17.11.2012 Aufrufe

Milchpreise jetzt stabilisieren!

Milchpreise jetzt stabilisieren!

Milchpreise jetzt stabilisieren!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bauernverband<br />

1


Inhalt<br />

Der DBV-Milchpräsident nimmt Stellung 3<br />

Milchmarkt und Milchpolitik: Fragen und Antworten 4<br />

Milchbauern fordern: Stabile <strong>Milchpreise</strong> <strong>jetzt</strong> sichern 6<br />

Statements von Milcherzeugern 7<br />

Bamberger Milchentschließung 12<br />

Begleitprogramm Milch 15<br />

Statements von Milcherzeugern 18<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Haus der Land- und Ernährungswirtschaft<br />

Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030-31904-0<br />

Fax: 030-31904-436<br />

www.bauernverband.de<br />

Redaktion:<br />

Runa Mosel, Agnes Scharl<br />

April 2008<br />

Satz und Gestaltung:<br />

AgriKom GmbH, Bonn<br />

Fotos:<br />

DBV (Titel, 4, 5, 15)<br />

AgriKom (6, 12)<br />

privat/Landesbauernverbände (Porträts der Milchbauern)<br />

2<br />

Deutscher Bauernverband


Deutscher Bauernverband<br />

Milchproduktion:<br />

Ein starkes Stück Wirtschaftskraft im ländlichen Raum!<br />

<strong>Milchpreise</strong> <strong>jetzt</strong> <strong>stabilisieren</strong>!<br />

Das Jahr 2007 stand ganz im Zeichen<br />

einer erfreulichen dynamischen Entwicklung<br />

der landwirtschaftlichen Märkte.<br />

Insbesondere betrifft dies die Preisentwicklung<br />

bei Milch und Milchprodukten.<br />

Getragen von der wachsenden Weltbevölkerung,<br />

dem zunehmenden Wohlstand in<br />

den Schwellenländern wie China und Indien,<br />

der Veränderung der Konsumgewohnheiten<br />

hin zu westlichen Produkten sowie<br />

den weltweit begrenzten Produktionsmöglichkeiten<br />

wird die Milchproduktion<br />

auf absehbare Zeit den Nachfragesteigerungen<br />

nicht folgen können. Die leeren<br />

Interventionslager der EU sowie die deutliche<br />

Verringerung der weltweiten Lagerbestände<br />

haben ebenfalls zur positiven<br />

Marktentwicklung beigetragen.<br />

Doch haben die gleichen Gründe, die für<br />

die positive Preisentwicklung verantwortlich<br />

sind, auch die Produktionskosten<br />

stark verteuert. Drastisch gestiegene Kosten<br />

für Energie, Futtermittel, Gebäude<br />

und Maschinen verdeutlichen die dringliche<br />

Notwendigkeit von hohen und stabilen<br />

Milcherzeugerpreisen. Diese gilt es zu<br />

sichern!<br />

Durch die vom Weltmarkt getragene Entwicklung<br />

der Märkte und die damit verbundene<br />

Integration der deutschen und<br />

europäischen Milchwirtschaft in die globalen<br />

Handelsströme wird es auch im Milchbereich<br />

zu erheblichen Marktschwankungen<br />

kommen. Durch den Abbau der klassischen<br />

milchpolitischen Marktstützungsmaßnahmen<br />

wird dieser Trend sogar noch<br />

verstärkt. Unser Interesse zielt aber vielmehr<br />

auf eine stabile Marktentwicklung<br />

ab. Eine Schlüsselposition haben hierfür<br />

die Molkereien inne. Nur mit schlagkräftigen,<br />

wettbewerbsfähigen Vermarktungspartnern<br />

wird es gelingen, das vorhandene<br />

Potenzial der Märkte auszuschöpfen<br />

sowie den Milchmarkt für unsere Produk-<br />

te zu erobern, zu erhalten und abzusichern.<br />

Der Deutsche Bauernverband wird<br />

seine Möglichkeiten nutzen, den notwendigen<br />

Strukturierungsprozess in der deutschen<br />

Molkereiwirtschaft zu begleiten.<br />

Wir sagen aber auch unseren Verbrauchern,<br />

dass qualitativ hochwertige Milch<br />

und Milchprodukte ihren Preis wert sind.<br />

Die standortgebundene Produktion von<br />

typischen Produkten aus den Regionen für<br />

Verbraucher im In- und Ausland ist ein<br />

Markenzeichen der deutschen Milchwirtschaft.<br />

Die Landwirtschaft, vor allem die<br />

Milchproduktion, übernimmt zudem zentrale<br />

gesellschaftliche Aufgaben für die<br />

Pflege und Erhaltung unserer einzigartig<br />

schönen Kulturlandschaften. Diese Leistungen<br />

müssen verlässlich honoriert werden.<br />

Wir haben das 10-Punkte-Programm aus<br />

der Bamberger Milchentschließung mit<br />

dem Vorschlag für ein Begleitprogramm<br />

Milch zum Health Check weiter konkretisiert<br />

und in die politische Diskussion eingebracht.<br />

Aufgrund der langfristigen Investition<br />

brauchen die Milcherzeuger vor<br />

allen Dingen planbare und verlässliche<br />

Rahmenbedingungen. Der zugesagte Ausgleich<br />

der Standortnachteile in den Mittelgebirgs-<br />

und Grünlandregionen muss<br />

dauerhaft und verlässlich finanziert und<br />

die Wettbewerbsfähigkeit der Milcherzeuger<br />

durch Investitionsanreize unterstützt<br />

werden. Hierzu müssen die frei werdenden<br />

Mittel im EU-Agrarhaushalt genutzt werden.<br />

Es darf auf keinen Fall zu weiteren<br />

Kürzungen der Direktzahlungen in Form<br />

einer Degression/Modulation oder dem<br />

Artikel 69 kommen.<br />

Die Landwirtschaft und damit auch die<br />

Milchproduktion findet wieder wesentlich<br />

mehr Interesse und Sympathie bei den<br />

Menschen. Welche Aufgaben auch immer<br />

der Landwirtschaft und Milchproduktion<br />

zugeschrieben werden, bleibt die Bereitstellung<br />

von ausreichenden und qualitativ<br />

hochwertigen Nahrungsmitteln immer<br />

unsere kardinale Aufgabe. Wir mischen<br />

uns mit starkem Engagement in die Entscheidungsprozesse<br />

des Marktes und der<br />

Politik ein. Mit der Bamberger Milchentschließung<br />

und dem Begleitprogramm<br />

Milch zum Health Check haben die Milcherzeuger<br />

im Deutschen Bauernverband<br />

hierzu eine solide Grundlage gelegt. Wir<br />

wollen den Verbrauchern, unseren Marktpartnern<br />

und der Politik sehr deutlich<br />

und selbstbewusst erklären, wie unsere<br />

qualitativ hochwertigen Milchprodukte<br />

produziert werden, welche Leistungen<br />

dahinter stehen und wie diese Leistungen<br />

zu honorieren sind. Dies ist eine<br />

Aufgabe für uns alle. Eine Aufgabe, für<br />

die sich der Einsatz lohnt. Milch ist ihren<br />

Preis wert!<br />

Udo Folgart, Vizepräsident des Deutschen<br />

Bauernverbandes und Vorsitzender des<br />

DBV-Fachausschusses Milch<br />

3


Milchmarkt und Milchpolitik:<br />

Fragen und Antworten<br />

Wie wichtig sind die<br />

Milchbauern für die<br />

Landwirtschaft?<br />

Die Milcherzeugung ist das Rückgrat der<br />

deutschen Landwirtschaft und wichtigster<br />

Produktionszweig. Die Milchbauern sorgen<br />

mit ihren Kuhherden für eine attraktive,<br />

von den Touristen hoch geschätzte<br />

Kulturlandschaft.<br />

Rund 110.000 Milchbauern halten 4,1<br />

Millionen Kühe und produzieren 20 Prozent<br />

der Milch in der Europäischen Union.<br />

Die Ernährungsindustrie erwirtschaftet<br />

17 Prozent ihres Umsatzes mit Milch<br />

und innovativen Milchprodukten. Rund<br />

4.000.000 Arbeitsplätze hängen insgesamt<br />

vom Melken der Milch und deren<br />

Verarbeitung ab sowie dem Export, der<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnt. Milch<br />

ist auch in einer globalisierten Welt ein<br />

wertvoller Rohstoff. Milchbauern haben<br />

einen harten Arbeitseinsatz an 365 Tagen<br />

im Jahr und brauchen einen angemessenen<br />

Erlös für ihre Leistungen. Deshalb<br />

sind der Milchmarkt und die Milchpolitik<br />

ein wichtiger Bestandteil der Arbeit<br />

des Bauernverbandes.<br />

4<br />

Wer sind unsere<br />

wichtigsten<br />

Marktpartner?<br />

Die deutschen Milcherzeuger produzieren<br />

jährlich 28 Millionen Tonnen qualitativ<br />

hochwertiger Milch. Damit ist Deutschland<br />

das Milchland Nr. 1 in Europa. Diese<br />

Milch wird in ca. 100 Molkereiunternehmen<br />

mit mehreren hundert Standorten<br />

überall in Deutschland verarbeitet. Der<br />

Großteil der deutschen Milch, ca. 75 Prozent,<br />

wird in von Bauern gegründeten<br />

genossenschaftlichen Molkereiunternehmen<br />

aufgenommen, veredelt und an den<br />

Handel bzw. den Verbraucher verkauft.<br />

Die Molkereien als unsere Marktpartner<br />

stellen eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen<br />

Milchprodukten her, die regional,<br />

national, aber auch auf dem internationalen<br />

Handelsparkett einen hervorragenden<br />

Ruf genießen. Aufgrund der<br />

starken Konzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel<br />

gilt es, die Strukturen<br />

in der deutschen Molkereiwirtschaft<br />

weiter voran zu bringen. Eine<br />

schlagkräftige und wettbewerbsorientierte<br />

Molkereiwirtschaft, die sowohl die regionalen<br />

Bedürfnisse der Konsumenten<br />

befriedigt als auch in neue und innovative<br />

Produkte investiert, ist ein wesentlicher<br />

Baustein für den Ausbau der Milchproduktion<br />

am Standort Deutschland.<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Ist der Lebensmitteleinzelhandel<br />

ein<br />

strategischer Partner?<br />

Immer wieder mussten Milchbauern feststellen,<br />

dass ihre Qualitätserzeugnisse an<br />

der Ladentheke zu Spottpreisen angeboten<br />

wurden. Daher haben sie sich in den<br />

letzten Jahren mit der Aktion „Lebensmittel<br />

sind mehr wert!“ gegen den Verkauf<br />

von qualitativ hochwertigen Produkten<br />

zu Dumpingpreisen eingesetzt. Ein<br />

großer Erfolg unseres berufsständischen<br />

Einsatzes war es, dass das Gesetz zum<br />

Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis<br />

im Dezember 2007 deutlich verschärft<br />

wurde. Seit dem 21. Dezember 2007 sind<br />

Lockangebote damit gänzlich verboten.<br />

Einigkeit unter den Milchbauern und zwischen<br />

den Molkereien macht es vor allem<br />

den Discountern schwerer, Milch, Butter<br />

oder Joghurt als Billigprodukte zu verscherbeln.<br />

Der DBV setzt seine Kampagne<br />

„Lebensmittel sind mehr wert!“ vor<br />

allem auch mit der Botschaft „Die Milch<br />

ist ihren Preis wert!“ offensiv fort.


