eMagazin BEST PRACTICE IN FINANCE
Neue Ausgabe des eMagazin BEST PRACTICE IN FINANCE mit den Themenschwerpunkten "Cross Border Wealth Management", "Mergers & Acquisitions", "Vermögensverwaltung", "Due Diligence" und IT unterstützte Prozesse.
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<strong>BEST</strong> <strong>PRACTICE</strong> <strong>IN</strong> F<strong>IN</strong>ANCE / Seite 9<br />
Verschmähte Technik<br />
Mit neuen Technologien Zeit und Geld sparen<br />
Damit haben Sie verschiedene Varianten<br />
des automatisierten Handelns beschrieben.<br />
Gibt es sonst noch Möglichkeiten<br />
zur Produktivitätssteigerung<br />
mit neuen Technologien?<br />
Daniel Dettwiler: An den automatisierten<br />
Handel angrenzend ist das "Backtesting"<br />
von Anlagestrategien. Dies erlaubt nicht<br />
nur zu simulieren, wie sich ein bestimmtes<br />
Portefeuille in der Vergangenheit entwickelt<br />
hätte, sondern ermöglicht auch<br />
das Simulieren von gezielten Optimierungen:<br />
Im Endeffekt entwickeln sich<br />
daraus neue potentielle Anlagestrategien.<br />
Ausserhalb der Asset Allocation gibt es<br />
natürlich auch vieles, das sinnvollerweise<br />
automatisiert wird. Wir haben Vermögensverwalter<br />
getroffen, die verliessen<br />
sich bei der täglichen P&L Berechnung<br />
vollends auf die Depotbank und konnten<br />
daher keinerlei Details nachvollziehen<br />
über die Wertveränderung eines Portefeuilles:<br />
waren es Zinsbewegungen, waren<br />
es Kreditkomponenten, waren es<br />
Währungsschwankungen - auf solche<br />
Informationen sollte man jederzeit zugreifen<br />
können; nicht nur der Asset Manager<br />
sondern je nachdem auch der<br />
Endkunde selbst.<br />
Früher war dies nur mit komplizierten,<br />
proprietären Lösungen möglich, heute<br />
hat ein einzelner Rechner häufig schon<br />
genügend Leistung um solche Analysen<br />
druckfertig produzieren zu können, und<br />
dank der Cloud lässt sich das auch beliebig<br />
skalieren.<br />
Cloud ist dieses Jahr ein allgegenwärtiges<br />
Schlagwort. Können Sie mir ein<br />
konkretes Beispiel nennen, wie Cloud<br />
den kleineren Unternehmen geholfen<br />
haben soll.<br />
Nichts für Zocker: Eine ernstzunehmende technische Analyse ist eher etwas für<br />
Mathematiker und Doktoranden<br />
Daniel Dettwiler: Klar! Nehmen wir das<br />
Beispiel "Machine Learning" aus der<br />
Cloud. Damit ist gemeint, dass grössere<br />
Datensammlungen ("big data") nach<br />
Mustern durchsucht werden und diese<br />
Muster dann als Grundlage für Entscheidungsmodelle<br />
verwendet werden. Mit<br />
solchen Modellen lässt sich beispielsweise<br />
festsstellen, an welchen Tagen von<br />
einem gewissen Gut mehr verkauft wird<br />
und der Grossverteiler kann entsprechend<br />
seine Lager bewirtschaften.<br />
Solche Modelle wurden vor Jahren benutzt,<br />
um Alarmsysteme bei Kreditkartenbetrug<br />
zu entwickeln. Eine solche<br />
Entwicklung zog sich über Jahre hinweg<br />
und erforderte ein Team von Spezialisten.<br />
Heute kann ein kleines Unternehmen<br />
so ein Modell in wenigen Wochen,<br />
vielleicht gar Tagen entwickeln, ohne<br />
dass vorher grosse Investitionen in die IT<br />
Infrastruktur getätigt werden müssen.<br />
Für mich ist das ein eindrückliches Beispiel<br />
dafür, wie sich die Macht von<br />
Grosskonzernen - denn nur denen war<br />
so etwas früher möglich - zu den kreativen<br />
Köpfen verschoben hat, welche<br />
diese Tools bedienen können und immer<br />
wieder neue Anwendungsmöglichkeiten<br />
finden.<br />
Sie meinen mit "kreativen Köpfen"<br />
wohl Raketenwissenschafter, die es<br />
für solche Projekte zweifelsohne<br />
braucht?<br />
Daniel Dettwiler: Natürlich braucht es ein<br />
gewisses mathematisches Verständnis<br />
und eine Vertrautheit mit den eingesetzten<br />
Tools. Doch mit "kreativ" meine ich in<br />
erster Linie, die richtigen Ideen zu haben,<br />
was mit den Daten angestellt werden<br />
könnte. Nehmen Sie beispielsweise<br />
das Schweizer Fernsehen: erst seit relativ<br />
kurzer Zeit existiert dort eine Abteilung<br />
für sogenannten "Datenjournalismus".<br />
Häufig nutzen die Journalisten,<br />
nicht IT Techniker, dort öffentlich zugängliche<br />
Daten und werten diese aus.<br />
Dass diese Daten während Jahren niemanden<br />
interessierten ist meines Erachtens<br />
auch ein Hinweis dafür, dass es<br />
Ideen braucht, was man mit den Daten<br />
alles anstellen könnte. Der grosse<br />
Durchbruch ist meist nicht die Bewältigung<br />
technischer Probleme, sondern die<br />
zündende Idee.<br />
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