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JAZZ<br />

Foto: Caroline Ritz<br />

«bee-fl at» befragt<br />

Von Caroline Ritz - Ein Interview mit dem Programm- und Geschäftsleiter Christian Krebs von «bee-fl at» in Bern<br />

Kannst Du kurz etwas zum Verein «bee-fl at»<br />

erzählen?<br />

«bee-fl at» wurde im Jahr 2000 von Jakob Flükiger<br />

ins Leben gerufen. Ziel des Vereins war und ist<br />

es, dem Jazz und jazzverwandter Musik eine Plattform<br />

zu geben. Nach drei Jahren erfolgreicher Veranstaltertätigkeit<br />

wurde der Betrieb eingestellt und<br />

«bee-fl at» schaltete eine einjährige Verschnaufpause<br />

ein. Im Herbst 2004 wurde der Verein «beefl<br />

at» wieder aktiv und baute zusammen mit der<br />

Après-Soleil GmbH die Turnhalle im PROGR auf. Der<br />

Umbau wurde aus eigenen Mitteln fi nanziert. Der<br />

PROGR, das Zentrum für Kulturproduktionen und<br />

die Café-Bar Turnhalle sind unabhängige P<strong>art</strong>ner<br />

von «bee-fl at».<br />

Wie sieht es mit der Finanzierung von «beefl<br />

at» aus?<br />

Der Verein fi nanziert sich zu ca. 90% selber<br />

durch Einnahmen aus den Veranstaltungen, Mitgliederbeiträgen,<br />

Spenden und Gönnerbeiträgen. Aus<br />

öffentlicher Hand erhalten wir Gelder von der Stadt<br />

und dem Kanton Bern, von der Burgergemeinde und<br />

aus dem Südkulturfond. Von der Stadt Bern fl iessen<br />

jährlich 20‘000 Franken in «bee-fl at» ein. Das sind<br />

schwierige Voraussetzungen, um einen Betrieb professionell<br />

und längerfristig führen zu können. Der<br />

Verein ist um jede fi nanzielle Unterstützung dankbar.<br />

Gibt es eine Formel bei der Programmgestaltung?<br />

Ja. Primär sind Qualität und Aktualität gefragt.<br />

Wir veranstalten immer sonntags und führen parallel<br />

zum Konzertbetrieb die Disco Electronic Tribal<br />

am ersten Freitag im Monat durch. Das Konzertprogramm<br />

ist in vier Serien unterteilt: «Jazz», wo internationale<br />

und richtungsweisende Schweizer Bands<br />

auftreten. Dann bieten wir die Serie «Jazz Connected»<br />

an. Hier unterstützen wir vor allem junge Projekte,<br />

Mischformen von Musik im Randbereich. Die<br />

Serie lässt Überschneidungen mit elektronischen<br />

14<br />

Rhythmen und Klängen, mit Musik aus anderen<br />

Teilen der Welt oder avantgardistischen Elementen<br />

zu. «Solo Performing Artist» ist eine weitere Serie<br />

bei «bee-fl at». Hier bieten sich namenhafte internationale<br />

und nationale Konzerte an. Intimität und<br />

das persönliche Engagement eines Einzelauftritts<br />

kommt dabei in seiner ganzen Fülle zum tragen.<br />

Frauen aus dem Weltsüden und aus den Oststaaten<br />

präsentieren wir in der Serie «World Women<br />

Voices». Die Serie soll Stimmen und Klängen aus<br />

anderen Teilen der Welt Gehör verschaffen und der<br />

Tatsache Rechnung tragen, dass Frauen im Musikgeschäft<br />

auch heute noch eine sehr untergeordnete<br />

Rolle spielen.<br />

Stehen sonstige Projekte an?<br />

Da wir in den PROGR eingebunden sind, ist die<br />

enge Zusammenarbeit mit der Leitung, der Café-<br />

Bar Turnhalle, sowie mit anderen Veranstaltern Teil<br />

der Förderpraxis von «bee-fl at». Es ist ein gegenseitiges<br />

