aus den Spannungs-<br />

Dehnungsdiagrammen ermittelt. Der Elastizitätsmodul wird<br />

nicht verwendet, sondern an seiner Stelle der Kriechmodul<br />

in der Gleichung:<br />

10 100<br />

1000 10000 100000<br />

Zeit (Stunden)<br />

50% r.L.<br />

Gesättigt<br />

Abb. 4.03 Umfangsspannung als Funktion der Zeit bis zum Bruch, ZYTEL ® 101 bei 50% r.L. und bei Sättigung, 65°C<br />

1 Jahr<br />

25


E c =<br />

�<br />

� o + � c<br />

� = gegebene Spannung (MPa)<br />

� o = Anfangsdehnung (% / 100)<br />

� c = Kriechdehnung (% / 100)<br />

Die Dehnungen in der obigen Gleichung lassen sich<br />

häufig berechnet mit:<br />

�o + �c = � + � AtB = � (1+ AtB )<br />

Eo Eo Eo wobei: Eo = scheinbarer Modul bei Konstruktionsbedingungen<br />

(MPa)<br />

t = Zeit (h)<br />

A, B = Materialkonstanten<br />

26<br />

Dehnung (%)<br />

1,0 mm<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0,001<br />

20 mm<br />

Fig. 4.04 Konstruktion eines Druckgefäßes für Langzeitbelastung<br />

Zugbelastungen<br />

Beispiele für Langzeitbelastungen<br />

Zu bestimmen sind die Spannung und die Dehnung<br />

des in Abb. 4.05 dargestellten rohrförmigen Teils nach<br />

1000 Stunden.<br />

Material = ZYTEL ® 101, 23° C, 50% RH<br />

Zugbelastung = 1350 N<br />

Außendurchmesser = 25 mm<br />

Wanddicke = 1,3 mm<br />

Länge = 152 mm<br />

Spannung = F =<br />

A<br />

4 F<br />

(4) (1350)<br />

=<br />

= 14 MPa<br />

� (Do2 – Di2 ) � (252 – 22,42 )<br />

Eine bestimmte Form der Darstellung von Kriechdaten wird<br />

in Abb. 4.06 gezeigt.<br />

Aus Abb. 4.06 ergibt sich bei 14 MPa und 100 Stunden eine<br />

Dehnung von 3%. Somit ergibt sich eine Längenzunahme:<br />

�L = L × � = 152 × 0,03 = 4,56 mm.<br />

(Bei diesem Beispiel wurde davon ausgegangen, daß das<br />

Kriechen unter Zugbeanspruchung dem Kriechen unter Biegebeanspruchung<br />

entspricht, was nicht immer korrekt ist).<br />

F=1350 N<br />

Abb. 4.06 Kriechverhalten von ZYTEL ® 101 bei 23°C, 50% r.L., unter Biegebeanspruchung; (� t = � (1+ 0,65 t 0.2 ) / E o ;E o = 1550 MPa)<br />

1,3 mm<br />

25 mm<br />

Abb. 4.05 Beispiel der Kriechdehnung in einem rohrförmigen Teil<br />

0,01 0,1<br />

1,0 10<br />

100<br />

1000 10000<br />

Zeit (Stunden)<br />

152 mm<br />

14 MPa<br />

7 MPa<br />

3,5 MPa


Rippen und Verstärkungen<br />

Rippen können die Steifigkeit einfacher Träger erheblich<br />

erhöhen. Oft lassen sich dickwandige Bereiche mit deutlicher<br />

Materialersparnis durch dünnere Querschnitte (wie z.B.<br />

«T»-Profile) ersetzen. Es ist aber sicherzustellen, daß die für<br />

das jeweilige Material zulässigen Belastungen nicht überschritten<br />

werden.<br />

Der Konstrukteur muß bei der Verwendung von Rippen in<br />

Spritzgußteilen sehr sorgfältig vorgehen. Sie können zwar die<br />

erforderliche Steifigkeit verleihen, aber auch dazu führen, daß<br />

sich das Teil nach dem Spritzgießen verzieht. Deshalb sollten<br />

Rippen anfangs mit Vorsicht vorgeschrieben werden, da es<br />

leichter und einfacher ist, weitere Rippen in ein Werkzeug<br />

einzubringen, als sie nachträglich zu entfernen.<br />

Rippen und Verstärkungen sollten 1 ⁄ 2 bis 2 ⁄ 3 so dick sein wie<br />

die zu verstärkenden Wände. Hohe Rippen erfordern Entformungsschrägen<br />

von 1 ⁄ 4 bis 1 ⁄ 2°, um das Ausdrücken aus<br />

dem Werkzeug zu erleichtern (siehe Tabelle 3.01). Für die<br />

geringere Rippendicke sprechen zwei Gründe: erstens, um<br />

Einfallstellen in der Oberfläche zu verringern, die durch<br />

erhöhte Schwindung an der Verbindungsstelle von Rippe<br />

und Wandung hervorgerufen werden, und zweitens, um ein<br />

Verziehen des Teils zu vermeiden, das ebenfalls durch den<br />

größeren Querschnitt an der Rippenwurzel hervorgerufen<br />

werden kann. Abb. 4.07 veranschaulicht diesen Effekt.<br />

tB<br />

tA<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

Abb. 4.08 Berechnungsdiagramm für über Kreuz Verrippungen<br />

0,99 = VB<br />

VA<br />

tA x N<br />

W<br />

Die Dicke des jeweiligen Querschnitts läßt sich vergleichen,<br />

indem man im Bereich der Rippenwurzel einen einbeschriebenen<br />

Kreis zeichnet. Eine der Wanddicke entsprechende<br />

Rippendicke (T) ergibt bei einem Ausrundungshalbmesser<br />

von 0,5 T einen Kreis, dessen Durchmesser 1,5 T beträgt<br />

und damit um 50% größer ist als die Wanddicke. Eine stärkere<br />

Ausrundung über 0,5 T hinaus würde die Festigkeit der<br />

Ecke nur unwesentlich erhöhen, jedoch den Durchmesser<br />

des Kreises und damit die Gefahr der Lunkerbildung in<br />

diesem Bereich vergrößern.<br />

0,7<br />

0,6<br />

T<br />

tA<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0 0,05<br />

0,10<br />

0,15<br />

2,20<br />

0,20<br />

2,15<br />

2,10 2,05<br />

2,00 1,95<br />

0,90<br />

0,80<br />

1,50<br />

1,55<br />

1,60<br />

1,65<br />

0,70<br />

1,70<br />

1,75<br />

0,60<br />

1,80<br />

1,85<br />

1,90<br />

0,50<br />

0,98<br />

T<br />

0,97<br />

0,96<br />

0,95<br />

T<br />

T 1<br />

∅ = 1,5 T<br />

Abb. 4.07 Abmessungen von Rippen<br />

1,00<br />

1,40<br />

1,45<br />

r = 0,5 T<br />

r = 0,5 T<br />

27


Wird die Rippe jedoch dünner gestaltet als die angrenzende<br />

Wand (gestrichelte Konturen in Abb. 4.07) und steht die<br />

Ausrundung der Ecken im richtigen Verhältnis zur neuen<br />

Rippendicke T1 , lassen sich hohe Spannungskonzentrationen<br />

und Lunker in der Rippenwurzel vermeiden, ohne den<br />

Durchmesser des einbeschriebenen Kreises zu vergrößern.<br />

Das Verrippen ist eine sehr häufig angewandte Methode,<br />

die Steifigkeit von Bauteilen zu erhöhen und gleichzeitig<br />

Kosten und Gewicht zu sparen. Daher sind eine Reihe<br />

von vereinfachten Verfahren entwickelt worden, um die<br />

für eine benötigte Festigkeit erforderlichen Abmessungen<br />

und Abstände für Rippen festzulegen.<br />

Den meisten Gehäusen – Kassettengehäusen, Druckbehältern,<br />

Meßgerätekapseln und auch ganz einfachen Behältern<br />

– ist eine funktionelle Voraussetzung gemeinsam: sie müssen<br />

unter Belastung steif genug sein. Da die Steifigkeit<br />

dem Trägheitsmoment des Querschnitts der Gehäusewand<br />

direkt proportional ist, ist es in der Praxis einfach<br />

(wenn auch mathematisch bisweilen kompliziert), eine<br />

gleichförmig dicke Wand durch eine dünnere, verrippte<br />

Struktur mit gleicher Steifigkeit, aber weniger Gewicht<br />

zu ersetzen. Zur Vereinfachung einer solchen Analyse ist<br />

die Bestimmungskurve in Abb. 4.08 entwickelt worden,<br />

in der sich ablesen läßt, ob die Verrippung eines Bauteils<br />

sinnvoll ist oder nicht (Hintergrund siehe Tab. 4.01).<br />

Über Kreuz Verrippung<br />

Die Kurve der Abb. 4.08 beschreibt die Abmessungsverhältnisse<br />

zwischen einfachen und über Kreuz verrippten Platten<br />

(Abb. 4.09) mit identischen Trägheitsmomenten. Die Basislinie<br />

des Nomogramms zeigt Werte von 0 bis 0,2 für das<br />

Produkt aus – unverrippter – Wanddicke (tA) und der Zahl<br />

der Rippen pro mm (N), geteilt durch die Länge der Platte<br />

(W). Für das Diagramm wurde W mit einem festen Wert<br />

von 1 zugrundegelegt.<br />

Dabei ist zu beachten, daß die gleiche Dicke (tB) für Rippen<br />

und Wand zugrundegelegt wurde. Sollen zur Vermeidung<br />

von Einfallstellen dünnere Rippen verwendet werden, so lassen<br />

sich deren Abmessungen leicht berechnen. Sind z.B. die<br />

Rippen 2,5 mm dick und weisen einen Abstand von 25 mm<br />

t A<br />

28<br />

t B<br />

W = 1 W = 1<br />

Abb. 4.09 Entsprechende flache Platte und verrippte Struktur<br />

T<br />

auf, so ergeben 1,25 mm dicke Rippen mit einem Abstand<br />

von 12,5 mm voneinander die gleiche Steifigkeit. Die linke<br />

Ordinate gibt Werte von 0,3 bis 1,0 für das Verhältnis<br />

von verrippter (tB) zu unverrippter Wanddicke (tA) an.<br />

Die rechte Ordinate zeigt Werte von 1,0 bis 2,2 für das Verhältnis<br />

der gesamten Wanddicke einschließlich der Rippenhöhe<br />

(T) zur unverrippten Wanddicke (tA).<br />

Neben der Kurve sind in zur Interpolation geeigneten<br />

Abständen die Volumenverhältnisse von verrippten (VB) und unverrippten Platten (VA) angegeben. Für gegebene<br />

Werte T, tB und N läßt sich mit dieser Kurve die Volumeneinsparung<br />

gegenüber einer gleich steifen unverrippten<br />

Platte errechnen. Beispiele für die Anwendung des Diagramms<br />

werden in den folgenden Berechnungen gegeben.<br />

Beispiel 1 – Unterliegt die Geometrie der neuen, verrippten<br />

Wand keinen Beschränkungen, kann anhand der Kurve<br />

ermittelt werden, bei welchen Abmessungen die angestrebte<br />

Materialkostenersparnis erzielt werden kann.<br />

Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 4,5 mm<br />

Gefordert: Materialverringerung um 40%<br />

oder V B = 0,60<br />

V A<br />

Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />

(tA) (N) 0,135 ×1<br />

= 0,135, or N = = 0,03 Rippen/mm<br />

W 4,5<br />

oder etwa 3 Rippen<br />

pro 100 mm<br />

t B = 0,44, oder tB = (0,44) (4,5) = 2,0 mm<br />

t A<br />

T = 1,875, oder T = (1,875) (4,5) = rund 8,5 mm<br />

t A<br />

Beispiel 2 – Wenn das Fließvermögen des Kunststoffs<br />

die neu berechnete Wanddicke nach unten begrenzt, kann<br />

die Geometrie des Teils wie folgt berechnet werden:<br />

Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 2,5 mm<br />

Gefordert: Minimale Wanddicke (tB) = 1 mm<br />

or<br />

tB tA =<br />

1<br />

2,5<br />

= 0,4<br />

oder Fig. 4.08<br />

T<br />

tA = 1,95, or T = (1,95) (2,5) = 5 mm<br />

(t A) (N) = 0,125, or N = 0,125�1 = 0,05 Rippen pro mm<br />

W 2,5<br />

oder 1 Rippe pro 20 mm<br />

V B = 0,55<br />

V A<br />

Flache Platte Verripte Konstruktion


Die 1 mm dicke verrippte Wand hat somit eine Gesamthöhe<br />

von 5 mm, 0,05 Rippe pro mm (oder alle 20 mm eine Rippe)<br />

und führt zu einer Materialersparnis von 45 Prozent.<br />

Beispiel 3 – Aus Funktionsgründen darf die Gesamthöhe T<br />

einen bestimmten Wert nicht überschreiten.<br />

Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 6,5 mm<br />

Gefordert: Maximale Gesamthöhe der verrippten Wand<br />

(T) = 10,8 mm<br />

oder T = 10,8 = 1,66<br />

tA 6,5<br />

Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />

(tA) (N) 0,175�1<br />

= 0,175, oder N = = 0,027 Rippen pro mm<br />

W 6,5<br />

oder 1 Rippe pro 37 mm<br />

t B = 0,56, oder tB = (0,56) (6,5) = 3,65 mm<br />

t A<br />

V B = 0,76<br />

V A<br />

Die verrippte Konstruktion führt zu einer Materialersparnis<br />

von 24 Prozent. Sie hat 0,027 Rippen pro mm (oder alle<br />

37 mm eine Rippe) und eine Wanddicke von 3,65 mm. Wenn<br />

aus funktionellen oder ästhetischen Gründen dünnere Rippen<br />

verwendet werden sollen, läßt sich die gleiche Steifigkeit<br />

erzielen, sofern nur das Produkt aus Rippenzahl und Rippendicke<br />

gleich bleibt. Wenn hier beispielsweise die Dicke der<br />

Rippen auf 1,8 mm halbiert würde, sollte die Zahl der Rippen<br />

von einer auf zwei Rippen pro 37 mm verdoppelt werden.<br />

Beispiel 4 – Wenn aus Funktionsgründen die Anzahl der<br />

Rippen pro Längeneinheit festgelegt ist oder der Rippenabstand<br />

mit dem Raster des außen aufgebrachten Dekors übereinstimmen<br />

muß, lassen sich mit Hilfe des Diagramms die<br />

übrigen Abmaße sowie die größtmögliche Materialersparnis<br />

berechnen.<br />

Gegeben: Bisherige Wanddicke (tA) = 4,0 mm<br />

Gefordert: Rippen pro mm (N) = 0,04 Rippen pro mm<br />

oder 4 Rippen pro 100 mm<br />

Auf der Basis W somit:<br />

(tA) (N) (4,0) (0,04)<br />

= = 0,16<br />

W 1<br />

Aus Abb. 4.08 erhält man:<br />

tB = 0,5, oder tB = 0,5 � 4,0 = 2,0 mm<br />

tA T = 1,75, oder T = 1,75 � 4,0 = ungefähr 7,0 mm<br />

t A<br />

V B = 0,68<br />

V A<br />

Daraus ergibt sich eine Konstruktion mit einer Gesamthöhe<br />

von 7,0 mm, einer Wanddicke von etwa 2,0 mm und einer<br />

Materialersparnis von 32 Prozent. (Eine weitere Lösung ist<br />

mit einem V B/V A -Wert von 0,90 möglich, erbringt aber nur<br />

eine Materialersparnis von 10 Prozent. Die Wahl hängt von<br />

der erwünschten Wanddicke und Gesamthöhe ab.)<br />

Parallel verlaufende Verrippungen<br />

Es sind Kurven erarbeitet worden, die anhand dimensionsunabhängiger<br />

Verhältniszahlen die Geometrie flacher Platten<br />

und parallel verrippter Strukturen gleicher Steifigkeit miteinander<br />

vergleichen. Die Dicke der unverrippten Platte wird<br />

zunächst für die gegebene Belastung rechnerisch ermittelt.<br />

Sind die Abmessungen des rechteckigen Querschnitts einer<br />

solchen Platte berechnet, teilt man dessen Länge in eine<br />

Reihe gleichgroßer, kleinerer Abschnitte auf, berechnet das<br />

Trägheitsmoment des einzelnen Abschnitts und vergleicht es<br />

mit dem eines verrippten Gegenstücks. Die Summe der<br />

Trägheitsmomente der kleineren Abschnitte entspricht dem<br />

Trägheitsmoment des ursprünglichen Querschnitts.<br />

Die Nomenklatur für den Querschnitt wird nachstehend<br />

erläutert:<br />

t = T–2H tan �<br />

A (area) = BW +<br />

H (T+t)<br />

2<br />

Wd = Dicke für Durchbiegung<br />

WS = Dicke für Spannung<br />

Um einen der kleineren Abschnitte der Gesamtstruktur<br />

zu definieren, wird der Ausdruck BEQ verwendet.<br />

BEQ = Gesamtlänge des Abschnitts = B<br />

Zahl der Rippen N<br />

Auf der Grundlage der Trägheitsmomentgleichungen für<br />

diese Abschnitte werden die Dickenverhältnisse bestimmt<br />

und als Kurve dargestellt. Diese Berechnungen beruhen<br />

auf einer Rippendicke von 60 Prozent der Wanddicke.<br />

Die Kurven in den Abbildungen 4.10 und 4.11 beruhen<br />

auf den Dickenverhältnissen für Durchbiegung (Wd / W)<br />

oder Spannung (WS / W).<br />

Die Abszissen geben das Verhältnis der Rippenhöhe zur<br />

Wanddicke (H/W) an. Die folgenden Problemstellungen<br />

und ihre schrittweise Lösung zeigen, wie die Verwendung<br />

dieser Kurven die Berechnung der Durchbiegung und der<br />

Spannung vereinfachen kann.<br />

Problem 1:<br />

Eine 4 mm dicke Kupferplatte (C), die an einem Ende fest<br />

eingespannt und einer gleichmäßigen Belastung von 320 N<br />

ausgesetzt ist, soll durch eine aus DELRIN ® Polyacetal<br />

gespritzte Platte ersetzt werden. Zu berechnen ist der<br />

entsprechende gerippte Querschnitt für die neue Platte,<br />

Abmessungen siehe Zeichnung unten.<br />

��<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�� � ��<br />

29


Biege-E-Modul für Kupfer<br />

EC = 105 000 MPa<br />

Biege-E-Modul für DELRIN ® Polyacetal<br />

ED = 3000 MPa<br />

Die Wanddicke für eine Platte aus DELRIN ® Polyacetal mit<br />

gleicher Steifigkeit wird berechnet, indem man die Produkte<br />

aus Modul und Trägheitsmoment der beiden Materialien<br />

gleichsetzt.<br />

EC × WC 3 = ED × Wd 3 ; oder: 105000 × 4 3 = 3000 × Wd 3<br />

also: Wd = 13 mm.<br />

Da eine Wanddicke von 13 mm für Kunststoffstrukturen im<br />

allgemeinen – vor allem aufgrund von Verarbeitungsproblemen<br />

– als nicht praktikabel gilt, ist eine Verrippung zu empfehlen.<br />

Deshalb soll eine realistischere Wanddicke von 3 mm<br />

vorgegeben und eine Platte mit 9 im gleichen Abstand voneinander<br />

angeordneten Rippen, Rippenhöhe, Biegung und<br />

Spannung berechnet werden.<br />

Wd = 13 = 4,33<br />

W 3<br />

BEQ = B = 100 = 11,1 BEQ = 11,1 N 9<br />

= 3,7<br />

W 3<br />

Aus dem Durchbiegungsdiagramm (Abb. 4.10) erhält man:<br />

H<br />

= 5,7<br />

W<br />

H = 5,7 × 3 = 17,1 mm<br />

Aus dem Spannungsdiagramm (Abb. 4.11) für H = 5,7<br />

W<br />

BEQ<br />

= 3,7 erhält man:<br />

W<br />

WS = 2,75 WS = 2,75 × 3 mm = 8,25 mm<br />

W<br />

Ermitteln des Trägheitsmoments und des Sektions-Moduls<br />

für die verrippte Fläche, das identisch mit dem der festen<br />

Kunststoffplatte ist:<br />

I = B<br />

Z =<br />

30<br />

= 100 × 133<br />

= 18 300 mm4 12 12<br />

WD 3<br />

= 100 × 8,252<br />

= 1130 mm3 6 6<br />

BWs 2<br />

250 mm<br />

320 N<br />

Maximale Durchbiegung am freien Ende:<br />

100 mm<br />

� max = FL3 320 × 250<br />

=<br />

3<br />

= 11,4 mm<br />

8 EI 8 × 3000 × 18300<br />

4 mm<br />

Maximale Spannung am freien Ende:<br />

� max = FL = 320 × 250 = 35,4 MPa<br />

2 Z 2 × 1130<br />

Da DELRIN ® Polyacetal eine Zugfestigkeit von 69 MPa<br />

aufweist, ergibt sich ein Sicherheitsfaktor von 2.<br />

Problem 2:<br />

Zu bestimmen sind die Durchbiegung und die Spannung für<br />

die abgebildete Struktur aus RYNITE ® 530 thermoplastischem<br />

Polyester, beidseitig eingespannt.<br />

Durch Einsetzen der bekannten Größen erhält man:<br />

BEQ = B = 60 = 15 BEQ = 15 = 5<br />

N 4 W 3<br />

H = 18 – 3 = 15<br />

H = 15 = 5<br />

W 3<br />

Aus den Diagrammen erhält man:<br />

Wd = 3,6 Wd = 3,6 × 3 = 10,8<br />

W<br />

WS = 2,25 WS = 2,25 × 3 = 6,75 mm<br />

W<br />

I =<br />

Z =<br />

BWd 3<br />

= 60 ×10,83<br />

12 12<br />

BWs 2<br />

667,2 N<br />

508 mm<br />

= 60 × 6,752<br />

6 6<br />

= 6300 mm 4<br />

= 455 mm 3<br />

� max = 5<br />

× FL3<br />

= 5 × 667,2 × 5083<br />

= 20 mm<br />

384 EI 384 × 9000 × 6300<br />

� max = FL = 667,2 × 508 = 93 MPa<br />

8 Z 8 × 455<br />

60<br />

1,8 mm<br />

3 mm<br />

Die Zugfestigkeit von RYNITE ® 530, beträgt 158 MPa gemessen<br />

an Prüfstäben. Die zulässige Spannung für komplexere<br />

Teile hängt von der örtlichen Glasfaserorientierung ab. Legt<br />

man hier eine gute Orientierung zugrunde, ist ein Reduktionsfaktor<br />

von 0,8 realistisch. Somit beträgt die zulässige Spannung<br />

= 0,8 × 158 = 126 MPa.<br />

Der anzuwendende Sicherheitsfaktor ist somit:<br />

S = 126 / 93 = 1,35.<br />

Anmerkung: Rippen mit einer Höhe, die das 5fache ihrer<br />

Dicke überschreitet und höheren Druckspannungen unterworfen<br />

sind, sollten auf die Gefahr des Durchknickens<br />

(Instabilität) geprüft werden.<br />

1°<br />

18 mm


Wall Verhältnis thickness der Wanddicken ratio<br />

Wd<br />

W<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

H<br />

Height Höhenverhältnis of rib ratio der Rippen<br />

W<br />

1°<br />

0,03R 0,5 W<br />

H<br />

0,6 W<br />

B<br />

B<br />

Abb. 4.10 Durchbiegungskurven<br />

Die in dem unten wiedergegebenen Diagramm enthaltenen, mit dem Computer berechneten Kurven für Rippendicken<br />

von 60 Prozent der Wanddicke sind als Hilfsmittel zur Berechnung der maximalen Durchbiegung einer verrippten Struktur gedacht.<br />

(Verwenden Sie für andere Rippendicken die Formeln in Tabellen 4.01 und 4.02)<br />

R<br />

0,6 W<br />

6<br />

W<br />

W d<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

0,62<br />

1,0<br />

1,25<br />

1,87<br />

2,5<br />

3,75<br />

5,0<br />

6,25<br />

7,5<br />

10,0<br />

12,5<br />

15,0<br />

20,0<br />

25<br />

37,5<br />

50<br />

75<br />

150<br />

BEQ<br />

W<br />

31


Abb. 4.11 Spannungskurven<br />

Die in dem unten wiedergegebenen Diagramm enthaltenen, mit dem Computer berechneten Kurven für Rippen-dicken von 60 Prozent<br />

der Wanddicke sind als Hilfsmittel zur Berechnung der maximalen Spannungstoleranzen einer verrippten Struktur gedacht.<br />

32<br />

Wall Verhältnis thickness der Wanddicken ratio<br />

Ws<br />

W<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

H<br />

W<br />

Height Höhenverhältnis of rib ratio der Rippen<br />

1°<br />

0,03R 0,5 W<br />

H<br />

0,6 W<br />

B<br />

B<br />

R<br />

0,6 W<br />

W<br />

Ws<br />

0,62<br />

1,0<br />

1,25<br />

1,87<br />

2,5<br />

3,75<br />

5,0<br />

6,25<br />

7,5<br />

10,0<br />

12,5<br />

15,0<br />

20,0<br />

25<br />

37<br />

50<br />

75<br />

150<br />

BEQ<br />

W


Berechnungsgleichungen für tragende Konstruktionen<br />

Tabelle 4.01 Querschnittsformen<br />

h<br />

y1<br />

y2<br />

b2<br />

h<br />

b<br />

H<br />

h<br />

y 1<br />

y 2<br />

d h<br />

H<br />

Querschnitt Fläche A<br />

b 2<br />

B b<br />

2<br />

B<br />

h<br />

b<br />

B<br />

b 2<br />

b<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

h<br />

�<br />

y 1<br />

y 2<br />

H<br />

H<br />

B 2<br />

h<br />

h<br />

B B<br />

B1<br />

2<br />

a<br />

b 2<br />

b<br />

B<br />

a<br />

B<br />

b 2<br />

d h h1 d1<br />

H<br />

B1<br />

2<br />

A = bh y 1 = y 2 =<br />

A = BH + bh<br />

B 2<br />

b y 1<br />

b<br />

y 1<br />

y 2<br />

y 2<br />

A = BH – bh<br />

A = bd1 + Bd<br />

+ a(H – d – d1)<br />

B B<br />

a<br />

b<br />

b 2<br />

h<br />

a 1 1<br />

d 1 1<br />

b<br />

y 1<br />

y 2<br />

d<br />

d<br />

y 1<br />

y 2<br />

A = Bh – b(H – d)<br />

H<br />

a 2<br />

A = a 2<br />

A = bd<br />

b<br />

d<br />

a 2<br />

H<br />

y<br />

y<br />

y1 = y2 = H<br />

2<br />

y 1 = y 2 = H<br />

2<br />

y 1 = y 2 = 1 a<br />

2<br />

h cos � + b sin �<br />

2<br />

y1 = H – y2 y2 =<br />

1aH2 + B1d2 + b1d1 (2H – d1)<br />

2 aH + B1d + b1d1<br />

y1 = H – y2 y2 = aH2 + bd2 2(aH + bd)<br />

y 1 = y 2 = 1 d<br />

2<br />

Randfaserabstände<br />

y1, y2<br />

Flächenträgheitsmomente<br />

I1 und I2<br />

an den Hauptachsen 1 und 2<br />

I 1 = bh (h 2 cos 2 � + b 2 sin 2 �)<br />

12<br />

I1 = BH3 + bh 3<br />

12<br />

I 1 = BH3 – bh 3<br />

12<br />

I 1 = 1 (By 3 – B 1 h 3 + by 3 – b 1 h 3 )<br />

3 2 1 1<br />

I 1 = 1 (By 3 – bh 3 + ay 3 )<br />

3 2 1<br />

I 1 = I 2 = I 3 = 1 a 4<br />

12<br />

I 1 = 1 bd 3<br />

12<br />

Trägheitsradius r1 und r2<br />

an den Hauptachsen 1 und 2<br />

r1 = � (h2 cos 2 � + b 2 sin 2 �)<br />

12<br />

r1 = � BH3 + bh 3<br />

12 (BH + bh)<br />

r 1 = � BH3 – bh 3<br />

12 (BH – bh)<br />

r1 =<br />

I<br />

� (Bd + bd1 ) + a(h + h1 )<br />

r1 =<br />

I � Bd + a(H – d)<br />

r 1 = r 2 = r 3 = 0.289a<br />

r 1 = 0.289d<br />

33


34<br />

d<br />

d<br />

Querschnitt Fläche A<br />

R<br />

R<br />

1 1<br />

b<br />

B<br />

b<br />

1 1<br />

y 1<br />

y 2<br />

R R0<br />

1<br />

R R0<br />

1<br />

y 1<br />

y 2<br />

2<br />

y1 R 1 y 1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

R 1 1<br />

��<br />

1<br />

R<br />

R<br />

R<br />

�<br />

2<br />

2<br />

2<br />

�<br />

y 1<br />

y 2<br />

y 1<br />

1<br />

y 2<br />

t<br />

(1)<br />

(2)<br />

Dünnwandig (3)<br />

t 2 y1 1<br />

R � �<br />

1<br />

y2 2<br />

(für dickwandige:<br />

siehe «Roark &<br />

Young»)<br />

A = 1 bd<br />

2<br />

A = 1 (B + b)d<br />

2<br />

y 1 = 2 d<br />

3<br />

y 2 = 1 d<br />

3<br />

y 1 = d<br />

y 2 = d<br />

A = � R 2 y 1 = y 2 = R<br />

A = � (R 2 – R 2 )<br />

0<br />

A = 1 � R 2<br />

2<br />

A = � R 2<br />

A = 1 R 2 (2�<br />

2<br />

– sin 2�)<br />

A = 2 � Rt<br />

A = � (2 R-t) t<br />

(1) Kreisförmiger Querschnitt<br />

(2) Dünnwandiger Kreisring<br />

(3) Dünnwandiger Kreisringsektor<br />

Randfaserabstände<br />

y1, y2<br />

2B + b<br />

3(B + b)<br />

B + 2b<br />

3(B + b)<br />

Flächenträgheitsmomente<br />

I1 und I2<br />

an den Hauptachsen 1 und 2<br />

I 1 = 1 bd 3<br />

36<br />

I1 = d3 (B 2 + 4Bb + b 2 )<br />

36(B + b)<br />

I = 1 � R 4<br />

4<br />

y1 = y2 – R I = 1 � (R 4 – R 4 ) 0<br />

4<br />

y 1 = 0.5756R<br />

y 2 = 0.4244R<br />

y 1 = R � 1 – 2 sin � �<br />

3�<br />

y 2 = 2R<br />

sin �<br />

3�<br />

y1 = R �1 –<br />

4 sin3 �<br />

6� – 3 sin 2�<br />

R<br />

4 sin<br />

�<br />

3 y<br />

�<br />

2 =<br />

– cos �<br />

6� – 3 sin 2� �<br />

�<br />

I 1 = 0.1098R 4<br />

I2 = 1 � R 4<br />

8<br />

I1 = 1 R4 � � + sin � cos �<br />

4<br />

I2 = 1 R 4 �� – sin � cos ��<br />

4<br />

I 1 = R4<br />

4<br />

�� + sin � cos �<br />

+ 2 sin 3 � cos �<br />

–<br />

I 2 = R4<br />

– 16 sin 2 � �<br />

9�<br />

16 sin6 �<br />

9(� – sin � cos � �<br />

�3� – 3 sin � cos �<br />

12<br />

– 2 sin 3 � cos ��<br />

Trägheitsradius r1 und r2<br />

an den Hauptachsen 1 und 2<br />

r 1 = 0.2358d<br />

r1 =<br />

d<br />

� 2(B2 + 4Bb + b2 )<br />

6(B + b)<br />

r = 1 R<br />

2<br />

r 1 = 0.2643R<br />

r2 = 1 R<br />

2<br />

y 1 = y 2 = R I = � R 3 t r = 0.707R<br />

y1 = R �1 – sin �� +<br />

t<br />

� 2<br />

y 2 = 2R � sin � – cos � � + t cos �<br />

� 2<br />

I1 =R3 t �� + sin � cos �<br />

– 2 sin2 3 � � + � Rt<br />

� 6<br />

I 2 =R 3 t (� – sin � cos �)<br />

r = � (R 2 + R 2 1 ) 0<br />

4<br />

r 1 =<br />

1 R � 1 + sin � cos � 16 sin2 �<br />

2 � 9� 2<br />

r2 = 1 R 1 –<br />

sin � cos �<br />

2 � �<br />

r 2 = 1 R � 1 + 2 sin3 � cos �<br />

2 � – sin � cos �<br />

–<br />

64 sin6 �<br />

9(2� – sin 2�) 2<br />

r 2 = 1 R � 1 – 2 sin3 � cos �<br />

2 3(� – sin � cos �)<br />

r 1 =<br />

R � � + sin � cos � – 2 sin2 �/�<br />

2�<br />

r 2 = R �<br />

� – sin � cos �<br />

2�


Tabelle 4.02 Berechnungsgleichungen für Querkraft- und Momentenverläufe; Biegelinien von Trägern; Auflagerreaktionen<br />

starrer Systeme<br />

Bezeichnungen: W = Kraft (N); w = Flächenbelastung (N/mm linear); M ist im Uhrzeigersinn positiv; V in Aufwärtsrichtung positiv; y in Aufwärtsrichtung<br />

positiv. Reaktionsmomente, einwirkende Momente und Belastungen sowie Auflagerkräfte sind positiv, wenn sie im dargestellten Sinn wirksam sind.<br />

Alle Kräfte sind in N, alle Momente in Nmm, alle Durchbiegungen und Abmessungen in mm angegeben. � ist in Bogenmaß angegeben und tan � = �,<br />

I = Flächenträgheitsmoment des Querschnitts (mm 4 ).<br />

Belastung,<br />

Einspannbedingung<br />

Freiträger,<br />

Endlast<br />

Y<br />

W x<br />

O y<br />

l<br />

B X<br />

A<br />

�<br />

Freiträger, beliebig<br />

angreifende<br />

Einzellast<br />

Y<br />

O<br />

A<br />

Y<br />

O<br />

A<br />

Y<br />

O<br />

M0<br />

A<br />

b a<br />

W<br />

B<br />

l<br />

W = wl<br />

l<br />

l<br />

C X<br />

Freiträger,<br />

gleichmässig verteilte<br />

Flächenlast<br />

Freiträger,<br />

Momentanlast<br />

Y<br />

A<br />

O<br />

M0<br />

B<br />

l<br />

a<br />

B X<br />

B X<br />

Freiträger, beliebig<br />

angreifende<br />

Momentanlast<br />

C X<br />

Beidsetig aufliegende<br />

Träger, mittig<br />

angreifende Einzellast<br />

Y<br />

A W<br />

l<br />

2 C<br />

O<br />

X<br />

l B<br />

Auflagerkräfte R1 und R2,<br />

Quekraft V<br />

R2 = + W<br />

V = – W<br />

R2 = + W<br />

(A bis B) V = 0<br />

(B bis C) V = – W<br />

R2 = + W<br />

V = – W x<br />

l<br />

R2 = 0<br />

V = 0<br />

R2 = 0<br />

V = 0<br />

R 1 = + 1 W<br />

2<br />

R2 = + 1 W<br />

2<br />

(A bis B) V = + 1 W<br />

2<br />

(B bis C) V = – 1 W<br />

2<br />

M = –Wx<br />

Biegemoment M<br />

und maximales<br />

Biegemoment<br />

Max M = –Wl bei B<br />

(A bis B) M = 0<br />

(B bis C) M = –W(x – b)<br />

Max M = –Wa bei C<br />

M = – 1 W x 2<br />

2 l<br />

Max M = – 1 Wl bei B<br />

2<br />

M = M 0<br />

Max M = M 0<br />

(A bis B)<br />

(A bis B) M = 0<br />

(B bis C) M = M0 Max M = M0 (B bis C)<br />

(A bis B) M = + 1 Wx<br />

2<br />

(B bis C) M = + 1 W (l – x)<br />

2<br />

Max M = + 1 Wl bei B<br />

4<br />

Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />

und Endneigung �<br />

y = 1 W (x 3 – 3l 2 x + 2l 3 )<br />

6 El<br />

3<br />

Max y = –<br />

1 Wl<br />

3 El<br />

2<br />

� = +<br />

1 Wl<br />

2 El<br />

bei A<br />

bei A<br />

(A bis B) y = – 1 W (–a 3 + 3a 2 l – 3a 2 x)<br />

6 El<br />

(B bis C) y = – 1 W �(x – b) 3 – 3a 2 (x – b) + 2a 3 �<br />

6 El<br />

Max y = – 1 W (3a 2 l – a 3 )<br />

6 El<br />

� = +<br />

1 Wa2<br />

2 El<br />

(A bis B)<br />

y = – 1 W (x 4 – 4l 3 x + 3l 4 )<br />

24 Ell<br />

Max y = –<br />

2<br />

� = +<br />

1 Wl<br />

6 El<br />

1 Wl 3<br />

8 El<br />

y = 1 M0 (l 2 – 2l x + x 2 )<br />

2 El<br />

2<br />

Max y = +<br />

1 M0l<br />

2 El<br />

� = – M0l<br />

El<br />

(A bis B)<br />

y = M0a � l – 1 a – x�<br />

El 2<br />

(B bis C)<br />

bei A<br />

bei A<br />

y = 1 M0 �(x – l + a) 2 – 2a (x – l + a) + a 2 �<br />

2 El<br />

Max y = M0a �l – 1 a� El 2<br />

� = – M0a<br />

El<br />

(A bis B)<br />

bei A<br />

(A bis B) y = – 1 W (3l 2 x – 4x 3 )<br />

48 El<br />

3<br />

Max y = –<br />

1 Wl<br />

48 El<br />

2<br />

� = –<br />

1 Wl<br />

16 E<br />

2<br />

� = +<br />

1 Wl<br />

16 El<br />

bei A<br />

bei B<br />

bei A<br />

bei C<br />

35


36<br />

Belastung,<br />

Einspannbedingung<br />

Beidseitig aufliegender<br />

Träger, gleichmäßig<br />

verteilte Flächenlast<br />

Y<br />

w<br />

A<br />

O<br />

Y<br />

A<br />

O<br />

W=wl<br />

l<br />

a b<br />

W<br />

B<br />

Y<br />

M0<br />

A<br />

O<br />

l<br />

l<br />

B<br />

X<br />

Beidseitig aufliegender<br />

Träger, beliebig<br />

angreifende Flächenlast<br />

C X<br />

Beidseitig aufliegender<br />

Träger, Momentanlast<br />

B X<br />

An einem Ende<br />

eingespannter, am<br />

anderen Ende<br />

aufliegender Träger.<br />

Momentanlast (4)<br />

Y<br />

A<br />

O<br />

l<br />

2<br />

W<br />

C M2<br />

X<br />

l B<br />

An einem Ende<br />

eingespannter, am<br />

anderen Ende<br />

aufliegender Träger<br />

beliebig angreifende<br />

Einzellast (4)<br />

Y b W a<br />

A<br />

O<br />

B<br />

C M2<br />

X<br />

l<br />

(4) M 2 = Reaktionsmoment<br />

Auflagerkräfte R1 und R2,<br />

Quekraft V<br />

R 1 = + 1 W<br />

2<br />

R 2 = + 1 W<br />

2<br />

V = 1 W � 1 – 2x �<br />

2 l<br />

R 1 = + W b<br />

l<br />

R 2 = + W a<br />

l<br />

(A bis B) V = + W b<br />

l<br />

(B bis C) V = – W a<br />

l<br />

R 1 = – M0<br />

l<br />

R 1 = + M0<br />

l<br />

V = R 1<br />

R1 = 5 W<br />

16<br />

R2 = 11 W<br />

16<br />

M2 = 3 Wl<br />

16<br />

(A bis B) V = + 5 W<br />

16<br />

(B bis C) V = – 11 W<br />

16<br />

R1 = 1 W �3a2l – a3 2 l � 3<br />

R2 = W – R1 M 2 = 1 W � a3 + 2al 2 – 3a 2 l<br />

(A bis B) V = + R1 (B bis C) V = R1 – W<br />

Biegemoment M<br />

und maximales<br />

Biegemoment<br />

M = 1 x2<br />

W �x –<br />

2 l<br />

Max M = + 1 Wl<br />

8<br />

bei x = 1 l<br />

2<br />

(A bis B) M = + W b x<br />

l<br />

(B bis C) M = + W a (l – x)<br />

l<br />

Max M = + W ab<br />

l<br />

M = M0 + R1x Max M = M0 bei A<br />

�<br />

bei B<br />

(A bis B)<br />

M = 5 Wx<br />

16<br />

(B bis C)<br />

M = W � 1 l – 11 x� 2 16<br />

Max +M = 5 Wl bei B<br />

32<br />

Max –M = – 3 Wl bei C<br />

16<br />

(A bis B) M = R1x (B bis C)<br />

M = R1x – W(x – l + a)<br />

Max + M = R1(l – a) bei B;<br />

höchst möglicher Wert<br />

= 0.174 Wl<br />

wenn a = 0.634l<br />

Max – M = – M2 bei C;<br />

höchst möglicher Wert<br />

= – 0.1927Wl<br />

wenn a = 0.4227l<br />

Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />

und Endneigung �<br />

y = – 1 Wx (l 3 – 2l x 2 + x 3 )<br />

24 Ell<br />

3<br />

Max y = –<br />

5 Wl<br />

bei x = 1 l<br />

384 El 2<br />

2<br />

2<br />

� = –<br />

1 Wl<br />

bei A; � = +<br />

1 Wl<br />

24 El 24 El<br />

(A bis B)y = – Wbx �2l (l – x) – b 2 – (l – x) 2 �<br />

6Ell<br />

(B bis C)y = – Wa (l – x) �2l b – b 2 – (l – x) 2 �<br />

6Ell<br />

Max y = – Wab (a + 2b) �3a (a + 2b)<br />

27Ell<br />

bei x = � 1 a (a + 2b) wenn a > b<br />

3<br />

� = – 1 W b3<br />

�bl –<br />

6 El l<br />

� = + 1 W b3<br />

�2bl + – 3b2� 6 El l<br />

(A bis B) y = 1 W (5x 3 – 3l 2 x)<br />

96 El<br />

�<br />

bei A<br />

y = – 1 M0 �3x2 – x3<br />

– 2l x�<br />

6 El l<br />

Max y = 0.0642<br />

M0l 2<br />

El<br />

bei C<br />

bei x = 0.422l<br />

� = –<br />

1 M0l<br />

bei A; � = +<br />

1 M0l<br />

3 El 6 El<br />

bei B<br />

bei B<br />

(B bis C) y = 1 W � 5x3 – 16 � x – l � 3<br />

– 3l 2 x�<br />

96 El 2<br />

Max y = – 0.00932<br />

2<br />

� = –<br />

1 Wl<br />

32 El<br />

Wl 3<br />

El<br />

bei A<br />

bei x = 0.4472l<br />

(A bis B) y = 1 �R1 (x3 – 3l 2x) + 3Wa2 (B bis C)<br />

6El<br />

x�<br />

y = 1 �R1 (x3 – 3l 2x) + W �3a2x – (x – b) 3�� 6El<br />

Wenn a < 0.586l, max y ist zwischen A und B bei:<br />

x = l �1 –<br />

2l<br />

3l – a<br />

Wenn a > 0.586l, max y ist bei: x = l (l 2 + b 2 )<br />

3l 2 – b 2<br />

Wenn a > 0.586l, max y ist bei B und x = – 0.0098<br />

max. höchst mögliche Durchbiegung<br />

� = 1 W �a3 – a2� 4 El l<br />

bei A<br />

Wl 3<br />

,<br />

El


Belastung,<br />

Einspannbedingung<br />

An einem Ende<br />

eingespannter, am<br />

anderen aufliegender<br />

Träger. Gleichmäßig<br />

verteilte Flächenlast<br />

Y<br />

w<br />

A<br />

O<br />

W = wl<br />

l<br />

B X<br />

M2<br />

An einem Ende<br />

eingespannter, am<br />

anderen Ende<br />

aufliegender Träger,<br />

Momentanlast<br />

Y<br />

M0<br />

A<br />

O<br />

B<br />

M2<br />

X<br />

l<br />

An einem Ende<br />

eingespannter, am<br />

anderen Ende<br />

aufliegender Träger.<br />

Beliebig angreifende<br />

Momentanlast<br />

Y<br />

A<br />

O<br />

a<br />

M0<br />

B<br />

C<br />

M2<br />

X<br />

l<br />

Beidseitig<br />

eingespannter<br />

Träger. Mittenlast<br />

Y<br />

M1 A<br />

O<br />

l<br />

2<br />

W<br />

B<br />

C M2<br />

X<br />

l<br />

Auflagerkräfte R1 und R2,<br />

Reaktionsmomente<br />

M 1 und M 2, Quekraft V<br />

R 1 = 3 W<br />

8<br />

R 2 = 5 W<br />

8<br />

M 2 = 1 Wl<br />

8<br />

V = W � 3 – x �<br />

8 l<br />

R 1 = –<br />

R 2 = +<br />

3 M0<br />

2 l<br />

3 M0<br />

2 l<br />

M 2 = 1 M 0<br />

2<br />

V = –<br />

3 M0<br />

2 l<br />

R 1 = – 3 M0 � l 2 – a 2<br />

2 l l 2<br />

R 2 = + 3 M0 � l 2 – a 2<br />

2 l l 2<br />

�<br />

�<br />

M 2 = 1 M 0 � 1 – 3 a2 �<br />

2 l 2<br />

(A bis B) V = R 1<br />

(B bis C) V = R 1<br />

R 1 = 1 W<br />

2<br />

R 2 = 1 W<br />

2<br />

M 1 = 1 Wl<br />

8<br />

M2 = 1 Wl<br />

8<br />

(A bis B) V = + 1 W<br />

2<br />

(B bis C) V = – 1 W<br />

2<br />

Biegemoment M<br />

und maximale positive und negative<br />

Biegemoment<br />

M = W � 3 x –<br />

1 x2<br />

8 2 l<br />

Max + M = 9 Wl bei x = 3 l<br />

128 8<br />

Max – M = – 1 Wl bei B<br />

8<br />

M = 1 M 0 � 2 – 3 x �<br />

2 l<br />

Max + M = M0 bei A<br />

Max – M = 1 M0 2<br />

�<br />

bei B<br />

(A bis B) M = R1x (B bis C) M = R1x + M0 Max + M = M0 �1 – 3a(l 2 – a2 )<br />

2l �<br />

3<br />

bei B (rechts)<br />

Max – M = –M2 bei C<br />

(wenn a < 0.275 l )<br />

Max – M = R1a bei B (links)<br />

(wenn a > 0.275 l )<br />

(A bis B) M = 1 W (4x – l )<br />

8<br />

(B bis C) M = 1 W (3l – 4x)<br />

8<br />

Max + M = 1 Wl<br />

8<br />

bei B<br />

Max – M = – 1 Wl<br />

8<br />

bei A und C<br />

Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />

und Endneigung �<br />

y = – 1 W (3l x 3 – 2x 4 + l 3 x)<br />

48 Ell<br />

Max y = – 0.0054<br />

2<br />

� = –<br />

1 Wl<br />

24 El<br />

Wl 3<br />

El<br />

y = 1 M0 �2x2 – x3<br />

– xl<br />

4 El l �<br />

(A bis B) y = – 1 W (3l x 2 – 4x 3 )<br />

48 El<br />

3<br />

Max y = –<br />

1 W l<br />

192 El<br />

bei A<br />

bei x = 0.4215l<br />

2<br />

Max y = –<br />

1 M0l<br />

bei x = 1 l<br />

27 El 3<br />

� = – 1M0l<br />

4 El<br />

bei A<br />

(A bis B)<br />

y = M0 �l 2 – a2 (3l 2x – x3 ) – (l – a)x�<br />

El 4l 3<br />

(B bis C)<br />

y = M0 �l 2 – a2 (3l 2x – x3 ) – l x + 1 (x2 + a2 )�<br />

El 4l 3 2<br />

� = M0 �a – 1 l –<br />

3 a2<br />

El 4 4 l<br />

�<br />

bei B<br />

bei A<br />

37


38<br />

Belastung,<br />

Einspannbedingung<br />

Beidseitig eingespannter<br />

Träger.<br />

Beliebig angreifende<br />

Momentallast<br />

Y a b<br />

M1 A W<br />

O<br />

Y<br />

B<br />

l<br />

W = wl<br />

C M2<br />

X<br />

Beidseitig eingespannter<br />

Träger.<br />

Gleichmäßig verteilte<br />

Flächenlast<br />

M1 M2<br />

X<br />

O A<br />

B<br />

l<br />

Beidseitig eingespannter<br />

Träger.<br />

Beliebig angreifende<br />

Momentanlast<br />

Y a<br />

M1<br />

A<br />

O<br />

M0<br />

B<br />

l<br />

C<br />

M2<br />

X<br />

Auflagerkräfte R1 und R2,<br />

Reaktionsmomente<br />

M 1 und M 2, Quekraft V<br />

R1 = Wb2<br />

(3a + b)<br />

l 3<br />

R2 = Wa2<br />

(3b + a)<br />

l 3<br />

M 1 = W ab2<br />

l 2<br />

M2 = W a2b l 2<br />

(A bis B) V = R1 (B bis C) V = R1 – W<br />

R 1 = 1 W<br />

2<br />

R 2 = 1 W<br />

2<br />

M 1 = 1 Wl<br />

12<br />

M 2 = 1 Wl<br />

12<br />

V = 1 W � 1 – 2x �<br />

2 l<br />

R 1 = – 6 M 0 (al – a 2 )<br />

l 3<br />

R 2 = 6 M 0 (al – a 2 )<br />

l 3<br />

M 1 = – M 0 (4l a – 3a 2 – l 2 )<br />

l 2<br />

M 2 = M 0 (2l a – 3a 2 )<br />

l 2<br />

V = R 1<br />

Biegemoment M<br />

und maximale positive und negative<br />

Biegemoment<br />

(A bis B)<br />

M = – W ab2<br />

+ R<br />

l<br />

1x 2<br />

(B bis C)<br />

M = – W ab2<br />

+ R 1x – W (x – a)<br />

l 2<br />

Max + M = – W ab2<br />

+ R1 l 2<br />

M = 1 x2<br />

W �x – – 1 l<br />

2 l 6 �<br />

Max + M = 1 Wl bei x = 1 24<br />

l<br />

2<br />

Max – M = – 1 12<br />

Wl bei A und B<br />

(A bis B) M = – M 1 + R 1x<br />

bei B;<br />

höchstmöglicher Wert = 1 Wl<br />

8<br />

wenn a = 1 l<br />

2<br />

Max – M = – M1 wenn a < b;<br />

höchstmöglicher Wert = –0.1481 Wl<br />

wenn a = 1 l<br />

3<br />

Max – M = – M 2 wenn a > b;<br />

höchstmöglicher Wert = –0.1481 Wl<br />

wenn a = 2 l<br />

3<br />

(B bis C) M = – M 1 + R 1x + M 0<br />

Max + M = M0 �4 a 2<br />

– 9<br />

a<br />

+6 a3<br />

– 1<br />

l l �<br />

2 l 3<br />

gerade rechts von B<br />

Max + M = M0 �4 a – 9 +6<br />

l l 2 l 3<br />

gerade links von B<br />

a 2<br />

a 3<br />

�<br />

(A bis B)<br />

Durchbiegung y, maximale Durchbiegung,<br />

und Endneigung �<br />

y = 1 Wb2 x 2<br />

(3ax + bx – 3al )<br />

6 Ell 3<br />

(B bis C)<br />

y = 1 Wa2 (l – x) 2<br />

6 Ell<br />

�(3b + a) (l – x) – 3bl �<br />

3<br />

Max y = – 2 W a3 b 2<br />

3 El (3a + b) 2<br />

bei x = 2al<br />

3a + b<br />

Max y = – 2 W a2 b 3<br />

3 El (3b + a) 2<br />

bei x = l – 2bl<br />

3b + a<br />

y =<br />

1 Wx2<br />

(2l x – l 2 – x2 )<br />

24 Ell<br />

3<br />

Max y = –<br />

1 Wl<br />

bei x = 1 l<br />

384 EI 2<br />

(A bis B)<br />

y = – 1 (3M 1x 2 – R 1x 3 )<br />

6El<br />

(B bis C)<br />

wenn a > b<br />

wenn a < b<br />

y = 1 �(M 0 – M 1) (3x 2 – 6l x + 3l 2 )<br />

6El<br />

– R 1 (3l 2 x – x 3 – 2l 3 )�<br />

Max – y bei x = 2M1 1<br />

wenn a > l<br />

R1 3<br />

Max – y bei x = l – 2M2 2<br />

wenn a < l<br />

R2 3


Tabelle 4.03 Berechnungsgleichungen für Torsionsverformung und -spannung<br />

<strong>Allgemeine</strong> Formeln: � = M Tl , � = M T , Es bedeuten � = Torsionswinkel (rad); MT = Torsionsmoment (N · mm);<br />

KG Q<br />

l = Länge (mm); � = Schubspannung (MPa); G = Schubmodul (MPa); K (mm 4 ) sind Funktionen des Querschnitts.<br />

Form und Abmessungen der Querschnitte<br />

Massiver Kreisquerschnitt<br />

Massiver elliptischer Querschnitt<br />

Massiver quadratischer Querschnitt<br />

2r<br />

2 b<br />

Massiver rechteckiger Querschnitt<br />

Hohler konzentrischer Kreisquerschnitt<br />

t<br />

2a<br />

b<br />

r0<br />

r1<br />

a<br />

a<br />

(b ≥ a)<br />

Beidseitig offener dünnwandiger Querschnitt<br />

gleichmäßiger Dicke. U = Länge der Mittellinie<br />

(gestrichelt gezeichnet)<br />

K = 1 �r 4<br />

2<br />

K = �a3 b 3<br />

a 2 + b 2<br />

K = 0.1406a 4<br />

K = a 3 b� 1 – 0.28 a �<br />

Formel für K in � = M T l<br />

KG<br />

K = 1 � (r 4 – r 4 )<br />

2 1 0 Max � =<br />

K = 1 Ut 3<br />

2<br />

a4<br />

1 –<br />

3 b 12b4 ��<br />

Max � = 2M T am Rand<br />

� r 3<br />

Schubspannung<br />

Max � = 2M T an den Enden der<br />

� ab 2<br />

kleineren Achse<br />

Max � = M T am Mittelpunkt<br />

0.208a 3<br />

jeder Seite<br />

Max � = M T(1.8a + 3.0b) am Mittelpunkt jeder<br />

a 2 b 2<br />

längeren Seite<br />

2M T r 1 am äußeren Rand<br />

� (r 4 – r 4 )<br />

1 0<br />

Max � = M T(3U + 1.8t) ,längs beider von<br />

U 2 t 2<br />

den Enden entfernter Ränder (unter der Voraussetzung,<br />

daß t klein im Vergleich zu dem kleinsten<br />

Krümmungshalbmesser der Mittellinie ist)<br />

39


Tabelle 4.04 Berechnungsgleichungen für Spannungen und Verformungen in Druckgefäßen<br />

Bezeichnungen für dünnwandige Druckgefäße: p = gleichmäßiger Druck (MPa); σ 1 = axiale Membranspannung, positiv bei Zug (MPa);<br />

σ 2 = tangentiale Membranspannung, positiv bei Zug (MPa); τ s = Schubspannung (MPa); E = mittlerer Radius des Umfangs (mm);<br />

t = Wanddicke (mm); E = Elastizitätsmodul (MPa); v = Poissonsche Zahl.<br />

Bezeichnungen für dickwandige Druckgefäße: σ 1 = axiale Wandungsspannung, positiv, soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa);<br />

σ 2 = tangentiale Wandungsspannung, positiv, soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa); σ 3 = radiale Wandungsspannung, positiv,<br />

soweit im dargestellten Sinn wirkend (MPa); a = innerer Radius des Gefäßes (mm); b = äußerer Radius des Gefäßes (mm); r = Radius<br />

von der Achse bis zu dem Punkt, an dem die Spannung auftritt (mm); ∆a = Veränderung des inneren Radius infolge des Drucks; positiv<br />

bei Zunahme (mm); ∆b = Veränderung des äußeren Radius infolge des Drucks; positiv bei Zunahme (mm). Sonstige Bezeichnungen<br />

wie bei dünnwandigen Druckgefäßen.<br />

Zylindrisch<br />

40<br />

Form des Druckgefäßes<br />

Kugelförmig<br />

Ringkörper<br />

� 1<br />

t<br />

�2 �1 �2 �1 t<br />

t<br />

R<br />

R<br />

r a b<br />

O<br />

Art der Belastung<br />

Gleichmäßiger Innendruck<br />

(oder Außendruck) p, (MPa)<br />

Gleichmäßiger Innendruck<br />

(oder Außendruck) p, (MPa)<br />

Vollständiger Ringkörper<br />

unter gleichmäßigem<br />

Innendruck p, (MPa)<br />

� 1 = pR<br />

2t<br />

� 2 = pR<br />

t<br />

Radiale Verschiebung = R (� 2 – v� 1).<br />

E<br />

Äußerer Quetschdruck p� = t<br />

R<br />

Innerer Berstdruck p u = 2 � u<br />

Hier � u = max. Zugfestigkeit,<br />

t<br />

R<br />

�<br />

1 + 4 �y<br />

�<br />

�y<br />

�R� 2<br />

E t<br />

mit � y = Quetschgrenze des Materials. Diese Gleichung gilt für nichtelastischen<br />

Bruch und nur, wenn p�R > Proportionalitätsgrenze.<br />

t<br />

� 1 = � 2 = pR<br />

2t<br />

Radiale Verschiebung = � 1 (1 – v ) R<br />

E<br />

� 1 = pb � 1+a �<br />

t 2r<br />

Max � 1 = pb � 2a – b � bei 0<br />

t 2a – 2b<br />

� 2 = pR (überall gleich)<br />

2t<br />

Formeln<br />

Dünnwandige Druckgefäße – Membranspannungen � 1 (axial) und � 2 (tangential)<br />

Dickwandige Druckgefäße – Wandspannungen σ 1 (axial), σ 2 (tangential) und σ 3 (radial)


Zylindrisch<br />

Form des Druckgefäßes<br />

Kugelförmig<br />

σ2<br />

σ1<br />

σ2<br />

σ1<br />

a<br />

b<br />

r<br />

σ3<br />

a r<br />

σ3<br />

b<br />

Art der Belastung<br />

1. Gleichmäßig radialer<br />

Innendruck p, (MPa)<br />

(Längsdruck gleich null oder<br />

von aussen ausgeglichen)<br />

2. Gleichmäßiger radialer<br />

Außendruck p, (MPa)<br />

3. Gleichmäßig radialer<br />

Innendruck p, (MPa)<br />

in allen Richtungen<br />

Gleichmäßiger Innendruck<br />

p, (MPa)<br />

2. Gleichmäßiger Außendruck<br />

p, (MPa)<br />

� 1 = 0<br />

�2 = p a2 (b2 + r2 )<br />

Max �2 = p b2 + a2 an der Innenfläche<br />

r2 (b2 – a2 ) b2 – a2 � 3 = – p a2 (b 2 – r 2 ) Max �3 = – p an der Innenfläche<br />

r 2 (b 2 – a 2 )<br />

�a = p a � b2 + a2 + v � ;<br />

E b2 – a2 �b = p b � 2a2<br />

E b2 – a2 �<br />

Max � = p<br />

b 2<br />

b 2 – a 2<br />

Formeln<br />

Dickwandige Druckgefäße – Wandspannungen σ 1 (axial), σ 2 (tangential) und σ 3 (radial)<br />

� 1 = 0<br />

� 1 = � 2 = p a3 (b 3 + 2r 3 )<br />

�3 = – p a3 (b3 – r3 )<br />

r3 (b3 – a3 )<br />

an der Innenfläche<br />

�2 = – p a2 (b2 + r2 )<br />

Max �2 = – p 2b2<br />

an der Innenfläche<br />

r2 (b2 – a2 ) b2 – a2 � 3 = – p b2 (r 2 – a 2 ) Max �3 = – p an der Außenfläche<br />

r 2 (b 2 – a 2 )<br />

�a = – p a � 2b2 � ;<br />

E b2 – a2 �b = – p b � a2 + b 2<br />

– v�<br />

E b 2 – a 2<br />

a 2<br />

Max � 1 = max � 2 = p b3 + 2a 3<br />

an der Innenfläche<br />

2r3 (b3 – a3 ) 2(b3 – a3 )<br />

�a = p a � b3 + 2a3 (1 – v )+ v� ;<br />

E 2(b3 – a3 )<br />

�b = p b 3a<br />

�<br />

3<br />

(1 – v )�<br />

E 2(b3 – a3 )<br />

Max � = 1 max � 2 an der Innenfläche<br />

2<br />

�1 = p ,<br />

b<br />

�2 und �3 gleiche Werte wie im Fall 1.<br />

2 – a2 �a = p a �b2 + a2 – v<br />

a<br />

�<br />

2<br />

– 1 �� ;<br />

E b2 – a2 b2 – a2 �b = p b a � 2<br />

E b<br />

(2 – v)�<br />

2 – a2 Max � 3 = – p an der Innenfläche<br />

3b 3<br />

Druck bei Streckspannung py = 2�y a3<br />

�1 –<br />

3 b3 Max � = p an der Innenfläche<br />

4(b3 – a3 )<br />

�1 = �2 = – p b3 (a3 + 2r3 )<br />

Max �1 = – max �2 = – p<br />

an der Innenfläche<br />

2r3 (b3 – a3 ) 2(b3 – a3 )<br />

�<br />

3b 3<br />

�3 = – p b3 (r3 – a3 )<br />

Max �3 = – p an der Außenfläche<br />

r3 (b3 – a3 )<br />

�a = – p a 3b<br />

�<br />

3<br />

(1 – v )� ;<br />

E 2(b3 – a3 )<br />

�b = – p b � a3 + 2b3 (1 – v ) – v<br />

E 2(b �<br />

3 – a3 )<br />

41


Tabelle 4.05 Knicken von Stäben, Ringen und Bögen<br />

E = Elastizitätsmodul, I = Flächenträgheitsmoment des Querschnitts um die Mittenachse und senkrecht zur Knickebene. Alle Abmessungen in mm,<br />

alle Kräfte in N, alle Winkel in Bogenmaß.<br />

42<br />

Stabform,<br />

Art der Belastung und Abstützung<br />

Gerader Stab. Ein Ende freitragend, das<br />

andere eingespannt<br />

l l<br />

Gerader Stab.<br />

Beide Ende gelenkig gelagert<br />

l l<br />

Gerader Stab. Ein Ende eingespannt, das<br />

andere gelenkig gelagert und über dem<br />

eingespannten Ende horizontal fixiert<br />

0,7 0.7l l<br />

0,3 0.3l l<br />

Kreisförmiger Ring unter gleichmäßigem<br />

Radialdruck q N•m.<br />

r = mittlerer Radius des Rings<br />

r<br />

Kreisbogen unter gleichmäßigen Außendruck q.<br />

r = mittlerer Radius. Enden gelenkig gelagert<br />

q<br />

2�<br />

Kreisbogen unter gleichmäßigen Außendruck q.<br />

r = mittlerer Radius. Enden eingespanntt<br />

q<br />

2�<br />

q<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F c = �2 El<br />

4l 2<br />

F c = �2 El<br />

l 2<br />

F c = �2 El<br />

(0.7l ) 2<br />

q c =<br />

3 El<br />

r 2<br />

qc = El � �2<br />

– 1<br />

r �<br />

3 �2 q c = El (k 2 – 1)<br />

r 3<br />

Formeln für die kritische Last F c, oder die kritische Flächenlast q c<br />

Dabei ist k von � abhängig und läßt sich näherungsweise durch die Gleichung: k tan � cot k� = 1 oder<br />

aus der nachstehende Tabelle ermitteln:<br />

� = 15° 30° 45° 60° 75° 90° 120° 180°<br />

k = 17.2 8.62 5.80 4.37 3.50 3.00 2.36 2.00


Tabelle 4.06 Berechnungsgleichungen für ebene Platten<br />

Bezeichnungen: W = gesamte wirksame Belastung (N); p = wirksame Flächeneinheitsbelastung (MPa); t = Dicke der Platte (mm);<br />

� = Spannung an der Plattenoberfläche (MPa); y = vertikale Durchbiegung der Platte gegenüber der ursprünglichen Position (mm);<br />

� = Neigung der Platte gegenüber der Horizontalen (Bogenmaß); E = Elastizitätsmodul; � = Poissonsche Zahl; r gibt die Distanz<br />

vom Mittelpunkt einer kreisförmigen Platte an. Andere Abmessungen und entsprechende Symbole sind bei den jeweiligen Abbildungen<br />

angegeben. � mit positiven Vorzeichen bedeutet Zug auf die obere und gleich starken Druck auf die untere Plattenfläche, bei<br />

negativem Vorzeichen umgekehrte Verhältnisse. y mit positivem Vorzeichen bedeutet Beulung nach oben, mit negativem Vorzeichen<br />

Beulung nach unten. Die für � verwendeten Indizes r, t und a oder b bezeichnen jeweils radiale Richtung, tangentiale Richtung und<br />

