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Antike Mathematik: Euklid und die Elemente - Mathematik.de

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Der Aufbau <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong><br />

<strong>Euklid</strong>s <strong>Elemente</strong> glie<strong>de</strong>rn sich in 13 Bücher (Kapitel). Zeitweise waren Versionen <strong>de</strong>r<br />

<strong>Elemente</strong> mit 15 Büchern im Umlauf. Die Bücher 14 <strong>und</strong> 15 wer<strong>de</strong>n aber heute<br />

übereinstimmend als nicht authentisch <strong>und</strong> als spätere Hinzufügungen eingeschätzt.<br />

Thematisch umfassen <strong>die</strong> <strong>Elemente</strong> <strong>die</strong> Gebiete<br />

Planimetrie (Theorie <strong>de</strong>r Ebene sowie ebener Figuren),<br />

Stereometrie (Theorie <strong>de</strong>s 3-dimensionalen Raums sowie körperlicher Figuren),<br />

Arithmetik (Theorie <strong>de</strong>r Zahlen)<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> heute nicht mehr beson<strong>de</strong>rs aktuelle Proportionenlehre (Proportionenlehre<br />

<strong>de</strong>s Eudoxos).<br />

Das hohe Ansehen ver<strong>die</strong>nen sich <strong>die</strong> <strong>Elemente</strong> vor allen Dingen durch ihre Planimetrie.<br />

Hier wird das Konzept einer axiomatisch aufgebauten <strong>und</strong> streng beweisen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Mathematik</strong> beson<strong>de</strong>rs überzeugend vorgestellt. <strong>Euklid</strong> formuliert kein Programm o<strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>sätze, son<strong>de</strong>rn liefert einfach ein beeindrucken<strong>de</strong>s <strong>und</strong> faszinieren<strong>de</strong>s Beispiel<br />

dafür, wie stringent <strong>und</strong> exakt <strong>Mathematik</strong> sein kann.<br />

Ein gleichwertiger Ansatz zum axiomatischen Aufbau von Arithmetik <strong>und</strong> Stereometrie<br />

fehlt in <strong>de</strong>n <strong>Elemente</strong>n. Die stereometrischen Bücher vermitteln jedoch einen guten<br />

Eindruck vom Stand <strong>de</strong>r Stereometrie zu <strong>Euklid</strong>s Zeiten. Die arithmetischen Bücher<br />

beschränken sich auf <strong>die</strong> Theorie natürlicher Zahlen. Da eine Beschäftigung mit<br />

Bruchzahlen dort konsequent vermie<strong>de</strong>n wird, vermitteln sie keinen wirklich umfassen<strong>de</strong>n<br />

Eindruck vom Stand <strong>de</strong>r damaligen Arithmetik. Allerdings liefern sie einen w<strong>und</strong>erschön<br />

einfachen Beweis für <strong>die</strong> Existenz unendlich vieler Primzahlen.<br />

Die Proportionenlehre ist <strong>de</strong>r abstrakteste Teil <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong>. Sie liefert einen Einblick in<br />

<strong>die</strong> Tiefe <strong>de</strong>s Denkens antiker <strong>Mathematik</strong>er. Vor das Problem gestellt, dass <strong>die</strong> antike<br />

Arithmetik nicht ausdrucksstark genug war, um alle in <strong>de</strong>r Geometrie konstruierbaren<br />

Größenverhältnisse beschreiben zu können, ersann Eudoxos <strong>die</strong> in <strong>de</strong>n <strong>Elemente</strong>n<br />

referierte Proportionenlehre. Sie soll Größenverhältnisse (Proportionen) auch dort noch<br />

beschreibbar machen, wo <strong>die</strong> (antike) Arithmetik versagt. 11<br />

Das hier präsentierte äußerst knappe Exzerpt <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong> unterschlägt <strong>de</strong>n<br />

beeindruckendsten Teil <strong>de</strong>r <strong>Elemente</strong>, nämlich <strong>die</strong> Stringenz <strong>de</strong>s von Beweis zu Beweis<br />

voranschreiten<strong>de</strong>n systematischen Aufbaus <strong>de</strong>r <strong>Mathematik</strong> (insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

Planimetrie). Auf <strong>die</strong> Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r Beweise wird (fast) ausnahmslos verzichtet. Die<br />

Strahlkraft <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, dass in <strong>de</strong>n Beweisen außer Axiomen 12 nichts vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

darf, was nicht bereits vorher bewiesen wur<strong>de</strong>, wird <strong>de</strong>swegen hier nicht recht <strong>de</strong>utlich.<br />

11 Eudoxos hat <strong>die</strong>se Theorie entwickelt um auch dann noch Größenverhältnisse (Proportionen) betrachten zu können,<br />

wenn <strong>die</strong>se sich nicht durch Quotienten natürlicher Zahlen (positive Bruchzahlen) beschreiben lassen. Heute<br />

verwen<strong>de</strong>n wir in solchen Fällen irrationale Zahlen (z.B. π für das Verhältnis von Kreisumfang zu<br />

Kreisdurchmesser). Irrationale Zahlen sind reelle Zahlen, <strong>die</strong> sich nicht als <strong>de</strong>r Quotient aus einer natürlichen <strong>und</strong><br />

einer ganzen Zahl darstellen lassen (<strong>die</strong> keine Bruchzahlen sind). Irrationale Zahlen haben eine niemals en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>,<br />

niemals periodisch wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Dezimalbruchentwicklung <strong>und</strong> waren in <strong>de</strong>r <strong>Antike</strong> unbekannt. Manchmal zu lesen<strong>de</strong><br />

Formulierungen wie, dass schon <strong>die</strong>ser o<strong>de</strong>r jener antike <strong>Mathematik</strong>er bewiesen hätte, dass <strong>die</strong>se o<strong>de</strong>r jene Größe<br />

eine irrationale Zahl sei, sind etwas ungenau. Was jeweils bewiesen wur<strong>de</strong> ist, dass etwas nicht mittels rationaler<br />

Zahlen ausgedrückt wer<strong>de</strong>n kann (Beweis <strong>de</strong>r Irrationalität). Ein Konzept irrationaler Zahlen aber gab es in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Antike</strong> nicht. Zur Umgehung genau <strong>die</strong>ser Lücke schuf ja Eudoxos <strong>die</strong> Proportionenlehre.<br />

12 Genauer: nichts außer Axiomen <strong>und</strong> Postulaten (<strong>Euklid</strong> macht da einen heute nicht mehr gebräuchlichen<br />

Unterschied).<br />

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