Schloß unmittelbar am Seeufer errichten ließ. DerBrandenburger See wurde übrigens bereits 1775endgültig abgelassen; heute befindet sich das BayreutherIndustriegebiet auf dieser Fläche.MarkgräfinWillleimineim damaligenWeiherhaus,imHintergrunddasSt. Georgener Schloßmit See und Hafenanlagen.MelchiorRein,der Autor, muß denDelsenbach-Stichleicbtabweicbendkopiert haben.TatsächlichsahdieAnJage aber damalsganz anders aus.Markgrafen Christian Ernst verstärkt ein. DoppelterGrund also für den Prinzen, sich einen eigmen Hofstaatzu schaffen, und dazu gehörte ein Schloß.Und warum gerade an diesem Ort? Dazu muß manwissen, daß früher in diesem Bereich ein großesGewässer vorhanden war, der sogenannte BrandenburgerSee. Er diente seit dem 16. Jahrhundertzum Fischfang, bis dann der Prinzregent GeorgWilhelm Schiffe erbauen ließ und seine Seeschlachtenveranstaltete. Die Anregung dazu hatteer auf seiner "Kavalierstour" bekommen, die ihnnach Holland und England führte. Er erfuhr dortähnlichwie Zar Peter der Große - viel über Schiffbauund die Seefahrt und war von diesen Eindrückenso begeistert, daß er auch sein erstesDas St. Georgener SchloßDas Gebäude, das wir heute bewundern können,ist eigentlich das "zweite" Schloß, denn es existierteein Vorläuferbau, der aber schon 20 Jahre nachder Fertigstellung abgerissen werden mußte.Der Grundstein für das erste Schloß wurde am 7.Juli 1701 gelegt. Die Gesamtplanung lag in Händendes beriihmten italienischen Architekten Antoniodella Porta. Wie bei vielen anderen Bauwerken desspäteren Markgrafen Georg Willielm konnten dieBaumaßnahmen nicht schnell genug vorangehen.In einem Schreiben vom 12. September, also nurzwei Monate später, heißt es: "Nun dann S. deßHochfürsd. Erb-Prinzens durchl. angeregten Hausbaubeschläuniget, und noch vor dem winter Zurperfection gebracht wißen wollen ... "Diese übereilte Bautätigkeit könnte auch die Ursachefür die schlechte Ausführung gewesen sein.Nach zwei Jahren war der mittlere Teil fertiggestellt,und es begannen die Arbeiten an den beiden . ·Seitenflügeln. Mit dem Innenausbau wurde 1704angefangen, wobei allein 25 Zimmerleute beschäftigtwaren.Bereits im Jahre 1706 wurde mit dem Bau des angrenzendenOpernhauses begonnen. Wir könnendavon ausgehen, daß zu diesem Zeitpunkt- späte-.stens jedoch 1707 - die Arbeiten am Schloßbau beendetwaren.Die Bauleitung hatte nach dem Tod von Antoniodella Portader sog. Commissario Johann Cadusch·übernommen. Er war seit 1694 Kammerdiener desErbprinzen Georg WUhelm und hatte sich selbstein Haus in St. Georgen errichtet. Außerdem wirdin den Urkunden auch der Maurermeister JohannJacob Weiß erwähnt. Er stammte aus Kulmbachund war 1675 Stadtmeister in Bayreuth geworden.Ein weiterer bekannter Handwerker und Künstlersollte erwähnt werden: der Hofbildhauer EliasRäntz. Er hatte die Aufgabe übernommen, dasHauptportal des Schlosses zu gestalten. Wir wissenaus den vorhandenen Urkunden, daß er dazu imMärz 1702 ein Modell angefertigt hatte und im darauffolgendenJahr das Portal aus Eichenholz gebauthat.Da das alte Schloß, das um 1707 fertiggestellt wurde,nicht mehr existiert, ist es schwierig, das genaueAussehen zu rekonstruieren. Es gibt verschiedeneAbbildungen, die z. T. stark varüeren. Ambekanntestensind der Prospekt von Bayreuth und St.Georgen, der um 1710 entstanden sein muß, undein Kupferstich von].,A.,Delsenbach nach einerZeichnung von Paul Decker dem Älteren. Der Pro-81HX 1198
