Vertrauensmarketing
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405<br />
KONGRESS<br />
Damit gelangen wir zwangsläufig in den Bereich unterschiedlichster<br />
Befindlichkeiten von Ländern und ÖbVI, gelangen wir<br />
zu dem geliebten und zugleich beklagten Föderalismus, der sich<br />
ja auch in unseren Verbänden und Vereinen widerspiegelt.<br />
Staat und Freier Beruf – hier meine ich die Wahrnehmung der<br />
öffentlichen Bestellung – stehen sich nicht wettbewerblich<br />
gegenüber, sondern sich ergänzend und stützend auf der Basis<br />
von Gemeinsamkeit und gegenseitigem Vertrauen.<br />
Mit dem so genannten Eckwertepapier – »Gemeinsam für Staat,<br />
Politik und Wirtschaft« – haben sich AdV und BDVI eben auf<br />
diesen gemeinsamen Weg gemacht, zwei unterschiedliche Befindlichkeiten<br />
so weiterzuentwickeln, dass eine gemeinsame<br />
und positive Befindlichkeit entsteht. Diese wird leichter zu<br />
vermarkten sein, einfacher in der Politik darzustellen sein und<br />
dient damit dem gesamten Berufsstand.<br />
Dieser Weg ist sicher ein weiter, aber er ist begonnen. Wo gegangen<br />
wird, entstehen neue Wege.<br />
Natürlich ist damit nicht jeglichem Streit an der Basis die Nahrung<br />
entzogen. Aber man sollte ihn von der Frage nach dem<br />
Grundsätzlichen freihalten können. Das dient einer guten Befindlichkeit<br />
auf beiden Seiten.<br />
Eine andere Facette, die allerdings auch etwas Grundsätzliches<br />
hat, ist noch zu benennen: das Fehlen des Öffentlich bestellten<br />
Vermessungsingenieurs in Bayern. Hier konnte man die Befindlichkeit<br />
des BDVI noch in keine neue Dimension führen, was<br />
andererseits ja nicht bedeutet, dass man sich noch nicht auf<br />
den Weg gemacht hätte.<br />
3<br />
Auch das Verhältnis der Vermessungsverwaltungen untereinander<br />
wie insbesondere im Verhältnis zwischen Bund und<br />
Ländern könnte und muss noch stärker positiv ausgebildet werden.<br />
Wenn es zwischen Staat und ÖbVI auch immer – zumindest<br />
unterschwellig – um die Frage des Nehmens und Gebens<br />
geht, also um die Artikulierung von Anspruch, dann ist dieses<br />
vielleicht noch intensiver zwischen Bund und Ländern der Fall.<br />
Die dabei geführten Diskussionen und ihre Argumente machen<br />
die unterschiedlichen Befindlichkeiten oft erst deutlich.<br />
Aus meiner Sicht ist dies verständlich, vielleicht auch notwendig,<br />
wenn sichergestellt wird, dass das Vermessungswesen ein<br />
gemeinsames Ziel verfolgt und damit Partikularinteressen nachrangig<br />
vertreten werden. Dazu gehört der notwendige Wille<br />
und manchmal auch der erforderliche Mut. Reiner Ingenieurverstand<br />
und pure Sachlichkeit müssen durch Strategie und<br />
politische Verhaltensweise ergänzt werden.<br />
Die nächsten Herausforderungen stehen schon vor der Tür:<br />
Hierzu zähle ich die praxisgerechte Umsetzung der INSPIRE-<br />
Richtlinie einschließlich der Durchführungsverordnungen, den<br />
weiteren Aufbau von dreidimensionalen Datenbeständen ebenso<br />
wie die Einführung von Galileo.<br />
Gerade INSPIRE sehe ich als gewaltige Herausforderung für<br />
die Kommunen, besonders für die kleineren. Hier wird externe<br />
Unterstützung in vielfältiger Weise erforderlich werden. Ein<br />
angemessenes Aufgabenfeld für unseren Berufsstand.<br />
Ebenso intensiv werden wir uns mit Galileo beschäftigen müssen,<br />
wenn wir das bisherige Angebot des Vermessungswesens<br />
aufrechterhalten wollen bzw. es noch ausbauen wollen.<br />
Dies wird wiederum neue Befindlichkeiten auslösen, aber hoffentlich dann<br />
schon eine gemeinsame für die öffentliche Hand und den Freien Beruf. Eine,<br />
die sich für alle positiv entwickelt. Eine, die uns sagen lässt: Wir sind wer!<br />
Nach innen gerichtet können unsere Befindlichkeiten zu Reibungen führen<br />
und Unsicherheiten deutlich werden lassen, nach außen müssen wir uns gemeinsam<br />
artikulieren und unsere Befindlichkeit positiv verkaufen.<br />
Wenn also im Sinne Heideggers Befindlichkeit unser Dasein erschließt, dann<br />
sollte es uns im eigenen Interesse wert sein, um eine gemeinsame positive Befindlichkeit<br />
zu ringen.<br />
Oder anders ausgedrückt: Formelkompromisse, die ein Nehmen ermöglichen,<br />
nicht aber auch ein Geben einfordern, werden uns nicht wirklich nützen. Wollen<br />
wir unser geodätisches Befinden noch weiter und intensiver zum Positiven<br />
bewegen, muss uns der Wert der Gemeinsamkeit noch bewusster werden. Ich<br />
sage bewusst Gemeinsamkeit und nicht Einheitlichkeit. Sie ist kein Wert an<br />
sich.<br />
Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe. Ich glaube,<br />
wir haben schon ein Wegstück gefunden und können jetzt an einer Verlängerung<br />
arbeiten. Es soll sich für uns alle lohnen.<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren, an dieser Stelle danke ich für Ihr<br />
Hineinhorchen in die eigene Befindlichkeit.<br />
Dipl.-Ing. Hagen Graeff | DVW-Präsident<br />
Beim Grootsee 38 | 22455 Hamburg<br />
E-Mail hagen.graeff@dvw.de<br />
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