Frieden leben lernen - mit der Schneller-Mission? - Evangelische ...
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Dokumentation: Erfahrungsberichte und Vorträge<br />
Dor<strong>mit</strong>io Kirche und Augusta Victoria stimmten den Klang <strong>der</strong> Glocken dieser Kirchen<br />
aufeinan<strong>der</strong> ab, sodass über ganz Jerusalem von Bethlehem zum Zion zum Ölberg und<br />
zum <strong>Schneller</strong> Areal die Einladung zu den christlichen Gottesdiensten zu hören war. Das<br />
Gelände des Syrischen Waisenhauses, das vor den Toren Jerusalems lag, war 50 Jahre<br />
nach seiner Gründung größer als die damalige Altstadt Jerusalems. Dieses Areal ist bis<br />
heute erhalten. Das Hauptgebäude und einige Häuser, die nach deutschen Städten benannt<br />
waren, grenzen heute an Mea Shearim an.<br />
Dass es bei den <strong>Schneller</strong>s ein Zuhause für Kin<strong>der</strong> gab, die ansonsten auf <strong>der</strong> Strasse <strong>leben</strong><br />
müssten, sprach sich schnell herum. Nach einem Jahr lebten bereits 41, 1888 dann<br />
mehr als 90 Kin<strong>der</strong> im Waisenhaus. Angehörige mussten sich verpflichten, ihre Kin<strong>der</strong><br />
bis zum 15. Lebensjahr bei den <strong>Schneller</strong>s zu lassen, da<strong>mit</strong> die Erziehung fruchten könne.<br />
<strong>Schneller</strong> schreibt: „Die Kin<strong>der</strong>rettungshäuser sollten also vor <strong>der</strong> bösen Welt draußen bewahren<br />
und <strong>mit</strong> dem Eintritt des Kindes ins Waisenhaus wurde um seine neue Identität gerungen.“<br />
5<br />
Das Zusammen<strong>leben</strong> im Waisenhaus<br />
war klar geregelt: Der Tag begann<br />
<strong>mit</strong> einer Morgenandacht, es<br />
wurde gearbeitet, gelernt, gespielt,<br />
gesungen und abends aus <strong>der</strong> Bibel<br />
vorgelesen. Es gab feste Regeln.<br />
<strong>Schneller</strong> teilte sein Privat<strong>leben</strong> <strong>mit</strong><br />
den Heimkin<strong>der</strong>n, unterrichtete sie<br />
und war dennoch das Oberhaupt.<br />
Jedes Kind bekam eine Schul- und<br />
Berufsausbildung. Die Werkstätten<br />
für Schmiede-, Schreiner- und Töpferlehrlinge,<br />
Schuhmacherei,<br />
Schnei<strong>der</strong>ei, Bäckerei, Buchdruckerei,<br />
Buchbin<strong>der</strong>ei, Maurerei, Landwirtschaft<br />
und Schlosserei führten<br />
zur Bildung einer protestantischen<br />
Mittelschicht. Später wurde zudem eine Klasse für Schullehrer und Evangelisten eingerichtet,<br />
aus <strong>der</strong> führende Vertreter des arabischen Protestantismus hervorgingen. Hier<strong>mit</strong><br />
entstand erstmals eine protestantische Oberschicht in Palästina. Das pädagogische Prinzip<br />
für alle war eine Erziehung zur Verantwortung: Größere Schüler passten auf Kleinere<br />
auf, Schwache wurden von Starken unterstützt; Geben und Nehmen gingen Hand in<br />
Hand. Neben aller Arbeit wurde- wie auch heute in den <strong>Schneller</strong> Schulen- Sport getrieben,<br />
musiziert, im Garten gearbeitet, Tiere versorgt und <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> gefeiert. Alle Sinne<br />
wurden aktiviert, um die Ganzheit <strong>der</strong> Persönlichkeit zu formen. <strong>Schneller</strong> sagt das so:<br />
„Was ist bildsamer, was ist viel versprechen<strong>der</strong> als ein Kind?[...] Unser Haus ist eine Erziehungs-<br />
und Bildungsanstalt, wo arme Menschenkin<strong>der</strong> zu nützlichen Glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> menschlichen<br />
Gesellschaft erzogen und gebildet werden“(Akel, Samir(1978): Der Pädagoge und <strong>Mission</strong>ar<br />
Johann Ludwig <strong>Schneller</strong> und seine Erziehungsanstalten, Bielefeld. S.100) „Seine<br />
(<strong>Schneller</strong>s) Kin<strong>der</strong> sollten <strong>der</strong> <strong>Mission</strong>ierung Palästinas dienen; sie sollten unter den Mohammedanern<br />
im Lande ´Salz und Licht´ sein. Durch ein vorbildliches christliches Leben<br />
sollten sie auf die Umgebung wirken und sie zur Nachahmung ermutigen.“ 6<br />
5<br />
Eissler, Jakob (1999):Der Kaiser reist ins Hl. Land, 15.<br />
6<br />
<strong>Schneller</strong>, Hermann: Johann Ludwig <strong>Schneller</strong>, Metzingen, 1971, S.49<br />
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