Z<strong>in</strong>zendorf-Gräber bei SonnenaufgangMit Jesus Christus, der als Schöpferder Welt, Vorbild für die Gläubigen,Erlöser für den Sünder und Helfer <strong>in</strong>den täglichen Anfechtungen erkanntwurde, wollte man <strong>in</strong> engster Geme<strong>in</strong>schaftleben. Dazu wurde auchdie Gebetskette e<strong>in</strong>geführt, <strong>in</strong> derrund um die Uhr verschie dene Gläubigeabwechselnd für e<strong>in</strong>e bestimmteZeit beteten. Persönliche und Geme<strong>in</strong>deanliegen,sowie die <strong>in</strong>zwischenweltweite Mission wurde auf dieseWeise zum Anliegen aller Gläubigen.Für jeden Tag wurde e<strong>in</strong> Bibelwort alsLosung gegeben. Es soll Trost, Mutund Weisung für den Tag geben. Jedeerkannte Wahrheit aus dem WortGottes hat Z<strong>in</strong>zendorf angenommen,so die Fußwaschung beim Abendmahl,und nach der Bekanntschaftmit e<strong>in</strong>er sabbathaltenden Gruppe <strong>in</strong>Amerika, beachtete er für sich auchden biblischen Ruhetag. Der großeMittelpunkt und e<strong>in</strong>zige Weg zum Heilwar für ihn aber immer der gekreuzigteund auferstandene Heiland.Der Höhepunkt se<strong>in</strong>er diesbezüglichenErkenntnis kommt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emGespräch mit John Wesley vom 3.September 1741 <strong>in</strong> London zum Ausdruck.Während der Methodist Wesleyfür die erreichbare Vollkommenheitdes Sünders durch harte Diszipl<strong>in</strong>und Anstrengung plädierte, hielt ihmZ<strong>in</strong>zendorf leidenschaftlich entgegen,dass der Sünder lebenslang von dervergebenden Gnade des Heilandes abhängigbleibt. Also, Gerechtigkeit alle<strong>in</strong>durch den Glauben an das Opfer JesuChristi erlangt. (Römer 3,22-24.28)Das ist e<strong>in</strong>e Wahrheit, die auch beiden <strong>Adventisten</strong> erst nach der historischenKonferenz 1888 <strong>in</strong> M<strong>in</strong>neapoliswiederentdeckt wurde. Vonder aber E.G.White sagte, dass sievon hundert Geme<strong>in</strong>degliedern kaume<strong>in</strong>er verstanden hat. Weiter schreibtsie: „Christi Opfer zur Versöhnung derSünde ist die große Wahrheit, an deralle anderen Wahr heiten hängen. Umrichtig verstanden und gewürdigt zuwerden, muss jede Wahrheit im WorteGottes, vom ersten Buch Mose biszur Offenbarung, <strong>in</strong> dem vom Kreuzauf Golgatha ausströmenden Lichterforscht werden. Ich halte euch daserhabene, großartige Denkmal derGnade und der Wiedergeburt, desHeils und der Erlösung vor – den amKreuze erhöhten Sohn Gottes. Dassoll die Grundlage e<strong>in</strong>er jeden von unsernPredigern gehaltenen Rede se<strong>in</strong>.“(Diener des Evangeliums,S. 280)Der Geist von Philadelphia ist derselbe,der auch die Urgeme<strong>in</strong>de beseelteund damit zum Siegeszug desEvangeliums führte. Damit GottesWerk siegreich beendet werden kann,muss dieser Geist nochmals GottesVolk erfüllen.Möge der Herr geben, dass wir zu diesenzählen. Amen. F. HerbolsheimerE<strong>in</strong> denkwürdiges GesprächE<strong>in</strong> denkwürdiges Gespräch fand am3. September 1741 zwischen Grafvon Z<strong>in</strong>zendorf und John Wesleystatt. Wie wichtigsten Sätze darausgeben wir hier <strong>in</strong> Kürze wieder. -Z<strong>in</strong>zendorf: „Wenn du sagst, dassdie wahren Christen ke<strong>in</strong>e elendenSünder s<strong>in</strong>d, so ist das ganz falsch.Die besten Menschen bleiben biszum Tode die elendesten Sünder.Die, welche anders lehren, s<strong>in</strong>dentweder Betrüger oder vom Teufelverführt. Christus ist unsere e<strong>in</strong>zigeVollkommenheit. Wer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nereVollkommenheit lehrt, verleugnetihn.“ -Wesley: „Ich aber glaube, dass derGeist Christi <strong>in</strong> den wahren ChristenVollkommenheit wirkt.“Z<strong>in</strong>zendorf: „Ke<strong>in</strong>eswegs. Alleunsere Vollkommenheit ist <strong>in</strong> Christus.Alle unsere Vollkommenheit bestehtim Glauben an das Blut Christi.“ –Wesley: „Ist aber nicht der wahrhaftGläubige heilig?“ –Z<strong>in</strong>zendorf: „Im höchsten Maß! Aberheilig <strong>in</strong> Christus, nicht <strong>in</strong> sich.