LUFTWAFFEN - Netteverlag
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<strong>LUFTWAFFEN</strong><br />
REVUE<br />
DEUTSCHER<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />
57. Jahrgang - Nr. 4 - Dezember 2009 - Schutzgebühr 5,- € - Z 3954<br />
Ehrenmal für Angehörige der Bundeswehr<br />
Eingeweiht am 8. September 2009<br />
im Beisein von Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung<br />
und Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler.
VERBAND<br />
2<br />
Ehrenmal für Angehörige der Bundeswehr<br />
Der Schriftzug wird enthüllt (Quelle: Bundeswehr/Bienert)<br />
(Quelle: meck architekten/Florian Holzherr, München)<br />
In einer feierlichen Zeremonie hat Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung im Beisein von Bundespräsident<br />
Prof. Dr. Horst Köhler am 8. September das Ehrenmal der Bundeswehr am Bendlerblock eingeweiht.<br />
Gemeinsam mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, enthüllten<br />
Köhler und Jung die Inschrift des Ehrenmals.<br />
„Den Toten unserer Bundeswehr. Für Frieden, Recht und Freiheit“,<br />
lautet die Inschrift des Monuments am Berliner Dienstsitz des Verteidigungsministeriums.<br />
Nach der Enthüllung legten Vertreter der Verfassungsorgane und<br />
Minister Jung Kränze in der Cella, dem Raum der Stille, des Ehrenmals nieder.<br />
LuftwaffenRevue
Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />
Bonn, November 2009<br />
- Die Redaktion -<br />
An<br />
alle Mitglieder und Freunde des<br />
Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />
Liebe Freunde, Kameraden und Förderer des DLwR e.V.,<br />
wir sind schon wieder im letzten Quartal 2009. Es scheint, als würde die Zeit schneller als je zuvor<br />
voran schreiten, hatten wir doch eine ganze Reihe von großen und schwergewichtigen Entscheidungen<br />
zu treffen und dieses unter zunehmendem Zeitdruck. Die Devise lautete und lautet: Nicht<br />
nach hinten schauen, Blick nach vorne, gute Lagebeurteilung, konsequentes Handeln. Nun wird<br />
uns immer wieder unkameradschaftliches Verhalten vorgeworfen, wenn wir die lautere Forderung<br />
der Mehrzahl unserer Mitglieder nach Beseitigung bestehender Missstände umsetzen. Sie,<br />
die Mitglieder des DLwR, haben einen Anspruch auf transparente, korrekte und wirtschaftliche<br />
Führung. Gibt es hier offene Fragen, werden diese offen geklärt, gibt es hier Zweifel am korrekten<br />
Umgang mit den Ressourcen des Verbandes, so werden diese durch gute Aufklärung beseitigt,<br />
und gibt es in der Folge dann die Erkenntnis, dass dem Verband Schaden entstanden ist, dann<br />
wird dieser Schaden wenn irgend möglich bereinigt. Unredlich und damit unkameradschaftlich<br />
handelt derjenige, der den durch ihn entstandenen Schaden nicht bereinigen will, und nicht der,<br />
der im Auftrag der Kameraden Wege zur Schadensbegrenzung sucht.<br />
Der Vorstand des Verbandes ist betroffen durch den Vorwurf, in Wahrnehmung der ihm satzungsmäßig<br />
auferlegten Pflichten unkameradschaftlich zu handeln, lässt sich aber dadurch nicht von<br />
dem Auftrag zur Aufklärung abbringen.<br />
Die letzten drei Monate in 2009 haben es in sich. Vollversammlung des DLwR und Treffen der<br />
Präsidenten der EPAA Verbände. Beides Aktivitäten, die unsere volle Aufmerksamkeit verdienen.<br />
Wir werden über die Ergebnisse natürlich berichten. Wenn Sie dabei sind, freue ich mich auf ein<br />
Wiedersehen; können Sie nicht kommen, unterstützen Sie uns durch Ihre guten Wünsche. Und<br />
lassen Sie uns nicht vergessen, Kameradschaft ist eine leicht verletzliche Tugend. Sie will intensiv<br />
geschützt und gepflegt sein.<br />
Anlässlich des sich zu Ende neigenden Jahres ergreife ich an dieser Stelle die Gelegenheit, Ihnen<br />
allen meine besten Wünsche zum bevorstehenden Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel zu<br />
übermitteln. Ihnen, Ihren Angehörigen und Freunden wünsche ich gesegnete und erholsame<br />
Festtage im Kreise Ihrer Familien. Möge Ihnen im kommenden Jahr beste Gesundheit, Wohlergehen<br />
und Erfolg im privaten wie auch im beruflichen Bereich beschieden sein. In der Hoffnung<br />
auf einen glücklichen Start ins Neue Jahr 2010 verbleibe ich<br />
Ihr Dierk-Peter Merklinghaus<br />
Brigadegeneral a.D.<br />
In diesem Heft:<br />
Die Ärmelbänder der Luftwaffe in der Bundeswehr<br />
Eine schier ausweglose Situation - Teil1<br />
Einweihung des Ehrenmals für Angehörige der Bundeswehr Vom Feindflug nicht zurückgekehrt<br />
Fliegende Kampfverbände - Aufklärungsgeschwader 51 Chronologie Luftkrieg Bernkastell - Teil3<br />
Reportage - 180 Eurofighter für die Luftwaffe<br />
Reportage - Deutsche Beutemaschinen / Museum Finowfurt<br />
Weihnachten 1942 an der Mündung des Don<br />
PSK / PSV - Als Flugschriften in der DDR vom Himmel fielen Leserbrief / Service / Impressum<br />
4. Quartal 2009 3
LUFTWAFFE<br />
In der letzten Ausgabe hatten wir einen<br />
ersten Bericht zum Aufklärungsgeschwader<br />
74. In dieser Ausgabe berichten<br />
wir über das<br />
Aufklärungsgeschwader 51<br />
Das Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“<br />
ist der einzige fliegende<br />
Verband der Luftwaffe, der über die<br />
Fähigkeit zur bemannten Taktischen<br />
Luftaufklärung verfügt.<br />
Ausgerüstet mit 46 allwetter-flugfähigen<br />
Kampfflugzeugen vom Typ Tornado,<br />
moderner Aufklärungssensorik<br />
sowie einer verlegefähigen Auswerteanlage<br />
gehört das Geschwader zu den<br />
Einsatzkräften der Bundeswehr.<br />
Seit dem 1. Januar 2005 ist das Geschwader<br />
auch mit der Rolle der „Seekriegsführung<br />
aus der Luft“ beauftragt.<br />
Der Auftrag im Frieden<br />
Herstellen und Erhalten der personellen<br />
und materiellen Einsatzbereitschaft. Beteiligung<br />
an Einsätzen zur Landes- und<br />
Bündnisverteidigung, aber auch Beteiligung<br />
an Einsätzen unter dem Mandat<br />
der Vereinten Nationen. Hilfe im Rahmen<br />
des Katastrophenschutzes. Demonstration<br />
der militärischen Präsenz. Flüge<br />
im Rahmen der Amtshilfe für Behörden<br />
des Bundes und der Länder<br />
Auftrag in der Krise<br />
Zusätzlich zum Auftrag im Frieden:<br />
Erhöhung der personellen und materiellen<br />
Einsatzbereitschaft. Intensivierung<br />
der taktischen Ausbildung zur Erhöhung<br />
der Einsatzbereitschaft. Einsatzbereitschaft<br />
im Rahmen der Krisenbewältigung.<br />
4<br />
Die fliegenden Kampfverbände der Luftwaffe<br />
Die Luftwaffe besitzt sieben fliegende Kampfverbände. Davon drei Jagdbomber-<br />
sowie drei Jagdgeschwader und das<br />
Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“<br />
Sonderlackierung eines RECCE-Tornados des AG 51“I“ anlässlich des Jubiläums 50 Jahre<br />
Taktische Luftaufklärung. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)<br />
Auftrag im Einsatz / Verteidigungsfall<br />
Unterstützung der militärischen Operationen<br />
durch Aufklärung der gegnerischen<br />
Land- und Seestreitkräfte, Kampfanlagen,<br />
Führungseinrichtungen und Versorgungseinrichtungen.<br />
Darüber hinaus:<br />
Zielaufklärung, Feststellung eigener<br />
Waffenwirkung, Bekämpfung von Überwasserzielen<br />
mit den Lenkflugkörpern<br />
„HARM“ und „KOMORAN“.<br />
Max Immelmann<br />
(Quelle: Luftwaffe/Archiv)<br />
Geschichtlicher Überblick<br />
Bedingt durch die von der Wiedervereinigung<br />
ausgelösten großen Umstrukturierungen<br />
der Bundeswehr, werden bei der<br />
Marine 1992 das Marinefliegergeschwader<br />
(MFG) 1 in Schleswig / Jagel und<br />
1993 die Aufklärungsgeschwader 51“Immelmann“<br />
in Bremgarten und AG 52 in<br />
Leck außer Dienst gestellt.<br />
Während die RF-4E Phantom der beiden<br />
Luftwaffen-Geschwader im Rahmen der<br />
Militärhilfe an die Türkei und Griechenland<br />
abgegeben werden, übernimmt die<br />
Luftwaffe die Tornados des MFG 1. Im Januar<br />
1993 nimmt die 1. Staffel des „Luftwaffen-Tornado-Geschwaders-Jagel“<br />
den<br />
Flugbetrieb auf - mit den Tornados der<br />
Marine. Am 1. April 1993 hebt die letzte<br />
RF-4E Phantom des AG 51 „Immelmann“<br />
vom Fliegerhorst Bremgarten ab.<br />
Im Dezember 1993 wird dann auch das<br />
AG 52 offiziell außer Dienst gestellt. Die<br />
letzte Phantom verlässt die Basis am<br />
12.01.1994. Beide Geschwader waren<br />
für mehrere Jahrzehnte Fundament und<br />
Spitze der Taktischen Luftaufklärung der<br />
Luftwaffe während des Kalten Krieges.<br />
Quelle: Luftwaffe<br />
LuftwaffenRevue
Einführung in die Luftwaffe<br />
Die Luftwaffe beschafft mit den 180<br />
EUROFIGHTER ein modernes Waffensystem<br />
für den Einsatz in der<br />
Luftverteidigungs- (Luft/Luft-) und<br />
Luftangriffs- (Luft/Boden-) Rolle. Die<br />
Außerdienststellung der Waffensysteme<br />
F-4F Phantom und Teile der<br />
Tornado-Flotte zur Erreichung der<br />
Zielstruktur der Luftwaffe ist hierauf<br />
abgestimmt. Der EUROFIGHTER ist somit<br />
ein Kernelement zur Sicherstellung<br />
des künftigen Beitrages der Luftwaffe<br />
zum geforderten Fähigkeitsprofil der<br />
Streitkräfte und den damit verbundenen<br />
Bündnisverpflichtungen.<br />
Die Gesamtzahl EUROFIGHTER leitet<br />
sich aus den für Eingreif- und Stabilisierungskräfte<br />
der Luftwaffe auszuplanenden<br />
Modulen ab. Grundsätzlich besteht<br />
zwischen Eingreif- und Stabilisierungskräften<br />
ein enger operativer Zusammenhang,<br />
da Einsätze zur Konfliktverhütung<br />
und Krisenbewältigung den zeitlich eng<br />
aufeinander folgenden Einsatz dieser<br />
Kräfte erfordern können.<br />
Darüber hinaus müssen zur Sicherstellung<br />
der Durchhaltefähigkeit im Einsatz<br />
bedarfsgerecht ausreichende Kräfte und<br />
Mittel bereitgestellt werden. Dies bedeutet<br />
unter anderem, dass einsatzbezogen<br />
ausgebildete und damit einsatzfähige<br />
Kontingente zeitgerecht bereitgestellt,<br />
verlegt und abgelöst werden können.<br />
180 EUROFIGHTER für die Luftwaffe<br />
gegeben, so dass die Luftwaffe über 177<br />
EUROFIGHTER in den Kampfverbänden<br />
verfügen wird.<br />
Die Auslieferung der 180 EUROFIGHTER<br />
ist in drei Tranchen bis ca. 2017 geplant.<br />
Mit den beiden ersten Tranchen erhält<br />
Deutschland 112 Luftfahrzeuge. Die<br />
Tranche 1 wurde bis März 2008 vollständig<br />
an die Luftwaffe ausgeliefert und ist<br />
für den Einsatz in der Luftverteidigungsrolle<br />
vorgesehen.<br />
Derzeit erfolgt die Übernahme der<br />
Tranche 2 durch die Luftwaffe, die darüber<br />
hinaus auch für den Einsatz in<br />
der Luftbodenrolle vorgesehen ist. Zur<br />
Deckung des Bedarfes der Luftwaffe zur<br />
Wahrnehmung der ihr zugewiesenen<br />
Aufgaben ist die geplante Beschaffung<br />
weiterer 68 EUROFIGHTER der Tranche 3<br />
zwingend notwendig.<br />
LUFTWAFFE<br />
Der EUROFIGHTER<br />
- Zukünftiges Rückgrat der Luftwaffe<br />
Verbunden mit dem Zulauf der EURO-<br />
FIGHTER ist eine deutliche Reduzierung<br />
der Anzahl an Kampfflugzeugen der<br />
Luftwaffe, die den geänderten sicherheitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen,<br />
aber auch der modernen technischen<br />
Auslegung dieses Waffensystems Rechnung<br />
trägt.<br />
Mit Zulauf der EUROFIGHTER wird die<br />
Anzahl der Kampfflugzeuge der Luftwaffe<br />
ausgehend von 453 im Jahr 2003 über<br />
derzeit noch 341 Luftfahrzeugen nach<br />
der aktuellen Planung auf insgesamt<br />
262 in der Zielstruktur (ca. 2017) reduziert.<br />
Neben der bereits erfolgten Außerdienststellung<br />
der MiG 29 betrifft diese<br />
Reduzierung alle Luftfahrzeuge vom Typ<br />
F-4F Phantom sowie einen Großteil der<br />
Tornado-Flotte.<br />
Von den insgesamt 180 erforderlichen<br />
Luftfahrzeugen werden drei zur kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung des<br />
Waffensystems an das Bundesamt für<br />
Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) ab-<br />
4. Quartal 2009 5
LUFTWAFFE<br />
Die Verringerung der Tornado-Flotte auf<br />
85 Luftfahrzeuge ab ca. 2015 führt zu<br />
einer „Verjüngung“ der verbleibenden<br />
Kampfflugzeuge dieses Typs und ermöglicht<br />
eine erhebliche Reduzierung der<br />
ursprünglich durchzuführenden technischen<br />
Maßnahmen zur Modernisierung<br />
und Nutzungsdauerverlängerung dieses<br />
Waffensystems.<br />
Im europäischen Vergleich wird Deutschland<br />
zukünftig über 262 Kampfflugzeuge<br />
verfügen, Frankreich wird 390, Großbritannien<br />
380 und Italien 270 Kampfflugzeuge<br />
betreiben<br />
EUROFIGHTER<br />
- ein komplexes viernationales<br />
Vorhaben<br />
Das Waffensystem EUROFIGHTER wird<br />
als viernationales Programm von den<br />
Partnernationen Deutschland, Großbritannien,<br />
Italien und Spanien entwickelt<br />
und gefertigt. Mit Entwicklung und Produktion<br />
wurden die beiden Industriekonsortien<br />
EUROFIGHTER Jagdflugzeuge<br />
6<br />
GmbH (Flugzeugzelle und Ausrüstung)<br />
und EUROJET Turbounion GmbH (Triebwerk<br />
EJ 200) beauftragt, die für diesen<br />
Zweck gegründet wurden. Diese Konsortien<br />
setzen sich jeweils aus vier Konsortialfirmen<br />
aus den beteiligten Nationen<br />
zusammen. Insgesamt sind an Entwicklung<br />
und Fertigung des EUROFIGHTER<br />
Programms rund 100.000 hochqualifizierte<br />
Arbeitsplätze in Europa in rund<br />
400 Firmen beteiligt, das Programm ist<br />
damit eines der größten europäischen<br />
Rüstungsprojekte.<br />
Abhängigkeiten und Regelungen zur Abstimmung<br />
der Interessen der Nationen<br />
sind durch sogenannte Memorandums<br />
of Understanding (MoU) geregelt und<br />
werden durch eine von den Nationen<br />
eingerichtete Management-Agentur harmonisiert<br />
und vertreten. Auf industrieller<br />
Seite besteht zwischen den beteiligten<br />
Firmen eine Vielzahl von Verträgen, die<br />
gegenseitige Verpflichtungen und Beziehungen<br />
festschreiben. Damit sind letztlich<br />
über ein komplexes Geflecht von<br />
Vertragsbeziehungen und Vereinbarun-<br />
gen die Interessen der am EUROFIGHTER<br />
Programm beteiligten Nationen und Firmen<br />
abgesichert.<br />
Technische Informationen<br />
Triebwerke<br />
Der Eurofighter wird von zwei EJ200<br />
Triebwerken des Konsortiums Eurojet angetrieben.<br />
Jedes Triebwerk erzeugt einen<br />
Schub von etwa 60 kN ohne Nachbrenner.<br />
Wird der Nachbrenner zugeschaltet,<br />
so wird ein maximaler Schub von über<br />
90 kN erzeugt.<br />
Im Gegensatz zu F-4F Phantom II und<br />
Tornado startet der Eurofighter im normalen<br />
Flugbetrieb ohne Nachbrenner.<br />
Dies führt zu einer Verringerung der<br />
Lärmbelästigung an den Flugplätzen der<br />
Luftwaffe.<br />
Der Eurofighter kann auch ohne Nachbrenner<br />
in den Überschallbereich beschleunigen<br />
und über längere Zeit mit<br />
Überschall fliegen. Über diese Möglichkeit,<br />
die mit „Supercruise“ bezeichnet<br />
wird, verfügen zur Zeit nur wenige<br />
Kampfflugzeuge.<br />
Bewaffnung<br />
Der Eurofighter verfügt über ein IRST-<br />
System (Infrared Search & Tracking), mit<br />
dem er Feindflugzeuge bei gutem Wetter<br />
auf eine Entfernung bis zu 50 Kilometer<br />
erfassen und verfolgen kann, ohne sich<br />
durch sein Radar selbst bemerkbar zu<br />
machen. Die Ausstattung mit den IRIS-T-<br />
Luft/Luft Kurzstreckenraketen, dem Captor<br />
Radar sowie den künftigen Meteor<br />
Luft/Luft-Langstreckenraketen machen<br />
den Eurofighter zu einem leistungsstarken<br />
Abfangjäger. Für Bodenoperationen<br />
wird er zusätzlich mit den neuen TAU-<br />
RUS-Luft/Boden Flugkörpern ausgestattet.<br />
LuftwaffenRevue
Eurofighter in den Geschwadern<br />
Die Luftwaffe plant, in den kommenden<br />
Jahren 180 Eurofighter zu beschaffen,<br />
die bei den fünf nachfolgend<br />
aufgeführten Geschwadern die Waffensysteme<br />
F-4F Phantom II, MiG-29<br />
Fulcrum und Tornado ablösen.<br />
Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“<br />
Das Jagdgeschwader<br />
73<br />
„Steinhoff“ ist<br />
der erste Verband,<br />
der auf<br />
den Eurofighter<br />
umrüstet. Hier<br />
werden die zukünftigen Eurofighter-Piloten<br />
umgeschult bzw. ausgebildet. Das<br />
Geschwader verfügt hierzu über eine<br />
hohe Anzahl Doppelsitzer.<br />
Jagdgeschwader 74<br />
Das in Neuburg<br />
an der Donau<br />
stationierte Geschwader<br />
hat<br />
im Juni 2008<br />
die letzten F-4F<br />
Phantom II abgegeben<br />
und setzt als erster Einsatzverband<br />
der Bundesluftwaffe den modernen<br />
Eurofighter als Alarmrotte ein.<br />
LUFTWAFFE<br />
Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“<br />
Das zur Zeit<br />
noch mit dem<br />
Tornado ausgerüsteteGeschwader<br />
wird<br />
als dritter Ver<br />
band ab Ende<br />
2009 auf den modernen Eurofighter umrüsten,<br />
wobei diese Eurofighter in der<br />
Luft-Boden-Rolle eingesetzt werden.<br />
Jagdgeschwader 71 „Richthofen“<br />
Das Jagdgeschwader<br />
71<br />
„ R i c h t h o f e n “<br />
wird der vorletzte<br />
Verband der<br />
Luftwaffe sein,<br />
der auf Eurofighter<br />
umrüstet. Zur Zeit werden die Einsätze<br />
des in Wittmund stationierten Geschwaders<br />
mit dem Waffensystem F-4F<br />
Phantom II erflogen.<br />
Jagdbombergeschwader 33<br />
Das Geschwader<br />
ist in Cochem/<br />
Büchel stationiert.<br />
Derzeit<br />
wird der Tornado<br />
als Jagdbomber<br />
eingesetzt.<br />
Das JaboG 33 wird als letzter Verband<br />
auf den Eurofighter umrüsten.<br />
Quelle: Luftwaffe<br />
Fotos: Stefan Gygas / Ingo Bicker<br />
4. Quartal 2009 7
REPORTAGE<br />
Dies war mein erster Besuch im Luftfahrtmuseum<br />
Finowfurt und so stand<br />
das Ganze für mich unter dem Motto:<br />
„Erst mal reinschnuppern“.<br />
Nach einem ersten Rundgang begann<br />
ich mir die Exponate im Hauptgebäude<br />
näher zu betrachten. Besonders fesselten<br />
mich die Überreste von Beuteflugzeugen,<br />
welche bei der Deutschen Luftwaffe geflogen<br />
sind.<br />
Abbildung 1 zeigt das Bombenschützenpanel<br />
aus einer B-17 Flying Fortress,<br />
welches noch deutlich den Schriftzug<br />
„Bombenklappe“ sowie die Wörter „Auf“<br />
und „Zu“ über zwei Signalleuchten trägt.<br />
Ob hierfür durch die Deutschen die Verkabelung<br />
geändert wurde, oder ob der<br />
Beschrifter der englischen Sprache nicht<br />
ganz mächtig war, ist nicht mehr zu<br />
klären. Die rote Lampe ist jedenfalls mit<br />
„BOMB RELEASE“ (Bombenabwurf) und<br />
die braune Lampe mit „LIGHT ON BOMB<br />
DOORS OPEN“ (Lampe leuchtet bei geöffneten<br />
Bombenklappen) beschriftet.<br />
Interessant ist an diesem Panel noch,<br />
dass oben rechts der deutsche Grob- und<br />
Feinhöhenmesser (Fl 22320) eingebaut<br />
ist und dies an Stelle des amerikanischen<br />
Höhenmessers. Ansonsten scheint<br />
es erst einmal das Standardpanel des<br />
Bombenschützen zu sein. Die drei anderen<br />
Instrumente sind im Gegensatz zum<br />
deutschen Höhenmesser, welcher mit<br />
Stahlschrauben eingebaut wurde, wohl<br />
mit den Original Messingschrauben befestigt<br />
gewesen. Ein Austausch ist daher<br />
unwahrscheinlich.<br />
Nun fragte ich mich, ob es möglich ist,<br />
8<br />
Die Luftfahrthistorische Sammlung Finowfurt<br />
Deutsche Beutemaschinen<br />
dieses Panel einer bestimmten Maschine<br />
zuzuordnen?<br />
Als erstes überprüfe ich hierfür, ob es sich<br />
tatsächlich um ein Panel aus einer B-17<br />
Abbildung 1: Bombenschützenpanel aus einer B-17 Flying Fortress<br />
handelt. Ich schlage dafür im Bedienhandbuch<br />
des Piloten für die B-17F und<br />
B-17G nach 1 .<br />
