22.11.2012 Aufrufe

neue besen - Haufe.de

neue besen - Haufe.de

neue besen - Haufe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gibt es Ten<strong>de</strong>nzen, steuerliche Verluste<br />

bei Immobilien weiter einzuschränken?<br />

Haarmann: Im Prinzip nicht. Es sei<br />

<strong>de</strong>nn, solche Verluste sind in Geschlossenen<br />

Fonds angefallen, und dort fehlt<br />

die Haft ung <strong>de</strong>r Anleger; dann kommt<br />

es zu Einschränkungen. Außer<strong>de</strong>m sind<br />

alle Gestaltungen, die mo<strong>de</strong>llhaft en Charakter<br />

haben, in ihrer steuerlichen Auswirkung<br />

eingeschränkt. Das gilt allerdings<br />

vor allem für Geschlossene Fonds,<br />

die sich auf an<strong>de</strong>re Anlagen spezialisiert<br />

haben, zum Beispiel für Medienfonds.<br />

Erwarten Sie, dass Immobilien im Gefolge<br />

<strong>de</strong>r Neiddiskussion eines Tages in die<br />

Abgeltungsteuer einbezogen wer<strong>de</strong>n?<br />

Haarmann: Nein, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

hatte schon unglaubliche Schwierigkeiten,<br />

dies mit <strong>de</strong>n Veräußerungsgewinnen<br />

zu tun. Das dürft e ihm Lehre genug<br />

sein, sich nicht weiter damit zu beschäftigen.<br />

Allenfalls <strong>de</strong>r Abgeltungsteuersatz<br />

mag unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />

in die Diskussion kommen.<br />

Und wie steht es um die Liebhaberei, von<br />

<strong>de</strong>r Vermieter betroff en sein könnten,<br />

wenn sie keine Mietüberschüsse erwirtschaft<br />

en?<br />

Haarmann: Das ist zwar möglich, aber<br />

die Rechtsprechung war in diesem Punkt<br />

bisher immer sehr zurückhaltend. Ich<br />

fi n<strong>de</strong>, zu Recht, <strong>de</strong>nn die Hoff nung stirbt<br />

immer zuletzt, auch aus Vermietersicht.<br />

Ich sehe in puncto Liebhaberei keine<br />

akute Gefahr. Im Übrigen ist das Th ema<br />

Immobilien, steuerlich gesehen, von <strong>de</strong>r<br />

Bildfl äche <strong>de</strong>s Gesetzgebers verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Nicht so das Th ema Unternehmen. Was<br />

trifft sie im Zuge <strong>de</strong>r Wirtschaft skrise<br />

beson<strong>de</strong>rs hart?<br />

Haarmann: Dort entstehen hohe Verluste,<br />

und es gibt erhebliche Probleme<br />

wegen <strong>de</strong>r Zinsschranke, die nur einen<br />

beschränkten Zinsabzug vorsieht; davon<br />

sind viele Unternehmer betroff en.<br />

Außer<strong>de</strong>m müssen viele Unternehmen<br />

verkauft wer<strong>de</strong>n; dann verlieren die Verkäufer<br />

ihre Verlustvorträge – ein großes<br />

Problem. Und schließlich haben Unter-<br />

nehmer mit <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>ststeuer zu kämpfen:<br />

Wenn sie die Krise überwun<strong>de</strong>n<br />

haben und Gewinne erzielen, können sie<br />

ihre Verlustvorträge nur eingeschränkt<br />

nutzen. Das heißt, 40 Prozent <strong>de</strong>r Gewinne<br />

(oberhalb einer Million Euro,<br />

zwei Millio nen Euro für Zusammenveranlagte)<br />

müssen versteuert wer<strong>de</strong>n, auch<br />

wenn hohe Verlustvorträge vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind; und sogar wenn man Verluste hat,<br />

können Einkommen- o<strong>de</strong>r Körperschaft -<br />

steuer o<strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re Gewerbesteuer<br />

anfallen.<br />

Hat <strong>de</strong>nn die Unternehmensteuerreform<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 2008 nichts gebracht?<br />

Haarmann: Sie war eine Reform für<br />

schönes Wetter. Jetzt haben wir aber miserables<br />

Wetter, sodass die Maßnahmen,<br />

die damals getroff en wur<strong>de</strong>n, hinten und<br />

vorne nicht mehr passen, wie die Zinsschranke<br />

o<strong>de</strong>r die Verlustvernichtungsklausel<br />

bei <strong>de</strong>r Übertragung von Anteilen.<br />

Auch müsste dringend etwas mit<br />

<strong>de</strong>m Sanierungserlass geschehen: Wenn<br />

„ Immobilien dürften im Gefolge <strong>de</strong>r Neiddiskussion nicht<br />

in die Abgeltungsteuer einbezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