Deutscher Bauernverband<br />

Wie entwickelt sich<br />

der Milchmarkt?<br />

Wie alle Agrarmärkte hat sich auch der<br />

Milchmarkt globalisiert. Die weltweite<br />

Nachfrage bestimmt den Preis. Aufgrund<br />

des Wirtschaftswachstums finden Molkereiprodukte<br />

in bevölkerungsreichen asiatischen<br />

Ländern eine besonders starke<br />

Nachfrage. Weltweit haben sich die Lagerbestände<br />

deutlich verringert. Das<br />

Milchangebot geht insbesondere aufgrund<br />

von Wetterkapriolen in einigen wichtigen<br />

Milchexportländern zurück. Dadurch sind<br />

auch in Deutschland und der EU die<br />

<strong>Milchpreise</strong> ab Sommer 2007 deutlich<br />

gestiegen und es wurden endlich gewinnbringende<br />

Erlöse für die Milcherzeuger<br />

möglich.<br />

Aktuelle temporäre und saisonale Marktschwächen<br />

ändern nichts an dieser festen<br />

Grundtendenz. Dennoch versucht der<br />

Lebensmitteleinzelhandel immer wieder,<br />

diese Situation auszunutzen und die Erzeugerpreise<br />

zu drücken. Damit schadet<br />

er aber letztendlich allen – den Erzeugern<br />

wie den Verbrauchern.<br />

Mit Sicherheit wird sich mittel- und langfristig<br />

die weltweit zunehmende Nachfrage<br />

nach Milch und Milchprodukten fortsetzen.<br />

Der Verbrauch von Milch und<br />

Milchprodukten wächst dabei schneller<br />

als das Angebot. Zur Bedienung dieser<br />

Exportmärkte sind entsprechende Strukturen<br />

zu schaffen, ähnlich wie gegenüber<br />

dem heimischen Lebensmitteinzelhandel.<br />

Doch nur mit stabilen und nachhaltig<br />

gewinnbringenden Erzeugerpreisen<br />

lässt sich der Produktionsstandort<br />

Deutschland ausbauen.<br />

Stützt die EU den<br />

Milchmarkt noch?<br />

In der Agrarreform von 2003 haben die<br />

Agrarminister der EU mit der Stimme<br />

Deutschlands beschlossen, dass die<br />

Milchquote nur bis zum Jahr 2015 bestehen<br />

und danach auslaufen wird. Nur<br />

mit einer Mehrheit von 75 Prozent der<br />

27 Mitgliedstaaten könnte die Quotenregelung<br />

über diesen Zeitraum hinaus<br />

verlängert werden. Dies ist politisch nicht<br />

in Sicht oder müsste durch zusätzliche<br />

Quoten und sonstige Zugeständnisse, vor<br />

allem an die südlichen und östlichen Mitgliedstaaten,<br />

teuer erkauft werden.<br />

Schon seit Jahren hat die europäische<br />

Milchmarktpolitik und deren verwaltungsmäßige<br />

Umsetzung die wirtschaftliche<br />

Existenz der Milcherzeuger immer<br />

weniger gesichert. In Folge des Rückzugs<br />

der EU aus der Marktverwaltung<br />

schrumpft das Milchmarktbudget jährlich<br />

weiter.<br />

Ausgaben für Intervention (staatliche<br />

Lagerhaltung), Exporterstattungen und<br />

interne Stützung des Milchmarktes wurden<br />

auf ein Minimum reduziert bzw. gänzlich<br />

auf Null gefahren. Im Zuge der WTO-<br />

Verhandlungen hat die EU bereits angeboten,<br />

die Exporterstattungen im Jahr<br />

2013 abzuschaffen.<br />

Wie ist der Übergang<br />

zu gestalten?<br />

Nach über zweijähriger intensiver Diskussion<br />

mit den Milchbauern hat der DBV<br />

mit seinen Landesbauernverbänden auf<br />

dem Bauerntag in Bamberg 2007 mit 75<br />

Prozent Mehrheit beschlossen, den Ausstieg<br />

aus der Milchquotenregelung mit<br />

einem Programm für eine zukunfts- und<br />

leistungsfähige Milchproduktion in<br />

Deutschland zu begleiten. Es gilt, Milchbauern<br />

und Molkerein fit für eine wettbewerbsstarke<br />

Position im globalen<br />

Milchmarkt zu machen. Oberstes Ziel des<br />

Bauernverbandes ist es, die <strong>Milchpreise</strong><br />

und das Einkommen der Milcherzeuger zu<br />

erhöhen. Notwendig ist die Übernahme<br />

von Verantwortung bei Preisgesprächen,<br />

wie sie z.B. in genossenschaftlichen Unternehmen<br />

praktiziert wird oder in vertraglichen<br />

Vereinbarungen der Milcherzeugergemeinschaften<br />

gegenüber einer<br />

Molkerei möglich ist. Von der Politik<br />

verlangt der DBV eine langfristige Absicherung<br />

der Ausgleichzahlungen für<br />

die Milchviehbetriebe, um kostenaufwändige<br />

Auflagen im Tier-, Natur- und<br />

Umweltschutz zu honorieren und Kulturlandschaften,<br />

u.a. in touristisch geschätzten<br />

Regionen wie den Mittelgebirgslagen,<br />

zu erhalten.<br />

5


Milchbauern fordern:<br />

Stabile<br />

<strong>Milchpreise</strong><br />

<strong>jetzt</strong> sichern!<br />

6<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Milcherzeuger und Molkereien produzieren<br />

anerkannt hochwertige Milch und<br />

Milchprodukte.<br />

Sie erzeugen typische Produkte in der<br />

Region für die Verbraucher im In- und<br />

Ausland.<br />

Die Milcherzeugerpreise und die Preise<br />

für Milch und Milchprodukte im Lebensmitteleinzelhandel<br />

haben sich im<br />

letzten Jahr erfreulich gefestigt. Auf diese<br />

Weise ist es gelungen, die jahrelange<br />

Abwärtsspirale – mit teilweise existenzbedrohlicher<br />

Entwicklung für alle Unternehmen<br />

in der gesamten Produktionskette<br />

– zu beenden.<br />

Die Eckdaten, die den Milchmarkt in<br />

2007 deutliche Impulse gegeben haben,<br />

gelten auch weiterhin. Temporäre Marktschwächen<br />

ändern zwar nichts an dieser<br />

festen Grundtendenz. Wir müssen jedoch<br />

derzeit feststellen, dass der europäische<br />

Lebensmitteleinzelhandel diese Situation<br />

ausnutzt.<br />

Drastisch gestiegene Kosten der<br />

Milcherzeuger für Energie, Futtermittel,<br />

Gebäude und Maschinen sowie der Molkereien<br />

für Energie, Verpackung, Produktentwicklung<br />

und Anlagen erzwingen<br />

eine stabile Marktentwicklung.<br />

Gemeinsames Ziel der deutschen<br />

Milchwirtschaft muss es deshalb sein,<br />

eine stabile Preisentwicklung sicherzustellen,<br />

um allen Marktbeteiligten eine<br />

nachhaltige Unternehmensführung zu<br />

sichern. Ein Rückfall in extreme Marktschwankungen<br />

ist schädlich und trägt<br />

nicht zu den notwendigen Langfristinvestitionen<br />

bei.<br />

Der Lebensmitteleinzelhandel ist deshalb<br />

gefordert, saisonale Markt- und<br />

Preisbewegungen nicht zur Richtschnur<br />

einer längerfristigen guten Zusammenarbeit<br />

mit der Molkereiwirtschaft und den<br />

Milcherzeugern zu machen.<br />

Milcherzeuger und Molkereien können<br />

nur mit gewinnbringenden Preisen die<br />

Erzeugung qualitativ hochwertiger Milchprodukte<br />

sicherstellen und die damit verbundenen<br />

gesellschaftlichen Aufgaben<br />

erfüllen. Daher gilt es <strong>jetzt</strong>, stabile <strong>Milchpreise</strong><br />

abzusichern!


Deutscher Bauernverband<br />

Oswald Tröndle<br />

Milcherzeuger aus Baden-Württemberg<br />

Familienbetrieb im benachteiligten Gebiet<br />

auf 600-900 Höhenmeter<br />

60 Milchkühe, 87 Hektar (47 ha AL, 40 ha GL)<br />

Meiner Ansicht nach ist es<br />

unbedingt notwendig, dass die<br />

Wettbewerbsnachteile bei der<br />

Milchproduktion in benachteiligten<br />

Gebieten mit an Tierhaltung<br />

gekoppelten Zahlungen<br />

ausgeglichen werden. Wir fordern<br />

gekoppelte Direktzahlungen<br />

aus der ersten Säule für<br />

die erste raufutterverzehrende<br />

Großvieheinheit je Hektar. Investitionsförderung<br />

muss sowohl<br />

für Stallbaumaßnahmen<br />

als auch für Hangtechnik gewährt<br />

und auf einen Fördersatz von 50 Prozent der förderfähigen<br />

Kosten erhöht werden. Die Ausgleichszulage ist aufzustocken und<br />

an die Tierhaltung zu koppeln. EU, Bund und Land sind aufgefordert,<br />

dafür unverzüglich praxistaugliche Regelungen zu schaffen.<br />

Hans-Heinrich Rave<br />

Milcherzeuger aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

Kastanienhof Rave KG<br />

450 Milchkühe, 700 Hektar<br />

Ich halte die Bamberger<br />

Beschlüsse für die richtige<br />

Strategie, um die Zukunft der<br />

Milchbauern zu gestalten. Für<br />

meine betriebliche Entwicklung<br />

ist mir die Planungssicherheit<br />

bezüglich der Milchquote ebenso<br />

wichtig wie die Investitionsförderung,<br />

um den Betrieb fit<br />

zu machen für eine Milchproduktion<br />

im freien Markt. Die<br />

aktuelle Quotenaufstockung<br />

kommt jedoch zu früh und<br />

stört den Markt unnötig. Dies<br />

zeigt der fallende Preis für die Milch und deren Erzeugnisse deutlich.<br />

Zusätzlich sind unsere Kosten drastisch gestiegen. Es geht wieder<br />

einmal um die Existenz und Zukunft von uns Milchbauern.<br />

Unsere Unsere Meinung<br />

Meinung<br />

–unsere –unsere Ziele<br />

Ziele<br />

Andrea Rahn-Farr<br />

Milcherzeugerin aus Hessen<br />

Erweiterter Familienbetrieb<br />

230 Milchkühe, 325 Hektar<br />

Seit Einführung der Milchquotenregelung<br />

in 1984 ist der<br />

Kuhbestand um das Vierfache<br />

gewachsen. Immer wieder haben<br />

wir, wie viele Berufskollegen<br />

auch, in Milchquote investiert<br />

– Geld, das für Stallbau<br />

und Technik gebraucht worden<br />

wäre. Bis heute fließt zuviel<br />

Kapital aus der aktiven Landwirtschaft<br />

heraus. Das muss<br />

aufhören.<br />

Wir erwarten das endgültige<br />

Aus für die Milchquotenregelung<br />

im Jahr 2015. Die Bamberger Beschlüsse habe ich deshalb<br />

als Teilnehmerin der Podiumsdiskussion im Milchforum aktiv<br />

unterstützt.<br />

Für die Zukunft setzen wir auf Teilhabe an wachsender Nachfrage<br />

nach Agrarrohstoffen, statt einer Beschränkung der Produktion<br />

auf die Binnennachfrage, welche langfristig keine Perspektive<br />

für die deutschen Landwirte bietet. Schritt für Schritt wollen wir<br />

die Wertschöpfung des Betriebes erhöhen und im Rahmen der Flächenausstattung<br />

des Betriebes weiter wachsen.<br />

Für die Landwirtschaft wird die Fläche der knappste Faktor<br />

sein, und es ist Aufgabe jedes einzelnen und des ganzen Berufsstandes,<br />

sich vehement für die Erhaltung der landwirtschaftlichen<br />

Flächen in Bauernhand einzusetzen. Denn dies ist die Grundlage<br />

unserer Existenz als freie landwirtschaftliche Unternehmer.<br />

7


Dieter Grafe<br />

Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen<br />

Familienbetrieb<br />

80 Milchkühe, 105 Hektar (überwiegend Pachtflächen)<br />

In Grünlandregionen ist<br />

die Milchviehhaltung der wichtigste<br />

Betriebszweig. Nur mit<br />

ihm lassen sich auf Dauer attraktive<br />

offene Landschaften<br />

erhalten. In den Mittelgebirgen<br />

mit absoluten Grünlandlagen<br />

müssen wir größten Teils<br />

mit höheren Produktionskosten<br />

aufgrund klimatischer und<br />

naturräumlicher Gegebenheiten<br />

zurecht kommen. In einem<br />

immer stärkeren globalen<br />

Wettbewerb können Grünlandbauern<br />

auf Dauer ohne gezielte Förderung nicht existieren. Deshalb<br />

brauchen wir neue Förderelemente, die auf die Milcherzeugung<br />

zugeschnitten sind. Mehr Modulation und eine Umverteilung<br />

innerhalb der Betriebsprämie (Artikel 69) lehne ich ab. Wer Finanzmittel<br />

aus dem Agrartopf ins Weltall schießen kann, muss<br />

erst recht bereit sein, den Wegfall der Milchquote über neue Mittel<br />

zu begleiten.<br />

Peter Lüschow<br />

Milcherzeuger aus Schleswig-Holstein<br />

Familienbetrieb<br />

95 Milchkühe, 160 Hektar<br />

Die Milchquote läuft aus<br />

unserer Sicht 2015 definitiv<br />

aus. Angebot und Nachfrage<br />

werden schon vorher den Preis<br />

für Milch und Milchprodukte<br />

weltweit regeln, langfristig<br />

wird die Nachfrage stärker steigen<br />

als das Angebot. Als Begleitmaßnahme<br />

fordere ich<br />

vorrangig Investitionsunterstützung<br />

für alle Betriebe, die<br />

auch zukünftig melken wollen.<br />

In benachteiligte Grünland-<br />

und Mittelgebirgsregionen<br />

sollte kein Geld mit der Gießkanne verteilt werden, sondern<br />

auch hier nur an investitionswillige Betriebe. Eventuell ist in diesen<br />

Gebieten eine stärkere Investitionsunterstützung vorzusehen.<br />

Unser Bauernverband muss intensiv dafür kämpfen, dass die<br />

auf dem Milchsektor in Brüssel eingesparten Milliardenbeträge wieder<br />

den Milcherzeugern zugute kommen. Dann sind wir fit für den<br />

Weltmarkt.<br />

8<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Mit Mit gewinnbringenden<br />

gewinnbringenden<br />

<strong>Milchpreise</strong>n <strong>Milchpreise</strong>n die die Zukunft<br />

