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03/2006 - Chronische Niereninsuffizienz - Was ist Nephrologie?

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32RISIKO- UND PROGRESSIONSFAKTOR AUCH BEI RENALEN ERKRANKUNGENRauchen und NiereUniv.-Doz. Dr. Karl LhottaKlinische Abteilung für <strong>Nephrologie</strong>, Universitätsklinik für Innere Medizin, InnsbruckRauchen erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisseum das 2–3-Fache und <strong>ist</strong> für 90 % der Lungenkarzinomesowie 80 % der Fälle von chronisch-obstruktiverLungenerkrankung verantwortlich. Weniger im öffentlichenBewusstsein verankert <strong>ist</strong> die Tatsache, dass Zigarettenrauchenauch für die Nieren schädlich <strong>ist</strong>. Im Folgendenwerden Pathomechanismen und klinische Auswirkungenvon Rauchen auf die Nieren zusammengefasst.Tabelle 1: Pathomechanismen derGefäßschädigung durch Zigarettenrauch• erhöhter Sympathikotonus, Katecholamine• Vasopressinspiegel• verminderte NO-Produktion• oxidativer Stress• Leukozytose, CRP , Interleukin 6 , TNF-alpha• lösliche Adhäsionsmoleküle• vermehrte Adhäsion und transendothelialeMigration von Monozyten• Proliferation glatter Muskelzellen• Anstieg von Cholesterin, LDL, Triglyzeriden,vermindertes HDL• LDL-Oxidation• vermehrte Plättchenaggregation• Fibrinogen• verminderte Thrombolyse• Insulinres<strong>ist</strong>enz➛➛➛➛➛➛➛➛Mit einem Raucheranteil von über 40 % <strong>ist</strong> Österreich Spitzenreiterin Europa. Hierzulande rauchen 43 % der Männerund 31 % der Frauen. Bei den Jugendlichen haben dieMädchen mit 26 % bereits die Nase vorne (Burschen 20 %).Zigarettenrauch enthält mehr als 4.000 Inhaltsstoffe. Davonam besten erforscht <strong>ist</strong> Nikotin, welches auch für das Suchtpotenzialverantwortlich <strong>ist</strong>. Nikotin bindet an postganglionärecholinerge Rezeptoren in Gehirn, autonomen Ganglien, Nebennierenund neuromuskulären Endplatten. Als Nettoeffektresultiert eine Sympathikusaktivierung mit Anstieg des Blutdruckesum 5–10 mmHg und der Herzfrequenz um 10–15Schläge pro Minute. Freisetzung von Katecholaminen und Vasopressinsowie verminderte NO-Bildungtragen zur Vasokonstriktion undErhöhung des peripheren Gefäßwiderstandesbei. Für die gefäßschädigendeWirkung durch Zigarettenrauch dürftendiese Effekte aber von untergeordneterBedeutung sein. Wahrscheinlich stellt der oxidative Stressdurch Zigarettenrauch die Hauptursache dar. Zigarettenrauchenthält große Mengen an freien Radikalen und stimuliert zusätzlichdie endogene Radikalbildung, zum Beispiel durch Stimulierungvon Leukozyten. Weitere zentrale pathogenetischeMechanismen sind proinflammatorische Effekte, direkte Toxizitätan Endothelzellen, Lipidmodifikation und Insulinres<strong>ist</strong>enzals Folge des Rauchens (Tabelle 1).Akute Effekte auf die NiereZigarettenrauchen führt bei Nierengesunden durch intrarenaleVasokonstriktion zu einer Zunahme des renovaskulären Widerstandes,einer Abnahme der Filtrationsfraktion und einerAbnahme der glomerulären Filtrationsrate um etwa 20ml/min. Diese akute Verringerung der GFR fehlt bei Patientenmit einer IgA-Nephropathie, allerdings findet sich ein Anstiegder Albuminausscheidung. Bei chronischen Rauchernfehlen diese akuten Auswirkungen von Nikotin auf die renaleHämodynamik ebenfalls, dafür <strong>ist</strong> bei ihnen eine konstanteReduktion des renalen Plasmaflusses bei erhaltener GFR zu beobachten.Epidemiologische UntersuchungenUniv.-Doz. Dr.Karl LhottaIm Rahmen der PREVEND-Studie (bei allen erwachsenenEinwohnern der Stadt Groningen) war das Risiko für eineMikroalbuminurie bei Rauchern um 30 % höher als bei Nichtrauchern.Bei Probanden, die mehr als 20 Zigaretten pro Tagrauchen, war das Risiko sogar verdoppelt. In derselben Studiewurde gezeigt, dass das Risiko für eine reduzierte GFR fürRaucher um 60 % erhöht <strong>ist</strong> und sich, ähnlich der Mikroalbuminurie,bei starken Rauchern verdoppelt. Auch in einergroßen australischen Studie (AusDiab Kidney Study) an gesundenProbanden war Rauchen mit einem um 60 % höherenRisiko für eine Proteinurie verbunden. In derselben Studiewurde ein erhöhtes Risiko für eine eingeschränkte Nieren-

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