Richtung der Dimension a oder b. Alle Abmessungen in mm.<br />

Art der Belastung<br />

Seiten aufliegend<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

Y<br />

W = p�a 2<br />

Seiten eingespannt<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

W = p�a 2<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

b<br />

l<br />

a<br />

(b ≥ a)<br />

(Am r) �r = – 3W 8�t<br />

r2 � (3 + �)�<br />

1 – ��<br />

2 a2 �t = – 3W 8�t<br />

r2<br />

� (3 + �) – (1 + 3�) 2 a2 (Im Mittelpunkt) Max � r = � t = – 3W (3 +�)<br />

8�t 2<br />

(Am Rand) � =<br />

Max y = –<br />

3W (1 – �) (5 + �) a2<br />

16�Et3 (Am r) �r = 3W 8�t<br />

r2 � (3 + �) – (1 + �)�<br />

2 a2 �t = 3W 8�t<br />

r2 � (3 + �) – (1 + �)�<br />

2 a2 (Am Rand) Max � r =<br />

3W (1 – �) a<br />

2�Et 3<br />

(Im Mittelpunkt) � r = � r = –<br />

Plattenzentrum<br />

Randzentrum<br />

Max. y<br />

3W ; �t = � 3W<br />

4�t 2 4�t 2<br />

3W (1 + �)<br />

8�t 2<br />

Max y = – 3W (1 – �2 ) a 2<br />

16�Et 3<br />

� = 0<br />

Et 3 �<br />

0.142 a 4 p<br />

1+2.21 a3<br />

b 3<br />

�<br />

Formeln für Spannung und Beulung<br />

�<br />

Kreisförmig und massiv<br />

Ränder aufliegend Ränder eingespannt<br />

� =<br />

t 2 �<br />

0.75 a 2 p<br />

�<br />

a3<br />

1 + 1.61<br />

b3 � = 0.167 a2 p<br />

t 2<br />

(a=b)<br />

a<br />

0.50 a<br />

� =<br />

2 p<br />

t 2 a6 �1+0.623 b6 Et 3 �<br />

0.0284 a 4 p<br />

1+1.056 a5<br />

b 5<br />

�<br />

r 1<br />

�<br />

(0 ≤ r ≤ a)<br />

43


44<br />

Art der Belastung Formeln für Spannung und Beulung<br />

Seiten aufliegend<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

X<br />

OO<br />

�<br />

a<br />

1/3a<br />

a<br />

y<br />

Seiten aufliegend<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

Seiten eingespannt<br />

Gleichmäßige Belastung der gesamten<br />

Oberfläche<br />

A C<br />

B<br />

C<br />

L<br />

Max � x = 0.1488 pa2<br />

pa 2<br />

Max �r = ß pa2<br />

Max �1 = ß1 Max y = � pa4<br />

t 2 t 2 Et 2<br />

(Werte für � = 0.3)<br />

� 45° 60° 90° 180°<br />

ß 0.102 0.147 0.240 0.522<br />

ß1 0.114 0.155 0.216 0.312<br />

� 0.0054 0.0105 0.0250 0.0870<br />

Max � = � r bei A = 0.42pa2<br />

t 2<br />

Max � t<br />

� r bei B = 0.36pa2<br />

t 2<br />

= 0.21pa2<br />

t 2<br />

t 2<br />

Max � y = 0.1554 pa2<br />

t 2<br />

Max y = pa4 (1 – � 2 )<br />

81Et 3<br />

bei y = 0, x = – 0.062a<br />

bei C<br />

gleichseitiges Dreieck, massiv<br />

bei y = 0, x = 0.129a (Werte für � = 0.3)<br />

Im Mittelpunkt O.<br />

kreisförmiges Teil, massiv<br />

massive, halbkreisförmige Platte


5 – Konstruktionsbeispiele<br />

Neue Radkonstruktionen<br />

Rotierende Kunststoffteile – Zahnräder, Radscheiben, Walzen,<br />

Nocken, Drehscheiben usw. – waren lange Zeit eine Hauptstütze<br />

der Industrie. Erst kürzlich hat man die konstruktiven<br />

Möglichkeiten von <strong>Kunststoffe</strong>n für größere rotierende Teile<br />

wie Fahrrad-, Motorrad- und sogar Automobilräder erkannt.<br />

Da die Art der Beanspruchung grundverschieden sein kann,<br />

erscheint es angebracht, einige der Gesichtspunkte zu erörtern,<br />

die bei der Konstruktion eines Rades aus Kunststoff berücksichtigt<br />

werden müssen – insbesondere im Bereich der Felge<br />

und der Radscheiben oder Speichen.<br />

Rad- und Speichenkonstruktion<br />

Vom Standpunkt des Spritzgießers aus gesehen müßte das<br />

ideale Rad eine überall gleichmäßige Wandstärke haben, um<br />

die Füllung zu erleichtern und eine gleichmäßige Abkühlung<br />

im Werkzeug zu gewährleisten. Anstelle von Speichen<br />

würde der Bereich zwischen Nabe und Felge aus einer massiven<br />

Radscheibe bestehen, um einen symmetrischen Fluß<br />

der Kunststoffschmelze zur Felge zu ermöglichen und Bindenähte<br />

an der Felge auszuschließen. In der Tat haben derartige<br />

Räder kommerzielle Anwendung gefunden, wenn auch<br />

mit leichten Veränderungen im Interesse einer verbesserten<br />

Struktur. Das Rad und die Radscheibe, die in Abb. 5.01<br />

gezeigt werden, sind ein typisches Beispiel einer solchen<br />

Konstruktion. Die Radscheibe aus DELRIN ® Polyacetal mit<br />

114 mm Durchmesser ersetzt ein Druckgußteil bei niedrigeren<br />

Kosten und geringerem Gewicht.<br />

Die Radscheibe ist zwar massiv; die axiale Stabilität wird<br />

aber vor allem durch die gewellte Oberfläche bewirkt.<br />

Diese Radscheibenform wurde gegenüber einer radialen<br />

Verrippung bevorzugt, weil sie die mit einer Verrippung<br />

verbundene größere Wandstärke (Abb. 5.02) und die darauf<br />

beruhende radial unterschiedliche Schwindung vermeidet;<br />

außerdem wird die Gefahr von Lufteinschlüssen während<br />

des Spritzgießens vermindert.<br />

Sind Speichen erforderlich – zum Beispiel, weil die Seitenwindlast<br />

kritisch oder eine minimale Oberfläche wünschenswert<br />

ist – sollte sorgfältig darauf geachtet werden, wieviele<br />

Speichen und welche Wanddicke vorgeschrieben werden und<br />

wie die Verbindungsstelle der Speiche mit der Felge und der<br />

Nabe ausgelegt wird. Je höher die Zahl der Speichen, desto<br />

besser. Wenn zum Beispiel fünf Speichen mit der zweifachen<br />

Wanddicke der Nabe und der Felge verwendet würden, könnten<br />

die unterschiedlichen Schwindungen die Felge unrund<br />

werden lassen. Hingegen würden zehn Speichen der gleichen<br />

Wanddicke sowohl die erforderliche Festigkeit als auch eine<br />

gleichmäßige Schwindung gewährleisten.<br />

Je kleiner im übrigen der Abstand der Speichen an der Felge<br />

ist, desto geringer ist die unterschiedliche Festigkeit der rotierenden<br />

Felge. Da die Verformung der Felge sich mit der dritten<br />

Potenz der Entfernung der Speichenstützpunkte verändert,<br />

reduziert eine Verdopplung der Speichen die Verformung<br />

eines gegebenen Felgenquerschnitts um den Faktor acht.<br />

Die Wanddicke der Speiche sollte zwischen Nabe und Felge<br />

konstant sein, um eine ausgeglichene Kühlung sicherzustellen.<br />

Die Speichenkanten sollten zur axialen Verstärkung<br />

zusätzlich verrippt werden, um eine minimale Änderung des<br />

Wandquerschnitts zu erzielen (Abb. 5.03).<br />

Speichen sollten in ihren Konturen der Nabe und der Felge<br />

angepaßt werden, um das Fließverhalten beim Spritzgießen<br />

zu verbessern und die Spannungskonzentration am Verbindungspunkt<br />

zu reduzieren. Das ist besonders an der Felge<br />

wichtig, weil eine solche Konturanpassung die Felge verstärkt<br />

und so deren Verformung unter Last verringert.<br />

Eine dreieckförmige Auskehlung verstärkt<br />

die Festigkeit einer Radscheibe<br />

aus DELRIN ® (vorn) und senkt ihre Kosten<br />

gegenüber verzinkten Radscheiben um<br />

90%.<br />

Abb. 5.01 Neue Radkonstruktionen<br />

Übliche Rippenkonstruktion<br />

mit erheblich<br />

vergrößerter Wanddicke<br />

an den Schnittpunkten.<br />

Versetzte Rippenanordnung<br />

mit geringfügig<br />

vergrößerter Wanddicke<br />

an den Schnittpunkten.<br />

Abb. 5.02 Radscheiben mit Verrippung<br />

Abb. 5.03 Speichenformen<br />

Axiale Stabilität wird bei diesem Rad<br />

aus Polyamid durch die gewellte<br />

Form der Radscheibe erzielt.<br />

Gewellte Rippenkonstruktion<br />

mit minimaler<br />

Veränderung der<br />

Wanddicke.<br />

empfehlenswert<br />

45


Felgenkonstruktion<br />

Die Anforderungen an die Felgenkonstruktion sind davon<br />

abhängig, ob ein Reifen vorhanden ist und ob dieser massiv<br />

oder luftgefüllt ist.<br />

Reifenlose Räder werden häufig in Förderanlagen verwendet,<br />

bei denen Vibration und Geräuschentwicklung unkritisch sind.<br />

Die Schlagzähigkeit ist bei solchen Anwendungen von größter<br />

Bedeutung und Felgen werden häufig mit Wandstärken<br />

bis zu 9,5 mm gespritzt. Der verlängerte Spritzzyklus kann<br />

die Herstellungskosten aber derart verteuern, daß es wirtschaftlicher<br />

wäre, ein Rad mit geringerer Wandstärke zu<br />

spritzen und – indem man das Rad als Einlegeteil benutzt –<br />

einen elastomeren Reifen um das Rad herum zu spritzen.<br />

Wenn luftgefüllte Reifen verwendet werden, steht die Felge<br />

unter konstantem Druck und der Einfluß des Kriechens auf<br />

die Geometrie der Felge muß berücksichtigt werden. Es läßt<br />

sich nachweisen, daß die äußere, auf die Felge einwirkende<br />

Kraft dem Produkt aus Reifeninnendruck und Radius des<br />

Reifenquerschnitts zuzüglich des unmittelbar auf die Felge<br />

selbst geübten Drucks entspricht.<br />

Bezogen auf Abb. 5.04A sind die Spannungen in den<br />

kritischen Querschnitten:<br />

FReifen = pr sin (45)<br />

FFelge = FReifen sin (45)<br />

Biegebeanspruchung:<br />

� B = 6 (F FELGE L + 1 /2 pL 2 ) / t 2<br />

Membranspannung:<br />

�M = FFELGE / t<br />

Für r = 16 mm, L = 18 mm, t = 8 mm und p = 0,5 MPa<br />

Dies ergibt:<br />

FFelge = 4 N<br />

46<br />

F Reifen<br />

F Felge<br />

L<br />

� B = 14,5 MPa<br />

� M = 0,5 MPa<br />

45°<br />

Abb. 5.04 Felgengeometrien<br />

r<br />

p<br />

p<br />

A B<br />

Innenrohr<br />

kritischer Querschnitt,<br />

Dicke t<br />

r<br />

p<br />

L<br />

Es hängt von der Konstruktionstemperatur ab, ob die Gesamtspannung<br />

von 15 MPa niedrig genug ist, um die Kriechdehnung<br />

zu begrenzen. Geringe Spannungen können mit einer<br />

niedrigen Felgenhöhe (Eigendruck unterworfen) erreicht<br />

werden, siehe Abb. 5.04B. Wie gezeigt wird, können radiale<br />

Rippen ergänzt werden, um die Felge für radiale Belastungen<br />

stärker zu versteifen.<br />

Druckgefäßdichtungen<br />

Dichtungen in Abdeckungen von Druckgefäßen sind sorgfältig<br />

anzuordnen, um das Kriechen auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Abb. 5.05 zeigt Beispiele einer falschen Anbringung<br />

(Kriechen erhöht den Druck auf die Dichtung und sie wird<br />

undicht). Eine korrekte Lösung zeigt Abb. 5.05B. Hier werden<br />

außerdem Metallbuchsen verwendet, so daß die Schließkräfte<br />

durch Kriechen nicht reduziert werden.<br />

Bei Endkappen mit einer Schnappverbindung sollte die<br />

Abdeckung so ausgelegt werden, daß der Druck nur auf<br />

den Innenzylinder wirkt, siehe Abb. 5.06.<br />

A<br />

Nein<br />

B<br />

Ja<br />

– Der O-Ring wird radial<br />

komprimiert. Zusätzliche<br />

Wege zur Reduzierung von<br />

Kriechen können sein:<br />

1. Flansche können mit<br />

Rippen verstärkt werden<br />

oder<br />

2. Metallringe werden rundherum<br />

unter den Schrauben<br />

angeordnet<br />

Abb. 5.05 Abdichtung einer verschraubten Abdeckung<br />

Druck<br />

Nein Ja<br />

Abb. 5.06 Abdichtung einer schnappverbundenen Abdeckung


Wirtschaftliche Konstruktionen<br />

im Vergleich zu den Kosten des Rohmaterials<br />

Eine der Hauptaufgaben des Konstrukteurs, der ein neues<br />

Produkt entwirft, besteht darin, die wirtschaftlichste Konstruktion<br />

zu entwickeln; häufig läßt er sich aber dazu verleiten,<br />

das Material mit dem niedrigsten Preis vorzuschreiben.<br />

Daß dies nicht der richtige Weg zu höherer Wirtschaftlichkeit<br />

ist, wird durch die nachstehenden Beispiele belegt:<br />

Radkonstruktion für ein Fahrrad<br />

Bei der Spezifikation eines Materials für das Rad eines Fahrrades<br />

geht es im allgemeinen zuerst darum, die richtige Kombination<br />

von Zähigkeit und Steifigkeit zu finden. Zu den<br />

Materialien, die als Ersatz für das bei dieser Anwendung seit<br />

Jahren bewährte glasfaserverstärkte ZYTEL ® ST in Betracht<br />

kommen und die physikalischen Anforderungen (unter<br />

Berücksichtigung einer ausreichenden Sicherheit) nahezu<br />

erfüllen, zugleich aber einen deutlich günstigeren Kunststoffpreis<br />

bieten, zählt ein (mit 20% Glasfasern verstärkter)<br />

Polypropylen-Typ (siehe Abb. 5.07).<br />

Abb. 5.07 Radfelge<br />

Polypropylen<br />

Das in Polypropylen konstruierte Rad würde zwar zusätzliche<br />

145 g Material erfordern, um den Anforderungen an die<br />

Steifigkeit zu genügen; dennoch ließen sich drastische Einsparungen<br />

erzielen, wenn man allein den Kunststoffpreis in<br />

Betracht ziehen würde:<br />

ZYTEL ® ST Polypropylen<br />

Radgewicht $ 0,91 kg $ 1,05 kg<br />

Kunststoffpreis (pro kg) $ 4.12 $ 1.76<br />

Kunststoffkosten pro Rad $ 3.73 $ 1.86<br />

NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />

ZYTEL® ST<br />

Aber auch andere Faktoren beeinflussen die Kosten. Bei<br />

Verwendung eines Einfach-Werkzeugs kann eine 4,9 Meganewton-Presse<br />

bei zwei Arbeitsschichten jährlich 250000<br />

Räder aus ZYTEL ® ST Polyamid produzieren. Wegen der längeren<br />

Zykluszeit von Polypropylen – 130 Sekunden gegenüber<br />

60 Sekunden für ein Rad aus Polyamid – wären zwei<br />

Einfach-Werkzeuge erforderlich, um die gleiche Menge<br />

produzieren zu können.<br />

Da auch das Materialvolumen höher ist, wären zwei Pressen<br />

mit je 5,8 Meganewton erforderlich.<br />

Der unmittelbare Investitionsaufwand würde sich somit mehr<br />

als verdoppeln, und wenn man noch amortisierte Zinsbelastung,<br />

längere Maschinenzeiten und höhere Arbeitskosten<br />

hinzurechnet, ergibt sich ein anderes Bild. (Dabei ist nicht<br />

einmal versucht worden, die zusätzlichen Kosten der Qualitätskontrolle<br />

einzubeziehen, die möglicherweise aufgrund<br />

von Problemen wegen der dickeren Wandungen zu erwarten<br />

sind.) Rechnet man die üblichen Vertriebskosten und die<br />

Investitionsrendite hinzu, sieht die Vergleichsrechnung eher<br />

wie folgt aus:<br />

ZYTEL ® ST Polypropylen<br />

Endverbraucherpreis pro Rad $ 6.01 $ 5.77<br />

Obwohl der Verkaufspreis des Polypropylenrades damit<br />

immer noch vier Prozent günstiger ist, kann dieser Vorteil<br />

bei weitem nicht die enorme Überlegenheit des Polyamidrades<br />

im Hinblick auf eine so bedeutsame Eigenschaft wie<br />

die Schlagzähigkeit aufwiegen. ZYTEL ® ST801 Polyamid<br />

weist eine Schlagzähigkeit nach Izod (1000 J/m bei Raumtemperatur<br />

und 50% r.L.) auf, die der von Polypropylen um<br />

das 20fache überlegen ist.<br />

Das «billigere» Rad würde bei Raumtemperatur zwar die<br />

gleiche Steifigkeit und die gleichen Sicherheitsfaktoren bieten;<br />

bei erhöhten Temperaturen könnte das Polypropylenrad<br />

jedoch nicht die Eigenschaften des Polyamidrades erreichen.<br />

Bei 65° C, einer im Südwesten der USA nicht ungewöhnlichen<br />

Radtemperatur, würde die Festigkeit und Steifigkeit<br />

des Polypropylenrades nur noch etwa 80 Prozent der<br />

entsprechenden Werte des Rades aus ZYTEL ® ST erreichen.<br />

Das gleiche würde für die Zeitstandfestigkeit gelten, die<br />

für die Funktion der Luftbereifung im Betriebszustand von<br />

entscheidender Bedeutung ist.<br />

Diese und andere Markt- und Herstellungsnachteile des<br />

Polypropylenrades wie zum Beispiel 16 Prozent mehr<br />

Gewicht und das klobige Aussehen lassen erkennen, daß<br />

ZYTEL ® ST in der Tat die klügere Wahl ist.<br />

47


Stuhlsitze – neu durchdacht<br />

Eine ähnliche Untersuchung wurde bei einem Produkt durchgeführt,<br />

das bereits in großen Massen aus einem «billigeren»<br />

Kunststoff hergestellt wird: dem typischen leichten Stuhl, wie<br />

er in Wartezimmern und öffentlichen Gebäuden anzutreffen<br />

ist. Hier wurde ein schlagzäh modifiziertes, glasfaserverstärktes<br />

Polyamid zum Preis von $ 3,95 pro kg unverstärktem Polypropylen,<br />

das $ 1,08 pro kg kostet, gegenübergestellt.<br />

Aus jedem der beiden Materialien wurde eine Sitzfläche unter<br />

Verwendung einer verstärkenden Rippenstruktur mit gleichen<br />

Sicherheitsfaktoren und Steifigkeitswerten und möglichst<br />

wenig Material konstruiert (siehe Abb. 5.08). Wiederum sind<br />

die Ergebnisse unter Berücksichtigung der typischen Kostenfaktoren<br />

bei einer Jahresproduktion von 250000 Einheiten<br />

nicht überraschend.<br />

Abb. 5.08 Stuhl-Sitzfläche<br />

48<br />

46,6 mm<br />

42 mm<br />

ZYTEL® 73G30L<br />

Polypropylen<br />

ZYTEL ®<br />

73G30L Polypropylen<br />

Gewicht der Sitzfläche $ 1,27 kg $ 2,29 kg<br />

Kunststoffkosten $ 5.01 $ 2.47<br />

Endverkaufspreis pro Sitz $ 7.21 $ 6.72<br />

NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />

3,3 mm<br />

1,7 mm<br />

10,2 mm<br />

5,1 mm<br />

22,1 mm<br />

24,4 mm<br />

Im Endverkaufspreis sind $ 0,36 Mehrkosten pro Teil enthalten,<br />

die bei Polypropylen durch die längere Zykluszeit<br />

(100 Sekunden gegenüber 35 Sekunden für die Sitzfläche<br />

aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® ) bedingt sind und die den<br />

Preisvorteil, der zunächst 19 Prozent auszumachen schien,<br />

auf 13% reduziert. Dieser Vorteil wird jedoch durch den<br />

Wegfall von Einlegeteilen aus Metall für die Stuhlbein- und<br />

Armlehnenbefestigung sowie die Versandkostenvorteile bei<br />

einem 44% leichteren Sitz mehr als aufgewogen.<br />

Noch bedeutsamer ist der Umstand, daß ein Sitz aus glasfaserverstärktem<br />

ZYTEL ® eine weit höhere Zeitstandfestigkeit aufweisen<br />

würde, vor allem, wenn die Stühle in Lagerräumen mit<br />

hohen Temperaturen gestapelt werden. Er würde sich auch<br />

durch eine viel höhere Schlagzähigkeit auszeichnen, ein im<br />

öffentlichen Bereich besonders wichtiges Kriterium.<br />

Schubkarrenrahmen –<br />

eine mögliche Konstruktion<br />

Während einige Schubkarrenhersteller bereits Produkte herstellen,<br />

die sich das geringe Gewicht und die Korrosionsbeständigkeit<br />

von Polyethylen hoher Dichte oder Polypropylen<br />

für die Transportwanne zunutze machen, hat – soweit<br />

uns bekannt – noch keiner einen Rahmen aus Kunststoff<br />

gebaut. Diese Analyse läßt eine mögliche Ursache hierfür<br />

ahnen: aus preiswertem Kunststoff wäre er erstens zu schwer<br />

und zweitens zu teuer!<br />

Polypropylen<br />

RYNITE® 530<br />

Abb. 5.09 Schubkarrenrahmen<br />

18,7 mm<br />

43,2 mm<br />

35,6 mm<br />

Polypropylen RYNITE® 530<br />

Auf der Grundlage gleicher Steifigkeit und gleicher Sicherheitsfaktoren<br />

wurden geeignete Rahmenquerschnitte (siehe<br />

Abb. 5.09) für RYNITE ® 530 thermoplastischen Polyester,<br />

ein mit 30% Glasfasern verstärktes Polyethylenterephthalat<br />

(PET) und für ebenfalls mit 30% Glasfasern verstärktes<br />

Polypropylen berechnet. Hier das Ergebnis:<br />

RYNITE ® 530 Polypropylen<br />

Rahmengewicht $ 8,16 kg $ 16,78 kg<br />

Kunststoffkosten (pro kg) $ 3.24 $ 1.83<br />

Kunststoffkosten $ 26.46 $ 30.71<br />

Endverkaufspreis pro Rahmen $ 36.86 $ 43.61<br />

NB: angegebene Preise sind Änderungen unterworfen!<br />

7,6 mm<br />

Wiederum sind wegen des Materialvolumens und der Zykluszeit<br />

(65 Sekunden für RYNITE ® thermoplastischen Polyester<br />

gegenüber 120 Sekunden für Polypropylen) zwei Werkzeuge<br />

und zwei größere Maschinen erforderlich, um 250000 Polypropylenrahmen<br />

im Jahr herzustellen. Und wie bei den vorherigen<br />

Beispielen hält auch hier das Produkt aus dem preisgünstigeren<br />

Material einem Vergleich von Eigenschaften wie<br />

Festigkeit, Steifigkeit und Schlagzähigkeit bei erhöhten Temperaturen<br />

nicht stand. Das teure Material ist zugleich das<br />

wirtschaftlichere.<br />

Das Beispiel des Rades, des Stuhlsitzes und des Schubkarrenrahmens<br />

zeigt deutlich, daß eine Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

einer Konstruktion auch Gesichtspunkte des Leistungsverhaltens,<br />

der Herstellung und des Vertriebs berücksichtigen<br />

muß, und daß das teurere Material nicht selten das wirtschaftlichere<br />

ist, vor allem, wenn das Produkt hoher Beanspruchung<br />

ausgesetzt ist.


6 – Federn und flexible Scharniere<br />

Federn aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont haben sich<br />

in zahlreichen Anwendungen bewährt, bei denen eine intermittierende<br />

Federwirkung erforderlich ist. Unter den unverstärkten<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n ist DELRIN ® Polyacetal dank seiner<br />

hohen Rückfederung das beste Material. Federn, die unter<br />

statischer Last oder Biegebeanspruchung stehen, sollten aus<br />

Federstahl konstruiert werden. <strong>Kunststoffe</strong> sind, von speziellen<br />

Verbundstrukturen abgesehen, wegen ihrer Neigung zum<br />

Kriechen und zur Spannungsrelaxation für unter Dauerlast<br />

arbeitende Federn weniger gut geeignet.<br />

Integrierte, leichte Federelemente lassen sich kostengünstig<br />

mit Spritzgußteilen aus DELRIN ® Polyacetal verwirklichen,<br />

indem man sich die Verarbeitungsfähigkeit und die besonderen<br />

Eigenschaften dieser Werkstoffe zunutze macht, die für<br />

Federanwendungen wichtig sind. Dazu gehören, von der<br />

Rückfederung abgesehen, ein hoher Elastizitätsmodul sowie<br />

Festigkeit, Ermüdungsfestigkeit und gute Beständigkeit gegen<br />

Feuchtigkeit, Lösungsmittel und Öl.<br />

Bei der Konstruktion von Federn aus DELRIN ® Polyacetal sind<br />

gewisse grundlegende Aspekte der Federungseigenschaften<br />

von DELRIN ® Polyacetalen zu beachten.<br />

– Der Einfluß der Temperatur und der chemischen Beschaffenheit<br />

der Umgebung auf die mechanischen Eigenschaften<br />

muß berücksichtigt werden.<br />

– Die zulässigen Spannungen für wiederholt betätigte Federn<br />

dürfen die Ermüdungsfestigkeit von DELRIN ® Polyacetal<br />

unter den gegebenen Einsatzbedingungen nicht übersteigen.<br />

– Scharfe Ecken sollten mit Hilfe großzügig bemessener<br />

Ausrundungen vermieden werden.<br />

Federn, deren Auslegung auf Formeln für Träger konstanter<br />

Festigkeit beruht, arbeiten bei gleichen Federungswerten und<br />

gleichem Teilegewicht auf niedrigerem Spannungsniveau als<br />

anders geformte Federn. Abb. 6.01 zeigt einen Vergleich zwischen<br />

verschiedenen Federformen, die die gleiche Federrate<br />

haben. Die obere Feder (A) hat einen einheitlichen rechteckigen<br />

Querschnitt und eine anfängliche Federrate, die sich aus<br />

der Ablenkungsformel für einen Freiträger (W/y = EI/L 3 )<br />

errechnet, wobei W die Last und y die Auslenkung des<br />

Federendes ist. Die anderen Federn wurden unter Verwendung<br />

von Formeln für Träger konstanter Festigkeit ausgelegt, um<br />

identische Federraten zu erhalten. Dies führt zu geringeren<br />

Spannungswerten und in einigen Fällen zu einer Gewichtsreduktion.<br />

Zum Beispiel erreicht die Spannung in der Feder<br />

(C) nur zwei Drittel der Spannung in der Feder (A) und das<br />

Gewicht wird um 25% reduziert. Diese Gewichtsreduktion<br />

kann auch als Beitrag zur Kostensenkung bedeutsam sein,<br />

wenn eine Massenproduktion geplant ist. Ein wichtiger<br />

Umstand, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die Tatsache,<br />

daß sich im Spritzgießverfahren durchaus konische<br />

Federn herstellen lassen. Durch Stanzen oder Umformen<br />

hergestellte Metallfedern mit den Formen (D) oder (E) würden<br />

einen unvertretbar hohen Kostenaufwand erfordern.<br />

Für eine spezielle Anwendung von <strong>Kunststoffe</strong>dern siehe<br />

«Montagetechniken», «Schnappverbindungen».<br />

Maximale Biegespannung, MPa<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

1<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b+<br />

b+<br />

L<br />

B<br />

C<br />

Abb. 6.01 Biegespannung als Funktion des Federgewichts bei<br />

verschiedenen Federkonstruktionen (23°C)<br />

D<br />

A<br />

2 3 4 5 6 7<br />

Federgewicht, g<br />

h+<br />

h<br />

h+<br />

h<br />

h<br />

E<br />

49


Konstruktion von flexiblen Scharnieren<br />

Bei einer 180° Biegung: R = L<br />

�<br />

Dehnung in äußerster Faser: � =<br />

Spannung in äußerster Faser: � =<br />

50<br />

R<br />

l<br />

b<br />

L<br />

b l = b/2<br />

� = Poissonsche Zahl<br />

E = Elastizitätsmodul<br />

� y = Streckgrenze<br />

� e = elastische Festigkeit<br />

Abb. 6.02 Empfohlene Form von flexiblen Scharnieren<br />

� b<br />

2 L<br />

� b E<br />

2 L (1 – � 2 )<br />

Für das elastische Verhalten sollte folgendes erfüllt sein:<br />

b 2 �e < 2 (1 ��) (1)<br />

L � E<br />

Bei anderen Knickwinkeln als 180°, korrigieren Sie � in<br />

der obigen Gleichung.<br />

Flexible Scharniere, die für ein elastisches Verhalten konstruiert<br />

werden, weisen recht große Abmessungen auf,<br />

was sie weniger praktikabel macht.<br />

Ein bestimmtes Maß an Plastizität ist vor dem Bruch zulässig,<br />

wordurch sich die Gleichnung (1) wie folgt modifiziert:<br />

b 2 �y < 2 2 �y 2 ( 1 – � ) = (1 – � ) (2)<br />

L � E �


7 – Lager<br />

Lager und Buchsen aus ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ®<br />

Polyacetal haben sich in zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />

bewährt. ZYTEL ® ist unübertroffen für abriebintensive<br />

Umgebungen, wie sie in Zementfabriken und Werken<br />

herrschen, in denen Staub ein ständiges Problem ist. Lager<br />

aus ZYTEL ® werden unter den verschiedensten Umwelteinflüssen<br />

erfolgreich eingesetzt, unter anderem unter dem Einfluß<br />

verschiedener Öle, Fette, Chemikalien und Reagenzien,<br />

vielfach auch solchen, die andere Werkstoffe angreifen.<br />

Lager aus DELRIN ® Polyacetal bieten den einzigartigen Vorteil<br />

eines «ruckfreien» Laufs, d.h. der statische Reibungskoeffizient<br />

ist gleich dem dynamischen oder sogar geringer.<br />

Typische Anwendungen sind Kugelschalen für Kugelgelenke<br />

in Automobilen, Gehäuseteile von Küchengeräten, die<br />

gleichzeitig als Lager dienen, sowie integrierte Bauteile mit<br />

Zahnrad-, Feder- und Nockenfunktionen in Rechenmaschinen,<br />

Uhrenlagern usw. Die weite Verbreitung von DELRIN ®<br />

Polyacetal als Lagermaterial ist auf die Kombination von<br />

niedrigem Reibungskoeffizienten mit selbstschmierenden<br />

Eigenschaften, guten mechanischen Eigenschaften und<br />

Dimensionsstabilität in zahlreichen chemischen Umgebungen<br />

zurückzuführen.<br />

Das Leistungsverhalten eines Lagers hängt von einer Reihe<br />

von Faktoren ab:<br />

Härte und Oberflächengüte der Welle<br />

Wenn eine Welle aus Metall in einem Lager aus DELRIN ®<br />

Polyacetal oder ZYTEL ® Polyamid läuft, ist die Oberflächenhärte<br />

dieser Welle der wichtigste Faktor. Wenn eine Metallwelle<br />

in einem ungeschmierten Lager aus DELRIN ® Polyacetal<br />

oder ZYTEL ® Polyamid läuft, sollte das Metall so hart und glatt<br />

sein, wie dies mit den Anforderungen an die Lebensdauer und<br />

den Kosten des Lagers zu vereinbaren ist. Die übliche spitzenlos<br />

geschliffenen Stahlwellen sind brauchbar; eine höhere<br />

Härte und Oberflächengüte verlängert jedoch die Lebensdauer<br />

des Lagers.<br />

Das tatsächliche Abriebverhalten hängt von der Geschwindigkeit,<br />

der Belastung und der Art des Materials der Gleitflächen<br />

ab.<br />

Abrieb<br />

DELRIN®<br />

gegen weichen<br />

Stahl<br />

DELRIN®<br />

gegen gehärteten<br />

Stahl<br />

1 2 3<br />

1<br />

Weicher oder rostfreier Stahl sowie alle Nichteisenmetalle<br />

laufen nicht besonders gut in Kunststofflagern, auch nicht in<br />

solchen, die mit «selbstschmierenden» Füllstoffen versehen<br />

sind. Es ist nur eine Frage der Last, der Geschwindigkeit und<br />

der Zeit, bis der Abrieb rasch zunimmt und zu einem vorzeitigen<br />

Versagen führt. Die Härte der Welle wird um so wichtiger,<br />

je höher der PV-Wert und/oder je länger die geforderte<br />

Lebensdauer ist. Selbst eine hochpolierte Oberfläche kann<br />

das Abriebverhalten nicht verbessern, wenn die Härte unzureichend<br />

ist.<br />

Dennoch gibt es eine große Zahl von Lageranwendungen,<br />

die in Verbindung mit langsam laufenden weichen Metallwellen<br />

und geringer Belastung zufriedenstellend funktionieren,<br />

wie zum Beispiel Lager für Uhren und Zähler. DELRIN ®<br />

Polyacetal ist anderen <strong>Kunststoffe</strong>n als Reibpartner für weiche<br />

Metalle in der Regel überlegen. Wenn ein Lager ausfällt,<br />

ist es jedoch besonders wichtig, die Härte der darin laufenden<br />

Metallwerke sorgfältig zu überprüfen, da sie für das<br />

Versagen mitursächlich sein kann.<br />

Lageroberfläche<br />

Der Einfluß der Auflagefläche auf das Abriebverhalten ist<br />

für DELRIN ® Polyacetal und einige andere Materialien in<br />

Abb. 7.01 dargestellt. Ein Vergleich der Kurven 1, 2 und<br />

3 zeigt eine erhebliche Verbesserung des Abriebverhaltens<br />

mit zunehmender Härte des Materials. Den deutlichsten<br />

Unterschied zeigt Kurve 4, bei der DELRIN ® Polyacetal<br />

gegen ZYTEL ® 101 Polyamid läuft.<br />

Abrieb<br />

Zeit<br />

DELRIN®<br />

500<br />

DELRIN® gegen<br />

Wolframkarbid<br />

DELRIN®<br />

900F<br />

DELRIN® gegen gehärteten<br />

Stahl mit Spannuten<br />

Delrin gegen ZYTEL® 101<br />

5<br />

Zeit<br />

4<br />

DELRIN®<br />

500CL<br />

Abb. 7.02 Abriebverhalten von DELRIN ® 500 gegenüber weichem Stahl*<br />

* Druckringtest – ungeschmiert; P = 0,04 MPa, V = 0,95 m/s.<br />

Abb. 7.01 Abriebverhalten von DELRIN ® 500 gegenüber unterschiedlichen Reibpartnern* *Druckringtest – ungeschmiert–; P = 2 MPa, V = 50 mm/s; Kohlenstoffstahl AISI 1080<br />

51


Abb. 7.03 Typische Lager mit Nuten oder Löchern<br />

Abb. 7.04 Lager für kleine Lasten<br />

Die Abriebfestigkeit von DELRIN ® 500, DELRIN ® 900F und<br />

DELRIN ® 500CL als Reibpartner von weichem Stahl ist in<br />

Abb. 7.02 dargestellt. Vergleichbare Daten, die die Eignung<br />

von DELRIN ® Polyacetal als Reibpartner für Aluminium und<br />

Messing zeigen, liegen ebenfalls vor. Bei geringer Belastung<br />

und niedrigen Arbeitsgeschwindigkeiten wie in Uhren und<br />

manuell betätigten Fensterkurbeln lassen sich eloxiertes<br />

Aluminium und Hartmessing als Lageroberflächen zusammen<br />

mit DELRIN ® Polyacetal einsetzen.<br />

Das tatsächliche Abriebverhalten der einzelnen <strong>Kunststoffe</strong><br />

hängt von der Belastung, der Geschwindigkeit,<br />

der Lagerfläche, der Schmierung und dem Lagerspiel ab.<br />

Verschleißwerte sind in den jeweiligen Produktbeschreibungen<br />

aufgeführt.<br />

Die Lageroberfläche sollte stets mit Nuten oder Löchern versehen<br />

sein, damit Abrieb aufgenommen und so weit wie möglich<br />

von der Lauffläche entfernt werden kann. Dies läßt sich<br />

je nach den konstruktiven Möglichkeiten mit Hilfe axialer<br />

Schlitze oder auch einfach durch radiale Bohrungen erreichen.<br />

Durch umfangreiche Untersuchungen konnte nachgewiesen<br />

werden, daß die Erhaltung einer sauberen Lauffläche die<br />

Lebensdauer beträchtlich erhöht (vgl. Abb. 7.01, Kurve 5).<br />

Spannuten, wie sie in Abb. 7.03 dargestellt sind, stellen die<br />

nützlichste konstruktive Einzelverbesserung eines Lagers<br />

oder einer Buchse aus Kunststoff dar.<br />

52<br />

Da die Lebensdauer entscheidend davon abhängt, wie gut<br />

Abriebpartikel von der Lauffläche entfernt werden, empfiehlt<br />

sich die Beachtung folgender konstruktiver Faustregeln:<br />

1. Verwendung von mindestens drei Spannuten;<br />

2. Diese Spannuten sollten so tief wie technisch möglich<br />

ausgeführt werden;<br />

3. Die Breite der Spannut sollte ungefähr 10 Prozent des<br />

Wellendurchmessers betragen;<br />

4. Wenn die Wanddicke für Spannuten zu gering ist, sollten<br />

Bohrungen vorgesehen werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Faktor ist, daß die Druckbelastung auf<br />

das Lager gleichmäßig über die axiale Länge verteilt wird. In<br />

der in Abb. 7.04 gezeigten Konstruktion ist dies fragwürdig.<br />

Eine bessere Lösung wird in Abb. 7.05 gezeigt.<br />

Genauigkeit<br />

Ein bestimmter Faktor ist die geometrische Form der Lagerbohrung.<br />

Wie in Abb. 7.06 gezeigt wird, kann eine einfache<br />

Manschette, die in einen Metallrahmen gepreßt wird, ausreichende<br />

Genauigkeit bieten.<br />

Die meisten Kunststofflager sind jedoch Bestandteil einer<br />

größeren Baugruppe oder mit anderen Bauelementen kombiniert.<br />

Abb. 7.07 zeigt drei typische Beispiele, bei denen es<br />

schwierig oder sogar ganz unmöglich ist, eine vollkommen<br />

runde und/oder zylindrische Bohrung zu erzielen, weil die<br />

Geometrie des Teils eine gleichmäßige Formschwindung<br />

verhindert.<br />

Abb. 7.05 Lager für grössere Lasten<br />

Abb. 7.06 Eingepreßtes Gleitlager


Abb. 7.07 Typische Konstruktionen von Bauteilen mit integrierter<br />

Lagerfunktion<br />

Die Last wird daher nur von einem Teil der Lagerfläche aufgenommen,<br />

was einen örtlich erhöhten spezifischen Lagerdruck<br />

und sofortigen Anfangsverschleiß zur Folge hat. Bei<br />

Lagern mit hohem PV-Wert kann dies verheerende Wirkung<br />

haben, weil die Abriebpartikel beständig im Lager mitbewegt<br />

werden, den Abrieb erhöhen und so die Lebensdauer verkürzen.<br />

Bei Lagern mit niedrigem PV-Wert oder solchen, die nur<br />

gelegentlich arbeiten, kann dies bedeutungslos sein. Lager für<br />

höchste Anforderungen müssen hingegen in vielen Fällen spanend<br />

nachgearbeitet werden, um eine vollkommen runde und<br />

zylindrische Bohrung zu erhalten, die das Leistungsverhalten<br />

deutlich verbessert.<br />

Lagerspiel<br />

Kunststofflager erfordern im allgemeinen ein größeres Spiel<br />

als Metallager, vor allem wegen des weit höheren linearen<br />

Wärmeausdehnungskoeffizienten des Kunststoffmaterials.<br />

Der Konstrukteur muß ferner die Tatsache berücksichtigen,<br />

daß sich der Lagerdurchmesser nach Inbetriebnahme durch<br />

Nachschwindung weiter verringern kann, vor allem bei<br />

erhöhten Arbeitstemperaturen. Die Nachschwindung kann<br />

durch geeignete Spritzgießparameter auf ein Minimum reduziert<br />

werden. Der Konstrukteur sollte in seinen Spezifikationen<br />

eine Grenze für die Nachschwindung vorschreiben. Diese<br />

läßt sich im Rahmen der Qualitätskontrolle überprüfen, indem<br />

man das Teil ungefähr eine Stunde lang einer Temperatur<br />

aussetzt, die rund 28°C über der höchsten Arbeitstemperatur,<br />

höchstens jedoch 17° C unterhalb des Schmelzpunktes liegt.<br />

Nicht sorgfältig überprüftes und eingestelltes Spiel ist eine<br />

der häufigsten Ursachen für das Versagen von Lagern. Das<br />

Lagerspiel sollte 0,2 bis 0,4% des Wellendurchmessers keinesfalls<br />

unterschreiten im Fall DELRIN ® acetal angewendet.<br />

Für ZYTEL ® 101 sind diese Werte 0,3-0,5%.<br />

Wenn die Anwendung engere Lauf- oder Gleittoleranzen<br />

verlangt, haben sich zweigeteilte Lagereinsätze aus DELRIN ®<br />

Polyacetal oder ZYTEL ® Polyamid vielfach bewährt. Hier<br />

braucht der Einfluß der Umgebung auf die Dimensionen und<br />

damit auf das Lagerspiel nur bei der Wandstärke und weniger<br />

beim Umfang berücksichtigt zu werden.<br />

Schmierung<br />

Der Hauptgrund für die Verwendung von DELRIN ® Polyacetal<br />

und/oder ZYTEL ® Polyamid ist die Tatsache, daß sich mit<br />

diesen Werkstoffen Lager verwirklichen lassen, die ein gutes<br />

Abriebverhalten unter absoluten Trockenlaufbedingungen<br />

(beispielsweise in der Lebensmittelindustrie) oder mit einer<br />

einmaligen Anfangsschmierung (Lager für Untersetzungsgetriebe<br />

aller Art in geschlossenen Gehäusen, z.B. in Haushaltsgeräten)<br />

aufweisen.<br />

Dauergeschmierte Lager sind bei <strong>Kunststoffe</strong>rzeugnissen<br />

selten anzutreffen und sollen hier nicht besprochen werden.<br />

Eine Anfangsschmierung sollte stets vorgesehen werden.<br />

Sie erleichtert nicht nur das Einlaufen, sondern verlängert<br />

auch die Gesamtlebensdauer. Sofern nicht besondere Vorkehrungen<br />

zur Rückhaltung des Schmiermittels getroffen<br />

werden, ist die Wirkung des Schmiermittels zeitlich begrenzt;<br />

anschließend läuft das Lager praktisch trocken. Ein anfänglich<br />

geschmiertes Lager, bei dem das Schmiermittel nicht zurückgeführt<br />

werden kann, kann folglich keine höhere Last aufnehmen,<br />

wird aber länger halten und ein besseres Verschleißverhalten<br />

zeigen. Die Anfangsschmierung empfiehlt sich<br />

insbesondere bei Wellen aus weichen Metallen.<br />

Schutz gegen Eindringen von Schmutz<br />

Lager aus DELRIN ® Polyacetal, ZYTEL ® Polyamid und RYNITE ®<br />

thermoplastischem Polyester sind zwar weniger empfindlich<br />

gegen Fremdstoffe als Lager aus Metall, arbeiten aber besser,<br />

wenn sie gegen das Eindringen von Staub, Schmutz und Wasser<br />

geschützt werden. Der Vorteil einer Anfangsschmierung<br />

kann völlig zunichte gemacht werden, wenn Schmutzteilchen<br />

zwischen die Laufflächen geraten und mit dem Schmiermittel<br />

eine Art Schleifpaste bilden. Mit hohem PV-Wert arbeitende<br />

Lager sollten deshalb durch Filzringe oder Kautschukdichtungen<br />

geschützt werden, die nicht nur Schmutz fernhalten,<br />

sondern auch das Schmiermittel zurückhalten. Es ist ein weitverbreiteter<br />

Irrtum zu glauben, Kunststofflager würden durch<br />

Schmutz nicht beeinträchtigt. Abrieb von der Metallwelle und<br />

Schmutzpartikel können sich in das Kunststofflager einfressen<br />

und dessen Lebensdauer erheblich verkürzen.<br />

Es ist in der Praxis nicht immer möglich, ein Lager wirksam<br />

in der beschriebenen Weise zu schützen. Das bedeutet aber<br />

nicht zwingend, daß Kunststofflager in ungünstigen Umgebungen<br />

nicht eingesetzt werden könnten. Der Konstrukteur<br />

muß diese Probleme berücksichtigen und entsprechende<br />

Abstriche in bezug auf den Lagerdruck, die Geschwindigkeit<br />

und die Lebensdauer machen. Erfolgreiche Anwendungen<br />

dieser Art sind zum Beispiel in Transporteinrichtungen,<br />

Ketten und Lagern von Textilmaschinen zu finden.<br />

53


In Umgebungen, in denen sich Staub und Schmutz nicht<br />

vermeiden lassen, ist ZYTEL ® Polyamid das bevorzugte<br />

Material. Bei solchen Anwendungen kann es von Vorteil<br />

sein, auf eine Anfangsschmierung zu verzichten.<br />

Die Faktoren, die für das Verhalten und die Lebensdauer<br />

von Lagern aus DELRIN ® Polyacetal, ZYTEL ® Polyamid und<br />

RYNITE ® thermoplastischem Polyester von Bedeutung sind,<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

– Oberflächenhärte und -güte der Metallwelle.<br />

– Geometrische Genauigkeit der Lagerbohrung.<br />

– Richtiges Lagerspiel.<br />

– Spannungen oder Bohrungen in der Lauffläche.<br />

– Anfangsschmierung.<br />

– Vorkehrungen zum Schutz des Lagers vor eindringendem<br />

Schmutz und zur Rückhaltung des Schmiermittels.<br />

Thermische Bedingungen<br />

Das Lagerspiel verändert sich mit der Temperatur und kann<br />

so die zulässige Belastung beeinflussen. Darüber hinaus<br />

erweicht Kunststoff bei höheren Temperaturen. Daher sollte<br />

die maximale Oberflächentemperatur, die durch Reibung<br />

und äußere Einwirkungen hervorgerufen wird, 70-80° C bei<br />

Lagern aus DELRIN ® und 80-100° C für solche aus ZYTEL ®<br />

nicht überschreiten, wenn eine gute Leistungsfähigkeit und<br />

eine lange Lebensdauer erwartet werden.<br />

Berechnung von Lagern<br />

Ein Kunststofflager, das einer langsam aber stetig zunehmenden<br />

Last und/oder Geschwindigkeit ausgesetzt wird, wird<br />

einen Punkt erreichen, an dem es wegen zu hoher Temperaturentwicklung<br />

versagt. Diese Grenze wird als maximaler<br />

PV-Wert bezeichnet und häufig herangezogen, um verschiedene<br />

Kunststoffmaterialien im Hinblick auf ihre Verschleißfestigkeit<br />

zu vergleichen. Die Oberflächentemperatur eines<br />

Lagers ist nicht nur von der Last, der Geschwindigkeit und<br />

dem Reibungskoeffizienten, sondern auch von der Wärmeabfuhr<br />

abhängig. Letztere hängt weitgehend von der Gesamtkonzeption<br />

des Prüfgerätes ab, für das es aber keine international<br />

gültigen Normen gibt. Es ist daher sinnlos, Werte<br />

54<br />

Geschwindigkeit, Velocity, m/min. m/min.<br />

200<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

*1 *2 *3 *4 *5<br />

miteinander vergleichen zu wollen, die nicht unter exakt<br />

gleichen Bedingungen ermittelt wurden. Aber selbst unter<br />

gleichen Bedingungen ermittelte Werte wären für den Konstrukteur<br />

keine große Hilfe, und zwar aus folgenden Gründen:<br />

– Ein Lager, das nahe an der so ermittelten PV-Grenze läuft,<br />

weist normalerweise einen so hohen Verschleiß auf, daß<br />

dieser Wert nur für sehr spezielle Fälle praktische Bedeutung<br />

haben kann.<br />

– Die unter spezifischen Laborbedingungen ermittelten<br />

PV-Werte von Kunststoffmaterialien können sich unter<br />

realen Anwendungsbedingungen aus den verschiedensten<br />

Gründen als falsch oder gar irreführend erweisen.<br />

– Viele sogenannte «spezielle Lagerwerkstoffe» mit entsprechenden<br />

Zusatzstoffen weisen höhere PV-Werte als das<br />

Grundmaterial auf. Dies ist allein darauf zurückzuführen,<br />

daß die Zusatzstoffe den Reibungskoeffizienten verringern,<br />

infolgedessen weniger Wärme entwickeln und es<br />

so ermöglichen, daß das Lager mit höheren PV-Werten<br />

laufen kann.<br />

Dieser Umstand bietet aber keine Gewähr für weniger<br />

Abrieb. Versuche haben gezeigt, daß die meisten ungefüllten<br />

Werkstoffe ein günstigeres Abriebverhalten aufweisen<br />

als die gleichen Materialien mit Zusatzstoffen. Das ist sehr<br />

wichtig, denn es ist ein weitverbreiteter Irrtum, ein niedriger<br />

Reibungskoeffizient sei gleichbedeutend mit höherer<br />

Abriebfestigkeit. DELRIN ® Polyacetal AF bildet eine Ausnahme,<br />

weil sowohl der niedrigere Reibungskoeffizient als<br />

auch der geringere Abrieb auf der Zugabe von TEFLON ® -<br />

Fasern beruhen. <strong>Kunststoffe</strong> mit Zusatzstoffen können für<br />

sehr spezielle Anwendungen, bei denen es vor allem auf<br />

einen niedrigen Reibungskoeffizienten ankommt, zu empfehlen<br />

sein. Ein Beispiel hierfür sind sehr stark belastete<br />

Lager, die jeweils nur kurze Zeit laufen und bei denen nur<br />

eine begrenzte Lebensdauer gefordert wird.<br />

Der Reibungskoeffizient eines Werkstoffs ist weniger eine<br />

Materialkonstante; er spiegelt vielmehr das Verhalten der<br />

Lageroberfläche unter einer bestimmten dynamischen Belastung<br />

wider. Die in Tabelle 7.01 angegebenen Reibungskoeffizienten<br />

ermöglichen einen Vergleich zwischen DELRIN ®<br />

Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid gegenüber Stahl usw. unter<br />

festgelegten Prüfbedingungen. Ein geringerer Reibungskoef-<br />

2<br />

0,01 0,1<br />

1<br />

10<br />

*6<br />

Bearing Lagerdruck, pressure, MPa<br />

MPa<br />

Abb. 7.08 PV-Diagramm für Lager *Siehe Tabelle 7.02 als Anleitung zur Auswahl der richtigen Kurve.


fizient bei Trockenlaufbedingungen kann für den Konstrukteur<br />

weniger Energieaufwand und größere Laufruhe bedeuten.<br />

Tabelle 7.01 zeigt auch die konstruktiven Möglichkeiten<br />

für einen «ruckfreien» Lauf mit DELRIN ® Polyacetal auf, dessen<br />

statischer Reibungskoeffizient unter dem dynamischen<br />

liegt, vor allem beim Lauf gegen eine Welle aus ZYTEL ®<br />

Polyamid.<br />

Das Diagramm in Abb. 7.08 enthält Angaben über vertretbare<br />

PV-Werte unter Berücksichtigung des Materials der jeweiligen<br />

Reibpartner und des Ausmaßes spanender Nacharbeit.<br />

Nicht berücksichtigt sind hingegen ungünstige Betriebsbedingungen<br />

wie höhere Temperaturen oder Verunreinigung<br />

durch Schmutz, Staub, Textilfaserpartikel oder andere<br />

abriebfördernde Materialien.<br />

Tabelle 7.02 zeigt, wie die richtige Kurve in Abb. 7.08 zu<br />

finden ist. Dieser Leitfaden geht von der Voraussetzung aus,<br />

daß Konstruktion, Lagerspiel, Genauigkeit der Bohrung, Verarbeitungsbedingunge<br />

und die Lastverteilung des Lagers einwandfrei<br />

sind.<br />

Tabelle 7.01 Reibungskoeffizienten*<br />

Statisch Dynamisch<br />

DELRIN ® Polyacetal gegen Stahl<br />

DELRIN ® 100, 500, 900 0,20 0,35<br />

DELRIN ® 500F, 900F – 0,20<br />

DELRIN ® 500CL 0,10 0,20<br />

DELRIN ® AF 0,08 0,14<br />

DELRIN ® gegen DELRIN ®<br />

DELRIN ® 500/DELRIN ® 500 0,30 0,40<br />

DELRIN ® gegen ZYTEL ®<br />

DELRIN ® 500/ZYTEL ® 101L<br />

ZYTEL<br />

0,10 0,20<br />

® gegen ZYTEL ®<br />

Max. 0,46 0,19<br />

Min.<br />

ZYTEL<br />

0,36 0,11<br />

® gegen Stahl<br />

Max. 0,74 0,43<br />

Min.<br />

RYNITE<br />

0,31 0,17<br />

® gegen RYNITE ®<br />

Max. 0,27<br />

Min.<br />

RYNITE<br />

0,17<br />

® gegen Stahl<br />

Max. 0,20<br />

Min. 0,17<br />

HYTREL ® 4056 gegen Stahl 0,32 0,29<br />

HYTREL ® 5556 gegen Stahl 0,22 0,18<br />

HYTREL ® 6346 gegen Stahl 0,30 0,21<br />

HYTREL ® 7246 gegen Stahl 0,23 0,16<br />

PC gegen Stahl 0,50 –<br />

ABS gegen Stahl 0,50 –<br />

PBT gegen Stahl 0,40 –<br />

PBT gegen PBT 0,40<br />

* Angaben über ZYTEL® Polyamid und DELRIN® Polyacetal ermittelt im Druckringtest – ungeschmiert, 23°C;<br />

Lagerdruck 2,1 MPa; Geschwindigkeit 3 m/min. Angaben über RYNITE® thermoplastichen Polyester ermittelt<br />

gemäß ASTM D1894.<br />

Tabelle 7.02 Parameter der Kurven in Abb. 7.08 für maximal zulässige<br />

PV-Werte<br />

Welle Bohrung<br />

gespritzt gefräst<br />

Gehärteter und geschliffener Stahl –<br />

galvanisch verchromt Rc >50, ZYTEL ® 3 4<br />

Edelstahl – Eloxiertes Aluminium<br />

Rc 30-35, DELRIN ® 2-3<br />

DELRIN ® gegen Stahl Rc >70, dry 5<br />

DELRIN ® gegen Stahl, Rc >70, lubricated,<br />

DELRIN ® AF 6<br />

Weicher Stahl – geschliffener Edelstahl 2 2-3<br />

Blankstahl, ungeschliffen 1-2 2<br />

NE-Metalle – Druckgußlegierungen 1 oder darunter –<br />

Definitionen<br />

Die Parameter Geschwindigkeit und Lagerdruck in Abb. 7.08<br />

werden wie folgt definiert (siehe auch Abb. 7.09):<br />

Lagerfläche unter Druck f = d × l (mm2 )<br />

Spezifischer Lagerdruck p = P<br />

d × l<br />

(MPa)<br />

Umfangsgeschwindigkeit v = d × n × � 1000<br />

(m/min)<br />

PV-Wert PV = p · v (MPa · m / min)<br />

d = Wellendurchmesser, mm<br />

l = Lagerlänge,mm<br />

v = Umfangsgeschwindigkeit, m/min<br />

P = Gesamtlast, N<br />

V<br />

Abb. 7.09 Definitionen<br />

d<br />

s<br />

Tabelle 7.03 Maximale Werte für PV ohne Schmierung<br />

Material MPa · m/min<br />

ZYTEL ® 101 6<br />

DELRIN ® 100/500 10<br />

DELRIN ® 500CL 15<br />

DELRIN ® 500AF 25<br />

HYTREL ® 5556/5526 2<br />

P<br />

l<br />

55


Anwendungsbeispiele<br />

Getriebelager<br />

Abb. 7.10 zeigt einige Lösungen, die in der Feinmechanik<br />

verwendet werden, besonders bei Getriebelagern. Bei hochleistungsfähigen<br />

technischen Antrieben wie Zeitschalter und<br />

Normaluhren werden die gehärteten und geerdeten Wellen<br />

in der Regel fest in der Platte gehalten, wie in Abb. 7.10A<br />

gezeigt wird. Sollte der Kern in bezug zum Durchmesser<br />

zu lang werden, kann die Bohrung, wie gezeigt, konisch<br />

geformt und mit einer zusätzlichen Buchse versehen werden.<br />

Diese Lösung ist nur dann zu verwenden, wenn die Nabe<br />

nicht verkürzt werden kann. Wenn Rad und Zapfen integriert<br />

gefertigt werden, sollten die Lagerbohrungen tiefgezogen<br />

oder zumindest feingestanzt werden (Abb. 7.10B).<br />

Abb. 7.10 Getriebelager<br />

Normal gestanzte Löcher haben eine rauhe Oberfläche und<br />

verursachen selbst bei niedrigen PV-Werten einen zu hohen<br />

Verschleiß am Zapfen. Wenn sich die Welle zusammen mit<br />

dem Getriebe dreht, kann sie eingespritzt oder eingepreßt<br />

werden, wie Abb. 7.10C zeigt.<br />

In diesem Fall sind die Platten mit zusätzlichen Lagerbuchsen<br />

zu versehen, siehe Abb. 7.11. Welche Auslegung für eine<br />

spezielle Anwendung vorzuziehen ist, hängt vor allem von<br />

wirtschaftlichen Faktoren, der erforderlichen Lebensdauer<br />

und der Gesamtkonstruktion der Vorrichtung ab.<br />

56<br />

A-A<br />

A<br />

A B C<br />

d<br />

d + 3%<br />

Abb. 7.11 Befestigen von Kunststofflagern<br />

1<br />

A<br />

d<br />

d + 3%<br />

3<br />

4<br />

2<br />

Pendellager<br />

Der Einsatz von <strong>Kunststoffe</strong>n als technische Werkstoffe<br />

erlaubt häufig die Integration mehrerer unterschiedlicher<br />

Funktionen in einem Teil, ohne daß höhere Kosten entstehen.<br />

Dem Konstrukteur steht eine große Vielfalt von neuen konstruktiven<br />

Möglichkeiten zur Verfügung, die ausgeklügelte<br />

und einfache Lösungen erlauben. Abbildungen 7.12-7.17<br />

zeigen einige wenige Beispiele, um dies zu verdeutlichen.<br />

Abb. 7.12: Befestigungsflansch eines kleinen Motors mit<br />

einer flexiblen Lageraufhängung. Das Lager richtet sich<br />

bis zu einem gewissen Grade selbst aus.<br />

Abb. 7.13: Selbsteinstellende Buchse mit Kühlschlitzen, direkt<br />

mit dem Befestigungsflansch schnappverbunden. Letzterer ist<br />

in dem Blechgehäuse mittels 3 Schnappköpfen befestigt.<br />

Abb. 7.12 Motorflansch mit flexibler Lageraufhängung<br />

Abb. 7.13 Selbsteinstellende Buchse<br />

Abb. 7.14 Kleines, elastisches Pendellager


Abb. 7.15 Pendel- und Radiallager<br />

Abb. 7.16 Pleuelkugellager mit Schnappverbindung<br />

Abb. 7.17 Pleuelkugellager mit geschweisstem Ring<br />

Abb. 7.14: Kleines, elastisches Pendellager, schnappverbunden<br />

mit Blech.<br />

Abb. 7.15: Pendel- und Radiallager. Zu beachten ist der Haken,<br />

der ein Drehen verhindert.<br />

Abb. 7.16: Pleuelkugellager aus DELRIN ® mit schnappverbundenem<br />

Sicherungsring. Die Kugel aus Polyamid stellt<br />

gute Lagereigenschaften bei niedrigem Verschleiß sicher,<br />

selbst bei vollkommen trockenem Lager.<br />

Abb. 7.17: Ähnliche Auslegung, doch mit rotationsgeschweißtem<br />

Sicherungsring für hohe Axialbelastungen.<br />

Um die Deutlichkeit der Abbildungen sicherzustellen, werden<br />

die axialen Nuten in diesen Beispielen nicht gezeigt. Natürlich<br />

sind sie in jedem Fall vorzusehen.<br />

Richtlinien für die Erprobung von Lagern<br />

Um Vergleichswerte für das Abriebverhalten verschiedener<br />

<strong>Kunststoffe</strong> zu erhalten, wird häufig ein Versuchswerkzeug<br />

hergestellt und dazu benutzt, ein bestimmtes Lager aus<br />

unterschiedlichen Werkstoffen zu spritzen. Dieses Verfahren<br />

hat jedoch bei Radiallagern zu falschen und irreführenden<br />

Ergebnissen geführt. Wegen der unterschiedlichen Schwindung<br />

der verschiedenartigen <strong>Kunststoffe</strong> sind nämlich die<br />

Genauigkeit der Bohrung und insbesondere das Lagerbeispiel<br />

alles andere als identisch und ergeben notwendigerweise<br />

Verschleißwerte, die nicht vergleichbar sind. Derartige<br />

Versuche sollten daher nur mit Axiallagern durchgeführt<br />

werden, bei denen das Lagerspiel ohne Belang ist.<br />

Auch hier ist jedoch zu beachten, daß unter Laborbedingungen<br />

erzielte Vergleichswerte in der tatsächlichen Anwendung<br />

durchaus nicht immer wiederholbar sind. Endgültige Klarheit<br />

läßt sich nur durch Versuche erzielen, die mit für die Produktion<br />

repräsentativen Spritzgußteilen unter Bedingungen durchgeführt<br />

werden, die den tatsächlichen Betriebsbedingungen<br />

so nahe wie möglich kommen.<br />

Beschleunigte Untersuchungen mit höheren PV-Werten sind<br />

sinnlos, weil die Oberflächentemperatur bei solchen Versuchen<br />

viel höher ist als unter realen Betriebsbedingungen und<br />

zu vorzeitigem Versagen führen kann. Andererseits kann ein<br />

Lager, das nur für gelegentlichen Kurzzeitbetrieb bestimmt<br />

ist, durchaus in einem kontinuierlichen Probelauf getestet<br />

werden, sofern die Temperatur sich innerhalb der Grenzenhält,<br />

die durch die vorgesehene Verwendung vorgegeben sind.<br />

Die Beachtung der vorstehenden Hinweise, sachgerechte<br />

Testanordnungen unter Betriebsbedingungen und geeignete<br />

Methoden der Qualitätskontrolle sind die besten Voraussetzungen<br />

für erfolgreiche Lagerkonstruktionen.<br />

Schlußbetrachtung<br />

Lageranwendungen aus Kunststoff werden durch den zulässigen<br />

Verschleiß mehr eingeschränkt als durch zulässige<br />

PV-Werte. Der Lagerbetrieb an der Grenze des zulässigen<br />

PV-Wertes zeigt in der Regel einen hohen Verschleiß, so daß<br />

nur eine kurze Lebensdauer erwartet werden kann. Bestimmte<br />

<strong>Kunststoffe</strong> lassen sich aufgrund ihres hohen Schmelzpunktes<br />

höher belasten, werden jedoch ebenso übermäßigen und<br />

unzulässigen Verschleiß in der Nähe maximaler PV-Werte<br />

aufweisen. Daher ist es ein Fehler, den in der Literatur<br />

genannten maximalen PV-Werten eine zu große Bedeutung<br />

beizumessen oder verschiedene <strong>Kunststoffe</strong> auf dieser Basis<br />

vergleichen zu wollen. Wie hier betont wird, ist ein Lager<br />

aus Kunststoff nur so gut, wie es konstruiert und gefertigt<br />

wird und es ist somit die Aufgabe des Konstrukteurs, alle<br />

Faktoren von Anfang an zu berücksichtigen, die den Verschleiß<br />

beeinflussen.<br />

Es sollte zudem nicht vergessen werden, daß der Einsatz von<br />

Kunststofflagern seine natürlichen Grenzen hat und daher<br />

keine Leistungen erwartet werden können, zu denen sie nicht<br />

fähig sind.<br />

57


8 – Zahnräder<br />

Einführung<br />

DELRIN ® Polyacetale und ZYTEL ® Polyamide haben sich weltweit<br />

in einer Vielzahl unterschiedlichster Getriebeanwendungen<br />

bewährt. Von allen thermoplastischen Zahnradwerkstoffen<br />

bieten sie den weitesten Temperatureinsatzbereich sowie<br />

die höchste Ermüdungsfestigkeit. Ihre fast universelle Verwendung<br />

in nichtmetallischen Getrieben wird hierdurch erklärt.<br />

Das Hauptmotiv für die Verwendung von Getrieben aus Kunststoff<br />

anstelle von Metall ist der große wirtschaftliche Vorteil,<br />

den das Spritzgießverfahren bietet.<br />

Darüberhinaus können Nocken, Lager, Sperrklinken, Federn,<br />

Getriebewellen und andere Getriebeteile als integrierte Teile<br />

in einem einzigen Spritzgießvorgang hergestellt werden. Hierbei<br />

erübrigen sich kostspielige Herstellungs- und Montageverfahren.<br />

Toleranzen für Kunststoffzahnräder sind häufig<br />

weniger kritisch als bei Metallzahnrädern, weil die dem<br />

Kunststoff eigentümliche Rückfederung es den Zähnen erlaubt,<br />

sich leichten Teilungs- und Profilfehlern anzupassen. Diese<br />

Rückfederung ist es auch, die ihnen die Fähigkeit verleiht,<br />

Stöße oder Schlagbeanspruchungen zu dämpfen. Die Verwendung<br />

von ZYTEL ® Polyamid für Kettenräder von Maschinen-Steuerketten<br />

ist ein hervorragendes Beispiel für den<br />

zuletzt genannten Vorteil. In diesem Fall wird die Lebensdauer<br />

der Steuerkette verlängert, weil Polyamid die Übertragung<br />

der Stoßbelastungen durch die Kraftstoffzündung<br />

etwas dämpft. ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ® Polyacetal<br />

haben geringe Reibungskoeffizienten und gute Verschleißeigenschaften.<br />

Dadurch können diese Werkstoffe ungeschmiert<br />

oder mit nur wenig Schmiermitteln eingesetzt<br />

werden. Sie können auch in Medien betrieben werden, die<br />

Metallzahnräder angreifen würden. Eine Zusammenfassung<br />

der Vorteile und Einsatzgrenzen von Kunststoffzahnrädern<br />

findet sich in Tabelle 8.01.<br />

Die Kenntnis der Verhaltenseigenschaften des Materials und<br />

die Verwertung der einschlägigen Informationen über die<br />

Konstruktion von Zahnrädern sind eine wichtige Voraussetzung<br />

für erfolgreiche Zahnradanwendungen aus DELRIN ®<br />

Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid.<br />

Tabelle 8.01 Vorteile und Grenzen von Kunststoffzahnrädern<br />

Zahnradkonstruktion<br />

Der entscheidende Gesichtspunkt bei der Zahnradkonstruktion<br />

ist die Berechnung der zulässigen Zahnbiegebeanspruchung.<br />

Die Herstellung von Zahnrad-Prototypen ist kostspielig<br />

und zeitaufwendig, so daß eine anfangs falsch eingeschätzte<br />

Zahnbiegebeanspruchung teuer werden kann. Für jedes gegebene<br />

Material hängt die zulässige Biegebeanspruchung von<br />

einer Reihe von Faktoren ab, darunter:<br />

– Gesamtlaufzeit während der Lebensdauer.<br />

– Kurzzeitbetrieb oder Dauerbetrieb.<br />

– Umgebungs-Temperatur, Feuchtigkeit, Lösungsmittel,<br />

Chemikalien usw.<br />

– Temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Änderung des<br />

Durchmessers und des Achsabstandes.<br />

– Teilkreisgeschwindigkeit.<br />

– Pitchteilung (Zahngröße) und Zahnform.<br />

– Genauigkeit der Zahnform, Schrägungswinkel, Teilkreisdurchmesser<br />

usw.<br />

– Materialpaarungen sowie Oberflächengüte und -härte.<br />

– Art der Schmierung (Reibungswärme).<br />

Die Wahl des korrekten Spannungsniveaus erfolgt am besten<br />

empirisch anhand ähnlicher bewährter Getriebeanwendungen.<br />

Abb. 8.01 zeigt eine Reihe erfolgreicher Getriebeanwendungen<br />

aus DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid in bezug<br />

auf Umfangsgeschwindigkeit und Zahnbiegebeanspruchung.<br />

Zu beachten ist, daß alle diese Anwendungen für Raumtemperatur<br />

und unter Innenraumbedingungen ausgelegt sind.<br />

Für ähnliche Anwendungen bei höheren Temperaturen ist die<br />

zulässige Spannung zu korrigieren, siehe Faktor C1 in Tabelle<br />

8.02. Da die Ermüdungsfestigkeit mit steigender Temperatur<br />

geringfügig abnimmt, muß dieser Effekt beachtet werden. Bei<br />

sehr hohen Temperaturen kann die Wärmealterung Bedeutung<br />

erlangen.<br />

Wenn geeignete Erfahrungswerte nicht zur Verfügung stehen,<br />

muß die zulässige Zahnbiegebeanspruchung sorgfältig anhand<br />

aller vorstehend aufgezählten Faktoren und der verfügbaren<br />

Testdaten des gewählten Zahnradmaterials ermittelt werden.<br />

Vorteile Grenzen<br />

Wirtschaftliches Spritzgießen Lastaufnahmevermögen<br />

Kombination von Funktionen Umgebungstemperatur<br />

Keine Nacharbeit oder Gratentfernung Höherer Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

Gewichtsreduktion Geringere Dimensionsstabilität<br />

Betrieb ohne oder mit nur wenig Schmiermittel Herstellungsgenauigkeit<br />

Stoß- und Vibrationsdämpfung<br />

Niedrigerer Geräuschpegel<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

59


Vor einigen Jahren ließ DuPont eine umfangreiche Versuchsreihe<br />

mit Zahnrädern aus DELRIN ® Polyacetalen und ZYTEL ®<br />

Polyamiden durchführen, die zu den in den Tabellen 8.02<br />

und 8.03 zusammengefaßten Resultaten führten. Die Daten<br />

ermöglichen bei Umgebungsbedingungen eine Berechnung<br />

der zulässigen Zahnbiegebeanspruchung.<br />

Unabhängig davon, ob vergleichbare Erfahrungswerte vorhanden<br />

sind oder nicht, ist es unbedingt erforderlich, ein<br />

Versuchswerkzeug anzufertigen und Prototypen unter realen<br />

oder simulierten Betriebsbedingungen gründlich zu testen.<br />

Tabelle 8.02 Zulässige Ermüdungsfestigkeit für DELRIN ® und ZYTEL ® 101<br />

60<br />

�n = �1 [1–Cn log (n)] (MPa)<br />

wobei: �1 = Ermüdungsfestigkeit für 106 Zyklen,<br />

siehe Tabelle 8.03<br />

Cn = 0,20 für ZYTEL ® 101; = 0,22 für DELRIN ®<br />

n = Anzahl Zyklen in Millionen<br />

(industrielle Anwendunge: n ≥ 1000)<br />

�all = c1c2c3�n (MPa)<br />

wobei: c1 = 1–0,6 (T–20) / 80<br />

T = Temperatur in ° C<br />

c2 = Faktor für Stoßbelastung<br />

keine Stöße: c2 = 1,0<br />

schwere Stöße: c2 = 0,5<br />

c3 = Faktor für Geschwindigkeit = l / (l + v)<br />

v = Umfangsgeschwindigkeit, ≤ 5 (m /s)<br />

v = � d ω / 60000 (m /s)<br />

d = Pitchdurchmesser (mm)<br />

ω = Umdrehungsgeschwindigkeit (U/min)<br />

Umfangsgeschwindigkeit, Peripherical speed, m/s<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Handbohrmaschine 300 W<br />

