Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
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Was ist Heimat? – gar nicht so einfach, das<br />
mit einem Wort oder einem Satz zu sagen.<br />
Für mich jedenfalls hat Heimat viele Facetten<br />
und die Antwort sieht anders aus, je<br />
nachdem, welchen Vergleichsmaßstab ich<br />
anlege, wo ich also fremd bin:<br />
Wenn ich etwa alleine mit dem Auto<br />
aus Taizé (Burgund, Frankreich) zurück<br />
komme, beginnt die Heimat an der französisch-luxemburgischen<br />
Grenze: Da ich<br />
nicht französisch spreche, hoffe ich bis<br />
dahin inständig, dass es auf der Wegstrecke<br />
durch Frankreich keine Probleme<br />
mit dem Auto gibt.<br />
Bin ich dann an der französisch-luxemburgischen<br />
Grenze, ist es schon besser,<br />
denn ab hier könnte ich mich ggf.<br />
auf deutsch verständigen – hier liegt es<br />
an der Sprache, die die Menschen um<br />
mich herum sprechen und wie ich mich<br />
mit Ihnen verständigen kann. Noch<br />
heimatlicher wird es natürlich an der<br />
luxemburgisch-deutschen Grenze, denn<br />
ab da ist insgesamt Vertrautheit gegeben:<br />
Vertrautheit mit Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
und anderen Verkehrsregeln,<br />
mit der Art und Weise, auf eine<br />
Autobahn auf- oder abzufahren, mit der<br />
Ausstattung einer Autobahnraststätte,<br />
mit den Speisen und Waren, die es dort zu<br />
kaufen gibt, was sie üblicherweise kosten,<br />
wie die Toiletten beschaffen sind usw.<br />
Früher war ein wichtiger Faktor auch<br />
die eigene, bekannte Währung, also die<br />
D-Mark. Heute ist für mich der Euro ein<br />
europäischer Heimatfaktor, weil man<br />
6<br />
Heimat finden<br />
Heimat | Erfahrungen<br />
nicht umrechnen muss, sondern sich mit<br />
dem Geld immerhin auskennt, anders<br />
etwa als vor zwei Jahren bei meinem<br />
Aufenthalt in Israel.<br />
Dann ist da noch das Essen, das so<br />
schmeckt wie „zu Hause“, und das Bier,<br />
das nirgendwo so schmeckt, wie eben<br />
hier. Und der Radiosender, mit der Musik,<br />
die ich kenne und den man nur „zu<br />
Hause“ empfangen kann, weil die Wellen<br />
nicht weiter durch den Äther reichen –<br />
also: Heimat ist da, wo ich WDR (2) hören<br />
kann.<br />
Denn als ich Kind war, konnte ich auf<br />
„UKW“ WDR 1, 2 und 3 empfangen, und<br />
irgendwo noch den niederländischen<br />
Sender Hilversum 3 und den britischen<br />
Soldatensender BFBS – sonst nichts. Da<br />
war WDR 2 mit dem mir vertrauten Programm<br />
eindeutig „Heimat“, einschließlich<br />
der Sendefrequenzen, die ich alle<br />
auswendig kenne.<br />
Zur „Heimat“ gehören also „Sicherheit“<br />
und „Vertrautheit“, aber ich denke,<br />
dazu auch noch „Identifikation“ und<br />
„Zugehörigkeit“:<br />
Heimat ist da, wo ich mich mit dem<br />
Rahmen, in dem ich mich bewege, identifizieren<br />
kann, sei es ganz ernsthaft oder<br />
auch etwas spaßig: So ist „Kirche“ mir<br />
eine wichtige Heimat – hier treffe ich<br />
viele Menschen mit gleichen Grundüberzeugungen<br />
und Grundhaltungen zum<br />
Leben – eine richtig schöne Heimat.