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Gibt es Ten<strong>de</strong>nzen, steuerliche Verluste<br />
bei Immobilien weiter einzuschränken?<br />
Haarmann: Im Prinzip nicht. Es sei<br />
<strong>de</strong>nn, solche Verluste sind in Geschlossenen<br />
Fonds angefallen, und dort fehlt<br />
die Haft ung <strong>de</strong>r Anleger; dann kommt<br />
es zu Einschränkungen. Außer<strong>de</strong>m sind<br />
alle Gestaltungen, die mo<strong>de</strong>llhaft en Charakter<br />
haben, in ihrer steuerlichen Auswirkung<br />
eingeschränkt. Das gilt allerdings<br />
vor allem für Geschlossene Fonds,<br />
die sich auf an<strong>de</strong>re Anlagen spezialisiert<br />
haben, zum Beispiel für Medienfonds.<br />
Erwarten Sie, dass Immobilien im Gefolge<br />
<strong>de</strong>r Neiddiskussion eines Tages in die<br />
Abgeltungsteuer einbezogen wer<strong>de</strong>n?<br />
Haarmann: Nein, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
hatte schon unglaubliche Schwierigkeiten,<br />
dies mit <strong>de</strong>n Veräußerungsgewinnen<br />
zu tun. Das dürft e ihm Lehre genug<br />
sein, sich nicht weiter damit zu beschäftigen.<br />
Allenfalls <strong>de</strong>r Abgeltungsteuersatz<br />
mag unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />
in die Diskussion kommen.<br />
Und wie steht es um die Liebhaberei, von<br />
<strong>de</strong>r Vermieter betroff en sein könnten,<br />
wenn sie keine Mietüberschüsse erwirtschaft<br />
en?<br />
Haarmann: Das ist zwar möglich, aber<br />
die Rechtsprechung war in diesem Punkt<br />
bisher immer sehr zurückhaltend. Ich<br />
fi n<strong>de</strong>, zu Recht, <strong>de</strong>nn die Hoff nung stirbt<br />
immer zuletzt, auch aus Vermietersicht.<br />
Ich sehe in puncto Liebhaberei keine<br />
akute Gefahr. Im Übrigen ist das Th ema<br />
Immobilien, steuerlich gesehen, von <strong>de</strong>r<br />
Bildfl äche <strong>de</strong>s Gesetzgebers verschwun<strong>de</strong>n.<br />
Nicht so das Th ema Unternehmen. Was<br />
trifft sie im Zuge <strong>de</strong>r Wirtschaft skrise<br />
beson<strong>de</strong>rs hart?<br />
Haarmann: Dort entstehen hohe Verluste,<br />
und es gibt erhebliche Probleme<br />
wegen <strong>de</strong>r Zinsschranke, die nur einen<br />
beschränkten Zinsabzug vorsieht; davon<br />
sind viele Unternehmer betroff en.<br />
Außer<strong>de</strong>m müssen viele Unternehmen<br />
verkauft wer<strong>de</strong>n; dann verlieren die Verkäufer<br />
ihre Verlustvorträge – ein großes<br />
Problem. Und schließlich haben Unter-<br />
nehmer mit <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>ststeuer zu kämpfen:<br />
Wenn sie die Krise überwun<strong>de</strong>n<br />
haben und Gewinne erzielen, können sie<br />
ihre Verlustvorträge nur eingeschränkt<br />
nutzen. Das heißt, 40 Prozent <strong>de</strong>r Gewinne<br />
(oberhalb einer Million Euro,<br />
zwei Millio nen Euro für Zusammenveranlagte)<br />
müssen versteuert wer<strong>de</strong>n, auch<br />
wenn hohe Verlustvorträge vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind; und sogar wenn man Verluste hat,<br />
können Einkommen- o<strong>de</strong>r Körperschaft -<br />
steuer o<strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re Gewerbesteuer<br />
anfallen.<br />
Hat <strong>de</strong>nn die Unternehmensteuerreform<br />
aus <strong>de</strong>m Jahr 2008 nichts gebracht?<br />
Haarmann: Sie war eine Reform für<br />
schönes Wetter. Jetzt haben wir aber miserables<br />
Wetter, sodass die Maßnahmen,<br />
die damals getroff en wur<strong>de</strong>n, hinten und<br />
vorne nicht mehr passen, wie die Zinsschranke<br />
o<strong>de</strong>r die Verlustvernichtungsklausel<br />
bei <strong>de</strong>r Übertragung von Anteilen.<br />
Auch müsste dringend etwas mit<br />
<strong>de</strong>m Sanierungserlass geschehen: Wenn<br />