Auf Seite 53 findet sich tatsächlich eine<br />
Abbildung, auf dem das gleiche Panel<br />
abgebildet ist (siehe Abbildung 2).<br />
In dieser Abbildung sieht man den Einbau<br />
des Höhenmesser vom Type C-12 (0<br />
bis 50.000 ft) (5), des Geschwindigkeitsmesser<br />
Type C-14 (40 bis 300 m.p.h.)<br />
(1), der Borduhr Type A-11 (13) und die<br />
Außentemperaturanzeige Type C-12 (-45<br />
bis +45° C) (15) 3 . Das Panel gehört damit<br />
zweifelsfrei zu einer B-17.<br />
Der nächste Schritt ist, sich den Ersatzteilkatalog<br />
für die B-17G anzusehen 4 .<br />
Um es kurz zu machen, das Ergebnis ist,<br />
dass es sich nicht um ein Panel aus einer<br />
B-17G handeln kann. In diesem Typ<br />
wurde ausschließlich ein Bombenschützenpanel<br />
mit reduzierter Instrumentierung<br />
verwendet, welche nur den C-12<br />
Höhenmesser und einen Geschwindigkeitsmesser,<br />
entweder vom Typ C-14, F-1<br />
oder F-2, enthielt 5 .<br />
Das reduziert die Anzahl der in Frage<br />
kommenden Maschinen schon ein wenig.<br />
Nach Heinz-Heiri Stapfer 6 flogen bei<br />
der deutschen Luftwaffe fünf B-17F und<br />
zwei B-17G. Die B-17G sind anhand des<br />
Ersatzteilkatalogs somit auszuschließen.<br />
Als nächstes wird der Ersatzteilkatalog<br />
Abbildung 2: Bombenschützenpanel einer B-17 F 2<br />
LuftwaffenRevue
der B-17F zu Rate gezogen. Die ganze<br />
Serie der B-17F hatte zusätzlich zum Höhen-<br />
und Geschwindigkeitsmesser eine<br />
Borduhr vom Typ A-11 eingebaut. Aber<br />
die Außentemperaturanzeige vom Type<br />
Abbildung 3: Bombenschützenpanel<br />
einer B-17 G<br />
C-12 war nur in einer kleinen Serie früher<br />
B-17F zu finden. Um es genauer zu<br />
sagen: im USAAF-Seriennummerbereich<br />
AF41-24340 bis AF42-5349 7 .<br />
Geht man mit dieser Information wieder<br />
in die Übersicht der B-17F der deutschen<br />
Luftwaffe, so stellt man fest, dass nach<br />
Stapfer nur eine einzige Maschine für<br />
die Herkunft des Panels in Frage kommt.<br />
Es ist die B-17F-27-BO, 41-24585, PU-B,<br />
Wulfe Hound der 303rd Bomb Group<br />
(BG), 360th Bomb Squadron (BS), welche<br />
am 12. Dezember 1942 bei Leeuwarden,<br />
Niederlande, erbeutet wurde 8 .<br />
Zwar mag die Liste der B-17 mit dem<br />
deutschen Balkenkreuz noch etwas länger<br />
sein, doch die geringen Verlustzahlen<br />
von Maschinen des Typs B-17F in dem<br />
entsprechenden Seriennummerbereich<br />
lassen den Schluss zu, dass das Panel<br />
tatsächlich nur aus der genannten B-17<br />
stammen kann.<br />
Jetzt stand wieder eine kleine Internetrecherche<br />
an. Von großem Vorteil ist, dass<br />
Abbildung 4: Außentemperatur<br />
Thermometer vom Typ C-12<br />
die 303rd Bomb Group eine sehr gut organisierte<br />
Homepage hat 9 . Dort fand ich<br />
die gesamte Geschichte der Maschine<br />
und auch Fotos der amerikanischen Besatzung<br />
der B-17F 10 sowie der Maschine<br />
mit deutschen Hoheitsabzeichen 11 .<br />
Die abschließende Bestätigung für die<br />
Herkunft des Panels brachte dabei ein<br />
Bericht von Mario Schulze 13 über die Bergung<br />
von B-17-Teilen auf dem ehemaligen<br />
Flugplatz Oranienburg und deren<br />
anschließende Identifizierung als Reste<br />
der B-17F, 41-24585.<br />
Eine Rücksprache mit dem Leiter des<br />
Luftfahrtmuseums Finowfurt, Dr. Peter<br />
Kobbe, ergab, dass das Panel tatsächlich<br />
von Oranienburg stammt.<br />
Weitere Fotos der Maschine fanden sich<br />
auf der Webseite des „Luftwaffe Resource<br />
Center“ 14 . Besonders interessant ist hier<br />
eine seltene Aufnahme der B-17F, 41-<br />
24585 im Flug (siehe Abbildung 6).<br />
Ein weiteres faszinierendes Teil einer<br />
Beutemaschine ist das Fragment eines<br />
Steuerrades einer P-38 Lightning (siehe<br />
Abbildung 7).<br />
Auch hier stand die Frage im Raum, von<br />
welcher Maschine das Fragment stammt.<br />
Das Steuerrad (Assembly 246108) ist aufgrund<br />
seiner Bauart aus einer P-38 bis<br />
einschließlich USAAF-Seriennummer 42-<br />
67101, welches die letzte P-38H ist, die<br />
gebaut wurde 15 . Das heißt, Maschinen<br />
ab dem Typ P-38J und später kommen<br />
nicht in Frage. Dort wurde ein stark modifiziertes<br />
Steuerrad (Assembly 197924-<br />
2) eingebaut 16 .<br />
Damit ergibt sich aber auch schon das<br />
erste Problem. Die in der Vitrine dargestellte<br />
P-38 ist nicht wie beschrieben eine<br />
P-38F, sondern eine F-5E-3-LO. Dies ist<br />
die Fotoaufklärervariante der P-38J-25-<br />
LO und besitzt dementsprechend das<br />
Steuerrad in der späten Ausführung.<br />
Die Geschichte dieser Maschine ist aber<br />
sehr kurios, so dass sie hier kurz geschil-<br />
REPORTAGE<br />
dert werden soll. Der Pilot der Maschine<br />
war F/O Martin James Monti (T-2956). Er<br />
gehörte wahrscheinlich zur 5th Photo Reconnaissance<br />
Group (5. Fotoaufklärungsgruppe)<br />
der 15th Air Force (15. Luftflotte)<br />
in Italien. Am 13. Oktober 1944 startete<br />
er mit seiner Maschine, der F-5E-3-LO 44-<br />
23725, mit nur einem Ziel, zu den Deutschen<br />
zu desertieren. Er landete auf dem<br />
Mailänder Flugplatz und übergab seine<br />
F-5E den dort stationierten deutschen<br />
Truppen.<br />
Er selbst trat einige Wochen später der SS<br />
bei und erhielt den Rang eines SS-Untersturmführers.<br />
Während des Krieges hielt<br />
er noch einige Propagandaansprachen<br />
im deutschen Radio. Nach Kriegsende<br />
kam es dann, wie es kommen musste,<br />
er wurde von den Amerikanern für seine<br />
Desertation zu 15 Jahren Gefängnis<br />
verurteilt. Doch seine Strafe wurde schon<br />
nach einem Jahr erlassen, mit der Aufla-<br />
Abbildung 5: B-17F, AF41-24585, DL+XC 12<br />
ge, der US Army beizutreten. Dort diente<br />
er bis 1948 als Sergeant (Feldwebel), um<br />
dann erneut vom FBI verhaftet zu werden.<br />
Zum zweiten Mal vor Gericht gestellt,<br />
verurteilt man ihn dieses Mal wegen<br />
Hochverrats zu 25 Jahren Gefängnis.<br />
1960 wird er schließlich begnadigt 17 . Am<br />
11. September 2000 verstirbt Martin J.<br />
Monti kurz vor seinem 79. Geburtstag.<br />
Seine Maschine wird nach Deutschland<br />
überführt und dort bis Kriegsende für<br />
Aufklärungszwecke verwendet 18 . Nach<br />
Kriegsende wird das Wrack von den Amerikanern<br />
auf dem Flugplatz Schwangau<br />
gefunden 19 .<br />
Wenn das Steuerrad aber nicht von der<br />
T9+MK stammen kann, woher kommt es<br />
dann? Während des Krieges sollen noch<br />
zwei weitere P-38 im Mittelmeer erbeutet<br />
worden sein, eine davon von den Italienern.<br />
Die Identität dieser Maschine ist bisher<br />
noch nicht endgültig geklärt. Eine italienische<br />
Quelle gibt an, dass sie am 12.<br />
4. Quartal 2009 9
REPORTAGE<br />
Juni 1943 bei einem Überführungsflug<br />
verloren ging. Als Einheit wird die 1st<br />
Fighter Group (1. Jagdgruppe) der 12th<br />
Air Force (12. Luftflotte) genannt. Der<br />
Pilot landete wegen Spritmangel bei Capoterra,<br />
in der Nähe von Cagliari, Sardinien.<br />
Die gleiche Quelle liefert auch die<br />
letzten vier Ziffern einer Werk- bzw. Seriennummer<br />
der Maschine: „2278“ 20 .<br />
Um die Werknummer des Herstellers<br />
kann es sich in diesem Fall nicht handeln,<br />
da diese in einem anderen Bereich<br />
liegen. Ist es tatsächlich ein Teil der Air<br />
Force Seriennummer, so ist die einzig<br />
passende Maschine die P-38G-15-LO mit<br />
der USAAF Seriennummer 43-2278. Leider<br />
sind die amerikanischen Verlustdaten<br />
im Mittelmeerraum für den Sommer<br />
1943 sehr lückenhaft, so dass dies zur<br />
Zeit nicht überprüft werden kann.<br />
Verbürgt scheint aber zu sein, dass<br />
Oberstleutnant Angelo Tondi, von der<br />
italienischen Luftwaffe, mit dieser Maschine<br />
mehrere Überraschungsangriffe<br />
auf amerikanische Bomber geflogen hat.<br />
Zumindest von einem dieser Angriffe<br />
gibt es auch von amerikanischer Seite ei-<br />
10<br />
Abbildung 6: B-17F, AF41-24585, DL+XC im Flug<br />
nen Augenzeugenbericht:<br />
„…<br />
Als die P-38 zum ersten Mal gesehen wurde,<br />
waren wir ca. zwei bis drei Minuten<br />
von der Küste entfernt. Sie wurde in 8 Uhr<br />
Position gemeldet. Unser Seitenschütze<br />
sah, wie sie einen kurzen Feuerstoss auf<br />
eine Me 109 abgab. Dann kam sie auf 5<br />
Uhr herum und wurde als befreundetes<br />
Abbildung 7:Steuerradfragment einer P-38<br />
Flugzeug identifiziert. Sie wackelte mit<br />
den Tragflächen und näherte sich langsam<br />
der Formation. Sie kam bis auf 270<br />
m heran und eröffnete das Feuer. Unser<br />
Seitenschütze schoss auf sie, woraufhin<br />
sie nach 7 Uhr abdrehte, wo ich ihr dann<br />
einen Feuerstoss verpasste. Sie flog nach<br />
10 Uhr und griff die Maschine 42-30307<br />
an. Sie traf die Maschine, welche aus dem<br />
Verband ausscherte, unter unserem Heck<br />
durchflog und anscheinend die Kontrolle<br />
verlor. Als sie vorbeikam, sah ich, wie jemand<br />
versuchte, aus dem Pilotenfenster<br />
herauszukommen. Es war entweder der<br />
Pilot oder der Bordingenieur, aber ich<br />
glaube, es war der Bordingenieur, da die<br />
Maschine außer Kontrolle war und alle<br />
vier Motoren liefen. Wer auch immer<br />
es war, er kam heraus und die Maschine<br />
fing an zu trudeln. Danach sah ich<br />
fünf weitere Fallschirme sich öffnen.<br />
Abbildung 8: Die F-5E von F/O Monti mit der deutschen Kennung T9+MK<br />
Kurz bevor das Flugzeug auf dem Wasser<br />
aufschlug, ging es in einen Sturzflug<br />
über und schlug mit der Nase voran im<br />
Wasser ein. Alles in allem sah ich sechs<br />
offene Fallschirme. Die P-38 unternahm<br />
einen weiteren Angriff auf uns, gefolgt<br />
von einem Angriff auf die Maschinen<br />
zu unserer rechten Seite. Zuletzt sah ich<br />
die Feindmaschine auf dem Rückflug zur<br />
italienischen Küste. Ich glaube, als Tragflächenmarkierung<br />
hatte sie den amerikanischen<br />
weißen Stern. Es sah aus, als<br />
wären zusätzlich, zu den Maschinengewehren<br />
und der Maschinenkanone,<br />
noch weitere „.30 calibre“ (Karabinerkaliber,<br />
Anmerkung des Autors) Waffen in<br />
der Tragfläche installiert gewesen. Das<br />
Flugzeug war sehr dunkel angestrichen.<br />
Ich flog als Heckschütze in der Maschine<br />
3909, welche als Zusatzmaschine im letzten<br />
Element flog.<br />
JERALD E. TATE<br />
S/Sgt“<br />
...<br />
LuftwaffenRevue<br />
21<br />
Dieser Vorfall geschah am 11. August
1943 über dem Mittelmeer in der Nähe<br />
von Anzio. Von der neunköpfigen Besatzung<br />
der B-17 wurden drei Besatzungsmitglieder<br />
vom alliierten Seenotrettungsdienst<br />
gerettet. Die anderen sechs<br />
Abbildung 9: F/O Monti´s F-5E im<br />
Juni 1945 in Schwangau<br />
Besatzungsmitglieder sind bis heute vermisst,<br />
darunter auch der Pilot und der<br />
Bordingenieur.<br />
Im September 1943 taucht eine P-38F<br />
oder G beim „Wanderzirkus Rosarius“<br />
mit der Kennung T9+XB auf. Die Identi-<br />
tät bzw. die Herkunft dieser Maschine ist<br />
ebenfalls ungeklärt.<br />
Von ihr existiert aber eine Farbaufnah-<br />
me22 Abbildung 11: P-38F oder G beim<br />
„Wanderzirkus Rosarius“<br />
(Abbildung 11), welche deutlich<br />
den Anstrich dokumentiert. Interessant<br />
ist das dunkle Olivgrün, welches an die<br />
Aussage von S/Sgt Jerald Tate vom 11.<br />
August 1943 erinnert. Was mit der Maschine<br />
dann bis Kriegsende geschah,<br />
ist nicht überliefert. Zum Fragment des<br />
Steuerrades würde diese P-38 auf jeden<br />
Fall sehr viel besser passen als die Maschine<br />
von F/O Monti.<br />
Im Zeitraum von Mitte August 1943 bis<br />
Mitte September 1943, also zwischen<br />
dem Zeitpunkt des Angriffs auf die amerikanischen<br />
Bomber bei Anzio und dem<br />
ersten Erscheinen der T9+XB beim „Wanderzirkus<br />
Rosarius“, fällt am 8. September<br />
1943 die Kapitulation Italiens und<br />
der Waffenstillstand zwischen Italien<br />
und den alliierten Mächten.<br />
Es kann nun spekuliert werden, dass<br />
Abbildung 10: P-38 mit italienischer Kennung<br />
eventuell die italienische Beute-P-38<br />
nochmals erbeutet wurde, und zwar dieses<br />
Mal von den Deutschen. Damit gäbe<br />
es keine zwei weiteren P-38-Beutemaschinen,<br />
sondern nur eine, welche zuerst<br />
bei den Italienern flog, um später in den<br />
Besitz der Luftwaffe überzugehen. Dies<br />
würde schließlich auch erklären, warum<br />
über den weiteren Verbleib der italienischen<br />
P-38 nichts bekannt ist.<br />
Fussnoten<br />
Fussnote 1: Pilot’s Flight Operating Instructions<br />
for Army Models B-17F and G – British<br />
Model Fortress II, AN 01-20EF-1, August 1,<br />
LUFTFAHRTMUSEUM FINOWFURT<br />
Museumsstraße 1 - 16244 Schorfheide,<br />
Öffnungszeiten:<br />
März - Oktober täglich 10 bis 17 Uhr<br />
Oktober - März täglich 10 bis 16 Uhr<br />
REPORTAGE<br />
1943<br />
Fussnote 2: Pilot’s Flight Operating Instructions<br />
for Army Models B-17F and G – British<br />
Model Fortress II, AN 01-20EF-1, August 1,<br />
1943<br />
Fussnote 3: Index of Army-Navy Aeronautical<br />
Equipment - Instruments, T.O. NO. 03-1-67,<br />
20 June 1944<br />
Fussnote 4: Parts Catalog USAF Series B-17G<br />
Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,<br />
Corrected to 14 August 1950<br />
Fussnote 5: Parts Catalog USAF Series B-17G<br />
Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,<br />
Corrected to 14 August 1950<br />
Fussnote 6: Parts Catalog USAF Series B-17G<br />
Aircraft, AN 01-20EG-4, 1 September 1945,<br />
Corrected to 14 August 1950<br />
Fussnote 7: Hans-Heiri Stapfer, Strangers in a<br />
Strange Land, Carrolton, 1988<br />
Fussnote 8: Airplane Parts Catalog Army Model<br />
B-17F – British Model Fortress II, T.O. NO.<br />
01-20EF-4, December 15, 1943<br />
Fussnote 9: Hans-Heiri Stapfer, Strangers in a<br />
Strange Land, Carrolton, 1988<br />
Fussnote 10: URL: http://www.303rdbg.com/<br />
Fussnote 11: URL: http://www.303rdbg.com/c-<br />
360-flickenger.html<br />
Fussnote 12: URL: http://www.303rdbg.com/<br />
pp-wulfehound.html<br />
Fussnote 13: URL: http://www.luftarchiv.de/<br />
Fussnote 14: URL: http://www.303rdbg.com/<br />
pp-wulfehound.html<br />
Fussnote 14: URL: http://www.warbirdsresourcegroup.org/LRG/b17fortress.html<br />
Fussnote 15: Interchangeable Parts List for<br />
Model P-38 and F-5 Series Airplanes, AN 01-<br />
75-28, 30 November 1944<br />
Fussnote 16: Airplane Parts Catalog Models P-<br />
38H, P-38J and F-5B Series, AN 01-75-4A, 25<br />
September 1944<br />
Fussnote 17: URL: http://en.wikipedia.org/<br />
wiki/Martin_James_Monti<br />
Fussnote 18: URL: http://www.luftarchiv.de/<br />
Fussnote 19: Kenn C. Rust, Ninth Air Force<br />
Story …in World War II, Temple City, U.S.A.,<br />
1982<br />
Fussnote 20: URL: http://www.1stfighter.com/<br />
photos/P38%20Captured%20by%20Italians.<br />
html<br />
Fussnote 21 MACR 490<br />
Fussnote 22 URL: http://www.luftarchiv.de/<br />
Hans-Günter Ploes<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene: 5,- EUR, Kinder: 2,50 EUR<br />
Ermäßigte (Schwerbeschädigte, Hartz<br />
IV-Empfänger, Studenten, Rentner): 3,50<br />
EUR - Preise von Sonderangeboten und<br />
Führungen auf Anfrage.<br />
4. Quartal 2009 11
GESCHICHTE<br />
In der Hochphase des Kalten Krieges<br />
forderte Bundesverteidigungsminister<br />
Franz-Josef Strauß, „eine wirkungsvolle<br />
geistige Auseinandersetzung mit dem<br />
Weltkommunismus zu führen“. Zum einen<br />
erkannte Strauß die Notwendigkeit,<br />
sich gegen die „kommunistische Zersetzungsarbeit“<br />
psychologisch zu rüsten:<br />
„Der Kampfwert der Truppe hängt ja<br />
entscheidend von ihrer inneren Festigkeit<br />
und ihrer inneren Bindung an unser<br />
Volk ab“, begründete der Minister seine<br />
Bewertung. Zum anderen forderte er ein<br />
aktives Handlungsmoment, um mit der<br />
Bundeswehr psychologische Gegenangriffe<br />
gegen den „aggressiven Weltkommunismus“<br />
durchführen zu können.<br />
12<br />
Als Flugschriften in der DDR vom Himmel fielen<br />
Luftgestützte, grenzüberschreitende Informationseinsätze der PSK- und PSV-Truppe von 1961 bis 1972<br />
PSK-Soldat befüllt einen<br />
Wetterballon mit Wasserstoff.<br />
In der stetig zunehmenden „psychologischen<br />
Offensive des Sowjetblocks“ sah<br />
Strauß eine Bedrohung für die freiheitlich-demokratische<br />
Grundordnung der<br />
Bundesrepublik Deutschland: „Die Zahl<br />
der sowjetzonalen Propaganda-Pamphlete,<br />
die nach West-Deutschland und<br />
West-Berlin eingeschleust (...) werden,<br />
hat sich von rund 300.000 Exemplaren<br />
monatlich im Jahre 1957 um rund 12<br />
Millionen Stück im Monatsdurchschnitt<br />
1960 erhöht.“ Hierauf galt es aus seiner<br />
Sicht zu reagieren!<br />
Im Herbst 1961 wurden von der politischen<br />
Leitung im Bundesministerium der<br />
Verteidigung sogenannte Informationseinsätze<br />
in die Deutsche Demokratische<br />
Republik (DDR) hinein angeordnet. Mit<br />
der Planung und Durchführung wurde<br />
die Psychologische Kampfführung (PSK)<br />
der Bundeswehr betraut. Die Informationseinsätze<br />
hatten zum Ziel:<br />
1. Die Angehörigen der Nationalen<br />
Volksarmee (NVA) über die realen Verhältnisse<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
und der NATO zu informieren,<br />
2. Vorurteile und Hass gegenüber der<br />
Bundeswehr und der Bundesrepublik<br />
bei den ostdeutschen Uniformträgern abzubauen<br />
sowie<br />
3. die NVA-Grenztruppen zu menschlichem<br />
Verhalten und zur Achtung des<br />
Völkerrechts aufzufordern, insbesondere<br />
sollten sie den Schießbefehl umgehen.<br />
Die primäre Zielgruppe der Informationseinsätze<br />
waren die Angehörigen der<br />
bewaffneten Kräfte der DDR. Aber auch<br />
die Zivilbevölkerung der DDR wurde von<br />
der PSK angesprochen.<br />
Die Notwendigkeit der Informationseinsätze<br />
in die DDR hinein, erläuterte der<br />
Nachfolger von Strauß, Kai-Uwe von<br />
Hassel, vor dem Deutschen Bundestag<br />
im Jahre 1965 mit folgenden Worten:<br />
„Der Soldat in den Streitkräften der sowjetischen<br />
Besatzungszone Deutschlands<br />
ist in noch stärkerem Maße als die Bürger<br />
Mitteldeutschlands von freier Information<br />
ausgeschlossen. Außerdem wird ihm<br />
im Politunterricht durch Lüge und Verleumdung<br />
ein bewußt verfälschtes Bild<br />
vom freien Teil Deutschlands gezeichnet.<br />
Er wird zum Haß erzogen.<br />
PSK-Soldaten befestigen die Last<br />
(einschließlich der Flugschriften)<br />
am Wetterballon.<br />
Die Anwendung des verbrecherischen<br />
Schießbefehls ist eine Auswirkung dieser<br />
systematischen negativen Beeinflussung.<br />
Um diesen Wirkungen entgegenzutreten,<br />
versucht die Bundeswehr (...) die über<br />
den NVA-Soldaten verhängte Isolierung<br />
mit Informationen auf besonderen Wegen<br />
zu durchbrechen, und zwar auf eine<br />
Weise, die ihn nicht gefährdet“.<br />
Ein Wetterballon steigt auf und<br />
wird von den Westwinden auf<br />
das Territorium der DDR getrieben.<br />
Die Informationseinsätze stellten die PSK<br />
von Beginn an vor große Herausforderungen.<br />
Es mussten zunächst einmal<br />
Wege gefunden werden, NVA-Soldaten<br />
mit PSK-Botschaften überhaupt zu erreichen.<br />
Das in der DDR vorherrschende<br />
Verbot, Medien aus dem Westen zu empfangen,<br />
wurde nämlich für die Uniformträger<br />
weiter verschärft. Bereits das Lesen<br />
sogenannter „Feindpropaganda“ aus<br />
dem Westen wurde unter Strafe gestellt!<br />
Um dennoch auf Einstellung und Verhalten<br />
