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Bildung im Veedel - Für Nippes eV

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32<br />

Das Stadtteilmagazin<br />

<strong>Veedel</strong> <strong>im</strong> <strong>Veedel</strong><br />

„Dat Hätz vun Neppes“<br />

Er ist keine Schönheit, aber er hat Charakter – und Geschichte: Der Wilhelmplatz<br />

Was antworten neun von zehn Personen, wenn man sie fragt, wo der Mittelpunkt<br />

von <strong>Nippes</strong> liegt: Ganz recht, am Wilhelmplatz. Sein Bekanntheitsgrad liegt noch<br />

vor dem des „Golde Kappes“. Kein Wunder, denn wo sonst in Köln ist an sechs Wochentagen<br />

Markt? Wo wird der Kölner Karneval schon um 9.11 Uhr eröffnet und<br />

wo lernen die <strong>Nippes</strong>er Kinder das Fahrradfahren?<br />

Eingerahmt von der Viersener Straße,<br />

Christina-, Wilhelm- und Auguststraße<br />

hat er als einer der wenigen Plätze in<br />

<strong>Nippes</strong> diesen Titel auch wirklich verdient.<br />

Er bietet viel „Platz“, man kann<br />

den H<strong>im</strong>mel sehen und er ist Brennpunkt<br />

des öffentlichen Lebens.<br />

Seit 111 Jahren Platz<br />

Der Wilhelmplatz wurde ausdrücklich<br />

als Marktplatz geplant, aber auch als<br />

öffentlicher Platz für Großveranstaltungen.<br />

Er erlebte die Karnevalskirmes in<br />

den 30er Jahren, musste die Aufmärsche<br />

der Nazis erdulden, ließ sich von der Begeisterung<br />

eines zahlreichen Publikums<br />

bei Spiel- und Sportveranstaltungen in<br />

den 50er Jahren mitreißen. Hier fanden<br />

in den 60er Jahren die ersten Proteste<br />

von Anwohnern und <strong>Nippes</strong>er Eltern<br />

statt, die sich über verbotswidrig geparkte<br />

Fahrzeuge ärgerten. In den 70er<br />

und 80ern gab es leidenschaftliche<br />

Diskussionen um seine Umgestaltung,<br />

die dann in 1992<br />

endlich durchgeführt wurde.<br />

Mit dem Ergebnis müssen<br />

wir heute noch leben und sicher<br />

auch morgen und übermorgen.<br />

Alle Bemühungen,<br />

zumindest den Pavillon, den<br />

Norbert Burger seinerzeit in<br />

seiner Eröffnungsrede mit<br />

dem „Taj Mahal“ verglich, zu<br />

verschönern, sind bisher fehl<br />

geschlagen.<br />

Seit 1900 besteht der Wilhelmplatz in<br />

<strong>Nippes</strong>. Woher der Name stammt, ist<br />

nicht ganz klar. Vermutlich gab die Wilhelmstraße<br />

den Namen, die nach dem<br />

Kaiser Wilhelm I. benannt wurde. Möglich<br />

ist aber auch, dass Wilhelm Eich<br />

(1830-1900), der letzte Bürgermeister von<br />

<strong>Nippes</strong> vor der Eingemeindung in Köln<br />

1888, der Namensgeber ist.<br />

Aus <strong>Nippes</strong> in die große Welt<br />

Vor der Umgestaltung zum Platz gab es<br />

auf dem Gelände nur Acker- und Gartenland.<br />

Ein gewisser Jakob Meyer hatte<br />

hier eine Ziegelhütte gemietet und exper<strong>im</strong>entierte<br />

in einem selbstgebauten<br />

Schmelzofen mit Stahl. Er wurde sogar<br />

von skeptischen Nachbarn als Falschmünzer<br />

verdächtigt, aber in Wirklichkeit<br />

erzeugte er dort wirklich Stahl und<br />

wurde später Mitbegründer der Hoesch<br />

Stahl AG in Dortmund, einem der größten<br />

Erzeuger weltweit, die heute zu dem<br />

Weltkonzern ThyssenKrupp gehört.<br />

60 Bäume spendeten Schatten<br />

Der Wilhelmplatz war in seiner Urform<br />

mit 60 jungen Ahornbäumen bepflanzt,<br />

von denen heute nur noch wenige am<br />

Rand stehen. Die<br />

anderen mussten<br />

dem zunehmendenMarktgeschehen<br />

<strong>im</strong> Laufe<br />

der Jahre weichen.<br />

Der Markt, einst<br />

als Versorgermarkt<br />

geplant und heute<br />

von Textilien dominiert,<br />

beeinflusst<br />

auch die umliegenden<br />

Geschäfte<br />

und Kneipe.<br />

Hans-Wener Thelen,<br />

Geschäftsfüh-<br />

rer der Weinhandlung<br />

Klefisch be-<br />

schwert sich:<br />

„Wenn man sich<br />

alleine mal den<br />

Schilderwald bei<br />

den Parkschildern<br />

anguckt, das ist<br />

furchtbar. Die<br />

Marktfahrzeuge<br />

belegen alle Parkplätze<br />

und für die<br />

Kunden bleibt<br />

kein Platz. Auch<br />

die Fahrradständer<br />

rund um den<br />

Wilhelmplatz sind<br />

abgebaut worden. Auf der anderen Seite<br />

haben wir in <strong>Nippes</strong> jetzt eine autofreie<br />

Siedlung, das passt nicht zusammen.“<br />

Waltraud „Wally“<br />

Ernst, seit 54 Jahren<br />

Wirtin in verschiedenen<br />

Kneipen<br />

am Wilhelmplatz,<br />

berichtet: „Früher<br />

konnten wir Wirte<br />

gut vom Markt leben.<br />

Das ist heute<br />

anders. Wenn ich<br />

meine Stammkunden<br />

nicht hätte,<br />

wäre das „Maatstüffge“<br />

schon<br />

längst geschlossen.“ Und <strong>im</strong> Bistro Centrale<br />

auf der Ecke Viersener Straße gibt es<br />

nicht nur einen starken Kaffee, sondern<br />

auch einen Sitzplatz in der Sonne. mx

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