10.07.2015 Aufrufe

Peter Auer Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Europa Übersicht ...

Peter Auer Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Europa Übersicht ...

Peter Auer Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Europa Übersicht ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

abgeschlossen. Auch später noch wurde <strong>in</strong> vielen Gegenden <strong>Europa</strong>s e<strong>in</strong>eexoglossische Standardsprache verwendet, bis oft erst im 19. Jh. e<strong>in</strong>e eigene,endoglossische Standardvarietät entwickelt und durchgesetzt wurde; dasDeutsche <strong>in</strong> Tschechien und der Slovakei oder im Baltikum ist dafür ebenso e<strong>in</strong>Beispiel wie das Schwedische <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, das Dänische <strong>in</strong> Norwegen, dasFranzösische <strong>in</strong> Russland sowie an vielen europäischen Höfen, oder dasOsmantürkische auf dem Balkan. Natürlich gilt dasselbe auch für alle kolonialenKontexte (<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zum Beispiel für die ehemalige englische Kolonie Zypern)und für die schon erwähnten autochthonen M<strong>in</strong>derheiten, <strong>in</strong> denen durchweg dienationale Standardvarietät zum<strong>in</strong>dest zusammen mit e<strong>in</strong>er eigenenStandardvarietät der M<strong>in</strong>derheitensprache Gültigkeit hat. Nach demVerschw<strong>in</strong>den solcher kolonialer Konstellationen muss die exoglossischeStandardvarietät, wenn sie entsprechendes Prestige hat, nicht unbed<strong>in</strong>gtebenfalls verschw<strong>in</strong>den; die ehemaligen Republiken der Sowjetunion, die heuteselbständig s<strong>in</strong>d, liefern hier viele und lehrreiche Beispiele. Sie zeigen imÜbrigen auch das Fortwähren des nationalen Sprachdiskurses, der dieVerwendung e<strong>in</strong>es exoglossischen Standards grundsätzlich nicht akzeptierenkann. Sprachause<strong>in</strong>andersetzungen wie im Baltikum s<strong>in</strong>d die Folge.5. <strong>Mehrsprachigkeit</strong> im Zeitalter der GlobalisierungDie jüngste Zeit ist allerd<strong>in</strong>gs nicht alle<strong>in</strong> durch diese neo-nationalen Tendenzengekennzeichnet; vielmehr ist e<strong>in</strong>e gegenläufige Tendenz zu verzeichnen, die<strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> (und andernorts) sogar die dom<strong>in</strong>ante zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Eshandelt sich um Entwicklungen, die den Nationalstaat und se<strong>in</strong>e sprachlicheSouveränität so fundamental bedrohen, dass die alte nationalstaatlicheSprachideologie und sprachpolitische Praxis zunehmend unterm<strong>in</strong>iert wird.Dazu gehört

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!