Teppichreiniger (Kegelradgetriebe)<br />

Fleischwolf (1. Untersetzungsstufe)<br />

Handbohrmaschine 130 W<br />

Planetengetriebe (für<br />

Waschmaschinen und allgemeine<br />

industrielle Zwecke)<br />

Tabelle 8.03 Ermüdungsfestigkeit (σ 1) für Zahnradmaterialien<br />

von DuPont für 10 6 Zyklen (MPa)<br />

Schmierung<br />

Material dauernd anfänglich<br />

DELRIN ® 100 45 27<br />

DELRIN ® 500 36 18<br />

ZYTEL ® 101 36 18<br />

Sobald die zulässige Zahnbiegebeanspruchung ermittelt<br />

ist, kann der Konstrukteur die anderen Variablen festlegen.<br />

Hierbei ist ein Verständnis der für Zahnräder verwendeten<br />

Basisterminologie hilfreich. Die geläufigsten Begriffe sind:<br />

– Pitchdurchmesser (d) ist der am Teilkreis gemessene<br />

Durchmesser.<br />

– Diametral Pitch (Pd) ist die Zahl der Zähne pro mm Pitchdurchmesser,<br />

üblich in den USA.<br />

– Modul (M) ist der Pitchdurchmesser geteilt durch die<br />

Anzahl Zähne (z). Somit: M = d/z.<br />

Für Standard-Zahnräder:<br />

• Außendurchmesser = d + 2M;<br />

• Zahndicke = 0,5 π M;<br />

• Zahnhöhe = 2M + Spiel.<br />

– Ritzel ist das kleinere Rad eines Räderpaares.<br />

– Zahnrad ist das größere Rad eines Räderpaares.<br />

– Verhältnis ist Zahl der Zahnräder / Zahl der Ritzel.<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

Zahnbiegebeanspruchung, Tooth stress (MPa) MPa<br />

Abb. 8.01 Geschwindigkeiten und Spannungen bei typischen Zahnradanwendungen<br />

Fleischwolf, 2. und 3. Untersetzungsstufe<br />

Planetengetriebe für<br />

Waschmaschinen<br />

Planetengetrieb


In einem Sammelgetriebe wird ein Drehmoment mittels<br />

einer Umfangskraft am Pitchdurchmesser in folgendem<br />

Verhältnis übertragen (siehe auch Abb. 8.02):<br />

F = 2000 T/d<br />

F = Umfangskraft (Tangentialkraft) (N)<br />

T = Drehmoment, T = 9550 P/w (N·m)<br />

d = Pitchdurchmesser (mm)<br />

P = übertragene Kraft (kW)<br />

ω = Umdrehungsgeschwindigkeit (U/min.)<br />

Falls sowohl das Zahnrad als auch das Ritzel eine größere<br />

Anzahl von Zähnen aufweist, ist ein Kontakt mehrerer Zähne<br />

während des Betriebs wahrscheinlich. Für einen leichten Gang<br />

mit minimaler Vibrationsentwicklung (Geräusch), sollte die<br />

Zahl der Zahnkontakte vom Drehwinkel unabhängig sein und<br />

auch der Übergang der Umfangskraft auf neue Verzahnungen<br />

sollte leichtgängig sein. Aus diesem Grund werden<br />

Zahnräder häufig mit einer leichten Schrägverzahnung<br />

ausgelegt.<br />

Für einen Satz normal geformter Zähne wurde die folgende<br />

Gleichung für die Biegespannungen im Zahn eines Stirnradgetriebes<br />

abgeleitet:<br />

σ = F / (y M f) (MPa)<br />

y = Zahnformfaktor, y = 0,25 z0,25 f = Zahnbreite (mm)<br />

z = Anzahl Zähne<br />

Die berechnete Biegebeanspruchung sollte immer niedriger<br />

sein als die zulässige Biegebeanspruchung gemäß Tabelle 8.02.<br />

� = F � �all<br />

yMf<br />

M<br />

Abb. 8.02 Zahnradkonstruktion<br />

f<br />

Vom rein funktionellen und technischen Standpunkt aus<br />

besteht kein Anlaß, einen größeren Zahn als erforderlich<br />

vorzusehen. Bei Zahnradkonstruktionen aus Kunststoff wird<br />

die Zahngröße häufig sogar kleiner als erforderlich gewählt,<br />

und zwar aus den folgenden Gründen:<br />

– Bei gleichem Durchmesser verteilen kleinere Zähne die<br />

Last auf eine größere Zahl von Zähnen.<br />

– Die Spritzgießtoleranzen sind weniger kritisch.<br />

– Geringere Empfindlichkeit gegenüber Temperaturänderungen,<br />

Nachschwindung und Dimensionsstabilität.<br />

– Grobe Zahnteilungen werden durch höhere Gleitgeschwindigkeiten<br />

und höheren Berührungsdruck begrenzt.<br />

F<br />

d<br />

Konstruieren<br />

für statische Drehmomentbeanspruchung<br />

In vielen Anwendungen muß das Getriebe für Drehmomente<br />

gegen Blockieren ausgelegt werden, die um einiges höher<br />

sind als normale Drehmomente. In einigen Fällen kann diese<br />

Blockierlast für die Zahnradkonstruktion ausschlaggebend<br />

sein. Um die statische Drehmomentbelastung zu ermitteln,<br />

die eine gegebene Getriebekonstruktion bewältigen kann,<br />

wird die Streckgrenze des Materials bei erwarteten Betriebstemperaturen<br />

unter Blockierlast verwendet. Nur ein kleiner<br />

Sicherheitsfaktor (S) 1,3 – 1,5) ist vorzusehen, wenn es sich<br />

um ZYTEL ® Polyamid oder DELRIN ® 100 handelt, da die<br />

elastische Erholung dieser Materialien eine Verteilung der<br />

Blockierlast über mehrere Zähne erlaubt.<br />

Einige Anwendungen, wie Fensterhebergetriebe für Autos,<br />

verwenden eine Schnecke aus Stahl und ein schrägverzahntes<br />

Rad aus Kunststoff (= Schneckengetriebe), bei dem die Zahndicke<br />

der Schnecke zu Gunsten der Zahndicke des Kunststoffrades<br />

reduziert wurde. In diesem Fall kann die Getriebefestigkeit<br />

durch die Scherfestigkeit des belasteten Zahns<br />

begrenzt werden, wie folgende Gleichung zeigt:<br />

Fmax =n f t τ (N)<br />

n = Anzahl Zähne in vollem Kontakt<br />

f = Zahnbreite (mm)<br />

t = Zahndicke (mm)<br />

τ = Scherfestigkeit = σ y / (1,7 S) (MPa)<br />

σy = Streckgrenze bei gegebener Temperatur (MPa)<br />

Auch hier ist ein angemessener Test des geformten Prototyps<br />

erforderlich.<br />

Zahnradabmessungen<br />

Sobald die grundlegenden Parameter der Zahnradauslegung<br />

festgelegt sind, kann die Konstruktion des Zahnrades abgeschlossen<br />

werden. In diesem Stadium ist es sehr wichtig,<br />

Zahnradproportionen zu wählen, die die Herstellung exakter<br />

Spritzgußteile mit minimaler Verzugsneigung infolge Nachschwindung<br />

oder Spannungsrelaxation erleichtern.<br />

Eine ideale Konstruktion in bezug auf die Formgebung zeigt<br />

Abb. 8.03. Wegen der mechanischen Festigkeit wird empfohlen,<br />

den Kranzbereich mit der doppelten Zahndicke «t»<br />

vorzusehen.<br />

h<br />

Nabe<br />

D<br />

t<br />

Steg<br />

Abb. 8.03 Empfohlene Zahnradproportionen<br />

2 t<br />

L<br />

1,5 t<br />

61


Abb. 8.04 Zahnrad mit seitlicher Radscheibe Abb. 8.06 Kegelrad mit Verrippung<br />

Die anderen Abschnitte hängen sowohl von funktionellen<br />

Erfordernissen als auch von der Lage des Anschnitts ab. Wenn<br />

der Nabenquerschnitt «h» aus bestimmten Gründen dicker<br />

als die Radscheibe sein soll, muß das Teil zentral angespritzt<br />

werden, um alle Abschnitte einwandfrei zu füllen, und die<br />

Radscheibe «w» entspräche 1,5 t.<br />

Wenn der Anschnitt im Zahnkranz oder in der Radscheibe<br />

liegen muß, sollte die Dicke der Radscheibe der Nabendicke<br />

entsprechen, da kein Querschnitt einer gegebenen Dicke ausreichend<br />

über einen dünneren gefüllt werden kann. Die maximale<br />

Wanddicke der Nabe sollte in der Regel 6 mm nicht übersteigen.<br />

Im Interesse möglichst geringer Rundlauffehler wird<br />

ein Zentralanschnitt empfohlen.<br />

Für Zahnräder, die Teil eines multifunktionalen Bauelements<br />

sind oder spezielle Anforderungen erfüllen müssen, wie sie<br />

in Abbildungen 8.20 bis–8.25 gezeigt werden, läßt sich die<br />

in Abb. 8.03 wiedergegebene ideale symmetrische Auslegung<br />

in der Praxis möglicherweise nicht verwirklichen. In diesem<br />

Fall muß das Bauelement so konstruiert werden, daß eine<br />

etwas geringere Genauigkeit der Zahnradabmessungen hingenommen<br />

werden kann.<br />

Im folgenden sollen anhand von Beispielen einige Zahnradformen<br />

erörtert werden, die spritzgieß- oder funktionstechnische<br />

Probleme zur Folge haben können:<br />

– Relativ breite Zahnräder mit einseitiger Radscheibe lassen<br />

sich nur schwer einwandfrei zylindrisch spritzen, insbesondere<br />

wenn der Kern nicht optimal temperiert wird.<br />

62<br />

Wenn die Arbeitstemperatur hoch ist, ist der von der Radscheibe<br />

am weitesten entfernte Teilkreisdurchmesser meistens<br />

kleiner als der Teilkreisdurchmesser an der Radscheibe<br />

selbst (Abb. 8.04).<br />

– Radiale Rippen, die den Zahnkranz zusätzlich abstützen<br />

sollen, verringern häufig die Genauigkeit und sollten nur<br />

vorgesehen werden, soweit sie wegen hoher Axialkräfte<br />

unbedingt erforderlich sind. Schrägverzahnte Räder<br />

werden häufig auf diese Weise ausgelegt, obwohl die<br />

auftretenden Axialkräfte vernachlässigt werden können<br />

(Abb. 8.05).<br />

– Bei hoch belasteten, großen Kegelzahnrädern kann die<br />

Axialbeanspruchung der Zahnkrone so groß sein, daß Rippen<br />

häufig nicht zu umgehen sind. Die Grundregeln für<br />

gute Rippenkonstruktionen gelten auch hier (Abb. 8.06)<br />

– Gleiches gilt für Schneckenradantriebe, die unter Blockierlast<br />

erhebliche Axialkräfte aufnehmen müssen und daher<br />

einer axialen Abstützung bedürfen.<br />

Bei Scheibenwischergetrieben hat man beispielsweise festgestellt,<br />

daß eine Verrippung notwendig sein kann, um zu<br />

verhindern, daß das Schneckenrad unter Blockierbedingungen<br />

von der Schnecke weggebogen wird (Abb. 8.07).<br />

– Zu beachten ist auch, daß sich jeder größere Durchbruch<br />

in der Radscheibe, vor allem dicht am Zahnkranz, im<br />

Abwälzdiagramm bemerkbar macht und bei schnell laufenden<br />

Getrieben zu verstärktem Abrieb und Laufgeräuschen<br />

führen kann (Abb. 8.08).<br />

Abb. 8.05 Auswirkungen radialer Rippen Abb. 8.07 Anlauf-Schneckenrad mit Verrippung<br />

f<br />

r


– Die Abbildungen 8.09 und 8.10 verdeutlichen, wie Konstruktion<br />

und Art des Anschnitts mitunter darüber entscheiden<br />

können, ob ein Zahnrad einwandfrei arbeitet oder nicht.<br />

In beiden Fällen handelt es sich um beinahe gleich gestaltete<br />

Zahnräder eines Scheibenwischergetriebes, die auf<br />

gerändelte Achsen aufgespritzt werden. Das Zahnrad in<br />

Abb. 8.09 wird zentral angespritzt und bereitet keinerlei<br />

Schwierigkeiten.<br />

– Das in Abb. 8.10 gezeigte Zahnrad wird durch drei Punktanschnitte<br />

in der Radscheibe gefüllt. Außerdem befinden<br />

sich dicht an der Radnabe drei Bohrungen für die Befestigung<br />

einer Metallscheibe. Die Folge ist eine ungenügende<br />

Füllung der Nabe und die drei Fließlinien bilden Schwachstellen,<br />

die den Spannungen, die durch das Metall-Einlegeteil<br />

und die scharfkantigen Ecken der gerändelten Welle<br />

entstehen, nicht standhalten können.<br />

hohe Schwindung<br />

geringe Schwindung<br />

Abb. 8.08 Rippen und Durchbrüche in spritzgegossenen Zahnrädern<br />

Anschnitt<br />

Abb. 8.09 Zahnrad mit Zentralanschnitt<br />

Drei<br />

Anschnitte<br />

Fließlinien<br />

Genauigkeit und Toleranzgrenzen<br />

Wie bereits erwähnt, erlauben Zahnräder aus Kunststoff<br />

aufgrund ihrer elastischen Erholung größere Toleranzen als<br />

Metallzahnräder. Diese Aussage sollte jedoch nicht zu sehr<br />

verallgemeinert werden. Ungenaue Zahnprofile, Unrundheit<br />

und schlechte Zahnflächen können bei Kunststoffzahnrädern<br />

durchaus für Geräuschbildung, übermäßigen Verschleiß und<br />

vorzeitiges Versagen verantwortlich sein. Andererseits wäre<br />

es sinnlos, Toleranzen vorzuschreiben, die nicht wirklich<br />

erforderlich sind oder bei hohen Produktionsausstößen nicht<br />

erreichbar wären.<br />

Das Hauptproblem bei der Herstellung präziser Zahnräder<br />

aus Kunststoff ist natürlich die Formschwindung. Die Formhöhlung<br />

muß nicht nur eine Schwindung des Durchmessers,<br />

sondern bei Präzisions-Zahnrädern auch den Einfluß der<br />

Schwindung auf das Zahnprofil berücksichtigen, was einen<br />

hochqualifizierten und erfahrenen Werkzeughersteller erfordert.<br />

Bei einer Formhöhlung, die Schwindungen korrekt kompensiert,<br />

müssen die Verarbeitungsbedingungen kontrolliert werden,<br />

um die Genauigkeit zu bewahren. Die Gesamtabweichung<br />

vom theoretischen Zahnprofil kann mit Spezialgeräten gemessen<br />

werden, wie sie die Uhrenindustrie verwendet. Ein übertriebenes<br />

Zahnprofil ist in Abb. 8.11-a dargestellt und zeigt<br />

die Messungen von Oberflächenmarkierungen durch ein<br />

Formnest sowie Unregelmäßigkeiten durch schlechte Verarbeitungsbedingungen.<br />

In der Praxis ist die herkömmlichste Methode zur Prüfung<br />

der Zahnradgenauigkeit ein Teilkreisabstands-Meßgerät,<br />

dargestellt in Abb. 8.11-b.<br />

Das Zahnrad aus Kunststoff greift in ein hochpräzises Lehrzahnrad<br />

aus Metall und erzeugt ein Diagramm der Abstandsabweichungen,<br />

wie Abb. 8.11-c zeigt.<br />

Anhand dieses Diagramms kann der Konstrukteur die Genauigkeit<br />

des Zahnrades und eine Klassifizierung gemäß AGMA<br />

oder DIN-Spezifikation vornehmen.<br />

AGMA Spezifikation Nr. 390.03 stuft Zahnräder in 16 Kategorien<br />

ein, wobei die Klasse 16 die höchste und die Klasse 1<br />

die geringste Präzision aufweist. Geformte Zahnräder liegen<br />

in der Regel zwischen den Klassen 6 und 10. Klasse 10<br />

erfordert ausgezeichnete Werkzeuge und Verarbeitungsbedingungen.<br />

In ähnlicher Weise stuft die DIN-Spezifikation Nr. 3967 Zahnräder<br />

in 12 Kategorien ein, wobei die Klasse 1 die höchste<br />

und die Klasse 12 die geringste Präzision aufweist. In den<br />

DIN-Kategorien liegen geformte Zahnräder in den Klassen 8<br />

bis 11.<br />

Profilfehler<br />

Abb. 8.10 Zahnrad mit Anschnitten in der Radscheibe Abb. 8.11-a Messung eines Zahnprofilfehlers<br />

63


Der in Abb. 8.11-c gezeigte Fehler kann teilweise durch eine<br />

inkorrekte Formhöhlung, Anschnittauslegung oder schlechte<br />

Verarbeitung bedingt sein.<br />

Falls mehrere Kurven eines Produktionslaufes wie in Abb.<br />

8.11-d übereinandergelegt werden, ergibt der Abstand «T»<br />

zwischen der höchsten und der niedrigsten Kurve die Verarbeitungstoleranz.<br />

Abb. 8.11-b Achsabstands-Meßgerät<br />

Abb. 8.11-c Diagramm Achsabstandsänderung<br />

Abb. 8.11-d Verarbeitungstoleranzen ermittelt durch Achsabstandsdiagramm<br />

Zahnspiel und Achsabstände<br />

Als Zahnspiel wird der in Abb. 8.11-e dargestellte tangentiale<br />

Flankenabstand zweier im Eingriff stehender Zähne bezeichnet.<br />

Abb. 8.12 zeigt den Bereich des empfohlenen Zahnspiels,<br />

das für erste Erprobungen eingestellt werden sollte.<br />

Wichtig ist, daß das korrekte Zahnspiel bei Arbeitstemperatur<br />

und unter realen Einsatzbedingungen gemessen und eingestellt<br />

wird. Viele Getriebe sind zwar richtig ausgelegt und<br />

gespritzt, versagen aber wegen eines ungeeigneten Zahnspiels<br />

unter Einsatzbedingungen.<br />

64<br />

T 1<br />

Sammelfehler<br />

Zahn-Zahn-Fehler<br />

eine Zahnumdrehung<br />

Unrundheit<br />

T<br />

Der Konstrukteur muß vor allem beachten, daß ein bei der<br />

Montage korrekt eingestelltes Zahnspiel sich unter Einsatzbedingungen<br />

im Laufe der Zeit aufgrund folgender Faktoren<br />

ändern kann:<br />

– Temperaturschwankungen<br />

– Nachschwindung.<br />

Wenn das Getriebegehäuse ebenfalls aus Kunststoff gespritzt<br />

ist, gelten auch insoweit die gleichen Überlegungen.<br />

Der Achsabstand kann sich verändern und das Zahnspiel<br />

beeinflussen; infolgedessen ist auch die Dimensionsstabilität<br />

des jeweiligen Gehäusematerials zu berücksichtigen.<br />

Ein erhöhtes Zahnspiel führt dazu, daß die Zahnräder nicht<br />

mehr am Teilkreisdurchmesser kämmen, was verstärkten<br />

Antrieb zur Folge hat. Zu geringes Zahnspiel kann die<br />

Lebensdauer verringern oder gar zum Klemmen und zur<br />

raschen Zerstörung führen.<br />

Häufig ist es einfacher, den Achsabstand erst festzulegen,<br />

nachdem die Zahnräder hergestellt und vermessen sind.<br />

Dabei ist jedoch zu beachten, daß diese Methode erhöhten<br />

Abrieb zur Folge haben kann, weil die Zahnräder möglicherweise<br />

nicht mehr exakt am theoretischen Teilkreisdurchmesser<br />

kämmen.<br />

Zahnspiel<br />

Abb. 8.11-e Messung des Zahnspiels<br />

Module, Modul, mm mm<br />

3<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,25<br />

1<br />

0,85<br />

0,05<br />

0,10 0,15<br />

Backlash, Zahnspiel, mm<br />

Abb. 8.12 Empfohlenes Zahnspiel für Zahnräder aus DELRIN ®<br />

und ZYTEL ®


Materialpaarungen<br />

Reibungskoeffizient und Abrieb von DELRIN ® Polyacetal<br />

gegen DELRIN ® sind nicht so günstig wie von DELRIN ® gegen<br />

gehärteten Stahl, siehe Tab. 7.01. Dennoch gibt es sehr viele<br />

kommerzielle Anwendungen, bei denen ganze Getriebe in<br />

DELRIN ® Polyacetal ausgeführt sind (insbesondere<br />

Hauthaltsgeräte und feinmechanische Reduziergetriebe für<br />

Uhren, Programmschalter und andere mechanische Geräte).<br />

– Wenn gepaarte Räder aus DELRIN ® Polyacetal gespritzt werden,<br />

wird die Abriebfestigkeit durch Verwendung unterschiedlicher<br />

Typen, z.B. DELRIN ® 100 gegen DELRIN ® 900F<br />

oder DELRIN ® 500CL, nicht erhöht.<br />

– In vielen Fällen läßt sich der Abrieb aber wesentlich vermindern,<br />

indem man DELRIN ® Polyacetal gegen ZYTEL ®<br />

Polyamid laufen läßt. Diese Kombination ist besonders<br />

günstig, wenn eine lange Lebensdauer gefordert wird, und<br />

bietet erhebliche Vorteile, wenn eine Anfangsschmierung<br />

nicht in Betracht kommt.<br />

Tabelle 8.04 Materialpaarungen für geradverzahnte Zahnräder aus DELRIN ®<br />

Antriebsrad Gegenrad<br />

– In allen Fällen, in denen zwei Zahnräder aus Kunststoff<br />

gegeneinander laufen, muß für eine Wärmeabfuhr gesorgt<br />

werden. Die Wärmeabfuhr ist von der Gesamtkonstruktion<br />

des Getriebes abhängig und erfordert besondere Beachtung,<br />

wenn beide Materialien gute Wärmeisolatoren sind.<br />

– Wenn Kunststoffzahnräder gegen Metall laufen, wird die<br />

Wärme weit besser abgeleitet, so daß höhere Leistungen<br />

übertragen werden können. Sehr oft wird das erste Ritzel<br />

eines Getriebes unmittelbar aus der schnell laufenden<br />

Motorwelle herausgearbeitet. Die durch die Welle übertragene<br />

Wärme der Lager und Motorwicklungen kann die<br />

Zahntemperatur jedoch über den erwarteten Wert hinaus<br />

erhöhen. Der Konstrukteur sollte sein Augenmerk daher<br />

insbesondere auf eine ausreichende Motorkühlung richten.<br />

– Zahnradpaarungen aus Kunststoff und Metall können besser<br />

und abriebärmer als Paarungen aus Kunststoff arbeiten.<br />

Dies gilt allerdings nur, wenn das Metallrad eine gehärtete<br />

Oberfläche hat.<br />

DELRIN ® 500 DELRIN ® 500 <strong>Allgemeine</strong> Anwendungen, mittlere Belastung, Geschwindigkeit und Lebensdauer, z.B. Uhr- und Zählwerke.<br />

DELRIN ® 100 DELRIN ® 100 Anwendungen mit erhöhten Anforderungen an Belastbarkeit, Ermüdungsfestigkeit und Schlagzähigkeit,<br />

z.B. Handbohrmaschinen, diverse Haushaltsgeräte, Scheibenwischergetriebe, Waschmaschinenantriebe<br />

(insbesondere für Reversierbetrieb). Zahnräder mit angespritzten Sperrklinken, Federn oder Kupplungen.<br />

DELRIN ® 500 DELRIN ® AF Kleingetriebe, bei denen es auf ruckfreien Lauf und geringen Leistungsverlust ankommt (z.B. Meßinstruweiche<br />

Metalle mente, miniaturisierte Untersetzungsgetriebe). Diese Werkstoffpaarung führt nicht notwendigerweise<br />

zu einem besseren Abriebverhalten.<br />

Gehärteter Stahl DELRIN ® 100 Hervorragend geeignet für hohe Geschwindigkeiten und Lasten, lange Lebensdauer, geringer Abrieb.<br />

(Oberflächen härte Eignet sich insbesondere für die erste Untersetzungsstufe schnell laufender Motoren, bei denen das<br />

etwa 50 RC) Ritzel aus der Motorwelle herausgearbeitet ist (z.B. Haushaltsgeräte, Bohrmaschinen und andere<br />

Elektrowerkzeuge).<br />

Weicher Stahl, DELRIN ® 500CL Als Gegenmaterial zu weichen Metallen zeigt DELRIN ® 500CL ein deutlich besseres Abriebverhalten<br />

Nichteisen-Metalle als alle anderen DELRIN ®-Typen. Außerdem beansprucht DELRIN ® 500CL die Metalloberfläche<br />

nur geringfügig. Für geringe Lasten, aber hohe Lebensdauer zu empfehlen (z.B. hochwertige Präzisionsgetriebe).<br />

Tabelle 8.05 Empfohlene Materialpaarungen für Zahnräder aus ZYTEL ® Polyamid<br />

Antriebsrad Gegenrad<br />

ZYTEL ® 101L ZYTEL ® 101L Weit verbreitet in Anwendungen für geringe bis mittlere Belastung.<br />

Gehärteter Stahl ZYTEL ® 101L Empfohlen für hohe Geschwindigkeiten und Lasten. Beste Geräusch- und Stoßabsorption. Geringster<br />

Abrieb.<br />

ZYTEL ® 101L DELRIN ® 100, Geringste Reibung und niedrigster Abrieb im Vergleich zu jedem der beiden Materialien gegen Stahl<br />

500, 900 oder gegen sich selbst. Für mittlere Belastung sehr zu empfehlen. Für das Antriebsrad kann jedes<br />

Material eingesetzt werden; dank seiner höheren Dimensionsstabilität ist DELRIN ® Polyacetal jedoch<br />

als Material für das größere Zahnrad prädestiniert.<br />

65


Schmierung<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine Anfangsschmierung nur<br />

zeitlich begrenzt wirksam ist. Bei Getrieben, die am Ende<br />

ihrer Lebensdauer demontiert wurden, zeigte sich, daß alles<br />

Fett an die Gehäuseinnenwände geschleudert wurde; die Zahnräder<br />

liefen dann völlig trocken. Die Anfangsschmierung läßt<br />

keine höheren Lasten zu; sie sollte als zusätzlicher Sicherheitsfaktor<br />

angesehen werden. Sie sollte jedoch stets vorgesehen<br />

werden, weil sie während der Einlaufphase eine große<br />

Hilfe darstellt.<br />

Bei Anwendungen, für die Schmiermittel nicht in Betracht<br />

kommen, bietet die Paarung von DELRIN ® Polyacetal mit<br />

ZYTEL ® Polyamid große Vorteile. Selbst unter Trockenlaufbedingungen<br />

arbeiten solche Getriebe ruhig und leise.<br />

Wenn eine kontinuierliche Schmierung von Zahnrädern aus<br />

DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid praktikabel und<br />

der Flankendruck auf die im Eingriff stehenden Zähne nicht<br />

allzu groß ist, kann der Abrieb vernachlässigt werden und die<br />

Lebensdauer hängt allein von der Ermüdungsfestigkeit ab.<br />

Erprobung spanend bearbeiteter Prototypen<br />

Obwohl man meinen könnte, das Leistungsverhalten eines<br />

neu entworfenen Zahnrades ließe sich am einfachsten anhand<br />

gefräster Prototypen testen, sind die Ergebnisse solcher Versuche<br />

mit größter Vorsicht zu interpretieren. Der Konstrukteur<br />

kann sich nicht darauf verlassen, daß das anschließend<br />

spritzgegossene Zahnrad das gleiche Verhalten zeigen wird.<br />

Deshalb lassen sich aus Versuchen mit spanend bearbeiteten<br />

Zahnrädern keine endgültigen Schlüsse ziehen. Die Anfertigung<br />

eines Versuchswerkzeugs ist der einzig sichere Weg,<br />

Prototypen einer Zahnradkonstruktion herzustellen. Dies<br />

gewährleistet nicht nur aussagekräftige Tests, sondern ermöglicht<br />

auch die Messung der Schwindung, des Zahnprofils, des<br />

Teilkreisdurchmessers und der Gesamtgenauigkeit.<br />

Es wird dringend empfohlen, die Zahnqualität mit einem<br />

Profilprojektor zu überprüfen, mit dessen Hilfe sich Abweichungen<br />

von der theoretischen Kurve feststellen lassen.<br />

Testen von Prototypen<br />

Die Bedeutung geeigneter Testmethoden für spritzgegossene<br />

Zahnrad-Prototypen ist bereits herausgestellt worden. Hierfür<br />

gelten die folgenden Richtlinien:<br />

Beschleunigte Tests mit höheren als den für eine bestimmte<br />

Anwendung erforderlichen Geschwindigkeiten sind wertlos.<br />

Temperaturen, die die normale Arbeitstemperatur übersteigen,<br />

können zu einem raschen Versagen führen, obwohl das<br />

Zahnrad unter normalen Betriebsbedingungen einwandfrei<br />

arbeiten würde. Die Versuchsbedingungen sollten stets so<br />

festgelegt werden, daß diese den realen Betriebsbedingungen<br />

möglichst nahekommen.<br />

66<br />

Die folgenden Beispiele erläutern die Notwendigkeit aussagekräftiger<br />

Tests unter Betriebsbedingungen.<br />

– Hochbelastete Zahnräder (z.B. in Haushaltsgeräten), die<br />

nur kurzzeitig in Betrieb sind, sollten nicht im Dauerbetrieb,<br />

sondern in Betriebszyklen getestet werden, die<br />

es dem Gerät erlauben, zwischen den Betriebsphasen auf<br />

Raumtemperatur abzukühlen.<br />

– Nur gelegentlich arbeitende, langsam laufende Zahnräder<br />

(wie z.B. für Rolladenantriebe) können im Dauerbetrieb<br />

getestet werden, aber nur mit der gleichen Geschwindigkeit<br />

und unter der Voraussetzung, daß der Temperaturanstieg<br />

an den Zahnoberflächen unerheblich bleibt.<br />

– Anwendungen wie z.B. Scheibenwischergetriebe erreichen<br />

ihre maximale Betriebstemperatur sehr schnell und arbeiten<br />

während des größten Teils ihrer Lebensdauer unter<br />

diesen Bedingungen. Sie sollten daher im Dauerbetrieb<br />

getestet werden.<br />

Wertvolle Schlüsse lassen sich häufig aus dem statischen<br />

Drehmoment ziehen, bei dem ein spritzgegossenes Zahnrad<br />

versagt. Wenn das zum Bruch führende Drehmoment das<br />

Acht- bis Zehnfache der Betriebslast beträgt, ist dies in der<br />

Regel ein Anhaltspunkt für eine lange Lebensdauer des Zahnrades.<br />

Kunststoffzahnräder arbeiten jedoch häufig dicht an<br />

der Ermüdungsgrenze und diese Faustregel sollte nicht als<br />

für alle Fälle gültig angesehen werden.<br />

In jedem Falle muß das Zahnspiel bei allen Versuchen überprüft<br />

werden. Wenn ein Zahnrad ausgefallen ist, läßt sich<br />

nachträglich kaum noch feststellen, ob dies ganz oder teilweise<br />

auf ein falsches Zahnspiel zurückzuführen ist.<br />

Konstruktion schrägverzahnter Zahnräder<br />

Schrägverzahnten Rädern ist nach Möglichkeit der Vorzug<br />

vor geradverzahnten zu geben. Von anderen Vorteilen abgesehen<br />

laufen sie ruhiger und erzeugen weniger Laufgeräusche.<br />

Allerdings erfordern sie nicht nur exakte Zahnprofile,<br />

sondern auch genaue Schrägungswinkel. Diese Forderung ist<br />

manchmal schwer zu erfüllen, vor allem, wenn das Kunststoffrad<br />

gegen ein Metallzahnrad laufen soll.<br />

Schrägverzahnte Räder erzeugen Axialkräfte, die berücksichtigt<br />

werden müssen. Es empfiehlt sich, den Schrägungswinkel<br />

nicht größer als 15° zu wählen. Verglichen mit einem<br />

geradverzahnten Rad weist das schrägverzahnte Rad bei<br />

gleichem Modul eine etwas höhere Zahnfestigkeit auf. Da<br />

kleine Schrägungswinkel die Regel darstellen, kann dieser<br />

Festigkeitsgewinn bei der Festlegung des Moduls vernachlässigt<br />

und lediglich als zusätzlicher Sicherheitsfaktor<br />

betrachtet werden.


Konstruktion von Schneckenrädern<br />

Die meisten spanend hergestellten Schneckenräder weisen<br />

eine gekehlte Form auf, die eine linienförmige Berührung<br />

mit der Schnecke bewirkt. Da sich solche Schneckenräder im<br />

Spritzgießverfahren nur schwer herstellen lassen, wird üblicherweise<br />

ein einfaches schrägverzahntes Zahnrad verwendet.<br />

Infolgedessen wird die Leistung nur punktförmig übertragen,<br />

was erhöhten Flankendruck, höhere Temperatur und<br />

erhöhten Abrieb zur Folge hat.<br />

Verschiedene Konstruktionen zielen darauf ab, den Abrieb<br />

zu verringern, die Leistungsübertragung zu erhöhen und die<br />

punktförmige Berührung in eine linienförmige zu verwandeln.<br />

Die folgenden Beispiele praktischer Anwendungen<br />

zeigen einige dieser Möglichkeiten auf:<br />

Abb. 8.13 zeigt ein aus einem Stück spritzgegossenes Schneckenrad<br />

aus DELRIN ® 100, das in einem von Hand angetriebenen<br />

Mechanismus gegen eine Schnecke aus ZYTEL ® 101L<br />

läuft. Die durch die Kehlung bedingte Hinterschneidung<br />

beträgt nur rund 4%, so daß sich das Rad problemlos aus der<br />

Form ausdrücken läßt. Dieses Verfahren, ein Schneckenrad<br />

aus einem Stück zu spritzen und auszuwerfen, wird bei zahlreichen<br />

Anwendungen eingesetzt, obwohl es Erfahrung und<br />

Geschick bei der Werkzeugherstellung voraussetzt. Zu beachten<br />

ist, daß diese siebengängige Schnecke nicht in einem<br />

Zweiplattenwerkzeug mit der Trennebene in der Achse<br />

gespritzt werden kann. Da der Steigungswinkel mit 31°<br />

größer ist als der Eingriffswinkel (20°), ergibt sich eine<br />

Hinterschneidung entlang der Trennebene. Die Schnecke<br />

muß daher aus dem Werkzeug herausgeschraubt werden.<br />

Abb. 8.14 zeigt ein Scheibenwischergetriebe, das auf andere<br />

Weise hergestellt wird. Wegen der Hinterschneidung von rund<br />

7% und der steifen Konstruktion scheidet ein Auswerfen aus.<br />

Das Werkzeug wird daher mit 9 Seitenzügen ausgestattet,<br />

die jeweils 6 Zähne ausformen. Mit diesem Verfahren lassen<br />

sich qualitativ hochwertige Schneckenräder herstellen, allerdings<br />

immer nur eines pro Werkzeug. Auch die Werkzeugkosten<br />

sind natürlich höher.<br />

Das Schneckenrad in Abb. 8.15 ist ebenfalls für ein Scheibenwischergetriebe<br />

bestimmt und stellt eine Mittellösung dar. Es<br />

besteht aus einem halbgekehlten und einem schrägverzahnten<br />

Teil. Der Eingriff erfolgt im Bogenabschnitt, während die<br />

Schrägverzahnung lediglich die Zahnfestigkeit und somit das<br />

Drehmoment im Blockierfall erhöht. Obwohl diese Lösung<br />

nicht ideal ist, bietet sie deutliche Vorteile gegenüber einem<br />

nur schrägverzahnten Stirnrad.<br />

Ein vollständig gekehltes Schneckenrad ist in Abb. 8.16<br />

in Gestalt eines zweigeteilten Schneckenrades abgebildet.<br />

Die beiden Hälften sind so konstruiert, daß sie im gleichen<br />

Werkzeug hergestellt und durch gegenüberliegende Zapfen und<br />

Bohrungen (siehe auch Abb. 8.17) zentriert und auf exakte<br />

Zahndeckung ausgerichtet werden können. So lassen sich auch<br />

mit einem Einfachwerkzeug vollständige Getriebeteile herstellen,<br />

die sich mit Schnappsitzen, durch Ultraschallschweißen<br />

oder Nieten montieren lassen. Bei entsprechendem Produktionsbedarf<br />

können später auch Mehrfachwerkzeuge eingesetzt<br />

werden.<br />

Abb. 8.13 Einteiliges Schneckenrad<br />

Abb. 8.15 Halbgekehltes Schneckenrad<br />

Abb. 8.16 Zweigeteiltes Schneckenrad<br />

9 Seitenzüge<br />

Abb. 8.14 Im Backenwerkzeug hergestelltes Schneckenrad<br />

67


Abb. 8.17 Schnappverbundenes Schneckenrad<br />

Die Breite der Schneckenräder kann so groß gewählt werden,<br />

wie es die Eingriffsverhältnisse zulassen. Diese Konstruktion<br />

kommt dem klassischen spanend hergestellten und voll gekehlten<br />

Metall-Schneckenrad am nächsten, wobei die Werkzeugkosten<br />

nicht höher als für das in Abb. 8.15 dargestellte<br />

Schneckenrad sind. Zweigeteilte Schneckenräder sind wegen<br />

der erheblichen Leistungsverbesserung insbesondere für<br />

größere Schneckendurchmesser zu empfehlen.<br />

Der Vorteil gekehlter Schneckenräder gegenüber schrägverzahnten<br />

Rädern beruht hauptsächlich darauf, daß die Last<br />

über einen größeren Bereich des Zahnes verteilt wird, was zu<br />

geringeren örtlichen Temperaturen und Biegebeanspruchungen<br />

führt. Versuche haben gezeigt, daß zweigeteilte Schneckenräder<br />

einfachen schrägverzahnten Stirnrädern um das Zweibis<br />

Vierfache überlegen sind.<br />

Ein Beispiel eines schnappverbundenen Schneckenrades wird<br />

in Abb. 8.17 gezeigt.<br />

Bei der Konstruktion dieser gekehlten Schneckenräder sollten<br />

jedoch auch einige Nachteile gegenüber schrägverzahnten<br />

Rädern berücksichtigt werden, nämlich:<br />

– Höhere Werkzeugkosten.<br />

– Schnecke und Schneckenrad müssen exakt positioniert<br />

werden. Schon geringer Versatz führt dazu, daß die Last<br />

nur von einem Teil der Zahnbreite übertragen wird, was<br />

zu erhöhtem Abrieb und frühzeitigem Versagen führt.<br />

– Das Schneckenrad ist besonders empfindlich gegenüber<br />

voneinander abweichenden Schrägungswinkeln.<br />

– Die Schnecke und das Schneckenrad müssen in einer<br />

bestimmten Reihenfolge montiert werden. Wenn die<br />

Schnecke beispielsweise bereits im Gehäuse montiert ist,<br />

kann ein gekehltes Rad nur noch in radialer Richtung eingebaut<br />

werden, während ein einfaches schrägverzahntes<br />

Rad (oder ein Zahnrad der in Abb. 8.13 gezeigten Art)<br />

auch noch von der Seite montiert werden kann.<br />

Schneckengetriebe ermöglichen hohe Untersetzungen mit nur<br />

zwei Bauteilen. Sie werden daher häufig in Verbindung mit<br />

schnell laufenden Motoren eingesetzt, wobei die Schnecke spanend<br />

oder durch Rollen in die Metallwelle eingearbeitet wird.<br />

68<br />

Varianten der gleichen Auslegung<br />

Da die Anforderungen der unterschiedlichen Anwendungen<br />

stark voneinander abweichen, sind Verhalten und Möglichkeiten<br />

von Schneckenrädern aus DELRIN ® Polyacetal und<br />

ZYTEL ® Polyamid weitgehend von der jeweiligen Anwendung<br />

abhängig.<br />

So kann beispielsweise ein Scheibenwischergetriebe wiederholt<br />

eine beträchtliche Zeit bei hohen Temperaturen arbeiten.<br />

Es kann darüberhinaus sehr starken statischen Drehmomenten<br />

ausgesetzt sein, wenn die Wischerblätter angefroren sind.<br />

Da dies bei niedrigen Temperaturen geschieht, ist der Durchmesser<br />

des Zahnrades aufgrund der thermischen Kontraktion<br />

geringer, so daß die Zähne näher an der Spitze belastet werden,<br />

was eine erhöhte Biegespannung bedeutet. Häufig gibt<br />

diese Situation für die Konstruktion eines Getriebes den<br />

Ausschlag.<br />

Das Getriebe eines elektrischen Fensterhebers arbeitet hingegen<br />

unter normalen Bedingungen jeweils nur für ein paar<br />

Sekunden lang, mit langen zwischenzeitlichen Unterbrechungen.<br />

Infolgedessen ist mit einem Temperaturanstieg nicht<br />

zu rechnen und das Zahnrad kann weit höhere Lasten aufnehmen.<br />

Da die gesamte Belastungsdauer im Vergleich zur<br />

Betriebszeit eines Scheibenwischergetriebes sehr kurz ist, ist<br />

auch der Abrieb wenig problematisch. Viele dieser elektrisch<br />

betriebenen Fensterheber sind aber erheblichen Drehmomenten<br />

ausgesetzt, wenn das Fenster geschlossen ist. Das Zahnrad<br />

muß daher fest genug sein, damit die Zähne nicht durch<br />

Kriechen beeinträchtigt werden, vor allem nicht bei Sommertemperaturen<br />

und geschlossenem Fahrzeug.<br />

Bei Haushaltsgeräten gelten wieder ganz andere Anforderungen.<br />

Die Betriebsdauer ist in der Regel auf dem Gerät angegeben<br />

und strikt auf jeweils ein paar Minuten beschränkt.<br />

Dadurch lassen sich kleinere, kurzzeitig überlastbare Motoren<br />

einsetzen, die sich aber sehr schnell aufheizen und die<br />

Wärme über die Motorwelle auf die Schnecke übertragen.<br />

Wenn das Gerät vorschriftsmäßig benutzt wird, hält die Temperatur<br />

sich in Grenzen. Wenn die Geräte jedoch länger oder<br />

in zu kurzen Abständen benutzt werden, können die Temperaturen<br />

einen Wert erreichen, bei dem mit hohem Abrieb und<br />

vorzeitigem Versagen gerechnet werden muß.


Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, die zu erwartenden<br />

Betriebsbedingungen sorgfältig zu ermitteln und die Schnecke<br />

und das Schneckenrad entsprechend auszulegen und zu dimensionieren.<br />

Über die vorstehend erwähnten Beschränkungen hinaus sind<br />

auch weitere Faktoren sorgfältig zu beachten, nämlich:<br />

– Schnecken aus Metall, die unmittelbar in Motorwellen spanend<br />

eingearbeitet sind, haben üblicherweise sehr geringe<br />

Durchmesser. Sofern sie nicht an beiden Enden gelagert<br />

sind, können sie bei Überlastung und unter Blockierbedingungen<br />

durchbiegen und zu ungenauem Kämmen führen.<br />

– Unter den gleichen Bedingungen können sich unzureichend<br />

gelagerte Schneckenräder aus Kunststoff mit der gleichen<br />

Folge axial verformen.<br />

– Wenn die Schnecken in Motorwellen mit geringem Durchmesser<br />

eingearbeitet werden, ist die Zahngröße sehr<br />

begrenzt. Deshalb arbeiten viele Schneckengetriebe, insbesondere<br />

in Haushaltsgeräten, nur so lange zufriedenstellend,<br />

wie die Anfangsschmierung wirksam ist. Im Hinblick<br />

auf die relativ kurze Gesamtbetriebsdauer kann dies<br />

aber akzeptabel sein.<br />

Obwohl die Anfangsschmierung nur zeitlich begrenzt wirksam<br />

ist, wird sie für alle Schneckengetriebe dringend empfohlen,<br />

weil die Reibung das Hauptproblem darstellt. Überdies<br />

sollte nach Möglichkeiten dafür Sorge getragen werden,<br />

daß das Schmiermittel auf den Zahnflanken bleibt. Deshalb<br />

sollte ein Fett gewählt werden, das bei der Betriebstemperatur<br />

flüssig wird und auf die Zahnflanken zurückfließt. Wird<br />

das Zahnrad hohen Blockierlasten ausgesetzt, muß auch die<br />

Biegebeanspruchung und die Scherfestigkeit überprüft werden.<br />

Wie oben dargelegt, konzentriert sich Last auf einen<br />

sehr kleinen Bereich auf den Flanken des schrägverzahnten<br />

Rades, so daß sich die Last ungleichmäßig über die Zahnbreite<br />

verteilt. Infolgedessen sollte die Zahnbreite f zur<br />

Bestimmung der statischen Drehmomentbeanspruchung nicht<br />

mehr als ungefähr das Doppelte der Zahnhöhe betragen. Für<br />

Tabelle 8.06 Werkzeugpaarung für Schneckengetriebe<br />

Material der Schnecke Material des Mögliche Anwendungen<br />

Schneckenrades<br />

einen metrischen Modul von 1, f = 4 mm. Bei Raumtemperatur<br />

sollten Biegespannungen von rund 30 MPa nicht überschritten<br />

werden (für einen Sicherheitsfaktor von S = 1,5).<br />

Einige Hersteller fräsen Schneckenräder aus spritzgegossenen<br />

Rohlingen. Dies hat jedoch nur einen Sinn, wenn auch<br />

die Zähne bereits vorgeformt sind, weil andernfalls die Gefahr<br />

besteht, daß sich Lunker im Bereich des Zahnkranzes bilden.<br />

Viele Schneckenräder aus Kunststoff versagen, weil sich im<br />

hochbelasteten Fußbereich der Zähne winzige Lunker befinden,<br />

wenn der Zahnkranz ohne Aussparungen gespritzt wurde.<br />

(Das gleiche gilt auch für die Herstellung anderer Arten von<br />

Zahnrädern.)<br />

Die meisten Schneckengetriebe-Anwendungen bestehen aus<br />

einer eingängigen Schnecke mit einem schrägverzahnten<br />

Schneckenrad. Die Zähne des schrägverzahnten Schneckenrades<br />

sind schwächer als die Gänge der Schnecke, die Leistung<br />

wird daher durch das maximal übertragbare Drehmoment am<br />

Schneckenrad begrenzt. Ein großzügiger Sicherheitsfaktor<br />

(3 bis 5) sollte vorgesehen werden, um Spannungskonzentrationen<br />

zu berücksichtigen, die sich aus der theoretisch punktförmigen<br />

Berührung und der hohen Gleitgeschwindigkeit<br />

ergeben. Bei einer Schnecke aus ZYTEL ® Polyamid und einem<br />

Schneckenrad aus DELRIN ® Polyacetal ist die Wärmeabfuhr<br />

begrenzt, da beide Materialien keine guten Wärmeleiter<br />

sind. Daher wird empfohlen, eine Gleitgeschwindigkeit von<br />

0,125 m/s nicht zu überschreiten. Bei einer Stahlschnecke ist<br />

die Wärmeabfuhr wesentlich besser, so daß bei einer Anfangsschmierung<br />

Gleitgeschwindigkeiten bis zu 1,25 m/s zugelassen<br />

werden können. Mit Dauerschmierung oder bei Kurzzeitbetrieb<br />

sind Geschwindigkeiten bis zu 2,5 m/s möglich.<br />

Gleichung zur Ermittlung der Gleitgeschwindigkeit:<br />

0,001 π d ω<br />

v = (m/s)<br />

60 cos(α)<br />

d = Schneckenpitch-Durchmesser (mm)<br />

ω = Schneckengeschwindigkeit (U/m)<br />

α = Steigungswinkel (Abb. 8.18)<br />

Weicher Stahl (spanend DELRIN ® 500CL Ausgezeichnete Verschleißfestigkeit; geeignet für Kleingeräte (z.B. Haushaltsgeräte, Zählwerke, kleine,<br />

bearbeitet oder gerollt) hochpräzise mechanische Untersetzungen).<br />

Weicher und DELRIN ® 100 Geringere Verschleißfestigkeit, aber höhere Ermüdungsfestigkeit und Schlagzähigkeit, für hohe<br />

gehärteter Stahl Blockierlasten geeignet (z.B. Scheibenwischergetriebe, Fensterhebergetriebe, hoch belastete Haushaltsgeräte<br />

wie Fleischwölfe, bei denen mit hohen Schlagbelastungen zu rechnen ist). Schnecken<br />

aus gehärtetem Stahl sind weitaus abriebfester.<br />

Nichteisenmetalle DELRIN ® 500CL DELRIN ® 500CL hat sich als wesentlich abriebfester als alle anderen DELRIN ® -Polyacetaltypen<br />

(Messing, erwiesen, obwohl die Wärmeentwicklung nicht geringer ist. (Geeignet für Tachometer,<br />

Zinklegierungen) Zähler und andere feinmechanische Geräte.)<br />

ZYTEL ® 101L DELRIN ® 500 Hervorragend geeignet für handbetriebene oder kurzzeitig und langsam laufende Geräte<br />

(Polyamid 66) DELRIN ® 100 (z.B. Rolladenantrieb, Fensterheber in Kraftfahrzeugen, im Dauerbetrieb, aber langsam laufende<br />

Untersetzungsgetriebe geringer Beanspruchung wie Tachometer und Zähler). Sehr gute<br />

Trockenlaufeigenschaften.<br />

DELRIN ® 500 DELRIN ® 500 Sollte wegen geringer Abriebfestigkeit und hohem Reibungskoeffizienten vermieden werden.<br />

Dennoch weit verbreitet bei Anwendungen mit langsam laufenden Getrieben für minimale Belastung.<br />

69


Materialpaarungen<br />

Im allgemeinen haben alle Schnecken-Reduziergetriebe<br />

wegen der hohen Geschwindigkeit, die einen großen Teil<br />

der Antriebsleistung in Wärme umwandelt, einen schlechten<br />

Wirkungsgrad. Deshalb ist es wichtig, auf eine Materialpaarung<br />

mit geringem Abrieb und niedrigem Reibungskoeffizienten<br />

zu achten. Unter diesem Gesichtspunkt stellt eine<br />

Schnecke aus ZYTEL ® 101, die gegen ein Schneckenrad aus<br />

DELRIN ® Polyacetal läuft, eine gute Kombination dar. Wegen<br />

der geringen Wärmeabfuhr ist diese Lösung aber auf Anwendungen<br />

für geringe Belastungen beschränkt. Der in Abb. 8.18<br />

abgebildete Dosenöffner ist ein gutes Beispiel für eine<br />

kommerzielle Konstruktion, die diese Materialkombination<br />

verwendet.<br />

Die Motordrehzahl von 4000 U/min wird in einer ersten Stufe<br />

mit einem Ritzel und einem Innenzahnrad und sodann in<br />

einer zweiten Stufe durch ein Schneckengetriebe mit einer<br />

Schnecke aus ZYTEL ® 101 reduziert. Die Betriebsdauer ist<br />

so kurz, daß sich kein nennenswerter Temperaturstau bilden<br />

kann.<br />

Kegelradkonstruktion<br />

Die Formel für die Berechnung der Biegebeanspruchung in<br />

einem Stirnrad muß wie folgt korrigiert werden:<br />

σ = {r / (r-f)} F / (y M f)<br />

r = Pitchradius (r = 0,5 dmax, siehe Abb. 8.06)<br />

f = Zahnbreite<br />

Bei <strong>Kunststoffe</strong>n ist die Unterstützung des Kranzes äußerst<br />

wichtig und verstärkende Rippen sind fast immer erforderlich.<br />

Rundungshalbmesser<br />

Die meisten Zahnradmaterialien, auch DELRIN ® Polyacetal<br />

und ZYTEL ® Polyamid, sind kerbempfindlich. Deshalb kann<br />

die Bedeutung ausreichender Rundungshalbmesser nicht<br />

genug betont werden. Standard-Ausrundungen haben sich<br />

in den meisten Anwendungsfällen als ausreichend erwiesen.<br />

Versuche haben ergeben, daß eine voll ausgebildete Ausrundung<br />

die Lebensdauer von Zahnrädern aus DELRIN ® Polyacetal<br />

bei Dauerschmierung um etwa 20% verlängert. Voll<br />

ausgebildete Ausrundungen können sich auch als vorteilhaft<br />

erweisen, wenn Stöße oder hohe Schlagbelastungen auftreten.<br />

70<br />

α<br />

Schnecke aus ZYTEL® 101<br />

Abb. 8.18 Dosenöffner mit Schneckengetriebe<br />

d<br />

Schneckenrad<br />

aus DELRIN®<br />

A1<br />

Hier gibt es zwei alternative<br />

Lösungen. Die Wahl zwischen<br />

A1 und A2 hängt von der zu<br />

übertragenden Drehzahl ab.<br />

B2<br />

Befestigungsmethoden<br />

Der radial geschlitzte Federstift ist die beste Art, Kunststoffzahnräder<br />

auf Wellen zu befestigen. Sind die zu übertragenden<br />

Drehmomente sehr gering, kann auch Lösung A1 verwendet<br />

werden. Obwohl auch Federn und Klemmschrauben<br />

erfolgreich eingesetzt worden sind, sollten sie vermieden<br />

werden, weil sie eine unsymmetrische Geometrie der Nabe<br />

erfordern. Werden Klemmschrauben verwendet, müssen sie<br />

in eine Auskehlung in der Welle hineinragen.<br />

Preßpassungen können unter der Voraussetzung verwendet<br />

werden, daß das zu übertragende Drehmoment gering ist, da<br />

die Spannungsrelaxation des Kunststoffmaterials zum Rutschen<br />

führen kann. Ein Rändeln der Welle kann da Abhilfe<br />

schaffen. Auch Gewindestifte sollten selbst bei niedrigen<br />

Drehzahlen nicht verwendet werden. Kunststoff kann während<br />

B1<br />

A2<br />

Abb. 8.19 Alternativen für Gewindestifte


der Montage brechen oder im Einsatz kriechen, selbst wenn<br />

ein metallischer Gewindeeinsatz verwendet wird.<br />

Die Verwendung von umspritzten Einlegeteilen in Zahnrädern<br />

aus DELRIN ® Polyacetal und ZYTEL ® Polyamid hat sich<br />

bewährt. Das gebräuchlichste Einlegeteil dieser Art ist eine<br />

gerändelte Welle. Ringnuten im gerändelten Bereich können<br />

dazu dienen, eine axiale Bewegung bei Schrägzahn-,<br />

Schnecken- oder Kegelrädern zu verhindern. Gestanzte und<br />

spritzgegossene Einlegeteile aus Metall lassen sich ebenfalls<br />

mit Erfolg verwenden. Die schon erwähnten Maschinen-<br />

Steuerkettenräder verwenden ein Einlegeteil aus Aluminiumdruckguß<br />

mit unvollständig ausgebildeten Zähnen. Dieses<br />

Einlegeteil wird mit ZYTEL ® Polyamid umspritzt, um die<br />

Zähne auszuformen. Diese Kombination ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, wie man sich die besten Eigenschaften beider Materialien<br />

zunutze machen kann, um ein dimensionsstabiles, kostengünstiges<br />

und verbessertes Steuer-Zahnrad zu erzielen. Auch<br />

Automatengewinde-Einlegeteile lassen sich verwenden. Wichtig<br />

ist aber, zum Umspritzen von Einlegeteilen aus Metall<br />

Werkstoffe mit ausreichender Dehnung auszuwählen, so daß<br />

die aus der Formschwindung resultierende Restspannung<br />

nicht zu Spannungsrissen rund um das Einlegeteil führt. In<br />

dieser Hinsicht sind sämtliche ZYTEL ® -Polyamidtypen geeignet.<br />

DELRIN ® Polyacetale weisen im allgemeinen eine geringere<br />

Dehnung als ZYTEL ® Polyamide und eine höhere Dauerstandfestigkeit<br />

auf, so daß bei <strong>Kunststoffe</strong>n wie DELRIN ® 500<br />

und 900 eine latente Rißbildung im Bereich von Einlegeteilen<br />

auftreten kann. DELRIN ® 100ST hat hingegen eine sehr hohe<br />

Dehnung und kann zur Verwendung mit Einlegeteilen empfohlen<br />

werden. Diese Teile können eingepreßt oder mit<br />

Ultraschall eingesetzt werden, um die Restspannung zu<br />

vermindern.<br />

Stanzteile werden in Form von Platten verwendet, die mit<br />

Schrauben oder Nieten oder durch Ultraschall-Stiftschweißen<br />

mit der Radscheibe des Zahnrades verbunden werden.<br />

Bei jeder Befestigungsmethode kommt es darauf an, spannungserhöhende<br />

Faktoren zu vermeiden. Ausrundungen<br />

an den Keilnuten, Einlegeteilen usw. sind äußerst wichtig.<br />

Abb. 8.20 Zahnrad mit angespritzten Sperrklinken<br />

Beispiele für kombinierte Funktionen<br />

Wie bereits erwähnt, bieten Kunststoffzahnräder erhebliche<br />

wirtschaftliche Vorteile gegenüber Metallzahnrädern, und<br />

die größten Kosteneinsparungen lassen sich dadurch erzielen,<br />

daß man eine nahezu unbegrenzte Zahl von Elementen<br />

und Funktionen in einem einzigen Teil vereinigen kann.<br />

– In diesem Beispiel (Abb. 8.20) ist ein Zahnrad aus DELRIN ®<br />

Polyacetal mit angespritzten Federn versehen, die auf ein<br />

Klinkenrad aus ZYTEL ® Polyamid einwirken, das seinerseits<br />

mit einem anderen Zahnrad verbunden ist. Es gibt<br />

eine Vielzahl verschiedener Typen von Sperrklinken aus<br />

DELRIN ® Polyacetal, die störungsfrei funktionieren, solange<br />

die Klinkenfedern nicht zu lange im ausgelenkten Zustand<br />

gehalten werden.<br />

– In vielen Fällen kommt es entscheidend darauf an, die<br />

Zähne vor Schlagbelastungen zu schützen. Dies läßt sich –<br />

wie in Abb. 8.21 dargestellt – erreichen, indem man Zahnkranz<br />

und Nabe durch richtig dimensionierte elastische<br />

Stege verbindet. Manchmal wird diese Lösung auch für<br />

Druckräder gewählt, um einen gleichbleibenden Abdruck<br />

trotz größerer Fertigungstoleranzen zu erzielen.<br />

Abb. 8.21 Radnabe mit schlagfesten Stegen<br />

Abb. 8.22 Spielfreier Antrieb<br />

71


Abb. 8.23 Spielfreier Antrieb<br />

Abb. 8.24 Zahnrad mit Drehmomentbegrenzung<br />

Abb. 8.25 Zahnrad mit Rutschkupplung<br />

72<br />

– Abb. 8.22 zeigt eine spielfreie Justiervorrichtung für eine<br />

Autouhr. Die Bewegung wird vom Ritzel über ein flexibles<br />

Zahnrad auf das Zahnsegment übertragen. Beim Zusammenbau<br />

wird das Zahnrad oval zusammengedrückt und<br />

bewirkt so eine gewisse Vorspannung auf das Ritzel und<br />

das Segment. Da das zu übertragende Drehmoment sehr<br />

gering ist, wird die exakte Funktion durch Spannungsrelaxation<br />

nicht in Frage gestellt.<br />

Darüberhinaus wird das ovale Zahnrad bei jeder Neujustierung<br />

des Mechanismus in eine andere Stellung gedreht, so<br />

daß die Vorspannung erhöht wird und der zuvor belastete<br />

Abschnitt sich erholen kann. Als weitere Besonderheit ist<br />

das Segment mit zwei Nocken versehen, die ein Überdrehen<br />

verhindern. Wenn einer dieser Nocken mit dem Zahnrad<br />

in Berührung kommt, kann das Ritzel ohne die Gefahr<br />

einer Beschädigung weitergedreht werden, weil das flexible<br />

Zahnrad über die Zähne des Ritzels gleiten kann.<br />

– Abb. 8.23 ist ein weiterer Konstruktionsvorschlag für eine<br />

spielfreie Bewegungsübertragung zwischen zwei Zahnrädern.<br />

Das Hauptzahnrad ist mit angespritzten Federn<br />

versehen, die in entsprechende Schlitze in das zweite<br />

Zahnrad eingreifen. Wenn die Zahnräder mit dem Ritzel<br />

zusammenmontiert sind, sind die beiden Zahnkränze ein<br />

wenig versetzt angeordnet, so daß die Federn gespannt<br />

sind und jedes Spiel unterdrücken. Auch hier verringert<br />

sich die Anpreßkraft durch Spannungsrelaxation. Dieses<br />

Konstruktionsprinzip eignet sich daher nur für geringe Drehmomente,<br />

wie sie in Uhren- und Meßgerätejustierungen<br />

auftreten.<br />

– Drehmomentbegrenzende Vorrichtungen sind häufig sehr<br />

nützlich für Kunststoffgetriebe, um eine Beschädigung der<br />

Zähne durch Überlastung (zum Beispiel bei Übertragung<br />

von hohen Drehmomenten wie in Fleischwölfen, Dosenöffnern<br />

und Handbohrmaschinen) zu vermeiden. Abb. 8.24<br />

zeigt eine von vielen möglichen Konstruktionen. Wichtig<br />

ist, daß die Federn nicht versehentlich im ausgelenkten<br />

Zustand bleiben.<br />

In dem dargestellten Beispiel wird dies durch drei drehbare<br />

Federn erreicht.<br />

– Für spezielle Anforderungen bietet sich auch die Möglichkeit,<br />

Zahnräder mit Ruschkupplungen zu kombinieren.<br />

Abb. 8.25 zeigt ein Zahnrad aus DELRIN ® Polyacetal, das<br />

mit einem Schnappsitz auf eine Welle aus ZYTEL ® 101 aufmontiert<br />

ist, deren unterteilte Nabe als Rutschkupplung für<br />

eine kleine Skalen-Einstellvorrichtung dient. Da das zu<br />

übertragende Drehmoment – wie in diesem Fall – sehr<br />

gering ist, kann eine Spannungsrelaxation der Federstege<br />

die perfekte Funktion für eine ausreichende Gebrauchsdauer<br />

nicht gefährden. Wenn hingegen ein konstantes Drehmoment<br />

für lange Zeit übertragen werden muß, wäre eine<br />

zusätzliche, um die Nabe gelegte Metallfeder erforderlich,<br />

um die Kraft konstant zu halten.


