An den Vorstand derÖsterreichischen Gesellschaft für <strong>Nephrologie</strong>Sekretariat: Klinische Abteilung für <strong>Nephrologie</strong>, Universitätsklinik für Innere MedizinA-6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Fax: +43 (0) 512 – 504 DW 25857Ich ersuche um Aufnahme in dieÖsterreichische Gesellschaft für <strong>Nephrologie</strong>alsOrdentliches MitgliedAußerordentliches MitgliedUnterstützendes MitgliedName/Titel:Dienstanschrift:Telefon:Fax:E-Mail:Netzpräsenz:Privatanschrift:Datum:Unterschrift:
6TEACHING POINTSinn und Unsinnder Kreatinin-BestimmungDr. Chr<strong>ist</strong>ine Winzer, Univ.-Prof. Dr. Erich PohankaAbteilung für <strong>Nephrologie</strong> und Dialyse, Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität WienWer die Nierenfunktion seinesPatienten beurteilen möchte,lässt im Labor das Serumkreatinin(SKr) bestimmen. So hat essich seit vielen Jahren eingebürgert,denn die Methode <strong>ist</strong> verlässlich,schnell und überdies preiswert. Dassbei der Beurteilung der erhobenenWerte allerdings Limitationen ex<strong>ist</strong>ieren,wird dabei oft übersehen.Ein typischer Fall?Dr.Chr<strong>ist</strong>ine WinzerEine 75-jährige Patientin wird wegengastrointestinalen Beschwerden hospitalisiert. Sie leidet seitlängerem unter Inappetenz, die auch bereits zum Gewichtsverlustgeführt hat. Seit kurzer Zeit kommt es zusätzlich zurezidivierendem Erbrechen. Bei der Aufnahme wiegt sie 48kg, der Blutdruck wird mit 160/80 mmHg gemessen. Beiden Laborbefunden zeigen sich eine mäßig ausgeprägte Anämie,eine deutlich erhöhte Blutsenkung bei normalem CRP-Wert, die Cholinesterase <strong>ist</strong> mit 2,9 kU/l ebenso erniedrigtwie das Serum-Albumin mit 32 g/l. Der Blutzucker <strong>ist</strong> imNormbereich, Cholesterin und Triglyzeride befinden sichGFR ml/min80 -60 -40 -0,5 0,65 0,9720 -10 -0 -1995 96 97 98 99 00 01-----1,94Abb. 1: Fallbeispiel: 75-jährige Patientin, Gewicht 48 kg, Verlaufvon Serumkreatinin und glomerulärer Filtrationsrate-3,9-Serumkreatinin123456789101112mg/dlUniv.-Prof. Dr.Erich Pohankaknapp darunter. Weiter zeigt sich einmäßig erhöhtes Serumkreatinin von3,9 mg/dl, der BUN beträgt 36mg/dl, der Harnbefund und das Sedimentsind unauffällig, insbesonderefindet sich keine Proteinurie.Nach dem klinischen Zustandsbildder Patientin wird eine entzündlicheoder maligne Magendarmerkrankungvermutet, der Intestinaltrakt wird inder Folge endoskopisch untersucht;im Magen und Duodenum findensich dabei nur geringe, unspezifischeVeränderungen im Sinne einer Gastritismit vereinzelten Erosionen, das Kolon <strong>ist</strong> weitgehend unauffällig.Der klinische Zustand bessert sich nicht unter einschlägigerTherapie mit Protonenpumpenblockern, sodassdie Untersuchungen fortgesetzt werden. Wegen des mäßig erhöhtenKreatininwertes wird auch ein Nephrologe hinzugezogen,der die Bestimmung einer Kreatinin-Clearance veranlasst;das Ergebnis zeigt 14 ml/min, im Ultraschall zeigensich beide Nieren verkleinert und mit verdichtetem Parenchym.Damit <strong>ist</strong> die Diagnose klar; es handelt sich um eine terminalechronische <strong>Niereninsuffizienz</strong> (vermutlich im Rahmeneiner Nephrosklerose) im Vollbild der Urämie. Die Beschwerdensind durch eine urämische Gastroenteritis bedingt undhaben eine urämische Anorexie verursacht, wodurch sich dieGewichtsabnahme und die Abweichung jener Laborparametererklären, die eine unzureichende Ernährung reflektieren.Die Anämie <strong>ist</strong> ebenfalls renaler Genese und unterstreicht dieChronizität der Erkrankung. Nachdem mit konservativenMitteln keine Besserung erreichbar <strong>ist</strong>, wird bei der Patientindie Nierenersatztherapie eingeleitet, worauf sich die Beschwerdesymptomatikprompt bessert.Unterschätzung der renalenFunktionseinschränkungDie Patientin hat einige ältere Befunde aus den vergangenenJahren mitgebracht. Aus den SKr-Werten kann die GFR retrospektivnach Cockcroft-Gault ausgerechnet werden; die