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1/1998 - Südtiroler Burgeninstitut

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Burgenund Schlösserin Bayern,ÖsterreichundSüdtirol1-<strong>1998</strong>


Information: Schloß GoldrainBildungs- und Kulturzentrum im VinschgauTel. 0039/473/742433 • Fax 0039/473/742477


INHALTSehnsucht nach Arkadien inOberfrankenEin Aspekt der markgriiflichen Gartenkunstim 18. JahrhundertSy luia HabermannDas Schloß St. Georgen in BayreuthVom Lustschloß zum GefängnisChn'stoph RabensteinBerichteFestungstagung des Sücltiroler <strong>Burgeninstitut</strong>s 47Reise des OBV nach Samiago de Compostela 47Generalversammlung des OBV in Kärnten 4HAnschlußzwa ng an Abwasseranlagen oderbiologische Kläranlagen 49DenkmalpflegeDas Ha us der Fasnacht in Imst (Tirol) . 51Neues Schloß und Hofgarten zu Bayreuthim Spiegel der ReiseliteraturDie Gartenkunst des Barock53Ausstellungenlngo Taussaint 13 Das vergessene Paradies 54Die neuen Fresken von Anton Krajncin der Kapelle von Schloß BernauBettina Nezval20Gi braltar am EisackLudwig Wal! her Kegele .Die Gloriette im Schloßpark zuEisenstadt, vormals MarientempelAngehna Pötschner2532Michael Pachcr und sein Kre isZwischen Angeln und Fliegen.BuchbesprechungenSüdtiroler Burgen-, Hof- und Flurnamenaus politischer und historischerSichtEgo n Kühebacher 36 SteuerrechtKulturförderung miTtels der§§ 7i, lüf, lügDie Wohnlandschaft im Rahmen des und llb EStGJugendstilsNeue steuerliche Vergünstigu ngen für denk-62Der Innenraum als Gesamtkunstwerk malgeschützte Geb:iude in Italien 64Jes JugendstilsGiorgio Hechr-Lucari 43 Ausstellungskalender 65555656525758595960616!Il/98 A1X 1


lBX~urgen und Schlösser in Bayern,Osterreich und Südtirol1-<strong>1998</strong>20.Jahrgang'Herausgeber:Südtiroler <strong>Burgeninstitut</strong>, MerkantilgebäudeSilbergasse6, I-39100 BozenÖsterreichischer Burgenverein, Ganzagagasse 9/4(20,A-IOIOWienVerein zur Erhaltung privater Baudenkmäler undsonstiger Kulturgüter in Bayern e. V.,Geitnerweg 12 A, D-81825 MünchenAutorenDr. Sylvia HabermannHistorisches MuseumBayreuthDr. Giorgio Hecht-LucariWienDr. Egon Kühebacherl.andesdenkmalamtlhc~~~~~d~sl=~~~rBurgenbndWienDr. Christoph RabensteinHistorikerßayreuthDr. IngoTaussaintUniversitätsbibliothekBayreuthTitelbild:Neues Schloß Eremitage, Bayreuth, Blick auf denSormentempel~~~~~~~~i~:r~emhaus, Bayreuthli\1PRFSSUMRe


Sehnsucht nach Arkadien inOberfrankenEin Aspekt der markgräflichen Gartenkunst im 18. JahrhundertSy/via HabermannPrinzessinSophitWilhelminevonBayreuth,Schwägerinder MarkgräfinWilhelmine,imSchäferkostüm.GemäldeeinesunbekanntenMeisters.datiert1734Für denjenigen, der bei der Erwähnung von " ßay~reuth" nicht gleich an- Richard Wagner, sondernauch an die Markgrafen und dabei natürlich an dieberühmte Wilhelmine denkt, sind die Gärten diesesFürstenhofes ein fester Begriff. Die Eremitageist ein obligates Ziel für jeden ku lturgeschichtlichinteressierten Besucher, der sich im BayreutherRaum aufhält. Sanspareil und die Fantaisie, die beidejahrzehntelang vernachlässigt und vergessenwaren, haben dank der Betreuung durch dieBayerische Schlösser- und Seen-Verwaltung inzwischenwieder viel von ihrem alten Reiz zurückgewonnenund sind wieder bekannter gewordenDiese drei Anlagen sind die eigenwilligsten unterden markgrMlichen Anlagen, wobei die Fantaisieerst nach Wilhelmines Tod entstand und die Eremitageeine lange, bis ins 17. Jahrhundert zurückreichendeGeschichte hat. Alle drei sind G:irten mitausgesprochen privatem Charakter, in denen sichnoch heute viel vom Wesen ihrer Zeit, von denWünschen und Träumen ihrer Besitzer offenbartDagegen nahm man in den repräsentativen Anlagen,die den Residenzschlössern in Bayreuth undErlangen zugeordnet sind, sehr viel mehr Rücksichtauf die Regeln der klassischen geometrischen Gartenkunst.Es s;hd Anlagen mit streng durchgeführtem,rechtwinkligem Achsensystem und mit einerklaren Gliedemng in Parterre- und Boskettbereich.Dagegen war man in der Gestaltung der Lustgänenund Eremitagen viel freier und ungebundenerÄhnliches ist bei der Inneneinrichtung der markgräflichenSchlösser zu beobachten. Auch hier sinddie wirklich originell ausgestatteten Räume, dieSpiegel- und chinesischen Kabinette oder diekünstlichen Lauben, zumeist die Privatr:iume, zudenen _nur wenige Schloßbewohner und Gäste Zutritthatten.1/98 AtX 3


GrottemitchinesischemPavilloninderEremitage, Gemäldeum 179011800Die sog."Untere Grotte"in der EremitageVerschiedenartigste Vorlieben und Facetten werdenin den Gärten Eremitage, Sanspareil und Fantaisiesichtbar, in denen die Markgrafen nur ihrenengeren Umlcreis und nahestehende Verwandteempfingen. So war die Eremitage der bevorzugteUnterbringungsort für Wilhelrnines Vater, ihre Brüderund ihre Ansbacher Schwester bei deren gelegentlichenBayreuth-Aufenthalten. Die Eremitageund Sanspareil waren nur im Sonuner zu bewohnen.Das abgelegene Sanspareil hätte man beischlechtem Winterwetter und auf gefrorenen oderdurchweichten Wegen wohl auch kawn mit denfürstlichen Equipagen erreichen kö:tulen.Oie Chinamode fand in den genannten Gärtenebenso ihren baulichen Niederschlag wie das Interessefür die Antike, das Friedrich und Wilhelminevor allem im Zusammenhang mit ihrer mehrmonatigenItalienreise in den Jahren 1754/55 entwickel-ten. Hinzu kommt die Sehnsucht nach einer idyllischenNatur, auch wenn diese Gärten keineswegs"Natur" waren, sondern raffinierte Kunstprgdukte.Fürsten, Kavaliere und Hofdamen spielen hier, unbeobachtetvon ihren Untertanen, -zeitweise Einsiedler,Schäfer und Bäuerinnen. Früher und gelegentlichauch noch heute als "Tändelei des Rokoko"abgetan, steht hinter diesen Maskeraden derHofgesellschaften doch eine bis ins 16. Jahrhundertzurückreichende Vorstellung von einem Leben mitund in der Natur. "Arkadien" war das Schlagwort,mit dem in ganz Europa Personen von Rang oderBildung (manche hatten sogar beides) ein idealisiertesNatur- und Lebensgefühl verbanden. Arkadienwar auch eiE: Thema, das jahrhundertelang dieKünstler beschäftigte, von Giorgione über ClaudeLorrain bis zu Watteau und seinen Nachahmem.In einer sanften, idyllischen Landschaft, in einemewigen Ftiihling oder Sommer, zwischen sprudelndenQuellen, blühenden Wiesen und schattigenWäldchen erträumte man sich ein friedvolles, ge-.fühlsbetontes Dasein. Doch hat Arkadien auch einenwehmütigen, melancholischen Beigeschmack.Seine Bewohner wissen, daß ihr Glück nicht vonlanger Dauer ist. •Et in Arcadia ego• sind drei'Gemälde von Poussin und Guercino betitelt, die,Hirten an einem Sarkophag zeigen, angesichts desTodes, der auch ihre Idylle beendet.Schon Markgraf Georg Wtlhelm (regierte 1712 bis1726), ein Vorgänger von Wilhelmine, war eingroßer Liebhaber der Gartenkunst gewesen undhatte etliche Anlagen begründet, die später vergrößertund ausgebaut wurden. Er war eine Persönlichkeitmit ausgeprägtem Repräsentationsbedürfnisund etwas exzentrischen Vorlieben. Die.Eremitage" diente für ihn wirklich als solche. Erselbst, seine Ehefrau und einige wenige Begleiterverkleideten sich bei diesen. Sommeraufenthaltenzeitweise als Eremiten, zogen sich in hölzerne Hüttenzurück nnd bewohnten karg möblierte .Zellen"in dem ab 1715 errichteten Alten Schloß der Eremitage.Das kleine Gebäude bot darüber hinaus aberauch die Annehmlichkeiten eines bescheidenenLustschlosses, d. h. einen Festsaal mit Öffnungzum Garten, einige komfortable Zimmer und eineGrotte mit Muscheldekor an den Wänden, mitWasserspielen und Wasserscherzen.Hochrangige Einsiedler wie Georg Wllhelm gab eszu Beginn des 18. Jahrhunderts mehrere. Das gelegentlicheEremitendasein des bayerischen KurfürstenMax Emmanuel in der Magdalenenklause inNymphenburg oder das der Markgräfm Sibylla vonBaden in Rastare haben eine echte religiöse Komponente.Beide waren Katholiken tind zogen sich zureligiöser Lektüre und M~~~~n über die Vergäng­lichkeit, .vanitas", ~~)~Gfum Daseins, ihrerMacht und ihrel' g~q~~~:~tellung zurück. Derevangelische Bayreu~~.Hwf dagegen betrieb die41RX 1/98


DasTheater inSanspareil. Radierungvon Johann 'IbomasKöppcl, 1748Eremitage als profane Spielerei. In der ganzen Anlagewar bezeichnenderweise nicht einmal eine Kapellevorhanden. Im Eremitenhäuschen Georg Wilhelmsgab es kein einziges Buch mit theologischemInhalt, dagegen ein paar amouröse Werkchen.·Einmal im Jahr veranstaltete der Markgraf für diebäuerliche Bevölkerung aus der Umgebung derEremitage eine sog. "Kirchweih" mit einem kleinenMarkt und allerlei scherzhaften Wettbewerben wieRingelstechen oder Maibaumklettern. Auch für dieMädchen gab es sportliche Wettspiele. Natürlichmachte sich die Hofgesellschaft dabei über die Untertanenlustig, doch waren beachtliche Geld- undSachpreise zu gewinnen, an denen den Teilnehmernvermutlich mehr gelegen war als an der Bewunderungder Höflinge. Diese Veranstaltungscheint zu Zeiten Friedrichs und Wilhelmines nichtmehr stattgefunden zu haben. Wahrscheinlich warsie schon unter Georg Wilhelms unmittelbaremNachfolger, Markgraf Georg Friedrich Carl, allmählicheingestellt worden. Dieser war ein sparsamer,gelegentlich weitabgewandter Pietist, der auf seineganz eigene Art ebenfalls "Einsiedler" spielte, indemer die von einem Fürsten erwartete Geselligkeitund Repräsentation verweigerte. Georg FriedrichCarls bevorzugte "Eremitage" war das aus einemsäkularisierten Kloster hervorgegangene JagdschloßHimmelkron am Weißen Main. Den Schäferspielenund Maskeraden seiner SchwiegertochterWilhelmine stand er skeptisch gegenüber.Doch auch eine seiner Töchter ließ sich 1734, kurzvor ihrer Hochzeit und ihrem Wegzug aus Bayreuth,im Schäferkostüm malen. Das Bild spiegeltdie ganzen idyllischen Vorstellungen des beginnendenRokoko wider. Die betont einfach gekleidetejunge Frau mit dem Strohhut ist mit Blumengeschmückt und hat ihre zwei Hündchen und einschneeweißes Schaf bei sich. Letzteres trägt ebenfallseinen Blumenkranz und schaut seelenvoll zuihr auf. Die Prinzessin sitzt nicht in einem Park,sondern in der freien Landschaft. Links in der Ferneist ein Gebäude mit einem Walmdach und einemZwiebeltürmchen zu erkennen, hierbei dürftees sich um das Alte Schloß in der Eremitage handeln.Markgräfin Wilhelmine schildert in ihren Memoiren,daß sie und ihre Damen gerne sog. "Wirtschaften"veranstalteten, bei denen sie sich alsLandbewohnerinnen verkleideten, Buden oder eineDorfschenke aufstellen ließen und die Herrenbewirteten. Den echten Bäuerinnen dagegenscheint die Eremitage nun verschlossen gebliebenzu sein. Gerade Wilhelmine legte größten Wert aufstandesgemäßen Umgang und wahrte, im Gegensatzzu ihrem Ehemann, Distanz zu den Untertanen.Von der Einsiedelei verwandelte sich die Eremitagenun zum. Musensitz und zur Sommerresidenz.Wilhelmine brachte als ihr Element die Bildungsbeflissenheit,Friedrich die Sinnesfreude ein.Ihr neu erbautes Eremitenhaus staffierte die Mark-!!=:!~:1 ;::~~~:~~n d:dt:~~t~schuf sich hier immer mehr eine Traumwelt, in diesie zurückziehen konnte aus einer Realität, mit dersie unzufrieden war. Markgraf Friedrich siedeltesein Eremitenhaus in einer großen, am Rande desGartens gelegenen Grottenanlage an, wo er vonsteinernen Nymphen und Flußgöttern umgebenIn den 40er und 50er Jahren des 18. Jahrhundertsließen Friedrich urld Wilhelmine die Eremitage beträchtlichvergrößern und umgestalten. Es entstandendrei neue Boskettbezirke und zahlreicheKleinbauten in Form von Chinoiserien, künstlichenl/981RX 5


Küchenbau undHäuserftirdieHofgesellschaft inSanspareiL Kolorier~terKupferstichvouJohann GottfriedKöppel, 1793Verwendete LiteraturErich Bachmann, DieAnfängedes~rldschaftsgartensmDeut:;chland. ln :ZeitschriftflirKunstwissen­schaft Jg. l954,5.203-228.UrsulaFrenzei.BeitriigezurGeschichteder barockcnSchloß..undGar­tenanlagendes BayreutherHofes.Diss.Erlangen1959.Sylvia Ha~nnann, BayreutherGartenkum;tWorms 1982DieterHennebofAifredHoffmann.Ges


Das Schloß St. Georgen in BayreuthVom Lustschloß zum GefängnisChn'stoph Rabe11steinEnde 1997 stand das Gebäude- wieder einmalnegativin den Schlagzeilen: ,Geiselnahme im GefängnisSt. Georgen" war zu lesen. Gefangene hatteneinen Beamten in ihre Gewalt gebracht undwollten ihre Freilassung erpressen. Glückliehetweiseendete diese Aktion unblutig, und die Geiselnehmerkonnten bald übeJWältigt werden. Aber somanch einer der auswärtigen Fernseh- und Rundfunkreporter,die zahlreich nach Bayreuth geeiltwaren, werden sich verwundert die Augen geriebenhaben: Ein imposantes barockes Schloß inmittender Stadt, das als Gefängnis genutzt wird? Dasist einmalig in Bayern, wenn man von den Beispielender ehemaligen Klöster in Ebrach und Kaisheimeinmal absieht.Die Insassen interessiert zunächst am meisten, wiesie möglichst bald wieder dieses Gebäude verlassenkönnen. Interesse an der Baugeschichte zeigendennoch einige. Hingegen wissen viele Bayreuther,die tagtäglich am Markgrafenschloß vorbeifahren,darüber kaum Bescheid. Touristen, diedie Markgrafenstadt Bayreuth besuchen, beachtendieses KleinOO selten - es wird in den Reiseführernauch kaum erwähnt. Das ist schade, denn diesesGebäude ist architektonisch besonders interessantund hat eine bewegte historische VergangenheitSituierungDas Schloß liegt im heutigen Stadtteil St. Georgenund ist von Häusern umgeben. In der Entstehungszeitvor fast 300 Jahren gehörte diese Ansiedlungnicht zur eigentlichen Markgrafenstadt, sondern lageinige Kilometer vom Zentrum entfernt. Zunächstmüssen wir uns deshalb die Frage stellen, warumgerade an diesem Ort das Schloß errichtet wurdeDas hängt eng zusammen mit dem Erbauer, demspäteren Markgrafen Georg Wilhelm (1678-1726)Deshalb sollen seine Person und die Motive zurAnlage des Schlosses kurz dargestellt werdenSein Vater, der Markgraf Christian Ernst, war im Jahre1700 erst 45 Jahre alt, u~d er war noch recht rüstigEs sah nicht so aus, als ob der 22 Jahre alte Prinzregentbald seine Nachfolge antreten müßte und so eigenerHerr mit Hofstaat und Residenz, damals imheutigen Alten Schloß in Bayreuth, werden würde.Aber genau das wollte der junge Prinz. Hinzu kam,daß sein Vater nach dem Tod der Mutter des Erbprinzen,Markgräfin Sophie Louise, im Jahre 1702 nocheinmal geheiratet hatte, nämlich die brandenburgischePrinzessin Elisabeth Sophie. Diese resolute Damewar für damalige Verhältnisse recht emanzipiertund mischte sich in die Regierungsgeschäfte desKolorierterProspektvonBayreuthundSt. GeorgenamSee,Ku pferstich um 17 101198 AlX 7


Schloß unmittelbar am Seeufer errichten ließ. DerBrandenburger See wurde übrigens bereits 1775endgültig abgelassen; heute befindet sich das BayreutherIndustriegebiet auf dieser Fläche.MarkgräfinWillleimineim damaligenWeiherhaus,imHintergrunddasSt. Georgener Schloßmit See und Hafenanlagen.MelchiorRein,der Autor, muß denDelsenbach-Stichleicbtabweicbendkopiert haben.TatsächlichsahdieAnJage aber damalsganz anders aus.Markgrafen Christian Ernst verstärkt ein. DoppelterGrund also für den Prinzen, sich einen eigmen Hofstaatzu schaffen, und dazu gehörte ein Schloß.Und warum gerade an diesem Ort? Dazu muß manwissen, daß früher in diesem Bereich ein großesGewässer vorhanden war, der sogenannte BrandenburgerSee. Er diente seit dem 16. Jahrhundertzum Fischfang, bis dann der Prinzregent GeorgWilhelm Schiffe erbauen ließ und seine Seeschlachtenveranstaltete. Die Anregung dazu hatteer auf seiner "Kavalierstour" bekommen, die ihnnach Holland und England führte. Er erfuhr dortähnlichwie Zar Peter der Große - viel über Schiffbauund die Seefahrt und war von diesen Eindrückenso begeistert, daß er auch sein erstesDas St. Georgener SchloßDas Gebäude, das wir heute bewundern können,ist eigentlich das "zweite" Schloß, denn es existierteein Vorläuferbau, der aber schon 20 Jahre nachder Fertigstellung abgerissen werden mußte.Der Grundstein für das erste Schloß wurde am 7.Juli 1701 gelegt. Die Gesamtplanung lag in Händendes beriihmten italienischen Architekten Antoniodella Porta. Wie bei vielen anderen Bauwerken desspäteren Markgrafen Georg Willielm konnten dieBaumaßnahmen nicht schnell genug vorangehen.In einem Schreiben vom 12. September, also nurzwei Monate später, heißt es: "Nun dann S. deßHochfürsd. Erb-Prinzens durchl. angeregten Hausbaubeschläuniget, und noch vor dem winter Zurperfection gebracht wißen wollen ... "Diese übereilte Bautätigkeit könnte auch die Ursachefür die schlechte Ausführung gewesen sein.Nach zwei Jahren war der mittlere Teil fertiggestellt,und es begannen die Arbeiten an den beiden . ·Seitenflügeln. Mit dem Innenausbau wurde 1704angefangen, wobei allein 25 Zimmerleute beschäftigtwaren.Bereits im Jahre 1706 wurde mit dem Bau des angrenzendenOpernhauses begonnen. Wir könnendavon ausgehen, daß zu diesem Zeitpunkt- späte-.stens jedoch 1707 - die Arbeiten am Schloßbau beendetwaren.Die Bauleitung hatte nach dem Tod von Antoniodella Portader sog. Commissario Johann Cadusch·übernommen. Er war seit 1694 Kammerdiener desErbprinzen Georg WUhelm und hatte sich selbstein Haus in St. Georgen errichtet. Außerdem wirdin den Urkunden auch der Maurermeister JohannJacob Weiß erwähnt. Er stammte aus Kulmbachund war 1675 Stadtmeister in Bayreuth geworden.Ein weiterer bekannter Handwerker und Künstlersollte erwähnt werden: der Hofbildhauer EliasRäntz. Er hatte die Aufgabe übernommen, dasHauptportal des Schlosses zu gestalten. Wir wissenaus den vorhandenen Urkunden, daß er dazu imMärz 1702 ein Modell angefertigt hatte und im darauffolgendenJahr das Portal aus Eichenholz gebauthat.Da das alte Schloß, das um 1707 fertiggestellt wurde,nicht mehr existiert, ist es schwierig, das genaueAussehen zu rekonstruieren. Es gibt verschiedeneAbbildungen, die z. T. stark varüeren. Ambekanntestensind der Prospekt von Bayreuth und St.Georgen, der um 1710 entstanden sein muß, undein Kupferstich von].,A.,Delsenbach nach einerZeichnung von Paul Decker dem Älteren. Der Pro-81HX 1198


spekt ist zwar künstlerisch weniger beeindmckendals die Darstellung Delsenbachs, die topographischeGenauigkeit ist aber erheblich größerDeutlich zu erkennen sind drei getrennte, langgestreckteGebäudeteile mit rechteckiger Gmndfläche.Diese Dreiteilung kann als sicher angesehenwerden. So wird beispielsweise in einer Urkundevom 13. Oktober 1704 von .Herrn Erb-Prilltzensdreyer Häuser zu St. Georgen am See" gesprochen,und in der Legende der Residenzkartevon Johann Georg Dülp, die um 1720 entstandenist, heißt es: .Drey Fürstl. Häußer Schlößer".Diese drei Gebäude standen aber auf einem gemeinsamenPodest und waren durch ein Kellergeschoßverblmden.Wamm die Einzelteile nicht zusanunengebaut wordenwaren, bleibt unklar. Wahrscheinlich wolltedella Porta die Gesamtfront dadurch auflockern.Als Vorbild mag die damalige holländische undenglische Schloßarchitektur gedient haben. Dortwurden ebenfalls mehrere Baukörper zu einer GesamtanlagezusammengefaßtDas gequaderte Sockelgeschoß war rechts undlinks durch Arkaden gegliedert. Im Mittelteil führteeine breite Treppe zmn Steg, der zur vorgelagertenInsel ging. Zwischen dem Sockelgeschoß und demersten Stock befand sich durchgehend ein Mazzarrio(Halbgeschoß).Die Fassade wurde im Hauptteil vollständig und inden Seitenflügeln im mittleren Teil durch kolossalePilaster gegliedert. Sie dienten als Sockel für dieSkulpturen über dem Hauptgesims. Diese figurengeschmückteAttika vor dem Walmdach war besondersauffällig und stellte eine Neuemng in derBayreuther Barockarchitektur dar. Das Mittelgebäudeüberragte die Seitenflügel durch ein fünfachsigesZwerchhaus, das ebenfalls durch Figuren geschmücktwurde.Zur Seeseite hin schloß sich eine Gartenanlage an,und die vorgelagerte Insel war durch Rosenstöckegeschmückt.Das zweite SchloßIm Jahre 1722 wurden 2.000 Fuder Steine nach StGeorgen angewiesen. Die Ordenskirche war zudiesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt Wir könnendavon ausgehen, daß diese Materialliefemng fürden Neubau des baufälligen Schlosses bestimmt1723 wurde jedenfalls mit dem Abriß des Mittelteilsbegonnen und zwei Jahre später der Gmndsteinfür das heute noch bestehende Gebäude gelegt.Architekt und Bauleiter war Johann David Räntz d.Ä., ein Sohn von Elias Räntz. Er war zunächst alsBildhauer ausgebildet worden, bevor Paul Deckerseine Fähigkeiten als Baumeister entdeckte undihn förderte. Decket, der wiederum beeinflußtwurde vom berühmten Berliner Baumeister AndreasSchlüter, prägte so den Stil seines Schülers.Johann David Räntz hat zahlreiche Profan- und Sakralbautenim Bayreuther Gebiet und in Erlangenentworlen und z. T. selbst ausgeführt, so Gebäudein der Friedrichstraße, das alte Rathaus in Bayreuthoder Kirchen in St. Johannis und Wlmsiedel (Entwürle)oder den Kirchturm in Seidwitz.Als sein Hauptwerk gilt das Ordensschloß in St.Georgen.Es wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahre 1727weitgehend fertiggestellt Der eigentliche Auftraggeber,Markgraf Georg Wilhelm, konnte die Vollendungdes Werkes allerdings nicht mehr miterleben;er starb bereits 1726.Er hätte seine Freude an dieser Anlage gehabt,denn sein so geliebter "Ordre de la sincerite" istein bestimmendes Element dieses Neubaus. So findetsich das Ordenskreuz gleich viermal in den Kapitellender SüdfrontInsgesamt ist das neue Schloß größer und wuchtigergeraten als der Vorgängerbau. Es ist dreigeschossigund überragt die alten Seitenflügel, mitdenen es nun verbunden ist.Kommen wir zunächst zur Südfront, also zur Seite,die heute noch von der Bernecker Straße aus zusehen istDie dreiteilige Fasside ist so gestaltet, daß alles aufdas Zentrum, das große Balkonfenster im erstenStock und das markgräfliche Wappen darüber, ausgerichtetist. Der absolutistische Machtanspruchdes Herrschers kommt hier deutlich zum AusdruckDie Hauptfront desOrdensschlosses inSt. Georgen, zweitesSchloß, Zeichnungvon Sixtus JarwartWie wurde das architektonisch erreicht? Zum einentritt der fünfachsige Mittelbau risalitartig nach vorn.Die beiden vierachsigen Seitenflügel sind zwarnicht schroff abgesetzt,. sondern bogenförmig an-Literatur:Berve,Raghilt:Stadterweiterungenderfränk.i­sehen ResidenzstädteAnsbach, Bayreuth undErlangen im 17.und18Jahrhundert,Düsse1dorf1975Busch, JosefMartin: Geschichteder Vorstadt StGeorgen bei Bayreuth,Bayreuth 1851Frenzel,Ursula:BeiträgezurGeschlchtederbarockenSchloß-undGartenanlagendesBayreutherHofe.s,Diss.Er­langenl958Gansera-Söffing,Stefanie:DieScblösserde.sMarkgrafen Georg Wilhelmvon Brandenburg­Bayreuth,Bayreuth19921/98 lEIX 9


Dasürdensschloll.Hauptfronl,heuteohne BalkonReesmitderzangenförmigenFreitreppekennenauchSt.GeorgenerBürger kaum, heuteGeländeder Justizvollzugsanstaltgebunden, treten aber deutlich in den HintergrundDie Fenster dieses Gebäudeteils sind kleiner undund es fehlt jeglicher Oma-Zum ;mderen wurde das Erdgeschoß des !'IIittelrisalites bewußt bescheiden gestaltet und durch einvon den Hauptgeschossen getrenntDie sind auch hier kleiner und das Hauptportalschlicht. Die vier Pilaster beginnen eigentlicherst nach demder untere ntstizierteTeil wirdempfunden. DieseWandpfeiler verbinden die beiden oberen Geschosseund lassen sie so als Einheit erscheinenAlles lenkt den Blick auf den mittleren Bereich.Fassadengestaltung ihren eigentlichen Si nn. Wirkönnen uns gut vorstellen, wie der Markgraf vondiesem Balkon aus Gäste empfing oder Militärpa-raden abnahm. Er stand im Zentrum, er war Mittelpunktdes Geschehens Genau das symbolisiertauch die zentrale Stelle des Gebäudes. Über demeiner Krone - thronten ein fl a­auf Volutenkonsolen und das


DeckengemäldedesOrdetlssaalesmilderDarstellung ­Geget~übe r stellungvonFriedellS-ulldKriegsallegorienDer OrdenssaalDer Ordenssaal im zweiten St. Georgener Schloßist, wie im alten Gebäude, als "Breitr.mm", nicht alsDer zentrale Raum, um den sich alle anderen grup- "Ui ngsraum" zu verstehen. In dem fünfachsigen,pieren, ist der Kapitel- cx:ler OrdenssaaL Er wurde zweigeschossigen Raum finden wir reichgesogenannt, weil hier am Georgstag die Ordensrit- schmückte Stuckwerke und als Deckenmalerei dieter zusammenkamen, um Kapitel (Versammlung Allegorie von Krieg und Frieden. In der Mittedes Ordens) zu halten. Schon im alten Schloß exi- thront die Aufrichtigkeit, über ihr schwebt der Adstiertedieser Festsaal, über dessen Ausgestaltung ler mit dem Orden .. de Ia sincCrite". Vorbild dafürwir durch den Kupferstich "Rittertafel" aus dem war das Berliner Stadtschloß. Dieser beeindruckenjahre1722 gut informiert sind.de Raum wurde vor einigen Jahren renoviertLinks Deckengemälde.Detail:Apollu11ddieNeunMusenRechts Deckengemälde,Detail: Mars u11d Famal/98 MX 11