Zukunft<br />

sichern<br />

sichern<br />

Bernhard Groß<br />

Milcherzeuger aus Brandenburg<br />

Agrargenossenschaft Ranzig eG<br />

650 Milchkühe, 1.374 Hektar (1.269 ha AL, 105 ha GL)<br />

Wir haben unsere Milchproduktion<br />

fit für die Zukunft gemacht:<br />

gut zwei Millionen Euro<br />

investierten wir in den Umbau<br />

unserer Milchviehställe und<br />

den Bau eines komplett neuen<br />

Melkhauses. Damit ist es<br />

uns gelungen, Milch dauerhaft<br />

in bester Qualität bei hoher tierischer<br />

Leistung zu produzieren.<br />

Und unsere Melker und<br />

Viehpfleger freuen sich über<br />

gute, moderne Arbeitsbedingungen.<br />

Aber diese Investitionen<br />

müssen auch bezahlt werden.<br />

Erstmals waren die <strong>Milchpreise</strong> in der zweiten Jahreshälfte<br />

2007 so, dass wir einen Gewinn erzielen konnten. Seit Beginn<br />

dieses Jahres sinken die Preise wieder, die im vergangenen Jahr<br />

auch gestiegenen Kosten bleiben jedoch hoch.<br />

Es dauert nicht mehr lange und wir rutschen wieder in die Verlustzone.<br />

Da frage ich mich angesichts unserer Investition, wie lange<br />

wir das noch aushalten werden.<br />

Wir brauchen zur Existenzsicherung unserer Betriebe hohe, gewinnbringende<br />

<strong>Milchpreise</strong>, ansonsten sehe ich schwarz für unsere<br />

Zukunft. Die Molkereien müssen geschlossen und konsequent diese<br />

Forderung in den Preisverhandlungen durchsetzen.


Deutscher Bauernverband<br />

Heino Klintworth<br />

Milcherzeuger aus Niedersachsen<br />

Familienbetrieb<br />

70 Milchkühe, 70 Hektar (35 ha AL, 35 ha GL)<br />

Ich begrüße das Auslaufen<br />

der Milchquotenregelung<br />

in 2015. Meine wirtschaftliche<br />

Denkweise ist nicht mit einer<br />

Regulierung seitens der Politik<br />

vereinbar. Zur Milchproduktion<br />

gibt es auf den Grünlandstandorten<br />

keine Alternativen.<br />

Dieser Standortnachteil<br />

für mich als Milcherzeuger aus<br />

der Küstenregion muss durch<br />

eine Dauergrünlandprämie<br />

ausgeglichen werden. Bei allen<br />

Maßnahmen, die seitens<br />

der Politik eingeführt werden, müssen stets die aktiven Betriebe<br />

im Auge behalten werden, die auch zukünftig noch in der Milcherzeugung<br />

tätig sein wollen.<br />

Wilhelm Brüggemeier<br />

Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen<br />

Bewirtschafter einer GbR<br />

65 Milchkühe, 160 Hektar<br />

(überwiegend Pachtflächen)<br />

Auch für den Milchmarkt<br />

stehen die politischen Rahmenbedingungen<br />

auf Globalisierung;<br />

ob wir das wollen oder<br />

nicht. Die Marktsteuerungselemente<br />

Zollschranke und Absatzförderung<br />

(intern und extern)<br />

leiden an galoppierender<br />

Schwindsucht. Es gibt deshalb<br />

kein weiter so! Stellen wir<br />

uns also dem (Milch-) Markt,<br />

wie die Schweine- und Kartoffelbauern.<br />

Die globalen und<br />

europäischen Märkte für Milch<br />

und Milchprodukte bieten nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.<br />

Mit 82 Millionen Verbrauchern in Deutschland produzieren wir<br />

im und für den größten Absatzmarkt der EU. Dieser steht zwar im<br />

Fokus der Exportaktivitäten aller benachbarten Länder, unser Marktanteil<br />

ist aber kontinuierlich gewachsen. Das ist nicht zuletzt den<br />

Genossenschaftsmolkereien zu verdanken, die dem Konsumverhalten<br />

der Verbraucher folgend ihre Produktpalette und Absatzwege darauf<br />

ausgerichtet haben. Stärken wir unsere eigenen Verarbeitungsund<br />

Vermarktungsinstitutionen für den nachhaltigen Marktzugang<br />

deutscher Milch und Milchprodukte!<br />

Thomas Zimmerer<br />

Milcherzeuger aus Baden-Württemberg<br />

Familienbetrieb<br />

140 Milchkühe, 140 Hektar<br />

Milch bietet (wieder) eine<br />

Perspektive! Entsprechend<br />

sind Motivation und Investitionsbereitschaft<br />

bei uns Milchbauern<br />

derzeit hoch. Landwirtschaftliche<br />

Betriebe werden in<br />

Zukunft wieder mehr als Unternehmen<br />

gefordert sein. Familienbetriebe<br />

sind teilweise<br />

bereits am Leistungs- bzw. am<br />

Leidensbereitschaftsmaximum<br />

angelangt.<br />

Von der schlechteren wirtschaftlichen<br />

Lage der letzten<br />

Jahre gibt es auf vielen Betrieben einen Investitions-Nachholbedarf.<br />

Anstehende Maßnahmen konnten aufgrund fehlender finanzieller<br />

Mittel nicht realisiert werden. Darum sollte die Forderung<br />

nach der Aufstockung der Investitionsförderung in Zukunft erste<br />

Priorität haben.<br />

Die Milchviehhalter sind gespalten! Die Spaltung verläuft zwischen<br />

allen Größen, Klassen und Verbänden. Wenn wir Milchviehhalter<br />

in eine erfolgreiche Zukunft blicken wollen, müssen wir also<br />

an einem Strang ziehen und eine Einheit bilden!<br />

Der Quotenausstieg ist beschlossene Sache. Für viele Betriebe<br />

gehen Unsicherheiten und Ängste damit einher. Die Politik muss<br />

künftig klare Rahmenbedingungen formulieren und beim Quotenausstieg<br />

den Betrieben in benachteiligten Gebieten finanzielle<br />

Unterstützung und begleitende Maßnahmen zusichern. Es muss<br />

alles daran gesetzt werden, dass die Marktanteile der Milchproduktion<br />

in Deutschland und möglichst in dessen Regionen verbleiben.<br />

Die Aufstockung der Quote um zwei Prozent wird unter den<br />

Milcherzeugern differenziert gesehen. Die eine Seite sieht es als<br />

Einstieg in den Ausstieg aus der Quote; für die andere Seite ist<br />

es eine Beeinträchtigung eines zuletzt funktionierenden Milchmarktes<br />

(zu welcher auch ich persönlich tendiere).<br />

Aufgrund ständig neuer gesetzlicher Auflagen, Dokumentationspflichten,<br />

Kontrollen usw. sehen sich manche Landwirte in ihrer<br />

Entwicklung behindert oder raten ihren Kindern, nicht in den<br />

elterlichen Betrieb einzusteigen. Man sollte diese Dinge endlich<br />

mit Augenmaß und Sachverstand auf das Notwendigste reduzieren!<br />

Kein Kein Weg Weg an an der<br />

der<br />

Globalisierung Globalisierung vorbei<br />

vorbei<br />

9


Silvio Reimann<br />

Milcherzeuger aus Thüringen<br />

Milch-Land GmbH Veilsdorf, Waisagrund Agrar GmbH Crock<br />

2.200 Milchkühe, 4.900 Hektar (2.900 ha AL, 2.000 ha GL)<br />

Die Milchproduktion ist der<br />

wichtigste Einkommenszweig<br />

in unserem Landwirtschaftsbetrieb.<br />

Sie trägt zu 2/3 an den<br />

reinen Umsatzerlösen bei. Die<br />

letzten Jahre in der Milchproduktion<br />

waren gekennzeichnet<br />

von stetigen Einkommensverlusten<br />

und Horrormeldungen,<br />

wie billig wir Milchbauern Milch<br />

zu produzieren hätten. Dennoch<br />

betrachten wir die Milchproduktion<br />

als eine Zukunftsbranche<br />

und werden hier weiterhin<br />

investieren – eine Alternative gibt es nicht für unsere Grünlandregion<br />

in Mittelgebirgslage. Daher unterstütze ich die Bamberger<br />

Erklärung des DBV.<br />

Es gilt, mit Ruhe und Augenmaß den Ausstieg aus der Milchquote<br />

ab dem 1. April 2015 vorzubereiten. Daher müssen die vom<br />

DBV und Thüringer Landesbauernverband auf die Agenda gesetzten<br />

Begleitmaßnahmen zum sanften Quotenausstieg in der Politik<br />

in Berlin und Brüssel fest etabliert werden. Denn wir Bauern brauchen<br />

Planungssicherheit! Da ist eine voreilige Milchquotenerhöhung<br />

zum 1. April 2008 nach einem gerade mal stabilen Milchmarkt<br />

für ein halbes Jahr das absolut falsche Signal.<br />

Genauso lehne ich kategorisch eine Degression und erhöhte<br />

Modulation der Direktzahlungen ab. Nur weil wir ein größerer Landwirtschaftsbetrieb<br />

sind, sind wir keine schlechten Bauern.<br />

Aufgrund der unverhältnismäßig stark gestiegenen Produktionskosten<br />

innerhalb der letzten Monate fordern wir alle Marktbeteiligten<br />

auf, alles dafür zu tun, um einen stabilen hohen Milchpreis von<br />

mindestens 40 ct/ kg zu erzielen. Die Milchaktionen der Bauernverbände<br />

sind daher richtige Signale an Molkereien, Handel und<br />

Verbraucher. Es ist Einigkeit unter uns Milchbauern gefragt.<br />

Quote Quote bringt<br />

bringt<br />

keinen keinen Nutzen Nutzen mehr<br />

mehr<br />

10<br />

Erich Hinrichs<br />

Milcherzeuger aus Niedersachsen<br />

Familienbetrieb<br />

90 Milchkühe, 65 Hektar Grünlandbetrieb<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Mit Mit Ruhe Ruhe und und Augenmaß<br />

Augenmaß<br />

den den Ausstieg Ausstieg aus aus der<br />

der<br />

Quote Quote vorbereiten<br />

vorbereiten<br />

Wenn der Wind der Veränderung<br />

weht, bauen die einen<br />

Mauern, die anderen Windmühlen.<br />

Die Menschen an der<br />

Nordseeküste kennen sich aus<br />

mit Stürmen, haben immer<br />

schon Windmühlen gebaut<br />

und die Bauern verstehen etwas<br />

von Milchviehhaltung und<br />

Rinderzucht.<br />

Die Quotenregelung läuft<br />

2015 aus. Sie passt nicht<br />

mehr in eine veränderte globalisierte<br />

Welt mit liberalisierten<br />

Märkten. Vor allem bringt sie uns Milchbauern keinen Nutzen<br />

mehr. Vor dieser Veränderung müssen wir uns nicht fürchten. Die<br />

Chancen sind größer als die Risiken, denn der weltweite Bedarf<br />

nach leckeren und gesunden Milchprodukten ist steigend. Der<br />

Rückzug des Staates aus der Marktverantwortung gibt uns Milchbauern<br />

mehr Unternehmerfreiheit, aber auch Verantwortung.<br />

Auf die neue Marktsituation wollen wir uns vorbereiten in unseren<br />

Betrieben und in unseren milchwirtschaftlichen Unternehmungen<br />

und uns für den Wettbewerb rüsten. Auf meinem arrondierten<br />

Grünlandbetrieb setze ich dabei auch in Zukunft auf ein System,<br />

bei dem ganztägiger Weidegang im Sommer auf kleereichen Weidelgrasweiden<br />

selbstverständlich ist. Die Grundlage für weitere<br />

Betriebsentwicklungen habe ich bereits im Jahr 2004 mit Investitionen<br />

in moderne Stall- und Melktechnik gelegt.


