art - Ensuite

ensuite 

nr. 45 september 2006 | 4. jahrgang 

k u l t u r m a g a z i n 

preisgekrönter zschokke... S. 5 

das parfum S. 20 

king kong ohne fokus 

auf den affen S. 9 

we got sous-soul S. 30 

im «mood» der zeit S. 15 

liebesdienst sexarbeit S. 77

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MS-Benefizkonzert 

zugunsten der rund 10 000 MS-Betroffenen in der Schweiz 

Orchester Musikkollegium Winterthur 

Howard Griffiths, Leitung 

Wolfgang A. Mozart 

Ouvertüre «Le Nozze di Figaro», KV 492 

Sinfonia concertante Es-Dur, KV 297b 

Felix Mendelssohn Bartholdy 

4. Sinfonie A-Dur, op. 90 «Italienische Sinfonie» 

Kultur-Casino Bern 

Sonntag, 29. Oktober 2006, 16.00 Uhr 

www.bernbillett.ch 

Bern Billett, Nägeligasse 1A, 3000 Bern 7 

T 031 329 52 52 

Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft 

Josefstrasse 129, Postfach, 8031 Zürich 

Spendenkonto: PC 80-8274-9 

Familygroove Mühle Hunziken CH-3113 Rubigen seit 1976 2006 

Fr-So 1.-3.Sept. Die Geschwister Pfister CH/D/Bulgaria 31.Saisonauftakt Ausverk. 

Mi-So 6.-10. 9. Die Geschwister Pfister 5 Zusatzvorstellungen 30.–/35.– 

Ursli & Toni Pfister, Fräulein Schneider & Jo Roloff Combo 

Fr 22. Sept. Die Regierung Unterschiedlich normal behinderte Musiker 20.–/25.– 

Sa/So 23./24. * The Nits NL Einzige Club-Konzerte “Les Nuits” Pop 35.–/40.– 

Fr 29. Sept. 

Sa 30. Sept. 

Ralph BE 

Charlie A’Court Kanada 

CD-Taufe Rock Blues 

R&B Blues 

20.–/25.– 

25.–/30.– 

Mi 4. Oktober Shemekia Copeland USA 

Fr 6. Okt. Dan Baird & Homemade Sin USA 

The Crashers USA 

Sa 7. Okt. The Duke Robillard Band USA 

Soul Funk Blues 

ex. Georgia Satellites 

Rock im Doppelpack 

Living with the Blues 

30.–/35.– 

30.–/35.– 

30.–/35.– 

Fr der 13. 10. Yvonne Moore CH/USA 

Sa 14. Okt. * John Lee Hooker Jr. Detroit 

Funk ‘n’ Soul 

Down Home Blues R&B 

20.–/25.– 

30.–/35.– 

Mi 18. Okt. 

Fr 20. Okt. 

Sa 21.Okt. 

Chala Cubana Cuba/CH Latin Jazz Son Cubano 25.–/30.– 

Groove Collective USA Funk Jazz and NYCity Groove 25.–/30.– 

Andreas Vollenweider & Friends CH The Storyteller 35.–/40.– 

Do 26. Okt. 

Fr 27. Okt. 

Sa 28. Okt. 

Natacha Atlas Ägypten/GB Arabic Angel World Pop 35.–/40.– 

Ten Years After GB Roadworks Zusatzkonzert Blues Rock 30.–/35.– 

Carl Palmer Band GB The Music of Emerson, Lake & Palmer 30.–/35.– 

Mi 1. Nov. 

Fr 3. Nov. 

Sa 4. Nov. 

Marcos Valle e Grupo Brazil Samba-Pop Bossa Nova 30.–/35.– 

No Jazz F Have Fun! Funk Hip-Hop Electronic Jazz 25.–/30.– 

Dr Feelgood finest british R&B - makes you feel good 25.–/30.– 

Fr 10. Nov. 

Sa 11. Nov. 

Bill Perry USA Don’t know nothin’ about love Blues Rock 25.–/30.– 

Ueli Schmezer’s MatterLive BE Interpretiert Mani Matter 25.–/30.– 

Fr 17. Nov. 

Sa 18. Nov. 

Magou & Dakar Transit The new big voice from Senegal 

Homesick James & Fillmore Slim & Band USA Blues 

25.–/30.– 

25.–/30.– 

Fr 24. Nov. 

Sa 25. Nov. 

Repeatles BE Sixties Rock n’Beat 20.–/25.– 

Fonixx / Theodosii Spassov CH/Bulgaria Balkan World Jazz 25.–/30.– 

Mitgliedschaft: Wer Fr. 45.– pro Jahr einzahlt, betreibt aktiv Kulturförderung, erhält 

unser Programm franko Haus, pro Veranstaltung Fr. 5.– Ermässigung und unser Dank 

Öffentliches Geld für Kultur ist gut, freiwillig gespendetes Geld der Öffentlichkeit hat Kultur 

* TV-Aufnahmen “Musicnight” – aus der Mühle Hunziken 

es zottelt ein wölklein heiter noch weiter ins blau und weiss doch genau 

was ihm droht denn das blau ist sein tod. Kurt Marti 

Reservation: 

Beginn: 

Signal: 

031 721 0 721 (Vertrauensbasis) Links: www.muehlehunziken.ch 

Werktage 21 Uhr / Sonn- und Feiertage 20 Uhr 

Letzte Insel vor der Autobahn. In the middle of pampa 

Ende 

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Bild Titelseite und rechts: 

Rachel Hurd-Wood in «Das Parfum» (Seite 20) 

© Constantin Film. 

impressum 

ensuite – kulturmagazin erscheint monatlich als Gratis- und Abonnementzeitung. 

Aufl age: 10‘000 / davon 1‘200 Aboversand Herausgeber: 

Verein WE ARE, Bern Redaktion: Lukas Vogelsang (vl); 

Stephan Fuchs (sf); Anna Vershinova (av) // Peter J. Betts (pjb), 

Jean-Luc Froidevaux (jlf), Nadine Guldimann (ng), Till Hillbrecht 

(th), Sonja Koller (sk), Andy Limacher (al), Isabelle Lüthy (il), Belinda 

Meier (bm), Nadia Meier (nm), Monique Meyer (mm), Eva 

Mollet (ev), Magdalena Nadolska (man), Marta Nawrocka (mn), 

Eva Pfi rter (ep), Nicolas Richard (nr), Caroline Ritz (cr), Benedikt 

Sartorius (bs), Anne-Sophie Scholl (ass), Sarah Stähli (ss), Tabea 

Steiner (ts), Sandra D. Sutter (sds), Sara Trauffer (st), Kathrina 

von Wartburg (kvw), Simone Wahli (sw), Sonja Wenger (sjw), Vonfrau 

(Redaktion) Cartoon: Bruno Fauser, Bern; Telefon 031 312 

64 76 Kulturagenda: kulturbern.ch; ensuite - kulturmagazin, 

Bewegungsmelder AG, allevents, Biel; Abteilung für Kulturelles 

Biel, Abteilung für Kulturelles Thun, interwerk gmbh. Korrektorat: 

Monique Meyer (mm) 

Abonnemente: 58 Franken für ein Jahr / 11 Ausgaben. Abodienst: 

031 318 60 50 Web: interwerk gmbh Anzeigenverkauf: 

anzeigen@ensuite.ch Layout: interwerk gmbh: Lukas Vogelsang 

Produktion & Druckvorstufe: interwerk gmbh, Bern Druck: Fischer 

AG für Data und Print Vertrieb: Gratisaufl age an 350 Orten 

im Kanton Bern; passive attack, Telefon 031 398 38 66 

Hinweise für redaktionelle Themen (nicht Agendaeinträge!) 

erwünscht bis zum 11. des Vormonates. Über die Publikation 

entscheidet die Redaktion. Bildmaterial digital oder im Original 

beilegen. 

Agendahinweise bis spätestens am 18. des Vormonates. Redaktionsschluss 

der Ausgabe ist jeweils am 18. des Vormonates. 

(siehe auch www.ensuite.ch - menü: veranstalter) 

artensuite erscheint als Beilage im ensuite - kulturmagazin. Herausgeber: 

edition ■ ensuite, Bern Redaktion: Dominik Imhof (di); 

Helen Lagger (hl), Monique Meyer (mm), Sylvia Mutti (sm), Eva 

Pfi rter (ep), Sylvia Rüttimann (sr), Monika Schäfer (ms) 

Die Redaktion ensuite - kulturmagazin ist politisch, wirtschaftlich 

und ethisch unabhängig und selbständig. Die Texte repräsentieren 

die Meinungen der Autoren/innen, nicht jene der Redaktion. 

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WE ARE in Bern und der edition ■ ensuite. 

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ensuite – kulturmagazin 

Sandrainstrasse 3 

3007 Bern 

Telefon 031 318 6050 

mail: redaktion@ensuite.ch 

www.ensuite.ch 

Eigentlich, eigentlich... 

■ Da ist momentan immer die Rede davon, dass 

die Stadt Bern mehr Geld in die Kultur investieren 

soll. Dem ist ja nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. 

Doch es fragt sich, ob das eingesetzte Geld 

auch sinnvoll verwendet wird. Da reicht es mir persönlich 

nicht, ohne Analyse einfach nach mehr zu 

rufen – ich fi nde das gewagt. 

Zum Beispiel: Dass sich die Stadt Bern trotz des 

ensuite – kulturmagazins noch selber eine Kulturagenda 

im Papierformat leistet, haben wir unterdessen 

mehrheitlich mit Kopfschütteln geschluckt. 

Noch etwas unverdaut ist das Ticketsystem, welches 

die Espace Medien AG eigentlich übernehmen 

wollte, jedoch von der Stadt in einem eigenen, 

überteuerten BernBillett endete. Doch dass die 

Abteilung Kulturelles jetzt auch noch eine eigene 

Kulturdatenbank bauen will und für die Evaluation 

ein Projektbüro mit 19‘740 Franken honoriert, geht 

für mich nicht mehr auf. Vor allem deswegen nicht, 

weil der Verein Kultur Bern (ensuite – kulturmagazin, 

bewegungsmelder ag und allevent, biel) und die 

Espace Medien AG bereits je eine solche Datenbanken 

besitzen und öffentlich zur Verfügung stellen. 

Wer redet da von Sparen und wer von mehr Geld? 

Ich weiss, ich mache mich mit solchen Äusserungen 

nicht gerade beliebt – doch irgendjemand muss es 

sagen. Sparen kann man in der Kultur durchaus 

auch. Und eine Analyse beschränkt sich nicht nur 

auf Zuschauerzahlen – meine Güte, nein. 

In dieser Nummer publizieren wir eine kleine 

Gegenüberstellung von Interviews mit bee-fl at und 

dem Zürcher Veranstalter moods. Was mir dabei 

auffi el, ist die klare Defi nition von Zürich, einen 

Veranstalter wie das moods mit einem beachtlichen 

öffentlichen Beitrag zu unterstützen, während in 

Bern künstlerisch mit Almosen gespielt wird. Die 

neue Berner Kulturstrategie ist kein Ausweg, denn 

genau die Förderungs- und Verteilungsfragen werden 

damit nicht beantwortet – das Jammern schon. 

Was ist die Stärke von Bern? Alles. Dann müssen wir 

aber damit leben, dass wir kein defi nierbares Gesicht 

erhalten, dass es egal wird, was fi nanziert wird 

und was nicht – die Berner Kultur wird beliebig. 

Lukas Vogelsang 

INHALT 

KULTUR & GESELLSCHAFT 

...das leiseste gefühl der dauer 11 | we got soussoul 

30 

LITERATUR 

bern feiert die literatur 4 | preisgekrönter zschokke... 

5 | günter grass, juri rytcheu, margrit schriber 

7 | 

BÜHNE 

bejamin brittens «noye‘s fl udde» in köniz 8 | king 

kong ohne fokus auf den affen 9 

KINO / FILM 

fi lmfestival locarno 19 | das parfum - die geschichte 

eines mörders 20 | miami vice 21 | little 

miss sunshine 21 | das andere kino 22 

MUSIK 

geschliffen roh 12 | klingendes hommage-kaleidoskop 

12 | rouge 13 | ausblick in klassik 13 | «beefl 

at» befragt 14 | im «mood» der zeit 15 | cd-tipps 

16 | lektionen in folk 17 | ECM listening post 17 

LIFESTYLE 

berner quartiere: und sie krochen aus den löchern... 

24 | tuchfühlung... 25 | stadt & land: berns 

begehrteste insel 29 | insomnia 31 | gastrotipp: 

nach grossmutters art 32 

DIVERSES 

comics 8 | stadtläufer 25 | tratschundlaber 21 | 

von menschen und medien / fauser cartoon 27 | 

menschen: die lashlings aus kembo nui 28 

KULTUR-PUBLIREPORTAGE 

samuel sommers wortgewalt und tina teubners aufstand 

im doppelbett 33 | individueller sammlungsbesuch 

34 

STADT THUN 

liebesdienst sexarbeit 77 

KULTURAGENDA 

kulturagenda bern 47 | biel 75 | thun 78 

Kunstbeilage: 

artensuite 

freiheit und kontrolle 36 | baselitz - und die welt 

steht kopf! 37 | ziegelrain `67-`75 37 | manon 

38 | bittersüsser zauber der kindheit 39 | formen, 

verändern, verwandeln 39 | kunst im buch 

41 | berner galerien 42 | augenspiel 44 | berner 

museen: bern / biel / thun 45 

ensuite - kulturmagazin Nr. 45 | september 06 3

LITERATUR LIVE LITERATUR 

Shortcut: 

■ Mit über 3‘000 Besuchern ist das erste Literaturfestival 

in Bern über die Bühnen gegangen. 

Davon haben allein 4 Veranstaltungsorte 900 BesucherInnen 

verzeichnet. Die restlichen Leseorte 

konnten immer noch pro Lesung oder Auftritt im 

Schnitt fast 60 BesucherInnen verzeichnen. Und 

dies an einem Wochenende, wo sich die Festivals 

und Feste die Hand gaben. Das sind gewaltige 

Zahlen und es scheint, dass Bern durchaus noch 

mehr Buchstaben verträgt. Soll jemand noch sagen, 

dass die Menschen lesefaul sind... 

Auch das Zusammenspiel von Stadt und Agglomeration 

(Meikirch, Laupen, Schwarzenburg, 

Köniz, Münsingen) ist in der Berner Kulturgeschichte 

einzigartig gewesen. Wir hoffen auf eine 

Fortsetzung im nächsten Jahr. (vl) 

Urs Mannhart & Daniel Goetsch 

■ Urs Mannhart und Daniel Goetsch lesen aus 

ihren erst gerade letzten Monat erschienenen 

Büchern. Mannhart, der in Bern lebende Velokurier, 

hat mit dem 2004 erschienenen Erstlingswerk 

«Luchs» eine bemerkenswerte Leistung 

erbracht. Dem jungen Berner gelang damit auf 

Anhieb ein Bestseller, der das Publikum und 

die Kritik begeisterte. Nun präsentiert er in der 

Dampfzentrale seinen zweiten Roman «Die Anomalie 

des geomagnetischen Feldes südöstlich 

von Domodossola». Es ist die Geschichte eines 

Baslers, der alle zwei Wochen zu seiner geliebten 

Luise nach Roma-Tiburtina reist. Eines Tages, als 

er sich wieder einmal auf einer seiner Reisen zu 

Luise befi ndet, kommt die Geschichte und ebenfalls 

die Reise unverhofft zum Stehen. Aufgrund 

eines Bahnstreikes in Domodossola sitzt er dort 

fest. Nun beginnt das Warten, Herumstreunen, 

gedankliche Reisen nehmen ihren Lauf, die in 

ihrer detaillieren Beschreibung bestechen. Die 

zweite Hälfte der in der Dampfzentrale stattfi ndenden 

Lesung bestreitet der in Zürich lebende 

Daniel Goetsch, der 1999 für «Aspartam» mit der 

Ehrengabe für Literatur des Kantons Zürich ausgezeichnet 

wurde und bereits mehrere Erzählungen 

in Anthologien veröffentlichen konnte. 

Er liest aus seinem neuen Roman «Ben Kader», 

der den Leser von der Gegenwart bis ins Jahre 

1957 zurückführt, dem Jahre, in dem der Unabhängigkeitskrieg 

in Algerien tobte. Es ist eine 

Geschichte der Vergangenheitsbewältigung und 

Identitätsfi ndung zugleich, wobei der geschichtliche 

Hintergrund eine packende und mitreissende 

Basis bildet. (bm) 

Montag, 11. September um 20:30 h 

www.dampfzentrale.ch, Telefon: 031 311 63 37 

4 

bern feiert die literatur 

Von Belinda Meier 

■ Zum ersten Mal wurde dieses Jahr vom 23. bis 

26. August das Berner Literaturfest in die Welt gerufen. 

Die verschiedenen Lesungen von über vierzig 

Autorinnen und Autoren (siehe Kasten) aus Bern, 

der Schweiz, Österreich und Deutschland wurden in 

der Hauptstadt selbst, dann in Bolligen, Köniz, Laupen, 

Meikirch, Münsingen und Schwarzenburg abgehalten. 

Am Fest selbst beteiligten sich verschiedenste 

Institutionen und Veranstaltungslokalitäten 

(siehe Kasten), die unter anderem Räumlichkeiten 

zur Verfügung stellten, die neuen Werke der Autoren 

zum Verkauf anboten oder gar Gespräche mit 

den Autoren organisierten. In Anbetracht der Tatsache, 

dass jene Institutionen und Ausgangslokale 

bis anhin mehr in Eigenregie oder kleineren Zusammenarbeiten 

literarische Anlässe veranstalteten, 

erscheint eine derart weit gespannte Vernetzung, 

wie sie sich nun zur Durchführung dieses Literaturfestes 

präsentierte, erstmalig. 

Mit dem ersten Berner Literaturfest hat sich die 

Schweizer Hauptstadt nun in die Nähe von Literaturfestivals 

gewagt, wie wir sie bereits von Basel 

(seit 1997), Leukerbad (seit 1996) und Solothurn 

(seit 1978) her kennen. Gerade die Literaturtage in 

Solothurn können hierbei auf eine besonders lange 

Geschichte zurückblicken. In den vergangenen 28 

Jahren haben insgesamt 802 Autorinnen und Autoren 

ihr Werk präsentiert, darunter Nobelpreisträger 

wie beispielsweise Günter Grass, Imre Kertész, 

Claude Simon und Wole Soyinka. Während in den 

Anfangsjahren nur gerade eine ausländische Autorin 

/ ein ausländischer Autor eingeladen wurde, wird 

der kulturelle Austausch seit 1992 höher gewertet, 

so dass vermehrt auch solche zu Gast geladen werden. 

So wird heute nebst dem Literaturschaffen in 

der Schweiz der Auseinandersetzung mit jenem im 

Ausland einen wichtigen Stellenwert beigemessen. 

Die Solothurner Literaturtage sind deshalb zu dem 

Ort geworden, wo sich mehrheitlich Schweizer, aber 

auch ausländische AutorInnen treffen, um persönliche 

und fachliche Gespräche zu führen, an denen 

die Beteiligung des Publikums sehr erwünscht ist. 

Das Basler Literaturfestival hingegen will nebst der 

Präsentation von AutorInnen mitsamt ihren literarischen 

Werken noch anderen Themen und Medien 

Raum lassen. So werden Gespräche mit Experten 

zu Aktualitäten der Politik, Wirtschaft, Kultur oder 

Gesellschaft durchgeführt, daneben aber auch 

symbiotischen Produktionen aus Literatur und 

Musik sowie Hörspielveranstaltungen und Neuem 

in Sachen Literatur wie Poetry Slam-Auftritte u. Ä. 

Platz gegeben. Das internationale Literaturfestival 

in Leukerbad schliesslich lädt bekannte, aber auch 

noch kaum entdeckte AutorInnen aus der ganzen 

Welt zu Gast. Nebst Lesungen und Gesprächen werden 

zudem eine Mitternachtslesung auf dem Gem- 

mipass sowie eine literarische Schluchtwanderung 

durchgeführt, die bereits als traditionelle Bestandteile 

des Festivals betrachtet werden können. Im 

Leitungsteam befi ndet sich seit kurzem Hans Ruprecht, 

der bereits seit Jahren die Lesereihe «Trafo: 

Literatur in Bern» durchführt und nun – zusammen 

mit den Kulturhallen Dampfzentrale – auch das 

diesjährige Berner Literaturfest veranstaltet hat. 

Ziel dieses Festes war es, mit Literatur die Leserinnen 

und Leser vor Ort aufzusuchen. Man versuchte 

zu zeigen, dass Lesungen in starkem Masse von der 

Faszination der Gegenwart eines Autors leben, also 

von einer Stimme hinter dem Buch. 

Berner Literaturfest 

Beteiligte Intstitutionen 

und Veranstaltungsorte: 

Schweizerische Landesbibliothek 

www.snl.admin.ch 

Universitätsbibliothek 

www.stub.unibe.ch 

Kornhausbibliothek 

www.kornhausbibliotheken.ch 

Schlachthaus Theater 

www.schlachthaus.ch 

ONO 

www.onobern.ch 

Kulturhallen Dampfzentrale 

www.dampfzentrale.ch 

Der Raum 

www.a39.ch 

Café Kairo 

www.cafe-kairo.ch 

Stadttheater Bern 

www.stadttheaterbern.ch 

Buchhandlung Thalia 

www.thalia.ch 

Buchhandlung Stauffacher 

www.stauffacher.ch 

Buchhandlung Münstergass 

www.muenstergass.ch 

Buchhandlung Haupt 

www.haupt.ch 

Buchhandlung LibRomania 

www.libromania.ch 

Diese Autoren waren eingeladen: 

Adolf Muschg, Peter Bichsel, Peter J. Betts, Matthias 

Zschokke, Lukas Hartmann, Ruth Schweikert, 

Pascal Mercier, Wilhelm Genazino, Christoph 

Geiser, Gert Jonke, Pedro Lenz, Beat Sterchi, Guy 

Krneta, Michael Stauffer, Yoko Tawada, Franzobel, 

Andreas und Raphael Urweider, Urs Mannhart, 

Christoph Simon und viele mehr... 

ensuite - kulturmagazin Nr. 45 | september 06

LITERATUR 

preisgekrönter zschokke… 

Von Belinda Meier Foto: Belinda Meier 

■ Matthias Zschokke hat im Rahmen des Berner 

Literaturfestes am Samstag um 14:00 h auf der 

Münsterplattform in Bern aus seinem neuen und 

gross gefeierten Roman «Maurice mit Huhn» gelesen. 

Trotz seines bemerkenswerten Schaffens und 

der Tatsache, dass er zahlreiche Auszeichnungen 

und Preise erhalten hat, gilt er nach wie vor als «Geheimtipp». 

Der 1954 in Bern geborene Künstler lebt seit 

1980 als Schriftsteller, Theaterautor und Filmemacher 

in Berlin. Er ist ein Ururenkel des aus Magdeburg 

stammenden Schweizer Autors Heinrich 

Zschokke (1771-1848), der übrigens – um es nur 

am Rande zu erwähnen – mit Ludwig Wieland und 

Heinrich von Kleist in einen Dichterwettstreit trat, 

aus dem schliesslich das berühmte Lustspiel «Der 

zerbrochne Krug» Heinrich von Kleists entstanden 

ist. In den vergangenen vierundzwanzig Jahren hat 

Matthias Zschokke acht Prosabände, sieben Theaterstücke 

und drei Filme vorgelegt. Trotz der Tatsache, 

dass er in unzähligen Kritiken gerühmt wurde, 

blieb er bis anhin im Schatten des Ruhms stehen. 

Dies wiederum ist auch der Grund dafür, dass 

Zschokke noch kein grosses Publikum für sich gewinnen 

konnte. Dennoch erhielt er für sein Schaffen 

bereits viele Preise. So bekam er beispielsweise für 

den 1982 erschienenen Roman «Max» den Robert- 

Walser-Preis. 

«Max» erzählt vom gleichnamigen Protagonisten, 

der von einem Schweizer Bauernhof in eine 

deutsche Grossstadt zieht. Max beschliesst deshalb, 

diesen Schritt zu wagen, weil er mit den Ausprägungen 

der Schweizer Gesellschaft nicht länger klar 

kommt und darum vor ihr fl iehen will. In Deutsch- 

land angekommen, versucht er, Schauspieler zu 

werden. Doch seine Karriere geht aufgrund seiner 

radikalen Verweigerung gegen die Konventionen 

des Lebens bergab. So wird er zum Herumstreunenden, 

der durch die Stadt zieht, überall auf Konfrontation 

stösst und sich nirgends eingliedern will, 

woran er letztlich – in Verbindung einiger erfolgloser 

Liebeleien – kläglich scheitert. 

Zschokkes Figuren sind bekannt dafür, dass sie 

in der Gesellschaft, die sie umgibt, zu immer neuen 

Lebens- und Überlebensstrategien herausgefordert 

werden. Der Literatur-Brockhaus von 1995 

beschreibt seinen Schreibstil in einem zwar kurzen, 

dafür sehr prägnanten Satz: «Auf witzig-ironische 

Weise stellt Zschokke die Gesellschaft in Frage, wobei 

er sämtliche Normen und formale Grenzen traditioneller 

Erzählliteratur überschreitet.» 

Weitere Preise erhielt Zschokke u. a. für die Theaterstücke 

«Die Alphabeten» (Gerhart-Hauptmann- 

Preis 1992, Uraufführung in Bern 1994), «Der reiche 

Freund» (Welti-Preis 1994, Uraufführung Hannover 

1995) sowie die beiden Filme «Edvige Scimitt» 

(Preis der deutschen Filmkritik 1986) und «Der wilde 

Mann» (Berner Filmpreis 1989). Den Buchpreis 

des Kantons Bern erhielt er viermal (1985, 1991, 

2002, 2006), wovon der zuletzt erhaltene seinem 

neusten Werk «Maurice mit Huhn» galt. Für denselben 

Roman erhielt er des Weiteren den diesjährigen 

Solothurner Literaturpreis sowie den Schillerpreis 

der Schweizer Schillerstiftung, der ihm am 21. September 

2006 im Zürcher Literaturhaus verliehen 

wird. 

«Maurice mit Huhn» erzählt vom modernen 

Leben mitsamt den ineinander verworrenen und 

unüberschaubaren Teilgeschichten. Mit mikroskopisch 

genauen Schilderungen führt uns Zschokke 

mit Maurice auf eine Reise durch das Alltägliche, 

welches voller Nebensächlichkeiten und Belang-losigkeiten 

steckt und sich immerzu der technisch davonrasenden 

Welt in den Weg stellt. Maurice nimmt 

uns mit in seine Stadt – Berlin. Er hört das Cello von 

nebenan, fährt Fahrrad oder fl aniert, während er 

in fragmentarischer Art und Weise Anschauungen 

von der auf ihn einwirkenden Welt entwickelt. Es ist 

der genaue Blick des Protagonisten, seine Auffassungs- 

und Beobachtungsgabe, die das ins Blickfeld 

Genommene durchdringen und dem Leser das allgegenwärtige 

Vergehen bewusst machen. Und dennoch, 

der Roman ist keine triste Abhandlung über 

die Welt und deren Vergänglichkeit, sondern führt 

den Leser in eine melancholisch gestimmte Umgebung, 

die entdeckt werden will und dabei Intelligentes 

für das Leben versprüht. 

Sie haben am Berner Literaturfest aus Ihrem 

neuen und mit vielen Preisen ausgezeichneten 

Buch «Maurice mit Huhn» gelesen. Wie ist für 

Sie das Vorlesen vor einem Publikum? 

Es hängt stark von dessen Zusammensetzung 

ab. So beobachte ich, dass Lesungen in der 

Schweiz angenehmer ausfallen als in Deutschland. 

Womöglich deshalb, weil ich mit der Schweiz denselben 

Hintergrund teile. Meine Art etwa, Romane 

zu schreiben, ist hier längst vertraut und akzeptiert, 

während ich beim deutschen Lesepublikum 

eher noch Irritation auslöse. Irritation vielleicht 

deshalb, da meine Geschichten keinen starken Plot 

aufweisen, sondern oft durch viele miteinander 


MEHR LITERATUR LIVE 

Terry Pratchett liest in Bern!! 

Am 28. August 2006 ist mit «Klonk» bei Manhatten 

der 30. Scheibenweltroman von Terry 

Pratchett erschienen. Seine Fantasiereihe über 

eine fl ache Fantasiewelt voller skurriler Gestalten 

wurde schon nach wenigen Bänden zu einem 

Bestseller und noch heute verkaufen sich 

die Erzählungen über Ankh-Morpok sehr gut. 

Aus diesem Grund kommt Terry Pratchett im 

September unter anderem nach Bern, um aus 

seinem neusten Werk zu lesen. Klonk! – So klang 

es, als Zwergenaxt auf Trollkeule traf, damals, bei 

der historischen Schlacht von Koomtal. Auf jener 

verheerenden Keilerei gründet seither die Erbfeindschaft 

zwischen Trollen und Zwergen. Dass 

sich niemand mehr erinnern kann, wer damals 

wen in einen Hinterhalt gelockt oder am Ende 

gesiegt hat, tut dem tief verwurzelten Hass keinen 

Abbruch. Im Gegenteil, es ist ein gefundenes 

Fressen für die Fundamentalisten beider Lager, 

die den alten Konfl ikt immer wieder anfachen. 

(bm) 

Donnerstag, 14. September, 20:00 h 

im Theater National, Bern 

Veranstalter: 

Stauffacher Bern, Telefon: 031 313 63 63 

Patricia Highsmith 

■ Ihre Romane faszinierten Alfred Hitchcock 

und Wim Wenders, ihr Antiheld Tom Ripley wurde 

von Alain Delon und Matt Damon verkörpert: 

Patricia Highsmith hat manches Drehbuch inspiriert. 

Für die Literatur ist sie das, was Hitchcock 

für den Film ist – die Meisterin der Spannung. Die 

Ausstellung «Patricia Highsmith» in der Schweizerischen 

Landesbibliothek ermöglicht es, in die 

abgründige Welt der Autorin einzutauchen. Das 

Schweizerische Literaturarchiv hat Ihren Nachlass 

geöffnet und zeigt anhand von Originalobjekten 

erstmals einen Einblick in ihre Werkstatt. 

Die Ausstellung dauert noch bis zum 10. September 

und ist auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. 

(bm) 

Noch bis am 10. September in der Schweizerischen 

Landesbibliothek in Bern 

Weitere Informationen: www.snl.admin.ch 

6 

vernetzte Teilgeschichten geprägt sind, die in ihrer 

Ausführung einen eigenen Stil generieren. 

«Maurice mit Huhn» erzählt vom modernen 

Leben und ihrer Schnelllebigkeit. Was veranlasst 

Sie dazu, darüber zu schreiben? 

Ich will von dieser Zeit erzählen, in der wir uns 

befi nden. Wie wir heute leben und was wir denken 

steht im Zentrum. Dies soll deshalb eingefangen 

und in einer passenden Form auf Papier gebracht 

werden. Mag sein, dass gewisse Leute denken, 

sie bräuchten eine solche Lektüre nicht, da sie ja 

schliesslich wüssten, wie es heute ist. Wird man 

das Buch aber viele Jahre später wieder öffnen, 

so fi ndet man darin viele Eindrücke einer früheren 

Lebensweise. Gerade weil es diese Gegenstimmen 

gibt und sogar auch mein Verlag meinte, dass es 

schwierig sei, mit einem solchen Thema das Publikum 

für sich zu gewinnen, bin ich umso erstaunter, 

dass das Buch eine derart grosse Aufmerksamkeit 

erregt hat. 

Wie kamen Sie dazu, solche Geschichten zu 

schreiben? 

Es hat mit meiner Leseerfahrung zu tun. In Anbetracht 

dessen, dass viele Bücher schön konstruierte 

Geschichten präsentieren, reizt es mich umso 

mehr, etwas anderes auszuprobieren. Das Schreiben 

über das Leben mitsamt den Nebensächlichkeiten 

ist im Grunde literarisch fad. Genau das 

interessiert mich aber, denn letztlich sind es jene 

Alltäglichkeiten, die unser Leben beherrschen. Da 

wir dieses ereignislose Dahinleben alle kennen, 

erscheint es mir als eine Herausforderung, es ins 

Zentrum eines Romans zu rücken. Auch betrachte 

ich dieses Dahinleben weder als Manko noch sind 

wir deswegen traurige Menschen. Die Tatsache, 

dass wir oftmals ein langweiliges Leben führen, 

lässt mich unweigerlich danach fragen, wie dann 

dieses «Langweilige» ist – was wiederum faszinierend 

sein kann. 