Die Gesamtanlage diente der Markgrafenfamilie alsLustschloß und wurde vor allem in den Sommermonatenals Kulisse für große Feste und Feiern be-­nutzt. Dabei spielten weniger die Räumlichkeitenvielleichteirunal abgesehen vom Ordenssaal - eineRolle, sondern die großartige Lage am BrandenburgerWeilier mit der Möglichkeit zur abwechslungsreichenSchiffahrt.Als die Markgrafenzeit in Bayreuth zu Ende gingund die höfischen Feste verschwanden, verlor dasSchloß in St. Georgen die eigentliche Funktion.Das letzte große Seefest wurde vom liebestollenMarkgrafen Karl Alexander im Jahre 1771 veranstaltet.Es endete mit einem großen Gewitter undHagel. Im Schloß sollen alle Lichter ausgegangensein, nur im Ordenssaal brannten noch die Kerzen.Dieser .Schwanengesang der Markgrafenzeit~(MüsseD symbolisierte auch das Ende der Anlageals Lustschloß. 1775 wurde - wie erwähnt - derBrandenburger See aufgelöst und damit auch dieherrliche Lage des Schlosses entwertet.Ordenssaal, Wappender Familie GravenreuthundderStadtBayreuth(späterltinzugefiigt)Rechts: Ordenssaal,Stuckpilallter,DetailUteraturFortsetzung:HabennanD Sylvia: BayreutberGartenkunst,W01ID81982Hemnann, Erwin: HöfischeFeseundmarkgräflicheSchiffeinSLGeorgen,inA065,1985Krip(p)ner,Samuel:KrippnerioriginesortlisS.Georgiiadlacum.DerAnfangundwahrhaffteUrsprungderStadtSt.GeorgenamSeeinsgemeinderBrandenburgergenannt,Bayreuthca.1736Müssel, Kar!: Das MarkgrafenschloßSLGeorgen,in:Festschriftzum7.BrannaburgerBilrgerfest,l991Ders.:DieErbprinzenresidenzSt.Georgen-EinebarockeStadtgrtlndungamBrandenburgerSee,in:Frankenland5,1985Rabenstein,Christoph/WemerRoland:St.Georgen.BildernndGeschichte{n),Ba~thl994Rupprecht,Bemhard:"GedächtnuBdervonUWlangefangenenNeuenStadtzuSLGeorgenamSee",DieP!anstadtWilbelm,in:Neuhaus,""Morl


Neues Schloß und Hofgarten zuBayreuth im Spiegel derReiseliteraturIngo Taussaintund sohängerührte.an die ich nicht gewöhnt war,überraschte mich ungemein."')ten. Der verheerende26. Januar 1753'), fast zumzugs, gab Gelegenheit,eingeäscherten alten Räumlichkeiten endgültig denRücken zu kehren und, an neuem Standort, neu zuMittels Umwidmung und Einbezug bevorhandenerGebäude an der außerhalb derStadtmauem gelegenen Rennbahn - des nochnicht ganz fertiggestellten Kirchenbaus der Reforl/98JBX 13


GartcnseitedesNeuenSchlosses, im VordergrundBadetrakt')5ylviaHabermann,BayreutherGartenkuost,Worms 1982, 5. 13 f.­Brich Bachmano, Neues5cbloßBayreuth,AmtlicherFtihrer,Mönchen'1985,5.20.')Habermann,5.103-142;1ngoToossaini{Hrsg.),LUSigärtenumBayreuth,Hildesheim-Ziirich-NewYork<strong>1998</strong>.•) Habermann, 5. 147 ff.')lngoToussaint,DasMarkgräflicheOpemhans,in:ParadiesdesRokoko,hg.vonPeterO.KriiclorenePhilipp Wilhelm Gercken (1722-1791), warim selbenJahre durch Franken unterwegs: "Es sindin der Stadt eigentlich 2 fürstliche Schlösser, davondas alte Markgraf Christia.n ausgebauet, wie aberselbiges im Jahr 1753 über den dritten Theil abbrannte,so ward das neue auf einen andem Platz,nemlich in der Rennbahn, ansehnlich aufgeführet.Auf dem freien Platz vor dem Schlosse ist ein schönerBrunnen, wo in der Mitte die Statue des MarkgrafenFriederichs [richtig: Christian Ernsts] zu Fferdein voller Rüstung von einem recht guten Meistergehauen ist. Es ist zu bedauern, daß man den geschmacklosenEinfall gehabt hat, die meisterhafteArbeit des Künstlers durch eine starke Vergoldungzu verderben. Der Schloßgarten ist recht gut angelegt,man findet darin schöne breite Wassercanäle,eine Menagerie, Mailiebahn und einen Irrgarten.~'.!)Auch der Vogtländische Anonymus rechnet 1779das neue Schloß zu den .neue(n] und ansehnliche[n]Gebäude[n]" Bayreuths. Es liege "an einemviereckigten, mit schönen Häusern umgebenenPlatz, in dessen Mitte, auf einem Brunnen, die Statuedes Marggrafen Christian Ernst zu Pferde, von141EIX 1198


in kolossalischer Größesteht eine Innschrift inehe. - Gleich hinter dem Schlosse liegtehe Garten, ein-reitzender und Jedennann offenstehenderSpaziergang, der durch einen langenund breiten Kanal in zween ungleiche Theile getheiltwird, welche sehr schöne Partien enthalten,und sich in ein angenehmes Lustwäldchen verlieren.Der Kanal ist mit einigen gebautenBrücken versehen, tmd bildet in ein ansehnliches,mit Schwanen bedecktes Becken, woraufeine Gondelliegt."'l)Auf seiner Reise nach Sachsen) hat der AltdorferProfessor derRhetorik, Poetik undGeschichte Georg0727-1798) EndeJuli 1784 den Hofgarten b~sichtigt und es lebhaftbedauert, daß ,.Baireuth", das seiner Meinung nach,.mehr Schönes tmd Anziehendes, als Anspach" habe,,.nicht mehr von einem Hofe belebet" werde.")"Carte specialedelar6sidencedeBareuth", 1745.Federzeichnung vonJohann Adam Riediger,Ausschnitt Stadtkernmit Hofgartense angewiesen heute noch bezo- genzieht man ihren erquikenden Wohlgeruch längenhaben und mehrere Tage mit aller möglichen ger und begieriger einBequemlichkeit bewohnen werden".'1) Freilich begannder dritte Tag mit der Erkundung der allernächstenUmgebung:,.Heute morgen besahen wir den Hofgarten. Vonunserem Zimmer aus, giengen wir queer durcheiner langen Allee, an deren Ende dasund die gerade vom Schloßtborwelche bis in die Eremitagereicht wandten wir uns aus einer zweytenAllee in einen finsteren Bogengang, und aus dieoffenenPlaz, anlaufenden Vorderseitenwir schöne Statuen in Riesengrösse aus der Mythologie,und in der Mitte ein Bassin vor uns sahen,das sich sehr gut ausnimmt. Dieses ist ein langes,oben sich krümmendes Wasser, in welchemein blau und gelb angestrichenes Chineser­Häußchen, das zwey alten Schwanen und ihrer Familiezum Nachtquartier dient, und etliche Blumeninselnstehen, die sehr gut ins Auge fallen. Die Alleensind lang, dickschattigt und z4 sanfter Melancholieeinladend. Schade, daß man nicht viel Blumensieht, wie in unserm grossen, lichten (Ansbacher]Hofgarten. Man sagte mir aber, daß sie größtentheilsin versteckten Gärtchen, die in beschnit-aufbewahrt würden, damitgefiel mir im Schlosse am besten. Auch ist da einekleine Sammlung Gemälde. (...] Baireuth, den 17.Ich ging heute früh mit den beiden Rutennochim Schloßgarten umher, der mehrenauslangen Baumgängen besteht. Das viele1198 lRX_ 15


Hofgarten,Sonnentempel")Ftlssel,S.49-51.'')SoplrleBecker,VorhundertJabren,ElisevonderRedesReisendiiiChDeutschland1784-86nachdemTa­gebucheihrerBegleite-e. 0 Gs:e:~o:J.·Stuttgart[1884],S.159f.-Toussaint,Reisen,S.12S-128.-FriedrichCarlFreiberrvonSeckendarffwarseit1770derStatthalterdes......-"""""""vonBrandenbw"g-AosbachinBayreuth.")BinigeKunstnachrichtenvonBayreuth,voneinemReisendengesammletundmitgetheilet,in: Museum fürKttnstlerundfllrKunst­Iiebhaber,hrsg.v.JohannGeorgMeusel,3.Sttlck,Mannheiml788,S.54.-Toussaint,Reisen,S.l29-131.'") Klement Alois Baader,ReisendurchverschiedeneGegendenDeutscblandesinBriefen,Bd.2.Augsburg1797,S.351.-Toussaint,Reisen,S.I33-13S.NeueSchloß]undS.41[überdenHofgarten].­Toussaint,Reisen,S.l57-161;zurBiographiedesVedassers:WalterBarti,JobstChristopbEnmt von Reiche,einpreußischer Offizierin Franken, in: ArchivfllrGeschichtevonOberfranken75(1995)S.263-287.Wasser tmd die Schwanenzucht ist mir das liebste.Von da gingen wir durch die neue Gartenanlagedurch Minister Seckendorf in die Schloßkirche[ .. .].··~Jener Anonymus, der 1788 in Johann Georg Meusels.Museum für Künstler und für Kunstliebhaber"auftrat, will 1786 auf einer Reise nach Sachsen etwafünf Tage in Bayreuth zugebracht haben.Durch ihn erfahren wir wieder eirunal etwas überdie Schloßanlage im Zusammenhang mit ihrem Besitzer:"Das Residenzschloß, in einer leichten Manieraufgebaut, enthält izt, da der Markgraf jährlichnur auf ein paar Tage zur Revue hinkommt, wenig,was für die Kunst merkwürdig wäre. Aber vor allenzeichnen sich doch die in dem Erdgeschossegegen den Schloßgarten zu stossenden allerliebstenZimmerehen aus, worin der Fürst bei seinemjedesmaligen Aufenthalte logirt. Niedlicher und geschmackvollerkann man sich keine Wohnung füreinen großen Herrn denken, als diese Reihe vonZimmern mit dem ihnen angemessenen Ameublement."'")Der letzte Besuch des großen Herrn fand im Februar1791 statt, nachdem er bereits am 16. Januarin einem Geheimvertrag die Fürstentümer Ansbachund Bayreuth an Preußen abgetreten hatte, umsich ins Privatleben zurückziehen zu kölUlen. Am28. Januar 1792 übernahm Karl August von Hardenbergfür den preußischen König die Verwaltungsgeschäfteim ehemaligen Markgraftom Bayreuth.Der Staatsminister wohnte im Anbau desNeuen Schlosses, während im HauptgebäudeFriedrich Bugen Prinz von Württemberg als preußischerGeneralgouverneur residierte, und zwar biszu seinem Regierungsantritt in Stuttgrut im Mai1795. Einer der ersten Augenzeugen der neuenVerhältnisse wurde der Freisinger Domherr undSalzburger Konsistorialrat Klement Alois Baader0762-1838), der sich im November 1792 durch dieStadt Bayreuth führen ließ und im 1797 erschienenenzweiten Band seiner Reisebriefe darüber berichtet:"Das neue bald nach 1754 vollendete Schloß istganz von großen platten [vielmehr: glatten] Quadersteinenregelmäßig schön erbauet, hat eine lange3 Geschoße hohe Fronte, und in der Mitte einPortal, an dem sich die Hauptwache befmdet. Amrechten Ende des Schloßes erstreckt sich eingroßer Seitenflügel, nach dem hinten liegendenSchloßgarten hin, und am linken Ende gehet einmit dem Hauptschloße in einer Fronte laufenderFlügel bis an das Reithaus und die Hofst.älle. Indiesem Schloße residierte bis izt, nämlich von 1792bis zur würtenbergischen 'nlronbesteigung der Generalfeldmarschallund Generalgouverneur Prinzvon Würtemberg nebst seiner Frau Gemahlinn,und hier ist auch die Wohnung des Ministers vonHardenberg. Die innere Einrichtung des ganzenSchloßes ist prächtig, modern und geschmackvoll.Vermittels künstlich angebrachter Röhren kann beyeinem entstehenden Brande das Wasser sogleich inalle Zimmer geleitet werden. Der Hofgarten amneuen Schloße ist schön. Mitten durch denselbenfließt ein großer Kanal, und man findet hier schattenreicheAlleen, grüne Ebenen, und dunkle Lauben;künstlich angelegte Haine von Erlen, Birken,Pappeln, Unden, Tannen und ausländischen Gesträuchen.Am rechten Ende des Hofgartens ist derExercierplatz für die hiesige Garnison. "''I)Dieser Passus der Reisebeschreibung hat nur ~·Schönheitsfehler, daßer-nahezu wörtlich- abgeschriebenist. Der Gottesmann hat sich bei einempreußischen Offizier bedient, der im Juni 1795 seineSchilderung Bayreuths zum Druck gegeben hatte.»!)Diese klingt erstaunlicherweise fiel salb~voller als jene des kirchlichen Würdenträgers; hiereine Kostprobe:"Auch der Hofgarten, der große Nachbar des neuenSchlosses, ist mannigfaltig und schön. Auch ~renthält Schattenreiche Alleen, spiegelhelle Wasser([.Anm.k.:) Mitten durch den Garten fließt ein grosserKanal), einsame Büsche und sanft grüne Ebenen.Rosen umduften den Wandelnden auf allenseinen geraden und sich schlängelnden Wegen[. . .J. Lässige Birken, schlanke Erlen, lächelnde Pappeln,hohe Tannen, biegsame Weiden, blühendeNußbäume, duftende Linden, und so viele Bäumedes entferntesten Auslandes zeigen ihr mannigfältigschönes Grün dem Auge zur stärkenden Lust,und breiten wohlthäti.g ihre Zweige über den Müdenaus, damit er sich abkühle und labe in ihremSchatten ([Anm.m:] Dieses ist ein kleines Gehölze,in denen man Bäume vieler Arten findet.). Zu ihneneilet der Krieger vom heissen Leimplatze([Anm.n:] Am rechten Ende des Hofgartens wirdman einen großen freyen Platz finden; dieser istder Exercier-Platz.), der Geschäftsmann aus ängstlichemZimmer, und beyde finden hier Erquickungund Ruhe."Nicht nur Soldaten und Geschäftsleute haben sichim Hofgarten erholt. Auch Studenten und Dichterhaben ihn aufgesucht. Wllhelm Heinrich Wacken-16.41X.ll98


ItalienischerBauAus der kurzen Zeit französischer Herrschaft zuBayreuth (1H06--1810) fehlen Besucherstimmen über1198 1RX 17


NeuesSchloß,Spalierzimmer")5lillkrauth, 5.62--64" ) Ludwigßraunfels,DieMainufer undihrenächsten Umgebungen,Würzburgl847,5.74f-Toussaint, Reisen,5.235---237") Romai n Rolbnd,Briefeausßayreuth _ln5chweizerischeMusikzeitung(Zürich)91(1951),Nr. 718,5.283. - Toussaint,Reisen.5.274--277")KariAiexandervonMüller, AusGärtenderVergangenheit,Erinnerungenl882-1914,5tungart19Sl,5.52.­Toussaint,Reiscn,5.281 - 285") AnnaBahr-Mildenburg.Erinnerungen,Wienundßerlin 1921,5.59. - Toussaint, Reisen,5.311-315Roß etc.) so würde er sich zunächst den Wegdurch die Ludwigsstraße zeigen lassen, den schönenPlatz vor dem neuen Schloß überblicken, undden Brunnen in der Mitte dieses Quadrats näherbetrachten. [ .. .]. Der Fremde schreitet nun durchdas Portal des Schlosses, kann zuvor auch diesesselbst und die Gernaide in demselben, unter welchendas Bildniß der weißen Frau , die sich derVolkssage nach vor Sterbefällen in der markgräflichenFamilie als Gespenst sehen ließ, besehen,und kommt in den, bei den Promenaden oben erwahnten,Schloßgarten, besieht das Treib- undOrangeriehaus, den Garten mit seinen 3 schönenAlleen selbst, und tri11 aus solchem beim linkenFlügel des Schlosses (. .. ]."Jo')Ein anderer Reiseführer des ausgehenden Biedermeiers,Ludwig Braunfels (1810-1885), sieht das alleskritischer: .Das neue Schloss, so gross es ist,macht keinen grassartigen Eindruck~ es ist zu niedrigfür seinen Umfang, zu gedrückt für den weitenPlatz, dessen Hintergntnd es einnimmt~ überhauptscheint es sehr nachlässig gebaut. Auf dem Platzevor dem Gebiiude steht der Brunnen, welcher, dasWerk des Elias Räntz , einst den Hof des altenSchlosses zierte. Er trägt die vergoldete Bildsäuledes Markgrafen Christian Ernst w Pferde~ ein Türke,(als Anspielung auf die markgräflichen Thatenbei der Belagemng von Wien, 1683,) liegt unterden Rosseshufen, und macht ein gräulich Gesicht.Hingegen der goldene Markgraf sieht so feist undvergnüglich darein, als verstünde es sich vonselbst, dies fürstliche ZertretungspLisir. Auch derZwerg des Fürsten ist mit in die Unsterblichkeitaufgenommen, und hält ein Spruchband mit denWorten: Pietas ad omnia utilis, ,Frommheit ist zuAllem nütz,' was sich vielleicht auf den armen Türkenbeziehen mag. [. .. ] Tritt man durch das hoheSchlossportal in den Hofgarten, so findet man nochschöne Alleen und Gewächsh:iuser, aber im Uebrigeneine ziemliche Vernachl:issigung der Anlage.Die Frösche haben es sich recht bequem gemachtin dem versumpften Teiche, und geben sich alleMühe, recht viel Uirm zu machen. ~-")Die Bayreuthbesucher der Gründerzeit - des Rei ­ches und der Festspiele- nützen den Hofgarten anden spielfreien Tagen zum Regenerieren, wie z. BRomain Rolland (1866-1944): .Bayreuth, DonnerstagAbend, Freitag Morgen, 23. und 24. Juli 1891-(.]Meine liebe Mama, heute nichts, gar nichts. 1cl1 habemich ein wenig ausgeruht und !. .. ] bin in derStadt und im Hofgarten ein wenig spazieren gegangen!.. ] "") Ja, das ist in Bayreuth durchausauch heute noch üblich, ,a weng" oder gar "awengala" irn Hofgarten spazieren zu gehenl Vielleichtist dem damals fünfundzwanzigjährigenRollancl der damals neunjährige Kar! Alexandervon Müller (1882-1964) über den Weg gelaufen,der dann als Historiker im Ruhestand recht angenehmeKindheitserinnenmgen mit dem Hofgattenverband. Ein Großvater des jungen Münchenerswar Regiemngspr'dsident von Oberfranken. DessenEnkelkind empfand ,das stille, kaum ziehendeWasser der Kanale im Hofgarten und ihren moosigfeuchten,melancholischen Gemch als besondereAnziehung". '!)Auch im 20_ Jahrhundert noch liegt der Hofgartenzwar nicht auf dem Weg zum Grünen Hügel, aberauf dem Weg zur Villa Wahnfried. Schon die SangerioAnna Bahr-Mildenburg (1872- 1947) hat ihn1910 auf dem Gang dorthin, mit der schriftlichenEinladung Siegfried Wagners in der Manteltasche,durchschritten: ,Durch den Hofgarten ging ich, unterseinen hohen alten Baumen, auf den breiten,gepflegten Wegen. Vorbei an den grünübersponnenenWässern mit den unersattlich bettelndenSchwänen."J•) In umgekehrter Richtung, ,an WagnersHaus vorüber", kam im Sommer 1915 derDichter Otto Flake (1880---1963) ,in den P ark~ erwar feucht, Sandsteingötter verwitterten in Laubecken,Überreste eines wilden, provinziellen undungezügelten Barock, und das alles war abge-18 AlK 1/98


schlossen von der Hinterfront eines kleinen Fürstenschlosses.~ ·")Zwar nutzte auch Wilhelm H:tUsenstein (1882 bis1957) Anfang der dreißiger Jahre den Hofgarten alsTmnsitweg zu Wahnfried, doch hat er immerhin einehöhere Meinung von der fürstlichen Grünanlage:.,Der Gang zum Grab Richard Wagners führtdurch die alte Stadt bis hin zu ihrem andern EndeEr führt nach Süden, zum neuen Schloß, durch dasPortal, in den schönen barocken Hofgarten, dersich schmal in die Lange erstreckt. Zur Linken wirddie Villa Wahnfried sichtbar 1...1. Zwi


Die neuen Fresken von Anton Krajncin der Kapelle von Schloß BernauBettina NezvalßLRNA.V.Sch!oßBernau,Fisch!ham, ineinemStichvonG. M. Vischer')Norhcr!Grabherr,BurgenundSchlösserinOberüs!erreich,Linzl%3')Oehioüberös!erreich,S. 71BaugeschichteDie frühestevon "Pemau" - sie betrafden Vorgängerbau - im Jahr 1189 mit Timoder pernowe.') Die Pernauer behielten dasSchlo8 bis 1406 Nach den Anhanger von Köppachund den )ärgern kauften die Oberhaimer den Sitzund ließen hier ein Wasserschloß errichten. Nach Amon Kra1ncBesitzerwechsd n (1730-1766 Leopold Schloß zu lieben. ervonist es nun im Eigentum von HerbertHandlbauer. Das rechteckige dreigeschossigeWasserschloß auf hohem Sockelgeschoß wurdeum die Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet.') ZumSchloß noch ein Vorgebäude und ei nWüt>ec>"f" hof ßarockisiert wurde das Wasserschloß1732: Die Fassade wurde durch Fensterbekrönungenund über drei Geschosse reichende Lisenendurch den Weiser Baumeister Wolf Grinzenhcrgerneu gestaltet. Markant sind die Rundtürmemit denDächern an den vierEcken des sowie die hohen und breitenStützmauern im Sockelbereich. Das Schloß behieltjedoch seine charakteristische äußere Gestalt bei,die hereits auf Vischers Ansicht aus dem 17. Jahrhundertüberliefert istSeit 1984 bewohnen Anton und Dagmar Krajnc dasaus dem 16. Jahrhundert stammende Wasserschlo8in der Ortschaft fischlham. Schon kurz nachdembegann er dasmit der Literaturdarüber und fa nd herdUS, daß es einst eine Kapellegab. Diese sollte sich im Rundturm rechts vom Eingangbefunden haben - an der Fassade gibt esüber dem Fenster einen Engelskopf, den einzigenim gesamten Schloß. i\'un war dort lediglich eineAbstellkammer Nach Diskussionen mit dem Bundesdenkmalamtdurfte schließlich die Zwischendeüeentfernt werden, es stellte sich heraus, daß20 AlX. 1/98


diese erst viel später eingezogen worden war. Der Adam·: Durch Adam haben wir das Paradies verJedarüberliegende Raum ist mit einem Kreuzrippen- ren, durch Christus wird es uns wiedergegeben".')gewölbe ausgestanet, der einstige Kapellenraumwar wieder in seinen ursprünglichen Ausmafknfreigelegt! Der Eingang im Obergeschol~ war einsteine Empore, hier ist jetzt die Orgel ;mfgestelltSo mühsam sich der Anfang gestaltete, so langsamgingen die Arbeiten voran. Einerscie; ist die Freskotechnikarbeitsintensiv und zeitaufwendig, das Tagewerkentspricht zirka einem halben QuadratmeterBedingt durch die klimatischen Gegebenheiten, istein Arbeiten nur während der warmen Monatemöglich. Andererseits ist Krajnc ein Perfektionist, erschenkt jedem Detail seiner Arbeit die größte Aufmerksamkeit;nicht nur, daß er die KapeHe freskierte,auch die EingangstOr, ein Schmiedeeisengitter,Weihwasser- und Taufbecken, Boden, Orgel - siealle sind Teile des neu entstandenen Gesamtkunstwerkesund daher speziell für die Kapelle entworfenund angefertigt. Schlußendlich wurde die Kapellevon 1993 bis 1997 mit der für echte f-resken typischenLeuchtkraft der Farben ausgestaltetKonzeptNun zum kontextuellen Konzept des BilderzyklusGrundtenor ist eine friedvolle, positive und vonLiebe erfUI\te Atmosph!ire, die Anton Krajnc demRaum verleihen wollte. Vielleicht ließ die Überlegung,den Raum als Taufkapelle zu nützen, denKünstler den Schwerpunkt der Darstellungen aufden Anfang- die biblische Schöpfungsgeschichte ­legen. Ausgehend vom Lebensbaum sind in demZyklus die Stadien des Menscbseins, Entwicklungssrufender Seele symbolisiert, endend mit der Erlösungder Menschen durch den Tod Christi. \Die Altarwand, gegenüber dem Eingang und ersterBlickfang beim Betreten der Kapelle, zeigt nebendem baumgewordenen Kreuz die Darstellung desParadieses, die Schöpfung der Lebewesen und denvor dem Lebensbaum sitzenden Adam, der die Tierebenennt.Daneben die ~Fensterwa nd" , die wichtigen Themenaus dem Alten Testament gewidmet ist. Dieeinzelnen Szenen, z. B. Vertreibung aus dem Paradies,Wurzel )esse, Jakobs Traum, sind in kleinenFenstern über die Wand verstreut komponiert.Oie gegenüberliegende Wand mit der Orgel, die.Gloriawand", wurde als Steinwand gestaltet, ausderen Ritzen ein Baum wächst, ein Symbol für dieHimmelsleiter und die Stationen der Entwicklungsstufender Seele, von der Taufe bis zur Auferstehung.Die vierte Wand, die .Auferstehungswand\ gegenüberder .Pamdieswand" schließt den symbolischenKreis und schenkt der durch den Sündenf..tllsterblich gewordcnen Menschheit das ewige Leben.und verbindet damit Adam mit jesus, dem ,neuenDer BaumEinige für das Konzept wesentliche Einzeldarstellungenseien im Folgenden näher betrachtet: Anverschiedenen Stellen der Wände entdeckt man inder Kapelle einen Baum, den Krajnc in unterschiedlicherSymbolik darstellt: Seele und Baum -als Gleichnis des Wachstums und des Lebens Alsreligiöses Symbol ist der Baum seit ca. 4000 Jahrenbekannt, z. B. in der nordischen Mythologie dieWeltesche Yggdrasil, ursprünglich die Verkörperungder Welt- oder Himmelsachse. Auch im AltenTestament kommt der Lebensbaum aus dem Innersten. Und in Wüstengegenden, in denen der Baumdas Überleben des Menschen garantiert, symbolisiertder Baum die Urkraft des Lebens, verbundenmit Paradiesvorstellungen. in Krajnc' philosophischerAnschauung spielt der Baum noch heute einezentrale Rolle im Leben der Menschen, seineDasWasserschloßheuteEingang') AntonKrajnc,DieFreskeninderKapellevonSchloßßemao.Fischtham:Tucson.Arizona.19971198 alX_ 21


Links:ParadieswaJld: Adambenenntdie TiereRechts:AltarwandundParadieswandAn der ,steinernen Glnriawand" wächst ein BaumAn der Auferstehungswand steht ein Baum, dessenmit grünen Bliittem :~1.~ Symbol der Himmelsleiter.Stamm von einer Weinrebe umrankt wird, sie istEr bildet den Unterbau für die von Hubenus GrafHinweis


