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KI O<br />
i n d e r R e i t s c h u l e<br />
N<br />
Für das Tagesprogramm die Tageszeitung oder das Internet www.bernerkino.ch<br />
LICHTSPIEL<br />
www.reitschule.ch / Telefon 031 306 69 69 www.lichtspiel.ch / Telefon 031 381 15 05 www.pasqu<strong>art</strong>.ch / Telefon 032 322 71 01<br />
Stummfi lme in der Grossen Halle vom 8.-16.9.:<br />
Mit drei Beispielen zeigt das Kino in der Reitschule<br />
zu Saisonbeginn die Vielfalt und die unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten, Stummfi lme mit Live-Musik<br />
zu begleiten: Le Mariage de Mademoiselle Beulemans<br />
(Julien Duvivier, 1926/27) ein Melodram mit<br />
Happyend über Liebe, Macht und Verrat wird begleitet<br />
mit der Live-Musik von Marco Dalpane und<br />
Musikern aus Bologna. Für Dalpane ist es wichtig,<br />
den richtigen Taktschlag und die richtige Spannung<br />
zu fi nden, die es der Musik erlaube, in wechselnde<br />
Beziehungen zu den Bildern zu treten. In<br />
Der Mann mit der Kamera (Dsiga Wertow, 1929)<br />
nimmt der deutsche Komponist und Klangkünstler<br />
Werner Cee das Collage-Prinzip von Wertow auf<br />
und fügt eine Filmmusik hinzu, «die niemals den<br />
Film kommentieren oder illustrieren, sondern ihm<br />
nur weitere Ebenen hinzufügen kann.»<br />
Wieder zu sehen ist Migration - Migraton, (2005)<br />
eine Film- und Bilddokumentation von Giorgio Andreoli<br />
und Paed Conca. Der Komposition Migraton<br />
liegt die Auseinandersetzung mit dem Umgang<br />
von MigrantInnen zu Grunde. Daraus ist kein pathetisches<br />
Machwerk hervorgegangen, sondern<br />
ein Musikfi lm, der bewegt, aufwühlt und versöhnt.<br />
Die Musiker: Michael Thieke, Frank Crijns, Fabrizio<br />
Spera, Paed Conca.<br />
VERRÜCKT - Wer verrückt wen? Ein Beitrag des<br />
Kinos, das Tabuthema der psychischen Krankheit,<br />
das jede/n zu jeder Zeit treffen kann, dem Publikum<br />
ein Stück näher zu bringen. Mit dem Klassiker<br />
von Leopold Lindtberg Matto regiert und Utopia<br />
Blues (Schweizer Filmpreis 2002) von Stefan<br />
Haupt, sowie Tarnation von Jonathan Caouette.<br />
Die Reihe wird im Oktober weitergeführt.<br />
Nicht mehr im Bierhübeli, sondern neu im Kino in<br />
der Reitschule sind künftig die «warmen Filme»<br />
der Gruppe UNCUT zu sehen. Ab 21. September,<br />
jeden zweiten Donnerstag. UNCUT will spannende<br />
und provozierende Filme zeigen und ein gemütlicher<br />
Treffpunkt sein für alle Lesben, Schwule,<br />
Bi und Transgender und alle ihre FreundInnen in<br />
Bern. Als erster Film in dieser Reihe ist Ang Lees<br />
Wedding Banquet zu sehen.<br />
Hermann Gattiker In ihrem Buch «Neue Musik in<br />
alten Mauern» dokumentiert Doris Lanz ein faszinierendes<br />
Stück Berner Konzertgeschichte: die<br />
von Hermann Gattiker von 1940-67 durchgeführten<br />
«Hausabende für zeitgenössische Musik». Auf<br />
der Leinwand zeigen wir einige Filmaufnahmen<br />
Gattikers. Dazu und dagegen, nicht damit, musiziert<br />
das Trio «Rockpost» (Beat Schneider Cello,<br />
Michi Pfeuti Kontrabass, Fran Lorkovic Drums). (Fr<br />
1.9., 20:00 h)<br />
Nach dem Sturm In dieser frisch restaurierten<br />
Filmperle von Gustav Ucicky aus dem Jahr 1948<br />
versucht die Klaviervirtuosin Barbara, ihre traumatischen<br />
Erinnerungen aus dem Arbeitslager zu<br />
verarbeiten und einen Neuanfang zu wagen. Sie<br />
verliebt sich neu. Als plötzlich ihr totgeglaubter<br />
früherer Verlobter auftaucht, der als einzige Habe<br />
ein Barbara gewidmetes Klavierkonzert besitzt,<br />
gelingt es der jungen Frau nicht, sich für einen<br />
der beiden Geliebten zu entscheiden. Ein Gewitter<br />
