Bildung im Veedel - Für Nippes eV
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Das Stadtteilmagazin<br />
<strong>Veedel</strong> <strong>im</strong> <strong>Veedel</strong><br />
„Dat Hätz vun Neppes“<br />
Er ist keine Schönheit, aber er hat Charakter – und Geschichte: Der Wilhelmplatz<br />
Was antworten neun von zehn Personen, wenn man sie fragt, wo der Mittelpunkt<br />
von <strong>Nippes</strong> liegt: Ganz recht, am Wilhelmplatz. Sein Bekanntheitsgrad liegt noch<br />
vor dem des „Golde Kappes“. Kein Wunder, denn wo sonst in Köln ist an sechs Wochentagen<br />
Markt? Wo wird der Kölner Karneval schon um 9.11 Uhr eröffnet und<br />
wo lernen die <strong>Nippes</strong>er Kinder das Fahrradfahren?<br />
Eingerahmt von der Viersener Straße,<br />
Christina-, Wilhelm- und Auguststraße<br />
hat er als einer der wenigen Plätze in<br />
<strong>Nippes</strong> diesen Titel auch wirklich verdient.<br />
Er bietet viel „Platz“, man kann<br />
den H<strong>im</strong>mel sehen und er ist Brennpunkt<br />
des öffentlichen Lebens.<br />
Seit 111 Jahren Platz<br />
Der Wilhelmplatz wurde ausdrücklich<br />
als Marktplatz geplant, aber auch als<br />
öffentlicher Platz für Großveranstaltungen.<br />
Er erlebte die Karnevalskirmes in<br />
den 30er Jahren, musste die Aufmärsche<br />
der Nazis erdulden, ließ sich von der Begeisterung<br />
eines zahlreichen Publikums<br />
bei Spiel- und Sportveranstaltungen in<br />
den 50er Jahren mitreißen. Hier fanden<br />
in den 60er Jahren die ersten Proteste<br />
von Anwohnern und <strong>Nippes</strong>er Eltern<br />
statt, die sich über verbotswidrig geparkte<br />
Fahrzeuge ärgerten. In den 70er<br />
und 80ern gab es leidenschaftliche<br />
Diskussionen um seine Umgestaltung,<br />
die dann in 1992<br />
endlich durchgeführt wurde.<br />
Mit dem Ergebnis müssen<br />
wir heute noch leben und sicher<br />
auch morgen und übermorgen.<br />
Alle Bemühungen,<br />
zumindest den Pavillon, den<br />
Norbert Burger seinerzeit in<br />
seiner Eröffnungsrede mit<br />
dem „Taj Mahal“ verglich, zu<br />
verschönern, sind bisher fehl<br />
geschlagen.<br />
Seit 1900 besteht der Wilhelmplatz in<br />
<strong>Nippes</strong>. Woher der Name stammt, ist<br />
nicht ganz klar. Vermutlich gab die Wilhelmstraße<br />
den Namen, die nach dem<br />
Kaiser Wilhelm I. benannt wurde. Möglich<br />
ist aber auch, dass Wilhelm Eich<br />
(1830-1900), der letzte Bürgermeister von<br />
<strong>Nippes</strong> vor der Eingemeindung in Köln<br />
1888, der Namensgeber ist.<br />
Aus <strong>Nippes</strong> in die große Welt<br />
Vor der Umgestaltung zum Platz gab es<br />
auf dem Gelände nur Acker- und Gartenland.<br />
Ein gewisser Jakob Meyer hatte<br />
hier eine Ziegelhütte gemietet und exper<strong>im</strong>entierte<br />
in einem selbstgebauten<br />
Schmelzofen mit Stahl. Er wurde sogar<br />
von skeptischen Nachbarn als Falschmünzer<br />
verdächtigt, aber in Wirklichkeit<br />
erzeugte er dort wirklich Stahl und<br />
wurde später Mitbegründer der Hoesch<br />
Stahl AG in Dortmund, einem der größten<br />
Erzeuger weltweit, die heute zu dem<br />
Weltkonzern ThyssenKrupp gehört.<br />
60 Bäume spendeten Schatten<br />
Der Wilhelmplatz war in seiner Urform<br />
mit 60 jungen Ahornbäumen bepflanzt,<br />
von denen heute nur noch wenige am<br />
Rand stehen. Die<br />
anderen mussten<br />
dem zunehmendenMarktgeschehen<br />
<strong>im</strong> Laufe<br />
der Jahre weichen.<br />
Der Markt, einst<br />
als Versorgermarkt<br />
geplant und heute<br />
von Textilien dominiert,<br />
beeinflusst<br />
auch die umliegenden<br />
Geschäfte<br />
und Kneipe.<br />
Hans-Wener Thelen,<br />
Geschäftsfüh-<br />
rer der Weinhandlung<br />
Klefisch be-<br />
schwert sich:<br />
„Wenn man sich<br />
alleine mal den<br />
Schilderwald bei<br />
den Parkschildern<br />
anguckt, das ist<br />
furchtbar. Die<br />
Marktfahrzeuge<br />
belegen alle Parkplätze<br />
und für die<br />
Kunden bleibt<br />
kein Platz. Auch<br />
die Fahrradständer<br />
rund um den<br />
Wilhelmplatz sind<br />
abgebaut worden. Auf der anderen Seite<br />
haben wir in <strong>Nippes</strong> jetzt eine autofreie<br />
Siedlung, das passt nicht zusammen.“<br />
Waltraud „Wally“<br />
Ernst, seit 54 Jahren<br />
Wirtin in verschiedenen<br />
Kneipen<br />
am Wilhelmplatz,<br />
berichtet: „Früher<br />
konnten wir Wirte<br />
gut vom Markt leben.<br />
Das ist heute<br />
anders. Wenn ich<br />
meine Stammkunden<br />
nicht hätte,<br />
wäre das „Maatstüffge“<br />
schon<br />
längst geschlossen.“ Und <strong>im</strong> Bistro Centrale<br />
auf der Ecke Viersener Straße gibt es<br />
nicht nur einen starken Kaffee, sondern<br />
auch einen Sitzplatz in der Sonne. mx