Seins, als Verkörperung des vollkommenen Zustandsvon Liebe, Frieden, Unsterblichkeit, der Einheitmit Gott.') ln der Kapelle von Bernau ist es dieLandschaft der Umgebung. Die dem Künstler vertrautenBüsche, Felder, Berge, Wege und Tiere, dasZuhause, die Heimat werden zum ParadiesgartenBesondere Aufmerksamkeit wurde folgender Stelleder Schöpfungsgeschichte geschenkt: So bildeteHommageliPierodellaFrancescaundMotiv"SteinimStcin"Obcn:Aufer~tt:hung s ­wand.geschmicdcteTür,linksdavon:AltesTcMamcntcbs goldene (Blattgold) Kreuz rankt. Die Kreuzesarmeenden linb im Zeichen Alpha und rechts imOmega. Die Krone des baumgewordenen Kreuzeswurde zu einem goldenen Pelikan-Nest stilisiertDer Vogel füttert seine Jungen, in dem er denSchnabel auf seine Brust preßt, um die gefangenenFische aus dem Kehlsack zu holen. Seit dem Mittelalterist der Pelikan Sinnbild für den OpfertodChristi, da derPhysiologus die Andaßder Pelikan seinejungenaber mit seinem eigenenerweckt. Der Pelikan istebenso ein Freima urersy~l (des sch~ttische~ Ritus)und fur Akhimtsten em Symbol fur den Stemder Weisen, der sich hci der Verwandlung von Bleiin Gold auflöstEs steht geschrieben, daß in der Mitte des Paradiesgancnszwei Bäume wuchsen, der Baum desLebens und der Baum der Erkenntnis von Gut undBöse, also der Baum der Versuchung (Genesis,Moses 2, 9}. in Krajnc' Paradiesdarstellung ist dieseAuffassung durch den zweigeteilten Stamm interpretiert.Es ist zwar dn Apfelbaum, doch wird dieMöglichkeit einer anderen ßaumgammg durch unterschiedlicheBlattformen angedeutet.Das Paradiesstellt das Paradies als irdischen Garten dar,der Definition: Das Paradies ist kein Ort inZeit und Raum, sondern der geistige Zustand desbehüteten Glücks im Ur-Zuhause des göttlichen1/98 AlX 23


drückt in den beiden .versteinerten Wächtern", diein dem Stein gefangen sind. Inmitten des gemaltenSteins ist auch ein echter Stein anzutreffen. DerKünstler hatte versucht, alle Steine dieser einstigenAußenmauer zu entfernen, um einen guten Untergrundfür das Fresko zu erhalten, denn der Steinsaugt das Wasser des Kalkputzes nicht auf. EinerJedoch ließ sich nicht entfernen, bis Krajnc erkannte,daß dieser Stein genau an jener Stelle im Bild inder Steinwand sein mußte, und hier das Bild vollendet.Dieser Stein entpuppte sich eines Tages alsWunschstein, der sich immer warm anfühlt, auchwenn die Wand hemm kalt ist.Das Weihwasserbecken an der Wand, neben demEingang, ist ein Achat mit kleinen spitzen Kristallenim Inneren, den der Künstler aus Brasilien mitbmchte. Außen sind in Stein stilisierte Blütenblätter graviert,so daß das kleine Becken als geöffneter Blütenkelcherscheint. Umfangen ist es von der Darstellungder vier Evangelistensymbole - Matthäus, Markus,johannes, Lukas- und den vier Flüssen, die ihrWasser in das Becken fließen lassen.Oben:GloriawandundAltarwandUnten: BlickzurDecke')wieAnm. 3'JwieAnm. 3Gott, der Herr, aus der Erde ;tllerlei Tiere des Feldesund alle Vögel des Himmels und brachte siezum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennenwürde; und ganz wie der Mensch jedes Lebewesenbenannte, so lautete sein Name. Adam, der für denersten Mensch steht, ist nicht besonders männlichdargestellt und soll, anspielend auf die DualitätAdams, den ganzen Menschen, seinen weiblichenund miinnlichen Aspekt umfassen. Für den Künstlerist Adam die Einheit dieser beiden Seiten, dieHa-Tha in Sanskrit heißen, Yin-Yang in manchenasiatischen Kulturen. Mann und Frau, Geist undMaterie, Himmel und Erde: Eins.') Adam sitzt aufeinem Stein unter dem Lebensbaum, umringt vonden Tieren, die friedlich nebeneinander stehendauf ihre Namensgebung warten. ln der Kapellesind 52 (!) Tiere, alle heimisch, dargestellt. Pferd,Kuh , Schwein und Gans sowie Hirsch, Uhu, Fuchsund Hase sind in Lebensgröße wiedergegeben.Der SteinDer Stein ist für Krajnc Symbol von Beständigkeit,Kraft , Unerschütterlichkeit, Ruhe. Der Stein vordem Grab Christi an der Auferstehungswand zeigtauch die Erdenschwere der Menschen, ausge-StilDas künstlerische und stilistische Konzept: Hervorstechendsind die besonders naturalistisch dargestelltenTier-, Pflanzen- und Natura.bbildungen. Dieoptische Täuschung der Illusion ist zum Teil derartmeisterhaft gelungen, daß es nicht einfach ist, diewirklich in der Wand befindlichen Steine von dengemalten zu unterscheiden. Das wird erreichtdurch die besondere Detailgenauigkeit in der Wiedergabeder einzelnen Motive . Der Künstler hat lebendeTiere als Vorlage für seine Zeichnungen genommen.So wurde auch das junge Schweinchen,das Adam h:ilt, direkt vom .Modell" gemalt. Bestechendist auch das Narrative in Krajnc' Werken, diesubtile Schilderung der verschiedenen Einzelteile,von denen viele erst auf den zweiten Blick wahrgenommenwerden. Die Fresken werden so zu einerFülle von Farben und Geschichten. Diesen naturalistischwiedergegebenen Motiven fügt derKünstler symbolische Bedeutungen zu, wie sie inder christlichen Kunst seit Jahrhunderten anzutreffensindDa die Kapelle sehr klein ist, war vorgesehen, siehauptsächlich für Feiern im Familienkreis, evenmellals Taufkapelle zu verwenden. Als die ältesteTochter des Schloßherrn, Doris Handlbauer, 1991im 22. Lebensjahr verunglückte, beschlossen dieEltern, die Kapelle ihrem Andenken zu widmenSo fasziniert wie einst der Künstler von der Ideeder Wiederentdeckung und Wiederherstellung derKapelle war, so fasziniert steht heute der Besuchervor dem vollendeten Werk.24 ...R'{ l/98


Gibraltar am EisackGeheimnisvolle Franzensfeste- von Erzherzog johann bis zum GoldschatzLudwig Wallher RegeleDie Schlacht von Waterloo 1813 beendete die langeEpoche der Napoleonischen SiegeFür Österreich und die anderen Staaten des DeutschenBundes galt es, aus den Erfahrungen dieserdurch die Französische Revolution ursprünglichausgelösten und dann vor allem von Napoleon begonnenenKriege auch strategische Konsequenzenzu ziehenInsgesamt 23 Jahre militiirische Auseinandersetzungenhatten Europa erschüttert, Tirol war schon imersten Koalitionskrieg 1796/97 kein unwichtigerNebenkriegsschauplatz. Oie Franzosen waren bisBrixen und gegen Sterzing vorgestoßen, das Pustertalstand offen. Bereits dieses Ereignis brachteErzherzog Johann von Österreich zur Überlegung,diesen Raum mit Befestigungswerken abzudeckenIm Alter von nur 19 Jahren war er am 9. Februar1801 , dem Tage des Friedensschlusses von Luneville,zum "Generaldirektor des Genie- und Fortiff>...kationswesens" bestellt wordenAuch wenn ErzherzogJohann aus heutiger Sicht anseinen erstaunlichen Leistungen als Anreger undFürderer von Wissenschaft, Bildung und Kunst,von Landwirtschaft, Volkskultur und Alpinismus,aber auch als Politiker - immerhin war der äußerstvolkstümliche Prinz 1848 Reichsverweser in Frankfurt- gemessen wird, so darf nicht übersehen werden,daß er als Prinz eine militär~che Ausbildunggenossen hatte.Seine glückliche Kindheit in Florenz, wo er 1782im Palazzo Pitti als 13. Kind des Großherzogs PeterLeopold zur Welt gekommen war, endete dreiMonate nach dem Tode seines kaiserlichen OnkelsJoseph II. im Mai 1790.1791 , in Wien und im Alter von neun Jahren, erhielter nach den zumeist italienischen Lehrern inIngenieur-Hauptmann Armand Graf Mottet einenSchweizer Erzieher 0760--1821). Zu ihm gewannErzherzog johann ein besonders herzliches Verhältnis,auch im späteren Leben war er stets infreundschaftlicher Verbindung mit ihm.Durch Feldmarschall-Leutnant Lindenau wurdenihm Aufgaben und Wert von Befestigungen zumSchutze der Monarchie klargemachtSchließlich erkannte sein Bruder Kar! Jobarms besondereVorliebe und Begabung für geographischeund technische Fragen und setzte seine Ernennungzum Generaldirektor des Genie- und Fortifikationswesensdurch.Plan einer "Alpenfestung"Dienstreisen zu den wichtigen Pässen und GrenzbefestigungenTirols 1800 und ISO! führten Erzherzogjohann die Schutzfunktion des von der Naturals Festung modellierten Landes für die gesamteMonarchie vor Augen.Angeregt durch Pläne des Generalmajors Chastelerund Entwürfe von Ingenieur-Offizieren, arbeiteteer selbstiindig Vorschläge zur Verteidigung Tirolsaus. So wollte er in Südtirol oberhalb von Brixen,auf der Elvaser Höhe, der Wasserscheide vonRienz und Eisack, eine .wehrhafte" Festung anlegenlassen. Eine weitere Festung forderte er amoberen Inn, nahe .Finstermi.inz" bei Nauders. DieFortifikationen hätten obendrein die von Nordennach Süden verlaufenden Radialstraßen durch Tirol(über Brenner und Reschenpaß) blockiert. Diewichtigsten Pässe, vom Stilfser joch bis zum Kreuzbergpaß,wären von diesen Punkten leicht zu erreichen.Trotz des Scheiteros dieser Projekte ausFinanzschwierigkeiten ließ er sich nicht abhalten,Rekognoszierungsfahrten durch die Südalpen vonKrain bis an die Schweizer Grenze und die Lombardei1804 zu unternehmen. Seine Reliefkenntnissebestärkten ihn immer nachhaltiger, den gesamtenGebirgsbereich Steiermarks und Kärntens,Kroatiens und Tirols zu einer einzigen .Alpenfestung"auszubauen. Der Entwurf beruhte auf derBildnisErzherzogJohannalsGeniedirektor,TeodoroManeini.1804Vortraggehallen beiderFesrungsragungdesSüdtiroluBurgellinstitu/S"m3.0ktober/997imKlos/erNeustift1198 tBX 25


Annahme, daß die "Gebirgsfestung" nötigenfallsdurch ein dorthin entsandtes Truppenkorps sowiedurch die wehrhafte Bevölkerung verteidigt werdenkönnte. Aus finanziellen Gründen beschränkteer sich dann auf vier große Festungsprojekte: aufBrixen, als Sperrung der Chausseen von Italienund als Waffen- bzw. Depotlager für Tirol; aufEnns (an der "Nibelungenstraße") mit der gleichenBestimmung für das Land ober Enns und alsDeckung der Kaiserstadt Wien; auf Bruck/ Mur, amZusammenfluß von Mur und Mürz für lnnerösterreich,und auf Komom in der kleinen ungarischenTiefebene als Kardinalpunkt, .Drehscheibe" und.letzte Zuflucht der Monarchie".Diese Festungsvorhaben bezeichnete er als "Des-' positorien". Laibach und Krain sollten als "haltbareOrte~ hinzukommen. Tirols Defensivsystem gliederteer 1804 in zwei Verteidigungsabschnitte: gegenBayern und gegen Italien.Tirol als .einzige Feste~ zu sehen hieß auch für dieVerteidiger, kräftige Ausfalle in die Poebene unddas nördliche Alpenvorland starten zu können, umdie Pläne des Angreifers zu durchkreuzen.Mehrmals urgierte der Generaldirektor zwischen1807 und 1808, wenigstens den Ausbau bestehender"fester Plätze" vornehmen zu wollen. Das Fehlen.verschanzter Lager" bzw. entsprechender Manövrierungspunktehatte spätestens 1809 nachteiligeAuswirkungen.Der Friede von Schönbrunn am 14. Oktober 1809legte dem Staat erhebliche Opfer auf und erzwangneue Denkmodelle. Österreich mußte ein Gebietmit mehr als 2 Mio. Einwohnern abtreten. Durchdie neue Grenzziehung war die Monarchie nachallen Seiten ungeschützt.Um die Verteidi~gsfähigkeit der Monarchie zugewährleisten, arbeitete Erzherzog Jobarm ab 1814an der ,.Reichsbefestigung".Bis 1828 legte er dabei Pläne für .verschanzte Lager"vor:für Prag, Budweis und Pilsen in Böhmen;für Eperjes in Ungarn;für Przemysl in Galizien undfür Brixen in Südtirol.Seiner Ansicht nach gewährten feste, verschanzte.von allem Übetflüssigen befreite Lager" die größtmöglicheStärke - .was auch dem Geist der neuerenKriegsführung als strategische Sammelpunktegroßer Heeresabteilungen eher entspräche und zudemweder einen empfindlichen Zeit- noch Kostenaufwanderheische".Die Kriegsereignisse von 1796, 1800, 1805 und1809 hätten schließlich deutlich die Unfähigkeitaufgezeigt, die westliche Grenze der Monarchiewirksam schützen zu können.Tirols militärischer Wert lag für Österreich nichtnur in der Trennung der KriegsschauplätzeDeutschlands von Italien, sandem auch in der kürzestenVerbindung zwischen beiden Ländern. DasJahr 1809 bewies, was Tirol militärisch leistenkonnte: Die Verschanzungen an den Pässen warenzerstört, der Gegner lag im Lande; es fehlte anVorräten, und nicht einmal 40.000 Mann regulärerTruppen standen zur Verfügung. Welchen Widerstandhätte es dem Gegner aber erst entgegensetzenkönnen, hätte es das von Erzherzog Jobarmprojektierte "feste Lager" bei Brixen auf der ElvaserHöhe gegeben!Als Kaiser Pranz I. schließlich seine Entscheidungtraf, in der Brixner Gegend einen .Depotplatz" anzulegen,schlug der Prinz die Sperrung der zweiTransversalen über den Alpenhauptkamm (derStraße über den Brenner und die von "Finstermünz"nahe dem Reschenpaß) sowie die Anlagedes Waffendepots bei Brixen vor.Der Monarch nahm 1832 in Brixen persönlich diePläne in Augenschein und informierte sich überden Stand der Geländekarti.erungen.Die von Erzherzog Johann vorgeschlagenen Verteidigungsanlagengruppierten sich wn Brixen alsKardinalpunkt. Hier vereinigten sich drei Transversalen:aus Deutschland über den Brenner, aus Italienvom Gardasee und Etschtal über Trient sowi~die aus Kärnten über Drauburg.Zwn Glück ist die Bischofsstadt Brixen mit ihrerreizvollen Umgebung dann doch nicht mit dem Festungsbau eingeralunt worden. Denn Krankheitund Tod von Kaiser Pranz I. verzögerten die Ausführungder gesamten Vorschläge, andererseitswurde für das Dorf Aicha im Eisacktal 8 km nw.von Brixen vom Hofkriegsrat ein neues Projektvorgelegt: die Fortifikation an der .Hohen Btückeu(bei Aicha), die dann den Namen "Franzensfeste"erhielt. Im Sommer 1833 begannen schon die Arbeiten.Am 17. Juni 1833 war der Präsidialerlaß zum Baujener Festung unterzeichnet worden, die nach Ansichtdes maßgeblichen Vertreters der neudeutschenBefestigungsschule in Österreich, Pranz vonScholl, eine demonstrative Antwort auf das »Glbraltaram Rhein" (Ehrenbreitstein ober Koblenz) darstellensollte. Leiter der eigens eingesetzten Festungsbaudirektionwurde Oberstleutnant BaronKarl von Martony (geboren 1784 in Ödenburg undgestorben 1848 als Festungskommandant von Peterwardcinl.Erzherzog Johann betrat 1833 wegen der BrixnerFestungsbauten zum ersten Male nach langjährigemerzwungenen Fernbleiben wieder Tiroler Boden.Auch im Sommer des nächsten Jahres führteeine sechswöchige Dienstreise den Erzherzog überKärnten nach Oberitalien zu einem Besuch bei Ra-26.4« 1/98


DieFranzensfeste,gezeiclmctvonS.Würthle,Stahlstichdetzky und einer Besichtigung der Festungsanlagenin der Lombardei. Über den Splügenpaß reisteer dann als "Signor Brandhof'' in die Schweiz ein,bestieg den Rigi und gelangte über Graubündennach Südtirol. Dort waren die Bauarbeiten an derFranzensfeste inzwischen in vollem Gang. Sie solltenvon 1833 bis 1838 dau~Die "neupreußische-neuösterreichische"BefestigungsweiseDie jüngsten Kriege hatten das Versagen des VaubanschenFestungssystems gegenüber den modernenNationallleeren geoffenbart. Sl:bastien Lepestrede Vauban war der große französische Festungsbauerdes17. Jahrhunderts gewesen; doch wederder geschlossene Festungsgürtel, den er um Frankreichgelegt hatte, noch die einzelnen Festungenhatten die Heere aufgehalten. Gegen Ende des18. Jahrhunderts hatten der Marquis de Montalerobertund der zeitweilige französische Kriegsministerund Organisator der "Lem en masse", Camot,in ihren Schriften von Vauban abweichende Vorschlägefür eine offensive Verteidigung gemacht.Besonders der Vorschlag Montalemberts, Vorwerkeund verschanzte Lager im Schutz von Festungen zuerrichten, wirkte auf den preußischen General vonAster, der als Begründer der "neupreußischen"oder "neudeutschen" Schule gilt, die sich nicht nurauf den in Frankreich abgelehnten Montalembert,sondern auch auf Albrecht Dürers Festungslehre,die auch schon Vorwerke vorgesehen hatte, undauf die Schriften des vor Wien gegen die Türkengefallenen kaiserlichen Oberingenieurs GeorgRimpler stützte.In jedem Einzelfall sollte nach dieser Lehre auf dieBeschaffenheit des Geländes Rücksicht genommenwerden.Besonders galt es, die offensive Verteidigungsartzu unterstützen, nach der Besatzungstruppen denSchutz der Wälle verlassen dütfen, um sich demFeinde draußen zu stellen. Die Festungen solltenzudem bombensichere HohlbautEn für die Geschützeund komfortable Unterkünfte für dieMannschaften vorsehen. Die So~daten sollten sichin den Kasematten wohl fühlen. Dies wurde inKoblenz-Ehrenbreitstein (1816-1834) und auchbeim Ausbau von Köln durchgeführt. Im bayerischenIngolstadt übertrug König Ludwig I. denkünstlerischen Teil der neuen Befestigungsanlageseinem bedeutenden Architekten von Klenze, dersich auf das Kohlenzer Vorbild berief, wo man dasInnere heiter gestaltet habe, damit die Moral derSoldaten nicht durch ngar so abschreckendes Aussehenihrer Wohnungen" leide. Die neupreußischeBefestigungsweise übernahm man mit einer sparsamenVariante auch in Österreich, wo man vor allemdie preistreibenden Kasemattierungen zu vermeidensuchte. Der Ausbau des .befestigten Lagers~Linz und der Festung Verona richtete sichnach dieser Österreichischen Variante. GenerahnajotScholl, der als Begri.lnder der nneuösterreichischen"&hule gilt, entwatf allerdings die Pranzens­Ceste ganz nach dem neupreußischen Muster. Dahier an Sparmaßnahmen vorerst überhaupt nicht1198 .4{X 27


gedacht wurde, ist die Franzensfeste als einzigesreines Beispiel der neupreußischen Befestigungskunstauf österreichischem Boden anzusehen.Bauarbeiten und KostenexplosionDie Bauarbeiten begannen mit Waldrodungen, dieeigentlichen Schwierigkeiten waren die Größe desgeplanten Baues, die Anpassung an schwieriges,wasserarmes Gelände auf einer Meereshöhe von700 bis 800 m.Der Festungsbau elforderte Fachkräfte, die oft vonweit her angeworben wurden, Maurer, Steinmetzenim wesentlichen aus dem italienischen Raum, dazunoch Schmiede, Ziegelbrenner und -schläger, Zimrnerleuteund Steinspalter.Durchreisende glaubten sich in "Wallensteins Lager"versetzt, so bunt war das Völkergemisch deram Bau beschäftigten Soldaten, deren Zahl zwischen3200 und 4600 Mann schwankte. Das Tiroler~i~[~~%E~~~r~ste~ll~te:!in~:der kamen guten noch Jahreszeit Sappeur-,. Das salzburgisch-Nr. 59Die Barackenlager zogen sich bis Sterzing hinauf,ein starker Knoblauch- und Zwiebelgeruch lagüber der Gegend. Auch gab es Tote und Verwundetebei den Sprengungen und Ruhrepidemien.Ein großes Problem war die Materialbeschaffung.Massentransportmittel und gute Verkehrswegefehlten ja damals noch.Zuerst ging es darum, Lehm zur Ziegelhexstellungsowohl für die bei allen Wölbungen benötigtenMauersteine als auch für die Dachsteme in geringerEntfernung zu finden. Die Tongruben mußtenauch in wegbarem Gelände liegen.Genaue Wegberechnungen ergaben, daß das Vorkommenbei einem benachbarten Bauern, bläulicherLelun von bester Qualität, auch wegen naherBrennholzvorräte den günstigsten Ziegelschlag abgebenwürde. Die Zahl der im Handscblagverfahrenherzustellenden und danach im Feldbrand zubrennenden Mauerziegel wurde auf 19,5 MillionenStück berechnet. Innerhalb der Baustelle fand sichweiterer Lehm für 2,5 Millionen Ziegel. Holz fielbeim Kahlschlag der benötigten Bauflächen an.Allerdings war die Anlage einer Wasserleitung erforderlich.Von der Errichtung ärarischer Ziegeleibetriebesah man der Investitionskosten wegen abund schloß lieber mit den Einheimischen Verträgeab. Tatsächlich war die Großbaustelle eine enormeWirtschaftsbelebung für die gesamte Gegend. Dieswar, vor allem von Erzherzog Johann, durchausbeabsichtigt.Auch der Kalk wurde aus der nächsten Umgebungbezogen. Schwierig war es mit den Natursteinquadem.Das anstehende Material war größtenteils unbrauchbarerTonschiefer. Bei Spinges fand sichdann erstklassiger Granit, das in der Verarbeitungteuerste, aber auch mit Abstand beste Material,welches je zu einem großen Werk der neudeutschenSchule dnheitlich verbaut wurde. Gerade imSchartenbereich verwandte man gewaltige Blöcke,was zur Erbauungszeit Unzerstörbarkeit garantierte.Doch kam der meiste Teil des Granits aus Pfalzenim mittleren Pustertal; dies bedeutete zwar einenlangen Transportweg, doch gingen die vollenFuhren talabwärts.Alles wurde händisch geladen und oft auch abgeladen.587 Fuhren zweispämrig waren als täglicherBedarf veranschlagt. Diese Fuhrleistung veningertesich etwas durch Schwemmholztransport und Bausäbdgewinnungan Ort und Stelle. Die Gegend wara~:Cfi· sichtlich nicht in der Lage, das zusätzlicheFüitef für so viele Gespanne zu liefern.Von der Verwendung des ärarischen Fuhrwesens,einer Spezialgattung, welche damals auch noch dieBewegung der Artillerie besorgte, glaubten die Genieoffiziereabraten zu müssen. Die Eigensinnigkeitder Fuhrleute war allgemein gefürchtet. Man beschloßalso, Unternehmer angemessen zu bezahlen- der äußerste Ausweg, den der Ärar kannte- undso das· Problem gewissennaßeil zu privatisieren.Geht man von einer mittleren Ladung von 600 Kilogrammpro Wagen und Gespann aus, so lag dietäglich zu bewältigende Leistung bei ca. 350 Tonnen,das sind grob gerechnet 175 Kubikmeter MaterialAus finanziellen Gründen wurde die Bauzeit auffünf Jahre ausgedehnt.Im ersten richtigen Baujahr wurden ca. 400.000Gulden ausgegeben, die Surrune wuchs 1834 aufetwa 650.000 an, Wld am Ende waren es schätzungsweiserund 2,6 Millionen Gulden, selbst füreine so riesige und unter schweren Bedingungenerrichtete Festung eine gewaltige Summe. Diegrößenmäßig vergleichbare, aber mit fünf Werkenversehene .Wilhelmsfeste" in lTim kostete 1,6 MillionenGulden. Hauptgrund für die überdurchschnittlichhohen, eigentlich unvertretbaren Baukostenwar die Verwendung von Granit, des teuer7sten Natursteinmaterials, das es im Festungsbauüberhaupt gibt; die Aufwendungen für die Materi-28 .mx 1/98


Franzensfeste,Blick auf das Talwerkalgewinnung, den Transport des Natursteins ausgrößerer Entfernung und die Erschließungen wirktensich ebenfalls einschneidend auf die Bausum-Kaiserhche EinweihungKaiser Pranz soll gesagt haben, der Bau sei so teuer,daß er geglaubt habe, eine Festung aus Silberanzutreffen. Er war allerdings das letzte Mal 1832in Tirol, als der Bau noch gar nicht begonnen war.Und er starb im März 1835, als die Festung überVorarbeiten nicht hinausgediehen war. Ob KaiserFerdinand I. bei der Einweihung im Jahr 1838 diesesBorunot von sich gegeben hat, ist äußerst fraglich.Er war bekanntlich geistig so harmlos, daß esihm jemand eingesagt haben müßte.Die Einweihung wurde von Erzherzog Johann vorbereitet.Ferdinand I. war bei der Erbhuldigung derTiroler in Innsbruck. gewesen. Er übernachtete mitseiner Gemahlin Maria Anna von Sardinien-Piemontvom 17. auf den 18. August 1838 in Sterzing.In der Frühe reiste er zur Franzensfeste weiter, woilm erwarteten:Erzherzog Johann als Generalgeniedirektor, GrafFriedrich Wilczek, 2. Hotkanunerpräsident, früherGouverneur von Tirol, eine Abordnung der TirolerLandstände, zusanunen rund 4000 Mann reguläreTruppen, ferner 700 Landesschüt.zen, besondersPustertaler, Veteranen von 1809, sogar einige Mitkämpfervon 17fJ7, die vielleicht das Gefecht beimnahen Spinges mitgemacht hatten.Um 10 Uhr vormittags verkündeten die Festungskanonender harrenden Menge das Herannahendes Kaiserpaares. Als sich die Majestäten dem Altarenäherten, trat der Fürstbischof von Brixen, dasWeihwasser reichend, entgegen, rief den Namen"Franzensfeste" aus und erteilte der Feste den Segen.Die Majestäten näherten sich dem Festungstore,an welches zuerst der Bischof mit einem silbernenHammer drei Schläge und hierauf der Kaiserebenso viele Schläge machte. Die Tore öffnetensich, und Erzherzog Johann überreichte dem Kaiserden Schlüssel der Feste. Die Kanonen donnerten,die Regimentsmusik intonierte die Volkshymne,lebhafte Vivats mischten sich in den Chor.Zurückgekehrt ließ der Kaiser sämtliche Truppen,bei 4000 Mann, und die Landesschützen, bei 700Mann, mit ihren Feldmusiken defilieren.Nach der Einweihung wurde noch bis zum Herbst1839 weitergebaut Die Friedensbesatzung wohnteerst nach 1846 in der Festung. Dafür wurde eineKirche gebaut, ein sehr frühes Beispiel der Neugotik.Verantwortlich für den Bau war der Ingenieur­Hauptmann Gedeon von Rado, der sich damit alsKenner zeitgenössischer Architektur erwies. Nichtzuletzt seit Schinkels Entwürfen für die. Kriegerdenkmälerder Gefallenen der Befreiungskriegewar der deutsche Stil des Mittelalters bei vielen Genie-Offizierengebräuchlich.Vor der Kirche wurden Standbilder von Radetzkyund von dessen Generalstabschef von Hess aufgestellt.Der Gönner gehtBei der im Juni 1848 im Frankfurter Parlament abgehaltenenWahl des Deutschen Reichsverwesers1198 AIX 29


