wurde die Standfestigkeit der Granitmauem beiBeschuß durch modernste Geschütze gutachtlichdurch den Geologen und Schriftsteller Adolf PiehIer erhärtet.-Oben:Franzensfeste,WerkEUnten:Höhenwerkentfielen von 521 abgegebenen Stimmen 436 aufErzherzog Johann. Nach dem feierlichen Einzug inFrankfurt antwortete er den Grußworten des Präsidentender Deutschen NationalversammlWlg, Heinrichvon Gagem: "Wenn das Vaterland ruft, so ist esPflicht, seine letzte Kraft, seine letzten Jahre demselbenzu weihen. Dies hat mich bewogen, ihrenRuf anzunehmen, um mit ilmen das heilige, großeWerk zu vollenden." Folgerichtig schied der Erzherzog1849 aus dem Amte des Generalgeniedirektorsaus, nach beinahe einem halben Jahrhundert, womitauch die Franzensfeste ihren großen Gönnerverloren hatte. Von nun an schlummerte sie dahin.Doch schon 1848/49 hatte die Festung keine Rollegespielt, und im Krieg 1859 wiederholte sich das.1862 wurden in Verona am veralteten Werk AltWratislaw in .Anwesenheit des Kaisers Schießversuchemit den neuen HinterladWlgsgranatkanonendurchgeführt, anschließend erfolgte dann auchein Probebeschuß an den Granitmauern der Franzensfeste,aus 500 Fuß Entfernung. Die 13 abgeschossenen24pfündigen Granaten zerschellten anden Mauem, womit der Beweis für die Qualität derFestung endlich erbracht war. Noch einmal 1896100 Jahre- ein Gefecht1866 - beim "Deutschen Kriegu - wurde die Franzensfestezwar insta.nd gesetzt, aber nur mit wenigenGeschützen ausgestattet. Dafür wurde einFeldbackofen mit Bäckereibaracke in die Festunggebracht. Wenn es schon kaum Kanonen gab, sowar doch wenigstens Brot ausreichend vorhanden.Später wurden noch weitete Backöfen gebaut. DieFranzensfeste spielte ihre Rolle als Depot für denNachschub der Südarmee.Der für Österreich unglückliche Ausgang des Kriegesbrachte mit dem Frieden von Wien, vom3. Oktober 1866, die Abtrennung Venetiens an Italienmit sich. Die Grenze zwischen dem KönigreichItalien und der k. k. Monarchie verlief nWlbei Ala - damit war für die Franzensfeste eineneue Lage entstanden. Das k. k. Festungsviere~kVerona, Mantua, Peschiera und Legnago in Lombardo-Venetienwar nun auf italienischem Boden.Das gleiche galt für die rückwärtigen ManövrierundSperrpositionen der Etschtal- und Pastrengobefestigung.Während durch den Bau der Brepnerbabn, die imAugust 1867- zu spät für den Krieg- eröffnet wurde,und die Eröffnung der Postertalstrecke im November1871 durch die Südbahngesellschaft der OrtFranzensfeste zu einem wichtigen Bahnknotenpunktwurde und den alten Weiler Unterau verdrängte,schwand die Bedeutung der Festung weiter.Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hatte Gonradvon Hötzendorf, der an der Südfront ein wirksamespräventives Netz von kleinen Festungen gegeneinen italienischen .Angriff bauen ließ, dieFranzensfeste für nicht einsetzbar erklärt. In derTat lag sie bis 1917 viel zu weit von der von Sextendurch die südlichen Dolomiten bis zum Norduferdes Gardasees verlaufenden Front entfernt,um irgendeine aktive Rolle auszufüllen.Im November 1918 besetzten bayerische Truppendie Franzensfeste, um italienische Truppen vor einemEinmarsch in Nordtirol und Bayern abzufangen.Bevor es aber zum Ausbruch von Kämpfenkam, wurden die bayerischen Truppen zurückge~zogen. Die mächtige Festung fiel wie ganz Südtirolkampflos an die italienische Armee.Nach dem Friedensvertrag von St. Germain befandsich die einst auf deutschem Bundesgebiet erbauteFeste Wlvermittelt südlich der neuen italienischenStaatsgrenze mit der Republik Österreich. DieStandbilder von Radetzky und Hess wurden derLogik entsprechend entfernt, doch auf die leerenSockel kamen keine neuen Helden, schlummerte30 .m. 1/98
doch die Festung domröschenähnlich dahin undglich bald einer verwunschenen gigantischen Wasserburg.Auf dem Höhepunkt der Bündnispolitikzwischen Hitlet und Mussolini wurden dann pikanterweisenördlich der Festi.Ulg eine Reihe von Bunkernerrichtet, die wohl den Aggressor aus demNorden aufzuhalten hatten.Durch die Stauung des Flusses Eisack ab 1935 unddie Errichtung eines Kavernenkraftwerks, das inden Felsen gesprengt wurde, war der durch dieKämpfe von 1809 bekannt gewordene Weiler Unterauüberflutet worden. Die Franzensfeste lagplötzlich an einem See.Zum ersten und gleichzeitig letzten Mal kam es zuKämpfen um die Franzensfeste nach dem SturzMussolinis, als die Regierung Badoglio am 8. September1943 mit den Alliierten den Waffenstillstandabschloß.Im Raum Franzensfeste standen damals um die2500 Alpini, 400 Mann I:nfint~e, Carabinieri undFinanzwache, etwa 350 Mann des Deutschmeisterregimentsund 80 Landesschützen gegen-~~~en ~~= !e::d :t:::::~~ner, wobei es einige Tote gab.An diesem 9. September 1943 zeigte sich, daß dieals strategische Grenze konzipierte Wasserscheideam Brenner ebenso wirkungslos war wie die Franzensfesteals gigantische Verteidigtmgsanlage.Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlangte dieFranzensfeste, auf andere als von den Erbauern geplanteArt, eine europaweite Notorietät. Es sollensodie Gerüchte - nämlich in den letzten KriegstagenGoldschätze der Banca d'Italia von abziehendenSS-Einheiten eingelagert worden sein, nach eineranderen Theorie sei es der Staatsschatz des damaligenkroatischen Ustaschastaates gewesen.Inzwischen sind die vom Wiener Kaufmann HerbettHerzog im Auftrag der Banca d'Italia angestelltenRecherchen aus den 50er Jahren voll bestätigtworden. Im September 1952 hatte die Banca d1taliavon der Republik Österreich die Rückgabe desihr von den Amerikanern übergebenen italienischenMünzgoldes eingefordert. F.s handelte sichum einen Teil jener Goldbestände, die aus demTresor der Banca d1talia in Mailand nach Franzensfeste.umgelagert" wurden.Am 16. Dezember 1943 hatte in Mailand der Abtransportvon 127,5 Tonnen Gold im Werte vonfast 250 Millionen Reichsmark begonnen, die aufzwölf Güterwaggons verteilt wurden. Der Zug trafam nächsten Tag spät am Abend in Franzensfesteein, erst in den Morgenstunden des 19. Dezemberwar mit Hilfe von über 100 Männem die Einlagerungabgeschlossen. Das Gold wurde vom deutschenMilitär bewacht und stand unter KontrollezweierBeauftragter der Banca d'Italia. Am 5. Februar1944 schlossen Mussolinis Repubblica SodaleItaliana und die Deutsche Reichsregierung einAbkonunen über den Abtransport des Goldes nachDeutschland, um es - so hieß es - vor der Beschlagnalunedurch die Regierung Badoglio unddie Alliierten zu bewahren. 23,5 Tonnen wurdennach Bern zur Tilgung italienischer Schulden andie Schweizer Nationalbank versandt, 71 Tonneninsgesamt gelangten in das Auswärtige Amt und andie Reichsbank in Berlin.Der in Deutschland gelegene und genau registrierteGoldbestand nahm verschlungene Wege. Ein Teildes im Auswärtigen Amt gelagerten Goldes wurdebei Plön in Schleswig-Holstein im April 1945 vergraben,ein anderer Teil kam Anfang 1945 nachSchloß Fuschl bei Salzburg und von dort Ende Aprilin 81 Säcken nach Hintersee, wo diese auf demGelände des dortigen Ortsbauernführers begrabenwurden. Der dritte und größte Teil des Goldes landetein einem Salzbergwerk in Merkers/Rhön.Die Route des Goldschatzes war also MailandFranzensfeste-Berlin gewesen, doch immerhin25 Tonnen verblieben iJ::! der Festung und wurden1947 der italienischen Regierung zurückerstattet.Die Franzensfeste schlummerte seitdem als Depotfür Waffen und Munition dahin; nie hat sie jeneRolle als unüberwindliches Bollwerk gespielt, dieihr von den Erbauern zugedacht war. Heute wirdschon offen darüber gesprochen, welchem nichtmilitärischen,vielleicht kulturellen Zweck sie zugeführtwerden kann. Vielleicht beginnt bald eineneue Ära, jene der ~ehemaligen Franzensfeste". DieUmwandlung des glanzvollen k. u. k. Baues der.neupreußischen" Befestigungsschule in ein Museumoder kulturelles Zentrum entspricht ganz demZeitgeist. Damit würde - so eigenartig es klingenmag- die Feste erstmals eine echte Verwendungfmden.BombensichereGarnisonskirche imneugotischen Stil.DahinterWerkD.Im Vordergrund dieleerenSockelderStandbildervonRadetzkyunddesGenerals von Hess.Literatur:BedaWeber,DenkbuchderBrtllmldigunginTirol,Innsbmckl838;JosefWeingartner,DieKunstdenlanälerSildtirols,l.Bd.,W'renl923,S.l80f.;OllkarRegele,FeldmanchallRadetzk:y,Wien!MUnchenl957;HansKramer,BeitJ:Ilgezu einerChronikderFranzensfeste,in:DerSchlem,Bozen1957,19.Jahrbundert.Bd.4:DievormlrzlicheZeit,Freiburgi.B.l964;t=J, 1 s=wWukeninseiner Zeit; FestschriftS.152;FranzSchnabel,DeutscheGeschichteimzur200.WiederkebrseinesGeburtstagea;hrsg.vonOthmarPickl;Graz1982;darin:W'tlhelmLeitner,ErzhenogJobann-OeneraldirektordesGenie-undFortifikationsweseD~~,EineWürdigungausmilitärgeograpbischerSicht,S.131-140;~JobannvonÖSterreich-Landesausstellungi982Staim,KltalogBandl.Nr.3165(S.ll7):TischModelldetFranzensfestll,Maßstabl:.SOO;ChristophHaclrelsber-~~~~1986;JeanZieglet,DieSchweh, das Gold unddie To~m. München1997;HubertusCzemin, GeheimakteNazi-Gold,in:Da Standard, Wien,3.-S.Dezember1997.1198 lBX 31