Frieden leben lernen - mit der Schneller-Mission? - Evangelische ...

Dokumentation: Erfahrungsberichte und Vorträge
2. Mission ist tätige Sozialarbeit
a) Das Wirken Schnellers und seiner Söhne an und für benachteiligte Kinder und
Jugendliche im Nahen Osten (Katja Baur)
Schnellers Vision brach sich schnell an den Realitäten. Er war erschrocken, wie wenig
Infrastruktur es in Palästina gab, wie viele Menschen
bettelten oder Analphabeten waren. Jesu Zuwendung zu
den Schwächsten der Gesellschaft wurde für Schneller
leitend für seine missionarische Sozialarbeit: Jesus, Urbild
eines diakonischen Sozialarbeiters motivierte ihn, zu
heilen, zu teilen, hinzuhören, sich in die Situation der
vielen Strassenkinder in Jerusalem einzufühlen oder das
eigene Essen und Zuhause mit Hungrigen zu teilen.
Gleichzeitig aber versuchte Schneller, die Bettelnden auf
der Strasse ein Handwerk zu lehren, mit dem sie ihr
eigenes Geld verdienen konnten. Und er setzte sich mit
seiner Bibel auf die Strasse, um den herumhängenden
Menschen mit ihr Lesen und Schreiben beizubringen. Wer
den Menschen sozial dienen will, muss sie auch religiös
sozialisieren. Schneller sagte das so: „Ich kann nicht in einem
des Evangeliums so bedürftigen Landes das Wort
Gottes lassen und zu Tisch dienen“(zitiert in: Schneller, Hermann: Johann Ludwig
Schneller, Metzingen, 1971 S.23)
Für Schneller ist der Mensch ein Beziehungswesen. Er ist auf Begegnung mit sich selbst,
den Mitmenschen und mit Gott hin angelegt. Wird eine Ebene ausgeblendet, können
Menschen sich nicht entfalten und sozial leben. Missionsarbeit hilft, die Beziehungsfähigkeit
eines Menschen zu stützen und diesem eine Würde zu geben. Sie ist letztlich. Erziehungsarbeit.
Deshalb ist sie ursächlich sozial, d.h. persönlichkeits- gemeinschafts- und
transzendenzbezogen.
Alle drei Ebenen versuchten die Missionare der Pilgermission St. Chrischona in Jerusalem
zu verwirklichen, doch blieb sichtbarer Erfolg
in Form von zählbaren Konvertiten aus. Die Missionare
wurden an andere Orte entsandt. Schneller
und seine Frau wollten dennoch weiter als Missionare
der Pilgermission St. Chrischona in Jerusalem
arbeiten. So blieben sie dort und arbeiteten unter
primitivsten Bedingungen, aber mit viel Idealismus,
an der Verwirklichung ihrer Vision. Schneller bleibt
Angestellter der Pilgermission und bezieht von dieser
bis 1888 (also über 25 Jahre) sein monatliches
Gehalt, auch wenn er sich immer mehr von dieser
distanziert (indem er z.B. eigenständig Gelder in
Württemberg sammelt oder das Waisenhaus vergrößert,
kurz vor Schnellers Tod war der Bruch mit
der Pilgermission St. Chrischona vollzogen und das
Waisenhaus an den „Verein für das Syrische Waisenhaus
Jerusalem“ angegliedert). Bei seiner Arbeit
konzentriert Schneller sich nun zuerst einmal auf
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