wurde die Standfestigkeit der Granitmauem beiBeschuß durch modernste Geschütze gutachtlichdurch den Geologen und Schriftsteller Adolf Pieh­Ier erhärtet.-­Oben:Franzensfeste,WerkEUnten:Höhenwerkentfielen von 521 abgegebenen Stimmen 436 aufErzherzog Johann. Nach dem feierlichen Einzug inFrankfurt antwortete er den Grußworten des Präsidentender Deutschen NationalversammlWlg, Heinrichvon Gagem: "Wenn das Vaterland ruft, so ist esPflicht, seine letzte Kraft, seine letzten Jahre demselbenzu weihen. Dies hat mich bewogen, ihrenRuf anzunehmen, um mit ilmen das heilige, großeWerk zu vollenden." Folgerichtig schied der Erzherzog1849 aus dem Amte des Generalgeniedirektorsaus, nach beinahe einem halben Jahrhundert, womitauch die Franzensfeste ihren großen Gönnerverloren hatte. Von nun an schlummerte sie dahin.Doch schon 1848/49 hatte die Festung keine Rollegespielt, und im Krieg 1859 wiederholte sich das.1862 wurden in Verona am veralteten Werk Alt­Wratislaw in .Anwesenheit des Kaisers Schießversuchemit den neuen HinterladWlgsgranatkanonendurchgeführt, anschließend erfolgte dann auchein Probebeschuß an den Granitmauern der Franzensfeste,aus 500 Fuß Entfernung. Die 13 abgeschossenen24pfündigen Granaten zerschellten anden Mauem, womit der Beweis für die Qualität derFestung endlich erbracht war. Noch einmal 1896100 Jahre- ein Gefecht1866 - beim "Deutschen Kriegu - wurde die Franzensfestezwar insta.nd gesetzt, aber nur mit wenigenGeschützen ausgestattet. Dafür wurde einFeldbackofen mit Bäckereibaracke in die Festunggebracht. Wenn es schon kaum Kanonen gab, sowar doch wenigstens Brot ausreichend vorhanden.Später wurden noch weitete Backöfen gebaut. DieFranzensfeste spielte ihre Rolle als Depot für denNachschub der Südarmee.Der für Österreich unglückliche Ausgang des Kriegesbrachte mit dem Frieden von Wien, vom3. Oktober 1866, die Abtrennung Venetiens an Italienmit sich. Die Grenze zwischen dem KönigreichItalien und der k. k. Monarchie verlief nWlbei Ala - damit war für die Franzensfeste eineneue Lage entstanden. Das k. k. Festungsviere~kVerona, Mantua, Peschiera und Legnago in Lombardo-Venetienwar nun auf italienischem Boden.Das gleiche galt für die rückwärtigen ManövrierundSperrpositionen der Etschtal- und Pastrengobefestigung.Während durch den Bau der Brepnerbabn, die imAugust 1867- zu spät für den Krieg- eröffnet wurde,und die Eröffnung der Postertalstrecke im November1871 durch die Südbahngesellschaft der OrtFranzensfeste zu einem wichtigen Bahnknotenpunktwurde und den alten Weiler Unterau verdrängte,schwand die Bedeutung der Festung weiter.Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hatte Gonradvon Hötzendorf, der an der Südfront ein wirksamespräventives Netz von kleinen Festungen gegeneinen italienischen .Angriff bauen ließ, dieFranzensfeste für nicht einsetzbar erklärt. In derTat lag sie bis 1917 viel zu weit von der von Sextendurch die südlichen Dolomiten bis zum Norduferdes Gardasees verlaufenden Front entfernt,um irgendeine aktive Rolle auszufüllen.Im November 1918 besetzten bayerische Truppendie Franzensfeste, um italienische Truppen vor einemEinmarsch in Nordtirol und Bayern abzufangen.Bevor es aber zum Ausbruch von Kämpfenkam, wurden die bayerischen Truppen zurückge~zogen. Die mächtige Festung fiel wie ganz Südtirolkampflos an die italienische Armee.Nach dem Friedensvertrag von St. Germain befandsich die einst auf deutschem Bundesgebiet erbauteFeste Wlvermittelt südlich der neuen italienischenStaatsgrenze mit der Republik Österreich. DieStandbilder von Radetzky und Hess wurden derLogik entsprechend entfernt, doch auf die leerenSockel kamen keine neuen Helden, schlummerte30 .m. 1/98


doch die Festung domröschenähnlich dahin undglich bald einer verwunschenen gigantischen Wasserburg.Auf dem Höhepunkt der Bündnispolitikzwischen Hitlet und Mussolini wurden dann pikanterweisenördlich der Festi.Ulg eine Reihe von Bunkernerrichtet, die wohl den Aggressor aus demNorden aufzuhalten hatten.Durch die Stauung des Flusses Eisack ab 1935 unddie Errichtung eines Kavernenkraftwerks, das inden Felsen gesprengt wurde, war der durch dieKämpfe von 1809 bekannt gewordene Weiler Unterauüberflutet worden. Die Franzensfeste lagplötzlich an einem See.Zum ersten und gleichzeitig letzten Mal kam es zuKämpfen um die Franzensfeste nach dem SturzMussolinis, als die Regierung Badoglio am 8. September1943 mit den Alliierten den Waffenstillstandabschloß.Im Raum Franzensfeste standen damals um die2500 Alpini, 400 Mann I:nfint~e, Carabinieri undFinanzwache, etwa 350 Mann des Deutschmeisterregimentsund 80 Landesschützen gegen-~~~en ~~= !e::d :t:::::~~ner, wobei es einige Tote gab.An diesem 9. September 1943 zeigte sich, daß dieals strategische Grenze konzipierte Wasserscheideam Brenner ebenso wirkungslos war wie die Franzensfesteals gigantische Verteidigtmgsanlage.Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlangte dieFranzensfeste, auf andere als von den Erbauern geplanteArt, eine europaweite Notorietät. Es sollensodie Gerüchte - nämlich in den letzten KriegstagenGoldschätze der Banca d'Italia von abziehendenSS-Einheiten eingelagert worden sein, nach eineranderen Theorie sei es der Staatsschatz des damaligenkroatischen Ustaschastaates gewesen.Inzwischen sind die vom Wiener Kaufmann HerbettHerzog im Auftrag der Banca d'Italia angestelltenRecherchen aus den 50er Jahren voll bestätigtworden. Im September 1952 hatte die Banca d1taliavon der Republik Österreich die Rückgabe desihr von den Amerikanern übergebenen italienischenMünzgoldes eingefordert. F.s handelte sichum einen Teil jener Goldbestände, die aus demTresor der Banca d1talia in Mailand nach Franzensfeste.umgelagert" wurden.Am 16. Dezember 1943 hatte in Mailand der Abtransportvon 127,5 Tonnen Gold im Werte vonfast 250 Millionen Reichsmark begonnen, die aufzwölf Güterwaggons verteilt wurden. Der Zug trafam nächsten Tag spät am Abend in Franzensfesteein, erst in den Morgenstunden des 19. Dezemberwar mit Hilfe von über 100 Männem die Einlagerungabgeschlossen. Das Gold wurde vom deutschenMilitär bewacht und stand unter KontrollezweierBeauftragter der Banca d'Italia. Am 5. Februar1944 schlossen Mussolinis Repubblica SodaleItaliana und die Deutsche Reichsregierung einAbkonunen über den Abtransport des Goldes nachDeutschland, um es - so hieß es - vor der Beschlagnalunedurch die Regierung Badoglio unddie Alliierten zu bewahren. 23,5 Tonnen wurdennach Bern zur Tilgung italienischer Schulden andie Schweizer Nationalbank versandt, 71 Tonneninsgesamt gelangten in das Auswärtige Amt und andie Reichsbank in Berlin.Der in Deutschland gelegene und genau registrierteGoldbestand nahm verschlungene Wege. Ein Teildes im Auswärtigen Amt gelagerten Goldes wurdebei Plön in Schleswig-Holstein im April 1945 vergraben,ein anderer Teil kam Anfang 1945 nachSchloß Fuschl bei Salzburg und von dort Ende Aprilin 81 Säcken nach Hintersee, wo diese auf demGelände des dortigen Ortsbauernführers begrabenwurden. Der dritte und größte Teil des Goldes landetein einem Salzbergwerk in Merkers/Rhön.Die Route des Goldschatzes war also Mailand­Franzensfeste-Berlin gewesen, doch immerhin25 Tonnen verblieben iJ::! der Festung und wurden1947 der italienischen Regierung zurückerstattet.Die Franzensfeste schlummerte seitdem als Depotfür Waffen und Munition dahin; nie hat sie jeneRolle als unüberwindliches Bollwerk gespielt, dieihr von den Erbauern zugedacht war. Heute wirdschon offen darüber gesprochen, welchem nichtmilitärischen,vielleicht kulturellen Zweck sie zugeführtwerden kann. Vielleicht beginnt bald eineneue Ära, jene der ~ehemaligen Franzensfeste". DieUmwandlung des glanzvollen k. u. k. Baues der.neupreußischen" Befestigungsschule in ein Museumoder kulturelles Zentrum entspricht ganz demZeitgeist. Damit würde - so eigenartig es klingenmag- die Feste erstmals eine echte Verwendungfmden.BombensichereGarnisonskirche imneugotischen Stil.DahinterWerkD.Im Vordergrund dieleerenSockelderStandbildervonRadetzkyunddesGenerals von Hess.Literatur:BedaWeber,DenkbuchderBrtllmldigunginTirol,Innsbmckl838;JosefWeingartner,DieKunstdenlanälerSildtirols,l.Bd.,W'renl923,S.l80f.;OllkarRegele,FeldmanchallRadetzk:y,Wien!MUnchenl957;HansKramer,BeitJ:Ilgezu einerChronikderFranzensfeste,in:DerSchlem,Bozen1957,19.Jahrbundert.Bd.4:DievormlrzlicheZeit,Freiburgi.B.l964;t=J, 1 s=wWukeninseiner Zeit; FestschriftS.152;FranzSchnabel,DeutscheGeschichteimzur200.WiederkebrseinesGeburtstagea;hrsg.vonOthmarPickl;Graz1982;darin:W'tlhelmLeitner,ErzhenogJobann-OeneraldirektordesGenie-undFortifikationsweseD~~,EineWürdigungausmilitärgeograpbischerSicht,S.131-140;~JobannvonÖSterreich-Landesausstellungi982Staim,KltalogBandl.Nr.3165(S.ll7):Tisch­ModelldetFranzensfestll,Maßstabl:.SOO;ChristophHaclrelsber-~~~~1986;JeanZieglet,DieSchweh, das Gold unddie To~m. München1997;HubertusCzemin, GeheimakteNazi-Gold,in:Da Standard, Wien,3.-S.Dezember1997.1198 lBX 31


Die Gloriette im Schloßpark zuEisenstadt, vormals MarientempelAngelina PötschnerGloriette, vonnalsMarieiltempel inEisenstadt.GemäldevonAlbertChristophDies, 1806')Zitin:Na!urundHeldenleben,Ausst-Kat.Wienl997.9.,ln der ersten Hälfte des 18 Jahrhunderts zeigte des 18. Jahrhunderts ein neuartiges Naturgefühl,sich in England eine Umkehr in der Gartengestal- und es entwickelte sich sehr rasch eine neue stimtung.Die lang herrschende barocke Gartenkunst mungshafte Landschaftskunst mit "arrangiertenmitihrer axialsymmetrischen Regelmäßigkeit einer Gartenszenarien: "Die Zusammenstimmung vielergebändigten Na~trdie sich der Architektur unter- Gegenstände [wirkt] in einem Totaleindruck aufordnete, wurde; egeben, zugunsten von Land- das Gemüth", vermerkt Carl Ludwig Fernowschaftsgärten, in d e Bauwerke in mannigfaltigen 1803.')historisierenden Stilen gestellt wurden: Symlx>lisiert Der zwischen 1805 und 1820 gestaltete Landderbarocke Garten eine hierarchische Weltord- schaftsgarten der Esterhäzy in Eisenstadt zählt zunung, die sich auf ein Zentrum bezieht - berühm- den bedeutendsten derartigen noch erhaltenen AntestesBeispiel die Parkanlagen von Versailles -,so lagen in Osterreich. Schon 1797 hatte der kunst.sinsollteder neue englische Landschaftsgarten Aus- nige Fürst Nikolaus 11. Esterhäzy (1769-1833) dendruck einer aufgeklärten, romantischen Weltan- Beschluß gefaßt, den barocken Schloßgarten zeitschammgsein. Die Bauwerke, in barocken Giirten gemäß umzugestalten. Charles Moreau 0758 bisder Mittelpunkt der gärtnerischen Gestaltung, wur- 1840), der seit 1803 in fürstlichen Diensten stand,den nun als .Ornamental architecture" zu Stirn- hatte wesentlichen Anteil an den Planungen. Tradimungstr!igernund .Bildmotiven". Auch im deut- tionell wird Moreau


.. Marien-TempelamLeytha-BergnaechstEisenstadt"".KupferstichvonJosephTreidter, 1810schrieben. Er w;ire damit bereits 1801 für die Fami- auf, wo sie Pliine für ein offizielles Projekt lieferlieEsterhazy tätig gewesen. Urkundlich kann der- ten, das 1822 ausgeführt werden sollte. Dieses Prozeitei n be$t;indiges Arbeitsverhältnis erst ab 1803 jekt ist in dem Schreiben an den späteren Majoratsnachgewie$enwerden.') Auf Moreau geht der Ent- herren Paul Anton Esterhflzy, damals österreichiwurf')für eine ,antike Idealland schaft~ zurück, für scher Botschafter in London, nicht näher defidieer auch reizvolle Architekturkulissen schuf, etwadas Dampfmaschinenhaus (1804) und den Leoschafftenihm breite Anerkennung; sie entspra­niert.') Moreaus Bauten, vor allem in Wien, verpoldinentempel(181&-1822), ursprUnglieh Neptuntempel,wo Antonio Canovas Sitzstatue der Prin­Zeit abschätzig vermerkt, ,ganz dem Ideal der anchen,wie Ludwig Hevesi vom Standpunkt seinerzessin Leopoldine Esterhazy, sp;itere Fürstin Liechtenstein,aufgestellt war. Moreaus Hauptanliegen,brechenden Baubeamtenzeil"'.')1802 wurde von der fi.irst lich-Esterhazy'schen Verwaltungdas sogenannte .Kleinhöfleiner Föhren­das Projekt einer Umgestaltung und Erweiterungdes SchlO$Ses, ist ein eindrucksvoller Torso geblieben:Die Änderungen beschränken sich vor allemwäldchen ~ im Tausch gegen ein anderes Grund­auf die Gartenfront mit dem Portikus, der 1805 feierlicheröffnet wurde, und die Umgestaltung derTunnabdeckungen zu ZeltdächernDer bedeutende und vielbeschäftigte Architekt, derals mehrfach ausgezeichneter Schüler der PariserArchitekturakademie einige Jahre als Stipendiat inRom verbracht hatte, war wesentlich von den Werkendes Revolutionsklassizismus beeinflußt. Die inseinem Schaffen wiederholt bemerkbare Monumentalitiit,Geschlossenheit der Baublöcke und Betonungder Horizontalen verdeutlichen die Vorbildwirkungvon Claude-Nicolas Ledoux und Etienne-LouisBoullfe.Ab 1810 arbeitete er überwiegend in Wien . Erschuf hier unter anderem das Palais Esterhazy-Erdödyin der Krugerstmße (1810-1812) und das ältereDianabad {1808--1810). 1821 hielt sich Moreaumit seinem Sohn Nikolaus (l80s-1834) in Londonstück von der Gemeinde Kleinhöflein erworbenDer Kaufvertrag wurde bereits 1802 aufgesetzt, allerdingsvom Fürsten erst im Miirz 1804 ratifiziert.'')Für dieses Areal begann Moreau , seit 1803 fürstl i­cher Hofarchitekt, schon bald mit den Planungenfür den .Marientempel".') Der Bau sollte als antikisierendeLandschaftskulisse - ähnlich dem 1812/ 13von josef Komhäusel errichteten Husarentempelauf dem Anninger - , aber auch als .Stiftermal" imfürstlichen Tiergarten oberhalb des Schloßparksauf einer Anhöhe des Leithagebirges errichtet werden.Die Grundsteinlegung erfolgte 1804. Der Bauwird in den Esterhäzy'schen Archivalien verschiedentlich.Gioriette" und .Marien-Tempel '" genannt,letzteres nach der mit Nikolaus II. seit 1783 vermähltenMari:t josepha Hermenegilde, geb. PrinzessinLiechtenstein (1768--1845). Am 8. Juli 1804gab Fürst Nikolaus die Anweisung, mit dem Bauzu beginnen: ,Es wird meiner Wirtschaftsdirektionhiemit aufgetragen, dem Bauamt die VerhaltungLiteraturauswahlundQuellen*C. Ehmke (=Ehmke1992). DerSchloßparkvonEisenstadt/Kismarton.EinLandschaftsgartcndesFürstenEsterh


Gloriette, Entwwf derFassade,CharlesdcMoreau,ge:zeichnetvon Mattbias Stamm')F-ZD2359exl804')F-ZD2983ex1804'") B-MOL pl08-52cs.DieendgülligeFertigstelluugdesBilllSecfolgteerst1806,F­DD2130exl806.")ZiLin:DieGlll1enkunst2(1990),119.sogleich hinauszugeben, daß das Gloriette ... beimFöhrenwald am Leythaberg nach denen verfasstenPlänen ... hergesteilet werde."") Im September warder Bau so weit vorangeschritten, daß bereits Anweisungenzur Eindeckung mit Kupferblech gegebenwerden konnten.'!) Die feierliche Eröffnung erfolgteam 26. Juli 1805, wobei Münzen und eineMedaille im Beisein des Fürstenpaares, ihrer TochterLeopoldine und des Gefolges, worunter auchMoreau, .in die Base gegen Vesten an derHaupt:Fassade rechts ... feyerlich und zwar zwisehenabwechselnden Trompeten & PauckenSchall, und unzähligen Vivatrufen des Volcks, zumewigen Denkmal der Nachkommenschaft entlichtetworden" . 10 ) Das tempelartige .Lustgebäude", mitdominierendem Mittelbau und seitlich angefügten,schlichten, niedrigeren .Annexbauten, beherrschtdie landschaftliche Umgebung und gewährt einenvielfach gepriesenen Ausblick über das Wulkatal,so vermerkt Erzherzog Pranz Karl, der Vater KaiserPranz Josephs, anläßtich eines Besuchs in Eisenstadt(1819): .Von hier fuhren wir durch schattigenAlleen auf den Berg, wo die prächtige, sogenannteMariantempel steht, ein nach der schönsten Zeichnunggebautes großes Lusthaus, das bewohnt werdenkann. Wir übersahen von hier das Schloß mitder Garten-Anlage ... ja sogar einen großen 1heildes Neusiedlersees ... Wir besahen auch die unternGemächer und tranken von dem vortrefflichenQuellwasser, das hier wie in Schönbrunn, aus denRöhren fließt." 11 ) Unterhalb des Tempels waren 16Kanonen aufgestellt, die bei wichtigen Anlässenabgefeuert wurden.1886 wird der fürstliche Tiergarten in einem lokalenReiseführer folgendennaßen beschrieben: ,Erbreitet sich auf einer Fläche von 2300 Joch und miteinem Umfange von 9956 Klaftern. aus; in demsel­benbefinden sich 25 Alleen, einjagdschloss, 2 Fa­sangärten, und der ganze Camplex ist ringsum miteiner Mauer umgeben. In diesem Gehege werdenschöne Jagden auf Roth- und Schwarzwild abgehalten,von der Glorietee und den zwei hochgelegenenJägerhäusern daselbst, geniesst man einenherrlichen Prospect des Neusiedlersees."34 .m. 1/98


Noch 1930 war das Gebäude, das von Otto Aullenthusiastisch als ~schönster Bau Moreaus" 12 ) gepriesenwird, weitgehend in seiner ursprünglichenErscheinung erhalten. 13 ) Aull liefert eine ausführlicheBeschreibung, die auch eine Vorstellung desgegenwärtig vollkommen zerstörten Inneren vermittelt.Vorbildhaft für die Gestaltung des Baukörperskönnte ein bereits 1795 entstandener Entwurf von1bomas de 1bomon'•) sein. Auch von der 1783 errichtetenund durch Publikation bekannten MaisanChevalier in Paris von Ch~ier de Beauregard'~scheint Moreau ~gungen erhalten zu haben.Eine zweiflügelige gegenläufige Freitreppe führt zueiner Vorhalle auf vier ionischen Säulen: Im DreieckgiebelDarstellung der "Aurora mit Fackel", ander Eingangswand ein stark beschädigter Relieffries,Jagdzug der Diana" (um 1810) von GiuseppePisani (1757-1839).Pisani, seit 1798 in Wien, stand im Dienst der LinieHabsburg-Este, arbeitete aber auch an der Ausstattungder Appartements der Kaiserin Maria Ludovicamit. Seine Tätigkeit für den Fürsten Esterhizywar bisher nicht bekannt.' 6 )Im Sockelbereich des Portikus eine Rundbogentür,ursprünglich flankiert von später vergrößerten Lünettenfenstern.Im originalen Zustand hatten dieseFenster palmettengezierte, tief in den Rundbögensitzende Fensterstöcke. Vom Säulenportikus führteine Rundbogentür in den Hauptraum. Dieser Eingangwird von gegenwärtig zu Türen erweitertenRundbogenfenstern mit bis zum Boden reichendenJalousieflügeln flankiert. An der dreiachsigen Hinterfrontdes Mittelbaus teilen Putzbänder den Bauin drei Geschosse; toskamsehe Pilaster bilden einweiteres Gliederungselement Die Seitenbauten, urspriinglichmit Pultdächern versehen, sind an dervorderen Fassade fensterlos; ihren oberen AbschlußAnnexbauten bildet eine umlaufende Attika.Der Mitteltrak.t17) wird fast in der ganzen Länge voneinem Saal eingenommen, der in mattem Hellgrüntapeziert war. Ein Priesband mit Grisaillemalerei,umrahmt von einem umlaufenden mehrfach profiliertenGesims, zeigte Szenen aus dem SagenkreiseDianas. Aull erwähnt auch einen Empirekamin: zylinderförmig,bläulichgrau glasiert, mit Urne bekröntund mit Reliefdarstellungen mythologischerFiguren. Hinter dem überhöhten Hauptraum befandensich nicht weiter bescluiebene Nebenräume;im linken Annex gab es ein orange gehaltenes Kabinett,rechts die "blaue" Stube. Die Türstöcke imHauptgeschoß hatten mehrfach profilierte Steinbzw.Stuckrahmungen. Nach dem EntwurfMoreaus waren sie höher und schrnäler als heuteerkennbar.Im Wandel der Zeiten ging wertvolle Substanz verloren:Im 19. Jahrhundert fallweise als Jagdschlößchenverwendet, blieb der Marlentempel weiterlrinim Besitz der Fürsten Esterhäzy. 1934 kam es zumVerkauf an die Stadtgemeinde Eisenstadt 1938wurde der Marlentempel von dem AutobusfabrikantenAnton Fross-Büssing erworben. DurchKriegseinwirkung gingen der ursprüngliche TürenundFensterbestand und die gesamte Innenausstattungverloren. 1947 wurde bei einer vom Bundesdenkmalamtvorgenommenen Besichtigung dieschwere Beschädigung der Bauplastik und des gemaltenFrieses im Hauptraum festgestellt. DamalserfOlgte der Rückkauf durch die Stadtgemeinde.1953 wurde der Marlentempel zu einer Jugendherbergeumgebaut: Zu dieser Zeit dürfte der Zubauan der hinteren Fassade errichtet worden sein. Dieüberhöhte Decke des Mittelsaals, der ausschließ..lieh von den seitlichen Kabinetten und der Vorderseitebelichtet wird, wurde abgesenkt. Zu dem dadurchentstandenen, oberen Raum wurden seitlichFenster durchbrachen. Damals dürften die lunlaufenden,mehrfach profilierten Gesimse und der gemalteDiana-Fries verschwunden sein. NachSchließung der Jugendherberge in den sechzigerJahren stand das zunehmend verfallende Gebäudeleer. 1978 verpachtete die Stadtgemeinde die Gloriettean einen Gastronom.iebetrieb. Im Spätherbst1995 brannte das Gebäude völlig aus. Zunächst erfolgtennur die notwendigsten Sicherungsmaßnahmen,1996 wurden die Dächer mit Kupferblechneu eingedeckt. Es ist zu hoffen, daß der ursprünglicheZustand dieses eindrucksvollen Baudenkmalsso weit wie möglich wiederhergestelltwerde.ZustandderhinterenFront im Jahr 1995'')O.Aull,in:DerFreieBurgenländer.Weihnachtsbeilage-1930,o.S.::~~~1~i:~Terrek.al8.S7ill.bo1,Bwlapest1935,Abb.131.")D.W"~ebensohn, ThepicturesquegardeninFrance,Princeton1978,Abb.140.")F-DD1070ex1810-Thieme-Becker27(1933),94.")B-MOLTI-1220.MeinDankgeht anHermStejanKa/amarft.!rdieliebe11$WilrdigeOberlassungvonForschungsmateritJI.1/98 .m. 35


Südtiroler Burgen-, Hof- undFlurnamen: Geschichte und Politikf:gon KühebacherUnlösbar mit der Kulturlandschaft verbunden sinddie Namen der Siedlungen, Gekinde und Gewässer.Sie sind Denkm~ik:r der Sprach- unddner Landschaft und verd ienenvon den Vereinten Nationen im Jahre 1967 analle Staaten gerichteten Empfehlungen genau so einengesetzlich festgelegten Schutz wie alle anderenDenkm~ilr.:r. Dem Namen kannentnommenSprachvölker dieBaumeister der Kuhurlandschali warenGeschichteNimmt man dasso kann mandeuL


Gebiet blieb pin als Pin erhalten, im früh eingedeutschtenTerenten wmde pin zu Pein.Wanun haben die deutschen Siedler im MittelalterDer Hauptgrund liegt im unterschiedlichen Wesenvon Wort und Niunen. Das Wort bedeutet, und seineBedeutung kann mit einem gleichbedeutendenWort einer anderen Sprache wiedergegeben werden.Der Name hingegen bezeichnet, identifiziert,bildet mit dem Bezeichnen eine Einheit und istnicht übersetzbar. Sicher war der Name zur Zeitseiner Prägung ein Wort. das aber al.s Name eineandere Funktion bekam. Ich kann das Wort Mühlbachübersetzen, nicht aber den Namen MühlbachSelbst wenn ich dem Namen seine Bedeutung lasse,so deckt sich diese nicht mehr mit der ursprünglichenWortbedeutung: Der Name Mühlbach,bedeutet" nun nicht mehr einen Bach, der Mühlenantreibt, .~ondern eine ganz bestimmte OrtschaftHäre ich den Namen Bmck, so denke ich nicht aneine Brücke, sondern an eine Ort.~chaftDerNamedeutung kümmertscher Das gleiche gilt natürlich auch für Fam il iennamen:Schiller war ursprünglich ein Beiname füreinen schielenden Menschen (Schiller ist dieschwäbische Fom1 von Schieler). Höre ich den Namen,denke ich an Friedrich Schiller, nicht jedochan ei nen Menschen mit fehlerhafter PupillenstellunglWenn man den Namen eines Gipfels wissenmöchte, dann möchte man nicht in erster Linie dieBedeutung des Namensmit dem Ausdmckdeutschen Siedler Mittelalters fragten nicht danach,was picita, plan pinu bedeutet, sondern sieübernahmen einfach diese fremden Lautgebilde,die dann in ihrem Munde nach spracheigenenLautgesetzen allmählich eine andere Form bekamen.Selbst wenn sie "vußten, daß plan eben, pinuFöhre und picita Fichtenwald bedeuten, haben sieauf eine Übersetzung verzichtet, da die Bedeurungnebensächlich ist, nur so konnten vorkeltische,keltische und romanische =--ramen tradie1t werdenJede Übersetzung widerspricht dem Wesen des Na-Zweitens kann gesagt werden, daß fast alle Namenvon den bäuerlichen Siedlern durch ihre gesprocheneSprache, die Mundart, vor jeder Hochsprache,geprägt wurden. Die Schriftsprache wehrt sichgegen Änderungen, so wurde, obwohl sich dieVerzwielautung bereits um 1200 durchgesetzt hat,von manchen Kanzlisten um 1300 noch immerlvtuls statt Mauls geschrieben. Wir sprechen dasauslautende r schon seit Jahrhunderten nicht mehr.schreiben es aber noch immer.wurden allerdings viele Naundverhoch-Bei NamenUrsprungs ließdas leicht machen (überdorf. Ober-, .tvfitter-,Au8er-, Jnnerhof, /"11ittewald, Wald, Gruben, Mühlen,Mühhvald usw.), Joch hei anderen deutschenNamen aus veraltertem Sprachstoff war dies schonschwieriger (Gais, Fassing, Beuren, Aufheim),daß einem mundartlichen Perchahochsprachlich Eichach, Perchach entsprechenwürde, hat man völlig übersehen, ebenso müßtePretnau Breitenau heißen und Kuens Kains (wieStuan/Stein). Die Ve


geographischen Eigennamen erstarrt. Ein Gelände,in dem es viele Steine gab, nannte man Steinach,wo ein starker Fichte"n-, Föhren-, Lärchen-, Ahorn-,Eschen- oder Haselbewuchs war (und heute vielleichtnicht mehr ist), nannte man es Feichtach,Forchach, Lärchach, Ahomach, Aschach oder Raslach.Lengstein, Lengmoos gehen auf althochdeutscham Jengin mose, am lengin steine zurück.BurgennamenViele Burgnamen hingegen sind bewußte Namensschöpfungen.Sie erwuchsen nicht aus dem Alltag,'sondern entstanunen der Phantasie, die sich sehrwohl über den Alltag erheben konnte und auchüber den engeren Gesichtskreis hinausreichte. Derritterliche Stand, der sie schuf und die geistige undgesellschaftU.che Führung beanspruchte, war eineGruppe innerhalb des Volkes, die sich mit anderenAngehörigen ihres Standes - auch außerhalb derLandesgrenzen-gemeinsam hohen Idealen verpflichtetfühlte und sich in ihrer Standesehre, ihrenAnschauungen und Symbolen von anderen Ständenabhob. Auch eine gemeinsame Sprache verbanddie ritterlichen Dichter von der Nordsee biszur Sprachgrenze im Süden, die jedoch beim Zerfalldes mittelalterlichen deutschen Reiches in eineVielzahl von kleinen Fürstentümern nicht mehr gepflegtwurde und so zum Erliegen kam. Die ritterlicheDichtersprache um 1200 war der Hochspracheder Klassiker des 18. Jahrhunderts sicher ebenbürtig.Aus dieser Sprache stammen die Burgennamen- gepflanzt wie ein Gartengewächs gegenüberdem üppigen, wild wachsenden Flor der bäuerlichenFlur- und Siedlungsnamen. Bei dieser Entstehungsartwar es nicht ungewöhnlich, daß selbstabstrakte Begriffe und Werte, die das ritterlicheDenken am reinsten verkörperten und die in dermittelhochdeutschen Dichtung besungen wurden,gleichsam als klangvolle Parole in die Burgnameneingefügt wurden.Wie mhd. wunne (Glück), saelde (Minn.eglück) inden Burgennamen Wunnenstein, Saeldenburg imbayer. Wald, so kann auch der Name Freudenstein(Eppan) wörtlich verstanden werden. Wunne, saelde,vröude geben den Glanz ritterlicher Festfreudenund höfischer Geselligkeit wieder.An die höfische Tugend der staete (Beständigkeit,Treue) erinnert Staetenegg.In Troyenstein für den G'scheibten Tunn hat manerst in höfischer Zeit die ritterliche Tugend dertriuwe (Treue) eingedeutet; ursprünglich wies derName wohl nur auf den alten Troien (Flurbezeichnung)hin, den Weg vom Tal nachJenesien.Reichenberg im Münstertal erinnert an das ritterlichereich (kostbar, prächtig).Nochmals zurück zum Begriff Freude: Die Ebene,die an Sprechenstein und Reifenstein anschließt,war einst Austragungsort ritterlicher Spiele undFreudentänze: Freudenfeld wurde sie (und die daraufentstandene Ortschaft) genannt; leider wurdedas mundartliche Fraidnfeld falsch zu Freienfeldverhochsprachlicht. Der Name Sprechenstein erinnertan eine Vereinbarung: mhd. sprechen bedeutetvor allem etwas persönlich vereinbaren. AufReifenstein soll noch später eingegangen werden.Auf Ansehen und Ehre deutet der Name Ehrenburghin. Das ritterliche Wort ere wurde erst in höfischerZeit eingedeutet, denn der alte Name war Arbenburg(Burg des Arbeo). Ein ritterliches Ehrenwortwar auch mhd. trost. Hagen wird im Nibelungenliedals trost der Nibelunge bezeichnet, was sovielwie hervorragender Held, auf den man sichverlassen kann, bedeutet; und so stellt die Trostburgeinen schützenden Hort dar. In Starkenbergkommt die Zuversicht, das Vertrauen auf die eigeneKraft zum Ausdruck. In Helfenburg haben wirmhd. diu helfe (hilfreiche Geborgenheit). Der Idealbegriffder Freundschaft, mhd wineschaft, sprichtaus höfischen Personennamen (Eberwin) oder Familiennamen(Herrn von Weinegg).Andere Burgennamen sollten abschreckende Wirkungauf den Angreifer ausüben, es sind dieTrutznamen, z. B. Schreckenstein an der Elbe,Forchtenstein im Burgenland, Tratzberg (=Trutzberg)bei Jenbach oder Niemand.sfreud bei Tagusensim Eisacktal (steht nicht mehr). AbschreckendeWirkung sollte auch der Name derHerren von Feigenstein haben. Siegfried wird imNibelungenlied als veige (todgeweiht, todbringend)bezeichnet, das gab einen wirkungsvollenSchrecknamen ab, ein böses Omen für den angreifendenFeind, der sich diesem Stein des Todes,dem Feigenstein, zu nahen wagte.Andere Burgen sind nach Wappentieren benannt,die als Verkörperung von Kraft, Mut und Scharfsinnerlebt wurden: der Greif in Greifenstein, derLöwe in Löwenstein, Lebenberg, der Tarant(Skorpion, Drache) in Domsberg (Tarantsberg),der Falke in Falkenstein und der Auf (mhd. uf,der Uhu) in Aufenstein.In anderen Burgen sind die Besitzer verewigt: Arbenstein(Arbeo; später Ehrenburg), Armenberg(Anno), Gamstein bzw. Gernstein (Gaerre),Wolfsthum (Wolf), Welfesberg!Wel(Osperg, Welfenstein(Welf).Manche Burgen lassen romanischen, vor allemfranzösischen Einfluß erkennen, da Frankreichals Vorbild der höfischen Ku1tur galt, z. B. Montfortam Bodensee, Boimont in Eppan. Ebenso habenLichtenberg, Leuchtenburg, Lichtenstein, Gastelbelleine Parallele im französischen Clennont.Prägungen von Adeligen sind auch Schönegg,Schönberg, Schöntal etc., wenn auch diese Namenim bäuerlichen Namengut für ertragreiche38..IIX.I/98