Wann DELRIN ® und wann ZYTEL ® ?<br />

ZYTEL ® Polyamid und DELRIN ® Polyacetal sind Werkstoffe,<br />

die sich ausgezeichnet zur Herstellung von Zahnrädern eignen<br />

und weite Verbreitung in einer großen Zahl von Anwendungen<br />

gefunden haben. Es mag zunächst unklar erscheinen,<br />

welchem der beiden Materialien im Einzelfall der Vorzug zu<br />

geben ist, aber wenn man die spezifischen Anforderungen<br />

der Anwendung untersucht, wird die Wahl recht einfach.<br />

Obwohl die beiden Werkstoffe einander in mancherlei<br />

Hinsicht ähnlich sind, weisen sie deutlich unterschiedliche<br />

Eigenschaften auf, und diese Eigenschaften sind für die<br />

Auswahl entscheidend. Nachstehend einige Anhaltspunkte:<br />

ZYTEL ® Polyamid<br />

– Höchste Arbeitstemperatur<br />

– Höchste Schlag- und Stoßabsorption<br />

– Verwendung von Einlegeteilen<br />

– Höchste Abriebfestigkeit<br />

– Höhere Beständigkeit gegen schwache Säuren und Basen<br />

– Ruhigerer Lauf<br />

DELRIN ® Polyacetal<br />

– Beste Dimensionsstabilität<br />

– Angespritzte Federn<br />

– Guter Lauf gegen weiche Metalle<br />

– Geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />

– Beste Beständigkeit gegen Lösungsmittel<br />

– Gute Korrosionsbeständigkeit<br />

– Höhere Steifigkeit und Festigkeit in sehr feuchten Umgebungen<br />

Wie schon erwähnt, kommt es beim Lauf von DELRIN ®<br />

Polyacetal gegen ZYTEL ® Polyamid zu weniger Abrieb und<br />

geringerer Reibung, als wenn einer dieser beiden Werkstoffe<br />

gegen Stahl läuft (dies gilt aber unter Umständen dann nicht,<br />

wenn hohe Belastungen auftreten und die Wärmeabfuhr<br />

einen Begrenzungsfaktor darstellt).<br />

Einigen Konstrukteuren ist es gelungen, mit dieser Werkstoffpaarung<br />

neue, leistungsfähigere Getriebesysteme zu<br />

entwickeln.<br />

Werden die Eigenschaften von Delrin‚ Polyacetal benötigt,<br />

ist DELRIN ® 100 der bevorzugte Werkstoff für Zahnräder, da<br />

er eine höhere Zähigkeit und Bruchdehnung aufweist als<br />

DELRIN ® 500. DELRIN ® 100 hat die höchste Schmelzenviskosität<br />

und läßt sich in schwer zu füllenden Werkzeugen nicht<br />

immer verwenden. In solchen Fällen haben sich DELRIN ® 500<br />

und DELRIN ® 900 vielfach bewährt.<br />

Ist hingegen ZYTEL ® Polyamid das Material der Wahl, wird<br />

ZYTEL ® 101L am häufigsten verwendet. ZYTEL ® 103 HSL,<br />

eine wärmestabilisierte Version von ZYTEL ® 101L, sollte<br />

vorgeschrieben werden, wenn die Anforderungen an die<br />

Lebensdauer und die Arbeitstemperaturen hoch sind.<br />

Glasfaserverstärkte Typen der beiden Werkstoffe sollten nicht<br />

benutzt werden. Die Glasfasern wirken wie ein Schleifmittel<br />

und haben einen sehr starken Abrieb sowohl des Kunststoffzahnrades<br />

als auch des Gegenrades zur Folge. Lediglich Zahnräder<br />

für extrem kurzzeitigen Betrieb werden im Interesse<br />

höherer Steifigkeit, Festigkeit oder Dimensionsstabilität aus<br />

glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Dies setzt aber<br />

sehr umfangreiche Versuche voraus.<br />

Die Spritzgießparameter müssen äußerst sorgfältig eingestellt<br />

werden, und zwar nicht nur wie üblich im Interesse der<br />

Genauigkeit der Zahnräder, sondern auch, weil glasfaserverstärkte<br />

<strong>Kunststoffe</strong> auf Änderungen der Spritzgießbedingungen,<br />

insbesondere der Werkzeugtemperatur, mit stark unterschiedlicher<br />

Oberflächenbeschaffenheit reagieren. Es ist<br />

möglich, die Werkzeugtemperatur ohne Dimensionsänderung<br />

zu verändern, indem andere Verarbeitungsparameter zum<br />

Ausgleich entsprechend angepaßt werden. Daher sollten<br />

Spezifikationen für die Oberflächengüte aufgestellt werden,<br />

um sicherzustellen, daß die Oberfläche der Probezahnräder<br />

auch in der Produktion erzielt wird.<br />

73


9 – Verbindungstechniken – Kategorie I<br />

Schraub-, Press-, Schnappverbindungen<br />

Einführung<br />

Kunststoffteile können unter Verwendung einer Reihe von<br />

Montagetechniken zusammengefügt werden: Einige bilden<br />

eine lösbare (Kategorie I) und andere eine unlösbare Verbindung<br />

(Schweißen, Kategorie II).<br />

– Mechanische Befestigungen<br />

Die selbstschneidende Schraube schneidet oder formt beim<br />

Einsetzen ein Gewinde und macht somit spritzgegossene<br />

Innengewinde oder gesonderte Arbeitsgänge zum Schneiden<br />

eines Gewindes überflüssig.<br />

– Kunststoffgewinde<br />

Soweit erforderlich, lassen sich Außen- und Innengewinde<br />

beim Spritzgießen im Teil abformen, so daß sich ein späteres<br />

Nachschneiden des Gewindes erübrigt.<br />

– Preßpassungen<br />

Diese Technik bietet hochfeste Verbindungen zu geringen<br />

Kosten. Im allgemeinen sind die empfohlenen Untermaße<br />

zwischen Kunststoffteilen wegen des geringeren Elastizitätsmoduls<br />

größer als zwischen Metallteilen. Das größere<br />

Untermaß kann infolge des erweiterten Spielraums bei den<br />

Produktionstoleranzen zu einer Senkung der Herstellungskosten<br />

beitragen. Der Einfluß der Temperaturwechselbeanspruchung<br />

und der Spannungsrelaxation auf die Festigkeit<br />

der Verbindung muß sorgfältig überprüft werden.<br />

– Schnappverbindungen<br />

Schnappverbindungen stellen eine einfache, preiswerte und<br />

schnelle Methode der Montage von Kunststoffteilen dar.<br />

Im einfachsten Fall rastet eine Lippe auf dem einen Teil in<br />

eine gespritzte Hinterschneidung in dem anderen Teil ein.<br />

Dieses Montageverfahren eignet sich hervorragend für<br />

Thermoplaste wegen deren Biegsamkeit, hohen Dehnung<br />

und Fähigkeit, sich zu komplexen Formen spritzen zu<br />

lassen.<br />

– Rotationsschweißen (siehe Kap. 10)<br />

Durch Rotationsschweißen entstehen feste, dauerhafte und<br />

spannungsfreie Schweißverbindungen. Beim Rotationsschweißen<br />

werden die Berührungsflächen der miteinander<br />

zu verschweißenden Teile zusammengedrückt, während<br />

man sie mit hoher Geschwindigkeit gegeneinander rotieren<br />

läßt. Dadurch entsteht an den Berührungsflächen Reibungswärme.<br />

Sobald sich eine Schicht geschmolzenen<br />

Kunststoffs gebildet hat, wird die Rotation beendet und<br />

die Schweißstelle kann sich unter Druck verfestigen.<br />

– Ultraschallschweißen (siehe Kap. 10)<br />

Teile aus einander ähnlichen <strong>Kunststoffe</strong>n können durch<br />

Erzeugung von Reibungswärme beim Ultraschallschweißen<br />

miteinander verschmolzen werden. Diese schnelle Schweißtechnik<br />

– in der Regel weniger als zwei Sekunden – kann<br />

vollautomatisiert werden, um eine schnelle Produktion mit<br />

hohen Stückzahlen zu ermöglichen. Details wie die Konstruktion<br />

des Teils und der Verbindungen, Schweißvariable,<br />

Arretierung und Feuchtigkeitsgehalt müssen sehr genau<br />

beachtet werden.<br />

– Vibrationsschweißen (siehe Kap. 10)<br />

Vibrationsschweißen beruht auf dem Prinzip des Reibungsschweißens.<br />

Beim Vibrationsschweißen wird die zum<br />

Schmelzen des Kunststoffs erforderliche Wärme dadurch<br />

erzeugt, daß ein Teil gegen das andere gepreßt wird und<br />

beide Teile an der Verbindungsstelle gegeneinander vibrieren.<br />

Die durch die Reibung erzeugte Wärme schmilzt den<br />

Kunststoff an den Berührungsflächen. Die Vibration wird<br />

angehalten und das Teil automatisch ausgerichtet; der Druck<br />

wird aufrechterhalten, bis der Kunststoff sich verfestigt<br />

und die Teile miteinander verbindet. Die Festigkeit der<br />

Verbindung kommt der des Grundmaterials nahezu gleich.<br />

– Heizelementschweißen (siehe Kap. 10)<br />

Das Heizelementschweißen ist eine Technik zum Verbinden<br />

von thermoplastischen Formteilen. Asymmetrische<br />

Teile mit zerbrechlichen Innenbauteilen eignen sich für<br />

diese Technik.<br />

– Laserschweißen (siehe Kapitel 10)<br />

Zwei Kunststoffteile, von denen eines aus einem durchlässigen<br />

Material bestehen muß, werden mit Laserlicht<br />

verschweißt, das beide Materialien an der Berührungsfläche<br />

verschmilzt.<br />

– Kalt- oder Heißstauchen/Nieten (siehe Kap. 10)<br />

Diese nützliche, kostengünstige Technik schafft feste,<br />

dauerhafte mechanische Verbindungen. Das Stauchen<br />

erfolgt durch Kompressionsdruck auf das Ende eines<br />

Niets, während die Nietschaft umfaßt und festgehalten<br />

wird.<br />

– Kleben (siehe Kap. 10)<br />

Diese Technik wird benutzt, um <strong>Kunststoffe</strong> miteinander<br />

oder mit anderen Materialien zu verbinden. Sie eignet sich<br />

zur Verbindung großer oder komplexer Formen. Einzelheiten<br />

zur Methode und zur Technik sind in den einzelnen<br />

Produktabschnitten zu finden.<br />

Konstruktion von lösbaren Verbindungen<br />

Um die Umweltbelastung auf ein Minimum zu reduzieren,<br />

sollten Konstruktionen und Materialien ausgewählt werden,<br />

die den effizientesten Einsatz des Teils während seiner Lebensdauer<br />

erlauben. So kann das Teil oder einige seiner Komponenten<br />

wiederverwendet werden. Aus diesem Grund ist es<br />

äußerst wichtig, «lösbare Verbindungen zu konstruieren».<br />

In Kapitel 10 werden Informationen und Empfehlungen zu<br />

diesem Thema gegeben, die Konstrukteuren helfen sollten,<br />

optimalere Lösungen zu finden.<br />

Mechanische Befestigungen<br />

Selbstschneidende Schrauben<br />

Selbstschneidende Schrauben ermöglichen eine wirtschaftliche<br />

Montage von Kunststoffteilen. Verschiedenartige<br />

Werkstoffe lassen sich miteinander verbinden und wiederholt<br />

montieren und demontieren.<br />

75


Die Grundtypen selbstschneidender Schrauben sind gewindeformende<br />

und gewindeschneidende Ausführungen. Wie<br />

der Name besagt, verformen gewindeformende Schrauben<br />

das Material, in das sie hineingedreht werden, indem sie ein<br />

Gewinde in das Kunststoffteil einformen.<br />

Gewindeschneidende Schrauben bilden hingegen ein Gewinde,<br />

indem sie wie ein Maschinengewindebohrer physikalisch<br />

Material entfernen. Um entscheiden zu können, welche Art<br />

von selbstschneidenden Schrauben sich für eine Aufgabe am<br />

besten eignet, muß der Konstrukteur wissen, welcher Kunststoff<br />

verwendet werden soll und welchen Elastizitätsmodul<br />

er hat.<br />

Wenn der Biege-E-Modul unter 1500 MPa liegt, sind gewindeformende<br />

Schrauben geeignet, weil das Material verformt werden<br />

kann, ohne daß sich hohe Umfangsspannungen bilden.<br />

Wenn der Biege-E-Modul eines Kunststoffs zwischen 1500 und<br />

3000 MPa liegt, läßt sich nicht ohne weiteres sagen, welche Art<br />

selbstschneidender Schrauben am besten geeignet ist. Im allgemeinen<br />

sind die Spannungen, die durch eine gewindeformende<br />

Schraube hervorgerufen werden, zu hoch für diese Gruppe von<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n, so daß gewindeschneidende Schrauben verwendet<br />

werden sollten. <strong>Kunststoffe</strong> wie ZYTEL ® Polyamid und<br />

DELRIN ® Polyacetal lassen sich jedoch gut zusammen mit<br />

76<br />

A<br />

D<br />

D d<br />

D d<br />

D d<br />

H<br />

Typ AB<br />

Typ B<br />

Typ BP<br />

45° – 65°<br />

Typ U<br />

Typ T<br />

Abb. 9.01 Selbstschneidende Schraube<br />

L<br />

L<br />

S<br />

S<br />

L<br />

S<br />

S<br />

P D<br />

P<br />

P<br />

45° ±5°<br />

40° ±8°<br />

Dreikant<br />

Die von der Fa. Continental Screw Co.<br />

konstruierte (und von anderen Firmen in<br />

Lizenz hergestellte) Dreikant-Konstruktion<br />

stellt eine weitere Möglichkeit dar, große<br />

Kunststoffmengen aufzunehmen. Nach<br />

dem Eindrehen drängt der Kunststoff durch<br />

kaltes Fließen oder Relaxation in den<br />

Bereich zwischen den Flügeln zurück. Die<br />

Dreikant-Konstruktion bildet zudem beim<br />

Eindrehen einen längs der Schraube verlaufenden<br />

Luftkanal und vermeidet so den<br />

«Stößeleffekt», der bei einigen duktilen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n dazu führt, daß sich in dem<br />

Hohlraum unterhalb der Schraube beim<br />

Eindrehen Druck aufbaut und zur Zerstörung<br />

oder zu Rissen im Material führt.<br />

Spitzflanke<br />

Einige Sonderausführungen haben kleinere<br />

Flankenwinkel als die bei den meisten<br />

Standardschrauben üblichen 60°. Spitzenwinkel<br />

von 30° oder 45° ergeben spitzere<br />

Gewinde, die sich in duktile <strong>Kunststoffe</strong><br />

leichter eindrehen lassen, tiefere Gegengewinde<br />

bilden und die Spannung verringern.<br />

Kleinere Flankenwinkel erlauben<br />

in einigen Fällen kleinere Gewindeaugen.<br />

HI-LO-Doppelwendel<br />

Diese Doppelwendelkonstruktion der Fa.<br />

ELCO Industries mit zwei unterschiedlich<br />

hohen Gewindegängen vergrößert die<br />

Haltekraft, indem mehr Kunststoff zwischen<br />

den Gewindegängen eingeschlossen wird.<br />

Beispiel: EJOT-PT Schraube<br />

Abb. 9.02 Sonderausführeungen Selbstschneidende Schrauben<br />

gewindeformenden Schrauben einsetzen. Dennoch ist gewindeschneidenden<br />

Schrauben der Vorzug zu geben, es sei denn,<br />

daß eine häufige Montage und Demontage erforderlich ist.<br />

Die in Abb. 9.01 gezeigten gewindeformenden Schrauben<br />

«AB» und «B» sind schnellschraubende Typen mit grober<br />

Steigung.<br />

Die Schraube «BP» entspricht weitgehend der Schraube «B»,<br />

hat aber einen Spitzenwinkel von 45° und eine gewindefreie<br />

Ansatzspitze. Die Ansatzspitze trägt dazu bei, Aufnahmebohrungen<br />

bei der Montage zu zentrieren. Der Typ «U», mit<br />

stumpfem Ansatz, ist eine mehrgängige Gewindeschraube<br />

für Dauerbefestigung. Schrauben des Typs «U» werden nicht<br />

empfohlen, wenn damit zu rechnen ist, daß die Schraube<br />

später einmal wieder entfernt werden muß. Spezielle gewindeformende<br />

Schrauben wie die Dreikantschraube, die auf<br />

eine Verminderung des Radialdrucks ausgelegt sind, lassen<br />

sich häufig für diesen Elastizitätsmodulbereich verwenden,<br />

siehe Abb. 9.02.<br />

Schrauben mit nicht runden Querschnitten haben in der Regel<br />

leicht erhöhte Halte- und Ausreißkräfte<br />

Eine andere besondere Gewindeform, die Hi-Lo-Doppelwendelschraube,<br />

hat ein doppeltes Führungsgewinde mit hohen<br />

und niedrigen Gewindegängen. Ein spitzer Flankenwinkel von<br />

30° ermöglicht ein tieferes Eindringen in das Material und<br />

vermindert die Umfangsspannung, die von einer herkömmlichen<br />

Form mit einem Flankenwinkel von 60° hervorgerufen<br />

würde. Eine weitere konstruktive Besonderheit der Hi-Lo-<br />

Schraube besteht darin, daß sie einen kleineren Kerndurchmesser<br />

als herkömmliche Schrauben aufweist. Das erhöht die<br />

Materialmenge, die zwischen den einzelnen Gewindegängen<br />

eingeschlossen wird, und vergrößert den axialen Scherbereich.<br />

All dies trägt dazu bei, das Ausreißen zu erschweren und eine<br />

festere Verbindung zu schaffen. Diese Schraube kann entweder<br />

gewindeformend oder gewindeschneidend sein; die


gewindeschneidende Ausführung läßt sich sogar für Werkstoffe<br />

mit noch höherem Modul verwenden.Die dritte Gruppe<br />

von <strong>Kunststoffe</strong>n mit Biege-Elastizitätsmodulen im Bereich<br />

zwischen 3000 und 7000 MPa verdankt ihre Festigkeit verstärkenden<br />

Faserbeimischungen.<br />

Typisch für <strong>Kunststoffe</strong> dieser Kategorie sind das 13% glasfaserverstärkte<br />

ZYTEL ® Polyamid und die mineralverstärkten<br />

Mynlon thermoplastischen Konstruktionswerkstoffe. Diese<br />

<strong>Kunststoffe</strong> lassen sich am besten mit gewindeschneidenden<br />

Schrauben verbinden. In diesen steiferen Materialien erzielen<br />

gewindeschneidende Schrauben eine hohe Halte- und Anpreßkraft,<br />

ohne hohe Restspannungen hervorzurufen, die zum Versagen<br />

des Teils nach dem Verschrauben führen könnten.<br />

Die letzte Kunststoffgruppe mit Biege-Elastizitätsmodulen<br />

von mehr als 7000 MPa ist relativ spröde und neigt gelegentlich<br />

dazu, zwischen den Gewindegängen zu zerbröckeln, so<br />

daß ein Ausreißen schon bei geringeren als den erwarteten<br />

Zugkräften möglich ist. Zu den <strong>Kunststoffe</strong>n dieser höheren<br />

Modulkategorie gehören die mit 33% und 43% Glasfasern<br />

verstärkten ZYTEL ® Polyamide, verstärktes Polyesterterephtalat<br />

RYNITE ® PET, verstärktes Polybutylterephtalat CRASTIN ® PBT<br />

und das Hochleistungs-Polyamid ZYTEL ® HTN von DuPont.<br />

Für diese Materialien werden die feineren Gewinde der<br />

Schraube des Typs T empfohlen. Selbst bei Feingewindeschrauben<br />

führt ein Ausschrauben dazu, daß die meisten<br />

Gewindegänge im Kunststoff abscheren, was die erneute<br />

Verwendung einer Schraube gleicher Größe unmöglich macht.<br />

Wenn es bei dieser Gruppe von Werkstoffen erforderlich ist,<br />

Schrauben ausdrehen und erneut eindrehen zu können, empfiehlt<br />

es sich, Metalleinsätze zu verwenden oder den Durchmesser<br />

des Gewindeauges so großzügig zu bemessen, daß<br />

das Auge den nächstgrößeren Schraubentyp aufnehmen kann,<br />

(siehe Abb. 3.25). Die größeren Schraubendurchmesser<br />

lassen sich im Reparaturfall verwenden und ermöglichen<br />

größere Haltekräfte als die ursprüngliche Befestigung. Wenn<br />

Metalleinsätze verwendet werden, stehen fünf Arten zur Verfügung:<br />

durch Ultraschall eingebettete Einsätze, vorgewärmte<br />

Einsätze, umspritzte Einsätze, Expansionseinsätze oder massive<br />

Gewindebuchsen (Abb. 9.03). Die Einsätze werden<br />

A – Ultraschall<br />

B – Umspritzter Einsatz<br />

C – Expansionseinsatz<br />

D – Massive Gewindebuchse<br />

Abb. 9.03 Einsatzarten<br />

durch Rändel, Riefen oder Schlitze festgehalten und sind<br />

darauf ausgelegt, sowohl Axial- als auch Drehbewegungen<br />

zu verhindern.<br />

– Durch Ultraschall eingebettete Einsätze<br />

Diese Einsätze werden in den Kunststoff, der durch hochfrequente<br />

Ultraschallschwingungen plastifiziert wird, eingepreßt<br />

und durch die Erstarrung der Schmelze festgehalten.<br />

Diese Methode ist wegen der geringen Spannung nach<br />

Möglichkeit vorzuziehen.<br />

– Vorgewärmte Einsätze<br />

Der Einsatz wird auf 30-50° C über der Schmelzetemperatur<br />

erhitzt und in das leicht unterdimensionierte Loch<br />

gepreßt.<br />

– Umspritzte Einsätze<br />

Der Einsatz wird in das Werkzeug eingelegt und sollte so<br />

geformt sein, daß sich beim Abkühlen möglichst geringe<br />

Schrumpfspannungen bilden.<br />

– Expansionseinsätze<br />

Der Expansionseinsatz wird in die Bohrung eingeführt<br />

und sitzt fest, sobald er durch die eingedrehte Schraube<br />

gespreizt wird.<br />

– Massive Gewindebuchsen<br />

Bei diesen Buchsen handelt es sich im allgemeinen um<br />

zweiteilige Einsätze. Der Hauptteil wird in die vorbereitete<br />

Bohrung eingeschraubt und mit einem Ring arretiert.<br />

Empfohlene Auslegungen<br />

Wenn man Kunststoffteile für selbstschneidende Schrauben<br />

auslegt, sind eine Reihe von Faktoren zu beachten: (siehe<br />

auch Abb. 3.09 wegen Konstruktion)<br />

– Innendurchmesser des Gewindeauges<br />

Um ein möglichst hohes Verhältnis zwischen Überdrehund<br />

Eindrehmoment zu erzielen, sollte die Bohrung den<br />

gleichen Durchmesser haben wie der Flankendurchmesser<br />

der Schraube, (dh ≅ 0,8 Ds, Abb. 9.01-9.02).<br />

– Außendurchmesser des Gewindeauges<br />

In der Praxis hat sich ein Gewindeaugen-Außendurchmesser<br />

bewährt, der dem 2–2,5fachen des Schraubendurchmessers<br />

entspricht. Gewindeaugen mit zu geringer<br />

Wandstärke können reißen, während sich mit dickeren<br />

Gewindeaugen keine nennenswerte Steigerung des Überdrehmoments<br />

erzielen läßt.<br />

– Einfluß der Schraubenlänge<br />

Das Überdrehmoment nimmt mit zunehmender Einschraubtiefe<br />

rasch zu und flacht wieder ab, sobald die Einschraubtiefe<br />

etwa 2,5 mal so groß wie der Flankendurchmesser der<br />

Schraube ist.<br />

Ein praktischer Maßstab zur Ermittlung, ob sich ein Befestigungselement<br />

in der Herstellung verwirklichen läßt, ist<br />

das Verhältnis von Überdreh- zu Eindrehmoment. Für die<br />

Massenproduktion mit Maschinenwerkzeugen sollte dieses<br />

Verhältnis etwa 5 zu 1 betragen. Bei gut ausgebildeten<br />

Bedienungskräften, die mit gleichbleibenden Teilen und Handwerkzeugen<br />

arbeiten, kann ein Verhältnis von 2 zu 1 akzeptabel<br />

sein. In jedem Fall sind Schmiermittel zu meiden, weil<br />

sie dieses Verhältnis gravierend verschlechtern.<br />

77


Theoretische Gleichungen für das Überdrehmoment<br />

und die Ausreißkraft für selbstschneidende Schrauben<br />

Das Überdrehmoment kann wie folgt berechnet werden:<br />

T = F r f1 + f2 + p<br />

Tabelle 9.01 Ausreißverhalten bei verschiedenen Schraubenabmessungen und Materialien<br />

Ausreißkraft<br />

78<br />

2�r<br />

Es bedeuten:<br />

T = Drehmoment zur Entwicklung der Ausreißkraft,<br />

rp = Flankendurchmesser der Schraube, = Dp/2 p = Kehrwert der Anzahl der Gänge pro Längeneinheit,<br />

F = Ausreißkraft und<br />

f1 = Reibungskoeffizient Schraube-Kunststoff, Tabelle 7.01<br />

= Reibungskoeffizient Schraubenkopf- unteres Material<br />

f 2<br />

� �<br />

Ausreißkraft<br />

Der letztlich entscheidende Test für eine selbstschneidende<br />

Schraube ist die Ausreißkraft. Sie läßt sich durch folgende<br />

Gleichung errechnen:<br />

F = τ π DpL/S<br />

Es bedeuten:<br />

F = Ausreißkraft<br />

� = Scherspannung = σt<br />

√ 3<br />

σt = Zugspannung an der Streckgrenze,<br />

Dp = Flankendurchmesser<br />

L = Axiallänge der vollen Gewindeeinschraubtiefe<br />

S = Sicherheitsfaktor = 1.2 c1 c2 c1 = 1.0 für spezielle Schrauben<br />

c1 = 1.5 für normale Schrauben<br />

c2 = 10/εbr (� 1.0)<br />

εbr = Bruchdehnung (%)<br />

Schraube Nr. 6 7 8 10 12 14<br />

Ds mm 3,6 4 4,3 4,9 5,6 6,5<br />

ds mm 2,6 2,9 3,1 3,4 4,1 4,7<br />

Dh mm 8,9 10 10,8 12,2 14 16,2<br />

dh mm 2,9 3,3 3,5 4,1 4,7 5,5<br />

DELRIN ® 500 NC010 N 3100 3800 4500 5250 6500 9 000<br />

DELRIN ® 570 N 3050 3600 4250 4950 6000 8 300<br />

ZYTEL ® 101L NC010 N 2250 3250 3850 4300 5100 6 400<br />

ZYTEL ® 79G13L N 2200 3100 3400 3700 4400 5 900<br />

ZYTEL ® 70G30HSL N 2300 3200 3500 3900 4850 6 200<br />

MINLON ® 10B140 N 3200 3330 5370 5690 8710 10 220<br />

MINLON ® 11C140 N 2880 3200 3540 4510 5070 6 480<br />

RYNITE ® 530 N 3300 4100 4400 4900 * *<br />

RYNITE ® 545 N 4300 4470 4500 5660 6020 *<br />

RYNITE ® Ds ds Dh<br />

dh 555 N 2480 2940 2740 3780 4120 *<br />

* Nabenbruch unter der Schraube<br />

� �<br />

Die vorstehenden Angaben lassen sich vergleichen, indem<br />

man Prototyp-Tests mit Gewindeaugenplatten oder flachen<br />

Platten durchführt, die aus dem ausgewählten Kunststoff<br />

gespritz werden.<br />

Die Tabellen 9.01 und 9.02 enthalten numerische Werte für<br />

die Ausreißfestigkeit, das Überdrehmoment und die Abmessungen<br />

für Schrauben des Typs AB in verschiedenen Größen.<br />

Die Nomenklatur für selbstschneidende Schrauben ist<br />

beschrieben. Die Einschraubtiefe «L» ist das 2,5fache des<br />

Schraubendurchmessers.<br />

Anwendungsbeispiele von selbstschneidenden Schrauben<br />

sind gezeigt in Abb. 9.36–9.38.<br />

Ausreißkraft von Metalleinsätzen<br />

Für die Berechnung der Ausreißkraft von Metalleinsätzen<br />

kann die Formel für selbstschneidende Schrauben verwendet<br />

werden, allerdings mit einer wirksamen Länge von 0,3-0,5 L,<br />

siehe auch Abbildungen 9.03 a/b.<br />

Schraubverbindungen<br />

Einleitung<br />

Diese konventionelle Verbindungsmethode kann für Teile<br />

aus DELRIN ® Polyacetal und aus ZYTEL ® Polyamid oder<br />

für Teile aus anderen thermoplastischen <strong>Kunststoffe</strong>n angewandt<br />

werden.<br />

Mit Hilfe der Schraubverbindung können verschiedenartige<br />

Materialien verbunden werden, wobei das Gewinde der Teile<br />

aus Kunststoff spritzgegossen wird.


Tabelle 9.02 Überdrehverhalten bei verschiedenen Schraubenabmessungen und Materialien<br />

Überdrehmoment<br />

Schraube Nr. 6 7 8 10 12 14<br />

Ds mm<br />

ds mm<br />

3,6<br />

2,6<br />

4<br />

2,9<br />

4,3<br />

3,1<br />

4,9<br />

3,4<br />

5,6<br />

4,1<br />

6,5<br />

4,7<br />

Dh mm 8,9 10 10,8 12,2 14 16,2<br />

dh mm 2,9 3,3 3,5 4,1 4,7 5,5<br />

DELRIN ® 500 NC010 N.m 2,5 3,5 4,6 5,8 7,5 11,2<br />

DELRIN ® 570 N.m 2,5 3,5 4,7 6,2 8,2 12,0<br />

ZYTEL ® 101L NC010 N.m 1,6 2,5 3,6 5,0 7,0 10,0<br />

ZYTEL ® 70G13L N.m 2,0 3,0 4,0 5,3 6,9 8,5<br />

ZYTEL ® 70G30HSL N.m 2,5 3,5 4,8 6,3 8,0 10,0<br />

MINLON ® 10B140 N.m 2,4 3,5 4,8 6,4 10,2 13,8<br />

MINLON ® 11C140 N.m 2,5 3,0 4,3 6,0 7,3 11,3<br />

RYNITE ® 530 N.m 3,3 4,3 4,6 7,2 - -<br />

RYNITE ® Ds ds<br />

Dh dh<br />

545 N.m 4,7 5,1 5,3 8,6 10,4 11,8<br />

RYNITE ® 555 N.m 4,3 4,7 4,2 6,0 a)<br />

a) Bei diesen Grössen wurde «d h» um 10% vergrössert, um Nabenbruch an der Schweissnaht zu vermeiden<br />

C<br />

A<br />

B<br />

Abb. 9.04 Kunststoffschrauben<br />

a a<br />

p<br />

Sägegewinde<br />

a = Gewindesteigung, p<br />

�<br />

ri ro r<br />

R r I ro r<br />

Rundgewinde<br />

6,6 a)<br />

9,8 a)<br />

Grundsätzliches<br />

Bei der Konstruktion einer Schraubverbindung müssen<br />

scharfe Kanten vermieden werden. Der Gewindeanfang und<br />

Gewindeauslauf sollten ausgerundet sein, um den Kerbeinfluss<br />

zu verhindern. Siehe Abb. 9.04A.<br />

Falls beide Teile aus Kunststoff bestehen, sollte die Form des<br />

Gewindes in einen der zwei in Abb. 9.04B-9.04C gezeigten<br />

Typen geändert werden.<br />

Bestehen beide Teile aus Kunststoff, so sollte die Gewindeform<br />

einer der beiden untenstehenden Abbildungen 9.04B-<br />

9.04C entsprechen.<br />

Konstruktionswerkstoffe, wie z.B. DELRIN ® Polyacetal, können<br />

normalerweise eine höhere Druck- als Zugspannung aufnehmen,<br />

darum sollte für das Teil aus Kunststoff ein Außengewinde<br />

vorgesehen werden, wenn es mit einem Metallteil<br />

verschraubt wird, Abb. 9.05.<br />

Abb. 9.05 Bevorzugte Kunststoff-Metall-Verbindung<br />

für Schraubverbindungen<br />

Metallrohr<br />

79


Anwendungsbeispiele für Schraubverbindungen<br />

Beispiele für Schraubverbindungen, siehe Abb. 9.06-9.08.<br />

Abb. 9.06 Schraubverschluß<br />

Abb. 9.07 Schlauchkupplung<br />

Abb. 9.08 Kupplung<br />

80<br />

Auslegung von Kunststoffschrauben<br />

Theoretische Gleichungen zur Berechnung der Festigkeit<br />

von Schraubverbindungen aus Kunststoff.<br />

Drehkraft auf Schraubenkopf:<br />

M h = F r<br />

f1 R f2 p<br />

+ +<br />

r cos(�) 2�r<br />

= F r f a<br />

wobei:<br />

F = Axialkraft in Schraube [N]<br />

R = Radius der Schraubenkopf-Kontaktfläche<br />

r = Teilkreisradius des Gewindeganges, Abb. 9.04B<br />

f1 = Reibung zwischen Schraubenkopf und Teil<br />

f2 = Reibung zwischen Gewindegängen<br />

p = Gewindesteigung, Abb. 9.04B<br />

� = Abb. 9.04B<br />

Drehkraft im Gewinde:<br />

f2 p<br />

� + �<br />

MT = F r<br />

cos(�) 2�r<br />

= F r fb Spannungen in Schraubenschaft:<br />

axial: �ax = F / A<br />

Scherspannung: � = r MT / Ip<br />

Äquivalenzspannung: � = �� 2 ax + 3 � 2 ≤ �y<br />

wobei:<br />

A = � (ro 2 – ri 2 )<br />

Ip = � 4 4 (ro – ri )<br />

2<br />

ro = Außenradius von Schraubenkern, Abb. 9.04A<br />

ri = Innenradius von Hohlschraube, (voll: ri = 0)<br />

�y = Streckspannung bei 1% Dehnung<br />

Maximale Drehkraft auf Schraubenkopf:<br />

Mh, max = �y /� 1<br />

rfb<br />

� + 3 �<br />

r faA Ipfa<br />

Scherspannungen im Gewinde<br />

Wegen unterschiedlicher Festigkeiten von Bolzen und Mutter<br />

sind die Gewindekräfte über die Länge des Bolzens nicht<br />

gleich. Berechnungen mit der Finite Elementmethode zeigen,<br />

daß das erste Gewinde bis zu 50% der gesamten Axiallast<br />

aufnehmen kann.<br />

Um Reißen der Gewinde auszuschliessen, soll die Axialkraft<br />

deswegen beschränkt sein bis auf<br />

F ax ≤ 2 � r p �y<br />

�3<br />

� �<br />

� �<br />

2 2


Pressverbindungen<br />

Preßverbindungen stellen eine einfache, schnelle und kostengünstige<br />

Methode zur Montage von Teilen dar. Preßverbindungen<br />

lassen sich mit gleich- oder verschiedenartigen<br />

Materialien verwirklichen und können Schrauben, Metalleinsätze,<br />

Verklebungen und dergleichen überflüssig machen.<br />

Bei der Verwendung verschiedenartiger Materialien können<br />

unterschiedliche lineare Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

bei Temperaturänderungen das Untermaß verringern, indem<br />

sich die beiden Materialien durch Schwindung des einen<br />

oder Expansion des anderen Materials voneinander entfernen,<br />

oder thermische Spannungen zur Folge haben.<br />

Da <strong>Kunststoffe</strong> unter Dauerbelastung kriechen oder sich<br />

entspannen, ist zumindest mit einer gewissen Lockerung<br />

der Preßverbindung zu rechnen. Tests mit den zu erwartenden<br />

Temperaturzyklen sind daher unbedingt erforderlich.<br />

Zulässige Untermaße<br />

Die allgemeine Gleichung für dickwandige Zylinder wird<br />

verwendet, um das zulässige Untermaß zwischen einer Welle<br />

und einer Nabe zu bestimmen.<br />

I = �dDs [ W+νh l–νs<br />

+ (15)<br />

W E ] h Es<br />

und<br />

W =<br />

2 (Dh + Ds 2 )<br />

(Dh 2 – Ds 2 )<br />

Es bedeuten<br />

I = Untermaß (Durchmesserdifferenz), mm<br />

�d = Gegebene Streckspannung, MPa<br />

Dh = Außendurchmesser der Nabe, mm<br />

Ds = Durchmesser der Welle, mm<br />

Eh = Elastizitätsmodul der Nabe, MPa<br />

Es = Elastizitätsmodul der Welle, MPa<br />

νh = Poissonsche Zahl des Nabenmaterials<br />

νs = Poissonsche Zahl des Wellenmaterials<br />

W = Geometriefaktor<br />

Fall 1. Welle und Nabe aus dem gleichen Kunststoff.<br />

Eh = Es; νh = νs. Gleichung 15 läßt sich daher wie folgt<br />

vereinfachen:<br />

I = �dDs W + 1<br />

×<br />

W Eh<br />

(16)<br />

2·d<br />

Abb. 9.09 Höchstzulässiges Untermaß<br />

Höchstzulässiges Untermaß cm/cm<br />

des Wellendurchmessers<br />

10<br />

Abb. 9.10 Theoretisch zulässige Untermaße für Preßverbindungen<br />

Auf der Grundlage der Streckspannung und des Elastizitätsmoduls bei Raumtemperatur<br />

und durchschnittlichen Feuchtigkeitsbedingungen<br />

Fall 2. Welle aus Metall, Nabe aus Kunststoff. Wenn die<br />

Welle aus einem Metall mit hohem E-Modul oder einem<br />

anderen Material mit hohem E-Modul besteht (E größer<br />

als 50 × 10 3 MPa), kann der letzte Ausdruck in Gleichung<br />

15 vernachlässigt werden und die Gleichung vereinfacht<br />

sich wie folgt:<br />

I = � dD s × W + ν h<br />

W E h<br />

8<br />

6<br />

4<br />

d1<br />

d1<br />

d<br />

D<br />

% des Einsatzdurchmessers<br />

3<br />

1,5<br />

Die theoretischen Untermaßgrenzen für DELRIN ® Polyacetal<br />

und ZYTEL ® Polyamid sind in Abbildungen 9.09 und 9.10<br />

dargestellt.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Nabe aus DELRIN® 500<br />

Höchstzulässiges Untermaß<br />

2<br />

Welle aus DELRIN®<br />

Welle aus Stahl<br />

3<br />

Verhältnis D/d<br />

Nabe aus ZYTEL® 101<br />

Welle aus ZYTEL®<br />

Welle aus Stahl<br />

2<br />

1 2 3 4 5<br />

Verhältnis D/d<br />

4<br />

81


Preßverbindungen lassen sich einfacher herstellen, wenn<br />

man das Innenteil kühlt oder das Außenteil erwärmt, um<br />

das Untermaß unmittelbar vor der Montage zu verringern.<br />

Die temperaturbedingte Veränderung des Durchmessers läßt<br />

sich anhand des linearen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

der Materialien ermitteln.<br />

Somit gilt:<br />

D–Do = � (T–To) Do<br />

Es bedeuten:<br />

D = Durchmesser bei Temperatur T, mm<br />

Do = Durchmesser bei Anfangstemperatur To, mm<br />

� = Linearer Wärmeausdehnungskoeffizient (1/°K).<br />

Einfluß der Zeit auf die Festigkeit der Verbindung<br />

Wie bereits erwähnt, wird eine Preßverbindung mit der Zeit<br />

kriechen und/oder sich entspannen. Dies reduziert den Preßdruck<br />

und die Klemmkraft des Bauteils. Um dem entgegenzuwirken,<br />

sollte der Konstrukteur das Teil mit Rändeln oder<br />

Riefen versehen. Der Kunststoff wird dann dazu neigen, in<br />

die Riefen zu fließen und die Haltekraft der Verbindung zu<br />

erhalten.<br />

Die Ergebnisse von Versuchen mit einer Stahlwelle, die in<br />

eine Buchse aus DELRIN ® Polyacetal gepreßt wurde, sind in<br />

Abb. 9.11-9.13 dargestellt. Die Versuche wurden bei Raumtemperatur<br />

durchgeführt. Höhere Temperaturen würden<br />

die Spannungsrelaxation beschleunigen. Die Ausreißkraft<br />

ist auch von der Rauhigkeit der Wellenoberfläche abhängig.<br />

Abb. 9.11 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />

2% Untermaß<br />

Herstellung von Preßverbindungen<br />

Die erforderliche Kraft, um zwei Teile zusammenzupressen,<br />

läßt sich mit folgender Gleichung annähernd berechnen:<br />

F = � • f • P • Ds • L<br />

82<br />

Pull-out Ausreißkraft, Force, N N<br />

3000<br />

2000<br />

d = 10<br />

4<br />

3<br />

1000<br />

2<br />

1,5<br />

20<br />

0 1 10 100 103 104 105 0<br />

Time, Zeit, hh<br />

D<br />

2% Untermaß<br />

Verhältnis D/d = 1,5<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Abb. 9.12 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />

3% Untermaß<br />

Abb. 9.13 Festigkeit der Verbindung in Abhängigkeit von der Zeit –<br />

4% und 5% Untermaß<br />

und<br />

Pull-out Ausreißkraft, Force, N N<br />

Pull-out Aureißkraft, Force, N N<br />

P = � d<br />

W<br />

3000<br />

2000<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1000 1,5<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0 1<br />

0<br />

0 1 10<br />

wobei:<br />

F = Montagekraft<br />

f = Reibungskoeffizient<br />

P = Verbindungskraft<br />

Ds = Wellendurchmesser<br />

L = Länge der Preßfläche<br />

10 100 10 3 10 4 10 5<br />

1,5<br />

Time, Zeit, hh<br />

�d = Konstruktionsspannung<br />

W = Geometriefaktor (Gleichung 16)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

100 10 3 10 4 10 5<br />

Time, Zeit, hh<br />

3% Untermaß<br />

Verhältnis D/d = 1,5<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Untermaß:<br />

4%<br />

5%<br />

Verhältnis D/d =1,5<br />

2<br />

3<br />

4


Der Reibungskoeffizient hängt von vielen Faktoren ab und<br />

variiert von Anwendung zu Anwendung. Koeffizienten aus<br />

Tabelle 7.01 können als Annäherungswerte für grobe Festigkeitsberechnungen<br />

verwendet werden. Ist eine höhere Genauigkeit<br />

gefordert, werden Tests mit Prototypen empfohlen.<br />

Torsionsfestigkeit<br />

Die Torsionsfestigkeit einer übermaßbedingten Verbindung<br />

erhält man mit der Gleichung:<br />

T = F Ds (N.mm)<br />

2<br />

Beispiele<br />

Beispiele von Preßverbindungen werden in den Abbildungen<br />

9.14–9.15 gegeben.<br />

In diesem Griff einer Bohrmaschinenkurbel werden drei Stifte<br />

mit einem Übermaß von 4% in die dazugehörigen Bohrungen<br />

gepreßt.<br />

Kugellager werden in die Keilriemenscheibe eingepreßt.<br />

Abb. 9.14 Griff für Bohrmaschinenkurbel<br />

5∅<br />

Abb. 9.15 Kugellager<br />

A<br />

A<br />

2<br />

3<br />

Preßverbindung 1% 4<br />

Schnappverbindungen<br />

Die drei gebräuchlichsten Arten von Schnappverbindungen<br />

sind:<br />

1. solche mit einer vollzylindrischen Hinterschneidung und<br />

entsprechender Gegenlippe (Abb. 9.16, Tab. 9.03),<br />

2. solche mit flexiblem freitragendem Schnapphaken<br />

(Abb. 9.17) und<br />

3. solche mit runder Hinterschneidung (Abb. 9.18).<br />

Ringschnappverbindungen können als spezielle zylindrische<br />

Schnappverbindungen betrachtet werden. Zylindrische<br />

Schnappverbindungen sind im allgemeinen fester, erfordern<br />

aber höhere Montagekräfte als Schnapphaken.<br />

d<br />

e<br />

Haltewinkel<br />

Fügewinkel<br />

Abb. 9.16 Zylindrische Schnappverbindung<br />

Haltewinkel<br />

Fügewinkel<br />

d D<br />

Tabelle 9.03 Abmessungen von zylindrischen Schnappverbindungen<br />

d D (max., mm) e (mm)<br />

mm DELRIN ® ZYTEL ® 101 DELRIN ® ZYTEL ® 101<br />

2 5 0,05<br />

3 8 0,07<br />

4 10 12 0,10–0,15 0,12<br />

5 11 13 0,12–0,18 0,16<br />

10 17 20 0,25–0,35 0,30<br />

15 22 26 0,35–0,50 0,45<br />

20 28 32 0,50–0,70 0,60<br />

25 33 38 0,65–0,90 0,75<br />

30 39 44 0,80–1,05 0,90<br />

35 46 50 0,90–1,20 1,05<br />

l<br />

2<br />

h � · l<br />

� 0,02<br />

t<br />

h<br />

30 - 45° 3/4 t<br />

Abb. 9.17 Freitragender Schnapphaken<br />

t<br />

83


Abb. 9.18 Kugelschnappverbindung<br />

Bei zylindrischen Schnappverbindungen wird häufig das mit<br />

einer Hinterschneidung versehene Teil zwangsentformt,<br />

indem es von einem Kern abgedrückt wird. Das setzt<br />

eine Deformation während des Ausdrückens und folglich<br />

Werkstoffe mit guten Rückformeigenschaften voraus.<br />

Beim Spritzen komplizierter Teile können Schnapphaken<br />

den Spritzgießvorgang vereinfachen.<br />

Auslegung von Schnappverbindungen mit Hinterschneidung<br />

Um einwandfreie Ergebnisse zu erzielen, muß die<br />

Konstruktion von Schnappverbindungen mit Hinterschneidung<br />

bestimmte Anforderungen erfüllen:<br />

– Einheitliche Wanddicke<br />

Es ist wichtig, die Wanddicke in allen Bereichen konstant<br />

zu halten. Alle spannungserhöhenden Faktoren sind nach<br />

Möglichkeit zu vermeiden.<br />

– Ungehinderte Bewegung und Verformung<br />

Die Schnappverbindung ist an einer Stelle vorzusehen, an<br />

der sich der Schnappsitz ungehindert dehnen kann.<br />

– Form<br />

Die ideale Geometrie für diese Art von Schnappsitzen ist<br />

der Kreisring. Je mehr die Form von einem Kreis abweicht,<br />

desto schwieriger werden das Entformen des Teils und seine<br />

Montage. Rechteckige Schnappsitze funktionieren nicht<br />

zufriedenstellend.<br />

– Angüsse – Fließnähte<br />

Das Entformen einer Hinterschneidung aus dem Werkzeug<br />

wird durch den Umstand erleichtert, daß der Kunststoff<br />

noch eine sehr hohe Temperatur aufweist, so daß sein Elastizitätsmodul<br />

geringer und die Dehnung größer ist. Bei<br />

der späteren Montage der Teile sind diese Voraussetzungen<br />

jedoch nicht mehr gegeben. Häufig reißt ein hinterschnittenes<br />

Teil bei der Montage, weil Fließnähte, Angußturbulenzen<br />

oder Lunker Schwachstellen bilden. Wenn<br />

Probleme mit Fließnähten auftreten und sich durch eine<br />

Änderung der Gesamtkonzeption oder Verlagerung des<br />

Anschnitts nicht vermeiden lassen, kann der belastete<br />

Querschnitt im Bereich der Fließnaht durch Rippen verstärkt<br />

werden.<br />

Erforderliche Montagekräfte<br />

Bei der Montage sind Teile mit zylindrischen Schnappverbindungen<br />

wegen des konstruktionsbedingten Untermaßes Spannungsbelastungen<br />

unterworfen. Das Ausmaß dieser Beanspruchung<br />

läßt sich nach dem gleichen Verfahren berechnen, das<br />

im vorhergehenden Kapitel für Preßverbindungen erläutert<br />

worden ist. Bei Schnappverbindungen sind wegen der nur<br />

vorübergehenden Belastung höhere Spannungswerte und niedrigere<br />

konstruktive Sicherheitsfaktoren zulässig.<br />

84<br />

d<br />

F<br />

e<br />

c<br />

D<br />

Die Kraft, die erforderlich ist, um Teile mit Schnappverbindungen<br />

zu montieren und zu demontieren, hängt von der Geometrie<br />

der Teile und dem Reibungskoeffizienten ab. Diese Kraft<br />

läßt sich willkürlich in zwei Elemente aufteilen: die Kraft,<br />

die anfänglich erforderlich ist, um die Nabe aufzuweiten, und<br />

die zur Überwindung der Reibung erforderliche Kraft.<br />

Während die kegelförmigen Kanten aneinander vorbeigleiten,<br />

tritt die höchste Spreizkraft an dem Punkt der maximalen<br />

Nabenausweitung auf und läßt sich annähernd wie folgt<br />

berechnen:<br />

Fe = [tan (�) + f ] �d � DsLh<br />

W<br />

Es bedeuten<br />

Fe = Spreizkraft, N<br />

f = Reibungskoeffizient (Tab. 7.01)<br />

� = Winkel der abgeschrägten Oberflächen<br />

�d = Durch Untermaß erzeugte Spannung, MPa<br />

Ds = Wellendurchmesser, mm<br />

W = Geometriefaktor (Preßverbindung Gleichung 16)<br />

Lh = Länge der gespreizten Nabe, mm<br />

Reibungskoeffizienten sind in Tabelle 7.01 angegeben.<br />

Die Formeln für das maximale Untermaß I und den Geometriefaktor<br />

W sind bei Pressverbindungen wiedergegeben.<br />

Für Blindnaben läßt sich die Länge der gespreizten Nabe Lh<br />

annähernd mit dem Doppelten des Wellendurchmessers<br />

angeben. Die Poissonsche Zahl ist der Produktbeschreibung<br />

zu entnehmen.<br />

Die zur Überwindung der Reibung erforderliche Kraft läßt<br />

sich näherungsweise wie folgt berechnen:<br />

Ff =<br />

Es bedeuten:<br />

�f �dDsLs<br />

W<br />

Ls = Länge der Untermaß-Gleitfläche<br />

Im allgemeinen ist die Reibung bei den meisten Bauteilen<br />

geringer als die zum Ausweiten der Nabe erforderliche<br />

Kraft. Der Wert von [γ + atan (f)] sollte unter 90° liegen,<br />

um die Teile verbinden zu können.<br />

Beispiele<br />

Empfohlene Abmessungen und Untermaße für die Schnappverbindung<br />

einer Stahlwelle mit einer Blindnabe aus ZYTEL ®<br />

Polyamid sind in Tabelle 9.03 angegeben. Die Terminologie<br />

ist in Abb. 9.16 erläutert. Ein Haltewinkel von 45° ist für die<br />

meisten Anwendungen ausreichend. Eine dauerhafte Verbindung<br />

läßt sich mit einem Haltewinkel von 90° erzielen; in<br />

diesem Falle muß die Nabe eine Durchgangsbohrung aufweisen.<br />

In der Praxis hat es sich bewährt, einen Spitzenwinkel<br />

von 30° am Wellenende vorzusehen, um die Einführung<br />

in die Nabe zu erleichtern.<br />

Die Zahnriemenscheibe in Abb. 9.19 ist keiner nennenswerten<br />

Axialbelastung ausgesetzt. Ein geschlitzter Schnappsitz<br />

reicht daher ohne weiteres aus. Er ermöglicht eine tiefere<br />

Riefe und damit eine höher belastbare Lagerschulter, was<br />

sich vorteilhaft auf den Verschleiß auswirkt.


Abb. 9.19 Zahnriemenscheibe<br />

Abb. 9.20 Bremsgriff<br />

Ein anderes Beispiel einer Schnappverbindung ist mit dem<br />

Bremsgriff in Abb. 9.20 aufgezeigt.<br />

Schnapphaken<br />

Bei der zweiten Art von Schnappbefestigungen handelt es<br />

sich um freitragende Schnapphaken, bei denen die Haltekraft<br />

vor allem eine Funktion der Biegesteifigkeit ist. Es handelt<br />

sich um spezielle Federkonstruktionen, die bei der Montage<br />

hohen Biegebeanspruchungen ausgesetzt werden. Im montierten<br />

Zustand sind diese Haken entweder vollständig entlastet,<br />

wenn sich die miteinander verbundenen Teile gegeneinander<br />

bewegen müssen, oder teilweise vorgespannt, wenn<br />

eine dichte Verbindung erforderlich ist. Ein typisches Merkmal<br />

dieser Schnappverbindungen ist eine Hinterschneidung<br />

von 90°, die stets durch Seitenzüge oder entsprechende Aussparungen<br />

im Spritzteil ausgeformt werden. Das geteilte<br />

Schneckenrad in Abb. 9.21 ist ein Beispiel für zwei identische<br />

(in der gleichen Formhöhlung spritzgegossene) Teile,<br />

die mit Hilfe von Schnapphaken verbunden und im Interesse<br />

höherer Steifigkeit zusammengepreßt werden. Zur Positionierung<br />

greifen zwei zylindrische Nocken in entsprechende<br />

Bohrungen des gegenüberliegenden Teils ein.<br />

Das gleiche Prinzip eignet sich insbesondere für nicht runde<br />

Gehäuse und Behälter aller Art. Ein Beispiel hierfür ist das<br />

Mikroschaltergehäuse in Abb. 9.22, bei dem eine Hinterschneidung<br />

in dem rechteckigen Gehäuse keine zufriedenstellende<br />

Lösung wäre.<br />

Abb. 9.21 Zweigeteiltes, durch Schnappsitz verbundenes<br />

Schneckenrad<br />

Abb. 9.22 Gehäuse eines Mikroschalters<br />

Ein ähnliches Prinzip wurde bei dem Lagerring mit eingeschnapptem<br />

Kugellager in Abb. 9.23 verwirklicht. Der Kern<br />

setzt sich aus sechs Segmenten zusammen. Auf jeder Seite<br />

sind drei Hinterschneidungen von 90° vorgesehen, die sich<br />

problemlos entformen lassen und starke Lagerschultern zur<br />

Übertragung hoher Axialkräfte darstellen.<br />

Abb. 9.23 Lagerring mit eingeschnapptem Kugellager<br />

85


Die Auslegung von freitragenden Schnapphaken<br />

Schnapphaken sollten so ausgelegt werden, daß die zulässigen<br />

Spannungen bei der Montage nicht überschritten werden.<br />

Gegen dieses Gebot wird bei der Schnappbefestigung von<br />

Teilen aus DELRIN ® Polyacetal in Blech häufig verstoßen.<br />

Zu kurze Schnapphaken können brechen (Abb. 9.24).<br />

Diese Gefahr wird bei der Schalterkonstruktion in Abb. 9.25<br />

vermieden; hier sind die Schnapphaken wesentlich länger<br />

und die Spannungen infolgedessen geringer.<br />

Abb. 9.24 Zu kurze Schnapphaken<br />

Abb. 9.25 Richtig dimensionierte Schnapphaken<br />

Schnapphaken sollten so ausgelegt werden, daß die Spannung<br />

über die gesamte Länge gleich ist. Dies läßt sich durch<br />

eine leichte Konizität oder eine zusätzliche Rippe erreichen<br />

(Abb. 9.17). Insbesondere ist darauf zu achten, daß scharfe<br />

Kanten und andere spannungserhöhende Faktoren vermieden<br />

werden.<br />

86<br />

Um die Spannungen in einem Schnapphaken zu überprüfen,<br />

sind die Gleichungen für Freiträger zu verwenden:<br />

Durchbiegung: h =<br />

Biegungskraft: F =<br />

Fl 3<br />

3 EI<br />

3 EI h<br />

l 3<br />

[mm]<br />

[N]<br />

Montagekraft: Fa = F (f + tan �) [N]<br />

(pro Schnapphaken)<br />

Biegespannung: σ = C Fl y [MPa] (elastich)<br />

I<br />

Dehnung: ε = 100 � wobei:<br />

[%]<br />

E<br />

F = Entformungskraft für Schnappverbindung<br />

mit Hinterschneidung h [N]<br />

l = effektive Länge der Schnapphaken[mm]<br />

E = Elastizitätsmodul [MPa]<br />

I = Trägheitsmoment des mittleren Querschnitts1) ,<br />

Tabelle 4.01 [mm4 ]<br />

f = Reibungskoeffizient<br />

γ = obere Winkel, [� + atan (f)]


Beispiele<br />

Für bestimmte Anwendungen kann der Bereich des Schnappsitzes<br />

mit Schlitzen versehen werden, wie dies in Abb. 9.26<br />

gezeigt wird. Dieses Prinzip ermöglicht weit stärkere Hinterschneidungen,<br />

allerdings in der Regel auf Kosten der Haltekraft.<br />

Für Teile, die häufig montiert und demontiert werden<br />

müssen, ist diese Lösung recht vorteilhaft. Sie wird beispielsweise<br />

mit Erfolg für die Schnappbefestigung eines Thermostatgehäuses<br />

auf einem Heizkörperventil verwendet<br />

(Abb. 9.27). Hier sichert ein Metallring den festen Sitz.<br />

Druckbelastete pneumatische und hydraulische Membranventile<br />

und ähnliche Druckbehälter erfordern manchmal<br />

höhere Haltekräfte für Schnappverbindungen. Dies läßt sich<br />

mit Hilfe einer überlappend einrastenden Hinterschneidung<br />

erreichen, wie sie in Abb. 9.28 gezeigt wird. Eine gewisse<br />

Zahl von Segmenten (üblicherweise 6 oder 8) wird mit 90°-<br />

Hinterschneidungen versehen, die sich dank entsprechender<br />

Schlitze ausdrücken lassen. In den Bereichen zwischen den<br />

Segmenten finden sich keine Hinterschneidungen. Mit dieser<br />

Konstruktion lassen sich sehr kräftige Schnappverbindungen<br />

verwirklichen, die nur in der erforderlichen Dehnung und<br />

der zur Montage notwendigen Kraft eine Begrenzung finden.<br />

Es kann auch ratsam sein, das äußere Teil vorzuheizen, um<br />

die Montage zu vereinfachen.<br />

Abb. 9.26 Schnappverbindung mit Schlitzen<br />

Abb. 9.27 Thermostatgehäuse mit Schnappverbindung<br />

Abb. 9.28 Membranventil mit Schnappverbindung<br />

Nabenverbindungen<br />

Beim Übertragen eines Drehmomentes von Welle zu Welle<br />

durch Zahnräder empfiehlt sich diese Verbindungsmethode.<br />

Sie wird auch angewandt, um eine mechanische Bewegung<br />

durch eine Nocke, ein Pumpenrad oder ein Lüfterrad zu übertragen.<br />

Die Verbindung wird durch eine Passfeder, durch<br />

Schrauben oder eine spezielle Formgebung der Welle hergestellt.<br />

Werden <strong>Kunststoffe</strong> eingesetzt, sollte man bei der Konstruktion<br />

der Nabenverbindung besonders sorgfältig vorgehen,<br />

damit Fehler vermieden werden. Rundungshalbmesser sind<br />

sehr wichtig. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen gute<br />

Konstruktionslösungen. Ihre Beachtung hilft, schon einmal<br />

gemachte Fehler zu vermeiden.<br />

Anwendungsbeispiele, siehe Abb. 9.29–9.35.<br />

Abb. 9.29 Lüftergebläse<br />

Abb. 9.30 Kettenrad<br />

87


Abb. 9.31 Zahnrad<br />

Abb. 9.32 Keilriemenscheibe Abb. 9.35 Vorschlag für eine Nabenverbindung<br />

Abb. 9.33 Kreiselpumpe<br />

88<br />

Abb. 9.34 Turbinenrad


Abb. 9.36 Waschmaschinenpumpe<br />

Abb. 9.37 Pumpen<br />

Abb. 9.38 Ausstellfenster-Antrieb<br />

89


10 – Verbindungstechniken – Kategorie II<br />

Schweißen, Kleben<br />

Rotationsschweißen<br />

Einleitung<br />

Für alle rotationssymmetrischen Teile aus thermoplastischen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n, die miteinander fest und dicht verbunden<br />

werden müssen, stellt die Rotationsschweißung das ideale<br />

Verfahren dar. Hat der Konstrukteur die Wahl zwischen<br />

einer Ultraschall- und einer Rotationsschweißung, so wird<br />

er sich ohne Zögern für die letztere Methode entschließen,<br />

wenn folgende eindeutige Vorteile berücksichtigt werden:<br />

– Die Investitionskosten sind für einen gleichen Ausstoß<br />

geringer. Es ist ohne besondere Schwierigkeiten möglich,<br />

eine Anlage ganz oder teilweise in der eigenen Werkstatt<br />

und unter weitgehender Verwendung von handelsüblichen<br />

Maschinenelementen herzustellen.<br />

– Das Verfahren beruht auf einfachen physikalischen Vorgängen,<br />

die jedermann versteht und beherrscht. Wenn<br />

das Werkzeug gut konstruiert und die Schweißbedingungen<br />

einmal richtig festgelegt sind, kann das Schweißergebnis<br />

durch Verändern einer einzigen Größe, nämlich der<br />

Geschwindigkeit, genau angepaßt werden.<br />

– Die Kosten für elektrische Kontrollausrüstung sind<br />

bescheiden, sogar für vollautomatisches Schweißen.<br />

– Konstruktiv besteht eine viel größere Freiheit in der Gestaltung<br />

der Teile. Ein Abbrechen vorstehender Nocken, Bolzen<br />

oder Rippen ist nicht zu befürchten. Ebenso werden<br />

umspritzte Metallteile nicht lose und vormontierte mechanische<br />

Elemente nicht beschädigt. Eine gewisse Symmetrie<br />

oder eine gleichmäßige Verteilung der Materialmasse ist<br />

im Gegensatz zur Ultraschallschweißung ebenfalls nicht<br />

erforderlich.<br />

Wenn die Position der beiden Teile zueinander eine Bedingung<br />

ist, muß auf Ultraschall- oder Vibrationsschweißen zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Es gibt allerdings in der Praxis immer wieder Teile, die<br />

diese Bedingung erfüllen müssen, nur weil die Konstruktion<br />

ungeschickt ausgelegt wurde. Der Konstrukteur sollte die<br />

Teile nach Möglichkeit so ausbilden, daß die Schweißnaht<br />

an eine Stelle gelegt werden kann, wo eine Positionierung<br />

der beiden zu verschweißenden Teile nicht notwendig ist.<br />

Grundprinzip<br />

Beim Rotationsschweißen wird, wie der Name besagt, mittels<br />

einer Drehbewegung und unter gleichzeitigem Andrücken die<br />

notwendige Schmelzwärme erzeugt. Deshalb ist das Verfahren<br />

naturgemäß nur für kreisrunde Teile anwendbar. Dabei ist es<br />

natürlich unwichtig, welche der beiden Hälften festgehalten<br />

wird und welche dreht. Bei Teilen ungleicher Längen ist es<br />

vorteilhaft, das kürzere Teil drehen zu lassen, um die bewegten<br />

Massen möglichst kurz zu halten.<br />

Für die Auswahl der nachfolgend eingehend beschriebenen<br />

Methoden und Einrichtungen sind im wesentlichen die geometrische<br />

Form des Teiles, die geplante Stückzahl und<br />

die Investitionsmöglichkeit ausschlaggebend. Auf Grund des<br />

verhältnismäßig geringen notwendigen Aufwandes an mechanischen<br />

Elementen werden die Einrichtungen gelegentlich im<br />

Selbstbau hergestellt. Dabei kann man jedoch häufig prinzipielle<br />

Fehler im Ablauf des Schweißvorgangs feststellen,<br />

die in diesem Aufsatz noch eingehend geschildert werden.<br />

Praktisch anwendbare Methoden<br />

Die der Praxis zur Verfügung stehenden Methoden können<br />

nach folgenden Gesichtspunkten grob in zwei Gruppen<br />

unterteilt werden:<br />

Drehzapfenschweißen<br />

Die Aufnahmevorrichtung für das rotierende Teil wird mit<br />

der Antriebsspindel während der Schweißzeit unter gleichzeitigem<br />

Andrücken der Teile eingekuppelt. Nach Ablauf<br />

der Schweißzeit wird ausgekuppelt, und der Druck noch<br />

eine dem Kunststoff entsprechende Zeit aufrecht erhalten.<br />

Schwungmasse-Schweißen<br />

Die zum Schweißen erforderliche Energie wird zuerst in<br />

einer auf die entsprechende Drehzahl beschleunigten Masse<br />

aufgespeichert, die gleichzeitig die Aufnahmevorrichtung<br />

mit dem einen Kunststoffteil trägt. Sodann werden die Teile<br />

unter hohem Druck zusammengefahren, wobei die kinetische<br />

Energie durch Reibung in Wärme umgewandelt und die<br />

Schwungmasse zum Stillstand gebracht wird. Dieses Verfahren<br />

hat sich in der Praxis am besten durchgesetzt und<br />

soll dementsprechend eingehend behandelt werden.<br />

Drehzapfenschweißen<br />

Drehzapfenschweißen mit der Drehmaschine<br />

Die wohl einfachste, aber auch umständlichste Schweißung<br />

dieser Gruppe läßt sich auf jeder Drehmaschine geeigneter<br />

Größe ausführen. Die prinzipielle Anordnung ist in Abb. 10.01<br />

dargestellt.<br />

Das eine der zu schweißenden Teile a wird in einer Vorrichtung<br />

b eingespannt. Dies kann ein normales Spannfutter,<br />

ein Schnellspannfutter, eine pneumatische Vorrichtung oder<br />

irgend eine andere geeignete Einrichtung sein.<br />

Wesentlich ist nur, daß das Teil sicher gehalten, zentriert und<br />

mitgedreht wird.<br />

Die federnde Spitze c im Reitstock muß den erforderlichen<br />

Anpressdruck aufbringen können und soll einen Federweg<br />

von 5-10 mm aufweisen. Im weiteren wird der Querschnitt d<br />

vorteilhaft mit einer Hebelbetätigung ausgerüstet.<br />

Um das Kunststoffteil a mittels des Anschlages e am Drehen<br />

hindern zu können, muß dieses mit einer vorstehenden Partie<br />

(Rippe, Nocken) versehen sein.<br />

91


Der Ablauf des Schweißvorganges spielt sich sodann folgendermaßen<br />

ab:<br />

– Nach Aufspannen des Teils a wird das Gegenstück a1 aufgesetzt<br />

und mit der federnden Spitze angedrückt.<br />

– Der Querschlitten d fährt nach vorne, wobei der Anschlag e<br />

unter eine vorstehende Partie dieses Teils a1 zu liegen<br />

kommt.<br />

– Die Spindel wird eingekuppelt oder der Motor eingeschaltet.<br />

– Nach Ablauf der Schweißzeit fährt der Querschlitten d<br />

zurück und gibt das Teil a1 frei, das nun sofort mitdreht.<br />

– Die Maschine wird abgestellt (oder die Spindel ausgekuppelt).<br />

– In Abhängigkeit der Erstarrungs-Eigenschaften des <strong>Kunststoffe</strong>s<br />

muß der Druck der Spitze noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />

bleiben, bevor die Teile herausgenommen werden<br />

können.<br />

Häufig wird dieser Ablauf in dem Sinne vereinfacht, daß am<br />

Ende der Schweißzeit der Anschlag e nicht weggefahren,<br />

sondern einfach ausgekuppelt oder der Motor abgeschaltet<br />

wird. Da jedoch die bewegten Massen der Maschine meist<br />

verhältnismäßig groß sind, geht die Drehzahl zu langsam<br />

zurück, wodurch das im Erstarren befindliche Material<br />

der Schweißnaht Scherbeanspruchungen ausgesetzt ist. Die<br />

Naht weist dann oft geringe Festigkeit auf oder ist überhaupt<br />

unbrauchbar.<br />

Allgemein kann man sagen, daß die Relativgeschwindigkeit<br />

der beiden Teile umso schneller auf Null zurückgehen muß,<br />

je enger der Temperaturbereich ist, in dem der Kunststoff<br />

vom flüssigen in den festen Zustand übergeht. Mit anderen<br />

Worten: Entweder muß das stehende Teil schnell beschleunigt<br />

oder das rotierende schnell abgebremst werden.<br />

Das Rotationsschweißen auf Drehmaschinen hat für die<br />

Serienfertigung wenig Bedeutung, wird aber gelegentlich für<br />

Nullserien und Handmuster angewendet. Das Aufschweißen<br />

von Endmuffen und Gewindenippeln auf lange Rohre läßt<br />

sich dagegen auf diese Weise recht gut ausführen. Dabei muß<br />

der Reitstock durch eine aufklappbare Vorrichtung ersetzt<br />

werden, die das Rohr klemmt und gleichzeitig ein federndes<br />

Andrücken erlaubt. Die Drehmaschine muß jedoch für diese<br />

Arbeitsweise mit einer Kupplung und einer Schnellbremse<br />

ausgerüstet sein, da ein Loslassen und Mitdrehen des Rohres<br />

nicht in Frage kommt.<br />

92<br />

b a a1 c<br />

Abb. 10.01 Drehzapfenschweißen mit einer Drehmaschine<br />

e<br />

d<br />

Drehzapfenschweißen auf Bohrmaschinen<br />

Mit besonders dafür gebauten Drehzapfenwerkzeugen<br />

können Teile bis etwa 60 mm Durchmesser auf Tischbohrmaschinen<br />

recht gut verschweißt werden. Die Methode ist<br />

vorzüglich geeignet für Nullserien, Handmuster oder Reparaturen.<br />

Dagegen würde eine Vollautomatisierung des Vorganges<br />

einen gewissen Aufwand erfordern, der das Verfahren<br />

dafür uninteressant macht. Die Erzielung regelmäßiger<br />

Schweißnähte erfordert einige Übung, da bei Handbetätigung<br />

die Schweißzeit und der Druck nur einigermaßen genau eingehalten<br />

werden können.<br />

Das in Abb. 10.02 gezeigte Werkzeug ist mit einer auswechselbaren<br />

Zahnkrone a versehen, deren Durchmesser dem<br />

Kunststoffteil entsprechen muß. Ein Satz von 3-4 Zahnkronen<br />

genügt, um Teile mit einem Durchmesser von etwa<br />

12-60 mm schweißen zu können.<br />

Abb. 10.02 Drehzapfenschweißen für Bohrmaschinen<br />

Der Federdruck der Spitze kann mittels der Rändelmutter b<br />

der Nahtoberfläche entsprechend eingestellt werden. Es ist<br />

sehr wichtig, den richtigen Spitzendruck durch Versuche zu<br />

ermitteln, da er für die Dichtigkeit und Festigkeit der Naht<br />

ausschlaggebend ist.<br />

Zum Schweißen wird die Bohrspindel langsam nach unten<br />

gefahren, bis die Zahnkrone nur noch wenige Millimeter<br />

über dem Teil steht (Abb. 10.03a). Sodann muß schlagartig<br />

eingekuppelt werden, damit das zu schweißende Teil unverzüglich<br />

mitgedreht wird, und die Zähne keine unsauberen<br />

Eindrücke hinterlassen. In dieser in Abb. 10.03b gezeigten<br />

Arbeitsstellung soll unter möglichst konstantem Druck so<br />

lange verharrt werden, bis ringsherum eine gleichmäßige<br />

Schweißbraue ausgetreten ist. Dann muß die Zahnkrone<br />

ebenso schnell wieder aus dem Eingriff gebracht werden<br />

(Abb. 10.03c), jedoch nur soweit, daß die Spitze noch auf<br />

das Teil drückt und zwar so lange, bis der Kunststoff genügend<br />

erstarrt ist.<br />

b<br />

a


a<br />

b<br />

c<br />

Abb. 10.03 Vorgang des Drehzapfenschweißens<br />

Die Spitze dient also ausschließlich dazu, den Nachdruck zu<br />

erzeugen. Die Kunststoffteile sollen jedoch mit Zentrierungen<br />

versehen sein, um eine bessere Werkzeugführung und einen<br />

guten Rundlauf zu erreichen.<br />

Um eine korrekte Schweißung zu erzielen, braucht man eine<br />

gewisse, vom Kunststoff abhängige Wärmemenge. Diese ist<br />

ein Produkt aus Druck, Geschwindigkeit und Zeit. Andererseits<br />

muß das Produkt aus Druck × Geschwindigkeit einen<br />

bestimmten Minimalwert aufweisen, da sonst an der Nahtoberfläche<br />

nur Abrieb und kein genügender Temperaturanstieg<br />

auftritt. Da auch der Reibwert einen Einfluß hat, lassen sich<br />

diese Größen nicht für alle <strong>Kunststoffe</strong> allgemein angeben,<br />

sondern müssen individuell bestimmt werden.<br />

Als erste Annahme für die Umfangsgeschwindigkeit bei<br />

DELRIN ® Acetalhomopolymer und ZYTEL ® PA66 kann man<br />

rund 3-5 m/s. wählen. Dann wird man den Druck so einstellen,<br />

daß eine Schweißzeit von 2-3 Sekunden das gewünschte<br />

Resultat ergibt.<br />

Voraussetzung für gute Ergebnisse sind natürlich korrekte<br />

Nahtprofile. (Vorschläge und Dimensionen siehe Abschnitt 8).<br />

Drehzapfenschweißen mit besonders dazu gebauten Maschinen<br />

Das oben beschriebene Verfahren läßt sich nicht ohne einen<br />

gewissen Aufwand automatisieren, weshalb es für die Großproduktion<br />

kaum mehr angewendet wird.<br />

Leicht abgeändert und mit besonders dazu konstruierten<br />

Maschinen (Abb. 10.04) kann man indessen einen einfacheren<br />

Funktionsablauf erreichen.<br />

b<br />

a<br />

c<br />

d<br />

e<br />

f<br />

Abb. 10.04 Prinzip einer Drehzapfenschweißmaschine<br />

Die Maschine ist mit einer vorzugsweise elektromagnetisch<br />

betätigten Kupplung a versehen, die ein schnelles Ein- und<br />

Auskuppeln der Arbeitsspindel b gestattet. Letztere ist in<br />

einem Rohr c gelagert, das seinerseits den pneumatischen<br />

Kolben d trägt.<br />

Das Antriebsteil e kann eine Zahnkrone oder wie weiter<br />

unten beschrieben, irgend eine andere dem Kunststoffteil<br />

angepaßte Mitnehmervorrichtung sein.<br />

Der Schweißvorgang geht folgendermaßen vor sich:<br />

– Einlegen beider Teile in die untere Aufnahme f.<br />

– Herunterfahren des druckluftbetätigten Kolbens mit der<br />

Arbeitsspindel.<br />

– Einschalten der Kupplung, wodurch das Drehen des oberen<br />

Kunststoffteils erfolgt.<br />

– Nach der durch ein Zeitrelais gesteuerten Schweißzeit<br />

schaltet die Kupplung aus, wogegen der Druck noch eine<br />

vom Kunststoff abhängige Zeit aufrechterhalten wird.<br />

– Hochfahren der Spindel und Auswerfen der geschweißten<br />

Teile (oder Weiterschalten des Rundtisches).<br />

93


Die Mitnahmevorrichtung kann für Teile, die sich dazu eignen,<br />

eine Zahnkrone (Abb. 10.16) sein. Es können indessen<br />

auch vorstehende Partien wie Rippen, Zäpfchen oder dergleichen<br />

zum Antreiben benützt werden, da die Spindel ja<br />

erst nach dem Eingreifen der Mitnahme eingekuppelt wird.<br />

Abb. 10.05 zeigt ein Teil, bei dem Mitnahme über 4 Rippen<br />

durch entsprechend angeordnete Klauen erfolgt. Bei dünnwandigen<br />

Teilen muß allerdings ein Rand a vorgesehen werden,<br />

der ringsherum einen gleichmäßigen Druck auf die Naht<br />

gewährleistet. Die Klauen dienen also nicht zum Aufdrücken,<br />

sondern nur zum Mitdrehen.<br />

Gelegentlich gibt es Teile, die sich nicht auf die beschriebene<br />

Art antreiben lassen. So müßte zum Beispiel die Abschlußkappe<br />

mit dem seitlichen Rohranschluß nach Abb. 10.06 von<br />

Hand vor dem Herunterfahren der Spindel in die obere Aufnahmevorrichtung<br />

gelegt werden, wodurch natürlich ein<br />

automatischer Betrieb unmöglich wird.<br />

94<br />

a<br />

Abb. 10.05 Antrieb durch vier Rippen<br />

Abb. 10.06 Antrieb mittels vorstehender Partien<br />

Abb. 10.07 Schweißmaschine mit unten angeordnetem Zylinder<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Spindel, wie<br />

Abb. 10.07 zeigt, fest einzubauen und die untere Aufnahmevorrichtung<br />

auf dem Druckluftzylinder anzuordnen. Der<br />

mechanische Aufwand wird dadurch geringer, jedoch läßt<br />

sich damit kein Drehtisch und somit kaum eine automatische<br />

Produktion kombinieren.<br />

Diese Verfahren haben im Gegensatz zur Schwungmassemethode<br />

den Nachteil, daß bei größeren Durchmessern und<br />

Nahtflächen erhebliche Motorleistungen notwendig sind.<br />

Schweißen mittels<br />

Schwungmasse-Werkzeugen<br />

Die weitaus einfachste Rotationsschweißmethode, die dementsprechend<br />

auch die größte Verbreitung gefunden hat, ist<br />

mittels Schwungmasse. Sie benötigt den geringsten Aufwand<br />

an mechanischen und elektrischen Elementen und erzeugt<br />

gleichmäßige und gute Verbindungen.<br />

Das Grundprinzip besteht darin, eine rotierende Masse auf<br />

die geeignete Drehzahl zu bringen und sodann auszukuppeln.<br />

Durch Herunterfahren der Spindel werden die Kunststoffteile<br />

zusammengepreßt und die gesamte in der Schwungmasse enthaltene<br />

kinetische Energie durch Reibung auf der Nahtoberfläche<br />

in Wärme umgesetzt.<br />

Die einfachste praktische Anwendung dieser Methode erfolgt<br />

mit besonders dazu konstruierten Werkzeugen, die auf normalen<br />

Bohrmaschinen zum Einsatz kommen können.<br />

Abb. 10.08 zeigt eine typische Vorrichtung dieser Art. Die<br />

Schwungmasse a ist auf der Antriebswelle b frei gelagert.