Der Handlungsort vieler ihrer Bücher ist Berlin, 

jener Stadt, in der Sie seit 26 Jahren leben. 

Wie wichtig ist die Stadt für Ihr Schaffen? 

Im Grunde ist sie nicht bedeutend. Weshalb ich 

nach Berlin gezogen und dort geblieben bin, hat 

u. a. mit der Kostengünstigkeit der Stadt zu tun. 

Die eigene Existenz zu sichern, ist teuer und wird 

zunehmend ein Problem in unserer Zeit. Die Tatsache, 

dass ich über Berlin schreibe, ist eine natürliche 

Folge meiner Lebensumstände, da die 

eigenen Erfahrungen immer in irgendeiner Form 

Niederschlag im Arbeitsprozess fi nden. 

Berlin ist in Sachen Theaterschaffen sehr 

avantgardistisch und richtungsangebend. Hat 

diese Tatsache Einfl uss auf Ihre Theaterarbeit? 

Meine eher traditionelle Theateridee, die dem 

Schauspieler, seiner verkörperten Figur und deren 

Psyche sowie der sprachlichen Umsetzung 

viel Bedeutung beimisst, wird in Berlin nicht weiterverfolgt. 

Das sich rasant entwickelnde Berliner 

Theater ist eine modische Angelegenheit. Lange 

Zeit war ich davon nicht besonders angetan, doch 

heute empfi nde ich solche neuartigen Produktionen 

äusserst unterhaltsam. Auch beeindrucken sie 

mich, weil sie durch die Verbindung verschiedener 

Medientechniken eine eigene Dynamik, Dramaturgie 

sowie einen eigenen Rhythmus und gar ein 

eigenes Publikum geschaffen haben. Schade ist 

jedoch, dass die Berliner Theaterlandschaft keine 

klarere Linie verfolgt. Man zeigt zuwenig Interesse 

daran, das Schaffen eines Autors weiterzuverfolgen, 

um diesen letztlich zu fördern. So kannte 

man mich früher in Berlin als Theaterautor, heute 

aufgrund der Schnelllebigkeit des Theaters bereits 

nicht mehr. Kaum ist man Autor des Jahres, gerät 

man unverzüglich wieder in die Vergessenheit. 

Weshalb nun mein Stück «L’invitation» ausgerechnet 

in Genf uraufgeführt wird, kann ich beispielsweise 

nicht nachvollziehen. Welches Interesse 

besteht denn in Genf, etwas aufzuführen, worin 

über Berlin berichtet wird? Ist das nun Globalisierung 

oder worum geht es eigentlich? 

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? 

Ich habe im Sinn, einen weiteren Film zu produzieren, 

wobei die immensen Kosten dafür immer 

wieder ein Problem für die Realisierung darstellen. 

Ein heutiges Filmprojekt muss die Aussicht versprechen, 

viel Geld einzubringen, ansonsten ist die 

Chance, dass es überhaupt in Angriff genommen 

wird, minim. Mein Filmprojekt habe ich bei den 

entsprechenden Gremien eingereicht und warte 

nun auf deren Bescheid. Erst dann, wenn ich für 

die Durchführung mit Kostenbeiträgen unterstützt 

werde, kann diesbezüglich weitergeplant werden. 

Weitere Anlässe mit/von Matthias Zschokke: 

21.9. Literaturhaus Zürich 

Preisverleihung: Matthias Zschokke erhält für seinen 

Roman «Maurice mit Huhn» den Schillerpreis 

der Schweizer Schillerstiftung. Beginn: 20:00 h. 

26.9. Theaterpremiere «L’invitation» im Théâtre 

de Carouge, Genf 

Michael Kullmann inszeniert die französische Fassung 

von Matthias Zschokkes Theaterstück. 

29.9. Odeon Brugg, Brugg 

Matthias Zschokke liest aus «Maurice mit Huhn». 

31.10. Müllerhaus, Bleicherain 7, Lenzburg 


14.11. Gemeindebibliothek, Oberwil 



Ein Gutmensch ist offenbar auch nur ein Mensch 

Günter Grass: Beim Häuten der Zwiebel. Erinnerungsbuch. 

■ Das Rauschen im Blätterwald, kaum verebbt, hat 

dazu geführt, dass Günter Grass’ Erinnerungsbuch 

«Beim Häuten der Zwiebel» bereits seit Mitte August 

im deutschen Buchhandel erhältlich ist. Dies 

mit einer Startaufl age von 150‘000 Exemplaren. 

Der Roman beginnt mit der Schilderung des realen 

Ereignisses des Kampfes um die polnische Post 

in Danzig 1939. Wir erleben einen unpolitischen 

zwölfjährigen Jungen, der sich seine Kunstkenntnisse 

anhand einer Zigarettenbildersammlung 

aneignet und schon früh mit Hilfe Mutters Bücherschrank 

zum Leser wird. Insbesondere die Beziehung 

zur Mutter, welche einen Kolonialwarenladen 

führt und voller Stolz auf ihr phantasiebegabtes 

Söhnchen blickt, ist schön herausgearbeitet. 

Wenn auch des Autors spätes Bekenntnis zu 

seiner Aktivzeit bei der Waffen-SS zu erhöhten 

Verkaufszahlen führen mag, sind diesem Abschnitt 

seines Lebens lediglich sechzig Seiten gewidmet. 

Seiten jedoch, auf denen nichts beschönigt wird 

und Grass in keiner Weise versucht, die damals getroffenen 

Entscheidungen durch seine Jugend zu 

entschuldigen, obgleich er sich teilweise von jenem 

Jungen seines Namens zu distanzieren scheint. 

Das Lagerleben der Nachkriegszeit alsdann ist 

geprägt von Hunger und obwohl nichts Essbares 

vorhanden ist, wird zumindest der Bildungshunger 

durch ein vielfältiges Angebot an Kursen, unter anderem 

einem Kochkurs, gestillt. 

Die Nachkriegsjahre sind von einer Aufbruchsstimmung 

geprägt, die Grass vom Steinmetzen zum 

Bildhauer und später zum Dichter werden lassen. 

Jahre, in denen er am Dianasee in einer ausgebombten 

Villa und in Paris lebt. Jahre, um deren 

beschriebene Leichtigkeit man ihn beinahe beneidet. 

Und hier, 1959, mit der Veröffentlichung seines 

Romans «Die Blechtrommel», der eben jenen 

Kampf um die polnische Post literarisch verwertet, 

schliesst das Erinnerungsbuch. 

Ein Buch, das «das Gewissen der Nation» zu 

einem Menschen macht, mit seinen Stärken und 

Schwächen. Wer Grass daraus einen Strick drehen 

will, ist selber schuld. (sw) 

Grass, Günter: Beim Häuten der Zwiebel. Erinnerungsbuch. 

Steidl Verlag. Göttingen 2006. ISBN 3- 

86521-330-8. 

Eine fremde, nahe Welt 

Juri Rytcheu: Gold der Tundra. Roman. Aus dem 

Russischen von Kristiane Lichtenfeld. 

■ Der 1930 geborene Juri Rytcheu gilt bis heute 

mit seinen Romanen als wichtigste Stimme des 

12’000-Seelen-Volkes der Tschuktschen, zu fi nden 

im nördlichsten Sibirien, auf der Halbinsel Tschukotka, 

welche zugleich die Grenze zu Alaska markiert. 

Ausgehend von dem amerikanischen Geschwisterpaar 

Susan und Robert Carpenter, für welche 

die Faszination der tschuktschischen Heimat ihrer 

Grossmutter, jenem Land, wo ihr australischer 

Grossvater Handel trieb, ein verbindendes Element 

darstellt, nimmt die Geschichte ihren Lauf. 

Durch den Beginn der Perestroika erhalten sie 

erstmals die Möglichkeit, die Heimat ihrer Ahnen, 

die durch die Geschichten ihrer Kindheit stets wach 

gehalten wurde, zu besuchen. Von einer unbestimmten 

Sehnsucht getrieben, jedoch auch durch 

eine geheimnisvolle Zeichnung des Grossvaters 

motiviert, die auf einen versteckten Goldschatz hindeutet, 

brechen die Geschwister nacheinander auf. 

Das Tschukotka aus ihren Kindheitsphantasien 

jedoch scheint auf immer verloren, den Tschuktschen, 

in der Sowjetunion Bürger zweiter Klasse, 

sind ihre Traditionen zumeist im Alkoholrausch abhanden 

gekommen. Dennoch ist da zumindest die 

endlose Tundra, vereinzelte Jarangas, der Meerbusen, 

welche unverändert überdauert haben und die 

die Erwartungen der Carpenters womöglich noch 

übertreffen. Vereinzelt begegnen sie auch Tschuktschen, 

die nicht völlig degeneriert sind und Robert 

Carpenter glaubt sogar in der Tänzerin und Krankenwärterin 

Antonina seine grosse Liebe gefunden 

zu haben. 

Auch wenn sie den Goldschatz des Grossvaters 

nicht heben mögen, treffen sie auf Gold in der Tundra 

in Form von Menschen, die ihrer Unterstützung 

bedürfen. 

Ein grossartiges Buch, das auch in jedem «Tangitan» 

(tschuktschischer Ausdruck für einen Weissen) 

jene unbestimmte Sehnsucht nach der Weite 

der Tundra weckt. (sw) 

Rytcheu, Juri: Gold der Tundra. Roman. Aus dem 

Russischen von Kristiane Lichtenfeld. Unionsverlag. 

Zürich 2006. ISBN-10 3-293-00367-2. 

Eine neue Anna Göldin? 

Margrit Schriber: Das Lachen der Hexe. Roman. 

■ Erinnert «Das Lachen der Hexe» auf Grund seiner 

Thematik an Eveline Haslers «Anna Göldin», 

wird schon nach wenigen Seiten klar, dass zwar die 

Thematik eine sehr ähnliche sein mag, die Autorin 

Margrit Schriber aber ihre ureigene, nahezu kristalline 

Sprache hat. 

Ohne Scheu erzählt sie die Geschichte des Kastenvogts 

Meinrad Gwerder, der statt einer Hiesigen 

die offensichtlich missbildete Anna Schmidig aus 

Steinen zur Frau nimmt. Versöhnt ihre fröhliche 

und einnehmende Art die Dorfbevölkerung zunächst, 

stösst ihr Vorhaben, einen Laden zu eröffnen, 

zu dem sich später ein Gasthaus gesellen soll, 

auf Unverständnis. Doch ihre Pläne sind von Erfolg 

gekrönt und bis zum Tod ihres Mannes geniessen 

sie und ihre Kinder den Schutz, welcher seine übergeordnete 

Stellung verspricht. 

Bald danach schon bricht die dörfl iche Bevölkerung 

über Anna den Stab, unter ihnen viele, die sich 

zuvor noch von ihrem unbändigen Lachen haben 

anstecken lassen. Taten, welche ihr einst als gutgemeinte 

ausgelegt wurden, werden nun in deren Gegenteil 

verkehrt. Nichts, was nicht im Zeichen des 

Teufels stehen würde, insbesondere ihr anhaltender 

geschäftlicher Erfolg, kann nicht mit rechten Dingen 

zugehen. Und es kommt wie es kommen muss: 

als sich auch ihre Töchter von ihr abzuwenden beginnen, 

ist das Ende nah. 

Schriber erzählt ihre dörfl iche Denunziations- 

und Verfolgungsgeschichte in einer Unmittelbarkeit, 

welche verdeutlicht, dass der Hexenwahn niemals 

wirklich vorbei ist und sich nur dessen jeweilige Bezeichnung 

über die Jahrhunderte ändert. 

Die Autorin, welche nach einer Banktätigkeit, einer 

Karriere als Fotomodell und Jahren in der Werbebranche 

zur Literatur gefunden hat, ist auf Grund 

ihrer Sprachbeherrschung eine herausragende Vertreterin 

der Schweizer Literatur. (sw) 

Schriber, Margrit: Das Lachen der Hexe. Roman. 

Nagel und Kimche im Carl Hanser Verlag. Wien 

2006. ISBN-10: 3-312-00373-3. 


COMICS 

NASSER BESCHLIESST 

ZU STERBEN 

Von Nik Bieri 

■ Iran in den sechziger Jahren: Nasser Ali lebt 

mit seiner Familie in Teheran. Er ist ein landesweit 

bekannter und geschätzter Musiker, vielleicht der 

grösste Tar-Spieler seiner Zeit. 

Doch Nasser Ali ist des Lebens überdrüssig 

und beschliesst zu sterben. Seine Laute ist gebrochen 

und kein anderes Instrument kann ihm 

die Freude an der Musik wiederbringen. Nasser 

Ali zieht sich in sein Zimmer zurück, legt sich ins 

Bett und wartet auf den Tod. Doch zuerst kommen 

seine Frau, seine Kinder und seine Geschwister 

an sein Bett. Und damit auch Erinnerungen 

an gute und schlechte Zeiten in seinem Leben. 

Mit jedem weiteren Tag seines Wartens erfahren 

wir mehr über Nasser Alis Vergangenheit. 

Was Marjane Satrapi in ihrem neuen Buch 

erzählt, ist nicht einfach die Geschichte einer 

Midlife-Crisis, sondern eine Lebensgeschichte, 

die ganz alltäglich scheint und doch durch und 

durch tragisch verläuft. Bei näherer Betrachtung 

kommen zwischen künstlerischem Erfolg und Familienglück 

Stiche und Wunden zum Vorschein, 

falsch gestellte Weichen und richtig gelegte Fallen. 

Es geht um Grosses in diesem Buch: Es geht 

um den Wunsch, im Leben das zu fi nden, was 

man wirklich sucht, und um das Glück, das darin 

liegt. Es geht um die Authentizität des Menschen 

und um seine Verletzlichkeit. 

Der iranischen Comic-Autorin Satrapi ist ein 

Buch gelungen, das Warnung oder Weckruf sein 

kann, oder auch nur berührende Tragödie. Satrapis 

naiv anmutender Zeichenstil setzt die Geschichte 

gekonnt in Szene und bietet grossen 

Lesegenuss. 

Marjane Satrapi: Huhn mit Pfl aumen 

Edition Moderne, 2006 

8 

BÜHNE 

benjamin brittens 

«noye’s fl udde» in köniz Bild: 

■ Noch sucht Herr Specht sein Hämmerchen, das 

Eichhörnchen fi ndet seine Ohren nicht, und eine 

blassgrüne Tasche liegt herrenlos am Boden. Ach 

ja, die gehört ja der Frau Bär. 

Kleine Probleme, die schnell gelöst sind – und 

dann steht dem Beginn der Probe in der Kirche 

St. Josef nichts mehr im Wege. Die 42 Kinder der 

Singschule Köniz, die in «dr Noah & d’Sintfl uet» 

die Tiere spielen werden, fühlen sich auf der Arche 

zuhause und sind gepackt vom Theaterfi eber. 

Aber nicht nur sie, sondern auch die Jugendlichen, 

welche Noahs Söhne und Schwiegertöchter 

sowie die Gossips (d’Chäderwyber) spielen werden, 

lassen sich von der Musik und der Arbeit mit dem 

Regisseur fesseln. 

In anderen Räumen proben über 40 junge Instrumentalisten 

und Instrumentalistinnen der 

Musikschule Köniz: ein Streichorchester, eine 

Blockfl ötengruppe, neun Perkussionisten und ein 

Trompetenchor. Sie sind, zusammen mit den elf 

Berufsmusikern, das Orchester. 

Und Noah, seine Frau und die Stimme Gottes, 

die drei Berufssänger, freunden sich mit den 

berndeutschen Texten an; «chömet hantli» - «mir 

versuufe ir Bätzifl uet» - «Ig wätteres ewägg ime 

einzige Chutt» gehört nicht unbedingt zu ihrem 

Repertoire. 

Für die meisten der über 120 Beteiligten ist 

Noah die erste Begegnung mit Britten, für viele die 

erste Gelegenheit, in einem so grossen Werk mitzuwirken. 

Noch bleiben einige Wochen bis zur Premiere 

– die Besatzung und die Bootsbauer der Arche geben 

alles dran, um diese Zeit optimal zu nutzen. 

Denn es geht nicht nur um das originale Werk - 

zum Könizer Noah gehört nämlich noch das «Vorspiel 

in neun Fabeln ohne Moral». In kurzen Szenen 

zVg. 

schildert der Regisseur zu Melodien von Benjamin 

Britten, wie unzulänglich wir Menschen doch sind. 

Das Vorspiel im Gemeindesaal fi ndet seine 

Fortsetzung im Schiff der Kirche St. Josef. In der 

Darstellung der grossen Flut ist auch das Publikum 

gefordert, nach Brittens Wunsch singt es in drei 

Chorliedern mit. Britten schrieb sein Werk eben 

nicht für die Opernbühne. «dr Noah & d’Sintfl uet» 

ist ein Musiktheater für die ganze Gemeinde - in 

der Tradition der mittelalterlichen Chester plays. 

(Text: Sabine und Lorenz Hasler) 

dr Noah & d’Sintfluet 

ein Stück Musiktheater mit Kindern und Erwachsenen 

von Benjamin Britten 

Lorenz Hasler musikalische Leitung 

Sebastian Dietschi Regie 

Thomas Mattmüller Chorleitung 

Alexander Muheim Stimme Gottes 

Patrick Oetterli Noah 

Susanna Moncayo Frau Noah 

Kinder der Sing- und Musikschule Köniz, Lehrkräfte 

der Musikschule Köniz; insgesamt 120 Mitwirkende. 

Ort und Daten: 

Vorstellungen in der Katholischen Kirche St. Josef, 

Köniz, Stapfenstrasse 25 

Samstag, 16.9., 19:00 h, Première; weitere Vorstellungen: 

17.9., 16:00 & 19:00 h; 20.9., 19:00 h; 22.9., 

19:00 h; 23.9., 16:00 & 19:00 h; 24.9., 11:00 h 

Reservationen unter 031 972 06 49 

oder noah@ms-koeniz.ch 


BÜHNE 

king kong ohne fokus 

auf den affen Bild: zVg. 

Von Magdalena Nadolska – Vorschau auf das neue Stück von Schauplatz 

International im Tojo: «King Kong an den blutigen Stränden der Zivilisation 

– Château Europe II» 

■ Eine Künstlergruppe reist ohne Geld, aber 

mit einer guten Idee an die Costa del Sol: Es soll 

eine Adaption des Filmes «King Kong» gedreht 

werden. Ein Grund für den Schauplatz Andalusien 

ist «Mini-Hollywood». Diese Themenparks 

dienten als Drehort für diverse Westernfi lme, die 

Gegend verspricht also tolle Drehorte. Da man vor 

der Küste Andalusiens jährlich mit etwa Tausend 

toten Flüchtlingen rechnet, will die Gruppe auch 

das Flüchtlingsthema in ihrem Film aufgreifen. 

Doch der Plan misslingt. Einerseits, weil man 

keine Flüchtlinge fi ndet, andererseits weil die 

Filmemacher mit der eigenen Angst vor dem 

Fremden konfrontiert werden. 

Die Künstlergruppe nennt sich Schauplatz International 

und der Film ist ihr neues Projekt, eine 

Koproduktion der Münchner Kammerspiele. Auf 

der thematischen Ebene ist es eine Weiterführung 

des Stücks «Châteu Europe. Der Superasylantenslam». 

2004 wurde diese Recherchearbeit 

über das Schweizer Asylwesen im Tojo aufgeführt 

und im selben Jahr in das Festival auawirleben aufgenommen. 

«King Kong an den blutigen Stränden 

der Zivilisation – Château Europe II» ist eine Filmvorführung 

mit szenischem Rahmen. In München 

wurde der auf schweizerdeutsch gedrehte Film 

vor dem Publikum simultan übersetzt. Dies fällt in 

Bern selbstverständlich weg. Wie bereits in früheren 

Projekten von Schauplatz International bewegen 

sich die Darstellenden auf der Bühne irgendwo 

zwischen einer Figur und der eigenen Privatperson. 

Die Idee, den Film in Andalusien zu drehen, entstand, 

weil das Gebiet verschiedene Konfl ikte in 

sich birgt. Da wäre zum einen das schon erwähnte 

Flüchtlingsproblem. Die Südküste von Spanien ist 

die Aussengrenze Europas. Beinahe täglich versuchen 

Flüchtlinge, unser Kontinent auf Schiffen 

zu erreichen. Martin Bieri von Schauplatz International: 

«Mittlerweile befi ndet sich dort ein zweiter 

Eiserner Vorhang. Es gibt sogar ein Überwachungssystem, 

das von der EU fi nanziert wird.» 

Problematisch ist ebenfalls die wirtschaftliche 

Situation des Obst- und Gemüseanbaus. Illegal und 

unter erbärmlichen Bedingungen arbeiten auf den 

Plantagen Hunderte von Schwarzarbeitern – die 

zuvor ihr Leben riskiert haben, um nach Europa zu 

gelangen. Die Früchte, die dort geerntet werden, 

kann man bei uns in den Läden kaufen... Das Thema 

des neuen Stücks von Schauplatz International 

wird deutlich. «Wir zeigen die gesamteuropäische 

Einstellung zum folgenden Sachverhalt: Tausende 

von Menschen kommen nach Europa und man hat 

offensichtlich etwas dagegen. Es herrscht eine 

Ambivalenz zwischen Ablehnung des Fremden, 

der Angst davor und gleichzeitig der Ausbeutung 

einer prekären politischen Situation», antwortet 

Bieri auf die Frage nach einer Aussage des Stücks. 

So verlässt die Filmcrew ihren Schauplatz mit 

einem mulmigen Gefühl. Auch sie empfi ndet sich 

als Profi teur – mit genügend Filmmaterial, in dem 

die weisse Frau Europa und King Kong die Migranten 

verkörpern. 

«King Kong an den blutigen Stränden der Zivilisation 

– Château Europe II» 

Von und mit: Martin Bieri, Anna-Lisa Ellend, Albert 

Liebl, Lars Studer, Corina Schwingruber. 

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...das leiseste Gefühl der Dauer 

Von Peter J. Betts 

■ Ein Blick in eine sehr gewöhnliche Tageszeitung: 

Die Römer Nahostkonferenz setzt den Kampfhandlungen 

wenig entgegen; Calmy-Rey fi ndet kaum 

Rückhalt zu ihrer Haltung beim Bundesrat, dieser 

aber Applaus von den Bürgerlichen und Kritik von 

den Linken. Ein Media Grosskaufhaus in der Region 

bietet Posten, Schnäppchen und Einzelstücke zu 

sensationellen Preisen an: Digitalkameras, 8 Mio. 

Pixel, inkl. Akku, Ladestation und Etui; High Speed 

SD-Karten; Beamer, zugleich DVD-Player - mit meiner 

Leica, Baujahr 1936, 35er Objektiv, hatte mein 

Vater hervorragende Bilder von Löwen, Antilopen 

und Elefanten geschossen, ohne Zoom: also keine 

Konkurrenz zu den Digitalkameras, nicht zuletzt, 

weil sie nicht computer- oder fernsehkompatibel 

ist; unverkäufl ich, glücklicherweise. Die Pharmabranche 

lockt mit dem Köder «Steuererträge», 

um Stadtbilder verändern zu können (dürfen?). 

Die Hitze treibt die Strompreise hinauf – und den 

Verbrauch: kein Alarm, die Privathaushalte sind 

von den Preisschwankungen nicht betroffen... Herausgebende 

eines Ausgehmagazins vermissen 

die kreativen Köpfe in der Stadt: es gehe auch bei 

Veranstaltenden nur noch um Konsum, um Selbstdarstellung 

mit zunehmend oberfl ächlicheren Inhalten. 

Der Verschleiss von Rollmaterial: bei den 

Verkehrsbetrieben ein Dauerthema. In Martigny 

drohte eine Flutwelle: rolling stones. 

Ein Blick auf mein Gegenüber in der Strassenbahn 

– zum Beispiel nicht selten: jünger; scheinbar 

(anscheinend?) lebendig; äusserlich betrachtet, 

von angenehmer Erscheinung; die Augen scheinbar 

entweder zum Fenster hinausgerichtet (ohne 

den geringsten Hinweis, dass die vorübergleitenden 

Bilder - völlig unabhängig von ihrer Ausdruckskraft 

- wahrgenommen werden, die leiseste Gefühlsregung 

auslösen) oder auf die Mitreisenden, 

Eintretenden, Aussteigenden (gleiches Interesse 

gegenüber diesem Blickfeld), in den Ohren adrette 

Kopfhörer, nicht einmal eine rhythmische Reaktion 

auf die Vibrationen des Instantautismusproduktionsgerätes 

(zeitgemässe Grundausrüstung): Milch- 

glas vor den Augen, Wachs in den Ohren, Herzen 

und Hirne totalisoliert, sogar ohne jegliche Hoffnung 

auf Semipermeabilität. Das gleiche Phänomen 

bei den Übenden im Studio für Krafttraining, 

Velofahrenden, die einem im Walde begegnen, Joggenden 

im Naherholungsgebiet; und «Nordic Walking» 

ist zwar «more up to date», macht aber die 

Sache auch nicht besser. Vor dem Computer oder 

am Telefon im Büro ändert sich für Betrachtende 

der Agierenden auch nichts. Die fass-, fühl-, direkte 

sicht- oder hörbare Realität spielt keine Rolle, 

und nicht das Du, nicht das konkrete Gegenüber, 

während man dauernd, vierundzwanzig Stunden 

am Tage «kommuniziert». Dabei behaupten Fachleute, 

die sich mit der seelisch-geistigen Gesundheit 

von Menschen beschäftigen: jeder Mensch 

brauche für seine geistige Gesundheit, also als 

existentielle Voraussetzung, etwa sechs vertraute 

Personen , mit denen intime, vertrauliche, persönlich 

tiefgehende Gespräche geführt, Gedanken, 

Ängste, Hoffnungen Wünsche, Probleme, Phantasien 

im direkten Gespräch von Person zu Person 

ausgetauscht werden können, ohne technisches, 

neutralisierendes Gerät dazwischen geschaltet. 

Die Glücklicheren in den USA verkehren mit durchschnittlich 

drei solchen Personen; die meisten mit 

höchstens einer. Die Verhältnisse in der Schweiz 

seien im Begriff, sich den Verhältnissen des grossen 

Vorbildes rasch zu nähern. Welche Aussichten 

unter solchen Prämissen für die Kultur und damit 

die Dauer unserer Gesellschaft? Retten uns Handy 

und SMS en permanence? Ausserdem: im üblicherweise 

– üblicherweise? - «lesefähigen Alter» hat, 

gemäss einer Untersuchung, im Lande Tells jede 

sechste Person Mühe, einen zusammenhängenden 

Text zu verstehen. Sich aus fünfundzwanzig Buchstaben 

und einigen Zeichen eine ganz persönliche 

Welt lesend erschaffen? Phantasie als Betriebskapital 

für eine realistische Zukunft von Dauer? 

Ein Blick auf die Auslage im Schaufenster der 

Parfümerie: «Live» von Jennifer Lopez, «Ombre 

Rose» von Jean Charles Brosseau – laut, süss, im 

Trend; Davidoff «Cool Water Game» (nein, nein, der 

Name stammt nicht vom Zigarrenkönig, vertrieben 

aus dem kubanischen Paradies und zwangsweise 

zur Überzeugung gelangt, Sumatra Zigarren 

seien die besten – seine «Unterschrift» trügt: sein 

Englisch wäre sogar noch viel zu schlecht, ihn den 

vertrottelten Namen erfi nden zu lassen); natürlich 

hat das kühle Wasser mit Tabak nichts zu tun, ist 

diesbezüglich also politisch korrekt, wird im Fachgeschäft 

für zunehmend grelle Düfte präsentiert, 

ist ebenfalls aufdringlich und bleibt ebenso wenig 

im Gedächtnis haften. Versuchen Sie einmal, «Je 

Reviens» von Worth zu bestellen – keine Chance 

mehr in der Schweiz – und falls Sie es zufällig in einer 

kleinen Spezialitätenparfümerie in einer grösseren 

französischen Stadt fänden (es wird noch ab 

und zu, offenbar den Zeiterfordernissen angepasst, 

produziert, in kleinen Posten gezielt zugeteilt) und 

falls Sie ein gutes Geruchsgedächtnis haben, wird 

es für Sie heute anders, wenn vielleicht auch ähnlich, 

riechen; der Name wenigstens ist geblieben. 

Was zählt heute schon ein Inhalt? Das Gefühl der 

Dauer? 

Ich denke an das Autorenduo Fruttero und Lucentini 

- auf beide stosse ich von Herzen an! – sie 

schreiben über Turin, nicht über Bern. Keine Angst, 

sie werden es mit Sicherheit nie tun: der eine der 

beiden ist tot: Eine nachhaltige Absicherung, dass 

Sie, falls Sie das so sehen wollen, hier eine überzeugende 

Normalität, auch bezüglich einer Dauer, 

orten können. Anderseits: das Buch ist durchaus 

noch erhältlich. Aus «Wie weit ist die Nacht» von 

Carlo Fruttero und Franco Lucentini: «... Noch 

alles mehr oder weniger, es 

und es schien mehr oder weniger so zu sein, wie 

es immer gewesen war. Das Zentrum von Turin an 

einem beliebigen Tag, an einem Arbeitstag eben. 

Aber diese ganze Normalität schien wenig überzeugend, 

irgendwie vorläufi g und nur schlecht 

vorgetäuscht. Etwas fehlte: das leiseste Gefühl der 

Dauer.» 


GESCHLIFFEN ROH 

Von Sara Trauffer 

■ Stolz könnten wir in Bern sein, schrieb der 

Chefredaktor letzten Monat im «ECM listening 

post», auf die künstlerische Laufbahn eines hiesigen 

Musikers bezogen. Wenn Stolz heisst, dass 

wir uns jetzt nicht nur nett auf die Schultern klopfen, 

nur weil wir in derselben Stadt leben, sondern 

dem Genannten bei der nächsten Gelegenheit 

auch genau zuhören und seine Arbeit würdigen, 

kann die Serie von mir aus hier gleich weitergehen: 

Musikalisch Stolzsein in Bern, Folge 2. 

Grund dazu bietet zum Beispiel der Geiger 

Piotr Plawner. Er wurde 1974 in Polen geboren, 

schloss seine Studien 1995 in Bern ab, gewann 

dabei gleich den Tschumi-Preis für das beste Solistendiplom 

und erspielte sich im selben Jahr 

auch noch den ersten Preis beim renommierten 

Internationalen Musikwettbewerb der ARD in 

München. Heute konzertiert und unterrichtet er 

weltweit, wohnt in Bern und ist hier seit kurzer 

Zeit neues Mitglied des fi lmreifen Quintetts «I 

Salonisti». Mit welcher Selbstverständlichkeit er 

sich sowohl auf glänzend-geschliffenem wie auch 

auf kantig-rohem musikalischen Boden bewegt, 

beweist er nun auch auf seiner soeben erschienenen 

neusten Einspielung. 

Zusammen mit der polnischen Pianistin Ewa 

Kupiec hat Piotr Plawner beim Label hänssler das 

Gesamtwerk für Violine und Klavier von Grazyna 

Bacewicz (1909–1969) aufgenommen. Das sind 

fünf Sonaten, eine Partita, ein Concertino sowie 

Charakterstücke und Tänze, die auf einer Doppel- 

CD in sehr inspirierender Reihenfolge gruppiert 

sind. Bei der wie Plawner im polnischen Lodz 

geborenen Komponistin lassen sich kaum lineare 

stilistische Entwicklungen festmachen, und der 

Booklet-Text diskutiert diesen Hintergrund auf 

spannende Art und Weise. Wirkt der Einstieg auf 

der ersten CD zunächst vielleicht fast hölzern, 

horcht man beim Hören umso mehr auf, sobald 

rasante Tempi, schiefe Harmonien oder aber seidene 

Eleganz wie etwa zu Beginn der zweiten CD 

das klingende Geschehen bestimmen. Lineare, 

melodiöse und wunderbar fl ächige Passagen stehen 

neben virtuosem, atemberaubendem Gewirbel. 

Eine gewichtige Aufnahme, die man nicht so 

rasch zur Seite legen will. 

Grazyna Bacewicz: Sonatas for Violion & Piano. 

Ewa Kupiec (piano), Piotr Plawner (violin). hänssler 

CLASSIC CD 93.117 (2006) 

12 

KLASSIK 

klingendes hommage-kaleidoskop 

Von Sonja Koller - Berner Kammerorchester Bild: zVg. 