von NVA-Soldaten deeskalierend<br />
einwirken zu können und das Feindbild<br />
vom „militaristischen“ und „revanchistischen“<br />
Westen zu entkräften, wählte<br />
die PSK unterschiedliche Wege: den Weg<br />
über das Land, den Weg über das Wasser<br />
und den Weg durch die Lüfte. Die luftgestützten,<br />
grenzüberschreitenden Informationseinsätze<br />
der PSK – und ab 1970<br />
ihrer Nachfolgeorganisation, der Psychologischen<br />
Verteidigung (PSV) – werden in<br />
diesem Beitrag vorgestellt.<br />
PSK-Balloneinsätze<br />
Die PSK-Truppe setzte zum Verbringen<br />
ihrer Druckerzeugnisse auf dem Luftweg<br />
im Schwerpunkt Ballone ein. Es handelte<br />
sich dabei um handelsübliche Wetterballone,<br />
wie sie auch vom zivilen meteoro-<br />
LuftwaffenRevue
logischen Personal für Windmessungen<br />
genutzt werden. Alternativ standen Flugblattraketen<br />
zur Verfügung. Diese kamen<br />
aber nicht zum „scharfen“ Einsatz.<br />
Ein Ballonzug der PSK-Truppe lässt<br />
in der Auflassstellung Ballone<br />
mit Flugrichtung Osten steigen.<br />
Für die Durchführung der Balloneinsätze<br />
waren primär die Ballonzüge der<br />
PSK-Einheiten zuständig. Im Herbst 1961<br />
verbrachten sie erstmals Flugschriften<br />
über die innerdeutsche Grenze. Bereits<br />
zehn Jahre zuvor sammelte das Ostbüro<br />
der SPD Erfahrungen im Einsatz mit<br />
Flugblattballonen. Dieses Wissen machte<br />
sich die PSK-Truppe zunutze. Bevor<br />
ein Ballonzug einer PSK-Einheit zum Einsatz<br />
aus der Kaserne ausrückte, holten<br />
die Ballonsoldaten aktuelle Wettervorhersagen<br />
von militärischen und zivilen<br />
Wetterdiensten ein und werteten diese<br />
aus. Im grenznahen Gebiet angelangt,<br />
kamen die Soldaten aus dem Windmesstrupp<br />
zum Einsatz. Sie ermittelten mit<br />
Hilfe eines Theodoliten die Windverhältnisse.<br />
Da die Balloneinsätze in der Regel<br />
bei Dunkelheit durchgeführt wurden,<br />
befestigten die Soldaten batteriegespeiste<br />
Glühbirnen an den Messballonen, um<br />
die Abdrift in den unterschiedlichen Höhen<br />
ermitteln zu können. Die gemessenen<br />
Werte zur Windgeschwindigkeit und<br />
Windrichtung nutzten die Soldaten, um<br />
die Flugbahn der Ballone zum Zielgebiet<br />
zu berechnen. Angepasst an die vorherrschenden<br />
Windverhältnisse wurden in<br />
Grenznähe zur DDR Standorte erkundet,<br />
die sich besonders für das Auflassen der<br />
Ballone eigneten. Im Idealfall konnte<br />
eine sogenannte Ballonauflassstellung<br />
(BAST) in einer Entfernung von 2.000 bis<br />
4.000 Metern zur innerdeutschen Grenze<br />
erkundet und bezogen werden. Die Soldaten<br />
füllten nunmehr Wasserstoff in<br />
die Ballone. Anschließend wurden die<br />
PSK-Flugschriften in eine Klarsichtfolie<br />
eingeschlagen und auf ein Segelbrett aus<br />
Styropor gelegt. Das Segelbrett wurde<br />
über eine Fadenaufhängung mit einem<br />
Uhrauslöser verbunden. Die Soldaten<br />
befestigten dann die zu transportierende<br />
Last mit einer speziellen Aufhängung an<br />
die Ballone. Die Ballone stiegen bis zum<br />
Auslösevorgang mit einer Geschwindigkeit<br />
von 200 Metern pro Minute in Höhen<br />
von 2.000 bis 4.000 Meter auf. Ein Ballonzug<br />
der PSK-Truppe konnte innerhalb<br />
von zwölf Stunden eine Tonne Papier in<br />
ein vorgegebenes Zielgebiet verbringen.<br />
Dieses Gewicht entspricht der Menge<br />
von etwa einer Million Flugblättern! Mit<br />
den Ballonen konnten Druckerzeugnisse<br />
über eine Entfernung von 30 Kilometern<br />
in einer Ausdehnung von 100 Quadratkilometern<br />
zielgenau verbracht werden.<br />
Es waren aber auch Weitflüge in bis zu<br />
200 Kilometer entfernte Zielgebiete möglich.<br />
Im Durchschnitt wurden wöchentlich<br />
zwei Balloneinsätze durchgeführt.<br />
Alternativ zu den Ballonen setzte die<br />
PSK-Truppe zum Verbringen ihrer Botschaften<br />
auf dem Luftweg sogenannte<br />
„Minifol“ ein.<br />
Es handelte sich dabei um bedruckte<br />
Kunststoffkissen, die mit Wasserstoff befüllt<br />
und vom Wind über die innerdeutsche<br />
Grenze in die DDR getragen worden<br />
sind. Die in Mitteleuropa vorherrschenden<br />
Westwinde begünstigten die Ballon-<br />
und Minifol-Einsätze der PSK-Truppe im<br />
besonderen Maße und erschwerten zugleich<br />
luftgestützte Aktivitäten der NVA.<br />
GESCHICHTE<br />
PSK-Flugblätter & -Flugzeitungen<br />
Die PSK verbrachte mit Ballonen vor allem<br />
Flugblätter und Flugzeitungen auf<br />
das Territorium der DDR. Das Verbringen<br />
von kleinen Büchern und Heften blieb die<br />
Ausnahme. Bevor PSK-Flugschriften zum<br />
Einsatz kamen, mussten sie stets von einem<br />
Staatssekretär im BMVg freigegeben<br />
werden!<br />
Die Formate der PSK-Flugblätter variierten<br />
zwischen DIN A7 und DIN A4. Das<br />
am häufigsten genutzte Format für Flugblätter<br />
war DIN A5. Die Auflage eines<br />
Flugblattes variierte in der Regel zwischen<br />
500.000 bis zu 1.000.000 Exemplaren.<br />
Eine Ausnahme war ein Kleinstflugblatt<br />
(DIN A7) aus dem Jahre 1963, das<br />
in einer Auflage von 32.000.000 Stück<br />
gedruckt wurde. Auf dem Flugblatt war<br />
eine Ulbricht-Karikatur abgebildet mit<br />
den Worten: „Dieser nicht, aber Neckermann<br />
machts möglich“. Es handelte sich<br />
dabei um einen in der DDR gängigen<br />
Slogan gegen die dortige Planwirtschaft<br />
und für die Marktwirtschaft in der Bundesrepublik.<br />
Die PSK-Truppe produzierte neben Flugblättern<br />
im Schwerpunkt Flugzeitungen<br />
und brachte diese zum Einsatz. Flugzeitungen<br />
wurden in den Formaten DIN A3<br />
bis DIN A2 gedruckt und anschließend<br />
gefalzt. Die PSK stellte verschiedene Titel<br />
an Flugzeitungen her. Diese richteten<br />
sich jeweils an ausgewählte Zielgruppen<br />
in der DDR und waren inhaltlich sowie<br />
gestalterisch auf sie abgestimmt.<br />
Im Folgenden wird die Flugzeitung<br />
„Volksarmee“ vorgestellt, die von der<br />
PSK produziert und im Rahmen der Informationseinsätze<br />
in die DDR verbracht<br />
worden ist. Die PSK-Flugzeitung „Volksarmee“<br />
richtete sich an die Soldaten der<br />
Nationalen Volksarmee. Die Flugschrift<br />
war gestalterisch ein Imitat der gleichnamigen<br />
Wochenzeitung für die Uniformträger<br />
der DDR. Auf den ersten Blick<br />
sehen die PSK-Ausgaben dem Original<br />
täuschend ähnlich. Um sich der Originalausgabe<br />
möglichst exakt anzupassen,<br />
wurde für den Druck sogar Papier aus der<br />
DDR verwendet. Die detailgetreue Nachahmung<br />
sollte Repressalien durch die<br />
Vorgesetzten vorbeugen und somit NVA-<br />
Soldaten gewissermaßen schützen. In der<br />
NVA-Dienstvorschrift DV 10/9a hieß es<br />
nämlich sinngemäß: Das Lesen, Verteilen<br />
und Propagieren feindlicher Schriften<br />
ist strengstens verboten. Verstöße werden<br />
streng disziplinarisch geahndet! Wurden<br />
NVA-Soldaten beim Lesen von PSK-<br />
Flugschriften erwischt, erfolgten weitreichende<br />
Strafen! Die Ausrede, dass der<br />
Leser der PSK-Flugzeitung glaubte, eine<br />
DDR-Ausgabe der „Volksarmee“ in den<br />
4. Quartal 2009 13
GESCHICHTE<br />
Händen zu halten, war von den Vorgesetzten<br />
jedoch kaum zu widerlegen. Erst<br />
beim genauen Hinsehen wurden die Unterschiede<br />
inhaltlicher Art zum Original<br />
deutlich. Das begann bereits beim Titel<br />
der Flugzeitung. Während der vollständige<br />
Titel der Originalausgabe „Volksarmee<br />
– Für unsere Arbeiter- und Bauern-<br />
Macht“ lautete, titelte die PSK-Ausgabe<br />
abwechslungsreich „Volksarmee – Für<br />
die Macht der Arbeiter und Bauern“ oder<br />
„Volksarmee – Für unsere Arbeiter-und-<br />
Mauern-Macht“. Das Layout der PSK-<br />
Ausgaben trug den Veränderungen – im<br />
Schriftzug und in der Aufmachung – der<br />
Originalausgabe stets Rechnung.<br />
In der Flugzeitung „Volksarmee“ wurden<br />
bevorzugt militärische, aber auch<br />
politische Sachverhalte thematisiert. Die<br />
„Volksarmee“ wurde von der PSK- und<br />
PSV-Truppe ab Oktober 1961 bis Juni<br />
1972 mit Ballonen über die innerdeutsche<br />
Grenze in die DDR verbracht. Die<br />
14<br />
Flugzeitung „Volksarmee“ wurde nicht<br />
fortlaufend durchnummeriert. Auf diese<br />
Weise war es für die DDR-Führung kaum<br />
möglich nachzuvollziehen, wie viele Ausgaben<br />
welchen Inhalts tatsächlich an<br />
die NVA-Soldaten verbracht wurden. Die<br />
PSK-Flugzeitung „Volksarmee“ erschien<br />
zudem in unregelmäßigen Abständen.<br />
Die durchschnittliche Auflage einer Ausgabe<br />
betrug etwa 500.000 Exemplare.<br />
Die erste „Volksarmee“ der PSK erschien<br />
im Herbst 1961. Das bestimmende Thema<br />
dieser Ausgabe war die Berlin-Krise.<br />
Um die NVA-Soldaten über die Ansichten<br />
unterschiedlicher Staaten zu dieser<br />
politisch angespannten Situation zu informieren,<br />
wurden Zeitungsbeiträge aus<br />
der Bundesrepublik, Großbritannien,<br />
Frankreich, Österreich und Burma veröffentlicht.<br />
Die ausgewählten Pressestimmen<br />
sollten dazu beitragen, Vorurteile<br />
und Hass gegenüber der Bundesrepublik<br />
abzubauen.<br />
Zu einem weiteren bestimmenden und<br />
immer wiederkehrenden Thema der<br />
Flugzeitung „Volksarmee“ wurde ab der<br />
dritten Ausgabe im November 1961 der<br />
Schießbefehl der Grenztruppen. „Wer<br />
unbekannte Zivilisten in den Rücken<br />
schießt, ist nicht Soldat, sondern Mörder!“<br />
heißt es in dieser Ausgabe und weiter:<br />
„20 cm zu hoch geschossen, ersparen<br />
20 Jahre Zuchthaus“ sowie „Schüsse können<br />
befohlen werden, Treffer nie!“. In der<br />
darauf folgenden Ausgabe der Flugzeitung<br />
„Volksarmee“ wurde den Lesern ein<br />
Fall geschildert, bei dem ein Flüchtling<br />
von DDR-Grenzsoldaten erschossen und<br />
daraufhin eine strafrechtliche Verfolgung<br />
in der Bundesrepublik eingeleitet wurde.<br />
Die Mordkommission Berlin-Schöneberg<br />
suchte zur Aufklärung des Falls Zeugen,<br />
um den Schützen zu ermitteln, und hatte<br />
dafür eine Belohnung von 10.000 Deutschen<br />
Mark ausgesetzt. Die PSK informierte<br />
die Uniformträger der DDR von<br />
Beginn der Balloneinsätze fortlaufend,<br />
dass Tötungsdelikte und Grenzzwischenfälle<br />
für eine spätere Strafverfolgung dokumentiert<br />
wurden.<br />
Der Bundesverteidigungsminister, Franz-<br />
Josef Strauß, richtete in der Ausgabe<br />
zum Jahresbeginn 1962 einen Appell<br />
an die Soldaten der NVA: „Handeln Sie<br />
so, daß Sie vor Ihrem Gewissen und vor<br />
Ihrem Volk bestehen können!“ Strauß<br />
führte weiter aus: „Die Propaganda der<br />
SED und ihrer Politoffiziere überschüttet<br />
Soldaten der Volksarmee und Volkspolizei<br />
mit falschen Informationen über die<br />
freie Welt, deren Teil die Bundesrepublik<br />
ist, und redet ihnen ein, daß Vaterlandsliebe<br />
nichts anderes sein dürfe als Haß<br />
gegen die eigenen Landsleute im freien<br />
Westen. (...) Wenn ich als deutscher Verteidigungsminister<br />
und Abgeordneter<br />
des frei gewählten deutschen Parlaments<br />
heute zu Ihnen, den Soldaten der sogenannten<br />
NVA oder Volkspolizei, spreche,<br />
dann tue ich es, um an Ihr Gewissen zu<br />
appellieren und Sie aufzufordern, jede<br />
Handlung Ihrer Kameraden und Vorgesetzten<br />
darauf zu überprüfen, ob sie<br />
den allgemein gültigen Gesetzen der<br />
menschlichen Nächstenliebe entspricht<br />
oder nicht und ob sie im Einklang mit<br />
menschlichem und göttlichem Recht<br />
steht“. Die Flugzeitung „Volksarmee“<br />
thematisierte den Schießbefehl kontinuierlich<br />
über elf Jahre hinweg und machte<br />
den NVA-Soldaten deutlich, dass Schüsse<br />
auf Flüchtlinge strafrechtliche Konsequenzen<br />
nach sich ziehen würden: „Es<br />
bleibt nicht ungesühnt. Alle Gewaltakte<br />
an der Demarkationslinie und in der<br />
SBZ werden registriert. (...) Schießbefehl<br />
ist Mordbefehl!“ titelte die Ausgabe Nr.<br />
LuftwaffenRevue
2 aus dem Jahre 1965. Die Ausgabe Nr.<br />
38 aus dem Jahre 1969 konkretisierte:<br />
„Verjährung? Nicht mehr für Mord. (...)<br />
Das trifft selbstverständlich auch auf die<br />
Mordtaten an der Zonengrenze zu“.<br />
Die Flugzeitung „Volksarmee“ enthielt<br />
aber keinerlei Diffamierungen, weder<br />
über die Soldaten der NVA noch über die<br />
Bevölkerung der DDR. Ferner durfte sie<br />
auch nicht zum Aufstand gegen die politische<br />
Führung der DDR auffordern und<br />
„keinerlei direkte Anregungen zu einem<br />
Überlaufen in den Westen“ geben. Diese<br />
Tabus galten für alle Flugschriften der<br />
PSK und PSV.<br />
Reaktionen aus der DDR auf<br />
PSK-Balloneinsätze<br />
Gegen die bei Dunkelheit in das Gebiet<br />
des ostdeutschen Staates hineinschwebenden<br />
Ballone waren Politiker und Militärs<br />
der DDR gleichermaßen machtlos.<br />
In den frühen 1960er Jahren wurden<br />
Grenzsoldaten zunächst angewiesen,<br />
Ballone mit ihren Handfeuerwaffen<br />
abzuschießen. Jedoch erwies sich diese<br />
Maßnahme als unzweckmäßig, denn<br />
auch die Flugschriften abgeschossener<br />
Ballone gerieten letztlich in die Hände<br />
der Uniformträger der DDR und wurden<br />
von ihnen trotz des Verbotes gelesen. Um<br />
die Wirkung auf NVA-Soldaten möglichst<br />
gering zu halten, teilte die DDR-Führung<br />
zum Aufsammeln der PSK-Flugschriften<br />
auch Grenzhelfer, Schulklassen und<br />
Rentner ein!<br />
Mit der Zielfehlerkarte informierte die<br />
PSK NVA-Soldaten, die an der innerdeutschen<br />
Grenze eingesetzt waren.<br />
Die Abwehr der westlichen „Feindpropaganda“<br />
aus der Luft wurde auf Seiten<br />
der DDR aber nicht auf das Leseverbot<br />
beschränkt. So verschoss die Propaganda-Truppe<br />
der NVA Kleinraketen aus<br />
Pappmaterial über die innerdeutsche<br />
Grenze und forderte in ihren Flugschriften<br />
das Ende der „provokatorischen Ballonaktionen“<br />
aus der Bundesrepublik.<br />
Ferner wurden in der DDR-Presse gezielt<br />
Gerüchte über Gefahren durch die PSK-<br />
Ballone verbreitet. Sie wurden mitunter<br />
als gefährliche Offensivwaffen des westdeutschen<br />
Militarismus bezeichnet, „die<br />
mit ihren heimtückischen Sprengladungen<br />
schon Kindern die Arme abgerissen<br />
hätten“. Ferner hieß es: „In zahlreichen<br />
Fällen haben vom westdeutschen Territorium<br />
gestartete Hetzschriftenballons,<br />
die in der DDR niedergingen und explodierten,<br />
erheblichen Schaden angerichtet<br />
und Menschenleben gefährdet“.<br />
Weit verbreitet war das Gerücht, Balloneinsätze<br />
gefährdeten die Flugsicherheit.<br />
Die PSK der Bundeswehr widerlegte diese<br />
Behauptungen mit folgender Argumentation:<br />
Zivile und militärische Wetterdienste<br />
ließen allein in Mitteleuropa monatlich<br />
über 3.500 mit Sonden versehene<br />
Wetterballone steigen, zum Teil in unmittelbarer<br />
Nähe zu Verkehrsflughäfen.<br />
Ferner wurden technisch-wissenschaftlich<br />
angelegte Versuche im Windkanal<br />
angeführt, die nachwiesen, dass weder<br />
einzelne noch eine Vielzahl von Wetterballonen<br />
die Flugsicherheit gefährden.<br />
Überdies war eine Verwechslung der Ballone<br />
mit militärischen Flugzeugen bei<br />
der Radarbeobachtung ausgeschlossen.<br />
In der Gesamtbetrachtung wird deutlich,<br />
dass Politiker und Militärs der DDR sich<br />
weniger an den technischen Komponenten<br />
der Balloneinsätze störten, sondern<br />
diese gegenüber der Öffentlichkeit lediglich<br />
vorgeschoben wurden. Die eigentlichen<br />
Schwierigkeiten der DDR-Führung<br />
lagen in der inhaltlichen Auseinandersetzung<br />
mit den Flugschriften der PSK.<br />
Ein Beleg hierfür sind Ausführungen von<br />
NVA-Oberst Karl-Heinz Kathert aus dem<br />
Jahr 1967. Im Rahmen einer wissenschaftlichen<br />
Konferenz an der „Militärakademie<br />
Friedrich Engels“ in Dresden<br />
äußerte sich Kathert über die Balloneinsätze<br />
der PSK und die Wirkung der Flugschriften<br />
auf die Grenzsoldaten wie folgt:<br />
Die vom NVA-Oberst als „ideologische<br />
Diversion“ bezeichneten Druckerzeugnisse<br />
der PSK stürzten die Grenzsoldaten<br />
in „Gewissenskonflikte“ und hielten<br />
sie von der „konsequenten Anwendung<br />
der Schusswaffe“ ab. Kahlert trug auch<br />
zu den Problemen vor, die der Umgang<br />
mit diesen Schriften bereitete: „Als nicht<br />
zweckmäßig hat sich der Versuch einiger<br />
Genossen erwiesen, beim Auftreten geg-<br />
GESCHICHTE<br />
nerischer Argumente eine einfache ‚Widerlegung’<br />
vornehmen zu wollen“. Der<br />
Minister für Nationale Verteidigung der<br />
DDR, Armeegeneral Hoffmann, sah die<br />
Lösung derartiger Probleme in der Intensivierung<br />
der sozialistischen Wehrerziehung!<br />
Dieses Kleinstflugblatt der PSK-Truppe<br />
(Vorder- und Rückseite) wurde 1963<br />
in einer Auflage von 32.000.000 Stück<br />
gedruckt und mit Ballons in die DDR<br />
verbracht.<br />
Um das Ende der PSK-Balloneinsätze<br />
herbeizuführen, unterbreitete die DDR-<br />
Führung der Bundesrepublik schließlich<br />
mehrfach Tauschgeschäfte. Im Gegenzug<br />
für den Stopp der westlichen Flugschriften<br />
schlug die DDR vor, entweder die eigenen<br />
Flugblatteinsätze einzustellen, die<br />
Lautsprechereinsätze zu beenden oder<br />
die Propagandatafeln entlang der innerdeutschen<br />
Grenze abzubauen. Diese<br />
Tauschangebote standen qualitativ und<br />
quantitativ in einem deutlichen Missverhältnis<br />
zur Effektivität und Effizienz<br />
der Balloneinsätze der PSK und wurden<br />
von der Bundesregierung bis 1972 stets<br />
abgelehnt. Auch die verschiedentlich gestellten<br />
Ultimaten der DDR, mit denen<br />
sie das Ende dieser Einsätze erzwingen<br />
wollte, blieben ohne Erfolg. Ferner drohte<br />
die SED westdeutschen Firmen, die<br />
Wasserstoff und weitere Materialien für<br />
PSK-Balloneinsätze lieferten, jeglichen<br />
Transitverkehr ihrer Waren zwischen der<br />
Bundesrepublik und Westberlin zu unterbinden.<br />
Auf diese Weise wurde gezielt<br />
Druck auf die Zulieferer der PSK-Truppe<br />
ausgeübt.<br />
4. Quartal 2009 15
GESCHICHTE<br />
Thema: Schießbefehl!<br />
Der Schießbefehl war ein zentrales<br />
Thema der PSK-Flugschriften. Die Autoren<br />
der Flugschriften zeigten ein großes<br />
Verständnis für das Dilemma der<br />
Grenzsoldaten, auf der einen Seite den<br />
Schießbefehl ausüben zu müssen und<br />
auf der anderen Seite keinen Menschen<br />
töten zu wollen. Folgende Zeilen der PSK-<br />
Flugschrift „Information“ (September<br />
1966) aus dem Beitrag „Schießbefehl ist<br />
Mordbefehl! – Alle Kulturvölker der Erde<br />
erwarten von der NVA: Soldat sein und<br />
Mensch bleiben!“ zeigen ein hohes Maß<br />
an Empathie seitens der PSK-Redakteure:<br />
„Der Konflikt zwischen Befehl und Gewissen<br />
ist der zivilisierten Welt aus den<br />
Kriegsverbrecherprozessen noch in frischer<br />
Erinnerung; und eine Welle von<br />
Sympathie für deutsche (NVA-)Soldaten<br />
geht durch Presse, Rundfunk, Fernsehen<br />
und private Gespräche, wenn wieder<br />
einmal ein Flüchtling durchkam, weil<br />
ein Soldat nicht geschossen oder ‚nicht<br />
getroffen’ hat (...). Die freie Welt (...) bewundert<br />
schon seit längerer Zeit die außerordentliche<br />
Findigkeit und Tapferkeit<br />
ganzer Grenzkompanien bei der Sabotage<br />
des völkerrechtswidrigen Schießbefehls.<br />
Die meisten Flüchtlinge sind sich<br />
darüber einig, daß sie Leben und Gesundheit<br />
jenen tapferen Männern in den<br />
