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GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
214<br />
Messung – Berechnung – Dokumentation<br />
Die Messebene ist direkt über dem Fußboden festgelegt. Fußleistung<br />
und nicht raumhohe Vorsatzschalen (siehe DIN 277)<br />
bleiben unberücksichtigt. Bei Lochfassaden ist bis an die Wand<br />
unter dem Fenster zu messen, bei vorgehängten Fassaden bis<br />
an die Innenkante Glas. Die Berechnung kann entweder aufgrund<br />
vorhandener CAD-Pläne oder nach Aufmaß erfolgen.<br />
Die Art der Ermittlung ist anzugeben. Die Dokumentation erfolgt<br />
in Tabellen und Plänen.<br />
In den Tabellen sind folgende Flächen getrennt auszuweisen:<br />
Gliederung in Abschnitte (Gebäude, Geschoss etc.)<br />
Mietbereiche<br />
gif-Flächenarten<br />
(MF-0, MF-G bzw. MF-G 1 und MF-G 2),<br />
Flächenarten nach DIN 277 Teil 1, Ziffer 3 (NF, VF, TF)<br />
und Ziffer 4 (überdeckt und nicht oder nur teilweise<br />
umschlossen)<br />
Flächen mit lichter Raumhöhe unter 1,50 m<br />
Die Pläne müssen mindestens den Maßstab 1:100 haben und<br />
3 Berechnung<br />
mit einem Mietflächenstempel pro zusammenhängender<br />
Mieteinheit versehen sein, der den Bezug zur Tabelle<br />
herstellt,<br />
die unterschiedlichen gif-Flächenarten müssen unterscheidbar<br />
dargestellt sein,<br />
eine Bemaßung aufweisen (hier gilt DIN 1356, Linienarten,<br />
Beschriftungen).<br />
von Mietflächen nach<br />
der Wohnflächenverordnung (WoFlV)<br />
Nachdem die DIN 283 vor über 20 Jahren außer Kraft gesetzt<br />
wurde, dominierte über einen langen Zeitraum die Berechnung<br />
von Wohnflächen nach den §§ 42 bis 44 der 2. Berechnungsverordnung<br />
(BV) in der Fassung von 1990. Diese war nur für<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen im geförderten Wohnungsbau<br />
verbindlich, hat sich aber auch bei der Bemessung der<br />
Mietfläche im frei finanzierten Wohnungsbau oder bei der Vermietung<br />
und dem Verkauf von Eigentumswohnungen durchgesetzt.<br />
4<br />
Die Berechnung der Wohnfläche nach den §§ 42 bis 44 der<br />
2. BV wurde zum 1. Januar 2004 durch die Wohnflächenverordnung<br />
(WoFlV) abgelöst, die wiederum nur für nach dem<br />
Wohnraumförderungsgesetz geförderten Wohnraum verbindlich<br />
ist – ebenso wie die Regelungen der 2. BV –, aber auch für<br />
die Mietflächenberechnung bei preisfreien Wohnungen herangezogen<br />
werden kann.<br />
Bei Fehlen eines Hinweises im Mietvertrag wird die Fläche nach<br />
der »Verkehrssitte« (BGB) bestimmt, und das war überwiegend<br />
die 2. Berechnungsverordnung.<br />
Für den Fall, dass die Wohnfläche nach den Vorschriften der<br />
2. BV ermittelt wurde und nach dem 31. Dezember 2003 keine<br />
baulichen Veränderungen vorgenommen wurden, gilt die alte<br />
Berechnung weiter (§ 5 WoFlV – Überleitungsvorschrift).<br />
Streit gab es regelmäßig bei Fragen der Anrechnung von Balkonflächen<br />
zur Wohnfläche. Gemäß der 2. Berechnungsverordnung<br />
war eine Anrechnung von maximal der halben Fläche<br />
möglich. Nach der neuen Vorschrift werden die Flächen<br />
von Balkonen, Loggien, Dachgärten und Terrassen i. d. R. zu<br />
einem Viertel, höchstens jedoch zur Hälfte angerechnet. Dies<br />
geschieht vor dem Hintergrund, dass ein unbeheizter Wintergarten<br />
nur zur Hälfte angerechnet werden darf.<br />
Zur Wohnfläche gehören (§ 2)<br />
alle Räume, die ausschließlich<br />
zu dieser Wohnung<br />
(Wohnheim) gehören<br />
Wintergärten, Schwimmbäder<br />