■ Freundschaften, Geburtstage und vier Hände 

auf Klaviertasten prägen den Abend, mit dem das 

Berner Kammerorchester (BKO) seine Konzertsaison 

eröffnet. Denn während die Tage kürzer werden 

und sich der Festivalsommer langsam seinem 

Ende zuneigt, öffnen die Orchester ihre Türen wieder 

zu den Abonnementskonzerten. Der Schwerpunkt 

der insgesamt fünf BKO-Konzerte der Saison 

06/07 liegt bei zwei Komponisten, die runde 

Geburtstage feiern dürfen – einer im aktuellen, der 

andere dann im nächsten Jahr: Wolfgang Amadeus 

Mozart heisst der erste, Sandor Veress der zweite 

Jubilar. Zum älteren Geburtstagskind ist im Verlauf 

der vergangenen Monate schon einiges gesagt und 

geschrieben worden, so dass sich an dieser Stelle 

weitere Kommentare und Erläuterungen erübrigen. 

Der andere hingegen, der darf noch so richtig 

entdeckt werden. Er wurde vor hundert Jahren in 

Ungarn geboren und war Schüler von Bela Bartok 

und Zoltan Kodaly. Wie seine Lehrer betätigte sich 

auch Veress sowohl als Komponist als auch als 

Pädagoge, er war Pianist und ein Musikethnologe, 

der sich stark mit der Volksmusik seiner Heimat 

auseinandersetzte. Diese Heimat musste er jedoch 

verlassen, als nach dem Zweiten Weltkrieg der stalinistisch 

linientreue Kommunismus unter Matyas 

Rakosi die Macht übernahm. So kam es, dass Sandor 

Veress genau die Hälfte seines Lebens in Bern 

verbrachte: 1949 übersiedelte er nach Bern, 1992 

starb er hier im Alter von 85 Jahren. 

«Hommage» nennt das BKO sein Eröffnungskonzert, 

in welchem Werke von Mozart und Veress 

in einen direkten Dialog gestellt werden: Von 

beiden Jubilaren steht eine Komposition für zwei 

Klaviere und Orchester auf dem Programm. Und 

danach erklingt die «Jupiter»-Sinfonie, Mozarts 

letzte Sinfonie und zugleich eines seiner berühmtesten 

Werke. Paul Klee hat sie sehr geliebt. Paul 

Klee, wie Veress auch er ein Künstler, der in Bern 

lebte und doch nie Berner war. Die für zwei Klaviere 

und Streicher geschriebenen Fantasien, die 

das BKO unter der Leitung seines langjährigen 

Chefdirigenten Johannes Schlaefl i zur Aufführung 

bringen wird, tragen den Titel «Hommage à Paul 

Klee». Es ist das erste grosse Werk, das Veress 

nach seiner Emigration aus Ungarn in der Schweiz 

abschloss. Ausgelöst wurde es durch seine Begegnung 

mit Paul Klees Aquarell «Steinsammlung» 

und den darauf folgenden Besuch einer Klee-Ausstellung 

in Basel. Die sieben Sätze tragen Titel von 

Klee-Bildern und wurden vom Komponisten und 

seiner Ehefrau uraufgeführt. Begleitet wurde das 

Pianistenpaar vom Berner Kammerorchester, dem 

die «Hommage» auch gewidmet ist. Hier habe er 

zum ersten Mal etwas mit einer selbst erreichten 

inneren Freiheit machen können, sagte der Komponist 

über sein Werk. 

Mozarts Konzert für zwei Klaviere entstand 

vermutlich 1779, in seinem 24. Lebensjahr. Wahrscheinlich 

schrieb er es für sich und seine Schwester 

Nannerl, ganz sicher hat er es später mehrmals 

in Wien mit seiner Schülerin Josepha Auernhammer 

aufgeführt. Auch in Bern werden die zwei Solostimmen 

von einem Lehrer und seinem Schüler 

interpretiert: Der 1978 geborene Benjamin Engeli 

war Student des um zehn Jahre älteren Adrian Oetiker. 

Die zwei Schweizer Pianisten sind beide nicht 

nur erfolgreiche Solisten, sondern auch begeisterte 

Kammermusiker. 

Zum Konzert: 

Berner Kammerorchester 

Johannes Schlaefl i, Leitung 

Adrian Oetiker, Klavier 

Benjamin Engeli, Klavier 

Dienstag, 19. September, 19:30 h 

Konzerteinführung 19:00 h 

Konservatorium Bern, Grosser Saal 

W. A. Mozart: Konzert für zwei Klaviere Es-Dur, KV 

365 // Sandor Veress: Hommage à Paul Klee. Fantasien 

für zwei Klaviere und Streicher // W. A. Mozart: 

Sinfonie Nr. 41 C-Dur «Jupiter», KV 551 


KLASSIK 

rouge 

Von Sonja Koller - Trio siJamais Bild: zVg. 

■ siJamais – das sind Simone, Jacqueline und 

Mia. Drei klassisch ausgebildete Musikerinnen, die 

Bluesballaden und Tango, Foxtrott und Chansons 

ebenso lieben wie das Repertoire der Kunstmusik. 

Deshalb beschlossen sie, eine Formation zu gründen, 

mit der sich diese breit gefächerte und weit gespannte 

Musikleidenschaft ausleben lässt. Das war 

vor zweieinhalb Jahren. Im Probe-Atelier tauften 

sie das neugeborene Trio auf den Namen siJamais 

(Rätsel für die Leserschaft: Was steckt dahinter?), 

begannen, ihre Lieblingsmusik für Klarinette (Mia 

Schultz), Gesang und Klavier (Jacqueline Bernard) 

und Kontrabass (Simone Schranz) umzuschreiben 

und beglückten kleinere Gesellschaften, wie beispielsweise 

Frauenvereine oder Hochzeitsfeste, 

mit ihren Unterhaltungskünsten. Das erste grössere 

Engagement liess nicht lange auf sich warten: 

Im Januar 2005 war das Trio einen Abend lang auf 

dem Gurten zu erleben, am Berner Uniball. Weitere 

Projekte und Anfragen folgten – und nun wagen 

sich die drei Damen erstmals an ein abendfüllendes 

Musiktheaterprogramm. ROUGE nennen sie es 

und versprechen nicht mehr und nicht weniger als 

einen emotionalen, musikalischen, dadaistischen, 

zynischen, schrägen, frechen, melancholischen, 

provokativen, nachdenklichen und abgedrehten 

Abend. Abgeschottet in einem Haus im Tessin hörte 

und spielte das Trio kilometerweise Musik, um 

dann passende Stücke herauspfl ücken, diese zusammenzustellen 

und für ihre Formation zu arran- 

gieren. Das Resultat ihrer Arbeit wurde dem Regisseur 

Nicolai Bernard überreicht, der einen roten 

Faden zwischen die einzelnen Musiknummern zu 

legen begann und so das Konzept zum Programm 

entwickelte. Was daraus entstanden ist, soll hier 

noch nicht genau verraten werden. Aber eines 

steht fest: Bei siJamais darf geschmunzelt und 

philosophiert, gerätselt und geträumt werden. 

siJamais ROUGE 

Mia Schultz – Klarinette 

Jacqueline Bernard – Gesang und Klavier 

Simone Schranz – Kontrabass 

Nicolai Bernard – Regie 

Dienstag, 12. September, 20:30 h 

Mittwoch, 20. September, 20:30 h 

Sonntag, 24. September, 17:00 h 

ONO Bühne Galerie Bar 

Kramgasse 6 

3011 Bern 

Reservation: 031 312 73 10 oder www.onobern.ch 

www.siJamais.ch 

AUSBLICK IN KLASSIK 

CAPPELLA NOVA PLUS: 

Klanglabyrinth für Cello 

und Stimmen 

■ Das junge Vokalensemble CAPPELLA NOVA 

startet seine eigene Konzertreihe CAPPELLA 

NOVA plus (Vokalensemble plus Soloinstrument) 

mit dem weltbekannten Cellisten Ivan Monighetti. 

Cello und Stimmen verschmelzen zu einer 

eigenen, neuen und sphärischen Klangwelt im 

«Svyati» von John Tavener und im Konzert für 

Cello und Chor von Knut Nystedt. Dazwischen 

ertönen frühe Psalmvertonungen von Charles 

Ives sowie a cappella-Werke von Bengt Johansson 

und Jonathan Harvey. Instrumentale Kontraste 

zur Vokalmusik setzen die Kompositionen 

für Violoncello solo von Sofi a Gubaidulina und 

Krzysztof Penderecki. (zVg) 

Leitung: Raphael Immoos 

Violoncello: Ivan Monighetti 

Nydeggkirche Bern: 

Samstag, 23. September 2006, 19:30 h 

Vorverkauf & Reservation: Bergli Books, Rümelinsplatz 

19, 4001 Basel. 

061 373 27 77, info@bergli.ch 

Weitere Infos unter www.cappellanova.ch 

Bild: zVg. 


JAZZ 

Foto: Caroline Ritz 

«bee-fl at» befragt 

Von Caroline Ritz - Ein Interview mit dem Programm- und Geschäftsleiter Christian Krebs von «bee-fl at» in Bern 

Kannst Du kurz etwas zum Verein «bee-fl at» 

erzählen? 

«bee-fl at» wurde im Jahr 2000 von Jakob Flükiger 

ins Leben gerufen. Ziel des Vereins war und ist 

es, dem Jazz und jazzverwandter Musik eine Plattform 

zu geben. Nach drei Jahren erfolgreicher Veranstaltertätigkeit 

wurde der Betrieb eingestellt und 

«bee-fl at» schaltete eine einjährige Verschnaufpause 

ein. Im Herbst 2004 wurde der Verein «beefl 

at» wieder aktiv und baute zusammen mit der 

Après-Soleil GmbH die Turnhalle im PROGR auf. Der 

Umbau wurde aus eigenen Mitteln fi nanziert. Der 

PROGR, das Zentrum für Kulturproduktionen und 

die Café-Bar Turnhalle sind unabhängige Partner 

von «bee-fl at». 

Wie sieht es mit der Finanzierung von «beefl 

at» aus? 

Der Verein fi nanziert sich zu ca. 90% selber 

durch Einnahmen aus den Veranstaltungen, Mitgliederbeiträgen, 

Spenden und Gönnerbeiträgen. Aus 

öffentlicher Hand erhalten wir Gelder von der Stadt 

und dem Kanton Bern, von der Burgergemeinde und 

aus dem Südkulturfond. Von der Stadt Bern fl iessen 

jährlich 20‘000 Franken in «bee-fl at» ein. Das sind 

schwierige Voraussetzungen, um einen Betrieb professionell 

und längerfristig führen zu können. Der 

Verein ist um jede fi nanzielle Unterstützung dankbar. 

Gibt es eine Formel bei der Programmgestaltung? 

Ja. Primär sind Qualität und Aktualität gefragt. 

Wir veranstalten immer sonntags und führen parallel 

zum Konzertbetrieb die Disco Electronic Tribal 

am ersten Freitag im Monat durch. Das Konzertprogramm 

ist in vier Serien unterteilt: «Jazz», wo internationale 

und richtungsweisende Schweizer Bands 

auftreten. Dann bieten wir die Serie «Jazz Connected» 

an. Hier unterstützen wir vor allem junge Projekte, 

Mischformen von Musik im Randbereich. Die 

Serie lässt Überschneidungen mit elektronischen 

14 

Rhythmen und Klängen, mit Musik aus anderen 

Teilen der Welt oder avantgardistischen Elementen 

zu. «Solo Performing Artist» ist eine weitere Serie 

bei «bee-fl at». Hier bieten sich namenhafte internationale 

und nationale Konzerte an. Intimität und 

das persönliche Engagement eines Einzelauftritts 

kommt dabei in seiner ganzen Fülle zum tragen. 

Frauen aus dem Weltsüden und aus den Oststaaten 

präsentieren wir in der Serie «World Women 

Voices». Die Serie soll Stimmen und Klängen aus 

anderen Teilen der Welt Gehör verschaffen und der 

Tatsache Rechnung tragen, dass Frauen im Musikgeschäft 

auch heute noch eine sehr untergeordnete 

Rolle spielen. 

Stehen sonstige Projekte an? 

Da wir in den PROGR eingebunden sind, ist die 

enge Zusammenarbeit mit der Leitung, der Café- 

Bar Turnhalle, sowie mit anderen Veranstaltern Teil 

der Förderpraxis von «bee-fl at». Es ist ein gegenseitiges 

Bedürfnis, dass auch für Projekte mit einem 

experimentellen und multidisziplinären Charakter 

Platz geboten wird und dass beispielsweise Co-Produktionen 

mit den Festivals «Afrique Noir» oder 

«AuA wir leben» angestrebt werden. Es stehen immer 

wieder neue Projekte an. Es ist auch spannend 

und abwechslungsreich, Erfahrungen mit anderen 

Veranstaltern zu sammeln. 

Wie sieht es mit der Konkurrenz in Bern aus? 

Und wie ist die Zusammenarbeit unter den Veranstaltern? 

Die Konkurrenzsituation ist ein wenig vertrackt, 

aber nicht ausweglos. Betroffen sind die Veranstalter, 

die Stadt Bern und die Musikerszene in Bern. Es 

sind gemeinsame Gespräche im Gang, die bald eine 

Lösung herbeiführen sollten. Über die Inhalte der 

Diskussionen möchte ich mich zu diesem Zeitpunkt 

nicht äussern. Es ist sicher ein Ziel von «bee-fl at», 

langfristig ein Zentrum für zeitgenössische Musik 

im Bereich Jazz zu schaffen. Ob dies in der Turnhalle 

sein wird, kann ich nicht garantieren. Fakt ist, 

dass die zentrale Lage und die attraktive Lokalität 

vorteilhaft sind. Zudem haben sich die Turnhalle 

und der PROGR in den letzten eineinhalb Jahren 

zur Identität und zum Kreativort vieler Kunstschaffender 

und Kulturinteressierter entwickelt. Darum 

werden wir uns sicherlich für das Weiterbestehen 

und die Weiternutzung einsetzen. Wichtiger Veranstaltungspartner 

von «bee-fl at» ist das «moods» in 

Zürich. Hier fi nden ein reger Kontakt und Austausch 

statt. 

Musikorganisationen sind oft auf ehrenamtliche 

Mitarbeit angewiesen. Wie sieht das bei Euch 

aus? Können Löhne bezahlt werden? 

«bee-fl at» ist fast vollumfänglich auf Freiwillige 

angewiesen. Das gilt für die Arbeiten an der Kasse 

über die Bar, die Buchführung, den technischen 

Support bis hin zur PR. Der Konzertbetrieb beschäftigt 

sieben Leute im Vorstand plus eine Geschäftsleitungsstelle, 

für die diesen Sommer erstmals 60 

Stellenprozente geschaffen wurden. Der Herausforderung 

der Programmleitung und dem Erledigen 

der Tagesgeschäfte nehme ich mich seit zwei Jahren 

an und hoffe natürlich auf ein gutes Gelingen 

– auch in Zukunft (lächelt). 

Wie siehst Du die Schweizer Jazzszene? 

Ich sehe und höre sie gerne. Wie gesagt, ist es 

Ziel des Vereins, in Zukunft vermehrt interessante 

und richtungsweisende Schweizer Bands ins Programm 

zu integrieren. Angesichts des Gesamtprogramms 

bietet es sich an, mehr Gewicht auf 

Schweizer Produktionen zu legen und so junge und 

talentierte Schweizer Musiker in ein hochkarätiges 

Programm einfl iessen zu lassen. Das fi nde ich für 

die nächste Saison absolut wichtig und anstrebenswert. 

Hast Du Favoriten? 

Es gibt viele … Doch meine persönlichen Vorlieben 

dürfen nicht primär ausschlaggebend für das Programm 

sein. Es gibt viele gute Projekte und Musiker, 

deren Schaffen ich nicht gerne einander gegenü- 


erstelle. 

Matthew Herbert macht den Saisonauftakt, 

warum hast Du ihn gewählt? 

Matthew Herbert ist einer der momentan wichtigsten 

Figuren im Bereich elektronische Musik. Er 

versteht es, verschiedene Stile gekonnt und ausgeklügelt 

zu vereinen. Seine neu erschienene CD 

«Scale» schlug in der Musikwelt Wellen. Musikkenner 

und Kritiker waren hell begeistert. Auch schon 

Björk, Mouse on Mars und Roisin Murphy, die er 

co-produzierte, kamen in den Genuss seines musikalischen 

Könnens. Bei «bee-fl at» wird er mit einer 

siebenköpfi gen Band auftreten. Das Publikum kann 

sich auf hochwertig eigenproduzierte Samples, 

Big-Band- und orchestral arrangierte Parts sowie 

auf eine warm durchzogene Stimme von Valerie 

Étienne freuen. Ein Muss für jeden Electronic-Fan 

und der optimale Act für einen «bee-fl at»-Auftakt. 

Was wünschst Du Dir für die Zukunft von 

«bee-fl at»? 

Ich wünsche mir weiterhin viele attraktive Konzerte 

in der Turnhalle. Ich hoffe, dass unser junges 

und musikinteressiertes Berner Publikum uns treu 

bleibt. Die Besucher machen es erst möglich, dass 

«bee-fl at» überhaupt bestehen kann, und sind Mitträger 

für wundervolle und stimmungsreiche Konzerte, 

die wir immer wieder gemeinsam erleben 

dürfen. 

Saisonstart 

Jazz Connected: Matthew Herbert (UK) 

Dandy des elektronischen Jazz 

■ Der Sample-Virtuose und Elektro-Komponist 

Matthew Herbert ist einer der weitsichtigsten und 

meistgefragten Musiker Britanniens. Björk und 

die Ex-Moloko-Sängerin Roisin Murphy hatten ihn 

schon angestellt, um ihre Alben zu produzieren. 

Herberts Innovationskraft kommt allerdings erst 

in seinen eigenen Werken voll zur Geltung. Sein 

neuster Wurf «Scale» verbindet britischen Soul 

mit üppigen Big-Band-Sounds, aufkratzenden 

Jazz-Elementen und je einer Handvoll House und 

Pop. Die Würze in dieser hochheissen Mischung 

sind die Samples aus Herberts Trickkiste. Sie 

stammen aus allen möglichen Lebenslagen und 

bürgen für das unkonventionelle Musik-Verständnis 

dieses Dandys. Für seinen ersten Auftritt in 

Bern reist Herbert mit einer siebenköpfi gen Band 

an. (bee-fl at) 

Sonntag, 24. September, 21:00 h 

JAZZ 

im «mood» der zeit 

Von Caroline Ritz - Interview mit Daniel Schneider, Gesamt- und 

Programmleiter des «moods» Jazzclub in Zürich Foto: Caroline Ritz 

Kannst Du kurz etwas zum Jazzverein 

«moods» erzählen? 

Einmal ist «moods» der Name des Jazzvereins, 

zugleich ist es auch der Name des Clubs, der im 

Schiffbau ansässig ist. Der Verein wurde 1991 auf 

Initiative der Zürcher Jazzmusikerszene ins Leben 

gerufen. Das «Bazillus» – pulsierender Treffpunkt 

der Jazzer in Zürich – wurde 1985 geschlossen. 

Doch der Wunsch, wieder im Besitz eines Jazzclubs 

zu sein, war gross. So gingen 1992 die Türen des 

neuen Clubs im Bahnhof Selnau auf. Da irgendwann 

aus platztechnischen und fi nanziellen Gründen der 

Bahnhof nicht mehr den Wünschen der Veranstalter 

und des Publikums entsprach, wurde man im Schiffbau 

fündig und veranstaltet seit September `01 fast 

sämtliche Gigs in dieser Location. 

Wie sieht es mit der Finanzierung des 

«moods» aus? 

Da Zürich eine lange Jazztradition aufweist, war 

die fi nanzielle Unterstützung des Clubs nie ein Problem. 

Aus privater Hand wurden allein 300‘000 Franken 

für den Ausbau des Clubs im Schiffbau bereitgestellt. 

Dazu kamen noch Gelder aus Stiftungen, 

dem Lotteriefond, vom Kanton Zürich und diversen 

Gönnern. Die Stadt Zürich unterstützt uns mit Subventionen 

in Höhe von 500‘000 Franken jährlich. 

Nicht zu vergessen unsere Hauptsponsorin, die Zürcher 

Kantonalbank, ohne die es gar nicht ginge. Im 

Vergleich zu anderen Schweizer Städten meinen es 

die Sponsoren sehr gut mit uns. 

Gibt es eine Formel bei der Programmgestaltung? 

Ja, da gibt es schon eine Formel, da auch das 

«moods» an Subventionsvorgaben gebunden ist. 

Das Programm besteht zu 50% aus Jazz (Schweizer 

und internationalem Jazz) und zu 50% ausschliesslich 

aus Schweizer Produktionen im Bereich 

Pop, Black Music, Funk sowie Singer/Songwriting. 

Generell heisst es aber auch, fl exibel zu sein und 

sich dem Geist der Zeit anzupassen: also von Elek- 

tro über Crossover bis hin zu traditioneller Balkanmusik 

– diese Stile dürfen in einem Programm nicht 

fehlen. 

Stehen sonstige Projekte an? 

Projekte stehen immer wieder an. Im Herbst sind 

wir als Co-Produzent mit drei Konzerten beim UN- 

ERHÖRT-Festival dabei. Immer wieder werden Spezialabende 

organisiert: themenbezogene Lesungen, 

Filme untermalt mit Live-Musik oder Porträtabende. 

Für den Frühling `07 ist auch eine Serie über 

Blasbalginstrumente in Planung, sprich Bandoneon, 

Schwyzerörgeli, Harmonium und Akkordeon. Die 

Serie soll die verschiedenen Facetten dieses Instrumentes 

aufzeigen. Ich werde versuchen, in diesem 

Kontext spezielle Acts ins Programm zu nehmen. 

Wie sieht es mit der Konkurrenz in der Zürcher 

Jazzlandschaft aus? Und wie ist die Zusammenarbeit 

unter den Veranstaltern? 

Also ich habe keine Berührungsängste. Ich fi nde 

es wichtig, dass viel Jazz gespielt wird, dass grosse 

Namen nach Zürich kommen und dass ein gewisses 

Angebot und ein gewisser Wettbewerb vorhanden 

ist. Das erhält die Szene lebendig. Ich selber pfl ege 

einen sehr guten Kontakt zu anderen Veranstaltern. 

Dieses Jahr z. B. stehen Co-Produktionen mit All 

Blues zum Thema Accoustic Africa an. Wir veranstalten 

drei Konzerte am diesjährigen Jazznojazz 

und auch am Theaterspektakel präsentieren wir 

vier Konzerte auf der Seebühne. Es ist wichtig, dass 

Veranstalter zusammenarbeiten. Die Szene ist viel 

zu klein, als dass man sich bekämpfen sollte. 

Musikorganisationen sind oft auf ehrenamtliche 

Mitarbeit angewiesen. Wie sieht das bei euch 

aus? Können Löhne bezahlt werden? 

Wir spielen sechsmal pro Woche neun Monate 

lang. Für die Beteiligten wäre es unmöglich, ohne 

Lohn zu arbeiten. Das «moods» ist eine vollprofessionelle 

Organisation, aber auch wir sind auf Freiwillige 

angewiesen. Zum Bespiel der Kassendienst 

wird von freiwilligen Helfern gemacht. Dazu muss 


man noch sagen, dass sich 500‘000 Franken an 

Subventionen zwar gut anhören. Wenn man diese 

Zahl aber auf 260 Live-Gigs und über 320 Produktionen 

hinunterbricht, ist diese Summe nicht sehr 

hoch. Du siehst, auch der fi nanzielle Spielraum von 

einem «moods» ist begrenzt. 

Wie siehst Du die Schweizer Jazzszene? 

Ich fi nde, sie ist lebendig. Die Schweiz hat eine 

grosse Tradition. Gerade in der Sparte freie Improvisation 

fi ndet man viele treibende und innovative 

Bands. 

Welche zum Bespiel? 

Meine Favoriten – ich kenne die Jungs schon 

seit 17 Jahren – sind Koch-Schütz-Studer. Auch international 

gesehen ist die Band einmalig. Ich war 

mit der Truppe in den USA, Kanada, Osteuropa und 

Japan unterwegs. Und überall, wirklich überall gab 

es eine kleine, aber verschworene Fangemeinschaft 

(lacht). Ein Beispiel: Als ich mit der Band in Warschau 

war, kamen nach dem Konzert Besucher an 

den CD-Tisch und bemerkten enttäuscht: «Ach, immer 

noch nichts Neues. Diese CDs haben wir schon 

alle!» Solche Erlebnisse erstaunen mich und genau 

solche Reaktionen zeigen mir, dass Schweizer Jazz 

auch international mitmischen kann. Auch Leute 

wie Nik Bärtsch, Strom, Lucas Niggli, Pierre Favre 

oder Irene Schweizer vertreten den Schweizer Jazz 

hochkarätig. 

Das Boban Markovic Orkestar ist Teil des Auftakts 

des Saisonwochenendes vom 15. September. 

Ist dies eine Antwort auf den neuen Balkan- 

Trend? 

Wir machen eine Serie «Balkanekspress» im 

«moods». Sie soll die Musik aus dem Balkan einem 

breiten Publikum näher bringen. Die Serie wird von 

einem Serben und zwei Bosniern mitorganisiert. 

Ein gewisser Trend ist sicherlich spürbar. Man muss 

jedoch auch sehen, dass viele Personen aus dem 

Balkan in der Schweiz leben. Ich fi nde es nur fair, 

dass auch das «moods» einen kulturellen Treffpunkt 

schafft. So steuert man dem latenten Rassismus 

in der Schweiz entgegen. Die Serie ist auch ein 

politisches Statement. Und was erwähnt sein sollte 

(schmunzelt): Die Balkaner verstehen es, exzellente 

Partys zu feiern. Da lässt sich sicherlich auch ein 

Schweizer Publikum mitreissen. 

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des 

«moods»? 

Einmal wünsche ich mir, dass unser Sponsoringkonzept 

gelingt. Ist eine fi nanzielle Abstützung vorhanden, 

kann auch die Programmation progressiver 

und gewagter daherkommen. Dann hoffe ich, dass 

die Leute wieder neugieriger werden und Lust an 

Kultur zeigen. Die Medien spielen dort eine wichtige 

Rolle. Es wäre schön, wenn Zeitungen wegkommen 

von den Stars-&-Sternchen-Agenturmeldungen und 

dem nationalen Kunstschaffen wieder vermehrt 

Bedeutung zukommen lassen. Rein sozial und wirtschaftlich 

gesehen ist ein zufriedener Arbeitnehmer, 

der einen tollen und vergnügten Abend gehabt 

hat, am nächsten Tag um einiges motivierter (lacht). 

Vorausgesetzt es wurde am Vorabend nicht allzu 

tief ins Glas geguckt. 

16 

the clients – live at moods 

■ Sicher, Funk ist nicht meine Welt. Und wenn, 

dann war vor 15 Jahren, als ich mich in diesem Musikstil 

verirrt habe. Die «the clients» jedoch sind 

diesbezüglich nicht ganz so verstaubt, wie ich. 

Groovig ist diese Musik und ich beginne mit dem 

Fuss zu wippen und zu zucken. Vielleicht, geht mir 

durch den Kopf, ist dieser Funk so was wie «Hip- 

Hop für Älterwerdende…». Die Jungs machen uns 

alles vor. Live im moods – ihr erstes Live-Album, 

welches sehr authentisch den Beat gefressen hat. 

Der Sound ist kräftig und es klingt echt cool. Der 

Stimme von David Feusi traue ich nicht allzu sehr 

– doch er spielt besser Saxophon. 

Unbekannte Bekannte: «the clients» spielten 

in diesem Jahr sogar am Blue Balls-Festival 2006. 

Dave Feusi (voc & sax), Marco Figini (guitars), Peter 

Wagner (rhodes), Jeanpierre Schaller (bass) und 

Christian Niederer (drums) sind die Götterboten 

des Schweizerfunks. Und dies hoffentlich noch lange 

– schliesslich werden unsere jungen Hip-Hopper 

auch mal noch alt… (vl) 

Matthew Herbert – Scale 

■ Die Saison von bee-fl at wird mit Matthew Herbert 

und einer siebenköpfi gen Bigband eröffnet. 

Das klingt bombastisch – vor allem, weil uns erzählt 

wird, wie toll er ist. Also, Album her, reingehört. 

Was sich offenbart, ist eine sensibler, computeristischer 

und intelligenter Elektropop. Fein, zuweilen 

gar soulig und mit Groove. Aber von «bombastisch» 

kann hier nicht die Rede sein. Im Gegenteil, 

bei Herbert hört man auch das Gras wachsen. Die 

Aufnahmen haben keinen Druck und fallen in das 

Genre «Easy-Listening» – was nicht als Schlecht- 

Wertung durchgehen soll. Der Sample-Guru hat 

mir zum Beispiel zu sterile Sounds und es knackt 

und rauscht zwischendurch. Digital habe ich etwas 

Mühe mit ihm und glaube nicht so ganz, was er uns 

vorspielt. Er bastelt mir zu viel. Aber, viel wichtiger, 

der Sound verspricht, live zum grossen Erfolg und 

Spektakel zu werden! Denn wenn diese Kompositionen 

auf der Bühne umgesetzt werden, dann könnte 

es «Boum» machen… Am 24. September im PROGR. 

Und vorher trotzdem unbedingt reinhören… (vl) 

Water Lily – 13th Floor 

■ Entdeckt habe ich diese Band am Rock oz’ 

Arènes in Avenches in diesem Jahr. Da der 

schreckliche Pete Doherty mit seinen langweiligen 

Drogengeschichten am Freitag nicht auftreten 

konnte, bekam Water Lily die Hauptbühne! 

Sie spielten bereits am Dienstag, sozusagen als 

Radiohead-Vorgruppe auf der Nebenbühne – doch 

jetzt sind sie meine neuen Schweizer-Stars. Water 

Lily überzeugt mit dem zweiten Album durch 

einen brillanten, internationalen Sound, den wir 

nur ganz selten in unserem Ländle hören. Sie sind 

frech, rebellisch und laut, die intelligenten Arrangements 

übertreffen und lassen aufhorchen. 

Man könnte sie zwischen Britpop, Psychedelic und 

Americana einordnen – was alles falsch wäre und 

doch irgendwie passen würde. Water Lily ist eine 

musikalische Show, wie wir sie von den 70ern her 

kennen. Deswegen ist für Abwechslung und Überraschung 

gesorgt. 

Bereits mit dem ersten Album hatten sie viel 

Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da Bertrand 

Siffert (Young Gods, Noir Désir, etc…) mitgeholfen 

hatte. Jetzt hatte Teo Miller (Placebo, Robert 

Plant, Martina Topley Bird, etc…) die Finger drin 

– was den internationalen Sound erklärt. Das neue 

Album ist strukturierter als «Aphasie» (2002), 

auch etwas poppiger, und wirkt dadurch frischer. 

Water Lily ist eine unscheinbare Band, wie eine 

Wasserlilie eben. Ohne grossen Starprunk geben 

Lionel Glassier (voc), François Chabbey (guitars), 

Vincent Flament (rhodes, wurlizer, acoustic 

guitar), Xavier Amor (guitars) Laurent Trachsler 

(drums), Samuel Schroeter (bass), Olivier Vuagniaux 

(didgeridoo) einer geradezu «unschweizerischen 

Grösse» her. Hier, meine Damen und Herren, 

sollten wir einen Fanclub gründen und bei den 

Konzerten hysterisch Schreien. Das schulden wir 

Water Lily. (vl) 

Hörproben: www.waterlily.ch 


POP-MUSIK 

lektionen in folk 

Von Benedikt Sartorius Bild: zVg, 

■ Abend ist’s geworden über der kalifornischen 

Bay Area. Ein alter Freund klopft an die Türe, zart 

pulsierende Perkussionsinstrumente, beruhigende 

Streicherfl ächen und eine milde Stimme heissen 

den Gast willkommen: «I can’t believe that you’re 

knocking, knocking on my door. Oh, it’s been so 

long…» Vetiver vertonen dieses linde, harmonische 

Wiedersehen mit viel Sinn für‘s musikalische Detail 

und bereiten dem geneigten Hörer einen wunderbaren 

Einstieg in ihr zweites Album «To Find Me 

Gone» (Fat-Cat/Namskeio). 

Hin zur Zeitlosigkeit Vetiver ist im Kern der in 

San Francisco ansässige Singer/Songwriter Andy 

Cabic. Mit wechselnden Besetzungen spielte er vor 

zwei Jahren das karg instrumentierte, mondsüchtige 

Vetiver-Debüt ein. Charakteristisch waren die 

sehr schön eingesetzten Celli, charakteristisch war 

aber auch die Omnipräsenz seines ungleich populäreren 

Freundes Devendra Banhart, die für Cabic 

Fluch und Segen zugleich bedeutete: Segen, da die 

Presse seinem Projekt vermehrt Publizität schenkte 

und Fluch, da die Grenze zu Banharts Alben 

zeitweise durchlässig erschien, ja, Vetiver gar als 

Nebenprojekt des verschrobenen, mit hippiesken 

Mystizismen spielenden Barden erscheinen liess. 

