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1/1998 - Südtiroler Burgeninstitut

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Annahme, daß die "Gebirgsfestung" nötigenfallsdurch ein dorthin entsandtes Truppenkorps sowiedurch die wehrhafte Bevölkerung verteidigt werdenkönnte. Aus finanziellen Gründen beschränkteer sich dann auf vier große Festungsprojekte: aufBrixen, als Sperrung der Chausseen von Italienund als Waffen- bzw. Depotlager für Tirol; aufEnns (an der "Nibelungenstraße") mit der gleichenBestimmung für das Land ober Enns und alsDeckung der Kaiserstadt Wien; auf Bruck/ Mur, amZusammenfluß von Mur und Mürz für lnnerösterreich,und auf Komom in der kleinen ungarischenTiefebene als Kardinalpunkt, .Drehscheibe" und.letzte Zuflucht der Monarchie".Diese Festungsvorhaben bezeichnete er als "Des-' positorien". Laibach und Krain sollten als "haltbareOrte~ hinzukommen. Tirols Defensivsystem gliederteer 1804 in zwei Verteidigungsabschnitte: gegenBayern und gegen Italien.Tirol als .einzige Feste~ zu sehen hieß auch für dieVerteidiger, kräftige Ausfalle in die Poebene unddas nördliche Alpenvorland starten zu können, umdie Pläne des Angreifers zu durchkreuzen.Mehrmals urgierte der Generaldirektor zwischen1807 und 1808, wenigstens den Ausbau bestehender"fester Plätze" vornehmen zu wollen. Das Fehlen.verschanzter Lager" bzw. entsprechender Manövrierungspunktehatte spätestens 1809 nachteiligeAuswirkungen.Der Friede von Schönbrunn am 14. Oktober 1809legte dem Staat erhebliche Opfer auf und erzwangneue Denkmodelle. Österreich mußte ein Gebietmit mehr als 2 Mio. Einwohnern abtreten. Durchdie neue Grenzziehung war die Monarchie nachallen Seiten ungeschützt.Um die Verteidi~gsfähigkeit der Monarchie zugewährleisten, arbeitete Erzherzog Jobarm ab 1814an der ,.Reichsbefestigung".Bis 1828 legte er dabei Pläne für .verschanzte Lager"vor:für Prag, Budweis und Pilsen in Böhmen;für Eperjes in Ungarn;für Przemysl in Galizien undfür Brixen in Südtirol.Seiner Ansicht nach gewährten feste, verschanzte.von allem Übetflüssigen befreite Lager" die größtmöglicheStärke - .was auch dem Geist der neuerenKriegsführung als strategische Sammelpunktegroßer Heeresabteilungen eher entspräche und zudemweder einen empfindlichen Zeit- noch Kostenaufwanderheische".Die Kriegsereignisse von 1796, 1800, 1805 und1809 hätten schließlich deutlich die Unfähigkeitaufgezeigt, die westliche Grenze der Monarchiewirksam schützen zu können.Tirols militärischer Wert lag für Österreich nichtnur in der Trennung der KriegsschauplätzeDeutschlands von Italien, sandem auch in der kürzestenVerbindung zwischen beiden Ländern. DasJahr 1809 bewies, was Tirol militärisch leistenkonnte: Die Verschanzungen an den Pässen warenzerstört, der Gegner lag im Lande; es fehlte anVorräten, und nicht einmal 40.000 Mann regulärerTruppen standen zur Verfügung. Welchen Widerstandhätte es dem Gegner aber erst entgegensetzenkönnen, hätte es das von Erzherzog Jobarmprojektierte "feste Lager" bei Brixen auf der ElvaserHöhe gegeben!Als Kaiser Pranz I. schließlich seine Entscheidungtraf, in der Brixner Gegend einen .Depotplatz" anzulegen,schlug der Prinz die Sperrung der zweiTransversalen über den Alpenhauptkamm (derStraße über den Brenner und die von "Finstermünz"nahe dem Reschenpaß) sowie die Anlagedes Waffendepots bei Brixen vor.Der Monarch nahm 1832 in Brixen persönlich diePläne in Augenschein und informierte sich überden Stand der Geländekarti.erungen.Die von Erzherzog Johann vorgeschlagenen Verteidigungsanlagengruppierten sich wn Brixen alsKardinalpunkt. Hier vereinigten sich drei Transversalen:aus Deutschland über den Brenner, aus Italienvom Gardasee und Etschtal über Trient sowi~die aus Kärnten über Drauburg.Zwn Glück ist die Bischofsstadt Brixen mit ihrerreizvollen Umgebung dann doch nicht mit dem Festungsbau eingeralunt worden. Denn Krankheitund Tod von Kaiser Pranz I. verzögerten die Ausführungder gesamten Vorschläge, andererseitswurde für das Dorf Aicha im Eisacktal 8 km nw.von Brixen vom Hofkriegsrat ein neues Projektvorgelegt: die Fortifikation an der .Hohen Btückeu(bei Aicha), die dann den Namen "Franzensfeste"erhielt. Im Sommer 1833 begannen schon die Arbeiten.Am 17. Juni 1833 war der Präsidialerlaß zum Baujener Festung unterzeichnet worden, die nach Ansichtdes maßgeblichen Vertreters der neudeutschenBefestigungsschule in Österreich, Pranz vonScholl, eine demonstrative Antwort auf das »Glbraltaram Rhein" (Ehrenbreitstein ober Koblenz) darstellensollte. Leiter der eigens eingesetzten Festungsbaudirektionwurde Oberstleutnant BaronKarl von Martony (geboren 1784 in Ödenburg undgestorben 1848 als Festungskommandant von Peterwardcinl.Erzherzog Johann betrat 1833 wegen der BrixnerFestungsbauten zum ersten Male nach langjährigemerzwungenen Fernbleiben wieder Tiroler Boden.Auch im Sommer des nächsten Jahres führteeine sechswöchige Dienstreise den Erzherzog überKärnten nach Oberitalien zu einem Besuch bei Ra-26.4« 1/98

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