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Antike Mathematik: Euklid und die Elemente - Mathematik.de

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Buch VIII <strong>und</strong> IX – Zahlentheorie (Satz von <strong>Euklid</strong>)<br />

Die Bücher VIII <strong>und</strong> IX <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong> lassen sich thematisch nicht natürlich gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

abgrenzen. Sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>swegen gemeinsam behan<strong>de</strong>lt.<br />

Wie schon bei Buch VII wer<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n letzten Büchern <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong> zur<br />

Arithmetik ausschließlich natürliche Zahlen behan<strong>de</strong>lt. Das Thema <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Griechen sehr<br />

wohl bekannten Bruchzahlen wird gemie<strong>de</strong>n. Dadurch wer<strong>de</strong>n viele interessante Resultate<br />

<strong>de</strong>r antiken <strong>Mathematik</strong> ausgespart. Es ist <strong>de</strong>swegen nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass <strong>die</strong><br />

<strong>Elemente</strong> trotz ihrer Stellung als Referenzwerk im Bereich Geometrie, im Bereich<br />

Arithmetik niemals <strong>die</strong> gleiche Be<strong>de</strong>utung erreichten. Bis zum Erscheinen <strong>de</strong>s antiken<br />

Standardwerks für Arithmetik - <strong>de</strong>r Arithmetika <strong>de</strong>s Diophantes von Alexandria - vergingen<br />

allerdings noch mehr als 500 Jahre. Um 250 n.Chr. erschien <strong>de</strong>ssen ebenfalls in 13<br />

Bücher geglie<strong>de</strong>rtes Werk. Es war eine <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r späteren Reifung<br />

arithmetischer <strong>und</strong> algebraischer Metho<strong>de</strong>n im arabischen Raum. Hier war das Werk ab<br />

<strong>de</strong>m 10. Jahrh<strong>und</strong>ert in arabischer Übersetzung verfügbar <strong>und</strong> beflügelte (neben <strong>de</strong>n<br />

Werken von <strong>Euklid</strong>, Archime<strong>de</strong>s <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren) <strong>die</strong> islamische Blütezeit <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong>.<br />

Der Blickwinkel, unter <strong>de</strong>m <strong>Euklid</strong> Arithmetik (genauer: Zahlentheorie) betreibt, ist<br />

offensichtlich durch zwei Aspekte tief geprägt:<br />

(a) Die Neigung Arithmetik in Anlehnung an <strong>die</strong> Geometrie zu betreiben <strong>und</strong> schon<br />

allein <strong>de</strong>swegen geometrisch gut <strong>de</strong>utbaren Konzepten wie Quadrat- <strong>und</strong> Kubikzahlen<br />

beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit zu schenken;<br />

(b) Die Wertschätzung beson<strong>de</strong>rs ästhetischer Proportionen, wie <strong>de</strong>r geometrischen<br />

Proportion. 28<br />

Das Konzept <strong>de</strong>r geometrischen Proportion spielt in <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong> auch heute noch eine<br />

sehr wichtige Rolle. Hingegen hat <strong>die</strong> Aufmerksamkeit, <strong>die</strong> solche Konzepte wie Quadrat-<br />

o<strong>de</strong>r Kubikzahlen erhalten, mittlerweile <strong>de</strong>utlich nachgelassen.<br />

Zu (a): <strong>Euklid</strong> <strong>de</strong>finiert nicht nur <strong>die</strong> noch heute gängigen Begriffe <strong>de</strong>r Quadrat- <strong>und</strong><br />

Kubikzahl, son<strong>de</strong>rn er kennt auch noch <strong>die</strong> ebene Zahl (darstellbar als Produkt<br />

zweier natürlicher Zahlen) <strong>und</strong> <strong>die</strong> körperliche Zahl (darstellbar als Produkt dreier<br />

natürlicher Zahlen). Insbeson<strong>de</strong>re zu ebenen Zahlen beweist <strong>Euklid</strong> eine Vielzahl<br />

von Sätzen. Wie stark <strong>de</strong>r geometrische Zugang zur Zahlentheorie bei <strong>Euklid</strong> ist,<br />

erkennt man auch daran, dass er selbst in seinen arithmetischen Büchern zur<br />

Beweiserläuterung gern geometrische Skizzen verwen<strong>de</strong>t. Zahlen wer<strong>de</strong>n dabei als<br />

Strecken dargestellt.<br />

Zu (b): Vier natürliche Zahlen a, b, c, d heißen in Proportion stehend, wenn<br />

a : b = c : d. Sie stehen in geometrischer Proportion, wenn zusätzlich a : b = b : c<br />

(<strong>und</strong> damit auch b : c = c : d) erfüllt ist.<br />

Das Konzept <strong>de</strong>r geometrischen Proportion für 4 Zahlen lässt sich ganz natürlich<br />

zum Konzept <strong>de</strong>r geometrischen Folge für beliebig viele Zahlen verallgemeinern.<br />

Hat man eine Folge von Zahlen a, b, c, d, e, f, ... so spricht man von einer<br />

geometrischen Folge 29 falls:<br />

a : b = b : c = c : d = d : e = e : f <strong>und</strong> so fort gilt.<br />

28 Zur Begriffsklärung siehe weiter unten.<br />

29 <strong>Euklid</strong> (bzw. <strong>die</strong> verwen<strong>de</strong>te Übersetzung <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong>) benutzt hier <strong>de</strong>n Terminus geometrische Reihe. Ich ziehe<br />

<strong>de</strong>n aus mo<strong>de</strong>rner Sicht passen<strong>de</strong>ren Begriff <strong>de</strong>r geometrischen Folge vor.<br />

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