Deutscher Bauernverband<br />

Josef Nadler<br />

Milcherzeuger aus Bayern<br />

Familienbetrieb<br />

60 Milchkühe, 65 Hektar (30 ha AL, 35 ha GL)<br />

Wir haben in Bayern überwiegend<br />

Befürworter der Quote.<br />

Deswegen hat die bayerische<br />

Delegation auch in Bamberg<br />

geschlossen für eine Verlängerung<br />

gestimmt. Wir akzeptieren<br />

die demokratische<br />

Entscheidung, fordern aber<br />

<strong>jetzt</strong> um so mehr, dass die<br />

Quote wenigstens bis 2015<br />

gelebt wird. Die Quotenaufstockung<br />

zum 1. April 2008<br />

war deswegen für mich gar<br />

nicht nachvollziehbar. Ich<br />

kann vor allem Frankreich nicht verstehen, da die dortige Regierung<br />

die Meinung der Milchbauern nicht unterstützt hat. Als Lieferant<br />

und Verantwortungsträger einer genossenschaftlichen Molkerei<br />

sehe ich für die Zeit nach 2015 eine neue Verantwortung auf<br />

die bäuerlichen Verarbeiter zukommen. Nachdem fast 75 Prozent<br />

der Milch in Deutschland in dieser Rechtsform verarbeitet werden,<br />

ist hier über ein Marktmanagement nachzudenken.<br />

Von großer Bedeutung ist für mich auch die Unterstützung des<br />

Grünlands. Deswegen sind die Stärkungsmaßnahmen Milch für eine<br />

Region wie das Allgäu – neben einem wirtschaftlichen Milchpreis –<br />

zwingend notwendig.<br />

Investitionsbereitschaft<br />

Investitionsbereitschaft<br />

unterstützen<br />

unterstützen<br />

Attraktive, Attraktive, offene<br />

offene<br />

Landschaften Landschaften erhalten<br />

erhalten<br />

Heinz Korte<br />

Milcherzeuger aus Niedersachsen<br />

Hauptgesellschafter einer Kooperation<br />

200 Milchkühe, 160 Hektar<br />

Wir Milchbauern glauben<br />

an unsere Zukunft! Mit dem<br />

Beschluss des Bamberger<br />

Bauerntages zum Auslaufen<br />

der Milchquotenregelung sind<br />

die Würfel für ihr Ende in<br />

sieben Jahren gefallen. Wir<br />

Milcherzeuger zwischen Elbe<br />

und Weser sind froh über<br />

diese Entscheidung. 24 Jahre<br />

Milchquote haben den<br />

Milchpreis nicht stabilisiert<br />

und den starken Strukturwandel<br />

nicht aufgehalten.<br />

Der sich abzeichnende Wegfall des EU-Außenschutzes und die sich<br />

entwickelnden Marktchancen würden uns Milchbauern bei Beibehaltung<br />

einer Mengenregulierung zu den Verlierern der Zukunft<br />

machen. Mit der Abschaffung der Quote wird unsere Konkurrenzfähigkeit<br />

gegenüber Ackerbauern, Veredlern und Biogaserzeugern<br />

verbessert, weil die Kosten für eine Produktionserweiterung entfallen.<br />

In meiner Heimat ist derzeit die Investitionsbereitschaft der<br />

Milchviehhalter größer denn je. Wir glauben an die Zukunft der<br />

Milcherzeugung – auch ohne die Quote!<br />

Eine Grünlandprämie fordern wir ein, da die Futtererwerbung<br />

vom Grünland wesentlich teurer ist als vom Acker.<br />

Meinen eigenen Hof habe ich der ständigen Entwicklung angepasst,<br />

so dass ich heute einen 160 Hektar Milchviehbetrieb in einer<br />

arbeitsteiligen Kooperation führe und weiterentwickeln möchte.<br />

11


12<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Entschließung<br />

der Mitgliederversammlung<br />

des Deutschen Bauernverbandes<br />

vom 29. Juni 2007<br />

Im Rahmen der Mitgliederversammlung 2007 in<br />

Bamberg haben die Delegierten der 18 Landesbauernverbände<br />

mit großer Mehrheit die Bamberger Milchentschließung<br />

beschlossen. Vorausgegangen war eine intensive<br />

Diskussion über die Milchmarktpolitik in den<br />

milchproduzierenden Regionen in Deutschland über zwei<br />

Jahre lang. Damit hat der Berufsstand seine Vorstellungen<br />

zur Sicherung der Zukunft der Milchproduktion klar<br />

formuliert und demokratisch abgestimmt.<br />

Kernanliegen der Bamberger Milchentschließung ist,<br />

die Milchbauern in Deutschland angesichts des politisch<br />

2003 beschlossenen Endes der Milchquotenregelung fit<br />

für die Zukunft und den Wettbewerb zu machen. Aufbauend<br />

auf die Bamberger Milcherklärung erarbeitete<br />

der DBV mit allen Fachausschüssen in den Landesbauernverbänden<br />

ein zukunftsorientiertes Begleitprogramm<br />

für eine leistungsfähige Milchproduktion in Deutschland.<br />

Diese zukunftsweisende Positionierung ist die Basis für<br />

die milchpolitische Arbeit des DBV.


Deutscher Bauernverband<br />

Den Milchbauern<br />

eine neue Perspektive sichern!<br />

1. Deutschland muss Milchland Nr. 1<br />

in Europa bleiben!<br />

110.000 deutsche Milcherzeuger stellen mit einem Umsatz von<br />

ca. 9 Milliarden Euro je Jahr den bedeutendsten Teil der deutschen<br />

Landwirtschaft dar. Zugleich ist Deutschland damit die<br />

Nr. 1 in der EU. Nahezu 30 Prozent des Einkommens der deutschen<br />

Bauern werden in der Milch- und Rinderproduktion erwirtschaftet.<br />

Mit ca. 22 Milliarden Euro Umsatz je Jahr stellt<br />

die Molkereiwirtschaft den wichtigsten Wirtschaftszweig innerhalb<br />

der deutschen Ernährungswirtschaft.<br />

Ziel des DBV ist und bleibt es, die Spitzenstellung der deutschen<br />

Milcherzeugung in Europa zu festigen und auszubauen.<br />

2. Milcherzeugung ist mehr als die<br />

Erzeugung hoher Qualität für den<br />

Markt!<br />

Die gesamte Milchwirtschaft steht für eine nachhaltige Erzeugung<br />

qualitativ hochwertiger Lebensmittel, mit großer Bedeutung<br />

für den ländlichen Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. Da die<br />

Milchproduktion standortgebunden erfolgt, ist sie auch von zentraler<br />

gesellschaftlicher Bedeutung bei der Pflege der gesamten<br />

Kulturlandschaft in Deutschland. Ohne Grünlandnutzung ist in<br />

vielen Regionen die wichtigste Grundlage für den ländlichen<br />

Tourismus gefährdet.<br />

3. Zukunftsperspektiven nur bei<br />

gewinnbringenden Erlösen!<br />

Die großen Leistungen der Milchbauern wurden in den letzten<br />

Jahren nicht über die Milcherlöse abgegolten. Steigenden Produktionskosten<br />

– auch durch immer neue Produktionsauflagen –<br />

standen rückläufige Molkereiauszahlungspreise gegenüber. Deshalb<br />

ist eine nachhaltige Erhöhung der Milcherzeugerpreise überfällig.<br />

Die Milcherzeuger müssen investieren können, um die<br />

Zukunft ihrer Familien und Mitarbeiter zu sichern.<br />

Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung der Milcherzeuger<br />

liegt in dauerhaft besseren Markterlösen. Verlässliche Direktzahlungen<br />

der EU und ein gezielter Ausgleich für die gesellschaftlichen<br />

Leistungen der Milchbauern sind aber als Ergänzung<br />

wichtiger denn je.<br />

4. EU-GAP-Reform 2003 war<br />

Richtungsentscheidung für<br />

Milchpolitik!<br />

Die europäische Milchmarktpolitik und deren verwaltungsmäßige<br />

Umsetzung haben die wirtschaftliche Existenz der Milcherzeuger<br />

seit vielen Jahren immer weniger gesichert. Erhebliche<br />

innereuropäische Spannungen und wachsender WTO-Druck<br />

haben konsequente Marktordnungsmaßnahmen über Mengenrückführung,<br />

Intervention, Exporterstattungen und Beihilfen<br />

immer weniger möglich gemacht. Gegen den heftigen Widerstand<br />

der europäischen Landwirte hat die Politik mit der Agrarreform<br />

2003 entschieden, dass sich der Staat auch bei Milch<br />

aus der Markt- und Preispolitik weitgehend zurückzieht und<br />

dafür einen entkoppelten Direktausgleich gewährt. Der EU-Agrarministerrat<br />

hat die bestehende Milchquotenregelung letztmalig<br />

bis zum 31. März 2015 verlängert. Nur auf Vorschlag der EU-<br />

Kommission und mit einer 75 Prozent-Mehrheit der Stimmen<br />

der 27 EU-Mitgliedstaaten wäre eine Verlängerung möglich. Aufgrund<br />

der unterschiedlichen Interessenlage der einzelnen Mitgliedsstaaten<br />

ist ein solcher Beschluss nicht ersichtlich und<br />

lässt sich allenfalls durch eine neuerliche drastische Quotenerhöhung<br />

erkaufen. Statt einer Rückführung der Quotenmenge<br />

wurde bereits bisher genau das Gegenteil beschlossen, mehrere<br />

einzelstaatliche und europaweite Erhöhungen der Quote.<br />

Auf dieser Grundlage macht die bisherige, vor mehr als 20 Jahren<br />

eingeführte EU-Milchmarktpolitik keinen Sinn mehr und muss<br />

grundsätzlich korrigiert werden.<br />

5. Milchmarkt weltweit auf<br />

Erholungskurs!<br />

Unabhängig von den Beschlüssen der EU-Agrar- und Milchpolitik<br />

wächst die weltweite Nachfrage nach Milch und Milchprodukten<br />

in den letzten Jahren erfreulicherweise wesentlich dynamischer<br />

als das Angebot. Wettbewerber der EU wie Neuseeland<br />

und Australien geraten an ihre natürlichen Kapazitätsgrenzen.<br />

Erneuerbare Energie schafft in Übersee wie in Europa dauerhafte<br />

Produktionsalternativen für einen Teil der Milcherzeuger.<br />

Die Sogwirkung der weltweit steigenden Nachfrage hat erstmals<br />

wieder die Position der heimischen Molkereien gegenüber dem<br />

Lebensmitteleinzelhandel deutlich verbessert. Diese vorteilhafte<br />

Situation muss <strong>jetzt</strong> zu spürbaren Erlössteigerungen auch in<br />

den Milcherzeugerbetrieben führen.<br />

13


6. Jetzt klare Entscheidung fällen!<br />

Vor diesem Hintergrund deutlich verbesserter Absatzmärkte und<br />

eines schmerzhaften Rückzuges der EU aus der aktiven Marktgestaltung,<br />

hat der Deutsche Bauernverband mit seinen Landesbauernverbänden<br />

die konkrete Ausgestaltung der künftigen<br />

Milchpolitik ausführlich und bis in die Kreisverbände hinein<br />

diskutiert.<br />

Hauptanliegen dabei war, die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Milcherzeugung unter diesen veränderten<br />