Vetiver alias Cabic wurde so ins neu entstandene 

und fragwürdige Fach des Neo-Folks abgeschoben 

wie auch als Vertreter des marktschreierischen 

Slogans «New Weird America» gehandelt. 

«To Find Me Gone» besticht nun mit seiner 

unaufgeregten, unprätentiösen Vielfalt und versammelt 

elf Tag- und Nachtlieder über Abschied, 

Unterwegssein, Ankunft und Liebe, die drohende 

Opulenz trotz einer Vielzahl an Instrumenten ver- 

meiden. Cabic und seine wechselnden Mitmusiker - 

unter ihnen wiederum Banhart - wühlen im Fundus 

des genuin kalifornischen Folks und so wechseln 

freundliche Stimmungen mit dunkel eingefärbten 

Liedern, die Abgründe andeuten und den Traum eines 

Lebens in Harmonie als Illusion entlarven. «To 

Find Me Gone» bedeutet für Vetiver den Schritt hin 

in die Zeitlosigkeit und ist eine Weiterführung der 

kalifornischen Liedtradition der 1960er ohne nostalgischen 

Überbau. 

Raumerfahrungen Szenenwechsel. Ein Studio 

in London: Adem Ilham feilt an seinen mit akustischer 

Gitarre, Harmonium und allerlei Glockenspielen 

instrumentierten Liedern, verfremdet 

einige Perkussions- und Gesangsspuren mit elektronischen 

Tüfteleien und singt mit gebrochener, 

dennoch zuversichtlicher Stimme über «Love And 

Other Planets (Domino / MV). Die Vermessung der 

emotionalen Landkarte gerät zumindest textlich 

nicht immer plattitüdenfrei, doch betört der Grossteil 

der Lieder durch die Liebe zum musikalischen 

Detail. Besonders schön: Das minimalistische Titellied 

wie auch die beiden perkussiven Nummern 

«You And Moon» und «Launch Yourself», die den 

Hörer in einen weiten akustischen Raum entschweben 

lassen. 

Doppelkonzert: Vetiver/ Adem, 26. September 

im Bad Bonn Düdingen, 21:00 h. 

www.vetiverse.com 

www.adem.tv 

ECM listening post 

Von Lukas Vogelsang 

■ Wer Stefano Bollani auf Bilder sieht, fragt sich, 

ob es mehrere Stefanos gibt. Seine Musik hat so 

viel Feines, Zerbrechliches. Doch er scheint ein 

quirliger Kopf zu sein, den Schalk in den Augen 

und einen wachen, italienischen Blick. Seine visuelle 

Präsenz, wenn auch nur von Bildern jetzt 

interpretiert, fi nden wir aber dann doch in seiner 

Musik wieder. 

Auf «Solo Piano» spielt er Eigenkompositionen 

und anderes. Mir persönlich gefallen seine 

Interpretationen besser als seine Improvisationen, 

die fast zu aufbrausend und chaotisch sein 

können. Aber auch hier ist Bollani nicht greifbar, 

denn den Gegensatz liefert er immer gleich hinterher. 

«Promenade» zum Beispiel ist so eine 

Ausnahme. 

Den Einstieg macht Bollani mit «Antonia» von 

Antonio Zambrini. Vielleicht nicht die beste Wahl 

als erstes Stück, denn die Melancholie und Zartheit 

ist prägend für die gesamte CD. Und deswegen 

kann der Spagat der Intensität manchmal ein 

etwas schmerzhafter sein. Aber als 34-jähriger 

Italiener darf er das alles spielen. Seine Intensität 

und seine Verträumtheit haben Charme und 

diese können uns ganz schön verwirren. 

Auffallend ist die Präzision. Bollani ist seinem 

Spiel so sicher, da besteht nicht der kleinste 

Zweifel. Keine Sekunde, in der er abwesend etwas 

anderes denken könnte. So viel Wachheit ist 

selten so kompakt zu spüren. Und wenn in der 

zweiten Hälfte dieses Albums die alten Stummfi 

lmmelodien durchklingen, so wechselt die sonst 

doch ernstere Stimmung in eine fröhliche Ausgelassenheit. 

Bollani ist eine Frühherbstüberraschung. 

Obwohl er schon viele Aufnahmen gemacht hat 

und seine ersten Erfolge bereits mit 15 Jahren 

verzeichnen konnte, so hatte ich bisher nicht 

das Vergnügen. Und wenn die Nebel steigen, so 

beginnt die Zeit des Nachdenkens – Piano Solo 

bietet einen guten Boden dafür. Aufgenommen 

wurde dieses Album übrigens in Lugano, im Auditorium 

vom RSI Rete Due. Ein Raum, den man 

sich merken kann. 

Piano Solo 

Stefano Bollani 

ECM 1964 


18 

KLEINANZEIGEN 

TANZ 

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vorher anmelden. Kursort: DAO - Raum der Zeit; 

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Schnupperstunden: Telefon 031 318 6050 (Büro) 

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KINO 

fi lmfestival locarno 

Von Sarah Stähli Bild: zVg. 

■ Am Abend ist der Kopf ausgefüllt mit Geschichten, 

Sätzen, Bildern: traurige Fräuleins zwischen 

alter und neuer Heimat, ein einsamer Beamter, der 

eine fragile Freundschaft mit einem kleinen Mädchen 

eingeht, ein verzweifelter Lehrer, der auf der 

Schultoilette Crack raucht und eine Sozialarbeiterin, 

die mit einem ihrer jugendlichen Klienten ihre 

sadomasochistische Seite auslebt. 

Nach so vielen Eindrücken, ein paar heruntergestürzten 

Espressi und viel zu wenig frischer Luft 

gibt mir das Glas Rotwein auf der Piazza den Rest, 

ich will nur noch eines: Schlafen. Und dies, obwohl 

auf der Grossleinwand unter Sternenhimmel gerade 

«Das Leben der Anderen», einer der herausragenden 

Filme des Festivals, läuft. 

Doch ein Plätzchen auf dem Camping zu ergattern 

gleicht einem Kampf um Leben und Tod. 

So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in ein 

Mini-Zelt zwischen zwei befreundete Festivalgänger 

zu zwängen. Gemeinsam lauschen wir dort 

erst dem beruhigenden Zirpen der Grillen, dann 

dem penetranten Schnarchen eines Zeltnachbars 

und schliesslich dem Kichern zweier über 

Zeltschnüre stolpernder, alkoholisierter Teenies. 

Trotzdem: am nächsten Morgen sitze ich unausgeschlafen 

und verkatert wieder im Kino und dies 

obwohl man sich am Abend zuvor geschworen hat, 

heute einmal einen fi lmfreien Tag einzulegen. Aber 

Filmfestivals machen halt süchtig. Und manchmal 

lohnt es sich sogar früh aufzustehen. Zum Beispiel 

für «Hardcore Chambermusic», Peter Liechtis eigenwilliger 

experimenteller Dokumentarfi lm nicht 

über, sondern mit dem Trio Koch/Schütz/Studer, 

wie der Regisseur betont. Ein berauschender Versuch, 

den Prozess der musikalischen Improvisation 

fi lmisch festzuhalten. 

Manchmal taucht man unvorbereitet in ein 

Wechselbad der Gefühle ein. Zum Beispiel im intimen 

und kraftvollen Porträt «Zeit des Abschieds» 

von Mehdi Sahebi. Sahebi begleitet darin seinen 

todkranken Freund Giuseppe während seiner letzten 

Tage, ohne dem im Sterben liegenden je die 

Würde zu nehmen. Der charismatische Familienvater 

und Junkie refl ektiert vor der Kamera tiefgründig, 

manchmal humorvoll, über sein Leben 

und über den Tod, ohne je in Selbstmitleid zu versinken. 

Der Film berührt so sehr, dass eine Fernsehjournalistin 

in der anschliessenden Diskussion 

beinahe in Tränen ausbricht. 

Und manchmal macht man völlig unerwartet 

eine kleine wertvolle Entdeckung. Zum Beispiel 

mit «Half Nelson» von Ryan Fleck, einer schroffen 

und gleichzeitig poetischen Studie über einen 

jungen, idealistischen Lehrer, der in den Slums von 

Brooklyn unterrichtet und sich selbst in immer tiefere 

Abgründe stürzt. 

Standing Ovations und Szenenapplaus konnte 

die Bernerin Bettina Oberli an der Premiere ihres 

Zweitlings «Die Herbstzeitlosen» ernten. Oberli 

erzählt in ihrer liebevollen mit viel Lokalkolorit 

angereicherten Komödie leichtfüssig vom zweiten 

Frühling einer Gruppe Seniorinnen im Emmental. 

Der absolut zu Recht mit dem Hauptpreis 

dotierte Film «Das Fräulein» von Andrea Staka 

macht Hoffnung auf eine neue Generation innovativer 

Schweizer Filmemacher. In einer per- 

sönlichen, sensiblen Filmsprache nähert sich 

Staka in ihrem ersten Langspielfi lm ihren entwurzelten 

Figuren. Der Film sowie die Hauptdarstellerin 

Marija Skaricic wurden eben am Filmfestival 

in Sarajevo mit den Hauptpreisen ausgezeichnet. 

Gaben die Filme zu wenig Gesprächsstoff ab, 

konnte man sich an den Geschichten, die ausserhalb 

des Wettbewerbs liefen, ergötzen - vom 

Schwächeanfall des neuen Festivalleiters Frédéric 

Maire bis hin zum Vetterliwirtschafts-Skandal um 

Jurymitglied Barbara Albert. Oder in der VIP-Area 

nach Willem Dafoe Ausschau halten. 

Der eigentliche Star des Festivals, Aki Kaurismäki, 

hielt sich wohl während dieser zehn hektischen 

Filmtage in irgend einer schummrigen Bar auf, liess 

sich vollaufen und konnte ab all der Ehre, die ihm in 

Locarno zukam, nur müde in seinen Wodka seufzen. 

Weiterer Erfolg fürs «Fräulein» 

■ Der Schweizer Film «Das Fräulein» von Andrea 

Staka hat am Filmfestival von Sarajevo den Wettbewerb 

um den mit rund 40 000 Franken dotierten 

«Heart of Sarajevo Award» gewonnen: Marija Skaricic 

gewann für ihre Rolle in «Das Fräulein» den 

Preis als beste Hauptdarstellerin. Die in Bosnien als 

Star gefeierte Schauspielerin Skaricic hat diesen 

Preis bereits vor zwei Jahren schon einmal gewonnen. 

«Das Fräulein» steht im Herbst am Internationalen 

Filmfestival von Pusan (Korea), am Europäischen 

Filmfestival in Sevilla (Spanien) und an den 

Hofer Filmtagen (Deutschland) im Wettbewerb. 

(sda) 


KINO 

das parfum – die 

geschichte eines mörders 

Von Sonja Wenger Bild: zVg. 

■ Zu recht fragt man sich als Leser oder Leserin 

des Buches «Das Parfum – Die Geschichte eines 

Mörders» von Patrick Süskind, wie man denn eine 

Geschichte auf die Leinwand bringen will, deren 

Hauptthema der Geruchssinn ist. Wie soll eine literarische 

Vorlage umgesetzt werden, deren Erfolg 

vor allem auf dem individuellen Sinneserleben und 

Erinnern des Lesers oder der Leserin beruht? Ob 

man Süsskind damals die gleiche Frage gestellt 

hat? Schliesslich ist es nicht unbedingt leichter, 

Düfte und Gerüche mit Worten zu vermitteln als 

mit Bildern. 

Die Antwort ist: man kann. Regisseur Tom 

Tykwer lenkt den Fokus sanft, aber bestimmt von 

Anfang an auf das Visuelle, so dass das Publikum 

vergisst, den Geruch zu suchen und ihn statt dessen 

in der eigenen Erinnerung auferstehen lässt. 

Und er tut dies ohne auch nur für einen Moment 

den Inhalt zu vernachlässigen. Der Film «Das Parfum» 

ist eine atemberaubende, treue Adaption der 

Buchvorlage und beeindruckt durch den Mut der 

Macher für Experimente. 

Die Geschichte handelt von Jean-Baptiste Grenouille, 

der Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem 

Pariser Fischmarkt geboren wird und ohne Bildung 

oder Liebe aufwächst. Früh begreift er, dass er 

die besondere Gabe des absoluten Geruchssinns 

besitzt, realisiert aber lange nicht, dass er selbst 

vollkommen geruchlos ist. Als er beim Pariser Parfumier 

Giuseppe Baldini in die Lehre darf, ist er 

immer mehr fasziniert und besessen vom Gedanken, 

den perfekten Duft zu kreieren, für den ihn die 

Menschen lieben und respektieren sollen. 

Tykwers Umsetzung benutzt die gleichen Methoden 

wie die Vorlage, um Gerüche «sichtbar» zu 

machen. Denn für Tykwer hat der Film «genauso 

eine Sprache wie die Literatur, statt mit Worten 

einfach mit Bildern, Geräuschen und Musik». So 

20 

geht die Kamera derart nahe an ein Objekt heran, 

dass man die Poren der Haut sieht, den Atem 

spürt und das Blut pulsieren hört. Mit dieser «optischen 

Präzision» wird die Sinneserinnerung der 

Zuschauer geweckt und können Düfte im Kopf entstehen, 

genauso wie es einem warm werden kann, 

wenn man nur das Bild einer Feuerfl amme sieht. 

Und wie beim Lesen des Buches atmet man auch 

im Film nach kurzer Zeit intensiver, achtet mehr 

auf die Gerüche um einen herum. Ein zwar nicht 

zu unterschätzendes Problem bei der Popkornmampfmanie 

im Kino, aber ein Erlebnis für sich. 

Der deutsche Produzent Bernd Eichinger hatte 

schon früher grosse Erfolge mit gelungenen Literaturverfi 

lmungen, so zum Beispiel mit «Der Name 

der Rose» oder «Das Geisterhaus». Trotzdem sei 

es bei dieser Vorlage «ungemein schwieriger gewesen». 

Es handle sich bei «Das Parfum» um ein 

narratives Problem, sagt Eichinger, bei dem man 

«mit den üblichen dramaturgischen Tricks» nicht 

weiterkommt. Hier gelte vor allem auch ein assoziatives 

Vorgehen, um die erzählerischen Lücken 

der Bildersprache auffüllen zu können, sagt er. So 

gesehen verstosse der Film gegen jede Regel des 

Lehrbuchs vom Filmemachen. 

Zusammen mit Eichinger und Tykwer hat Andrew 

Birkin über zwei Jahre an einer Drehbuchfassung 

gearbeitet. Für Tykwer war es wichtig, 

die Psychologie der Charaktere stärker in den 

Vordergrund zu stellen, ohne die Grenzen der Zumutbarkeit 

beim Publikum zu überschreiten. Die 

«amoralische» Hauptfi gur von Grenouille, die ohne 

jegliche Vorstellung von Ethik, aber auch ohne Liebe, 

Verantwortungsgefühl oder menschliche Grösse 

auskomme, auf der Leinwand so umzusetzen, 

dass sich das Publikum wie beim Lesen des Buches 

doch irgendwie mit ihm identifi zieren kann, war für 

den Regisseur die grössere Herausforderung als 

einen Duft fi lmisch umzusetzen. 

Ein weiteres Anliegen von Tykwer war es, einen 

Film zu drehen, der «von der Filmsprache 

her wirklich modern ist, aber seiner historischen 

Verpfl ichtung treu bleibt». Das Publikum solle so 

schnell wie möglich die Distanz zur Epoche des 

18. Jahrhunderts verlieren und sich ganz auf die 

Geschichte konzentrieren können. Erreicht hat 

er das auch mit einer Authentizität bei Produktionsdesign, 

Make-up, Kostümen und den kleinsten 

handwerklichen Details. Die Drastik von Süskinds 

Worten und seiner Geschichte des einsamen Mannes 

ohne eigenen Geruch wird ergänzt durch die 

Drastik der Bilder. Tykwer hat sich nicht gescheut, 

den Schmutz des Pariser Fischmarkts, den Dreck 

der Gerberei und die Hässlichkeit der Gosse in aller 

Deutlichkeit zu zeigen. 

Und nicht zuletzt ein wunderbares Ensemble 

verhilft dem Film zu einer grossen Glaubwürdigkeit. 

Neben Dustin Hoffman als Baldini und Alan 

Rickman als Grenouilles Gegenspieler Richis wurde 

mit dem Hauptdarsteller Ben Whishaw ein Schauspieler 

gewählt, den bei uns noch niemand gross 

im Kino gesehen hat. Whishaw und Hoffman bilden 

ein wunderbares Gespann aus Meister und Schüler, 

dessen Genialität den Lehrer bald überfordert. 

Besonders erwähnenswert sind auch Karoline 

Herfuth und Rachel Hurd-Wood als Grenouilles 

erstes, beziehungsweise letztes Opfer, sowie die 

Besetzung der kleinsten Nebenrollen mit Stars wie 

Corinna Harfouch als Madame Arnulfi . 

Der Film kommt am 14.9. in die Kinos und dauert 

148 Minuten. 


MIAMI VICE 

■ Pinke Flamingos, weisse Designerklamotten 

oder das gleissende Licht von Florida erwartet 

man im Film von Michael Mann vergeblich. Von 

der Originalserie «Miami Vice» aus den achtziger 

Jahren wurde nur die depressive Grundstimmung 

übernommen mit dem latenten Gefühl, auch zwanzig 

Jahre später niemals gegen das Böse gewinnen 

zu können. 

Eines der wenigen Überbleibsel aus dem Original 

ist Sony Crockett. Doch anders als in den 

Aufgüssen von «Mission Impossible» oder «Starksy 

and Hutch» haben weder der Humor, noch die 

Bildersprache oder die Titelmelodie überlebt, sogar 

Crocketts Partner heisst anders. Zwar gibt es 

noch immer die obligaten Flüge über grandiose 

Landschaften, schnelle Fahrzeuge zu Lande, Wasser 

und in der Luft, trotzdem mag nie so recht ein 

Gefühl von echter Geschwindigkeit aufkommen. 

Mann war einer der ausführenden Produzenten 

der Originalserie von 1985 bis 1989 und hatte 

selbst Drehbücher dafür geschrieben. Doch das 

Update 2006 ist nun zu «cool», seltsam gesichtslos, 

mit einer dürftigen Geschichte und vor allem 

viel zu lang ausgefallen. 

Doch trotz der Länge gibt es in diesem Film keinen 

Platz für Fragen, mit denen sich das Original 

zumindest ab und zu beschäftigt hatte. So zum 

Beispiel was mit den vielen Drogen auf der Strasse 

passiert, die da locker zwischen guten und bösen 

Leuten hin und hergeschoben werden. In «Miami 

Vice» Ausgabe 2006 geht es nur noch um «Coolness», 

und dass sich Drogenbarone eine Privatarmee, 

eine gepanzerte Autofl otte, schöne Frauen 

und vor allem viel Brutalität leisten können. Nichts 

neues und vor allem langatmig. 

Einigen neuen Trends im Genre der Actionfi lme 

folgt der Film allerdings treu. Zum einen das Konzept 

der verwackelten Kameraführung bei harten 

Actionszenen, was den Effekt von Schwindel und 

Geschwindigkeit vermitteln soll. Zum anderen eine 

erweiterte Dimension der «Realitätsnähe». Seit 

Manns Filmklassiker «Heat» aus dem Jahr 1995 ist 

die Welt zwar nicht gewalttätiger geworden, aber 

inzwischen darf – oder muss - man dem Publikum 

wohl noch einen Zacken mehr zumuten. Zumindest 

lassen sich die Kugeln Zeit, wenn sie die Körper in 

Slow Motion zerfetzen und die Geräuschkulisse erinnert 

mehr an die Kriegsberichterstattung, denn 

an einen Hollywoodfi lm. (sjw) 

Der Film ist seit dem 24.8. in den Kinos und dauert 

132 Minuten. 

LITTLE MISS SUNSHINE 

■ Der Film «Little Miss Sunshine» ist ein sympathisches, 

liebevolles Roadmovie, in dem sich die 

Familie Hoover in ihren klapprigen VW-Bus zwängt, 

um quer durch halb Amerika zu fahren und der 

Kleinsten einen Traum zu erfüllen. Diese Kleine 

ist sieben Jahre alt und heisst Olive. Sie trägt eine 

dicke Brille, ein paar Pfunde zuviel und ist sonst 

ein ziemlich normales Mädchen – ausser dass sie 

sich in den Kopf gesetzt hat, Schönheitskönigin zu 

werden. 

Als Olive an einem Schönheitswettbewerb für 

Kinder teilnehmen kann, bleibt der Familie nichts 

anderes übrig, als die Koffer zu packen und sich 

auf die dreitägige Fahrt zu machen. Da ist zum 

Beispiel Olives Vater Richard, ein erfolgloser Erfolgstrainer 

und ihre gestresste Mutter Sheryl. 

Oder der vergnügungssüchtige Opa, den man aus 

dem Altersheim geworfen hat, weil er Heroin konsumierte, 

und der jeweils ziemlich unverblümt seine 

Meinung kund gibt. Ebenfalls mit von der Partie 

ist Olives grosser Bruder Dwayne, ein Nietzsche- 

Anhänger, der unter seiner Familie, der Pubertät 

und seinem Schweigegelübde leidet. Und zu guter 

Letzt Sheryls schwuler Bruder Frank, Proust-Experte 

und nach einem Selbstmordversuch wegen 

Liebeskummer gerade aus dem Krankhaus entlassen. 

«Little Miss Sunshine» vereint diese verrückten 

Charaktere zu einer Geschichte von zerberstenden 

Träumen, vom Aufrappeln nach einer Niederlage, 

von Solidarität und Liebe in der Familie und einem 

eindrücklichen Lebensmotto. Denn als Olive am 

Abend vor dem Wettbewerb Angst hat zu versagen, 

meint ihr Opa: «Ein echter Verlierer ist nur, 

wer so viel Angst vor dem Erfolg hat, dass er gar 

nicht erst versucht, etwas zu erreichen». 

Das Regie-Ehepaar Jonathan Dayton und Valerie 

Faris hat sich bisher vor allem mit Musikvideos 

einen Namen gemacht. In ihrem Spielfi lmdebut 

feiern sie nun die menschliche Exzentrik mit 

scharfem Humor und rauen Wahrheiten, aber wie 

es sich für eine wahre Komödie gehört auch mit 

jener Emotionalität, die das Publikum zum Weinen 

bringt. 

«Little Miss Sunshine» ist ein kleines, charmantes 

Filmjuwel nicht über Familienwerte, sondern 

über den Wert der Familie, deren Protagonisten 

einem ans Herz wachsen und das viel zu schnell 

vorbei ist. (sjw) 

Der Film ist seit dem 31.8. in den Kinos und dauert 

99 Minuten. 

TRATSCHUNDLABER 

Von Sonja Wenger 

■ Im September soll es im japanischen Kaiserhaus 

endlich wieder mal ein Baby geben. Das 

ganze Land hofft auf einen Jungen, heisst es, 

denn seit 42 Jahren wurden «nur» Mädchen 

geboren. Wenn das mal gut geht. Das Schicksal 

hat manchmal einen seltsamen Sinn für Humor. 

Grosse Sorgen also nicht nur in den Schweizer 

Medien. 

Dabei wären wir ja schon zufrieden, wenn unser 

Mister Schweiz Miguel San Juan nicht länger 

mit seinem Vorgänger Renzo Blumenthal verglichen 

würde: Dass dieser mehr Aufträge hatte 

und sowieso der Inbegriff der Schweizer Naturburschen 

ist. Ein ziemliches Armutszeugnis allerdings, 

in gewissen Kulturen gilt Redebewandtnis 

nämlich als Aphrodisiakum. San Miguel trägt’s 

mit Fassung: «Ich repräsentiere wahrscheinlich 

eine andere Schweiz als mein Vorgänger», sagte 

er der «Schweizer Illustrierten» (SI). Die Frage ist 

nur welche? 

Überhaupt scheint sich die SI mal wieder 

nicht entscheiden zu können, ob sie mit Promis 

nun nett oder gemein sein will. Deshalb versucht 

sie beides. Was dabei herauskommt ist ein Bericht 

über Nadine Vinzenz und ihren «Kampf» in 

«der rauen Luft» von Hollywood. Immerhin hat 

ihr Ehemann nun endlich einen Job, der unserer 

Ex-Miss Schweiz den gebührenden royalen Lebensstil 

ermöglicht. 

Apropos Royals: Da im Medienfutterland 

Monaco aus rechtlichen Gründen inzwischen 

klatschjournalistische Bisshemmung angesagt 

ist, und sich in den skandinavischen Krönleinhäuser 

alle immer so gerne haben, gibt es glücklicherweise 

noch «good old England». Die jungen 

Windsors avancieren ja immer mehr zu unseren 

Lieblingen und die SI liefert den Grund gleich mit: 

«Der eine wird wohl (!) König von England, der 

andere König des Jetsets: Die Windsor-Brothers 

William & Harry sind Stars des Hochadels und der 

Schlagzeilen. Kein Wunder: ihre Mutter war die 

». Logisch. Und wenn’s die 

Jungs nicht bringen, kann man immer noch zum 

x-ten Mal die Mädels vergleichen. Kate Middleton 

– das ist die diskrete, modebewusste von William 

– gegen Chelsy Davy, das schlampige «Jetset-Girl 

mit Hang zum offenherzigen Look». 

Dafür erklären uns Schweizer Teenager in 

der «Weltwoche» endlich den Unterschied zwischen 

einer Schlampe und einer Tussi: Die eine 

wird «über das Aussehen defi niert. Sie läuft sehr 

knapp angezogen herum», die andere «über den 

Charakter. Eine Tussi ist zickig und meint, sie sei 

die Beste. Sie ist sehr eingebildet.» Dazwischen 

liegen natürlich Welten. 


D A S A N D E R E K I N O 

22 

www.cinematte.ch / Telefon 031 312 4546 www.kellerkino.ch / Telefon 031 311 38 05 www.kinokunstmuseum.ch / Telefon 031 328 09 99 

Kino am Fluss - Ihr persönliches Sommerwunschprogramm 

Es gehörte zu den Sommerferien wie Sonne, 

Badi und Glacé: Das Sommerwunschprogramm 

im Schweizer Fernsehen. Wenn die televisionären 

Balken in die Länge wuchsen, die anzeigten, für 

welchen Film sich das Publikum entschieden hatte, 

war die Spannung gross - ob Spaghettiwestern 

oder Liebesschnulze, Klassiker oder B-Movie: Der 

Filmgenuss war ein anderer, wenn er in einer demokratischen 

Wahl zustande kam. 

Ihr Wunsch sei uns Befehl – Folgende Lieblingsfi 

lme sind bis 11. September noch im Programm: 

Casablanca, Down by law, Matto regiert, High 

noon und The big Lebowski. 

Auch der sommerliche Gaumen kommt auf 

seine Kosten: Für die Dauer des Sommerwunschprogramms 

können Sie bei uns die preisgekrönten 

Glacen der «Dorf Chäsi Wattewil» geniessen. 

La Semaine du goût zum Thema Schokolade 

Als Rahmenprogramm zur Woche der Genüsse 

gelangen «Schoggifi lme» wie Como agua para 

chocolate, Chocolat oder Fresa y chocolate zur 

Aufführung. 

Hommage Daniel Schmid 

Der Bündner Film- und Opernregisseur Daniel 

Schmid ist im August gestorben. Mit der Aufführung 

der Werke Il bacio di Tosca, Zwischensaison 

und Beresina möchten wir dem bedeutenden 

Schweizer Regisseur eine kleine Hommage widmen. 

Fratricide (Yilmaz Arslan, D 2005, 96’, OV/d, 

Spielfi lm) Der junge Kurde Azad verlässt schweren 

Herzens seine ärmliche Heimat, um in Deutschland 

Asyl zu beantragen. Sein Bruder ist bereits in Berlin 

und schlägt sich auf dem Strassenstrich durch. 

Das kommt für Azad nicht in Frage. Stattdessen 

verdingt er sich als Barbier. Dabei wird er unterstützt 

von dem kleinen Ibo. Als die beiden eines 

Tages auf die jungen Türken Achmet und Zeki treffen, 

geraten die Parteien in Streit. Das verhängnisvolle 

Räderwerk von Ehrverletzung und Rache, Gewalt 

und Gegengewalt setzt sich in Gang. Azad ist 

gezwungen, seine defensive Haltung aufzugeben. 

Migration und Integration sind die Themen des 

in Mannheim lebenden kurdischen Filmemachers 

Yilmaz Arslan. Fratricide verweist auf die Rituale 

und Mechanismen einer Jahrhunderte alten Feindschaft 

zwischen Kurden und Türken. So tauchen 

denn auch Deutsche in diesem Film kaum auf. Und 

wenn, dann stehen sie im Abseits und müssen hilflos 

zuschauen, wie beide Parteien mit rabiatesten 

Mitteln versuchen, ihre befl eckte Ehre wiederherzustellen. 

Das Projekt Integration, so scheint es, 

ist gescheitert. Ein pessimistischer Einblick in die 

Parallelgesellschaft der Migranten und ein hartes, 

schroffes, düsteres, mitunter auch sehr gewalttätiges 

Drama mit ausgezeichneten Laiendarstellern. 

(Ab 7.9.) 

Die Kunst der exakten Phantasie (Beat Borter, 

CH 2005, Dialekt, Dokumentarfi lm) In den Alltagswelten 

der schweizerischen Provinz sucht der 

Fotograf Heini Stucki nach dem unverwechselbar 

eigenen Bild und versucht herauszufi nden, ob es 

- analog zu den dabei wenig hilfreichen exakten 

Wissenschaften - eine «exakte Phantasie» gibt. Ein 

kleines Filmteam begleitete Stucki drei Jahre bei 

dieser Suche und seiner Spurensicherung. (Vorpremiere 

in Anwesenheit von Heini Stucki und Beat 

Borter: 3.9. / Regulär im Programm ab 7.9.) 

Working Man’s Death (Michael Glawogger, 

Österreich/D 2004, 122’, Dokumentarfi lm) Verschwindet 

körperliche Schwerstarbeit, oder wird 

sie nur unsichtbar? Wo ist sie im 21. Jahrhundert 

noch zu fi nden? (Ab 21.9.) 

Ohren- und Augenschmaus garantiert! Noch sind 

die herrlichen vier Juli-Nächte des Openair Kinos 

im Innenhof des Progr unvergessen und schon startet 

das Kino Kunstmuseum am 2. September in die 

neue Filmsaison. Und dies mit einer ganzen Reihe 

seh- und hörbarer technischer Verbesserung. Das 

in der Sommerpause installierte Dolby-Digital-Surround-System 

setzt neue Massstäbe in der Tontechnik 

(neben einer verbesserten Raumakustik), 

ein neuer leistungsstarker Beamer und eine neue 

Hightech-Leinwand sorgen dafür, dass das Kino 

(Kunstmuseum)Erlebnis mit Garantie zum Ohren 

– und Augenschmaus wird. 

Die technischen Verbesserung äussern sich auch 

in der Programmgestaltung, die nun der Bedeutung 

des Filmtons gerechter wird. Der Zyklus Erlebnis 

Sound-Design zeigt dazu wegweisende oscargekrönte 

Filme wie The Piano, Titanic oder Das Boot. 

Vermehrtes Augenmerk wird dem zeitgenössischen 

Filmschaffen mit der Reihe Filmemacher/innen 

heute geschenkt. Regelmässig stellen sich dem 

Berner Publikum junge Filmemacher/innen aus 

dem In- und Ausland vor. Der Isländer Dagur Kari 

(Noí albínoí) und der Zürcher Thomas Thümena 

(Ma famille africaine) machen den Anfang. 

Der Zyklus Die frühen Filme von Lina Wertmüller 

verspricht «schrill, laut und politisch höchst 

inkorrekt» zu sein. Der brillante Film d’amore e 

d’anarchia (1973) ist nur ein Beispiel des Schaffens 

der italienischen Exzentrikerin. 

Neu werden in der kommenden Saison jeweils 

mit jedem Zweimonats-Programm Filme, welche 

auch die kleinen Cineasten - Kinder und Jugendliche 

- erfreuen, speziell hervorgehoben. Im September/Oktober 

Microcosmos, der 1997 auch die 

Erwachsenen begeisterte und der dänische Zeichtrickfi 

lm Help! I’m a fi sh. 

