DAS INTERVIEW von Wolfgang Pott - Bayer Gastronomie GmbH
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Köln und weite Strecken der Partie<br />
gegen den HSV ließen bei den Anhängern<br />
den Verdacht aufkommen, dass<br />
die Mannschaft auf dem besten Wege<br />
sei, die angepeilte Vizemeisterschaft<br />
noch zu vermasseln.<br />
Die Fans reagierten hörbar<br />
sauer und machten auch Coach Heynckes,<br />
der ja zum direkten Konkurrenten<br />
just um diesen zweiten Platz wechseln<br />
würde, für den sich abzeichnenden<br />
Verfall verantwortlich. Jupp Heynckes<br />
reagierte wiederum angesäuert auf die<br />
Bekundungen der Anhänger und nahm<br />
diese mit in die Verantwortung für die<br />
zeitweise fragwürdigen Auftritte seines<br />
Teams. Er beklagte eine zu geringe<br />
Unterstützung, verallgemeinerte dies<br />
auf Leverkusens Fans und brachte so<br />
(nicht nur) den harten Kern der <strong>Bayer</strong>-<br />
Anhänger endgültig gegen sich auf.<br />
Wer den über weite Strecken hervorragenden<br />
Auftritt der 5.000 mitgereisten<br />
Fans in Köln und auch die zumeist<br />
sehr wohlwollende Unterstützung<br />
gegen den HSV miterlebt hat, muss<br />
sich in der Tat fragen, warum der neue<br />
Coach der <strong>Bayer</strong>n diese unnötige Baustelle<br />
aufgemacht hat...<br />
Nach dem erlösenden Sieg in<br />
Freiburg hatten sich jedenfalls<br />
wieder (fast) alle lieb:<br />
Heynckes, der nach Spielende<br />
zunächst nicht zur feiernden Mannschaft<br />
in die Fan-Kurve kommen wollte,<br />
ließ sich <strong>von</strong> Rudi Völler dann doch<br />
zur Nähe zu den Anhängern überzeugen<br />
und diese verabschiedeten den<br />
Trainer zwar nicht euphorisch aber<br />
sehr freundlich.<br />
Einen wesentlich emotionaleren<br />
Abschied hatte Sami Hyypiä bereits<br />
beim Spiel gegen den HSV erhalten;<br />
nach der Partie in Freiburg ließen ihn<br />
seine Kollegen noch mal hochleben<br />
und trugen den 37-Jährigen Finnen,<br />
der in einem Jahr als Co-Trainer nach<br />
Leverkusen zurück kehren soll, auf<br />
ihren Schultern vor den Fans hin und<br />
her.<br />
Ob es einen weiteren Abschied<br />
zu vermelden geben wird, stand<br />
zum Redaktionsende noch nicht<br />
fest. Es geht um Arturo Vidal, den<br />
hochbegabten und wohl auch heißbegehrten<br />
chilenischen Nationalspieler.<br />
Zwar hat Vidal noch einen bis 2012<br />
laufenden Vertrag, so dass Geschäftsführer<br />
<strong>Wolfgang</strong> Holzhäuser noch in<br />
Freiburg betonte: „Arturo spielt bis<br />
2012 bei uns“, doch haben die Münchener<br />
<strong>Bayer</strong>n ihr Interesse an Vidal<br />
durch Präsident Uli Hoeneß mittlerweile<br />
auch öffentlich bekundet. Ob der<br />
23-jährige in Leverkusen tatsächlich<br />
seinen Vertrag erfüllen wird, oder ihn<br />
die <strong>Bayer</strong>-Verantwortlichen trotz all seiner<br />
sportlichen Qualitäten bei einer<br />
entsprechend hohen Ablösesumme ziehen<br />
lassen werden; man wird sehen...<br />
Ein Wechsel nach München würde<br />
wohl niemanden überraschen...<br />
Für den Fall des Abgangs <strong>von</strong> Vidal<br />
scheint Stuttgarts Nationalspieler<br />
Christian Träsch als möglicher<br />
Nachfolger des Chilenen im Visier der<br />
Leverkusener zu sein. Der Nachfolger<br />