Grenzkompanien verdanken, die ihre<br />
Waffe völlig zu beherrschen gelernt haben.<br />
‚Beherrschen’ heißt in diesem Falle<br />
z.B. auch kluges, geübtes Danebenschießen<br />
unter Berücksichtigung der Streuung<br />
des Maschinenkarabiners“.<br />
Die PSK-Truppe stellte in hoher Auflage<br />
eine sogenannte Zielfehlerkarte im Taschenformat<br />
8,7 x 5,7 Zentimeter her<br />
und verbrachte diese mit Ballonen in die<br />
DDR. Die NVA-Soldaten wurden über<br />
gängige Zielfehler beim Schießen informiert,<br />
die das Trefferbild beeinträchtigen:<br />
„Wer diese möglichen Zielfehler sorgfältig<br />
beachtet, wird im Rest seiner Dienstzeit<br />
nicht mehr zum Mörder. Schießbefehl<br />
ist Mordbefehl!“<br />
Der PSK war bekannt, dass die Schießleistungen<br />
jedes einzelnen Soldaten ab<br />
Beginn seines Militärdienstes kontinuierlich<br />
schriftlich festgehalten wurden. Folglich<br />
fiel es den Überwachungsorganen<br />
der NVA auf, wenn ein guter Schütze die<br />
Flüchtlinge nicht traf. Das absichtliche<br />
Vorbeischießen führte zu disziplinarischen<br />
Bestrafungen, welche in der Realität<br />
häufig umgesetzt wurden! Die PSK<br />
lieferte den Soldaten im Grenzdienst<br />
eine plausible Begründung für schlechte<br />
Schießleistungen, indem sie über Ballone<br />
„Zielfehlerkarten“ verbrachte. Das<br />
Verkanten der Waffe oder das Wählen<br />
16<br />
eines falschen Haltepunktes sollte von<br />
den Soldaten im Grenzdienst fortan auch<br />
bei Übungsschießen angewandt werden,<br />
um beim absichtlichen Vorbeischießen<br />
auf Flüchtlinge eine plausible Erklärung<br />
zu haben.<br />
Die DDR-Führung forderte fortlaufend<br />
das Ende der PSK-Balloneinsätze aus der<br />
Bundesrepublik – so auch mit diesem<br />
Flugblatt.<br />
Wer dennoch den Schießbefehl ausübte,<br />
erhielt von den PSK-Redakteuren folgende<br />
Botschaft (Quelle: PSK-Flugschrift „Information“<br />
aus dem September 1966):<br />
„Sicher ist jedoch, daß die, die treffen, vor<br />
den Richter kommen (...). Die ‚Zentrale<br />
Erfassungsstelle’ zur Ermittlung kommunistischer<br />
Gewaltakte, die im Auftrag der<br />
westdeutschen Justiz tätig ist, hat bis zum<br />
31. Dezember 1965 2.469 Fälle verbrecherischen<br />
Schußwaffengebrauchs registriert<br />
und in 1.359 Verfahren einen oder<br />
mehrere Täter namentlich ermittelt“.<br />
Um dem Leser der Flugschrift zu verdeutlichen,<br />
dass es sich hierbei nicht um einen<br />
Bluff handelt, werden die Redakteure<br />
konkret: „Der Stabsgefreite Hanke von<br />
der 8. Reserve-Grenzkompanie in Schierke<br />
hat seine Strafe wegen versuchten Totschlags<br />
bereits erhalten. Schlimmer noch<br />
als jede Strafe ist die Stimme des Gewissens,<br />
die dem, der schießt und trifft, ein<br />
Leben lang zuruft: Mörder!“<br />
Kundig und kenntnisreich im Detail führten<br />
PSK-Redakteure an: „Aus dem ‚Militärstrafgesetz’<br />
der DDR vom 24. Januar<br />
1962, § 9 (Befehlsverweigerung), Absatz<br />
4: Die Verweigerung eines Befehls bleibt<br />
straflos, wenn die Ausführung gegen die<br />
anerkannten Normen des Völkerrechts<br />
oder gegen Strafgesetze verstoßen wür-<br />
de“. Mit einer gehörigen Portion Weitsicht<br />
sprachen die PSK-Redakteure den<br />
„anständigen“ NVA-Grenzsoldaten Respekt<br />
und Anerkennung aus: „Den Anständigen<br />
danken wir! Wir sind stolz auf<br />
Euch, auf Euer Verständnis und Euren<br />
Mut, menschlich zu handeln, Ihr anständigen<br />
Grenzsoldaten! Wir möchten Euch,<br />
Kameraden, zurufen, Euch in der harten<br />
Bewährung einer herzlosen Zeit, bleibt<br />
weiter anständig!“ (Quelle: PSK-Flugzeitung<br />
“Volksarmee”, Nr. 15, 1968).<br />
PSK-Einsätze mit Sportflugzeugen<br />
Die PSK verbrachte am 18. und 22. Januar<br />
1962 per Flugzeug Druckerzeugnisse<br />
auf das Territorium der DDR. Diese beiden<br />
Einsätze erfolgten unter dem Decknamen<br />
„Albatros“. Durch den Türspalt<br />
eines Sportflugzeugs vom Typ Piaggio<br />
wurden von Zivilbeschäftigten und Soldaten<br />
der PSK insgesamt 37.000 Exemplare<br />
einer Flugzeitung abgeworfen. Die<br />
Anflüge auf das Gebiet der DDR stellten<br />
rechtlich eine Grenzverletzung dar. Die<br />
PSK erkannte dieses und nahm es hin!<br />
In die konzeptionellen Überlegungen für<br />
weitere Flugzeugeinsätze wurden von<br />
der militärischen Führung zum einen<br />
Abwehrmaßnahmen der DDR und zum<br />
anderen auch Auseinandersetzungen<br />
mit der Luftraumüberwachung der Bundesrepublik<br />
und verbündeter Staaten in<br />
Betracht gezogen.<br />
Bei der per Flugzeug verbrachten PSK-<br />
Flugschrift handelte es sich vermeintlich<br />
um eine albanische Zeitung mit dem Namen<br />
„Zeri i Popullit“, was in der Übersetzung<br />
„Stimme des Volkes“ heißt. Die<br />
Originalausgabe „Zeri i Popullit“ ist das<br />
seit 1942 erscheinende offizielle Blatt der<br />
kommunistischen Partei Albaniens. In<br />
LuftwaffenRevue
vergleichbarer Vorgehensweise zur DDR-<br />
Zeitung „Volksarmee“ übernahm die PSK<br />
auch hier detailgenau die gestalterischen<br />
Elemente der Originalausgabe. Das Layout<br />
der Flugschrift „Zeri i Popullit“ erweckte<br />
folglich den Eindruck, dass es sich<br />
tatsächlich um eine „Sonderausgabe für<br />
die Genossen in der Deutschen Demokratischen<br />
Republik“ handelte, die von albanischen<br />
Kommunisten verfasst wurde.<br />
Zur Flugzeitung „Volksarmee“ besteht<br />
jedoch ein wesentlicher Unterschied.<br />
Während der Inhalt der imitierten DDR-<br />
Zeitung stets den tatsächlichen Verfasser<br />
enttarnte, verhielt es sich bei der Flugzeitung<br />
„Zeri i Popullit“ anders. Der Inhalt<br />
der „Stimme des Volkes“ weckte beim<br />
Leser in irreführender Absicht den Eindruck,<br />
dass es sich tatsächlich um eine<br />
Originalausgabe handelte!<br />
Dieses Flugblatt wurde von der PSK-<br />
Truppe zusammen mit drei Zigaretten in<br />
Folie eingeschweißt und richtete sich als<br />
Dank an die „Kameraden der 7. Grenzbrigade“<br />
in der DDR. Im Rahmen einer<br />
Bundeswehrübung hatten sich in der<br />
Nacht vom 29./30. November 1962 drei<br />
Soldaten vom Panzergrenadierbataillon<br />
22 bei starkem Nebel über die zum Teil<br />
noch offene innerdeutsche Grenze verirrt.<br />
Auf dem Territorium der DDR wurden<br />
die Bundeswehrsoldaten schließlich<br />
von Grenzsoldaten festgenommen und<br />
wenige Tage später wieder in die Bundesrepublik<br />
entlassen. Für dieses anständige<br />
Verhalten der NVA-Soldaten bedankten<br />
sich die PSK-Soldaten mit einem Flugblatt<br />
und mit Zigaretten!<br />
Auf der Titelseite der PSK-Flugschrift „Zeri<br />
i Popullit“ sind Auszüge einer Rede des<br />
Genossen Enver Hodscha abgedruckt, die<br />
er am 7. November 1961 zum 20. Jah-<br />
restag der Gründung der kommunistischen<br />
Partei Albaniens gehalten hatte.<br />
Hodscha kritisierte darin offen die politische<br />
Linie Chruschtschows. Er warf ihm<br />
vor, die Entscheidungen der KPdSU allen<br />
anderen kommunistischen Parteien<br />
aufdrängen zu wollen. Damit verstoße<br />
Chruschtschow nach Auffassung Hodschas<br />
gegen das Prinzip der Gleichheit<br />
und Unabhängigkeit der marxistischleninistischen<br />
Parteien und widerspreche<br />
dem proletarischen Internationalismus.<br />
In einem inhaltlichen Zusammenhang<br />
zur Rede Hodschas wurden die DDR-Bürger<br />
unter der Schlagzeile „Von Genossen<br />
zu Genossen“ gezielt angesprochen: „Wir<br />
albanischen Kommunisten wenden uns<br />
nicht in der Absicht an die Genossen der<br />
Deutschen Demokratischen Republik,<br />
uns in die inneren Verhältnisse der DDR<br />
und der SED unter der Führung des Genossen<br />
Walter U l b r i c h t einzumischen.<br />
Natürlich wäre es uns lieber, wenn sich<br />
die kampferprobte Partei der deutschen<br />
Arbeiterklasse in der notwendigen Auseinandersetzung<br />
nicht auf die Seite der<br />
opportunistischen Chruschtschow-Clique<br />
schlagen, sondern an der konsequenten<br />
Zurückweisung und Liquidierung aller<br />
Versuche teilnehmen würde, die Gleichberechtigung<br />
und Unabhängigkeit der<br />
marxistisch-leninistischen Parteien<br />
durch ein Regime der Befehlsausgabe<br />
durch die KPdSU zu ersetzen (...)“. Diese<br />
Worte stammten jedoch keineswegs aus<br />
der Feder eines albanischen Kommunisten,<br />
sondern wurden von Mitarbeitern<br />
der PSK geschrieben!<br />
Einige Exemplare der Flugschrift „Zeri i<br />
Popullit“ wurden vom Wind auf das Gebiet<br />
der Bundesrepublik getragen. Der<br />
bundesdeutschen Presse blieben die wahren<br />
Verfasser der „Stimme des Volkes“ je-<br />
GESCHICHTE<br />
doch verborgen. Die Lübecker Nachrichten<br />
druckten die Schlagzeile: „Albanien<br />
wiegelt den Ostblock auf – Flugblattaktion<br />
gegen Alleinherrschaft Chruschtschows“.<br />
Die BILD-Zeitung machte den<br />
Vorgang zur Titelstory: „Das tollste Ding<br />
des Monats – Albanische Flugblätter über<br />
Sowjetzone. Die Roten fordern: ‚Stürzt Nikita<br />
Chruschtschow!’“. Ein weiteres Zeugnis<br />
für das Gelingen der PSK-Aktion ist<br />
die Tatsache, dass die Flugschrift „Zeri i<br />
Popullit“ in dem Buch „Unser Jahrhundert<br />
im Bild“ aus dem Bertelsmann Verlag<br />
als Beleg für interne Zerwürfnisse in<br />
der kommunistischen Gemeinschaft angeführt<br />
wurde.<br />
Im Unterschied zur westdeutschen Presse<br />
empörte sich die Presseagentur der<br />
DDR. Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst<br />
(ADN) teilte mit, dass „ein<br />
Militärflugzeug der BRD einen provokatorischen<br />
Überflug der Staatsgrenze der<br />
DDR“ vollzogen hatte. Sie artikulierte<br />
Protest und sprach eine Warnung im<br />
Auftrag des Ministeriums für Auswärtige<br />
Angelegenheiten der DDR aus, dass eine<br />
Wiederholung solcher Handlungen Folgen<br />
haben werde. Die Flugschrift „Zeri i<br />
Popullit“ wurde in der Ostpresse mit keinem<br />
Wort erwähnt.<br />
Ein dritter Flugzeugeinsatz zum Verbringen<br />
von Flugschriften der PSK wurde<br />
am 5. September 1962 durchgeführt.<br />
Bei diesem Einsatz mit dem Decknamen<br />
„Radareinsatz“ wurde ein Flugzeug vom<br />
Typ Cessna 320 verwendet. Für weitere<br />
PSK-Flugzeugeinsätze wurde erwogen,<br />
Abwurfschächte in die Maschinen einzubauen,<br />
um pro Anflug eine höhere<br />
Zahl an Flugschriften verbringen zu können.<br />
Jedoch wurden die PSK-Einsätze mit<br />
Sportflugzeugen schließlich eingestellt.<br />
Die entsprechenden Einsatzprotokolle<br />
und Konzeptpapiere können im Bundesarchiv-Militärarchiv<br />
in Freiburg im Breisgau<br />
unter der Signatur BArch-MA, BW /<br />
2 6864 eingesehen werden.<br />
Aussagen von geflüchteten<br />
NVA-Soldaten<br />
Eine wichtige Quelle über die Wirksamkeit<br />
von PSK-Flugschriften waren Aussagen<br />
von geflüchteten NVA-Soldaten.<br />
Der in den Westen geflüchtete DDR-Politoffizier<br />
Oberleutnant Busch berichtete<br />
am 17. Juli 1967 Folgendes: „Nach einer<br />
Flugblattaktion im vorigen Jahr machte<br />
der Politstellvertreter der Grenzkompanie<br />
Mendhausen nach einem ‚Aktuellen Gespräch’<br />
zu den Flugblättern die Umfrage:<br />
‚Gesetzt den Fall, Sie als Grenzposten<br />
(zu den Soldaten gewandt) haben einen<br />
schweren Grenzdurchbruch ‚DDR-West’<br />
durch Anwendung der Schußwaffe ver-<br />
4. Quartal 2009 17
GESCHICHTE<br />
hindert. Die Grenzverletzer sind beide<br />
tot. Sie erhalten vom Chef der Grenztruppen<br />
die ‚Medaille für vorbildlichen<br />
Grenzdienst’, zusätzlich Sonderurlaub.<br />
Würden Sie die Medaille zu Hause tragen<br />
und ihren Verwandten sagen, warum Sie<br />
diese erhalten haben?’ Von 40 Mann<br />
gab es nur insgesamt zwei ‚Genossen’.<br />
Andere brachten Ausflüchte.<br />
Es war ihnen<br />
in starkem Maße peinlich.<br />
Dieser Test sagt<br />
mehr aus als hingeworfene<br />
Worte“. Zahlreiche,<br />
vergleichbare<br />
Aussagen geflüchteter<br />
Uniformträger aus der<br />
DDR wurden im Leitreferat<br />
PSK im BMVg<br />
quartalsweise zusammengefasst<br />
und weiteren<br />
Bedarfsträgern in<br />
der Bundeswehr zum<br />
dienstlichen Gebrauch<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Der geflüchtete NVA-<br />
Oberleutnant Busch<br />
unterbreitete der PSK<br />
aber auch konkrete<br />
Vorschläge zur Steigerung<br />
der Wirksamkeit<br />
ihrer Produkte: „Die<br />
erwähnte Flugschrift<br />
könnte in ihrem Inhalt<br />
noch wirksamer<br />
sein, enthielte sie noch<br />
mehr konkrete Begebenheiten<br />
aus den<br />
Grenzeinheiten und<br />
Grenzgebieten“. Ferner<br />
nannte er konkrete Ansatzpunkte<br />
für weitere<br />
Flugschriften, die bei<br />
NVA-Soldaten auf ein großes Interesse<br />
stoßen würden: „Das könnte auch mal<br />
in Flugschriften (...) erscheinen:<br />
- Wer soll das bezahlen<br />
(Grenzsicherungsanlagen)?<br />
- Wie lange sollen wir noch bewacht werden<br />
(Bauern der Grenzgemeinden auf<br />
den Feldern)?<br />
- Wer kriegt das Uran, das in Königstein<br />
abgebaut werden wird?“.<br />
Die Informationen geflüchteter NVA-<br />
Soldaten trugen maßgeblich dazu bei,<br />
dass die PSK die psychologische Lage in<br />
den ostdeutschen Streitkräften treffend<br />
beurteilen und in Teilen sicherlich auch<br />
erfolgreich beeinflussen konnte.<br />
In einem Schreiben vom 14. Juni 1967 an<br />
das Bundeskanzleramt führte der spätere<br />
Generalmajor Dr. Johannes Gerber und<br />
damalige Referatsleiter PSK im BMVg<br />
zum Thema „Wirkungskontrolle von<br />
18<br />
PSK-Flugschriften“ aus: „Die Zuschriften<br />
aus der SBZ und die Flüchtlingsaussagen<br />
zeigen folgendes Bild: 92,3% positiv und<br />
7,7% negativ. Die durch Fü S II ausgewerteten<br />
Flüchtlingsaussagen ergeben,<br />
daß etwa 90% aller Geflüchteten Kenntnis<br />
von den westlichen Flugblättern haben<br />
und sie nach Art und Durchführung,<br />
Form und Inhalt positiv beurteilen. Die<br />
Flugblätter sind die einzige Möglichkeit,<br />
um die NVA-Soldaten über Bundeswehr<br />
und Bundesregierung und deren Absichten<br />
aufzuklären und somit der permanenten<br />
Haßpropaganda im Politunterricht<br />
entgegenzuwirken“.<br />
Das Ende der Informationseinsätze<br />
Mit dem „Vertrag über die Grundlagen<br />
der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik<br />
Deutschland und der Deutschen<br />
Demokratischen Republik“ sollte das<br />
politisch angespannte Verhältnis zwischen<br />
den beiden deutschen Staaten normalisiert<br />
werden. Die Vorgespräche zu<br />
den Verhandlungen zum sogenannten<br />
Grundlagenvertrag wurden am 15. Juni<br />
1972 aufgenommen. Die Staatssekretäre<br />
Egon Bahr (Bundesrepublik Deutschland)<br />
und Michael Kohl (Deutsche Demokrati-<br />
sche Republik) führten die Vorgespräche<br />
und Verhandlungen im Auftrag ihrer<br />
Regierungen. Es war bereits im Vorfeld<br />
dieser Gespräche davon auszugehen,<br />
dass die DDR erneut das Einstellen der<br />
Balloneinsätze fordern würde. Bereits im<br />
Rahmen der Vorgespräche zu den eigentlichen<br />
Verhandlungen zum Grundlagenvertrag<br />
trafen die Staatssekretäre<br />
Bahr und Kohl<br />
die mündliche Vereinbarung,<br />
„dass mit Wirkung<br />
vom 1. Juli 1972 beide<br />
Seiten jegliche Propaganda-Aktivität<br />
in Schrift,<br />
Bild und Ton gegen die<br />
Streitkräfte des jeweils<br />
anderen Staates einstellen.<br />
Diese Abrede verliert<br />
ihre Verbindlichkeit, falls<br />
sie von einer Seite nicht<br />
eingehalten wird“.<br />
Am 29. Juni 1972 erfolgte<br />
zunächst der mündliche<br />
Befehl vom Generalinspekteur<br />
der Bundeswehr,<br />
Admiral Armin Zimmermann,<br />
die Balloneinsätze<br />
sowie den Versand<br />
von Informationsschriften<br />
in die DDR bis auf<br />
weiteres einzustellen.<br />
Die PSV-Truppe beendete<br />
am 30. Juni 1972 die Informationseinsätzeentlang<br />
der innerdeutschen<br />
Grenze „bis auf weiteres“.<br />
Die Fähigkeit zum<br />
Erstellen und Verbringen<br />
von Flugschriften wurde<br />
in der Bundeswehr aufrechterhalten.<br />
Der DDR-<br />
Führung war durchaus<br />
bekannt, dass die PSV-Truppe die Balloneinsätze<br />
jederzeit wieder aufnehmen<br />
konnte. Bundeswehrintern wurde das<br />
Abkommen nicht einhellig als Erfolg bewertet.<br />
Kritische Stimmen äußerten, dass<br />
die DDR einseitig begünstigt wurde. Über<br />
kommunistische Parteien, Organisationen,<br />
Presseorgane, Lehrer und sonstige<br />
Meinungsmacher könne die DDR weiterhin<br />
ihre Propaganda durchführen,<br />
wo hingegen die Bundesrepublik jegliche<br />
Möglichkeiten einer Einflussnahme verloren<br />
habe.<br />
Über den Autor:<br />
Oberstleutnant Dr. Dirk Drews<br />
ist eingesetzt in der Personalvertretung,<br />
im Örtlichen Personalrat (ÖPR) beim<br />
ZOpInfo und im Bezirkspersonalrat (BPR)<br />
beim SKUKdo.<br />
LuftwaffenRevue
GESCHICHTE<br />
Aus der Uniformgeschichte:<br />
Die Ärmelbänder der Luftwaffe der Bundeswehr<br />
Bei der Schaffung der Uniform für die<br />
neuen deutschen Streitkräfte 1955 wurde<br />
zunächst bewusst und aus politischen<br />
Gründen auf viele Militärtraditionen früherer<br />
deutscher Armeen verzichtet. Aber<br />
bereits 1956 wurden Effekten alter Zeiten<br />
wieder eingeführt.<br />
Die neue Uniform stieß nicht nur bei den<br />
wieder eingestellten ehemaligen Soldaten<br />
der Wehrmacht auf Ablehnung, sondern<br />
wurde auch von der Bevölkerung<br />
kaum akzeptiert. Ärmelbänder als deutsche<br />
Tradition zur Kennzeichnung herausragender<br />
Verbände hingegen wurden<br />
jedoch schon von Beginn an auch in<br />
der Bundeswehr vergeben. Erstmalig im<br />
deutschen Heer wurde am 24. Januar<br />
1901 ein Ärmelband an Truppenteile der<br />
Alten Armee verliehen. Das preußische<br />
Füsilier-Regiment Feldmarschall Prinz<br />
Albrecht von Preußen ( Hannoversches )<br />
Nr. 73, in dem der Pour-le-Merite-Träger<br />
Ernst Jünger diente, das Infanterie-Regiment<br />
von Voigt-Rhetz ( 3. Hannoversche)<br />
sowie das Hannoversche Jäger-Bataillon<br />
10 erhielten die Erlaubnis, das GIBRAL-<br />
TAR-Band zu tragen.<br />
Das GIBRALTAR-Ärmelband,<br />
verliehen am 24. Januar 1901.<br />
Dieses blaue Stoffband mit einer gelben<br />
Aufschrift erinnerte an die Kämpfe der<br />
hannoverschen Truppenteile in englischen<br />
Diensten auf der spanischen Halbinsel<br />
1783. Das GIBRALTAR-Band wurde<br />
auch noch im Reichsheer beim 16. und<br />
17. Infanterieregiment bis in die Mitte<br />
der 20er Jahre vermutlich von Ehemaligen<br />
der oben aufgeführten Verbände getragen.<br />
Eine amtliche Verleihung hatte<br />
offensichtlich nicht mehr stattgefunden<br />
und bis 1927 war das Band völlig verschwunden.<br />
Auch im III. Reich war das<br />
Tragen von Ärmelbändern/Ärmelstreifen<br />
in den verschiedensten Organisationen<br />
weit verbreitet, und es kam fast zu<br />
einer Schwemme dieser Kennzeichen,<br />
auf die aber an dieser Stelle nicht näher<br />
eingegangen werden soll. 1955 wurden<br />
bei der neuen Heeresuniform anstelle der<br />
Kragenspiegel zur Kennzeichnung der<br />
Waffengattung sogenannte Truppengattungsabzeichen<br />
in altgoldener metallgeprägter<br />
Form eingeführt, um bereits<br />
im Sommer 1956 wieder durch die alten<br />
Kragenspiegel ersetzt zu werden. Die<br />
Kragenecken der Luftwaffenuniform hin-<br />
gegen waren zu diesem Zeitpunkt noch<br />
„nackt“ und ohne Kennzeichen. Deshalb<br />
