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1/1998 - Südtiroler Burgeninstitut

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GrottemitchinesischemPavilloninderEremitage, Gemäldeum 179011800Die sog."Untere Grotte"in der EremitageVerschiedenartigste Vorlieben und Facetten werdenin den Gärten Eremitage, Sanspareil und Fantaisiesichtbar, in denen die Markgrafen nur ihrenengeren Umlcreis und nahestehende Verwandteempfingen. So war die Eremitage der bevorzugteUnterbringungsort für Wilhelrnines Vater, ihre Brüderund ihre Ansbacher Schwester bei deren gelegentlichenBayreuth-Aufenthalten. Die Eremitageund Sanspareil waren nur im Sonuner zu bewohnen.Das abgelegene Sanspareil hätte man beischlechtem Winterwetter und auf gefrorenen oderdurchweichten Wegen wohl auch kawn mit denfürstlichen Equipagen erreichen kö:tulen.Oie Chinamode fand in den genannten Gärtenebenso ihren baulichen Niederschlag wie das Interessefür die Antike, das Friedrich und Wilhelminevor allem im Zusammenhang mit ihrer mehrmonatigenItalienreise in den Jahren 1754/55 entwickel-ten. Hinzu kommt die Sehnsucht nach einer idyllischenNatur, auch wenn diese Gärten keineswegs"Natur" waren, sondern raffinierte Kunstprgdukte.Fürsten, Kavaliere und Hofdamen spielen hier, unbeobachtetvon ihren Untertanen, -zeitweise Einsiedler,Schäfer und Bäuerinnen. Früher und gelegentlichauch noch heute als "Tändelei des Rokoko"abgetan, steht hinter diesen Maskeraden derHofgesellschaften doch eine bis ins 16. Jahrhundertzurückreichende Vorstellung von einem Leben mitund in der Natur. "Arkadien" war das Schlagwort,mit dem in ganz Europa Personen von Rang oderBildung (manche hatten sogar beides) ein idealisiertesNatur- und Lebensgefühl verbanden. Arkadienwar auch eiE: Thema, das jahrhundertelang dieKünstler beschäftigte, von Giorgione über ClaudeLorrain bis zu Watteau und seinen Nachahmem.In einer sanften, idyllischen Landschaft, in einemewigen Ftiihling oder Sommer, zwischen sprudelndenQuellen, blühenden Wiesen und schattigenWäldchen erträumte man sich ein friedvolles, ge-.fühlsbetontes Dasein. Doch hat Arkadien auch einenwehmütigen, melancholischen Beigeschmack.Seine Bewohner wissen, daß ihr Glück nicht vonlanger Dauer ist. •Et in Arcadia ego• sind drei'Gemälde von Poussin und Guercino betitelt, die,Hirten an einem Sarkophag zeigen, angesichts desTodes, der auch ihre Idylle beendet.Schon Markgraf Georg Wtlhelm (regierte 1712 bis1726), ein Vorgänger von Wilhelmine, war eingroßer Liebhaber der Gartenkunst gewesen undhatte etliche Anlagen begründet, die später vergrößertund ausgebaut wurden. Er war eine Persönlichkeitmit ausgeprägtem Repräsentationsbedürfnisund etwas exzentrischen Vorlieben. Die.Eremitage" diente für ihn wirklich als solche. Erselbst, seine Ehefrau und einige wenige Begleiterverkleideten sich bei diesen. Sommeraufenthaltenzeitweise als Eremiten, zogen sich in hölzerne Hüttenzurück nnd bewohnten karg möblierte .Zellen"in dem ab 1715 errichteten Alten Schloß der Eremitage.Das kleine Gebäude bot darüber hinaus aberauch die Annehmlichkeiten eines bescheidenenLustschlosses, d. h. einen Festsaal mit Öffnungzum Garten, einige komfortable Zimmer und eineGrotte mit Muscheldekor an den Wänden, mitWasserspielen und Wasserscherzen.Hochrangige Einsiedler wie Georg Wllhelm gab eszu Beginn des 18. Jahrhunderts mehrere. Das gelegentlicheEremitendasein des bayerischen KurfürstenMax Emmanuel in der Magdalenenklause inNymphenburg oder das der Markgräfm Sibylla vonBaden in Rastare haben eine echte religiöse Komponente.Beide waren Katholiken tind zogen sich zureligiöser Lektüre und M~~~~n über die Vergäng­lichkeit, .vanitas", ~~)~Gfum Daseins, ihrerMacht und ihrel' g~q~~~:~tellung zurück. Derevangelische Bayreu~~.Hwf dagegen betrieb die41RX 1/98

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