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MOTORRAD 10/2015

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Kurz nach Aussterben der Dinosaurier –<br />

die als Vögel ja bis heute existieren –<br />

bevölkerten erste Suzuki Bandits den<br />

Planeten. Erst kleine, quirlige, hübsche<br />

400er, dann ungemein erfolgreiche 600er als<br />

Zugpferde der Evolution. Krone der Schöpfung<br />

aber war ab 1996 die mächtige 1200er-Bandit.<br />

Wie die 600er mutierte sie ohne oder mit Halbverkleidung<br />

zum Lastesel im Alltag, zum Low-<br />

Budget-Tourer und potenten Streetfighter, dessen<br />

hochgestelltes Hinterteil an ein paarungsbereites<br />

Pavianweibchen erinnerte. 2007 gab’s<br />

Hubraumzuwachs auf volle 1255 Kubik, stellte<br />

Suzuki den Thermo-Haushalt von wechselwarm<br />

(luft-/ölgekühlt) auf gleichwarm um, sprich: wassergekühlt.<br />

Flüssiges Kraftfutter gab’s nun per<br />

Einspritzung zugeführt. Und sechs Gänge dazu.<br />

2012 starb dann die große, nackte Bandit aus.<br />

Trotzdem blieb diese Vierzylinder-Gattung,<br />

was sie immer war: ehrlicher, kultiger Allrounder,<br />

der mit aufrecht-entspannter Sitzposition fast<br />

jeden möglichen Lebensraum besetzte. Quasi<br />

der Darwin-Fink von Suzuki. Dies rief Futterneider<br />

und Beutegreifer auf den Plan. Aus dem Honda-<br />

Biotop, dem größten Genlabor der Motorradwelt,<br />

strömten ab 2004 massenhaft in Italien gebaute<br />

CBF 600. Sie setzen sich ebenfalls mit und ohne<br />

Halbschale auf den Straßen Europas fest, von Anfang<br />

an wassergekühlt. 2006 bekamen sie auch<br />

eine größere Schwester, die stets halb verkleidete<br />

CBF <strong>10</strong>00. Dazu gesellte sich 20<strong>10</strong> noch eine<br />

schnittigere, elegantere Version: jene CBF <strong>10</strong>00 F.<br />

Sie hat die Standard-CBF mittlerweile überlebt.<br />

Die Suzuki war stets für Plätze zwischen eins<br />

und zehn in der deutschen Zulassungsstatistik<br />

gut, die etwas teurere Honda rangierte dahinter.<br />

Doch nach und nach kamen diese Spezies unter<br />

Druck, rutschten allmählich aus den Top 50. Die<br />

Welt hat sich weiter gedreht, die Motorrad-Evolution<br />

brachte immer radikalere, extrem angepasste<br />

Arten für sehr spezielle Einsatzzwecke hervor.<br />

Echte Generalisten können sich heute offenbar<br />

nur noch als Reiseenduros behaupten.<br />

Doch sie überlebten, unsere lebenden Fossilien.<br />

Die Zeit ist reif für eine Wiederbegegnung.<br />

Suzuki hat die Bandit 1250 S für <strong>2015</strong> kosmetisch<br />

retuschiert. Eine modifizierte Frontverkleidung<br />

mit auffälligeren Nüstern (nein, kein Ram-Air)<br />

und integrierten seitlichen Kühlerabdeckungen<br />

soll optisch auf flotter machen. Hinzu kommen<br />

neue Farben und der nun farbig lackierte, unveränderte<br />

Lenker – fertig. Weniger Überarbeitung<br />

geht nicht. Im Osten nichts Neues? Egal. Um uns<br />

herum blüht und grünt die Natur im herrlichen<br />

Odenwald – Spitzahorn, Wildkirschen, Forsythien.<br />

Zweiter Frühling für diese Motorräder!<br />

Sonor schnurren mächtige Vierzylinder unter<br />

uns. Schon die ersten Meter erweisen: Dies sind<br />

Motorräder mit eingebautem inneren Buddha.<br />

Diese Antriebsart machte die Motorradmacht<br />

Japan nicht ohne Grund groß und mächtig. Sehr<br />

früh laufen die Vierzylinder rund, mit Schaltdrehzahl<br />

3000 ist man gut bedient. Sanftmütige Wesen<br />

sind das, von umgänglichem Naturell. Dabei<br />

drückt der Big Block in der Bandit noch mächtiger<br />

von ganz unten. Ein Stier von einem Motor.<br />

Er schöpft ja auch aus satten 1255 Kubik, einem<br />

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TEST+TECHNIK 49

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