Die Mitnahme erfolgt also nur durch die Reibung der Kugellager<br />

und die Fettfüllung.<br />

Sobald die Schwungmasse die Drehzahl der Spindel erreicht<br />

hat, fährt letztere nach unten, wobei die Zahnkrone c in das<br />

obere Kunststoffteil d eingreift und es mitdreht.<br />

Durch den hohen Flächendruck auf den Nahtoberflächen<br />

wird die Schwungmasse schnell abgebremst und der Kunststoff<br />

erreicht den Schmelzpunkt. Auch hier muß der Druck<br />

dem Material entsprechend noch kurze Zeit aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Abb. 10.08 Schwungmasse-Werkzeug für Bohrmaschinen<br />

Da das Werkzeug nach Abb. 10.08 keine mechanische Kupplung<br />

besitzt, dauert es eine gewisse, vom Trägheitsmoment<br />

und der Spindeldrehzahl abhängige Zeit, bis die Schwungmasse<br />

zur nächsten Schweißung bereit ist. Bei größeren Werkzeugen<br />

oder Automaten würde der Zyklus deshalb zu lang.<br />

Vor allem bei Handbetrieb besteht auch die Gefahr, daß die<br />

nächste Schweißung vorgenommen wird, bevor die Schwungmasse<br />

die Enddrehzahl völlig erreicht hat, so daß die Nahtfestigkeit<br />

schlecht wird. Die in Abb. 10.08 gezeigten Werkzeuge<br />

werden deshalb nur etwa bis zu einer Größe von ∅ 60-80 mm<br />

eingesetzt.<br />

Da das Schweißen mittels Schwungmasse bei entsprechend<br />

hohen Drehzahlen auch für kleine Druckmesser geeignet ist,<br />

werden gelegentlich auch Kleinstwerkzeuge mit Durchmessern<br />

von 30-45 mm zum direkten Einspannen in Bohrfutter gebaut.<br />

Abb. 10.09 zeigt eine derartige Einrichtung zum Verschweißen<br />

von Verschlußzapfen. Da man dazu Drehzahlen von 8 bis<br />

10 000 U/min benötigt, ist unter Umständen ein Drehzapfenwerkzeug<br />

entsprechend Abb. 10.02 vorzuziehen.<br />

b<br />

c<br />

d<br />

a<br />

Abb. 10.09 Kleines schnellaufendes Schwungmasse-Werkzeug<br />

Abb. 10.10 Schwungmasse-Werkzeug mit Konuskupplung<br />

b<br />

d<br />

c<br />

a<br />

95


Werkzeuge mit Durchmessern von über 60-80 mm, die eine<br />

schnelle Schweißfolge gestatten müssen, werden vorteilhaft<br />

mit einer mechanischen Kupplung, etwa nach Abb. 10.10,<br />

versehen. Bei dieser Konstruktion ist die Schwungmasse a in<br />

bezug auf die Welle b axial verschiebbar. Im Leerlauf drücken<br />

die Federn c die Schwungmasse nach unten, wodurch letztere<br />

über die Konuskupplung d mit der Welle kraftschlüssig wird.<br />

Die Beschleunigung der Masse auf Betriebsdrehzahl erfolgt<br />

somit praktisch augenblicklich.<br />

Sobald die Zahnkrone beim Herunterfahren der Spindel auf<br />

das Kunststoffteil auftritt, verschiebt sich die Schwungmasse<br />

in bezug auf die Welle nach oben, wodurch ausgekuppelt<br />

wird (Abb. 10.10).<br />

Da jedoch der Spindeldruck erst dann vollständig übertragen<br />

wird, wenn die Kupplung den Endanschlag erreicht, tritt in<br />

der Mitnahme eine gewisse Verzögerung auf. Die Folge<br />

davon ist eine Tendenz zur Spanbildung an der Zahnkrone,<br />

vor allem wenn die Vorschubgeschwindigkeit der Spindel<br />

ungenügend ist.<br />

Selbstverständlich kann an Stelle der gehärteten und geschliffenen<br />

Konuskupplung eine Flachkupplung mit Belag verwendet<br />

werden (Abb. 10.13).<br />

Für das Arbeiten mit Schwungmassewerkzeugen auf Bohrmaschinen<br />

sind folgende Regeln zu beachten:<br />

– Das Herunterfahren der Spindel muß schlagartig erfolgen.<br />

Handelsübliche pneumatisch-hydraulische Vorschubeinheiten,<br />

wie sie an Bohrmaschinen angebaut werden, sind<br />

wegen der zu kleinen Geschwindigkeit ungeeignet.<br />

– Der Druck muß so groß sein, daß das Werkzeug nach<br />

1-2 Umdrehungen zum Stillstand kommt. Dies ist vor allem<br />

bei kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n, die ja einen eng begrenzten<br />

Schmelzpunkt aufweisen, wichtig (siehe allgemeine<br />

Schweißbedingungen).<br />

– Schwungmasse-Werkzeuge müssen absolut rund und vibrationsfrei<br />

drehen. Wenn sie mit einem Morsekonus versehen<br />

sind, ist es unerläßlich, denselben gegen Herausfallen zu<br />

sichern. Vorzugsweise sollen Morsekegel nicht mit Innengewinde<br />

und Sicherungsbolzen (Hohlspindel) verwendet<br />

werden. Schwungmasse-Werkzeuge, die sich lösen oder<br />

Wellenbruch erleiden, können zu tödlichen Geschossen<br />

werden.<br />

Abb. 10.11 Umgebaute Tischbohrmaschine<br />

96<br />

– Die Spindelbewegung muß in der unteren Endstellung<br />

mittels eines mechanischen Anschlages so begrenzt werden,<br />

daß die beiden Aufnahmevorrichtungen keinesfalls<br />

in Berührung kommen können, wenn keine Kunststoffteile<br />

eingelegt sind.<br />

Obwohl auch durch die Handbetätigung der Bohrmaschinen<br />

durchaus gleichmäßige Nähte erreicht werden können, ist<br />

schon für eine kleine Produktion ein Umbau auf pneumatischen<br />

Vorschub unbedingt zu empfehlen. Dies geschieht am<br />

einfachsten, indem man nach Abb. 10.11 die Kreuzarme<br />

durch ein Ritzel, das über eine Zahnstange betätigt wird,<br />

ersetzt. Weiterhin ist es vorteilhaft, die Maschine mit einer<br />

stufenlosen Drehzahlregulierung der Spindel zu versehen,<br />

damit ein gutes Resultat ohne Veränderung der Schwungmasse<br />

erreicht werden kann.<br />

Schwungmasse-Schweißmaschinen<br />

Schwungmasse-Schweißmaschinen können auf Grund des<br />

einfachen Prinzips schon mit recht bescheidenen Mitteln<br />

gebaut werden. Es sollen deshalb nachstehend vor allem<br />

Einrichtungen beschrieben werden, die nur die zur einwandfreien<br />

Funktion absolut notwendigen Elemente enthalten.<br />

Eine Maschine, die zur Verbindung eines bestimmten, immer<br />

gleichen Teils besonders eingesetzt wird, braucht im allgemeinen<br />

keine regulierbare Drehzahl. Falls eine Anpassung<br />

derselben unerläßlich ist, kann dies durch Verändern der<br />

Riemenscheiben erfolgen.<br />

Die in Abb. 10.12 gezeigte Maschine (Konstruktion DuPont,<br />

Genf), ist mit Ausnahme des Schweißkopfes aus handelsüblichen<br />

Einheiten zusammengebaut. Sie besteht im wesentlichen<br />

aus dem Druckluftzylinder a mit durchgehender Kolbenstange<br />

auf dem aufgesetzten Steuerventil b.<br />

d<br />

Abb. 10.12 Tisch-Rotationsschweißmaschine (Bauart DuPont)<br />

e<br />

f<br />

a<br />

c<br />

b


a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

Abb. 10.13 Drehmasse mit Reibkupplung (Bauart DuPont)<br />

Das untere Ende der Kolbenstange trägt den Schweißkopf c<br />

(siehe Abb. 10.13), der vom Motor d über den Flachriemen e<br />

angetrieben wird. Des weitern ist noch eine Drucklufteinheit<br />

f mit Reduzierventil, Filter und Schmiergerät angebaut.<br />

Der Schweißkopf nach Abb. 10.13 besteht aus der kontinuierlich<br />

drehenden Riemenscheibe a, die den Kupplungsbelag b<br />

trägt. In der gezeichneten Stellung ist die Kolbenstange hochgefahren<br />

und die Drehbewegung wird über die Kupplung auf<br />

die Schwungmasse c übertragen.<br />

Beim Herunterfahren der Spindel kommt die Kupplung aus<br />

dem Eingriff, und die Zahnkrone kuppelt in den Deckel des<br />

als Beispiel gezeigten Schwimmers ein.<br />

Teile, die nicht durch eine Zahnkrone angetrieben werden<br />

können, sondern von Hand in die obere Aufnahme eingelegt<br />

werden (siehe Abb. 10.06), erfordern eine zusätzliche Einrichtung<br />

in der Steuerung. Der Kolben muß beim Hochfahren<br />

kurz vor dem Einkuppeln anhalten, um das Einlegen der<br />

Teile zu gestatten. Dieses Ziel kann auf verschiedene Weisen<br />

erreicht werden. Es gibt zum Beispiel handelsübliche Druckluftzylinder,<br />

die bereits mit entsprechenden Vorrichtungen<br />

versehen sind. Der Schaltimpuls wird vom durchfahrenden<br />

Kolben direkt in einem außen angeordneten Reed-Relais<br />

ausgelöst.<br />

Um die Teile bequem herausnehmen zu können, muß der<br />

Kolbenhub allgemein etwa 1,2 mal der totalen Länge der<br />

verschweißten Einheit entsprechen. Diese Forderung kann<br />

bei langen Teilen zu erheblichen Kolbenhüben führen, was<br />

unpraktisch und teuer ist. Ein typisches derartiges Beispiel<br />

stellt der in Abb. 10.14 gezeigte Druckkörper dar, für den<br />

in der normalen Bauweise ein Kolbenhub von 1,2 mal L<br />

notwendig wäre.<br />

Um dies zu vermeiden, kann man folgende Wege einschlagen:<br />

– Die untere Aufnahme a kann mittels einer Klemm- und<br />

Zentriervorrichtung mit wenigen Handgriffen gelöst und<br />

seitwärts weggezogen werden.<br />

– Man sieht zwei Aufnahmen a und b, welche auf einer drehbaren<br />

Grundplatte c um die Achse «X» 180° geschwenkt<br />

werden können. Die ausgefahrenen Teile wechselt man<br />

während des Schweißvorganges aus, was die Zykluszeit<br />

erheblich verkürzt.<br />

– Wenn die Produktion es rechtfertigt, kann natürlich auch<br />

ein Drehtisch vorgesehen werden, der zum Beispiel 3<br />

Schaltstellungen hat, die zum Schweißen, Auswerfen und<br />

Einlegen benützt werden.<br />

Auf Grund dieser Einrichtungen wird der Kolbenhub auf L1<br />

reduziert, so daß die Schwungmasse in der Schweißstellung<br />

viel näher an der Kolbenstangenführung liegt.<br />

Da der Schweißdruck verhältnismäßig hoch ist, werden der<br />

Kupplungsbelag und die Kugellager der Riemenscheibe in<br />

der oberen Stellung unnötig stark belastet. Es ist deshalb<br />

vorteilhaft, mit zwei verschiedenen Drücken zu arbeiten,<br />

was allerdings eine kompliziertere pneumatische Einrichtung<br />

erfordert. Man kann aber auch eine Spiralfeder über dem<br />

Kolben einbauen, so daß in der oberen Endstellung ein Teil<br />

der Kraft aufgehoben wird.<br />

L1<br />

c<br />

a<br />

Abb. 10.14 Schwenkbare Aufnahmevorrichtung<br />

L<br />

Auf jeden Fall muß die Kolbengeschwindigkeit kurz vor<br />

dem Einkuppeln stark gedämpft werden, um die Anfahrbeschleunigung<br />

der Masse zu reduzieren und den Kupplungsbelag<br />

zu schonen.<br />

An Maschinen, die mit einem Drehtisch ausgerüstet sind,<br />

werden die Teile ausgeworfen, nachdem sie unter der Spindel<br />

weggefahren sind. Der Kolbenhub kann in solchen Fällen,<br />

wie z.B. für den in Abb. 10.13 gezeigten Schwimmer,<br />

wesentlich kleiner gewählt werden.<br />

b<br />

X<br />

X<br />

97


Es besteht auch die Möglichkeit, den Druck mittels einer<br />

Membraneinheit, wie in Abb. 10.15 dargestellt, zu erzeugen.<br />

Die Gummimembrane ist unten mit einer Feder und oben mit<br />

Druckluft beaufschlagt. Die Feder muß genügend stark<br />

gewählt werden, um die Schwungmasse anzuheben und die<br />

Kupplung mit der erforderlichen Kraft anzudrücken. Für eine<br />

Produktionsmaschine wird die Welle vorteilhaft in Axial-<br />

Kugelbüchsen gelagert. Die dargestellte Einrichtung hat<br />

gegenüber einem normalen Zylinder den Vorteil geringerer<br />

Reibverluste und längerer Lebensdauer. Immerhin sind die spezifischen<br />

zulässigen Drücke auf die Membrane begrenzt, so<br />

daß mit größeren Durchmessern gerechnet werden muß, um<br />

einen bestimmten Schweißdruck zu erreichen. (Der Schweißkopf<br />

mit der Schwungmasse und dem Riemenantrieb entspricht<br />

Abb. 10.13.)<br />

Die Konstruktion mit Gummimembrane eignet sich für<br />

Hübe von max. 10-15 mm und spezifischen Drücken<br />

von 0,3-0,4 N/mm2 .<br />

Da, wie schon erwähnt, die Betriebsdrehzahl durch Anpassen<br />

der Motorriemenscheibe verändert werden kann, ist ein regelbarer<br />

Motor nicht unerläßlich. Immerhin gibt es in jeder Produktion<br />

Fälle, die zumindest eine begrenzte Anpassungsmöglichkeit<br />

der Drehzahl als wünschenswert erscheinen lassen.<br />

Die in der rotierenden Masse enthaltene kinetische Energie<br />

verändert sich mit dem Quadrat der Drehzahl und deshalb ist<br />

es wichtig, letztere möglichst genau konstant zu halten.<br />

Diese Bedingung ist nicht immer ohne weiteres erfüllt, da eine<br />

nennenswerte Motorleistung nur zum Beschleunigen der<br />

Masse notwendig ist. Sobald die Betriebsdrehzahl erreicht<br />

wird, muß nur noch die Reibung überwunden werden, wozu<br />

eine vernachläßigbar kleine Leistung genügt. Der Motor dreht<br />

dann nahezu im Leerlauf und kann sich in einem unstabilen<br />

Zustand befinden (z.B. seriegeschaltete Kollektormotoren).<br />

Abb. 10.15 Membran-Druckeinheit für kleine Hübe<br />

98<br />

Geeignete Antriebe für Rotationsschweißmaschinen dieser<br />

Bauart sind zum Beispiel:<br />

– Repulsionsmotoren, die auf dem Prinzip der Bürstenund<br />

damit der Feldverschiebung beruhen. In den meisten<br />

Fällen werden Einphasenmotoren von 0,5 PS bei ca.<br />

4000 U/min genügen.<br />

– Frequenzgesteuerte Drehstrom- oder Einphasen-Kurzschlußankermotoren.<br />

Die Steuereinheit muß eine lastunabhängige<br />

Regulierung gestatten, was nicht immer der Fall<br />

ist. Die maximale mögliche Drehzahl beträgt indessen nur<br />

etwa 2800 U/min.<br />

– Sehr gut geeignet sind auch Gleichstrom Nebenschlußmotoren<br />

mit Ankerspannungs-Regulierung. Der steuerseitige<br />

Aufwand ist recht gering, so daß die Gesamtkosten in<br />

erträglichem Rahmen bleiben.<br />

Die Drehzahlkonstanz ist auch ohne Tachodynamo ausreichend<br />

und der Regelbereich sehr groß.<br />

Schweißmaschinen, die für Versuchszwecke verwendet oder<br />

in der Produktion häufig auf Teile verschiedener Durchmesser<br />

umgerüstet werden müssen, sind unbedingt mit einem<br />

der erwähnten Antriebe auszurüsten.<br />

Maschinen, die ausschließlich zum Verbinden eines bestimmten<br />

Teils zum Einsatz kommen, brauchen, wie schon früher<br />

erwähnt, nicht unbedingt einen Regelantrieb, obwohl derselbe<br />

auch dort recht nützlich ist. Wird eine Maschine mit<br />

einem nicht regelbaren Antrieb ausgerüstet, so sieht man die<br />

Spindeldrehzahl vorteilhaft etwas zu hoch vor. Dadurch<br />

erreicht man einen gewissen Energieüberschuß und schweißt<br />

die Teile auch dann korrekt, wenn die Nahtprofile auf<br />

Grund zu großer Toleranzen schlecht aufeinander passen.<br />

Dabei wird natürlich eine größere Menge Schmelze erzeugt<br />

als tatsächlich erforderlich wäre.<br />

Gelegentlich werden auch Druckluft-Lamellenmotoren oder<br />

Turbinen als Antriebe verwendet. Diese sind jedoch in der<br />

Anschaffung und im Betrieb weniger wirtschaftlich als elektrische<br />

Motoren und rechtfertigen sich deshalb kaum.<br />

Mitnahme- und Haltevorrichtungen<br />

Mitnahme- und Haltevorrichtungen können in folgende<br />

Gruppen unterteilt werden:<br />

– Teile, die mit einer beim Herunterfahren der Spindel schon<br />

rotierenden Mitnahme in Eingriff gebracht werden.<br />

– Teile, die bei ruhender Spindel in die Mitnahme eingelegt<br />

werden müssen.<br />

Selbstverständlich ist die erste Lösung in bezug auf die Zykluszeit<br />

immer vorteilhafter und sollte deshalb, wo möglich, vorgezogen<br />

werden. Dazu geeignet sind folgende Einrichtungen:<br />

– Zahnkronen nach Abb. 10.16 greifen beim Herunterfahren<br />

der Spindel in den entsprechend ausgebildeten Rand des<br />

Kunststoffteils ein und drehen ihn mit. Bei richtiger Auslegung<br />

der Zähne und genügend hoher Vorschubgeschwindigkeit<br />

des Kolbens können die unvermeidlichen Eindrücke<br />

klein und sauber gehalten werden. Dazu ist allerdings eine<br />

absolut scharfe Schneidkante der Zähne unerläßlich.


Abb. 10.16 Auswechselbare Antriebs-Zahnkrone<br />

Im allgemeinen werden die Zahnflanken nicht geschliffen,<br />

doch muß die Krone, vor allem an Produktionswerkzeugen,<br />

gehärtet sein.<br />

– Die in Abb. 10.17 vorgeschlagenen Dimensionen sind<br />

Richtwerte und müssen dem Durchmesser angepaßt werden.<br />

Bei sehr dünnwandigen Teilen ist die Zahndistanz<br />

eher zu verringern, um auch zwischen den Zähnen genügend<br />

Druck auf die Naht auszuüben.<br />

30°<br />

1-2<br />

Abb. 10.17 Bevorzugte Zahnform<br />

– Bei größeren oder komplizierten Mitnehmern ist es vorteilhaft,<br />

die Zahnkrone getrennt auszuführen, um sie gegebenenfalls<br />

auswechseln zu können.<br />

– Abb. 10.18 zeigt zwei typische Nahtprofile und die entsprechenden<br />

Zahnkronen bzw. Haltevorrichtungen.<br />

– Bei Nähten ohne Außenrand nach Abb. 10.18 muß die<br />

untere Aufnahme a nahe an die Naht reichen, um ein Aufweiten,<br />

vor allem bei dünnen Wänden, zu vermeiden. Das<br />

obere Kunststoffteil b wird vorteilhaft mit einem gerundeten<br />

Rand versehen, der das Eingreifen der Zähne c erleichtern<br />

soll. Bei Schwungmassewerkzeugen ist manchmal ein<br />

Außenring d erforderlich, um ein genaues Zentrieren zu<br />

gewährleisten. Dies kann der Fall sein, wenn das untere<br />

Kunststoffteil zuviel Spiel in der Haltevorrichtung aufweist,<br />

oder die Kolbenstangenführung zu ungenau ist.<br />

d<br />

b<br />

1-2 mm<br />

a<br />

c<br />

~ 4-8 ~ 3-6<br />

Abb. 10.18 Halte- und Mitnehmer-Vorrichtungen<br />

s<br />

– Das untere Kunststoffteil kann sinngemäß mit einer gleichen<br />

Zahnkrone (siehe Abb. 10.13 und 10.20) festgehalten<br />

werden. An dem in Abb. 10.19 gezeigten Venturirohr wird<br />

der seitliche Rohrstutzen zum Halten benutzt. Es ist klar,<br />

daß diese Lösung ein automatisches Einlegen erschwert<br />

oder gar unmöglich macht. Da der untere Rohrstutzen<br />

etwa 200 mm lang ist, wäre eine Automatisierung allerdings<br />

ohnehin zu aufwendig. Das in Abschnitt 6 betreffend<br />

des erforderlichen minimalen Kolbenhubes Gesagte<br />

kommt an diesem Beispiel besonders gut zum Ausdruck.<br />

Da die totale Länge der verschweißten Teile etwa 300 mm<br />

beträgt, müßte man mit einem Kolbenhub von 350 mm<br />

rechnen. Eine derartige Maschine wäre unpraktisch und<br />

aufwendig. Auch stellt die rotierende Schwungmasse an<br />

der langen, ausgefahrenen Kolbenstange eine Gefahr dar.<br />

Man könnte das Problem durch Verwendung eines Drehtisches<br />

umgehen, doch wäre auch diese Lösung aufgrund<br />

der großen Länge der Teile unpraktisch.<br />

Abb. 10.19 Pneumatische Klemmvorrichtung für langes Venturirohr<br />

– Die in Abb. 10.19 vorgeschlagene Anordnung besteht deshalb<br />

darin, daß die Aufnahme a nur die Hälfte des Teils<br />

umschließt, und daß Letzteres mittels einer pneumatischen<br />

Vorrichtung b angedrückt wird. Dadurch kann der Kolbenhub<br />

klein gehalten, und die Teile leicht eingelegt und herausgenommen<br />

werden. Auch gestattet diese Lösung, die<br />

Naht auf den ganzen Umfang zu stützen.<br />

– Oft kann die Zahnkrone nicht direkt über der Naht angeordnet<br />

werden. An dem in Abb. 10.20 gezeigten Schwimmer<br />

ist das z.B. aus technischen Gründen unmöglich. In<br />

solchen Fällen muß die Länge L, d.h. der Abstand von der<br />

Naht zur Zahnkrone, in einem vernünftigen Verhältnis zur<br />

Wandstärke stehen, damit das hohe Drehmoment und der<br />

Schweißdruck ohne nennenswerte Deformation aufgenommen<br />

werden können. Das gilt natürlich sinngemäß<br />

auch für das untere Kunststoffteil.<br />

– Die Auswahl der Nahtprofile und der Mitnahme- bzw.<br />

der Haltevorrichtung ist oft von der Wandstärke abhängig.<br />

a<br />

b<br />

99


Abb. 10.20 Antrieb und Aufnahme für Schwimmer ohne Außenrand<br />

Antreiben durch Zahnkupplung<br />

Anstelle einer Zahnkrone, die in den Kunststoff eingedrückt<br />

werden muß, um das Drehmoment zu übertragen, werden<br />

gelegentlich auch Zahnkupplungen verwendet. Das Prinzip<br />

besteht darin, daß am Kunststoffteil geeignete Zähne angespritzt<br />

werden. Dieselben können vorstehen, oder, wie in<br />

Abb. 10.21 gezeigt, versenkt angeordnet sein, wodurch sie<br />

weniger störend wirken.<br />

Die Mitnahmevorrichtung a weist gleiche aber entgegengesetzt<br />

gerichtete Zähne auf, die bei genügend großem Spindelvorschub<br />

in das Kunststoffteil eingreifen, ohne es zu beschädigen.<br />

Es ist vorteilhaft, innerhalb und außerhalb der Kupplung<br />

Ringflächen b vorzusehen, die den Schweißdruck auf das Teil<br />

ausüben, ohne daß die Zähne unten aufliegen. Letztere dienen<br />

also nur der Übertragung des Drehmomentes. Ihre Anzahl<br />

soll klein gehalten werden, um die Gefahr des Abschlagens<br />

der Zahnspitzen zu verringern.<br />

Die Zähne sollen nicht spitz ausgelegt werden, sondern eine<br />

kleine Fläche c von 0,3-0,5 mm aufweisen.<br />

Dieses Prinzip ist auch geeignet für zuvor beschriebene Drehzapfenwerkzeuge,<br />

die mit geringeren Geschwindigkeiten<br />

arbeiten als Drehmassewerkzeuge. Bei letzteren ist auf Grund<br />

der hohen Umfangsgeschwindigkeit ein sauberes Eingreifen<br />

der Zähne schwieriger.<br />

a<br />

100<br />

b<br />

-15°<br />

Abb. 10.21 Reibschweißteil mit integrierter Zahnkrone<br />

c<br />

L<br />

Antreiben durch Gießmassen<br />

In gewissen Fällen besteht auch die Möglichkeit, das Antreiben<br />

bzw. Festhalten der Teile durch Aufnahmen aus Elastomeren<br />

zu verwirklichen. Zu diesem Zweck wird die Gießmasse<br />

direkt in die Mitnehme- bzw. Haltevorrichtung gegossen,<br />

wobei ein Kunststoffteil das Gegenstück bildet und somit die<br />

entsprechende Oberflächenform direkt erzeugt.<br />

Da die übertragbaren Drehmomente begrenzt sind, wie übrigens<br />

auch der zulässige Flächendruck, ist diese Methode nur<br />

für Teile in Betracht zu ziehen, die verhältnismäßig große<br />

Auflageflächen bieten.<br />

Konische Teile, wie die in Abb. 10.22 dargestellten, sind für<br />

diese Lösung am besten geeignet, da bei gegebenem Schweißdruck<br />

ein höheres Übertragungsmoment erzielt wird.<br />

Wenn ein Schwungmassewerkzeug mit einer derartigen<br />

Mitnahme ausgerüstet ist und das Kunststoffteil vom<br />

ruhenden Zustand aus auf die erforderliche Schweißdrehzahl<br />

bringen muß, so entsteht naturgemäß ein gewisser Schlupf.<br />

Wenn dieser zu groß ist, kann an der Oberfläche ein unzulässiger<br />

Temperaturanstieg auftreten.<br />

Die Auswahl der korrekten Härte der Gießmasse ist deshalb<br />

von größter Wichtigkeit und muß experimentell bestimmt<br />

werden. Wie in Abb. 10.22 prinzipiell dargestellt, muß die<br />

Gießmasse a selbstverständlich mittels Bolzen, Hinterschnitten<br />

oder Ausfräsungen an den Metallteilen gut verankert<br />

werden. Die Aussparungen b wurden nachträglich bearbeitet,<br />

da ein Kontakt an diesen Stellen eher hinderlich ist.<br />

Die Herstellung von Gießmasse-Mitnahmen erfordert Erfahrung<br />

und entsprechende Einrichtungen. Auch sind die Gestehungskosten<br />

verhältnismäßig hoch, weshalb diese Lösung in<br />

der Praxis keine große Verbreitung gefunden hat.<br />

Bei Drehtischmaschinen, die mehrere gleiche Mitnahmevorrichtungen<br />

erfordern, kann dieses Verfahren indessen unter<br />

Umständen wirtschaftlich interessant werden.<br />

a<br />

a<br />

Abb. 10.22 Schweißvorrichtung mit Gießmasse-Mitnehmern<br />

b<br />

b


Schweißnahtprofile<br />

Um einwandfreie Resultate in bezug auf Dichtigkeit und<br />

mechanische Festigkeit zu gewährleisten, müssen die Nahtprofile<br />

gewisse Bedingungen erfüllen. Da die Festigkeit der<br />

Naht mindestens der allgemeinen Festigkeit der beiden verschweißten<br />

Teile entsprechen soll, muß die Schweißfläche<br />

etwa 2-2,5 mal dem Wandquerschnitt entsprechen.<br />

Am besten bewährt haben sich die seit vielen Jahren angewendeten<br />

V-Nähte, von denen zwei typische Beispiele in den<br />

Abbildungen 10.23 a und 10.23 b gezeigt werden.<br />

Das Profil in Abb. 10.23 a kommt für Teile mit gleichen<br />

Innendurchmessern zur Anwendung und ebenfalls für solche,<br />

die zum Antreiben bzw. Festhalten mit Außenschultern<br />

versehen werden können (z.B. zylindrische Gehäuse oder<br />

Druckbehälter, die wegen der großen Länge in der Mitte<br />

geteilt werden müssen). Das Profil in Abb. 10.23 b ist für<br />

aufgeschweißte Böden und Abschlußklappen besonders gut<br />

geeignet (z.B. Butangaspatronen für Feuerzeuge, Feuerlöscher,<br />

Aerosolflaschen).<br />

Die als Funktion der Wanddicke eingetragenen Dimensionen<br />

sind selbstverständlich als Vorschläge zu betrachten, die der<br />

Teilkonstruktion entsprechend angepaßt werden können.<br />

Immerhin darf die Schweißfläche nicht verkleinert werden.<br />

<strong>Kunststoffe</strong> mit hohem Reibwert neigen überdies bei zu kleinen<br />

Schrägungswinkeln zu Selbsthemmung, so daß die<br />

Zahnkrone das Teil nicht drehen kann und nur Material<br />

abfräst. Der Winkel von 15° darf deshalb nur in Sonderfällen<br />

unterschritten werden.<br />

Bei Nähten entsprechend Abb. 10.23 a soll zwischen den senkrecht<br />

zur Teilachse liegenden Flächen im ungeschweißten<br />

Zustand etwas Spiel vorhanden sein. Damit bezweckt man, den<br />

ganzen Anpressdruck zuerst auf die Schrägflächen zu leiten, da<br />

dieselben fast den ganzen Anteil an Festigkeit ausmachen.<br />

An diesen Nähten ist das Austreten einer Schweißbraue nicht<br />

zu vermeiden, was oft störend wirkt und eine Nacharbeit<br />

erfordert. Bei verschweißten Gehäusen, die bewegte mechanische<br />

Teile enthalten, kann das Abbröckeln der Schweißbraue<br />

im Inneren die Funktion gefährden und muß deshalb unbedingt<br />

verhindert werden.<br />

Die Abbildungen 10.24 a bis 10.24 d zeigen vier Vorschläge<br />

von Nahtformen, die mit Rillen zur Aufnahme der Schweißbraue<br />

ausgerüstet sind.<br />

Eine einfache Rille nach Abb. 10.24 a verdeckt zwar die<br />

Braue nicht, verhindert aber ein Vorstehen derselben über<br />

den Außendurchmesser, was in gewissen Fällen genügt.<br />

Oft wird auch eine überlappte Lippe mit einem kleinen<br />

Spalt entsprechend Abb. 10.24 b verwendet.<br />

Bei Abb. 10.24 c sind die Rillen so angeordnet, daß sie am<br />

Ende der Verschweißung abschließen.<br />

Abb. 10.24 d zeigt innen eine leicht überlappende Lippe, die<br />

die Rille völlig abschließt und jedes Austreten von Material<br />

verhindert. Die äußere Lippe liegt nach dem Verschweißen<br />

auf dem Gegenrand auf.<br />

Die Naht in Abb. 10.23 b kann, sofern die Abschlußkappe<br />

außen vorstehen darf, ebenfalls mit einem Rand versehen<br />

werden.<br />

t 0,1 t<br />

15°<br />

0,6 t<br />

t 0,6 t (min. 1 mm)<br />

0,4 t<br />

15°<br />

0,05 t<br />

0,6 t<br />

0,8 t 0,8 t<br />

1,8 t<br />

0,4 t<br />

a b<br />

Abb. 10.23 a. Nahtprofil mit Außenrand<br />

b. Nahtprofil ohne Außenrand<br />

Abb. 10.25 zeigt einen entsprechenden Vorschlag, wie er<br />

gelegentlich an Butangaspatronen verwendet wird. Im allgemeinen<br />

ist eine offene Rille ausreichend. Es besteht indessen<br />

auch die Möglichkeit, eine dünne Lippe mit einem Hinterschnitt<br />

entsprechend a vorzusehen, wodurch die Auffangrille<br />

vollständig abgedeckt wird. Diese Lösung kann selbstverständlich<br />

auch außen erwünscht sein. Sie erfordert indessen<br />

eine etwas kompliziertere Werkzeugauslegung zum Auswerfen<br />

und sollte deshalb auf die Fälle beschränkt bleiben, wo<br />

sie unerläßlich ist.<br />

1,8 t<br />

0,5 t<br />

5°<br />

a b<br />

c d<br />

15° 0,5 t<br />

Abb. 10.24 Nahtprofil mit Aufnahmerillen für die Schweißbraue<br />

t<br />

5°<br />

1,5 t 0,2 t<br />

30°<br />

101


Berechnung von Schwungmasse-<br />

Werkzeugen und Maschinen<br />

Um einen Kunststoff vom festen in den flüssigen Zustand zu<br />

bringen, ist eine gewisse, vom Material abhängige Wärmemenge<br />

notwendig. In der Praxis machen sich die Unterschiede<br />

innerhalb der technischen <strong>Kunststoffe</strong> indessen<br />

wenig bemerkbar, so daß sie in den nachfolgenden Betrachtungen<br />

vernachläßigt werden.<br />

Die zum Schmelzen erforderliche Wärme wird durch die in<br />

der rotierenden Masse enthaltene Energie erzeugt. Die beim<br />

Zusammenpressen der Nahtoberflächen entstehende Reibung<br />

bringt die Schwungmasse in weniger als einer Sekunde zum<br />

Stehen.<br />

Bei <strong>Kunststoffe</strong>n, die einen engbegrenzten Schmelzpunkt<br />

besitzen, wie z.B. DELRIN ® Acetalhomopolymer, sollte das<br />

Werkzeug nach dem Aufsetzen kaum mehr als 1-2 Umdrehungen<br />

ausführen. Ist der Anpreßdruck ungenügend, so<br />

dreht die Schwungmasse zu lange durch und schert das im<br />

Erstarren begriffene Material wieder ab. Dadurch entstehen<br />

abgeschwächte oder undichte Nähte.<br />

Für amorphe <strong>Kunststoffe</strong> ist diese Bedingung weniger wichtig,<br />

da sie langsamer erstarren. Man arbeitet indessen bei<br />

allen <strong>Kunststoffe</strong>n vorteilhaft mit höheren Anpreßdrücken<br />

als unbedingt notwendig, da die Qualität der Schweißnaht<br />

darunter nicht leidet.<br />

102<br />

0,8 T<br />

0,3 T<br />

Abb. 10.25 Nahtprofil mit Außen- und Innenabdeckung<br />

T<br />

a<br />

Um mit Schwungmasse-Werkzeugen gute Nähte zu erzielen,<br />

müssen folgende Größen betrachtet werden.<br />

– Umfangsgeschwindigkeit an der Schweißnaht<br />

Sofern dies technisch möglich ist, sollte sie nicht unter<br />

10 m/s liegen. Bei kleinen Teildurchmessern ist man indessen<br />

gelegentlich gezwungen, zwischen 5 und 10 m/s zu<br />

arbeiten, da sonst die Drehzahl zu hoch wird. Allgemein<br />

kann man indessen sagen, daß hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />

bessere Ergebnisse zeigen. Auch bezüglich der<br />

Abmessungen der Schwungmasse ist es von Interesse, mit<br />

möglichst hohen Drehzahlen zu arbeiten, da die Werkzeuge<br />

für ein gegebenes Teil kleiner werden.<br />

– Die Schwungmasse<br />

Da die in der Schwungmasse enthaltene Energie eine Funktion<br />

der Drehzahl und des Trägheitsmomentes ist, müssen<br />

beide Größen in Abhängigkeit zueinander festgelegt werden.<br />

Der Einfluß der Drehzahl erfolgt im Quadrat, so daß<br />

schon geringe Veränderungsmöglichkeiten derselben eine<br />

gute Anpassung an das gewünschte Resultat zulassen.<br />

Für technische <strong>Kunststoffe</strong> kann man allgemein annehmen,<br />

daß zum Verschweißen von 1 cm 2 projezierter Nahtoberfläche<br />

50 Nm Arbeit notwendig sind.<br />

Die Materialmenge, die geschmolzen werden muß, hängt<br />

indessen noch zusätzlich von der Genauigkeit ab, mit der<br />

die Nahtprofile aufeinander passen, also auch von den<br />

Spritztoleranzen. Es wäre deshalb müßig, zu genaue<br />

Berechnungen anzustellen, da man ohnehin meistens<br />

mit einer Anpassung der Drehzahl rechnen muß.<br />

– Der Anpreßdruck<br />

Wie schon weiter oben erwähnt, ist der Anpreßdruck so<br />

zu bemessen, daß das Werkzeug nach dem Aufsetzen nur<br />

noch etwa 1–2 Umdrehungen macht.<br />

Als Berechnungsgrundlage kann man annehmen, daß ein<br />

spezifischer Druck von 5 MPa auf die projezierte Nahtfläche<br />

erforderlich ist. Es genügt indessen nicht, den Kolbendurchmesser<br />

und den Luftdruck entsprechend festzulegen.<br />

Auch die Zufuhrleitungen und die Ventile müssen so<br />

dimensioniert sein, daß der Kolbenvorschub schlagartig<br />

erfolgt. Ist dies nicht der Fall, so fährt das Werkzeug zu<br />

langsam nach unten, und der Druck im Zylinder baut sich<br />

zu spät auf. Eine große Zahl fehlerhafter Schweißnähte in<br />

der Praxis sind auf diese Fehler zurückzuführen.<br />

– Der Nachdruck<br />

Das sich im flüssigen Zustand befindliche Material braucht<br />

eine gewisse Zeit zum Erstarren. Es ist deshalb unbedingt<br />

notwendig, den Druck entsprechend lange aufrechtzuerhalten.<br />

Die Zeitdauer hängt vom Kunststoff ab und wird<br />

am besten durch Versuche ermittelt. Für DELRIN ® liegt sie<br />

bei 0,5-1 Sekunde, während für amorphe <strong>Kunststoffe</strong><br />

etwas mehr Zeit benötigt wird.


Graphische Bestimmung<br />

der Schweißgrößen<br />

Das Nomogramm, Abb. 10.26, gestattet eine schnelle und<br />

einfache Festlegung der wichtigsten Daten und ist für alle<br />

technischen <strong>Kunststoffe</strong> durchaus geeignet.<br />

Zuerst bestimmt man den mittleren Nahtdurchmesser d in<br />

Abb. 10.27 sowie die projezierte Nahtfläche F.<br />

ø D (mm)<br />

120<br />

110<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

F (cm2 )<br />

4<br />

L (mm)<br />

30<br />

40<br />

506070<br />

80<br />

90 100<br />

120<br />

10000<br />

5000<br />

3000<br />

2000<br />

P (N)<br />

1000<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Abb. 10.26 Nomogramm zur Bestimmung der Schweißparameter<br />

2<br />

8000 t/min ød 25 mm<br />

7000 28<br />

6000 33<br />

5000 40<br />

4000 50<br />

3500 57<br />

3000 65<br />

2500 80<br />

2000 100<br />

1800 110<br />

1600 125<br />

1400 140<br />

1200 165<br />

1000 200<br />

3 1<br />

Beim eingezeichneten Beispiel beträgt die Fläche F etwa 3 cm2 und der mittlere Nahtdurchmesser d 60 mm. Man fährt also<br />

von der linken Skala von 3 cm2 ausgehend nach rechts bis zum<br />

Schnittpunkt mit der Durchmesserlinie 60 (Punkt 1) und von<br />

dort senkrecht nach oben. Dort wählt man dann einen Durchmesser<br />

und die dazugehörende<br />

Länge der Schwungmasse beliebig (Abb. 10.28). Immerhin<br />

sollte der Durchmesser größer sein als die Länge, um die<br />

Gesamthöhe des Werkzeuges klein zu halten.<br />

Im gezeigten Beispiel hat man einen Durchmesser von 84 mm<br />

gewählt, was eine Länge von 80 mm ergibt (Punkt 2).<br />

Dem Nomogramm ist eine Umfangsgeschwindigkeit von<br />

10 m/s zu Grunde gelegt, was für das gezeigte Beispiel<br />

von 60 mm ∅ eine Drehzahl von etwa 3200 U/min ergibt.<br />

Man kann indessen auch eine höhere Drehzahl, z.B. 4000,<br />

wählen, welche den Schnittpunkt 3 ergibt. Wenn man von<br />

diesem Punkt nach oben fährt, werden die Werkzeugabmessungen<br />

selbstverständlich kleiner. Im gezeigten Fall<br />

wurde auf Punkt 4 ein Durchmesser von 78 mm gewählt,<br />

zu dem eine Länge von 70 mm gehört.<br />

100<br />

Wenn man von der Fläche 3 cm2 horizontal auf die rechte<br />

Skala geht, findet man gleichzeitig den notwendigen<br />

Anpreßkraft, der im gezeigten Beispiel etwa 1500 N beträgt.<br />

Das Nomogramm berücksichtigt nur die Außenabmessungen<br />

des Werkzeuges und vernachläßigt die Bohrungen. Diese<br />

werden jedoch von der Aufnahmevorrichtung einigermaßen<br />

kompensiert, so daß die Werte trotzdem genügend genau<br />

sind.<br />

Ø d<br />

Abb. 10.27 Bestimmung des mittleren Nahtdurchmessers<br />

L<br />

Abb. 10.28 Schweißkopf-Abmessungen<br />

Ø d<br />

F F<br />

P<br />

Ø D<br />

103


Motorantriebsleistung<br />

Schwungmasse-Werkzeuge haben neben vielen anderen<br />

positiven Eigenarten auch den Vorteil, daß zum Antrieb<br />

nur geringe Leistungen benötigt werden.<br />

Da die totale Zykluszeit bei einer halb- oder vollautomatischen<br />

Anlage zwischen einer und zwei Sekunden liegt, hat<br />

der Motor genügend Zeit, die Schwungmasse auf die<br />

Betriebsdrehzahl zu beschleunigen. Die im Werkzeug enthaltene<br />

kinetische Energie wird während des Schweißvorganges<br />

in so kurzer Zeit in Wärme umgesetzt, daß dabei erhebliche<br />

Leistungen auftreten.<br />

Wenn z.B. die beiden auf dem Nomogramm (Abb. 10.26)<br />

aufgeführten Werkzeuge in 0,05 s abgebremst werden, geben<br />

sie während dieser Zeitdauer eine Leistung von etwa 3 kW<br />

ab. Wenn sie bis zur nächsten Schweißung eine Sekunde Zeit<br />

für die Wiederbeschleunigung haben, wäre dazu theoretisch<br />

nur eine Leistung von 150 W notwendig.<br />

Für die meisten in der Praxis anfallenden Teile genügen deshalb<br />

Motorleistungen von 0,5 kW.<br />

Wie schon bereits erwähnt, ist eine Anpassungsmöglichkeit<br />

der Drehzahl wünschenswert. Handelt es sich indessen um<br />

eine Produktionsanlage, auf der immer gleiche Teile verschweißt<br />

werden, so erfolgt die Anpassung der Drehzahl<br />

meistens durch Verändern der Riemenscheibendurchmesser.<br />

Qualitätskontrolle geschweißter Teile<br />

Um eine gleichmäßig gute Qualität zu erreichen, sollten die<br />

Nähte am Profilprojektor zuerst auf Paßgenauigkeit untersucht<br />

werden. Zu große Abweichungen der Profile sowie der<br />

Durchmesser (Spritzgußtoleranzen) können den Schweißvorgang<br />

erschweren und die Qualität vermindern. Korrekt dimensionierte<br />

Nähte und gewissenhaft verarbeitete Teile erübrigen<br />

ohne weiteres eine spätere systematische Kontrolle.<br />

Stimmen beispielsweise die Winkel der beiden Profile schlecht<br />

aufeinander, so entsteht nach Abb. 10.29 eine äußerst spitze<br />

Kerbe, die unter Belastung unzulässige Spannungsspitzen<br />

erzeugt, und damit die Festigkeit des ganzen Teils vermindert.<br />

Auch muß zuviel Material weggeschmolzen werden.<br />

Abb. 10.29 Profilfehler<br />

104<br />

Ausschlaggebend für die Beurteilung der Naht ist je nach der<br />

Anwendung die mechanische Festigkeit, die Dichtigkeit<br />

gegen flüssige oder gasförmige Stoffe oder beides zusammen.<br />

Die möglichen Prüfverfahren können wie folgt<br />

beschrieben werden:<br />

– Eine visuelle Kontrolle der Nähte ist nur sehr begrenzt<br />

möglich und gibt keine Auskunft betreffend der Festigkeit<br />

und der Dichtigkeit. Sie kann nur an Teilen erfolgen, an<br />

denen die Schweißbraue sichtbar ist. Wenn die Schweißbedingungen<br />

korrekt sind, muß am ganzen Nahtumfang<br />

eine kleine, gleichmäßige Braue austreten.<br />

Ist sie unregelmäßig, zu groß oder gar nicht vorhanden,<br />

so muß die Drehzahl korrigiert werden. Selbstverständlich<br />

hat man kein Interesse, mehr Kunststoff wegzuschmelzen<br />

als unbedingt erforderlich. Wenn indessen überhaupt kein<br />

Material austritt, hat man keine Gewähr, daß die Naht<br />

genügend gut verschweißt ist.<br />

Das Aussehen der Schweißbraue hängt nicht nur vom<br />

Kunststoff, sondern auch von der Viskosität und eventuellen<br />

Zusätzen ab. So ergibt z.B. DELRIN ® 100 eher eine faserige<br />

Braue, während DELRIN ® 500 einen verschmolzenen<br />

Schweißgrat zeigt. Des weiteren hat auch die Umfangsgeschwindigkeit<br />

einen Einfluß auf das Aussehen, so daß<br />

daraus keine Schlüsse in bezug auf die Qualität gezogen<br />

werden können.<br />

– Festigkeitsprüfungen der Nähte bis zu deren Zerstörung<br />

sind die einzige Möglichkeit, die Qualität der Schweißung<br />

richtig beurteilen und daraus endgültige Schlüsse ziehen<br />

zu können. Die weitaus meisten rotationsgeschweißten<br />

Teile sind geschlossene Behälter, die unter dauerndem<br />

oder kurzzeitigem Innen- oder Außendruck stehen (Feuerzeuge,<br />

Gaspatronen, Feuerlöscher). Daneben gibt es eine<br />

große Zahl Schwimmer, welche unbelastet sind und nur<br />

eine dichte Schweißung aufweisen müssen. Alle derartigen<br />

Teile wird man ungeachtet der im Betrieb tatsächlich<br />

auftretenden Spannungen am besten und einfachsten mittels<br />

langsam aber kontinuierlich ansteigendem Innendruck<br />

zum Bersten bringen. Eine derartige Anlage sollte die<br />

Möglichkeit bieten, die Teile während des Druckanstieges<br />

beobachten zu können.<br />

Aus sichtbaren, vor dem Bersten auftretenden Deformationen<br />

können sehr oft wertvolle Rückschlüsse auf eventuelle<br />

Konstruktionsfehler und daraus resultierende Schwachstellen<br />

gezogen werden.<br />

Nach dem Berstversuch sollen die Teile, vor allem aber<br />

die Schweißnähte, gründlich untersucht werden. Wenn die<br />

Naht korrekt dimensioniert und verschweißt ist, dürfen die<br />

Profilflächen nicht sichtbar sein. Die Brüche müssen quer<br />

durch die Naht oder an ihr entlang gehen. Im letzteren Fall<br />

läßt sich allerdings nicht feststellen, ob die Naht direkte<br />

Ursache des Bruches ist. Dies kann der Fall sein, wenn,<br />

wie z.B. in Abb. 10.29 gezeigt, eine starke Kerbwirkung<br />

vorhanden ist. Wenn es sich um Teile handelt, die im<br />

Betrieb unter dauerndem Innendruck stehen und Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt sind, so muß der Berstdruck<br />

8-10 mal dem Betriebsdruck entsprechen. Nur dann hat<br />

man Gewähr, daß sich das Teil über die ganze Lebensdauer<br />

den Erwartungen entsprechend verhält (z.B. Butangas-Feuerzeuge).


Da es sich immer um zylindrische Körper handelt, ist es sehr<br />

aufschlußreich, die Tangential-Bruchspannungen nachzurechnen<br />

und sie mit der tatsächlichen Zugfestigkeit des <strong>Kunststoffe</strong>s<br />

zu vergleichen. Ist das Verhältnis schlecht, so muß die<br />

Ursache nicht unbedingt in der Schweißnaht gesucht werden.<br />

Konstruktionsfehler, Orientierung beim Füllen dünner Wände,<br />

ungünstige Anordnung oder Dimensionierung des Anschnittes,<br />

Schweißlinien oder seitliches Ausweichen des Kerns und<br />

somit unregelmäßige Wanddicken können ebenfalls Gründe<br />

dafür sein.<br />

Bei glasfaserverstärkten <strong>Kunststoffe</strong>n liegen die Verhältnisse<br />

etwas anders. Mit zunehmendem Glasgehalt erhöht sich<br />

einerseits die Festigkeit, andererseits wird der Anteil der<br />

schweißbaren Oberfläche wegen der vorhandenen Glasfasern<br />

kleiner. Somit wird das Verhältnis vom tatsächlichen zum<br />

theoretischen Berstdruck ungünstiger und die Schweißnaht<br />

kann in gewissen Fällen die schwächste Stelle werden.<br />

Wie wichtig schon die konstruktive Gestaltung rotationsverschweißter<br />

Druckbehälter ist, geht aus den folgenden zwei<br />

Beispielen hervor:<br />

Die beiden Patronen aus DELRIN ® 500 Acetalhomopolymer<br />

nach Abb. 10.30 wurden nach dem Verschweißen unter<br />

Innendruck geborsten und ergaben folgende Resultate:<br />

Patrone A riß in der Ebene X-X, ohne daß der zylindrische<br />

Teil oder die Schweißnaht beschädigt wurden. Dieser Bruch<br />

ist zweifellos auf den flachen Boden und die scharfe Innenkante,<br />

also einen Konstruktionsfehler, zurückzuführen.<br />

Der Berstdruck betrug nur 37% des theoretisch möglichen.<br />

X X<br />

A (schlecht) B (gut)<br />

Abb. 10.30 Schlecht und gut ausgelegte Druckkörper<br />

Patrone B barst zuerst in der Fließrichtung des Zylinders<br />

und anschließend der Naht entlang, ohne sie aufzureißen.<br />

Der Berstdruck betrug 80% des theoretisch errechneten,<br />

was als annehmbar betrachtet werden darf.<br />

Aus den Werten der mechanischen Nahtfestigkeit kann man<br />

allerdings keine Schlüsse in bezug auf die Dichtigkeit gegen<br />

Flüssigkeiten oder Gase ziehen.<br />

Druckbehälter und Schwimmer müssen deshalb noch zusätzlich<br />

mit dem entsprechenden Medium geprüft werden. Unter<br />

Innendruck stehende Gefäße wird man etwa mit dem halben<br />

Berstdruck belasten, um schwache Stellen sicher ermitteln<br />

zu können.<br />

X<br />

Schwimmer und andere geschlossene Behälter werden durch<br />

Eintauchen in heißes Wasser auf Blasenbildung an der Naht<br />

untersucht. Schneller und sicherer ist das Arbeiten mit<br />

Unterdruck, wozu ein einfaches Gerät, wie es gelegentlich<br />

zum Prüfen von wasserdichten Uhren verwendet wird,<br />

genügt.<br />

– Abb. 10.31 veranschaulicht ein solches Gerät und stellt<br />

einen entsprechenden Vorgang dar.<br />

Ein runder Glasbehälter a, dessen Größe den Teilen entsprechend<br />

gewählt wird, ist mit einem lose aufgelegten<br />

Deckel b über eine Weichgummidichtung verschlossen.<br />

Ein Sieb c hält die Prüflinge unter Wasser. Da das Wasserniveau<br />

bis nahe an den Gefäßrand reicht, muß nur ein<br />

geringes Luftvolumen abgesaugt werden, um einen ausreichenden<br />

Unterdruck zu erzeugen. Dazu genügt schon ein<br />

einziger Kolbenhub einer handbetätigten Pumpe. Vorzugsweise<br />

wird man das Gerät mit einem einstellbaren Ventil<br />

versehen, um den Unterdruck zu begrenzen und damit<br />

Blasenbildung durch Sieden zu vermeiden.<br />

c<br />

d<br />

Abb. 10.31 Vakuum-Dichtigkeitsprüfgerät<br />

Prüfung von Schweißnähten durch Mikrotomschnitte<br />

Wenn die konstruktive Auslegung und die Schweißung korrekt<br />

durchgeführt werden, sollten sich Mikrotomschnitte erübrigen.<br />

Sie erfordern nicht nur einen erheblichen Aufwand<br />

an Einrichtungen, sondern auch entsprechende Erfahrungen.<br />

Immerhin läßt sich damit gelegentlich die Ursache undichter<br />

Nähte feststellen, wie dies z.B. auf Abb. 10.32 der Fall ist.<br />

Man sieht hier deutlich, wie die V-Rille durch die Schweißpressung<br />

aufgedrückt und das Gegenprofil nicht bis auf den<br />

Grund geschweißt wurde. Der offen gebliebene Hohlraum<br />

mit der scharfen Ecke hat nicht nur eine Kerbwirkung, sondern<br />

erhöht auch die Gefahr der Undichtheit.<br />

Die Prüfung von Rotationsschweißnähten sollte nur zu Beginn<br />

einer Produktion und später nur noch in Form von Stichproben<br />

durchgeführt werden oder wenn die Gefahr besteht, daß sich<br />

in der Verarbeitung oder im Schweißvorgang etwas verändert<br />

hat. Die Ausschußquote bleibt bei richtigem Vorgehen klein<br />

und rechtfertigt deshalb nicht die systematische Prüfung aller<br />

Teile.<br />

b<br />

a<br />

105


Abb. 10.32 Dünnschnitt-Kontrolle<br />

Schweißen von Teilen mit Doppelnähten<br />

Das gleichzeitige Schweißen von zwei Nähten, wie dies z.B.<br />

für den Vergaserschwimmer nach Abb. 10.33 notwendig ist,<br />

erfordert besondere Maßnahmen und vermehrte Sorgfalt. Die<br />

Praxis hat gezeigt, daß keine guten Resultate erzielt werden<br />

können, wenn die beiden Hälften mittels Zahnkronen angetrieben<br />

bzw. gehalten werden. Es müssen deshalb auf jeden<br />

Fall Vertiefungen oder Rippen vorgesehen werden. Weiterhin<br />

ist es vorteilhaft, am Werkzeug die innere Auflagefläche<br />

gegenüber der äußeren in der Höhe einstellbar vorzusehen,<br />

um damit den Anpressdruck den Anforderungen entsprechend<br />

auf die beiden Nähte verteilen zu können.<br />

Die Schwungmasse und den Anpressdruck wird man in solchen<br />

Fällen für die Summe der Nahtoberflächen bemessen.<br />

Dagegen soll die Drehzahl dem kleineren Durchmesser entsprechend<br />

gewählt werden.<br />

Abb. 10.33 zeigt einen Doppelnaht-Schwimmer mit geeigneten,<br />

einstellbaren Aufnahmen und kleinen Rippen zum<br />

Antreiben bzw. Festhalten der Teile. Nach dem Schweißen<br />

fährt die Spindel nicht ganz nach oben, um ein Einlegen des<br />

Teils in das stehende Werkzeug zu ermöglichen.<br />

Erst danach wird eingekuppelt und die Schwungmasse auf<br />

Drehzahl gebracht.<br />

Es ist empfehlenswert, die Kunststoffteile so zu dimensionieren,<br />

daß man die innere Naht zuerst anfängt zu schweißen,<br />

d.h. wenn die äußere noch etwa 0,2-0,3 mm Luft aufweist<br />

(Abb. 10.34).<br />

Das Schweißen von doppelten Nähten wird umso schwieriger,<br />

je größer das Verhältnis der beiden Durchmesser ist. Obwohl<br />

man in der Praxis Teile mit einem Außendurchmesser von<br />

50 mm und einem Innendurchmesser von 10 mm noch verbinden<br />

konnte, sind das doch Ausnahmefälle.<br />

106<br />

Abb. 10.33 Doppelnaht-Schweißung mit Antriebs- bzw. Halterippen<br />

Abb. 10.34 Verzögerter Beginn der Außenhautschweißung<br />

Abb. 10.35 Umgehen der Doppelschweißung mittels eines dritten<br />

Teils (Zerlegung der Doppelnaht in zwei getrennte<br />

Schweißungen)


Man darf derartige Konstruktionen nur mit größter Vorsicht<br />

und nach entsprechender Beratung durch Fachleute ausführen.<br />

Wenn man den sicheren Weg beschreiten und kein Risiko<br />

eingehen will, wählt man besser eine Lösung entsprechend<br />

Abb. 10.35. Hier ist die Doppelnaht in zwei einfache Schweißungen<br />

getrennt, die nacheinander erfolgen und bei richtiger<br />

Anpassung keine Probleme darstellen. Da bei dieser Lösung<br />

die Teile normal mit Zahnkronen angetrieben werden können,<br />

lassen sie sich leichter in eine vollautomatische Anlage<br />

einfügen. Der Gesamtaufwand ist deshalb kaum größer als<br />

für eine Doppelnaht, dagegen sind keine langwierigen und<br />

kostspieligen Vorversuche notwendig<br />

.<br />

Das Verschweißen gefüllter<br />

und verschiedenartiger <strong>Kunststoffe</strong><br />

Gefüllte <strong>Kunststoffe</strong> lassen sich im allgemeinen ebenso gut<br />

rotationsschweißen wie ungefüllte. Wenn die Füllstoffe den<br />

Reibwert vermindern, muß unter Umständen der Schweißdruck<br />

erhöht werden, um die Abbremszeit der Schwungmasse<br />

kurz zu halten.<br />

Bei glasfasergefüllten Materialien wird die Nahtfestigkeit<br />

theoretisch kleiner, da die Glasfasern die tatsächlich verschweißte<br />

Fläche verringern. Diese Tatsache macht sich<br />

in der Praxis indessen selten bemerkbar, da der schwächste<br />

Punkt meistens ohnehin nicht in der Naht liegt. Falls erforderlich,<br />

kann das Nahtprofil etwas vergrößert werden.<br />

Glasfasern bewirken in allen <strong>Kunststoffe</strong>n eine erhebliche<br />

Verkleinerung der Bruchdehnung, so daß Spannungskonzentrationen<br />

verheerend wirken. Diesem Umstand wird in der<br />

Konstruktion viel zu wenig Rechnung getragen.<br />

Gelegentlich steht man auch vor dem Problem, <strong>Kunststoffe</strong><br />

verschiedener Gruppen und ungleicher Schmelzpunkte verschweißen<br />

zu müssen. Dies wird naturgemäß umso schwieriger,<br />

je weiter die Schmelzpunkte auseinander liegen. Man<br />

kann in solchen Fällen nicht mehr von einer eigentlichen<br />

Verschweißung sprechen, da es sich mehr um ein mechanisches<br />

Verhängen der Oberflächen handelt. Die Nahtfestigkeit<br />

genügt dann nur noch geringen Anforderungen. Es kann auch<br />

notwendig sein, spezielle Nahtprofile anzuwenden und mit<br />

sehr hohen Schweißdrücken arbeiten zu müssen.<br />

Die wenigen in der Praxis vorkommenden Verbindungen<br />

dieser Art betreffen indessen ausschließlich unbelastete<br />

Schweißnähte.<br />

Als typische Beispiele dieser Art kann man Ölstandsanzeiger<br />

und Schaugläser aus Polycarbonat erwähnen, die in Gehäuse<br />

aus DELRIN ® eingeschweißt werden.<br />

Nachfolgende Versuchsresultate sollen einige Anhaltspunkte<br />

über mögliche Verbindungen von DELRIN ® mit anderen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />

geben:<br />

Der in Abb. 10.13 gezeigte Schwimmer aus DELRIN ® erreicht<br />

einen Berstdruck von etwa 4 MPa.<br />

Wird eine Abschlußkappe aus einem anderen Material auf<br />

den Körper aus DELRIN ® geschweißt, so ergeben sich folgende<br />

Berstdrücke:<br />

ZYTEL ® 101 (Polyamid) 0,15–0,7 MPa<br />

PC 1,2 –1,9 MPa<br />

PMMA 2,2 –2,4 MPa<br />

ABS 1,2 –1,6 MPa<br />

Dabei ist zu beachten, daß bei allen erwähnten Verbindungen<br />

die Schweißnaht schwächer ist als die Materialfestigkeit.<br />

Rotationsschweißen von weichen<br />

Thermoplasten und Elastomeren<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen (PTFE) hat ein Kunststoff<br />

einen umso höheren Reibwert, je weicher er ist.<br />

Das Rotationsschweißen wird deshalb aus drei Gründen mit<br />

zunehmender Weichheit schwieriger oder sogar unmöglich.<br />

– Der hohe Reibwert hat eine so starke Bremswirkung, daß<br />

die Schwungmasse nicht im Stande ist, durch Reibung<br />

Wärme zu erzeugen. Ein großer Teil der Energie wird<br />

durch die Deformation des Teils absorbiert, ohne daß<br />

genügend Relativbewegung auf den Schweißflächen stattfindet.<br />

Erhöht man die Energie, so riskiert man eher eine<br />

Beschädigung der Teile als eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />

Das Problem kann manchmal so gelöst werden, daß man<br />

Schmierstoff auf die Nahtfläche sprüht (z.B. Silikon-<br />

Formtrennmittel). Dadurch wird der Reibwert zuerst sehr<br />

klein und die Drehung findet normal statt. Auf Grund der<br />

hohen spezifischen Pressung wird der Schmierstoff jedoch<br />

sehr schnell weggedrückt, wodurch der Reibwert ansteigt<br />

und das Material zum Schmelzen kommt.<br />

– Bei weichen <strong>Kunststoffe</strong>n, die im Gegenteil einen sehr<br />

niedrigen Reibwert aufweisen (PTFE), müßte der spezifische<br />

Flächendruck sehr viel höher sein, um in kurzer Zeit<br />

genügend Reibwärme zu erzeugen. Die meisten Teile wären<br />

ohnehin nicht im Stande, den hohen Axialdruck ohne bleibende<br />

Deformation aufzunehmen. Für diese <strong>Kunststoffe</strong><br />

gibt es gegenwärtig noch kein sicheres Vorgehen, um<br />

befriedigende Rotationsschweißungen zu erzeugen.<br />

– Teile aus weichen <strong>Kunststoffe</strong>n können nur schwer in Aufnahmevorrichtungen<br />

festgehalten bzw. gedreht werden. Die<br />

Übertragung des hohen Drehmomentes wird deshalb ein<br />

oft unlösbares Problem, vor allem auch, weil kaum Zahnkronen<br />

verwendet werden können.<br />

Zusammenfassend kann man deshalb sagen, daß derartige<br />

Grenzfälle mit äußerster Vorsicht zu behandeln sind, und daß<br />

die Entwicklungen entsprechende Vorversuche unumgänglich<br />

machen.<br />

Beispiele handelsüblicher<br />

und experimenteller Schweißmaschinen<br />

Die in Abb. 10.36-10.38 gezeigten Maschinen sollen einige<br />

ausgewählte Beispiele aus der großen Zahl der in der Praxis<br />

verwendeten Schweißvorrichtungen illustrieren.<br />

107


Beispiele für handelsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine sowie<br />

für Versuchsmaschinen<br />

Abb. 10.36 Handelsübliche Mecasonic Rotationsschweißmaschine<br />

108


Abb. 10.37 Tisch-Rotationsschweißmaschine<br />

In der Grundausführung, die das Bild zeigt, ist die Maschine mit einem Dreiphasen-Kurzschlußankermotor ausgerüstet.<br />

Die Schwungmasse mit der Aufnahmevorrichtung ist direkt auf der Kolbenstange gelagert und entspricht dem in Abb. 10.12/10.13<br />

gezeigten Prinzip. Die Maschine wird auch mit Drehtisch, regelbarer Drehzahl und vollautomatischer Zuführung verwendet.<br />

109


Abb. 10.38 Rotationsschweißmaschine<br />

110


Ultraschallschweißen<br />

Einführung<br />

Das Ultraschallschweißen ist ein schnelles und wirtschaftliches<br />

Verfahren zur Verbindung von Kunststoffteilen und<br />

eignet sich hervorragend zur Montage qualitativ hochwertiger,<br />

in großen Stückzahlen hergestellter Kunststoffartikel.<br />

Das Ultraschallschweißen ist ein relativ neues Verfahren, das<br />

sich bei amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n wie Polystyrol, die eine niedrige<br />

Erweichungstemperatur aufweisen, problemlos anwenden<br />

läßt. Beim Verschweißen von amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n mit<br />

höheren Erweichungstemperaturen, von kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />

und von <strong>Kunststoffe</strong>n mit geringer Steifheit erfordern<br />

die Konstruktion sowie die Montage sorgfältige Planung und<br />

Kontrolle.<br />

Dieser Beitrag soll die theoretischen Grundlagen und die<br />

praktischen Leitlinien für das Ultraschallschweißen von Teilen<br />

aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont darstellen.<br />

Das Ultraschall-Schweißverfahren<br />

Beim Ultraschallschweißen werden hochfrequente Schwingungen<br />

mit Hilfe eines vibrierenden Schweißwerkzeuges,<br />

der sogenannten «Sonotrode», auf zwei zu verschweißende<br />

Teile oder Werkstoffschichten übertragen. Die Verschweißung<br />

tritt infolge der Wärme ein, die an den Berührungsflächen<br />

der schwingenden Teile oder Schichten erzeugt wird.<br />

Die zum Ultraschallschweißen benötigte Geräteausrüstung<br />

besteht aus einer Haltevorrichtung zur Fixierung der Teile,<br />

einer Sonotrode, einem elektromechanischen Wandler zur<br />

Erregung der Sonotrode, einem Hochfrequenzgenerator und<br />

einer Zeitsteuerung.<br />

Wandler oder<br />

Konverter<br />

Sonotrode<br />

Kunststoffteile<br />

Haltevorrichtung<br />

Hochfrequenzgenerator<br />

Zeitsteuerung<br />

Abb. 10.41 Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />

Abb. 10.42 Typische Ultraschall-Schweißgeräte, b mit magnetostriktivem<br />

Wandler, a mit piezoelektrischem Wandler<br />

Das in Abb. 10.41 dargestellte Schweißgerät wird weiter unten<br />

noch im einzelnen beschrieben. Typische handelsübliche Ultraschallschweißgeräte<br />

sind in Abbildung 10.42 dargestellt.<br />

Die durch die Sonotrode auf die zu verschweißenden Teile<br />

übertragenen Schwingungen lassen sich als Wellen verschiedener<br />

Arten beschreiben:<br />

a. Längswellen breiten sich in jedem Material aus: in Gasen<br />

und Flüssigkeiten ebenso wie in festen Stoffen. Sie pflanzen<br />

sich in der Richtung der Achse der Schwingungsquelle<br />

fort. Identische Schwingungszustände (d.h. Schwingungsphasen)<br />

sind sowohl dimensional als auch longitudinal<br />

von der Wellenlänge abhängig. Beim Betrieb mechanischer<br />

Resonatoren spielt die Längswelle fast ausschließlich<br />

die Rolle eines immateriellen Energieträgers<br />

(Abb. 10.43a).<br />

b. Im Gegensatz zur Längswelle kann die Transversalwelle<br />

nur in festen Körpern erzeugt und weitergeleitet werden.<br />

Transversalwellen sind hochfrequente elektromagnetische<br />

Wellen, Licht usw. Scherspannungen sind erforderlich,<br />

um eine Transversalwelle zu erzeugen. Letztere bewegt<br />

sich in einer Richtung, die rechtwinklig zur Schwingungsquelle<br />

verläuft (Transversalschwingung). Diese Art von<br />

Wellen ist so weit wie möglich beim Ultraschallschweißen<br />

zu unterdrücken, da nur die Grenzflächenschicht der<br />

Sonotrode Schwingungen unterworfen ist und somit<br />

keine Energie auf die Berührungsflächen der Energieverbraucher<br />

übertragen wird (Abb. 10.43b).<br />

a<br />

b<br />

111


c. Zirkularwellen werden ausschlielich durch die Längserregung<br />

eines Teils hervorgerufen. Darüberhinaus setzt<br />

die Entstehung solcher Wellen im Anwendungsbereich<br />

von Ultraschall asymmetrische Massenverhältnisse voraus.<br />

In dem Bereich, mit dem wir uns befassen, bringt<br />

diese Wellenart erhebliche Probleme mit sich. Wie in<br />

Abb. 10.43c dargestellt, werden an der Oberfläche des<br />

benutzten Mediums Bereiche geschaffen, die hohen<br />

Druckbelastungen ausgesetzt sind; es treten auch Bereiche<br />

hoher Zugspannung auf, was bedeutet, daß partielle<br />

Kräfte hoher Intensität erzeugt werden.<br />

Übrigens werden bei der Übertragung der Ultraschallwellen<br />

vom Wandler zur Sonotrode durch diese Wellen reziproke<br />

Schwingungen vom piezoelektrischen Keramikinstrument<br />

zum Wandler hervorgerufen, die zur Zerstörung der Piezoelemente<br />

führen können.<br />

Bei der Konstruktion von Sonotroden sollten diese Gegebenheiten<br />

und die Unterdrückung zirkular polarisierter Wellen<br />

sorgfältig beachtet werden.<br />

Beim Schweißvorgang setzt die wirksame Verwendung der<br />

Ultraschallenergie voraus, daß eine bestimmte Menge örtlich<br />

begrenzter molekulärer Reibungswärme erzeugt wird, um<br />

absichtlich eine gewisse «Ermüdung» der Werkstoffschicht<br />

an der Nahtstelle oder Berührungsfläche zwischen den zu<br />

verschweißenden Kunststoffteilen hervorzurufen.<br />

Während des Schweißens wird in den zu verschweißenden Teilen<br />

durchgängig Wärme erzeugt. Abb. 10.44 illustriert einen<br />

Versuch, bei dem ein Stab von 10 × 10 mm Durchmesser und<br />

60 mm Länge mit einem flachen Block aus einem ähnlichen<br />

Kunststoff verschweißt wird. Zur Übertragung von Ultraschallschwingungen<br />

auf den Stab wird an dessen oberem Ende ein<br />

Ultraschall-Schweißwerkzeug angebracht.<br />

112<br />

Bewegungsrichtung<br />

der Partikel<br />

Schwingungsrichtung<br />

der<br />

Partikel<br />

B A B A B A<br />

(b)<br />

�<br />

(a)<br />

Fortpflanzungsrichtung<br />

der Wellen<br />

�<br />

Fortpflanzungsrichtung<br />

der Wellen<br />

Wellenlänge Bewegungsrichtung<br />

der Partikel<br />

�<br />

(c)<br />

Fortpflanzungsrichtung der Wellen<br />

Abb. 10.43 a. Längswelle – b. Transversalwelle – c. Zirkularwelle<br />

Der Block ruht auf einer festen Unterlage, die als Reflektor für<br />

die Schallwellen dient, die durch den Stab und den Block wandern.<br />

An verschiedenen Punkten entlang des Stabes werden<br />

Thermoelemente angebracht. Ultraschall-Schwingungen werden<br />

5 Sekunden lang zur Anwendung gebracht. Das Diagramm<br />

zeigt die zeitabhängige Temperaturänderung an den 5 Meßpunkten<br />

entlang des Stabes. Die höchsten Temperaturen sind<br />

an der Berührungsfläche zwischen Schweißwerkzeug und Stab<br />

sowie an der Berührungsfläche zwischen Stab und Block anzutreffen,<br />

sie treten jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten auf.<br />

Wenn an der Berührungsfläche zwischen den Teilen genügend<br />

Wärme erzeugt wird, kommt es zur Erweichung und zum<br />

Schmelzen der Kontaktflächen. Unter Druck entsteht eine<br />

Schweißnaht.<br />

Schweißgeräte<br />

Die zum Ultraschallschweißen erforderlichen Geräte sind im<br />

Vergleich zu der Ausrüstung, die für andere Schweißverfahren<br />

wie Reibschweißen oder Heizelementschweißen benötigt<br />

wird, relativ aufwendig und kompliziert. Zu einem kompletten<br />

System gehören ein elektrischer Hochfrequenzgenerator,<br />

Zeitsteuerungen, ein Wandler, der elektrische Energie in<br />

mechanische Schwingungen umsetzt, eine Sonotrode und<br />

eine – gegebenenfalls automatisierte – Haltevorrichtung<br />

für die zu verschweißenden Teile.<br />

a. Hochfrequenzgenerator<br />

Bei den meisten handelsüblichen Geräten erzeugt die Generatoreinheit<br />

eine Ausgangsfrequenz von 20 kHz mit einer<br />

durchschnittlichen Nennleistung, die zwischen einigen hundert<br />

und über tausend Watt liegen kann. In neuerer Zeit hergestellte<br />

Generatoren sind volltransistoriert, arbeiten mit<br />

niederigeren Spannungen als die früheren Röhrengeräte und<br />

weisen Impedanzen auf, die denen der gebräuchlichsten<br />

Wandler, die an den Generatorausgang angeschlossen werden,<br />

recht nahe kommen.<br />

b. Wandler<br />

Die zum Ultraschallschweißen verwendeten Wandler sind<br />

elektromechanische Vorrichtungen, die dazu dienen, hochfrequente<br />

elektrische Impulse entweder nach dem piezoelektrischen<br />

oder aber nach dem magnetostriktiven Prinzip in<br />

hochfrequente mechanische Schwingungen umzuwandeln.<br />

Piezoelektrische Werkstoffe ändern ihre Länge, wenn eine<br />

elektrische Spannung angelegt wird. Sie können eine Kraft<br />

auf alles ausüben, was sie daran zu hindern sucht, ihre<br />

Abmessungen zu verändern – so zum Beispiel die Trägheit<br />

einer an das piezoelektrische Material angrenzenden Masse.<br />

c. Sonotrode<br />

An den Ausgang des Wandlers wird eine Sonotrode angeschlossen.<br />

Diese Sonotrode hat zwei Funktionen:<br />

a. sie überträgt die Ultraschall-Schwingungen auf die zu<br />

verschweißenden Teile;<br />

b. sie erzeugt den Druck, der erforderlich ist, um eine<br />

Schweißnaht zu bilden, sobald die Berührungsflächen<br />

geschmolzen sind.