<strong>von</strong> Jupp Heynckes, der in seinen zwei<br />
Werkself-Jahren sehr gute Arbeit geleistet<br />
hat und das Team nach sechs Jahren<br />
Abstinenz endlich wieder in die Champions<br />
League führen konnte, steht<br />
dagegen bereits seit Wochen fest und<br />
wird zum 01. Juli seinen Job in Leverkusen<br />
aufnehmen. Robin Dutt, in<br />
Köln geboren, steht vor seiner<br />
Rückkehr ins Rheinland und der<br />
Premiere in der Champions League.<br />
Der 46-jährige, der in Freiburg mit<br />
bescheidenen finanziellen Mitteln großes<br />
geleistet hat, weiß um die Größe<br />
der Fußstapfen, in die er hinein treten<br />
wird. „Du legst die Latte sportlich<br />
und menschlich unheimlich<br />
hoch. Ich werde versuchen, dem<br />
gerecht zu werden“, so hatte Dutt nach<br />
dem Spiel in Freiburg während der<br />
Pressekonferenz auf die Worte seines<br />
Vorgängers reagiert.<br />
Dutt findet in der Tat in Leverkusen<br />
ein bestelltes Feld vor. Die<br />
Mannschaft bleibt weitestgehend<br />
zusammen, wurde durch die bereits<br />
getätigten Verpflichtungen <strong>von</strong> André<br />
Schürrle (15 Tore und 5 Assists in der<br />
abgelaufenen Saison für Mainz), Ömer<br />
Tobrak (SC Freiburg) und Karim Bellarabi<br />
(Eintracht Braunschweig) mit drei<br />
hoch veranlagten jungen Spielern<br />
bereits verstärkt und wird sicherlich<br />
noch weitere Ergänzungen erfahren<br />
(müssen).<br />
Hier dürfen sich die Leverkusener<br />
Fans vielleicht noch auf die eine oder<br />
12 <strong>DAS</strong> REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 3/2011<br />
andere Überraschung gefasst machen,<br />
schließlich haben die <strong>Bayer</strong>-Verantwortlichen<br />
in der Vergangenheit nicht<br />
nur mit dem Engagement <strong>von</strong> Sami<br />
Hyypiä bewiesen, dass sie ohne großes<br />
öffentliches Brimborium spektakuläre<br />
Zugänge verbuchen können.<br />
Auf jeden Fall gibt’s in der Bay-<br />
Arena zur Saison 2011/2012 endlich<br />
wieder die Hymne der Champions<br />
League zu hören; für Spieler,<br />
Trainer und Fans schon jetzt neben<br />
dem Bundesliga-Alltag das Sahnehäub-<br />
chen. Auch wenn man erst im August<br />
wissen wird, gegen welche Teams man<br />
beim Stelldichein der europäischen<br />
Spitzenmannschaften antreten muss;<br />
die Aussicht auf das Comeback ins<br />
Rampenlicht der Königsklasse sorgt für<br />
wohl jeden Leverkusener Spieler und<br />
Fan für eine Minderung der Entzugserscheinungen<br />
in der nun anstehenden<br />
bundesligafreien Zeit.<br />
Bis zum Start in den DFB-Pokalwettbewerb<br />
(1. Hauptrunde zwischen dem<br />
29. Juli und dem 1. August) und die<br />
BAYARENA<br />
neue Bundesliga-Saison (5. August bis<br />
7. August) haben alle Beteiligten jetzt<br />
einige Wochen Pause, wobei die Profis<br />
bereits in Kürze wieder die Vorbereitung<br />
aufnehmen werden, um die<br />
Grundlage für eine erneute erfolgreiche<br />
Spielzeit zu schaffen. Einer Spielzeit,<br />
für die sich Sportdirektor Rudi Völler<br />
direkt nach dem Spiel in Freiburg<br />
erhoffte, „dass Robin Dutt aus<br />
unserer Mannschaft noch mehr<br />
heraus holen kann.“ Dagegen hätte<br />
in Leverkusen sicherlich niemand Einwände...<br />
<strong>DAS</strong> REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 3/2011 13