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Mit Schimanski & Co. hat<br />
Polizeiarbeit nichts zu tun<br />
: Die Frauen und Männer der Polizeiinspektion <strong>Bitburg</strong><br />
kontrollieren eine rekordreife Fläche<br />
Angelika Koch Markus Angel<br />
Wer Serienkost wie „Mord mit Aussicht“<br />
oder „Der Bulle und das Landei“<br />
konsumiert, wird auf falsche Fährten<br />
gelockt. Die TV-Polizei besteht dort aus<br />
bizarren strafversetzten Beamten, die<br />
es mit Eifelbevölkerung zu tun haben,<br />
welche sich durch einen notorischen<br />
Hang zu kleinen und großen Verbrechen<br />
hervortut.<br />
Die Realität sieht gänzlich anders aus,<br />
wie Dietmar Braun, Dienststellenleiter<br />
der Polizeiinspektion <strong>Bitburg</strong>, erläutert.<br />
Die Polizei auf dem Land arbeite genauso<br />
professionell wie die in Ballungsräumen,<br />
betont er. „Wir haben pro Jahr<br />
etwa 2500 Verkehrsunfälle und dieselbe<br />
Anzahl von Straftaten zu bearbeiten, es<br />
hält sich ungefähr die Waage“, schildert<br />
Braun die beiden Hauptbereiche<br />
im flächengrößten Polizeiinspektions-<br />
Bezirk in Rheinland-Pfalz. Die hiesigen<br />
Beamten müssen 895 Quadratkilometer<br />
mit etwa 67 000 Einwohnern kontrollieren.<br />
Auch Unfälle oder Straftaten, in<br />
denen die etwa 12 000 auf der Airbase<br />
Spangdahlem stationierten US-Bürger<br />
verwickelt sind, fallen in das Zuständigkeitsgebiet…<br />
häufig in Kooperation mit<br />
der amerikanischen Security Police. Etwa<br />
ein Drittel der Verkehrsunfälle sind<br />
Wildunfälle, die teils erst am Tag danach<br />
aufgenommen werden müssen. Auch<br />
Betrugsdelikte werden oft nicht sofort<br />
angezeigt. Ansonsten heißt es zumeist:<br />
schnell raus zum Geschehen! Familienstreitigkeiten<br />
oder eskalierende Auseinandersetzungen<br />
auf dem Flugplatz<br />
<strong>Bitburg</strong>, der ein Schwerpunkt von Körperverletzungen<br />
ist, verlangen umgehendes<br />
Eingreifen.<br />
„Wir arbeiten, wenn es um so genannte<br />
Kapitaldelikte geht, immer in Kommissionen<br />
mit größeren Teams, nie als<br />
Einzelkämpfer, wie sie im Film gezeigt<br />
werden. Das ist reine Unterhaltung.“ Die<br />
Polizisten sind offiziell die Ermittlungspersonen<br />
der Staatsanwaltschaft. Da ist<br />
kein Platz für charismatische Abenteurer<br />
oder Abwege auf eigene Faust. Ob<br />
es für die uniformierten Beamten im<br />
Wechselschichtdienst oder die zivil gekleideten<br />
Beamten im Kriminaldienst<br />
mehr Innen- oder mehr Außeneinsätze<br />
gibt, ändert sich je nach Situation. „Man<br />
weiß nie, wie der Tag abläuft“, so Braun.<br />
Fest planbar sind jedoch die präventiven<br />
Streifenfahrten. Für Bürgernähe<br />
sorgt zusätzlich der Bezirksdienst: Beamte,<br />
die mit ihren Büros in den (auch<br />
ehemaligen) Verbandsgemeindeverwaltungen<br />
<strong>Bitburg</strong>, Kyllburg, Speicher,<br />
Neuerburg und Irrel angesiedelt sind<br />
und dort zum Beispiel Strafanzeigen<br />
aufnehmen.<br />
„An Delikten weist unsere Region die<br />
gesamte Bandbreite auf“, erläutert Dietmar<br />
Braun. Körperverletzung, Betrug,<br />
Rauschgiftdelikte oder Einbrüche…<br />
es gibt nichts, was es nicht gibt. Wenn<br />
es jedoch um Rauschgifthandel geht,<br />
so ist die Kriminalinspektion Wittlich<br />
mit einem eigens dafür eingerichteten<br />
Kommissariat zuständig. Beim Dieseldiebstahl<br />
aus Lkw-Tanks auf Raststätten<br />
verzeichnet die Polizei bundesweit eine<br />
Zunahme, auch in der <strong>Südeifel</strong>. Die<br />
Einbruch-Bandenkriminalität unterliegt<br />
immer wieder Schwankungen, wobei<br />
die Gegenden entlang schneller Verkehrsachsen<br />
– etwa die A 60 und die<br />
B 51 – stärker betroffen sind. „Rechtsextreme<br />
oder ausländerfeindliche Straftaten<br />
haben wir in der <strong>Südeifel</strong> zum<br />
Glück kaum“, betont Braun.<br />
Dass die Polizei immer wieder Nachwuchs<br />
sucht, gern auch mit interkulturellen<br />
Kompetenzen, ist kein Geheimnis.<br />
„Es ist natürlich ein Beruf, der Belastungen<br />
mit sich bringt. Aber das Interesse<br />
an einer Polizeilaufbahn ist so groß, dass<br />
wir bislang keinen Nachwuchsmangel<br />
haben.“ Welche und wie viele neue Beamte<br />
wo eingestellt werden, entscheidet<br />
das Polizeipräsidium in Trier in Abstimmung<br />
mit dem Innenministerium.<br />
Unter www.polizei.rlp.de/Karrierestart<br />
finden Interessierte Infos, wie man in<br />
einen der abwechslungsreichsten Berufe<br />
einsteigen kann. •<br />
IHNEN<br />
GEBÜHRT<br />
UNSER<br />
RESPEKT!<br />
„Polizisten sind nicht die Menschen,<br />
die uns den Führerschein abholen<br />
wollen oder uns gerne teure Strafzettel<br />
verpassen. Das sind Situationen,<br />
in die wir uns selbst hinein<br />
bringen und die wir selbst verschulden.<br />
Also kein Grund, den Beamten<br />
gegenüber unverschämt oder gar<br />
feindselig zu sein. Leider ist dies<br />
wohl oft der Fall. Wir hören immer<br />
öfter von Gewalt gegen die Polizei,<br />
auch in unserer Region. Dies darf<br />
nicht sein. Polizisten schützen die<br />
Werte unserer Gesellschaft, sie sind<br />
für uns da, wenn einmal etwas aus<br />
dem Ruder läuft, sie schützen uns<br />
gegebenenfalls sogar unter Einsatz<br />
ihrer Gesundheit. Diesen Menschen<br />
gebührt unser Respekt, unsere Achtung<br />
und unser Dank.“<br />
Sehr geehrte Polizistinnen und Polizisten:<br />
Danke, dass Sie für uns da<br />
sind! Stefan Bohl und das <strong>ego</strong>-Team<br />
<strong>ego</strong> N°<strong>16</strong>/2015 Polizei<br />
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