braut sich zusammen. (Mo 4.9., 20:00 h)<br />
Hair 1967 verlässt Claude Hooper Bukowski das<br />
ländliche Oklahoma, um New York kennenzulernen<br />
und anschliessend in den Vietnamkrieg zu ziehen.<br />
Im Central Park trifft er auf eine Clique von Hippies,<br />
die ihn ins Reich der Drogen einführen und<br />
gleichzeitig Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen<br />
lassen. Formans Musicalverfi lmung sprach<br />
für eine ganze Generation, die ihrem Protest nicht<br />
nur durch wilde Haarmähnen Ausdruck verlieh. (Mi<br />
13.9., 20:00 h)<br />
La petite dame du Capitole Lucienne Schnegg<br />
ist eine kleine Frau voller Energie: mit 80 Jahren<br />
leitet sie immer noch das Kino ‚Capitole‘, wo sie<br />
1949 als Sekretärin begann und heute zugleich<br />
Kassiererin, Putzfrau und Direktorin ist. Eine Hommage<br />
an die Leidenschaft für‘s Kino. Im Vorfi lm<br />
Marcellin Babey wird ein Drechsler vorgestellt,<br />
der Dudelsäcke nachbaut und spielt, seit er herausgefunden<br />
hat, dass die Welschen Dudelsack<br />
spielten, bevor es ihnen die Berner verboten. Die<br />
Filme werden von der Regisseurin Jacqueline Veuve<br />
und dem Kameramann Peter Guyer persönlich<br />
präsentiert. (Fr 15.9., 20:00 h im Lichtspiel; ab 17.9.<br />
als Sonntagsmatinée im Kellerkino, 11:00 h)<br />
Aki Kaurismäki<br />
Nach Locarno nun auch in Biel: Während in den<br />
Schweizer Kinos im September der neuste Film des<br />
Finnen Aki Kaurismäki, Lights in the Dusk, anläuft,<br />
zeigt das Filmpodium eine nicht ganz vollständige<br />
Retrospektive. Mit den Leningrad Cowboys, den<br />
ausgefl ippten Musikern mit ihren Ha<strong>art</strong>ollen und<br />
unglaublich spitzen Schuhen (kreiert vom Regisseur<br />
persönlich), schaffte Kaurismäki seinerzeit<br />
den Durchbruch bei uns im südlichen Westen. Bereits<br />
in seinem Erstling Crime and Punishment, einer<br />
Dostojewski-Adaptation, sind die Stilmerkmale<br />
seiner Filme und seiner Themen klar auszumachen:<br />
minimalistische Erzählweise, unspektakuläre<br />
Kameraführung, karge, oft statische Bilder und die<br />
wortkargen, nur selten lächelnden ProtagonistInnen,<br />
die man aus seinen Proletarier- und Loser-Trilogien<br />
kennen und lieben gelernt hat.<br />
Die Menschen aus Kaurismäkis Filmuniversum<br />
sind Aussenseiter, Randständige. Sie leben in den<br />
Vorstädten von Europas Metropolen. Diese zu kurz<br />
gekommenen Menschen bewegen sich würdevoll<br />
in heruntergekommenen Milieus und versuchen<br />
sich in einer ihnen feindlich gesinnten Welt zu behaupten.<br />
Der Blick des Regisseurs ist ein den Menschen<br />
zugeneigter, liebender, mitfühlender Blick.<br />
Zu sehen sind: Match Factory Girl: Die Geschichte<br />
einer ausgebeuteten Frau, deren Rache<br />
erhabener nicht sein könnte. Ariel: Ein Film «so<br />
dunkel und schön wie ein Septemberabend.» (A.K.).<br />
I Hired a Contract Killer: Die Geschichte eines<br />
lebensmüden Franzosen in London, der die Liebe<br />
entdeckt: La vie de bohème: Französisch sprechende<br />
Finnen und Möchtegernkünstler in einem<br />
Pariser Vorort auf Herni Murgers Spuren. Take<br />
care of your scarf, Tatjana: Inspiriert von Kaurismäkis<br />
Jugenderinnerungen. Drifting Clouds: Eine<br />
Art heutiger Neorealismus (A.K.) The Man without<br />
a Past: Eine Refl exion ethischer Grundfragen wie<br />
Glauben, Hoffnung und Liebe. Leningrad Cowboys<br />
go America: die schlechteste Rockband der Welt.<br />
Zu sehen ist auch ein Dokumentarfi lm über Kaurismäki<br />
von Guy Girard aus der Serie: Cinéma de<br />
notre temps.<br />
ensuite - kulturmagazin Nr. 45 | september 06 23