Tausend<strong>und</strong>eine <strong>Nacht</strong>Oliver Wronka, Autor <strong>und</strong> Regisseur vomdiesjährigen Weihnachtsstück für die ganzeFamilie, im Gespräch mit der DramaturginMaja Friedrich.MÄRCHEN AUS<strong>1001</strong> NACHTDAS MÄRCHEN ZUR WEIHNACHTSZEITNach <strong>drei</strong> sehr erfolgreichen Produktionen,die <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Klassikernder europäischen Literatur zählen(Schneekönigin, Pinocchio <strong>und</strong> PeterchensMondfahrt), widmest du dichim diesjährigen Weihnachtsmärchen<strong>den</strong> Märchen aus <strong>1001</strong> <strong>Nacht</strong>, demorientalischen Raum.Was hat dich da<strong>zu</strong> bewogen, darausein Theaterstück <strong>zu</strong> schreiben?Das Thema Orient war für mich<strong>zu</strong>nächst unter Ästhetischen <strong>und</strong>originären Aspekten interessant,als Weiterführung der Märchen ausverschie<strong>den</strong>en Zeiten <strong>und</strong> Ländern.Da ich <strong>zu</strong>m vierten Mal ein Märcheninszeniere <strong>und</strong> somit erzähle, wollteich ein Märchen über das Märchenerzählenmachen, <strong>und</strong> da bietet sichnichts so an, wie die Geschichte vonScheherazade.Was macht die Geschichte sospannend?Da gibt es einen grausamen Despoten,der jede <strong>Nacht</strong> eine andere Frauhat <strong>und</strong> sie am nächsten Morgenumbringen lässt. Dann kommt da einjunges Mädchen <strong>und</strong> ist davon überzeugt,dass sie dieses grausame Mor<strong>den</strong>für immer been<strong>den</strong> kann, indemsie ihm Geschichten erzählt. Was fürein Krimi!Welcher Teil der Geschichteinteressiert dich besonders?Eben genau dieser Teil: Wie schafftsie es? Am Anfang ist ja vor allem ihreigenes Leben in Gefahr. Und wiegewinnt sie am Ende das Vertrauendes Kalifen Schahryiar? Das Faszinierende<strong>und</strong> für mich Interessante ist,dass im Originalwerk tatsächlich fastjede Geschichte durch <strong>den</strong> Anbruchdes Morgens unterbrochen wird. Darüberhinauswer<strong>den</strong> in jeder Geschichte,die Scheherazade erzählt, durchdie Figuren in <strong>den</strong> Geschichten auchnoch weitere Geschichten erzählt, sodass man manchmal sehr aufpassenmuss, in welcher Erzählebene mansich gerade befindet...Welche Gr<strong>und</strong>idee hattest du?Was hat dich inspiriert?<strong>Die</strong> Gr<strong>und</strong>idee ist eben jene Vielschichtigkeit.Es gibt eine Erzählebene<strong>und</strong> von da aus dringen wir immerweiter in die Märchenwelt ein. Dasist wie ein Sog, <strong>und</strong> so ergeht es jaauch der Protagonistin in meinemMärchen, Charly. Durch das Lesenwird sie in die Welt von <strong>1001</strong> <strong>Nacht</strong>gesogen.4Hessisches Staatsthea ter Wiesba<strong>den</strong> / Theaterblatt • November 2013
Wie ist die Fassung entstan<strong>den</strong><strong>und</strong> wie lange hast du darangeschrieben?<strong>Die</strong> Gr<strong>und</strong>idee hatte ich schon vorzwei Jahren, jedoch fehlte mir dieZeit, um sie aus<strong>zu</strong>arbeiten. Aber ichhabe angefangen, die jüngste Überset<strong>zu</strong>ngdes Originalwerkes <strong>zu</strong> lesen.Ende 2012 hatte ich dann im Kopf, wieich die Geschichte erzählen will, imMai stand das Konzept für <strong>den</strong> Ablaufdes Stückes <strong>und</strong> im August war dieerste Fassung fertig. <strong>Die</strong> eigentlicheProbenfassung existiert seit dem 26.September.Welche Bezüge gibt es <strong>zu</strong>r heutigenZeit?Das Stück beginnt im Hier <strong>und</strong> Jetzt.Charly, die lieber Computer spieltoder fernsieht als ein Buch <strong>zu</strong> lesen,<strong>und</strong> ihr Vater machen Urlaub imNahen Osten. Natürlich drängen sicheinem aktuelle Bezüge