“ –Wesley: „Lebt er nicht heilig?“ –Z<strong>in</strong>zendorf: „Gewiss, er lebt <strong>in</strong> allemheilig.“Wesley: „Hat er nicht e<strong>in</strong> geheiligtesHerz?“ –Z<strong>in</strong>zendorf: „Ganz gewiss.“Wesley: „Ist er folglich nicht heilig <strong>in</strong>sich?“ –Z<strong>in</strong>zendorf: „Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, nur <strong>in</strong>Christus, nicht <strong>in</strong> sich; er hatdurchaus ke<strong>in</strong>e Heiligkeit <strong>in</strong> sich.“*Mit Geme<strong>in</strong>e, statt Geme<strong>in</strong>de wollte Z<strong>in</strong>zendorfdie Geme<strong>in</strong>samkeit unterstreichen.Fotos: © Universitätsarchiv HerrnhutDie Bekehrung des IndianersTschoop <strong>in</strong> Nordamerika:E<strong>in</strong> Beispiel für die Missionstätigkeitder Herrnhuter schil dert im Folgendene<strong>in</strong> Indianer selbst:Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heide gewesen und b<strong>in</strong>unter den Heiden alt geworden, weißalso wohl, wie es mit den Heiden ist.Es kam e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Prediger zu uns,der wollte uns lehren und f<strong>in</strong>g an, unszu beweisen, dass e<strong>in</strong> Gott sei. Dasagten wir: „Ei, me<strong>in</strong>st du, dass wir dasnicht wissen? Gehe nur wieder h<strong>in</strong>, wodu hergekommen bist!”. E<strong>in</strong> andermalkam e<strong>in</strong> Prediger und wollte Uns lehren.„Ihr müsst nicht stehlen”, sagte6er, „nicht sau fen, nicht lügen usw.” Wirantworteten ihm: „DU Narr! Denkst dudenn, dass wir das nicht wissen? Lernedas erst selbst und lehre die Leute,zu denen du gehörst, dass sie das nichttun; denn wer säuft, wer stiehlt, wer lügtmehr als de<strong>in</strong>e eigenen Leute?” Und soschickten wir ihn fort. Nach e<strong>in</strong>iger Zeitkam Chri stian He<strong>in</strong>rich Rauch (e<strong>in</strong> HerrnhuterMissionar) zu mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Hütteund setzte sich zu mir. Der Inhalt se<strong>in</strong>erRede an mich war ungefähr dieser.,, Ichkomme zu dir im Namen den Herrn desHimmels und der Erde. Der lässt dichwissen, dass er dich gerne selig machenund aus dem Elend reißen will,<strong>in</strong> dem du liegst. Er ist zu dem EndeMensch geworden, hat se<strong>in</strong> Leben fürdie Menschen gegeben und se<strong>in</strong> Blutfür sie vergossen usw.” Er setzte sichhierauf <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Hütte auf e<strong>in</strong> Bett undschlief e<strong>in</strong>, denn er war müde vonse<strong>in</strong>er Reise. Da dachte ich: „Ei, wasist das für e<strong>in</strong> Mann? Er liegt da undschläft so sanft. Ich könnte ihn gleichtotschlagen und <strong>in</strong> den Wald werfen –wer würde danach fragen? Aber er istohne Sorgen.” Se<strong>in</strong>e Worte aber konnteich nicht loswerden. Sie fielen mir immerwieder e<strong>in</strong>, und wenn ich e<strong>in</strong>schlief,so träumte ich von dem Blut Christi, füruns vergossen. Da dachte ich: Das istetwas anderes, und übersetzte den anderenIndianern die Worte, die ChristianHe<strong>in</strong>rich noch ferner mit uns redete.So ist die Erweckung unter uns durchGottes Gnade entstanden.(Idea Spektrum, 16. Juni 2010, S. 20)Der Sabbatwächter
Am Ziel1.Mose 49,33; 50,1.4-9 Bitte lesen.Am Ziel! Lange ist Jakob auf Irrwegengegangen. Lange war er <strong>in</strong> der Fremde<strong>in</strong> Mesopotamien. Dann kamen dieJahre daheim, wo er sich an dem heranwachsendenJosef erfreute. Dannder Schmerz um den geliebten Sohn.Dann die Freude des Wiedersehensund der Feierabend <strong>in</strong> Josefs Nähe.Nun endlich ist der müde Pilger amZiel. Kaum hat er den Segen beendet,den er auf se<strong>in</strong>e Söhne legte, undnoch e<strong>in</strong>mal ihnen aufgetragen, ihn <strong>in</strong>der Höhle auf dem Acker Ephrons, desHethiters, zu begraben, da schließensich die müden Augen, da steht se<strong>in</strong>Herz still. In k<strong>in</strong>dlicher Liebe wirft sichJosef über ihn und we<strong>in</strong>t und küsst dieerkaltende Stirn. Wohl war Josef selbste<strong>in</strong> Mann von 50 