September / Oktober 06 

Erlebnis Sound-Design: 2.9. bis 30.10. Filmemacher/ 

innen heute: 3.9. bis 16.9. Dagur Kari ist am 3.9., 

Thomas Thümena am 16.9. zu Gast im Kino Kunstmuseum. 

Die frühen Filme von Lina Wertmüller: 9.9. 

bis 30.10. 

Weitere Informationen, Filme und Termine unter 

www.kinokunstmuseum.ch und im Programmheft. 


KI O 

i n d e r R e i t s c h u l e 

N 

Für das Tagesprogramm die Tageszeitung oder das Internet www.bernerkino.ch 

LICHTSPIEL 

www.reitschule.ch / Telefon 031 306 69 69 www.lichtspiel.ch / Telefon 031 381 15 05 www.pasquart.ch / Telefon 032 322 71 01 

Stummfi lme in der Grossen Halle vom 8.-16.9.: 

Mit drei Beispielen zeigt das Kino in der Reitschule 

zu Saisonbeginn die Vielfalt und die unterschiedlichen 

Möglichkeiten, Stummfi lme mit Live-Musik 

zu begleiten: Le Mariage de Mademoiselle Beulemans 

(Julien Duvivier, 1926/27) ein Melodram mit 

Happyend über Liebe, Macht und Verrat wird begleitet 

mit der Live-Musik von Marco Dalpane und 

Musikern aus Bologna. Für Dalpane ist es wichtig, 

den richtigen Taktschlag und die richtige Spannung 

zu fi nden, die es der Musik erlaube, in wechselnde 

Beziehungen zu den Bildern zu treten. In 

Der Mann mit der Kamera (Dsiga Wertow, 1929) 

nimmt der deutsche Komponist und Klangkünstler 

Werner Cee das Collage-Prinzip von Wertow auf 

und fügt eine Filmmusik hinzu, «die niemals den 

Film kommentieren oder illustrieren, sondern ihm 

nur weitere Ebenen hinzufügen kann.» 

Wieder zu sehen ist Migration - Migraton, (2005) 

eine Film- und Bilddokumentation von Giorgio Andreoli 

und Paed Conca. Der Komposition Migraton 

liegt die Auseinandersetzung mit dem Umgang 

von MigrantInnen zu Grunde. Daraus ist kein pathetisches 

Machwerk hervorgegangen, sondern 

ein Musikfi lm, der bewegt, aufwühlt und versöhnt. 

Die Musiker: Michael Thieke, Frank Crijns, Fabrizio 

Spera, Paed Conca. 

VERRÜCKT - Wer verrückt wen? Ein Beitrag des 

Kinos, das Tabuthema der psychischen Krankheit, 

das jede/n zu jeder Zeit treffen kann, dem Publikum 

ein Stück näher zu bringen. Mit dem Klassiker 

von Leopold Lindtberg Matto regiert und Utopia 

Blues (Schweizer Filmpreis 2002) von Stefan 

Haupt, sowie Tarnation von Jonathan Caouette. 

Die Reihe wird im Oktober weitergeführt. 

Nicht mehr im Bierhübeli, sondern neu im Kino in 

der Reitschule sind künftig die «warmen Filme» 

der Gruppe UNCUT zu sehen. Ab 21. September, 

jeden zweiten Donnerstag. UNCUT will spannende 

und provozierende Filme zeigen und ein gemütlicher 

Treffpunkt sein für alle Lesben, Schwule, 

Bi und Transgender und alle ihre FreundInnen in 

Bern. Als erster Film in dieser Reihe ist Ang Lees 

Wedding Banquet zu sehen. 

Hermann Gattiker In ihrem Buch «Neue Musik in 

alten Mauern» dokumentiert Doris Lanz ein faszinierendes 

Stück Berner Konzertgeschichte: die 

von Hermann Gattiker von 1940-67 durchgeführten 

«Hausabende für zeitgenössische Musik». Auf 

der Leinwand zeigen wir einige Filmaufnahmen 

Gattikers. Dazu und dagegen, nicht damit, musiziert 

das Trio «Rockpost» (Beat Schneider Cello, 

Michi Pfeuti Kontrabass, Fran Lorkovic Drums). (Fr 

1.9., 20:00 h) 

Nach dem Sturm In dieser frisch restaurierten 

Filmperle von Gustav Ucicky aus dem Jahr 1948 

versucht die Klaviervirtuosin Barbara, ihre traumatischen 

Erinnerungen aus dem Arbeitslager zu 

verarbeiten und einen Neuanfang zu wagen. Sie 

verliebt sich neu. Als plötzlich ihr totgeglaubter 

früherer Verlobter auftaucht, der als einzige Habe 

ein Barbara gewidmetes Klavierkonzert besitzt, 

gelingt es der jungen Frau nicht, sich für einen 

der beiden Geliebten zu entscheiden. Ein Gewitter 

braut sich zusammen. (Mo 4.9., 20:00 h) 

Hair 1967 verlässt Claude Hooper Bukowski das 

ländliche Oklahoma, um New York kennenzulernen 

und anschliessend in den Vietnamkrieg zu ziehen. 

Im Central Park trifft er auf eine Clique von Hippies, 

die ihn ins Reich der Drogen einführen und 

gleichzeitig Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen 

lassen. Formans Musicalverfi lmung sprach 

für eine ganze Generation, die ihrem Protest nicht 

nur durch wilde Haarmähnen Ausdruck verlieh. (Mi 

13.9., 20:00 h) 

La petite dame du Capitole Lucienne Schnegg 

ist eine kleine Frau voller Energie: mit 80 Jahren 

leitet sie immer noch das Kino ‚Capitole‘, wo sie 

1949 als Sekretärin begann und heute zugleich 

Kassiererin, Putzfrau und Direktorin ist. Eine Hommage 

an die Leidenschaft für‘s Kino. Im Vorfi lm 

Marcellin Babey wird ein Drechsler vorgestellt, 

der Dudelsäcke nachbaut und spielt, seit er herausgefunden 

hat, dass die Welschen Dudelsack 

spielten, bevor es ihnen die Berner verboten. Die 

Filme werden von der Regisseurin Jacqueline Veuve 

und dem Kameramann Peter Guyer persönlich 

präsentiert. (Fr 15.9., 20:00 h im Lichtspiel; ab 17.9. 

als Sonntagsmatinée im Kellerkino, 11:00 h) 

Aki Kaurismäki 

Nach Locarno nun auch in Biel: Während in den 

Schweizer Kinos im September der neuste Film des 

Finnen Aki Kaurismäki, Lights in the Dusk, anläuft, 

zeigt das Filmpodium eine nicht ganz vollständige 

Retrospektive. Mit den Leningrad Cowboys, den 

ausgefl ippten Musikern mit ihren Haartollen und 

unglaublich spitzen Schuhen (kreiert vom Regisseur 

persönlich), schaffte Kaurismäki seinerzeit 

den Durchbruch bei uns im südlichen Westen. Bereits 

in seinem Erstling Crime and Punishment, einer 

Dostojewski-Adaptation, sind die Stilmerkmale 

seiner Filme und seiner Themen klar auszumachen: 

minimalistische Erzählweise, unspektakuläre 

Kameraführung, karge, oft statische Bilder und die 

wortkargen, nur selten lächelnden ProtagonistInnen, 

die man aus seinen Proletarier- und Loser-Trilogien 

kennen und lieben gelernt hat. 

Die Menschen aus Kaurismäkis Filmuniversum 

sind Aussenseiter, Randständige. Sie leben in den 

Vorstädten von Europas Metropolen. Diese zu kurz 

gekommenen Menschen bewegen sich würdevoll 

in heruntergekommenen Milieus und versuchen 

sich in einer ihnen feindlich gesinnten Welt zu behaupten. 

Der Blick des Regisseurs ist ein den Menschen 

zugeneigter, liebender, mitfühlender Blick. 

Zu sehen sind: Match Factory Girl: Die Geschichte 

einer ausgebeuteten Frau, deren Rache 

erhabener nicht sein könnte. Ariel: Ein Film «so 

dunkel und schön wie ein Septemberabend.» (A.K.). 

I Hired a Contract Killer: Die Geschichte eines 

lebensmüden Franzosen in London, der die Liebe 

entdeckt: La vie de bohème: Französisch sprechende 

Finnen und Möchtegernkünstler in einem 

Pariser Vorort auf Herni Murgers Spuren. Take 

care of your scarf, Tatjana: Inspiriert von Kaurismäkis 

Jugenderinnerungen. Drifting Clouds: Eine 

Art heutiger Neorealismus (A.K.) The Man without 

a Past: Eine Refl exion ethischer Grundfragen wie 

Glauben, Hoffnung und Liebe. Leningrad Cowboys 

go America: die schlechteste Rockband der Welt. 

Zu sehen ist auch ein Dokumentarfi lm über Kaurismäki 

von Guy Girard aus der Serie: Cinéma de 

notre temps. 


BERNER QUARTIERE 

und sie krochen aus den löchern... 

Von Jean-Luc Froidevaux – Das Leben in der Matte Foto: Jean-Luc Froidevaux 

■ Der leere weisse Raum hinter dem Schaufenster 

saugt meinen Blick nicht vollständig auf, die Meditation 

gelingt nicht. ZEN...elf, zwölf... farbige Flächen 

ziehen in wechselnder Kadenz beschleunigten 

Wolken gleich vornüber. Die Autos spiegeln sich 

im Plakat «Ladenlokal zu vermieten». Ein Jahr 

nach dem Aussergewöhnlichen ist der Courrant 

noch immer nicht überall normal. Glas, Stahl und 

unbehandeltes Holz sind seither aus dem Boden 

gewachsen. Die Keller jetzt heller. Manch gewitzter 

Hausbesitzer hat das Geld der Versicherung und 

die Flucht der Vormieter mit Mietaufschlag quittiert 

(die Städtische Liegenschaftsverwaltung etwa 

hat in einem Fall die Miete mehr als verdreifacht 

– dafür gab’s nach der grossen immerhin noch 

eine Mikro-Welle). Damit setzt sich in der Matte 

eine Entwicklung fort, die in der Stadtsoziologie 

unter dem Begriff Gentrifi kation bekannt ist: Eine 

gut gelegene Wohngegend mit anfangs niedriger 

Wohnqualität und tiefen Mietzinsen wird durch 

Pioniere entdeckt. Diese haben ein neues Umfeld 

geschaffen, welches Investoren nach sich zieht, die 

den alten Wohnbestand luxusrenovieren und die 

Mieten in die Höhe treiben. Die ursprünglichen, sozial 

schlecht gestellten Mieter werden vertrieben. 

Im Arbeiterquartier Matte wurde man noch Anfang 

des 20. Jahrhunderts mit einer halb so grossen 

Überlebenschance geboren wie in der Oberstadt. 

Ab den 1960er Jahren zogen die ersten Künstler, 

Studenten und Freiberufl er hierher, die später sozial 

aufstiegen. Gut situierte Mieter folgten. 

Lebenswelten An diesem warmen Spätsommernachmittag 

treffe ich in den Beizen – den einstigen 

dunklen Spelunken - noch Mätteler aus der 

Zeit vor dem Boom, die ihre günstige Wohnung bis 

heute halten konnten. Daher wohnt hier der Spit- 

24 

zenpolitiker Tür an Tür mit dem Rentenempfänger, 

der linke Student teilt sich das Treppenhaus mit 

dem bürgerlichen Arbeiter. Hätte ein Quartier eine 

Psyche, wäre die Matte hochgradig schizophren. 

Man lebt in unterschiedlichsten Welten, die sich 

nur am äussersten Rand berühren und ist selbst 

in grundlegendsten Fragen kaum konsensfähig. 

Über den Verkehr etwa wird seit mehr als zwanzig 

Jahren debattiert. Da sind die Bewohner eines Dorfes, 

wo jeder alles über den anderen weiss, unter 

ihnen die urbane Bevölkerung, die sich um solches 

foutiert. Swiss Miniature. Zur Konstruktion einer 

Identität werden je nach Sicht Mattenenglisch oder 

die aus Werberfedern stammende Matte-Ratte bemüht, 

politisch haben die einen Bewohner das Heu 

und die anderen die Kulissen nicht auf derselben 

Bühne. Eine durchaus liebevolle Toleranz besteht 

aber, ja ist notwendig. Die einen sind im Matteleist 

aktiv, andere treffen sich beim Wöschhüsi, wo 

schon im Mittelalter getratscht wurde, dritte sitzen 

eher beim Motorrad-Club, der seine beringten Finger 

nicht nur im lukrativen Mattefest hat. Sag mir, 

in welcher Beiz Du sitzt und ich sage Dir, wer Du 

bist. Vor dem Fischerstübli wässern zwei Mädchen 

ein Papierschiffchen. Es sinkt. Mir drängt sich die 

Redewendung mit den Ratten auf... 

Kultur und Schaffen Jetzt messen sie sich 

beim Sprung über den freigelegten Mattebach 

- ein Röschtigraben zwar nicht zwischen zwei 

Sprachregionen, aber in etwa zwischen Wohn- und 

Ausgangsbereich. Kulturell wird in der Matte mehr 

produziert als ausgetragen. Ein Konzertlokal und 

ein Reprisenkino wiegen kaum die vielen kreativen 

Büezer auf, die kleinen speziellen Läden und die 

Ateliers, in denen oft rund um die Uhr an Lebensprojekten 

gearbeitet wird. Secondhand-Läden, 

Schneiderateliers, Thai-Massage, Kunsthandwerk, 

Ghostwriting und Haarkünstler. Immer noch 

scheint der Büezergeist in den Bauten zu hausen. 

Ein gutes Klima scheinbar auch für die Werbebranche, 

die sich ab den 80er Jahren um die Wasserwerkgasse 

und später in der alten Stadtmühle 

eingemietet hat. Wären diese Räume damals nicht 

an eine private Immobilienfi rma verkauft, sondern 

direkt vermietet worden, könnten sich auch Kulturschaffende 

den Boden leisten. Im Parterre stehen 

momentan allerdings noch einige Räume leer 

– Wen wundert’s? 

Down Town oder Lost City? Auf dem Mühleplatz 

geniesse ich den Schatten der Kastanienbäume. 

Aus diesem Blickwinkel wird mir bewusst, 

wie wir Mätteler uns gewohnt sind zur Stadt hochzuschauen. 

Aber was ist von der Stadt zu erwarten? 

Etwa zur Lösung des Verkehrsproblems? Offi ziell 

besteht zwar ein Durchfahrtsverbot, durchgesetzt 

wird dies aber nicht. Zum Hochwasserschutz? Nach 

den Überschwemmungen 1999 diskutierte man 

sechs Jahre lang hin und her, bis die Katastrophe 

noch überboten wurde, und statt Gegensteuer zur 

Verteuertung der Mieten zu geben, verhökert die 

Liegenschaftsverwaltung unrentable Objekte und 

renoviert andere luxuriös. Vielleicht werden ja die 

beiden erstgenannten Fehler korrigiert, wenn die 

Mieten so teuer geworden sind, dass bloss noch 

die Classe Politique hier zu wohnen vermag. Wo 

aber kann man sonst direkt an der Aare wohnen, 

mitten im Grünen und trotzdem in der Stadt? 


STADTLÄUFER 

■ nr. 23 // buffet. Warum eigentlich werden alle 

Gerichte mit dieser unsäglichen Tomatenscheibe 

verunstaltet? Auf Schnipo oder Salat geht’s ja 

noch, kann ich doch die ewigrote Dekoration einfach 

links liegen lassen. Bei Sandwiches hört der 

Spass allerdings auf: Was habe ich mir beim Herausklauben 

schon die Finger versalbt. 

Zum Glück gibt es die Sandwichbar an der 

Lorrainestrasse 16. Dort kann ich mir mein Eingeklemmtes 

nämlich selber zusammenstellen. Zur 

Auswahl am Buffet stehen unter anderem Salami, 

Schinken, Käse, Gurken, Ananas, Zwiebeln und 

verschiedene Aufstriche. Das Brot dazu erhält 

TUCHFÜHLUNG... 

... 

Von Marta Nawrocka 

■ Das Licht fällt durch die Berner Lauben und 

verwandelt sie in dickgestreifte Zebras. Die Sonne 

steht schon tief, meine Augebrauen ebenfalls – sie 

sitzen tief besorgt knapp über meinen Augen. Ein 

Thema, ein Thema über Kleidung und die Menschen, 

auf denen sie sitzt, muss her. Dringend. 

Denn schon wieder beschere ich dem werten 

Chefredaktor dieses feinen Heftes ein paar imaginäre 

graue Haare, indem ich die Deadline wie 

einen zerkauten Kaugummi langziehe. 

«Weisst du schon, worüber du schreibst?», 

fragt mich der Mann neben mir. 

«Keine Ahnung, meistens fallen mir die Themen 

wie Lichtblitze ein, ich kann mir wirklich 

schlecht einfach etwas aus den Fingern saugen», 

antworte ich, senke den Kopf und denke angestrengt 

nach. Jeansschnitte? Schuhe? Die neue 

Herbstmode? Nun, meine Kolumne handelt schon 

von Kleidern, aber wie eine billige Spalte in «Bild 

der Frau» soll sie wahrlich nicht daherkommen. 

Mich interessiert vielmehr das Sinnliche, das Zwischenmenschliche, 

wenn es um Stoff geht. Die 

Metakleidung sozusagen. 

«Schreib doch über Unterwäsche», sagt er. 

«Unterwäsche?» 

«Ja, zum Beispiel über Männerunterwäsche 

und den männlichen Anspruch an Frauenunterwäsche.» 

man am Tresen für vier bis zehn Franken (10- 

30cm). Dank dieses Konzepts kann ich nicht nur 

die Zutaten nach meinen Gelüsten, sondern auch 

die Grösse nach meinem Hunger richten. 

Auch sonst ist die Sandwichbar alles andere als 

Standard: Die Decke wurde mit alten Früchtekisten 

dekoriert, die Stühle sind Grau, die Tischoberfl ächen 

rot und gelb und die Ledersofas schwarz. Auf 

den ersten Blick scheint nichts wirklich zusammenzupassen, 

und doch fügt sich alles zu einem 

Ganzen: Das zusammengewürfelte Mobiliar im Inneren 

wiederspiegelt die heterogene Quartierbevölkerung 

draussen. 

«Anspruch? Was meinst du genau mit Anspruch?» 

«Nun, es gibt ja diese Typen, die sich einen 

Dreck darum scheren, was bei ihnen unten rum 

alles zusammen hält. Aber von den Frauen verlangen 

sie dann sonstigen Firlefanz.» 

«Echt? Das hab ich noch nie erlebt. Um ehrlich 

zu sein, sind mir eher häufi ger Artikel unter die 

Nase gekommen, in denen sich Frauen über Männerunterwäsche 

auslassen. Denn es ist doch so: 

Männer werden in vier Typen eingeteilt, mehr Variationen 

gibt es nicht. Boxershorts, enge Shorts, 

Slips und Tangas.» 

«Tangas?! Ich würde nie...» 

«Natürlich, ich weiss. Aber was ich sagen will: 

Männer suchen sich in der Regel eine dieser Varianten 

aus und bleiben dann dabei. Boxershortsträger 

erwischt man selten in einem Tanga, umgekehrt 

verhält es sich wohl genau so. Frauen werden 

nicht in solch festgefahrene Kategorien eingeteilt. 

In der Unterwäscheschublade liegt Slip ganz friedlich 

neben Hotpants und dazwischen schmiegt 

sich der Stringtanga wie ein dünnes Kätzchen. Da 

ist alles eigentlich viel toleranter. Aber wie war 

das nochmal mit den Ansprüchen? Was fi ndest du 

denn schön?» 

«Eines musst du wissen: Ich bin nicht der Typ, 

der darauf schaut. Entweder es passt oder nicht. 

Diese lässt sich übrigens von der kleinen Gartenwirtschaft 

aus hervorragend beobachten. Und 

wer keine Lust dazu hat, kann das Magazin, Folio 

oder Geo lesen. Auch die älteren Ausgaben – im 

Gegensatz zu den meisten anderen Lokalen - werden 

hier nämlich aufbewahrt. 

Aber eigentlich komme ich ja vor allem wegen 

der Sandwiches hierher. Meistens lasse ich mir von 

Mohamed Bangura 20cm Weissbrot geben und belege 

es mir dann mit Schinken, Käse, Ananas und 

Zwiebeln. Die Tomaten kann ich hier getrost denjenigen 

überlassen, die sie wirklich schätzen. (al) 

Eine Frau in weissen Baumwollunterhosen kann 

genauso schön sein wie eine mit etwas raffi nierterem. 

Das ist einfach kein Kriterium, nach dem 

ich entscheide. Es gibt jedoch viele Männer, die 

sagen: Dies oder jenes untenrum, sonst geht’s 

überhaupt nicht.» 

«Nun, das ist bei Frauen nicht anders. Hätte 

ich bei dir das erste Mal einen Tanga entdeckt... 

nun, ich hätte bei aller Toleranz zumindest eine 

Augenbraue hochgezogen. Meine eigenen Hosen 

wohl auch.» 

Mittlerweile haben wir die Lauben verlassen 

und schreiten am Bollwerk beim Restaurant 

O’Bolles vorbei. Ich sehe die Menschen an ihren 

Tischen sitzen und versuche mir vorzustellen, 

was sie wohl drunter tragen. Und dann denke ich: 

Mist, immer noch kein Thema gefunden. Aber 

wenn diese ganze Unterwäsche-Sache bei zwei 

doch nicht ganz auf‘s Banale fi xierten Menschen 

ein derartiges Gespräch auslösen kann, dann wird 

sie wohl ein Fünkchen Interesse an sich tragen. 

Deshalb lasse ich Sie, werte Leser in Slips, Shorts 

und Tangas, an diesem Nachmittagsgespräch teilhaben. 

Und vielleicht begegnen Sie demnächst 

einer desorientierten Frau, die Sie mit dem Blick 

bis auf das letzte Kleidungsstück auszieht, um herauszufi 

nden, was Sie als letzte Bastion vor der 

Nacktheit tragen. Das bin dann ich. 


26 

blah, blah, blah... 

Aber was lesen Sie denn da! Und sagen Sie ja nicht, dass Werbung langweilig und teuer ist. Es stimmt nicht. 

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VON MENSCHEN UND MEDIEN 

die ritter des wortgefechtes 

Von Lukas Vogelsang 

■ Nun, die Reaktionen auf die letzte Kolumne im 

August hat Wellen geschlagen. Die Reaktionen waren 

spannend und die Einwürfe vielseitig. Grund, 

noch ein bisschen in dieser Grauzone des Journalismus 

herumzustöbern. In einem NZZ-Artikel bin 

ich dann fündig geworden: Spin-Doctors. 

Am 18. August schrieb die NZZ kritisch über die 

britische Presse und stellte deren Journalisten an 

den Pranger. Unter dem Begriff Spin-Doctors werden 

bei den Briten PR-Experten blossgestellt. Darunter 

gelten die Wortverdreher und Bieger, welche 

einer Geschichte, die für die Medien vorbereitet 

wird, im Auftrag «den richtigen Schliff» geben. 

Nun, die NZZ mokierte sich darüber, dass die 

Journalisten selber oft in Versuchung kommen, 

als Spin-Doctors zu operieren. Und dabei wurde 

bei der NZZ eine Studie von Stephan Bax von der 

Canterbury Christ Church University zitiert – der 

eigentliche Aufhänger des Artikels. Darin zeichnet 

der Forscher, welcher lange im arabischen Raum – 

unter anderem auch im Irak (1985 – 1988) – gelebt 

hat, Episoden aus dem Irak-Krieg nach. Meldungen 

werden von der Boulevardpresse und sogar von 

seriös geltenden Zeitungen fantasievoll weitergesponnen 

oder einfach unkritisch von Pressestellen 

übernommen, ohne deren Richtigkeit zu überprüfen. 

Vor allem das «Übersetzen» der Nachrichten 

und das Umschreiben in ganz neue Geschichten, 

hat sich als Kavaliersdelikt im Journalismus schon 

lange etabliert. Die NZZ erwähnt das Beispiel ei- 

nes fehlgeschlagenen Raketenangriffs auf Saddam 

Hussein, wobei die «CIA zu 99.9 Prozent sicher 

gewesen sei, dass sich der irakische Diktator 

auf einem Landsitz seiner Tochter aufhalte». Die 

zweieinhalbstündige Aktion kostete 29 Millionen 

und die Presse sprach von einem «beschleunigten 

chirurgischen Eingriff» oder einem «tödlichen Akt 

der Kriegsführung, fl ink und federleicht». Was für 

ein Blödsinn. 

Nicht dass mich dies erstaunen würde, wir 

kennen es in der Schweiz auch. Mit unwirklichen, 

reisserischen Titeln hat sich der «Blick» schon 

immer einen Namen gemacht. Auch «Facts» und 

«Weltwoche» sind davon nicht verschont – geschweige 

denn die gesamte Klatschpresse. Aber 

eben, auch Texte werden verändert: Thomas 

Burkhard, ein bekannter Berner Journalist, welcher 

zusammen mit Anna Trechsel in Beirut weilte, 

sendete Ende Juli an Schweizer Zeitungen einen 

Live-Bericht der Geschehnisse im Libanon. Wir 

haben seinen Artikel in der August-Ausgabe im 

Originaltext abgedruckt. Er versendete den Artikel 

mit der Bemerkung, dass die Redaktionen damit 

machen dürfen, was sie wollen, dass er kostenlos 

abgedruckt werden darf und, dass er möchte, dass 

die Geschichte unter die Leute kommt. Da ich Thomas 

vertraue, habe ich den Artikel angenommen, 

auch ohne zu prüfen. In der Mail erwähnte Thomas, 

dass «Der Bund» eine Version davon ein paar 

Tage zuvor gedruckt hätte. Nun gut, was ich dort 

aber zu lesen kriegte, erstaunte mich: Im Artikel 

bei der «Qualitätszeitung» wurde aus einem Kriesengebiet 

eine Todeszone, aus Kriegsfl ugzeugen 

Bomber, und da stand im Lead «Privilegiert ist, wer 

fl üchten kann» – was im Text nicht erwähnt war. 

Sicher, bei der Überarbeitung, im Titel, im Lead 

und im Text wird tagtäglich korrigiert. Aber muss 

deswegen der Inhalt so plakativiert werden? Und 

viel schlimmer: Was stimmt denn schlussendlich 

noch? Thomas Burkhards Originaltitel war: «Eben 

Beirut verlassen. Mein Herz blutet.» Es gibt bessere 

Titel, ich habe auch meinen eigenen daraus 

kreiert, jedoch versucht, auf die Stimmung im Text 

einzugehen. Beim Bund hiess es: «Rana assoziiert 

Musik mit Krieg». 

Leider alles halb so wild und journalistischer 

Alltag. Was mich persönlich am meisten stört bei 

solchen Streichaktionen, ist, dass die persönlichen 

Emotionen der BerichterstatterInnen jeweils 

entweder reisserisch «verkaufbar» gemacht und 

damit die Leserschaft zu eigenen – meist empörenden 

– Emotionen geführt oder aber Emotionen 

ganz weggestrichen werden. Was zurückbleibt, ist 

Unterhaltung. Das weltliche Chaos wird zu einem 

Actionfi lm, in dem wir unbeteiligt unser natürliches 

Empfi nden und das ehrliche Mitgefühl verlernen. 

Damit wird ein Krieg zum neuen Stadttheater 

und das Publikum applaudiert und vergisst, dass 

es um reale Werte geht. 


MENSCHEN 

die lashlings aus kembo nui 

Von Eva Mollet Foto: Eva Mollet 

■ Mit Farben und Formen kennt sie sich aus. Alexandra 

Gysling, genannt Alex, kombiniert ihre Kleider 

perfekt: Die zierliche Frau trägt einen gelben 

Jupe, bedruckt mit einem ihrer Lashlings, eine rote 

weite Hose und ein rotes Shirt. Alex ist zweiunddreissig 

Jahre alt und arbeitet als Illustratorin. Sie 

ist die Erfi nderin des Labels Kembo Nui. 

Die Wohnung von Alex ist eindrücklich. Zwei von 

drei Zimmern werden von ihren Arbeiten okkupiert. 

Das eine Zimmer dient als Atelier. Da sind Packpapierbilder 

über eine Kleiderstange geschichtet, bemalte 

Möbelstücke. Alte Puppenwagen transportieren 

die Flaschen voller Farbe. Ein zweites Zimmer 

dient als Lager der bemalten Leinwände, fertigen 

Möbelstücken und bedruckten Textilien. Der verbleibende 

Wohnbereich ist mit Liebe zum Detail 

eingerichtet, und die bunten Gegenstände sind 

aufeinander abgestimmt: Der rosa Küchentisch 

kommuniziert mit den rosa Blumen vor dem Fenster. 

Irgendwo steht ein Glas mit farbigen Kaugummikugeln. 

Zwischen den weissen zeichnen einige rote 

Teller Akzente. Daneben ein Plastik-Goldfi sch. 

Die ersten Lebensjahre verbringt Alex in Zürich. 

Danach zieht die Familie nach Ittigen. Schon 

früh erkennt Alex ihre Vorliebe fürs Zeichnen und 

Gestalten. Sie zeichnet häufi g in Poesiealben. Nach 

der obligatorischen Schulzeit folgt ein zehntes 

Schuljahr, anschliessend der Vorkurs an der Schule 

für Gestaltung, danach die Lehre zur Dekorationsgestalterin. 

Die Ausbildung verlangt vielseitige Tätigkeiten: 

schreinern, malen, tapezieren und Dinge 

mit Stoff überziehen. 

Alex will malen. Nach der Lehre besucht sie 

28 

eine dreijährige Malschule in Basel. Ihr Empfi nden 

für Formen und Farbkompositionen wird geschult. 

«Was sich in dieser Zeit alles entwickelte, habe ich 

erst im Nachhinein realisiert. Eigentlich 

ich meine Figuren mit dem Pinsel. Zuerst ist da die 

Empfi ndung und Vorstellung einer Form. Ich gehe 

von den Linien aus. Daraus entstehen Formen, die 

zueinander in Beziehung treten, daraus entwickeln 

sich Figuren. Dahinter steht eine Geschichte, ein Gefühl 

oder ein Erlebnis.» 

Nach der Malschule ein Neuanfang in Bern. Sie 

jobbt, reist, jobbt und mietet ein Atelier. Durch die 

Überschwemmung in der Matte 2005 verliert Alex 

ihre Wohnung und das Atelier. Die Beziehung zerbricht. 

Wieder ein Neuanfang. Sie setzt alles auf 

eine Karte. Das Internet macht’s möglich, T-shirts 

ohne Ladenlokal zu verkaufen (www.kembo-nui.ch). 

Wer oder was ist Kembo Nui? Kembo ist der 

Name der unsichtbaren Spielkameradin in der Kindheit. 

Nui ist ein Wort der Maori-Sprache und bedeutet 

gross. (Viele Gemälde Gauguins sind in Maori betitelt.) 

«Mir haben diese Laute einfach gut gefallen. 

Heute ist Kembo Nui zu meinem Label geworden. 

Ich bin auf der Suche nach einem möglichen Weg. 

Wegen des Geldstresses habe ich mir selbst zusätzlichen 

Druck aufgesetzt. Kunst? Illustration? Gestaltung? 

Design? Eigentlich fi nde ich blöd, dass diese 

Bereiche so stark getrennt werden. Ich würde gerne 

bereichsübergreifend arbeiten.» 

Nus? Lashlings? Die Nus entstehen im Nu. Die 

comicartigen Strichfi guren erinnern an Insekten, 

die Packpapierfi guren an kleine Tiere wie Katzen, 

Hunde und Mäuse. Grosse Augen blicken voller 

Schalk, herausfordernd und verschmitzt. Es sind 

Draufgänger. Die Lashlings (Wimperlinge) wirken jedoch 

sanft, manche sogar «verschüpft», als müssten 

sie getröstet werden. Was passiert, wenn die 

Nus auf die Lashlings treffen? Da gibt es Geschichten 

zu erzählen: Comics oder Bilderbücher kann 

sich Alex vorstellen. Seit ihrer Kindheit hat sie das 

Bedürfnis, eine eigene Welt zu kreieren, verspielt, 

farbig, phantastisch mit eigentümlichen Wesen, 

aber auch mit Abgründen. «Ich mache meine Arbeit 

aus innerem Drang. Das Schlimmste wäre für mich, 

diese zu verlieren. Es gibt Leute, die sagen, ich sei 

nicht ganz da, weil ich zu sehr mit meiner kreativen 

Arbeit beschäftigt bin. Ich geniesse es, mich tagelang 

zurückzuziehen, ungestört bis in die Nacht zu 

arbeiten. Dabei vergesse ich mich völlig und muss 

dann wieder in den Alltag auftauchen.» 

