Jahresbericht - Hannah-Arendt-Gymnasium
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der Lebensbegleitung, Erziehung und Bildung der Folgegeneration Mitverantwortung tragen. Was<br />
jeder Pädagoge weiß, hat Pisa schmerzlich offen gelegt: Die Schule muss sich verstärkt auf die<br />
Jahrgänge sieben bis acht, also auf die 13- bis 15jährigen konzentrieren, wie sie es für die<br />
Erprobungsstufe und die gymnasiale Oberstufe mit Erfolg getan hat. Allerdings kann die Schule<br />
nicht wettmachen, was die Familie sträflich versäumt. Die Bluttat von Erfurt fordert zum<br />
Nachdenken darüber heraus, ob die Schule den Menschen als Person genügend fördert und stärkt<br />
und Vertrauensbeziehungen nie abbrechen lässt. Professor Böhm entfaltete sodann<br />
Gedankenschritte auf dem Weg zu einer Bildung mit menschlichen Maß und fragte abschließend<br />
nach einer wirksamen Antwort speziell des <strong>Gymnasium</strong>s auf Pisa und Erfurt. Fazit: Schule muss<br />
nicht neu erfunden werden. Die in der gymnasialen Entwicklung wirksam gewordene<br />
pädagogische Vernunft bleibt unverzichtbar. Die Lehrenden sind der Schlüssel für jede<br />
Bildungsreform - Pädagogen aus Leidenschaft, die das Glück ihres Berufes nicht darin sehen,<br />
Schüler ständig zu Höchstleistungen anzuspornen, sondern ihre Begeisterung zu wecken. „Wir<br />
können den Jugendlichen zwar keine zukünftigen Krisen abnehmen, aber wir können ihnen das<br />
Rückgrat stärken, sie zu bestehen". Professor Böhm hat in der Geschichte des HAG Spuren<br />
hinterlassen, wie Hubertus Assig in seinem Dank an den Referenten hervorhob: Schon vor Jahren<br />
hat er Anregungen zur Werteerziehung gegeben, die Arbeit am Schulprogramm begleitet und in<br />
seinem Festvortrag dafür plädiert, durch die gymnasiale Bildung und Erziehung der<br />
Menschlichkeit ein Dach zu geben.<br />
Artikel aus den „Westfälischen Nachrichten“ vom 18.6.2003<br />
Für eine Bildung nach menschlichem Maß<br />
Vom bleibenden Auftrag des <strong>Gymnasium</strong>s<br />
nach Pisa und Erfurt<br />
Prof. Günter Böhm (Münster)<br />
Auszug aus dem Festvortrag anlässlich<br />
des 40. Jubiläums des Freundeskreises<br />
am 05. Juli 2003<br />
Schule muss nicht neu erfunden werden<br />
[ ]<br />
Ich belege die Unausweichlichkeit eines neuen bildungspolitischen Diskurses an fünf<br />
Folgerungen aus dem PISA-Befund und ergänze sie durch eine Anmerkung auf<br />
Grund der Geschehnisse in Erfurt im April 2002.<br />
Sicherlich hat die Untersuchung nicht ein umfassendes Spektrum des gesamten schulischen<br />
Lernprogramms insbesondere deutscher Schulen erhoben. Der Bereich fremdsprachlicher<br />
Kenntnisse, des geographischen und historischen Wissens, der politischen, ethischen und<br />
religiösen Bildung und künstlerischer Gestaltung ist ausgespart. Wie viele Erfahrungen beim<br />
Schüleraustausch belegen, schneiden deutsche Schüler in der fremdsprachlichen Kompetenz<br />
erheblich besser ab als ihre angelsächsischen Altersgenossen. Es wäre gleichwohl gefährlich, die<br />
schlechten Untersuchungsergebnisse deutscher Schülerinnen und Schüler vor diesem Hintergrund<br />
zu relativieren. Leseverständnis, mathematische Grundbildung und naturwissenschaftliches<br />
Verstehen gehören zu den Basisfähigkeiten für heutige und künftige Lebensbewältigung. Hier<br />
müssen nachhaltigere Erträge erreicht werden.<br />
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