Sonotrode<br />

15 15 15 15<br />

Reflektor<br />

(a)<br />

N 1<br />

N 2<br />

N 3<br />

N 4<br />

N 5<br />

Temperature, Temperatur, °C °C<br />

200<br />

100<br />

0<br />

20<br />

t, s<br />

(b)<br />

Die Kunststoffteile stellen für den Wandler eine «Last» oder<br />

Impedanz dar. Die Sonotrode dient zur Anpassung des Wandlers<br />

an diese Last und wird deshalb manchmal auch als Impedanz-Anpassungstransformator<br />

bezeichnet. Die Anpassung<br />

erfolgt durch Vergrößerung der Amplitude (und damit auch<br />

der Geschwindigkeit) der vom Wandler erzeugten Schwingungen.<br />

Als Maß für die Verstärkung kann die Gesamtbewegung<br />

oder doppelte Amplitude des Wandlerausgangs beispielsweise<br />

ungefähr 0,013 mm betragen, während die für<br />

den Schweißbereich geeigneten Schwingungen von 0,05 bis<br />

0,15 mm reichen können. Die Verstärkung oder der «Gewinn»<br />

ist einer der für die Konstruktion von Sonotroden ausschlaggebenden<br />

Faktoren. Einige typische Sonotroden sind in<br />

Abb. 10.45 dargestellt.<br />

Sonotroden mit stufenförmigem, konischem, Exponential-,<br />

Katenoid- oder Fourier-Profil und relativer Angabe der<br />

Schwingungsamplitude (bzw. -geschwindigkeit) und der<br />

sich daraus ergebenden Spannungsverteilung entlang des<br />

Sonotrodenkörpers können an den «Spannungsbäuchen»,<br />

die an den Enden eines jeden Halbwellen-Elements auftreten,<br />

vgl. Abb. 10.46, kaskadenartig miteinander verbunden<br />

werden.<br />

Derart gekoppelte Sonotroden verstärken die Schwingungsamplitude<br />

der letzten in Serie geschalteten Sonotrode (oder<br />

schwächen sie ab, soweit erwünscht). Eine solche Anordnung<br />

ist in Abb. 10.47 dargestellt. Die mittlere, zwischen<br />

Wandler und Schweiß-Sonotroden angeordnete Sonotrode<br />

wird üblicherweise als Booster bezeichnet und stellt eine<br />

bequeme Methode dar, die Amplitude zu verändern, die<br />

eine wichtige Variable beim Ultraschallschweißen<br />

darstellt.<br />

p<br />

5<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1<br />

10<br />

Schweißnaht<br />

Temperature, Temperatur, °C °C<br />

250<br />

200<br />

140<br />

100<br />

l, mm<br />

30 40 0 15 30 45 60<br />

Thermoelemente<br />

N 1 N 2 N 3 N 4 N 5<br />

(c)<br />

Sonotroden<br />

p<br />

Reflektor<br />

Abb. 10.44 Temperaturunterschiede entlang einem Kunststoffstab, der T-förmig durch Ultraschall mit einer Platte aus dem gleichen Werkstoff<br />

verschweißt wurde. a. Schematische Darstellung des Wandlers, der zu verschweißenden Stücke und der Thermoelemente.<br />

b. Temperaturänderung in Abhängigkeit von der Zeit an verschiedenen Punkten entlang des Stabes. c. Abgelesene Temperaturwerte<br />

bei anliegender maximaler Schweißtemperatur (gestrichelte Linie) und im Stab erzeugte Spitzentemperaturen (durchgezogene Linie).<br />

Bei der Kopplung von Sonotroden ist sorgfältig darauf zu achten,<br />

daß die Schweiß-Sonotrode beim Betrieb nicht überlastet<br />

wird, was zu ihrer Zerstörung infolge Ermüdung führt.<br />

Einige Sonotroden-Werkstoffe sind anderen darin überlegen,<br />

große Bewegungen ohne Zerstörung zu überstehen. Hochleistungs-Titanlegierungen<br />

stehen insoweit an erster Stelle.<br />

Andere geeignete Werkstoffe für Sonotroden sind Monel-<br />

Metall, Edelstahl und Aluminium. Sonotrodenwerkstoffe<br />

dürfen keine akustische Energie in Wärme umwandeln.<br />

Kupfer, Blei, Nickel und Gußeisen sind als Werkstoffe<br />

für Sonotroden ungeeignet. Die in Abb. 10.46 gezeigten<br />

Sonotrodenkonstruktionen eignen sich nur zum Schweißen<br />

kleinerer Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont.<br />

Abb. 10.45 Typische Sonotroden<br />

240<br />

113


Teile aus Werkstoffen wie Polystyrol mit einer Gesamtgröße,<br />

die größer ist als der Endbereich einer Sonotrode, können<br />

mit «Punkt»-Sonotroden verschweißt werden, wie sie in<br />

Abb. 10.45 gezeigt sind.<br />

Zum Verschweißen größerer Einzelteile aus technischen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont, deren Durchmesser 25 mm übersteigt,<br />

sollte die Form des Sonotrodenendes der Auslegung<br />

der Schweißverbindung entsprechen. Stab- und Hohlsonotroden,<br />

wie sie in Abb. 10.47 dargestellt sind, eignen sich zum<br />

Schweißen größerer rechteckiger bzw. kreisförmiger Stücke.<br />

Weitere Einzelheiten dieser wichtigen Beziehung zwischen<br />

der Konstruktion der Teile und der Gestaltung der Sonotrode<br />

werden im Abschnitt Konstruktive Überlegungen ausführlicher<br />

erörtert.<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Wandlereinheit<br />

Booster-<br />

Sonotrode<br />

Schweißsonotrode<br />

114<br />

a.<br />

b.<br />

c.<br />

A<br />

N<br />

A<br />

N<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Länge (mm)<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Profil<br />

Geschwindigkeit<br />

Spannung<br />

Abb. 10.46 Folgende Sonotrodenprofile dienen der Verstärkung der<br />

Wandlerausgangsleitung: a. stufenförmig. b. konisch.<br />

c. exponential. d. Katenoid. e. Fourier. Die Änderung der<br />

Partikelgeschwindigkeit und der Spannung entlang der<br />

Sonotrode ist unter dem jeweiligen Profil graphisch<br />

dargestellt.<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

400<br />

25 µm � 0 � 25 µm<br />

700 bars � � 700 bars<br />

Abb. 10.47 Konische oder stufenförmige Sonotroden können kaskadenförmig<br />

gekoppelt werden, um eine höhere Verstärkung<br />

zu erzielen. Die Abbildung zeigt die Meßwerte<br />

der Amplitude und der Spannung an verschiedenen<br />

Punkten entlang des Systems. Schwingungsknoten und<br />

Schwingungsbäuche treten jeweils an den mit N und A<br />

gekennzeichneten Punkten auf.<br />

d.<br />

e.<br />

�<br />

Die Breite oder der Durchmesser stabförmiger oder hohler<br />

Sonotroden ist in vielen Fällen auf Abmessungen beschränkt,<br />

die 1 /4 der Wellenlänge des Ultraschalls im Sonotrodenwerkstoff<br />

nicht übersteigen. Wenn die Breite einer Sonotrode diesen<br />

Grenzwert überschreitet, werden seitliche Schwingungskomponenten<br />

in der Sonotrode angeregt. Dadurch verringert sich<br />

der Wirkungsgrad der Sonotrode. Für Titan-Sonotroden mit<br />

Standard-Konstruktionen stellen Breiten von 65 bis 75 mm<br />

die Obergrenze dar. Größere Sonotroden können mit Einkerbungen<br />

hergestellt werden, durch die seitliche Abmessungen<br />

von mehr als 1 /4 der Wellenlänge unterbrochen werden.<br />

Große Teile können auch mit mehreren zusammengefaßten<br />

Sonotroden verschweißt werden. Eine Methode besteht<br />

darin, mehrere mit je einem Wandler versehene Sonotroden<br />

gleichzeitig aus einzelnen Generatoren oder der Reihe nach<br />

aus einem Generator zu speisen. Bei einer anderen Methode<br />

wird eine Gruppe von Sonotroden an einen einzigen Wandler<br />

angeschlossen, der, sobald er eingeschaltet wird, sämtliche<br />

Sonotroden gleichzeitig erregt.<br />

Wirksames Schweißen setzt voraus, daß die Sonotroden eine<br />

Resonanzfrequenz aufweisen, die der Nennfrequenz des<br />

Schweißgerätes von 20 kHz sehr nahe kommt. Deshalb stimmen<br />

die Hersteller von Schweißgeräten die Sonotroden<br />

elektronisch ab, indem sie minimale Veränderungen der Sonotrodenabmessungen<br />

vornehmen, um ein optimales Leistungsverhalten<br />

zu erzielen. Einfache stufenförmige Sonotroden aus<br />

Aluminium lassen sich zwar ohne Schwierigkeiten im Labor<br />

herstellen, um damit Prototypen von Schweißnähten auszuwerten;<br />

solche Sonotroden versagen aber rasch infolge Ermüdung,<br />

werden leicht schartig oder beschädigt und hinterlassen<br />

häufig Spuren auf den verschweißten Teilen. Deshalb sollten<br />

der Entwurf und die Anfertigung komplexer Sonotroden, oder<br />

Sonotroden aus speziellen Werkstoffen, solchen Geräteherstellern<br />

überlassen werden, die über die notwendigen Erfahrungen<br />

und Kenntnisse für die analytische und empirische Konstruktion<br />

von Sonotroden verfügen.<br />

d. Haltevorrichtung<br />

Haltevorrichtungen, mit denen die Teile ausgerichtet und<br />

während des Schweißens festgehalten werden, sind ein wichtiger<br />

Bestandteil des Schweißgerätes. Die Teile müssen zum<br />

Ende der Sonotrode so ausgerichtet und fixiert werden, daß<br />

während des Schweißvorganges ein gleichmäßiger Druck zwischen<br />

den Teilen aufrechterhalten wird. Wenn das untere der<br />

beiden zu verschweißenden Teile einfach auf den Schweißtisch<br />

gelegt wird, können beide Teile während des Schweißens<br />

unter der Sonotrode fortgleiten. Hochfrequente Schwingungen<br />

verringern die Wirkung von Reibungskräften, die die Teile<br />

unter normalen Umständen festhalten würden. Eine typische<br />

Haltevorrichtung ist in Abb. 10.48 dargestellt.<br />

Die am häufigsten verwendeten Haltevorrichtungen sind so<br />

ausgebildet, daß sie das untere der zu verschweißenden Teile<br />

aufnehmen und in der gewünschten Position sicher festhalten.<br />

Die Frage, ob ein Teil während des Schweißens so gut<br />

wie unbeweglich gehalten werden muß, ist bis heute noch<br />

nicht durch geeignete, kontrollierte Versuche geklärt worden.<br />

Einwandfreie Verschweißungen sind sowohl in Fällen<br />

beobachtet worden, in denen die Teile positioniert wurden,<br />

aber frei schwingen konnten, als auch in Fällen, in denen<br />

die Teile starr eingeklemmt waren.


Abb. 10.48 Haltevorrichtung<br />

Sonotrode<br />

Kunststoffteile<br />

Haltevorrichtung<br />

Luftdruck-Auswurfvorrichtung<br />

(beliebig)<br />

Die Haltevorrichtung sollte starr sein, so daß sich eine relative<br />

Bewegung zwischen dem Werkzeug und dem Amboß entwickelt<br />

und die Bewegungsenergie auf diese Weise auf das<br />

Kunststoffmaterial übertragen wird. Dies kann dadurch erreicht<br />

werden, daß man den Amboß kurz und massiv gestaltet oder<br />

aber auf ein Viertel der Wellenlänge abstimmt. Probleme können<br />

auftauchen, wenn der Anwender den Amboß ungewollt so<br />

bemißt, daß seine Länge der halben Wellenlänge entspricht, so<br />

daß er bei oder nahe bei 20 kHz in Resonanz gerät. Dies würde<br />

bewirken, daß der Amboß sich im Takt mit der Sonotrode<br />

bewegen kann und die dem Teil zugeführte Energie auf diese<br />

Weise entscheidend reduziert wird. Wenn seine Resonanzfrequenz<br />

geringfügig über oder unter 20 kHz liegt, treten unangenehme<br />

kreischende und heulende Geräusche auf, sobald<br />

die beiden Frequenzen sich zu überladen beginnen.<br />

Unterschiedliche Abflachungen oder Wandstärken einiger<br />

Formteile, die andernfalls eine gleichmäßige Verschweißung<br />

verhindern könnten, lassen sich durch Haltevorrichtungen<br />

ausgleichen, die mit elastomerem Material ausgekleidet sind.<br />

Gummistreifen oder gegossener und gehärteter Silikonkautschuk<br />

ermöglichen es, Teile in Haltevorrichtungen unter<br />

normalem statischem Druck auszurichten; unter hochfrequenten<br />

Schwingungen wirken sie jedoch wie starre Begrenzungen.<br />

Eine Gummiauskleidung kann auch dazu beitragen,<br />

unerwünschte Nebenschwingungen zu absorbieren, die häufig<br />

zur Rißbildung oder zum Schmelzen von Teilen an von<br />

der Schweißnaht entfernten Stellen führen. Eine andere<br />

bequeme Vorrichtung zur erstmaligen Ausrichtung der Teile<br />

und der Sonotrode ist ein einstellbarer Tisch, der in einer<br />

zum Ende der Sonotrode parallelen Fläche in zwei Achsen<br />

geneigt werden kann. Statt eines einstellbaren Tisches werden<br />

häufig dünne Unterlegeblöcke verwendet.<br />

Anwendungen mit hohen Produktionsmengen erfordern häufig<br />

die Verwendung automatisierter Geräte zur Handhabung<br />

und Fixierung der Teile. Für kleine Teile werden Rütteltrichter<br />

und Füllrinnen eingesetzt, um die Teile auf einen Karusselltisch<br />

zu befördern, der mit einer Vielzahl von Haltevorrichtungen<br />

zur Fixierung der Teile ausgestattet ist. Nicht<br />

selten werden mehrere Schweißvorgänge an verschiedenen,<br />

aufeinanderfolgenden Positionen des Karusselltisches<br />

ausgeführt.<br />

Konstruktive Überlegungen<br />

Die Konstruktion der Teile ist ein wichtiger Faktor, der häufig<br />

vernachlässigt wird, bis die Werkzeuge zusammengestellt<br />

und die ersten Schweißversuche mit Formteilen unternommen<br />

worden sind.<br />

a. Auslegung der Schweißnaht<br />

Der wohl kritischste Aspekt der Konstruktion von Teilen für<br />

das Ultraschallschweißen ist die Auslegung der Schweißnaht,<br />

insbesondere bei Werkstoffen mit kristalliner Struktur und<br />

hohem Schmelzpunkt, zu denen auch die technischen <strong>Kunststoffe</strong><br />

von Du Pont gehören. Für das Schweißen amorpher<br />

<strong>Kunststoffe</strong> ist die Nahtauslegung weniger kritisch. Es gibt<br />

zwei grundlegende Arten von Schweißnähten, die Schernaht<br />

und die Stumpfschweißnaht.<br />

Schernaht<br />

Die Schernaht ist die beim Ultraschallschweißen bevorzugte<br />

Verbindung. Sie wurde 1967 von Ingenieuren der Abteilung<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont in Genf entwickelt und<br />

wird seitdem weltweit mit großem Erfolg für die verschiedensten<br />

Anwendungen eingesetzt. Die Grundform einer Schernaht<br />

mit Standardabmessungen ist in den Abbildungen 10.49<br />

und 10.50 dargestellt, vor und nach dem Schweißvorgang.<br />

C E<br />

B<br />

A<br />

B<br />

D<br />

B<br />

Maß A: 0,2 bis 0,4 mm.<br />

Maß B: Dies ist die allgemeine Wanddicke.<br />

Maß C: 0,5 bis 0,8 mm. Diese Aussparung gewährleistet einen genau<br />

passenden Sitz des Deckels.<br />

Maß D: Diese Aussparung sollte vorgesehen werden, um einen guten<br />

Kontakt mit der Sonotrode zu erzielen.<br />

Maß E: Schweißtiefe. Sollte dem 1,25- bis 1,5fachen von B entsprechen,<br />

um maximale Festigkeit der Schweißnaht zu erzielen.<br />

Abb. 10.49 Abmessungen einer Schernaht<br />

Abb. 10.51 zeigt verschiedene Ausführungen dieser Nahtform.<br />

Wichtig ist, daß der anfängliche Kontakt auf einen kleinen<br />

Bereich beschränkt wird, der üblicherweise in einer Vertiefung<br />

oder Stufe eines der beiden zueinander auszurichtenden<br />

Teile besteht. Die Verschweißung erfolgt, indem zunächst<br />

die Berührungsflächen geschmolzen werden; in dem Maße,<br />

in dem die Teile dann aufeinander zugleiten, setzt sich der<br />

Schmelzvorgang entlang den vertikalen Wandungen fort.<br />

Der Schmiereffekt an den beiden Schmelzflächen verhindert<br />

Leck- und Hohlstellen, so daß dies die beste Schweißnaht für<br />

feste, hermetisch abschließende Verbindungen ist.<br />

115


C D<br />

Von allen Schweißnähten erfordert die Schernaht den<br />

geringsten Energieaufwand und die kürzeste Schweißzeit.<br />

Dies beruht auf der geringen anfänglichen Kontaktfläche<br />

und auf dem gleichmäßig fortschreitenden Schweißvorgang<br />

beim Schmelzen des Kunststoffs und dem Zusammengleiten<br />

der Teile. Die an der Nahtstelle erzeugte Wärme bleibt<br />

erhalten, solange die Schwingungen andauern, weil der<br />

geschmolzene Kunststoff während des Zusammengleitens<br />

und Verschmierens nicht mit Luft in Berührung kommt, die<br />

eine zu rasche Abkühlung bewirken würde.<br />

Abb. 10.52 stellt eine Kurve dar, die typische Schweißergebnisse<br />

bei Verwendung von Schernähten veranschaulicht. Sie<br />

stellt das Verhältnis von Schweißzeit und Schweißtiefe bzw.<br />

Festigkeit der Verschweißung dar. Schweißtiefe und Festigkeit<br />

sind einander direkt proportional.<br />

116<br />

Vor dem Schweißen Während des<br />

Schweißens<br />

B<br />

A<br />

B 1<br />

B 1 E<br />

Schweißgrat<br />

Haltevorrichtung<br />

Naht<br />

Abb. 10.50 Ablauf einer Schernahtschweißung<br />

Nach dem<br />

Schweißen<br />

Abb. 10.51 Verschiedene Ausführungen von Schernähten<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa MPa<br />

Depth Schweißtiefe, of weld, mm<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Abb. 10.52 Schernaht, typische Werte<br />

Schweißgrat<br />

0<br />

0 0,4 0,8<br />

1,2 1,6<br />

100<br />

50<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

0<br />

0 0,4 0,8<br />

1,2 1,6<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

Die Festigkeit der Schweißverbindung wird daher durch die<br />

Tiefe des eingetauchten Schweißteils bestimmt, die wiederum<br />

eine Funktion der Schweißzeit und der Konstruktion des Teiles<br />

ist. Die Schweißnähte können stärker als die angrenzenden<br />

Wandungen ausgebildet werden, indem man die Tiefe der<br />

Eintauchung mit der 1,25- bis 1,5fachen Wandstärke bemißt,<br />

um geringe Abweichungen der Formteile aufzufangen (siehe<br />

Maß E in Abb. 10.49).<br />

Verschiedene wichtige Aspekte der Schernaht müssen berücksichtigt<br />

werden: das obere Teil sollte so flach wie möglich<br />

sein, also nur einen Deckel darstellen. Die Wandungen des<br />

unteren Schweißteils müssen an der Schweißnaht durch eine<br />

enge Haltevorrichtung gestützt werden, um ein Ausdehnen<br />

durch den Schweißdruck zu verhindern.<br />

Nicht durchgängige oder qualitativ minderwertige Schweißnähte<br />

entstehen, wenn das obere Teil seitlich verrutscht oder<br />

vom unteren Teil abgleitet, der Rand des oberen Teils sich nach<br />

innen biegt oder die stufenförmige Kontaktfläche zu klein ist.<br />

Deshalb sollte die Passung zwischen den beiden Teilen vor<br />

dem Schweißen so eng wie möglich sein, ohne daß die Teile<br />

jedoch fest sitzen. Abgewandelte Auslegungen der Schweißnaht,<br />

wie sie in Abbildung 10.53 dargestellt sind, sollten für<br />

größere Teile wegen möglicher Maßabweichungen sowie für<br />

Teile, bei denen das Oberteil tief und flexibel ist, in Betracht<br />

gezogen werden. Die Sonotrode muß die Schweißnaht am<br />

Flansch berühren (Nahfeld-Methode).<br />

0,3 mm<br />

Stütze<br />

Abb. 10.53 Schernaht, Variante für große Teile<br />

Abb. 10.54 Schernähte mit Schweißgratspeichern


Bei der Auslegung der Schweißnaht sollte Vorsorge getroffen<br />

werden, daß der beim Schweißen verdrängte geschmolzene<br />

Werkstoff fließen kann. Wenn eine Gratbildung aus ästhetischen<br />

oder funktionellen Gründen vermieden werden muß,<br />

können Schweißgratspeicher in die Schweißnaht integriert<br />

werden, wie dies aus Abb. 10.54 ersichtlich ist.<br />

Stumpfschweißnaht<br />

Die zweite Grundform der Verbindung ist die Stumpfschweißnaht,<br />

die – mit Abwandlungen – in den Abbildungen 10.55,<br />

10.56 und 10.57 dargestellt ist. Von diesen weist die Nut-<br />

und Federverbindung die höchste mechanische Festigkeit<br />

auf. Obwohl die Stumpfschweißnaht recht einfach zu konstruieren<br />

ist, ist es außergewöhnlich schwierig, feste oder<br />

hermetisch schließende Schweißnähte in kristallinen <strong>Kunststoffe</strong>n<br />

zu erzielen. Feste Verbindungen lassen sich dagegen<br />

mit amorphen <strong>Kunststoffe</strong>n erzielen; bei komplexen Teilen<br />

kann es jedoch schwierig werden, hermetische Dichtungen<br />

zu erreichen.<br />

B A<br />

Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />

oder kleiner bei anderen Wandstärken.<br />

Maß B: <strong>Allgemeine</strong> Wanddicke.<br />

Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />

Deckels zu gewährleisten.<br />

Maß D: Spiel pro Seite 0,05 bis 0,15 mm.<br />

0,5 B<br />

B A 0,5 B<br />

A<br />

0,4 B<br />

B<br />

1,4 B<br />

0,6 B<br />

0,6 B<br />

0,6 B<br />

Maß A: 0,4 mm für B-Maße von 1,5 bis 3 mm und entsprechend größer<br />

oder kleiner bei anderen Wandstärken.<br />

Maß B: <strong>Allgemeine</strong> Wanddicke.<br />

Maß C: Empfohlene Aussparung, um einen genau passenden Sitz des<br />

Deckels zu gewährleisten.<br />

B C<br />

Abb. 10.55 Stumpfschweißnaht mit Energieleiter<br />

Abb. 10.56 Nut- und Federverbindung<br />

1,5 B B C<br />

D<br />

10°<br />

90°<br />

10°<br />

60°<br />

Abb. 10.57 Verschiedene Ausführungen von Stumpfschweißnähten<br />

Das Hauptmerkmal der Stumpfschweißnaht ist eine V-förmige<br />

Schweißraupe auf einer der beiden Berührungsflächen, der<br />

sogenannte Energieleiter, welcher die Energie konzentriert<br />

und den anfänglichen Kontakt auf eine sehr kleine Fläche<br />

begrenzt, um eine rasche Erwärmung und ein rasches Schmelzen<br />

zu bewirken. Sobald der schmale Bereich weich zu werden<br />

und zu schmelzen beginnt, sinkt die Impedanz, und der<br />

weitere Schmelzvorgang erfolgt mit höherer Geschwindigkeit.<br />

Der Kunststoff im Energieleiter schmilzt zuerst und verteilt<br />

sich über die zu verschweißenden Flächen. Amorphe <strong>Kunststoffe</strong><br />

zeichnen sich durch einen weiten, nicht genau definierten<br />

Erweichungstemperaturbereich statt eines präzisen<br />

Schmelzpunktes aus. Wenn der Kunststoff fließt, behält die<br />

Schmelze genügend Wärme, um eine gute Verschweißung<br />

über die gesamte Breite der Schweißnaht hervorzurufen.<br />

DELRIN ® , ZYTEL ® , MINLON ® und RYNITE ® sind kristalline<br />

<strong>Kunststoffe</strong> ohne Erweichung vor dem Schmelzen und einem<br />

genau definierten Schmelzpunkt; sie verhalten sich anders<br />

als amorphe <strong>Kunststoffe</strong>. Wenn der Energieleiter schmilzt<br />

und über die Berührungsflächen fließt, kann die der Luft<br />

ausgesetzte Schmelze kristallisieren, bevor genügend Wärme<br />

erzeugt ist, um die volle Breite der Naht zu verschweißen. Es<br />

ist daher erforderlich, die gesamte Kontaktfläche zu schmelzen,<br />

bevor eine nennenswerte Festigkeit erzielt werden kann.<br />

(Im Falle von ZYTEL ® kann der Kontakt der erhitzten<br />

Schmelze mit der Luft zu oxidativem Abbau führen, der<br />

spröde Schweißverbindungen zur Folge hat.) Diese Phase<br />

des Schweißzyklus ist sehr lang, wie aus Abbildungen 10.58<br />

und 10.59 ersichtlich ist, in denen Kurven abgebildet sind,<br />

die typische Schweißsequenzen für Teile aus DELRIN ® und<br />

ZYTEL ® bei Verwendung der Grundform der Stumpfschweißnaht<br />

darstellen.<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />

MPa<br />

15<br />

12,5<br />

10<br />

7,5<br />

5<br />

2,5<br />

DELRIN® 500 und 900F<br />

DELRIN® 100<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Schweißzeit, s Weld time, s<br />

Abb. 10.58 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />

Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />

117


Die gestrichelten Linien geben die Schweißzeit an, bei der<br />

übermäßig viel Schweißgrat auftritt. Dieser Schweißgrat stellt<br />

einen einschränkenden Faktor für die meisten Anwendungen<br />

dar. Bei Überschreitung dieser Zeit fallen die Ergebnisse<br />

äußerst unterschiedlich aus, vor allem bei ZYTEL ® .<br />

b. Gestaltung der Teile<br />

Der Einfluß der allgemeinen Gestaltung der Teile auf das<br />

Ultraschallschweißen ist noch nicht abschließend geklärt.<br />

Einige allgemeingültige Regeln für die Konstruktion von<br />

Teilen und ihren Einfluß auf das Schweißergebnis lassen<br />

sich jedoch aufstellen.<br />

Die Festlegung der Berührungsfläche der Sonotrode auf das<br />

Teil ist ein sehr wichtiger Aspekt für die Konstruktion der<br />

Teile. Einige hierfür maßgebliche Gesichtspunkte sind bereits<br />

bei den verschiedenen Schweißnahtformen erwähnt worden.<br />

Es gibt zwei Schweißmethoden, die Nahfeld- und die Fernfeldmethode,<br />

die in Abb. 10.60 veranschaulicht sind. Sie<br />

unterscheiden sich durch die Entfernung zwischen der Kontaktstelle<br />

der Sonotrode und der Schweißnaht. Die besten<br />

Ergebnisse werden bei allen <strong>Kunststoffe</strong>n mit der Nahfeldmethode<br />

erzielt. Deshalb sollten Teile nach Möglichkeit so<br />

konstruiert werden, daß die Sonotrode unmittelbar von oben<br />

und so nahe wie möglich an der Schweißnaht auftritt.<br />

118<br />

Brust Berstdruck, pressure, MPa<br />

MPa<br />

12,5<br />

10<br />

7,5<br />

5<br />

2,5<br />

ZYTEL® 101 (trocken)<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

Schweißzeit, Weld time, s<br />

Abb. 10.59 Leistungsmerkmale von Stumpfschweißnähten.<br />

Berstdruck in Abhängigkeit von der Schweißzeit<br />

Sonotrode<br />

Nahfeld Fernfeld<br />

Abb. 10.60 Nahfeld- und Fernfeldschweißverfahren<br />

Bei der Fernfeldmethode trifft die Sonotrode in einer größeren<br />

Entfernung von der Schweißnaht auf das obere Teil auf und<br />

überträgt über den Kunststoff die Schwingungen zur Schweißnaht.<br />

Steife, amorphe <strong>Kunststoffe</strong> übertragen die Ultraschallenergie<br />

sehr gut. Steife <strong>Kunststoffe</strong> wie DELRIN ® , ZYTEL ® ,<br />

MINLON ® und RYNITE ® weisen eine kristalline Struktur auf. Sie<br />

können Schwingungen ohne nennenswerte Wärmeerzeugung<br />

absorbieren statt sie weiterzuleiten. Es ist daher schwieriger,<br />

sie nach der Fernfeldmethode zu verschweißen.<br />

Weiche <strong>Kunststoffe</strong> wie zum Beispiel Polyethylen lassen<br />

sich nur mit der Nahfeldmethode verschweißen. Da sie einen<br />

hohen akustischen Dämpfungsfaktor aufweisen, schwächen<br />

sie die Ultraschallschwingungen beim Eintritt in den Werkstoff<br />

stark ab. Bei großer Entfernung der Schweißnaht zur<br />

Sonotrode gelangt die Energie nicht bis zur Schweißnaht.<br />

Der Kunststoff schmilzt stattdessen an der Berührungsfläche<br />

mit der Sonotrode.<br />

<strong>Kunststoffe</strong> sind schlechte Leiter für Scherwellen. Diese<br />

Tatsache erschwert bei verwickelter Geometrie des oberen<br />

Teils das Schweißen. Schwingungen werden insbesondere<br />

an Krümmungen, Abschrägungen und Unterbrechungen wie<br />

Löchern in der geometrischen Struktur zwischen der Sonotrode<br />

und der Schweißnaht abgeschwächt oder vernichtet.<br />

Solche Konstruktionen sollten vermieden werden.<br />

Um die Fortpflanzung der Schwingungen zu maximieren,<br />

sollten die Teile mit einer ebenen Kontaktfläche für die<br />

Sonotrode konstruiert werden. Diese Oberfläche sollte so<br />

breit wie möglich sein und im Bereich der Schweißnaht keine<br />

Unterbrechungen aufweisen. Unterbrechungen des Kontaktes<br />

der Sonotrode mit dem Teil könnten zu diskontinuierlicher<br />

Verschweißung führen.<br />

Für alle Teile, die mit Ultraschall geschweißt werden, sind<br />

Abrundungen an scharfen Kanten empfehlenswert. Da die<br />

gesamte Struktur der beiden miteinander zu verschweißenden<br />

Teile Schwingungen ausgesetzt ist, treten an scharfen<br />

Innenkanten sehr hohe Belastungen auf.<br />

Dies führt häufig zum Bruch oder zu sporadischem Schmelzen.<br />

Rundungsradien, die auch spritztechnisch und konstruktiv<br />

den allgemein anerkannten technischen Grundregeln entsprechen,<br />

werden empfohlen.<br />

Wegen durchgängiger Schwingungen ist beim Schweißen<br />

von Teilen mit frei abstehenden Profilen und großen Spannweiten<br />

Vorsicht geboten. Die Schwingungen können sich als<br />

stark genug erweisen, um zum Beispiel eine freitragende<br />

Feder, die aus der Wandung eines Teils herausragt, regelrecht<br />

aufzulösen. Maßnahmen wie mit Gummi ausgekleidete<br />

Haltevorrichtungen oder ein an der Sonotrode angebrachter<br />

Gummidämpfer lassen sich zur Verringerung solcher Schwingungen<br />

einsetzen. Dieses Phänomen kann aber auch nutzbringend<br />

angewandt werden: Versuche haben gezeigt, daß<br />

Formteile mit glatter Oberfläche sich rasch von Angüssen<br />

befreien lassen, wenn man die Angußverteiler mit Ultraschall<br />

beaufschlagt.


Maßgebliche Faktoren<br />

für das Ultraschallschweißen<br />

Die wichtigsten Faktoren beim Ultraschallschweißen sind<br />

Schweißzeit, Haltezeit, Druck und Schwingungsamplitude.<br />

a. Schweißzeit<br />

Die Schweißzeit ist die Zeitspanne, während derer Schwingungen<br />

eingesetzt werden. Die richtige Schweißzeit ist für<br />

jede Anwendung durch praktische Versuche zu ermitteln.<br />

Es ist wichtig, ein Überschweißen zu vermeiden. Abgesehen<br />

vom Auftreten übermäßiger Schweißgrate, die eine Nachbearbeitung<br />

erforderlich machen können, können zu lange<br />

Schweißzeiten die Güte der Verschweißung beeinträchtigen<br />

und zu Leckstellen in Teilen führen, die einen hermetischen<br />

Abschluß benötigen. Zudem kann die Sonotrode die Oberfläche<br />

beschädigen. Auch können, wie schon in Abb. 10.44<br />

gezeigt, bei längeren Schweißzeiten andere vom Bereich der<br />

Schweißnaht entfernte Bereiche schmelzen oder brechen,<br />

vor allem im Bereich von Bohrungen, Schweißlinien und<br />

scharfen Kanten.<br />

b. Haltezeit<br />

Als Haltezeit wird die Zeitspanne nach dem Schweißen<br />

bezeichnet, während derer die Teile zusammengehalten<br />

werden, damit sie unter Druck, aber ohne Schwingungen<br />

erhärten können. Sie stellt bei den meisten Anwendungen<br />

keine kritische Größe dar ; 0,3 bis 0,5 Sekunden reichen für<br />

die meisten Anwendungen aus, es sei denn, daß eine innere<br />

Kraft die miteinander verschweißten Teile auseinanderzutreiben<br />

versucht, wie zum Beispiel bei einer Feder, die vor<br />

dem Schweißen zusammengedrückt wurde.<br />

c. Schwingungsamplitude<br />

Die physikalische Amplitude der auf die zu verschweißenden<br />

Teile übertragenen Schwingungen ist eine wichtige Prozeßvariable.<br />

Eine hohe – doppelte – Schwingungsamplitude von<br />

ca. 0,10 bis 0,15 mm ist erforderlich, um eine wirksame und<br />

rasche Energiezufuhr in technische <strong>Kunststoffe</strong> von DuPont<br />

zu bewirken. Da der zugrundeliegende Wandler seine Energie<br />

mit hohem Druck und geringer Amplitude abgibt, muß die<br />

Amplitude stufenweise erhöht werden, bevor sie zur Spitze<br />

der Sonotrode gelangt. Die Konstruktion der Sonotrode sieht<br />

in der Regel eine Amplitudentransformation vor, die sich daraus<br />

ergibt, daß sich das Profil der Sonotrode stufenförmig<br />

oder konisch bis zu einem schmalen Durchmesser verjüngt.<br />

Wenn die Geometrie der Teile eine große oder kompliziert<br />

geformte Sonotrodenspitze erfordert, ist es unter Umständen<br />

nicht möglich, solch eine Verstärkung in der Sonotrode selbst<br />

zu erzielen. In diesem Fall kann die Verstärkung bei den meisten<br />

handelsüblichen Systemen recht einfach durch Verwendung<br />

eines abgestimmten Zwischenstücks erreicht werden,<br />

das als Booster bezeichnet wird. Booster mit Verstärkungen<br />

bis zu 2,5: 1 sind im Handel erhältlich. Negative Booster bis<br />

zu 0,4: 1 für Sonotroden, deren Amplitude für eine gegebene<br />

Anwendung zu hoch ist, stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />

In der Regel werden Booster mit einem Verstärkungsfaktor<br />

von 2: 1 oder 2,5: 1 benötigt; eine Ausnahme bilden Teile,<br />

die so klein sind, daß sie die Verwendung von Sonotroden<br />

mit hoher Verstärkung gestatten.<br />

Eine Vergrößerung der Amplitude verbessert die Güte der<br />

Verschweißung von Teilen mit Schernähten. Auch bei<br />

Stumpfschweißnähten nimmt die Güte der Verschweißung<br />

mit steigender Amplitude zu; zugleich verringert sich die<br />

Schweißzeit.<br />

d. Druck<br />

Der Schweißdruck liefert die statische Kraft, die erforderlich<br />

ist, die Sonotrode mit den Kunststoffteilen mechanisch zu<br />

«koppeln», so daß die Schwingungen auf sie übertragen werden<br />

können. Die gleiche statische Kraft gewährleistet, daß<br />

die Teile unter Druck zusammengehalten werden, wenn der<br />

geschmolzene Werkstoff in der Schweißnaht während der<br />

Haltezeit erhärtet. Die Ermittlung des optimalen Drucks ist<br />

für eine gute Verschweißung von entscheidender Bedeutung.<br />

Ist der Druck zu gering, arbeitet das Gerät wenig effektiv, was<br />

unnötig lange Schweißzyklen zur Folge hat. Ist der Druck hingegen<br />

im Verhältnis zur Amplitude an der Sonotrodenspitze<br />

zu hoch, kann eine Überlastung auftreten, die die Sonotrode<br />

blockiert und die Schwingungen dämpft. Der kumulierte<br />

Amplitudengewinn, der durch den Booster und die Sonotrode<br />

erzielt wird, ist der Lastanpassung vergleichbar, die sich bei<br />

einem Kraftwagen aus dem Übersetzungsverhältnis zwischen<br />

Motor und Antriebsrädern ergibt. Beim Ultraschallschweißen<br />

wird geringer Druck bei einer hohen Amplitude und hoher<br />

Druck bei einer geringen Amplitude benötigt.<br />

Dies zeigt die Kurve in Abbildung 10.61. Sie stellt das Verhältnis<br />

von Schweißeffektivität und Schweißdruck für drei<br />

Amplitudenpegel dar, die durch die angegebenen Booster<br />

erzielt werden. Es gibt mehrere Methoden, die Schweißeffektivität<br />

zu messen; sie werden im nächsten Kapitel ausführlich<br />

behandelt. Über das Verhältnis von Amplitude und<br />

Druck hinaus wird ein weiterer sehr wichtiger Effekt verdeutlicht:<br />

mit zunehmender Amplitude verengt sich der Bereich<br />

geeigneten Drucks. Deshalb ist die Ermittlung des optimalen<br />

Drucks von allerhöchster Bedeutung, wenn hohe Amplituden<br />

eingesetzt werden.<br />

Schweißleistung<br />

Booster 2 : 1<br />

Booster 1,5 : 1<br />

Schweißdruck<br />

ohne Booster<br />

Abb. 10.61 Schweißleistung in Abhängigkeit von Amplitude<br />

und Druck<br />

119


Anleitung zum Einsatz der Ausrüstung<br />

Eine einwandfreie Arbeitsweise des Schweißgerätes ist<br />

ausschlaggebend für den Erfolg des Ultraschallschweißens.<br />

Die folgenden Hinweise sollen als Leitfaden für den Einsatz<br />

von Ultraschall-Schweißgeräten in Verbindung mit technischen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n von DuPont dienen.<br />

a. Aufbau eines Ultraschall-Schweißgerätes<br />

Installation der Sonotrode<br />

Der Wandler, die Sonotrode und (sofern erforderlich) der<br />

Booster müssen fest miteinander verschraubt werden, um eine<br />

wirksame Übertragung der Schwingungen vom Wandler auf<br />

die Teile sicherzustellen. Die Endflächen des Wandlerausgangs<br />

und der Sonotroden sind üblicherweise bis auf wenige Mikrons<br />

plangeschliffen. Um jedoch eine wirksame Kopplung sicherzustellen,<br />

wird schweres Silikonfett oder eine 0,05 bis 0,08 mm<br />

dünne Messing- oder Kupferunterlegscheibe zwischen den<br />

Sonotroden eingesetzt. Zum Festziehen der Sonotroden werden<br />

lange Schraubenschlüssel benutzt. Es ist sorgfältig darauf<br />

zu achten, daß beim Festziehen das Ausgangsende des Wandlers<br />

nicht verdreht wird. Ein solches Verdrehen könnte zum<br />

Abriß der Anschlußdrähte des Wandlers führen.<br />

Ist die Sonotrode installiert, muß der Hochfrequenzgenerator<br />

bei manchen Schweißgeräten von Hand abgestimmt werden.<br />

Durch geringfügige, aber wichtige Veränderungen der Generatorfrequenz<br />

wird eine genaue Abgleichung mit der Resonanzfrequenz<br />

der Sonotrode erzielt. Einige Schweißgeräte nehmen<br />

diesen Feinabgleich automatisch vor. Die Bedienungsanleitungen<br />

der jeweiligen Schweißgeräte sollten eine Beschreibung<br />

der erforderlichen Abgleichprozedur enthalten. Diese Abgleichung<br />

muß stets bei einer Auswechslung einer Sonotrode oder<br />

eines Boosters neu vorgenommen werden.<br />

Ist die Schwingungsamplitude einer Sonotrode unbekannt,<br />

kann sie relativ einfach entweder mit einem Mikroskop oder<br />

mit einer Skalenlehre ermittelt werden. Ein Booster sollte<br />

nicht verwendet werden, wenn allein die Amplitude der<br />

Sonotrode ermittelt werden soll. Ein Mikroskop mit einer<br />

Vergrößerung von 100× und einem geeichten Fadenkreuz im<br />

Okular eignet sich für optische Messungen. In der Vergrößerung<br />

sieht die geschliffene Oberfläche der Sonotrode wie<br />

eine Landschaft aus hellen und dunklen Höhen und Tälern<br />

aus. Schwingt die Sonotrode, verschwimmt eine solche Spitze<br />

zu einem Streifen. Die Länge dieses Streifens entspricht der<br />

doppelten Amplitude bzw. der Gesamtablenkung des Endes<br />

der Sonotrode nach oben und unten.<br />

Eine Maschinenschlosser-Skalenlehre kann ebenfalls Verwendung<br />

finden, um die einfache Amplitude bzw. die halbe Bewegung<br />

der Sonotrode zu messen. Die Skalenlehre wird so angebracht,<br />

daß eine ihrer Spitzen die untere Fläche der Sonotrode<br />

berührt, und zwar dergestalt, daß die Spitze sich in vertikaler<br />

Richtung bewegt. Bei stillstehender Sonotrode wird die Skalenlehre<br />

auf Null eingestellt. Wenn die Sonotrode schwingt,<br />

lenkt sie die Spitze der Skalenlehre nach unten ab. Da die<br />

Skalenlehre der schnellen Bewegung der Sonotrode nicht zu<br />

folgen vermag, verharrt ihre Spitze in dieser unteren Position<br />

und mißt auf diese Weise exakt die Halbwellenamplitude der<br />

Sonotrode. Diese Messungen werden vorgenommen, ohne<br />

daß die Sonotrode ein Teil verschweißt.<br />

120<br />

Obwohl die Schwingungsamplitude unter maximalem Schweißdruck<br />

etwas reduziert wird, stellt die «im Leerlauf» gemessene<br />

Amplitude immer noch ein brauchbares Maß für diesen wichtigen<br />

Schweißparameter dar.<br />

Ausrichtung des Teils und der Haltevorrichtung<br />

Die Teile, die Haltevorrichtung und die Sonotrode müssen<br />

so ausgerichtet sein, daß der Druck und die Schwingungen<br />

gleichförmig und reproduzierbar wirksam werden. Wie schon<br />

aus Abb. 10.41 ersichtlich, wird der Ultraschallwandler an<br />

einem Stativ befestigt. Das Wandleraggregat gleitet an der<br />

Stativsäule auf und ab und wird durch einen pneumatischen<br />

Zylinder bewegt. Wenn der Druck verringert wird, läßt sich<br />

die Wandlereinheit leicht von Hand heben und senken. Sobald<br />

die zu verschweissenden Teile sich in einer geeigneten Haltevorrichtung<br />

befinden, wird die Sonotrode von Hand heruntergezogen,<br />

während die Haltevorrichtung positioniert und arretiert<br />

wird.<br />

Die Ausrichtung der Teile und der Haltevorrichtung in einer<br />

zur Endfläche der Sonotrode parallelen Ebene kann auf<br />

verschiedene Weise erreicht werden. Eine Methode besteht<br />

darin, ein Blatt unbenutztes Kohlepapier mit der Schichtseite<br />

auf ein Blatt Schreibpapier und beide Blätter sodann zwischen<br />

die Sonotrode und die zu verschweissenden Teile zu<br />

legen. Die «Schweißzeit» wird auf den geringstmöglichen<br />

Wert eingestellt. Vibriert die Sonotrode gegen die Teile,<br />

bildet sich ein Abdruck auf dem Schreibpapier, dessen unterschiedliche<br />

Schwärzung die Druckunterschiede anzeigt.<br />

Diese Methode kann sowohl bei Scher- als auch bei Stumpfschweißnähten<br />

angewandt werden.<br />

Die Parallelausrichtung ist bei Schernähten weniger kritisch<br />

als bei Stumpfschweißnähten. Wegen der Tiefe der Schweißnaht<br />

beeinflussen kleinere Abweichungen weder die Festigkeit<br />

noch die Dichteigenschaften der Schweißnaht. Aus dem<br />

gleichen Grunde kann bei dieser Schweißnaht ein größeres<br />

Ausmaß konkaver oder konvexer Verformung der Teile<br />

hingenommen werden. Die Parallelausrichtung gewinnt<br />

jedoch an Bedeutung, je kritischer die Dimensionen der zu<br />

verschweißenden Teile sind.<br />

Für Stumpfschweißnähte kann eine andere Technik angewandt<br />

werden. Zunächst wird die Schweißzeit so eingestellt, daß<br />

das Schweißgerät an der Nahtstelle der Teile einen geringen<br />

Schweißgrat hervorruft. Die Haltevorrichtung wird dann<br />

anschließend so eingestellt oder mit Einlegekeilen versehen,<br />

daß ein gleichmäßiger Grat rund um die Schweißnaht entsteht.<br />

Alle Schweißmaschinen verfügen über eine Vorrichtung,<br />

mit der die Höhe der Wandlereinheit über dem Arbeitstisch<br />

variiert werden kann. Die Höhe ist so einzustellen, daß die<br />

Abwärtsbewegung der Wandlereinheit geringer ist als die<br />

mit der Schweißmaschine erreichbare maximale Höhendifferenz,<br />

da andernfalls während des Schweißvorgangs ein ungenügender<br />

oder fehlerhafter Druck auftreten würde.<br />

Bei einigen Schweißmaschinen ist ein Auslöseschalter zu<br />

betätigen, sobald die Sonotroden installiert und die Teile<br />

und die Haltevorrichtung ausgerichtet sind. Ein solcher<br />

Auslöseschalter schließt den Stromkreis, der dem Wandler<br />

Energie zuführt, und startet zugleich die Zeitsteuerung für<br />

die Schweißzeit.


Der Auslöseschalter ist so einzustellen, daß die Maschine kurz<br />

vor Berührung der Sonotrode mit den zu verschweißenden<br />

Teilen eingeschaltet wird. Versucht man die Maschine unter<br />

vollem Druck zu starten, könnte das System blockieren. Die<br />

meisten modernen Schweißmaschinen werden durch einen<br />

auf Druck reagierenden Schalter aktiviert, so daß die Höheneinstellung<br />

eines Auslöseschalters nicht mehr erforderlich ist.<br />

b. Optimierung des Schweißzyklus<br />

Amplitude, Schweißdruck und Schweißzeit sind für jede<br />

Anwendung einzustellen und zu optimieren. Jede Variable<br />

wird einzeln untersucht, indem mehrere Teile bei einer Reihe<br />

verschiedener Einstellungen geschweißt werden, wobei alle<br />

anderen Variablen konstant gehalten werden. Die Ergebnisse<br />

einer jeden Schweißung werden gemessen und aufgezeichnet<br />

und daraus der optimale Wert ermittelt.<br />

Es gibt mehrere Maßstäbe für die Schweißqualität oder<br />

Schweißeffektivität, die zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />

benutzt werden können. Dazu gehören Messungen<br />

der Schweißtiefe (bei Schernähten), physikalische Tests an<br />

geschweißten Teilen wie z.B. die Bruch- oder Reißfestigkeit<br />

sowie die Kontrolle der Belastung des Hochfrequenzgenerators<br />

oder der Einsatz von Leistungsmeßgeräten. Für welchen<br />

Maßstab man sich entscheidet, wird von den Anforderungen<br />

abhängen, die durch den Verwendungszweck der Teile vorgegeben<br />

sind.<br />

Kommt es auf größtmögliche Genauigkeit an, sollten physikalische<br />

Tests in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere<br />

für unter Druck stehende Behälter wie Tanks von<br />

Gasfeuerzeugen und Aerosolbehälter, bei denen Berstfestigkeitstests<br />

von ausschlaggebender Bedeutung sind. Diese<br />

Tests sind zeitaufwendig sowie arbeitsintensiv und sollten<br />

daher nur bei Bedarf durchgeführt werden.<br />

Die Tiefe der Schweißnaht (oder Differenzhöhe der verschweißten<br />

Teile) kann beim Schweißen von Schernähten<br />

gemessen werden. Dies ist eine weniger kostspielige und<br />

zeitaufwendige Methode, die hinreichend genau ist, um die<br />

Bedingungen zu optimieren. Zwischen Schweißtiefe und<br />

Festigkeit der Schweißung ist eine ausgezeichnete Korrelation<br />

festgestellt worden.<br />

Die meisten Hochfrequenzgeneratoren sind mit Leistungsmeßgeräten<br />

ausgestattet, die Aufschluß über die Effektivität<br />

der Schweißung geben können. Den Ausschlag dieses Meßgerätes<br />

während des Schweißens zu beobachten ist eine einfache<br />

Technik, die allerdings die geringste Genauigkeit liefert.<br />

Druck und Amplitude<br />

Der erste Schritt zur Optimierung der Bedingungen besteht<br />

darin, eine Kombination von Sonotrode und Booster oder<br />

Kopplungszwischenstück auszuwählen, die die erforderliche<br />

Amplitude (doppelte Amplitude) liefert. Es ist hilfreich, aber<br />

nicht unbedingt erforderlich, die spezifische Amplitude der<br />

Sonotrode oder der Sonotrodenkombination zu kennen.<br />

Um die optimalen Druck- und Amplitudenbedingungen zu<br />

ermitteln, sollte die Schweißzeit konstant gehalten werden. Für<br />

Schernähte wird eine relativ kurze Zeit (0,03 bis 0,6 Sekunden)<br />

empfohlen. Für Stumpfschweißnähte empfiehlt sich eine lange<br />

Schweißzeit. Die Haltezeit sollte ebenfalls konstant gehalten<br />

werden.<br />

Sie stellt eine unkritische Variable dar. Der gleiche Wert<br />

kann für alle Schweißungen während der Einstell- und der<br />

Produktionsphase benutzt werden.<br />

Eine Reihe von Teilen wird bei unterschiedlichen Schweißdruck-Einstellungen,<br />

zum Beispiel 0,15 - 0,20 - 0,25 - 0,30 -<br />

0,35 MPa verschweißt. Die Werte für die Schweißeffektivität<br />

(Leistungsmessung, Schweißtiefenmessung oder physikalische<br />

Testmethode) können wie aus Abb. 10.61 ersichtlich<br />

grafisch aufgezeichnet werden, um den optimalen Druck für<br />

die ausgewählte Amplitude zu ermitteln. Unter realen Bedingungen<br />

wird die grafische Darstellung keine Kurve ergeben,<br />

sondern ein schmales Band, das einen Streubereich der Werte<br />

darstellt. Der optimale Druck wird durch den höchsten und<br />

am schärfsten definierten Bereich der Werte bestimmt. Um<br />

den optimalen Druck noch genauer einzugrenzen, ist es empfehlenswert,<br />

weitere Probestücke im Bereich dieser Druckwerte<br />

zu verschweißen. Liegt der Spitzenwert zum Beispiel<br />

zwischen 0,15 und 0,25 MPa, sollten zusätzlich Proben bei<br />

0,18 und 0,22 MPa verschweißt werden.<br />

Die optimale Amplitude wird ermittelt, indem man die vorstehenden<br />

Schritte wiederholt und dabei Amplituden einsetzt,<br />

die größer bzw. geringer als die Ausgangsamplitude sind.<br />

Dies läßt sich am einfachsten durch Auswechseln der Booster<br />

erreichen. Bestehen zwischen den Spitzenwerten verschiedener<br />

Amplituden geringe oder keine Unterschiede (was der Fall<br />

sein kann, wenn bei Schernähten die Schweißtiefe gemessen<br />

wird), wählen Sie die höchste Amplitude.<br />

Schweißzeit<br />

Die richtige Schweißzeit ist die letzte Einstellung, die zu<br />

ermitteln ist. Unter Verwendung der ausgewählten Amplitude<br />

und des für diese Amplitude optimalen Drucks werden die<br />

Teile bei Schweißzeit-Einstellungen geschweißt, die höher<br />

bzw. niedriger als der ursprüngliche Wert sind, bis die erforderliche<br />

Schweißtiefe, Festigkeit der Schweißnaht oder das<br />

erwünschte Aussehen erzielt wird.<br />

Für die Auswahl der Schweißbedingungen ist häufig das Aussehen<br />

der Teile wichtig. In vielen Fällen läßt sich eine hohe<br />

Festigkeit aber nicht ohne die Bildung sichtbarer äußerer<br />

Schweißgrate erzielen, es sei denn, daß man Schweißgratspeicher<br />

in die Naht einkonstruiert (siehe den Abschnitt über die<br />

Auslegung von Schweißnähten). Bei manchen Anwendungen<br />

kann ein mechanisches Abgraten erforderlich werden.<br />

Das Verfahren zur Optimierung der Schweißbedingungen<br />

läßt sich anhand von Erfahrungen mit früheren Schweißanwendungen<br />

erheblich verkürzen.<br />

Schweißergebnisse<br />

a. Einfluß von Materialeigenschaften<br />

Die Eigenschaften der <strong>Kunststoffe</strong> beeinflussen den Erfolg<br />

des Ultraschallschweißens. Eigenschaften, die für die Auswahl<br />

des Werkstoffs für eine bestimmte Anwendung den<br />

Ausschlag geben, erschweren häufig das Schweißen, wie<br />

zum Beispiel hohe Schmelztemperaturen oder Kristallinität.<br />

Die Steifheit des zu verschweißenden Materials ist eine<br />

wichtige Eigenschaft, die durch die Temperatur und Feuchtigkeit<br />

der Umgebung beeinflußt werden kann.<br />

121


Von noch größerer Bedeutung sind die Einflüße von Pigmenten,<br />

Formentrennmitteln, Glasfaserzusätzen und Verstärkungsmitteln.<br />

DELRIN ® Polyacetale<br />

DELRIN ® ist ein hochkristalliner Kunststoff mit einem hohen,<br />

scharf definierten Schmelzpunkt sowie hoher Festigkeit, Härte<br />

und Steifheit bei höheren Temperaturen. Von den beiden<br />

DELRIN ® -Einstellungen mit unterschiedlichen Fließeigenschaften<br />

lassen sich Teile aus DELRIN ® 500 leichter schweißen als<br />

Teile aus DELRIN ® 100, das eine höhere Viskosität der Schmelze<br />

aufweist. Der Unterschied ist bei der Schernaht sehr gering,<br />

bei der Stumpfschweißnaht aber ausgeprägter. DELRIN ® 570,<br />

eine glasfaserverstärkte Einstellung, eignet sich ebenfalls<br />

zum Ultraschallschweißen. Gleitmittel und Pigmente beeinträchtigen<br />

die Schweißung, wie nachstehend erörtert wird.<br />

Höhere Luftfeuchtigkeit scheint das Verschweißen von Teilen<br />

aus DELRIN ® hingegen nicht zu beeinträchtigen.<br />

ZYTEL ® Polyamide<br />

ZYTEL ® Polyamide sind ebenfalls kristalline <strong>Kunststoffe</strong> mit<br />

hohen Schmelzpunkten. Bei den verschiedenen Familien von<br />

ZYTEL ® <strong>Kunststoffe</strong>n sind unterschiedliche Schweißergebnisse<br />

beobachtet worden. Teile aus ZYTEL ® 101 und anderen<br />

6.6 Grundpolyamiden lassen sich ebenso einfach verschweißen<br />

wie Teile aus DELRIN ® . Eine zusätzliche Voraussetzung ist<br />

allerdings, daß sich die Teile in «spritztrockenem» Zustand<br />

befinden. Der Einfluß von Feuchtigkeit auf das Schweißen von<br />

Teilen aus ZYTEL ® wird nachstehend eingehender erörtert.<br />

Formteile aus ZYTEL ® 408 und anderen modifizierten 6.6 Polyamiden<br />

lassen sich ebenfalls mit Ultraschall verschweißen,<br />

allerdings etwas schwieriger als ZYTEL ® 101. Die etwas<br />

geringere Steifheit dieser <strong>Kunststoffe</strong> kann einige Probleme<br />

in Gestalt von Oberflächenbeschädigungen und Gratbildung<br />

unter der Sonotrode mit sich bringen.<br />

Infolge der geringen Steifheit auch in spritztrockenem Zustand<br />

lassen sich aus ZYTEL ® 151 und anderen aus 612 Polyamiden<br />

gespritzte Teile etwas schwieriger als ZYTEL ® 101 schweißen.<br />

Da diese <strong>Kunststoffe</strong> sich durch ihre sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme<br />

auszeichnen, ist es – von besonders kritischen<br />

Anwendungen abgesehen – nicht erforderlich, die Teile vor<br />

dem Schweißen zu trocknen oder trocken zu halten.<br />

Teile aus glasfaserverstärktem ZYTEL ® Polyamid können<br />

ebenfalls mit Ultraschall verschweißt werden; manchmal<br />

sogar einfacher als unverstärktes Material. Mit <strong>Kunststoffe</strong>n<br />

aus den ZYTEL ® -Serien 79G und 70G lassen sich beim<br />

Schweißen nur Festigkeiten erzielen, die denen des zugrundeliegenden<br />

unverstärkten Kunststoffs entsprechen, weil an<br />

der Schweißnaht keine Glasfaserverstärkung wirksam wird.<br />

Wenn die Festigkeit der Schweißnaht derjenigen des verstärkten<br />

Kunststoffs entsprechen muß, ist es daher erforderlich,<br />

den Nahtbereich im Verhältnis zur Wandstärke zu vergrößern.<br />

Dies läßt sich mit der Schernaht leicht erreichen.<br />

Von allen glasfaserverstärkten ZYTEL ® <strong>Kunststoffe</strong>n läßt sich<br />

ZYTEL ® 79G13 am schwierigsten verschweißen. Bei einem<br />

Glasfaseranteil von 13% können immer noch übermäßige<br />

Oberflächenbeschädigungen und Schweißgrate unter der<br />

Sonotrode auftreten.<br />

122<br />

MINLON ® thermoplastische Konstruktionswerkstoffe<br />

Die vorgehenden Anmerkungen zu glasfaserverstärktem<br />

ZYTEL ® gelten auch für MINLON ® , da die Grundmaterialien<br />

dieser <strong>Kunststoffe</strong> gleich sind. MINLON ® enthält 40% Mineralzusatz,<br />

der eine hervorragende Schweißgeschwindigkeit<br />

zuläßt (30 bis 50% schneller als DELRIN ® 500). Jedoch ist<br />

eine gewisse Empfindlichkeit der Spritzteile gegenüber<br />

scharfen Kanten, schlecht abgeschnittenen Angüssen und<br />

allen sonstigen Schwachstellen festzustellen, die unter Ultraschalleinwirkung<br />

brechen können, so daß der Konstruktion<br />

der Teile besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte,<br />

insbesondere bei MINLON ® 10B140.<br />

RYNITE ® thermoplastische Polyester<br />

Dank seiner hohen Steifheit ist dieser glasfaserverstärkte<br />

Polyester leicht zu verschweißen. Es empfiehlt sich, stets<br />

eine stufenförmige Schweißnaht für diesen Kunststoff vorzusehen,<br />

der häufig für sehr anspruchsvolle Anwendungen<br />

(manchmal sogar bei hohen Temperaturen) verwendet wird.<br />

Eine Überschreitung der Schweißzeit kann zu verbranntem<br />

Werkstoff im Bereich der Sonotrode führen.<br />

Festigkeit der Schweißnaht, MPa<br />

Weld strength, MPa<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 1 10 100<br />

Verweilzeit, Exposure time, Std.<br />

h<br />

Abb. 10.62 Auswirkungen auf die Festigkeit der Verschweißung<br />

in Abhängigkeit von der Verweilzeit<br />

(vor dem Verschweißen) in Luft bei 23°C, 50% rel.<br />

Luftfeuchtigkeit, für ZYTEL ® 101 NC010 Polyamid.<br />

b. Einfluß von Feuchtigkeit auf ZYTEL ®<br />

Polyamide nehmen nach dem Spritzen etwas mehr Luftfeuchtigkeit<br />

auf als die meisten anderen <strong>Kunststoffe</strong>. Wenn während<br />

des Schweißens aus einander berührenden Flächen Feuchtigkeit<br />

austritt, verursacht sie eine schlechte Schweißqualität.<br />

Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollten Teile aus ZYTEL ®<br />

entweder unmittelbar nach dem Spritzgießen ultraschallgeschweißt<br />

oder vor dem Schweißen in spritztrockenem Zustand<br />

gehalten werden. Wenn ZYTEL ® einen oder zwei Tage lang<br />

50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 23° C ausgesetzt wird,<br />

genügt dies, die Güte der Verschweißung um 50% oder mehr<br />

zu senken, wie dies aus Abb. 10.62 hervorgeht. Werden die<br />

Teile mit längeren als normalen Schweißzeiten verschweißt,<br />

kann der Verlust an Schweißqualität ausgeglichen werden;<br />

häufig muß dann aber eine erhebliche Schweißgratbildung und<br />

Oberflächenzerstörung unter der Sonotrode hingenommen<br />

werden. Wie aus Abb. 10.44 ersichtlich, nähert sich beim<br />

Schweißen die Temperatur des Teils in der Nähe der Sonotrode<br />

derjenigen an der Schweißnaht, so daß eine Verlängerung der<br />

Schweißzyklen ernsthafte Probleme mit sich bringen kann.


