Frieden leben lernen - mit der Schneller-Mission? - Evangelische ...

Dokumentation: Erfahrungsberichte und Vorträge
3. Mission ist Friedensarbeit
a) Missionsarbeit als Konfliktmanagement (Katja Baur)
Wo Menschen unterschiedlicher
Kulturen oder sozialer
Schichtungen aufeinander treffen,
kommt es leicht zu Konflikten, so
auch bei den Schnellers: „Die Kinder
kamen im elendsten ,unreinlichsten
Zustand und manche kränklich in unser
Haus, und es waren lauter neue,
ungeübte Kräfte, wirkend an Kindern,
die einander fremd und feindlich
gegeneinander eingestellt waren“ (J.L:
Schneller, zitiert in EMS: 2010: Frieden leben
lernen, S.36). Von Anfang an
verstehen sich die Schneller
Schulen als Schule für Hoffnung
und Frieden, die einen eigenen
Beitrag zum Frieden im Nahen
Osten leisten. Ihr Ziel ist es, den
Kindern Möglichkeiten aufzuzeigen,
wie man mit Konflikten
konstruktiv umgehen kann. So schreibt Johann Ludwig Schneller: „Und, nicht wahr, wir
fühlen´s einander ab, wir halten uns gegenseitig berufen, ihre Füße aufzurichten auf den Weg des
Friedens“ (zitiert in: Schneller, Hermann: Johann Ludwig Schneller, Metzingen, 1971, S.22)
1959 wurde auf dieser Basis in Amman eine weitere Schneller Schule gegründet. Heute
gibt es eine Schneller Schule im Libanon und eine in Jordanien. Wenn heutige Unternehmen
wie die New Consulting Group in ihrem Leitbild festhalten, dass Mission und
Vision als Orientierung für die Unternehmensstrategie dienen,
(www.inszenagroup.com/sv_mission_vision_leitbild.php) dann kann man sagen, dass
dieses auch für die Schneller Schulen galt und gilt: Die Vision vom Frieden nimmt in
missionarischen Friedensprojekten konkret Gestalt an.
Friede – das ist für Schneller eine Erfahrung zufriedenen Lebens, den die Person mit sich
selbst , den Nächsten und Fernsten sowie mit Gott hat. Insofern ist Frieden mehr als die
Abwesenheit von Krieg. Es ist der Zustand, der Gewalt oder Krieg zu verhindern sucht,
indem Konfliktfähigkeit, Streitschlichtung, aber auch Rituale der Versöhnung eingeübt
werden. Schneller war sich bewusst, dass Frieden ein Geschenk Gottes ist, das wir Menschen
gut zu verwalten haben. Deshalb wurde im Syrischen Waisenhaus täglich um den
Frieden gebetet und Gott zugleich gedankt für den Frieden, der höher ist als alle Vernunft.
Am Abend mussten die, die am Tag gestritten hatten, sich versöhnen und gemeinsam
das Vaterunser beten. Wer Schlimmeres getan hatte, musste in Schnellers Arbeitszimmer
kommen, um mit ihm das Vergehen zu besprechen. Anhand der Bibel zeigte
Schneller den Übeltätern Möglichkeiten der Reue auf. Schneller war bemüht, etliche
Übungsfelder für Friedfertigkeit bereit zu stellen. Er ließ die Kinder z.B. die Spendenmittel,
die aus Deutschland und anderen Ländern kamen, in ein Heft eintragen. So waren al-
42