Zur Zeit arbeitet Alex für eine nächste Ausstellung 

im «Wartsaal» (22. September bis 1. Oktober, 

Vernissage 17:00-21:00 h). Da werden die Tischchen, 

Kommoden, Stühle, Lampen, Kissen, Kinderspielsachen, 

Herbstkleidung, Täschchen und Postkarten 

ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Die Möbel 

sind Unikate. In den Brockenstuben zusammengesucht, 

abgeschliffen, ausgebessert, gestrichen und 

mit Lashlings verziert. Nebst all dem ist Alex für die 

«Flyers» und Plakate eines Theaterstücks verantwortlich. 

Alex wird noch viele Tage und Nächte arbeiten. 

Die Lashlings werden sich leise vermehren und unauffällig 

unsere Stadt bevölkern. Sie sagen abgeklärte 

Dinge, wie: «The only thing constant in the 

world is change.» 


STADT & LAND 

berns begehrteste insel 

Von Anne-Sophie Scholl Bild: zVg. 

■ Nicht mit Palmen bestückt und ohne kilometerlange 

Sandstrände und doch, Bern hatte einmal 

eine Insel und die Wogen schlugen hoch. So hoch, 

dass das Paradies in Bern in einem Atemzug genannt 

wurde mit den glamourösen Stränden an 

der Algarve und in St. Tropez. Ein kleines Paradies 

gibt es immer noch, die Insel ist verschwunden – zumindest 

was die real-pragmatische Begriffl ichkeit 

angeht. Imaginär existiert sie bestimmt noch. Mancher 

Bernerin und manchem Berner wird das Marzili 

im Sommer zur sinnbildlichen Insel, die vertrauter 

ist als jede exotische Perle. Eine Insel, die auch jetzt 

noch ihren Reiz hat in der Welt des Alltags, wenn die 

Sonnenstrahlen nicht mehr ganz so heiss sind und 

dafür dem Dasein einen goldenen Glanz verschaffen. 

Das Aareufer war ein beliebter Ort, immer schon 

und ganz besonders im Marzili. Mit dem Zuviel an 

Zivilisation aber kam hier der Ruf nach Reglementierung. 

Die Industrialisierung zog die Menschen 

an. Die Sorge um deren sittliches Beisammensein 

machte sich breit. Die immer gleichen Fragen beschäftigten 

fortan die Obrigkeit: Darf der Berner 

mit der Bernerin gemeinsam baden? Und: Wie viel 

Stoff bedeckt die Scham? Die Stadt kaufte das Land 

auf der Insel und es galt Geschlechtertrennung in 

der nunmehr öffentlichen Badeanstalt. Ein erstes 

Reglement von 1886 verwies die Frauen auf die 

oberen, weniger attraktiven Badeplätze. Körperliche 

Ertüchtigung war ohnehin noch Vorrecht in 

Verantwortung des starken Geschlechts. Der Ausdruck 

Bubenseeli, zuvor den ganzen inneren Aarelauf 

bezeichnend, verwies zunehmend nur noch auf 

den untersten Teil, den Bueber. Dort fanden auch 

die alljährlichen Schwimmexamen statt – Volksfeste 

des männlichen Körperkultes, zu denen Frauen 

nicht einmal als zuschauende Mütter zugelassen 

waren. 

Bueber, Famer und Molejer Das Männerbad 

wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts 

ausgebaut. Zuvor war schlicht an der Schiffl ändte 

gebadet worden. Dort, wo aus dem Oberland eingefl 

össtes Holz gesammelt und gelagert wurde. 

Eine neu erstellte Fussgängerbrücke trennte Nichtschwimmer- 

von Schwimmerbecken und mit dem 

Bau der Spundwand am Zusammenfl uss von innerer 

und äusserer Aare wurde der erweiterte Bueber 

zum grosszügigen Badeplatz. Kurz vor der Jahrhundertwende 

schliesslich kam auch die Frauenwelt 

zu ihrer ersten ordentlichen Badeanstalt, inklusive 

Bassin für die kleinen Töchterchen und ringsum 

abgeschlossen mit Galerie und Sitzgelegenheiten, 

doch ohne Zugang hin zur offenen Aare. Gut zehn 

Jahre später schliesslich wurde der Molejer um ein 

Sonnenbad erweitert. Das erste Paradiesli stand damals 

jedoch noch an anderer Stelle als heute. 

Gemeinsam baden konnten man und frau lange 

nicht in der städtischen Badeanstalt auf der Insel. 

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erst 

ist die Rede von einem so genannten Familienbad. 

Anfänglich nur ein kleiner Platz ohne direkten Wasseranstoss, 

wurde der Famer 1930 erweitert und 

etablierte sich mit einem Restaurationsbetrieb als 

eigentliches Zentrum der drei Badestätten im Marzili. 

Zum grossen Umbau kam es Ende der 1960er 

Jahre. Da erhielt das Marzili sein heutiges Gesicht 

– und verschenkte sich den Charme der topografi 

schen Insel. Der Löifu, die innere Aare, wurde 

aufgeschüttet und seither zieht sich dort über die 

Aarestrasse der Asphalt hin. Den grössten Teil des 

Areals beansprucht nun das Familienbad. Doch die 

Diskussion um Sitte und Moral war damit noch nicht 

vom Platz verdrängt. 

Politik am Badekleid Zeitgleich mit dem Umbau 

kam auch der Ruf nach Gleichberechtigung im Badekleid. 

Ein neu aufkommendes Körperbewusstsein 

wurde von immer mehr Frauen veräusserlicht. Das 

Oberteil erschien verzichtbar – der Monokini wurde 

in. 1964 vom Berner Obergericht noch als unzüchtige 

Handlung taxiert, drohte eine Anzeige wegen 

Unzucht vor Kindern. Dennoch, erstaunlich schnell 

setzten sich die neuen Freiheiten durch. Von den 

nackten Tatsachen überrollt, musste die Berner Obrigkeit 

beigeben: Busenfreiheit von den Stränden 

der Algarve bis zu den öffentlichen Badewiesen in 

Bern – so titelten die internationalen Medien. 

Und trotzdem, mit Initiativen versuchten Sittenwächter 

die Demokratie zu mobilisieren und die alte 

Moral wieder herzustellen. Damals erfolglos, heute 

von den Entwicklungen des Zeitgeistes unterstützt 

- wenn auch unter anderen Vorzeichen: Wenn weniger 

nicht geht, ist mehr wieder mehr. 

Geblieben ist den getrennten Geschlechtern je 

nur noch ein kleiner, locker abgesetzter Platz zum 

Rückzug und zur Ruhe. Und das Paradiesli – ein 

exklusives Revier, in ausgleichender Gerechtigkeit 

für die jahrelange Benachteiligung heute auf der 

begehrten Insel nur noch ein Vorrecht für die Frauen. 

Wer als Mann textilfrei baden will, muss in die 

Lorraine ausweichen. 

Quelle: Peter Gygax: Marzili. Berner Welt am Aareufer. 

Münsingen-Bern: Fischer, 1991. Vergriffen. 

Zum Thema: Christian Aeberhard, Denis Jeitziner, 

Felix Zimmermann (Hrsg.): Heimat Marzili. 80 Porträts 

aus dem Berner Aarebad. hier+jetzt: Baden, 

2004. 



we got sous-soul 

Von Till Hillbrecht - Im Gewölbekeller knarrt und knackst Kultur. Und wieder einmal wird eine gute Sache geboren. 

■ Schon so manche Tanzschuhe haben die Stufen 

hinunter genommen, sie geformt und geschliffen. 

Und einige ihrer Träger haben sich dabei am tiefen 

Eingangsbogen den Kopf angeschlagen. U1, Sirup 

oder das LaWy waren bereits an der Junkerngasse 

1 daheim, dort wo die Altstadt ausläuft, die Nydeggbrücke 

zum Bär führt und der Stadtbach sich der 

Zankapfelrolle leid wird und endgültig unter den 

Pfl astersteinen verschwindet. Genau so wie das 

Sous-Soul. So nennt sich das aussergewöhnliche 

Gastronomiekonzept, welches dem Gewölbekeller 

eine neue Seele einhaucht. Und die Sous-Seele ist 

eine der guten Sorte. Das Team des Betriebes (Flo 

Eichenberger, Gere Stäuble, Fire Widmer und Ferenz) 

hat sich für die Realisierung ein Konzept ausgedacht, 

welches in seiner Art keinen Vergleich in 

der Stadt Bern fi ndet: Drei räumlich und programmatisch 

getrennte Standbeine – Restaurant, Bar/ 

Lounge, Club – , in deren Betrieb Jugendliche ohne 

Ausbildung oder mit nur mangelnder sozialer und 

wirtschaftlicher Integration eingegliedert werden. 

«Kennst Du Jamie Olivers 

Sendung mit den Kochlehrlingen?», 

fragt Flo, «so was in der 

Art wird`s.» 

Durch das Konzept der sozialen Integration 

hat das Sous-Soul-Quartett eine angenehme Win- 

Win-Situation geschaffen. Lehrstellen und Attestausbildungen 

werden angeboten, Teilnehmer des 

Programms sollen für den Arbeitsmarkt fi t gemacht 

werden. Der Impuls und die Konzipierung 

dazu kam namentlich von der Schüpfener gad- 

Stiftung. Die Organisation unterstützt Menschen 

30 

ohne soziale oder wirtschaftliche Integration und 

ist versucht, jenen Stabilität zu bieten, die in einer 

«normalen» wirtschaftlichen Unternehmung keine 

Chance mehr bekommen würden. «Das Projekt ist 

entstanden, als mir die gad-Stiftung ein ähnliches 

Vorhaben im Restaurant Punto vorschlug», erklärt 

Flo. Zu diesem Zeitpunkt sei aber im Grunde 

schon klar gewesen, dass er als ehemaliger LaWy- 

Geschäftsführer mit dem zukünftigen Sous-Soul 

Team an der Junkerngasse weitermachen wird. 

Warum also das Ganze nicht in der Altstadt unter 

einem Dach beziehungsweise einer Kellertüre vereinen? 

Im Gegenzug bietet die gad-Stiftung Projekten 

wie dem Sous-Soul Hilfe; einerseits im Bereich des 

sozialen Rahmens mittels Coaching durch gadinterne 

Fachkräfte, andererseits erhält das Sous- 

Soul Unterstützung in Form fi nanzieller Mittel. Die 

Stiftung dient der Unternehmung also in erster 

Linie mit einer Geldspritze. Tönt wie ein Mittel zum 

Zweck. Das Sous-Soul-Team betont aber seinen 

ideologischen Hintergrund: Ohne Herzblut wäre 

die Realisierung des Projektes nicht zu Stande 

gekommen. Die vier bis sieben betreuten Lehr-/ 

Arbeitsplätze bedeuten indes immensen Mehraufwand, 

welchen das Team als Gegenzug für die gad- 

Unterstützung leistet. Fair-Trade sozusagen. Ferenz 

sieht darin gleichzeitig eine reizvolle Hürde, die zu 

nehmen für alle eine grosse Herausforderung sei, 

aber auch neue Perspektiven bedeute. 

Ein Novum im Keller, ein Novum in Bern Mit 

ihrem ehrgeizigen Konzept betreten die Jungs 

vom Sous-Soul Neuland. Trotzdem sind die Ziele 

hoch gesteckt, denn der soziale Aspekt soll kein 

Handicap sein, sondern im Gegenteil Part des aussergewöhnlichen 

Lokal-Ambientes. Ferenz spricht 

sich für absolute Kompromisslosigkeit bezüglich 

Qualität aus. Man wolle keine Mitleidsgäste. Namentlich 

Restaurantbesucher sollen zwar mit dem 

sozialen Bewusstsein des Betriebs vertraut sein, 

es aber während ihrem Besuch nicht explizit spüren. 

Die vermeintliche Schwäche soll eine Stärke 

werden. 

Und es dürfte nicht nur bei dieser einen bleiben: 

Die drei Standbeine bieten kulturell schon im ersten 

Monat haufenweise Feinschmeckerhäppchen, 

musikalisch genauso wie kulinarisch. Mit dem dichten 

Netzwerk von Veranstalter Fire (Weltrekords), 

Gere (Züri West) Flo (ex LaWy) und Ferenz (Dubquest) 

füllt sich ein illustrer Programmkalender, 

der mit der Lokaleröffnung (siehe Kasten) am 21. 

– 23. September und Auftritten von DJ-Legende 

Uwe Walkner oder etwa William White seinen Lauf 

nimmt. 

Das Sous-Soul baut auf fi xe Konzepte für gesetzte 

Wochentage, mit denen sich der Besucher 

identifi zieren kann. Vielversprechend klingt deren 

Programmation: Dienstags lädt der Keller zur 

allwöchentlichen Jazz-Jamsession, Mittwochs 

schwingen Kochkünstler (Musiker oder Künstler 

wie etwa Daniel Ebnöther und Reverend Beatman) 

die Kochlöffel. Einmal im Monat tritt das BFU 

– Bundesamt für Unterhaltung – in Erscheinung: 

Die drei Rapper Greis, Baze und Etienne geben sich 

mit vier Musikern einem ausgewählten Thema hin 

und zelebrieren als «Tequila Boys» Bühnenpräsenz. 

Eine Lücke will das Sous-Soul primär am annähernd 

zum Wochenende gehörenden Donnerstagabend 

füllen: DJ Diferenz lädt allwöchentlich 

zur Partyserie «Family Affair», hinter welcher der 

Grundgedanke einer qualitativ hochwertigen Clubnacht 

steckt. «Vergleichbare Events im 

oder dem haben schon vor Jahren 


Bild (von links): Fire Widmer, Flo Eichenberger, 

Ferenz Poor, Gere Stäuble 

Programm Sous-Soul 

Donnerstag, 21.9. 

ERÖFFNUNG 22:00 h 

Filewile 

Uwe Walkner 

Freitag, 22.9. 


Electric Blanket 22:00 h 

Uwe Walkner 

Samstag, 23.9. 


Brother Tunes 23:15 h 

William White 22:00 h 

Dienstag, 26.9. 

Daniel Lemma 22:30 h 

Hank Shizzoe Duo 21:00 h 

Eintritt: 28.-/33.- 

Mittwoch, 27.9. 

BFU Tequilla Boys 

go Queer 

Donnerstag, 28.9. 

Family Affaire 

Gaetan 

Freitag, 29.9., 23:00 

Mangu Soundsystem (Dom. Republic) 

www.sous-soul.ch 

gezeigt, dass die Nachfrage für den Donnerstagabend 

grundsätzlich vorhanden ist», sagt Ferenz. 

Da ist der Gedanke nicht derart abwegig, dass 

«Daddy Dubquest» in seine Trickkiste greifen und 

den einen oder anderen Joker aus seiner erfolgreichen 

Dubquest-Clubserie in der Dampfzentrale 

ziehen wird. 

Freitag und Samstag hält sich das Sous-Soul 

Team für Konzerte und spezielle Gigs frei. 

An einem leeren Terminkalender wird das Untergeschoss 

folglich nicht zu scheitern drohen. 

Kommen sich aber die drei Standbeine in einem 

Lokal nicht in die Quere? Diesbezüglich haben die 

vier Betriebsleiter keine Bedenken. Die Infrastruktur 

wurde ausgeklügelt genug gestaltet, so dass 

etwa Restaurantbesucher im hinteren Teil des Lokals, 

zu welchem auch eine Gartenterrasse gehört, 

kaum vom Konzertbetrieb im unteren Clubraum 

gestört werden. Der Gastronomiebetrieb lädt zum 

Verweilen ein, das Kulturprogramm zum Weitermachen. 

Dabei haben die vier Betriebsleiter gleich 

selbst Hand angelegt: Das ehemalige «LaWy» wurde 

in Eigenregie ins «Sous-Soul» umgezimmert. 

Und Bern um eine Adresse reicher gemacht. Nötig? 

Nötig ist nichts. Aber dass sich in einer abgefl 

auten Ausgangsszene eine Alternative zum 

Essen, Geniessen und Tanzen anbietet, ist schwer 

aufzuwiegen. 

INSOMNIA 

SOUND OF 

THE UNDERGROUND 

Von Eva Pfi rter 

■ Schon seit langem munkelt man in Bern, die 

besten Parties seien diejenigen in den dunklen 

Altstadtkellern - halblegal und in keiner Ausgangsagenda 

eingetragen. Einlass bekomme nur, 

wer die richtigen Klopfzeichen kenne. Parties also, 

die legendär sind. 

Es gibt aber in Bern noch eine andere Sparte 

von Undergroundparty – die Party mitten im Wald. 

Ja, Ihr lest richtig: mitten im Wald. Abgefahren, 

romantisch und umweht von dieser Prise Verbotenheit, 

die man als Kind empfand, wenn man 

nachts durch fremde Gärten schlich; ganz leise, 

mit wild klopfendem Herzen und heissem Kopf. 

Da war sie also endlich: meine erste Undergroundparty. 

Das Schönste war der Anfang: der 

kleine Waldweg, gesäumt von fl ackernden Rechaudkerzen, 

die uns den Weg wiesen. Man hörte 

nur das Knirschen der Kieselsteine unter unseren 

Veloreifen und in weiter Ferne ein paar Stimmen. 

Dann plötzlich leuchtete uns eine Taschenlampe 

entgegen, half uns, fünfzehn Franken abzuzählen 

und liess uns ein in den Raum unter der Autobrücke, 

welcher in dieser Nacht ein Dancefl oor war. 

Einige Typen mit Baseballkappe und Kapuzenpulli 

standen herum, ein DJ arbeitete an seinem Plattenspieler 

und einige wenige Schatten tanzten 

über die besprayte Betonmauer. Da war noch etwas 

zu wenig los für uns. Wir zogen weiter, raus 

aus dem Brückentunnel Richtung Tannenwald. 

Mitten auf einer Waldlichtung, an der Kreuzung 

zweier Schotterwege, rasten die Beats nur so 

auf und ab: Drum’n’Bass. Ich hab’ selten so viele 

Männer auf einmal gesehen! Halb-ekstatisch 

wippten sie auf und ab, die Augen geschlossen, 

eine Bierfl asche in der Hand. Der DJ stand vor 

einem auf der Kreuzung geparkten Kastenwagen 

und rief: «Yo Man!», und wieder, «Yo Man!». 

Und als die Menge ab dem schneller und heftig 

werdenden Beat bewundernde Pfi ffe von sich 

stiess, antwortete der DJ: «Yeaaaah! Make your 

own motherfucking noise!» Es war echt einmalig. 

Irgendwann kam noch ein Auto angefahren und 

eine verschreckte Fahrerin vergass ob der tanzenden 

Menge, wie sich der Rückwärtsgang einlegen 

lässt. Als wir genug hatten vom «Make your own 

motherfucking noise!»-schreienden DJ, stiegen 

wir auf unsere Drahtesel und schaukelten durch 

den dunklen Wald Richtung Stadt. Am Waldrand 

hielt gerade ein Taxi: Miss Anti-Drum’n’Bass stieg 

in Highheels ein und brauste weg. Vielleicht ins 

Eclipse. Dort hat’s weder Kiesweg noch Tannennadeln. 

Dafür auch keinen Dancefl oor mit Sternenhimmel. 


GASTROTIPP 

nach grossmutters art 

Von Nadia Meier Bild: zVg. 

■ Es wäre doch schade, hier Zeilen zu verbraten 

für ein Restaurant, das ich nicht mal meinem Hund 

empfehlen würde. Gestern Abend habe ich das 

Abendessen in einem Lokal zu mir genommen, das 

mir schien wie eine Woche Pauschalurlaub in der 

Türkei inklusive Carfahrt zu irgendeiner Sehenswürdigkeit: 

Es war billig und nicht schlecht. Aber 

eben auch nicht wirklich gut. 

Eigentlich wollten wir ins Mahamaya, wo ich mir 

ab und zu ein Mittagsmenu hole, das mir den Büroalltag 

verschärft. Dummerweise hatten wir keinen 

Tisch reserviert. Der Hunger trieb uns dann leider 

in die nächstbeste Beiz. Dort sprühte ein automatischer 

Luftverschönerer alle zwanzig Minuten 

einen Nebel in den Raum, der mich an Putzmittel 

erinnerte und an meine Grossmutter Pepi, die 

beste Reinemacherin der Welt. 

Als Hygienefanatikerin und Frau eines faulen 

Kochs hatte sie gegenüber Restaurants im Allgemeinen 

so ihre Bedenken. «Koukla mu», sagte 

sie oft zu mir, wenn ich hungrig war und in der 

Stadt irgendeine Gyrosbude entdeckt hatte, «mein 

Püppchen: wir essen, wo es am besten schmeckt.» 

Auf dem Nachhauseweg erzählte sie mir dann von 

dicken Köchen mit schwarzen Fingernägeln, die 

unters Schweinekotelett spuckten und kleine Mädchen 

vergifteten. 

Zuhause setzte sie mich in die Kurve der Eckbank 

und drückte rechts und links grosse Kissen 

neben mich, sodass ich nicht fl iehen konnte. Meine 

Aufgabe war es, Zahnstocher in kalte Fleischbällchen 

zu stecken, die es später zum Aperitif geben 

32 

würde, und dabei jedes vierte oder fünfte gleich 

selber aufzuessen. Pepi holte unterdessen haufenweise 

Lammfl eisch aus dem Kühlschrank: ein Festessen 

für die Erwachsenen. 

Ich war nicht dazu zu bringen, davon zu essen. 

Schliesslich hatte ich meine Grossmutter am frühen 

Morgen auf den Markt begleitet, wo ganze 

Lämmchen an Haken hingen, daneben Köpfe von 

Kaninchen und Schweinefüsse. Ich stolperte mit 

halb zugekniffenen Augen hinterher und glaubte 

meiner Grossmutter kein Wort, wenn sie mir sagte, 

die Lämmchen seinen gar nicht tot, sie hätten sich 

bloss ausgezogen, um ein Bad zu nehmen. 

Für mich versteckte meine Grossmutter das 

Lammfl eisch, indem sie es in zwei kleine Finken 

füllte: Papoutsakias. Sie nahm eine Aubergine und 

setzte sie in einer Pfanne in einen See von Olivenöl, 

der bei jeder Ernährungsberaterin einen Ohnmachtsanfall 

provozieren würde. Als die Aubergine 

rundherum schön angebraten war, nahm Pepi sie 

aus der Pfanne, halbierte sie und löste das Fruchtfl 

eisch heraus: Fertig waren die Pantoffeln. Gefüllt 

wurde das Ganze mit Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, 

Petersilie und natürlich gehacktem Lammfl 

eisch. 

Vielleicht ist das der Ursprung meines 

Schuhticks. Wer jedenfalls einmal gelernt hat, diese 

kleinen Finken zu kochen, ist nie wieder darauf 

angewiesen, in einem schlechten Restaurant zu 

essen. Und wenn es beim ersten Mal nicht klappen 

sollte mit dem Rezept, so ist vielleicht im Mahamaya 

noch ein Tisch frei. 

PAPOUTSAKIAS 

4 Auberginen waschen, Stiel abschneiden, in Olivenöl 

anbraten, auskühlen, halbieren. Fruchtfl eisch 

mit Löffel herauslösen, 1 cm Rand lassen. 300g 

Lammhackfl eisch, drei gehackte Zwiebeln und 1 

gehackte Knoblauchzehe anbraten. 1 Esslöffel Tomatenmark 

dazu. 1 Dose geschälte Tomaten (ohne 

Saft) dazu. Auberginenfl eisch dazu. Ca. 10 Minuten 

köcheln, bis Flüssigkeit weg. Vom Herd nehmen. 1 

Bund gehackte Petersilie, 60g Parmesan und 2 Esslöffel 

Paniermehl dazu. Würzen: Salz, Pfeffer, Zimt, 

Zucker. Finken auf eingefettetes Backblech setzen 

und füllen. Béchamelsauce (siehe Tiptopf) darüber. 

1/2 Stunde backen bei 200 Grad. Kali Orexi! 

Liebe Wirtinnen und Wirte 

Immer auf der Suche nach empfehlenswerten 

Restaurants, kommt ensuite - kulturmagazin gerne 

auch zu Ihnen. Und das geht so: Sie senden 

uns einen Gutschein für ein Nachtessen inkl. allem 

für 2 Personen. Ob wir kommen, wann... das 

ist uns überlassen. 

Senden Sie den Gutschein an: 

ensuite - kulturmagazin 

Gastrokritik 

Sandrainstrasse 3 

3007 Bern 


KULTUR-PUBLIREPORTAGE 

samuel sommers wortgewalt und 

tina teubners aufstand im doppelbett 

■ Kleinkunst ganz gross: Samuel Sommer, der seit 

zwei Jahrzehnten als Pantomime Bühnenluft atmet, 

fi ndet Worte. Sein neues Soloprogramm (Première 

am 5. September, dann jeden Dienstag in der 

Cappella) stellt sich auch inhaltlich gegen den Wind. 

Derweil probt Tina Teubner (13. bis 23. September) 

den Aufstand im Doppelbett: «Vor acht Jahren ist 

das Glück in Form meines Mannes zur Tür hereingekommen. 

Mein Mann ist immer noch da.» 

Den Wind fangen Samuel Sommers neue Produktion 

«Gegenwind» ist eine Windrose, geformt 

aus bunten Blättern, inspiriert von Charles Chaplin, 

Bertolt Brecht und Buster Keaton. Der Pantomime 

macht sich nicht nur das gesprochene Wort zu eigen, 

er ist ganz besonders sensibel für Luftveränderungen: 

Als Wind-Fang fängt er auf, welche Brisen in 

unserer Gesellschaft aufkommen, spürt, wo sich hinter 

linden Lüftchen Stickiges staut und er enttarnt 

diejenigen, welche klammheimlich in die Windhose 

steigen. Wer Samuel Sommer kennt, weiss, dass er 

auch stets den Wind aus dem Publikum aufnehmen 

und in meisterlichen Improvisationen umsetzen 

wird. Sommers Helden sind die Unscheinbaren, die 

Stillen, die Verlierer in der gnadenlosen modernen 

Wirtschaftwunderwelt. Zum ersten Mal benutzt er 

dabei neben seinem Körper auch seine Sprache 

als Darstellungsmittel. Dabei entpuppt er sich als 

scharfer Alltagsbeobachter und als packender Fabulierer, 

der Pantomime Sommer spielt sich auch 

sprachlich in eine hohe Liga der anspruchsvollen 

komischen Unterhaltung. 

Rosinen im Fettnapf Nach «Sommertime» (Mai 

und Juni 2004) setzt Samuel Sommer mit «Gegenwind» 

(Regie: Christoph Hoigné) zum zweiten Mal 

in der Cappella die Segel für ein neues Soloprogramm. 

Auch wenn er diesmal manchen Luftibus 

entlarvt und den Finger lustvoll auf schmerzhafte 

Windbeutel legt, weht durch‘s Programm doch auch 

eine kräftige Brise Schalk, wärmt ein angenehmer 

Humorföhn. Vor Kicherböen und Begeisterungsstürmen 

sei vorsorglich gewarnt. 

Immer wieder masslos Und dann Tina Teubner 

(13. bis 23. September). Noch immer galoppiert sie 

gern mit offenen Augen ins Glück und frohlockt 

über die Masslosigkeit. Die Chansonette aus Köln 

singt auch in ihrem zehnten Programm das Loblied 

des prallen, wehmütigen, viel zu kurzen Lebens, 

schlägt Haken vor der Vergänglichkeit und tritt 

dem Todfeind in der Kunst und im Leben – der Routine 

– trotzig entgegen. Sie lässt ein Spottgewitter 

niedergehen auf die Ignoranz, auf die Niederlagenverschweiger 

und das Mittelmass, auf die Cousine 

und die Gutmenschen, auf die stumpfe Zufriedenheit 

und die ewig Wichtigen. Ihr letztes Programm 

«Glücksgalopp – Rettet die Masslosigkeit!» hat für 

Furore gesorgt. «Tina Teubner, die Prinzessin des 

deutschen Musikkabaretts, ist nun auf dem Sprung 

ins Königinnenfach.» (Rheinische Post) 

Wer es liebt, wenn Lieder, Kabarett und Unfug 

sich zu einem unbeschreiblichen Gesamtkunstwerk 

runden – berührend, witzig, aktuell – ist bei Tina 

Teubner genau richtig. Zusammen mit ihrem Partner 

Ben Süverkrüp am Klavier hebt Tina Teubner ab 

zu neuen Höhen – und taucht ab in neue Tiefen. Sie 

lässt auch das Publikum durchaus mal Achterbahn 

fahren, gefühlsmässig. Denn heiss und kalt, himmelhochjauchzend 

und zu Tode betrübt sind ihr hundertmal 

lieber als alles Lauwarme. 

La Cappella 

Allmendstrasse 24 

Bern-Breitenrain 

031 332 80 22 

www.la-cappella.ch 

September in der Cappella 

1. und 2. September, 20:00 h 

Houzi and Friends: Lieder u Musig zwüsche Bärn 

u Züri - Der Liedermacher Martin Hauzenberger 

eröffnet zusammen mit Roger Heinz und den Gebrüdern 

Karl, Christoph und Nik Rechsteiner die 9. 

Cappella-Saison. 

Jeden Dienstag, 20:00 h 

Samuel Sommer: Gegenwind 

Uraufführung des neuen Soloprogramms 

6. bis 9. September 

3. Internationales Theatersport-Festival - Impro- 

Mannschaften aus St. Gallen, der Romandie und 

Wien messen sich im unterhaltsamen Wettstreit 

mit den Berner Lokalmatadoren vom TAP. 

13. - 16. und 20. - 23. September, 20:00 h 

Tina Teubner: Aufstand im Doppelbett 

Chansons, Kabarett, Unfug. 

17. September, 19:30 h 

Andreas Rebers: Ich mag mich trotzdem 

Ein grosser Name in der deutschen Kabarettszene, 

zum ersten Mal in Bern 

27., 28. und 30. September, 20:00 h 

Bea von Malchus: Nibelungen! - Kabarettistisches 

Ein-Frau-Erzähltheater – sagenhaft gut! 

30. September, 20:00 h 

Marco Zappa: InGiroUnaVita 

Der charismatische Tessiner Liedermacher mit 

seinem neuen Programm. 


KULTUR - PUBLIREPORTAGE 

individueller sammlungsbesuch 

■ Das Zentrum Paul Klee geht mit einem bekannten 

und beliebten Medium neue Wege: Der Audio 

Guide des Zentrum Paul Klee bietet den Gästen keine 

Führung im traditionellen Sinn, sondern Texte, 

die aus unterschiedlichen Perspektiven Einblick in 

Leben und Werk von Paul Klee ermöglichen. Besucherinnen 

und Besucher erhalten unter anderem 

die Gelegenheit – per Knopfdruck – einem Gespräch 

zwischen fi ktiven Besuchern zu lauschen, Zitate 

von Paul Klee oder Aussagen von Verwandten oder 

Freunden Paul Klees abzurufen oder klassische 

Werkbeschreibungen zu hören. Zu ausgewählten 

Werken äussern sich ausserdem Persönlichkeiten, 

die Paul Klee oder dem Zentrum Paul Klee sehr 

nahe standen. Sie sind mit den Stimmen von Schauspielerinnen 

und Schauspielern aus der Schweiz 

und Deutschland realisiert worden, soweit nicht die 

Originalstimmen zu hören sind. 

«Ich malte und malte, und plötzlich - ich weiss 

nicht warum - musste ich tanzen. (…) 

Ich tanze sonst nie.» 

34 

Paul Klee im Gespräch mit Georg Muche, 1921 

Musikprogramm Audio Guides 

Im künstlerischen Werk von Paul Klee fi nden sich 

zahlreiche Bezüge zur Musik. Bereits in vielen seiner 

Bildtitel sind entsprechende Hinweise enthalten. 

Musikalität durchzieht als entscheidendes Element 

sein Schaffen, sein Denken und seine Schriften. 

Vor allem die klassische Musik inspirierte Paul Klee 

stets aufs Neue. 