„ Immobilien dürften im Gefolge <strong>de</strong>r Neiddiskussion nicht<br />
in die Abgeltungsteuer einbezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />
Gesetzgeber hatte schon unglaubliche Schwierigkeiten,<br />
dies mit <strong>de</strong>n Veräußerungsgewinnen zu tun. Allenfalls<br />
<strong>de</strong>r Abgeltungsteuersatz mag unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />
in die Diskussion kommen.“<br />
Gläubiger in <strong>de</strong>r Krise auf For<strong>de</strong>rungen<br />
verzichten, sollten die Schuldner nicht<br />
dazu gezwungen sein, <strong>de</strong>n Verzicht auf<br />
die For<strong>de</strong>rungen als Gewinn zu versteuern.<br />
Dazu gibt es zwar einen Erlass, aber<br />
<strong>de</strong>r funktioniert häufi g nicht und gilt<br />
nicht für die Gewerbesteuer.<br />
Macht sich <strong>de</strong>shalb im Mittelstand<br />
schon Frustration breit?<br />
Haarmann: In gewisser Weise, ja. Auf<br />
<strong>de</strong>r einen Seite wer<strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>n für<br />
die Sanierung von Banken ausgegeben,<br />
aber dort, wo ebenfalls dringen<strong>de</strong>r<br />
Handlungsbedarf besteht, tut sich nichts.<br />
Die Krise hat ja gera<strong>de</strong> erst begonnen.<br />
Der Mittelstand hat zwar teilweise noch<br />
Auft ragsbestän<strong>de</strong>, aber die gehen allmählich<br />
zur Neige. Erst jetzt merkt man,<br />
37<br />
was wirklich los ist, und <strong>de</strong>nkt auch über<br />
die steuerlichen Konsequenzen nach.<br />
Verfügt nicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelstand<br />
über genug Substanz, um die Krise zu<br />
überstehen, etwa in Form von Immobilien?<br />
Haarmann: Zum Teil ja. In <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
haben sich jedoch viele Unternehmen<br />
im Hinblick auf einen hohen<br />
Sharehol<strong>de</strong>r Value von ihren Immobilien<br />
getrennt. Denn Immobilien haben die<br />
Bilanzen verlängert, sodass die Kennzahlen<br />
von Unternehmen mit hohem<br />
Immobilienbestand schlechter waren.<br />
Wer allerdings die Erlöse aus diesen Verkäufen<br />
als Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ausgeschüttet hat,<br />
statt sie im Unternehmen zu behalten,<br />
bekommt jetzt Probleme.<br />
Erwarten Sie, dass Unternehmen jetzt<br />
aus lauter Not Immobilien verkaufen<br />
müssen?<br />
Haarmann: Falls man über genug Substanz<br />
verfügt, verkauft man natürlich auch<br />
Immobilien. Wenn es sich<br />
dabei um Betriebsgrundstücke<br />
han<strong>de</strong>lt, bietet sich<br />
ein Sale-lease-back an,<br />
also Verkauf mit Miete,<br />
damit genug Liquidität da<br />
ist. Doch dazu bedarf es<br />
einer Finanzierung, und<br />
die bekommt man heute<br />
nicht ohne Weiteres, weil<br />
die Banken ihrerseits aus Mangel an eigener<br />
Liquidität ziemlich zugeknöpft sind.<br />
Erst wenn eine Bad Bank – o<strong>de</strong>r mehrere<br />
– dieses Problem lösen hilft , wird sich<br />
einiges bessern.<br />
Gibt es einen an<strong>de</strong>ren Grund, Immobilien<br />
gera<strong>de</strong> jetzt nicht zu verkaufen?<br />
Haarmann: Ja, <strong>de</strong>nn am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r jetzi -<br />
gen Krise sehe ich eine Infl ation kommen.<br />
Sie dürft e <strong>de</strong>n einzigen Ausweg aus <strong>de</strong>r<br />
Krise bil<strong>de</strong>n. Dann wer<strong>de</strong>n gut vermietete<br />
Immobilien sehr gefragt sein und als<br />
Substanzwerte fantastische Anlagemöglichkeiten<br />
bieten. Das gilt natürlich nicht<br />
für leer stehen<strong>de</strong> Bürogebäu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />
in erster Linie für gut vermietete Wohnimmobilien<br />
in Städten mit Zukunft , also<br />
mit wachsen<strong>de</strong>r Bevölkerung. �|<br />
www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong> 05 I 2009