Bedingungen zu sichern, für alle Milcherzeuger – auch diejenigen<br />

in den benachteiligten Gebieten – eine überzeugende<br />

Perspektive zu entwickeln und spätestens mit dem Gesundheitscheck<br />

2008 Klarheit für die Milchbauern durch ein Gesamtkonzept<br />

zu schaffen.<br />

Dazu fordert der Deutsche Bauernverband:<br />

1. Bundesregierung und Bundesländer müssen sich unverzüglich<br />

und verbindlich auf eine klare milchpolitische Position<br />

zum Ausstieg aus der Milchquotenregelung festlegen.<br />

Die EU-Milchquotenregelung läuft 2015 definitiv<br />

aus und darf nicht verlängert werden. Im Hinblick auf die<br />

notwendige Planungssicherheit für die Milcherzeuger ist<br />

eine rechtzeitige Entscheidung spätestens im Health Check<br />

2008 durch die EU zu treffen.<br />

2. Diese fundamentale Richtungsentscheidung in der EU-<br />

Milchpolitik müssen EU, Bund und Länder zeitgleich mit<br />

einem umfassenden und verlässlichen Zukunftsprogramm<br />

mit längerfristiger Wirkung für die Milcherzeuger flankieren.<br />

Dazu gehört vorrangig:<br />

14<br />

2.1. Im Rahmen der laufenden WTO-Verhandlungen darf<br />

es keine weiteren Zugeständnisse beim Außenschutz und<br />

der internen Stützung geben. Produkte aus Drittländern<br />

müssen die gleichen Qualitäts- und Hygieneansprüche wie<br />

die europäischen Erzeugnisse erfüllen. In den WTO-Verträgen<br />

müssen endlich auch verbindliche Standards in Tier-,<br />

Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz sowie vergleichbare<br />

Sozialstandards verankert werden.<br />

2.2. Die Politik wird aufgefordert, aus Gründen der Verlässlichkeit<br />

und Planbarkeit die 1. und 2. Säule der EU-<br />

Agrarpolitik über 2013 hinaus fortzuführen. Beim Gesundheitscheck<br />

2008 darf es keine weitere Erhöhung der Modulation<br />

geben. Verlässlichkeit in der Politik muss insbesondere<br />

auch für die Milcherzeuger gelten.<br />

2.3. Der hohe Druck auf die Milcherzeuger muss durch<br />

die Einrichtung eines EU-Milchfonds aufgefangen werden.<br />

Unabhängig von den Ausgleichszahlungen der GAP-<br />

Reform sind wirksame zusätzliche Anpassungshilfen direkt<br />

an die Milcherzeuger zu gewähren. Dieser Fonds muss aus<br />

eingesparten EU-Marktordnungsmitteln und zusätzlich bereitzustellenden<br />

Haushaltsmitteln gespeist werden. Die<br />

inzwischen marktschädlich ausgestaltete Interventionsmöglichkeit<br />

für Butter und Magermilchpulver sollte vollständig<br />

abgeschafft und durch ein Sicherheitsnetz für extreme<br />

Markteinbrüche ersetzt werden.<br />

Deutscher Bauernverband<br />

2.4. Die Richtungsentscheidung zur Beendigung der Quotenregelung<br />

macht jegliche Änderung der bis 2015 geltenden<br />

Milchmarktordnung überflüssig, insbesondere eine<br />

weitere Erhöhung der Milchquote und die EU-weite Handelbarkeit<br />

der Milchquoten. Die Lockerung der Saldierungsmöglichkeit<br />

und gegebenenfalls die weitere Reduzierung<br />

der Superabgabe sind im Lichte der weiteren Marktentwicklung<br />

zu klären.<br />

2.5. Für Milcherzeuger, die in Grünland- und Mittelgebirgsregionen<br />

unter erschwerten Bedingungen wirtschaften,<br />

müssen die Bundesländer zusammen mit dem Bund<br />

und der EU einen angemessenen, verlässlichen Nachteilsausgleich<br />

bieten. Hierzu sind die Investitionsfördersätze,<br />

das Ausgleichszulagenprogramm sowie die Grünlandförderung<br />

der Agrarumweltprogramme anzuheben und gesetzlich<br />

abzusichern.<br />

2.6. Die sich neu eröffnenden Marktchancen auf den heimischen<br />

und internationalen Märkten müssen weitaus besser<br />

genutzt werden als bisher. Dazu ist eine nachhaltige<br />

Absatz- und Exportoffensive der deutschen Molkereiwirtschaft<br />

notwendig, die von der EU, der Bundesregierung und<br />

der CMA unterstützt werden muss. Die Werthaltigkeit von<br />

Milch und Milchprodukten muss bei den Verbrauchern fest<br />

verankert werden.<br />

2.7. Die grundlegende Neuausrichtung der Milchmarktpolitik<br />

macht in Deutschland eine immense Kraftanstrengung<br />

zur Verbesserung der Vermarktungssituation für Milch<br />

erforderlich. Bund und Länder sind gefordert, die Molkereiunternehmen<br />

dabei zu unterstützen, sich besser in die neuen<br />

Märkte hinein aufzustellen. Private und genossenschaftliche<br />

Unternehmen müssen ein solches Förderprogramm als<br />

Chance begreifen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.<br />

Das Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis ist im Lebensmitteleinzelhandel<br />

ohne Einschränkungen durchzusetzen.<br />

2.8. Auch die Vermarktungssituation der Milcherzeuger<br />

muss bis 2015 deutlich gestärkt werden. Vorrangig gilt es<br />

Molkereigenossenschaften wettbewerbsfähiger zu machen<br />

und Milcherzeugergemeinschaften auszubauen und zu<br />

stärken.<br />

2.9. Alle bürokratischen Hemmnisse, Produktionsauflagen,<br />

Cross-Compliance-Regelungen, das EU-Hygienepaket<br />

usw. gehören auf den Prüfstand und müssen abgebaut<br />

werden. In Deutschland müssen Bund und Länder ihren<br />

Ankündigungen endlich Taten folgen lassen, von nationalen<br />

Alleingängen absehen und EU-Vorgaben nur noch<br />

1:1 umsetzen.<br />

2.10. Bund und Länder müssen alle Möglichkeiten nutzen,<br />

die Milcherzeuger in dieser schwierigen Anpassungsphase<br />

zu unterstützen, z. B. über die Investitionsförderung,<br />

die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten (für<br />

Quoten, Maschinen etc.) bis hin zur Neuregelung der Erbschaftsteuer<br />

und der Unfallversicherung. Mittel aus der<br />

bestehenden Modulationsregelung müssen in die Landwirtschaftsbetriebe<br />

zurückfließen. ■


Deutscher Bauernverband<br />

„Begleitprogramm Milch<br />

zum Health Check“<br />

verabschiedet vom Präsidium des Deutschen Bauernverbandes am 11. März 2008<br />

1. Grundlage Bamberger<br />

Milchentschließung<br />

Der Deutsche Bauernverband hat in seiner Bamberger Entschließung<br />

„Den Milchbauern eine neue Perspektive sichern“ vom Juni<br />

2007 seine Forderungen zur Milchpolitik beschlossen. Von herausragender<br />

Bedeutung ist dabei die Forderung nach einem struktur-<br />

und förderpolitischen Begleitprogramm für die Milchviehbetriebe<br />

wie für die Milchwirtschaft insgesamt. Um alle Milchproduktionsregionen<br />

Deutschlands in die Gestaltung der notwendigen<br />

Maßnahmen mit einzubeziehen, hat der Deutsche<br />

Bauernverband gemeinsam mit den Landesbauernverbänden Regionalkonferenzen<br />

durchgeführt. Deren Ergebnisse aus den Diskussionen<br />

mit Fachausschüssen und Milcherzeugern bilden die<br />

Grundlage für das vorliegende Begleitprogramm.<br />

2. Allgemeine marktpolitische<br />

Entwicklung<br />

Die Milchproduktion ist der umsatzstärkste Bereich der deutschen<br />

Landwirtschaft. Die dynamische Entwicklung des Milchmarktes<br />

in 2007 mit einer gestiegenen Nachfrage und deutlich<br />

verbesserten Erzeugerpreisen, allerdings auch mit höheren Produktionskosten,<br />

zeigt die Chancen und Risiken für die deutschen<br />

Bauern in der Milchproduktion auf. Einer erfreulich positiven<br />

Grundtendenz auf den Märkten und <strong>jetzt</strong> auch im Einkommen<br />

der Milchbauern stehen hohe Investitionen, enormer Arbeitseinsatz<br />

und größere Marktschwankungen gegenüber.<br />

Neben der nachhaltigen Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel<br />

ist die Milchproduktion von größter Bedeutung für<br />

den ländlichen Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. Mit der Pflege<br />

und der Erhaltung der gesamten Kulturlandschaft übernimmt die<br />

Milchproduktion zentrale gesellschaftliche Aufgaben und bietet<br />

über die Grünlandnutzung in vielen Regionen die Basis für den<br />

ländlichen Tourismus.<br />

Mit seiner Bamberger Entschließung zur Milchpolitik fordert der<br />

Deutsche Bauernverband verlässliche politische Rahmenbedingungen<br />

und zwar sowohl international (WTO-Verhandlungen),<br />

als auch europäisch (Health Check) und national. Der politisch<br />

gewollte allgemeine Rückzug des Staates aus der direkten Marktbeeinflussung<br />