wurde für die Luftwaffe zur Kennzeichnung<br />
ihrer Teilstreitkraft ein Ärmelband<br />
eingeführt. Dabei handelte es sich um<br />
ein 3 cm breites Band, in dem sich eine<br />
silberfarbene stilisierte Doppelschwinge<br />
mit einem Randstreifen befand. Die Aus-<br />
Die 4 Ärmelbänder zeigen das allgemeine Ärmelband der Luftwaffe<br />
in den verschiedenen Varianten. Getragen von 1955 – 1972/73.<br />
führungen waren für die Mannschaften<br />
gewebt, für die Unteroffiziere maschinengestickt,<br />
für die Offiziere handgestickt<br />
und für die Generale in goldfarbener<br />
Handstickerei. Zu tragen von allen Sol-<br />
Die am 21. April 1961 vergebenen Traditionsbänder für das Jagdbombergeschwader<br />
31 in Nörvenich/Kerpen mit dem Namen +Boelcke+, das Jagdgeschwader 71<br />
in Wittmund, damals Ahlhorn, mit dem Namen +Richthofen+ und das Aufklärungsgeschwader<br />
51, damals in Ingolstadt, später bis zur Auflösung in Bremgarten<br />
stationiert. Der Traditionsname wurde vom AG 52 in Kropp übernommen.<br />
4. Quartal 2009 19
GESCHICHTE<br />
20<br />
Das Foto von der Ärmelbandverleihung im April 1961 zeigt von links nach<br />
rechts den Bruder Manfred von Richthofens, Volko von Richthofen,<br />
Oberstleutnant Erich Hartmann und den damaligen Inspekteur der Luftwaffe,<br />
Generalleutnant Kammhuber.<br />
daten der Luftwaffe auf beiden Ärmeln<br />
des Tuchmantels und dem Rock, 12 cm<br />
von der Ärmelunterkante bzw. 3 cm von<br />
der Oberkante des Ärmelaufschlags. Als<br />
die Luftwaffe 1958 auch wieder Kragen-<br />
spiegel einführen wollte, gab der Bundespräsident<br />
Heuss zu verstehen, die Ärmelbänder<br />
abzuschaffen. Als die Luftwaffe<br />
daraufhin nur einen Kragenspiegel für<br />
alle Luftwaffensoldaten einführen wollte,<br />
gab der Bundespräsident schmollend<br />
nach, und die Luftwaffe durfte Ihr Ärmelband<br />
behalten. Am 21. April 1961 wurden<br />
in der Luftwaffe dann die ersten 3<br />
Ärmelbänder mit Traditionsnamen vergeben.<br />
Das Jagdgeschwader 71, damals<br />
Das Ärmelband für das Wachbataillon, früher Siegburg, heute in Berlin und<br />
Siegburg stationiert. Eingeführt am 27. November 1962. Die beiden hand- und<br />
maschinengestickten Ausführungen sind in blaugrauer Farbe für den Anteil<br />
Luftwaffe beim Wachbataillon. Der Anteil Heer trägt dieses Band in Anthrazit.<br />
in Ahlhorn bei Oldenburg stationiert,<br />
erhielt den Traditionsnamen + Geschwader<br />
Richthofen+ ( in Erinnerung an das<br />
ehemalige Jagdgeschwader 2). Kommandeur<br />
in Ahlhorn war Oberstleutnant<br />
„Bubi“ Hartmann. Das Jagdbomberge-<br />
Das Ärmelband des Jagdgeschwader 74 in Neuburg/Donau, welches dem<br />
Verband als Traditionsnamen am 2. Oktober 1973 verliehen wurde.<br />
Ebenfalls den Namen +Mölders+ erhielt ein Zerstörer der Bundesmarine,<br />
der schon vor Jahren ausgemustert wurde. Dem Geschwader +Mölders+<br />
wurde der Traditionsname im Januar 2005 entzogen.<br />
schwader 31 in Nörvenich/Kerpen unter<br />
Kommodore Oberst Barkhorn erhielt den<br />
Namen +Geschwader Boelcke+ ( in Erinnerung<br />
an das Kampfgeschwader 2) und<br />
das Aufklärungsgeschwader 51, damals<br />
in Ingolstadt stationiert, unter Kommodore<br />
Oberstleutnant Grasemann erhielt<br />
den Namen +Geschwader Immelmann+<br />
( in Erinnerung an das Sturzkampfgeschwader<br />
2). Die Ärmelbänder wurden<br />
an die drei Kommodore durch den damaligen<br />
Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant<br />
Kammhuber, verliehen. Bereits<br />
am 27. November 1962 wurde auch<br />
das Ärmelband +Wachbataillon+ für die<br />
Anteile Heer und Luftwaffe im Wachbataillon<br />
eingeführt. 1973 kam dann noch<br />
bei der Luftwaffe das Jagdgeschwader 74<br />
in Neuburg an der Donau hinzu, welches<br />
offiziell am 22. November 1973, der Wiederkehr<br />
des Todestages von Werner Mölders<br />
(22. November 1941), den Namen<br />
+Geschwader Mölders+ erhielt ( in Erinnerung<br />
an das Jagdgeschwader 51). Um<br />
die Namen der Traditionsgeschwader der<br />
Luftwaffe komplett zu machen, erhielt<br />
das Jagdgeschwader 73 in Laage südlich<br />
von Rostock am 18. September 1997 den<br />
Namen +Geschwader Steinhoff+. Dieses<br />
Geschwader entstand durch eine Fusion<br />
des ehemaligen Jagdbombergeschwader<br />
35 in Pferdsfeld, dem sogenannten<br />
„Schinderhannes-Geschwader“, mit dem<br />
Erprobungsgeschwader MiG-29 Preschen<br />
in der Lausitz, ehemals 3. Jagdfliegergeschwader<br />
3 „Wladimir Komarow“ der<br />
1.Luftverteidiungsdivision Cottbus, NVA-<br />
Luftstreitkräfte.Die offizielle Begründung<br />
für diese Ärmelbänder anfangs war, dass<br />
sich die Luftwaffe zu deutschen Fliegern<br />
bekennt, die in ihrer Haltung und Leistung<br />
beispielhaft sind. Auf diese Weise<br />
sollte sich die Bundeswehr ihrer Tradition<br />
und Verpflichtung bewusst werden<br />
und wertvolle Überlieferungen der Vergangenheit<br />
mit den Forderungen der Gegenwart<br />
verbinden. So sah man das damals<br />
noch! Wie sich die Zeiten ändern,<br />
zeigt das Beispiel des Jagdgeschwader<br />
74 +Geschwader Mölders+, dem am 28.<br />
Januar 2005 der Traditionsname durch<br />
den damaligen Verteidigungsminister<br />
Struck entzogen wurde. Er hatte diese<br />
Entscheidung auf Grund einer „Empfehlung“<br />
des Bundestages getroffen. Am 28.<br />
April 1998, ein Freitagabend, war diese<br />
„Empfehlung“ von einer Minderheit von<br />
25 anwesenden Abgeordneten, meist<br />
PDS/Grüne, getroffen worden, Angehörige<br />
der ehemaligen Legion Condor nicht<br />
mehr als Namensgeber für Bundeswehr-<br />
Einrichtungen zu verwenden. In der Geschichte<br />
der Bundeswehr ein einmaliger<br />
Vorgang. Ausschlaggebend war schließ-<br />
LuftwaffenRevue
Das Ärmelband für das JG 73 +Geschwader Steinhoff+ in der maschinengestickten Ausführung.<br />
lich ein biografisches Gutachten von<br />
Mölders, durchgeführt von Historikern<br />
des Militärgeschichtlichen Forschungs-<br />
amtes der Bundeswehr in Potsdam. Tatsache<br />
jedoch ist: Mölders wurde von der<br />
Bundeswehr nicht geehrt, weil er unter<br />
Hitler diente, sondern weil er in diesen<br />
schweren Zeiten Anstand und Moral trotz<br />
aller Härte zum Gegner nicht unterge-<br />
hen ließ. Das war seine Vorbildfunktion<br />
als Offizier. Mit der Aufstellung von Unteroffizierschulen<br />
bei Heer und Luftwaffe<br />
Das Ärmelband der Unteroffizierschule der Luftwaffe. Bemerkenswert die Tatsache,<br />
dass alle Bänder mit Inschriften mit einer Frakturschrift versehen sind und nicht in<br />
der heute gebräuchlichen Antiqua-Schreibweise. Da man anfangs diese<br />
Frakturschrift gewählt hatte, wollte man bei den später folgenden Bändern<br />
vermutlich diese Systematik beibehalten.<br />
wurden auch diese mit Ärmelbändern<br />
ausgestattet.. In der Luftwaffe wurde am<br />
7. Oktober 1964 eine Unteroffizierschule<br />
in Gürzenich-Wald bei Düren durch Generalleutnant<br />
Panitzki indienstgestellt,<br />
die das Ärmelband +Unteroffizierschule+<br />
GESCHICHTE<br />
erhielt. Diese Schule verlegte im August<br />
1971 im Rahmen einer Zusammenlegung<br />
mit der Truppendienstlichen Fachschule<br />
der Luftwaffe nach Iserlohn und legte damit<br />
ihr Ärmelband ab. Als am 6. Oktober<br />
1988 eine neue Schule bei der Luftwaffe<br />
in Appen-Pinneberg aufgestellt wurde,<br />
erhielt diese kein Ärmelband mehr, da<br />
der Inspekteur der Luftwaffe nur noch<br />
Traditionsgeschwadern Ärmelbänder<br />
zugestehen wollte. Weitere Ärmelbänder<br />
werden in absehbarer Zeit in der Luftwaffe<br />
wohl nicht verliehen werden. Das Heer<br />
kennt ebenfalls Ärmelbänder, auf die an<br />
dieser Stelle allerdings nicht näher eingegangen<br />
werden soll. In der konservativen<br />
Marine sind solche Effekten nicht gebräuchlich<br />
und werden auch in Zukunft<br />
keine Verwendung finden.<br />
Walter Kunstwadl<br />
Walter Kunstwadl<br />
Von der „Affenjacke“ zum „Tropentarnanzug“<br />
Die Geschichte der Bundeswehr im Spiegel ihrer<br />
Uniformen und Abzeichen<br />
Report Verlag GmbH<br />
ISBN 978-3-932385-24-7<br />
232 Seiten, Großformat, über 700 überwiegend farbige Fotos,<br />
Tafeln und Grafiken<br />
Preis: 36.00 Euro<br />
Dieser so unterhaltsame wie informative Bild-Text-Band zeichnet<br />
die Entwicklung der Bundeswehr anhand ihrer Uniformen,<br />
Abzeichen und Kopfbedeckungen nach. Das neue Standardwerk<br />
zu einem bisher kaum beachteten Aspekt deutscher Militärgeschichte<br />
- umfassend und aktuell.<br />
Der Autor: Walter Kunstwadl, Jahrgang 1940, ist ehemaliger<br />
Soldat und langjähriger Sammler von Uniformen und Effekten.<br />
Er hat zahlreiche Fachartikel über die Bekleidungsgeschichte<br />
der Bundeswehr verfasst. Als Experte war er u.a. für<br />
das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in<br />
Bonn und für das Militärhistorische Museum der Bundeswehr<br />
in Dresden tätig.<br />
4. Quartal 2009 21
GESCHICHTE<br />
Dieser Bericht wurde von unserem<br />
Mitglied Dipl.-Ing. Hans Gaenshirt<br />
– heute Vorsitzender der Kameradschaft<br />
der ehemaligen Kampfgruppe<br />
100 des KG 100 zur Verfügung gestellt.<br />
Die hier geschilderte Begebenheit<br />
verdeutlicht eindrucksvoll, dass die<br />
hohe Tugend der Kameradschaft<br />
auch in ausweglos erscheinenden<br />
Situationen Wunder hervorbringen<br />
kann, die beispielhaft im Sinne<br />
bester soldatischer Tradition in die<br />
Zukunft hineinwirkt. Die nachstehend<br />
erzählte Geschichte von dem<br />
sensationellen Rettungsflug der Besatzung<br />
des OFw Jeckstat (I./KG 100)<br />
kann der Kategorie einer ’Mission<br />
Impossible’ zugeordnet werden und<br />
war dennoch aufgrund des hohen<br />
fliegerischen Könnens des Flugzeugführers<br />
und seiner Besatzung sowie<br />
einer tief verwurzelten Kameradschaftsverpflichtung<br />
erfolgreich.<br />
Und das war der sensationelle Rettungsflug<br />
- dokumentiert vom Lt Gerhard<br />
Puklitsch:<br />
22<br />
Teil 1<br />
Eine schier ausweglose Situation<br />
Die wundersame Rettung einer deutschen<br />
Flugzeugbesatzung weit hinter den feindlichen Linien im II. Weltkrieg<br />
Feldwebel Jeckstat mit Besatzung landet<br />
mit seinem He 111-Bomber am 16.<br />
Juni 1943 bei Nacht auf unbekanntem<br />
Ackergelände ca. 300 km hinter<br />
den feindlichen Linien, holt die notgelandete<br />
Besatzung des damaligen<br />
Lt Puklitsch von der I./KG 100 heraus<br />
und rettet sie vor der russischen Gefangenschaft:<br />
“Nach den Angriffen auf das Kraftwagenwerk<br />
’Molotow’ in Gorkij, die wir in<br />
den Nächten zwischen dem 03. und 06.<br />
Juni 1943 von Seschtschinskaja/Mittelabschnitt<br />
aus flogen, verlegt die I./KG<br />
100 am 07.06. wieder zurück nach Stalino.<br />
Von hier aus sollen wir Nachtangriffe<br />
auf die Industriewerke von Saratow,<br />
insbesondere die Ölraffinerie und<br />
die Kugellagerfabrik, fliegen.<br />
Der Angriff vom 13.06.1943 gilt der<br />
Ölraffinerie und insbesondere dem<br />
Kraftwerk. Es ist unser zweiter Angriff<br />
auf dieses Ziel, und wir sind wie in der<br />
vergangenen Nacht auf starke Flugabwehr<br />
mit zahlreichen Scheinwerfern<br />
eingestellt.<br />
Nach einem normalen Start um 19.46<br />
Uhr in die Abenddämmerung hinein<br />
verläuft der Hinflug ohne besondere<br />
Vorkommnisse. Im letzten Büchsenlicht<br />
überfliegen wir bei Schachty die<br />
Front in 3200 m Höhe. Wir fliegen im<br />
Mondschein mit guter Sicht weiter. Unter<br />
uns vereinzelt geringe Bewölkung.<br />
Als Ansteuerungspunkt ist die große<br />
Eisenbahnbrücke über die Wolga<br />
südöstlich der Raffinerie vorgesehen,<br />
um das Ziel von dort aus gegen das<br />
Mondlicht anzugreifen. Die Ölraffinerie<br />
selbst liegt im Süden von Saratow<br />
am Rande eines Flugplatzes, daran<br />
anschließend die Kugellagerfabrik.<br />
Diese Objekte sind, ihrer Bedeutung<br />
für die Kriegswirtschaft entsprechend,<br />
weiträumig stark geschützt. Schon bei<br />
der Annäherung an den Zielraum setzt<br />
heftiges Flakfeuer und rege Scheinwerfertätigkeit<br />
ein.<br />
Über die Brücke drehen wir nach links<br />
zum Zielanflug ein. Die Abwehr konzentriert<br />
sich nun auf die anfliegenden<br />
Maschinen. Jetzt hängen auch<br />
einige Leuchtbomben über dem Ziel<br />
und beleuchten es taghell. Zielanflug<br />
- die Bombenklappen werden geöffnet.<br />
Wegen der geringen Ausdehnung des<br />
LuftwaffenRevue
uns als Zielschwerpunkt befohlenen<br />
Ölkraftwerkes werfen wir nur eine<br />
kurze Reihe von 8 Bomben, die genau<br />
im Ziel liegen. Wir wiederholen<br />
diesen Angriff noch dreimal, immer<br />
von demselben Ablaufpunkt aus. Der<br />
Bordschütze kann die Wirkung der<br />
Einschläge gut beobachten und macht<br />
mehrere Aufnahmen mit der Handkamera.<br />
Beim letzten Anflug liegt im hellen<br />
Feuerschein der Großbrände dichter<br />
schwarzer Rauch über dem Ziel und<br />
beeinträchtigt die Sicht. Die Flak feuert<br />
nach wie vor aus allen Rohren, und<br />
neben den Detonationen der schweren<br />
Granaten sind es die Leuchtspurketten<br />
der leichten und mittleren Kaliber,<br />
die nach uns greifen. Die Scheinwerfer<br />
suchen umher, mehrfach wischt einer<br />
über uns hinweg. Plötzlich hat uns einer<br />
gepackt und hält uns fest. Sofort<br />
kommen weitere hinzu, und nun haben<br />
uns drei, vier und dann fast ein<br />
Dutzend Scheinwerfer im Strahlenbündel.<br />
Gleißende Helle in der Kanzel!<br />
Den Zielanflug können wir nur noch<br />
mit herabgezogener Sonnenbrille, den<br />
’Froschaugen’, zu Ende führen. Doch<br />
jetzt haben sich die Batterien auf unser<br />
angestrahltes Flugzeug eingeschossen,<br />
wir werden von Druckwellen geschüttelt<br />
und hören das Krachen der Detonationen.<br />
Da zwei harte Schläge, wir<br />
sind getroffen. Der linke Motor verliert<br />
an Leistung und beginnt zu brennen.<br />
Eine lange Rauchfahne hängt hinter<br />
uns. Also den Motor sofort abstellen.<br />
Zündung aus, Brandhahn zu und die<br />
Luftschraube auf Segelstellung. Doch<br />
das gelingt nicht mehr, weil auch die<br />
Nabe offenbar getroffen ist. Die Maschine<br />
zieht stark nach links, ich versuche<br />
nachzutrimmen. Mittlerweile ist<br />
das Feuer erloschen. In diesem Augenblick<br />
ruft der Bordmechaniker: “Nachtjäger<br />
von hinten“, und schon zieht eine<br />
Geschossgarbe dicht über uns hinweg.<br />
Der Funker mit dem schweren MG und<br />
der Bordschütze mit dem Zwillings-MG<br />
hämmern dem Angreifer entgegen.<br />
Nur mit äußerster Kraftanstrengung<br />
gelingt es, den Nachtjäger, der noch einige<br />
Mal angreift, durch Ausweichmanöver<br />
abzuschütteln und das Flugzeug<br />
wieder auf Kurs zu bringen. Möglicherweise<br />
hat die Hintermannschaft den<br />
Nachtjäger getroffen, weil er plötzlich<br />
steil wegkurvt und von uns ablässt.<br />
Bei der wilden Kurbelei haben wir erheblich<br />
an Höhe verloren und fliegen<br />
kaum noch 2000 m hoch, immer noch<br />
über dem Zielraum. Einige Scheinwerfer<br />
haben uns weiter im Griff, aber die<br />
Flak wird schwächer. Die Russen halten<br />
uns wohl für erledigt. Vielleicht sind<br />
aber noch weitere Nachtjäger im Luftraum,<br />
die man nicht gefährden will.<br />
Für uns ist das kein Trost, denn wir haben<br />
jetzt große Probleme mit unserem<br />
Flugzeug, das nicht auf Höhe zu halten<br />
ist. Ich steigere den Ladedruck des<br />
rechten Motors auf 30-Min-Leistung,<br />
doch auch das reicht nicht aus. Trotz<br />
Trimmung bis zum Anschlag zieht die<br />
Maschine noch stark nach links. Die<br />
Bremswirkung der linken Luftschraube<br />
ist zu groß und mit Mühe halten wir<br />
das Flugzeug auf Kurs. Um das Fluggewicht<br />
zu senken, wird alles über Bord<br />
geworfen, was entbehrlich ist. Waffen,<br />
Munition, auch die Panzerplatten werden<br />
ausgebaut. Trotzdem müssen wir<br />
weiter Höhe aufgeben, um das Flugzeug<br />
nicht wegen zu geringer Fahrt abschmieren<br />
zu lassen. Der Fahrtmesser<br />
zeigt noch knapp 170 km/h an, das<br />
ist für die He 111 schon ein gefährlich<br />
überzogener Flugzustand.<br />
90 Minuten nach dem Angriff sind<br />
wir noch nicht wieder über den Don<br />
hinweg und haben noch 500 km bis<br />
zur Front vor uns. Bei einer Flughöhe<br />
von 200 m, auf die wir inzwischen gesunken<br />
sind, haben wir keine Chance<br />
mehr, das eigene Gebiet zu erreichen.<br />
Der Funker gibt laufend unseren Kurs,<br />
unsere Flughöhe und unsere Geschwindigkeit<br />
zusammen mit SOS und Peilzeichen<br />
an unsere Bodenfunkstelle durch.<br />
- Wie wir später erfahren, haben zahlreiche<br />
Peilstellen an der gesamten Ostfront<br />
unseren Notruf gehört und Peilmesswerte<br />
nach Stalino durchgegeben.<br />
Dadurch war unser Standort zu Hause<br />
bekannt. -<br />
Wir entschlossen uns zur Notlandung.<br />
Der Funker meldet sich bei der Funkstelle<br />
ab und gibt Dauerpeilzeichen.<br />
Jetzt Gas weg, Brandhahn zu, Landeklappen<br />
heraus und den Scheinwerfer<br />
an. Schon kommt der Boden näher,<br />
es ist ein Acker. Dichter Staub wirbelt<br />
durch den Innenraum. Die Kanzel ist<br />
zerschlagen, die Bodenwanne abgerissen.<br />
Glücklicherweise ist keiner verletzt.<br />
Unheimliche Stille rings umher.<br />
Da fängt der rechte Motor Feuer. Treibstoff<br />
oder Öl entzünden sich am glühenden<br />
Auspuff. Raus aus der Maschine<br />
und Erde auf das Feuer geworfen, es<br />
erlischt. Wir lauschen, nichts regt sich.<br />
Also wieder hinein in die Maschine, Instrumente<br />
zerstören, Funkunterlagen<br />
und Zielkarten vernichten, Bordbeutel,<br />
Feldflaschen, Handfeuerwaffen,<br />
Leuchtpistole und Leuchtmunition<br />
bergen. Die grünen und weißen Patronen<br />
finden wir noch, dazu einige ES<br />
GESCHICHTE<br />
6, das Erkennungssignal dieses Tages.<br />
Die roten Patronen sind mit der Halterung<br />
im Dreck vergraben und nicht zu<br />
finden. Inzwischen versucht der Funker,<br />
ein letztes Mal Verbindung mit der<br />
Funkstelle Stalino zu bekommen, doch<br />
das Gerät schweigt. Nun zerstören wir<br />
auch die Funkanlage. Die Sprengung<br />
des Flugzeuges unterlassen wir, um<br />
uns nicht durch den dadurch entstehenden<br />
Feuerschein zu verraten. Es ist<br />
anzunehmen, dass unser langer Anflug<br />
in geringer Höhe nicht unbemerkt<br />
geblieben war und die Suche nach uns<br />
bereits begonnen hat.<br />
Also schnellstens weg von der Maschine,<br />
bevor man uns hier erwischt. Nach<br />
dem Marschkompass laufen wir in<br />
Richtung 235°. Der Mond geht unter,<br />
es wird stockdunkel. Hohes Gras und<br />
Gestrüpp behindern unser Vorwärtskommen.<br />
Wir sind erschöpft. Nach<br />
einer Stunde beginnt es im Osten zu<br />
dämmern. Für eine kurze Verschnaufpause<br />
lassen wir uns in das Steppengras<br />
fallen, doch bald treiben uns die<br />
Unruhe und die Sorge wegen einer<br />
möglichen Entdeckung im offenen<br />
Gelände wieder weiter. Endlich finden<br />
wir einen einzelnen Strauch, der uns<br />
in seinem Schatten aufnimmt. Wir<br />
beschließen, den Tag in diesem Versteck<br />
zu verbringen. Die Sonne steigt<br />
höher und Scharen von Stechmücken<br />
bedrängen uns. Hoch über uns hinweg<br />
fliegt der morgendliche Fernaufklärer,<br />
eine Ju 88. Nervenanspannung und<br />
Mücken sorgen dafür, dass wir nicht<br />
in festen Schlaf fallen, obwohl wir jetzt<br />