Die Teile können über Zeitspannen von bis zu mehreren<br />

Wochen trocken gehalten werden, indem man sie unmittelbar<br />

nach dem Spritzgießen luftdicht in Polyethylensäcken verschließt.<br />

Für längere Zeiträume sind weitergehende Schutzmaßnahmen<br />

zu ergreifen wie die Verwendung von Glasgefäßen,<br />

Dosen oder heißsiegelbaren Säcken mit Feuchtigkeitssperre.<br />

Teile, die Feuchtigkeit aufgenommen haben, können<br />

vor dem Schweißen in einem Trockenofen getrocknet werden.<br />

Die entsprechenden Verfahren sind in den Konstruktions-<br />

und Verarbeitungsanleitungen für ZYTEL ® erläutert.<br />

c. Pigmente, Gleitmittel, Formentrennmittel<br />

Der Einfluß von Pigmentsystemen auf das Ultraschallschweißen<br />

kann beträchtlich sein. Die meisten Pigmente<br />

sind anorganische Compoundmassen, die typischerweise in<br />

Konzentrationen von 0,5% bis 2% verwendet werden. Bei<br />

Schweißgeräten, die auf Bedingungen eingestellt sind, welche<br />

qualitativ einwandfreie Schweißergebnisse bei unpigmentierten<br />

Teilen ergeben, kann die Güte der Verschweißung<br />

pigmentierter Teile deutlich geringer ausfallen. Schlechte<br />

Schweißqualität äußert sich in Schweißnähten durch geringere<br />

Festigkeit und größere Sprödigkeit.<br />

Die Mechanismen, durch die Pigmente das Schweißen<br />

beeinflussen, sind bis jetzt nicht entschlüsselt worden. Das<br />

Vorhandensein von Pigmenten scheint den Vorgang der Wärmeerzeugung<br />

an der Schweißnaht zu beeinträchtigen. Häufig<br />

läßt sich eine mindere Schweißqualität dadurch ausgleichen,<br />

daß pigmentierte Teile mit längeren Schweißzeiten verschweißt<br />

werden als den für nicht pigmentierte Teile ermittelten. Eine<br />

Verlängerung der Schweißzeiten um 50% oder mehr kann<br />

erforderlich werden. Diese längeren Schweißzeiten können<br />

jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie die Bildung übermäßiger<br />

Schweißgrate und Oberflächenbeschädigungen unter<br />

den Sonotroden zur Folge haben.<br />

Wird das Ultraschallschweißen zur Montage von Teilen eingesetzt,<br />

die aus pigmentiertem Werkstoff gespritzt werden<br />

müssen, empfehlen sich Probeschweißungen mit Prototyp-<br />

Spritzlingen, um festzustellen, ob die beabsichtigte Anwendung<br />

realisierbar ist. Bei zahlreichen kommerziellen Anwendungen<br />

sind Festigkeit und Zähigkeit der Schweißnaht<br />

unkritische Erfordernisse. Die Verwendung von Färbemittelsystemen,<br />

die das Ultraschallschweißen nicht nennenswert<br />

beeinflussen, bietet sich als Alternativlösung an.<br />

Die vorstehenden Hinweise gelten auch für das Verschweißen<br />

von Werkstoffen mit eingearbeiteten oder nachträglich zugefügten<br />

Gleitmitteln und Formentrennmitteln. Schon relativ<br />

geringfügige Mengen dieser Stoffe scheinen den Vorgang<br />

der Wärmeerzeugung an der Schweißnaht während des<br />

Schweißens zu beeinträchtigen.<br />

Metall- oder Kunststoffteil<br />

Kunststoffteil<br />

Abrundung 0,25<br />

D<br />

1,6 D<br />

Abb. 10.63 Ultraschall-Nieten<br />

Nietsonotrode<br />

Austauschbare Spitze<br />

0,5 D<br />

2 D<br />

0,5 D<br />

Obwohl eine Verlängerung der Schweißzeit diesen Einfluß bis<br />

zu einem gewissen Grade ausgleichen kann, können die oben<br />

angeführten Folgeerscheinungen problematisch werden. Wenn<br />

beim Spritzgießen ansonsten gleitmittelfreier Werkstoffe-Formentrenn-Sprays<br />

verwendet werden, sollten die Teile vor dem<br />

Verschweißen sorgfältig gereinigt werden.<br />

Andere Ultraschall-Verbindungstechniken<br />

a. Ultraschallnieten<br />

Ultraschallgeräte können auch zum Nieten oder Meißelnieten<br />

benutzt werden, um Teile aus technischen <strong>Kunststoffe</strong>n von<br />

DuPont mit Teilen aus andersartigen Werkstoffen, üblicherweise<br />

Metall, fest zu verbinden. Aus dem unteren Kunststoffteil<br />

ragt ein Stift durch eine Bohrung des zweiten Teils.<br />

Eine besonders geformte Sonotrode berührt die Spitze des<br />

Stiftes, schmilzt sie und formt einen nietenförmigen Kopf.<br />

Dies bewirkt eine feste Verbindung, weil keine elastische<br />

Erholung wie beim Kaltstauchen auftritt.<br />

Empfohlene Sonotroden- und Teilekonstruktionen sind in<br />

Abb. 10.63 dargestellt. Das Volumen des verdrängten<br />

Kunststoffs entspricht der Vertiefung in der Sonotrode.<br />

Zur Anpassung an spezifische Anwendungen sind zahlreiche<br />

Abwandlungen der Konstruktion möglich. Nach Möglichkeit<br />

sollten eine ringförmige Hinterschneidung an der<br />

Stiftwurzel und eine Abrundung am Loch des zu befestigenden<br />

Teiles vorgesehen werden. Dies erhöht die Festigkeit<br />

und Zähigkeit der genieteten Verbindung. Ein dünneres<br />

als das gezeigte Kopfprofil wird nicht empfohlen.<br />

b. Stiftschweißen<br />

Ultraschall-Stiftschweißen, eine Abwandlung der Schernahttechnik,<br />

eignet sich zur Verbindung von Kunststoffteilen an<br />

einem oder an mehreren Punkten.<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Maß A: 0,25 bis 0,4 mm für D bis 13 mm.<br />

Maß B: Schweißtiefe B = 0,5 D für höchste Festigkeit (Schweißnaht fester<br />

als der Stift selbst).<br />

Maß C: 0,04 mm minimale Einführung.<br />

Maß D: Stiftdurchmesser.<br />

Abb. 10.64 Ultraschall-Stiftschweißen<br />

A<br />

Vor dem Schweißen Während des Schweißens Nach dem Schweißen<br />

Für viele Anwendungen, die eine dauerhafte Montage erfordern,<br />

ist eine durchgängige Schweißnaht nicht erforderlich.<br />

Häufig setzen die Größe und Komplexität der Teile enge<br />

Grenzen für die Anordnung der Befestigungspunkte oder die<br />

Position der Schweißnaht. Bei verschiedenartigen Werkstoffen<br />

wird diese Art der Verbindung üblicherweise entweder<br />

durch Kaltstauchen, Ultraschallnieten oder durch Verwendung<br />

von Metallnieten oder Schrauben bewerkstelligt.<br />

123


Bei Verwendung einander ähnlicher <strong>Kunststoffe</strong> kann das<br />

Ultraschall-Stiftschweißen diese Aufgabe einfacher und preisgünstiger<br />

erfüllen. Der Energiebedarf ist wegen der kleinen<br />

Schweißfläche gering und der Schweißzyklus ist kurz, fast<br />

immer weniger als eine halbe Sekunde.<br />

Zu den zahlreichen Anwendungen, die sich für das Ultraschall-<br />

Stiftschweißen eignen, zählen Uhrengehäuse, Kurzzeitmesser,<br />

elektromechanische Teile, elektrische Verbindungsstecker und<br />

Schaufelräder für Pumpen.<br />

Abb. 10.64 zeigt die Grundform der Stiftschweißverbindung<br />

vor, während und nach dem Schweißen. Die Schweißverbindung<br />

entsteht entlang des Stiftumfangs. Die Festigkeit der<br />

Schweißverbindung ist eine Funktion des Stiftdurchmessers<br />

und der Schweißtiefe. Maximale Zugfestigkeit wird erzielt,<br />

wenn die Schweißtiefe dem halben Durchmesser entspricht.<br />

In diesem Falle ist die Schweißverbindung stärker als der Stift.<br />

Das radiale Übermaß A muß gleichförmig sein und sollte bei<br />

Stiften mit einem Durchmesser von 13 mm oder weniger im<br />

allgemeinen 0,25 bis 0,4 mm betragen. Versuche haben ergeben,<br />

daß ein größeres Übermaß nicht die Festigkeit der Verbindung,<br />

wohl aber die Schweißzeit erhöht. So benötigen<br />

beispielsweise Stifte mit einem Durchmesser von 5 mm und<br />

0,4 mm Übermaß die vierfache Schweißzeit von Stiften mit<br />

0,25 mm Übermaß, die bis zur gleichen Tiefe geschweißt<br />

werden. Das Loch sollte genügend Abstand von der Kante<br />

haben, um ein Ausbrechen zu verhindern.<br />

An der Verbindungsstelle kann sich die Vertiefung am Ende<br />

des Stiftes oder an der Öffnung des Lochs befinden, wie dies<br />

bei mehreren der gezeigten Beispiele ersichtlich ist. Bei Verwendung<br />

der zweiten Alternative kann eine leichte Abschrägung<br />

vorgesehen werden, um eine rasche Ausrichtung zu<br />

ermöglichen.<br />

Um eine Spannungskonzentration während des Schweißens<br />

und beim späteren Gebrauch zu vermeiden, sollte am Fuße<br />

des Stiftes eine Abrundung mit großzügig bemessenem<br />

Radius vorgesehen werden.<br />

124<br />

A B<br />

vorher nachher vorher nachher<br />

Abb. 10.65 Stiftschweißungen – Verschiedene Ausführungen<br />

vorher<br />

nachher<br />

B<br />

A – Blindloch B – Doppelt abgestuft<br />

Abb. 10.66 Stiftschweißen – Varianten<br />

vorher<br />

nachher<br />

2 B<br />

Eine Hinterschneidung der Abrundung unterhalb der Oberfläche<br />

dient als Schweißgratspeicher, der einen sauber<br />

abschließenden Kontakt der Teile ermöglicht.<br />

Andere Einsatzmöglichkeiten des Stiftschweißens sind in<br />

Abb. 10.65 dargestellt. Ein drittes Teil aus einem andersartigen<br />

Werkstoff kann wie in Ansicht A dargestellt fixiert werden.<br />

Ansicht B zeigt getrennt gespritzte Nieten statt selbstschneidender<br />

Metallschrauben oder Nieten, die – anders als<br />

Metallbefestigungen – eine relativ spannungsfreie Montage<br />

ergeben.<br />

T<br />

0,4 mm<br />

T = Wanddicke<br />

vorher nachher vorher nachher<br />

0,25 mm<br />

Abb. 10.67 Stiftschweißen – Stopfen in dünnwandigen Teilen<br />

Abb. 10.66A zeigt eine Abwandlung, die Verwendung findet,<br />

falls es auf das Aussehen ankommt oder eine unterbrechungsfreie<br />

Oberfläche erforderlich ist. Der Stift wird in einen Wulst<br />

hineingeschweißt. Der Außendurchmesser des Wulstes sollte<br />

mindestens dem doppelten Stiftdurchmesser entsprechen. Wird<br />

der Stift in ein Blindloch hineingeschweißt, kann es erforderlich<br />

werden, für einen Luftauslaß zu sorgen. Hier bieten sich zwei<br />

Methoden an: ein Mittelloch durch den Stift oder ein kleiner,<br />

schmaler Schlitz in der Innenwand des Wulstes.<br />

Werden der beim Schweißen auftretenden relativen Bewegung<br />

der beiden miteinander zu verbindenden Teile Grenzen gesetzt,<br />

wie zum Beispiel beim Positionieren von Getrieben sowie<br />

anderen inneren Bauteilen, sollte eine doppelt abgestufte<br />

Stiftschweißung erwogen werden, wie sie in Abb. 10.66B<br />

dargestellt ist. Dies reduziert die Bewegung um 50%,<br />

während die Schweißfläche und die Festigkeit der Schweißverbindung<br />

unverändert bleiben.<br />

Diese Abwandlung ist auch sinnvoll, wenn Stopfen in dünne<br />

Wände von 1,5 mm hineingeschweißt werden, dargestellt in<br />

Abb. 10.67. Bei der einfachen Stiftverbindung reduziert die<br />

erforderliche Einführung die verfügbare Fläche und Festigkeit.<br />

Standard-Sonotroden ohne spezielle Ausgestaltung der Spitze<br />

(wie sie für das Ultraschallnieten benötigt werden) finden<br />

Verwendung. Im allgemeinen sind Sonotroden mit großer<br />

Amplitude oder Kombinationen aus Sonotrode und Booster<br />

erforderlich. Die besten Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn<br />

die Sonotrode das Teil unmittelbar über dem Stift und seitlich<br />

möglichst nahe an der Verbindungsstelle berührt. Werden<br />

mehrere Stifte eines einzelnen Teils verschweißt, genügt<br />

häufig die Verwendung einer einzigen Sonotrode. Weisen<br />

die Stifte aber größeren Abstand voneinander auf (mehr als<br />

75 mm zwischen den am weitesten auseinanderliegenden<br />

Stiften), so müssen in der Regel mehrere kleine, simultan<br />

erregte Sonotroden verwendet werden. Einige Schweißgeräte,<br />

die dazu in der Lage sind, sind bereits an früherer<br />

Stelle beschrieben worden.<br />

0,5 T<br />

0,2 mm<br />

0,4 mm


Sonotrode<br />

Einlegeteil aus<br />

Metall<br />

Kunststoff<br />

c. Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />

Metallteile können mit Ultraschall in Teile aus technischen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n von Du Pont eingesetzt werden und so umspritzte<br />

oder eingepreßte Einlegeteile ersetzen. Gegenüber umspritzten<br />

Einlegeteilen ergeben sich mehrere Vorteile:<br />

– Vermeidung von Verschleiß und Veränderung der Formen,<br />

– Vermeidung des Vorwärmens sowie der manuellen<br />

Zuführung der Einlegeteile,<br />

– verkürzte Taktzeiten beim Spritzgießen,<br />

– weniger kritische Maßtoleranzen der Einlegeteile,<br />

– erheblich reduzierte innere Spannungen.<br />

Wie in Abb. 10.68 gezeigt wird, können die Einlegeteile mit<br />

Ultraschall entweder in ein Spritzgußteil eingesetzt werden,<br />

oder das Spritzgußteil kann um das Einlegeteil herum montiert<br />

werden.<br />

Im Handel sind verschiedene Arten von Ultraschall-Einlegeteilen<br />

erhältlich, deren <strong>Konstruktionsprinzipien</strong> einander<br />

sehr ähnlich sind.<br />

Der Druck und die Ultraschallschwingung des Einlegeteils<br />

schmelzen den Kunststoff an der Berührungsfläche zwischen<br />

Metall und Kunststoff und treiben das Einlegeteil in ein<br />

vorgeformtes oder vorgebohrtes Loch. Der geschmolzene<br />

Kunststoff fließt in eine oder mehrere Aussparungen des<br />

Einlegeteils. Nach Erhärtung des <strong>Kunststoffe</strong>s ist dadurch<br />

das Einlegeteil fixiert. Das Volumen des verdrängten Werkstoffs<br />

sollte dem Volumen der Aussparungen des Einlegeteils<br />

entsprechen oder geringfügig übersteigen. Die Einlegeteile<br />

sind mit Abflachungen, Kerben oder axialen Auszackungen<br />

versehen, um ein Verdrehen infolge auftretender Torsionskräfte<br />

zu verhindern.<br />

Sicherheit<br />

vorher<br />

Abb. 10.68 Einsetzen von Teilen durch Ultraschall<br />

nachher<br />

Ultraschallschweißen ist ein unfallsicheres Verfahren.<br />

Gewisse Vorsichtsmaßnahmen sollten jedoch getroffen<br />

werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.<br />

a. Ultraschall-Schweißmaschinen sollten mit Doppelbetätigungsschaltern<br />

ausgestattet sein, um sicherzustellen, daß<br />

die Hände der Bedienungskraft der Sonotrode fernbleiben.<br />

Abschalt- oder Sicherheits-Unterbrechungsschalter sollten<br />

ebenfalls installiert sein, um die Schweißmaschinen zu<br />

jedem beliebigen Zeitpunkt während des Schweißzyklus<br />

sowie ihrer Abwärtsbewegung anzuhalten.<br />

b. Schwingende Sonotroden sollten weder zusammengedrückt<br />

noch festgehalten werden; ebensowenig sollte<br />

die Einheit von Hand herabgesenkt werden, solange der<br />

pneumatische Zylinder aktiviert ist. Ersteres kann zu<br />

leichten Hautverbrennungen, letzteres zu schweren Verbrennungen<br />

sowie mechanischen Quetschungen führen.<br />

Abb. 10.69 Lärmschutzabdeckung<br />

c. Schweißgeräte arbeiten mit einer Frequenz von 20000<br />

Schwingungen pro Sekunde, also außerhalb des normalen<br />

Hörbereiches der meisten Menschen. Manche Menschen<br />

werden jedoch durch diese Frequenz und durch Schwingungen<br />

niedrigerer Frequenz, die sich im Stativ und in<br />

den zu verschweißenden Teilen bilden, geschädigt. Eine<br />

mit schalldämpfendem Material ausgekleidete Umhüllung,<br />

ähnlich der in Abb. 10.69 gezeigten, kann dazu beitragen,<br />

die Geräuschentwicklung und andere mögliche Auswirkungen<br />

der Schwing-ungen zu reduzieren. Die Umhüllung<br />

sollte umfassend sein und nicht nur aus einer Trennscheibe<br />

bestehen. Wo dies nicht möglich ist, sollten alle<br />

Bedienungspersonen und sonstigen in der Nähe der<br />

Schweißanlage arbeitenden Personen Ohrschützer tragen.<br />

Labortechniker, die nur gelegentlich mit Ultraschall-Schweißgeräten<br />

arbeiten, sollten Ohrschützer tragen, wenn sie die<br />

von der Schweißmaschine erzeugten Geräusche als unangenehm<br />

empfinden. Einige Sonotroden mit Formen, die sehr<br />

stark einer Glocke ähneln, können unter ungünstigen<br />

Betriebsbedingungen starke Schallwellen erzeugen. Diese<br />

Schwingungen können Übelkeit, Schwindel und sogar die<br />

Gefahr bleibender Gehörschäden verursachen.<br />

125


Vibrationsschweißen<br />

Einführung<br />

Das Vibrationsschweißen ist eine seit vielen Jahren bekannte<br />

Fügetechnik, die in einigen speziellen Bereichen eingesetzt<br />

wird. Du Pont hat jedoch diese Technik weiterentwickelt und<br />

so weit verbessert, daß sie mit einer breiten Palette an technischen<br />

Kunststoffmaterialien eingesetzt werden kann. Zudem<br />

war Du Pont das erste Unternehmen, das geeignete Prototypen<br />

der Maschinen hergestellt hat, um die Durchführbarkeit<br />

und Brauchbarkeit dieser Methode für das Verbinden<br />

von technischen Kunststoffteilen zu demonstrieren.<br />

Das Vibrationsschweißen ist eine einfache Technik und<br />

erfordert keine hochentwickelte mechanische oder elektrische<br />

Ausstattung. Der Schweißzyklus läßt sich in folgende<br />

Schritte unterteilen:<br />

1. Die beiden Teile werden in entsprechend geformten<br />

Haltevorrichtungen an der Maschine befestigt.<br />

2. Die Vorrichtungen laufen aufeinander zu, um die Verbindungsflächen<br />

unter ständigem Druck aufeinander<br />

zu bringen.<br />

3. Mit einem Getriebe oder einem Elektromagneten erzeugte<br />

Vibrationen werden auf die Haltevorrichtungen übertragen<br />

und über diese auf die Berührungsflächen. Die beiden<br />

Teile bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen und<br />

erzeugen so eine relative Geschwindigkeit an den Kontaktflächen.<br />

Aufgrund der Reibung steigt die Temperatur<br />

sofort an und erreicht in der Regel in weniger als einer<br />

Sekunde den Schmelzpunkt des <strong>Kunststoffe</strong>s.<br />

4. Nach einer vorgewählten Zeit bremst eine elektrische<br />

Kontrollvorrichtung die Vibrationen ab, während der<br />

Druck auf der Schweißfläche erhalten bleibt. Gleichzeitig<br />

werden die Teile korrekt ausgerichtet.<br />

5. Der Druck wird einige Sekunden aufrecht erhalten, damit<br />

die Schmelze erstarren kann. Dann öffnen sich die<br />

Vorrichtungen und die verschweißten Teile werden<br />

ausgeworfen.<br />

Grundprinzip<br />

Die verschiedenen Schweißtechniken für das Verbinden von<br />

Teilen aus thermoplastischem Material unterscheiden sich<br />

wesentlich in der Methode, wie Wärme an den Verbindungsflächen<br />

aufgebaut wird.<br />

Die gegenwärtig bekannten Verfahren lassen sich grundsätzlich<br />

in zwei Hauptgruppen unterteilen:<br />

1. Die zum Erreichen der Schmelzetemperatur erforderliche<br />

Wärme wird durch eine Fremdquelle zugeführt. Dies ist<br />

der Fall beim Heizelementschweißen, Induktionsschweißen<br />

und Heißluftschweißen.<br />

2. Die erforderliche Wärme wird direkt an den Verbindungsflächen<br />

durch Reibung erzeugt. Die bekanntesten<br />

Methoden, die mit diesem Verfahren arbeiten, sind das<br />

Rotations- und Ultraschallschweißen.<br />

126<br />

Sie bieten den offensichtlichen Vorteil, daß der geschmolzene<br />

Kunststoff nicht der Umgebungsluft ausgesetzt und so<br />

Zersetzung oder Oxydation verhindert wird, was für einige<br />

<strong>Kunststoffe</strong> unbedingt erforderlich ist. Das Rotationsschweißen<br />

ist jedoch auf kreisrunde Teile begrenzt, die<br />

außerdem keine Positionierung erfordern. Wenn die zwei<br />

Teile exakt aufeinander ausgerichtet werden müssen, wird<br />

das Rotationsschweißen sehr kostenaufwendig, da keine<br />

einfachen mechanischen Mittel verfügbar sind, um diese<br />

Anforderung zu erfüllen.<br />

Das Vibrationsschweißen gehört zu der zweiten Gruppe,<br />

da es Wärme durch Reibung der zwei Berührungsflächen<br />

erzeugt. Im Gegensatz zum Rotationsschweißverfahren<br />

ist das Vibrationsschweißen nicht auf kreisförmige Teile<br />

begrenzt. Es läßt sich für fast jede Form einsetzen, falls<br />

die Auslegung der Teile ein freies Vibrieren innerhalb<br />

einer gegebenen Amplitude erlaubt.<br />

Definition des Bewegungszentrums<br />

Das Zentrum, um das die zwei Teile vibrieren, kann folgendermaßen<br />

angeordnet werden:<br />

a. innerhalb der Schweißfläche;<br />

b. außerhalb der Schweißfläche;<br />

c. in einer unbegrenzten Distanz. In diesem Fall wird die<br />

Bewegung linear.<br />

Auf dieser Basis lassen sich zwei verschiedene Varianten<br />

definieren: Winkel- und Linearschweißen<br />

a. Bewegungszentrum innerhalb der Schweißfläche<br />

Alle Teile, die eine kreisrunde Schweißnaht aufweisen,<br />

würden logischerweise um ihr eigenes Zentrum vibrieren,<br />

wie in Abb. 10.71A gezeigt wird. Solche Teile können mit<br />

einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden, wie im<br />

Kapitel «kreisförmige Teile» beschrieben wird. Alle Teile,<br />

die keine kreisförmige Form haben, müssen natürlich eine<br />

flache Schweißfläche aufweisen. Hat die Schweißfläche<br />

eine unregelmäßige Form wie z.B. in Abb. 10.71B, kann<br />

das Teil immer noch um ein Innenzentrum schwingen.<br />

Letzteres würde jedoch an einer Stelle gewählt, die die<br />

geringstmögliche Differenz der Umfangsgeschwindigkeit<br />

erzeugt.<br />

Versuchsreihen ergaben, daß das Bewegungszentrum<br />

außerhalb der Schweißfläche angeordnet werden muß,<br />

wenn das Verhältnis von X/Y ~1,5 übersteigt.<br />

X = max. Abstand bis Bewegungszentrum<br />

Y = min. Abstand<br />

X<br />

A B<br />

Abb. 10.71 Schweißnahtprofile<br />

Y


Formteile mit einer rechteckigen Schweißfläche, ähnlich<br />

wie in Abb. 10.72A, können ebenso um ihr eigenes Zentrum<br />

vibrieren, falls das oben genannte Verhältnis ~1,5 bis<br />

1,0 nicht übersteigt.<br />

Bei einer Form, wie sie in Abb. 10.72B gezeigt wird,<br />

müßte das Bewegungszentrum außerhalb angeordnet<br />

werden, um ähnliche Schweißgeschwindigkeiten auf<br />

der gesamten Schweißfläche zu erhalten.<br />

b. Bewegungszentrum außerhalb der Schweißfläche<br />

Werden die oben beschriebenen Bedingungen nicht<br />

erfüllt, müssen die Teile weit genug vom Bewegungszentrum<br />

entfernt angeordnet werden, um ein Verhältnis von<br />

X/Y < 1,5 zu erhalten, wie in Abb. 10.73A gezeigt wird.<br />

Diese Anordnung erlaubt das gleichzeitige Schweißen<br />

von zwei oder mehreren Teilen. Es ist außerdem möglich,<br />

Teile mit unterschiedlichen Größen und Formen gleichzeitig<br />

zu verschweißen. Sie müssen jedoch symmetrisch<br />

in der Vibrationsvorrichtung angeordnet werden, um den<br />

gleichen Oberflächendruck auf alle Verbindungen zu<br />

erhalten, wie in Abb. 10.73B gezeigt wird.<br />

c. Linearschweißen<br />

Teile, die aufgrund ihrer Form oder Größe nicht in eine<br />

runde Vorrichtung passen, lassen sich linear verschweißen.<br />

Diese Methode eignet sich besonders für großvolumige,<br />

nichtrunde Teile mit einer Länge von über 100-150 mm.<br />

Es ist jedoch auch möglich, mehrere Teile gleichzeitig<br />

zu verschweißen, wenn sie sich an den Vibrationsplatten<br />

befestigen lassen.<br />

X<br />

X<br />

Y<br />

A B<br />

Y<br />

+<br />

Typische Vorrichtungen<br />

für das Erzeugen von Vibrationen<br />

Obwohl Vibrationen mit Wechselstrommagneten erzeugt<br />

werden können, wurden alle verfügbaren Maschinen bisher<br />

mit mechanischen Vibratoren ausgestattet.<br />

Abb. 10.74 zeigt schematisch die Funktion einer Linearschweißmaschine,<br />

wie sie von Du Pont zuerst optimiert wurde.<br />

Die Vibrationen werden von zwei Exzenterscheiben «a»<br />

erzeugt, die sich um das Zentrum «b» drehen und über Stangen<br />

«d» auf Vorrichtungen «c» übertragen werden. Die unteren<br />

Vorrichtungen gleiten in zwei Kugellagerschienen, die eine<br />

freie Bewegung in Längsrichtung erlauben. Die obere Vorrichtung<br />

wird von vier pneumatisch betätigten Hebeln «e»<br />

heruntergedrückt. Es ist äußerst wichtig, die Bewegungen<br />

der Hebel mechanisch zu synchronisieren, um eine perfekte<br />

Parallelität der zu schweißenden Teile zu erreichen.<br />

Am Ende des Schweißzyklusses wird die Bewegungsübertragung<br />

abgestellt, worauf beide Teile in ihre Endposition<br />

gebracht werden. Der Druck bleibt kurzfristig aufrecht erhalten,<br />

damit der geschmolzene Kunststoff erstarren kann.<br />

Das gleiche Grundprinzip gilt für eine Winkelschweißmaschine,<br />

Abb. 10.75. In diesem Fall werden Vibrationen auf<br />

obere und untere Vorrichtungen «a» übertragen, die sich auf<br />

Kugellagern drehen. Die obere Vorrichtung wird direkt auf<br />

der Kolbenstange «b» montiert, um den Druck zu liefern.<br />

Theoretisch könnte das gleiche Schweißergebnis mit einem<br />

feststehenden und einem vibrierenden Teil erreicht werden,<br />

das bei doppelter Frequenz vibriert.<br />

Abb. 10.72 Ermittlung des Bewegungszentrums Abb. 10.74 Prinzip der Linearschweißmaschine<br />

A B<br />

Abb. 10.73 Simultanschweißen von mehreren Teilen<br />

c<br />

e<br />

a<br />

Abb. 10.75 Prinzip der Winkelschweißmaschine<br />

b<br />

e<br />

d<br />

a<br />

b<br />

f<br />

127


Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß diese Methode aus verschiedenen<br />

Gründen unzufriedenstellend ist. Wie in Abb.<br />

10.74 und 10.75 veranschaulicht wird, heben sich die beträchtlichen<br />

Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte auf, wenn<br />

das Gewicht der oberen Vorrichtung mit Kunststoffteil dem<br />

Gewicht der unteren Vorrichtung mit Kunststoffteil entspricht.<br />

(Beim Winkelschweißen müssen die beiden Trägheitsmomente<br />

identisch sein, um gleiche und entgegengesetzte Trägheitskräfte<br />

zu erzielen).<br />

Falls nur ein Teil bei doppelter Frequenz vibriert, sind die<br />

Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte viermal höher<br />

und müßten über eine zusätzliche und regelbare Vorrichtung<br />

kompensiert werden. Das gesamte Getriebe würde somit<br />

weitaus schwerer und teurer für eine Maschine mit gleicher<br />

Kapazität. Außerdem haben Erfahrung gezeigt, daß sich eine<br />

gute und feste Verbindung leichter erhalten läßt, wenn beide<br />

Teile schwingen.<br />

Schweißbedingungen<br />

Um den Schmelzpunkt des Materials zu erreichen, müssen die<br />

zwei Teile zusammengepreßt werden und bei einer bestimmten<br />

Frequenz und Amplitude schwingen. Diese Bedingungen<br />

können als PV-Werte definiert werden, wobei «P» der spezifische<br />

Kontaktdruck in MPa und «V» die Flächengeschwindigkeit<br />

in m/s ist.<br />

Die zwei Exzenterscheiben erzeugen eine sinusförmige<br />

Geschwindigkeitskurve wie in Abb. 10.76. Da sie in entgegengesetzte<br />

Richtungen laufen, beträgt die maximale relative<br />

Geschwindigkeit des einen Teils gegenüber dem anderen<br />

Teil 2 W. Die resultierende relative Geschwindigkeit liegt<br />

somit beim 1,27fachen des maximalen Wertes «W».<br />

Beispiel: Eine Maschine, die Acetalpolymer schweißt, wie<br />

in Abb. 10.74 hat einen Exzenterabstand «f» von 3 mm<br />

und läuft bei einer Geschwindigkeit von 5000 U/min.<br />

Die Umfangsgeschwindigkeit ist somit wie folgt:<br />

V = f × � × n = 0,003 m × � × 5000 = 0,78 m /s<br />

60<br />

W W<br />

128<br />

Y = 0,635 W 2 Y = 1,27 W<br />

Y Y<br />

1 Umdrehung<br />

W = maximale Geschwindigkeit jedes Teils<br />

Y = Durchschnittsgeschwindigkeit jedes Teils<br />

Abb. 10.76 Geschwindigkeitskurven beim Vibrationsschweißen<br />

2 Y<br />

2 W<br />

Dies entspricht der maximalen Geschwindigkeit «W» in<br />

Abb. 10.76. Die durchschnittliche relative Geschwindigkeit<br />

eines Teils gegen das andere wäre dann:<br />

1,27 × 0,78 = 1 m / s<br />

Bei einem spezifischen Kontaktdruck von 3 MPa wird der<br />

resultierende PV-Wert:<br />

3 × 1 = 3 MPa × m/s<br />

Da die erzeugte Wärme außerdem eine Funktion des Reibungskoeffizienten<br />

ist, muß der obige PV-Wert auf das zu<br />

schweißende Material bezogen werden. Glasfaserverstärkte<br />

Polyamide wurden zum Beispiel erfolgreich bei einem PV-<br />

Wert von 1,3 verschweißt. Hieraus läßt sich folgern, daß bei<br />

einer Maschine, die verschiedene Materialien und Formteilgrößen<br />

verschweißen soll, Druck, Drehzahl und Amplitude<br />

verstellbar sein müssen. Sobald die optimalen Arbeitsbedingungen<br />

für ein gegebenes Teil festgelegt sind, dürfte die<br />

Maschine jedoch mit Ausnahme des Druckes keine weiteren<br />

Einstellungen erfordern.<br />

Die Schweißzeit ist das Produkt von Geschwindigkeit, Druck<br />

und Amplitude. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß die<br />

Schweißnahtfestigkeit oberhalb eines bestimmten Druckes<br />

eher abnimmt – möglicherweise aufgrund von ausgequetschtem<br />

geschmolzenem Kunststoff. Auf der anderen Seite legen<br />

die resultierenden mechanischen Belastung des Getriebes<br />

Beschränkungen auf. So vervierfacht eine Verdopplung der<br />

Geschwindigkeit die Beschleunigungskräfte der vibrierenden<br />

Massen.<br />

Umfangreiche Tests haben ergeben, daß sich eine Frequenz<br />

von etwa 100 Hz für kleine und mittelgroße Teile sehr<br />

gut eignet, während größere, schwere Formteile bei einer<br />

Frequenz von 70-80 Hz verschweißt werden.<br />

So wurden auch große Teile wie Ansaugrohre erfolgreich,<br />

mit Frequenzen bis zu 250 Hz, verschweißt. Siehe auch<br />

Abb. 10.79D.<br />

Bei Linearmaschinen sollte der Abstand der beiden Exzenterscheiben<br />

(«f» in Abb. 10.74) so eingestellt werden, daß<br />

eine relative Bewegung von etwa 0,9 × Schweißnahtbreite<br />

erzielt wird, siehe Abb. 10.77.<br />

Der spezifische Oberflächendruck, der die höchste Schweißnahtfestigkeit<br />

ergibt, muß über Tests ermittelt werden. Als<br />

Faustregel gilt, daß eine Maschine einen Druck von 4 MPa<br />

auf die zu schweißende Fläche erzeugen muß.<br />

W<br />

� 0,9 W<br />

Abb. 10.77 Relative Bewegung – Schweißnahtbreite


a b c d e<br />

c<br />

Abb. 10.78 Schweißnahtprofile – runde Teile<br />

Auslegung von Schweißnähten<br />

a<br />

b<br />

a. Kreisförmige Teile<br />

Kreisförmige Teile sollten – wie beim Rotationsschweißen –<br />

immer mit einer V-förmigen Schweißnaht versehen werden.<br />

Eine solche Auslegung erlaubt nicht nur eine perfekte Ausrichtung<br />

der beiden Hälften, sondern die Schweißfläche kann<br />

vergrößert werden und so die Festigkeit der Wandfläche<br />

erreichen. Während des Schweißbetriebes baut sich eine<br />

bestimmte Menge an Grat an beiden Seiten der Schweißnaht<br />

auf. Bei bestimmten Anwendungen muß dies vermieden<br />

werden, entweder aus ästhetischen Gründen oder weil er eine<br />

Fehlerquelle für innenliegende mechanische Teile darstellen<br />

kann. In solchen Fällen sollten Verbindungen mit Gratspeichern<br />

versehen werden.<br />

Um Vibrationen mit dem geringstmöglichen Verlust auf die<br />

Kontaktfläche zu übertragen, müssen die Kunststoffteile fest<br />

in den Haltevorrichtungen eingespannt werden. Es ist oft<br />

ratsam, die Schweißfläche mit 5 oder 8 Mitnehmerrippen zu<br />

versehen. Das gilt besonders bei dünnwandigen Behältern<br />

aus weichen Materialien.<br />

Eine typische Schweißnahtauslegung mit einem externen<br />

Gratspeicher und Mitnehmerrippen direkt auf der Schulter<br />

wird in Abb. 10.78a gezeigt. Einige grundsätzliche Anforderungen<br />

sind dabei zu beachten:<br />

– Vor dem Schweißen sollten die flachen Flächen durch<br />

einen Spalt «a» getrennt werden, der etwa das 0,1fache<br />

der Wandstärke beträgt.<br />

– Der Winkel «b» sollte mindestens 30° betragen, um einen<br />

selbsthemmenden Effekt zu verhindern.<br />

– Die Schweißnahtlänge «c–d» muß, abhängig von der<br />

gewünschten Festigkeit, mindestens das 2,5fache der<br />

Wandstärke betragen. Da einige <strong>Kunststoffe</strong> sich schwerer<br />

verschweißen lassen als andere, sollte dieser Wert entsprechend<br />

erhöht werden.<br />

Abbildungen 10.78b und 10.78c zeigen weitere mögliche<br />

Anordnungen für externe Gratspeicher.<br />

a<br />

d<br />

Bei Teilen, für die ästhetische Aspekte nicht so wichtig sind,<br />

reicht häufig eine einfache Rille aus, siehe Abb. 10.78d.<br />

Sie verdeckt zwar den Grat nicht, er verbleibt jedoch im<br />

Bereich des Außendurchmessers.<br />

Falls sowohl interne als auch externe Gratspeicher erforderlich<br />

sind, können sie wie in Abb. 10.78e ausgelegt werden.<br />

b. Nicht kreisförmige Teile<br />

Teile, die nicht kreisförmig sind, können mit flachen Schweißflächen<br />

auf Winkel- oder Linearmaschinen verschweißt werden,<br />

siehe Abb. 10.79A. Die Schweißnahtbreite «B» sollte<br />

mindestens das zweifache der Wandstärke betragen, abhängig<br />

von den Festigkeitsanforderungen und dem verwendeten<br />

Kunststoff. Die Festigkeit steigt aufgrund ungleichmäßiger<br />

Spannungsverteilung (siehe auch Abb. 10.81) über einem<br />

B/D-Verhältnis von 2,5-3,0 nicht beträchtlich .<br />

Quadratische und rechteckige Teile, besonders solche mit<br />

dünnen Wandstärken oder aus weichen <strong>Kunststoffe</strong>n, sind<br />

nicht steif genug, um Vibrationen ohne Verlust zu übertragen.<br />

Sie müssen daher eine Schweißnaht mit einer Rille um<br />

den gesamten Umfang aufweisen, Abb. 10.79B. Diese Rille<br />

paßt in eine Schweißraupe an der Vorrichtung «a», um zu<br />

verhindern, daß die Wände nach innen zusammenfallen. Es<br />

ist äußerst wichtig, die Verbindung an beiden Flächen «b»<br />

und «c» zu stützen, um eine perfekte Schweißdruckverteilung<br />

zu erzielen.<br />

Ein möglicher Weg zum Anbringen von Gratspeichern an<br />

Stumpfschweißnähten wird in Abb. 10.79C gezeigt. Der Spalt<br />

«a» muß angepaßt werden, damit sich die beiden Außenlippen<br />

nach dem Schweißen vollständig schließen. Die Auslegung<br />

reduziert die effektive Schweißfläche und kann breitere<br />

Schweißnähte für eine gegebene Festigkeit erfordern.<br />

Eine andere Auslegung der Schweißnähte mit Rillen ist in<br />

Abb. 10.79D dargestellt. Diese Schweißnaht wurde erfolgreich<br />

für einen vibrationsgeschweißten Deckel eines Ansaugrohrs<br />

mit einer Frequenz bis zu 280 Hz und einer Amplitude<br />

von 1,2 mm angewendet.<br />

129


Abb. 10.79 Schweißnahtauslegung, nicht kreisförmige Teile<br />

130<br />

��������<br />

���<br />

�<br />

� �<br />

� � ��� �<br />

�<br />

������<br />

� �<br />

���<br />

�<br />

�<br />

Deckel<br />

���<br />

���<br />

���<br />

�<br />

Ansaugrohr<br />

�<br />

������<br />

���<br />

���<br />

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��� �<br />

���<br />

���<br />

��� ���<br />

�<br />

��<br />

���<br />

�<br />

�<br />

Aufnahmevorrichtung<br />

Amplitude: 0,9 – 1,2 mm<br />

�������<br />

Zu entwickelnde<br />

Schweißtiefe<br />

�<br />

Frequenz: 240 – 280 Hz<br />

Testergebnisse<br />

bei winkelverschweißten Stumpfnähten<br />

Der in Abb. 10.80 rechteckig geschweißte Kasten wurde für<br />

umfangreiche Druckprüfungen aus verschiedenen<br />

DuPont Materialien verwendet. Der Berstdruck jedes Behälters<br />

wird von drei Hauptfaktoren beeinflußt:<br />

– Gesamtauslegung.<br />

– Verschweißbarkeit des Materials.<br />

– Schweißnahtauslegung.<br />

Die unten beschriebenen erzielten Resultate sollten daher<br />

sorgfältig auf Formteile mit unterschiedlichen Formen und<br />

Funktionen übertragen werden. Das gleiche Formteil wird<br />

ein sehr unterschiedliches Verhalten aufweisen, wenn es aus<br />

verschiedenen <strong>Kunststoffe</strong>n hergestellt wird. Während die<br />

Schweißnaht in einigen Fällen der schwächste Punkt sein<br />

kann, ist sie bei anderen technischen <strong>Kunststoffe</strong>n eventuell<br />

fester als das Teil selbst.<br />

Schweißnahtfestigkeit<br />

in Abhängigkeit von der Schweißfläche<br />

Abb. 10.81 zeigt die Zugfestigkeit als Funktion von der<br />

Schweißnahtbreite, die von dem in Abb. 10.80 gezeigten<br />

Behälter erhalten wurde. Ein linearer Festigkeitsanstieg kann<br />

bis zu einem B/D-Verhältnis von ca. 2,5 beobachtet werden.<br />

Oberhalb dieses Werts flacht die Kurve ab und eine Verbreiterung<br />

bleibt ohne Einfluß auf die Festigkeit.<br />

36<br />

45<br />

Abb. 10.80 Berstdruck Prüfteil<br />

Berstdruck<br />

BB<br />

D<br />

1 1,5 2 2,5 3<br />

Verhältnis B<br />

D<br />

Abb. 10.81 Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

von der Nahtgröße<br />

7 cm 2


Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit<br />

vom spezifischen Schweißdruck<br />

Wie bereits erwähnt, sollte der geeignete spezifische Schweißdruck<br />

für jeden Kunsstoff mit Versuchen ermittelt werden.<br />

Für DELRIN ® 500 ergab sich zum Beispiel ein Druck von etwa<br />

3,3 MPa, wie die Kurve in Abb. 10.82 zeigt. Es scheint, daß<br />

ein zu hoher Druck die Nahtfestigkeit ebenso reduziert wie ein<br />

zu niedriger Druck.<br />

Berstdruck<br />

2 3 4<br />

Schweißnahtfestigkeit in Abhängigkeit vom spezifischem Schweißdruck<br />

Abb. 10.82 Spezifischer Schweißdruck<br />

Alle DELRIN ® Typen eignen sich für das Vibrationsschweißen.<br />

DELRIN ® 500P zeigt die besten Ergebnisse, wohingegen<br />

DELRIN ® 100 etwas schwächer ist. Schweißnähte in Teilen aus<br />

DELRIN ® 100 sind in der Regel der schwächste Bereich aufgrund<br />

der hohen Dehnung dieses <strong>Kunststoffe</strong>s. Dies galt auch<br />

für den Prüfbehälter in Abb. 10.80. Das gleiche Teil aus glasfaserverstärktem<br />

DELRIN ® bricht nicht an der Schweißnaht,<br />

sondern wegen seiner geringeren Dehnung an einer Ecke.<br />

Es muß außerdem beachtet werden, daß eingefärbte Einstellungen<br />

eine niedrigere Schweißnahtfestigkeit erzeugen als die<br />

gleichen ungefärbten Typen. Dies gilt für alle <strong>Kunststoffe</strong>.<br />

Pigmentanteile haben einen leichten negativen Einfluß auf<br />

die Eigenschaften. Obwohl die durchschnittlichen Festigkeitswerte<br />

von Typ zu Typ leicht variieren, ist es überraschend<br />

festzustellen, daß die obere Grenze bei 14 MPa Zugfestigkeit<br />

für die meisten Typen liegt.<br />

Das Vibrationsschweißen eignet sich außerdem für alle<br />

ZYTEL ® Polyamidtypen. Es erlaubt viele neue und attraktive<br />

Anwendungen, für die keine andere Fügetechnik in Frage<br />

käme. Besonders die Automobilindustrie braucht verschiedene<br />

eckige Behälter im Kühlkreislauf und für Emissionskontrollfilter.<br />

Der Wasseraufnahme muß vor dem Schweißen keine besondere<br />

Beachtung geschenkt werden, falls die Teile bei einer<br />

relativen Feuchtigkeit von maximal 50% gelagert werden.<br />

Stumpfnähte in Formteilen aus unverstärktem Polyamid sind<br />

in der Regel fester als das Teil selbst. Füllstoffe und Glasfasern<br />

reduzieren die Nahtfestigkeit je nach der Materialqualität.<br />

So bewirkt ein Glasfaseranteil von 30% eine Reduzierung<br />

der Festigkeit um 50%. Teile aus diesem Kunststoff<br />

müssen sorgfältig ausgelegt werden.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Abb. 10.83. Eine typische Auslegung einer Zentrifugalpumpe<br />

mit einem winkelverschweißten Spiralgehäuse aus<br />

DELRIN ® .<br />

Abb. 10.83 Zentrifugalpumpe<br />

Abb. 10.84. Ein Automobiltank aus ZYTEL ® Polyamid 66.<br />

Die Schweißnaht ist mit einem Gratspeicher versehen, um<br />

Nachbearbeitungs- und Entgratungsgänge zu vermeiden.<br />

Abb. 10.84 Automobiltank<br />

131


Abb. 10.85. Ein linearverschweißter Kraftstofftank eines<br />

Motorrades aus ZYTEL ® . Die Rille in der Schweißnaht sammelt<br />

den Grat und anschließend wird ein PVC-Profil über<br />

dem Flansch schnappverbunden. Dies ist eine Lösung, die<br />

die gesamte Schweißnaht effektiv verdeckt.<br />

Abb. 10.85 Motorradtank<br />

Abb. 10.86a. Ein winkelverschweißtes, rechteckig geformtes<br />

Kraftstoff-Filtergehäuse aus ZYTEL ® . Die Naht ist mit einer<br />

Fuge versehen, um die dünnen Wände in den Vorrichtungen<br />

zu halten und somit ein Zusammenfallen während des<br />

Schweißens zu verhindern.<br />

Abb. 10.86b. Ein winkelverschweißter Behälter aus ZYTEL ® .<br />

Verbindungen an Körper und Abdeckung müssen in der gegebenen<br />

Position orientiert werden. Eine klassische Reibungsschweißnaht<br />

mit einem externen Gratspeicher wurde für diese<br />

Vibrationsschweißtechnik verwendet.<br />

Abb. 10.87. Gummimembranbaugruppen können ebenso mit<br />

Winkelvibrationen verschweißt werden. Es müssen jedoch<br />

Vorkehrungen getroffen werden, die verhindern, daß das<br />

obere Teil direkt auf das Gummi Vibrationen überträgt. Dies<br />

kann mit einer sehr dünnen Unterlegscheibe aus Polyamid,<br />

mit Grafitpulver oder einem Öltropfen auf der Membrane<br />

erreicht werden.<br />

132<br />

a b<br />

Abb. 10.86 Winkelverschweißte Teile<br />

Bei dem hier gezeigten Magnetventil aus glasfaserverstärktem<br />

ZYTEL ® Polyamid liegt der Berstdruck bei 8-9 MPa.<br />

Ein bedeutender Vorteil gegenüber selbstschneidenden Schrauben<br />

liegt darin, daß ein verschweißter Körper bis zum Berstdruck<br />

dicht bleibt.<br />

Abb. 10.87 Membrangehäuse<br />

Vergleich mit anderen Schweißtechniken<br />

Das Vibrationsschweißen überschneidet sich in der Praxis<br />

nicht mit dem Ultraschallschweißverfahren, obwohl sie in<br />

einigen Fällen beide anwendbar sind. Das Magnetventil<br />

in Abb. 10.87 läßt sich zum Beispiel leicht ultraschallverschweißen.<br />

Die hohe Frequenz kann jedoch die dünne Metallfeder<br />

brechen. In diesem Fall wird das gesamte Gehäuse<br />

unbrauchbar. Manchmal verhindert eine komplexe Teilegeometrie,<br />

daß eine Sonotrode nicht nahe genug an die<br />

Schweißnaht kommt. Zudem erfordern gas- und luftdichte<br />

Ultraschallschweißnähte enge Toleranzen, die sich nicht<br />

immer erreichen lassen.<br />

Dünnwandige Behälter wie Taschenlampen können niemals<br />

mit einer Schweißnaht versehen werden, die groß genug ist,<br />

um den erforderlichen Berstdruck zu erreichen. Daher wäre<br />

es unklug, sie auf Vibrationsmaschinen zu verschweißen. Hier<br />

ist das Ultraschallverfahren zu bevorzugen.<br />

Das Vibrationsschweißen kann in vielen Anwendungen in<br />

Konkurrenz zum Heizelementschweißen stehen. Hier bietet<br />

es einige wichtige Vorteile:<br />

– sehr viel kürzerer Gesamtzyklus;<br />

– geringere Verzugsempfindlichkeit, da der relativ hohe<br />

Schweißdruck das Teil abflacht;<br />

– da der geschmolzene Kunststoff nicht der Umgebungsluft<br />

ausgesetzt wird, eignet sich das Verfahren für alle Kunststofftypen.<br />

Das Vibrationsschweißen steht nicht in Konkurrenz zum reinen<br />

Rotationsschweißen. Für alle kreisförmigen Teile, die<br />

keine festgelegte Positionierung erfordern, ist das Rotationsschweißen<br />

immer noch die günstigste und schnellste Fügetechnik.


Konstruktive Erwägungen<br />

für vibrationsverschweißte Teile<br />

Teile, die für ein Verbinden mit der Vibrationsschweißtechnik<br />

gedacht sind, müssen korrekt ausgelegt werden, um Fehler<br />

und Ausschüsse zu vermeiden. Es ist unbedingt erforderlich,<br />

daß die Verbindungsflächen aneinander anschliessen.<br />

Der erste Schritt ist die Wahl einer geeigneten Schweißnaht<br />

mit der erforderlichen Festigkeit und Dichte. In dieser<br />

Entwicklungsphase sollte entschieden werden, ob Gratspeicher<br />

oder Mittel zur Verdeckung oder zum Verstecken<br />

der Schweißnaht erforderlich sind.<br />

Wichtig ist es, den Schweißflansch um das Teil herum zu<br />

stützen, um einen gleichmäßigen Druck über der gesamten<br />

Schweißfläche aufrecht zu erhalten.<br />

Falls, wie in Abb. 10.88 gezeigt wird, die Vorrichtung diese<br />

Anforderung aufgrund einer Unterbrechung nicht erfüllen<br />

kann, sind Schwachstellen oder Leckstellen zu erwarten.<br />

Dünne Rippen sind jedoch zulässig, falls ihre Dicke etwa<br />

80% des Wandquerschnittes (Abb. 10.89) nicht überschreitet.<br />

Besondere Sorgfalt muß darauf verwendet werden, daß die<br />

Vibrationen von der Vorrichtung auf das Teil mit so wenig<br />

Energieverlust wie möglich übertragen werden müssen.<br />

Solcher Verlust kann von einem zu großem Spiel in der<br />

Vorrichtung herrühren oder weil das Teil zu weit von der<br />

Schweißnaht entfernt gehalten wird.<br />

Kreisförmige Teile ohne Vorsprünge, die ein festes Einspannen<br />

erlauben, müssen mit Rippen versehen werden, wie in<br />

Abb. 10.78a gezeigt wird.<br />

Bei Teilen mit relativ dünnen Wänden oder Teile aus weichen<br />

Materialien sollten Vibrationen auf das Formtteil so<br />

nahe wie möglich an der Schweißfläche übertragen werden.<br />

Bei nicht kreisförmigen Teilen ist dies häufig nur möglich<br />

mit einer Auslegung, die der in Abb. 10.79B ähnelt, ungeachtet<br />

ob es sich um eine Linear- oder Winkelschweißnaht<br />

handelt.<br />

Abb. 10.88 Schlechte Schweißnahtauslegung<br />

L = 0,8 T T<br />

Abb. 10.89 Rippen in vibrationsverschweißten Teilen<br />

Einige Materialien mit einem hohen Reibungskoeffizienten<br />

wie zum Beispiel Elastomere, erfordern eine anfängliche<br />

Oberflächenschmierung, bevor sie zufriedenstellend im<br />

Vibrationsschweißverfahren verschweißt werden können.<br />

Die während des Vibrationszyklusses erzeugte Menge an<br />

geschmolzenem Kunststoff steht in direkter Beziehung zur<br />

Flachheit der Oberfläche. Steife Teile, besonders aus glasfaserverstärkten<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n, flachen möglicherweise nicht<br />

vollständig durch den Schweißdruck ab und erfordern somit<br />

längere Vibrationszyklen, um eine gute Schweißnaht zu<br />

erhalten. Bei der Auslegung und Herstellung solcher Teile<br />

ist somit zu beachten, daß die gesamte Montagezeit teilweise<br />

von der Planheit der Schweißnaht abhängt, die wiederum mit<br />

einer entsprechenden Auslegung verbessert werden kann.<br />

Abb. 10.90a Vibrationsschweißmaschine<br />

133


Abb. 10.90b Kommerzielle Linear- und Winkelschweißmaschine<br />

Hersteller: Mecasonic SA, Zone industrielle,<br />

Rue de Foran, Ville-la-Grand, Case postale 218,<br />

74104 Annemasse Cédex, Frankreich.<br />

134<br />

Abb. 10.90c Kommerzielle Linearschweißmaschine.


Heizelementschweißen<br />

Einleitung<br />

Beim Heizelementschweißen werden Teile aus thermoplastischen<br />

<strong>Kunststoffe</strong>n miteinander verbunden. Diese Verbindungstechnik<br />

eignet sich für nicht-symmetrische Teile mit<br />

empfindlichen Einbaukomponenten, die man dem Vibrations-<br />

oder Ultraschallschweißen nicht aussetzen kann.<br />

Die Verbindung der Teile aus Thermoplasten wird dadurch<br />

bewirkt, daß man ihre Verbindungsflächen mit einem Heizelement<br />

in Berührung bringt, das mit TEFLON ® PTFE<br />

beschichtet und elektrisch aufgeheizt ist. Anschließend werden<br />

die Kontaktflächen zusammengepreßt. Beim Einsatz von<br />

speziell konstruierten Schweißmaschinen können die Verbindungsflächen<br />

auch durch Strahlung erwärmt werden.<br />

Schweißzyklus<br />

I II III<br />

IV V VI<br />

Abb. 10.91 Heizelement-Schweißzyklus<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die Abb. 10.91 zeigt einen typischen Schweißzyklus, bei<br />

dem ein elektrisch erwärmtes, mit TEFLON ® PTFE beschichtetes<br />

Heizelement zum Schmelzen der Verbindungsflächen<br />

benutzt wird.<br />

Konstruktion der Schweißnaht<br />

Beim Heizelementschweißen von Konstruktionswerkstoffen<br />

sollte die Schweißfläche «W» mindestens 2,5 × Wanddicke<br />

«T» betragen (Abb. 10.92a).<br />

Abb. 10.92b-c zeigen Möglichkeiten, durch Materialaufnahmerillen<br />

den entstehenden Grat zu verdecken. Spalt «a» muß<br />

so ausgebildet sein, daß sich die äußeren Lippen nach dem<br />

Schweißen vollständig schließen. Da diese Lösung die wirksame<br />

Schweißfläche reduziert, kann es nötig sein, breitere<br />

Kontaktflächen vorzusehen, um die Festigkeit einer einfachen<br />

Schweißnaht zu erreichen.<br />

a b<br />

W = 2,5 T<br />

T<br />

c d<br />

W = 3 T<br />

T<br />

0,5 T<br />

Abb. 10.92 Auslegung der Schweißnaht für Heizelementschweißen<br />

Dünnwandige Teile können eine Führungsaufnahme erforderlich<br />

machen, wie zum Beispiel «a» in Abb. 10.92d.<br />

So wird sichergestellt, daß ein gleichmäßiger Druck auf die<br />

ganze Schweißfläche wirkt.<br />

Man beachte in diesem Beispiel die durch Rippen verstärkte<br />

Schweißfläche und die Unterstützung durch die Aufnahme<br />

an den Punkten «b» und «c», die eine gute Schweißdruckverteilung<br />

bewirken.<br />

Konstruktionshinweise<br />

für das Heizelementschweißen<br />

Die Teile müssen so konstruiert sein, daß kein Ausschuß<br />

entsteht. Es ist unbedingt erforderlich, daß die Verbindungsflächen<br />

plan sind, deshalb sollten die Gestaltungsprinzipien<br />

für Konstruktionswerkstoffe strikt eingehalten werden.<br />

Gleichmäßige Wanddicken und ausgerundete Ecken sind<br />

absolut notwendig.<br />

b<br />

T<br />

3-3,5 T<br />

1,2 T<br />

c<br />

a<br />

3 T<br />

a<br />

135


Grenzen des Heizelementschweißens<br />

– Polyamide eignen sich nicht für das Heizelementschweißen,<br />

da die Schmelze während des Schweißvorganges oxidiert.<br />

Das oxidierte Material läßt sich nicht zufriedenstellend<br />

verschweißen.<br />

– Verglichen mit anderen Schweißverfahren, sind die<br />

Zyklen beim Heizelementschweißen lang (im Bereich<br />

von 30-45 s).<br />

– Es können Probleme dadurch auftreten, daß das Polymer<br />

an dem Heizelement haftet. Eine Beschichtung des Heizelementes<br />

mit TEFLON ® PTFE verringert dieses Problem<br />

erheblich.<br />

– Bei dieser Methode können nur Materialien mit ähnlicher<br />

Struktur verschweißt werden.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Anwendungsbeispiele für das Heizelementschweißen werden<br />

in Abb. 10.93 gezeigt.<br />

Abb. 10.93 a – Teile für Gaszähler<br />

136<br />

b – Abfluß<br />

c – Feuerzeug<br />

Heizelementschweißen von ZYTEL ®<br />

Zwei der Hauptprobleme beim Verschweißen von ZYTEL ®<br />

Polyamid 66 sind Oxidation und Kristallisationsgeschwindigkeit.<br />

Im Gegensatz zu den Schernähten beim Ultraschallverschweißen<br />

oder den Schweißnähten beim Vibrationsverfahren<br />

wird die Nahtfläche kalter Luft ausgesetzt, sobald die<br />

Heizelemente entfernt werden, um die beiden Teile miteinander<br />

zu verbinden. Während dieser Zeit weist der Kunststoff<br />

eine hohe Oxidationsneigung auf, wodurch sich die<br />

Schweißnahtfestigkeit verschlechtert.<br />

Doch bei sorgfältiger Beachtung gewisser Parameter lassen<br />

sich mit dem Heizelementverfahren Schweißnähte mit hoher<br />

Festigkeit erzielen – ausgehend von der Festigkeit des Grundmaterials.<br />

ZYTEL ® muß sich im spritztrockenen Zustand befinden. Ideal<br />

ist ein Verschweißen direkt nach dem Formgebungsprozeß,<br />

obwohl auch nach 48 Stunden noch akzeptable Ergebnisse<br />

erzielt werden. Falls dies nicht durchführbar ist, müssen die<br />

Teile auf einen Feuchtegehalt von unter 0,2% heruntergetrocknet<br />

werden. Die Feuchtigkeit beeinflußt die Schweißnahtqualität<br />

in großem Maße. Ein schaumartiger Schweißwulst<br />

deutet darauf hin, daß «feuchtes» Material verwendet<br />

wurde. Feuchtigkeit wird die Oxidationsneigung und Porösität<br />

der Schweißnaht erhöhen und so die Schweißnahtfestigkeit<br />

um bis zu 50% reduzieren.<br />

Füllstoffe im Kunststoff beeinträchtigen ebenso die Schweißnahtfestigkeit.<br />

Die stärkste Naht wird mit ungefärbtem, unverstärktem<br />

Polyamid erreicht. Da sich Glasfasern nicht verschweißen<br />

lassen und über die Naht legen, wird die Schweißnaht<br />

ähnlich schwach wie in einem Formteil: die Festigkeit<br />

wird um bis zu 50% reduziert. Die Nahtfestigkeit steht im<br />

umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Glasfaseranteil.<br />

Mehr Glasfasern = niedrigere Festigkeit. Ruß beeinträchtigt<br />

ebenso die Schweißnahtqualität.<br />

Heizplattentemperatur. Als allgemeine Richtlinie gilt eine<br />

Temperatureinstellung der Platte auf +20° C über der<br />

Schmelzentemperatur des zu schweißenden Kunststoffs.<br />

Bei ZYTEL ® PA66 mit einer Schmelzentemperatur von 262°C<br />

läge die Plattentemperatur bei etwa 285° C. Dabei ist auf<br />

TEFLON ® oder PTFE-Beschichtungen der Platten zuachten,


die ein Festkleben verhindern sollen, da sich die TEFLON ®<br />

Versiegelung bei dieser Temperatur aufzulösen beginnt.<br />

Bei einer Temperatur von 270-275° C beginnt TEFLON ® zu<br />

verdampfen und das PTFE-Band zeigt sichtbare Blasen. Um<br />

diese Problem zu vermeiden, sollte die Temperatur der Platte<br />

265-270°C betragen. Da sie somit unterhalb der –20°C-Regel<br />

liegt, ist eine längere Durchwärmzeit erforderlich, um die<br />

niedrigere Temperatur auszugleichen. Ein weiteres Schweißproblem<br />

bei hohen Temperaturen ist ein Verzug der Aluminiumplatte<br />

bei etwa 275° C. Hier sollten Aluminium-Bronze-<br />

Platten verwendet werden, die bis 500° C beständig sind.<br />

Die Einspannposition der beiden Teile ist äußerst wichtig. Falls<br />

der Halter aus Metall besteht und das Teil bis in Schweißnahtnähe<br />

umfaßt, wirkt er wie ein starker Wärmeabzug, da er<br />

die während der Durchwärmzeit im Teil aufgebaute Wärme<br />

entzieht. Eine schnelle Kühlung der Teile führt zu einer<br />

hohen Kristallisationsrate, die ein zufriedenstellendes Verschweißen<br />

der Teile verhindert. Eine langsame Kühlung ist<br />

generell von Vorteil. Dieses Problem kann mit nichtmetallischen<br />

Haltern gelöst werden.<br />

Abb. 10.94 Heizelement-Schweißmaschine.<br />

Andere Parameter<br />

Durchwärmzeit, abhängig vom Teil und von der Naht,<br />

normalerweise im Bereich von min. 15 Sekunden.<br />

Kühl-/Haltezeit, ähnlich wie Durchwärmzeit.<br />

Drücke während der Schweißphase von<br />

0,5 bis 2 MPa = 5 – 20 bar.<br />

Nahtauslegung, als Faustregel gilt:<br />

Nahtabmessung = 2,5 × Dicke. Tests ergaben, daß die<br />

Schweißnaht bei einer generellen Wandstärke von 2 mm<br />

5 mm dick sein sollte. Je nach Einsatzbedingungen des Teils,<br />

ist eine maximale Festigkeit unter Umständen nicht erforderlich.<br />

Für ein kleines Entlüftungsrohr zum Beispiel wäre keine<br />

so hohe Nahtfestigkeit erforderlich wie für eine Befestigungsschelle.<br />

So kann mit einer dünneren Schweißnaht gearbeitet<br />

werden, 1,5 bis 2 × T.<br />

Das Durchwärmen einer kleineren Oberfläche beschleunigt<br />

die Schweißzyklen.<br />

137


Transmissions-<br />

Laserstrahlschweißen<br />

Zwei Teile, von denen eines aus einem durchlässigen Material<br />

bestehen muß, werden mit Laserlicht verschweißt, wodurch<br />

beide Materialien an den Grenzflächen verschmolzen werden.<br />

Das Wort «LASER» ist ein Akronym und steht für:<br />

Light Amplification by the Stimulated Emission<br />

of Radiation<br />

(Lichtverstärkung durch angeregte Strahlungsemission)<br />

Das Laserkonzept wurde erstmals 1917 von Albert Einstein<br />

eingeführt, doch erst 1960 stellte Edward Teller den ersten<br />

Laser her. In nur 40 Jahren sind Laser zu einem Teil unseres<br />

alltäglichen Lebens geworden – in Druckern, CD-Playern,<br />

Barcode-Scannern, in der Chirurgie und in Kommunikationsgeräten.<br />

Ein Laser erzeugt und verstärkt einen intensiv gebündelten<br />

Strahl aus kohärentem Licht. Elektronen emittieren Strahlung<br />

und normalerweise streut ihr Licht zufällig in beliebige Richtungen.<br />

Das Ergebnis ist inkohärentes Licht – ein Fachbegriff<br />

für ein Gewimmel von Photonen, die sich in alle Richtungen<br />

zerstreuen. Der Trick bei der Erzeugung von kohärentem Licht<br />

liegt darin, die richtigen Atome mit den richtigen inneren<br />

Speichermechanismen zu finden und ein Umfeld zu erzeugen,<br />

in dem sie alle kooperieren, um ihr Licht zur richtigen<br />

Zeit in nur eine Richtung abzustrahlen.<br />

In dem Laser von Ed Teller werden Atome oder Moleküle<br />

eines Rubins in einem sogenannten Laser-Resonator erregt.<br />

Aufgrund von Spiegeln an beiden Enden des Resonators wird<br />

Energie hin und her reflektiert und bei jedem Durchgang aufgebaut,<br />

bis der Prozeß an einem bestimmten Punkt einen<br />

plötzlichen Ausbruch an kohärenter Strahlung erzeugt, da<br />

sich alle Atome in einer schnellen Kettenreaktion entladen<br />

= der Laserstrahl.<br />

Atome verschiedener Materialien erzeugen Laserstrahlen<br />

unterschiedlicher Wellenlängen. Lichtwellenlängen sind<br />

sehr klein und werden gewöhnlich in Nanometern gemessen,<br />

wobei 1 nm = 0,000001 mm ist.<br />

Sichtbare Strahlung (Licht) für das menschliche Auge hat<br />

eine Wellenlänge zwischen 300 nm und 780 nm.<br />

Verschiedene Lasertypen<br />

Einige der herkömmlichsten Laser sind unten aufgelistet:<br />

CO2 Kohlendioxidmoleküle, emittieren Infrarotlicht.<br />

Nd:YAG Neodymium: Yttrium Aluminium Garnet synthetischer<br />

Kristall.<br />

Diode Halbleiter.<br />

Excimer Gasgemisch, emittiert ultraviolettes Licht.<br />

Tabelle 10.01 Verschiedene Lasertypen<br />

CO2 Nd:YAG Diode Excimer<br />

Wellenlänge nm 10,600 1,060 800-1,000 150-350<br />

Leistung KW 45 4 4 1<br />

Effizienz % 10 3 30 1<br />

Ca. Preis $ 30,000* 60,000* 15,000* 120,000*<br />

(*pro 100 W)<br />

138<br />

Laser werden in der Industrie seit einiger Zeit für das Schneiden<br />

von Werkstoffen verwendet. Wenn er Stahl bei sehr hohen<br />

Temperaturen schmelzen kann, so schlußfolgerte man, müsse<br />

ein leistungsschwächerer Laser auch <strong>Kunststoffe</strong> schneiden<br />

können, ohne die gesamte Probe zu verdampfen. Dann wurde<br />

entdeckt, daß einige <strong>Kunststoffe</strong> in der Wellenlänge eines<br />

Laserlichts durchlässig erscheinen, während andere die<br />

Energie absorbieren und Hitze erzeugen.<br />

Angesichts dieses Konzepts wurde das Verfahren des Transmissions-Laserschweißens<br />

(TLW) entwickelt.<br />

durchlässiges oberes<br />

Material<br />

Fig. 10.95a Transmissions-Laserschweißkonzept<br />

gebündelter<br />

Laserstrahl<br />

Absorbierendes<br />

unteres Material<br />

Der Laserstrahl passiert das obere Material ohne Energieverluste<br />

oder Beschädigung des <strong>Kunststoffe</strong>s. Der Strahl wird<br />

dann vom unteren Material absorbiert und verursacht ein<br />

schnelles Aufheizen. Dieser thermische Effekt schmilzt das<br />

untere Material auf, welches wiederum das obere Material<br />

erwärmt und eine Schweißstelle erzeugt. Tabelle 10.01 zeigt,<br />

warum der Diodenlaser aufgrund seiner hohen Effizienz<br />

gegenüber anderen Lasertypen in der Industrie für diese<br />

Schweißtechnik bevorzugt wird.<br />

Vorteile des TLW<br />

– Hohe Schweißgeschwindigkeiten, 15 m/min. nachgewiesen.<br />

– Laserkosten sind heute gegenüber anderen Fügetechniken<br />

konkurrenzfähig.<br />

– Niedrige Laserenergie erforderlich,


Begrenzungen<br />

– Materialien mit unterschiedlichen Absorptionseigenschaften<br />

für Laserenergie sind erforderlich.<br />

– Enger Kontakt an der Naht erforderlich, kein Teileverzug,<br />

sehr geringe Fugenfüllfähigkeit.<br />

– Einschränkungen der Nahtauslegung, Laser muß die Naht<br />

sehen.<br />

– Füllstoffe können Probleme erzeugen, d.h. Mineralien,<br />

Glasfasern, Kohlenstoffe.<br />

Für TLW erforderliche Materialeigenschaften<br />

Das obere transparente Material muß eine gute Durchlässigkeit<br />

aufweisen, um ein wirksames Schweißen zu ermöglichen.<br />

Vorhandene Glasfasern, Füllstoffe usw. wirken wie kleine<br />

Reflektoren, die den Laserstrahl zerstreuen und so die Energie<br />

an der Grenzfläche reduzieren. Die meisten ungefärbten<br />

Typen (NC) von DuPont weisen mit wenigen Ausnahmen,<br />

z.B. ZENITE ® , eine ausreichende Durchlässigkeit für das<br />

Laserschweißen auf.<br />

Das untere absorbierende Material muß die Laserenergie<br />

aufnehmen, jedoch nicht zu schnell. Das einfachste Additiv<br />

für eine Absorption ist Kohlenstoff, daher absorbieren fast<br />

alle unseren schwarzen <strong>Kunststoffe</strong> die Laserenergie. Falls<br />

das Material zu viel Kohlenstoff enthält, verbrennt es eventuell<br />

zu schnell, bevor eine gute Schmelzzone erreicht werden<br />

kann. Zu wenig Kohlenstoff läßt den Laserstrahl das<br />

Material passieren, ohne eine ausreichende Hitze zu erzeugen,<br />

die ein Schmelzen an der Grenzfläche bewirkt. Eine<br />

sorgfältige Balance ist erforderlich.<br />

Materialfarben<br />

Erste Tests wurden mit ungefärbten <strong>Kunststoffe</strong>n (NC) auf<br />

einem mit Kohlenstoff gefärbten Kunststoff durchgeführt.<br />

In bestimmten Anwendungen ist diese Schwarz-Weiß-Optik<br />

akzeptabel, in anderen Segmenten ist eine völlig schwarze<br />

Baugruppe erforderlich – vor allem in Automobilanwendungen.<br />

Dies kann durch den Einsatz spezieller Pigmente erreicht<br />

werden. Sie sorgen dafür, daß die Transparenz des oberen<br />

Teils vom Laser aus betrachtet mit ihrem ungefärbten<br />

Zustand identisch ist, für das menschliche Auge jedoch<br />

absorbiert das Material das Licht und erscheint schwarz.<br />

100<br />

Transparenz,<br />

%<br />

0<br />

sichtbare Zone<br />

UV IR<br />

400 780<br />

Wellenlänge, nm<br />

800-950<br />

Abb. 10.05b Wellenlängenbereich, in dem ein schwarzes Material<br />

transparent wird<br />

Eigenschaften von Materialien von DuPont<br />

Tabelle 10.02 zeigt eine Reihe von NC-Typen von DuPont.<br />

Mit diesen Werten läßt sich bestimmen, ob ein Kunststoff<br />

im Laserverfahren verschweißt werden kann.<br />

Tabelle 10.02 Mittlere Infrarot-Analyse bei 940 nm Wellenlänge<br />

% Durchlässigkeit % Reflektion % Absorption<br />

DELRIN ® 500P 45,14 47,81 7,05<br />

HYTREL ® G4774 29,96 52,14 17,9<br />

HYTREL ® G5544 27,74 56,55 15,71<br />

HYTREL ® 4078W 34,7 42,8 22,5<br />

HYTREL ® 4556 33,32 45,53 21,15<br />

HYTREL ® 5556 28,38 53,92 17,7<br />

RYNITE ® 530 5 42 53<br />

RYNITE ® FR515 5,9 64,43 29,67<br />

CRASTIN ® SK605 8 59 33<br />

ZYTEL ® 101 80,61 9,64 9,75<br />

ZYTEL ® 73G30 48,28 12,72 39<br />

ZYTEL ® 70G33 36,8 23,68 39,52<br />

ZYTEL ® HTN51G35 19,15 29,48 51,37<br />

ZENITE ® 6330 0,65 76 23,35<br />

ZENITE ® 7130 0,13 69 30,87<br />

Zu sehen ist, daß ZENITE ® einen Großteil der Laserenergie<br />

reflektiert und daher nicht verschweißt werden kann. Auch<br />

RYNITE ® hat eine geringe Transparenz und erfordert hohe<br />

Laserenergien, um eine Schweißnaht zu erzeugen.<br />

Schweißnahtfestigkeit<br />

Die Schweißnahtfestigkeit kann auf vielfältigen Wegen<br />

gemessen werden. Häufig wird sie aufgrund einer Zugprüfung<br />

in «MPa» angegeben. Diese Einheit kann mit ISO-Daten für<br />

ungeschweißte Prüfstäbe verglichen werden und ist unabhängig<br />

von der Schweißnahtgröße. Dies ist dann übertragbar in<br />

einen Schweißfaktor, d.h. die Schweißnahtfestigkeit (MPa)<br />

geteilt durch die Festigkeit des Grundmaterials. Beträgt ein<br />

Schweißfaktor somit 1, bedeutet dies, daß die Schweißnahtfestigkeit<br />

identisch ist mit der Festigkeit des Grundmaterials.<br />

Dies ist eine wirksame Methode, um Materialien mit der gleichen<br />

Nahtgröße zu vergleichen.<br />

Mit dem Laserstrahlschweißverfahren kann die Nahtgröße<br />

durch eine Anpassung der Schweißzone leicht verändert<br />

werden, indem der Laserabstand zur Schweißnaht ganz einfach<br />

vergrößert oder verkleinert wird. Die maximale Festigkeit<br />

(gemessen in N) der Schweißnaht kann dann für einen<br />

gegebenen Materialtyp erhöht werden.<br />

Mit einer guten Nahtauslegung und guten Verarbeitungsparametern<br />

tritt ein Versagen häufig im Grundmaterial von der<br />

Naht entfernt auf.<br />

139


Typische Nahtauslegungen<br />

Abb. 10.95c Unterschiedliche Auslegung von Laser-Schweißnähten<br />

Maschinenlieferanten und Institute<br />

Verschiedene bekannte Hersteller von Fügeanlagen sind im<br />

TLW-Bereich tätig. Branson und Bielomatik aus Deutschland<br />

bieten kommerzielle Laserschweißanlagen an, zielen<br />

jedoch nicht auf den Ersatz von Vibrations-, Heizelementund<br />

Ultraschallschweißgeräten ab, sondern auf eine Erweiterung<br />

durch alternative Verfahren. Ihre Maschinen haben einen<br />

Leistungsbereich bis zu 50 W.<br />

Institute wie das TWI in Großbritannien und das Fraunhofer<br />

Institut in Deutschland verfügen ebenso über große Erfahrungen<br />

und haben Zugang zu leistungsfähigeren Lasern. Andere<br />

Maschinenhersteller sind Herfurth aus Großbritannien und<br />

Leister aus der Schweiz.<br />

140<br />

Eine Dioden-Lasermaschine von Leister ist in Meyrin installiert<br />

und weist folgende Merkmale auf:<br />

Lasertyp = Diode-Laser<br />

Wellenlänge λ = 940 nm<br />

Max. Leistung = 35 W<br />

Max. Lichtregeldurchmesser = ∅ 0,6 mm bis ∅ 3 mm<br />

Max. Geschwindigkeit = 150 mm/s<br />

Positioniergenauigkeit = 2 mm<br />

Ebenso verfügbar innerhalb der Organisation von DuPont ist<br />

ein 500 W Diodenlaser in Japan.