Ab Eröffnung der Wechselausstellung «Paul Klee 

- Melodie und Rhythmus» am 9. September 2006 

steht den Besucherinnen und Besuchern in der 

Sammlungspräsentation neu auch ein Audio Guide 

mit Musikprogramm zur Verfügung. In sechs Bereichen 

des Raumes kann der Gast in seinen Kopfhörern 

zahlreiche kurze Musikstücke empfangen, die 

jeweils in Bezug zu den gezeigten Werken stehen. In 

diese so genannten «Klangwolken» begibt sich der 

Besucher spontan auf seinem Rundgang durch die 

Sammlungspräsentation. Die Auswahl und Zusammenstellung 

der vermittelten musikalischen Werke 

erfolgte durch den künstlerischen Leiter Musik des 

Zentrum Paul Klee, Kaspar Zehnder. 

Das Musikprogramm will den Gästen die Möglichkeit 

bieten, den Besuch der Sammlungspräsentation 

mit neuen Erlebnissen zu verbinden. 

«Meine Geliebte ist und war die Musik, und die 

ölriechende Pinselgöttin umarme ich bloss, weil 

sie eben meine Frau ist.» 

Paul Klee an Hans Bloesch, 20. November 1898 

Klangwolken mit den 

eingespielten Musikstücken 

A Geometrie 

Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen 

(Auszug) // Edgar Varèse: Octandre // Claude 

Debussy: Sonate für Flöte, Viola und Harfe, 

Pastorale // Leoš Janácek: Streichquartett Nr. 

1 «Kreutzersonate», Con moto-Vivo-Andante // 

Heinz Holliger: Scardanelli-Zyklus, ad marginem // 

Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquintett g-Moll 

KV 516, Adagio ma non troppo 

B Miniaturen 

Wolfgang Amadeus Mozart: Kassation KV 63, 

Andante // Jean-Luc Darbellay: 5 Miniaturen 

aus «Sozusagen» // Wolfgang Amadeus Mozart: 

Kassation KV 99, Marsch // Béla Bartók: 4 

Bagatellen // Wolfgang Amadeus Mozart: 

Kassation KV 99, Andante // Anton Webern: 5 

Sätze für Streichquartett, Sehr bewegt – Sehr 

langsam // Wolfgang Amadeus Mozart: Kassation 

KV 99, Menuett 

C Variationen 

Ludwig van Beethoven: Violinkonzert op. 61, 

Larghetto // Arnold Schönberg: Variationen op. 31 

(Auszug) // Igor Stravinsky: Concerto «Dumbarton 

Oaks», Allegretto // Johann Sebastian Bach: 

Kantate BWV 147, Choral «Jesus bleibet meine 

Freude» 

D Harmonie 

Johann Sebastian Bach: Sonate g-Moll BWV 1001, 

Presto // Philip Glass: Glassworks, Rubric // Franz 

Schubert: Streichquintett C-Dur D 956, Adagio 

E Rhythmus 

Igor Stravinsky: Ebony Concerto // Béla 

Bartók: 3 Tänze in bulgarischem Rhythmus aus 

«Mikrokosmos» // Pierre Boulez: Notations, Très 

vif. Strident // Leoš Janácek: Streichquartett Nr. 2 

«Intime Briefe», Allegro 

F Farbe 

György Ligeti: Lontano // Toru Takemitsu: 

Marginalia // Edgar Varèse: Ionisations // Maurice 

Ravel: Introduction und Allegro 

«Überhaupt hören wir Musik wie die 

ausgehungerten Wölfe.» 

Paul Klee, Tagebuch III, Nr. 798, München, Oktober 1907 

Angaben zur Auswahl und Zusammenstellung 

der musikalischen Werke erhalten die 

Besucherinnen und Besucher über den Audio 

Guide. Weiterführende Kommentare dazu sind auf 

den Terminals abrufbar. 

Das Textprogramm der Audio Guides ist in 

deutscher, französischer und englischer Sprache 

gegen eine Gebühr von CHF 5.- (3 Euro) pro 

Person erhältlich. Parallel dazu werden die Audio 

Guides mit Musikprogramm für ebenfalls CHF 5.- 

angeboten. 

«Je länger je mehr beängstigt mich meine 

wachsende Liebe zur Musik. Ich begreife mich 

nicht. Ich spiele Bach-Solosonaten. Was ist 

dagegen Böcklin?» 

Paul Klee, Tagebuch I, Nr. 52, Bern, 10. November 1897 

Sammlungspräsentation 

Paul Klee. Neuhängung 2006 

Wechselausstellungen 

Paul Klee – Melodie und Rhythmus 

Sa, 9. September bis So, 12. November 2006 

Rémy Zaugg – Nachbar Tod und die 

Wahrnehmung 

Sa, 2. Dezember 2006 bis So, 11. Februar 2007 

Weitere Informationen unter www.zpk.org 



Kunstbeilage 08/2006 - www.artensuite.ch 

Kris Fierens 

Untitled, 2006, 250 x 200 x 50 cm, Courtesy 

of the artist and Koraalberg Gallery, 

Antwerpen. 

artensuite 35

36 


Pre-emptive 

Kunsthalle Bern, 

Helvetiaplatz 1, 

3005 Bern. Geöffnet 

Mittwoch 

bis Sonntag 

10:00-17:00 h, 

Dienstag 10:00- 

19:00 h. Bis 8. 

Oktober. 

Freiheit und Kontrolle 

■ Dem aufmerksamen Stadtgänger 

und Durchs-Leben-Spazierer wird 

auffallen, dass am Knotenpunkt zwischen 

Kirchenfeldbrücke und Helvetiaplatz 

ein kleines Denkmal neu 

zu entdecken ist. Es ist ein Vorbote 

der neuen Ausstellung «Pre-Emptive» 

der Kunsthalle Bern und stellt einen 

Seismografen dar. Das Gerät – eine 

Eigenkonstruktion des Künstlers Florian 

Dombois – nimmt an diesem 

verkehrsreichen Standpunkt jede Erschütterung 

war. Eine Aufzeichnung 

– etwas Bleibendes – fehlt aber. Dom- 

Dominik Imhof 

bois macht einmal mehr auf Unfassbares 

und Unsichtbares aufmerksam 

und schult damit auch unsere Wahrnehmung. 

In den Räumen der Kunsthalle 

führt Dombois (er studierte neben 

Philosophie und Kulturwissenschaft 

auch Geophysik) seine geotechnischen 

Studien, auch hier auf den 

Standort bezogen, weiter. Er fertigte 

einen Plan der Kunsthalle, indem die 

Risikobereiche bei Erdbeben erfasst 

sind. Im Untergeschoss hat der Künstler 

weitere Seismografen installiert, 

die jeden Besucher auf ihre ganz 

eigene Art, eben als Zickzackkurve, 

festhalten und verewigen. 

Und was hat das nun mit «Preemptive» 

(«präventiv») zu tun? Es sind 

Begriffe wie Freiheit, Kontrollverlust, 

Unsicherheit, Unfassbares und Unvorhersehbares, 

die Philippe Pirotte bei 

der Konzeption der Ausstellung vorgeschwebt 

sind. Es sind Begriffe, die 

seit dem 11. September 2001 und seinen 

Folgen vielleicht keine neue Bedeutung 

erhalten haben, aber seither 

doch anders und weitaus fester im 

globalen Unterbewusstsein verankert 

sind. Bedrohung, Angst und Panik 

sind ebenso Bestandteile dieses Themenkreises. 

Und damit ist sicher auch 

der Begriff «präventiv» in Verbindung 

zu bringen. Ein Begriff, der von G. 

W. Bush ausgesprochen für einigen 

Wirbel sorgte und seither noch um 

einige Stufen negativer konnotiert ist. 

Direkte Aussagen zu Politik oder sogar 

Terror gibt es aber in der Ausstellung 

keine. Damit ist ein weites Feld 

abgesteckt und die Arbeiten der elf 

internationalen Künstler sind tatsächlich 

nur lose miteinander und vor allem 

mit dem theoretischen Überbau, 

der im Ausstellungstitel impliziert ist, 

verbunden. 

Bei einigen Werken ist der Zusammenhang 

offensichtlich. So sind 

im Hauptsaal Werke versammelt die 

rund um den «Moment», vielleicht einen 

unfassbaren oder unkontrollierbaren 

Moment, angeordnet sind. Im 

Zentrum Serkan Özkayas Knabe in 

Gips, der mit seinem Stapel Eierkartons 

ins Straucheln geraten ist. Genau 

im Moment des Falls ist er vom türkischen 

Künstler festgehalten. Man 

erinnert sich einerseits an George 

Segals in Gips gegossene Menschen. 

Es ist aber unmöglich, die Bewegung 

des Eier-Tollpatschs direkt in Gips 

zu giessen – ein unfassbarer Augenblick. 

Andererseits erinnert man sich 

an Barockbildhauer wie Gianlorenzo 

Bernini und Skulpturen wie «Apollo 

und Daphne», die ebenfalls den 

fruchtbarsten Moment einer Erzählung 

präsentieren. Nur, diese stellten 

hohe Themen der Mythologie und Bibel 

dar, Özkaya zeigt den tiefsten Alltag 

und: Slapstick. Einen weiteren unfassbaren 

Moment präsentiert Marine 

Hugonnier in zwei grossformatigen 

Fotografien von Sonnenuntergängen. 

Erst über den Titel wird klar, dass sie 

den geografischen Ort der internationalen 

Datumslinie in Alaska fotografierte. 

Zu sehen ist davon natürlich 

nichts. Es ist ein abstrakter, vielleicht 

auch rätselhafter Ort. 

Erstaunlich vielfältig zeigt sich 

das Schaffen von Vanessa Van Obberghen. 

Neben Installationen sind 

ebenso Fotografien und eine Videoarbeit 

ausgestellt. Sie versteht es, eine 

Stimmung der unterschwelligen Bedrohung 

zu kreieren. Mit «dose-moi» 

ist es ein verspiegelter Raum mit aufleuchtenden 

Bodenplatten, eine Art 

Discoraum. Stets sehen wir uns selber 

über die Spiegel. In einem weiteren 

Schritt werden wir von einer Kamera 

gefilmt, so dass wir uns noch einmal 

mit kleiner Verzögerung im projizierten 

Bild wieder sehen. Eine Situation 

der Überwachung wird erzeugt, womit 

ein typisches – und sicher kein 

angenehmes – Phänomen unserer 

Gesellschaft sichtbar gemacht wird. 

Ganz anders der belgische Künstler 

Kris Fierens. Er zeigt seine sanften 

Malereien und eine Skulptur aus einem 

Satz verchromtem Kochgeschirr. 

Fierens ist zwar vorwiegend im Bereich 

der Malerei tätig, doch auch 

diese bleibt skulptural. Seine Malereien 

schweben irgendwo zwischen 

Abstraktion und Gegenständlichkeit, 

in einer Sphäre der Unsicherheit und 

Vagheit. 

Weitere Künstler in, um und während 

der Ausstellung: Christoph Büchel 

& Giovanni Carmine, Zhang 

Enli, Aneta Grzeszykowska, Rafael 

Lozano-Hemmer und Camille Norment. 

Einziger Wermutstropfen der Ausstellung 

ist der Einführungs- und 

Pressetext, der eben nicht als Einführung 

dient, wie eigentlich zu erwarten 

wäre. Philippe Pirotte will in 

diesen Texten auch gar keine Erläuterungen 

zu den ausgestellten Werken 

liefern, Kunstvermittlung muss 

in direktem Kontakt zu den Werken 

geschehen, wie er selber bemerkt. In 

Text lasse sich das nicht, oder nur unzureichend 

übersetzen. So stehen seine 

Texte als eigenständiges Element 

der Ausstellung neben den Kunstwerken. 

Sicher sollte der direkte Kontakt 

vor allem anderen stehen, da bin ich 

vollkommen einverstanden. Nur ist es 

notwendig – gerade bei kopflastiger 

Gegenwartskunst – dem Publikum 

den Zugang und Eintritt in die Hallen 

nicht schon vor der Türe zu verderben. 

artensuite | september 06

Baselitz – und die Welt steht Kopf! 

■ Spätestens seit der Baselitz-Ausstellung 

im Berner Kunstmuseum 2004 

sind Baselitz‘ umgedrehte Bildmotive 

in Bern den meisten ein Begriff 

– kein Wunder, waren die Plakate der 

Ausstellung mit einem Kopfüber-Porträt 

doch überall in der Stadt präsent. 

In der Tat gelten die verkehrt herum 

gemalten Sujets – meist Porträts, Figuren, 

Stillleben und Landschaften 

– als Baselitz‘ Markenzeichen. Begonnen 

mit der Umkehrung der Bildmotive 

hat der als Hans-Georg Kern 

1938 im sächsischen Deutschbaselitz 

geborene Künstler Ende der 60er 

Jahre: «Die Umkehrung bedeutet für 

mich, dass es keine Probleme mehr 

gibt in Richtung Motive oder dargestellte 

Gegenstände, nichts schlägt 

Wurzeln, das Gegenständliche wird 

neutralisiert, umgekehrt auch das 

Transzendente. Es gibt wirklich nur 

noch reine Malerei.» Baselitz bezieht 

Ziegelrain `67-`75 

■ Ende der 1960er Jahre gründen 

junge Künstler in Aarau eine Ateliergemeinschaft 

in einem ehemaligen 

Fabrikgebäude am Ziegelrain. Obwohl 

die gleichaltrigen und ähnlich 

gesinnten Künstlern unter einem 

Dach arbeiten, geht es ihnen nicht 

darum, nach einer bestimmten Programmatik 

oder einem Manifest 

Kunst zu machen, sondern vielmehr 

verbindet sie die Aufbruchstimmung 

und der Wandel der Zeit nach 1968. 

Die Auseinandersetzung mit den aktuellen, 

internationalen Kunstrichtungen 

veranlasst die Künstler, sich auf 

eigene künstlerische Pfade zu begeben 

und individuelle Ausdrucksweisen 

auszuloten. Das offene Nebeneinander 

in den Atelierräumlichkeiten 

bewirkt, dass die Künstler ständig in 

die Arbeiten der anderen involviert 

sind, das Entstehen von Neuem unmittelbar 

wahrnehmen und Erfahrungen 

sogleich austauschen. Trotz 

dieser Nähe kann in den Werken 

der Künstler eine grosse Vielfalt an 

künstlerischen Positionen festgestellt 

werden, es gibt keinen «Ziegelrain- 

Stil», was das Atelierhaus zu einem 

interessanten Kunstort der Schweiz 

artensuite | september 06 

den Ausdruck «reine Malerei» vor allem 

auf die Auseinandersetzung mit 

der Stofflichkeit des Materials Farbe: 

Seine Bilder zeichnen sich bis in die 

90er Jahre durch sehr dicken Farbauftrag 

und freizügigen Pinselduktus aus 

– mit Pinsel, Spachtel und gar Fingern 

arbeitet sich der Künstler durch die 

klebrige Farbmasse, verschiebt und 

schichtet die Materie, kleckst bewusst 

unbewusst. Dabei spielt die Wahl des 

Motivs eine stark untergeordnete Rolle. 

Auf die Frage hin, warum er denn 

auf den Gegenstand als Bildmotiv 

nicht gänzlich verzichte, meint Baselitz, 

«die nebulöse Willkür der Theorie 

der gegenstandslosen Malerei» sei 

ihm schon immer verhasst gewesen. 

Für all diejenigen, die vor zwei 

Jahren die Berner Ausstellung verpasst 

haben sollten, bietet sich nun 

in Lausanne erneut die Gelegenheit, 

Baselitz‘ Œuvre kennenzulernen. In 

werden lässt. Nun ist es auf einmal 

nicht mehr die Stadt, sondern die 

Peripherie, welche die Aufmerksamkeit 

der Kunstentstehung auf sich 

zieht. Die «Ziegelrainer» spielen für 

die Kunst in der Schweiz eine wichtige 

Rolle und können entsprechend 

Erfolge verbuchen. Zahlreiche Werke 

werden – meistens ausserhalb von 

Aarau – verkauft und in den meisten 

Ausstellungen zu aktueller Schweizer 

Kunst gezeigt. 

Das Aargauer Kunsthaus zeigt 

nun die schon seit langem geplante 

Ausstellung mit Werken der «Ateliergemeinschaft 

Ziegelrain» aus den Jahren 

1967-1975, bis zum programmatischen 

Ende der Gemeinschaft. Sie 

präsentiert mit zahlreichen Werken 

das künstlerische Potential, das in 

dieser Zeit in den alten Fabrikmauern 

entstand. Wie die Atelierzonen 

sind auch die einzelnen Ausstellungsräume 

grösstenteils monographisch 

geordnet. Die Individualität der 

Kunstwerke wird somit eindrücklich 

dokumentiert, ohne die Berührungspunkte 

und Überschneidungen der 

unterschiedlichen künstlerischen Ansätze 

aus den Augen zu verlieren. Ein 

der Retrospektive «Baselitz. Une seule 

passion - la peinture» zeigt die Fondation 

de l’Hermitage die besten vom 

Künstler aufbewahrten Arbeiten: rund 

hundert Werke aus über vierzig Jahren 

künstlerischer Tätigkeit, darunter 

Ölbilder, Radierungen, Holzplastiken 

und Zeichnungen, gewähren den Besuchern 

Einblick in das vielseitige 

Schaffen Baselitz‘. Für diejenigen, die 

den Künstler bereits in Bern kennengelernt 

haben, stellt die Lausanner 

Ausstellung nicht etwa eine Repetition 

des bereits Gesehenen, sondern 

vielmehr eine willkommene Ergänzung 

dar: Während in Bern die Werke 

aus der Hess Collection, darunter 

vor allem Linol- und Holzschnitte, gezeigt 

wurden, überwiegt in der äusserst 

umfangreichen Ausstellung der 

Fondation de l’Hermitage die Zahl 

der Ölgemälde. (ms) 

wichtiger Bereich der «Ziegelrainer» 

stellt die Pop Art in der Schweiz dar, 

welche Schweizer Bildwelten und 

Klischeelandschaften aufgreift und 

das Faszinierende und Abschreckende 

der heimischen Umwelt vermitteln 

will. Dass die «Ziegelrainer» mit allerlei 

künstlichen und natürlichen Materialien 

experimentiert und mit unterschiedlichsten 

Bildmotiven gearbeitet 

haben, kommt durch die spannende 

Ausstellungskonzeption wunderbar 

zur Geltung. (mm) 

Baselitz. Une 

seule passion 

– la peinture 

Fondation de 

l’Hermitage, 2, 

Route du Signal, 

Lausanne. Geöffnet 

Dienstag bis 

Sonntag 10:00- 

18:00 h, Donnerstag 

10:00- 

21:00 h. Bis 29. 

Oktober. 

Max Matter, Villa R. in Z., 

1969, Spray auf Kellco, 

100 x 120 cm, Privatbesitz. 

Foto: Jörg Müller, Aarau. 

Ziegelrain `67-`75 

Heiner Kielholz, 

Max Matter, Markus 

Müller, Christian 

Rothacher, 

Hugo Suter, Josef 

Herzog, Jakob 

Nielsen 

Aargauer Kunsthaus,Aargauerplatz, 

Aarau. Di 

bis So 10:00-17:00 

h, Do 10:00-20:00 

h. Bis 5. Nov. 


38 


Manon, Das Ende der Lola 

Montez, 1975, Installation 

Courtesy: die Künstlerin. 

Lifestyle - From 

Subculture to 

High Fashion 

Kunstmuseum 

St. Gallen 

Museumsstr. 32. 

Geöffnet Dienstag 

bis Sonntag 

10:00-17:00 h, 

Mittwoch 10:00- 

20:00 h. Bis 26. 

November. 

Manon 

■ Die wohl bekannteste Performancekünstlerin 

der Schweiz belebt 

in der Ausstellung «Lifestyle» in St. 

Gallen ihre Arbeit «Lola Montez Ende» 

neu. Warum ihr Lifestyle egal ist, welche 

Wirkung Sado-Maso 1975 hatte 

und wie gleich zwei Museen um ihr 

«Boudoir» buhlten, erzählt sie während 

eines nächtlichen Mailverkehrs. 

Interview Helen Lagger 

Was hat Sie an der Figur der 

Lola Montez gereizt? 

Ich kannte ursprünglich nur die Legende 

der Lola Montez, und absichtlich 

wollte ich erst nach der Schau 

die «wahre» Geschichte erfahren. Die 

Lola war das klassische Beispiel einer 

Frau, die wohl begabt und intelligent 

gewesen sein muss, aber nur dank 

Einsatz ihrer körperlichen Reize zu 

Macht und Einfluss kam, damals der 

einzig mögliche Weg. Sie war Tänzerin 

und wurde die Geliebte von König 

Ludwig I von Bayern. In dieser 

Position wurde sie so einflussreich, 

dass «das Volk» rebellierte, der König 

abdanken musste und Lola Montez 

des Landes verwiesen wurde. Beider 

Leben war ruiniert. Um ihren Lebensunterhalt 

zu verdienen, reiste sie anschliessend 

mit einer Zirkustruppe 

durch die Lande. Und hier beginnt 

mich die Geschichte zu faszinieren: 

Sie stellte sich in einem Raubtierkäfig 

zur Schau, als Opfer und Domina zugleich, 

der Sensationslust ausgesetzt, 

gedemütigt und bewundert als ehe- 

malige Kurtisane des Königs. Sado- 

Maso auf beiden Seiten. Ein Tanz auf 

dünnem Seil. 

Sie haben sich in den späten 

Siebzigerjahren von der Performancekunst 

endgültig verabschiedet. 

In welcher Form wird ihre 

Arbeit von 1975 in der Ausstellung 

Lifestyle zu sehen sein? 

Sie fragen, wie wir diese Performance 

darstellen werden, nachdem 

ich nicht mehr auftreten mag? Das 

Kunstmuseum hat den Vorschlag gemacht, 

ein Video zu drehen von mir 

als gefesselte Lola im Käfig. Ich finde 

die Idee gut. (Die reale Lola starb übrigens 

mit 43 Jahren). 

Warum dieses Bedürfnis immer 

in andere Frauenrollen zu schlüpfen? 

Jeder Mensch hat viele Facetten; 

schwierig alle zu leben. Als Künstlerin 

nutze ich diese Möglichkeit. Ich 

bin keine Schauspielerin, ich spiele 

die verschiedenen Frauenfiguren 

nicht, im Moment der Darstellung bin 

ich sie. 

Heute ist Sado-Maso fast Mainstream. 

Wie war die Rezeption 

auf ihr Werk im Jahre 1975? 

Heute weiss jedes Kind, was es 

mit SM auf sich hat. Das war 1975 

nicht der Fall, SM wurde unter der 

Ladentheke gehandelt. SM schien geheimnisvoll 

und verrucht, das war 

spannend. 

Gibt es «weibliche» Kunst? Falls 

ja, wie definieren Sie diese? 

Zur Zeit meines «Lachsfarbenen 

Boudoirs», 1974, gab es kaum «weibliche» 

Kunst. Künstlerinnen orientierten 

sich an dem, was da war, 

nämlich männlich dominierte Darstellungen. 

Dabei war es die Zeit der 

«Transformer»: Künstler in der ganzen 

Welt schminkten sich, trugen - ohne 

schwul zu sein - Frauenkleider, fotografierten 

sich in üppigen Environments. 

Man denke an Urs Lüthi, Luciano 

Castelli, Jürgen Klauke. Doch wo 

blieb das Original? Das war der Moment, 

in dem ich mit dem «Lachsfarbenen 

Boudoir» aufbegehrte und ein 

Environment gestaltete, das «weiblicher» 

nicht hätte sein können. Lange 

glaubte man nämlich, emanzipiert sei 

eine Frau, die sich «männlichen» Normen 

anpasse. Heute sieht man das 

differenzierter. (Ich jedenfalls möchte 

ein so kopflastiges, primär Karriere 

gesteuertes Leben nicht. Halte mich 

für eine durchaus emanzipierte Frau, 

aber auf meine eigene Weise). 

Was bedeutet Lifestyle für Sie? 

Was hat die Figur Lola Montez damit 

zu tun? 

Keine Ahnung was Lifestyle ist. 

Mir egal. Für diese Schau wollte das 

Kunstmuseum eigentlich das «Lachsfarbene 

Boudoir», aber ich musste 

mich entscheiden zwischen Zürich 

und St. Gallen, da das Migros-Museum 

dasselbe Environment gleichzeitig 

wollte... Die Lola hat vielleicht 

insofern mit Lifestyle zu tun, als jene 

Schau damals irgendwie für Aufsehen 

sorgte. 


Bittersüsser Zauber der Kindheit 

■ Am oberen Rand des Gemäldes 

prangt ein gemaltes Loch, als wäre 

die Leinwand durchschossen. Dunkelrot 

macht es das Gesicht der Frau, 

die von vier kleinen Kindern umgeben 

ist, unkenntlich, raubt ihr jede individuelle 

Mimik und lässt sie in der 

Anonymität versinken. Auf anderen 

Bildern ziehen rosa Nebelschwaden 

vorbei und eröffnen das Blickfeld 

auf Szenen mit Kindern, die ebenso 

aus dem Bildgrund hervorgehen wie 

sie in diesen abtauchen und zu verschwinden 

drohen. 

Ihre Bildvorlagen bezieht die Pariser 

Künstlerin Florence Reymond aus 

ihrem eigenen Fotoalbum, bearbeitet 

diese aber derart, dass jeder persönliche 

Bezug getilgt wird und sich die 

Malereien schliesslich zur Identifikation 

für jedermann anbieten. Persönliches 

wird so zum Allgemeinen, wo 

allerdings auch Stereotype und Muster 

der Inszenierung wie etwa Fotoposen 

erkenntlich werden. Bildtitel 

wie «La famille africaine», oder «L‘ours 

■ Malerei, Objekt, Zeichnung, Computer 

– diese Medien sind in der neuen 

Ausstellung der Galerie Bernhard 

Bischoff & Partner vertreten, und das 

unter einem Überbegriff: shaping. 

So nämlich lautet der Titel der Gruppenausstellung 

mit Elsebeth Böniger, 

Marius Lüscher und Laurent Schmid. 

Ist dies darauf zurückzuführen, dass 

zwischen den verschiedenen Künstlern 

und Medien eine Gemeinsamkeit 

vorhanden ist? Diese Vermutung 

wird prompt durch den Pressetext 

bestätigt: da sei einerseits der Begriff 

«Traffic Shaping», der aus der Telekommunikation 

stamme und auf die 

Werke angewendet werden könne, 

da sie wie kleine Datenpakete seien, 

«Kunstimpulse, die von der Künstlerin 

und den beiden Künstlern gesendet 

werden». Und zweitens gehe es um die 

Form und das Formfinden – shaping. 


à NY» erinnern dabei an Beschriftungen 

wie sie als Erinnerungsstützen in 

manch einem Fotoalbum stehen. 

Nur sind diese Erinnerungen äusserst 

fragil: blass die einen, malerisch 

oder zeichnerisch in Umrissen scharf 

umrandet die anderen und stets 

durchdringen sie sich zu einem Mix 

aus verschiedenen, sich überlagernden 

Ebenen. Einzelne Bildelemente 

wirken ornamental und können 

zugleich dem Hintergrund wie den 

Figuren zugewiesen werden, andere 

Bereiche gestalten sich ganz aus 

geschichtetem, sowie durchlässigem 

Farbauftrag, was das Auge des Betrachters 

zwischen den Bildebenen 

hin und her gewissermassen zwischen 

Vergangenheit und Gegenwart 

pendeln lässt. 

Doch die in silber-rosa Sternenstaub 

oder naivem Hellblau ertränkte 

Kindheit als Projektionsfläche für 

die einstige heile Welt erfährt aus der 

Distanz Risse in Form von knalligbunten 

Einsprengseln, abweisenden 

Formen, verändern, verwandeln 

Ist vielleicht der Vergleich zum 

«traffic shaping» gar wenig hilfreich, 

erweist sich der Versuch, die Werke 

unter dem Aspekt der Form anzusehen 

sehr erhellend. Elsbeth Bönigers 

in den Schaufenstern ausgestellten 

Werke führen deutlich vor Augen, 

dass es ihr um das Formen und Kreieren 

geht. Für ihre Werke nimmt sie 

industriell hergestellte Produkte – da 

können schon mal Surfbretter und Ruderboote 

dazugehören –, die sie weiterverarbeitet, 

indem sie sie mit dicken, 

glänzenden Farbschichten überzieht. 

Die Lackfarben gehen Verbindungen 

miteinander ein und verwandeln das 

Objekt in etwas Neues. Der zweite im 

Bunde, Marius Lüscher, schon zehn 

Jahre an seinem Werk arbeitend, aber 

erst jetzt in einer grösseren Ausstellung 

zu sehen, zeigt einen ähnlichen 

Impuls der Oberflächengestaltung. Bei 

oder leeren Gesichtern, die einem so 

irritierend vertraut wie fremd erscheinen. 

In den Bildern von Florence 

Reymond bleibt Erinnerung fragmentarisch, 

ein Kompendium aus Gewusstem, 

Gedachtem und gefüllten 

Leerstellen, immer an der Schwelle 

zum unheilvollen Unbehagen. (sm) 

ihm ist jedoch das bewusste Gestalten 

ausgeprägter als bei Böniger, die 

dem Zufall freie Hand lässt. Abstrakte 

Bilder entstehen da, bedeckt mit 

breiten farbigen Pinselstrichen, dicke 

Farbschichten, daneben pastellfarbene 

Rundformen. Laurent Schmid schliesslich 

experimentiert nicht mit Farbe, 

sondern Bleistift und Computer. Gerade 

in letzterem Medium zeigt sich das 

formende Element: eine Projektion 

zeigt zuerst nur flimmernde Punkte 

wie ein Sternenhimmel, die sich jedoch 

nach und nach annähern und 

verdichten, man glaubt ein Wort lesen 

zu können – aber schon haben sie sich 

wieder aufgelöst. (sr) 

Florence Reymond 

Malerei 

Galerie Artdirekt, 

Herrengasse 4, 

3011 Bern. Geöffnet: 

Mittwoch 

bis Freitag, 14:00- 

18:30 h, Samstag 

11:00-16:00 h. 

Bis 23. September. 

«L‘africaine», série des 

paysages intimes, 2004, 

laque glycéro, Acryl, Öl 

und Spraydose auf Leinwand, 

217 x 177 cm. 

Elsbeth Böniger, 

Marius Lüscher, 

Laurent 

Schmid «Shaping» 

Bernhard Bischoff 

& Partner, 

Speichergasse 8, 

3011 Bern. Geöffnet 

Mittwoch 

bis Freitag 14:00 

-18:00 h, Samstag 

11:00-16:00 h 

oder nach Absprache. 

Bis 23. 

September. 


Kunst im Buch 

GRRRR 

■ Ein Zaun, dahinter eine Blechlawine. 

Eine U-Bahnstation. Eine Bushaltestelle. 

Wohnblöcke. Werbeplakate. 

Vorstadtsiedlungen. Landschaft. Das 

ist die Welt von GRRRR, eigentlich 

Ingo Giezendanner, 1975 geboren 

und in Zürich aufgewachsen. Seit 

1998 dokumentiert er seine Umwelt. 

Auf zahlreichen Reisen von Berlin 

über Nairobi bis in seinen Wohnort 

Zürich hält er mit seinem Stift 

fest, was er sieht. Meist zeichnet er 

Stadtansichten in seiner ganz eigenen 

Linie: comicartig, schwarzweiss, Linie 

und Fläche. Aber mit «comicartig» 

wird man GRRRR nicht gerecht. Es ist 

weit mehr, das zeigt die neue Publikation 

GRR30. 

Beim ersten Durchblättern ist es 

ein überwältigendes Panoptikum 

heutigen Stadtlebens. Ein Gewirr von 

Verkehr, Werbung, Büro- und Wohnblöcken, 

Baustellen und Strassenschildern. 

Ein Bild reiht sich an das andere, 

eine scheinbar wahllose Folge, fast 

schon eine Reizüberflutung entsteht. 

Eine Erzählung im klassischen Sinne 

gibt es nicht. Beim zweiten Blick 

ordnet sich alles ein wenig, ein wenig 

wohlgemerkt, es ist immer noch ein 

Tohuwabohu. Ausgehend von Stadtansichten 

führt GRRRR uns in Landschaften, 

zuerst unberührt, dann aber 

wieder vom Menschen verunstaltet. 

Eine Dramaturgie besteht durchaus. 

Und dazwischen immer wieder Porträts 

irgendwelcher Passanten, Städter, 

Bekannten. 

Ganz subtil hat GRRRR auch Kritik 

in seine Zeichnungen aufgenommen. 

Eigentlich nur, indem er nicht wegsieht: 

Die Fahne mit der Aufschrift 

«AMI GO HOME» zeichnet er, und unter 

einem riesigen Werbeplakat steht 

etwas kleiner geschrieben: MORE & 

MORE. Und auf einer der ersten Seiten 

sehen wir uns GRRRR gegenüber. 