'IGelände enthalten sind; der Burgenname Schöneggstammt aber jücher nicht von den frondienstleistenden·Bauem,sondern von den stolzenBurgenbesitzem. Auch Wolkenstein paßtzum Selbstgefühl der Burghenn, die hoch überder niedrigen Welt der Hörigen thronten.Aber nicht alle Burgennamen sind relativ späteSchöpfungen ritterlicher Phantasie, aus manchenhört man noch Rätsel der früheren Geschichteraunen. Das Grundwort -egg, das in vielen Namenvorkommt, stammt letztlich wieder aus derbäuerlichen Namengebung: mundartlich Egg(e)ist ein Hügel, ein Geländevorsprung, auch einBerggrat Reichegg ist nicht etwa ein .reichesEck", sondern ein Geländevorsprung in der Reiche(ein unfruchtbares, rauhes Gelände). VieleTiroler Adelige gingen ja schließlich aus demBauernstand hervor.Reifenstein, der Stein an der Reife (=Sammelplatzfür Holz am Rande des Sterzirrger Moses) wurdeerwähnt; Gandegg war schließlich nur das Eggüber der Gand (aus vorröm. Ganda - Geröll).Runkelstein, altmundartl. Rungglstoan, ist derStein am Runggl ( = Rodungsfleck; aus roman.Rune = Rodung).Rätsel der Vorgeschichte enthalten Enn, Rodeneck,Tirol. Letzteres wurde bereits erwähnt imNebeneinander von Teriölis/Zirl und Teriäle/Tirol,beide Namen Ableitungen aus der vorrömischenWurzel ter/tir, die wir in lat. Terra haben;die Grundbedeutung ist ~Gebiet", hier wohl inder Bedeutung von J'Jbergangsgebiet".Auf keine kriegerische Vorstellung geht der Nameder trotzigen, unnahbaren Haderburg bei Salumzurück, der in mittelalterlichen Urkundentrotz häufiger Erv.rähnung der Feste Salum nievorkonunt. Erst in Urkunden des 17. jaluhundertstritt ein bäuerlicher Hof unter dem Namen In derHader und Haderhof auf, von dem der Name aufden anschließenden Berg und die Feste übertragenwurde. Trotzdem es Namen wie Neidegg,(neid = Kampfeslust), Streitberg gibt, liegt hiernicht Hader, im Sinne von Streit, zugrunde, sonderneher ein Begriff der bäuerlichen Wirtschaft,der in den vielen Namen Hard (z. B. im Zillertal)nach altem Sprachgebrauch einen trockenenWeidegrund oder einen zur Weide geeignetenlichten Wald bezeichnet hat; eine Gemeinschaftsweideim Tauferer Nebental Rein heißt z. B.Reinhard.Im bäuerlichen Tirol bilden jedenfalls die Burgennamen,die aus der mittelhochdeutschenDichtersprache stanunen und höfische Tugendenwiderspiegeln, nur eine verhältnismäßig kleineGruppe; weit häufiger sind jene, die auf alte Flurnamenzurückgehen.Politische ProblematikEinleitend wurde gesagt, daß die geographischenNamen Denkmäler der Siedlungs- und Sprachgeschichteeiner Kulturlandschaft sind und wie alleDenkmäler Anspruch auf gesetzlichen Schutz haben.Wenn die Namen die Denkmalfunktion ausübensollen, muß ihre heutige Lautform so sein,daß ihr entnonunen werden kann, welches Sprachvolksie geprägt, welche nachfolgenden Sprachvölkersie nach eigenen Lautgesetzen- nicht willkürlicham Schreibtisch - weiterentwickelt haben. Jedewillkürliche Änderung konunt einer Denkmalschändung,einer Urkundenfälschung gleich.Ninunt man der Kulturlandschaft die geschichtlichgewachsenen Namen, so nimmt man ihr das Wesentlichste.Diesbezüglich ist seit dem 19. Jahrhundertdurch nationalistisches Denken und Handelnviel gesündigt worden. Es kann niemand ernsthaftbestreiten, daß Südtirol ein Teil des geschlossenendeutschen Sprach- und Kulturraumes ist, ein Teil,der in das italienische Staatsgebiet hineinreicht.Nach dem nationalistischen Denken durfte dasnicht wahr sein, deshalb •mußte• das dem Nationalstaateinverleibte Südtirol eine italienische Nomenklaturbekonunen. Die Namen wurden zu einemnationalistischen Politikum und sind es auchheute noch. Ich habe den Eindruck, das ~Trauerspielder Südtiroler Toponomastik" (Ortsnamensgebung)ist vielen Tirolem gar nicht bekannt!Wer heute die Orts- und Bahnhofsschilder Südtirotsmit den Doppelnamen sieht - in Ladinien findetman sogar Dreinamigkeit -, kann meinen, daßdie deutschen und ladinischen Namen den italieni-DicHaderburgbciSalum1198 AIX 39


SchloßGandeggunddit:GleiLStahlstichsehen völlig gleichgestellt sind. In Wirklichkeit habenjedoch nur die italienischen Namen amtlicheGültigkeit. Der amtliche Gebrauch von ladinischenund deutschen Namen wird vom Gesetzgeber nurgeduldet und kann jederzeit verboten werdenAmtliche Gültigkeit hat kein deutscher cx:ler ladinischerName; auch kein BurgennamerDer Name Euore Tolomei ist in Südtirol allgemeinnegativ bekannt: Er war GeODPhib>mk. k. Gymnasium von Rovereto ltalianisierungdes Südtiroler Namensgutes begann er schonum 1890. Er wollte aufzeigen, daß Südtirol italienischesSprach- und Kulturgebiet sei, zu den"unerlösten Gebieten" gehöre nahm ihnernst, weder in Italien, noch in Österreich und amwenigsten im Trentino. Das iinderte sich jedochmit dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg. ImJahre 1915 eröffneten Tolomei und seine Mitarbeitereinenzur "Wiedereinführung dervon denBehörden verdrängtenitalienischen Nomenklatur". Im Jahre 1916 kam dieerste Auflage von Tolomeis Namenbuch .Prontuariodei nomi locali dell'Alto Adige" heraus. Gleich-7:eitig arbeitete eine Kommission der GeographischenGesellschaft unter dem Tolomeis,der schon 1915 nach Rom übersiedelt war,ein italienisches Namenverzeichnis für Südtirol aus1918 wurde Tolomei Vorsit:>:ender der dem Mini­"ec;p


auchen, wenn ein Landesgesetz ihr Vorhanden- zwischen auch geschichtlich gewordenen Namensein nachgewiesen und ihre lautliche und schriftli- Abgesehen davon, daß konstruierte Namen nieeheDiktion festgelegt hat. Dieses Landesgesetz ist mals geschichtlich gewachsene Namen werdenbis heute nicht geschaffen worden. - Aus verstand- können, muß man sich ei nmal grundsiitzlich fra -liehen Gründen, da damit die von Tolomei und gen: Sind die Bewohner der Provinz Bozen wirkseinenNachfolgern geschaffenen italienischen Na- lieh zweisprachig, und gibt es in diesem Gebiet eimenendgültig anerkannt werden müßten; diese ne italienische Volksgruppe? Wissenschaftlich gesestehennämlich nicht zur Debatte, es muß nur hen, jedenfalls nicht. Es gibt in Südtirol eine ladininachgewiesenwerden, daß es deutsche Namen sehe Volksgruppe in einem geschlossenen Siedgibt,daß sie NEBEN den italienischen amtlich gebrauchtwerden können. Es ist verständlich, daßdieses Landesgesetz nicht geschaffen wurde; unverstiindlichist aber, daß die Bestimmung von1948 wortwörtlich in das neue Autonomiestatut,das sog. "Paket~, von 1972 übernommen wurdeDie obengenannte Bestimmung wurde also durchdas neue Autonomiestatut zementiert; die faschistischenMinisterialdekrete von 1923 und 1940 habenweiterhin Gültigkeit. Genaugenammen dürfte keineinziger nichtitalienischer Name amtlich gebrauchtwerden.Wenn eine geographische Ortliehkelt keinen italienischenNamen hat, so existiert sie für den Gesetzgebernicht Damit sie aber existiert, müssen wir ihreinen italienischen Namen geben, einen konstruiertenNamen ii Ia Tolomei. So heißt dann diese Örtlichkeitund hat immer so geheißen; daß sie "auch"einen deutschen Namen hat, müssen wir erst nachweisen.Solange sie keinen italienischen Namenhat, ist der Nachweis überflüssig, da die Örtlichkeitja gar nicht existiert. Mit anderen Worten: Wir müssenfür jene Ortlichkeiten, die Tolomei und seineNachfolger noch nicht italienisch benannt haben,italienische Namen erfinden, damit wir nachweisenkönnen, daß es deut.sche Namen gibtEine solche Denkmalschiindung wird heute auchvon einsichtigen Italienern abgelehnt Im Koalitionsprogrammder Landesregierung (also auchvon italienischen Parteien mitunterzeichnet) findetsich nun schon zum zweiten Mal die Fordenmgnach einem Gesetz, das den amtlichen Gebrauchder Ortsnamen regeln soll. Es sollten nur jenedeutschen, ladinischen und italienischen Namenamtliche Gültigkeit erlangen, die in der Geschichte/oderim Brauchtum der drei Volksgmppen verwurzeltsind. Das ist allerdings eine recht vage Abgrenzung,aber immerhin distanziert sie sich voneiner flächendeckenden, ausnahmslosen Doppelnamigkeit.Selbst gegen diesen Kamprarniß laufenandere italienische Parteien, angeführt von der AlleanzaNazianale (AN), Sturm, denn sie halten sicheisern an das Autonomiestatut, welches ihnenrecht gibt - die ausnahmslose Zweinamigkeit! Dennochgibt die AN zu, daß die Verdrängung derdeutschen Namen ein Unrecht war, doch heutewäre aus dem Unrecht ein Recht geworden. Si.idtirolsei heute ein zweisprachiges L·md, und die italienischeVolksgruppe habe ein Recht auf ihre inlungsgebiet,und Deutsch-Südtirol ist ein Teil, derin den italienischen Staatsraum hineinreicht und indem in den vergangeneo 75 Jahren auch Italieneransässig wurden. Italiener aus allen Teilen des italienischenSprachraumes. Es gibt und kann keinebodenständige italienische Sprachform in Südtirolgeben, da die zugewanderten Italiener aus denverschiedensten italienischen Mundartgebieten gezwungensind, die italienische Hochsprache zusprechen. Das einzige, was sie verbindet, ist dieHochsprache, in Südtirol eine Jingua non viva, wieder Triester Univ.-Prof. Giuseppe Francescatoschreibt. Aus einer lingua non viva können keineNamen herauswachsenSeitdem 1967 die Vereinten Nationen den Mitgliedsstaatenempfohlen haben, nur die geschichtlichgewachsenen bodenständigen Namen AMT­LICH zu vetwenden, haben sich die Namenkartenvieler Staaten wesentlich geändert. Zum Teil sindjahrhundertealte Namen zugunsten der gewachsenenamtlich verschWllnden, selbst in Gegenden, indenen die alten beispielsweise keltischen Idiomeschon seit 100 und mehr Jahren nicht mehr gesprochenwerden, gelten heute eben diese amtlichBurgTaufcrs119& tilX 41


Jahren tatsächlich passiert ist. Davon ist keine Rede.Spricht oder schreibt man italienisch, so wirdman weiterhin die italienischen Namen verwenden(ital ienisch gewachsene Erfindungen von Tolomeiund .seinen Nachfolgern und jene, die noch entstehenwerden). Im nichtamtlichen Bereich ist al le.-;erlaubt, aber im amtlichen Bereich sol lte nach demVorbild anderer Länder grundsätzlieb EinnamigkeitbestehenZur PraxisWie es sein sollte, zeigt ein Beispiel in derSchweiz: Im viersprachigen Gesetzesbuch derEidgenossen finden wir im deutschen TextZürich, im französischen Zurich, im italienischenZurigo und im rätoromanischen Turigt, also viergeschichtlich gewachsene Namen, wobei derRätoromanische der älteste ist , dennoch heißtZürich amtlich nur Zürich. Genf/Ginevra heißtamtlich nur Geneve.DieTrostbllrg,ÖlgemäldevonRolfRcgclcAnmerkungvon AiexanderFrh.v. HohenbilhelDieJugendgruppe desSlidtiroler<strong>Burgeninstitut</strong>esorganisiertediesenVortrag, um aufeinnochimmernicht gelö­,;tesl'robleminderDenkmalp!1egehinzuweisen,dennNamensind Kulturgüter. diemindestensebensoschützenswertsind wi eun>ereßurgenundSchlösser. DiesesThemadarfnichtpolitischiostrument~li sie rtw erden,denn esgeht nicht~ wieesoftinterpretiertwirdumdie"WiederherstellungalterRechte" oderiihnliches,sondemlediglichumdenSchutzdesKulturgutes. indemdergewachseneNameamtlicheGültigkeiterlangtOb die nationalistischen,erfundenenNamenEttoreTolomeisnebendengewachsenendeutschenund IadinischenNamenamtlicheGültigkeitbehaltensolltenodernicht,dies istdaspolitischeProblem. DerSchutzdergewachsenen Namensollteaufalle FällenichtinFragegestelltwerdenlSo entstand - abgesehen von wenigen gewachsenenDoppelnamen - gewachsene und bodenst:indigeEinnamigkeit.Südtirol stellt zumindest innerldb von Europa eineinmaliges Beispiel dar: Nur bei uns wurden künstlicheNamen, die von einer diktatorischen Regierungzum Zwecke der Entnationalisierung eingeführtworden waren, nach dem Sturz dieser Herrschaftauch vom demokratischen Staat anerkanntund festgeschrieben. In den deutschen OstkantonenBelgiens, die wiihrend des Zweiten Weltkriegeszum Deutschen Reich gehörten, wurden nach1945 als Reaktion auf die deutsche Besatzung fran ­zösische (wallonische) Namen eingeführt~ sie sind1960 wieder verschwunden. Aber, was anderswogilt, darf in Südtirol nicht gelten. Ein italienischerKollege sagte mir einmal: ,Wäre Sücltirol eine deutscheSprachinsel im Apennin, so wiire das eineTouristenattraktion. Da müßtet ihr nur die deutschenNamen verwenden! Aber Sücltirol ist ein Teildes geschlossenen deutschen Sprachraumes, unddas wollen viele Italiener nicht wahr sein lassen''Somit ist bei uns das Ganze ein Politikum , mit denitalienischen Namen muß die Pr'jsenz der Italienerin Südtirol unterstrichen werden.Aus den Äußerungen mancher Italiener spricht zudemimmer wieder die Sorge, daß ihnen ihre italienischenNamen genommen werden. Sie fürchten,daß mit umgekehrten Vorzeichen dasselbe passierenkönnte, was in den zwanziger und dreißigerln Südtirol wiire eine Prozentlösung sicher am gerechtesten,wobei wieder die Schweiz als Vorbilddienen könnte: Wenn die Minderheit 30010 der Ortsbevölkerungausmacht, kann ein Doppelname eingefühtt werden, falls dies die Minderheit wünscht.(Ein Schlüssel von 15% gilt im deutsch-slowenischenGebiet Kärntens.) Wenn man in Südtirol einen1(10/()-Schli.issel anwenden würde, giibe eskaum mehr als 20 amtliche Doppelnamen; natürlichsollte die Mikrotoponomastik {Burgen-, HofundFlurnamen) wie im Elsaß und anderswo nureinnamig deutsch oder ladin isch sein. Auch beiden Burgennamen halte man sich nicht an das Statut, kritisiert Giorgio Holzmann von A. N. Gegendie ltalianisierung der Burgennamen hat schon derstaatliebe Landeskonservator Nicol6 Rasmo im Jahre1954 gewettert. Nun hat die KultLJrJ.bteilung derSüdtiroler Landesregierung ei nen zweisprachigenMuseumsführer herausgegeben, sofort kam vonHolzmann eine Anfrage; man hätte z B. im italienischenTeil zwar den Dorfnamen Ehrenburg mitCasteldarne wiedergegeben, aber das Schloß Ehrenburgscheint als Castel Ehrenburg aufMan sieht also, daß es den italienischen Parteimandatarenernst ist. Die deutsche Kulturlandschaftmuß ein italienisches Kleid bekommen - und sowill es letztlich auch das Autonomiestatut Jeder,der für die Wahrheit kämpft, wird als ,,eth nischerSiiuberer ~ verschrienAlpenverein, Schützenbund und Heimatpflegeverbandplanen, landesweit eine Unterschriftensammlungdurchzuführen, mit der die Abschaffung derfaschistischen Namen-Ministerialdekrete von 1923und 1940 und die angedeutete Prozentlösung gefordertwird. Wenn es gelingen würde, etwa 60.000Unterschriften zu sammeln, könnte man wahrscheinlichschon etwas bewegen42 A'(X 1198


Die Wohnlandschaft im Rahmendes JugendstilsDer Innenraum als Gesamtkunstwerk des JugendstilsGeorg 1/ecbt-Lw;ariZum Titel:Im Rahmen und nicht des Jugendstils, weil inllerha/bdieser Stilrichtung ganz tttlterschiedlicbe Sln>numgensowie Geschmacksrichtungen fesweilbarsind. Es fällt schwer, einen gemeinsameil Neunerzwischen j. \rlhistlet-s Pfauenzimmer (Lot/don,1876), Peter Bebretls' Haus Bebrens (Darmsladt,1901), dem Eßzimmer E. Valins aus der (;alleWerksrau (Nancy 1903-1906), C.R. Mackitlloshsb1gram Strecl- und Wilfow-Tea Room (Giasgow, ab1900 bis 1910) uud I Hoffmanns Palais sroclet(Bn"isseVW'ien I 905-1911) zu ji"nden bzw. sie einund demselben Stil zuzuordnen. Andererseits istbei unterschiedlicheil asthetischen Kanons die Gesimmngsuerwandtschaftder Schöpfer erkennbar.Verbindelid sind der W'itle z ur Emeueruug ~·owiedas Bestreben, den Innenraum z um Kumtwerk ;:uerheben.Wohnla ndschaftund 11icht ft16bel, wei/ftirdenjugendstildie gesamte, konsequent durchgesti/teRaumausstallung und nicht das ei11zelne Möbelausscblaggebe11d ist. Dies ganz im Sinne von William1Horris (sein Ans & Crafts Mouuemenl) - Vordenkerund Audö.wr der Stilemeuertmg, die späterim deutschen Sprachraumjugendstil genmmt wurde.Sein Leitf:1den bestand aus dem kompromißlosenPostulat der Harmonie zwischen Architektur undAusstattung der Räume, unter Beachtung der Bedürfnisseder Benützer. Wie sah die Realität aus?Der ßruch mit der Vergangenheit, besonders mitdem Historismus, war verbal radikaler als faktischUnter dem Einfluß der Prärafbeli!en spielten anfiinglichgotische Motive eine große Holle. Er.~Lnachdem der neue Stil über den Ärmelkanal nachBelgien und Frankreich klm, nahm cb s Flor.1leüberhand. Damit lült das Ornament:1le, das Florale,die bewegte, ondu!ienc und asymmetrische LinieEinzug auf dem Kontinent!n der gar nicht so langen ZeiLSpanne zwischen \V.Morris und den nachfolgenden Aposteln der Erneuenmg,hauptsiichlich der späte Otto Wagner,Olbrich und die schon erwähnten Mackintosh undHoffmann, also zwischen dem militanten Jugendstilanfangs und dem Aufbmch in die Moderne, gah esviele divergierende Richtungen und Strömungen, chitektonischen Formen in Urüssel, Paris, 13udanurp:~rtieil liinderbedingt. Um die Jahrhundert- pest, München, T:lllin, !·land in Hand mit entsprewendeerleben wir die ornamentüberladenen ar- ehenden Stilblüten bei der Möbelkunst seitens··~ · ·JoScf Hoffmann.Palnis Stoclet.1905-19li. Brtisse1aus: GabrieleFahrßeckcr.WienerWerk­~tliUe. Köln 1994Hausßehrens.6~ ~~~96·1aus: Ein DokumentDeutscher Kunst1901- 1976.Bd. S.Darmstadt 19771198 AUi. 43


einfach und signalisieren tischlermäßige Handwerksfertigung.Sie brechen mit dem Sezessionismus-stilder AufbruchszeitOlbrich, erst Hasenauers, dann Otto WagnersSchüler, mit dem Wesen eines jenersprühendenVulkans" (0. Wagner), war dagegen ein typischerExponent der Arts & CraftsJünger, für die eine Optimierungvon Gestaltung, Materialien, neuen Detailsund Kunsthandwerk bei jedem Bauprojekt anvorderster Stelle stand. Dadurch bekamen seinedekorativen Objekte oft einen semi-architektonischenAspekt und seine Gebäude e~en kunstgewerblichenTouch. Insgesamt verbindet OlbrichElemente des Wiener Jugendstils mit denen derEnglischen Landhauskultur, wie sie T. Ashbee undseine "lhe Guild & School of Handicraft" propagierten.r=;:ctti:~:de von FerdinandRodler, BürovonJulius Meier-Graefe,urnl899aiiS:Jean-PaulBouillon,DerJugendstil in WortundBild,Genf198512aiiS: Paul Asenbaume.a.,OttoWagner,Möbelund Innenräume,Salzburgl984Galle, Majorelle, Riemerschneider, Giumard, Hortaetc.Zu den soeben erwähnten Wegbereitem der Modemeeinige kurze Anmerkungen. Die Wiener Sezessionsgründungfand im Ftiihjahr 1879 statt, albrichwar Gründungsmitglied, Hoffmanns Beitrittfand kurz danach statt, der Wagners erst 1899. OttoWagner war nicht nur ein begnadeter Praktiker,sondern auch ein vielschreibender Theoretiker.Nach einer Historismus-Phase stellte er 1898 Interieursaus, die durchweg "modern" waren. Dabeivertrat er vehement die Meinung, ein Architekt ha­.be ein Gebäude mit allen Einrichtungen im Alleingangzu gestalten, die Handwerker waren für ihnnur ausführendes Organ (damit befand er sich totalin Antithese mit Laos!). Bei seinen Möbeln verzichteteer auf das historische Ornament, sie sind glatt,"Herb und keusch ist die Stilart der jungen Schotten",schreibt Berta Zuckerkandl über Mackinthoshund seine Glasgower Mitstreiter, als sie mit ihrenWerken 1900 in Wien (8. Ausst. der Sezession) inBerührung kommt. Bei der Pluralität der Stile innerhalbdes Jugendstils hat keiner so kraß mit dessenUrsprüngen gebrochen wie die Glasgower,keiner so klar den Weg in die Modeme gebahntwie Mackintosh.In der älteren Literatur wird immer wieder behauptet,daß Hoffmann seinen Stil und die geometrischeStrenge der Wiener Werkstätte unter dem Einflußvon Mackintosh entwickelt habe. Dies wird dezidiertvon Wemer J. Schweiger (Wiener Werkstätte­Kunst und Handwerk-Wien, Brandstätter, 1982) negiert:Es gab Einflüsse von außen, besonders vonAshbee und Mackintosh, aber grundsätzlich habendie Wiener aus dem tagtäglichen Umgang mit denWerkmateriallen, besonders Eisen und Holz, sowiedurch die enge Verbundenheit zu den Handwerkernihren eigenen Stil gefunden und dann konsequentweiterentwickelt. Wie dem auCh sei, reifeArbeiten der Schotten und der Wiener kann manleicht unterscheiden, deren einzelne Werke sinddoch durch die unterschiedlichen Klimata, Temperamente,Traditionen usw. bestimmend geprägt.Der Japonismus, die Aufnahme fernöstlicher Ornamentmotiveohne der künstlerischen Wahrnehmungund Umsetzung der hintergründigen orientalischenKulturtradition führte zu einem Kaleidoskopverschlungener Körper, Ranken, Blüten undLinien. Bei den Möbeln ging Funktionalität verloren.Für die Schule von Nancy z. B. gab es als einzelnenKanon •L'apres nature•. Erst dem genialenE. van de Velde gelang es, geschlungene Linienund Funktion in ein harmonisches Ganzes zu versdunelzen:Für ihn gab es keinen Widerspruchzwischen Funktion und Dekor. Er betrachtete Ornamenteals eine simple Verschönerung der .Strukturelemente.Der Visionär Morris hatte gepredigt,daß als Reaktion auf die häßlichen maschinellen44 AIX 1/98


