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Peter Auer Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Europa Übersicht ...

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maskul<strong>in</strong>e Morphologie und <strong>in</strong> beiden Sprachen Anredeformen mit maskul<strong>in</strong>erSemantik. So f<strong>in</strong>det man im Textausschnitt soll ich me<strong>in</strong>e Hausaufgaben netmachen Langer, verpiss disch Mann und schließlich siktir lan (allesamt an e<strong>in</strong>eweibliche Adressat<strong>in</strong> gerichtet).Viele K<strong>in</strong>der türkischer Eltern wachsen <strong>in</strong> den deutschen Großstädten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emUmfeld auf, <strong>in</strong> dem das Türkische e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielt; sie bekommensowohl von ihren Eltern als auch von anderen Sprechern, <strong>in</strong> der Familie, <strong>in</strong> derÖffentlichkeit des Stadtviertels und nicht zuletzt durch die türkischenelektronischen Medien (Fernsehen, Video) genug sprachlichen Input <strong>in</strong> dieserSprache, um bis zum Schule<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>e altersgemäße mündlicheSprachkompetenz aufbauen zu können. (Diese schließt die meisten Strukturendes Türkischen e<strong>in</strong>, nicht aber komplexe, vor allem <strong>in</strong> schriftnahen Registerngebrauchte Syntaxstrukturen.) Schon vor dem Schule<strong>in</strong>tritt, spätestens aber zudiesem Zeitpunkt kommen sie <strong>in</strong> der Regel mit dem Deutschen <strong>in</strong> Kontakt. Inden typischen ethnisch geprägten Stadtvierteln (wie etwa <strong>in</strong> Hamburg Altona,Mümmelmannsberg, Harburg oder Wilhelmsburg) verschw<strong>in</strong>det das Türkischeaber auch im Grundschulalter nicht aus dem Alltagsleben; vielmehr ist dieSchul- und Unterrichtssprache zwar deutsch, <strong>in</strong> der Interaktion der K<strong>in</strong>deruntere<strong>in</strong>ander – <strong>in</strong> Abwesenheit der Erwachsenen - spielen aber viele andereSprachen und vor allem das Türkische e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. Monol<strong>in</strong>gualdeutsche K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d oft <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>derheit. Es gilt zwar die Regel, dass <strong>in</strong>Gegenwart der Lehrer<strong>in</strong> deutsch gesprochen wird, <strong>in</strong> der Interaktionuntere<strong>in</strong>ander wird aber nicht schon deshalb auf die Verwendung desTürkischen verzichtet, weil e<strong>in</strong>er der Gesprächsteilnehmer möglicherweise e<strong>in</strong>eandere dom<strong>in</strong>ante Sprache hat. Denn viele Mitschüler/<strong>in</strong>nen verstehen Türkischoder können diese Sprache sogar aktiv verwenden. Allerd<strong>in</strong>gs gel<strong>in</strong>gt es derSchule entgegen ihrem Anspruch de facto weder im Deutschen noch imTürkischen, die schriftsprachlichen Fähigkeiten zu vermitteln, die den

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