Er kauernd, vor sich seine Waffen 

(Zeichenblock und Stift). Mit durchdringendem, 

schon fast beängstigendem 

Blick hat er uns bereits erfasst 

und gleich werden auch wir in Linien 

gebannt. (di) 

Ingo Giezendanner, GRR30: urban 

recordings, Passenger Books, 352 Seiten, 

2006, Fr. 29.90. 


Kasperltheater 

■ Weisshaariger Eskimo, handschuhberingter 

Teufel oder Breitohrclown 

heissen sie. Sie bestehen aus Gips, aus 

Steckdosen und Zündholzschachteln, 

ihre Kostüme aus Stofffetzen oder 

abgetragenen Anzügen vom Meister 

persönlich. Der Meister ist unser Paul 

Klee. Und was er gebastelt hat, sind 

Kasperlfiguren. Wahrscheinlich sind 

um die 50 Figurinen zwischen 1916 

und 1925 entstanden, nicht vorrangig 

als plastische Kunstwerke, sondern 

ganz einfach als Spielzeug für den 

Sohn Felix. Erhalten sind 30, die Eingang 

gefunden haben in die Sammlung 

des Zentrum Paul Klee. Eine 

neue Publikation des ZPK beleuchtet 

nun endlich auch diese eigenartige 

Facette des Künstlers Klee. 

Handelt es sich bei diesen Figuren 

nun um Gebrauchsgegenstände 

oder sind es Kunstwerke? «Zwittergeschöpfe» 

nennt sie Christine Hopfengart, 

was sie auch sind. Einerseits hat 

Klee sie nie in seinen handschriftlichen 

Werkkatalog, wo er sonst alles 

akribisch einordnete, aufgenommen. 

Lange wollte Klee sie auch nicht für 

Ausstellungen hergeben, denn sie waren 

«zum Hausgebrauch» geschaffen. 

Andererseits geht Klee weit über das 

Herstellen von traditionellen Kasperlpuppen 

hinaus. Zu Beginn sind es 

noch die traditionellen Figuren, doch 

später macht er auch ganz eigene Gestalten 

bis hin zu einem Selbstporträt. 

Es sind keine perfekten Figuren, sondern 

das «Gebastelte» bleibt bewusst 

sichtbar. Auch in der Rezeption tat 

man sich schwer, stellte die Figuren 

zwar aus, aber nur am Rande. Dass 

sie viele Aspekte von Klees Schaffen 

einleiten, aufnehmen oder in neuer 

Weise weiterführen (Materialität, das 

Kindliche), wurde damit lange übersehen. 

So ist es besonders verdienstvoll, 

dass diese Publikation entstand und 

die Figuren nun in all ihren Facetten 

beleuchtet werden, und dass die Figuren 

in der Sammlungspräsentation 

im ZPK einen festen Platz erhalten 

haben. (di) 

Paul Klee, Handpuppen, Hatje Cantz, 

150 Seiten, 2006, Fr. 42.00. 

Frührenaissance 

■ Wer kennt sie nicht, die «Geburt 

der Venus» oder die «Primavera»? 

Mehr als 500 Jahre alt und doch beinahe 

zur Popkultur gehörend. Umso 

erstaunlicher, dass Sandro Botticelli 

(1445-1510), dem Künstler der beiden 

Meisterwerke, seit langer Zeit keine 

Monografie mehr gewidmet wurde. 

Dieses Versäumnis wurde jetzt gleich 

doppelt wettgemacht. Prestel präsentierte 

im letzten Jahr eine von Frank 

Zöllner verfasste Monografie und in 

diesem Jahr erschien Hans Körners 

Publikation im DuMont Verlag. Ersteres 

ist eine Luxusedition im Grossformat 

und mit grossem Preis, letzteres 

eine fast ebenso schön gestaltete 

Ausgabe zu schmalem Preis, die hier 

etwas näher betrachtet werden soll. 

Hans Körner beschäftigte sich mit 

französischer Kunst und Kunsttheorie, 

dass er sich jetzt mit der florentinischen 

Frührenaissance auseinandersetzt, 

mag erstaunen, doch nach 

der Lektüre des Buches ist man von 

Körners Kennerschaft mehr als überzeugt. 

Die Monografie bietet keinen 

Werkkatalog, ist aber ansonsten materialreich 

und praktisch aufgebaut. 

Neben zahlreichen schwarzweiss Abbildungen, 

sind praktisch alle Abbildungen 

in einem separaten Teil noch 

einmal in sehr guter Qualität in Farbe 

abgedruckt. Nach einem kurzen einleitenden 

biografischen Abriss führt 

uns Körner chronologisch durch das 

Schaffen von Botticelli, fasst aber innerhalb 

dieser Gliederung thematisch 

zu Kapiteln zusammen. In seinen Interpretationen 

versucht Körner, vorwiegend 

vom Sichtbaren, von den 

Werken Botticellis auszugehen. 

Körner erläutert, wie das runde Andachtsbild 

entstehen konnte, oder wie 

Goldstaub anstelle von Blattgold die 

Malerei mit Gold veränderte, bezieht 

die Wichtigkeit des Ausstellungsortes 

wie des Auftraggebers mit ein. Es ist 

nicht einfach eine Monografie zu Botticellis 

Leben und Werk entstanden, 

sondern Körner führt uns viel mehr 

in die gesamte florentinische Kunstgeschichte 

der Frührenaissance ein. (di) 

Hans Körner, Sandro Botticelli. Der 

Maler und Zeichner, DuMont, 420 Seiten, 

2006, Fr. 86.00. 


artensuite 42 

BERNER 

GALERIEN 

Galerieneintrag: 

Auf den Seiten «Galerien in Bern» werden nur 

noch Galerien publiziert, welche unsere jährliche 

Publikationsgebühr bezahlt haben. Wer 

sich hier eintragen lassen möchte, melde sich 

bei der Redaktion: Telefon 031 318 6050 oder 

redaktion@ensuite.ch. 

Altes Schlachthaus 

Metzgergasse 15, Burgdorf 

T 034 422 97 86 

annex14 - Galerie für zeitgenössische 

Kunst 

Junkerngasse 14, 3011 Bern 

T 031 311 97 04 

Mi-Fr 13:00-18:30 h / Sa 11:00-16:00 h 

Ana Roldan 

Truth 

Vernissage: 8.9. ab 18:00 h 

9.9. - 21.10. 

Vom 29.9. - 3.10. ist annex14 an der Preview 

Berlin 

Art-House 

Mittlere Strasse 3A, 3600 Thun 

T 033 222 93 74 

Mi&Fr 14:00-17:30 h / Do 16:00-19:30 h / Sa 

11:00-16:00 h 

liebesdienst sexarbeit 

ein kunstprojekt von stefan kohler 

9. 9 - 6. 10. 

Art + Vision 

Junkerngasse 34, 3011 Bern 

T 031 311 31 91 

Di-Fr 14:00-19:00 h / Do 14:00-21:00 h / 

Sa 11:00-16:00 h 

Etienne Krähenbühl, Urs-P. Twellmann 

bis 16.9. an der Skulptur `06, Park & Villa 

Mettlen, Muri. 

Bärtschihus Gümligen 

Dorfstrasse 14, 3073 Gümligen 

ESPACE Indigo 

Stauffacher Buchhandlung, 3011 Bern 

T 0844 88 00 40 

Ladenöffnungszeiten 

Galerie Beatrice Brunner: Andres Fischer Munoz - Couples/Parejas // Künstlergespräch: 9.9., 15:00 h. Ausstellung bis 23.9. 

Fri-Art 

22 Petites Rames, 1700 Fribourg 

T 026 323 23 51 

Di-Fr 14-18:00 h / Sa&So 14:00-17:00 h 

Nocturne Do 18:00-20:00 h 

bk Galerie Bernhard Bischoff & Partner 

Speichergasse 8, 3011 Bern 

T 031 312 06 66 www.berhardbischoff.ch 

Mi-Fr 14:00-18:00 h / Sa 11:00-16:00 h oder 

nach Absprache 

Elsbeth Böniger, Marius Lüscher, Laurent 

Schmid 

«Shaping» 

bis 23.9. 

Galerie 25 Regina Larsson 

2577 Siselen / T 032 396 20 71 

www.galerie25.ch 

Fr-So 14.00-19:00 h oder nach 

tel. Vereinbarung 

carte blanche 

Simona Deflorin, Hannah Külling, Ka Moser, 

Margrit Rieben, Ruedi Schwyn, Marcel 

Stüssi 

27.8. - 24.9. 

Galerie 67 

Belpstrasse 67, 3007 Bern / T 031 371 95 71 

www.galerie67.ch 

Mo 13:30-18:30 h / Di-Fr 9:00-12:00 h & 

13:30-18:30 h / Sa 9:00-12:00 h 

Theres Cortesi 

Aquarell, Mischtechnik 

2.8. - 29.8 

Galerie 849 MüM 

Gurtenpark im Grünen, 3084 Wabern 

Täglich von 9:00-18:00 h 

Galerie Artdirekt 

Herrengasse 4, 3011 Bern / T 031 312 05 67 

www.artdirekt.ch 

Florence Reymond Malerei 

bis 23.9. 

Galerie Artraktion 

Hodlerstrasse 16, 3011 Bern 

T 031 311 63 30 / www.artraktion.ch 

Do&Fr 15:00-18:00 h / Sa 11:00-16:00 h 

oder nach Vereinbarung 

ROSETTE WIELAND Malerei 

THOMAS HOSTETTLER Skulptur 

Vernissage: Fr, 1.9., 17:30-20:00 h 

Apéro: So, 10.9., 11:00 - 14:00 h 

1.9. - 22.9. 

Galerie bis Heute 

Amtshausgasse 22, 3011 Bern 

T 031-311 78 77 

Do-Fr 14:00-18:30 h / Sa 11:00-16:00 h & 

nach Vereinbarung 

éric Croes 

Déplacer des montagnes 

bis 23.9. 

Galerie Beatrice Brunner 

Nydeggstalden 26, 3011 Bern 

T 031 312 40 12 / www.beatricebrunner.ch 

Mi-Fr 14:00-18:00 h / Sa 11:00-16:00 h 

Andres Fischer Munoz 

Couples/Parejas 

Künstlergespräch: 9.9., 15:00 h 

bis 23.9. 

Galerie Duflon & Racz 

Gerechtigkeitsgasse 40, 3011 Bern 

T 031 311 42 62 / M 079 423 75 57 

Do 14:00-20:00 h & Sa 11:00-17:00 h, 

sowie auf tel. Vereinbarung 


Galerie im Graben: Bilder aus einer anderen Welt; 8. - 24.9. Galerie Ono Bern: Ricardo Fernandez Alberti; 4.9. - bis 30.10. Wartsaal 3: Simon Messer, Bilderausstellung; 7.9 - 17.9. 

Galerie Henze & Ketterer 

Kirchstrasse 26, 3114 Wichtrach 

T 031 781 06 01 / www.henze-ketterer.ch 

Di-Fr 10:00-13:00 h & 14:00-18:00 h / Sa 

10:00-16:00 h 

Kubach-Wilmsen: Steinbücher 

Georg Grosz: Der Akt 

Druckgraphik der «Brücke» 

verlängert bis 23.9. 

Galerie im Graben 

Waldeckstrasse 12, 3052 Zollikofen 

T 031 911 96 06 

Fr 17:00-20:00 h / Sa 15:00-19:00 h & So 

15:00-18:00 h 

Bilder aus einer anderen Welt 

Vernissage 8.9., 17:00-19:00 h 

8. - 24.9. 

Galerie Margit Haldemann 

Brunngasse 14, Brunngasshalde 31 

T 031 311 56 56 

Mi-Fr 14:00-18:00 h / Sa 11:00-16:00 h 

25 Jahr Jubiläum Ausstellung 1/5 

«Gegen den schnellen Blick» 

26.8. - 23.9. 

Apéro: 21.9., 18:00-20:00 h 

Zusätzlich zur Galerie stellt das renommierte 

Einrichtungshaus intraform seine Räumlichkeiten 

für eine erweiterte Präsentation 

der Ausstelllung zur Verfügung (Ecke Rathausgasse 

76 / Brunngasse). 

Barbara Jäggi, Max Roth 

bis 16.9. an der Skulptur `06, Park & Villa 

Mettlen, Muri. 

Galerie Martin Krebs 

Münstergasse 43, 3011 Bern 

T 031 311 73 70 

Di-Fr 14:30-18:30 h / Sa 10:00-14:00 h 


Galerie Kornfeld 

Laupenstrasse 41, 3001 Bern 

T 031 381 46 73 / www.kornfeld.ch 

Mo-Fr 14:00-17:00 h 

Niki de Saint-Phalle 

Objekte und Graphik 

Galerie Rigassi 

Münstergasse 62, 3011 Bern 

T 031 311 69 64 / www.swissart.net/rigassi 

Di-Fr 11:30-13:30 h & 15:30-19:00 h / Sa 

11:00-16:00 h 

Sonderausstellung Peter Wallimann 

SENSIGNS - Eine sinnliche Reise 

Di-Fr 14:30-19:00 h / Sa 10:30-16:00 h 

bis 9.9. 

Galerie Silvia Steiner 

Seevorstadt 57, 2502 Biel / T 032 323 46 56 

Mi-Fr 14:00-18:00 h / Sa 14:00-17:00 h oder 

nach Vereinbarung 

Herbstblätter 

Samuel Buri, Markus Dulk, Peter Emch, 

Bendicht Fivian, Michel Grillet, Flavio Paolucci, 

Christian Rothacher, Alfred Wirz 

Vernissage: 9.9., 17:00-19:00 h 

9.9. - 7.10. 

Kornhausforum - 

Forum für Medien und Gestaltung 

Kornhausplatz 18, 3011 Bern 

T 031 312 91 10 www.kornhausforum.ch 

Di-Fr 10:00-19:00 h / Do 10:00-20:00 h / Sa 

10:00-16:00 h 

Viivi und Wagner 

13.9. - 30.9. 

Künstlerhaus 

Postgasse 20, 3011 Bern / T 031 311 53 76 

Ausstellung Bilder & Objekte 

Marianne Vögeli / Walter Vögeli / Raoul 

Ris (Besichtigung auf Anfrage) 

Kunstreich 


T 031 311 48 49 

Mo-Fr 09:00-18:30 h / Do 09:00-20:00 h / Sa 

09:00-16:00 h 

Roland Adatte 

Bilder 

bis 7.10. 

Kunstraum Oktogon 

Aarstrasse 96, 3005 Bern 

Fr 16:00-19:00 h / Sa 11:00-15:00 h 

KunstQuelle 

Galerie Brunngasse 14, Bern 

T 076 331 97 75 

Do 14:30-18:00 h oder nach 

tel. Vereinbarung. 

Pe Horber 

«hombres y caballos» 

Zeichner, Maler, Drucker und Bildhauer 

bis 22.9. 

ONO Bühne Galerie Bar 


T 031 312 73 10 

Fr&Sa 13:00-17:00 h - Nachtgalerie: Fr&Sa 

22:00-24:00 h 

Ricardo Fernandez Alberti 

Vernissage: 4.9., 20:00 h 

bis 30.10. 

PROGR Zentrum für Kulturproduktion 

Speichergasse 4, 3011 Bern www.progr.ch 

R A U M 

Militärstrasse 60, 3014 Bern 

Mi-Fr 16:00-19:00 h / Sa 12-16:00 h 

Margareta Scheidegger 

wegweisendepunkte 

Malerei Objekte Zeichnungen 

Vernissage. 1.9., 18:00-21.00 h 



Wartsaal 3: Simon Messer, Bilderausstellung; 7.9 - 17.9. 

Finissage: 22.9., 18:00-21.00 h 

Der Weg kommt, indem wir gehen 

Zeitzeugen im Gespräch: Kurt Marti 

15.9., 20.00 h 

Schloss Hünigen 

3510 Konolfingen 

Täglich von 8:00-21:00 h 

SLM Kunstausstellung 

Dorfplatz 5, 3110 Münsingen / T 031 724 11 

11 

Mo-Do 8:00-12:00 h & 13:30-17:00h / Fr 

8:00-12:00 h & 13:30-18:00 h 

Stadtgalerie 

Hodlerstrasse 22 + 24A 3011 Bern 

T 031 311 43 35 

Mi-So 14:00-17:00 h 

Ronny Hardliz 

Poetry makes nothing happen 

bis 9.9. 

Wartsaal 3 

Helvetiaplatz 3, 3005 Bern 

T 031 351 33 21 

Di - Fr von 15:00-19:00 h / Sa 10:00-17:00 h 

/ So 14:00-18:00 h 

Simon Messer 

Malerei 

Vernissage 7.9., 18:00 h 

7.9 - 17.9. 

Ausschnitt aus dem Programm 

der Bieler Fototage: 

Dominik Imhof 

Augenspiel 

■ Endlich ist es wieder weg. Wir mussten 

wieder einmal lange warten. Mussten 

sogar die Badehose aus der hintersten 

und nicht wenig verstaubten Ecke unseres 

Schrankes – eigentlich demjenigen für 

Winterkleider – herauskramen und uns in 

die Sonne legen: wie das restliche Barfussvolk, 

sonnencreme-beschichtet und sonnenbebrillt. 

Wo wir doch eigentlich lieber 

durch gut klimatisierte und kunstlichtbestrahlte 

Ausstellungsräume schlendern und 

flanieren. Wo wir doch lieber unsere käsige 

Wintergesichtsfarbe behalten, anstelle 

der aufdringlichen Jürgen Drews-Lookalike 

Sommerbräune. Wo wir doch lieber 

adrett gekleidete Menschen und bestimmt 

nicht halbnackte Fleischberge sehen. Jetzt 

ist es überstanden. Das Kunstsommerloch 

ist weg! Still aber stetig vom Regen weggewaschen. 

Gottlob. 

Eine Vernissage folgt neuerdings der 

nächsten auf dem (Halbschuh-umhüllten) 

Fusse, oder gleich zwei, nein drei gleichzeitig. 

Und am nächsten Abend gleich 

nochmals. Kaum weiss man, wo einem 

der Kopf steht. Das Hirn ist eh schon vom 

Kunstdruck und vom Kunstgelaber angeschwollen. 

Nur gut ist die Hitze weg, 

die unsere Birne im Zusammenspiel mit 

Kunst sicher zum platzen gebracht hätte. 

Vernissagen soweit das kunstverseuchte 

Auge reicht. Häppchen hier, Häppchen 

da. Einmal lecker und üppig, ein andermal 

eher mager und spärlich gesät und sowieso 

schon vom Buffetbüffel abgegrast - und 

zwar ratzekahl. 

Wer es noch nicht so deftig mag, dem sei 

nur ein Hinweis aus dem undurchschaubaren 

Kunstdschungel ans Herz gebettet: 

die «Bieler Fototage» feiern ihr zehnjähriges 

Bestehen und stellen den Menschen 

ins Zentrum, genauer: «Die Rückkehr der 

Physiognomie». An dreizehn Orten sind 

Fotografien von 29 Künstlerinnen und 

Künstlern zu sehen. Vom klassischen 

Schwarzweissporträt über Paninibilder 

bis hin zu Masken und Körperdetails ist 

alles zu sehen. Man gehe hin und schaue 

(www.bielerfototage.ch). 


BERNER MUSEEN 

BERN / BIEL / THUN 

Abegg-Stiftung 

Werner Abegg-Strasse 67, 3132 Riggisberg 

täglich 14:00-17:30 h 

Gewebtes Gold 

Metallfäden in der Textilkunst Stoffe mit 

Gold- und Silberfäden haben seit Alters 

höchste Bewunderung hervorgerufen. 

Schon das Alte Testament berichtet von Gewändern 

aus Gold und Purpur. bis 12.11. 

Antikensammlung Bern 

Hallerstrasse 12, 3012 Bern 

Mi 18:00-20:00 h 

Die Antikensammlung beherbergt nebst 

den Abgüssen (rund 230 Exponate antiker 

Skulpturen von den Anfängen der griechischen 

Archaik bis zur römischen Spätantike) 

auch eine kleine Sammlung mit originalen 

Fundstücken aus der griechisch-römischen 

Antike. 

Bernisches Historisches Museum 


Di-So 10:00-17:00 h 

Sonderausstellung «Albert Einstein» 

verlängert bis 15.10. 

Erlebnispark Physik 

Agenda: 

Streifzug durchs Mittelalter 

Leben im alten Bern 

So 3.9., 11:00 h 

»Musizieren, Lieben – und Maulhalten!” Albert 

Einsteins Beziehung zur Musik 

Buchvernissage 

Fr 8.9., 18:00 h 

Praktizieren und Repräsentieren 

Szenen aus dem Berner Rathaus 

So 10.9., 11:00 h 

»Freud euch” - Sigmund Freud – Strecken 

und Erkenntnisse 

Filpräsentation mit dem Filmemacher Otto 

Brusatti 

Do 21.9., 18:30 h 

Die Geburt der Götter 

Religion in der Urgeschichte 

So 24.9., 11:00 h 

Wonders Science Festival 

Das Bloomfield Science Museum Jerusalem 

zu Gast im Historischen Museum Bern. 

Do 28.9. bis Fr 29.9., 10:00- 17:00 h 

Centre Dürrenmatt 

Chemin du Pertuis-du-Sault 74, 2000 

Neuchâtel 

Mi-So 11:00-17:00 h 


Dauerausstellung: Friedrich Dürrenmatt, 

Schrifsteller und Maler. 

Christel Bak-Stalter, Malerin 

bis 3.9. 

Heilsarmeemuseum 

Laupenstrasse 5, 3001 Bern 

Di-Do 9:00-12:00 h & 14:00-17:00 h 

Dokumente, Zeitschriften, Bilder, 

Fotos,Grammophonplatten, Kassetten, Musikinstrumente 

und andere Sammelobjekte. 

Institut für Archäologie der Universität 

Bern 

Länggassstrasse 10, 3012 Bern 

Historische Fotografien aus dem Heiligen 

Land 

bis 31.9. 

Kunsthaus Centre Pasqu’art 

Seevorstadt 71-75, 2502 Biel 

Mi-Fr 14:00-18:00 h / Sa&So 11:00-18:00 h 

PHOTOsuisse 

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia 

und das CentrePasquArt präsentieren anlässlich 

der 10. Bieler Fototage die Ausstellung 

PHOTOsuisse 

2.9. - 29.10. 

Carola Bürgi 

Klangkörper 

Vernissage Sa 2.9., 17:00 h 

3.9. - 29.10. 

Unter 30 IV Junge Schweizer Kunst 

Vernissage Sa 2.9., 17:00 h 

3.9. - 8.10. 

Begegnung mit der Künstlerin Carola Bürgi 

Gespräch mit Carola Bürgi, moderiert von: 

Caroline Nicod 

23.9., 17:00 h, Salle Poma 

Kunsthalle Bern 


Mi-So 10:00-17:00 h / Di 10:00-19:00 h 

pre-emptive 

Die Ausstellung will eine Situation beschwören, 

die der Verwirklichung und 

Möglichkeit jeglicher Kontrolle vorgreift, sie 

also «vermeidet». Sie bietet einen Ort voller 

Möglichkeiten, womit sie zur Reflexion über 

das Nicht-stattfinden von Geschichte, zum 

Nachdenken über die Spezifizität und Unausweichlichkeit 

eines Ereignisses wird. 

bis 1.10. 

Kunstmuseum Bern 

Hodlerstrasse 8-12, 3007 Bern 

Di 10:00-21:00 h / Mi-So 10:00-17:00 h 

Werner Witschi - Gemälde und Plastiken 

aus der Sammlung 

bis 1.11. 

Elsbeth Böniger Christian Indermühle - 

Wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche, bis 

10.9. 

Christian Waldvogel 

Erdkrümmung, bis 10.9. 

Susan Frecon: Aquarelle 

Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des 

Kunstmuseums, bis 24.9. 

Meret Oppenheim 

Retrospektive: mit ganz enorm wenig viel, 

bis 8.10. 

Kunst über Mittag 

Mi, 6.9., 12:30-13:00 h 

Kunstmuseum Thun 

Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun 

Di-So 10:00-17:00 h / Mi 10:00-21:00 h 

Choosing my Religion 

15.9. - 19.11. 

Vernissage: Do 14.9., 19:00 h 

Museum Franz Gertsch 

Technikumstrasse 2, 3400 Burgdorf 

Mi-Fr 15:00-19:00 h / Sa&So 13:00-17:00 h 

Franz Gertsch - Monumentale Holzschnitte 

bis 1.10. 

Li Trieb - Archiv der Augenblicke 

bis 1.10. 

Veranstaltungen: 

director’s view 

13.9., 18:00-19:00 h 

Rundgang durch die aktuelle Ausstellung 

mit Dr. Reinhard Spieler, Direktor museum 

franz gertsch 

Workshop «Lichtpunkte und Farbe» 

22.9., 17:00-21:00 h und 23.9., 10:00-17:00 h 

Ein zweitägiger, praktischer Workshop 

zur Technik des Holzschnittes bei Franz 

Gertsch, mit Ueli Sonderegger, dipl. in Gestaltung 

und Kunst. Mitbringen: Arbeitskleider/Schürze. 

Museum für Kommunikation 

Helvetiastrasse 16, 3005 Bern 

Di-So 10:00-17:00 h 

reisegelb – 100 Jahre Postauto in der 

Schweiz 



Öffentliche Führungen: 

So 11:00 h: reisegelb - 100 Jahre Postauto in 

der Schweiz 

So 13:00 h: Top Secret - Von Hieroglyphen, 

Hackern und Codetalkers 

So 15:00 h: Abenteuer Kommunikation im 

Überblick 

Museum Neuhaus Biel 

Schüsselpromenade 26, 2501 Biel 

Di-So 11:00-17:00 h / Mi 11:00-19:00 h 

«pigeon vole!» Acht Auseinandersetzungen 

von zeitgenössischen Künstlerinnen und 

Künstlern mit dem Thema «Vögel» 

bis 1.10. 

Buchvernissage 

«Die Welt der Vögel. Werke Léo-Paul und 

Paul-André Robert» 

6.9., 18:00 h 

Führung durch die Ausstellung «Ravitaillement 

– Nachschub» 

20.9., 18:00 h 

Naturhistorisches Museum 

der Burgergemeinde Bern 

Bernastrasse 15, 3005 Bern 

Mo 14:00-17:00 h / Di/Do/Fr 9:00-17:00 h 

Mi 9:00-18:00 h, Sa&So 10:00-17:00 h 

«natürlich vernetzt» bis 1.10. 

Skelette - Die grosse Knochenschau 

Psychiatrie Museum Bern 

Bolligenstrasse 111, 3060 Bern 

Mi 14:00-16:00 h 

Neben historisch wichtigen Gegenständen 

und Dokumenten beherbergt das Museum 

auch eine Sammlung bildnerischer Patientenarbeiten, 

die mehrheitlich auf jener Morgenthalers 

beruht. Sie umfasst über 2500 

Bilder (Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder 

und Collagen), rund 1500 Textblätter sowie 

viele Stoffarbeiten, Objekte aus Holz, Ton, 

Keramik und anderen Materialien. 

Schloss Landshut 

Schweizer Museum für Wild & Jagd 

3427 Utzenstorf 

Di-Sa 14:00-17:00 h (bis Saisonschluss am 

15.10.) 

Abnorm? Vom Kopfschmuck bei Reh und 

Steinbock 

Abnormes hat schon immer unser Interesse 

geweckt. Was aber ist abnormal und was 

normal!? Eine klare Abgrenzung zu setzen, 

ist und bleibt sehr oft heikel, die Begründung 

des normalen Ansichtssache. Die 

diesjährige Sonderausstellung im Schweizer 

Museum für Wild und Jagd, Schloss Landshut, 

nimmt am Beispiel der Stirnaufsätze 

von Reh- und Steinwild dieses Thema auf, 

Normales und Abnormes sollen sichtbar gemacht 

werden. 

bis 15.10. 

Falknerei - Beizjagd heute 

28.9., 18:00 h 

Schlossmuseum Thun 

Schlossberg 1, 3600 Thun 

täglich 10:00-17:00 h 

Das historische Museum mit einmaliger 

Aussicht auf Stadt, See und Alpen. 

Sonderausstellungen: 

Schwarzpulverherstellung 

bis 31.10. 

5000 Jahre. Abgetaucht - 20 Jahre Unterwasserarchäologie 

im Bielersee 

bis 31.10. 

Thun - gestern und heute 

bis 31.10. 

Schweizerische Landesbibliothek 

Hallwylstrasse 15, 3003 Bern 

Mo-Fr 9:00-18:00 h / Sa 9:00-16:00 h / So 

11:00-17:00 h 

Patricia Highsmith (1921-1995) 

Patricia Highsmith ist weltbekannt für ihre 

Kriminalromane. Die letzten fünfzehn Jahre 

ihres Lebens hat sie in der Schweiz verbracht, 

im Tessin, wo sie 1995 gestorben ist. 

Die Autorin zeigte ein grosses Interesse für 

Neurotiker und Psychopathen, wenn nicht 

gar eine zärtliche Zuneigung. 

bis 10.9. 

Schweizerisches Alpines Museum 


Mo 14:00-17:00 h / Di-So 10:00-17:30 h 

«Gletscher im Treibhaus. Ernste Signale aus 

der alpinen Eiswelt» 

Vom gewaltigen Eisstrom des Rhônegletschers, 

der auf der Postkarte von 1900 hinter 

dem Hotel Belvédère ins Tal gleitet, ist 

auf der aktuellen Aufnahme nichts mehr zu 

sehen. Stattdessen nackter grauer Fels, ein 

Bach und die zurückgezogene Gletscherzunge 

weit oberhalb des Hotels.Ein einzigartiges 

Landschaftsbild droht verloren zu 

gehen. Gehören wir zur letzten Generation, 

die die grossartigen Eisriesen bewundern 

kann? 

1.9. - 25.3.07 

»Himalaya – Klimawandel auf dem Dach der 

Welt” 

Bildvortrag in Englisch mit deutscher Zusammenfassung. 

Moxuan Li, Klima- und 

Energieexpertin, Greenpeace China 

Mi 27.9., 18:30 h 

Schweizerisches Schützenmuseum Bern 

Bernastrasse 5, 3005 Bern 

Di-Sa 14:00-17:00 h / So 10:00-12:00 h & 

14:00-17:00 h 

Mit eisernem Arm - mit festem Aug. Scharfschützen 

an den Unspunnenfesten von 1805 

und 1808 

bis 29.10. 

Stadt- und Universitätsbibliothek Bern 

Münstergasse 61, 3007 bern 

Mo-Fr 8:00-20:00 / Sa 8:00-12:00 h 

Himmel und Erde: Ptolemaios, der Astronom 

und Geograph 

bis 14.10. 

Stiftung Historisches Erbe SBB 

Bollwerk 12, 3000 Bern 65 

Mo-Fr 9:00-12:00 h & 13:30-17:00 h 

Die Infothek der Schweizer Bahngeschichte 

zum Nachlesen und Ansehen. 

Unsere öffentlich zugängliche Infothek bietet 

Ihnen u. a. folgende Dienstleistungen an: 

regelmässige Publikation ausgewählter Neuerscheinungen. 

Beratung in Dokumentationsfragen 

und bei Recherchen. Leseplätze 

mit Internetarbeitsplatz, Lexika usw. Konsultationsmöglichkeit 

für aktuelle Zeitschriften, 

Wörterbücher, Nachschlagewerke und 

aktuelle Fahrpläne ausländischer Bahnunternehmungen. 

Zugang zu den historischen 

und audiovisuellen Archiven (auf Voranmeldung). 

Bereits 1923 wurde die Bibliothek 

der Generaldirektion SBB gegründet. Später 

wurde sie zum Dokumentationsdienst 

erweitert und seit 1996 ist sie als «Infothek 

SBB» bekannt. 1999 wurden ihr die Plakatsammlung 

und 2001 das historische Archiv, 

das Fotoarchiv, - und Videoarchiv anvertraut. 

2002 wurde sie in die neu gegründete Stiftung 

Historisches Erbe der SBB integriert. 

Die Bestände der Bibliothek und Archive 

werden laufend ergänzt und erweitert. 

Zentrum Paul Klee 

Monument im Fruchtland 3, 3031 Bern 

Di-So 10:00-17:00 h / Do 10:00-21:00 h 

Kindermuseum Creaviva 10:00-17:00 h, Do 

bis 21:00 h 

Paul Klee – Melodie und Rhythmus 

9.9. - 12.11. 

Sämtliche Führungen und Aktivitäten finden 

Sie in der ensuite kulturmagazin agenda 

und unter www.zpk.org

art - Ensuite

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