rechtschaffen müde sind. Wir denken<br />
über unsere Lage nach. Unseren Standort<br />
kennt man zu Hause, davon gehen<br />
wir aus. Was wird die Kampfgruppe<br />
für uns unternehmen?<br />
Genau vor einer Woche haben wir<br />
anlässlich der Besichtigung unserer<br />
Einheit in Stalino durch den kommandierenden<br />
General des IV. Fliegerkorps,<br />
General der Flieger Pflugbeil, mögliche<br />
Maßnahmen zur Rettung von hinter<br />
den feindlichen Linien notgelandeten<br />
Besatzungen durchgespielt. Dabei<br />
wurde auch der Einsatz von Suchflugzeugen<br />
und unter besonders günstigen<br />
Umständen auch der Einsatz von Bergungsflugzeugen<br />
erwogen. Nun könnte<br />
an uns bewiesen werden, ob so etwas<br />
überhaupt möglich ist. Ob die Kampfgruppe<br />
daran denkt? Ob der kommandierende<br />
General sich an das Planspiel<br />
erinnert? Um es vorwegzunehmen: Er<br />
hat sich daran erinnert!<br />
Mehr noch, er gab nach Erhalt der Verlustmeldung<br />
und der Begleitumstände,<br />
4. Quartal 2009 23
GESCHICHTE<br />
dass wir wahrscheinlich notgelandet<br />
sind, umgehend den Befehl, uns in<br />
der kommenden Nacht zu suchen, um<br />
dann gegebenenfalls eine Rettungsaktion<br />
einzuleiten.<br />
Wir in unserem Versteck irgendwo zwischen<br />
Wolga und Don wissen an diesem<br />
Morgen nicht, was sich zu Hause<br />
bei unserer Einheit abspielt, doch hält<br />
uns die Hoffnung aufrecht, dass es eine<br />
Chance gibt, hier herauszukommen.<br />
Wir sprechen darüber und planen die<br />
Einzelheiten unseres möglichen Beitrages<br />
zu unserer Rettung. Aufgeben<br />
kommt für uns nicht in Frage. Auch<br />
die Möglichkeit des Fußmarsches den<br />
Don abwärts wird erwogen. Den Zeitbedarf<br />
errechnen wir mit mindestens 4<br />
Wochen. An das Nächstliegende den-<br />
Suchanfrage<br />
Herr Klaus Kruppka, Löbauer Str.<br />
22a, 02708 Lawalde, hat sich an den<br />
Deutschen Luftwaffenring e.V.mit<br />
der Bitte um Unterstützung bzgl.<br />
der Nachforschung des Schicksals<br />
seines Vaters Richard Kruppka, geb.<br />
27.09.1919, gewandt.<br />
Die WASt in Berlin konnte aufgrund<br />
verloren gegangener Personalunterlagen<br />
aus den verbliebenen Dokumenten<br />
noch folgende Auskünfte erteilen:<br />
• Lt. Meldung vom 24.08.1939 Angehöriger<br />
des I./Kampfgeschwader<br />
General Wever 253, 2. Flughafenbetriebs-Kompanie<br />
Luftwaffe trauert um<br />
ehemaligen Inspekteur<br />
Bad Reichenhall, 08.10.2009.<br />
Im Alter von 91 Jahren verstarb am 4.<br />
Oktober 2009 der ehemalige Inspekteur<br />
der Luftwaffe, Generalleutnant<br />
a.D. Günther Rall, in Bad Reichenhall.<br />
GenLt a.D. Rall war von 1971 bis 1974<br />
Inspekteur der Luftwaffe.<br />
Günther Rall wurde am 10. März 1918 in<br />
Gaggenau/Kreis Rastatt geboren. Nach<br />
dem Einsatz im Krieg begann er seinen<br />
Dienst in der Luftwaffe 1956 im Dienstgrad<br />
Major. Er wurde in den darauffolgenden<br />
Jahren auf verschiedenen Flugzeugmustern<br />
ausgebildet.<br />
GenLt a.D. Rall prägte die Luftwaffe in<br />
entscheidender Phase. Seine Entschei-<br />
24<br />
ken wir zuletzt: Dass der Russe uns hier<br />
finden könnte.<br />
Doch werden wir jäh hieran erinnert,<br />
als wir plötzlich Stimmen hören und<br />
sehen, dass ein Pferdefuhrwerk mit einem<br />
Mann und mehreren zu Fuß folgenden<br />
Frauen auf uns zukommt. Wir<br />
erstarren und ducken uns regungslos<br />
auf den Erdboden unter dem Busch.<br />
Dicht neben unserem Versteck vorbei<br />
führt ein Feldweg, den wir nicht bemerkt<br />
haben. Als die Gruppe vorbeigezogen<br />
ist, überprüfen wir die Umgebung<br />
auf mögliche Trittspuren von uns<br />
im Steppengras und sorgen für Tarnung<br />
unseres Versteckes. Von nun an<br />
sind wir noch etwas vorsichtiger. Nicht<br />
ohne Grund, wie sich bald zeigen wird,<br />
denn bald danach fährt ein Milizsoldat<br />
• Ab 02.01.1941 10. Kompanie Waffenmeisterschule<br />
der Luftwaffe in Halle/Saale<br />
• Lt. Meldung vom 06.06.1942 eingesetzt<br />
bei 3. Kompanie Fallschirmersatzregiment<br />
1, Standort Stendal<br />
• Lt. Meldung vom 26.01.1944 eingesetzt<br />
bei 5. Kompanie Fallschirmjäger-Regiment.<br />
Lt. Meldung vom<br />
26.03.1944 unterstellt der 1. Fallschirmjäger-Division<br />
im Einsatzraum<br />
Adria Küste (Januar 1944) und Monte<br />
Cassino (Februar-März 1944).<br />
• 16.03.1944 Kriegsgefangenschaft<br />
Cassino<br />
dungen zu den Vorbereitungen der Einführung<br />
der Waffensysteme Tornado<br />
und Alpha Jet waren Grundlagen für die<br />
auf einem Motorrad mit Beiwagen an<br />
uns vorbei in die Richtung, aus der wir<br />
gekommen sind. Offensichtlich sucht<br />
er unser Flugzeug. Oder haben sie es<br />
schon gefunden? Dann würde die Suche<br />
noch intensiver werden, weil zugleich<br />
unsere Flucht entdeckt wäre.<br />
Anmerkung der Redaktion<br />
An dieser Stelle endet der 1. Teil des<br />
Berichtes von Lt Gerhard Puklitsch<br />
und findet mit dem 2. Teil in der kommenden<br />
Ausgabe 1/2010 der LwRevue<br />
einen spannenden und bewegenden<br />
Abschluss.<br />
Y. Esken<br />
• Dienstgrade gem. vorliegender Meldungen<br />
(Keine Beförderungsdaten):<br />
02.01.1941 Unteroffizier<br />
16.03.1944 Feldwebel<br />
Gibt es noch ehemalige Zeitzeugen/<br />
Kameraden aus den o.a. Dienststellen,<br />
die Richard Kruppka kennen und weitere<br />
Auskünfte erteilen können?<br />
Informationen werden erbeten an:<br />
Deutscher Luftwaffenring e.V.,<br />
Rheinallee 55, 53173 Bonn<br />
Tel.: 02241/8445987<br />
yorck.esken@luftwaffenring.de oder<br />
Herrn Klaus Kruppka,<br />
Löbauer Str. 22a, 02708 Lawalde<br />
Tel.: 03585/218526<br />
Pinkyk@web.de<br />
Steigerung der Fähigkeiten der Luftwaffe<br />
in den 70er und 80er Jahren.<br />
Nach Führungspositionen wie Kommodoreverwendung<br />
im Jagdbombergeschwader<br />
34, Kommandeurdienstposten<br />
bei der 1. und 3. Luftwaffendivision übernahm<br />
er 1971 als vierter Inspekteur den<br />
höchsten Dienstposten der Luftwaffe. In<br />
seiner letzten Verwendung vor dem Ruhestand<br />
war er Deutscher Militärischer<br />
Vertreter im Military Committee der<br />
NATO in Brüssel.<br />
GenLt a.D. Günther Rall gehört zu den<br />
Gründervätern der Bundeswehr. Seine<br />
Verdienste und sein Wirken für die Streitkräfte<br />
und das Bündnis verdienen ein ehrendes<br />
Gedenken.<br />
(Quelle: Luftwaffe/Archiv)<br />
LuftwaffenRevue
„Am 26. November 1943 von einem<br />
Feindflug über der Deutschen Bucht nicht<br />
zurückgekehrt, seitdem vermisst.“ So lautet<br />
ein Eintrag im Wehrpaß des Feldwebel<br />
Ludwig Reichenbacher am 30. Dezember<br />
1943. Am 12. Februar 1944 erfolgt eine<br />
Berichtigung durch den Staffelkapitän,<br />
der Flugzeugführer sei am 26.11.1943<br />
bei Großenging/Lostrup (Südoldenburg)<br />
im Luftkampf gefallen. Seine Leiche wurde<br />
erst am 06. Januar 1944 dort im Moor<br />
gefunden. Darüber berichtet der Gendarmeriemeister<br />
Georg Ripken in einem<br />
persönlichen Schreiben vom selben Tag<br />
an die Ehefrau Betty Reichenbacher, de-<br />
Vom Feindflug nicht zurückgekehrt<br />
Das Fliegerschicksal des Feldwebel Ludwig Reichenbacher<br />
Verlustmeldung im Wehrpass<br />
ren einjährige Tochter<br />
Edeltraud ihren Vater<br />
nicht mehr kennenlernen<br />
wird. Als Augenzeuge<br />
beschreibt er<br />
die Angriffe der deutschen<br />
Jagdflugzeuge<br />
auf „die Übermacht<br />
der fliegenden Festungen“.<br />
Zum selben<br />
Zeitpunkt, als Reichenbacher<br />
abstürzt, muß<br />
„ein anderer Jäger wegen<br />
Verwundung eine<br />
Bauchlandung vornehmen“.<br />
Den Gefallenen<br />
finden Bauern einige Kilometer<br />
von seinem zerstörten Flugzeug<br />
entfernt. Sein Oberkörper sei, so der Berichterstatter,<br />
„gänzlich in das Moor eingedrungen,<br />
so dass er in der Heide nicht<br />
leicht zu finden war. Nachdem wir Ihren<br />
GESCHICHTE<br />
Ludwig Reichenbacher in seiner Fw 190 A-5 mit<br />
dem Wappen der III./JG1 und dem Namenszug<br />
seiner Tochter „Traudl“<br />
Ausbildung und Geleitschutz<br />
Ludwig Reichenbacher wird am 26. Juni<br />
1920 in Siegelsdorf bei Nürnberg geboren.<br />
Nach abgeschlossener Schulpflicht<br />
Die Liberator B-24 mit der Serien-Nummer 42-7490 im Vordergrund<br />
Mann gereinigt hatten, stellten wir fest, und Bäckerlehre leistet er seinen Arbeits-<br />
dass er mehrere Schüsse in Hals und Kopf dienst ab. Im Jahre 1937 tritt er als Freiwil-<br />
hatte. Nach dem Befund muß er gleich liger mit 12-jähriger Dienstverpflichtung<br />
nach der Verwundung aus dem Flugzeug in die Luftwaffe ein. In München-Neu-<br />
abgesprungen und dann sofort wegen biberg erhält er seine Grundausbildung,<br />
der schweren Verwundung die Besinnung dort und in Eger schließen sich weitere<br />
verloren haben, so dass er nicht mehr die Ausbildungsgänge und die Beförderung<br />
Reißleine des Fallschirms ziehen konn- zum Unteroffizier an. Seine Ausbildung<br />
te.“ Mit tröstlichen Worten im Sprachstil zum Flugzeugführer von Jagdflugzeugen<br />
der Zeit schließt der Polizeibeamte seinen absolviert er vom 16.11.1940 bis zum<br />
Brief ab und verweist noch darauf, dass 07.05.1941 an der Jagdfliegerschule 5.<br />
man „den unerschrockenen Lufthelden Es folgen Verwendungen bei der Erg.Gr./<br />
in einen schönen Sarg gebettet“ habe, Jagdgeschwader 51 und beim Jagdge-<br />
„damit ihm ein würdiges Grab in heischwader 1. Eine Vielzahl von Einsätzen<br />
Ludwig Reichenbacher als Gefreiter<br />
der Luftwaffe<br />
matlicher Erde bereitet werden kann.“ führt ihn zum Schutz deutscher Geleitzüge<br />
von Flugplätzen in Norddeutschland,<br />
4. Quartal 2009 25
GESCHICHTE<br />
Dänemark und Südnorwegen aus in den<br />
skandinavischen Raum. Bei Angriffen auf<br />
alliierte Schiffseinheiten in der Nordsee<br />
wird er zweimal abgeschossen und –auf<br />
See treibend – gerettet. Für seine zahlreichen<br />
Einsätze erhält er am 24.07.1942<br />
die Frontflugspange in Bronze.<br />
Im Abwehrkampf gegen Bomber<br />
Am 03.04.1943 erfolgt die Versetzung<br />
zur 1. Staffel des Jagdgeschwader 11. Ihr<br />
Operationsgebiet ist vor der norwegischen<br />
Küste und in der deutschen Bucht,<br />
um einfliegende alliierte Bomberverbände<br />
abzufangen. Hier erzielt der am<br />
01.07.43 zum Feldwebel beförderte Reichenbacher<br />
seine ersten Luftsiege. Am<br />
04.10.1943 schießt er eine B-24 Liberator<br />
und am 09.10.1943 eine B-17 Flying Fortress<br />
ab. Am 05.11.1943 schießt er bei einem<br />
Angriff der 2nd Bomb Division auf<br />
Münster bei Uedem (Niederrhein) wieder<br />
eine B-24 ab. Seinen 4. anerkannten Luftsieg<br />
erringt er am 18.11.1943 bei einem<br />
Angriff der 2nd Bomb Division auf Oslo<br />
Kjeller nochmals über eine B-24.<br />
Eine Besonderheit stellt die am 5. November<br />
1943 von Reichenbacher abgeschossene<br />
Liberator dar. Ihre Identität<br />
lässt sich an Hand amerikanischer und<br />
deutscher Quellen nachweisen: Eine B-24<br />
26<br />
Beisetzung eines gefallenen Kameraden<br />
mit der Serien-Nummer 42-7490 von der<br />
578th Bomb Squadron; neun von elf Besatzungsmitgliedern<br />
finden den Tod.<br />
Am 26.11.1943 schlägt dann die Schicksalsstunde<br />
für Reichenbacher. Bei einem<br />
Großangriff der gesamten 8. US-Luftflot-<br />
LtCol David Carl Schilling<br />
te starten 505 Viermotorige, deren Bomben<br />
ausdrücklich dem Stadtgebiet der<br />
alten Hansestadt gelten sollen. Tatsächlich<br />
gelangen 440 B-17 und B-24 über<br />
das Zielgebiet, wo sie zwischen 11.45<br />
Uhr und 12.28 Uhr über 1200 t Bomben<br />
abladen und damit sehr schwere Verluste<br />
unter der Bevölkerung, aber auch er-<br />
Mitglied werden im Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />
(gegründet 1952)<br />
Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen Mischung aufeinander.<br />
Wir würden uns freuen, auch Sie als Mitglied gewinnen zu dürfen.<br />
hebliche Verwüstungen in verschiedenen<br />
Industriegebieten anrichten. Geschützt<br />
werden die Viermots bei ihrem Einflug<br />
von 381 P-47 und P-38. Auf amerikanischer<br />
Seite gehen zwar 28 B-17, 3 B-24<br />
und P-47 verloren, aber auch die Verluste<br />
der deutschen Jagdabwehr wiegen<br />
schwer. Unter den zahlreichen deutschen<br />
Jagdflugzeugen, die an diesem Tag abgeschossen<br />
werden, ist auch die Maschine<br />
von Reichenbacher. Zu den US-Begleitjägern<br />
gehört auch die 56th Fighter Group<br />
(genannt Wolfpack), eine Einheit, die<br />
die meisten Abschüsse auf dem europäischen<br />
Kriegsschauplatz erzielt hat. Zu<br />
den Jagdfliegerassen der 56th FG zählt<br />
LtCol David Carl Schilling. Ihm weist die<br />
Victory List insgesamt über 22 Luftsiege<br />
zu, darunter zwei am 26.11.1943. Es<br />
handelt sich dabei um zwei Focke-Wulf<br />
190, die südostwärts von Oldenburg zu<br />
Boden gehen. Eine davon wird die Maschine<br />
von Fw Reichenbacher gewesen<br />
sein, der beim Absturz den Tod findet.<br />
Am 9. Januar 1944 teilt der Oberleutnant<br />
und stellv. Staffelführer Grützmacher der<br />
Witwe den Tod ihres Mannes offiziell<br />
mit. Mit der Beschreibung der Umstände<br />
des Absturzes bemüht er sich zu erklären,<br />
dass dem Gefallenen „so ein längeres<br />
Leiden erspart geblieben“ sei. Dem Brief<br />
liegt auch die Verleihungsurkunde zum<br />
Eisernen Kreuz II. Klasse bei, das dem<br />
Feldwebel Ludwig Reichenbacher für seine<br />
bestätigten Abschüsse posthum am<br />
13.12.1943 verliehen worden ist. Seine<br />
letzte Ruhestätte findet er in einem Familiengrab<br />
im mittelfränkischen Veitsbronn.<br />
Quellen:<br />
Wehrpaß und Flugbuch von Ludwig Reichenbacher.<br />
Jochen Prien und Peter Rodeike, Einsatz in der<br />
Reichsverteidigung von 1939 – 1945. Jagdgeschwader<br />
1 und 11, Teil 1, 1939 – 1943, Eutin<br />
1993<br />
Frank J. Olynyk, USAAF (European Theater)<br />
Credits for the destruction of enemy aircraft in<br />
Air-to-Air combat World War 2, Aurora, Ohio,<br />
1987 - Roger A. Freeman, Mighty Eighth War<br />
Diary, London, 1981<br />
Tony Wood, O.K.L. Claims, OO,OD<br />
Bilder: Archiv AG Luftkriegsgeschichte<br />
Rheinland (Repros: Claus Leonhardt).<br />
Horst Schuh<br />
LuftwaffenRevue
Die Focke-Wulf FW-190 A-5 mit der Werknummer 410246 von<br />
Feldwebel Ludwig Reichenbacher von der 1./JG11<br />
Quelle: Frank Tausche<br />
Die P-47D-1-RE Thunderbolt mit der Air Force Seriennummer 42-7938 von<br />
Lt. Col. David Carl Schilling „56th FG, 62nd FS“<br />
( „56th Fighter Group, 62nd Fighter Squadron“ )<br />
Quelle: URL: http://www.warbirdsresourcegroup.org/URG/schiling.html<br />
GESCHICHTE<br />
4. Quartal 2009 27
GESCHICHTE<br />
Beginn Teil 3<br />
28<br />
Chronologie eines Luftkrieges<br />
Der Kreis Bernkastel 1939 - 1945<br />
In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember<br />
startet die deutsche Wehrmacht die<br />
letzte groß angelegte Offensive im Westen.<br />
Ihr Ziel ist es, durch Belgien an die<br />
Kanalküste vorzustoßen und somit die<br />
alliierten Kräfte zu teilen. Bedingt durch<br />
das schlechte Wetter und das Fernbleiben<br />
der alliierten Jabos, macht die Offensive<br />
zu Beginn deutliche Fortschritte. Erst am<br />
23. Dezember klart das Wetter soweit<br />
auf, daß die taktischen Luftflotten der<br />
Amerikaner und Briten dem deutschen<br />
Ansturm ihre gesamten Einsatzkräfte<br />
entgegenschicken können. Aber auch die<br />
deutsche Luftwaffe zeigt sich seit langer<br />
Zeit wieder in großer Stärke. So bleiben<br />
schwere Luftkämpfe nicht aus.<br />
Einer dieser Luftkämpfe tobt gegen Mittag<br />
in der Südeifel. Nachdem mit B-26<br />
”Marauder” ausgerüstete amerikanische<br />
”Bomb Groups” mehrere Eisenbahnbrücken<br />
bei Euskirchen, Ahrweiler und<br />
Ediger-Eller angegriffen haben, treffen<br />
sie auf dem Rückflug auf starke deutsche<br />
Jagdkräfte. Es soll ein schwarzer Tag der<br />
B-26-Verbände der ”US 9th Air Force” werden.<br />
Insgesamt verlieren die Amerikaner<br />
vor Eintreffen des eigenen Jagdschutzes<br />
36 Bomber aus den einzelnen Pulks. Es ist<br />
das erste Mal, und es wird auch das einzige<br />
Mal bleiben, daß es deutschen Jagdverbänden<br />
gelingt, den amerikanischen<br />
B-26-Verbänden innerhalb eines Tages<br />
so schwere Verluste zuzufügen. Aber sie<br />
können ihren Triumph nicht lange auskosten.<br />
Noch während sie in Kämpfe mit<br />
den zweimotorigen Bombern verwickelt<br />
sind, taucht der Jagdschutz auf, und aus<br />
Jägern werden Gejagte. In den folgenden<br />
Minuten müssen die Deutschen für ihren<br />
Erfolg bitter bezahlen. Selbst wenn es ihnen<br />
gelingt, den Feind im Tiefflug abzuschütteln,<br />
müssen sie erst ihre angeschlagenen<br />
Mühlen auf eigene Einsatzplätze<br />
zurückbringen.<br />
Zwei Flugzeugführern des JG 11 soll dies<br />
nicht mehr gelingen. Kurz nach Mittag<br />
hört man in Hilscheid das Motorengeräusch<br />
einer Bf 109. Dieses erstirbt plötzlich,<br />
Stille. Der Flugzeugführer versucht<br />
eine Bruchlandung. In einem ansteigenden<br />
Wiesenhang setzt er auf, durchbricht<br />
eine Böschung und hebt noch einmal ab,<br />
um dann schließlich fast auf der Höhe<br />
mit seiner jetzt motorlosen Maschine in<br />
einem Acker liegenzubleiben. Der Motor<br />
ist vorher bei der harten Bruchlandung<br />
abgerissen und liegt nur wenige Meter<br />
neben dem Rest der Maschine. Der schwer<br />
verletzte und bewußtlose Flugzeugführer<br />
wird von Anwohnern aus den Trümmern<br />
seines Flugzeuges gerettet und nach Hilscheid<br />
gebracht. Von dort gelangt er<br />
schließlich in das Lazarett nach Traben-<br />
Trarbach.<br />
Nur wenige Kilometer entfernt, kämpft<br />
ein weitere Pilot des JG 11 mit seiner Bf<br />
109. Über Hottenbach verläßt er seine<br />
angeschlagene Maschine, die schließlich<br />
am Ortsausgang an einem Hohlweg aufschlägt.<br />
Im Gegensatz zu seinem Kameraden<br />
ist er nur leicht verletzt und stößt<br />
bald wieder zu seiner Einheit.<br />
Die Lancaster, welche am 03. Februar<br />
1945 bei Wolf abstürzte. Die Besatzung<br />
auf dem Bild ist jedoch nicht die Besatzung<br />
vom Absturz am 03. Februar!<br />
Mit dem weiter aufklarenden Wetter<br />
melden sich auch die Jabos zurück. Zudem<br />
fliegen die strategischen Bomberverbände<br />
mit ihren viermotorigen Bombern<br />
taktische Einsätze zur Unterstützung der<br />
alliierten Bodentruppen. In den Tagen<br />
zwischen Weihnachten und Neujahr<br />
muß infolgedessen das Kreisgebiet die<br />
bisher schwersten Bombenangriffe des<br />
Krieges über sich ergehen lassen. Am<br />
24. Dezember fallen die ersten Bomben<br />
in Niederemmel und Monzelfeld. Am<br />
25. Dezember folgen Abwürfe auf Erden,<br />
Etgert, Gutenthal, Riedenburg, Hoxel,<br />
Wirschweiler und Allenbach. In Erden<br />
und Etgert gibt es dabei Tote und Verletzte.<br />
Zudem erhält die Hoxeler Brücke drei<br />
Volltreffer. Zwei Pfeiler der Brücke sind<br />
zerstört. Zwei Tage später folgen Abwürfe<br />
auf Morbach, Bernkastel, Andel und<br />
Zeltingen. Zusätzlich gibt es noch Bordwaffenbeschuß<br />
in Gutenthal, Thalfang,<br />
Bernkastel und Zeltingen. In Morbach<br />
stirbt ein Kind. Der 28. Dezember bringt<br />
einen Bombenabwurf auf Wenigerath,<br />
und einen Tag später fallen Bomben auf<br />
die Straße Filzen-Wintrich. Wiederum<br />
Teil 3<br />
einen Tag später schlagen Bomben bei<br />
Wintrich in freies Feld ein. An Silvester<br />