und ähnliche nach allen Seiten<br />
geschlossene Räume<br />
Balkone, Loggien, Dachgärten,<br />
Terrassen<br />
Zur Wohnfläche gehören<br />
nicht<br />
1. Zubehörräume, insbesondere<br />
∑ Kellerräume<br />
∑ Abstellräume und<br />
Kellerersatzräume außerhalb<br />
der Wohnung<br />
∑ Waschküchen<br />
∑ Bodenräume<br />
∑ Heizungsräume<br />
∑ Garagen<br />
2. Räume, die nicht den Anforderungen<br />
der Landesbauordnung<br />
genügen<br />
3. Geschäftsräume<br />
Die Grundfläche ist nach den lichten Maßen zwischen den<br />
Bauteilen zu ermitteln. 4 Fazit<br />
Bei der Ermittlung der<br />
Wohnfläche sind<br />
einzubeziehen (§ 3)<br />
Tür- und Fensterbekleidungen<br />
und -umrahmungen<br />
Fuß-, Sockel- und Schrammleisten<br />
fest eingebaute Gegenstände,<br />
wie z. B. Öfen oder Badewannen<br />
freiliegende Installationen<br />
Einbaumöbel<br />
nicht ortsgebundene,<br />
versetzbare Raumteiler<br />
(Gipskarton)<br />
Volle Anrechnung auf die<br />
Grundfläche (§ 4)<br />
alle Räume oder Raumteile,<br />
die über 2 m hoch sind<br />
Bei der Ermittlung der<br />
Wohnfläche bleiben außer<br />
Betracht<br />
Schornsteine, Vormauerungen,<br />
Bekleidungen, freistehende<br />
Pfeiler und Säulen,<br />
wenn sie eine Höhe von<br />
mehr als 1,50 m und eine<br />
Grundfläche von über 0,1 m 2<br />
besitzen<br />
Treppen mit über drei<br />
Steigungen<br />
Türnischen und Fenster- und<br />
offene Wandnischen, die<br />
nicht bis zum Fußboden<br />
herunterreichen oder bis<br />
zum Fußboden herunterreichen<br />
und 0,13 m oder<br />
weniger tief sind<br />
Keine volle Anrechnung<br />
auf die Grundfläche<br />
Räume oder Raumteile mit<br />
einer Höhe zwischen<br />
1 m und 2 m: zur Hälfte<br />
unbeheizte Wintergärten,<br />
Schwimmbäder und<br />
ähnliche nach allen Seiten<br />
geschlossene Räume: zur<br />
Hälfte<br />
Balkone, Loggien, Dachgärten<br />
und Terrassen:<br />
i. d. R. zu einem Viertel,<br />
höchstens zur Hälfte<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Änderungen<br />
durch die Neufassungen der DIN 277 und der MF-G<br />
eher moderat ausfallen. Der Schwerpunkt liegt auf Klarstellungen,<br />
so dass die Berechnungsergebnisse im Vergleich zu den<br />
Vorgängern überwiegend nur unwesentlich abweichen.<br />
Dennoch ist es von besonderer Bedeutung, die eingehenden<br />
Anfragen und Aufträge entsprechend dem konkreten Verwendungszweck<br />
zutreffend in die Berechnungsnormen und<br />
Richtlinien einzuordnen sowie im Einzelfall verbleibende<br />
Zuordnungsfragen zu klären. Damit werden die eingangs erwähnten<br />
Nachfragen und mögliche Auseinandersetzungen<br />
minimiert.<br />
In diesem Zusammenhang sind die maßgeblichen Gepflogenheiten<br />
des Geschäftsverkehrs zu berücksichtigen, wonach sich<br />
durchaus regionale Abweichungen und Besonderheiten ergeben<br />
können, wie z. B. für den gewerblichen Bereich im Raum<br />
München eine Büroflächenvermietung auf Grundlage der BGF<br />
i. S. d. DIN 277.<br />
Bei gerichtlichen Auseinandersetzungen ist zu beachten, dass<br />
zum fraglichen Zeitpunkt (Stichtag) die seinerzeit geltenden<br />
bzw. üblichen Berechnungsgrundlagen nutzungskonform anzuwenden<br />
sind.<br />
Dipl.-Ing. Axel Ziemann, Vermessungsassessor<br />
Petra Schmökel, ÖbVS, Geprüfte Immobilienfachwirtin<br />
(IHK), Mitglied der gif e. V.<br />
Maxstraße 3a, 13347 Berlin<br />
E-Mail p.schmoekel@rsw-vermessung.de<br />
4<br />
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