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MOTORRAD 10/2015

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DONNER<br />

UND GLORIA<br />

Von Peter Mayer<br />

Fotos: Hersteller<br />

Technisch und optisch gehört die Aprilia Tuono<br />

längst zu den extravagantesten Power-Naked-<br />

Bikes. Nun will der Donnerbolzen mit größerem<br />

Hubraum und jeder Menge Detailänderungen<br />

die Kraft-Nackedeis erneut aufmischen.<br />

Aufgeregt flackert die Warnleuchte der Traktionskontrolle<br />

im Cockpit, die Tuono scheint ihre Aufregung nicht mehr<br />

verbergen zu können. Endlich Auslauf, endlich zeigen, was<br />

sie kann. Und das sogar auf heimischem Terrain. Nur ein<br />

paar Steinwürfe vom GP-Kurs von Misano entfernt schlängeln sich die<br />

Straßen über die Hügel des romagnolischen Hügellands. Kein Meter<br />

eben, kaum einer gerade. Il paese delle nude, Naked-Bike-Land.<br />

Verständlich, dass der Aprilia das Herz pocht. Das größte in ihrer<br />

Modellgeschichte. Genau einen Liter Hubraum hatten die Ingenieure<br />

ihr sowohl als Zwei- wie auch als Vierzylinder bislang eingeschenkt.<br />

Jetzt träufeln drei Millimeter mehr Bohrung noch einmal 77 cm³ nach.<br />

Mille plus statt Mille. Die Stoßrichtung ist klar: Mehr Druck im<br />

Drehzahlkeller, mehr Spitzenleistung. In Zahlen: 121 statt 112<br />

Newtonmeter Drehmoment, 175 statt 170 PS. Schon vorher<br />

beeindruckende Werte, jetzt erst recht.<br />

Kein Wunder, dass dieses gelbe Lämpchen immer wieder<br />

aufflackert. Denn der 65-Grad-V4 hat es schon immer gemocht,<br />

sich in Szene zu setzen. Spritzig biss er kurz über<br />

dem Drehzahlkeller zu, flutschte frisch durch die Drehzahlmitte,<br />

um im letzten Drehzahldrittel zur Hochform<br />

aufzulaufen. Genau diesen Charakter hat sich auch der<br />

aufgeblasene V4 konserviert. Wohl auch, weil an der Neuen<br />

Pleuel des österreichischen Kurbelwellenspezialisten<br />

Pankl stattliche <strong>10</strong>0 Gramm pro Stück einsparten. Und<br />

so legt die Tuono so frech los wie eh und je. Allein dieser<br />

Sound. Kein kreischender Reihenvierer, kein bollernder,<br />

drehmomentschwangerer V2 und auch kein zwitschernder<br />

Drilling kommt diesem satten und sonoren V4-Bass nahe. Jedes<br />

Gasanlegen verwandelt sich zum akustischen Erlebnis – auch<br />

wenn eine sozialverträglichere Lautstärke den Genuss sicher nicht geschmälert<br />

hätte. Doch für einen Vorschalldämpfer fehlt unter der weit<br />

nach unten ragenden Ölwanne und der Umlenkung des Federbeins<br />

schlicht der Platz. So darf die Tuono ihre Freude aus der Edelstahlanlage<br />

recht ungeniert hinausbrüllen. Sauber und mit akzteptablem<br />

Ansprechverhalten nimmt sie am Kurvenscheitelpunkt Gas an und<br />

sorgt nach jeder Kehre für diesen erfrischenden druckvollen Spurt.<br />

Nicht zu viel, nie zu wenig, so schiebt der Vierzylinder voran. Ganz<br />

leicht, betont mühelos dreht er hoch, bis er kurz vor der Siebentausender-Marke<br />

bis zum Drehzahlbegrenzer bei 12 000 Touren noch mal<br />

nachlegt, als wäre die italienische Steuerfahndung hinter ihm her.<br />

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Ob der Neue mehr Druck besitzt als sein Vorgänger? Schwer zu sagen,<br />

denn es ist weniger schiere Power, eher die vom Schaltassistenten<br />

noch unterstützte Leichtigkeit, die den V4 in jedem Moment charakterisiert.<br />

Ein moderater Zug am Gasseil und – wupp – schnalzt die Front<br />

nach oben, um Sekundenbruchteile später von der Wheelie Control<br />

wieder eingefangen zu werden. Das gelingt nach jeder Kehre, ganz<br />

TEST+TECHNIK 21

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