Massenprodukte der industriellen Frühzeit von nunan alle Gebrauchsobjekte handlich hergestellt, geschmackvollund billig sein sollten. Das Schöne imAlltag sollte das Volk erziehen. Diese Botschaft gerietbald in Vergessenheit, da die Strenge von Morrisnicht mehr vorhanden war. Möbel und Kunsthandwerkwurden wie gesagt immer verschnörkelter,dabei teuer, und es fehlte meistens ein klaresästhetisches Konzept. Daraufhin wurden die Stimmender führenden 1heoretiker wie Koch, Muthesiusund andere immer lauter. Sie wendeten sichgegen dieses Zuviel an Ornamentik und erkannten,daß man auf dem Weg der Dekadenz des Jugendstilsangekommen war und daß das Angebotenenicht mehr dem Lebensstil des (damals) modernenMenschen entsprach.In der Literatur wird diese Zäsur mit den dreigroßen Ausstellungen Weltausstellung in Paris,1900, Ein Dokument Deutscher Kunstausstellungder Künstlerkolonie Darmstadt, 1901, und besondersmit der Ausstellung für Moderne DekorativeKunst in Turin, 1902, in Verbindung gebracht. OrnamentaleÜbertreibungen waren unmodern, einegewisse Askese war erwünscht. Vordenker war dieGruppe um C. R. Macldntosh aus dem kühlenGlasgow. Im Historismus hatte der .Horror vacui"dominiert, das Überladene war schick. Von nun anwurden Möbel und Inneneinrichtungen mit geometrischenFormen versehen, teilweise spartanisch.Anderseits wurde alles aufeinander abgestimmt,Fenster und Türen, von der Türklinke bis zumLeuchtkörper, vom Sessel bis zur Wandbekleidunginklusive Wandteppiche und Wandpanäle, vomBesteck bis zur Visitkarte und sogar die Pfeife (vanEugenVallin,Wo~6 Nancy,aus: Wendy Kaplan, TheArtthatisLife,Bostoo1987Mackintosh,Diele,Hil1House,Helens-!':~i9t~~l903aus:CharlesRennie,Mackintosh,Köln19951/98 lRX 45


JosephOibrich,Schlafzirnrner tmAltenSchloßGießen, 1906aus: AusstellungskatJiog.JosephM. OIbrich.Mathi l


San Miguel de Bsca­Jada.lO.JahrhundertIn der Einsamkeit hat die Kirche vonEunate ihr Geheimnis bewahrt.Ringsum ein Ring von Säulen behütetes.Uralte Brücken vermitteln den Weg.Stiegen wie zu den Kirchen in Estellasuchen ihresgleichen.Romanische Kirchenportale, dietreuen Begleiter der Reise, wetteifernmiteinander.Reliquie und Legende haben Musik.So sind auch Halm und Henne inder Kirche von Santo Domingo de Iacalzada lebendig geblieben.Burgos spricht für sich selbst, aberder Vierungsturm der Kathedralemuß genannt werden.Im Kloster Las Huelgas der Kreuzgang:Rosen, umgeben von romanischenKapitellen. Welche dieser BlütensJndschöner?Zweigeschossig der romanischeKreuzgang in Santo Domingo de Silos.Er übertrifft einfach alles. Auchhier ein Fußboden mit der Ornamentikaus kleinsten Steinen. Danndie späte Abendstimmung an derwestgotischen Eremitage, wie einZauber.Wer makellose Romanik sehen will,fahre nach Fromista.Und wer Unerwartetes liebt, versäumenicht die Grablege der KircheSanta Maria Ia Blanca in Villalcazarde Sizga.Absolute Remheit der Formen zeigtdie mozarabische Architektur derKirche von San Miguel de Escalada-ein Unikat.Leon, das sind die Glasfenster derKathedrale, die Fassade von SanMarcos, die Grablege in San I.sidoromit Deckenmalereien zum Verlieben.Die Iandschaft, bisher herb undtrocken, wird nun immer grllner.Schön wäre es gewesen, das einsamePilgersträßlein Ober den Paßnach Ponferrada ein Stück zu Fußzu gehen. Gewitter haben es verhindert.Ab hier konzentrieren sich die Gedankenauf Santiago.In Puertomarin wird man noch einmalabgelenkt. Die romanische Kirchewie eine Festung, umgebenvom Raunen der Alkaden.Dann - endlich die Silhouette desHeiligtums. Ein spontanes Klatschenbegrüßt das Ziel der Reise: Santiagade Camposteta - großwürdige Kathedraleinmitten einer wertvollenStadt.Jahrhunderte haben Menschen Lebenund Gesundheit eingesetzt, umhierherzukommen. Für uns war esbequemer. Aber einen Hauch uralterGlaubensfreude kann auch heutenoch jeder finden, der sich offengehaltenhat fiir den Traum der Seeleundihren Gesang. Dr. B. v. liphartBERICHTGeneralversammlung des ÖBV in KärntenNach der Eröffnung und Begrüßungdurch Präsident Dr. Bemhard vonliphart folgt das Gedenken an dieverstorbenen Mitglieder:Otto Graf von ABENSPERG undTRAUN, Sita von BOHLEN undHALBACH, Christa EDER, GreteHANKE, Dipl-Ing. WilfrledPROKSCH, Helmut SIMON, PrinzPranz von 1HURN und TAXIS.Sita von Bohlen und Halbach hatdem Verein ein Legat von öS 20.000vennacht, welches der Verein mitDankbarkeit annimmt.Tätigkeitsbericht des Präsidenten:Herausragendstes Ereignis ist, daßes nach langjährigen Bemühungengelungen ist, das Sekretariat in Wienzu installieren. Dies verdankt derVerein der großzügigen Initiativevon Gräfin Sissi Grundemann, dieeinen Raum ihrer repräsentativenWohnung in Wien 1, Ganzagagasse9, dem Verein unentgeltlich als Sevom10. bis 12. Oktober 1997kretariat zur Verfügung stellt. DerVerein darf auch andere Räume derWohnung für Konferenzzwecke nützen.Gräfin Grundemann wird alsneues Vorstandsmitglied ihr schonbei den Museumsfreunden bewährtesOrganisationstalent auch demBurgenverein zur Verfügung stellen.Anschließend wurde über die Veranstaltungen1997 berichtet.Auslandsagenden:Gräfm Gabrielle Seefrled berichtetüber die Vereinskontakte mit deninternationalen Organisationen .Unionof European Historie Hauses"und "Europa Nostra". Auf Grund besondererUmstände wird PräsidentDr. liphart die Kontakte zu .Unionof European Historie Houses" selbstübernehmen.Finanzbericht:Der Schatzmeister Graf Mactin Gudenuserstattet den Finanzberichtund weist darauf hin, daß sich diefinanzielle Situation des Vereines geb=ettbaLDer Rechnungsprllfer Dr. ]ohannesDrexler erstattet den Prüfbericht undstellt die Ordnungsmäßigkeit ch:rGebarung fest. Dem Vorstand wirdohne Gegenstimme die Entlastungerteilt.Satzungsänderungen:Der Präsident berichtet, daß eineÜberarbeitung der Satzungen vorbereitetwird, aber noch nicht abgeschlossenwerden konnte. Vorabsoll aber bereits der § 2 der Satzungwie folgt etgänzt werden: "DieTätigkeit des Vereins ist gemeinnützig."Diese Eigänzung wird ohneGegenstimme beschlossen.Neuwahlen:Der Vorstand wird neu gewählt. DerPräsident erläutert eingehend denWahlvorschlag.48 .Ba: 1/98


*AlswarnendesBeisp:ieleinerverfehltenSchlösserpolitikist aufdieDachsteuer desösterreiclrischenKaiserstaall:SderAufkllirungs­zeithinzuweisen,mitderdieKriegegegenNapoleonfinanziertwunlen,dieaberllllCbdieschönslellunsererHochburgenalsRoinenhinterließnunmehralsosinddieNiederungssch!öSserlli!der Reihe.Kennzeichen der Anlagen waren diequadratisch angelegten Wassergritben.Die Vorgabe, mit Wasser ökonomischumzugehen, es möglichsthoch an der Oberlläche zurückzuhalten,hat sich mehrlach gelohnt:Mag auch die einstige Machtstellung,ihre kulturelle und schöpferischeAusstrahlung in Vergessenheitgeraten sein: Unsere Schlösser markierenmit ihrem eigenständigenUmfeld, den Gärten und Gräben immernoch ein eigenes ökologischesSystem!Niemand scheint sich ernstlich Gedankendarüber zu machen, warumdie Burgen gerade an jenen Stellenaufgerichtet wurden, an denen siestehen. Der Gesichtspunkt einerökologischen Nische wurde zusammenmit dem Wasser schon langeverdrängt. Schloßgräben wurdeneingeebnet, Brunnen verschüttet,Bäche begradigt, der dem Wasservorherbestimmle Raum in jeder Weiseeingeengt, tllll das Gespenst desHochwassers ein für allemal aus derWelt zu schaffen: Als Ergebnis bleibteine vergewaltigte Landschaft, geprägtdurch das Fehlen des Wassers.Das KanalgesetzNatürlich ist die öffentliche Handgemäß ihres Auftrages schon längerbemüht, diese Probleme in den Griffzu bekommen. Diese Löstmgen freilichunterstehen Sachzwängen: Wasserist entweder Trinkwasser oderaber Transportmittel für Verunreinigungen,das möglichst schnell, effizientund möglichst weit entferntentsorgt werden soll.Heute wird der Anschluß sämtlicherGebäude an eine öffentliche Kanalisationvorgeschrieben. AnschlußundBenutzungsgebühren richtensich nicht nach dem wirklichen,sondern nach dem theoretisch möglichenVerbrauch von Wasser, derdurch Grundfläche und Anzahl derStockwerke bestimmt wird.Der ortsgebundene Verbrauch desWassers kollll1e den Wasseihaushaltniemals gefährden. Die Eigenständigkeltdes Ortes, seine ökologischenEigenheiten, die vorhandenenTeiche und die Gräben als Wasserrückhalte-und Reinigungsbereich,ihre Unüberwindbarkeit und Tiefefinden offiziell keinerlei Verständnis.Der über zweihundertjährige Verdrängungsprozeßdes Wassers ausder Region, der zu Überlebensproblemender Landschaft geführt hat,tritt nunmehr in seine entscheidendePhase. Die Erleichterung der letztenNovellierung, den Kellerbereichnicht mit einzubeziehen, paßt indieses Konzept. Denn es heißt janur, daß sich die Bewohner gebilhrenfreiin ihre unterirdischen Bereichezurückziehen kö!Ulen - genauso, wie dies in allen Notzeiten,die über diese Region hereinbrachen,gewesen war.Schlösser in Abhängigkeitvon GemeindenFreilich enthält das Gesetz auch eineBestimmung, welche offensichtlicheHärtefälle venneiden möchte. Abergerade sie hat den gegenteiligen EffektDenn ihre Anwendung sowiedie Einschätzung einer möglichenNutzung des Schlosses fällt in dieKompetenz der Gemeinde.Das Kanalgesetz läuft somi1 auf eineErsetzung kultureller Anliegen durchGemeindepolitik, auf eine Entwertung,ja Enteignung der Schlösserhinaus.Zentrale GroßanlagenVorrangig besteht der Nutzen vonSchlössern für die Allgemeinheit inder Finanzierung von Großkläranlagentmd ihren Zubringerkanälen inden ländlichen Gemeinden, mit denendie ganze Region von oben verplantist Das Wasser wird Transportmittel,um Verunreinigungen inkilometerlangen Gräben den zentralenEntsorgungsstätten zuzuführen,mit Industriewässern vermischt unddamit als Klärschlamm unbrauchbargemacht zu werden. In gigantischenErdbewegungen zu Lasten der Allgemeinheitwird das ökologischeGleichgewicht, der örtliche Kreislaufdes Wassers zerstört.WiderstandDabei gibt es kaUm eine Region miteiner Vielfalt von Standorten, in denenKultur und Ökologie innigervernunden sind. Im Schloß Hagenbergist zwar der einstige Glanz nurmehr in Spuren aufzufinden, dieStruktur jedoch ist in vollem Umfangerhalten: der rechteckige Graben umden Kubus inmitten seiner vier Bastionen,über den eine Steinbrückeführt; eine vandalisierte Muschelgrotte,in der man das Fließen desWassers zelebrierte und die nochimmer Kräfte aus der Erde ausstrahlt.Fast drei Viertel der Grundflächesind somit dem Wasser vorbehalten.Seine ungebrochene Faszinationmachte es vor dreißig Jahrenzum Treffpunkt von Künstlern, dieinzwischen internationale Bedeutungerlangt haben. Vor elf Jahrenvom jetzigen Eigentümer erstanden,fillute ein Einspruch gegen die Verbauungdes Schloßareals zu eineranonymen Anzeige gegen die Abwasserversorgung,in deren Folgeeine Kleinkläranlage für das Schloßbewilligt wurde. Der Auftrag der Bezirkshauptmannschaftlautete, .... einePilotanlage zur Veranschaulichungder naturnahen Abwasserreinigungzu errichten. Bei Seminarenund Veranstaltungen kann so anschaulichdie Funktion und Wirkungsweiseeiner derartigen Anlagegezeigt weiden.~Damit bildet die Anlage den entscheidendenSchritt der W~.ederbelebungeines auf der Wasserrückhaltungberuhenden landschaftlichenund kulturellen Kleinods der Region.Der Pferdefuß dabei - der Bescheidist auf drei Jahre befristet.Deshalb geht es vordergründig darum,die Sinnhaftigkeit der Anlage zubeweisen, und dafür auch jeneSchlösser zu gewinnen, die sich mitden Gemeinden arrangieren. Wennsie sich unseren Anliegen stellen,wird über kurz oder lang diese Abwasse~politi.kdes Landes zum Scheiternverurteilt sein, für Q.ie sie ansonstenmitverantwortlich zeichnen.•Schlösser alsUmweltmodellDie Zukunft gehört der Umwelt. Geradein den Schlössern wird jenesRegelhafte als Beziehung greifbar,welches Mensch und Natur veiDand.Hier läßt sich zeigen, in welchemAusmaß Wasser für unser Leben bestimmenderwird, je mehr es für dieExperten zum bloßen Schmutzträgerverkommt. Wir wollen die Klärungdes Wassers an diesem Ort als Symbolverstehen:Wir sind ge.!{eJl die großflächigenWasserentnahmen, welche ganzeLandstriche leerpumpen. Wir verlangenöffentliche Maßnahmen zurRückhaltung des Wassers, die zielführendsind und die unsere Schlössereinbinden. Wrr können mit unserenStandorten die Verantwortungfür unser Trink- und Abwasser übernehmen,aus dem Bewußtsein, den50 .m_ 1/98


eigentlichen Wert des Landes zu erkennenund mit unseren Schloßanlagenzu hüten - aus einem erneutenVerantwortungsgefi1hl gegenübereiner in vieler Hinsicht vergewaltigtenNatur.öffentliche Unten;tützung finden,wenn es uns gelingt, unsere Ansich-ten ohne Überheblichkeit und Pa-thos vor unseren MitbOrgern zu ver-treten.Horst von WächterUnser Symposium hat aufgezeigt,daß sich eine breite Stimmung inder Bevölkerung gegen die Abwasserpolltikdes Landes entwickelt, diegerade in den Schlössern konkretisieltwerden kann. Wir werden dieZu den rrurrkantesten Gebäuden derImster Oberstadt zählt der sogenannte.alte Widum", ein westlich dermittelalterlichen Pfarrkirche gelegenerEinhof, der eine reiche, barockeFassadenbemalung aufweist und imKern (Kellergeschoß) noch aus derRomanik stammt. Möglicherweise -archivalische Nachforschungen erbrachtenbislang keinen schlüssigenBeweis - handelt es sich bei demObjekt: tatsächlich um das alte Pfarrhaus,das erst anläßlich der Errichtungdes barocken Neubaues im Jahre1735 seine ursprllngliche Funktionverlor und in Privatbesitz gelangte.1995 wurde das zuletzt sehr desolatgewesene Anwesen auf Initiative derIrnster Kulturreferentin Maria Garnpervon der Stadtgemeinde erworbenund als zukünftiger Sitz derüberregional bedeutenden örtlichenFasnacht gewidmet. Bisher wurdenvon der Stadtgemeinde 3,5 MillionenSchilling in das Bauvorhaben investiert,600.000 Schilling gewährte dieKulturabteilung des Landes als Subvention.Positiv auf die Baukostenwirkte sich der hohe Anteil an Eigenleistungder Fasnachter aus, die,aus allen Berufsgruppen stammend,zahllose Stunden für ihr Haus imEinsatz waren. Die Kosten für dieAußenresmurierung des Objektes(1,25 Millionen Schilling) hat dankenswerterweisedie Messerschmitt­Stiftung übernommen, die damit einengroßen Beitrag zur Erhaltungdieses für das kulturelle Leben derGemeinde wichtigen, geschichtlichund künstlerisch gleichermaßen bedeutsamenHauses geleistet hat.Der querteilige Einhof mit rückseitigan das Wohngebäude angebautemWirtschaftstrakt, ist ein über rechteckigemGrundriß errichteter zweigeschossigergemauerter Bau mitKrüppelwalmdach und wird westseitigin der Mittelachse durch einendurchlaufenden Mittelflur erschlossen.Die regelmäßig gegliederte Fassadedes Hauses weist giebelseiligfünf, traufseilig jeweils drei Fensterachsenauf und wird durch eine rei-ehe, in die zweite Hälfte des 18.Jahrhunderts zu datierende Architektutmalereioptisch gegliedert. DieGebäudekanten werden durch rnarmorierteEckpilaster hervorgehoben,Portal- und Fensteröffnungen durchvolutenförmig endigende Pilastergerahmt und durch ein verkröpftes,im Sturzbereich zurückschwingendesund mit einem Medaillon in derMitte versehenes Gebälk abgeschlossen.Den unteren Abschlußder Fensterrahmung bildet ein profiliertesBrüstungsgesims, von demRosenfestons herabhängen. Da.'l Eingangsportatbekrönen zusätzlichzwei mit Blütenbouquets verseheneZiervasen und die Darstellung einerbekleideten Gnaderunadonna.Die Planung der notwendigen Adaptierungs-und Umbaumaßnahmen lagin den Händen von Dipl.-Ing. DietmarEwerz, einem jungen, aus Imstgebürtigen, derzeit in Graz tätigenArchitekten, der die Planung mit vielEinfühlungsvermögen und großerSensibilität gegenüber der historischenBausubstanz durchgeführt hat.Die bauliche Sanierung des Objekteskonnte 1995 mit der Sanierung undNeueindeckung des Dachstuhles rmtBiberschwanzziegeln in Angriff genonunenwerden. 1996 ·wurden dasMauerwerk durch die Anlage einesDrainagegrabens trockengelegt undteilweise unterfangen, der schadhafteVerputz im Sockelbereich abgeschlagenund die Fenster nach altem Vorbild(gemalte Scheinfenster) alszweiflügelige Holzverbundfenstermit Kämpfer und Bleirutenteilung rekonstruiert.Die Maßnahmen im Innerendes Gebäudes betrafen die Sanierungund teilweise Erneuerungder Decken und die Aufuringong einesdenkmalgerechten Kalkpuues.1997 wurde die Fassade im Sockelbereichneu verputzt und befundgemäßmit Kalk getüncht, die Architekturmalereimußte teilweise rekonstruiertund im Fehlstellenbereich zurEihöhung der Lesbarkeit durch Retuschengeschlo&en. werden. Die weiteren,im ve1gangenen Jahr durchgefillutenMaßnahmen betrafen dieVerlegung eines Riemenbodens unddie NeufarbeJung der Innenräumemit Kalkfarbe. Die Adaptierung undder in zeitgemäßer Form geplante,funktionellen und ästhetischen Anforderungengleichermaßen Rechnungtragende Ausbau des ehemaligenWirtschaftstraktes ist für <strong>1998</strong>vorgesehen.Nach dem vorliegenden Museumskonzeptsoll das .Haus der Fasnacht"ein Ort werden, an dem dasFastnachtsbrauchtum auf zeitgemäßeWeise in seiner lebendigenVielfalt dargestellt und durch denEinsatz moderner Medien dem Be­SI.lcher vermittelt wird. Während dasursprüngliche Wohnhaus als Archivund Versammlungsort der Fasnachteradaptiert wird, ist der ehemaligeWirtschaftstrakt dem eigentlichenMuseum vorbehalten. Das Museumsoll in erster Ilnie das Imster Schemenlaufenunter Berücksichtigungder verschiedensten Aspekte präsentieren,zugleich aber auch Platz fürtemporäre Ausstellungen über andereFasnachtsbräuche im alpinenRaum und themenbezogene Veranstaltungenbieten. Dadurch könntedas Haus zu einer zentralen, im Herzender Alpen gelegenen Begegnungsstättefür alpines Brauchtumwerden und durch die Vermittlungder kulturellen Vielfalt des Alpenraumesviel zur gegenscitigen Verständigungbeitragen.Reinhold RampoldFasnachtShaus,Zustand <strong>1998</strong> nachder Restaurierung1/981EIX 51


BUCHBESPRECHUNGDenkmalschutz auf neuen Wegen?Drei neue Bücher zu Theorie und PraxisBeiiJittlCheneBücher:NorbatHuse,UnbequemeBaw:lenkmale:Entsorgen?Schi1tzen'!Pflegen'l,Milnchenl997Das Denkmal als Altlast?Auf dem Weg indieReparaturgesellschaft:Icomos-Hel'bldcsDeulscllcnNationalkmniteesXXI.Hrsg.:NationalkomiteederBundesrepublikDeutschlandProf.Dr.MichaelPetzetundI..ehrstu.hlfilrDenkmalpflegeundBauforschung,UniversitätDortmund Prof. Dr.-Ing.UtaHassler,l996GantberMoewes,WederHiittEnnochPalllste:ArchitekturundÖkologieinderAibei.tsgesellscltaft:EineStreit8chrift.Basel-Bostnn-Berlin,1995Schutz und Pflege des bistmischenErbes sind mit der sozioökonomischenEntwicklung eng verllochten.Geht diese Korrelation von Dynamischemund Ruhendem stets zu Lastendes letzteren? Zu den dynamischenKräften zählt die BauwirtschaftZwischen der Pt1ege des baulichenErbes und dem allgemeinenBaugeschehen besteht zwar manchmalnur eine lockere Verbindung,die beiden smd aber nicht zu eiltkoppeln.Diese prinzipielle Feststellunggilt für fast alle Kategorien vonBaudenkmalen/wobei nach heutigerAuffassung nicht nur einzelneGebäude, sondern auch ganze Gebäudekomplexeund städtebaulicheAnlagen wie Häuserblöcke, Stadtviertel,Dötfer, ganze Städte und sogarbenachbarte Städte zum kulturellenErbe zählen, wie die von derUNESCO erarbeitete Liste des WeltkultureiDesbelegt. Die kritische Be-­schäftigung mit dem Bauen, welches,wie viele andere Bereichemenschlicher Tätigkeit, in unserenTagen oft durch strikte Vemeinungvon Erfahrung und hemmungslosenVeiDrauch von Material- wie Energievorrätencharakterisiert ist, wirftviele Fragen auf. Von Vandalismusund Zerstörung sind neben Einzelbauwerken,rein baulichen Ensemblesoft auch ganze Orte und Landschaftenbetroffen, bei denen ein,empfmdliches Mit- und Ineinandervon Natur und Kunst" (Norbert Hose)besteht. Gegenwart und Geschichtesind heute mit der auchdurch die rasante technische Entwicklungprovozierten ,Verknappungvon Zeit" (Hermann Lübbe)verschränkt wie nie zuvor. WelcheBeiträge dürfen in dieser Situationvon Denkmalschutz und Denkmalpflegeerwartet werden?Tragfähige Pea;pektiven lassen sichnicht in einsamen Nacht-und-Nebel­Entscheidungen erzwingen. Für undWider müssen im strukturierten Planungsprozeßaus verschiedenenBlickwinkeln sorgfältig abgewogenwerden. Der Blickwinkel der Denkmalpflegemuß auf die Problemevon Ensembles, historische Kulturlandschaftenund Denkmallandschaftenerweitert werden. Auf dieseund andere von der Gegenwart gestellteForderungen verweist NorbertHuse in einem Essayband .unbequemeBaudenkmale: Entsorgen?Schützen? Fflegen?" Huse provoziert,sensibilisiert den Blick der Denkmalpflegeauf Orte und Bauten aus derjüngeren Geschichte und plädiert fürSicherung und Pflege .schwierigerErbschaftenu und spricht sich gegenjede Verdrängung aus. Sein Plädoyerfür die Erweiterung des Betrachtungshorlzonts,vom Einzelobjekthin zur Landschaft, impliziert dasEintreten in einen konstruktivenDialog mit Natur- und Umweltschutz:.Einer ideenreichen Denkmalpflegemüßte es gelingen, dieunvermeidlichen Konflikte produktivwerden zu lassen.« Hier sindDenkmalpfleger aufgefon:iert, in Zusammenarbeitmit Raumplanungund Städtebau Ziele zu formulierenund Methoden samt Indikatoren zuentwickeln. Freilich muß dafür dasBegriffsmstrumentarium erweitertund mit dem anderer Wissenschaftenabgeglichen werden. Als exemplarischsieht Huse die Kombinationvon Bauen, Planen und Umweltschutzim weiteren Sinn des Wortesbei der Internationalen BauausstellungEmscher Park im nördlichenRuhrgebiet an. Die Industrialisierungist hier - wie auch in vielen anderenTeilen Europas - noch Realität unddoch bereits Geschichte. Die sinnvolleUmwandlung von IndustrieundZechenbrachen in Verbindungmit ökologischer und sozialer Erneuerunghat sich die 1989 gegründeteInternationale BauausstellungEmscher Park als Zehnjahresprogrammvorgenommen. Die in diesesKonsortium eingebundenen Verantwortungsträger- Pplitiker, Beamteund Unternehmensleitungen - sindsich einig, daß der Erhaltung von Industrieanlagenwie ·Zechen, Hüttenwerken,Halden, Verkehrsanlagen,Speichergebäuden besondere Aufmerksamkeitzukommen muß, dasie als Träger für die soziale,räumliche und städtebauliche Identitätunersetzbar sind. Die solchenMaßnahmen vorausgehenden Planungsprozessesind äußerst komplex.• Vergehenlassen« und .Erhalten"werden auch zum Zeitproblem.Deutlich wird hier, daß die herkönunlicheDenkmalpflege ihr Instrumentariuman diese Forderungenanpassen muß. Ein Grund zurResignation? Norbert Huse verneint,plädiert aber für das Einbeziehenvon Denkmalschutz und Denkmalpflegein die ,.Kunst der Planung".Die Kenntnis ökologischer DenkundPlanungsmethodik kann demDenkmalschutz auch in andererRichtung neue Impulse geben. DerDenkmalschutz befaßt sich traditionellerweisemit Strategien zur Werterhaltung.Dazu zählt auch die Frageder Erhaltung von Ressourcen,wobei hier vor allem der Umgangmit den Bauwerken anzusprechenist. Der Bericht von der 1995 veranstaltetenTagung des Deutschen Nationalkomiteesvon ICOMOS unddes Lehxstuhls für Denkmalpflegeund Bauforschung der Univen;itätDortmund mit der provozierendenFragestellung "Das Denkmal als Altlast?Auf dem Weg in die Reparaturgesellschaft"bietet weit mehr als Impulsefür eine neue Sicht von Industriedenkmalpflege.Demnach fallenetwa 60 Prozent des Mülls in derBundesrepublik durch das Bauwesenan. In ÖstelTeich sind die Verhältnisseähnlich. Nach den Angabenim .Bundes-Abfallwirtschaftsplan,Bundesabfallbericht 1995" betrugder Anteil von Baurestmassenam Gesamtabfallaufkommen 56 ProrentMit den materiell-energetischenAspekten des Bauwesens beschäftigtsich auch Günther Moewes in .WederHütren noch Paläste: Architekturund Ökologie in der Arbeitsgesellschaft:Eine Streitschrift." Er betontvehement, daß alle Eingriffe aberdieE!lelgie-Rohstoffbilanzbeeinflussen.Jeder VeiDrauch, also jeder Umsatzvon Materie und Energie, erhöhtunumkelubar die Entropie aufunserem Planeten. Dieser Planet bildetein geschlossenes System, bestehendaus der nahezu konstant bleibendenMenge an Materie. Nachdem ZWeiten Hauptsatz der Thermodynamiklaufen in solchen Systemenalle Vorgänge in gleicher Weise ab,von Zuständen höherer Ordnung zusolchen niedrigerer Ordnung. DenGrad dieser Vermischung und Zerstreuungnennt man Entropie. EinVersuch illustriert diesen Vorgang:Man fülle die Hälfte eines Glases mit521RX.l/98