spekt ist zwar künstlerisch weniger beeindmckendals die Darstellung Delsenbachs, die topographischeGenauigkeit ist aber erheblich größerDeutlich zu erkennen sind drei getrennte, langgestreckteGebäudeteile mit rechteckiger Gmndfläche.Diese Dreiteilung kann als sicher angesehenwerden. So wird beispielsweise in einer Urkundevom 13. Oktober 1704 von .Herrn Erb-Prilltzensdreyer Häuser zu St. Georgen am See" gesprochen,und in der Legende der Residenzkartevon Johann Georg Dülp, die um 1720 entstandenist, heißt es: .Drey Fürstl. Häußer Schlößer".Diese drei Gebäude standen aber auf einem gemeinsamenPodest und waren durch ein Kellergeschoßverblmden.Wamm die Einzelteile nicht zusanunengebaut wordenwaren, bleibt unklar. Wahrscheinlich wolltedella Porta die Gesamtfront dadurch auflockern.Als Vorbild mag die damalige holländische undenglische Schloßarchitektur gedient haben. Dortwurden ebenfalls mehrere Baukörper zu einer GesamtanlagezusammengefaßtDas gequaderte Sockelgeschoß war rechts undlinks durch Arkaden gegliedert. Im Mittelteil führteeine breite Treppe zmn Steg, der zur vorgelagertenInsel ging. Zwischen dem Sockelgeschoß und demersten Stock befand sich durchgehend ein Mazzarrio(Halbgeschoß).Die Fassade wurde im Hauptteil vollständig und inden Seitenflügeln im mittleren Teil durch kolossalePilaster gegliedert. Sie dienten als Sockel für dieSkulpturen über dem Hauptgesims. Diese figurengeschmückteAttika vor dem Walmdach war besondersauffällig und stellte eine Neuemng in derBayreuther Barockarchitektur dar. Das Mittelgebäudeüberragte die Seitenflügel durch ein fünfachsigesZwerchhaus, das ebenfalls durch Figuren geschmücktwurde.Zur Seeseite hin schloß sich eine Gartenanlage an,und die vorgelagerte Insel war durch Rosenstöckegeschmückt.Das zweite SchloßIm Jahre 1722 wurden 2.000 Fuder Steine nach StGeorgen angewiesen. Die Ordenskirche war zudiesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt Wir könnendavon ausgehen, daß diese Materialliefemng fürden Neubau des baufälligen Schlosses bestimmt1723 wurde jedenfalls mit dem Abriß des Mittelteilsbegonnen und zwei Jahre später der Gmndsteinfür das heute noch bestehende Gebäude gelegt.Architekt und Bauleiter war Johann David Räntz d.Ä., ein Sohn von Elias Räntz. Er war zunächst alsBildhauer ausgebildet worden, bevor Paul Deckerseine Fähigkeiten als Baumeister entdeckte undihn förderte. Decket, der wiederum beeinflußtwurde vom berühmten Berliner Baumeister AndreasSchlüter, prägte so den Stil seines Schülers.Johann David Räntz hat zahlreiche Profan- und Sakralbautenim Bayreuther Gebiet und in Erlangenentworlen und z. T. selbst ausgeführt, so Gebäudein der Friedrichstraße, das alte Rathaus in Bayreuthoder Kirchen in St. Johannis und Wlmsiedel (Entwürle)oder den Kirchturm in Seidwitz.Als sein Hauptwerk gilt das Ordensschloß in St.Georgen.Es wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahre 1727weitgehend fertiggestellt Der eigentliche Auftraggeber,Markgraf Georg Wilhelm, konnte die Vollendungdes Werkes allerdings nicht mehr miterleben;er starb bereits 1726.Er hätte seine Freude an dieser Anlage gehabt,denn sein so geliebter "Ordre de la sincerite" istein bestimmendes Element dieses Neubaus. So findetsich das Ordenskreuz gleich viermal in den Kapitellender SüdfrontInsgesamt ist das neue Schloß größer und wuchtigergeraten als der Vorgängerbau. Es ist dreigeschossigund überragt die alten Seitenflügel, mitdenen es nun verbunden ist.Kommen wir zunächst zur Südfront, also zur Seite,die heute noch von der Bernecker Straße aus zusehen istDie dreiteilige Fasside ist so gestaltet, daß alles aufdas Zentrum, das große Balkonfenster im erstenStock und das markgräfliche Wappen darüber, ausgerichtetist. Der absolutistische Machtanspruchdes Herrschers kommt hier deutlich zum AusdruckDie Hauptfront desOrdensschlosses inSt. Georgen, zweitesSchloß, Zeichnungvon Sixtus JarwartWie wurde das architektonisch erreicht? Zum einentritt der fünfachsige Mittelbau risalitartig nach vorn.Die beiden vierachsigen Seitenflügel sind zwarnicht schroff abgesetzt,. sondern bogenförmig an-Literatur:Berve,Raghilt:Stadterweiterungenderfränk.isehen ResidenzstädteAnsbach, Bayreuth undErlangen im 17.und18Jahrhundert,Düsse1dorf1975Busch, JosefMartin: Geschichteder Vorstadt StGeorgen bei Bayreuth,Bayreuth 1851Frenzel,Ursula:BeiträgezurGeschlchtederbarockenSchloß-undGartenanlagendesBayreutherHofe.s,Diss.Erlangenl958Gansera-Söffing,Stefanie:DieScblösserde.sMarkgrafen Georg Wilhelmvon BrandenburgBayreuth,Bayreuth19921/98 lEIX 9