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Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter

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„Da, wo meine Vorfahren herkommen, ist<br />

der Berg, auf dem die Arche Noah auf festem<br />

Boden gelandet ist“, so erläutert Aida<br />

Begijanian es gern, wenn sie wieder einmal<br />

gefragt wird, woher sie denn stamme.<br />

Sie und ihre Familie sind armenische<br />

Christen aus dem Iran. Und dieses<br />

„Armenien“ liegt im Grenzgebiet von<br />

Iran und Türkei, Aserbaidschan und<br />

Georgien.<br />

Armenier gehören wohl zu den ältesten<br />

christlichen Gemeinden. Das schützt<br />

sie nicht vor Unterdrückung und Unsicherheit.<br />

Viele werden sich an Nachrichten<br />

erinnern, die von Gewalt, Krieg,<br />

Rivalitäten und ungeklärten Grenzen<br />

berichten.<br />

Familie Begijanian verließ auf heimlichen<br />

Wegen vor elf Jahren das Land, das<br />

bis dahin ihre Heimat war. Seitdem leben<br />

sie in Deutschland, mitten unter uns hier<br />

in <strong>Xanten</strong>.<br />

10<br />

Heimat finden<br />

In Deutschland zu Hause trotz allem | Interview<br />

Ich frage sie, was denn für sie<br />

„Heimat“ ist und sie sagt: „Hier, wo ich<br />

jetzt bin. Hier ist mein Mann, meine<br />

Familie, Menschen, mit denen mich viel<br />

verbindet. Hier leben wir.“ „Und Ihre frühere<br />

Heimat?“, frage ich. „Das ist in meiner<br />

Erinnerung. Gutes und Schlimmes.<br />

Das ist weit weg. Und davon möchte ich<br />

auch nicht viel erinnern.“<br />

Also sprechen wir über ihr Leben in<br />

<strong>Xanten</strong>. Frau Begijanian versucht, mir zu<br />

vermitteln, wie ihr Lebensgefühl ist: „Ich<br />

danke Gott am Abend für einen guten Tag,<br />

den ich erlebt habe und bitte darum, dass<br />

der nächste Tag gut ist. An den dritten Tag<br />

denke ich nicht. So weit im Voraus ist es<br />

schwer, zu denken.“<br />

Was sie damit ausdrückt, verstehe ich<br />

besser, als ich erfahre, dass die Familie<br />

seit elf Jahren mit einer „Duldung“ leben<br />

muss, dem unsichersten Aufenthaltsstatus,<br />

den es in unserem Land gibt.<br />

Monatlich müssen sie einen Antrag auf<br />

eine Verlängerung dieser Duldung stellen.<br />

Sie dürfen sich nur in einem engen<br />

Umkreis frei bewegen. Schon für einen<br />

Besuch in der nächsten armenischen<br />

Gemeinde in Köln muss solch eine<br />

schriftliche Erlaubnis vom Sozialamt<br />

oder vom Ausländeramt erbeten werden.<br />

Am schwierigsten aber ist, dass die<br />

Familie durch diese ganze lange Zeit<br />

keine Chance bekommt, selbst für den<br />

Lebensunterhalt zu sorgen. Sie erhalten<br />

die „Hilfe zum Lebensunterhalt“ vom<br />

Sozialamt in Form von „Gutscheinen“.<br />

Das sind knallrote Zettel, auf denen der

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