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BÜHNE<br />
king kong ohne fokus<br />
auf den affen Bild: zVg.<br />
Von Magdalena Nadolska – Vorschau auf das neue Stück von Schauplatz<br />
International im Tojo: «King Kong an den blutigen Stränden der Zivilisation<br />
– Château Europe II»<br />
■ Eine Künstlergruppe reist ohne Geld, aber<br />
mit einer guten Idee an die Costa del Sol: Es soll<br />
eine Adaption des Filmes «King Kong» gedreht<br />
werden. Ein Grund für den Schauplatz Andalusien<br />
ist «Mini-Hollywood». Diese Themenparks<br />
dienten als Drehort für diverse Westernfi lme, die<br />
Gegend verspricht also tolle Drehorte. Da man vor<br />
der Küste Andalusiens jährlich mit etwa Tausend<br />
toten Flüchtlingen rechnet, will die Gruppe auch<br />
das Flüchtlingsthema in ihrem Film aufgreifen.<br />
Doch der Plan misslingt. Einerseits, weil man<br />
keine Flüchtlinge fi ndet, andererseits weil die<br />
Filmemacher mit der eigenen Angst vor dem<br />
Fremden konfrontiert werden.<br />
Die Künstlergruppe nennt sich Schauplatz International<br />
und der Film ist ihr neues Projekt, eine<br />
Koproduktion der Münchner Kammerspiele. Auf<br />
der thematischen Ebene ist es eine Weiterführung<br />
des Stücks «Châteu Europe. Der Superasylantenslam».<br />
2004 wurde diese Recherchearbeit<br />
über das Schweizer Asylwesen im Tojo aufgeführt<br />
und im selben Jahr in das Festival auawirleben aufgenommen.<br />
«King Kong an den blutigen Stränden<br />
der Zivilisation – Château Europe II» ist eine Filmvorführung<br />
mit szenischem Rahmen. In München<br />
wurde der auf schweizerdeutsch gedrehte Film<br />
vor dem Publikum simultan übersetzt. Dies fällt in<br />
Bern selbstverständlich weg. Wie bereits in früheren<br />
Projekten von Schauplatz International bewegen<br />
sich die Darstellenden auf der Bühne irgendwo<br />
zwischen einer Figur und der eigenen Privatperson.<br />
Die Idee, den Film in Andalusien zu drehen, entstand,<br />
weil das Gebiet verschiedene Konfl ikte in<br />
sich birgt. Da wäre zum einen das schon erwähnte<br />
Flüchtlingsproblem. Die Südküste von Spanien ist<br />
die Aussengrenze Europas. Beinahe täglich versuchen<br />
Flüchtlinge, unser Kontinent auf Schiffen<br />
zu erreichen. M<strong>art</strong>in Bieri von Schauplatz International:<br />
«Mittlerweile befi ndet sich dort ein zweiter<br />
Eiserner Vorhang. Es gibt sogar ein Überwachungssystem,<br />
das von der EU fi nanziert wird.»<br />
Problematisch ist ebenfalls die wirtschaftliche<br />
Situation des Obst- und Gemüseanbaus. Illegal und<br />
unter erbärmlichen Bedingungen arbeiten auf den<br />
Plantagen Hunderte von Schwarzarbeitern – die<br />
zuvor ihr Leben riskiert haben, um nach Europa zu<br />
gelangen. Die Früchte, die dort geerntet werden,<br />
kann man bei uns in den Läden kaufen... Das Thema<br />
des neuen Stücks von Schauplatz International<br />
wird deutlich. «Wir zeigen die gesamteuropäische<br />
Einstellung zum folgenden Sachverhalt: Tausende<br />
von Menschen kommen nach Europa und man hat<br />
offensichtlich etwas dagegen. Es herrscht eine<br />
Ambivalenz zwischen Ablehnung des Fremden,<br />
der Angst davor und gleichzeitig der Ausbeutung<br />
einer prekären politischen Situation», antwortet<br />
Bieri auf die Frage nach einer Aussage des Stücks.<br />
So verlässt die Filmcrew ihren Schauplatz mit<br />
einem mulmigen Gefühl. Auch sie empfi ndet sich<br />
als Profi teur – mit genügend Filmmaterial, in dem<br />
die weisse Frau Europa und King Kong die Migranten<br />
verkörpern.<br />
«King Kong an den blutigen Stränden der Zivilisation<br />
– Château Europe II»<br />
Von und mit: M<strong>art</strong>in Bieri, Anna-Lisa Ellend, Albert<br />
Liebl, Lars Studer, Corina Schwingruber.<br />
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ensuite - kulturmagazin Nr. 45 | september 06 9