Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
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Im Jahrzehnt vor 1900 hatte die<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirchengemeinde</strong> einen<br />
Kirchmeister, der sich intensiv mit ihrer<br />
Geschichte und der der Stadt <strong>Xanten</strong><br />
befasst hat.<br />
In seinen umfangreichen handschriftlich<br />
überlieferten Notizen zitiert Friedrich<br />
Wilhelm Illinger aus dem Jahre 1821<br />
Arnold Roters: „Bis im Jahre 1794 waren<br />
die Bürger der Stadt <strong>Xanten</strong> in zwei<br />
Klassen getheilt, nämlich Bürger und<br />
Einwohner. Das Bürgerrecht erbten die<br />
Söhne von den Eltern. Wer kein Bürger<br />
war, hatte keinen Zutritt zu den Wahlen,<br />
kein Recht an der Jagd und an das<br />
Eigenthum der Gemeinde. Er durfte kein<br />
Handel oder Geschäft betreiben oder musste<br />
sich zuerst das Bürgerrecht kaufen. Alle<br />
Handwerke hatten ihre Zünfte. Keiner<br />
durfte sein Handwerk treiben als Meister,<br />
wenn er nicht zuvor sein Meisterstück<br />
angefertigt und das Meisterrecht bezahlt<br />
hatte. Die Bürgerschaft der Stadt war in<br />
zwei Compagnien eingetheilt, welche jährlich<br />
an gewissen Tagen, nämlich die St.<br />
Helena Compagnie auf den 2ten Montag<br />
nach Ostern, die Victors Comp. am 1sten<br />
12<br />
Heimat finden<br />
Heimat <strong>Xanten</strong> | und Bürger Zweiter Klasse<br />
Maij und die Junggesellen am Pfingstmontag<br />
nach der Scheibe schossen, wozu<br />
jeder Bürger bei einer gewissen Geldstrafe<br />
verbunden war, wenn nicht gewisse Geschäfte<br />
oder Krankheit ihn verhinderten.<br />
Auch sollten sie bei der Fronleichnams<br />
Prossession mitwirken und hatte jeder eine<br />
jährliche Zulage von dem Magistrat und<br />
dem Kapitel. Sowohl auf dem Lande als in<br />
den Städten waren dergleichen Compagnien,<br />
welche man eigentlich „Schuttereien“<br />
nannte, und dienten in frühern Zeiten zur<br />
Vertheidigung auswärtiger Anfälle, so war<br />
jeder Bürger und Bauer gebührend Soldat,<br />
der seinen Herd, sein Weib, Kinder so wie<br />
alles, was er hatte selbst verteidigen musste.“<br />
Auch wenn heute kein männlicher<br />
Stadtbewohner derartige Aufgaben mehr<br />
wahrnehmen muss, ist der Unterschied<br />
zwischen Zugezogenen und schon seit<br />
mehreren Generationen in <strong>Xanten</strong> Beheimateten<br />
im scherzhaften Miteinander<br />
gelegentlich nicht zu überhören.<br />
Jürgen Rosen