und die Liberalisierung der Märkte mit Rückführung<br />

des Außenschutzes hat auch zum Beschluss des Agrarrates<br />

im Jahre 2003 geführt, wonach die bestehende Milchquotenregelung<br />

im Jahre 2015 beendet wird.<br />

Der DBV fordert deshalb für die Milcherzeuger ein langfristig<br />

angelegtes Begleitprogramm, um Standortnachteile in den Mittelgebirgs-<br />

und Grünlandregionen auszugleichen, gesellschaftliche<br />

Leistungen der Milchproduktion dauerhaft abzugelten und<br />

regionale Besonderheiten in den Bundesländern durch spezifische<br />

Lösungsansätze aufzufangen.<br />

Der DBV fordert, dass die EU-Milchmarktordnung bis 2015 im<br />

Wesentlichen unverändert beibehalten wird, keine Erhöhung der<br />

Modulation und Degression erfolgt und der Außenschutz der EU<br />

nicht über die Vorgabe der GAP-Reform hinaus gesenkt wird.<br />

Der DBV fordert die Finanzierung des Begleitprogramms Milch<br />

über einen Milchfonds, der aus finanziellen Reserven (eingesparte<br />

Marktordnungsmittel) im EU-Agrarhaushalt finanziert wird.<br />

Mit dem Milchfonds soll der bisherige finanzielle Förderrahmen<br />

ergänzt werden. Die Mittel aus dem Milchfonds müssen auch<br />

ohne eine Kofinanzierung durch die Bundesländer zum Einsatz<br />

kommen.<br />

3. Bestandteil des „Begleitprogramm<br />

Milch“<br />

I. Landwirte, die in die Milchviehhaltung investieren wollen,<br />

brauchen Klarheit über die Rahmenbedingungen in der<br />

investiven Förderung. Für 2008 droht in vielen Bundesländern<br />

ein Antragsstau in der Agrarinvestitionsförderung.<br />

Der DBV fordert eine politische Zusage, wonach investitionswillige<br />

Landwirte zeitnah eine Investitionsförderung für die<br />

Milchviehhaltung erhalten können. Die Fördermittel sind entsprechend<br />

aufzustocken. Die Fördersätze in benachteiligten<br />

15


Gebieten sind anzuheben. Außerdem muss der bisher erforderliche<br />

Nachweis der Milchquoten im Rahmen der Investitionsförderung<br />

zügig aufgehoben werden.<br />

II. Standortnachteile in Mittelgebirgs- und Grünlandregionen<br />

müssen verlässlich und wirksam ausgeglichen werden.<br />

Für die Pflege und den Erhalt lebendiger Kulturlandschaften<br />

spielt die Milchwirtschaft eine entscheidende Rolle. Für notwendige<br />

Neuinvestitionen in die Milchwirtschaft brauchen die<br />

landwirtschaftlichen Betriebe eine glaubwürdige Zusage der<br />

Politik über einen Planungshorizont von 15 bis 20 Jahren,<br />

dass die gesellschaftlichen Leistungen der Milchproduktion<br />

dauerhaft honoriert werden. Deshalb muss auch die von der EU<br />

für 2010 angedachte Neuabgrenzung der benachteiligten Gebiete<br />

verschoben werden.<br />

Der DBV fordert ein neues und langfristig angelegtes Förderelement,<br />

welches unmittelbar die Rinder- bzw. Milchviehhaltung<br />

als Beitrag zur Kulturlandschaftspflege auf diesen<br />

schwierigen Standorten stabilisiert und die Standortnachteile<br />

wirksam ausgleicht.<br />

III. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeigen sich<br />

deutliche Strukturdefizite in der deutschen Molkereiwirtschaft.<br />

Da 75 Prozent der deutschen Milch in Molkereigenossenschaften<br />

verarbeitet werden, ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />

dieses Vermarktungsweges von entscheidender Bedeutung. Um<br />

die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu optimieren, muss<br />

auch das Bewusstsein bei den Eigentümern der genossenschaftlichen<br />

Unternehmen für die notwendigen strukturellen Veränderungen<br />

geschärft werden.<br />

Der DBV fordert die Marktpartner auf, die Marktpotentiale im<br />

Sinne der Milcherzeuger zu nutzen. Der DBV unterstützt dabei<br />

sowohl die engere Zusammenarbeit der Molkereien in Teilbereichen,<br />

aber auch stärkere Kooperationen bis hin zu Fusionen.<br />

Der weitere Ausbau von Milcherzeugergemeinschaften<br />

als Geschäftspartner der privaten Molkereiwirtschaft bietet Chancen,<br />

sich aktiv an der Marktgestaltung zu beteiligen.<br />

Der DBV fordert die aktive Entwicklung innovativer und neuer<br />

Produkte, die Etablierung von Marken sowie die engagierte<br />

Begleitprogramm Milch-<br />

Geschätzter Finanzbedarf für Deutschland<br />

I. Agrarinvestitionsförderung 2)<br />

=> Verlässliches Förderangebot für Milcherzeuger<br />

(ca. 1.800 Stallbauvorhaben von 300.000 Euro mit 25%<br />

Zuschuss erfordern 135 Mio. Euro Förderung)<br />

II. Ausgleichszulage & Agrarumweltmaßnahmen<br />

=> Verlässliche Honorierung der Rinderhaltung in „sensiblen“<br />

Gebieten<br />

(Ziel: Gewährung von 80 Euro/GVE für 2,4 Millionen Vieheinheiten/Großrinder<br />

in „sensiblen“ Gebieten.) 3)<br />

SUMME Begleitmaßnahmen Milch (Schätzung)<br />

16<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Erschließung neuer Marktsegmente auf dem Binnen- und Weltmarkt.<br />

Die neu ausgerichtete CMA bietet dabei den Molkereien<br />

wertvolle Unterstützung, insbesondere durch eine Konzentration<br />

der Absatzförderungsmaßnahmen auf Drittlandsmärkten.<br />

4. Finanzierung der Begleitmaßnahmen<br />

– Einrichtung eines EU-<br />

Milchfonds<br />

Aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes bestehen im EU-Agrarhaushalt<br />

ausreichende finanzielle Reserven für die Einrichtung<br />

eines EU-Milchfonds, aus dem die vorgeschlagenen strukturpolitischen<br />

Begleitmaßnahmen finanziert werden können.<br />

■ Die EU-Agrarausgaben liegen etwa 3,5 Milliarden Euro jährlich<br />

unterhalb der Obergrenze der Finanziellen Vorausschau<br />

(sog. Schröder-Chirac- Kompromiss aus 2002).<br />

■ Allein für den Milchbereich hat sich das EU-Milchmarktbudget<br />

seit 2005 um 900 Millionen Euro jährlich verringert.<br />

Den geplanten Ausgaben für 2008 für den Milchsektor in<br />

Höhe von 167 Millionen Euro stehen Einnahmen in Form<br />

der Superabgabe für 2007 in Höhe von 221 Millionen Euro<br />

gegenüber.<br />

■ Eine Finanzierung der Begleitmaßnahmen über Degression,<br />

Modulation bzw. über Artikel 69 – allesamt Kürzungen der<br />

Direktzahlungen der Bauern – wird vom DBV abgelehnt. Auch<br />

angesichts der finanziellen Reserven ist dieser Finanzierungsweg<br />

abwegig.<br />

Der DBV fordert die Einrichtung eines EU-Milchfonds in der<br />

Größenordnung von 1,5 bis 2 Milliarden Euro jährlich bis<br />

2015, aus dem die Begleitmaßnahmen für den Ausstieg aus der<br />

Milchquote finanziert werden.<br />

Bei einem Anteil Deutschlands an der EU-Milcherzeugung von<br />

19 Prozent würden damit national etwa 285 bis 380 Millionen<br />

Euro jährlich für die Begleitmaßnahmen zur Verfügung stehen<br />

Derzeitige Ausgaben 1)<br />

in Mio. Euro p. a.<br />

1) Durchschnittliche jährliche ELER-Förderung plus nationale Beihilfen im Zeitraum 2007 bis 2013, Quelle: BMELV<br />

2) Von den Ø 246 Mio. Euro jährlich werden schätzungsweise 60 bis 70 Prozent an Milchviehhalter gewährt.<br />

3) 2,4 Mio. GVE entsprechen ca. 25 % der deutschen Rinderhaltung (ca. 9,5 Mio. GVE)<br />

246<br />

240 + 604<br />

Zusätzlich erforderliche<br />

Ausgaben<br />

in Mio. Euro p. a.<br />

+ 135<br />

+ 192<br />

+ 327<br />


Deutscher Bauernverband<br />

Maßnahmen zur struktur- und förderpolitischen Begleitung von Milchviehbetrieben<br />

Verlässlichkeit der GAP-Reform bis 2013<br />

1. Keine Anhebung der Modulation, keine Degression, keine Kappung, keine Anwendung<br />

von Art. 69<br />

Milchfonds ist eine Ergänzung zur Finanzierung der bisherigen Maßnahmen<br />

Mittel des Milchfonds sind unabhängig von einer möglichen Kofinanzierung durch die Bundesländer<br />

einzusetzen<br />

Maßnahmen<br />

Agrarinvestitionsförderung<br />

2. Verlässliches Förderangebot für investitionswillige Landwirte<br />

3. Hohe Priorität des AFP in ELER bzw. innerhalb des AFP<br />

4. Fördersätze sind grundsätzlich im vollen Umfang auszuschöpfen (ELER: max. 40 %;<br />

benachteiligte Gebiete max. 50 %)<br />

5. Nachweis einer ausreichenden Milchquote nach Aufstockung ganz streichen<br />

6. Erweiterung des Förderungskataloges für „besonders tiergerechte Haltungsverfahren“<br />

Ausgleichszulage / Dauergrünland / Tiergerechte Haltungsverfahren<br />

7. Verlässliche Honorierung der Rinder- und Milchviehhaltung an Mittelgebirgs- und<br />

Grünlandstandorten, z.B. über<br />

– Dauergrünland-, Weide-, bzw. Auslaufförderung;<br />

– Differenzierter Fördersatz für Rinder- bzw. Milchviehhaltende Betriebe bei der Ausgleichszulage.<br />

8. Überprüfung der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete auf 2015 verschieben, Verunsicherung<br />

der Milchviehhalter vermeiden<br />

9. Aufbesserung der Bundesmittel in der Gemeinschaftsaufgabe<br />

Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen<br />

10. Je nach regionalem bzw. überregionalem Bedarf Unterstützung bei der Bündelung der Erzeuger<br />

in der Vermarktung. Zudem ist eine Verbesserung der Vermarktungsstrukturen in der<br />

Molkereiwirtschat notwendig.<br />

Steuerliches<br />

11. Lineare Abschreibung für Quotenzukäufe auf Enddatum 2015<br />

12. Bildung von Gewinnrücklagen (Zeitraum: 4 – 6 Jahre)<br />

Bürokratieabbau<br />

13. Drohende neue Bürokratie vermeiden: Rinderhaltungshygieneleitlinie, Schlachtbegleitpapier,<br />

Tierschutztransportrichtlinie, Tierschutz - TÜV<br />

14. Bestehende Bürokratielast erleichtern, z.B. Tierkennzeichnung, Tierarzneimittel-Dokumentation,<br />

System der Cross-Compliance Kontrollen<br />

politische Ebene<br />

EU / (Bund)<br />

EU / Länder<br />

Länder<br />

Bund / Länder<br />

EU / Länder<br />

Bund / Länder<br />

EU / Länder<br />

EU<br />

Bund<br />

Länder / (Bund)<br />

Bund, Länder<br />

Bund<br />

EU, Bund<br />

EU, Bund, Länder<br />

17


Unsere Unsere Meinung<br />

Meinung<br />

–unsere –unsere Ziele<br />

Ziele<br />

Willi Büchler<br />

Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen<br />

Flosbach GbR<br />

110 Milchkühe, 135 Hektar Grünland<br />

Angesichts der laufend gestiegenen<br />

Kosten für Futtermittel,<br />

Treibstoff, Dünger usw. erwarten<br />

wir einen fairen Preis<br />

für eines der hochwertigsten<br />

und meist kontrollierten Lebensmittel<br />

überhaupt, nämlich<br />

unsere Milch. Hier sind die Molkereien<br />

ebenso gefordert wie<br />

der Lebensmittelhandel. Im<br />

Übrigen produzieren die Betriebe<br />

in den hiesigen Mittelgebirgslagen<br />

unter erheblich erschwerten<br />

Bedingungen. Diese<br />

natürliche Standortbenachteiligung muss verlässlich ausgeglichen<br />

werden, soll diese attraktive Landschaft auf Dauer erhalten<br />

bleiben. Gerade für die Milchviehbetriebe aber stellt sich die Frage,<br />

wie das Auslaufen der Quotenregelung 2015 sinnvoll begleitet werden<br />

kann. Hier sehe ich in einer Förderung der Weidehaltung von<br />

Milchvieh, wie sie in Nordrhein-Westfalen leider auslaufen soll, eine<br />

gute Möglichkeit.<br />

Den Den Wert Wert der der Milch<br />

Milch<br />

am am Markt Markt durchsetzen<br />

durchsetzen<br />

18<br />

Klaus-Peter Lucht<br />

Milcherzeuger aus Schleswig-Holstein<br />

Familienbetrieb<br />

55 Milchkühe, 50 Hektar<br />

Hans Lauer<br />

Milcherzeuger aus Rheinland-Pfalz<br />

Bewirtschafter einer GbR<br />

160 Milchkühe, 210 Hektar<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Die augenblicklichen Milchauszahlungspreise<br />

von netto<br />

30 Cent sind bei weitem nicht<br />

kostendeckend, da erheblich<br />

höhere Kosten für Kraftfutter,<br />

Energie und Diesel zu zahlen<br />

sind, als noch vor einem Jahr.<br />

Diese höheren Kosten machen<br />

für unseren Betrieb fünf Cent<br />

je Kilogramm Milch aus. Wir<br />

unterstützen das Auslaufen<br />

der Milchquote im Jahr 2015,<br />

fordern aber von der EU:<br />

1. Keine Quotenaufstockung<br />

2. Flexible Handhabung der Superabgabe<br />

3. Die Einführung der EU-Saldierung<br />

4. Sofortige Zahlung von Exporterstattungen<br />

Der Lebensmitteleinzelhandel muss begreifen, dass nur ein ausreichendes<br />

Preisniveau Qualität und Produktvielfalt sichern kann.<br />

Mit drei Kollegen bewirtschafte<br />

ich einen Milchviehbetrieb<br />

in der Westpfalz. Unsere<br />

betrieblichen Voraussetzungen<br />

sind durch starke Zergliederung<br />

der Flächen, weite Wege<br />

und Grundstücke in Hanglage<br />

nicht optimal. Wir haben keine<br />

Angst, unsere Leistung im<br />

Stall mit Anderen zu vergleichen.<br />

Das Auslaufen der Milchquotenregelung<br />

sehen wir positiv,<br />

da wir damit Quotenkosten<br />

einsparen und weil der<br />

Politik die Möglichkeit genommen wird, Preise und damit Einkommen<br />

entsprechend irgendwelcher außerlandwirtschaftlicher Interessen<br />

zu beeinflussen.<br />

Ich erwarte für die Zukunft, dass Milch und Milchproduktion<br />

sich mit dem tatsächlichen Wert eines hochwertigen Lebensmittels<br />

am Markt durchsetzt und dem Landwirt und seiner Familie ein<br />

angemessenes Einkommen sowie eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung<br />

seines Betriebes ermöglicht.