Abb. 10.95d Laserstrahlschweißmaschine<br />

141


Nieten<br />

Nietmaschinen<br />

Nieten ist eine vorteilhafte und kostengünstige Montagetechnik<br />

zur festen, dauerhaften mechanischen Verbindung von<br />

Teilen. Sie beruht auf der bleibenden Verformung oder Dehnung<br />

eines Niets, eines Zapfens oder eines ähnlichen Teils<br />

bei Raumtemperatur oder bei erhöhten Temperaturen.<br />

Stauchen erfolgt durch Druckbelastung des Endes eines Nietschafts,<br />

während der Teilkörper eingespannt und umschlossen<br />

wird. Ein Nietkopf wird durch Fließen des Kunststoffs<br />

gebildet, wenn die Druckbelastung die Streckspannung übersteigt.<br />

Die verwendete Ausrüstung reicht von einer einfachen Dornpresse<br />

und einem Handschraubstock bis zu einem Stanzwerkzeug<br />

mit einer automatischen Aufspannvorrichtung für komplexes<br />

Mehrfachstauchen. Beispiele für Werkzeuge zum<br />

Stauchen von Nieten sind in Abbildungen 10.96 und 10.97<br />

dargestellt. Wenn das Werkzeug mit den zu verbindenden<br />

Teilen in Kontakt gebracht wird, wird der Bereich um den<br />

vorstehenden Nietschaft mit einer federgespannten Schafthülse<br />

vorbelastet, um eine exakte Passung der Teile zu gewährleisten.<br />

Der Stauchstempel des Werkzeugs staucht dann<br />

das Ende des Nietschafts und schafft eine feste, dauerhafte<br />

mechanische Verbindung.<br />

Das Stauchen eignet sich für viele Anwendungen. Die nachstehenden<br />

Leitlinien sollten bei der Konstruktion berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die verschiedenen Stufen eines Nietvorganges werden in<br />

Abb. 10.98 gezeigt.<br />

Werkzeughub<br />

Stützplatte<br />

Stauchwerkzeug<br />

Abb. 10.96 Stauchwerkzeug<br />

142<br />

D<br />

d<br />

Stauchwerkzeug<br />

Pilot<br />

D>d<br />

Vorspannfeder<br />

Vorlast-<br />

Schafthülse<br />

Kunststoff-<br />

Formstück<br />

0,7 t<br />

0,2 t<br />

t<br />

0,7 t<br />

0,1 t<br />

90 °<br />

Abb. 10.97 Stauchwerkzeug<br />

1. Ausrichten des<br />

Werkzeuges<br />

Abb. 10.98 Nietvorgang<br />

Der Nietvorgang<br />

Ø 1,0 t<br />

Ø 1,4 t<br />

Ø 2,5 t<br />

Ø 1,5 t<br />

Ø t<br />

r 0,1 t<br />

Vorspannfeder<br />

Stauchwerkzeug<br />

Pilot-Schafthülse<br />

Die plastische Verformung wird durch Druck und nicht<br />

durch Schlag verursacht.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die empfohlene Werkzeugkraft<br />

und Federvorspannung für verschiedene Nietdurchmesser.<br />

t 2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm<br />

Federvor-<br />

Spannung<br />

20 kg 45 kg 80 kg 120 kg 200 kg 300 kg 500 kg<br />

Werkzeug- 40 kg<br />

kraft (min.)<br />

90 kg 160 kg 240 kg 400 kg 600 kg 1000 kg<br />

1,5 t<br />

2. Nieten 3. Geformter Kopf


Relaxation von Niet und Nietkopf<br />

Die Neigung eines geformten Nietkopfes, seine ursprüngliche<br />

Form wieder einzunehmen, hängt von den Relaxationseigenschaften<br />

des eingesetzten Materials und der Umgebungstemperatur<br />

ab.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Abb. 10.99 zeigt Beispiele von genieteten Teilen.<br />

a – Turbinenrad<br />

Abb. 10.99 Anwendungsbeispiele für das Nieten<br />

Besondere Hinweise<br />

– Wird unmodifiziertes ZYTEL ® Polyamid genietet, so ist es<br />

ratsam, das Teil auf Gleichgewichtszustand bei 50% rel.<br />

Luftfeuchte zu konditionieren. Im spritztrockenen Zustand<br />

ist das Material zu spröde. Schlagfeste <strong>Kunststoffe</strong>, wie<br />

z.B. ZYTEL ® ST und ZYTEL ® 408 Polyamide, können in<br />

spritztrockenem Zustand genietet werden.<br />

– Beim Nieten auf Blech ist es notwendig, alle Bohrungen<br />

zu entgraten, um das Abscheren des Kopfes zu vermeiden.<br />

Um sicherzustellen, daß die Verbindung von Blech und<br />

Thermoplasten sich nicht löst, sollte in diesem Fall das<br />

Ultraschall-Nieten angewandt werden.<br />

b – Turbinenrad c – Gehäuse für Untersetzungsgetriebe<br />

143


Konstruieren von lösbaren Verbindungen<br />

Um die Recyclingfähigkeit von Kunststoffteilen zu verbessern,<br />

sollten Bauteile so konstruiert werden, daß eine<br />

Demontage möglich ist. In diesem Zusammenhang sind<br />

folgende Aspekte zu berücksichtigen:<br />

Verwenden Sie soweit wie möglich Standardmaterialien<br />

• Werden mehrere Materialien in einem Teil verwendet,<br />

nutzen Sie Verbindungsarten, die sich zu einem späteren<br />

Zeitpunkt leicht lösen lassen, siehe auch Tabelle 10.03.<br />

Tabelle 10.03 Verbindungstechniken für Kunststoffteile im Vergleich<br />

144<br />

• Eine Demontage sollte möglichst durch Roboter erfolgen<br />

können.<br />

Die Konstruktion sieht eine einfache Reinigung und<br />

Wiederverwertung des Teils vor.<br />

• Das Material ist durch eine Teilecodierung identifizierbar,<br />

beispielsweise >PA66-35GF< für PA66 mit 35% Glasfaserverstärkung.<br />

• Einsätze (andere Materialien) sind leicht entfernbar,<br />

beispielsweise durch «Ausbrechtechniken».<br />

Verbindungstechnik Materialpaarung Recyclingfähigkeit Lösbarkeit<br />

Schrauben beliebig gut gut, aber zeitaufwendig<br />

Schnapphaken beliebig sehr gut gut, wenn korrekt<br />

konstruiert<br />

Pressen beliebig gut mangelhaft bis befriedigend<br />

Schweißen Typen einer Serie sehr gut nicht lösbar (nicht immer<br />

anwendbar)<br />

Kleben beliebig mangelhaft mangelhaft<br />

Umspritzen beliebig befriedigend mangelhaft


11 – Bearbeitungs-, Zerspanungs- und Fertigungstechniken<br />

Sicherheitsvorkehrungen<br />

Es gelten die herkömmlichen Sicherheitsvorschriften für<br />

mechanische Arbeitsgänge. Im Gegensatz zu Metallen kann<br />

die maschinelle Bearbeitung, das Schneiden und die Oberflächenbehandlung<br />

von Kunststoffteilen allerdings ein örtliches<br />

Erhitzen des <strong>Kunststoffe</strong>s bis zu seinem Schmelzpunkt<br />

oder sogar bis zu seiner Zersetzung bewirken. Daher<br />

empfiehlt es sich, ähnliche Arbeitssicherheitsmaßnahmen<br />

zu ergreifen, wie sie bei der Herstellung von Kunststoffteilen<br />

gelten – insbesondere eine ausreichende Entlüftung des<br />

Arbeitsbereichs. Ausführlichere Informationen über den<br />

speziell verwendeten Kunststofftyp sind im entsprechenden<br />

Sicherheitsdatenblatt aufgeführt. In der Regel eignet sich der<br />

erzeugte Abfall aufgrund einer möglichen Verunreinigung<br />

nicht für die Aufbereitung.<br />

Bearbeitung von HYTREL ®<br />

Formteile aus dem elastischen thermoplastischen Polyester<br />

HYTREL ® werden in der Regel mit dem Spritzgieß-, Extrusionsoder<br />

Schmelzgießverfahren hergestellt. Prototypen oder kleine<br />

Produktionsmengen lassen sich jedoch aus Blöcken oder Stäben<br />

aus HYTREL ® maschinell bearbeiten. Zudem kann die Fertigung<br />

von komplizierten Formteilen manchmal durch Nachbearbeitungsgänge<br />

vereinfacht werden. Dieses Kapitel beschreibt<br />

einige Richtlinien für die Bearbeitung von HYTREL ® .<br />

<strong>Allgemeine</strong>s<br />

Jede Bearbeitungsart führt gewöhnlich zu einer matten Oberfläche<br />

der Teile aus HYTREL ® thermoplastischem Polyester.<br />

Diese Oberfläche beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der<br />

Teile nur dann, wenn die Gleitreibung einen entscheidenden<br />

Faktor darstellt.<br />

Da HYTREL ® ein Elastomer ist und ein starkes Rückstellverhalten<br />

aufweist, führen hohe Schnittkräfte zu lokalen Verformungen,<br />

die wiederum einen Teileverzug bewirken können.<br />

Daher sind gemäßigte Drücke und Schnittgeschwindigkeiten<br />

einzusetzen. Weichere Typen sollten mit geringerem Druck<br />

bearbeitet werden als härtere Typen*. Werkstücke sind einzuspannen<br />

oder zu stützen, um den Verzug auf ein Minimum<br />

zu reduzieren.<br />

HYTREL ® ist ein schlechter Wärmeleiter. Er nimmt nicht – wie<br />

Metalle – sofort Wärme von den Schneidwerkzeugen auf.<br />

Während der Bearbeitung erzeugte Reibungswärme kann die<br />

Schnittflächen aufschmelzen. Dies läßt sich durch ein Kühlen<br />

der Schnittfläche verhindern, entweder mit einem dünnen<br />

Hochdruckluftstrahl am Schneidwerkzeug oder durch Spülung<br />

der Fläche mit Wasser oder einer Wasser/Öl-Emulsion.<br />

Im folgenden einige Richtlinien für spezielle Bearbeitungsgänge.<br />

Selbst wenn es in den Richtlinien nicht ausdrücklich<br />

betont wird, bedenken Sie, daß ein Kühlen der Schnittfläche<br />

die Bearbeitungsergebnisse immer verbessern wird.<br />

* «Weiche Typen» oder «weiche <strong>Kunststoffe</strong>» beziehen sich generell auf Hytrel Typen mit einem<br />

Elastizitätsmodul von unter ca. 240 MPa, während «harte Typen» oder «harte <strong>Kunststoffe</strong>» sich<br />

auf die Typen beziehen, deren Elastizitätsmodul über diesem Wert liegt. Es gibt jedoch keine klare<br />

Trennungslinie. Die Bearbeitungsbedingungen werden graduell von Typ zu Typ abweichen.<br />

Drehen<br />

Standard-Hochleistungs-Stahlwerkzeuge können für die Drehbearbeitung<br />

verwendet werden. Die Werkzeuge sollten sehr<br />

scharf sein, um Reibungswärme zu minimieren. Ein Neigungswinkel<br />

an der Schnittkante von 10° ist empfehlenswert.<br />

Drehgeschwindigkeiten von 2,0 bis 2,5 m/s eignen sich am<br />

besten, wenn kein Kühlmittel verwendet wird. Grobe Schnitte<br />

können bei niedrigeren Geschwindigkeiten erfolgen, führen<br />

jedoch zu rauheren Oberflächen. Späne aus HYTREL ® lassen<br />

sich nicht zerkleinern. Sie bleiben ein durchgehender Strang.<br />

Bei der Bearbeitung von weichen <strong>Kunststoffe</strong>n mit hohen<br />

Drehzahlen können die Späne an der Oberfläche wegen der<br />

Reibungswärme kleben bleiben oder die Oberfläche beschädigen.<br />

Die Rohbearbeitung erzeugt dickere Stränge, die weniger<br />

zum Kleben an der Oberfläche neigen. Härtere <strong>Kunststoffe</strong><br />

lassen sich leichter schneiden und erzeugen gute Oberflächen.<br />

Feinabmessungen werden in der Regel mit Schmirgelleinen bis<br />

auf den gewünschten Durchmesser abgeschliffen. Abmessungen<br />

können bis 0,125 mm bei den weichen HYTREL ® Typen<br />

und bis 0,050 mm bei den härteren Typen erreicht werden.<br />

Lange Formteile mit großen Durchmessern lassen sich zufriedenstellend<br />

drehen, wenn das Zentrum gestützt wird, um ein<br />

Beulen zu verhindern.<br />

Fräsen<br />

HYTREL ® wurde erfolgreich mit einem scharfen Einblatt-<br />

Schlagfräser mit einem Rückspanwinkel von 10° und einem<br />

Fingerfräser gefräst. Ein 76 mm Schlagfräser und eine<br />

Arbeitsgeschwindigkeit von 10 m/s führt zu einer guten<br />

Fräsbearbeitung.<br />

Blöcke aus HYTREL ® müssen vor dem Fräsen gesichert werden.<br />

Spannen Sie sie mit leichtem Druck in einen Schraubstock<br />

oder kleben Sie das Werkstück mit doppelseitigem<br />

Klebeband am Arbeitstisch fest. Blöcke unter 9,5 mm Dicke<br />

sind schwer zu halten wegen des Verzugs.<br />

Bohren<br />

Teile aus HYTREL ® thermoplastischem Polyesterelastomer<br />

können mit Standard-Hochleistungs-Spiralbohrern bearbeitet<br />

werden. Bohrer mit einem Keilwinkel von 118° wurden<br />

zufriedenstellend eingesetzt, doch sollten kleinere Winkel<br />

die Bohrfähigkeit verbessern. Der Bohrer muß sehr scharf<br />

sein, um ein sauberes, glattes Loch zu erhalten.<br />

Mit den harten HYTREL ® Typen werden gute Resultate bei<br />

Bohrgeschwindigkeiten von 500 bis 3500 U/min. und<br />

Schnittgeschwindigkeiten von 0,13 bis 3,6 m/s erzielt.<br />

Die erforderliche Kraft für den Bohrervorschub nimmt mit<br />

steigender Drehzahl ab. Da die weicheren Typen elastischer<br />

sind, ergeben sie in der Regel eine schlechtere Oberflächenqualität.<br />

Ein Spülen mit einem Kühlmittel verbessert die<br />

Oberfläche. Doch wurde selbst bei den weichsten HYTREL ®<br />

Typen ohne Kühlmittel kein Schmelzen der Oberfläche bei<br />

Bohrgeschwindigkeiten von 5160 U/min. und Bohrergrößen<br />

von bis zu 25 mm Durchmesser beobachtet.<br />

145


Das Einhalten von Toleranzen kann schwierig sein. HYTREL ®<br />

verfügt über ein «elastisches Gedächtnis», wodurch es sich an<br />

Löchern, die gebohrt werden, zurückstellt. Folglich werden<br />

die endgültigen Lochabmessungen in der Regel etwas kleiner<br />

sein als die Bohrgröße, soweit kein Bohrerschlag stattfindet.<br />

Um exakte Abmessungen zu erhalten, verwenden Sie leicht<br />

überdimensionierte Bohrer oder schleifen Sie das Loch auf die<br />

entsprechende Größe. In Testbohrungen lagen endgültige<br />

Lochgrößen mit einem 12,7 mm Bohrdurchmesser zwischen<br />

12 mm – 5% Untermaß – bei niedrigen Drehzahlen und<br />

13 mm – 3% Übermaß – bei hohen Drehzahlen.<br />

Gewindeschneiden und -rollen<br />

Aufgrund der Neigung von HYTREL ® , sich in Löchern zurückzustellen<br />

(siehe Bohren), ist das Schneiden von Gewinden<br />

bei weicheren Typen unmöglich und bei den härteren Typen<br />

sehr schwierig. Konstruktionen, die ein Gewindeschneiden<br />

von HYTREL ® erfordern, sollten vermieden werden.<br />

Außengewinde lassen sich mit einem einschneidigen Werkzeug<br />

herstellen. Blockierung und Verzug sind jedoch häufige<br />

Begleiterscheinungen beim Gewindeschneiden von Teilen<br />

aus HYTREL ® .<br />

Bandsägen<br />

Die folgenden Sägeblatttypen wurden zufriedenstellend eingesetzt,<br />

um HYTREL ® thermoplastisches Polyesterelastomer<br />

zu sägen:<br />

– 1,6 Zähne pro cm, Räumerschränkung<br />

– 1,6 Zähne pro cm, breite Zahnlücken, Räumerschränkung<br />

– 4 Zähne pro cm, Räumerschränkung<br />

Schnittgeschwindigkeiten von 0,7 bis 30 m/s werden<br />

verwendet.<br />

Bearbeitungstabelle für HYTREL ® thermoplastisches Polyesterelastomer<br />

146<br />

Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist die Schnittleistung<br />

reduziert und mehr Kraft erforderlich. Hohe Geschwindigkeiten<br />

reduzieren die erforderliche Kraft zum Vorschub.<br />

Die optimale Schnittgeschwindigkeit mit einem Räumblatt<br />

mit 1,6-Zähnen beträgt etwa 18 m/s. Ein leichtes Schmelzen<br />

wurde mit einem 4-zahnigen Blatt bei 30 m/s beobachtet,<br />

was andeutet, daß feinere Zähne bei hohen Geschwindigkeiten<br />

höhere Reibungswärme erzeugen.<br />

Ein Spülen des Sägeblattes mit einem Kühlmittel erzeugt<br />

einen guten, sauberen Schnitt, da kaum oder gar keine<br />

Reibungswärme erzeugt wird. Wird eine Säge verwendet,<br />

die ohne Kühlmittel arbeitet, empfehlen sich Blätter mit<br />

einer breiten Zahnanordnung zur Reduzierung der Reibungswärme.<br />

Das Sägen kann verbessert werden, indem der Schnitt<br />

offen verkeilt wird, um ein Feststecken des Blattes zu<br />

verhindern.<br />

Bearbeitung und Zerspanung von DELRIN ®<br />

DELRIN ® läßt sich durch Sägen, Fräsen, Drehen, Bohren, Reiben,<br />

Hobeln und Gewindeschneiden und -rollen bearbeiten.<br />

Diese Vorgänge sind mit DELRIN ® leichter als mit den meisten<br />

bearbeitbaren Messing- oder Aluminiumlegierungen durchzuführen.<br />

Selten müssen Schneidöle, Wasser oder andere Schneidhilfen<br />

verwendet werden, außer beim üblichen Naßbandschleifen,<br />

wo ohnehin Wasser zugeführt wird. Die Bearbeitbarkeit ist<br />

im Langsamgang bei schnellem Vorschub sowie bei langsamem<br />

Vorschub und im Schnellgang unter Einsatz einfacher<br />

Schneidwerkzeuge hervorragend. In den meisten Fällen leisten<br />

Spänezerkleinerer an den Werkzeugen entsprechende<br />

Arbeit.<br />

HYTREL ® Empfohlene optimale Schnitt-<br />

Bearbeitungsart Typen Werkzeuge geschwindigkeit Vorschläge<br />

Bandsägen alle Typen 1,6 bis 1,4 Zähne/cm 18 m/s Schnitt verkeilen, um Feststecken zu verhindern.<br />

Blatt, Räumerschränkung Blatt mit Kühlmittel spülen.<br />

Drehen alle Typen (härtere Standard-Hochleistungs- 2,0 bis 2,5 m/s wenn Werkzeuge sollten sehr scharf sein. Schmirgeln<br />

Typen sind leichter Stahlwerkzeuge mit kein Kühlmittel mit Schmirgelleinen für Feinabmessungen.<br />

zu bearbeiten) Neigungswinkel von 10°<br />

an der Schneidkante<br />

verwendet wird.<br />

Fräsen alle Typen Einblatt-Schlag- 10 m/s Werkzeuge sollten sehr scharf sein.<br />

fräser mit 10°<br />

Rückspanwinkel<br />

Werkstücke für das Fräsen sichern.<br />

Bohren alle Typen (härtere Typen Standard-Hochleistungs- 0,13 bis 3,6 m/s Verwenden Sie leicht überdimensionierte Bohrer<br />

lassen sich leichter bohren) Spiralbohrer für härtere Typen oder schleifen Sie auf endgültige Größe.<br />

Verwenden Sie Kühlmittel für glattere Oberfläche.<br />

Gewindeschneiden nur härteste Typen – – Gewindeschneiden von HYTREL ® ist sehr schwierig,<br />

da der Kunststoff dazu neigt, sich in Löchern<br />

zurückzustellen, die geschnitten werden. Vermeiden<br />

Sie Konstruktionen, die ein Gewindeschneiden<br />

erfordern.


Sägen<br />

Zum Sägen von DELRIN ® lassen sich normale Elektrowerkzeuge<br />

wie Bandsägen, Schweifsägen und Tischsägen ohne jegliche<br />

Abänderung einsetzen. Im allgemeinen ist die Geschwindigkeit<br />

des Sägeblatts nicht besonders zu beachten; es ist allerdings<br />

wichtig, daß die Zähne der Sägeblätter eine leichte Schränkung<br />

haben. DELRIN ® ist ein thermoplastisches Material, und daher<br />

führt Reibungswärme dazu, daß es schmilzt, so daß beim Sägen<br />

ein gewisses Zahnspiel vonnöten ist.<br />

Bohren<br />

Normale Spiralbohrer eignen sich für die Arbeit mit DELRIN ® .<br />

Die große Ganghöhe und die hochglatten Fasen der sogenannten<br />

Kunststoffbohrer sind beim Bohren von DELRIN ® von<br />

großem Nutzen. Allerdings sind die Stirnkanten dieser<br />

Bohrer normalerweise flach geschliffen und sollten durch<br />

Änderung des Bohrerkeilwinkels so umgestaltet werden,<br />

daß sie eher zerspanen als schaben.<br />

Beim dung eines Kühlmittels wie Wasser oder Schneidöl<br />

zur Minderung der erzeugten Reibungswärme ratsam sein.<br />

Wenn keine Kühlmittel verwendet werden, sollte der Bohrer<br />

gelegentlich aus dem Loch herausgezogen werden, um die<br />

Späne zu entfernen und Überhitzung zu vermeiden. Löcher<br />

können auf Maß gebohrt werden, vorausgesetzt, die Bohrer<br />

werden kühl gehalten.<br />

Drehen<br />

DELRIN ® läßt sich auf jeder herkömmlichen metallverarbeitenden<br />

Drehbank drehen. Die Drehstähle sollten geschliffen<br />

sein, wie sie normalerweise für Arbeiten mit Automatenmessing<br />

vorgesehen werden. Ein Neigungswinkel an der<br />

Schneidekante und ein großer Spänezerkleinerer werden in<br />

den meisten Fällen zur Beseitigung von Fließspänen oder<br />

Behebung von Störungen von Nutzen sein. Wie bei anderen<br />

Materialien wird die beste Oberflächengestaltung mit einer<br />

hohen Geschwindigkeit und Feinvorschub erzielt.<br />

Abb. 11.01 Bohren Bearbeitungsbedingungen: Schnittgeschwindigkeit<br />

1500 U/min; Durchmesser 13 mm, Standard<br />

118° Spiralbohrer; mittlerer Vorschub.<br />

Kein Kühlmittel. Material: DELRIN ® 500.<br />

In einigen Fällen, in denen die Länge des zu drehenden Materials<br />

groß und der Durchmesser des Teils klein ist, wird man<br />

eine feststehende Lünette einsetzen müssen, um ein Schlagen<br />

des Materials zu verhindern. Bei hoher Drehgeschwindigkeit<br />

des Werkstücks muß der Lünette vermutlich ein Kühlmittel<br />

zugeführt werden, um die dadurch verursachte Reibungswärme<br />

abzuführen.<br />

Fräsen<br />

Für DELRIN ® lassen sich übliche Fräsmaschinen und Fräswerkzeuge<br />

einsetzen, vorausgesetzt, die Schneidkanten werden<br />

sehr scharf gehalten. Bei Verwendung von Schaftfräsern<br />

hat es sich als ratsam herausgestellt, einzelne Nutenfräser zu<br />

verwenden, die über einen größeren Spänedurchlaß verfügen<br />

und eine geringere Reibungswärme erzeugen.<br />

Hobeln<br />

DELRIN ® kann auf üblichen Hobelmaschinen ohne jegliche<br />

Änderung an der Maschine oder den Werkzeugen verarbeitet<br />

werden. Mit dieser Vorrichtung lassen sich hervorragende<br />

Ergebnisse erzielen.<br />

Reiben<br />

DELRIN ® kann sowohl mit Hand- als auch Rundahlen gerieben<br />

werden, um Löcher guter Ausführung und exakter Abmessungen<br />

zu erzielen. Spreizahlen sind im allgemeinen vorzuziehen.<br />

Aufgrund des Rückstellverhaltens von DELRIN ® neigen mit<br />

einer feststehenden Reibahle hergestellte Spanabhebungen zur<br />

Untergröße, wenn nicht mindestens 0,15 mm beim Nachreiben<br />

entfernt werden.<br />

Gewindeschneiden und -rollen<br />

Mit üblichen Einrichtungen lassen sich bei DELRIN ® Gewinde<br />

schneiden oder rollen. Auf automatischen oder halbautomatischen<br />

Geräten lassen sich selbstöffnende Gewindebacken mit<br />

Schnellstrehlern einsetzen. Die Verwendung eines Schmieroder<br />

Kühlmittels ist bisher noch nicht für notwendig erachtet<br />

worden, kann jedoch in einigen Fällen bei sehr schnellen<br />

Arbeiten von Nutzen sein. Unter Verwendung üblicher<br />

Einstahlwerkzeuge können auf einer Drehbank Gewinde<br />

in DELRIN ® geschnitten werden.<br />

Wie bei Metallen sollten mehrere aufeinanderfolgende<br />

Schnitte von 0,15 bis 0,25 mm durchgeführt werden.<br />

Die Fertigschnitte sollten aufgrund des Rückstellverhaltens<br />

von DELRIN ® nicht unter 0,15 mm betragen. Beim Gewindeschneiden<br />

großer Längen von Stangenmaterial ist es erforderlich,<br />

eine mitlaufende Lünette oder sonstige Halterung<br />

vorzusehen, um das Werkstück gegen den Stahl zu halten.<br />

Schneiden und Stanzen<br />

Kleine flache Teile wie Unterlegscheiben, Durchführungsdichtungen<br />

und Nicht-Präzisionszahnräder (bis zu 1,5 mm<br />

Dicke) lassen sich häufig wirtschaftlicher durch Stanzen<br />

oder Schneiden aus einer DELRIN ® -Platte herstellen. Übliche<br />

Stempel werden entweder in Hand- oder Elektrostanzpressen<br />

verwendet. Mit erstklassigen Stempeln können Teile bei<br />

hohen Geschwindigkeiten sauber aus DELRIN ® geschnitten<br />

oder gestanzt werden. Sollte Rißbildung auftreten, so läßt<br />

sich dies gewöhnlich durch Vorheizen der Platte vermeiden.<br />

147


Oberflächenbearbeitung von DELRIN ®<br />

Entgraten<br />

Obgleich es verschiedene Arten der Entgratung gibt, ist es<br />

besser, die Bildung von Graten von vornherein zu vermeiden.<br />

Dies wird am besten dadurch erzielt, daß die Schneidkanten<br />

an den Stählen immer scharf bleiben und für einen<br />

ausreichenden Spänedurchlaß gesorgt wird. Wenn nur einige<br />

wenige Teile gefertigt werden, ist es oftmals am einfachsten,<br />

die Grate mit Handwerkzeugen abzustechen oder abzukratzen.<br />

Wenn die Grate nicht zu groß sind, können sie ebenfalls<br />

mit Dampfstrahl- oder Hongeräten entfernt werden. Es ist<br />

darauf zu achten, daß nicht zu viel Material entfernt wird.<br />

Eine weitere Art der Entgratung von Teilen aus DELRIN ® ist<br />

die Verwendung handelsüblicher Putztrommeln. Die genaue<br />

Splitt-Schlamm-Zusammensetzung und der Trommelzyklus<br />

lassen sich am besten durch Experimentieren ermitteln.<br />

Feilen und Schleifen<br />

Eine Feilmaschine mit tiefen, einzelnen, geschnittenen, grob<br />

gebogenen Zähnen, gemeinhin als «Vixen»-Feile bekannt, ist<br />

bei DELRIN ® sehr wirkungsvoll. Diese Art Feile hat sehr scharfe<br />

Zähne und bewirkt einen Abschälvorgang, bei dem DELRIN ®<br />

glatt und sauber entfernt wird. Mit hohen Geschwindigkeiten<br />

arbeitende elektrisch betätigte Drehstahlsenker oder Schleifscheiben<br />

erbringen bei der Fertigbearbeitung von Teilen aus<br />

DELRIN ® gute Leistung. Übliche Flächenschleifer und spitzenlose<br />

Schleifmaschinen können ebenfalls zur Herstellung<br />

glatter Oberflächen aus DELRIN ® verwendet werden.<br />

Schmirgeln und Polieren<br />

DELRIN ® kann auf Band- oder Scheibenschleifmaschinen naß<br />

geschmirgelt werden. Nach dem Schmirgeln zu einer glatten<br />

Oberfläche kann diese durch Verwendung eines üblichen Poliergeräts<br />

hochglanzpoliert werden. Bei diesen Arbeiten ist darauf<br />

zu achten, daß zu schnelle Vorschübe vermieden werden, die<br />

leicht zu einer Überhitzung von DELRIN ® führen können.<br />

Der Poliervorgang besteht normalerweise aus drei Schritten:<br />

Schwabbeln, Polieren und Wischen.<br />

Das Schwabbeln erfolgt mit einer belüfteten Scheibe offener<br />

Bauart, die man aus Schichten von Musselinscheiben von<br />

abwechselnd 30 und 15 cm zusammensetzen kann. Auf diese<br />

Weise läßt sich eine Schwabbelscheibe von 10 bis 12 cm<br />

Dicke aufbauen. Die Schwabbelscheibe wird während des<br />

Schwabbelns ständig mit einem Schlamm aus Naturbims<br />

und Wasser beschichtet. Das Teil aus DELRIN ® wird leicht<br />

gegen die Scheibe gedrückt und in ständiger Bewegung<br />

gehalten, um Brand oder ungleichmäßiges Schwabbeln<br />

zu verhindern. Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollte<br />

die Drehzahl der Scheibe rund 1000 U/min betragen.<br />

Das Polieren wird in vergleichbarer Weise auf einer ähnlich<br />

aufgebauten Schwabbelscheibe durchgeführt. Der Unterschied<br />

liegt darin, daß die Scheibe trocken betrieben und ein Schleifmittel<br />

auf die Hälfte der Scheibenfläche aufgetragen wird.<br />

Die andere Hälfte bleibt unbehandelt.<br />

Das Teil aus DELRIN ® wird zunächst zum Polieren gegen<br />

die behandelte Hälfte der Scheibe gehalten und dann zu der<br />

nicht behandelten Seite geführt, um das Schleifmittel abzuwischen.<br />

Die optimale Drehzahl für die Polierscheibe liegt<br />

zwischen 1000 und 1500 U/min.<br />

148<br />

Vorsichtsmaßnahmen<br />

Kleine Schnitzel, Dreh- und andere Späne usw. müssen<br />

entfernt werden, damit sie sich nicht aufbauen können.<br />

Das Polyacetal DELRIN ® ist brennbar, und eine Anhäufung<br />

von Spänen könnte eine Brandgefahr darstellen.<br />

Vergüten von DELRIN ®<br />

Das Vergüten ist aufgrund der Kosten und der Schwierigkeit<br />

bei der Vorherbestimmung der Abmessungen im allgemeinen<br />

als Produktionsmaßnahme nicht erforderlich. Wenn Genauigkeits-Toleranzen<br />

verlangt werden, sollten die Teile in erhitzten<br />

Formen (90 bis 110° C) geformt werden, um sich so weit<br />

wie möglich der natürlichen Kristallinität zu nähern und das<br />

Schrumpfen nach dem Formen so gering wie möglich zu<br />

halten.<br />

Das Vergüten bietet sich als Prüfverfahren bei der Festlegung<br />

von Formbedingungen bei einer neuen Form an, um das<br />

Schrumpfen nach dem Formen und eingeformte Spannungen<br />

zu bewerten. Die Änderung in den Abmessungen des Teils<br />

während des Vergütens wird etwa die endgültige Änderung<br />

der betreffenden Teileabmessung darstellen, wenn das Teil<br />

seine natürliche Kristallinität erreicht.<br />

Die meisten Hersteller von Serienprofilen vergüten ihr Produkt<br />

zur Entspannung. Allerdings kann eine weitere Vergütung<br />

während des Bearbeitens von Teilen mit engen Toleranzen<br />

erforderlich sein, um eingearbeitete Spannungen insbesondere<br />

nach kräftiger spanabhebender Bearbeitung freizusetzen.<br />

Das Vergüten bearbeiteter Teile geht normalerweise einem<br />

abschließenden leichten Schlicht- oder Polierfräsen voraus.<br />

Luftvergüten<br />

Das Luftvergüten von DELRIN ® wird am besten in Luftumlauföfen<br />

durchgeführt, die in der Lage sind, eine gleichmäßige<br />

Lufttemperatur aufrechtzuerhalten, die auf ± 2° C<br />

regelbar ist.<br />

In Luft ist eine Verweilzeit von 1 Stunde bei 160°C erforderlich,<br />

um denselben Grad der Vergütung zu erreichen, wie er in<br />

30 Minuten in Öl bei 160°C erzielt wird, da die Wärmeübertragung<br />

in Luft langsamer erfolgt als in Öl. Die Vergütungszeit<br />

beträgt 30 Minuten für eine Teilewärme bis zu 160° ±2°C und<br />

danach weitere 5 Minuten pro 1 mm Wandstärke.<br />

Ölvergüten<br />

Empfohlene Öle sind «Primol» 342* und «Ondina» 33* oder<br />

andere raffinierte Vergütungsöle. Teile können bei einer<br />

«Teile»-Temperatur von 160° ±2° C vergütet werden. Die<br />

Vergütungszeit bei 160°C beträgt 5 Minuten pro 1 mm Wandstärke,<br />

nachdem die Teile die Temperatur des Vergütungsbads<br />

erreicht haben (15 bis 20 Minuten).<br />

Für gründliche Bewegung ist zu sorgen, um für eine gleichmäßige<br />

Badtemperatur zu sorgen und um ein Überhitzen<br />

des Öls an einzelnen Stellen zu vermeiden. Dieser letztere<br />

Umstand kann zur Verformung oder sogar zum Schmelzen<br />

der Teile führen. Die Teile sollten weder einander noch die<br />

Wände des Bads berühren.<br />

* Lieferanten von Vergütungsölen – Europa «Primol» 342 und «Primol» 355 (Esso) «Ondina» 33<br />

(Shell) White Oil N 15 (Chevron).


Kühlen<br />

Wenn vergütete Teile aus der Vergütungskammer kommen,<br />

sollten sie ungestört langsam bis auf Raumtemperatur abkühlen.<br />

Stapeln oder Aufschichten, was zu einer Verformung der<br />

Teile führen könnte, solange sie warm sind, ist zu unterlassen,<br />

bis die Teile nur noch handwarm sind.<br />

Bearbeiten und Zerspanen von ZYTEL ®<br />

ZYTEL ® läßt sich unter Anwendung von Techniken bearbeiten,<br />

wie sie normalerweise bei weichem Messing angewandt werden.<br />

Obgleich der Einsatz von Kühlmitteln wie Wasser oder<br />

löslichen Ölen höhere Schnittgeschwindigkeiten erlaubt, sind<br />

Kühlmittel im allgemeinen zur Herstellung von Arbeiten guter<br />

Qualität nicht erforderlich. Da ZYTEL ® nicht so starr ist wie<br />

Metall, muß das Material während der Bearbeitung gut abgestützt<br />

werden, um ein Verbiegen und sich daraus ergebende<br />

Ungenauigkeiten zu verhindern. Vor dem Überprüfen der<br />

Abmessungen sollten die Teile normalerweise auf Raumtemperatur<br />

gebracht werden.<br />

Werkzeugkonstruktion<br />

Für ZYTEL ® eingesetzte Schneidwerkzeuge müssen scharf sein<br />

und über einen ausreichenden Freiwinkel verfügen. Die Erfordernis<br />

scharfer Schneidkanten und der einfachen Beseitigung<br />

von Spänen kann nicht genügend betont werden. Stumpfe<br />

Werkzeuge oder Werkzeuge mit Kanten, die eher schaben als<br />

schneiden, führen zu übergroßer Wärme. Werkzeuge ohne<br />

ausreichenden Freiwinkel für die sofortige Beseitigung von<br />

Spänen führen zu einem Verkleben und Schmelzen der Späne.<br />

Wie bei Metallen können hartmetall- und diamantbestückte<br />

Werkzeuge bei der Bearbeitung von ZYTEL ® bei langen Produktionsdurchgängen<br />

von Vorteil sein.<br />

Sägen<br />

Zum Sägen von ZYTEL ® lassen sich normale Elektrowerkzeuge<br />

wie Bandsägen, Schweifsägen und Tischsägen ohne<br />

jegliche Abänderung einsetzen. Es ist allerdings wichtig, daß<br />

die Zähne bei allen Sägeblättern, Bändern und Kreissägen<br />

eine leichte «Schränkung» haben. Die sogenannten hohlgeschliffenen<br />

«Kunststoffsägen», bei denen die Zähne keine<br />

«Schränkung» haben, erbringen bei ZYTEL ® keine zufriedenstellende<br />

Leistung. Beim Sägen von ZYTEL ® wird mehr Reibungswärme<br />

entwickelt als bei den meisten anderen <strong>Kunststoffe</strong>n,<br />

so daß ein ausreichendes Zahnspiel vorzusehen ist,<br />

um ein Verkleben und Schmelzen zu verhindern.<br />

Obgleich sich ZYTEL ® ohne Kühlmittel sägen läßt, ermöglicht<br />

die Verwendung von Kühlmitteln höhere Schnittgeschwindigkeiten.<br />

Bohren<br />

ZYTEL ® läßt sich mit üblichen Spiralbohrern bohren. Der Spitzenwinkel<br />

sollte 118° betragen, während die Zuschärfungswinkel<br />

bei 10 bis 15° liegen sollten. Sogenannte «Kunststoffbohrer»<br />

oder «Messingbohrer» leisten bei ZYTEL ® keine<br />

zufriedenstellende Arbeit. Die Anstiegsflanke dieser Bohrer ist<br />

flach geschliffen, um eine «schabende» Wirkung zu erzielen.<br />

Bei ZYTEL ® führt dies zu Überhitzung und eventuellem Fest-<br />

Abb. 11.02 Sägen Bearbeitungsbedingungen:<br />

Sägegeschwindigkeit 1200 m pro Minute;<br />

Blatt 6 mm breit, 4 Zähne pro cm;<br />

kein Kühlmittel.<br />

Material: ZYTEL ® 101 – 35 mm dick.<br />

fressen. Allerdings können aufgrund der langen Ganghöhe<br />

und der hochglanzpolierten Fasen der «Kunststoffbohrer» die<br />

Späne sofort aus tiefen Löchern abfließen. Beim Bohren von<br />

ZYTEL ® ist dies eine sehr wünschenswerte Eigenschaft. Durch<br />

Veränderung des Bohrerzuschärfungswinkels, so daß er eher<br />

schneidet als schabt, arbeiten diese Bohrer bei ZYTEL ® sehr gut.<br />

Starke Vorschübe sollten entsprechend der gewünschten Ausführung<br />

gewählt werden, um übergroße Hitze zu vermeiden,<br />

die sich aus dem Schaben anstatt Schneiden ergeben würde.<br />

Beim Bohren von ZYTEL ® sind nach Möglichkeit Kühlmittel<br />

zu verwenden. Wenn keine Kühlmittel eingesetzt werden,<br />

ist der Bohrer häufig aus dem Loch herauszuziehen, um<br />

die Späne zu entfernen und eine Überhitzung zu vermeiden.<br />

Löcher können auf Maß gebohrt werden, vorausgesetzt, die<br />

Bohrer werden kühl gehalten.<br />

15°-20°<br />

Drehwerkzeug Stechdrehmeissel<br />

15°-20°<br />

0°-5° pos<br />

20°<br />

Schnitt A–A Schnitt B–B<br />

A<br />

A<br />

7°<br />

7°<br />

5°<br />

B<br />

B<br />

0°-5° pos<br />

20°-30°<br />

149


Abb. 11.03 Bohren Bearbeitungsbedingungen: Bohrergröße 10 mm ;<br />

Drehzahl 1000 U/min, kein Kühlmittel.<br />

Material: ZYTEL ® 101 – 35 mm dick.<br />

Reiben<br />

ZYTEL ® kann mit herkömmlichen Ahlen gerieben werden,<br />

um Löcher guter Ausführung und exakter Abmessungen<br />

zu erzielen. Spreizahlen sind vorzugsweise einzusetzen.<br />

Aufgrund des Rückstellverhaltens von ZYTEL ® neigen mit<br />

einer feststehenden Reibahle hergestellte Spanabhebungen<br />

zur Untergröße.<br />

Es ist schwierig, beim Reiben von ZYTEL ® weniger als<br />

0,05 mm zu entfernen. Obgleich die Ahle durch das Loch<br />

geht, wird kein Material entfernt, und das Loch behält<br />

seine ursprüngliche Größe, nachdem die Ahle wieder herausgenommen<br />

wurde. Beim Nachreiben sollten mindestens<br />

0,15 mm entfernt werden, wenn ein Loch exakter Größe<br />

herzustellen ist.<br />

Gewindeschneiden und -rollen<br />

Mit herkömmlichen Geräten können Gewinde in ZYTEL ®<br />

geschnitten oder gerollt werden. Obgleich ratsam, ist der<br />

Einsatz eines Schmier- oder Kühlmittels beim Gewindeschneiden<br />

oder -rollen in ZYTEL ® nicht immer erforderlich.<br />

Unter Verwendung herkömmlicher Einstahlwerkzeuge können<br />

auf einer Drehbank Gewinde in ZYTEL ® geschnitten werden.<br />

Wie bei Metallen sollten mehrere aufeinanderfolgende<br />

Schnitte von 0,15 bis 0,25 mm durchgeführt werden. Der<br />

abschließende Schnitt sollte wegen des Rückstellverhaltens<br />

des Materials nicht unter 0,15 mm liegen. Beim Gewindeschneiden<br />

großer Längen von Stangenmaterial ist es erforderlich,<br />

eine mitlaufende Lünette oder eine sonstige Stützvorrichtung<br />

zu verwenden, um das Werkzeug gegen den<br />

Stahl zu halten.<br />

Beim serienmäßigen Gewindeschneiden ist es oft ratsam,<br />

einen Gewindebohrer mit 0,15 mm Übergröße zu verwenden,<br />

sofern kein selbstsicherndes Gewinde gewünscht wird.<br />

150<br />

Abb. 11.04 Drehen Bearbeitungsbedingungen:<br />

Drehzahl der Drehbank 980 U/min;<br />

Schnittgeschwindigkeit 185 m/min;<br />

Vorschub 0,15 mm; Schnitt-Tiefe 2,5 mm ;<br />

kein Kühlmittel.<br />

Material: ZYTEL ® 101 – 60 mm Durchmesser.<br />

Drehen<br />

ZYTEL ® kann problemlos auf jeder üblichen oder automatischen<br />

Metalldrehbank gedreht werden. Besondere Vorsichtsmaßnahmen<br />

sind nicht zu beachten, obgleich wie bei anderen Bearbeitungsvorgängen<br />

die Werkzeuge sehr scharf sein sollten.<br />

Die Werkzeugspitzen sind wie für weiches Messing zu<br />

schleifen; mit einem Neigungswinkel an der Schneidekante,<br />

der für eine ungehinderte Entfernung des Fließspans sorgt,<br />

und mit einem großen Durchlaß, um ein Aufbauen der<br />

Fließspäne zu verhindern oder Störungen zu beseitigen.<br />

Spänezerkleinerer sind im allgemeinen bei ZYTEL ® wegen<br />

dessen Zähigkeit nicht wirksam. Wo gewünscht, kann ein<br />

Spänefänger als Hilfsmittel zum Abtragen der Drehspäne<br />

eingesetzt werden. Wie bei anderen Materialien wird die<br />

beste Ausführung mit hoher Drehzahl und Feinvorschub<br />

erzielt.<br />

Fräsen<br />

ZYTEL ® läßt sich problemlos unter Verwendung herkömmlicher<br />

Fräsmesser fräsen, vorausgesetzt, die Schneidkanten<br />

werden sehr scharf gehalten. Nach Möglichkeit sollte Gleichlauffräsen<br />

durchgeführt werden, um die Gratbildung bei<br />

ZYTEL ® so gering wie möglich zu halten. Schnittgeschwindigkeiten<br />

von über 300 m/min und starke Vorschübe von über<br />

230 mm/min wurden bereits erfolgreich realisiert.<br />

Schneiden und Stanzen<br />

Kleine flache Teile wie Unterlegscheiben, Durchführungsdichtungen<br />

und Nicht-Präzisionszahnräder bis zu 2 mm Dicke<br />

lassen sich häufig wirtschaftlicher durch Stanzen oder Schneiden<br />

aus einem extrudierten ZYTEL ® -Band als durch Spritzguß<br />

herstellen. Übliche Stempel werden entweder in Hand- oder


Abb. 11.05 Fräsen Bearbeitungsbedingungen:<br />

Schnittgeschwindigkeit 250 mm/min;<br />

100 mm Fräsmesser; 25 mm Spindel, Vorschub<br />

150 mm/min; Schnitt-Tiefe 2,5 mm;<br />

kein Kühlmittel. Material: ZYTEL ® 101.<br />

Elektrostanzpressen verwendet. Mit erstklassigen Stempeln<br />

können Teile bei hohen Geschwindigkeiten sauber aus ZYTEL ®<br />

geschnitten oder gestanzt werden. Sollte Rißbildung auftreten,<br />

so läßt sich dies gewöhnlich durch Vorheizen des Bandes oder<br />

durch Eintauchen in Wasser beheben, bis rund 2% Feuchtigkeit<br />

absorbiert wurden.<br />

Oberflächenbearbeitung von ZYTEL ®<br />

Entgraten<br />

Einige Bearbeitungsvorgänge neigen zur Gratbildung am Teil.<br />

Obgleich es verschiedene Arten der Entgratung gibt, ist es<br />

besser, die Bildung von Graten von vornherein zu vermeiden.<br />

Dies wird am besten dadurch erzielt, daß die Schneidkanten<br />

an den Stählen immer scharf bleiben und für einen<br />

ausreichenden Spänedurchlaß gesorgt wird.<br />

Wenn nur einige wenige Teile gefertigt werden, ist es oftmals<br />

am einfachsten, die Grate mit Handwerkzeugen abzustechen<br />

oder abzukratzen.<br />

Wenn die Grate nicht zu groß sind, lassen sie sich erfolgreich<br />

durch Sengen oder Schmelzen entfernen. Beim Sengen werden<br />

die Grate abgebrannt, indem man eine Alkoholflamme<br />

auf das Teil richtet. Die Grate können abgeschmolzen werden,<br />

indem heißes Stickstoffgas von 290° C kurz über die Oberfläche<br />

des Teils geführt wird. Das Teil sollte der Flamme oder<br />

dem Gas nur ganz kurz ausgesetzt werden, damit die Abmessungen<br />

des Teils nicht beeinträchtigt werden.<br />

Feine Grate lassen sich ebenfalls mit Dampfstrahl- oder<br />

Hongeräten entfernen. Bei kritischen Abmessungen sollte<br />

darauf geachtet werden, daß nicht zu viel Material entfernt<br />

wird. Handelsübliche Putztrommeln werden ebenfalls<br />

zum Entgraten von Teilen aus ZYTEL ® verwendet, aber der<br />

Trommelzyklus ist normalerweise viel länger als bei Metallteilen.<br />

Allerdings läßt sich die genaue Splitt-Schlamm-<br />

Zusammensetzung für ein bestimmtes Teil am besten durch<br />

Experimentieren ermitteln. Der Splitt-Volumengehalt ist<br />

normalerweise zweimal so groß wie das Volumen der Teile<br />

aus ZYTEL ® . Ein Reinigungsmittel wird ebenfalls der Wasser-<br />

Splitt-Mischung hinzugefügt, um zu verhindern, daß die<br />

Teile durch den Splitt verfärbt werden.<br />

Feilen und Schleifen<br />

Wegen der Zähigkeit und Abriebfestigkeit von ZYTEL ® -<br />

Polyamiden arbeiten herkömmliche Feilen nicht zufriedenstellend.<br />

Allerdings sind mit hohen Drehzahlen arbeitende<br />

motorbetriebene Drehstahlsenker effektiv. Schleifscheiben,<br />

die auf einer biegsamen Welle oder auf einem Handschnellschleifer<br />

eingesetzt werden, entfernen das Material von<br />

Teilen aus ZYTEL ® schnell und wirksam. Für diese Betriebsweise<br />

ist generell der Einsatz eines Kühlmittels ratsam.<br />

Eine Feilmaschine mit tiefen, einzelnen, geschnittenen, grob<br />

gebogenen Zähnen (gemeinhin als «Vixen»-Feile bekannt),<br />

wie sie für Aluminium und andere Weichmetalle eingesetzt<br />

wird, ist bei ZYTEL ® sehr effektiv. Diese Art Feile hat sehr<br />

scharfe Zähne und bewirkt einen Abschälvorgang, bei dem<br />

ZYTEL ® glatt und sauber entfernt wird.<br />

Schmirgeln und Polieren<br />

ZYTEL ® kann auf Band- oder Scheibenschleifmaschinen naß<br />

geschmirgelt werden. Nach dem Schmirgeln zu einer glatten<br />

Oberfläche kann diese durch Verwendung eines üblichen<br />

Poliergeräts hochglanzpoliert werden.<br />

Der Poliervorgang besteht normalerweise aus drei Schritten:<br />

Schwabbeln, Polieren und Wischen.<br />

Das Schwabbeln erfolgt mit einer belüfteten Scheibe offener<br />

Bauart, die man aus Schichten von Musselinscheiben von<br />

abwechselnd etwa 200 und 460 mm zusammensetzen kann.<br />

Auf diese Weise läßt sich eine Schwabbelscheibe von rund<br />

100 bis 130 mm Breite aufbauen. Die Schwabbelscheibe<br />

wird während des Schwabbelns ständig mit einem Schlamm<br />

aus Naturbims und Wasser beschichtet. Das Teil aus ZYTEL ®<br />

wird leicht gegen die Scheibe gedrückt und in ständiger<br />

Bewegung gehalten, um Brand oder ungleichmäßiges<br />

Schwabbeln zu verhindern. Die Drehzahl der Scheibe sollte<br />

rund 1000 bis 1200 U/min bei Scheiben von 300 bis 400 mm<br />

Durchmesser betragen. Es ist wichtig, die Scheibe langsam<br />

genug zu betreiben, damit sie eine gewisse Menge des<br />

Schlamms behält.<br />

Das Polieren wird in vergleichbarer Weise auf einer ähnlich<br />

aufgebauten Schwabbelscheibe durchgeführt. Der Unterschied<br />

liegt darin, daß die Scheibe trocken betrieben und ein Schleifmittel<br />

auf die Hälfte der Scheibenfläche aufgetragen wird.<br />

Die andere Hälfte bleibt unbehandelt.<br />

Das Teil aus ZYTEL ® wird zunächst zum Polieren gegen die<br />

behandelte Hälfte der Scheibe gehalten und dann zu der nicht<br />

behandelten Seite geführt, um das Schleifmittel abzuwischen.<br />

Die optimale Drehzahl für die Polierscheibe liegt zwischen<br />

1000 und 1500 U/min für eine Scheibe von 400 mm Durchmesser.<br />

151


Vergüten von ZYTEL ®<br />

Wenn ZYTEL ® vergütet werden muß, so sollte dies unter<br />

Abschluß von Luft vorzugsweise durch Eintauchen in eine<br />

entsprechende Flüssigkeit geschehen. Die Temperatur der<br />

Vergütungsflüssigkeit sollte mindestens 28° C über der Temperatur<br />

liegen, der der Gegenstand während des Gebrauchs<br />

ausgesetzt sein wird – oftmals wird eine Temperatur von<br />

150° C für allgemein übliches Vergüten angewandt. Dadurch<br />

wird eine Sicherheit gegen Maßänderung erzielt, die durch<br />

unkontrollierte Entspannung unterhalb dieser Temperatur<br />

verursacht würde. Die erforderliche Vergütungszeit beträgt<br />

normalerweise 5 Minuten pro 1 mm Querschnitt. Nach dem<br />

Entfernen aus dem Vergütungsbad sollte das Teil ohne jede<br />

Luftströmung langsam abkühlen; andernfalls könnten<br />

Oberflächenspannungen aufgebaut werden. Das Einlegen<br />

des erhitzten Teils in einen Pappbehälter ist ein einfaches<br />

Verfahren, um ein langsames gleichmäßiges Abkühlen zu<br />

gewährleisten.<br />

Die Wahl der Flüssigkeit, die als Wärmeübertragungsmittel<br />

einzusetzen ist, sollte auf folgenden Erwägungen beruhen:<br />

– Ihr Wärmebereich und ihre Stabilität müssen angemessen<br />

sein.<br />

– Sie darf ZYTEL ® nicht angreifen.<br />

– Sie darf keine schädlichen Gase oder Dämpfe abgeben.<br />

– Sie darf keine Brandgefahr darstellen.<br />

Hochsiedende Kohlenwasserstoffe wie Öle oder Wachse können<br />

als Wärmeübertragungsmittel verwendet werden, wenn<br />

gegen die auf der Oberfläche des Formteils verbliebene Ablage<br />

nichts einzuwenden ist, wie es der Fall bei den Teilen ist, die<br />

während des Einsatzes geschmiert werden. Empfohlene Öle<br />

sind «Ondine» 33 (Shell) und «Primol» 342 (Esso). Experimente<br />

haben ebenfalls gezeigt, daß Vergüten in einem Ofen<br />

unter Einsatz einer Stickstoffatmosphäre geeignet ist, obgleich<br />

dazu eine Spezialausrüstung benötigt wird.<br />

Das Vergütungsbad sollte elektrisch aufgeheizt und bis zur<br />

gewünschten Temperatur thermostatisch geregelt werden.<br />

Für optimale Wärmeregelung sollte Wärme sowohl durch<br />

die Seitenwände als auch durch den Boden des Gefäßes<br />

geleitet werden. Eine große Anzahl kleiner Teile wird am<br />

besten gehandhabt, indem man sie in einen Drahtkorb legt,<br />

der mit einem Deckel ausgestattet ist, um zu verhindern, daß<br />

die Teile schwimmen, und indem man den Korb für die<br />

erforderliche Zeit in das Bad eintaucht.<br />

Bei Einsätzen, in denen die maximale Temperatur 70° C oder<br />

darunter beträgt, kann eine brauchbare Entspannung durch<br />

Eintauchen in kochendes Wasser erzielt werden. Dieses Verfahren<br />

bietet darüber hinaus den Vorteil, daß das ZYTEL ®<br />

eine gewisse Feuchtigkeit absorbiert, wodurch die Feuchtigkeit<br />

des Teils teilweise geregelt wird. Zur Entspannung sind<br />

15 Minuten pro 3 mm Querschnitt ausreichend. Längere Zeiten<br />

sind erforderlich, wenn der Feuchtigkeitsgehalt des Teils<br />

ausgeglichen oder nahezu ausgeglichen werden soll.<br />

152<br />

Feuchtigkeitsregelung (Konditionieren)<br />

Das praktischste Verfahren zur Feuchtigkeitsregelung bei<br />

Einsatz in Luft, bei dem 2,5% Wasser zugesetzt werden<br />

müssen, ist ein einfaches Eintauchen in kochendes Wasser.<br />

Allerdings führt dieses Verfahren nicht zum wirklichen<br />

Ausgleich, da an der Oberfläche überschüßige Feuchtigkeit<br />

aufgenommen wird, die sich nur im Laufe der Zeit wieder<br />

verteilen kann.<br />

Ein Verfahrensvorschlag ist, rund 3 bis 4 Gewichtsprozent<br />

Wasser in die Teile hineinzubringen. Die überschüssige<br />

Menge wird im Laufe der Zeit von der Oberfläche verdunsten.<br />

Kochzeiten bis zu 3% Feuchtigkeit sind in Abb. 11.06<br />

dargestellt.<br />

Ein ausgezeichnetes Verfahren zur Vorbereitung einiger weniger<br />

Teile zu Prüfzwecken ist das Erhitzen in einer kochenden<br />

Lösung aus Kaliumacetat (1250 Gramm Kaliumacetat pro<br />

1 Liter Wasser). Ein abgedecktes Gefäß und ein Rücklaufkondensator<br />

sind zur Aufrechterhaltung der Lösungskonzentration<br />

zu verwenden. Dichte der Lösung 1,305 bis 1,310 bei 23° C.<br />

Maximal 2,5% Feuchtigkeit werden von ZYTEL ® absorbiert,<br />

ungeachtet dessen, wie lange die Behandlung fortgesetzt wird.<br />

Die erforderliche Zeit schwankt von 4 Stunden für eine Dicke<br />

von 2 mm bis zu 20 Stunden für eine Dicke von 3 mm.<br />

Das Konditionieren in kochendem Wasser ist ein gutes Verfahren<br />

zur Feuchtigkeitsregelung von Teilen, die in Wasser<br />

oder in wässrigen Lösungen eingesetzt werden sollen. Das<br />

Teil wird bewässert, bis die Sättigung im wesentlichen abgeschlossen<br />

ist, wie durch die Sättigungslinie in Abbildung 11.06<br />

dargestellt. Bei dickwandigen Profilen (3 mm oder darüber)<br />

ist es praktischer, den Feuchtigkeitsgehalt des Teils nur teilweise<br />

zu regeln, da die Absorption über 4 oder 5% hinaus<br />

sehr langsam wird.<br />

Thickness, Wanddicke, mm<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0,1<br />

1<br />

10 100 1000<br />

Time, Zeit, h<br />

bis 3% Feuchtigkeit<br />

bis zur Sättigung<br />

Abb. 11.06 Feuchtigkeitsregelung von ZYTEL ® 101<br />

(Eintauchzeit in kochendes Wasser)


Weitere Informationen über technische <strong>Kunststoffe</strong> erhalten Sie von : Internet location : http://plastics.dupont.com<br />

Belgique/België<br />

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Antoon Spinoystraat 6<br />

B-2800 Mechelen<br />

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Telefax (15) 44 14 09<br />

Bulgaria<br />

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unter Österreich.<br />

C˘eská Republika a Slovenská Republika<br />

Du Pont CZ, s.r.o.<br />

Pekarska 14/268<br />

CZ-15500 Praha 5 – Jinonice<br />

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Danmark<br />

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DK-2770 Kastrup<br />

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Telefax (3) 227 62 00<br />

France<br />

Du Pont de Nemours (France) S.A.<br />

137, rue de l’Université<br />

F-75334 Paris Cedex 07<br />

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Hellas<br />

Ravago Plastics Hellas ABEE<br />

8, Zakythou Str.<br />

GR-15232 Halandri<br />

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22, Shalom Aleichem Street<br />

IL-633 43 Tel Aviv<br />

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Telefax (3) 528 21 17<br />

Italia<br />

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Via Volta, 16<br />

I-20093 Cologno Monzese<br />

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FIN-02131 Espoo<br />

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Telefax (9) 72 56 61 66<br />

Sverige<br />

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Türkiye<br />

Du Pont Products S.A.<br />

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Sakir Kesebir cad. Plaza 4<br />

No 36/7, Balmumcu<br />

TR-80700 Istanbul<br />

Tel. (212) 275 33 82<br />

Telefax (212) 211 66 38<br />

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Ukraine<br />

Du Pont de Nemours International S.A.<br />

Representative Office<br />

3, Glazunova Street<br />

Kyiv 252042<br />

Tel. (044) 294 96 33/269 13 02<br />

Telefax (044) 269 11 81<br />

United Kingdom<br />

Du Pont (U.K.) Limited<br />

Maylands Avenue<br />

GB-Hemel Hempstead<br />

Herts. HP2 7DP<br />

Tel. (01442) 34 65 00<br />

Telefax (01442) 24 94 63<br />

Argentina<br />

Du Pont Argentina S.A.<br />

Avda. Mitre y Calle 5<br />

(1884) Berazategui-Bs.As.<br />

Tel. +54-11-4229-3468<br />

Telefax +54-11-4229-3117<br />

Brasil<br />

Du Pont do Brasil S.A.<br />

Al. Itapecuru, 506 Alphaville<br />

06454-080 Barueri-São Paulo<br />

Tel. (5511) 7266 8229<br />

Asia Pacific<br />

Du Pont Kabushiki Kaisha<br />

Arco Tower<br />

8-1, Shimomeguro 1-chome<br />

Meguro-ku, Tokyo 153-0064<br />

Tel. (03) 5434-6935<br />

Telefax (03) 5434-6965<br />

South Africa<br />

Plastamid (Pty) Ltd.<br />

43 Coleman Street<br />

P.O. Box 59<br />

Elsies River 7480<br />

Cape Town<br />

Tel. (21) 592 12 00<br />

Telefax (21) 592 14 09<br />

USA<br />

DuPont Engineering Polymers<br />

Barley Mill Plaza, Building #22<br />

P.O. Box 80022<br />

Wilmington, Delaware 19880<br />

Tel. (302) 999 45 92<br />

Telefax (302) 892 07 37<br />

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2, chemin du Pavillon<br />

CH-1218 Le Grand-Saconnex, Genf<br />

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