Gesetzgeber hatte schon unglaubliche Schwierigkeiten,<br />

dies mit <strong>de</strong>n Veräußerungsgewinnen zu tun. Allenfalls<br />

<strong>de</strong>r Abgeltungsteuersatz mag unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />

in die Diskussion kommen.“<br />

Gläubiger in <strong>de</strong>r Krise auf For<strong>de</strong>rungen<br />

verzichten, sollten die Schuldner nicht<br />

dazu gezwungen sein, <strong>de</strong>n Verzicht auf<br />

die For<strong>de</strong>rungen als Gewinn zu versteuern.<br />

Dazu gibt es zwar einen Erlass, aber<br />

<strong>de</strong>r funktioniert häufi g nicht und gilt<br />

nicht für die Gewerbesteuer.<br />

Macht sich <strong>de</strong>shalb im Mittelstand<br />

schon Frustration breit?<br />

Haarmann: In gewisser Weise, ja. Auf<br />

<strong>de</strong>r einen Seite wer<strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>n für<br />

die Sanierung von Banken ausgegeben,<br />

aber dort, wo ebenfalls dringen<strong>de</strong>r<br />

Handlungsbedarf besteht, tut sich nichts.<br />

Die Krise hat ja gera<strong>de</strong> erst begonnen.<br />

Der Mittelstand hat zwar teilweise noch<br />

Auft ragsbestän<strong>de</strong>, aber die gehen allmählich<br />

zur Neige. Erst jetzt merkt man,<br />

37<br />

was wirklich los ist, und <strong>de</strong>nkt auch über<br />

die steuerlichen Konsequenzen nach.<br />

Verfügt nicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

über genug Substanz, um die Krise zu<br />

überstehen, etwa in Form von Immobilien?<br />

Haarmann: Zum Teil ja. In <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

haben sich jedoch viele Unternehmen<br />

im Hinblick auf einen hohen<br />

Sharehol<strong>de</strong>r Value von ihren Immobilien<br />

getrennt. Denn Immobilien haben die<br />

Bilanzen verlängert, sodass die Kennzahlen<br />

von Unternehmen mit hohem<br />

Immobilienbestand schlechter waren.<br />

Wer allerdings die Erlöse aus diesen Verkäufen<br />

als Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ausgeschüttet hat,<br />

statt sie im Unternehmen zu behalten,<br />

bekommt jetzt Probleme.<br />

Erwarten Sie, dass Unternehmen jetzt<br />

aus lauter Not Immobilien verkaufen<br />

müssen?<br />

Haarmann: Falls man über genug Substanz<br />

verfügt, verkauft man natürlich auch<br />

Immobilien. Wenn es sich<br />

dabei um Betriebsgrundstücke<br />

han<strong>de</strong>lt, bietet sich<br />

ein Sale-lease-back an,<br />

also Verkauf mit Miete,<br />

damit genug Liquidität da<br />

ist. Doch dazu bedarf es<br />

einer Finanzierung, und<br />

die bekommt man heute<br />

nicht ohne Weiteres, weil<br />

die Banken ihrerseits aus Mangel an eigener<br />

Liquidität ziemlich zugeknöpft sind.<br />

Erst wenn eine Bad Bank – o<strong>de</strong>r mehrere<br />

– dieses Problem lösen hilft , wird sich<br />

einiges bessern.<br />

Gibt es einen an<strong>de</strong>ren Grund, Immobilien<br />

gera<strong>de</strong> jetzt nicht zu verkaufen?<br />

Haarmann: Ja, <strong>de</strong>nn am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r jetzi -<br />

gen Krise sehe ich eine Infl ation kommen.<br />

Sie dürft e <strong>de</strong>n einzigen Ausweg aus <strong>de</strong>r<br />

Krise bil<strong>de</strong>n. Dann wer<strong>de</strong>n gut vermietete<br />

Immobilien sehr gefragt sein und als<br />

Substanzwerte fantastische Anlagemöglichkeiten<br />

bieten. Das gilt natürlich nicht<br />

für leer stehen<strong>de</strong> Bürogebäu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

in erster Linie für gut vermietete Wohnimmobilien<br />

in Städten mit Zukunft , also<br />

mit wachsen<strong>de</strong>r Bevölkerung. �|<br />

www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong> 05 I 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!