Deutscher Bauernverband<br />

Jörg Stottmeister<br />

Milcherzeuger aus Sachsen-Anhalt<br />

Agrar GmbH Bösdorf<br />

470 Milchkühe, 1.340 Hektar (rd. 30 Prozent GL)<br />

Aufgrund unseres landwirtschaftlichen<br />

Standortes mit<br />

einem hohen Grünlandanteil<br />

ist die Milchproduktion zur Sicherung<br />

der landwirtschaftlichen<br />

Existenzen der wichtigste<br />

Produktionszweig der Region.<br />

Mit einer Milchquote von<br />

3,9 Millionen Kilogramm und<br />

einem Bestand von 1.150 Rindern<br />

ist die Milchviehhaltung<br />

unser umsatzstärkster und arbeitsintensivsterBetriebszweig.<br />

Die schlechte Milchmarktentwicklung der letzten Monate führte<br />

bei unserer Molkerei zu einem Verfall des Milchgrundpreises von<br />

fünf Cent. Um die deutlich gestiegenen Futtermittel- und Energiekosten<br />

auszugleichen brauchen wir unbedingt wieder einen höheren<br />

Milchpreis um sieben Cent. Deshalb appellieren wir an die Molkereien,<br />

dies bei den bevorstehenden Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel<br />

einzufordern. Es darf kein Preisdumping<br />

für Milchprodukte mehr geben! Die gestiegenen Preise der Molkereiprodukte<br />

für die Verbraucher müssen auch endlich zum größten<br />

Teil bei uns Rohstoffproduzenten ankommen.<br />

Vom Health Check erwarte ich die politische Verlässlichkeit der<br />

GAP-Reform bis 2015 in inhaltlicher und finanzieller Hinsicht. Die<br />

vorgesehenen Kürzungen der Direktzahlungen durch Degression<br />

und Modulation lehne ich konsequent ab.<br />

Die Entscheidung des EU-Agrarrates über die zweiprozentigen<br />

Quotenanhebungen zum 1. April 2008 wird von mir scharf kritisiert,<br />

dieses ist für die aktuelle Marktsituation ein völlig falsches<br />

Signal.<br />

Ich begrüße das vorgeschlagene DBV-Begleitprogramm auf<br />

Grundlage der Bamberger Milcherklärung zur Sicherung einer nachhaltigen<br />

Milchviehhaltung in allen Regionen Deutschlands. Um die<br />

Milchproduktion in Sachsen-Anhalt weiter zu <strong>stabilisieren</strong>, werden<br />

eine gezielte Investitionsförderung und eine Unterstützung für<br />

den Erhalt der Ertragsfähigkeit des Grünlandes gefordert.<br />

Kein Kein Preisdumping<br />

Preisdumping<br />

für für Milchprodukte<br />

Milchprodukte<br />

Ernst Kettemann<br />

Milcherzeuger aus Bayern<br />

Familienbetrieb<br />

50 Milchkühe, 130 Hektar (90 ha AL, 40 ha GL)<br />

Spätestens seit März 2008<br />

mit der Erhöhung der Quote<br />

um zwei Prozent weiß jeder<br />

Milcherzeuger, dass der Staat<br />

ab 2015 keine oder nur noch<br />

wenig Verantwortung für den<br />

Markt übernehmen wird. Wir<br />

brauchen die Zeit bis dahin,<br />

um uns am Markt aufzustellen.<br />

Voraussetzung dafür ist<br />

eine noch stärkere Bündelung<br />

der Erzeugergemeinschaften<br />

über die Bayern MeG und eine<br />

bessere Ausrichtung und Verantwortung<br />

unserer Molkereigenossenschaften. Ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass wir mit Eigenverantwortung und geschlossenem<br />

Auftreten diese Herausforderung meistern.<br />

Nahrungsmittel sind wieder gefragt, die Menschheit muss ernährt<br />

werden und wir können mit unseren hochveredelten Produkten<br />

am Markt bestehen. Wir sollten hier viel selbstbewusster<br />

sein.<br />

Sorge machen mir vor allem die gestiegenen Kosten der Milchproduktion,<br />

die den erfreulicherweise gestiegenen Milchpreis wieder<br />

relativeren. Deswegen ist eine Absicherung des <strong>Milchpreise</strong>s<br />

auf dem <strong>jetzt</strong> erreichten Niveau absolutes Muss.<br />

Gerhard Eiden<br />

Milcherzeuger aus Rheinland-Pfalz<br />

Familienbetrieb<br />

95 Milchkühe, 170 Hektar<br />

Ich unterstütze das Votum<br />

der Delegierten auf dem Deutschen<br />

Bauerntag in Bamberg.<br />

Die Milchquotenregelung muss<br />

2015 auslaufen. Sie wurde<br />

lange genug von der EU-Kommission<br />

missbraucht. Die Quote<br />

hat weder die Einkommen<br />

stabilisiert noch den Strukturwandel<br />

verhindert. Wir müssen<br />

die Chancen einer weltweit<br />

steigenden Nachfrage<br />

nutzen.<br />

Flankierend müssen über<br />

einen Milchfonds Gelder für Investitionen und eine flächendekkende<br />

Landbewirtschaftung insbesondere auch in den von Natur<br />

aus benachteiligten Gebieten zur Verfügung gestellt werden.<br />

19


Thomas Beck<br />

Milcherzeuger aus Thüringen<br />

Landwirtschaftsbetrieb RWF GmbH<br />

160 Milchkühe, 1.150 Hektar<br />

Neben dem Ackerbau ist<br />

die Milchproduktion das zweite<br />

wichtige Standbein unseres<br />

Landwirtschaftsbetriebes.<br />

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen<br />

Lage in der Milchproduktion<br />

in den vergangenen<br />

Jahren haben wir diesen<br />

Produktionszweig erhalten<br />

und durch wesentliche investive<br />

Maßnahmen stabilisiert. Die<br />

Milchproduktion betrachten<br />

wir grundsätzlich als eine Zukunftsbranche.<br />

Ich unterstütze<br />

voll und ganz die Bamberger Milcherklärung des DBV. Die <strong>jetzt</strong><br />

vom DBV und Thüringer Landesbauernverband auf die Agenda gesetzten<br />

Begleitmaßnahmen im Zuge des Quotenausstieges 2015<br />

gilt es in der Politik, sowohl in Brüssel wie in Berlin, fest zu verankern.<br />

Was wir Bauern brauchen, ist Planungssicherheit. Das heißt,<br />

wir lehnen Quotenerhöhungen genauso ab wie Degression bzw.<br />

Erhöhung der Modulation bei den Direktzahlungen.<br />

In Anbetracht der in den vergangenen zwölf Monaten dramatisch<br />

gestiegenen Produktionskosten muss aber gegenwärtig der<br />

Kampf um einen stabil hohen Milchpreis über 40 Cent/kg im Vordergrund<br />

der berufsständischen Arbeit stehen. Die Milchaktionen<br />

der Bauernverbände sind dazu richtige Signale an die Molkereien,<br />

aber insbesondere an den Lebensmitteleinzelhandel.<br />

Milchviehhaltung Milchviehhaltung ist<br />

ist<br />

standortangepasste<br />

standortangepasste<br />

Grünlandnutzung<br />

Grünlandnutzung<br />

20<br />

Oswald Hankes<br />

Milcherzeuger aus Rheinland-Pfalz<br />

Familienbetrieb<br />

50 Milchkühe, 120 Hektar<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Ich bin gegen die von der<br />

EU beschlossene Quotenerhöhung<br />

von zusätzlich 2 Prozent!<br />

Sie bestätigt die alt bekannte<br />

Preis-Druck-Politik der EU-Kommission.<br />

Milchmarkt- und<br />

Milchpreispolitik dürfen nicht<br />

länger nach Belieben und ohne<br />

Rücksicht auf die Einkommen<br />

der Milcherzeuger gemacht<br />

werden. Die Politik muss endlich<br />

Rücksicht auf die Preisund<br />

Kostensituation nehmen.<br />

Der Beschluss zur Quotenaufstockung<br />

gefährdet die positive Preisentwicklung der letzten Monate.<br />

Zusätzlich spielt er dem Lebensmitteleinzelhandel in die Hände,<br />

der damit gemeinsam mit der EU seine bauernfeindliche Politik fortsetzen<br />

kann.<br />

Franz Käppeler<br />

Milcherzeuger aus Baden-Württemberg<br />

Familienbetrieb<br />

75 Milchkühe, 103 Hektar (42 ha AL, 61 ha GL)<br />

Milchviehhaltung hat auch<br />

nach 2015 in Bergregionen<br />

eine gute Chance. Land- und<br />

forstwirtschaftliche Betriebe in<br />

Bergregionen wie dem<br />

Schwarzwald haben über ihre<br />

Produktionsleistung hinaus<br />

große Bedeutung. Landschaftliche<br />

Erholungsfunktionen,<br />

Tourismus, regionale Wirtschaft,<br />

die Sicherung der Ressourcen<br />

und gesellschaftlich<br />

gewünschte ökologische Vielfalt<br />

sind nur durch eine standortangepasste<br />

wirtschaftliche Grünlandnutzung dauerhaft gewährleistet.<br />

Zur Milchviehhaltung gibt es in vielen Bergregionen keine<br />

Alternative. An zahlreichen Standorten in benachteiligten Gebieten<br />

kann Milch nur mit erheblichen Mehrkosten produziert werden. Eine<br />

kürzere Vegetationsperiode, eine ungünstigere Topografie, höhere<br />

Investitionskosten durch Schneelasten und schlechtere Verkehrsverbindungen<br />

sind wesentliche Wettbewerbsnachteile.<br />

Bei einer Aufgabe der EU-Milchquotenregelung im Jahr 2015 ist<br />

für Milchviehbetriebe in Berggebieten unerlässlich, dass staatliche<br />

Ausgleichsleistungen angemessen erhöht und Investitionshilfen<br />

deutlich verbessert werden, um eine dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern.


Deutscher Bauernverband<br />

Molkereien Molkereien müssen<br />

müssen<br />

geschlossener geschlossener auftreten<br />

auftreten<br />

Hubertus Schroth<br />

Milcherzeuger aus Sachsen<br />

Familienbetrieb<br />

60 Milchkühe, 90 Hektar<br />

Die Absenkung der <strong>Milchpreise</strong><br />

im Januar und Februar<br />

2008 war ein falsches<br />

Signal gegenüber dem Handel.<br />

Die Molkereien müssen<br />

geschlossener auftreten!<br />

Der Rückgang der Erzeugerpreise<br />

um 5 bis 6 Cent je<br />

Kilogramm in den letzten beiden<br />

Monaten verschärft die<br />

wirtschaftliche Situation der<br />

Milcherzeuger aufs Neue. Der<br />

aktuelle Druck am Markt wird<br />

von einigen Molkereien verursacht, die mit Dumpingangeboten –<br />

wie jüngst Butter zu 79 Cent bei Netto, EDEKA, Real oder sogar 50<br />

Cent bei Globus in Leipzig – Regale zu erobern suchen.<br />

Die dringend benötigte Erholung der <strong>Milchpreise</strong> im zweiten<br />

