Editorial - Aufgehorcht
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Die Odyssee Trabant-Gestaltung<br />
Industriemuseum Chemnitz widmete dem Fahrzeugdesign<br />
von Clauss Dietel eine Sonderausstellung<br />
Clauss Dietel vor dem Trabant-Prototyp P 610. An dem Vollheckkonzept wurde<br />
zwischen 1973 und 1979 gearbeitet. Foto: Reichel<br />
Wenn von seinen zahlreichen Entwürfen<br />
für den Trabant die Rede ist, spricht<br />
Clauss Dietel manchmal von einer<br />
Odyssee. Immer beschwerlicher wurde<br />
es, zukunftsweisende Konzepte für die<br />
Fahrzeuggestaltung überhaupt an die<br />
Entscheider heranzutragen. Konnte die<br />
DDR in den 1950er und 1960er Jahren<br />
im Fahrzeugbau international durchaus<br />
noch mithalten, verlor sie ab den<br />
1970er Jahren endgültig den Anschluss.<br />
Nichts desto trotz entwickelte Clauss<br />
Dietel mit seinem Kollegen Lutz<br />
Rudolph und den Ingenieuren in Zwickau<br />
Konzeptautos und Designstudien, die<br />
auch heute nichts an Aktualität verloren<br />
haben.<br />
Das Industriemuseum Chemnitz zeigte<br />
in einer Sonderausstellung anlässlich des<br />
100-jährigen Automobilbaujubiläums in<br />
Westsachsen und als<br />
Geschenk des Hauses<br />
zum 70. Geburtstag<br />
des Formgestalters<br />
Dietels Fahrzeugformen<br />
seit 1961. Nicht<br />
nur für den Trabant,<br />
sondern auch für den<br />
Wartburg, die MZ-<br />
Motorräder, die<br />
Simson-Mopeds sowie<br />
für den Lkw-<br />
Bereich war er aktiv.<br />
Für die nach dem<br />
Trabant genannten Kfz<br />
meist erfolgreicher, was die Umsetzung<br />
von Entwürfen betraf. Das lag - wie die<br />
Kenner der DDR wissen - nicht am<br />
Designer, sondern am wirtschaftspolitischen<br />
Staatskonzept.<br />
Manche Trabant-Entwürfe sind doch<br />
noch in großer Zahl auf die Straße<br />
gekommen. Bei renommierten Automobilherstellern<br />
wie Volkswagen oder<br />
Renault fanden sich bestimmte gestalterische<br />
Linien von Dietel wieder. Der<br />
erste Golf ähnelte beispielsweise einem<br />
Fahrzeug, das ein Jahrzehnt zuvor<br />
bereits bei Sachsenring Zwickau als<br />
Modell stand. Ob Zufall oder bewusstes<br />
"Abgucken" - das soll hier nicht die Frage<br />
sein. Vielmehr zeigt es, dass Formgestalter<br />
wie Clauss Dietel mit ihrer<br />
Arbeit international weit vorn standen<br />
und noch heute stehen.<br />
AufgeHorcht<br />
Mit dem Fahrrad<br />
fing es an<br />
Vor 120 Jahren Grundstein für<br />
Wanderer gelegt<br />
Vor 120 Jahren begann die Entwicklung<br />
des vierten Auto Union-Ringes. Von<br />
Wanderer-Automobilen war damals zwar<br />
noch keine Rede, als Johann Baptist<br />
Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke<br />
am 26. Februar 1885 das "Chemnitzer<br />
Velociped-Depot Winklhofer & Jaenicke"<br />
ins Handelsregister eintragen ließen. Aber<br />
der Grundstein war gelegt. Es dauerte 17<br />
Jahre, bis das Unternehmen von der<br />
Produktion nichtmotorisierter Räder zu<br />
motorisierten Rädern überging. 1902 entstand<br />
das erste Wanderer-Motorrad,<br />
1904 der erste Automobil-Prototyp.<br />
1912 verließ das erste Wanderer-<br />
Automobil die Werkhallen - das Erfolgsmodell<br />
"Puppchen".<br />
Wanderer gehört zu den Vorreitern des<br />
Just-in-Time-Prinzips. Bereits Ende der<br />
1920er Jahre wurde zwischen den beiden<br />
Produktionsstandorten in Chemnitz-<br />
Schönau und Chemnitz- Siegmar ein solches<br />
logistisches Vorgehen praktiziert.<br />
1932 wurde die Automobilabteilung der<br />
Auto Union angegliedert. Bis zum 50jährigen<br />
Unternehmensjubiläum bei<br />
Wanderer im Jahre 1935 verließen rund<br />
30.000 Kraftfahrzeuge das Werk. 800.000<br />
Fahrräder, 600.000 Büromaschinen und<br />
10.000 Werkzeugmaschinen vervollkommneten<br />
die Bilanz. Wanderer stieg in<br />
den 1930er Jahren zum größten Bürosowie<br />
Fräsmaschinenproduzenten auf<br />
dem europäischen Kontinent auf.<br />
www.saechsisches-industriemuseum.de<br />
01/2005<br />
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