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MOTORRAD 10/2015

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Top-Test Suzuki GSX-S <strong>10</strong>00<br />

dem Antippen so lange, bis der Motor<br />

anspringt. Als ob dieser Treibsatz das<br />

bräuchte. Den Startknopf einen Wimpernschlag<br />

lang angestupst, sofort brabbelt<br />

der Vier zylinder aus seiner Edelstahl-Auspuffanlage<br />

sonor vor sich hin. Gleich ob<br />

bei kühlem Frühstart oder der Wiederbelebung<br />

nach der heißen Feierabendrunde.<br />

Von japanischen Reihenvierern kennt man<br />

das nicht anders. Auch nicht vom GSX-S-<br />

Motor. Dass der nicht aus dem aktuellen<br />

Supersportler GSX-R, sondern aus dem<br />

Teilelager der von 2005 bis 2008 gebauten<br />

Version stammt, hat seinen Grund. Schließlich<br />

bietet der zehn Jahre alte Vierling (siehe<br />

auch Kasten Seite 36) mit 1,7 Millimeter<br />

Mehr Sein als Schein: Der Fahrersitz ist betont<br />

komfortabel geformt. Selbst auf dem Sozius-<br />

Sitzbrötchen sitzt man einigermaßen bequem<br />

Set up<br />

SETUP LANDSTRASSE<br />

GABEL<br />

Zugstufe<br />

7 Klicks*<br />

Druckstufe<br />

8 Klicks*<br />

Vorspannung<br />

2 Ringe sichtbar<br />

Luftdruck<br />

2,5 bar<br />

FEDERBEIN<br />

Zugstufe<br />

Vorspannung<br />

Luftdruck<br />

1 Umdrehung*<br />

4. Stufe*<br />

2,9 bar<br />

* Von vollständig entspannter/geschlossener Position aus<br />

gezählt<br />

Trotz der zackigen Kühlerverkleidung<br />

dominieren runde<br />

Formen die GSX-S. Die Schwinge<br />

stammt unverändert aus dem<br />

Supersportler GSX-R<br />

längerem Hub die besseren Anlagen, um<br />

die Kernkompetenz eines Naked Bikes<br />

zu betonen: den satten Druck aus tiefen<br />

und mittleren Drehzahlen.<br />

Den Hammer lässt der Motor aber<br />

zunächst im Werkzeugkasten. Kreuzbrav<br />

schiebt der Vierer schon ab Standgas an,<br />

lädt bereits bei 4000/min ein, in den<br />

nächsthöheren Gang zu steppen. Spätestens<br />

bei 70 km/h steht die 6 in der Ganganzeige<br />

des Cockpits, würde gefühlt noch<br />

locker einen siebten oder achten Gang<br />

vertragen. Kurz übersetzt haben die Suzuki-<br />

Techniker die GSX-S für den Schmusekurs<br />

nicht. Im Gegenteil. In den ersten vier Gängen<br />

ist sie sogar einen Tick länger übersetzt<br />

als eine BMW S <strong>10</strong>00 R oder die Z <strong>10</strong>00<br />

von Kawa. Das ist erst recht erstaunlich,<br />

weil sich die GSX-S den finalen Schritt zur<br />

aktuellen Technik im Motormanagement<br />

verkneift. Statt Ride-by-Wire und der damit<br />

verbundenen aufwendigen Elektronik setzt<br />

die GSX-S noch auf deren Vorläufer, die<br />

Doppeldrosselklappen-Technik. Dabei erteilt<br />

der Fahrer die Befehle über den herkömmlichen<br />

Gaszug nur an die erste von<br />

zwei Drosselklappen im Ansaugtrakt. Die<br />

zweite, nachgeschaltete Drosselklappe wird<br />

– unter Berücksichtigung von Drehzahl, eingelegtem<br />

Gang und weiteren Parametern –<br />

vom Bordrechner über einen Stellmotor<br />

betätigt. Schlecht ist das nicht, zudem seit<br />

Längerem bewährt. Das volle Programm<br />

an Regelmöglichkeiten bietet diese Technik<br />

aber nicht. Insofern: Knöpfchen drücken,<br />

um diverse Fahrmodi anzuklicken, kann<br />

sich der Suzuki-Pilot ersparen. Nur eine<br />

dreistufige Traktionskontrolle kann vom<br />

Lenkerschalter aus angewählt oder abgeschaltet<br />

werden. Das war’s. Und, Hand aufs<br />

Herz, im wirklichen Leben werden wahrscheinlich<br />

die wenigsten die Elektro-Spielwiese<br />

vermissen. Und sich deshalb auf das<br />

Wesentliche konzentrieren. Etwa auf die<br />

mit 8<strong>10</strong> Millimetern sehr moderate Sitzhöhe,<br />

das kuschelig gepolsterte Sitzkissen,<br />

den in Höhe und Kröpfung gut gewählten,<br />

konifizierten Lenker, den angenehmen<br />

Kniewinkel oder das übersichtliche und<br />

nicht überladene Display. All das passt zum<br />

bodenständigen Auftritt der GSX-S.<br />

Dennoch ist klar: Zum Kuscheln ist ein<br />

Powerbike nicht geschaffen. Also, Gas auf!<br />

Doch wer nach dem säuselnden Windchen<br />

nun einen Blitzsturm erwartet, braucht<br />

etwas Geduld. Denn zunächst schiebt der<br />

Vierzylinder zwar gut dosierbar und höchst<br />

kultiviert voran, muss trotz seiner Auslegung<br />

und drehmomentfördernden Auspuffklappe<br />

aber erst Luft holen. Nicht falsch verstehen.<br />

60 PS bei 5000 Touren oder 75 Pferde<br />

bei 6000/min zerren auch schon kräftig an<br />

der Kette, doch gerade in diesem für Naked<br />

Bikes so praxisrelevanten mitt leren Drehzahlbereich<br />

hängt die Drehmomentkurve<br />

der GSX-S dennoch etwas durch (siehe<br />

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