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Antike Mathematik: Euklid und die Elemente - Mathematik.de

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Buch II – geometrische Algebra<br />

Buch II <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong> beschäftigt sich mit geradlinig begrenzten Figuren wie Dreieck,<br />

Parallelogramm, Rechteck <strong>und</strong> Quadrat. Viele <strong>de</strong>r dort formulierten Sätze erinnern an<br />

Sachverhalte aus <strong>de</strong>r Algebra. Und in <strong>de</strong>r Tat hat sich zur Charakterisierung <strong>de</strong>s Inhalts<br />

von Buch II <strong>de</strong>r Begriff geometrische Algebra durchgesetzt.<br />

Ein Beispiel kann eine erste ungefähre Vorstellung von <strong>Euklid</strong>s geometrischer Algebra<br />

vermitteln. Man kennt aus <strong>de</strong>r Schulmathematik <strong>die</strong> 1. binomische Formel:<br />

(a + b) 2 = a 2 + 2ab + b 2<br />

Bei <strong>Euklid</strong> wird <strong>die</strong>ser Zusammenhang an Hand eines Quadrates mit <strong>de</strong>r Basis c = (a + b)<br />

behan<strong>de</strong>lt (Satz 4, Buch II). Betrachtet man <strong>die</strong> Fläche eines solchen Quadrates, kann<br />

man auf rein geometrischem Wege zur 1. binomischen Formel gelangen (vgl. Abb. 4).<br />

<strong>Euklid</strong> bleibt aber nicht bei <strong>de</strong>rart einfachen Beispielen<br />

stehen. In Satz 11, Buch II zeigt er, wie man rein<br />

geometrisch <strong>die</strong> quadratische Gleichung a(a -x) = x 2<br />

löst. Im Anschluss beweist <strong>Euklid</strong> <strong>de</strong>n verallgemeinerten<br />

Satz <strong>de</strong>s Pythagoras (Cosinus-Satz) für nicht<br />

rechtwinklige Dreiecke (Satz 12 u. 13, Buch II).<br />

Mo<strong>de</strong>rn fasst man <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen Sätze r<strong>und</strong> um<br />

<strong>de</strong>n klassischen Pythagoras Satz mittels <strong>de</strong>r cosinus<br />

Funktion in einem einzigen Satz (<strong>de</strong>m Cosinus-Satz)<br />

zusammen:<br />

Seien <strong>die</strong> drei Seiten eines beliebigen Dreiecks beliebig<br />

mit a, b, c bezeichnet <strong>und</strong> sei γ <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Seite c<br />

gegenüberliegen<strong>de</strong> Winkel, so gilt: 18<br />

a2 + b2- 2 ab • cos γ = c2 Abbildung 4: Die 1. binomische<br />

Formel in geometrischer Deutung<br />

(Satz 4, Buch II)<br />

Die zentrale Fragestellung von Buch II ist <strong>die</strong><br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Fläche geradlinig begrenzter, ebener Figuren. Diesem Zweck <strong>die</strong>nt auch<br />

<strong>die</strong> geometrische Algebra. <strong>Euklid</strong> interessiert sich für Regeln, nach <strong>de</strong>nen man <strong>de</strong>n einen<br />

Ausdruck für eine Größe durch einen an<strong>de</strong>ren Ausdruck für <strong>die</strong>selbe Größe ersetzen<br />

kann. So etwas zählen wir heute für gewöhnlich zur Algebra (s. 1. binomische Formel).<br />

Geometrisch ist <strong>Euklid</strong>s Algebra einerseits, weil es sich bei seinen Größen speziell um<br />

Flächen geometrischer Figuren han<strong>de</strong>lt. (Schließlich sucht er Möglichkeiten <strong>die</strong> Größe <strong>de</strong>r<br />

Flächen von allen Arten von geradlinig begrenzten, ebenen Figuren möglichst einfach <strong>und</strong><br />

elegant zu charakterisieren.) An<strong>de</strong>rseits ist seine Algebra aber auch geometrisch, weil <strong>die</strong><br />

Metho<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen er <strong>die</strong> Gültigkeit <strong>de</strong>r Regeln beweist, geometrisch sind.<br />

Für <strong>Euklid</strong> ist <strong>die</strong> Diskussion <strong>de</strong>r Fläche (<strong>de</strong>s Flächeninhalts) einer Figur erst dann<br />

befriedigend abgeschlossen, wenn man ein Verfahren angeben kann, das beschreibt, wie<br />

man zu einer gegebenen Figur ein (beweisbar) flächengleiches Quadrat konstruieren<br />

kann.<br />

Die heute typischen Formeln zur Flächenberechnung für <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen Gr<strong>und</strong>figuren<br />

wie Dreieck, Parallelogramm, Rechteck, etc. fin<strong>de</strong>t man übrigens bei <strong>Euklid</strong> so nicht.<br />

18 Ganz genau genommen hat <strong>Euklid</strong> ein kleines bisschen weniger bewiesen, als <strong>die</strong> mo<strong>de</strong>rne Formulierung ausdrückt.<br />

Man muss aber nur eine Ungeschicklichkeit bei <strong>de</strong>r Formulierung von Satz 13, Buch II än<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> schon ist auch<br />

<strong>die</strong>ses Problem beseitigt. Die Ungeschicklichkeit bei <strong>de</strong>r Formulierung von Satz 13, Buch II ist bereits früh<br />

aufgefallen. Es gibt eine alte Randbemerkung eines Kopisten (Scholion), <strong>die</strong> darauf hinweist.<br />

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