Jahren, aber se<strong>in</strong>eLiebe zu se<strong>in</strong>em Vater war noch dieselbewie damals, als er mit dem Vaterzusammen im Zelt <strong>in</strong> Kanaan saß undden biblischen Geschichten des Vaterslauschte. Nie und nimmer hat er esdem Vater vergessen, dass er ihn frühgelehrt hatte, se<strong>in</strong> Vertrauen auf denlebendigen Gott zu setzen.Was wäre aus Josef geworden <strong>in</strong> denschweren Stürmen se<strong>in</strong>es Lebens,wenn ihn nicht se<strong>in</strong> Vater früh dazuangeleitet hätte, sich von Herzen Gott,dem Herrn, anzuvertrauen? Dass ernicht gestrandet war an den Klippenund Riffen, dass er nicht elend Schiffbrucherlitten hatte, das dankte er se<strong>in</strong>emVater. Darum war se<strong>in</strong> Schmerzüber den Tod des Vaters groß. Darumsorgte er dafür, dass der Wunsch desVaters gewissenhaft erfüllt wurde. Erließ alsbald den Leichnam des Vaterse<strong>in</strong>balsamieren, um ihn für die weiteReise <strong>in</strong> die Heimat zuzubereiten.Dann schickte er zum König undbat ihn um Urlaub, um se<strong>in</strong>en Vater<strong>in</strong> Kanaan begraben zu dürfen. DerKönig gab nicht nur die Erlaubnis zudieser Reise. Er tat mehr. Er gebotse<strong>in</strong>en Großen, an dem Leichenzugteilzu nehmen und ihn bei der BestattungJakobs zu vertreten. So bekamder alte Hirte e<strong>in</strong> fürstliches Leichengefolge.Viele hochgestellte Beamtevom Hof des Königs, viele Beamteaus allen Teilen des Landes, die Spitzender Behörden <strong>in</strong> Stadt und Landmachten sich auf, um dem alten Hirtendas letzte Geleit zu geben. Dazukamen Jakobs Söhne mit ihrem Ges<strong>in</strong>de,e<strong>in</strong> ganzer Tross. Zur Bewachungunterwegs hatte Pharao Wagen unde<strong>in</strong>e berit tene Eskorte mitgegeben. Sowar es e<strong>in</strong> großes Heer, das sich langsamund feierlich <strong>in</strong> Bewegung setzte,um Josefs Vater zu Grabe zu begleiten.Das hätte sich Jakob wohl nichtträumen lassen, als er auf freiem Feldübernachtete, e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> als Kopfkissenunter se<strong>in</strong>em Haupt, e<strong>in</strong> heimatloserFlüchtl<strong>in</strong>g, dass er e<strong>in</strong>mal mitköniglichen Ehren zu Grabe getragenwürde! So kam Jakob <strong>in</strong> die Heimatzurück, nach der er sich so gesehnthatte. Nun war er daheim. Nun war eram Ziel. Sieben Tage dauerten die Leichenfeierlichkeiten.Dann begrub manden alten Pilger <strong>in</strong> der Höhle, die Abrahame<strong>in</strong>st zum Erbbegräbnis gekaufthatte, als se<strong>in</strong>e treue Sara gestorbenwar. Dann kehrte der Zug nach Ägyptenzurück.Wie wunderbar mag es Josef zumutegewesen se<strong>in</strong>, als er nach so vielenJahren den Boden der Heimat wiederbetrat, als die L<strong>in</strong>de des Libanon wiederam Horizont auftauchte. Was lagalles zwischen dem Damals und demHeute! Se<strong>in</strong> Vater Jakob war am Ziel.Wie lange würde es noch währen,dann war er selbst auch am Ziel. Wieder Weg gehen mag durchs Leben, obüber Höhen oder durch Tiefen, wennes endlich nur heißen kann: am Ziel.Hältst du <strong>in</strong> allen Wechselfällen desLebens den Blick aufs Ziel gerichtet,das endliche Daheimse<strong>in</strong> <strong>in</strong> demKanaan der Verheißung ?Lass dir durch nichts und durch niemanddas Ziel verrücken! Ob dann derHerr dich als e<strong>in</strong>en betagten Pilger, altund lebenssatt, abruft, oder ob er dichheimholt <strong>in</strong> der Blüte der Jahre und <strong>in</strong>der Fülle der Kraft, was tut es, wenn dunur ans Ziel kommst!Unter Gott1.Mose 50,15-23 Bitte lesen.Bei dem Aufenthalt <strong>in</strong> Kanaan, wosie den Leichnam Jakobs zur Ruhebe statteten, waren <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Söhnendie alten Er<strong>in</strong>nerungen wieder wachge worden. Ihre Schuld ihrem BruderJosef gegenüber stand wieder riesengroßvor ihrer Seele. Wie wird er sichnun gegen sie verhalten? Wird er siejetzt nicht doch noch zur Verantwortungziehen für all das Schwere, daser um ihretwillen gelitten hat? Vielleicht<strong>Jahrgang</strong> <strong>86</strong>, <strong>Nr</strong>. 1 7