sind schließlich noch einmal Wehlen,<br />
Thiergarten, Bernkastel und Zeltingen<br />
Ziel der Bomben.<br />
Die Ardennenoffensive geht an Neujahr<br />
in ihre dritte Woche. Der schnelle, anfangs<br />
durch das schlechte Wetter unterstützte<br />
Vormarsch der Heeresverbände<br />
gerät ins Stocken oder ist schon gänzlich<br />
zum Stillstand gekommen. Vor allem<br />
die Jabos, die selten von deutschen Jagdflugzeugen<br />
gestört werden, machen den<br />
Panzerspitzen schwer zu schaffen. Das<br />
Heer verlangt Abhilfe, und am 1. Januar<br />
1945 reagiert die deutsche Luftwaffe mit<br />
einem groß angelegten Luftangriff auf<br />
die Flugplätze der alliierten taktischen<br />
Luftstreitkräfte. Ziel ist es, so viele alliierte<br />
Flugzeuge wie möglich am Boden<br />
zu zerstören. Trotz einiger Erfolge wird<br />
der ”Unternehmen Bodenplatte” getaufte<br />
Einsatz ein Desaster für die deutsche<br />
Jagdwaffe, von der sie sich nicht mehr<br />
erholt. Wer nicht von der alliierten Flak<br />
oder von den schon in der Luft befindlichen<br />
Jägern abgeschossen wird, gerät<br />
auf dem Rückflug in die eigenen Flaksperren,<br />
die, nur unzureichend über den<br />
Einsatz unterrichtet, den Heimkehrern<br />
weitere schwere Verluste zufügen. Eine Bf<br />
109 des Jagdgeschwaders 4 (JG 4) muß<br />
auf dem Rückflug von einem Einsatz in<br />
Belgien in der Nähe der Ruine Baldenau<br />
bei Hundheim aus Mangel an Sprit notlanden.<br />
Der Flugzeugführer verletzt sich<br />
leicht bei der Bruchlandung.<br />
Am 2. Januar fallen Bomben bei Hochscheid<br />
auf einen Zug. Hierbei gibt es<br />
mehrere Tote unter den Insassen eines<br />
Lazarettwagens, darunter auch ein amerikanischer<br />
Flieger. Drei Tage später, am<br />
5. Januar, sind Thalfang, Gräfendhron,<br />
Weitersbach und Schönberg Ziele von<br />
Bombenabwürfen. Des weiteren wird die<br />
Straße Papiermühle-Dhron durch einen<br />
Abwurf beschädigt. Wenigerath wird am<br />
13. Januar mit Bordwaffen beschossen<br />
und einen Tag später treffen Bomben<br />
das Bootshaus in Zeltingen. Eine einzelne<br />
Bombe wird am 15. Januar aus Niederemmel<br />
gemeldet, das am 22. Januar<br />
Ziel eines weiteren Angriffs ist. Einige<br />
Bomben fallen dabei auf den Ortsteil<br />
Müstert, der erhebliche Gebäudeschäden<br />
zu verzeichnen hat. Der 24. Januar<br />
bringt Bombenabwürfe auf Andel und<br />
Bernkastel. In Andel erfolgt zudem noch<br />
ein Bordwaffenbeschuß, der zwei Tote<br />
LuftwaffenRevue
fordert. Die Moselbrücken und Verkehrswege<br />
sind auch am Nachmittag des 26.<br />
Januar Ziele der Jabos. In Niederemmel<br />
fallen Bomben in der Nähe der Piesporter<br />
Brücke. Die Müsterter Brücke wird sogar<br />
getroffen, bleibt jedoch passierbar. Weitere<br />
Bomben gehen bei Dhron und bei<br />
Wehlen nieder. Die letzte Bombe des Januar<br />
1945 fällt am 29. in der Nähe von<br />
Neumagen.<br />
Der Februar beginnt, wie der Januar<br />
aufgehört hat. Im Verlauf des 2. Februar<br />
fallen Bomben bei Rhaunen und entlang<br />
der Straße Papiermühle-Thalfang.<br />
Zudem wird Rhaunen mit Bordwaffen<br />
beschossen.<br />
In der darauf folgenden Nacht vom 2.<br />
auf den 3. Februar stürzt wieder ein britischer<br />
Bomber im Kreisgebiet ab. Eine<br />
”Lancaster” der 419 Sqdn. der ”Royal Canadian<br />
Air Force” wird auf dem Rückflug<br />
von Wiesbaden von der Flak getroffen.<br />
Der Pilot gibt sofort den Befehl zum Aussteigen.<br />
Nur der Heckschütze kann gerade<br />
noch aus seinem Drehturm mit dem<br />
Fallschirm abspringen, der Rest der Besatzung<br />
hat keine Chance, aus der steil<br />
stürzenden Maschine zu entkommen, die<br />
schließlich bei Wolf aufschlägt.<br />
Jabo-Angriffe erfolgen wieder am 6. Februar<br />
1945. Bomben werden dabei bei<br />
Merschbach und Horath in freies Gelände<br />
und in den Wald geworfen. Hottenbach<br />
erhält zudem Bordwaffenbeschuß.<br />
Wieder ist es ein britischer Bomber, der<br />
in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar<br />
1945, nach einem Angriff auf Mainz, bei<br />
Berglicht in den Wald stürzt. Aus der Maschine<br />
kann sich nur der Navigator der<br />
De Havilland ”Mosquito” der 692 Sqdn.,<br />
einer Pfadfindereinheit, lebend retten.<br />
Der Pilot kommt in den Trümmern seiner<br />
Maschine ums Leben.<br />
In den nächsten Tagen erfolgen wieder<br />
Bordwaffenangriffe und Bombenabwürfe.<br />
Am 8. Februar liegen die Ziele in Neumagen,<br />
bei Hoxel und in Kempfeld. Zu<br />
den erheblichen Gebäudeschäden kommt<br />
noch eine 24stündige Unterbrechung der<br />
Bahnlinie Simmern-Hermeskeil. Zudem<br />
greifen die Jabos Langweiler, Sensweiler<br />
und die Straße Kempfeld-Katzenloch<br />
an. Der 9. Februar bringt weitere Bombenabwürfe,<br />
diesmal auf Neumagen,<br />
Longkamp und Monzelfeld. Nach einer<br />
kurzen Pause geht es am 13. Februar weiter.<br />
Ziel der Bomben sind Oberkirn und<br />
Morbach. In Morbach wird wieder einmal<br />
die Hunsrückhöhenbahn getroffen,<br />
die für 24 Stunden unterbrochen ist. Am<br />
14. Februar werden Bombenabwürfe bei<br />
Noviand und Niederemmel gemeldet.<br />
Nach dem Ende der Ardennenoffensive<br />
und dem Desaster der deutschen Luft-<br />
waffe vom 1. Januar kommt es in der<br />
Folgezeit nur zu vereinzelten Luftgefechten.<br />
Im Februar flauen diese noch weiter<br />
ab, da zumeist nur alliierte Maschinen in<br />
der Luft zu beobachten sind. Tatsächlich<br />
werden die meisten deutschen Jagdverbände<br />
an die Ostfront verlegt. Trotz der<br />
aussichtslosen Lage in der Luft braucht<br />
das Heer weiterhin Informationen über<br />
die Truppenstärke des Feindes und dessen<br />
Bewegungen. Die Überlebenschance<br />
der am Anfang des Krieges entwickelten<br />
Heeresaufklärer ist unter den gegebenen<br />
Umständen sehr gering. Nur für diesen<br />
Zweck umgerüstete moderne Kampfflugzeuge<br />
haben noch Aussicht, diese Aufgabe<br />
erfolgreich durchzuführen. So fliegen<br />
im Westen die Nahaufklärereinheiten<br />
nunmehr eine für diese Zwecke umgerüstete<br />
Version der Bf 109.<br />
Am Morgen des 16. Februar 1945 startet<br />
ein Schwarm der ”Nahaufklärungsruppe”<br />
1 (NAGr 1) zu einem Einsatz in den<br />
Raum Diekirch-Metz-Saarburg. Auf dem<br />
Rückflug werden sie bei Trier von Piloten<br />
der ”354th Fighter Group” (354th FG) gesichtet<br />
und sofort angegriffen. Die Deutschen<br />
bemerken, daß sie verfolgt werden,<br />
und spalten sich in zwei Rotten auf. Bevor<br />
die Amerikaner auch nur in Schußweite<br />
der ersten Rotte gelangen, dreht einer der<br />
beiden deutschen Flugzeugführer seine<br />
Maschine auf den Rücken und steigt aus.<br />
Sein Fallschirm öffnet sich, und er landet<br />
unweit von Horath in einem Waldgebiet<br />
und bleibt in einer Baumkrone hängen.<br />
Zur Landestelle eilende Volkssturmleute<br />
helfen ihm schließlich aus dem Baum.<br />
Unweit seiner Landestelle schlägt auch<br />
seine Bf 109 auf, die fast völlig zerstört<br />
wird. Auffallendster Gegenstand unter<br />
den Überresten ist eine große Reihenbildkamera.<br />
Der zweite Flugzeugführer wird<br />
noch einige Kilometer gejagt, bis auch er<br />
sich entschließt auszusteigen. Er landet<br />
in der Nähe von Haag, und nachdem<br />
er seinen Fallschirm zusammengeholt<br />
hat, begibt er sich in den Ort. Seine Maschine<br />
stürzt am Ortsrand von Odert ab,<br />
wobei sie einen Trichter in ein Feld reißt.<br />
Auch hier müssen die Amerikaner keinen<br />
Schuß abfeuern. Die beiden anderen<br />
Maschinen des NAGr 1 können vorerst<br />
entkommen. Erst beim Landeanflug auf<br />
ihren Heimathorst werden sie zum zweiten<br />
Mal gestellt und abgeschossen.<br />
Am Nachmittag des 19. Februar erfolgt<br />
ein folgenreicher Bombenabwurf auf<br />
Bernkastel. Ein Luftschutzkeller wird getroffen<br />
und stürzt ein. In ihm finden 50<br />
Menschen den Tod. Ebenfalls an diesem<br />
Nachmittag fallen weitere Bomben neben<br />
der Straße Allenbach-Katzenloch in<br />
freies Gelände. Der folgende Tag bringt<br />
GESCHICHTE<br />
weitere Angriffe mit Bordwaffen auf Talling,<br />
Berglicht und Thalfang sowie den<br />
Abwurf einer einzelnen Bombe auf Wehlen.<br />
Maring, Deuselbach und Morbach<br />
sind das Ziel der Jabos am 21. Februar.<br />
Die Bomben richten aber nur Schäden<br />
auf dem Bahngelände in Morbach an.<br />
Die Nacht vom 21. auf den 22. ist die dritte<br />
Nacht im Februar, in der ein britischer<br />
Bomber innerhalb des Kreises abstürzt.<br />
Eine ”Halifax” der 10 Sqdn. ist dieses Mal<br />
Opfer eines deutschen Nachtjägers. Wenige<br />
Minuten nachdem sie ihre Bombenlast<br />
auf Worms abgeladen haben, beobachtet<br />
der Bordfunker den Schatten eines<br />
einmotorigen Flugzeuges. Eine Minute<br />
später gibt der Heckschütze eine Warnung<br />
an den Piloten ab, als auch schon<br />
Maschinengewehrfeuer zu hören ist und<br />
die Leuchtspurgarben am Rumpf vorbeistreifen.<br />
Der Pilot meldet über Bordnetz,<br />
daß die Seiten- und Höhenruderkontrollen<br />
beschädigt sind, und der Bordmechaniker<br />
beobachtet gleichzeitig ein Feuer<br />
im Hinterteil des Rumpfs, woraufhin der<br />
Pilot den Befehl zum Aussteigen gibt. Vier<br />
Mann springen aus dem vorderen Notausstieg<br />
ab. Der Heckschütze läßt sich<br />
wahrscheinlich aus seinem Turm fallen.<br />
Sie geraten alle in Gefangenschaft. In der<br />
Zwischenzeit gelingt es dem Bordfunker,<br />
das Feuer im Heck der Maschine zu löschen,<br />
und der Pilot entschließt sich, gegen<br />
Westen weiterzufliegen und alliiertes<br />
Gebiet zu erreichen. Nur wenige Augenblicke<br />
später erfolgt ein zweiter Angriff<br />
des deutschen Nachtjägers, und der Pilot<br />
befiehlt, das Flugzeug endgültig zu verlassen.<br />
Der Bordfunker springt sofort ab,<br />
und auch der Pilot schafft es schließlich,<br />
seine Maschine zu verlassen. Er landet<br />
unweit von Kleinich und wird wie seine<br />
fünf vorher abgesprungenen Kameraden<br />
gefangengenommen. Im Gegensatz<br />
zu diesen gelingt es dem Bordfunker, die<br />
eigenen Linien zu erreichen, und wenige<br />
Wochen später befindet er sich wieder in<br />
England. Die Maschine beschreibt noch<br />
einen Kreis und schlägt schließlich bei<br />
Kleinich in einer Wiese auf.<br />
Es gibt jetzt fast täglich Jabo-Angriffe auf<br />
Ziele im Kreisgebiet, so auch am Morgen<br />
nach dem Absturz bei Kleinich. Es fallen<br />
Bomben bei Thalfang, und am Nachmittag<br />
wird auch die Wetterdienststelle<br />
auf dem Erbeskopf sowie das Sägewerk<br />
Mettler in Hinzerath angegriffen. Bei<br />
der Wetterdienststelle gibt es einen Toten.<br />
Auch der 23. Februar bringt weitere<br />
Bordwaffenangriffe und Bombenabwürfe.<br />
Ziele sind Graach, Thalfang und<br />
Katzenloch. Wehlen wird am 24. Februar<br />
schwer getroffen. 25 Häuser sind zerstört,<br />
14 Einwohner kommen ums Leben. We-<br />
4. Quartal 2009 29
GESCHICHTE<br />
nige Stunden vorher gab es schon Bordwaffenangriffe<br />
und Bombenabwürfe bei<br />
Thalfang und Hoxel. Schließlich wird<br />
abends noch ein Lkw auf der Hunsrückhöhenstraße<br />
bei Morbach beschossen.<br />
Morbach wird auch am 25. Februar wieder<br />
das Ziel der Jabos. Mehrere Bomben<br />
fallen auf die Bahngleise Morbach-Hoxel.<br />
Der Bahnverkehr ist vorübergehend<br />
unterbrochen. Am Nachmittag des 28.<br />
und letzten Tages im Februar 1945 wird<br />
eine Panzersperrenbaustelle zwischen<br />
Morbach und Rapperath mit Bordwaffen<br />
angegriffen. Ein Mann kommt dabei ums<br />
Leben. Wenige Stunden später erfolgt ein<br />
zweiter Bordwaffenangriff bei Morbach<br />
auf die Hunsrückhöhenstraße. Damit<br />
endet für den Kreis Bernkastel der wohl<br />
schwärzeste und verlustreichste Monat<br />
des gesamten Krieges. Aber noch sind die<br />
Amerikaner nicht da, und der Krieg ist<br />
erst in zwei Monaten vorbei.<br />
Nach Bernkastel und Wehlen wird Niederemmel<br />
am Morgen des 1. März 1945<br />
der dritte Ort im Kreis, der einem schweren<br />
Bombenangriff ausgesetzt wird. Auf<br />
den Ortsteil Reinsport fällt eine große<br />
Anzahl von Bomben, die insgesamt 20<br />
Gebäude zerstören, neun Tote werden<br />
gezählt. Die Straße Neumagen-Bernkastel<br />
und das Gleis der Moselbahn sind<br />
ebenfalls getroffen, was den Verkehr auf<br />
unbestimmte Zeit behindert. Auch die<br />
Gleise der Strecke Simmern-Hermeskeil<br />
werden an diesem Tag bei Hinzerath unterbrochen.<br />
Der Verkehr kann hier nur<br />
noch durch Umsteigen aufrecht erhalten<br />
werden. Am 2. März wird Bernkastel<br />
schließlich zum zweiten Mal schwer getroffen.<br />
Die Bomben fordern an diesem<br />
Tag weitere 18 Opfer.<br />
Nur noch sehr selten sieht man deutsche<br />
Maschinen. Meistens handelt es sich dabei<br />
um Aufklärer, die immer noch versuchen,<br />
dem Heer Informationen über den<br />
Vormarsch der Amerikaner zu liefern.<br />
Am 8. März 1945 kommt eine Bf 109 der<br />
NAGr 13 in geringer Höhe vom Hunsrück<br />
her, um schließlich die Mosel entlang<br />
zu fliegen und auf einer Höhe bei Niederemmel<br />
auf einem Acker aufzusetzen.<br />
Der Flugzeugführer steigt unverletzt aus<br />
und macht sich auf den Rückweg zu seiner<br />
Einheit. Die Maschine bleibt dagegen<br />
liegen, da der Feind schon so nahe steht,<br />
daß ein Abtransport unmöglich ist.<br />
In den folgenden Tagen rückt die Front<br />
stetig näher, und zwischen dem 16. und<br />
19. März marschieren die Amerikaner in<br />
den einzelnen Orten des Kreises ein.<br />
Doch bevor sie am 19. März auch in<br />
Kempfeld sind, muß dort noch eine Douglas<br />
A-20 ”Havoc” der ”410th Bomg<br />
Group” (410th BG) notlanden. Nach ei-<br />
30<br />
nem Angriff auf Kaiserslautern am 17.<br />
März bleibt eine der Maschinen des Verbandes<br />
wegen Motorproblemen zurück.<br />
Nach und nach verliert sie an Höhe.<br />
Zwischen Schauren und Kempfeld setzt<br />
sie schließlich auf einem Acker auf, wobei<br />
sie noch einen Mast der Telefonleitung<br />
Kempfeld-Schauren mitnimmt. An<br />
diesem Tag befindet sich eine deutsche<br />
Lazarettkompanie in Kempfeld, die aus<br />
Benzinmangel mit ihren Lkws dort liegenblieb.<br />
Ihnen kommt das Flugzeug<br />
gerade recht. Nachdem sie die drei Besatzungsmitglieder<br />
festgenommen haben,<br />
beginnen sie den Sprit aus den Tragflächentanks<br />
der A-20 in die Tanks ihrer eigenen<br />
Fahrzeuge umzupumpen. Schließlich<br />
sind sie damit fertig und verlassen<br />
unverzüglich mit ihren Gefangenen den<br />
Ort. Die Amerikaner finden zwei Tage<br />
später nur noch die verlassene Maschine.<br />
Mit dem Einmarsch der Amerikaner hören<br />
die Bombenangriffe schlagartig auf.<br />
Doch nach wie vor erfolgen Überflüge.<br />
Vor allem die taktischen Verbände der<br />
”9th Air Force” von ihren Basen nahe<br />
der deutsch-französischen Grenze überfliegen<br />
täglich den Kreis.<br />
Am Ostermontag, dem 2. April 1945,<br />
startet von einem Flugplatz bei Metz eine<br />
Staffel von Republic P-47 ”Thunderbolt”<br />
der ”362nd Fighter Group”. Ihr Ziel ist<br />
der Flugplatz von Erfurt. Nachdem sie die<br />
tief liegende Wolkendecke durchstoßen<br />
haben, vermißt der Staffelführer eine der<br />
Maschinen. Während er noch versucht,<br />
den Piloten über Funk zu erreichen, setzt<br />
er den Einsatz fort. Dieser kann ihn aber<br />
nicht mehr hören, da er kurz vorher, aus<br />
der Wolkendecke kommend, bei Kempfeld<br />
mit seiner P-47 auf einem Acker aufgeschlagen<br />
ist. Der Pilot ist sofort tot.<br />
Am 8. Mai 1945 kapitulieren schließlich<br />
die deutschen Heeres-, Marine- und<br />
Luftwaffenverbände. Der Krieg ist für<br />
Deutschland vorbei. In den Niederlanden<br />
erfolgt jedoch erst zwei Tage später die<br />
Kapitulation. An diesem 10. Mai kreist<br />
eine Siebel Si 204 über dem Hunsrück.<br />
Sie fliegt mit ihren letzten Spritreserven,<br />
und der Flugzeugführer sucht angestrengt<br />
nach einem Platz, auf dem er sein<br />
Flugzeug notlanden kann. Endlich sieht<br />
er ein geeignetes Gelände und setzt bei<br />
Hausen auf einem Acker auf. Der Flugzeugführer<br />
und seine drei Passagiere versuchen<br />
sofort, sich vor den Amerikanern<br />
zu verbergen, was den Passagieren aber<br />
nicht lange gelingt. Sie werden noch am<br />
gleichen Tag festgenommen und gelangen<br />
in Kriegsgefangenschaft. Nur der Pilot,<br />
der sich sofort auf den Weg in seinen<br />
Heimatort macht, kann entkommen.<br />
Der Krieg ist jetzt seit über sechzig Jahren<br />
zu Ende, und es wird immer schwieriger,<br />
einzelne Ereignisse genau zu erfassen.<br />
Ist dies bei den meisten Abstürzen und<br />
Notlandungen im Kreisgebiet gelungen,<br />
so gibt es doch zwei Ereignisse, deren Zuordnung<br />
bisher nicht möglich war.<br />
Amerikanische Maschine und ihr Pilot,<br />
welche am 16. Februar 1945 an dem<br />
Luftkampf mit den beiden deutschen<br />
Aufklärern beteiligt war.<br />
An einem Tag mit tief hängender Wolkendecke<br />
ist ein Luftkampf über Gonzerath<br />
zu hören. Plötzlich kommt eine Maschine<br />
durch die Wolkendecke hindurch<br />
und fliegt in Richtung Kommen ab. Hinter<br />
Kommen bleibt die deutsche Maschine<br />
mit dem Leitwerk in einer Hochspannungsleitung<br />
hängen und setzt wenig<br />
weiter auf einem Acker auf. Der Flugzeugführer<br />
steigt aus und geht in den<br />
Ort, von wo er später abgeholt wird.<br />
In Veldenz macht ein deutsches Jagdflugzeug<br />
eine Bruchlandung in den<br />
Weinbergen, wobei es sich überschlägt.<br />
Dem verletzten Flugzeugführer kann aus<br />
seiner auf dem Kopf liegenden Maschine<br />
herausgeholfen werden.<br />
In den fast sechs Kriegsjahren sind innerhalb<br />
des Kreises Bernkastel fünfundvierzig<br />
Flugzeuge notgelandet oder abgestürzt.<br />
Dabei kamen achtundsechzig<br />
Besatzungsmitglieder ums Leben, neunzehn<br />
Amerikaner, sechs Australier, acht<br />
Deutsche, dreiundzwanzig Engländer,<br />
zehn Kanadier, ein Österreicher und ein<br />
Slowene. Dreiundsiebzig gerieten in Gefangenschaft,<br />
und zwei entkamen. Siebzehn<br />
Deutsche konnten sich aus ihren<br />
Maschinen retten, neun davon verletzt.<br />
Insgesamt sind es einhunderteinundsechzig<br />
Piloten und Besatzungsmitglieder.<br />
Dem stehen über hundert Tote innerhalb<br />
der Zivilbevölkerung entgegen. Vor allem<br />
in Bernkastel, das zweimal schwer getroffen<br />
wurde, in Niederemmel, Wehlen und<br />
Etgert starben in den letzten Kriegsmonaten<br />
viele Menschen durch alliierte Bombenangriffe.<br />
Hans-Günther Ploes<br />
LuftwaffenRevue
Weihnachten 1942<br />
Rostow a. d. Donmündung<br />
Flg.-Personal, 2. (F) Ob.d.L. – 2. (F)100, Feldpost-Nr. L 14354<br />
Kriegsweihnacht – Weihnachten im Felde<br />
– wer nicht in dieser Zeit gelebt hat,<br />
kann vielleicht nur erahnen, wie es gewesen<br />
sein mag. In der Heimat ist die<br />
Familie in Sorge um den Ehemann, den<br />
Sohn, vielfach um mehrere Söhne an der<br />
Front – dort wird ebenfalls „Weihnachten<br />
gefeiert“, mit den (noch lebenden)<br />
Kameraden und in Gedanken an „zu<br />
Hause“.<br />
Unser langjähriges Mitglied Max Lagoda<br />
hat an das Weihnachtsfest 1942, fern<br />
der Heimat, besondere Erinnerungen. Er<br />
befindet sich bereits ein knappes Jahr<br />
als Fernaufklärer im Süden Russlands,<br />
in der südlichen Ukraine am Schwarzen<br />
Meer (seine Berichte sind teilweise hier<br />