gerade<strong>zu</strong> auf,wenn man über die arabische Weltschreibt, das ist wie ein Minenfeld.Aber ich wollte ein Märchen erzählen<strong>und</strong> kein sozialkritisches Stückmachen, deshalb habe ich michdahingehend <strong>zu</strong>rückgehalten.Wie wer<strong>den</strong> die Elemente aus bei<strong>den</strong>Welten (der abend- <strong>und</strong> der morgenländischenWelt) miteinanderverbun<strong>den</strong>?Hauptsächlich ästhetisch, es ist jaunsere morgenländische Interpretationdes Stoffes. Das findet sich in derMusik <strong>und</strong> in der gesamten Ausstattungwieder. Es ist ja auch ein deutschesMädchen, durch deren Augenwir diese Welt erleben.Wie unterscheidet sich dieseInszenierung von deinen bisherigenMärcheninszenierungen?Ich habe eigentlich bei jedem Weihnachtsmärchenversucht, immeretwas Neues <strong>und</strong> für mich Aufregendes<strong>zu</strong> machen. Aber ich glaube,dieses Jahr wird das Märchen etwasanspruchsvoller. Es liegen viele philosophischeFragen darin: Was istreal? Ist die Reise in die Phantasiewelteines Buches eine wirkliche Erfahrung?Und ich werde viele Facettendes Erzählens zeigen, so dass wirneben dem Stück, das gespielt wird,auch andere Spielformen haben wiePuppen- oder Schattenspiel.Worauf freust du dich <strong>zu</strong>r Premieream meisten?Dass da wirklich ein Stück von miraufgeführt wird. Darauf bin ich schonsehr gespannt...<strong>1001</strong> <strong>Nacht</strong> 5+Von Oliver WronkaInszenierung Oliver WronkaBühne Lorena Díaz Stephens, Jan Hendrik NeidertKostüme / Puppenbau Heike RuppmannPuppenbau Nina WronkaMusikalische Leitung Timo WilleckeMusik Timo Willecke, Richard KristenChoreografie Myriam LifkaPuppenspielregie Katalyn BohnVocal Coaching Silvia WilleckeDramaturgie Maja Friedrich, Stefan SchletterMit: Carolin Fre<strong>und</strong> (Charly/Scheherazade), ThomasJansen (Vater (Christian), Kalif Schahryiar, Palastwache,Sandderwisch), Antonia Schirmeister (Hexe Calypso),Silvia Willecke (<strong>Die</strong>nerin, Händlerin, Palastwache,Dschinn), Jasaman Roushanaei (Dinarasad, Palastwache),Ingo Paulick (Wesir, Teppichhändler, Palastwache),Benjamin Hübner (Aladdin, Zauberer, Palastwache),Norman Hofmann (Dschinni, Palastwache), BenjaminGeipel (Palastwache, Zauberer, Sandderwisch), DwayneGilbert Besier (Palastwache, Teppichhändler, Dschinn),Timo Willecke, Lucas Dillmann (Bühnenmusiker)Premiere: Samstag, 10. November13 Uhr, Großes HausSondervorstellungfür GehörloseAm 5. Januar 2014 in der 14 Uhr-Vorstellungwer<strong>den</strong> zwei Gebär<strong>den</strong>sprachdolmetscherinnensimultan für das Publikum übersetzen.In <strong>den</strong> vorderen Reihen sind Plätze reserviert von<strong>den</strong>en aus eine gute Sicht auf die Dolmetscherinnengarantiert ist. Große <strong>und</strong> kleine Theaterbesucher mit<strong>und</strong> ohne Behinderung genießen so einen gemeinsamenWeihnachtsmärchen-Nachmittag.TheaterbarrierefreiSondervorstellung für GehörloseSonntag, 5. Januar 2014, 14 UhrWeitere Termine im November:Do 21.11. <strong>und</strong> Fr 29.11., jeweils 10.30 UhrMi 13.11., Fr 15.11., So 17.11., Sa 23.11., jeweils 11 UhrDo 21.11. <strong>und</strong> Fr 29.11., jeweils 13.30 UhrFr 15.11., So 17.11., Sa 23.11., jeweils 14 UhrSa 16.11., 18 Uhr<strong>Die</strong> Termine aller Vorstellungen fin<strong>den</strong> Sie aufdem Leporello ab Seite 16 <strong>und</strong> im Internet unterwww.staatstheater-wiesba<strong>den</strong>.deFlachsmarktstraße 13-1755116 MainzTelefon (06131) 28855-0Fax: (06131) 28855-55Einrichtungshäuserwww.einrichtungshaus-holz.deWilhelmstraße 13-1555543 Bad KreuznachTelefon (0671) 84011-0Fax: (0671) 84011-40Hessisches Staatsthea ter Wiesba<strong>den</strong> / Theaterblatt • November 2013 5