weißen Kugeln und die andere mitschwarzen. Durch Schütteln geratendie Kugeln durcheinander. Der Vor~gang ist unumkehrbar, denn allesweitere Schütteln vermag die Ku~geln nicht mehr in die ursprüngliCheOrdnung zu bringen.Alte Bauten und Landschaften sindaber nicht nur .geordneter Roh~stoff', sondern vor allem das Ergebnisvon auf Erfahrung aufbauenderTätigkeit, damit also "materialisiertesGedächtnis". Gegenwärtig gibt es imBauwesen viele Versuche in Rieb~tung Angleichung, Standardisierung,Schematisierung, aber auch in Rieb~tung Produktions~ und Konsumsteigerung.Alle moralisierenden Forderungen,wie sich Eigentümer, Bauherren,öffentliche und private Verwaltungen,Volksvertreter, Architekten,Ingenieure als Entscheidungsträgeroder als urunittelbar Befaßtezu verhalten hätten, bleiben illusion,so Moewes' These, solange sich diewirtschaftlichen und gesellschaftli~eben Randbedingungen nicht wan~dein. Daran ändert auch die Verunsicherunginfolge der in immer kürzerenAbständen auftretenden Umwelt-und Wutschaftskrlsen nichts.Dennoch müssen für künftige Generationendie Vielfalt des von MenschenGeschaffenen wie die integralerhaltene Natur gegen Zerstörung,Abbau und Vermischung nach Kräf~ten geschützt werden. Die in aktuel~Jen Beiträgen auftauchenden Fragenan Denkmalschutz und Denkmalpflegefinden ihre - teilweise - Entsprechungin den Bemühungen zurErhaltung von natUrliehen Lebensgrundlagenund zur Verteidigungmenschlicher Grundwerte. Vielleichtmüßte einzelnen Bemühungen umdie Erhaltung und die Pflege desbaukulturellen Erbes gar der Charaktervon Modellfällen zugestandenwenlen?Die Geschichte von Denkmalpflegetheorieund -praxis ist reich an Versuchungen,das Denkmal für kurzfristigeInteressen zu mißbrauchenund zu verschleißen. Oft geht dieangepaßte Theorie der Praxis voraus.Eigentümer, Architekten, Bau~meister, Restauratoren, Behörden~vertreter und Handwerker müssenmit Denkmälern umgehen und sindunzertrennliche Partner auf einer.Gratwanderung zwischen Bewah~ren und Erneuern" (Achim Hube!).Die wissenschaftliche Entwicklungin der Gegenwart führt uns stets neuvor Augen, daß alle Gebiete desWissens und der Erkenntnis miteinanderverknüpft sind. Daher konuntes, daß die Wissenschaften, in denenunser Wissen bekanntlich Gestaltgewinnt, in mannigfaltigen Beziehungenzueinander stehen, mit~einander innerlich verwandt sindund somit Vergleich und gegenseitigeAnpassung zulassen, ja geradezufordern. Gestatten Sie mir einen Vergleich!Bei der Kombination vonFarben werden je nach Auswahlund Zusammenstellung unterschiedlicheund harmonische W.trlrungenerzielt. Der .leichtfertige Verbrauchdes historischen Erbes" (Norbert Hu~se) stellt }edenfalls einen Verlust füralle dar. Aller Arbeit für Denkmalschutzund Denkmalpflege sindDauer, Zurückhaltung und Sparsamkeitals Option eingeschrieben. Dasbauliche Erbe ist wie ein Buch,wenn man versteht, darin zu lesen.Die Gegenwart kann damit an Breiteund Tiefe gewimlen und Strategienfür die Zukunft entwickeln.Bruno MaletonerVorrichtungenzurArbeitserleichterungfOrdcmdieEntkernungund erschwerendamit die Substanzerbaltung.Die .,Mulde"provoziertgeradezudieunsortierteDeponievon Baumüll.Die Gartenkunst des BarockDENKMALPFLEGEDas wachsende Verständnis für dieGartenkultur des Barock, aber auchdie Sorge vor Verlusten an überkommenerGartensubstanz habendas Deutsche Nationalkomitee vonICOMOS veranlaßt, eine internationaleFachtagung zur Gartendenkmalpflegein Schloß Seehof beiBamberg (23. bis 26. September1997) gemcinsam mit dem BayerischenLandesamt für Denkmalpflegeund dem Aibeitskreis HistorischeGärten der Deutschen Gesellschaftfür Gartenkunst und Landschaftskulture. V. zu veranstalten. Ziel der Tagungwar es, die denkmalpflegerischeBehandlung barocker Gartenanlagenzu diskutieren.Die Referate verdeutlichten nichtnur den hohen Stellenwert, den dieGartenkunst im 17. und 18. Jahrhunderthatte, sondern auch, zu welch Pavillons, Treppenanlagen, Terrasüberra.gendenKulturleistungen- im sen, Kaskaden, hölzernen TreillagenBereich der Gartenkunst - gerade -bedürfen die Gärten des dauerhaf~das alte Europa fähig wa.r. Dennoch ten Schutzes, der kontinuierlichensind auch hier bedauerliche Verluste Fflege und der in Parkpflegewerkenam historischen Bestand zu bekla~ formulierten, langfristig geplantengen. Einst als Einheit erdacht, ent- und konsequent betriebenen Entworfenund ausgeführt, sind in zahl- wicklung nach einem klar definierreichenFällen nur noch die Schlös- ten Konzept. Das muß nicht die Resererhalten. Die Gärten hingegen stitution des barocken Vorzustandshaben inzwischen ihre ursprüngli~ zuungunsten landschaftlicher ÜbereheGestalt verloren, sind verwildert, formungen bedeuten. In jedem Fallund der Besucher kann das ur~ - und darin herrschte unter den ca.sprüngliche barocke Naturempfin~ 250 Tagungsteilnehmern Einigkeit -den kaum noch nachvollziehen. An- bedarf jedes Projekt sorgfältiger wisgesichtsder Vergänglichkeit der Be- senschaftlieh-konservatorischer Vorstandteile- seien es vegetabile Untersuchungen, was aufgrund derSchmuckelemente wie Blumearabat- häufig bis in die jüngste Zeit erfolgten,Formbäumchen, Hecken, ver- ten Überformungen darm bei derdefte Rasenflächen oder die archi- Zielsetzung der gartendenkmalpfletektonischeGartenausstattung mit gerischen Maßnahmen nicht ohne1/98 .4IX. 53


Im GartenvonSchloßSeehofeine gew i ~scnh;!he Abw;igung mög·lieh ist. Denn immer wieder erhebtskh die FrJge, welcher Zust;md erh:~henwerden solltmd ob eine l'~r­Jilelit:it verschiedener ZuMändc (zl3. die riesigen Eichen im ßrodt.:riepar tern~ des G; ! rten~ von Pderhofbei St. l'cter~burg) in ihrem SchichtenreichtumSinnmJChttenanb gen - bevorzugte Wohngegenden,die daw tendieren, sich inden historischen Bestand hineinzufressen.Gefordert wären weiträumigeSchutzwnen, die den Denkmalbestandgroßzügig umfassenin den beiden ersten Themenblökkengingen die Referenten auf dieAusstattung einzelner G:inen ein,d. h. historische Pflanzen und ihreVerwendung, barocke Skulpturenund ihr ikonogwphi.sches Progr;ullln,die Wasserkunst und diebaulichen Bestandteile der Gartenmchitektur.An konkrt:ten Beispielenkonnte gezeigt werden, wie eine Alleedes 18. J;![uhunderts zu beh;mdelnist oder welche ß!umensonen~chon in Jen Rabanen der Bnockzeitverwendet wurden. Der Skulpturenschmut·kmuß besonders ge­S


Zurliek zum .Geburtstagskind": D:t~Markgr.:inichc Opernhaus, das j~schon Richard Wagner n:tch ßayrcuthlockte, mit seiner cin7.if!:trtigenInnenausstattung, hat - wie durchein Wunder - 250 Jahre ohne nennen~werteEingriffe und Schäden hbauf den heutigen Tag überstanden.Ohne Fr-age L~t es das bedeutendstehistorische Theater nördlich der Alpen."(Kriickmann)Im Mittelpunkt der Ausstellung stehtdas Opernhau.~. Hier wird eine Tonlidit-l n~zenierung der besonderenArt gezeigt Im Neuen Schloß werdenTeile der Ausstellung pr'Jsentiert, diesich schwerpunktmiißig mit dem&h:tffen Ga !Ii ßibienas und der PersonMarkgr.:ifin Wilhdmino.: :tuscinandcrst:t~~n. Auch die lkpriiscntationsr'Jumeund Wilhelmines private Riiumesind n:leh ihrer lk,taurierungerstm:il~ wieder der Öffentlicltkcitzugänglich, und die F;t~~;tde desS.:hi()S.S(;s erstmhlt in neuem Glanzhn Jubiläumsj:illf sind weitere Sonder-ausstellungenim Stadtmuseum. indtT Kft'ü;.sparbsse und hci Stcingriiher& Söhne zu sehen. Am 26_ M:tiwerdenTeiledes Schlosse .; F:tintaisiein Donndorf eröffnet und ad:tptknfür eine Dre.s


Ausstellung:25.Julibill3l.Oklnber<strong>1998</strong>,KlosrerNCIJ8tiftbeiBrixen,täglichvon!Obis181Jru--·""""'Symposion:24.bis26.Septemberl998,Ra-Au.utellungsstraße:abEndeJuni <strong>1998</strong>,29StatioDenzwiscllenBox.enundA88ling/OsttirolInformationen:Tim1erLandesinstitut,Schlemslraße1,39100Bozcn,Tel.(0471)971904;Fax.(0471)973597.von Priedrich Pacher gemalten Al- Diese Ausstellung wird für langetarn. Seit 150 Jahren befinden sich Zeit, wenn nicht überhaupt die letzdiesieben Flügeltafeln in Jerusalem, te Gelegenheit seiD, so viele bedeuderMittelteil hingegen, also die Al- tende Werke der Tiroler Kunst zutartafelmit Predella, im Tiroler Lan- sammen zu sehen. Die auf Holz gedesmU'!eUIIlFerdinandeum in Inns- malten Tafeln, bzw. aus Holz gebruck.Im 19. Jahrhundert waren schnitzten Skulpturen, zählen ausdiese Tafeln von einem bayerlschen technischen Gründen zu den deli-Sammler einem Franziskanerkloster katesten Kunstwerken. Die Museenim Heiligen Land geschenkt wor- sind weniger und weniger bereit,den. Die Ausstellung wird die Flü- diese wertvollen und empfi.ndligelund Mitteltafel nach fast 200 Jah- eben Werke auf Reisen zuren zum ersten Mal wieder vereini- schicken. So gesehen darf mangen.schon heute diese Ausstellung alsein unwiederholbares Ereignis bezeichnen.Begleitend zur AUBStellung wird inBruneck ein international besetztesSymposion abgehalten. Die genannteAusstellungsstraße wird denSüdtirolbesucber auf den reichenSchatz von Fresken hinweisen, die,zum Teil frisch restauriert bzw.überhaupt erst neu aufgedeckt,dem Besucher einen Einblick inden imponierenden Reichtum desLandes an Kunstwerken gewähren.TirolerLandesm.stitutAUSSTELLUNG......,__Öffnungszeiten:April-15.NovemberAnscluift:Stld!imler Landesmuse­umfiirJagdundFische-"' SchloßWolfsthum39040Mareit(AutobahoausfahrtSterzing)Telefon+Fax:04721758121Der Fischerei wiid künftig im neuenSüdtiroler Landesmuseum für Jagdund Fischerei (vgl. ARX 1/1996)mehr Raum gewidmet werden. Eineder größten europäischen Privatsammlungenvon Fischereigerätenund Fischereizubehör aus dem 19.und 20. Jahrhundert, die SammlungRudolf Reichel, ist am 9. August1997 auf Schloß Wolfsthurn inMareit festlich im Beisein des SüdtirolerLandeshauptmannes LuisDumwalder, des KulturlandesratesBruno Hosp, des SchloßbesitzersBaron Gobert von Sternbach, vonfast 200 Südtiroler Petrijüngern unddes Leihgebers eröffnet worden. RudolfReichet aus Münchberg hat dieSammlung dem Mweum als Dauerleihgabezur Verfügung gestellt. DerLeihvertrag war im vergangenen Maiunterzeichnet wotden.Zwischen Angeln und FliegenDer gebürtige Franke Ruclolf Reichelhat vor etwa 20 Jahren damit begonnen,wertvolle Fischereigeräte zusammeln. Auf Auktionen in verschierleneneuropäischen Großstädten,vor allem aber in London, erstander antike Fischereiutensilien.Seine Sammlung umfaßt somit vornehmlichAngelgeräte aus Großbritannien,aber auch aus Frankreich,Deutschland und den VereinigtenStaaten, in erster Linie Ruten undRollen. Außerdem sind zahlreichekünstliche Fliegen Teil der Sammlung.Viele Ausstellungsgegenständesind ausgesprochene Raritäten miteiner eigenen Geschichte.Obwohl Museen in Deutschlandund der Schweiz an der Ausstellungder Sammlung Interesse gezeigt haben,ist es - über Kontakte des SüdtirolerCasting Clubs mit Rudolf Reiche!,der nunmehr seinen Wohnsitz 'in der Steiermark hat - gelungen, sieins Südtiroler Jagd- und Fischereimuseumzu bringen. •Meine Sammlung•,so Reiche! im Anschluß einesBesuchs auf Schloß Wolfsthum,•wird hier eine neue und würdigeHeimstatt fmden.•In der barocken Schloßanlage sindden wertvollen Ausstellungsstückenzwei Räume vorbehalten. DieSchaukästen wurden vom DesignerJOtgen Praylowski aus Dösseidorf soeingerichtet, daß sie die Fliegenfischereiumfassend dokumentieren,aber auch Einblick in Bereiche wieHochsee- cxler Lachsfischerei geben.Die Sammlung Rudolf Reichel wirdJaU[ Vertrag dem Landesmuseum fürJagd und Fischerei kostenlos zurVerfügung gestellt, für die Dauerdes Bestehens des Museums. DieEntwicklung des LandesmuseumsSchloß Wolfsthurn ist damit nachden Worten des KulturlandesratsBruno Hosp noch nicht abgeschlOS:..sen; es gibt bereits verschiedenePläne und Projekte für das MaceiterMuseum, wobei, wie der SüdtirolerLandeshauptmann Luis Durnwal4erbei der Feier sagte, •das SchloßWolfsthurn selbst das schönste Museumist•.L.W.RAUSSTELLUNGDas Geheimnis der Turris ParvaSpuren hochmittelalterlicher Vergangenheit in Schloß TirolDas Landesmuseum für Kultur- undLandesgeschichte Schloß Tirol widmetheuer eine Sonderausstellungzum .Geheimnis der Tunis Parva".Im Zuge der Bauforschung, welchesich seit den siebziger Jahren mitSchloß Tirol beschäftigt, konnte1994 ein bis dahin unbekannterZwischenbcxlen im ersten Obergeschoßder sogenannten Tunis Parvageöffnet werden. Die anfänglicheSkepsis, daß nämlich darin nichtsveiborgen läge, wich nach der Entdeckungeiner beachtlichen Anzahlvon Kleinfunden aus dem 12. bis 16.Jahrhundert allgemeinem Erstaunen:ein Daubenbecher, ein Kinderschuh,verschiedene Stoffetzen - und eineMenge Schutt. Das Sieben und genauesteUntersuchungen diesesSchuttes erbrachte den Forschern eineerstaunliche Fiille an Objekten:beschriftete Pergamentfragmente,Keramik, Buntmetall, Glas, Nußschalenund andere Pflanzenreste undvieles mehr. Diese Mikrofunde wiederumboten dem aus Archäologen,Botanikern, Biologen und Bauforschern- um nur einige zu nennen -bestehenden Forscherteam die Mög-56..EX.!I98


lichkeit, in geduldiger Kleinarbeitdas Bild des Mittelalters durch teilweisevöllig neue Einsichten zu vervollständigen;vom rekonstruiertenBauarbeiterhemd aus dem 13. Jahrhundert,den damaligen Nahrungsgewohnheitenund der Landwirtschaftbis hin zur Tradition derBauopfer.Die gewonnenen Erkenntnisse sindnicht nur wertvoll für unser Wissenüber das Leben auf einer Burg; sieermöglichen überdies Aussagen zuHandwerk, Klima, Flora und Faunaunseres Landes im Hochmittelalterund sind als solche wichtige Bausteinebei der Errichtung des neuenLandesmuseums für Kultur- undLandesgesdn'chte auf Schloß Tirol.Der umfangreiche Katalog zur Ausstellungsoll dabei als vertiefende Literaturzum Thema dienen.Die Einbindung verschiedenster Forschungsdisziplinenmacht diesesProjekt gerade für Schulen außergewöhnlichspannend. Eine eigenemuseumspädagogische Schiene inder Ausstellung, museumspädagogischeEinschulungen für alle interessiertenLehrer sowie die Zurverfügungstellungvon didaktischem Materialdienen der altersgerechtenVertiefung für alle Schulstufen.~b~f:m~~::.den4.AprilbisSonntag,denll.Novemberl998tllglich,au.ßerlllOlltags.von !Obis 17Uhrzu­g~Weitttelnfor­mal!onen:wrAuastel­lung im LandesmuseumSchlo8Tirol(Tcl.0473a20221,Fax.04731221132).Österreich-Ungarn in Lied und BildEin Hochzeitsgeschenk an Kaiserin Elisabeth 1854hrsg. v. der Osterreichischen NationalbibliothekBuCHBEsPREclllJNoUnter den Hochzeitsgeschenken anElisabeth zu ihrer Vennählung mitKaiser Pranz Joseph im Jahre 1854befap.d sich auch eine prunkvolleKassette vom angesehenen Musikverlegercarl Anton Spina. Die bunteFolge von Blättern enthäk sowohlNoten und Texte der bekanntestenVolkslieder der östen"eichischenLänder als auch Blätter, die die zugehörigenTrachten darstellen. Die23 Aquarelle der jungen Paare stammenvon dem Porträtmaler AlbertDecker. Damit sollte der künftigenKaiserindie kulturelleVielfaltihresneuen Landes vorgestellt werden.Die Völker des Habsburgerreicheswerden ihrer neuen Herrseherin inihrer Individualität anband der österreich.ischenNationalmelodien undTrachten nähergebrachtDiese kunstvoll gefertigte Schatullemit den Lieder- und Trachtenblätternder 23 Kronländer wurde in einemAuktionshaus zur Versteigerungangeboten, die OsterreichischeNadonalbib.liothek wollte dieses bedeutendeZeugnis österreich.ischerGeschichte und Kultur erstehen, alleines fehlte das Geld dazu. DieKuratoren begannen in Anbetrachtder kulturhistorischen Bedeutungdes Objekts für ihre Sammlung diebesondere Anstrengung, Sponsorenzur Unterstützung für denAnkauf zubegeistern. Das ist in großem Maßgelungen. Zahlreiche namhafteSponsoren unterstützen geme denAnkauf der Schatulle.Strassnig-Bachner eine Benefiz-Galaim Prunksaal der ÖNB mit anschließendemGala-Empfang, gesponsertdurch Ch. Demel's SölmeGmbH. Es wurden tänzerische undmusikalische Darbietungen der Liederund Tänze in den entsprechendenTrachten aufgeführt. Erfreulichwar das Engagement so vieler Menschen,die durch ihr Können und ihrMitwirken die Gala zu einem Ereigniswerden ließen. Musik und Tanztrugeri vor: Franziska und RudolfPietzsch, Familie Hauser, GünterZerl>es, Hedi Richter, die Eleven derBallettschule der ÖsterreichischenBundestheater unter Michael Birkmeyer,die Volkstanzgruppe desBRG xvm. Die Trachten wurdenteils von der Sammlung Tostmannzur Verfügung gestellt, teils von denSchülern des Speziallehrganges förBühnensclmeiderei der HBLA .förMode und Bekleidungstechnik hergestellt.Durch das Programm führtenBrigitte Hamann, Horst FriedrichMeyer und Walter Deutsch.Und nun zu dem hier vorgestelltenBuch: Das vorliegende Werk ist einevollständige Wiedergabe diesesHochzeitspräsents an Kaiserin Elisabeth,ein prachtvoller Band, derdurch kurze, zeitgenössische Beiträgenoch eigänzt wird. Darin erfahrtder Leser über die historische, musikalischeund kulturelle Bedeutungdes Werks seinen Stellenwert zurdamaligen und heutigen Zeit.dem Schlagwort des .Selbstbestimmungsrechtesder Nationen", das bisin die Gegenwart die Entstehungvon Staaten zu legitimieren geeignetist. Die innere Struktur des Reicheswar Mitte des 19. Jahrhunderts (biszur Entstehung der Doppelmonarchie1867) nach 23 Kronländern geordnet,wobei ihre Grenzen überwiegendnicht mit ethnischen odersprachlichen Grenzen übereinstimmten.Den historischen Vorgang der Hochzeitszeremonien,das Kennenlemen,der Einzug Elisabeths in Wien, dieVorbereitungen, den gerrauen Ablaufder Hochzeitsfeierlichkeitenschildert mit sämtlichen liebenswürdigenDetails Gerda Mraz.Emil Brix schreibt über die Völker Walter Deutsch schreibt im BeitragAls besonderes Ereignis initiierten der Habsburgerrn.onarchie bis zur "Musikalische Anmerkungen zur Lie-Gexi Tostmann und Matgarete Auflösung derselben 1918 unter dersa.mmlung C. A. Spina", daß zual-Österreicll-UngaminLiedund Bild,mitBeitriigenvonBmilBrix,ErllardBusek,WalterDeutsch,JreneKobl,GoorgJ.KuglerundGeldaMraz,VerlagBranclstiitter,BadVöslaul997,144Seiten,25Farb-und44SW-Abb.LimilierteundnumerierteAuflagevonl500Ex.,öS1.197,DMI64,sFrl45ISBN3-85447-755-4FrontispizderMusikaliensammlungvon C. A. Spina. 18541/98 ..m. 57


nur vcrdnzeh n;tdwollzogen werden. Die VolkslieJfor~hung und dietbmit n~rhundene Aufzeichnung derLkdwcisen, Texte: und Tänze :~usder mündlichen Ühcrlieferung dörf-liche r S;inger stand erst am Anfangihrer wechselhaften Ge:>chichte. D:1sWerkkannalsersh:rVersuchzueinertypologischen D;~rstellung dermusikalischen Vidfah der Völkerwurde immer ncx:h mit dt:m Tr.:xtgesungcn. der ;tuf K;liscr Fr;mz Iausgeri!.:hh.:t w;~rGkichzeilig bemühte sich Spina.Österreichische N


Bänke in Park und GartenAnliegen des Buches und der Ausstellungist, auf die Ästhetik und forhrsg.vonl'etel"!\'icklBUCHBESPRECHUNGBeglt>itcnd zu einer Ausstellung derHandwerkspflege in Bayern Jtinkein Park und Garten" in der G:derit:Handwerk in München. die leidernur von l MärE. bis 1H. April zu sehenw:1r. ist ein umfangreicher undreich bebilderter Katalog erschienenEr ist Fortsetzung eines kleinen Kat:tloges,der 1987 zum Thema .Sitzbänke",ehenfalls in der MünchnerGalerie Handwerk erschienen war,und Ergebnis einer neLten undnochmaligen, sehr intensiven Aust!inantk-rsetzungmit dem Thema.Mit dem neuen Katalog ist ein attraktivesBuch und ein 1-l:tndbudlentstanden, das dem L.1ien und demGartenbesitzer und vor allem demGarten- und L:md~haflsa n;hitektcnwie dem Arehiteklen und Stadtplanereine Fülle an Anregungen undBeispielen gehen kann und die Sitzbankals gestaltendes Element, alsEinrichtungsgegenstand, als Mobiliardes privmen und öffentlichen RaumsLmd der L:lndschaft verstanden wissenwill.m:tle Qualitat h:mdwerklicht:r Produkteaufmerksam zu machcn undgerade für die linnk, ein Ort dcrMuße und {]e.s Verweilen.s, Alternativenzu Industrieprodukten :tufzuzeigen.G:mz nebenbei i~t dieses ßuchdann auch zu einem umf:tssenden"Rebeführer dur.:.:h die Kulturgeschichteder Sii71Mnk im Freien· gewordenIndividuelle Plätze verlangcn nad1individuellen Einzellösungen. Daskann ein l'ark sein. ein Garten, aberauch eine l'ußgiingerzone, ein U­B:~hnhof oder eine ßush:tltestclle,ein Museum oder eine Feldnur wieein Baum oder eine Baumgruppeauf einer Anhühe oder in einer Niederung.\Vir erfahren von Eisen-,Holz-, Steinbiinken und solchen ausAstwerk, von ßaum- und Hausbänken,von englischen ßiinken undwei(kn ß:inken und der N:Khgestaltunghistorischer Vorbgcn. \Vir wer·den in die Designphilosophie einerenglischen WerkMiitte eingeweihtund erhalten 7.U guter Letzt einenRatgeber für Pflege und llt:p~ra t urvon Gartenmöbeln. Wie vielfaltigIdee. Stil, Gestalt. M:nerial und Verarheiwngdner Sitzb:mk sein kön·nen, wird in diesem 13uch dargestelltund mit herrlichen Fotos dokumen-\'\'er von uns sch:itzt es nicht, an einemFrühlingstag oder an einemSommef'Jbcnd - wenn die Zeit eserlaubt - dr.1ußen vor dem H:tus, imGarten oder andernorts auf einerBank illl Freien zu sitzen. Allein beieinelll ersten Durd1bWncrn des Buche~bekommt man Lust auf diesesGefühl!1'. NB~nke in Park undGarten.hrsg.v.PeterNickl.Edition Halldwerk.l998.224 Seitcnmit227Abbildungen.d~~Oil 133~i~rfarbig. 21 x 24cm.Klappcnbroschur.DM 48.öS350.sFr44.50ISBNJ-932353-JS-3Oraugeriedesenglischen LandgutesDunham Massey,CheshireNaturschutz und Denkmalpflege\Vege zu einem Dialog im Gartenhrsg v. l11g0 Kowarik, Rrika St:hmidl, Blf8lll SigelSUCHBESPRECHUNGFaM könnte man meinen, diesesBuch sei ein jubil:iumsband. D:1s lnstitlltfür Denkmalptlege an der EidgenössischenTechnischen Universit;itZürich wurde vor 25 Jahren,1972, gegründet. Seither gilt auchfür diesen Lchn;whl die hauseigene/l·laxime: Erg:inwng unter den einzelnenDisziplinen und Zusammenarbeitsowie Aufge~h lossenheit gegenüberneucn Disknssion~partm.:rnIn diesem Buch arbeiten GeistesundNaturwissenschaften Hand inHand, Kunsthistoriker und L:tndsch:~ftsarchitektennu chen eine gemeinsameSache in dem Bewußtsein:Was NaturundGeschichte ltnsanvenraut haben, hat gemeinsameWurzeln und Methoden der Denkmalpflege.Von d:1her wurde g~nzbewußt auf den ßcgriff Gartcndenkmalpnegeverzichtet und ein Dialogin die Wege geleitet, der ungewöhnlichfruchtbar ausgefallen ist und einst:tttliches Buch hervorgebracht hntBegriffspaar Kunst/N:uur und wirdzum Gegens.atzpaar. Aber es wurdebereits wieder umgedacht: Sinddenn nicht "Kunst und Natur, {)iebeiden grosscn Erscheinungen unsererBereits De~~1llier d'Argenville benmztedas Verhiiltnis Natur und Umwelt. einander so innig ver­wandt, dass eine ohne die andereKunst als Prüfstein für die Richtigkeitnicht denkbar is1 (Kar! Nieren·der um 1700 herrschendenTheorien mit seiner Forderung ,defaire ct'der l'art ;\ Ia nature". Im 17.und 1H. Jh. wurden Natur und Kunstals Ergiinwng begriffen. In denTmktaten der italienischen Gartentheoriedorf 1928). Als ide:~k:r Ld tf:1den fürdenkmalpflegerische Arbeit - ger.deheUle - kann die Inschrift :~uf demWarnungsalt:u von 1800 im WörlitzerPark gelten: .Wanderer, J