Bedürfnis, dass auch für Projekte mit einem<br />

experimentellen und multidisziplinären Charakter<br />

Platz geboten wird und dass beispielsweise Co-Produktionen<br />

mit den Festivals «Afrique Noir» oder<br />

«AuA wir leben» angestrebt werden. Es stehen immer<br />

wieder neue Projekte an. Es ist auch spannend<br />

und abwechslungsreich, Erfahrungen mit anderen<br />

Veranstaltern zu sammeln.<br />

Wie sieht es mit der Konkurrenz in Bern aus?<br />

Und wie ist die Zusammenarbeit unter den Veranstaltern?<br />

Die Konkurrenzsituation ist ein wenig vertrackt,<br />

aber nicht ausweglos. Betroffen sind die Veranstalter,<br />

die Stadt Bern und die Musikerszene in Bern. Es<br />

sind gemeinsame Gespräche im Gang, die bald eine<br />

Lösung herbeiführen sollten. Über die Inhalte der<br />

Diskussionen möchte ich mich zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht äussern. Es ist sicher ein Ziel von «bee-fl at»,<br />

langfristig ein Zentrum für zeitgenössische Musik<br />

im Bereich Jazz zu schaffen. Ob dies in der Turnhalle<br />

sein wird, kann ich nicht garantieren. Fakt ist,<br />

dass die zentrale Lage und die attraktive Lokalität<br />

vorteilhaft sind. Zudem haben sich die Turnhalle<br />

und der PROGR in den letzten eineinhalb Jahren<br />

zur Identität und zum Kreativort vieler Kunstschaffender<br />

und Kulturinteressierter entwickelt. Darum<br />

werden wir uns sicherlich für das Weiterbestehen<br />

und die Weiternutzung einsetzen. Wichtiger Veranstaltungsp<strong>art</strong>ner<br />

von «bee-fl at» ist das «moods» in<br />

Zürich. Hier fi nden ein reger Kontakt und Austausch<br />

statt.<br />

Musikorganisationen sind oft auf ehrenamtliche<br />

Mitarbeit angewiesen. Wie sieht das bei Euch<br />

aus? Können Löhne bezahlt werden?<br />

«bee-fl at» ist fast vollumfänglich auf Freiwillige<br />

angewiesen. Das gilt für die Arbeiten an der Kasse<br />

über die Bar, die Buchführung, den technischen<br />

Support bis hin zur PR. Der Konzertbetrieb beschäftigt<br />

sieben Leute im Vorstand plus eine Geschäftsleitungsstelle,<br />

für die diesen Sommer erstmals 60<br />

Stellenprozente geschaffen wurden. Der Herausforderung<br />

der Programmleitung und dem Erledigen<br />

der Tagesgeschäfte nehme ich mich seit zwei Jahren<br />

an und hoffe natürlich auf ein gutes Gelingen<br />

– auch in Zukunft (lächelt).<br />

Wie siehst Du die Schweizer Jazzszene?<br />

Ich sehe und höre sie gerne. Wie gesagt, ist es<br />

Ziel des Vereins, in Zukunft vermehrt interessante<br />

und richtungsweisende Schweizer Bands ins Programm<br />

zu integrieren. Angesichts des Gesamtprogramms<br />

bietet es sich an, mehr Gewicht auf<br />

Schweizer Produktionen zu legen und so junge und<br />

talentierte Schweizer Musiker in ein hochkarätiges<br />

Programm einfl iessen zu lassen. Das fi nde ich für<br />

die nächste Saison absolut wichtig und anstrebenswert.<br />

Hast Du Favoriten?<br />

Es gibt viele … Doch meine persönlichen Vorlieben<br />

dürfen nicht primär ausschlaggebend für das Programm<br />

sein. Es gibt viele gute Projekte und Musiker,<br />

deren Schaffen ich nicht gerne einander gegenü-<br />

ensuite - kulturmagazin Nr. 45 | september 06

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