veröffentlicht). Er hat mit seinen Kameraden<br />
nicht nur den Kaukasus umflogen<br />
und aufgeklärt, sondern hat wichtiges<br />
Bildmaterial von Fernflügen bis Teheran,<br />
Baghdad und Basra mitgebracht.<br />
Kriegsgerät für Russland auf Grund des<br />
Lend-Lease-Vertrages wird in Basra ausgeladen<br />
und weitertransportiert, bildlich<br />
dokumentiert von Max Lagoda und bis<br />
heute erhalten. In seinen Erinnerungen<br />
zeichnet er die Frontverläufe nach, zunächst<br />
den Vormarsch, ab Herbst 1942<br />
den Rückzug der Truppen und die daraus<br />
folgenden Verlegungen seiner Staffel.<br />
„Am nächsten Tag, es war der 23.12.1942,<br />
standen die russischen Panzer bereits ca.<br />
5 km nördlich von Tazinskaja. Es war<br />
jämmerlich kalt draußen. Die ersten Granaten<br />
heulten schon über unsere Köpfe<br />
hinweg. Als Ziel hatten sich die Russen<br />
den Flugplatz ausgesucht. Jeder Treffer<br />
richtete enorm viel Schaden an. Der Platz<br />
war gespickt voll mit Flugzeugen, Material<br />
und vielen Verwundeten. Neben dem<br />
Flugplatz schlängelte sich eine Nebenstraße<br />
in Richtung Westen. Auch hier<br />
standen Schlangen von Fahrzeugen, die<br />
sich in westlicher Richtung unkontrolliert<br />
absetzten. Unser Feindeinsatz in „Tazi“<br />
war um 07.00 Uhr. Auftrag wie immer,<br />
wo steht der Feind? Das Wetter war noch<br />
nicht besser geworden. Aber die Russen<br />
haben wir sofort ausfindig gemacht. Sie<br />
lagen bereits einige Kilometer nördlich<br />
des Flugplatzes und der Stadt.“<br />
Ohne Aufnahmen zu machen, landet<br />
sein Flugzeug nach 55 Minuten wieder<br />
auf dem Platz. Sie werden regelrecht<br />
„ausgequetscht“, was zur Folge hat, dass<br />
die vier Maschinen der 2. (F) Ob.d.L. eine<br />
Stunde später nach Rostow a. Don verlegen.<br />
„Die Staffel hatte uns wieder! Natürlich<br />
lässt sich dies alles gut schreiben, aber<br />
hier, auf dem Platz, war die Hölle los.<br />
Dieses Chaos kann man gar nicht beschreiben.<br />
Schneetreiben, minus 35° Kälte,<br />
und rings um den Platz brannten die<br />
Flugzeuge. Sogar beim Start rasten die<br />
Flugzeuge gegeneinander und gingen<br />
in Flammen auf. Die Granateinschläge<br />
und Löcher in der Start- und Landebahn<br />
taten das Übrige. Wir waren in der Luft<br />
und hatten noch den 1. Wart unserer<br />
Maschine mitgenommen. Wir flogen<br />
–ausnahmsweise- einmal zu fünft in der<br />
Maschine.<br />
GESCHICHTE<br />
Es war Krieg, und in dieser Hinsicht war<br />
man nicht mehr so kleinlich. Die Landung<br />
in Rostow erfolgte um 11.00 Uhr.<br />
Also nur 65 Minuten Flugzeit. Eine andere<br />
Maschine von uns, ebenfalls mit fünf<br />
Mann besetzt, machte noch am Start<br />
Bruch. Die „Mühle“ blieb liegen, und<br />
keiner kümmerte sich mehr darum. Die 5<br />
Mann Besatzung machten sich per LKW<br />
aus dem Staub und kamen erst nach<br />
Weihnachten bei der Staffel in Rostow<br />
an. Von diesen Kameraden haben wir<br />
vieles erfahren, was einen Tag vor Heiligabend<br />
1942 in Tazinskaja abgelaufen<br />
ist.<br />
Die Zelte der Feldpost und der Verwundeten<br />
wurden getroffen und gingen in Flammen<br />
auf. Es muß sehr schlimm gewesen<br />
sein, zumal keine Nachrichtenübermittlung<br />
mehr möglich war. Auch die Stadt<br />
Tazinskaja wurde beschossen. Das große<br />
Verpflegungslager wurde für die Landser<br />
freigegeben, und die Ölmühle stand<br />
ebenfalls in Flammen. Jeder Landser holte<br />
sich noch, was er wollte. Wir waren ja<br />
so froh, dass wir in Sicherheit waren. Es<br />
hatte uns gereicht, aber wir waren noch<br />
am Leben, und am anderen Tag war Heiligabend.<br />
Wir waren im Trockenen und in einer<br />
Kaserne untergebracht. Wilhelm Hardis,<br />
der für das fliegende Personal zuständig<br />
4. Quartal 2009 31
GESCHICHTE<br />
war, hat uns – trotz allem – auf Weihnachten<br />
vorbereitet. In einem ehemaligen<br />
Schulungsraum hat er Tannenbäume<br />
und Kerzen auf die Tische gestellt. An<br />
den Wänden, in 2 m Höhe, hingen Bilder<br />
in Postkartengröße von den Kameraden,<br />
die wir und Hardis gut gekannt hatten<br />
und die nun nicht mehr unter uns waren.<br />
Vermißt, lapidar einfach vermisst!<br />
Die Tische hat er mit weißen Bettlaken<br />
belegt und auf jedem Platz stand nicht<br />
nur unser Abendessen, sondern auch<br />
eine Flasche Rotwein als Sonderausgabe.<br />
Den Rotwein hat natürlich die Staffel<br />
spendiert. Damit noch nicht genug.<br />
Unser Feldtelefon klingelte. Es war bereits<br />
Spätnachmittag geworden. Hardis rief:<br />
„Rudi und Max zum Staffelkapitän, im<br />
Dienstanzug, sofort antanzen!“ In unserer<br />
provisorischen Fliegermesse hat man<br />
uns schon erwartet: Beförderung von<br />
Rudi Kies und Max Lagoda zum Feldwebel!<br />
Die Bestallung, also Urkunde, wurde<br />
uns gleich ausgehändigt.<br />
Jetzt feierten wir nicht nur Weihnachten,<br />
sondern auch unsere Beförderung.<br />
Nach dem Essen gedachten wir unserer<br />
vermissten und toten Kameraden, die<br />
nicht so viel Glück gehabt hatten wie<br />
wir. Natürlich sangen wir auch einige<br />
Weihnachtslieder, und da kam schon<br />
Heimweh auf. Einige hatten wirklich<br />
Tränen in den Augen. Als die fünf Rheinländer<br />
unter uns das Lied von Willi Os-<br />
32<br />
termann anstimmten „Wenn ich su an<br />
ming Heimat denke un sin d’r Dom su<br />
vör mer ston, mööch ich direk ob Heim<br />
an schwenke, ich mööch zo Foß no Kölle<br />
jon“, ja, da kam der „Moralische“ auf.<br />
Später, nachdem alle ihre Flasche Rotwein<br />
geleert hatten, wurden auch andere<br />
(Soldaten-) Lieder gesungen, das Stimmungstief<br />
war überwunden. Jeder war<br />
froh, noch einmal richtig Weihnachten<br />
oder „Geburtstag“ feiern zu können. Wir<br />
hatten einige Tage Ruhe verdient, und<br />
wer wusste schon, was in den nächsten<br />
Tagen auf uns zukommen würde?“<br />
Max Lagoda<br />
Willi Ostermann<br />
*1. Oktober 1876 in Mülheim am Rhein<br />
† 6. August 1936 in Köln<br />
Heimweh nach Köln<br />
Willi Ostermanns letztes Lied<br />
In Köln am Rhing bin ich jebore,<br />
ich han, un dat litt mir im Senn,<br />
ming Muttersproch noch nit verlore,<br />
dat es jet wo ich stolz drop ben.<br />
Wenn ich su an ming Heimat denke<br />
un sinn d’r Dom su vür mer stonn,<br />
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,<br />
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn,<br />
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,<br />
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn.<br />
Un deit d’r Herrjott mich ens rofe,<br />
däm Petrus sagen ich alsdann:<br />
Ich kann et räuhig dir verzälle,<br />
dat Sehnsucht ich noh Kölle han.<br />
Wenn ich su an ming Heimat denke…<br />
Un luuren ich vum Hemmelspözje<br />
dereins he op ming Vatterstadt,<br />
well stell ich noch do bovven sage,<br />
wie jän ich dich, mi Kölle, hatt.<br />
Wenn ich su an ming Heimat denke…<br />
LuftwaffenRevue
Leserbrief zum Thema<br />
„Husaren der Nacht“ aus Heft 3-2009<br />
In der Ausgabe der Luftwaffen Revue Nr.<br />
3 vom September 2009 ist auf der Seite<br />
25 - am Ende des Artikels<br />
„Husaren der Nacht“ - von<br />
1600 V1 Flügelbomben die<br />
Rede, die während der Monate<br />
Juli und August 1944<br />
vom Fliegerhorst Venlo<br />
mit dem Trägerflugzeug<br />
He 111 zur Abwurfstelle<br />
vor der niederländischen<br />
Küste transportiert wurden.<br />
Wenn man um die<br />
mit der V1 verbundene Logistik<br />
weiß, die sich unter<br />
höchster Geheimhaltung<br />
vollzog, dürfte die Zahl<br />
von 1600 Einsätzen zu<br />
hoch gegriffen sein. Die<br />
V1 wurde in einem abgegrenzten<br />
und bewachten<br />
Bereich des Flugplatzes<br />
gelagert, den nur eingewiesene Personen<br />
betreten durften. Die V1 benötigte einen<br />
speziellen Treibstoff, der auf Binnentankern<br />
herbeigeschafft wurde. Kurz vor jedem<br />
Flug musste nach den letzten Wind-<br />
und Wettermeldungen die Kurssteuerung<br />
der Flügelbombe eingestellt werden. Au-<br />
Sonderausstellung vom 16.10.2009 - 03.01.2010<br />
ßerdem war es 1944 aufgrund der Materiallage<br />
schwierig, genügend flugklare<br />
und einsatzbereite Trägerflugzeuge zur<br />
Verfügung zu haben.<br />
Es war die III. Gruppe des KG 3, die von<br />
Venlo aus V1 Einsätze geflogen ist. Nach<br />
Vorrücken der Alliierten verlegte die<br />
Gruppe im September 1944 zurück ins<br />
so genannte Heimatkriegsgebiet nach<br />
Varelbusch und Ahlhorn und ab Oktober<br />
1944 wurde sie als I. Gruppe in das<br />
KG 53 eingegliedert. Die Staffeln der II.<br />
SERVICE<br />
und III.Gruppe des KG 53, die ab Oktober<br />
erstmals mit der V1 zum Einsatz kamen,<br />
lagen auf Flugplätzen im nordwestlichen<br />
Niedersachsen und in Schleswig-Holstein.<br />
Ich selbst war damals als Nachrichtenoffizier<br />
(NO) im Stab<br />
der III./KG 53 in Schleswig<br />
tätig. Daher weiß ich<br />
um die Problematik der<br />
„V1 Fliegerei“. Der NO<br />
der III./KG 3 in Holland<br />
war Heinz Kutzner. Mit<br />
diesem Freund aus alten<br />
Kriegstagen habe ich mich<br />
jetzt über besagte 1600 V1<br />
Abwürfe unterhalten. Er<br />
hält diese Zahl für übertrieben.<br />
Nach seinen Tagebuchaufzeichnungen<br />
waren bei den in Venlo<br />
stationierten Staffeln im<br />
Durchschnitt 12 He 111<br />
einsatzbereit. Einsätze<br />
wurden in der Zeit vom 7.<br />
Juli bis 1. September 1944<br />
geflogen, jedoch nicht jeden Tag. Nach<br />
seiner Schätzung sind die genannten<br />
Flugzeuge etwa zwei Drittel dieser Zeit im<br />
Einsatz gewesen, was rund 450 V1 Starts<br />
(statt 1600) ergibt.<br />
Horst Willborn<br />
Die Bundeswehr im Einsatz<br />
Von der Bündnisverteidigung zum Auslandseinsatz<br />
mit dem Mandat des Parlaments<br />
Eine Wanderausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes<br />
Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, Kladower Damm 182, 14089 Berlin<br />
Tel.: D-030-3687-2601 (Sekretariat), D-030-3687-2608 (Eingang)<br />
Öffnungszeiten April - Oktober: Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr<br />
November - März: Dienstag bis Sonntag 9 - 16 Uhr<br />
Eingang über Potsdamer Chaussee (B2) Am Landschaftspark Gatow<br />
www.luftwaffenmuseum.com, E-Mail: LwMuseumBwEingang@Bundeswehr.org<br />
Eintritt frei<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong><br />
MUSEUM<br />
der Bundeswehr Berlin-Gatow<br />
4. Quartal 2009 33
Liebe Leser,<br />
DEUTSCHER<br />
<strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V.<br />
den zeitkritischen Leser unserer Luftwaffen-Revue bitten<br />
wir zu berücksichtigen, daß in authentischer historischer<br />
Berichterstattung die bildliche Darstellung von Hoheitssymbolen<br />
staatlicher Unterdrückung nicht fehlen kann.<br />
Das gilt in gleicher Weise für das Hakenkreuz, Hammer<br />
und Sichel, den Sowjetstern und das DDR-Emblem.<br />
Wir haben uns der historischen Korrektheit verschrieben<br />
und wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung<br />
verstanden wissen.<br />
Die Zurschaustellung solcher Symbole in Museen und Publikationen<br />
regelt der § 86 ff. des Strafgesetzbuches.<br />
Die Bundesgeschäftsstelle gibt bekannt<br />
Telefon- und Faxnummer für den Deutschen Luftwaffenring<br />
e. V. in Bonn – Bad Godesberg, Rheinallee 55<br />
0228 – 53 68 55 29<br />
Per Email erreichen Sie die Bundesgeschäftstelle unter:<br />
info@luftwaffenring.de<br />
Die Redaktion des Verbandsorgans erreichen Sie unter:<br />
redaktion@luftwaffen-revue.de<br />
Mitglied werden im<br />
Deutschen Luftwaffenring e.V.<br />
(gegründet 1952)<br />
Tradition & Moderne treffen hier in einer einzigartigen<br />
Mischung aufeinander. Wir würden uns freuen,<br />
auch Sie als Mitglied gewinnen zu dürfen.<br />
Deutscher Luftwaffenring e.V.<br />
Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />
Telefon: 0228 - 53 68 55 29<br />
info@luftwaffenring.de<br />
IMPRESSUM<br />
Zeitschrift für die Luftwaffe in Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft sowie die gesamte Luftfahrt.<br />
Verbandsorgan des Deutschen<br />
Luftwaffenringes e.V. (gegründet 1952)<br />
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Rheinallee 55, 53173 Bonn,<br />
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Yorck Esken, Horst Schuh, Max Lagoda.<br />
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Postbank Hannover<br />
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oder<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
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Gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung des Deutschen Luftwaffenringes e.V.<br />
oder der Redaktion wieder. Abdrucke, auch auszugsweise,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
der Redaktion.<br />
Die Redaktion behält sich vor, falls nicht anders<br />
vereinbart, Beiträge zu überarbeiten und auch zu<br />
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und Fotos wird keine Gewähr übernommen.
DEUTSCHER <strong>LUFTWAFFEN</strong>RING e.V. BONN (DLwR)<br />
Geschäftsstelle: Rheinallee 55 • 53173 Bonn • Telefon (0228) 53 68 55 29<br />
Bundesvorstand<br />
Bundesvorsitzender<br />
Brig.Gen. a.D. Dierk-Peter Merklinghaus<br />
Humboldtstraße 15, 53115 Bonn<br />
Stellvertreter des Bundesvorsitzenden<br />
1. Oberst a.D. Fritz Thomsen<br />
Lorenweg 33, 53347 Witterschlick<br />
2. Oberst d.R. Horst Schuh<br />
Konrad-v.-Hochstaden-Straße 22<br />
53881 Euskirchen<br />
Bundesgeschäftsführer / Schatzmeister<br />
Dipl. Ing. Horst Obbelode<br />
Wevelinghoverstr. 73, 41334 Nettetal<br />
Sozialreferent<br />
Hauptmann a.D. Hans-Dieter Müller<br />
Württembergische Straße 14, 10707 Berlin<br />
Tel. 030 - 861 26 57<br />
Beisitzer<br />
Oberstleutnant a.D. Peter Heidrich,<br />
Pegasusstraße 40, 16321 Bernau<br />
Dipl. Ing. Wilhelm F. Noller,<br />
Maxenlohe 1, 90562 Heroldsberg<br />
Justitiar und Controller<br />
Dr. jur. utr. Peter Zimmermann<br />
PR- und Internet-Beauftragter<br />
Oberstleutnant a.D. Dipl.-Ing. Yorck Esken<br />
Steinkaule 70, 53757 Sankt Augustin<br />
Tel.: 02241 - 8445987<br />
Untergliederung<br />
Verband Berlin-Brandenburg (DLwR)<br />
Vorsitzender: Peter Heidrich<br />
Pegasusstr. 40, 16321 Bernau<br />
Tel.: 03338 - 766213<br />
E-Mail: peterheidrich@online.de<br />
Verband Bonn (DLwR)<br />
Vorsitzender: Erhard Ziemer<br />
Am Pleiser Wald 49, 53757 St. Augustin<br />
Tel.: 02241 - 335422<br />
Verband Northeim (DLwR)<br />
Vorsitzender: Klaus Müller<br />
Am Markt 16, 37154 Northeim<br />
Tel.: 05551 - 4327<br />
Verband Hamburg (DLwR)<br />
Vorsitzender: Jürgen Dierks<br />
Wählingsallee 1, 22459 Hamburg<br />
Tel.: 040 - 5508316<br />
Verband Nürnberg-Roth (DLwR)<br />
Vorsitzender: Dipl. Ing. Wilhelm F. Noller<br />
Maxenlohe 1, 90562 Heroldsberg<br />
Tel.: 0911 - 5180544<br />
Arbeitsgemeinschaften /<br />
Fachgruppen<br />
Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte<br />
Rheinland (DLwR)<br />
Horst Schuh, Konrad-v.-Hochstaden-Str. 22<br />
53881 Euskirchen<br />
Tel.: 02251 - 64632, E-Mail: h-schuh@gmx.de<br />
I.P.M.S. Deutschland e.V.<br />
Vorsitzender: Volker Helms<br />
Alte Dorfstr. 26a, 19065 Godern<br />
Tel.: 03860 - 8697<br />
Luftfahrthistorische Sammlung<br />
Flugplatz Finow<br />
Biesenthaler Straße, 16244 Finowfurt<br />
Vorsitzender: Dr. Peter Kobbe<br />
Tel.: 03335 - 7233 - Fax: 03335 - 326224<br />
E-Mail: info@luftfahrtmuseum-finowfurt.de<br />
Förderverein Ehemaliger<br />
Fliegerhorst Venlo e.V.<br />
Jürgen Hexels<br />
Windmühlenweg 18, 41334 Nettetal<br />
Tel.: 02153 - 5043 - Fax: 01212 - 510818330<br />
E-Mail: info@fliegerhorst-venlo.net<br />
Angeschlossene<br />
Traditionsverbände<br />
Kameradschaft ehem. Transportflieger<br />
Geschäftsführer: Peter Briegel<br />
Akazienstraße 14, 86899 Landsberg<br />
Tel.: 08191 - 46929<br />
Deutsche Lastensegler Luftlande-<br />
Fliegerkameradschaft e.V.<br />
Vorsitzender: Dieter Heckmann<br />
Einsteinstr. 15, 52353 Düren<br />
Telefon / Fax: 02421 - 87960<br />
E-mail: HeckmannDieter@gmx.de<br />
KG 1 „Hindenburg“<br />
Vorsitzender: Oskar Gebert<br />
Kinzigstr. 26, 77694 Kehl<br />
Tel.: 07851 - 2825 - Fax: 07851 - 482674<br />
KG General Wever 4<br />
Wilhelm Schultze,<br />
Im Winkel 5, 31185 Hoheneggelsen<br />
Telefon: 05129 / 360<br />
LG 1 und KG 6<br />
Karl Geyr, Diezweg 38, 81477 München<br />
Tel./Fax: 089 - 797076<br />
Kampfgeschwader 2<br />
Hartmut Holzapfel<br />
Richard-Wagner-Str. 19, 37269 Eschwege<br />
Tel./Fax: 05651 - 13174<br />
KG 30<br />
Karl Bühler, OTL a.D.<br />
Aribo Str. 11, 83700 Rottach-Egern<br />
Tel.: 08022 - 28445<br />
Kameradschaft Kampfgruppe 100<br />
Kampfgeschwader 100<br />
Hans Gaenshirt, Eichrodtstraße 4,<br />
79117 Freiburg, Tel.: 0761 - 65019<br />
Gemeinschaft Ehemaliger<br />
der 1. Staffel (F) Aufklärungsgr. 124<br />
Werner Horst<br />
Stettiner Straße 15, 53119 Bonn<br />
Kameradschaft des ehemaligen Flak-Rgt.12<br />
Wolfg.-V. Böltzig, Friedrichstadt<br />
Leipziger Str. 60/10.2, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 - 2082767<br />
Traditionsgemeinschaft JaboG 43 e.V.<br />
Oberstleutnant a.D. Udo Reinsch<br />
Liegnitzer Straße 8, 26215 Wiefelstede<br />
Tel.: 0179 - 6907592<br />
Sonstige Verbände und Arbeitsgemeinschaften,<br />
mit denen wir<br />
kameradschaftlich verbunden<br />
sind<br />
Gemeinschaft der Flieger<br />
Deutscher Streitkräfte e.V.<br />
Geschäftsführer: Oberst a.D. Rolf Chur<br />
Südstr. 66a, 53797 Lohmar<br />
Freundeskreis der Luftwaffe e.V.<br />
Generalsekretär: GenMaj a.D. Botho<br />
Engelin, im Haus der Luft- und Raumfahrt,<br />
Godesberger Allee 70, 53175 Bonn<br />
Ln-Truppe/Führungsdienste<br />
GenMaj a.D. Siegfried Poschwatta<br />
Hans-Vollmike-Str. 76, 53842 Troisdorf<br />
Bund deutscher Fallschirmjäger e.V.<br />
Geschäftsstelle: Kortumstr. 68, 47057<br />
Duisburg, Tel.: 0203 - 3461498<br />
Ordensgemeinschaft der<br />
Ritterkreuzträger e.V.<br />
GF und Leiter der Sektion Berlin-Brandenburg:<br />
Dipl.-Kfm. Jürgen Heinze,<br />
Ottokarstraße 15, 12105 Berlin,<br />
Tel. + Fax: 030 - 75653756<br />
Förderverein Luftwaffenmuseum<br />
der Bundeswehr e.V.<br />
Geschäftsführer: Andreas Bonsted,<br />
Postfach 450 222, 12172 Berlin<br />
Telefon 030 - 8110769<br />
Stiftung Butzweilerhof Köln, Gebäude 1<br />
Präsident: Dr. Edgar Mayer<br />
Butzweilerstr. 35-39, 50829 Köln<br />
Tel.: 0221 - 593538<br />
Kameradschaftliche Vereinigung<br />
der Marineflieger (KMF)<br />
Vorsitzender: Kapitän zur See Gert Kiehnle,<br />
Timmermannallee 5, 27580 Bremerhaven<br />
Tel.: 0471-9020560,<br />
E-Mail: Chrigeki@t-online.de<br />
Verband der Reservisten der<br />
Deutschen Bundeswehr<br />
Generalsekretariat<br />
Provinzialstraße 91, 53127 Bonn<br />
Tel.: 0228 - 2590910<br />
Deutsches Technik Museum Berlin<br />
Prof. Dr. Dr. Holger Steinle<br />
Trebbiner Straße 9<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Tel: 030/90 254-118 - Fax: 030/90 254-175<br />
Luftfahrt- und Technik<br />
Museumspark Merseburg<br />
Dieter Schönau<br />
Kastanienpromenade 50 - 06217 Merseburg<br />
Tel: 03461-525776 - Fax 03461-525778<br />
Die Verbände werden gebeten, die Angaben auf Richtigkeit zu überprüfen und uns auch künftig Änderungen in der Anschrift bekanntzugeben.<br />
Sollte die Aufnahme einer Telefon-Nummer und/oder E-Mail gewünscht werden, so bitten wir um Mitteilung.
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