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Von einem sanften Sufi erwartet niemand eine zornige Antwort, doch jetzt drehte er<br />
sich zu dem Mann um und entgegnete recht heftig:<br />
"Du Narr, was verstehst Du davon?“<br />
Der Mann fühlte sich sehr beleidigt. Sein Gesicht rötete sich und er wurde wütend.<br />
Da sagte <strong>der</strong> Sufi: "Halt, wenn ein Wort die Kraft hat, dich wütend zu machen, warum<br />
sollte es dann nicht auch die Kraft haben, zu heilen?“<br />
<strong>Die</strong>se kleine Geschichte will uns vermitteln, dass Worte mächtig sind. Erinnere Dich:<br />
Im Anfang war das Wort und es ward Wirklichkeit.<br />
Aus meiner Praxis:<br />
Ein ganz beson<strong>der</strong>er Fall war Monika, 25 Jahre alt, schlank und schön, aber traurig<br />
und verschüchtert. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und rief mich an. Als sie<br />
mir gegenüber saß, versuchte ich sehr behutsam mit ihr umzugehen. Ich fühlte, dass<br />
sie sehr verletzt war und nicht aufmachen würde, wenn sie sich nicht verstanden<br />
wüsste.<br />
Im Laufe des Gespräches erfuhr ich, dass Monika sehr streng erzogen wurde, dass<br />
sie gehorchen musste und, dass Wi<strong>der</strong>spruch keineswegs geduldet wurde. Jede<br />
Kleinigkeit wurde ihr abgenommen, denn ihre Eltern hatte sie „ja sooo lieb“. Unter<br />
diesen Voraussetzungen ist es natürlich schwer sich normal zu entwickeln. Sie war<br />
unfähig nein zu sagen und tat fast alles, was man von ihr verlangte.<br />
Zuerst empfahl ich Monika eine Therapie, aber sie hatte Angst davor. Erst als ich ihr<br />
erklärte, dass sie vertrauen haben kann und dass ihr Niemand zu nahe treten würde,<br />
willigte sie ein. Ich erklärte, dass sie nicht reden muss, wenn sie das nicht möchte<br />
und dass sie in keinerlei Weise, zu irgendetwas gezwungen wird.<br />
Und dann passierte das Erstaunliche: schon am ersten Tag fragte sie die<br />
Therapeutin, ob sie ihre Freundin sein darf?<br />
<strong>Die</strong> Monika, die nicht reden wollte, erzählte nun den ganzen Abend und es war<br />
deutlich zu sehen, dass es ihr gut tat.<br />
Ich merkte, Monika war auf dem Wege sie selbst zu sein und ihren eigenen Weg zu<br />
gehen. Sie willigte ein, und es tat ihr sehr, sehr gut. Sie genoss die Ruhe und<br />
Harmonie <strong>der</strong> Therapeutin.