nisses der Menschen und des kollektivenGedächtnisses einer Gesellschaft,um schließlich die Fragen zustellen: Wozu Geschichte? WozuDenkmäler und wozu Denkmalpflege?- womit wir mitten im Themaselbst sind.In einem ersten Hauptteil werdendie den Widersprüchen weit überlegenenGemeinsamkeiten - die gemeinsamenAnsätze - der Disziplinenmit wechselnden Positionenherausgearbeitet: Denkmalpflegeund - in Erweiterung von NotbertHuses Formulierung - Naturschutzsind Kinder des HiStorismus und Enkelder Aufklärung und u. a. aus einemtiefen Bedürfnis nach Geschichteentstanden. Die Geschichtevon Naturschutz und Denkmalpfle-­ge wird erörtert: Wir begegnen altenBekannten, wie Ernst Rudorff undAlois Riegl, Hugo Conwentz undAlexander von Humboldt, Viollet-le­Duc oder Charles Beauquier, undwerden auch zum Weiterdenkenaufgefordert. Wir sehen uns mit derFrage .Wozu der Mensch?" konfrontiert.Und die .Natur der Landschaft"wild der • Wildnis der Stadt" gegenübergestellt.Im zweiten Teil des Buches werdenBcispiele zur Fortentwicklung derAnsätze von Naturschutz und Denkmalpflegein Garten und Landschaftgegeben. Begriffe und dahinterstehendeIdeologien paaren sich undverfolgen das eine Ziel, gerneinsameinterdisziplinäre Wege sichtbar zumachen: So geht es hier um historischeGärten und Parks als Gegenstandeines denkmal-orientiertenNaturschutzes oder Naturschutz alsKulturschutz oder Kulturlandschaftals Gegenstand von Denkmalschutz,-pflege und -!runde.Im dritten und umfangreichsten Teildes Buches wird die Tragfähigkeitder zuvor behandelten Querbezügezwischen Naturschutz und Denkmalpflegeim Grundsätzlichen ander praktischen Behandlung einZelnerGartenelemente und ganzer Anlagengeprüft. Es geht stets und zuallererstum die Individualität jedereinZelnen Anlage und ihre ebensoindividuelle Behandlung. Es gehtalsdann en detai1 wn den omamentalenBlumen- und Ptlanzenschmuck-nach strengen Mustern und Formbüchern-der Renaissance- und Barockgärten.Es geht um den Umgangmit Parkrasen und Parkwiesen, mitBäumen und Alleen, mit Mauemund stehenden als auch fließendenGew.lssem. Auch Flora und Vegetationin und um mittelalterliche Burganlagengeraten ins Blickfeld. EinBlick unter die Erde erhellt denQuellenwert des Bodens: KonserviertePtlanzenreste geben wertvolleAuskünfte. Schließlich mündet dieVollendung des Buches in der Behandlungeinzelner bedeutenderGartenanlagen: SchwetzingerSchloßgarten, Greizer Park, Terrassengärtenvon St. Midw.el zu Barnbergund PfaueninseL - In mehr allieinem Beitrag haben Kunsthistorikerund Landschaftsarchitekten gemeinsaman einem Thema, an einemProjekt gearbeitet und dasselbe inWorte gefußt, die für beide gültig....Dieses Buch führt aus dem vielleichtmanchmal grauen Alltag desIandschaftsarchitekten und desKunsthistorikers heraus und vermitteltdem Leser interessante theoretischeAnsätze sowie praktische anschaulicheBeispiele mit einer Überzeugungskraft,so daß dem Dialogim Garten zwischen Naturschutzund Denkmalpflege wohl nichtsmehr entgegenstehen dürfte. Darüberhinaus ist das Autorenteam ausder &hweiz, ganz Deutschland, vonMünchen bis Berlin und Hannover,den Niederlanden, Schweden, England,Irland und Kanada sozusagen"hochkarätig".P.N.BUCHBESPRECHUNGMuseen, Schlösser und Sammlungen inOberfrankeilzusammengesteUt und bearbeitet von Günter Dippold und Ulrlch WirzMuseen, SchlösserundSammhmgen in Oberfranken,ScbriftenzurHeimatpflegeinOberfranken,Reihei,Bd.l,Bayrdith1996,212Sei­ten,mitzahlreichenllll&-~-~WC:bildunnMt9c.a.(2.Aufl.)ISBN3-9804971-0-0•EinenFübrerGrenzmWJeeiJ.,d.h.Museen,"""""""'"""DeDkmale an der ehcmaligeninnerdeulllcbenGrenze,hatdieArbeitsgemeinschaftgleichenNamens,M6dlareotb.Nr.l3,95183Töpen­Mödlareutb.,unlä.ngstherausgegeben(SchutzgebllhrDMI).Es smd sicherlich nicht wenige, dieauf so einen Führer gewartet haben.Das mühsame Suchen in verschiedenstenUnterlagen, Plänen, Veröffentlichungenund Faltern einzelnerInstitutionen hat nun ein Ende. Indiesem Führer sind nahezu allestaatlichen, bezirklichen, städtischen,gemeindlichen, privaten undsonstigen Museen, Schlösser undSammlungen in Oberfranken erfaßtund beschrieben und fast ausnahmslosmit einem oder mehreren farbigenund aussagekräftigen Fotos bebildert.Neben den großen und bekanntenAnlagen in Bamberg, Bayreuth,Coburg, Forchheim, Kronach undKulmbach findet man die vielen anderenprivaten Burgen und Schlösser,die vielen großen und kleinenHdmat- und Freilichtmuseen, Museen,die sich mit Handwerk, Schule,Bergbau, Naturkunde, Erdgeschichteund Technik auseinandersetzen,das Dampflokomotiv- undein Automobilmuseum ebenso wieeine Synagoge und ein Deutsch­Deutsches Grenzmuseum.•Knapp gehaltene Texte informierenüber das jeweilige Objekt. Adressen,Öffnungszeiten und Telefonnummernfür Anmeldungen und evtl.Rückfragen sind angegeben. DerAusflug zu dem einen oder anderenZiel kann mühelos geplant und vorbereitetwerden. Die zweite Auflagedieses Buches ist bereits jetzt in Vorbereitung.Man darf also davon ausgelren,daß die""""""' ruauell undzutreffendsilß.Zu verdanken ist dieser neben allemPraktischen auch schöne Führerdem Bezirk von Oberfranken undden federführenden Dr. Ulrich Wirz,der seit 1991 die Materialsammlungvorangetrieben hat, und BezirksheimatpflegerDr. Günter Dippold, dersich - mit seinen unzähligen Fähigkeiten- nicht zu schade war, auchdas Iayout in seine Hände zu neh-P.N.60 AIX 1198


Reisen nach BayreuthBerichte aus acht Jahrhundertenbrsg. v. Ingo ToussatntVolker Alberti nahm den Ansitz inUtzmanru!dorf hinsichtlich seines AlßUCIIBESPRECHUNG1994 feierte Bayreuth den achthundertstenJahrestag seiner Ersterwähnung.imJahre1194 (als .Baienuteu).Seither ist die kleine, beschaulicheund auch ab und an zu Blüte undBerühmtheit gelangte Stadt- .Weltstadtauf Zeit" - in landschaftlicherreiZVoller Lage zwischen Fichtelgebirge,Fränkischer Schweiz undFrankenwald hundertfach beschriebenworden. .Du liebes Bayreuth,auf einem so schön gearbeiteten, sogrün angestrichenen Präsentiertellervon Gegend einem datgeboten -man sollte sich einbohren in dich,um nimmer heraus zu können ... uDiese Zeilen schrieb Jean Paul LudwigRichter 1793 als Besucher derStadt, bevor er Bürger derselbenwunle.Aber nicht nur später die Stadt prägendePersönlichkeiten, wie MarkgräfmWllhelmine oder RichardWagner oder Jean Paul, und derenWerke finden wir in diesem Buchzitiert und von wieder anderen reflektiert.Für viele andere mehr war"Baireuth" - oder in der hier gepflegtenMundart "Bareit" - Ziel undZwischenstation: Carl Ludwig vonPöllnitz, Voltaire, Ludwig Tieck, Wil-heim Heinrich Wackenroder, Alexandervon Humboldt, Johann AndreasSchmeller, August von Platen,Fran~ois Rene de Chateaubriand,Friedrich Rückert, Herrnarm Fürstvon Püclder-Muskau, Karl Immermann,'Iheodor Fontane, MarkTwam, George Bemard Shaw, AlbanBerg, Otto Flake, A1fred Einstein,Hans Mayer, Agastino SuntiThemen sind die Bayreuth umgebendeLandschaft und das Fichtelgebirge,die Stadt mit Ihren vielen Gesichternund Eigenheiten, die Umgebungderselben wie beispielsweiseFantaisie, die Menschen, die Figurenund Persönlichkeiten Bayreuths mitihren angenehmen und weniger angenehmenSeiten, der Hof, das Bierwie auch die Kunst - die baumeisterliche,die bildnerische und dieMusik- und schließlich "Kultur undAbrißbime" (Sunti). Die Texte sindchronologisch geordnet und beginnenmit dem Harnbeiger Bischof Ottoli., Graf zu Andechs, der 1194dienstlich nach Bayreuth - damalsnoch eine junge RodungsJnsel - reiste,um eine Schenlrungsurlrunde zuunterzeiclmen, und ~den mit derFestrede von Walter Jens im MarkgräflichenOpernhaus im Jahre 1994,welcher ein doppelgesichtiges Städtebengesehen haben will. (Diese Redeist durch den glücklichen Umstandenthalten, da sich das Erscheinungsdatumdes Buches verzögerthatte.)Nicht immer sind die Beschreibungenso schillernd und wohlgemeintwie diejenige von Jean Faul. DieAutoren schreiben von und über, fOrund gegen Bayreuth. Es sind Reisebeschreibungenverschiedener Gattungen:Berichte von Reisenden, fürReisende, Beschreibungen aus Briefenund Tagebuchaufzeichnungen­Gattungsmerkmal: Suf?iektivitdt bescheinigtder Herausgeber selbst.Eine dankenswerte Zutat angesichtsder Fülle der Beiträge (120 Textevon 118 Autoren): Der Leser wirdmit den Texten nicht ganz alleinegelassen, das will heißen: Er erhältdurch eine charakteristische überschriftund eine kleine Einführung inPerson des Autors und Situationvom Herausgeber zusätzliche Informationen,die das Lesen des Bucheserst recht zum Genuß werden las-P.N.ReisennachBayreuth,(Oims)Hildesheim1994,430Seitmmit43Abbildungen.LeinenmitSclwtzumschlag,12x20cm,DM48ISBN3-487-08354-XDie Fränkische SchweizEine Auswahl an Veröffentlichungen im Jubiläumsjahr 1997BUCHBESPRECHUNGDie Ausstellung .Ritter, Burgen, Dörfer"anläßlich des 650. Todesjahresdes letzten Schlüsselhergers im vergangenenJahr(s. ARX 1/97) darf alserfolgreich angesehen werden. Alleinnach Tüchersfeld kamen 30.000Besucher. Die beiden anderen Ausstellungsorte,Forchheim und Waischenfeld,wurden ähnlich gut be­=ht.Im Zuge des Schlüsselberger-Jubiläumsveröffentlichten wir in ARX2/97 den Beitrag von Gustav Voltzum Thema ,Edelfreie Geschlechterin der Fränkischen Schweiz". Undnaturgemäß sind weitere Artikel andernortsund diverse Veröffentlichungenerschienen, wie u. a. diese:Burgen, Ruinen undHerrensitze derFränkischen SchweizIn dem Buch .Burgen, Ruinen undHerrensitze der FränkischenSchweiz. Edelfreie Geschlechter imMittelalter" werden die verschiedenenGeschlechter dieser Region imMittelalter dargestellt, mit besonderemAugerunerk auf die Schlüsselhergerund die Wichsensteiner.Die Schlüsselberger und ihr Umfeldsind uns bereits durch den o. g. Artikelwohlbekannt. Des weiteren legtGustav Voit in diesem Buch einesehr detaillierte Genealogie derWichsensteiner vor, die den neuestenForschungsstand wiedergibt.Zudem brachte Gustav Voit .EinigeGedanken zum mittelalterllchenBurgenbau in der FränkischenSchweiz" zu Papier, die uns lehrenund auf ihre Art amüsieren.Den Burgstall in Plech hat sichHeinz Stark als Thema vorgenommen,und er kommt zu ungewöluilichen,bislang nicht erwägten Feststellungen:Burg und Meierhof -Burgstall und Konradshof hat er ausfindiggemacht und den erstmaligenNachweis für einen Ansitz der Wichsensteinerin Plech geführt. SeineForschungen gehen aber weiter ..GustavVoit,HeinzStark,VolkerAiberti:Burgen, RuinenundHerrensitzederFrllnki.­scbenSchweh:.EdelfreieGeachlechterimMittelalter,brsg.v.AltntlmbergcrLand8chafte.V.,miteinemVorwortvonJobstFreiherrvonTucher(FabnerVerdungen.24xl7cm,karooniert,DM2S,öS183,sFr23ISBN3-924158-34-71/98 AIX 61


ToniEckert,SusDDOOFischer, Reuate Fleitag,RainerHofmann,Walteri!n~~Bur-Schweiz.EinKultnrfilh-~~~tsaus-Schweiz,Foo:hheiml997,228Seiten,mitzahkeicbenScbw!IIZweißabbildungen,l2,5xl8,5cm,gebunden,DM19,80ISBN3-9803276-5-5Ritrer,Burgen,DörferDerKatalogzar Ausstellung,,MittelalterlicbesLeben in StadtundLand~ ist noch zu haben.Wirberichllltenausfllhr­IichüberdieAusstellunginARXI/97.DM39ISBNJ-9803276-6-3ters unter die Lupe. Erstmalig könnendie Baudaten gezielt eingegrenztwerden. Abgesehen vomQuellenstudium, das ihn die Bauherrenund sogar den Baumeisterbenennen läßt, wozu auch stilistischeVergleiche angeführt werden,rollt Alberti die Baugeschichte haarkleinauf, wobei er sich auf aussagekräftigedendrochronologische Untersuchungenstützen kann.Die drei haupt- oder nebenbenlllichenHistoriker, Gustav Voit, HeinzStark und Volker Alberti, haben intensiveArchivarbeit geleistet undauch sekundäre u. a. Quellen ausgeschöpftoder wie im Falle Alberd dienaturwissenschaftlichen Methodennutzen müssen, um zu den hier veröffentlichtenErgebnissen und Aussagenzu gelangen. - Sie haben dieBwgenforschung in der FränkischenSchweiz - ohne Zweifel - bereicl>en.Die Burgen derFränkischen SchweizJeder Wehrbau atmet Geschichte.Er spricht von guten und vonschlechten Zeiten und mahnt zumFrieden, den die Menschen jetztmehr denn je brauchen. Es ist dieAufgabe der heutigen ßeJ!.eration,diese Denkmäler zu erhalten." (GustavVoit)Mit diesen und anderen Wortenstimmt das Vorwort auf den jetztvorliegenden .Kulturführer" der Burgender Fränkischen Schweiz ein. Istes nun ein Kunstfilhrer oder einBurgenführer? - mag der eine oderandere sich fragen. Auf jeden Fall istes ein Führer zum Vef!ltändnis wohlaller erfaßbaren Burgen, Schlösserund Ansitze in der FränkischenSchweiz. - Die richtige Bezeichnungdes kleinen Buches mag dann jederfOrsichselbstentscheiden.Zu jedem einzelnen Objekt wirdkurz die Anfahrt beschrieben. Alsdannfolgt eine Zeittafel, die einenÜberblick über die jeweiligen Entwicklungengibt. Die fQlgenden,sehr übersichtlichen Texte unterrichtenüber Geschichte und Werdegang,Aussehen und Baugeschichte,Besitzverhältnisse und Besichtigungsverhältnisseheute. Für den Interessiertenist weiterführende literaturangegeben. Al.le Objekte sindmit mindestens einer Darstellungbebildert.- Ob Kultur-, Kunst- oderBurgenführer: sicherlich ein guterund handlicher Reisebegleiter fürdieseRegion.P.N.STEUERRECIITDie Kulturförderung mittelsder§§ 7 i, 10 f, 10 g und 11 b EStG')SchallbildinKirchhof!Söhn,EStG,§7hRdnr.A37.')ZumVerhältniszwischen§7hund§7iKleeberg,in:Kiicllhof/Söhn,§7iRdnr.B33.1. Zweck der Regelu.ngenUnsere Generation hat die Aufgabe,mit allen Kräften das überkommene,reiche Kulturerbe zu sichern und fürdie kommenden Generationen zuhewmen.Die damit verbundene Finanzierungslastruht auf drei Säulen, nämlichauf- den Leistungen der Eigentümer,- der direkten Förderung durch dieöffentlichen Hände und gemeinnützigenInstitutionen,-der steuerlichen Förderung, insbesondereim Einkommensteuerrecht.Da die Eigentümer bei allem persönlichenEngagement die Erhaltungwenig ertragreicher oder gar defizitärerKulturgüter nkht. sicherstellenkönnen und für die direkte Förderungnur in sehr beschränktem UmfangMittel zur Veifügung stehen,weil die Anliegen der Denkmalpflegesich gegenüber den Anforderungenim Sozialbereich nicht hinreichenddurchsetzen lassen, ist dieeinkommensteuerliche Förderungfür die Erhaltung unseres kulturellenErbes unentbehrlich, zumal sie denEigentümer besonders motiviert, ihnunter Entlastung der öffentlichenHände zu großen Eigenleistungenveranlaßt und die Durchsetzungdenkmalpflegerischer Auflagen erleichtert.Die einkommensteuerliche Förderunginden§S7 i, 10 f, 10 gund 11b EStG beinhaltet eine unmittelbareKulturförderung, die gleiches Gewichthat wie die mittelbare Förderungüber den§ 10 b ESt.G. Sie decktdas gesamte Spektrum unseres kulturellenErbes im Inland wie folgtab'):- § 7i EStG fördert Herstellungskostenan eillern Baudenkmal oderan einem Teil einer geschütztenGebäudegruppe oder Gesaml:anlage(Ensemble), die zu einer Einkunftsartgehören (Land- undForstwirtschaft, Gewerbebetrieb,freier Beruf, Vemrletung und Verpachtung).- § 10 f EStG fördert Herstellungskostenund Erlla.ltungsaufwendungenan einem eigenbewolmten Baudenkmaloder Teil eines Ensembles.- § 10 g EStG fördert Herstellungskostenund Erhaltungsaufwendungenan einem zu keiner Einkunftsartgehörenden und nicht eigenbewohntenBaudenkmal oder Teileines Ensembles sowie Herstel-Jungsirosten und Erhaltungsaufwendungenbei gärtnerischen,baulichen und sonstigen Anlagen,Mobiliar, Kunstgegenständen und-sammlungen, wissenschaftlichenSammlungen und Archiven im Privatvermögen.- § 11 b EStG läßt eine gleichmäßigezeitliche Verteilung von Erhalti!Dgsaufwendungenbei einemB"""'audenk:mal oder Teil eines EnsemblesinnerhalbeinerEink.Unfts..art auf zwei bis fünf Jahre zu.- H 7 h und 10 f EStG fördem Herstellungskostenbzw. Erhaltungsaufwendungenbei einem zu einerEinkunftsart gehörenden bzw. eigenbewohnten,wegen seiner geschichtlichen,künstlerischen oderstädtebaulichen Bedeutung erhaltenswertenGebäude in einemförmlich festgelegten Sanierungsgebietoder städtebaulichen Ent-==s~rei~.~ ~:;t~läßt eine zeitliche Verteilung vonErhaltungsaufwendungen zu.- § 52 Abs. 15 Satz 12 EStG beläßtein eigenen Wohnzwecken dienendesBaudenkmal auch überden 31. 12. <strong>1998</strong> im Betriebsvermögenund erleichtert so seine Erbalnmg.62 .41X.l/98


2. WesentJicher lnhah der RegeloDgenAnschaffungskosten für ein nachden o. e. Bestimmungen zu förderndesObjekt werden nicht begünstigt,so z. B. nicht der Erwerb eines instandgesetztenBaudenkmals.Nach dem eigentlichen Anschaffungsvorgangfür das Baudenkmalaufgewendete Herstellungskostenoder Erhaltungsaufwendungen werdengefördert, wenn- sie zur Erhaltung oder-zur sJnnvollen Nutzung erforderlichsind,- die Baumaßnahmen vorweg mitder nach Denkmalrecht zuständigenBehörde abgestimmt wordensindund- die nach Landesrecht zuständigeBehörde die Höhe und Erforderlichkeitder Aufwendungen sowiegewährte oder genehmigte Zuschüssebescheinigt:.Da die Bescheinigung der zustandigenDenkmalbehörde hinsichtlichder denkmalrechtlichen Voraussetzungeneinen Grundlagenbescheidi. S. von§ 171 Abs. 10 AO darstellt,obliegt der Finanzverwaltung diePrüfung der Vollständigkeit der Bescheinigungund des zutreffendenAdressaten, die Subsumierung desbescheinigten Betrags unter eineoder mehrere der Förderungsvorschriften,seine Qualifizierung nachder Einkunftsart sowie als Herstellungskostenoder Erhaltungsaufwendungenund die zeitliche Festlegungdes Beginns der Förderung.Das Objekt muß vor und nach denBaumaßnahmen sowie während desg=rnten 'ohnjährigen Fö"""'""'­zeitraums die Eigenschaft eines Baudenl


mit diesen Vorschriften verbunde- Von dem Erfolg dieser seit 1978 be- Fortbestand dieser Regelungen dennen Mindereinnahmen für die öf- stehenden steuerlichen Kulturl'örde- enoimen Nachholbedarl an ErhalfentlichenHände durch Entlastun- rung kann sich jedermarm an Ort tungs- und Sicherungsmaßnahmengen und Mehreinnahmen an anderer und Stelle überzeugen, ebenso aber für unser kulturelles Erbe zuStelle weit überkompensiert werden. auch von der Notwendigkeit, durch decken. Rudolf KleebergSTEUERRECHTNeue steuerliche Vergünstigungen fürdenkmalgeschützte Gebäude in ItalienDas Elnkommensteuerän~gsgesetzvom 27. DezemDer 1997,Nr. 499, und die Durchführungsverordnungdes Finanzministeriums Nr.57/E vom 24. Februar <strong>1998</strong> sehenSteuerabZÜge für dle Kosten deraußerordentlichen Instandhaltungund anderer Baumaßnahmen an bestehendenImmobilien vor.SteuerabzugEinkonunensteuerpflichtige Personensind berechtigt, einen Steuerairzug in Höhe von 41 % der Ausgabenvon höchstens 150.000.000 IJrepro Uegenschaft für die unten genanntenMaßnahmen an Wohnungenund Gebäuden zu tätigen. DieVetgünstigung ist auf zwei Jahre beochrinkt.Je Liegenschaftseinheit können injedem der zwei Jahre <strong>1998</strong> und1999 die getätigten Investitionen alsSteuerabzug von höchstens61.500.000 Lire je Jahr vorgenommenwerden. Dieser Betrag ist auffünf Jahre aufzuteilen, wahlweisekann er auch auf zehn Jahre gestrecktwerden, d. h. von der geschuldetenEinkommensteuer abgezogenwerden. Das bedeutet, daßbei der Steuererklärung des nächstenJahres und den weiteren 4 Jahrejeweils höchstens, aber12.300.000 IJre bei 10 Jahren jährlich6.150.000 Lire abgezogen werdenkönnen und dasselbe noch einmal,für bezahlte Kosten des Jahres 1999.Bei Kondominien werden die Kostennach Wohnungsanteilen aufgeschlüsselt.Von den Rechnungsbetrii.gen sindeventuell erhaltene Zuschüsse, Beiträgeder öffentlichen Hand, abzuziehen.Berechtigter PersonenkreisNießbraucher oder Wohnberechtigte,wenn letztere die Kosten mit Zustimmungdes Eigentümers übernommenhaben. Bel umfassenderInstandhaltung von Kondominien(Mitcigentum) werden hier ausnahmsweiseauch Kosten der ordentlichenInstandhaltung als abzugsfähiganerkannt. Für Personengesellschaftengemäß Art. 5 der EstGgilt die Vergünstigung unter bestimmtenVoraussetzungen.Geförderte BaumaßnahmenDer Steuerabzug kann für jede Wohnungoder jedes Wohngebäude,auch landwirtschaftliche Wohnungen,aber unter "Ausschluß vonBüros oder Geschäften, im jeweiligenHöchstausmaß beanspruchtwerden. Die Zubehörflächen wieKeller, Garagen und Dacluäume fallenauch unter die Vergüns~en 1Die Vergünstigungen gelten im allgemcinenfür folgende Baumaßnahmen,wobei die Begriffsbestimmungenund deren Auslegungsregelndem Art. 31 des Gesetzes vom 5. August1978, Nr. 457, entnonunen sind:1) Außerordentliche Instandhaltung,2) Restaurierung und konservierendeSanierungen, 3) Gebäuderekonstruierungen,4) Beseitigung von architektonischenBarrieren, 5) Verkabelungder Gebäude für die Telekonununikati.on,6) Maßnahmen derSchalllsolierung, 1) Maßnahmen derEnergieeinsparung, 8) Maßnahmender Anpassung an die Sicherheitsnormender Hcizungs-, Elektro-Feuer-Sicherheitsanlagen,8) interneUmbauten im Sinne einer außerordentlichenI:n.standhalrung, 9) Schaffungvon unterirdischen internenParkstellflächen, auch über Garagenbaugesellschaften.Sämtliche Investitionen sind mitZu den begünstigten PersonenzMllen neben dem Eigentümer undMitgliedern von Wohnbaugenossenschaften,Rechnungen zu belegen, wobei Material,Arbeit, Projektspesen, Sachgutachten,bei Privaten die Mehr­auch der Mieter, der wertsteuer, öffentlicheErschließungsbeiträgesowie Stempelgebühren,die mit den Maßnahmen in engemZusammenhang .stehen, mil:7jjjllen.HäufungBei denkmalgeschützten Bautenwird für die Restaurierungsmaßnahmenein Zusatzabzug von 11 % aufdie vom zuständigen Landesdenkmalamtabgestempelten Rechnungengewährt. Daher ist es ratsam,bauliche und handwerldl.che Kosten,die mit der denkmalpflegerischenRestaurierung des Hauses eng verbundensind, mit getrennten Rechnungenauszuweisen.VerlahrenVor Beginn der Arbeiten ist auf eigenenlFonnblatt des Steueramtes einAntrag an das Regionale Service-Zentrumder Finanzämter zu stellen, demeine Reihe von Unterlagen beizufügensind, darunter der Kalasterauszug,die Baugenehmigung oder Baubeginnm.ddung,sofern diese nachder Bauordnung vorgesehen sindund die Quittung der ICI-Einzahlung1997 (Gemeindegebäudesteuer), sofernsie geschuldet ist. Vor dem ;28.März <strong>1998</strong> begonnene Arbeiten sindbis spätestens 7. Mai <strong>1998</strong> dem RegionalenService-Zentrum zu melden.Bei denkmalgeschützten Bauten istwie bisher die Genehmigung desDenkmalamtes einZuholen. Der Arbeitsbeginnist auch der örtlichen Gesundheitsbehörde(in Südtirol: Iandesamtfür Sicherheitstechnik) schriftlichzu melden. Ab Lire 100.000.000Investitionen ist eine von einemTechniker erst.elln! Abrechnung nachzureichen.Bei bereits begonnenenArbeiten ist der Antrag an das Finanzamtinnerhalb von 40 Tagen abVeröffenrlichung der Ministerialverordnungim Amtsblatt der Republik(voraussichtlich Mitte März <strong>1998</strong>) einmrekhen.Einige offene Fragen werden mit Ministerialrundschreibennoch eineKlärung erfahren. Peter V. Hellberg64 ..IIX.l/98


Ausstellungen/Veranstaltungen <strong>1998</strong>- eine Auswahl'Elisabeth. Keine Tränen wJrd man weinen •••Des Kaisers­Dragoner, Ulanen, Husarenihr Leben, ihre Schlachten, ihre FferdeEllsabeth und die blserliche lldtkunstDie kaiserllche Familie hoch zu RoßDie Andechs-Meranier am ObermainDie Andechs-Meranier in FrankenEuropäisches Fürstentum im HochmittelalterDas vergeoseoe Paradies250 Jahre Markgräfliches Opernhaus26.05.-27.09. "Von denen schönen Gärten"Die sächsisch-polnischen Gärten03.05.-01.11. Der Maler des Himmelsanl. des 300. Geburtstages von Paul Troger03.05.-Ql.ll. 300Jahre Paul Troger ln den StiftenNiederösterreichs24.05.-20.09. Blickpuokte zuPaul Trogers Leben und Wlrlren14.10.-17.01.99 Pau!TrogerZeichnungen aus den Graph. Sammlungen09.05.-Dl.ll. .aufmüpfig und angepaßt"Frauenleben in Österreich18.06.-11.10. Geschk:lrte der Frauen in BayernVon der Völkerwanderung bis heuteHennesvillaLainzer TiergartenSchloß HofSchloß NiederweidenLandschaftsmuseumObermain/Pla.ssenburgHistor. Museum,DiözesanmusewnOpernhaus WldNeues SchloßSchloß PaintaisieStift AltenburgGeras, Göttweig,Melk, St. Pölten, St.Andrä, SeitenstettenSchloß WelspergFerdinandeumSchloß Kirchstettenbei Laa an der Th.ayaAusstellungsballen imKlenzeparkWienSchloßhofEngelhardooettenKulmbachBamb"'!!BayreuthDanndorfNÖNÖWelsberg/Südt.InnsbruckNÖIngolstadt12.05.-{)4.10. Geld und GlaubeLeben in evangellschen Reichsstädten16.06.-DB.ll. BiirgerJidß und FürstenglanzReichsstadt und Fürstabtei Ke.mpten21.03.-27.09. Montagne armateÖsterr. Festungen des 1. Weltkrieges im Gebirge03.04.-21.06, lOOJahre SecessionDas jahtbi.Uldert der künstlerischen Freiheit04.04.-08.11. Das Geheimnis der Turris ParvaAntonierhausResidenzKriegsmusewnSecessionSchloß Tirolab 01.05. Sammlung herzogllcher Kunsd>esi1zSchloß Gallenberg02.05.-26.10. -· 1200JahreErzbistum.Sahburg Dommusewn21.05.-24.05. Home a Garden Galopprennbahn. 24.07.-11.10. Venus und Mars Haus der KunstDas ma. Hausbuch aus der Sammlung derFürsten zu Waldburg Wolfegg25.07.-31.10. Michael Pacher und sein Kreis Kloster NeustiftEin Tiroler Künstler der europäischen Spätgotik10.09.-03.01.99 Mai Reinhardt Österr. lbeatermuseumanl. des 125. Geburtstages des Künstlers28.10.-31.10. Denkmal98 MessegeländeEurop. Messe für Denkmalpflege und StadterneuerungMemmingenKemptenRoveretoWienDorfTirolCoburgAbk.: NÖ - Niederöstetteich

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