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§ 43 Europäisches Beihilfenrecht 43<br />

wer<strong>de</strong>n Subventionen als staatliche Beihilfen („state aid“) bezeichnet. Zuständig für die Beihilfenaufsicht<br />

ist daher die „state aid unit“ in <strong>de</strong>r Generaldirektion Wettbewerb <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kommission.<br />

Primärrechtlich sind die für die Beihilfenaufsicht relevanten Vorschriften in <strong>de</strong>n Art. 107–109<br />

AEUV geregelt, ergänzt durch Art. 106 Abs. 2 AEUV. Auf sekundärrechtlicher Ebene wer<strong>de</strong>n<br />

diese Bestimmungen durch zahlreiche Rechtsakte ergänzt und konkretisiert. Zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Verordnungen zählen die Verfahrensverordnung Nr. 659/1999 (im Folgen<strong>de</strong>n: VVO), 1 die<br />

Durchführungsverordnung Nr. 794/2004 zur VVO 2 und die Ermächtigungsverordnung<br />

Nr. 994/98. 3<br />

II. Vorliegen einer Beihilfe<br />

Die Mitgliedstaaten haben Beihilfen vor ihrer Gewährung grds. bei <strong>de</strong>r Europäischen Kommission<br />

anzumel<strong>de</strong>n. Ob jedoch überhaupt eine Beihilfe vorliegt, obliegt <strong>de</strong>r Selbsteinschätzung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Behör<strong>de</strong>n und öffentlich-rechtlichen Körperschaften in <strong>de</strong>n Mitgliedstaaten. Bei<br />

<strong>de</strong>r vorläufigen Einschätzung <strong>de</strong>r Anmel<strong>de</strong>pflicht haben die Mitgliedstaaten zu berücksichtigen,<br />

dass <strong>de</strong>r EU-rechtliche Beihilfenbegriff weit zu verstehen ist und sich nur teilweise mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Subventionsbegriff überschnei<strong>de</strong>t. Eine Beihilfe im europarechtlichen Sinn umfasst<br />

nicht nur positiv Geld- und Sachleistungen, son<strong>de</strong>rn kann insb. auch in <strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung von<br />

Belastungen bestehen, die ein Unternehmen normalerweise zu tragen hätte. 4<br />

1.<br />

Tatbestandsvoraussetzungen<br />

Der europäische Beihilfenbegriff umfasst fünf kumulative Voraussetzungen:<br />

• Begünstigung,<br />

• eines Unternehmens,<br />

• durch staatliche Mittel,<br />

• Selektivität <strong>de</strong>r Begünstigung und<br />

• Vorliegen o<strong>de</strong>r Drohen einer Beeinträchtigung <strong>de</strong>s zwischenstaatlichen Han<strong>de</strong>ls und einer<br />

Wettbewerbsverfälschung.<br />

Das Vorliegen dieser Tatbestandsmerkmale ist nicht nur durch die Mitgliedstaaten (Bund, Län<strong>de</strong>r,<br />

Landkreise und Kommunen) bei <strong>de</strong>r vorläufigen Einschätzung <strong>de</strong>r Anmel<strong>de</strong>pflicht zu prüfen.<br />

Häufig ist auch für Unternehmen eine dahin gehen<strong>de</strong> Selbsteinschätzung notwendig. So<br />

for<strong>de</strong>rn etwa Wirtschaftsprüfer im Rahmen <strong>de</strong>r Jahresabschlussprüfung öffentlicher Unternehmen<br />

(zB kommunal beherrschte Gesellschaften) regelmäßig die jeweiligen Unternehmen auf,<br />

die Beihilfenrechtskonformität erhaltener Zuwendungen im Rahmen einer gutachtlichen Stellungnahme<br />

zu bestätigen, um im Rahmen <strong>de</strong>r Jahresabschlussrechnung etwaige Beihilfen-<br />

Rückfor<strong>de</strong>rungen berücksichtigen o<strong>de</strong>r ausschließen zu können. 5 Hierzu hat das Institut <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsprüfer am 7.9.2011 einen eigenen, für die Wirtschaftsprüfer verbindlichen Prüfungsstandard<br />

verabschie<strong>de</strong>t. 6<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1 Verordnung (EG) Nr. 659/1999 (ABl. L Nr. 83 v. 27.3.1999, S. 1), zuletzt geän<strong>de</strong>rt durch Verordnung (EG) Nr. 1791/2006<br />

v. 20.11.2006 (ABl. L Nr. 363 v. 20.12.2006, S. 27).<br />

2 Verordnung (EG) Nr. 794/2004 (ABl. L Nr. 140 v. 30.4.2004, S. 1), geän<strong>de</strong>rt durch Verordnung (EG) Nr. 1125/2009<br />

(ABl. Nr. L 308 v. 24.11.2009, S. 5).<br />

3 Verordnung (EG) Nr. 994/98 (ABl. L Nr. 142 v. 14.5.1998, S. 1). Diese Verordnung befreit Beihilfen, die die Voraussetzungen<br />

einer sog. Gruppen-Freistellungsverordnung erfüllen, von <strong>de</strong>r Anmel<strong>de</strong>pflicht und dient damit <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Art. 109 AEUV.<br />

4 So die stRspr <strong>de</strong>s EuGH, vgl EuGH v. 23.2.1961 – Rs. 30/59 (De gezamenlijke Steenkolenmijnen/Hohe Behör<strong>de</strong>),<br />

Slg. 1961, 3; EuGH v. 15.3.1994 – Rs. C-387/92 (Banco Exterior <strong>de</strong> España/Ayuntamiento <strong>de</strong> Valencia), Slg. 1994, I-877;<br />

EuG v. 1.7.2010 – Rs. T62/08 (ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni/Kommission), Slg. 2010, II-3229.<br />

5 Näher Schmitz/Vogel, DB 2011, 1991.<br />

6 IDW Prüfungsstandard: Prüfung von Beihilfen nach Artikel 107 AEUV insbeson<strong>de</strong>re zu Gunsten öffentlicher Unternehmen<br />

(IDW PS 700) v. 7.9.2011.<br />

Meßmer/Bernhard 1489

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