Halbjahr 2007 darf kein Strohfeuer gewesen sein. Drastisch gestiegene<br />

Betriebsmittelpreise für zugekaufte Futtermittel, Energie,<br />

Ersatzteile, Dünger, Saatgut und Pflanzenschutz lassen keinen<br />

Raum für Preissenkungen. Es geht um die Existenz der Milcherzeuger!<br />

Wir sächsischen Milchbauern fordern einen fairen Anteil an<br />

der Wertschöpfung. Bei einem Endverbraucherpreis von 76 Cent<br />

für einen Liter Trinkmilch mit 3,5 Prozent Fett bleiben zurzeit<br />

gerade einmal 39 Cent für uns Milcherzeuger. Der Handel mit 8,6<br />

Cent, der Staat mit 5,0 Cent oder der Grüne Punkt mit 1,9 Cent<br />

schöpfen hingegen ohne Wertzuwachs weiter kräftig ab.<br />

Daher appelliere ich an alle Milcherzeuger in Sachsen, sich in<br />

den etablierten Milcherzeugergemeinschaften zu bündeln, damit<br />

wir einheitlich gegenüber den Verarbeitern auftreten können. Wir<br />

brauchen mehr Wettbewerb der Molkereien um unseren wertvollen<br />

Rohstoff Milch.<br />

Dr. Albert Rudolphi<br />

Milcherzeuger aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

Ravensberger Agrar GmbH<br />

320 Milchkühe, 1.100 Hektar<br />

Wir müssen für die Sicherung<br />

der weiteren betrieblichen<br />

Milchproduktion in einen neuen<br />

Melkstand investieren. Dies<br />

können wir nur tun, wenn wir<br />

klare und verlässliche Rahmenbedingungen<br />

für Milchproduktion<br />

von der Agrarpolitik haben.<br />

Bauern sind landwirtschaftliche<br />

Unternehmer und<br />

brauchen für die Reproduktion<br />

des Betriebszweiges gewinnbringende<br />

Erzeugerpreise, bei<br />

voller Konzentration auf die<br />

Reduzierung der eigenen Kosten.<br />

Ich erwarte von den Geschäftsführern der Molkereien ein Konzept,<br />

wie sie ihrerseits zukünftig den Bauern gesichert gewinnbringende<br />

Auszahlungspreise zahlen werden. Wir brauchen ein<br />

Vertragssystem, das auch variable Elemente zur Mengensteuerung<br />

beinhalten, um Angebot und Nachfrage in ein besseres Gleichgewicht<br />

zu bringen.<br />

Friedrich Meyer zur Capellen<br />

Milcherzeuger aus Rheinland-Pfalz<br />

Familienbetrieb<br />

90 Milchkühe, 100 Hektar<br />

Die Erwirtschaftung eines<br />

ausreichenden Familieneinkommens<br />

aus der Milchproduktion<br />

hat oberste Priorität. Nur<br />

dadurch wird einerseits die<br />

Weiterentwicklung des Betriebes<br />

durch Investitionen ermöglicht<br />

und andererseits die Attraktivität<br />

der Milcherzeugung<br />

für die nächste Generation erhalten.<br />

Unerlässlich sind dazu<br />

politische Rahmenbedingungen,<br />

die auch in den Mittelgebirgs-<br />

und Grünlandstandorten<br />

eine rentable Milchproduktion ermöglichen. Von daher sind Standortnachteile<br />

durch ein Begleitprogramm Milch auszugleichen. Durch<br />

den Beschluss des Quotenausstiegs werden in diesem Bereich die<br />

Kosten für wirtschaftende Betriebe sinken. Als notwendig erachte<br />

ich eine Absenkung der Superabgabe vor 2015. Werden die Rahmenbedingungen<br />

richtig gestellt, wird Milchproduktion auch in Zukunft<br />

Freude machen.<br />

21


Sebastian Glaser<br />

Milcherzeuger aus Hessen<br />

Bewirtschafter einer GbR<br />

140 Milchkühe, 230 Hektar<br />

Nur durch enorme Kosteneinsparungen<br />

und Reduzierung<br />

von Investitionen konnten<br />

wachsende Betriebe wie<br />

wir bei den nicht kostendekkenden<br />

<strong>Milchpreise</strong>n der letzten<br />

Jahre überleben. Durch die<br />

geänderte Marktsituation im<br />

letzten Jahr konnten die besseren<br />

Milchauszahlungspreise<br />

glücklicherweise sogar die<br />

stark gestiegenen Futter-,<br />

Rohstoff- und Energiepreise<br />

ausgleichen. Bei weiterhin<br />

sehr hohem, vielleicht noch steigendem Aufwand auf der Kostenseite,<br />

hätte ein Milchpreis unter dem Niveau des letzten Jahres<br />

verheerende Auswirkungen.<br />

In der Zeit bis zum sicheren Auslaufen der Quote 2015 muss<br />

diese auch ihren stützenden Charakter behalten, gerade wachsende<br />

Betriebe hätten sonst viel zu viel in die vermeintliche Sicherheit<br />

investieren müssen. Für die Übergangsphase in den freien Milchmarkt,<br />

mit wahrscheinlich noch stärker schwankenden Märkten,<br />

sollten unbedingt flankierende Maßnahmen die Existenz von Milchviehbetrieben<br />

sichern. Des Weiteren darf, solange wir uns beim<br />

Milchmarkt auf so dünnem Eis bewegen, durch die EU die Quote<br />

nicht weiter erhöht werden.<br />

Milch Milch verkaufen<br />

verkaufen<br />

statt statt abliefern<br />

abliefern<br />

22<br />

Arnold Weßling<br />

Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen<br />

Familienbetrieb<br />

25 Milchkühe, 25 Hektar<br />

Fritz Jäger<br />

Milcherzeuger aus Baden-Württemberg<br />

Familienbetrieb im benachteiligten Gebiet<br />

auf 500 Höhenmeter<br />

100 Milchkühe, 100 Hektar<br />

Deutscher Bauernverband<br />

Die Molkereien müssen sich<br />

am Markt optimal präsentieren<br />

und gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel<br />

behaupten. Die<br />

Milcherzeuger müssen zusammen<br />

mit dem Berufsstand<br />

höchst mögliche Auszahlungspreise<br />

durchsetzen. Sonst fressen<br />

uns die Kosten auf.<br />

Es ist gut, dass die Milchquotenregelung<br />

2015 ausläuft.<br />

Das bedeutet mehr<br />

Markt ohne Quotenkosten. Wir<br />

müssen weg von den<br />

Milchquotenkosten. Wir müssen<br />

in Zukunft die Milch verkaufen und nicht mehr abliefern. Dazu<br />

brauchen wir stärkere Vermarktungsstrukturen, um für die Zeit<br />

nach der Quote gut aufgestellt zu sein. Als Vertreter<br />

einer Milcherzeugergemein-schaft, die Milch an eine Privatmolkerei<br />

vermarktet, steht für mich die Verbesserung der Milchauszahlungspreise<br />

an erster Stelle. Dieses können wir nur durch eine<br />

aktive Preispolitik erreichen.<br />

Unsere Betriebskosten sind<br />

vor allem außerhalb des Stalles<br />

höher als in Gunststandorten.<br />

Deshalb setze ich mich<br />

mit vollem Engagement für die<br />

weitsichtige Bamberger Milcherklärung,<br />

an welcher ich auch<br />

mitwirkte, ein. Meiner Ansicht<br />

nach stehen die Chancen für<br />

einen Ausgleich von Standortnachteilen<br />

gut. Daher unterstütze<br />

ich das als Unternehmer<br />

voll und ganz. Eine Verlängerung<br />

der Milchquote<br />

brauchen wir aber nicht. Für die politischen Rahmenbedingungen<br />

und die Zukunftsgestaltung benötigen wir den Bauernverband.<br />

Ich als Unternehmer muss aber auch den Fokus auf meinen Betrieb<br />

legen. Im Übrigen gehe ich wieder von stabilen und steigenden<br />

<strong>Milchpreise</strong>n in der zweiten Jahreshälfte 2008 aus. Auch vor<br />

diesem Hintergrund sehe ich gemeinsam mit meinem Sohn die<br />

weitere Betriebsentwicklung sehr positiv.


Deutscher Bauernverband<br />

Mit Mit den den Bamberger<br />

Bamberger<br />

Beschlüssen Beschlüssen auf auf dem<br />

dem<br />

richtigen richtigen Weg<br />

Weg<br />

Leonhard Welzmiller<br />

Milcherzeuger aus Bayern<br />

Familienbetrieb<br />

110 Milchkühe, 90 Hektar (70 ha AL, 20 ha GL)<br />

Die Milchproduktion ist der<br />

wichtigste Einkommenszweig<br />

der bayerischen Milchbauern.<br />

Auch aus diesem Grund sind<br />

die Sorgen und Emotionen<br />

meiner bayerischen Kollegen<br />

nachvollziehbar. In vielen Regionen<br />

Bayerns gibt es zur<br />

Milchproduktion keine Alternative.<br />

Wir müssen aber <strong>jetzt</strong> den<br />

Blick nach vorne richten und<br />

Perspektiven für unsere Milchbauern<br />

aufzeigen.<br />

Aktuell sind wir gefordert,<br />

das Milchpreisniveau zu halten. Angesichts der gestiegenen Kosten<br />

ist dies ein unabdingbares Muss. Wir müssen uns selbst in die<br />

Pflicht nehmen und bei der Vermarktung über die Erzeugergemeinschaften<br />

an einem Strang ziehen.<br />

Bei unseren Molkereigenossenschaften fordere ich eine Weiterentwicklung<br />

der Strukturen, vor allem in der Vermarktung. Natürlich<br />

müssen sie sich am Markt orientieren, sind aber auch angehalten,<br />

für ihre Mitglieder einen gewinnbringenden Milchpreis auszuzahlen.<br />

Milcherzeuger und Verarbeiter müssen doch auch beim<br />

Blick auf die wachsenden Märkte positiv gestimmt in die Zukunft<br />

schauen. Mit unseren hervorragenden Markenprodukten haben wir<br />

auf allen Märkten beste Chancen.<br />

Ein wesentliches Aufgabengebiet wird auch sein, wie wir den<br />

zu mächtigen Lebensmitteleinzelhandel besser in die Schranken<br />

weisen können. Das Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis war<br />

ein erster Schritt, doch gibt es in der Umsetzung noch Nachbesserungsbedarf.<br />

Klaus Fontaine<br />

Milcherzeuger aus dem Saarland<br />

Familienbetrieb<br />

100 Milchkühe, 180 Hektar (überwiegend Pachtflächen)<br />

Der Milchpreis hat sich innerhalb<br />

der letzten neun Monate<br />

positiv entwickelt. Auch<br />

die Perspektive des durchschnittlichen<br />

<strong>Milchpreise</strong>s für<br />

das Jahr 2008 wird mindestens<br />

auf dem Niveau des Jahres<br />

2007 liegen. Diese positive<br />

Marktentwicklung ist meines<br />

Erachtens durch globale Vorgänge<br />

sehr stark geprägt. Wir<br />

brauchen weiterhin steigende<br />

<strong>Milchpreise</strong> für eine gewinnbringende<br />

Produktion in den<br />

bäuerlichen Betrieben.<br />

Ich unterstütze in vollem Umfang den Ausstieg aus der Milchquote<br />

zum Jahr 2015. Ein liberalisierter Markt wird uns mit Sicherheit<br />

mehr Schwankungen im Milchpreis bringen. Von den negativen<br />

Einflüssen der Politik, wie die momentane falsche Erhöhung<br />

der Quote um zwei Prozent, werden wir zukünftig verschont bleiben.<br />

Die Erzeugung eines qualitativ sehr hochwertigen Produktes,<br />

wie die Milch, wird von den Verbrauchern und muss andererseits<br />

auch vom Lebensmitteleinzelhandel honoriert werden. Der Konzentration<br />

im Bereich des Handels muss andererseits durch eine<br />

entsprechende Strukturverbesserung in der Molkereiwirtschaft durch<br />

Kooperation, teilweise auch durch Fusionen, begegnet werden.<br />

Die Bamberger Beschlüsse des Deutschen Bauernverbandes zeigen<br />

meines Erachtens den richtigen Weg in die Zukunft auf.<br />

Vermarktungsstrukturen<br />

Vermarktungsstrukturen<br />

stärken stärken – – Handel Handel in in die<br />

die<br />

Schranken Schranken weisen<br />

weisen<br />

23


Mit der neuen Kommunikationsbotschaft „Milch ist ihren<br />

Preis wert!“ fordert der DBV stabile Preise für qualitativ<br />

hochwertige Milch und Molkereiprodukte. Das Motto<br />

stellt die konsequente Fortsetzung der seit 2002 vom<br />

Bauernverband durchgeführten Kampagne „Lebensmittel<br />

sind mehr wert!“ dar. Der Slogan dokumentiert das<br />

neue Selbstbewusstsein der hart arbeitenden Milchbauern<br />

vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen<br />

am Milchmarkt, aber auch den Appell an die Verbraucher,<br />

das moderne Gesundheits- und Wellnessgetränk<br />

Milch richtig zu bewerten.<br />

24<br />

Deutscher Bauernverband

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!